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ORIGINALBEITRAG https://doi.org/10.1365/s40896-017-0019-3 Coaching Theor. Prax. (2017) 3:47–64 Die Rolle der emotionalen Kompetenz von Coaches im Coachingprozess Sarah Niedermeier 1 · Niclas Schaper 1 Online publiziert: 17. November 2017 © Der/die Autor(en) 2017. Dieser Artikel ist eine Open-Access-Publikation. Zusammenfassung Der Beitrag gibt einen Überblick über die Bedeutsamkeit und Relevanz der emotionalen Kompe- tenz eines Coaches im Rahmen von Coachingprozessen. Ziel ist darüber hinaus, auf der Basis des Forschungsstan- des, ein eigenes Kompetenzmodell zur Beschreibung emo- tionaler Kompetenzen eines Coaches herzuleiten und zu be- schreiben. Hierzu werden zunächst die emotionalen Anfor- derungen an Coaches im Coachingprozess anhand umfas- sender Modelle zur Beschreibung von Coachingkompeten- zen und mithilfe eines Wirkfaktorenmodells genauer identi- fiziert und beschrieben. Im Anschluss werden zentrale theo- retische Konzepte der emotionalen Intelligenz, emotiona- len Kompetenz und Emotionsregulation dargestellt und hin- sichtlich ihrer Übertragbarkeit zur Beschreibung der emo- tionalen Kompetenz von Coaches diskutiert. Auf der Ba- sis dieser Zugänge wird in „deduktiver“ Form das Modell zur Beschreibung emotionaler Kompetenzen eines Coaches im Coachingprozess konzipiert und vorgestellt. Das Modell beinhaltet neun Kompetenzfacetten, die sowohl intraperso- nale als auch interpersonale Dimensionen der emotiona- len Kompetenz repräsentieren, und auf Grundlage der vor- gestellten Ansätze genauer definiert und erläutert werden. Abschließend wird diskutiert, wie der Ansatz zur Selbst- einschätzung der individuellen emotionalen Kompetenz und als Grundlage für die Ableitung von Weiterbildungsinhalten genutzt werden kann. Außerdem werden weitere Schritte zur empirischen Evaluierung des Modells skizziert. Sarah Niedermeier [email protected] 1 , Institut für Humanwissenschaften, Universität Paderborn, Warburger Str. 100, 33098 Paderborn, Deutschland Schlüsselwörter Coach · Emotionale Anforderungen in Coachingprozessen · Emotionale Kompetenz · Emotionale Intelligenz · Emotionsregulation Coaches’ emotional competence and its role in a coaching processes Abstract This contribution provides a survey about the significance and relevance of the emotional competence of a coach in coaching contexts. A further objective is, based on the theoretical background, to derive and suggest a competence model describing emotional competences of a coach. Therefore, the emotional requirements in the coaching process of a coach are identified and by means of a success factors model described. Next, central theoretical concepts of emotional intelligence, emotional competence and emotion regulation are presented and regarding their transferability of describing the emotional competence of coaches discussed. On the basis of these approaches the model of describing emotional competences of a coach in the coaching process is “deductively” constituted and presented. The model contains nine competence factors, representing intrapersonal as well as interpersonal dimen- sions of emotional competence, which are further defined and explained. Finally, it is discussed how the approach can be used as a tool for self-perception of a coach’s indi- vidual emotional competence and serve as a basis for the derivation of training programs. Moreover, further steps for the empirical evaluation of the model are outlined. Keywords Coach · Emotional requirements in coaching processes · Emotional competence · Emotional intelligence · Emotion regulation K

Die Rolle der emotionalen Kompetenz von Coaches im ... · Die Rolle der emotionalen Kompetenz von Coaches im Coachingprozess 49 Tab. 1 Strukturmodelle für Coachingkompetenzen Empirisch

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ORIGINALBEITRAG

https://doi.org/10.1365/s40896-017-0019-3Coaching Theor. Prax. (2017) 3:47–64

Die Rolle der emotionalen Kompetenz von Coachesim Coachingprozess

Sarah Niedermeier1 · Niclas Schaper1

Online publiziert: 17. November 2017© Der/die Autor(en) 2017. Dieser Artikel ist eine Open-Access-Publikation.

Zusammenfassung Der Beitrag gibt einen Überblick überdie Bedeutsamkeit und Relevanz der emotionalen Kompe-tenz eines Coaches im Rahmen von Coachingprozessen.Ziel ist darüber hinaus, auf der Basis des Forschungsstan-des, ein eigenes Kompetenzmodell zur Beschreibung emo-tionaler Kompetenzen eines Coaches herzuleiten und zu be-schreiben. Hierzu werden zunächst die emotionalen Anfor-derungen an Coaches im Coachingprozess anhand umfas-sender Modelle zur Beschreibung von Coachingkompeten-zen und mithilfe eines Wirkfaktorenmodells genauer identi-fiziert und beschrieben. Im Anschluss werden zentrale theo-retische Konzepte der emotionalen Intelligenz, emotiona-len Kompetenz und Emotionsregulation dargestellt und hin-sichtlich ihrer Übertragbarkeit zur Beschreibung der emo-tionalen Kompetenz von Coaches diskutiert. Auf der Ba-sis dieser Zugänge wird in „deduktiver“ Form das Modellzur Beschreibung emotionaler Kompetenzen eines Coachesim Coachingprozess konzipiert und vorgestellt. Das Modellbeinhaltet neun Kompetenzfacetten, die sowohl intraperso-nale als auch interpersonale Dimensionen der emotiona-len Kompetenz repräsentieren, und auf Grundlage der vor-gestellten Ansätze genauer definiert und erläutert werden.Abschließend wird diskutiert, wie der Ansatz zur Selbst-einschätzung der individuellen emotionalen Kompetenz undals Grundlage für die Ableitung von Weiterbildungsinhaltengenutzt werden kann. Außerdem werden weitere Schrittezur empirischen Evaluierung des Modells skizziert.

