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36 37 PASTA! PASSAUER STADTMAGAZIN NOVEMBER 2013 PASSAUER STADTMUSIKANTEN PASSAUER STADTMUSIKANTEN PASTA! Welche Vor- und Nachteile hat die Okarina im Vergleich zur Blockflöte? UNFRIED Bei der Okarina ist der Ton emp- findlicher und auch die Intonation ist schwie- riger. Dieser Nachteil ist aber auch ein Vor- teil, weil ich den Ton dadurch viel expressiver spielen kann. Ich kann zum Beispiel mit mehr Vibrato spielen oder verschiedene Sounds er- zeugen, indem ich den Blasdruck variiere. Das macht die Okarina so interessant. PASTA! Ist die Okarina also ein Instrument, das für Anfänger eher ungeeignet ist? UNFRIED Nein, ganz im Gegenteil, denn es gibt ja viele verschiedene Okarinas. Die kleins- ten Modelle haben lediglich vier Löcher. Sie sind damit noch einfacher zu spielen als eine Blockflöte, bei der ich alle Finger brauche. Man kann die Okarina sehr gut in der musikalischen Früherziehung einsetzen. PASTA! Bei so viel Begeisterung für das Ins- trument könntest Du glatt im Vertrieb eines Okarina-Herstellers arbeiten. UNFRIED Nein, das wäre nichts für mich, aber ich sehe mich schon als eine Okarina-Bot- schafterin. Meine Intention ist es, die Okarina auch bei uns bekannter zu machen und zu zei- gen, dass sie ein seriöses Instrument ist, das man sowohl solistisch als auch im Ensemble einsetzen kann. PASTA! Du spielst eine besondere Okarina, oder? UNFRIED Ja, ich spiele eine so genannte Triple-Okarina. Auf der ursprünglichen Okari- na, die 1850 erfunden wurde und mit zehn Fin- gern gespielt wird, lassen sich schon Töne in einem Umfang von anderthalb Oktaven produ- zieren. Aber man kann sie halt nicht überblasen wie eine Rohrflöte, das heißt, die hohen Töne lassen sich auf der traditionellen Okarina auf- grund ihrer Bauform nicht spielen. Deswegen hat man sie modifiziert und eine zweite bezie- hungsweise dritte Resonanzkammer hinzuge- fügt. Bei der Triple-Okarina habe ich also drei Mundstücke und drei Resonanzkammern, wes- wegen ich auch hohe Töne spielen kann und ei- nen Tonumfang von drei Oktaven habe. PASTA! Bevor Du angefangen hast, Okarina zu spielen, hast Du Blockflöte gespielt. Hat es Dich irgendwann genervt, ein Instrument zu spielen, das landläufig als Einsteiger- und Kinderinstrument gilt? UNFRIED Für mich war die Blockflöte nie ein Kinderinstrument. Ich wurde von Inge Reinelt in Passau unterrichtet, habe an vielen Meisterkursen und Wettbewerben teilgenom- men und sehr intensiv Blockflöte gespielt. Für mich war sie immer ein vollwertiges Instru- ment, genauso wie Klavier und Kirchenorgel. Mit 18, 19 war mir aber das Musizieren auf der Blockflöte zu einseitig. Auf alte Musik bezie- hungsweise Kirchenmusik und die damit ver- bundenen Konzertorte beschränkt zu sein, auch bei anspruchsvollen Konzerten nur 30 oder 40 Zuhörer zu haben und in einem eher steifen Rahmen zu spielen, waren Aspekte, die mich zunehmend gestört haben. Ich hat- te damals große Lust, auch Elemente aus dem Jazz, der Weltmusik, der traditionellen Volks- musik und der Klassik in meine Konzerte und in meine Spielweise einfließen zu lassen. Mit der Okarina konnte ich das ganz gut verwirk- lichen. PASTA! Wie bist Du auf die Idee gekommen, ausgerechnet Okarina zu spielen? UNFRIED Gar nicht weit von Wildenran- na entfernt, in Oberkappel in Oberösterreich, lebt ein Okarina-Bauer. Ein Musikerkollege von mir kannte ihn und hat uns vorgestellt. Vorher wusste ich so gut wie nichts über diese Instrumente. Der Okarina-Bauer wiederum hat mir vorgeschlagen, an einem Okarina- Festival teilzunehmen, um zu sehen, in wel- chen Musikstilen und -ensembles Okarinas zum Einsatz kommen. Was ich dort gesehen und gehört