� Sarah [email protected]

1 , Institut für Humanwissenschaften, Universität Paderborn,Warburger Str. 100, 33098 Paderborn, Deutschland

Schlüsselwörter Coach · Emotionale Anforderungen inCoachingprozessen · Emotionale Kompetenz · EmotionaleIntelligenz · Emotionsregulation

Coaches’ emotional competence and its role in acoaching processes

Abstract This contribution provides a survey about thesignificance and relevance of the emotional competenceof a coach in coaching contexts. A further objective is,based on the theoretical background, to derive and suggesta competence model describing emotional competencesof a coach. Therefore, the emotional requirements in thecoaching process of a coach are identified and by means ofa success factors model described. Next, central theoreticalconcepts of emotional intelligence, emotional competenceand emotion regulation are presented and regarding theirtransferability of describing the emotional competence ofcoaches discussed. On the basis of these approaches themodel of describing emotional competences of a coachin the coaching process is “deductively” constituted andpresented. The model contains nine competence factors,representing intrapersonal as well as interpersonal dimen-sions of emotional competence, which are further definedand explained. Finally, it is discussed how the approachcan be used as a tool for self-perception of a coach’s indi-vidual emotional competence and serve as a basis for thederivation of training programs. Moreover, further steps forthe empirical evaluation of the model are outlined.

Keywords Coach · Emotional requirements in coachingprocesses · Emotional competence · Emotionalintelligence · Emotion regulation

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48 S. Niedermeier, N. Schaper

1 Einleitung

Coaching gilt allgemein als eine besondere Beratungs-form für Personen (insbes. Fach- und Führungskräfte)in komplexen Anforderungssituationen und bei dynami-schen Veränderungsprozessen (Zimmermann 2016). Nebenmethodischen und fachlichen Anforderungen muss sichder Coach besonderen emotionalen Anforderungen stel-len (z. B. Umgang mit persönlichen Krisensituationen inberuflichen Kontexten, die mit einer hohen emotionalenInvolvierung der Klienten verbunden sind) (Binnewies undDormann 2010). In einem Coachingprozess sind Coach undKlient auf vielfältige Weise miteinander emotional verwi-ckelt, ob ihnen dies nun bewusst ist, oder nicht (West-Leu-er 2015). Allerdings ist bisher nur ansatzweise untersuchtworden, welche emotionalen Anforderungen an Coachesin entsprechenden Coachingprozessen gestellt werden undwelche Rolle die Bewältigung solcher Anforderungen fürdas Gelingen des Coachingprozesses spielen.

Erste Zugänge zu der Thematik kann man sich durchdie Sichtung analoger Themen im Bereich der Psychothe-rapiewirksamkeitsforschung verschaffen. Die entsprechen-de Wirksamkeitsforschung kann z. B. in vielfältigen Studi-en zeigen, dass die (Gestaltung der) Beziehung zwischenTherapeut und Klient wichtiger ist, als die angewandtenMethoden, um einen Interventionserfolg zu erzielen (Gra-we et al. 1994; Heller und Gallenmüller 2016; Orlinskyet al. 2004). „Dies gilt sowohl für die Therapiebeziehungals Ganzes, wie auch für einzelne Beziehungsaspekte: Dieaktive Beteiligung von Patienten und Therapeuten (Personalrole investment), ihr kommunikatives Verständnis (Com-municative or expressive attunement) und ihre gegenseitigeemotionale Resonanz sowie die Kooperation zwischen denbeiden, die Offenheit und Aufnahmebereitschaft des Pati-enten oder die Empathiefähigkeit des Therapeuten stehenregelmäßig in klarem Zusammenhang mit dem Therapieer-folg“ (Pfammatter und Tschacher 2015, S. 73). Die Grund-variablen bzw. Wirkfaktoren der Psychotherapieforschunglassen sich auch auf den Coachingkontext übertragen. Sowurde auch die Bedeutung der Coach-Klient-Beziehung fürden Coachingerfolg meta-analytisch bestätigt (Kotte et al.2016). Daraus kann man u. E. schließen, dass der Coachauch ein hohes Maß an Fähigkeiten im Umgang mit emo-tionalen Anforderungen, d. h. emotionale Kompetenzen be-sitzen sollte. Emotionale Kompetenzen beziehen sich u. a.auf Fähigkeiten, die Emotionen des Klienten zu erkennenund zu verstehen, Emotionen in differenzierter und situati-onsangemessener Form auszudrücken sowie außerdem sichseiner eigenen Emotionen bewusst zu sein, diese einordnenund eigenständig regulieren zu können (Rindermann 2009),damit er dazu fähig ist, eine tragfähige Beziehung mit demKlienten aufzubauen und aufrechtzuerhalten. Doch welcheRolle spielen Emotionen im Coachingprozess? Bachkiro-

va und Cox (2007) weisen in diesem Zusammenhang aufdie besondere Bedeutung von Emotionen und das Emoti-onsmanagement im Coachingprozess hin. Dies erfordert,dass ein Coach sowohl die emotionalen Reaktionen sei-nes Klienten, als auch seine eigenen bewusst wahrnehmen,und dabei auch die Zusammenhänge der Emotionen mitden jeweiligen Kontexten, in denen diese auftreten, diffe-renziert einordnen und bewerten kann, um in der Lage zusein, dem Klienten zu helfen. Boyatzis (2006) gibt folgendeUmschreibung:

„The coach has the responsibility to be able to identifyand manage his or her feelings and reactions. Whetherthe coach uses this information as part of understan-ding the client or as a vehicle for suspending his ownneeds and anxieties, managing oneself is difficult if notimpossible without a high degree of self-monitoring,or emotional self-awareness.“ (S. 93)

Was sind also konkrete Kenntnisse und Befähigungen einesemotional kompetenten Coaches bzw. welche emotionalenAnforderungenwerden an einen Coach im Coachingprozessoder unterschiedlichen Coachingsituationen genau gestellt?Vor dem Hintergrund der skizzierten Bedeutung emotio-naler Anforderungen im Coachingprozess ist das Anliegendes vorliegenden Beitrags (1) die Rolle der emotionalenKompetenz im Coachingberuf herauszuarbeiten sowie dieKernkompetenzen eines emotional kompetenten Coacheszu beschreiben. (2) Dazu sollen Bezüge zwischen theoreti-schen Zugängen zur emotionalen Kompetenz auf Basis ei-ner entsprechenden Sichtung des Forschungsstandes aufge-zeigt und hinsichtlich ihrer Relevanz für die Modellierungemotionaler Kompetenzen beim Coaching diskutiert wer-den, und (3) ein vorläufiges (konzeptionell fundiertes) Kom-petenzmodell zu emotionalen Kompetenzen eines profes-sionellen Coaches erarbeitet werden. Dieses Modell soll dasKonstrukt der emotionalen Kompetenz eines Coaches ab-bilden und als Grundlage zur Erfassung bzw. Operationali-sierung emotionaler Kompetenzen im Coachingprozess die-nen, um zum einen, dem wissenschaftlichen Diskurs überbedeutsame Voraussetzungen eines professionell arbeiten-den Coaches Anregungen zu geben und zum anderen Hilfe-stellungen für die Qualifizierung von Coaches und die Coa-chingpraxis zu bieten. Somit wendet sich der vorliegendeBeitrag sowohl an Coachingwissenschaftler, indem einer-seits versucht wird, die Relevanz des Umgangs mit emotio-nalen Anforderungen im Coachingprozess anhand von be-reits vorhandenen Kompetenzmodellen des Coachings undspezifischen Studien zur Rolle von Emotionen im Coachingherauszuarbeiten und andererseits, indem vor dem Hinter-grund von Theorien zu emotionsbezogenen Fähigkeiten einKompetenzstrukturmodell hergeleitet und begründet wird.Der Beitrag wendet sich darüber hinaus auch an Coaching-praktiker, indem ein Kompetenzmodell hergeleitet wird,

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Die Rolle der emotionalen Kompetenz von Coaches im Coachingprozess 49

Tab. 1 Strukturmodelle für Coachingkompetenzen

Empirisch fundiertes Kompetenzmodell für Führungskräftecoaching von Michel et al. (2014)

Fachkompetenzen Psychologisches Wissen (z. B. sozialpsychologisches oder psycholo-gisch diagnostisches Wissen), sozialwissenschaftliches Wissen (z. B.betriebswirtschaftliches Wissen, Wissen über Organisationen) und Coa-chingwissen (z. B. theoretisches oder praktisches Coachingwissen, Wis-sen über Rahmenbedingungen des Coachings), die zur Bewältigung derAufgaben des Coaches nötig sind

Modellkonzeption basiert sowohl aufErgebnissen einer Literatur- undInternetrecherche zu Kompetenzmodellen fürdas Coaching als auch auf Experteninterviewsmit acht erfahrenen Führungskräftecoaches mitdem Fokus auf Fragen zuKompetenzanforderungen.Mithilfe einer qualitativen Inhaltsanalyse derExperteninterviews wurden56 Kompetenzfacetten identifiziert, „die füreinen kompetenten Coach von Bedeutung sind“(S. 435)

Methoden-kompetenzen

„Situationsübergreifende und flexibel einsetzbare kognitive Fähigkeiten,die einer Person zur selbständigen Bewältigung von Aufgaben verhel-fen“ (S. 433), wie z. B. Methoden zur Gesprächsführung

Sozial-kompetenzen

Kommunikative und kooperative Verhaltensweisen und Fähigkeiten,welche zur Realisierung von Zielen in Interaktionssituationen dienenund sich auf Fähigkeiten des Coaches zur Interaktions- und Beziehungs-gestaltung beziehen

Selbst- undPersonal-kompetenzen

Aspekte der individuellen Persönlichkeit, die sich auf Selbstkenntnisund Selbstreflexion, Authentizität und Integrität, sowie einen effektivenUmgang mit den eigenen Emotionen beziehen

Konzeptbeschreibung „Coachingkompetenzen für Führungskräftecoaching“ von Hasenbein und Riess-Beger (2014)

Selbstkompetenz Der konstruktive Umgang mit den eigenen Emotionen, „eine reflektier-te, tolerante und konstruktive Werthaltung“ (S. 409) sowie eine ange-messene Selbsteinschätzung

Modellkonzeption beruht auf Basis vonqualitativen Interviews mit erfahrenen Coaches,wobei die Grundkompetenzen um die beidenKategorien Systemkompetenz undMetakompetenz erweitert wurden

Sozialkompetenz Kommunikation, Empathie und die Fähigkeit eine angemessene Kon-frontation mit unangenehmen Erfahrungen und Einschätzungen vorzu-nehmen, „wenn es für die professionelle persönliche Entwicklung nötigist“ (S. 409)

Fach- undMethoden-kompetenz

Psychologisches und pädagogisches Fachwissen sowie Coachingwissen

Handlungs-kompetenz

Befähigt zum professionellen Agieren durch das Zusammenspiel deranderen Kompetenzdimensionen

System-kompetenz

„Impliziert die Fähigkeit, Phänomene im Kontext eines Systems zuerkennen und zu verorten“ (S. 409)

Metakompetenz Ermöglicht es einem Coach, die eigenen Kompetenzen kritisch zu re-flektieren, situationsbedingt einzusetzen und konkrete Umsetzungen zubewerten

welches Hinweise für die Coachingausbildung im Umgangmit Emotionen im Coachingprozess gibt und als heuristi-scher Rahmen zur Reflexion von emotionsbezogenen An-forderungen im Coaching herangezogen werden kann. Ab-schließend werden weitere Schritte zur empirischen Fun-dierung des Kompetenzmodells erörtert und Adressaten undEinsatzgebiete des Kompetenzmodells vorgeschlagen.

2 Anforderungen an die emotionale Kompetenzeines Coaches

2.1 Umfassende Ansätze zu Coachingkompetenzen

Auch im Coachingkontext werden mittlerweile Kompetenz-modelle zur Beschreibung der Anforderungen an entspre-chende professionelle Beratungstätigkeiten für Führungs-kräfte und andere berufliche Tätigkeiten entwickelt (Drex-ler 2013; Hasenbein und Riess-Beger 2014; Kuchen undPedrun 2006; Merz und Frey 2011; Michel et al. 2014;

Schwertl 2016). Michel et al. (2014) beschreiben die Pro-blematik, dass noch immer kein einheitliches und standardi-siertes Verständnis über die Kompetenzen eines professio-nellen Coaches und somit auch kein allgemein anerkanntesModell besteht.

Ein verbreiteter konzeptioneller Modellierungsansatz,der auch außerhalb des Coachingbereichs vorkommt, istdie Einteilung der beruflichen Handlungskompetenz in dievier Kompetenzklassen Fach-, Methoden-, Sozial- und Per-sonalkompetenzen. Im Folgenden beziehen wir uns vorallem auf die Ansätze von Michel et al. (2014) und Hasen-bein und Riess-Beger (2014), die sich dadurch auszeichnen,dass sie auch auf Anforderungen im Umgang mit emotio-nalen Aspekten im Coachingprozess Bezug nehmen unddaher in die Modellkonzeption miteinfließen (Tab. 1).

Das empirisch fundierte Kompetenzmodell von Michelet al. (2014) thematisiert u. a. eine Reihe von emotionalenAnforderungen, die ein Coach in der Lage sein sollte, pro-fessionell zu bewältigen. Hierzu gehören Anforderungenbei der Beziehungsgestaltung zum Klienten, dem Einfüh-

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lungsvermögen in die (emotionalen) Belange des Klienten,ein effektiver Umgang mit eigenen Emotionen sowie dieFähigkeit authentisch und integer zu handeln etc. Im be-schriebenen Ansatz von Michel et al. (2014) werden da-mit emotionale Kompetenzaspekte durchaus thematisiert,allerdings erfolgt dies nicht in einer zusammenhängenden,systematischen Form. Vielmehr werden emotionale Kom-petenzaspekte als Facetten anderer übergeordneter Kom-petenzen (als Teil der Sozialkompetenz und Selbst- undPersonalkompetenz) berücksichtigt und in diesem Zusam-menhang jeweils nur knapp beschrieben.