habe, fand ich so interessant, dass ich mich intensiver mit dem Instrument be- schäftigen wollte. PASTA! Bei Dir ist der Übergang zwischen Studium und Lehre nahtlos verlaufen. Wie hast Du es empfunden, plötzlich vorne zu stehen und Dozentin zu sein? UNFRIED Dadurch, dass ich schon seit zehn Jahren in der Kirchenmusik als Organis- tin und Chorleiterin tätig bin und bereits wäh- rend meines Studiums ein Tutorium an der Uni geleitet habe, war die Umstellung nicht so groß. PASTA! Du leitest seit ein paar Semestern ein Okarina-Ensemble. In Deutschland hat die Universität Passau damit wahrscheinlich ein Alleinstellungsmerkmal, oder? UNFRIED Ja, meines Wissens ist dieses En- semble in der deutschen Universitätslandschaft einzigartig. PASTA! In den letzten Jahren haben Fä- cher wie Gehörbildung, Harmonielehre oder Rhythmik im Studium der angehenden Mu- siklehrerinnen und -lehrer an Bedeutung verloren. Wie siehst Du diese Entwicklung? UNFRIED Aus musikalischer Sicht sehe ich das eher negativ. PASTA! Können Lehrämtlerinnen und Lehrämtler an der Uni noch fundierte musi- kalische Kenntnisse erwerben? UNFRIED Bei der neuen Prüfungsordnung liegt der Fokus auf dem Didaktischen und Me- thodischen. Bei der alten Prüfungsordnung lag der Schwerpunkt im musikalischen Bereich. Damals ging es vor allem um fundierte musik- theoretische Kenntnisse und entsprechende Fähigkeiten auf dem jeweiligen Instrument. Was im Berufsalltag letztlich wichtiger ist, weiß ich nicht. Da fehlt mir noch die nötige Erfahrung. PASTA! Viele Kinder, die ein Musikinstru- ment spielen, kommen irgendwann in eine Phase, in der sie keine Lust mehr haben, zu üben. Wie schaffst Du es als Musikpädago- gin, Kindern Freude am Instrument und am Üben zu vermitteln? ist ein seriöses Instrument! TEXT > BENEDIKT KUHNEN FOTO > FLORIAN WEICHSELBAUMER OKARINA „DIE VERA UNFRIED stammt aus Wildenranna bei Wegscheid. An der Universität Passau, an der sie Musikpädagogik stu- diert hat, ist sie seit drei Jahren als Lehrbeauftragte für Klavier, Blockflöte und Stimmphysiologie tätig. Sie leitet dort außerdem ein Okarina-Ensemble, das in der deutschen Universitätslandschaft wohl seinesgleichen sucht. Als Solistin war sie bereits bei verschiedenen internationalen Okarina-Festi- vals zu hören, zuletzt in Südkorea. Ein Gespräch über Triple-Okarinas, Übefrust und Musizieren im Dirndl. PASTA! Kann es sein, dass Du in Südkorea be- kannter bist als in Niederbayern? UNFRIED Ich glaube schon. In Südkorea ist der Anteil derer, die Okarina spielen, deutlich höher als bei uns. Mittlerweile kennen mich dort schon re- lativ viele, denn ich war im letzten Jahr auf einem Okarina-Festival und dieses Jahr auch auf einem Symposium, zu dem man mich als Musikerin und Dozentin eingeladen hatte. Dadurch hatte ich die Möglichkeit, neben einem Konzertauftritt auch ein Seminar zu leiten. PASTA! Wie sind die südkoreanischen Organisa- toren auf Dich aufmerksam geworden? UNFRIED Der Kontakt ist in der italienischen Kleinstadt Budrio zustande gekommen. Dort findet alle zwei Jahre ein Okarina-Festival statt, weil sie als Geburtsstadt der Okarina gilt. Die Südkorea- ner waren ebenfalls in Budrio, so dass wir uns dort kennengelernt haben. PASTA! Die Okarina ist in Südkorea also popu- lärer als bei uns? UNFRIED Ja, auf jeden Fall, wobei diese Popu- larität der Okarina auch in Südkorea ein relativ jun- ges Phänomen ist. Seit rund zehn Jahren ist sie dort ein sehr angesagtes Instrument. Man kann in Süd- korea an Schulen, Musikschulen und mittlerweile sogar an Musikhochschulen Okarina lernen. Wie ich erfahren habe, wird man an den Hochschulen in absehbarer Zeit auch seinen Abschluss mit Kon- zertfach Okarina machen können.