Hasenbein und Riess-Beger (2014) haben ebenfalls einKonzept zur Beschreibung von „Coachingkompetenzen fürFührungskräftecoaching“ entwickelt, welches die Kompe-tenzanforderungen nur sehr grob beschreiben. Sie resümie-ren ihren Ansatz folgendermaßen: „Coachingkompetenzenumfassen somit ein Geflecht verschiedener Kompetenzen.In einem Wechselspiel von Handlung und Meta-Reflexionwerden situationsspezifisch die einzelnen Kompetenzberei-che aktiviert und durch Erfahrungen sowie anschließendeReflexion angereichert und erweitert“ (S. 410). Bezüge desModells zu emotionalen Kompetenzen bzw. Anforderungenwerden von den Autoren nicht direkt hergestellt, doch fin-den sich entsprechende Aspekte dazu bei der Bestimmungder Selbstkompetenz (z. B. in Bezug auf das Reflektiereneigener Emotionen im Coachingprozess) und der Sozial-kompetenz (z. B. in Bezug auf das achtsame Zuhören beimGespräch mit dem Klienten) von Coaches.

Resümierend ist deutlich geworden, dass die beidenvorgestellten Kompetenzkonzepte teilweise an emotionaleAspekte im Coachingprozess anknüpfen, doch die emo-tionale Kompetenz nicht (ausreichend) systematisch alseigene, relevante Facette fokussieren bzw. berücksichti-gen. Eine differenzierte Betrachtung von regulatorischenAspekten im Umgang mit emotionalen Anforderungenwird hier nur ansatzweise deutlich genug und bietet somitden Ausgangspunkt für den vorliegenden Beitrag.

2.2 Emotionale Anforderungen an den Coach

Emotionen spielen eine große Rolle in Coachingprozessen.Bachkirova und Cox (2007) gehen in ihrer Untersuchung,bei der 39 Coaches mit Hilfe eines qualitativen Interviewsbefragt wurden, den Fragen nach, welche Rolle Emotionenim Coaching spielen, wie es für Coaches ist, mit emotiona-len Situationen umzugehen, welche persönlichen Bewälti-gungsstrategien sie im Umgang mit Emotionen haben undwie diese Ansätze die Coachingpraxis beeinflussen. Aufder Basis eigener praktischer Coacherfahrungen sowie inAnlehnung an Frijda (2000) verdeutlichen die Autoren bei-spielhaft emotionale Aspekte des Coachings („emotionalityof coaching“):

● Z. B. erleben Coaches starke Emotionen während desProzesses (z. B. das Gefühl, dass etwas im Coaching-prozess nicht stimmt, obwohl es dafür aus rationalerPerspektive keine Anzeichen gibt).

● Private Erlebnisse des Klienten stören und behindernzielorientiertes Verhalten und Denken, sodass der Klientin seinem Verhalten beeinträchtigt ist und entsprechendeGefühle weitere Gedanken, Pläne, und Verhalten kon-trollieren.

● Der Klient wird von scheinbar nebensächlichen Dingen(z. B. der Stimme des Coaches) beeinflusst.

● Der Klient befindet sich in einem (impulsiven) emotiona-len Zustand und greift auf alte Verhaltensmuster zurück,wobei er das zuvor erarbeitete Vorgehen oder Verhaltens-strategien verwirft.

● Der emotionale Ausdruck des Coaches kann die Coa-chingbeziehung vertiefen.

Um die o. g. Fragestellungen auch empirisch vertiefendzu analysieren, wurden 39 Coaches mithilfe eines Satzer-gänzungsverfahrens zu ihren Einstellungen und Verhaltens-weisen im Umgang mit Emotionen im Coachingprozess be-fragt (z. B. Wenn mein Klient ein intensives Gefühl zeigt,werde ich ... oder Personen, die ihre Gefühle frei im Ar-beitskontext zeigen, ...). Bei der Auswertung der Antwortenwurde einerseits ein Fokus auf die „subjektiven Theorien“(„personal theories“) der Coaches gelegt und andererseitsdie Einstellungen zu Emotionen bei der Arbeit, die Rol-le von Emotionen im Coachingprozess und die Rolle desCoaches im Zusammenhang mit den Gefühlen des Klientenanalysiert. Mithilfe einer entsprechenden strukturierten qua-litativen Inhaltsanalyse konnten vor allem drei verschiedenesubjektive Theorien („coaches’ personal theories of emoti-on“) identifiziert werden, wie Coaches die Emotionen ihrerKlienten wahrnehmen bzw. zu diesen stehen: (1) Emotionenverdeutlichen Probleme des Klienten und bedürfen beson-derer Interventionen des Coaches, um die Emotionen unterKontrolle zu bekommen, (2) Emotionen sind normal undunvermeidlich und sollten daher dieselbe Aufmerksamkeiterhalten wie andere Themen bzw. Aspekte im Coaching,(3) Emotionen sind Anzeichen für wichtige Entwicklungenim Coachingprozess und können für motivationale Prozes-se des Klienten genutzt werden (ein Mangel an Gefüh-len ist problematischer als die Emotionen selbst). Diesedrei subjektiven Theorien korrespondieren mit drei Inter-ventionsansätzen im Umgang mit den Gefühlen durch denCoach: Mit der ersten Theorie korrespondiert der Ansatz„helping and shaping emotion“ (d. h. der Coach löst dasProblem, das mit den Gefühlen verbunden ist, um diese zu„normalisieren“ und den Klienten nicht zu stark mit pro-blematischen Gefühlszuständen zu konfrontieren), mit derzweiten Theorie der „analytical approach“ (d. h. der Coachexploriert die Ursachen für die Gefühle, um Sinnzusam-

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menhänge in Relation zu den Coachingzielen bzw. -themenzu erhellen), und mit der dritten Theorie der Ansatz „faci-litating expression“, (d. h. der Coach bleibt bei den Emo-tionen, erlaubt und fördert ihren Ausdruck und „nutzt“ siezur Energetisierung und Motivation des Coachingprozes-ses). Insgesamt wird anhand der beschriebenen Analysenvon Bachkirova und Cox (2007) deutlich, dass der Um-gang mit emotionalen Anforderungen im Coachingprozessnicht nur von dem Wissen über Emotionen, sondern auchvon Einstellungen und Überzeugungen, welche Rolle dieseim Coachingprozess spielen und wie damit umzugehen ist,beeinflusst wird. Im Kontext einer kompetenzorientiertenAnalyse und Beschreibung entsprechender Fähigkeitsanfor-derungen von Coaches sind daher auch einstellungsbezoge-ne Facetten zu berücksichtigen. Insgesamt unterstreicht dieUntersuchung von Bachkirova und Cox (2007) die Relevanzvon Emotionen im Coachingprozess: Emotionen können dieCoachingbeziehung intensivieren und schwächen und sol-len daher nicht ignoriert bzw. unterdrückt werden. So sollder Coach den Klienten dabei motivieren und unterstüt-zen, seine Emotionen genau zu erforschen und zu erleben(Kienast 2013). Coaches sollten sich daher bewusst sein,wie Emotionen den Coachingprozess des jeweiligen Klien-ten fördern oder behindern können. Dabei sollten sie sichauch über ihre eigenen emotionalen Reaktions- und Verzer-rungstendenzen sowie Begrenzungen und welche Auswir-kungen diese auf den Umgang mit emotional schwierigenCoachingsituationen haben, klar sein. Die beiden Autorin-nen verweisen daher insbesondere auf die Bedeutung vonSupervision, um entsprechende (emotionale) Herausforde-rungen im Coachingprozess mit Unterstützung anderer zureflektieren und ihre eigenen Fähigkeiten in diesem Zusam-menhang weiterzuentwickeln.

Eine weitere qualitativ orientierte Studie (Cremona2010) über den Umgang mit Emotionen im Coaching-prozess zeigt ebenso, dass Coaches Emotionen im Coa-chingprozess einen wesentlichen Einfluss beimessen undsie vielfältige Ansätze im Umgang mit wahrgenommenenEmotionen entwickelt haben. Die am häufigsten genannteStrategie ist, die wahrgenommenen Emotionen des Coachesin seine Handlungen oder Gedanken einzubinden, um z. B.die Emotionen dem Klienten empathisch als Reaktion zuspiegeln und somit die Coachingbeziehung zu intensivie-ren. Pausen, Schweigen und Ruhephasen werden genutzt,um Emotionen bewusst zu machen und zu intensivieren.Auf eigenes emotionales und körperliches Befinden wirdgeachtet und wenn hilfreich, wird dies auch als Infor-mationsquelle für den Coachingprozess genutzt. MancheCoaches thematisieren und bearbeiten das auch in ihren Su-pervisionen. Eine weitere Strategie besteht darin, sich amvereinbarten Ziel/Coachingvertrag zu orientieren. WeitereVorgehensweisen im Umgang mit Emotionen beinhaltentherapeutische und kreative Techniken, die der Coach zu

eigenen Reflexionsprozessen nutzen kann. Inwiefern sichder Coach allerdings auf die wahrgenommenen emotiona-len Prozesse im Coachingprozess einlässt, hängt von seinerLebenserfahrung, Berufsausbildung und professionellenArbeit, seinen Therapieerfahrungen, ethischen Grundsät-zen, Coachqualifikationen und von seiner Bereitwilligkeit,sich damit zu befassen, ab.

Aufbauend, auf dem aus der Psychotherapie stammen-den Wirkfaktorenmodell zur Motivation und Ressourcen-aktivierung des Klienten in Anlehnung an Grawe (1994,2004), hat Greif (2008) in einem Strukturmodell zum er-gebnisorientierten Einzelcoaching methodische Erfolgsfak-toren postuliert, welche sich auf Wirkannahmen und Wir-kungen im Coachingprozess beziehen, „um eine förderlicheCoachingbeziehung herzustellen und den Klient/innen da-bei zu helfen, die von ihnen angestrebte Ergebnisziele zuerreichen“ (Greif 2015). Besonders die beidenWirkfaktoren„Wertschätzung und emotionale Unterstützung“ des Klien-ten durch den Coach sowie „Affektreflexion und -kalibrie-rung“ des Coaches machen deutlich, dass der Umgang mitemotionalen Anforderungen für das Gelingen eines Coa-chingprozesses äußerst bedeutsam sind.

● Wertschätzung und emotionale Unterstützung: So schafftein emotional kompetenter Coach mit verbalen Äußerun-gen eine angenehme Atmosphäre, zeigt auch paraverbalechtes Interesse, greift Äußerungen des Klienten auf,passt sich dabei in Wortwahl und Sprachniveau demKlienten an, ohne dass die Wertschätzung zu umständ-lich oder übertrieben wirkt und fasst zusammen, wasder Klient gesagt hat. Auch nonverbal ist er dem Klien-ten durch Mimik und Gestik (z. B. durch regelmäßigenBlickkontakt) zugewandt.

● Affektreflexion und -kalibrierung: Der Coach bestärktden Klienten dabei in kritischen Situationen über seineGefühle zu reflektieren (Affektreflexion). Zudem zeigt ersich verständnisvoll und beruhigt die gezeigten Gefühledes Klienten bei Bedarf erkennbar (Affektkalibrierung).

Beide Faktoren beinhalten erlernbare Verhaltensweisenund Einstellungsaspekte, die bedeutsam im Umgang mitemotionalen Anforderungen im Coachingprozess und nach-weislich das Gelingen des Coachingprozesses unterstützenkönnen. Sie sind somit auch bei der Modellierung emotio-naler Kompetenzen eines Coaches zu berücksichtigen.

Die beschriebenen Studienergebnisse verdeutlichen dieWichtigkeit, Emotionen als Coach im Coachingprozessnicht zu unterdrücken, sondern diese reflexiv einzuord-nen, zu analysieren, (sich) zu regulieren und entsprechenddarauf zu reagieren. Somit sollte der Coach der Situa-tion angepasste, emotionale Fähigkeiten aufweisen, umwertschätzend dem Klienten gegenüber zu handeln, diemöglicherweise auftretenden intensiven Emotionen aus-halten zu können und auch die Reflexion des Klienten

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über seine Emotionen zu fördern, um das Ziel, einen er-folgreichen Coachingprozess durchführen zu können, zuerreichen. Backhausen und Thommen (2006) geben folgen-de Umschreibung: „Coaching ist keinesfalls ein Geschehenin emotionaler Quarantäne“ (S. 143), sondern ein „emo-tional bedeutsamer und rational herausfordernder Prozess“(S. 144), bei dem der Coach insbesondere auch auf Emotio-nen im Coaching eingehen muss, um diese für den weiterenCoachingprozess zu nutzen.