„Die Okarina Instrument! - vera-unfried.de

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36 37PASTA! PASSAUER STADTMAGAZIN NovEMbER 2013

passauer stadtmusikantenpassauer stadtmusikanten

PASTA! Welche Vor- und Nachteile hat die Okarina im Vergleich zur Blockflöte?

UNFRIED Bei der Okarina ist der Ton emp-findlicher und auch die Intonation ist schwie-riger. Dieser Nachteil ist aber auch ein Vor-teil, weil ich den Ton dadurch viel expressiver spielen kann. Ich kann zum Beispiel mit mehr Vibrato spielen oder verschiedene Sounds er-zeugen, indem ich den Blasdruck variiere. Das macht die Okarina so interessant.

PASTA! Ist die Okarina also ein Instrument, das für Anfänger eher ungeeignet ist?

UNFRIED Nein, ganz im Gegenteil, denn es gibt ja viele verschiedene Okarinas. Die kleins-ten Modelle haben lediglich vier Löcher. Sie sind damit noch einfacher zu spielen als eine Blockflöte, bei der ich alle Finger brauche. Man kann die Okarina sehr gut in der musikalischen Früherziehung einsetzen.

PASTA! Bei so viel Begeisterung für das Ins-trument könntest Du glatt im Vertrieb eines Okarina-Herstellers arbeiten.

UNFRIED Nein, das wäre nichts für mich, aber ich sehe mich schon als eine Okarina-Bot-schafterin. Meine Intention ist es, die Okarina auch bei uns bekannter zu machen und zu zei-gen, dass sie ein seriöses Instrument ist, das man sowohl solistisch als auch im Ensemble einsetzen kann.

PASTA! Du spielst eine besondere Okarina, oder?

UNFRIED Ja, ich spiele eine so genannte Triple-Okarina. Auf der ursprünglichen Okari-na, die 1850 erfunden wurde und mit zehn Fin-gern gespielt wird, lassen sich schon Töne in einem Umfang von anderthalb Oktaven produ-zieren. Aber man kann sie halt nicht überblasen wie eine Rohrflöte, das heißt, die hohen Töne lassen sich auf der traditionellen Okarina auf-grund ihrer Bauform nicht spielen. Deswegen hat man sie modifiziert und eine zweite bezie-hungsweise dritte Resonanzkammer hinzuge-fügt. Bei der Triple-Okarina habe ich also drei

Mundstücke und drei Resonanzkammern, wes-wegen ich auch hohe Töne spielen kann und ei-nen Tonumfang von drei Oktaven habe.

PASTA! Bevor Du angefangen hast, Okarina zu spielen, hast Du Blockflöte gespielt. Hat es Dich irgendwann genervt, ein Instrument zu spielen, das landläufig als Einsteiger- und Kinderinstrument gilt?