3 Theoretische Herleitung des Kompetenzmodells

Beschäftigt man sich mit der Frage, welche psychologi-schen Konzepte und Konstrukte sich mit der Beschreibungund Erklärung von emotionalen Vorgängen in Alltags- undBerufskontexten befassen, trifft man vor allem auf folgendedrei theoretischen Konzepte: emotionale Intelligenz, emo-tionale Kompetenz sowie Emotionsregulation. Diese dreiAnsätze aus der psychologischen Emotionsforschung die-nen daher in diesem Zusammenhang als zentrale theoreti-sche Zugänge für die Modellierung emotionaler Kompeten-zen im Coachingprozess. Allen drei Ansätzen liegt dabei einEmotionsverständnis zugrunde, dass davon ausgeht, dass

(1.) Emotionen funktional sind (d. h. z. B. informatio-nelle und motivationale Funktionen haben), (2.) Emotio-nen in Folge von solchen Ereignissen stehen, die subjektiveBedeutsamkeit haben und (3.) Emotionen aus verschiede-nen Komponenten bestehen (d. h. z. B. eine kognitive Kom-ponente beinhalten, die als wesentlich für die Entstehungund Erklärung von Emotionen angesehen wird). Emotionensind somit keine unabhängigen psychischen Komponenten,sondern auf das engste mit anderen psychischen Prozessenverknüpft. Mit Bezug auf die psychologische Emotionsfor-schung sei außerdem darauf hingewiesen, dass verschie-denste empirische Untersuchungen zeigen, dass Emotionenund deren „intelligente Verarbeitung“ eine zentrale Funk-tion haben, Reaktionen auf wichtige Ereignisse und Lageneiner Person vorzubereiten, auszulösen und zu unterstützen(Pekrun und Hofmann 1999). Im Bereich des Lernens undLeistens geht es dabei z. B. nicht nur um die Steuerung be-stimmter Informationsverarbeitungsstile (z. B. intuitiv-ho-listische vs. sequentiell-analytisch Denkstile), sondern auchdie Allokation kognitiver Ressourcen (z. B. durch aufgaben-irrelevantes Denken), die Regulation von intrinsischer undextrinsischer Motivation und den Gebrauch von bestimm-ten Strategien (z. B. Lernstrategien) (Pekrun und Schiefele1996). Dabei geht man davon aus, dass die intelligente Ver-arbeitung von Emotionen im Sinne von Emotionsregulati-onsstrategien nicht direkt auf die Leistung oder das Lernenwirken, sondern Lern- und Leistungsemotionen regulierenund über die Vermittlung bzw. Mediation von Motivati-on, kognitive Ressourcen und Strategien auf die Leistung

wirken (Götz et al. 2006). Außerdem kommen weiterenVariablen wie bspw. der Selbstwirksamkeit moderierendeWirkungen in diesem Zusammenhang zu (Jerusalem undMittag 1999). Emotionsregulationsstrategien (z. B. die Stra-tegie der kognitiven Umbewertung) weisen darüber hinauspositive Wirkungen auf die Lebenszufriedenheit auf (Grossund John 2003). Damit wird deutlich, dass Emotionen einesehr bedeutsame Funktion bei der Verarbeitung von Lebens-erfahrungen haben und das Handeln von Personen maßgeb-lich beeinflussen, wobei den genannten Strategien und Fä-higkeiten zur Emotionsregulation eine bedeutsame mode-rierende und mediierende Rolle in diesem Zusammenhangzukommen. Davon ist letztlich auch im Kontext von Coa-chingprozessen auszugehen, auch wenn dies noch kaum un-tersucht ist. Entsprechende Hinweise finden sich dafür aberbereits in der Psychotherapieforschung (z. B. Grawe 1994,2004).

3.1 Emotionale Intelligenz

Die emotionale Intelligenz wird als die Fähigkeit beschrie-ben, emotionale Anforderungen im Alltag bewältigen zukönnen. Sie „begünstigt vorurteilsfreie, verständnisvolleund respektvolle soziale Interaktionen durch das Verstehenund Regulieren der eigenen, sowie der Emotionen anderer“(Meves 2013, S. 6) und bezieht sich damit auf emotionalintelligentes Verhalten bzgl. der Wahrnehmung und denUmgang mit emotionalen Zuständen bei sich und anderenPersonen und lässt sich auch auf entsprechende emotionaleAnforderungen eines Coaches, sowohl bei seinen Klien-ten als auch in Bezug auf sich selbst übertragen. Somitkann das Konstrukt der emotionalen Intelligenz auch alsRahmenkonzept zur theoriegeleiteten Bestimmung emotio-naler Kompetenzen bzw. emotionaler Anforderungen anden Coach herangezogen werden.

Das Vier-Facetten-Modell der Emotionalen Intelligenzist wohl das bekannteste Fähigkeitsmodell emotionalerIntelligenz (Mayer und Salovey 1997) und hat sich, imGegensatz zu sogenannten „Mischmodellen“, im wissen-schaftlichen Kontext weitestgehend etabliert (Hertel 2007).Die vier kognitiven und emotionsbezogenen Fähigkeiten,welche auch im Coachingprozess zum Tragen kommen,stehen in wechselseitiger Beziehung zueinander und sindin Tab. 2 dargestellt.

Nach Mayer und Salovey (1997) ist das Vier-Facetten-Modell der Emotionalen Intelligenz hierarchisch geordnet,wobei Emotionswahrnehmung als Fundament emotionalerFähigkeiten gilt und Emotionsregulation als komplexesteFähigkeit verstanden wird und auf den anderen Fähigkeits-bereichen aufbaut. Mit ihrem Modell lehnen Salovey undMayer (1990) sich an die Konzeptualisierung multipler In-telligenzen von Gardner (1983) an, der zwischen intellektu-ellen und emotionalen Fähigkeiten unterscheidet. Er diffe-

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Tab. 2 Das Vier-Facetten-Modell der Emotionalen Intelligenz (Mayer und Salovey 1997)

Facette derEmotionalenIntelligenz

Definition

Emotions-wahrnehmung

Emotionen bei sich und anderen wahrzunehmen

Richtige von unaufrichtigen Gefühlsausdrücken zu unterscheiden

Emotionen adäquat auszudrücken bzw. Bedürfnisse zu verbalisieren, die mit diesen Emotionen in Verbindung stehen

Emotions-nutzung

Emotionen nach Bedarf willentlich zu generieren, um Situationen (bei anderen) besser verstehen und bewältigen sowie Emo-tionen zur Unterstützung kognitiver Prozesse zu nutzen