UNFRIED Für mich war die Blockflöte nie ein Kinderinstrument. Ich wurde von Inge Reinelt in Passau unterrichtet, habe an vielen Meisterkursen und Wettbewerben teilgenom-men und sehr intensiv Blockflöte gespielt. Für mich war sie immer ein vollwertiges Instru-ment, genauso wie Klavier und Kirchenorgel. Mit 18, 19 war mir aber das Musizieren auf der Blockflöte zu einseitig. Auf alte Musik bezie-hungsweise Kirchenmusik und die damit ver-bundenen Konzertorte beschränkt zu sein, auch bei anspruchsvollen Konzerten nur 30 oder 40 Zuhörer zu haben und in einem eher steifen Rahmen zu spielen, waren Aspekte, die mich zunehmend gestört haben. Ich hat-te damals große Lust, auch Elemente aus dem Jazz, der Weltmusik, der traditionellen Volks-musik und der Klassik in meine Konzerte und in meine Spielweise einfließen zu lassen. Mit der Okarina konnte ich das ganz gut verwirk-lichen.

PASTA! Wie bist Du auf die Idee gekommen, ausgerechnet Okarina zu spielen?

UNFRIED Gar nicht weit von Wildenran-na entfernt, in Oberkappel in Oberösterreich, lebt ein Okarina-Bauer. Ein Musikerkollege von mir kannte ihn und hat uns vorgestellt. Vorher wusste ich so gut wie nichts über diese Instrumente. Der Okarina-Bauer wiederum hat mir vorgeschlagen, an einem Okarina-Festival teilzunehmen, um zu sehen, in wel-chen Musikstilen und -ensembles Okarinas zum Einsatz kommen. Was ich dort gesehen und gehört habe, fand ich so interessant, dass ich mich intensiver mit dem Instrument be-schäftigen wollte.

PASTA! Bei Dir ist der Übergang zwischen Studium und Lehre nahtlos verlaufen. Wie hast Du es empfunden, plötzlich vorne zu stehen und Dozentin zu sein?

UNFRIED Dadurch, dass ich schon seit zehn Jahren in der Kirchenmusik als Organis-tin und Chorleiterin tätig bin und bereits wäh-rend meines Studiums ein Tutorium an der Uni geleitet habe, war die Umstellung nicht so groß.

PASTA! Du leitest seit ein paar Semestern ein Okarina-Ensemble. In Deutschland hat die Universität Passau damit wahrscheinlich ein Alleinstellungsmerkmal, oder?

UNFRIED Ja, meines Wissens ist dieses En-semble in der deutschen Universitätslandschaft einzigartig.

PASTA! In den letzten Jahren haben Fä-cher wie Gehörbildung, Harmonielehre oder Rhythmik im Studium der angehenden Mu-siklehrerinnen und -lehrer an Bedeutung verloren. Wie siehst Du diese Entwicklung?

UNFRIED Aus musikalischer Sicht sehe ich das eher negativ.

PASTA! Können Lehrämtlerinnen und Lehrämtler an der Uni noch fundierte musi-kalische Kenntnisse erwerben?

UNFRIED Bei der neuen Prüfungsordnung liegt der Fokus auf dem Didaktischen und Me-thodischen. Bei der alten Prüfungsordnung lag der Schwerpunkt im musikalischen Bereich. Damals ging es vor allem um fundierte musik-theoretische Kenntnisse und entsprechende Fähigkeiten auf dem jeweiligen Instrument. Was im Berufsalltag letztlich wichtiger ist, weiß ich nicht. Da fehlt mir noch die nötige Erfahrung.

PASTA! Viele Kinder, die ein Musikinstru-ment spielen, kommen irgendwann in eine Phase, in der sie keine Lust mehr haben, zu üben. Wie schaffst Du es als Musikpädago-gin, Kindern Freude am Instrument und am Üben zu vermitteln?

i s t e in ser iöses

I n s t r u m e n t ! “text > benedikt kuhnen

foto > florian weichselbaumer

Okarina „Die

VERA UNFRIED stammt aus Wildenranna bei Wegscheid. An der Universität Passau, an der sie Musikpädagogik stu-diert hat, ist sie seit drei Jahren als Lehrbeauftragte für Klavier, Blockflöte und Stimmphysiologie tätig. Sie leitet dort außerdem ein Okarina-Ensemble, das in der deutschen Universitätslandschaft wohl seinesgleichen sucht. Als Solistin war sie bereits bei verschiedenen internationalen Okarina-Festi-vals zu hören, zuletzt in Südkorea. Ein Gespräch über Triple-Okarinas, Übefrust und Musizieren im Dirndl.

PASTA! Kann es sein, dass Du in Südkorea be-kannter bist als in Niederbayern?

UNFRIED Ich glaube schon. In Südkorea ist der Anteil derer, die Okarina spielen, deutlich höher als bei uns. Mittlerweile kennen mich dort schon re-lativ viele, denn ich war im letzten Jahr auf einem Okarina-Festival und dieses Jahr auch auf einem Symposium, zu dem man mich als Musikerin und Dozentin eingeladen hatte. Dadurch hatte ich die Möglichkeit, neben einem Konzertauftritt auch ein Seminar zu leiten.

PASTA! Wie sind die südkoreanischen Organisa-toren auf Dich aufmerksam geworden?

UNFRIED Der Kontakt ist in der italienischen Kleinstadt Budrio zustande gekommen. Dort findet alle zwei Jahre ein Okarina-Festival statt, weil sie als Geburtsstadt der Okarina gilt. Die Südkorea-ner waren ebenfalls in Budrio, so dass wir uns dort kennengelernt haben.

PASTA! Die Okarina ist in Südkorea also popu-lärer als bei uns?

UNFRIED Ja, auf jeden Fall, wobei diese Popu-larität der Okarina auch in Südkorea ein relativ jun-ges Phänomen ist. Seit rund zehn Jahren ist sie dort ein sehr angesagtes Instrument. Man kann in Süd-korea an Schulen, Musikschulen und mittlerweile sogar an Musikhochschulen Okarina lernen. Wie ich erfahren habe, wird man an den Hochschulen in absehbarer Zeit auch seinen Abschluss mit Kon-zertfach Okarina machen können.

38 39PASTA! PASSAUER STADTMAGAZIN NovEMbER 2013

UNFRIED Ein Patentrezept habe ich nicht. Ich bin keine besonders strenge Lehrerin. Vom zwanghaften Üben halte ich nichts. Die freiwil-lige Beschäftigung mit einem Instrument und die Freude am Spielen sind mir als Lehrerin sehr wichtig. Entscheidend ist die Unterstützung der Kinder durch die Eltern. Kinder zum Üben zu zwingen ist aus meiner Sicht genauso schlecht, wie sich überhaupt nicht für ihre musikalische Entwicklung zu interessieren. Wenn sich Eltern so verhalten, knickt ein Kind erfahrungsgemäß sehr früh ein – es sei denn, es bringt von sich aus eine so große Begeisterung für ein Instrument mit, dass es sich weder durch Zwang noch durch Ignoranz die Freude am Spielen und Üben neh-men lässt. Aber mit solchen Kindern hat man es nur sehr selten zu tun.

PASTA! Du spielst in einer Combo, die sich Familienmusik Hoffmann nennt. Was ist das für ein Ensemble?

UNFRIED Das ist ein Hauzenberger Volks-musik-Ensemble. Volksmusik spiele ich sehr gerne, weil sie sehr lebendig sein kann. Sie lässt einem sehr große Freiheiten für Virtuosität. Das reizt mich an der Volksmusik. Durch das Auswendigspielen, das hier Standard ist, wird das Zusammenspiel gefördert. Man spielt ganz anders als zum Beispiel in der Klassik, bei der sich viele sehr stark auf die Noten konzentrie-ren.

PASTA! In welchen Ensembles spielst Du sonst noch?

UNFRIED In zwei weiteren. Das eine nennt sich Pfiffkas, das andere Tirili. Pfiffkas ist ein fünfköpfiges Volksmusik-Ensemble, Tirili ein Okarina-Ensemble, bei dem noch Gitarre und Steirische Harmonika hinzukommen. Neben diesen Ensembles trete ich auch im Duo mit dem Passauer Gitarristen Jürgen Schwenk-glenks auf, der ebenfalls Dozent an der Uni ist.

PASTA! Wie kam es zu der Zusammenarbeit mit Jürgen Schwenkglenks?