Emotions-wissen

Emotionsrelevante Informationen sowie die Zusammensetzung von (komplexen) Emotionen und deren mögliche Weiterent-wicklung zu verstehen

Emotions-regulation

Offen für Gefühle zu sein

Sich auf Gefühle einzulassen, oder sich von ihnen zu lösen

Gefühle in Beziehung zu sich selbst und zu anderen reflexiv zu betrachten

Gefühle bewusst bei sich und anderen zu regulieren, um emotionales und intellektuelles Wachstum zu fördern, sodass emotio-nale Reaktionsmuster und Strategien der Emotionsregulation zu entwickelna

aEmotionsregulation stellt einen zentralen Bestandteil des Vier-Facetten-Modells von Mayer und Salovey (1997) dar.

renziert u. a. zwischen „intrapersonal intelligence“ (Wissenüber sich selbst) und „interpersonal intelligence“ (Wissenüber andere), welche Salovey und Mayer in ihrem Kon-strukt der emotionalen Intelligenz zusammenfassen.

Verschiedene Studien zeigen, dass beziehungsgestalten-de Kompetenzen eines Coaches von essenzieller Bedeu-tung für den Coachingprozess sind (Heid 2012; Ianiro undKauffeld 2012; Kilburg 2001) und als wichtiger erfolgs-relevanter (Wirk-)Faktor gelten (Baron und Morin 2009;Neukom et al. 2011). Dabei spielt die emotionale Intelli-genz des Coaches eine entscheidende Rolle: Durch verbaleund nonverbale Verhaltensweisen zeigt er sich bspw. em-pathisch, wertschätzend, vertrauenswürdig, interessiert undoffen (Neukom et al. 2011), fragt die Vorstellungen desKlienten ab und bezieht diese in den Coachingprozess mitein.

Der wohl populärste Vertreter der emotionalen Intelli-genz ist Goleman (1995), der den Anwendungsbezug desKonstrukts auch im beruflichen Alltag herausgearbeitet hat.Er ist davon überzeugt, dass beruflich erfolgreiche Men-schen eine ausgeprägte emotionale Intelligenz besitzen. Sei-ner Meinung nach bestimmen verschiedene Dimensionen(Selbstwahrnehmung, Selbstregulation, Empathie, Motiva-tion und Soziale Fähigkeiten) das Konstrukt der emotiona-len Intelligenz und ermöglichen in ihrem Zusammenspieleinen intelligenten Umgang mit den eigenen Emotionen.Goleman (1998) unterteilt die emotionale Intelligenz grund-legend in persönliche Kompetenzen (wie die eigenen Emo-tionen zu kennen und sie zu managen) und soziale Kompe-tenzen (wie der Umgang mit Beziehungen und ein sozialesBewusstsein).

Der Forschungsstand zur emotionalen Intelligenz ver-deutlicht, dass die emotionale Intelligenz eine Gruppe vonpsychischen Fähigkeiten beschreibt, die für das Wahrneh-men und Regulieren von Emotionen bei sich und in sozialen

Situationen mit anderen grundlegend sind. Damit weist dasKonstrukt bezüglich seiner Beschreibung von Leistungenzur angemessenen und wirkungsvollen Bewältigung emo-tionaler Anforderungssituationen deutliche Bezüge zu emo-tionalen Anforderungen im Coachingprozess auf. So achtetder Coach bspw. auf seinen eigenen emotionalen Zustandund den des Klienten, beobachtet differenziert dessen Ges-tik, Mimik, Sprache usw. und ermuntert ihn dazu, seineneigenen emotionalen Zustand, seine Emotionen, sein Ener-gielevel sowie die Signale des Körpers bewusst wahrzuneh-men, zu erkennen und angemessen mit ihnen umzugehen.Unseres Erachtens beschreibt daher die emotionale Intel-ligenz wichtige Voraussetzungen für die emotionale Kom-petenz eines Coaches und fließt daher als konzeptionellerBezugspunkt in die Modellentwicklung mit ein.

Die verschiedenen Konzepte der emotionalen Intelligenzzeigen deutlich, dass sie sich einerseits auf die inneren Pro-zesse einer Person (eigene Emotionen des Coaches) sowieauf die Prozesse anderer (Emotionen des Klienten) bezie-hen. Diese Einteilung wurde auch für unsereModellkonzep-tion berücksichtigt: der Unterscheidung zwischen intraper-sonalen und interpersonalen Kompetenzen der emotionalenKompetenz.

3.2 Emotionale Kompetenz

Emotionale Kompetenz zeichnet sich gemäß Steiner (1997)durch drei Fähigkeiten aus: einem Verständnis für die eige-nen Gefühle, anderen Personen zu hören und sich in derenGefühle hineinversetzen zu können sowie einem sinnvollenund situationsangemessenen Gefühlsausdruck. Bei emotio-naler Kompetenz geht es also – ähnlich wie bei der emo-tionalen Intelligenz – um die Fähigkeit, mit den eigenenGefühlen und Bedürfnissen und mit anderen Menschen an-gemessen umgehen zu können. Ein Unterschied zwischen

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beiden Konstrukten wird vor allem im Hinblick auf dasAusmaß der Veränderbarkeit des jeweiligen Merkmals ge-sehen sowie hinsichtlich seiner Herkunft, wobei emotionaleIntelligenz eher der Intelligenzforschung und die emotiona-le Kompetenz eher der Entwicklungspsychologie entstammt(Schnellknecht 2007).

Saarni (2002), eine bekannte Entwicklungspsychologin,die sich insbesondere mit dem Einfluss von Familie undKultur auf die Entwicklung emotionaler Kompetenz be-schäftigt hat, betrachtet emotionale Kompetenz daher inerster Linie unter einer Entwicklungsperspektive. Von emo-tional kompetentem Verhalten spricht Saarni, wenn Kinderihre emotionalen Fertigkeiten in Interaktionen mit anderenanwenden und selbstwirksames Verhalten zeigen und ent-wickeln. Nach Ansicht der Autorin ist diese Kompetenzdurch folgende acht emotionale Schlüsselfähigkeiten, wel-che im Entwicklungsverlauf erworben und in dynamischensozialen Interaktionen erlernt werden, gekennzeichnet:

1. Die Fähigkeit, sich seiner eigenen Emotionen bewusst zusein. Dies umfasst auch das Wissen darüber, dass man inbestimmten Situationen mehrere Gefühle gleichzeitig er-leben kann oder sich seinem emotionalen Befinden nichtimmer bewusst ist.