UNFRIED Ich habe ihn zunächst während meines Studiums kennengelernt. Er war einer meiner Dozenten. Mittlerweile sind wir Kol-legen. Irgendwann habe ich ihn gefragt, ob er nicht mal Lust hätte, lateinamerikanische Mu-sik mit Gitarre und Okarina zu spielen. So kam es zu der Zusammenarbeit.

PASTA! In der Volkmusik gehört Tracht zum Standard. Gefällt es Dir, im Dirndl auf der Bühne zu stehen, oder ist es für Dich eher ein notwendiges Übel?

UNFRIED Die Musik steht für mich ganz klar im Vordergrund. In der Volksmusik gibt es viele, denen die Tracht und das ganze Drum-herum wichtiger sind als die Musik. Bei mir ist

es umgekehrt. Ich trage zwar gerne ein Dirndl, aber mit Volkstanz oder Trachtenumzügen kann ich nicht viel anfangen.

PASTA! Worin besteht der Unterschied zwi-schen Volksmusik und volkstümlicher Mu-sik?

UNFRIED Volkstümliche Musik ist meiner Ansicht nach eher dem Genre des Schlagers zu-zuordnen. Sie ist dementsprechend kommerziell, für meinen Geschmack viel zu inszeniert und auf ein Publikum zugeschnitten, das diese Mu-sik gerne im Rahmen von Fernsehshows kon-sumiert.

PASTA! Andy Borg, der Moderator des Musi-kantenstadls, lebt in der Nähe von Passau, in Thyrnau. Bist Du ihm schon einmal begegnet?

UNFRIED Nein.

PASTA! Würdest Du denn im Musikanten-stadl auftreten, wenn er Dich einmal fragen sollte?

UNFRIED Ich spiele grundsätzlich nur live und kein Playback. Das könnte im Musikanten-stadl ein Problem werden. Deswegen denke ich nicht, dass es einmal dazu kommen wird.

PASTA! Auf welchem Instrument fühlst Du Dich auf der Bühne besonders wohl?

UNFRIED Mit Okarina und Blockflöte bin ich auf der Bühne quasi eins, beim Klavier ist das schwieriger. Wenn ich zu Hause bin und nichts zu tun habe, setze ich mich allerdings sehr gerne ans Klavier und probiere Dinge aus oder singe dazu.

PASTA! Gibt es einen Musikstil, den Du be-sonders gerne spielst?

UNFRIED Mir gefällt es sehr, wenn Mu-siker und Publikum interagieren. Bei der Volksmusik ist das zum Beispiel der Fall. Die Atmosphäre ist hier viel entspannter und lo-ckerer als bei klassischen Konzerten oder bei kirchenmusikalischen Auftritten, bei denen es in der Regel keine Ansagen gibt, weil jeder ein Programm vor der Nase hat. In der Volks-musik werden Stücke angesagt. Oft erläutert man auch kurz, warum man dieses Stück aus-gewählt hat. Ansonsten macht mir gerade die Vielseitigkeit sehr viel Spaß.

PASTA! Geht die Interaktion in der Volks-musik auch so weit, dass die Ansagen vom Publikum kommentiert werden?

UNFRIED Ja, klar, das gehört dazu. In der Regel klatscht das Publikum auch mit. Das sind Aspekte der Volksmusik, die mir sehr gefallen.

PASTA! Die obligatorische Frage zum Schluss: Mit welchem Stadtmusikanten kannst Du Dich identifizieren? Mit Esel, Hund, Katze oder Hahn?

UNFRIED Mit dem Hahn, denn seit ich in Ensembles spiele, habe ich eigentlich immer die erste Stimme gespielt, also die mit den höchsten Tönen.

hat angefangen, Posaune zu

spielen, als sein arm noch zu

kurz war, um den Zug ganz

auszufahren. seitdem der arm

lang genug ist, schreckt er vor

nichts und niemandem zurück,

weder vor bach noch vor bonfá

oder brubeck. in dieser rubrik

möchte er einen einblick in

leben und werk der Passauer

stadtmusikanten geben. sein

motto: „etwas besseres als den

tod findest du überall.“

Benedikt Kuhnen

stadtmusikanten

passauer