2. Die Fähigkeit, die Emotionen anderer wahrzunehmenund zu verstehen. Diese Fähigkeit beinhaltet das Inter-pretieren von Situationen und des Ausdrucksverhaltensanderer Person, die aus kultureller Sicht häufig gleichgedeutet werden.

3. Die Fähigkeit, über Emotionen zu kommunizieren. Diesschließt den Gebrauch des kulturell abhängig gebräuch-lichen Gefühlsvokabulars sowie den Erwerb emotionalerSkripte ein.

4. Die Fähigkeit zur Empathie. Diese Fähigkeit äußert sichin dem einfühlsamen Umgang mit dem emotionalen Er-leben anderer Menschen.

5. Die Fähigkeit zur Trennung von emotionalem Erlebenund emotionalem Ausdruck. Dies umfasst u. a. das Wis-sen darüber, dass das gezeigte Ausdrucksverhalten vonsich selbst und anderen Personen nicht unbedingt mitdem erlebten Emotionszustand übereinstimmt.

6. Die Fähigkeit, mit negativen Emotionen und Stresssitua-tionen umzugehen. Hierzu zählt der Gebrauch von Pro-blemlösungs- und Selbstregulationsstrategien, um die In-tensität und Dauer belastender Emotionen zu verringern.

7. Die Fähigkeit, sich der emotionalen Kommunikation insozialen Beziehungen bewusst zu sein. Diese Fähigkeitbeinhaltet die Erkenntnis, dass soziale Beziehungen zuanderen Menschen durch die Art der Kommunikation,des Ausdrucksverhaltens und des Beziehungsverhältnis-ses geprägt sind.

8. Die Fähigkeit zur Selbstwirksamkeit. Dies beinhaltet u. a.die Akzeptanz des eigenen emotionalen Erlebens und die

Gestaltung von sozialen Interaktionen im Einklang miteigenen (moralischen) Grundsätzen.

Aus ihrem Konzept zur emotionalen Kompetenz, dasu. a. auf empirischen Befunden zur emotionalen Entwick-lung beruht, lässt sich ableiten, dass die reflexive Emo-tionsregulation und die dazu erforderlichen Kompetenzenals Merkmal einer emotional kompetenten Person, die zurSelbstregulation fähig ist, angesehen werden können. AuchSaarnis Schlüsselfähigkeiten der emotionalen Kompetenzwurden daher auf die emotionalen Fertigkeiten einer Coach-person bezogen und für die Modellkonzeption berücksich-tigt.

3.3 Emotionsregulation

Emotionsregulierende Prozesse sind wesentlich für die psy-chische und körperliche Gesundheit, da es Prozesse derKontrolle, Bewertung und Veränderung von emotionalenReaktionen hinsichtlich der Intensität und des zeitlichenVerlaufes umfasst. Ein zentraler Bestandteil emotionalerKompetenz und emotionaler Intelligenz ist daher das Regu-lieren von Emotionen bei sich selbst (intrapersonale Emo-tionsregulation) und anderen (interpersonale Emotionsre-gulation). Menschen, die ein umfangreiches Wissen überEmotionen verfügen und der Emotionsregulation Wichtig-keit zuschreiben, haben mit größerer WahrscheinlichkeitEinfluss auf den Prozess der Emotionsregulation (Feldmanet al. 2001). Allgemein versteht man unter Emotionsregu-lation die Fähigkeit, durch Strategien und Prozesse den af-fektiven Zustand bei einem Individuum zu beeinflussen undnegative wie positive Emotionen herunterzuregulieren, zuunterdrücken, aufrechtzuerhalten, oder zu verstärken (Gross2007). Insbesondere Emotionen negativer Art bzw. unange-nehme physiologische Prozesse stehen im Fokus der Regu-lationsprozesse. Die Regulationsbemühungen können au-tomatisch, kontrolliert, bewusst oder unbewusst erfolgen,adaptive oder maladaptive Auswirkungen haben (Garnefskiund Kraaij 2006) und aufgrund des beobachtbaren Verhal-tens als konstruktiv bzw. destruktiv beurteilt werden.

Auch in Bezug auf das Konzept der Emotionsregulati-on existiert kein einheitlicher theoretischer Ansatz (Gross2002; Koole 2009). Vielmehr werden verschiedene Ansätzeje nach theoretischer Herkunft und Fokus der Betrachtungdiskutiert und einander gegenübergestellt:

Innerhalb der Emotionsregulationsforschung ist beson-ders der Ansatz von Gross (2007) bekannt geworden. DerAutor unterscheidet fünf verschiedene Strategien der Emo-tionsregulation in seinem Prozessmodell zur Emotionsre-gulation, bspw. der Aufmerksamkeitssteuerung, wobei dieAufmerksamkeit auf mögliche Aspekte der Situation ausge-richtet wird, um Emotionen zu modifizieren (z. B. kann derFokus der Aufmerksamkeit auf nicht-emotionale Aspekte

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der Situation gelenkt oder gänzlich von der Situation abge-löst werden) der Reaktionsmodulation, wobei der emotio-nale Ausdruck reguliert bzw. unter Kontrolle gebracht wirdoder der kognitiven Veränderung, indem die Bewertung ei-ner gegebenen Situation und damit ihr emotionaler Gehaltverändert wird (z. B. durch die Betrachtung einer Situationaus einer anderen Perspektive oder die Einbeziehung einesanderen Aspekts, sodass sie z. B. statt negativer nun positiveAttribute erhält).

Auch innerhalb des Vier-Facetten-Modells der Emotio-nalen Intelligenz von Mayer und Salovey (1997) ist dieEmotionsregulation, d. h. die Fähigkeit, eigene Emotionenund die anderer zu regulieren, eine zentrale Dimension. Siebeinhaltet folgende Teilfähigkeiten:

1. sowohl für angenehme als auch für unangenehme Gefüh-le offenbleiben, damit aus den Emotionen gelernt wirdund somit emotionales und intellektuelles Wachstum ge-fördert wird

2. sich auf Emotionen entweder einlassen oder sich von ih-nen loslösen, abhängig davon, wie informativ und nütz-lich sie eingeschätzt werden

3. Emotionen in Beziehung zu sich selbst und zu anderenreflexiv betrachten, und evaluieren, wie klar oder typischeine Emotion ist, ob sie Einfluss auf die eigene Personhat, oder wie akzeptabel sie ist (Meta-Evaluation)

4. Emotionen bei sich und bei anderen regulieren, indemangenehme Emotionen verstärkt und unangenehme ge-mäßigt werden, ohne dabei die Bedeutung dieser Emo-tionen abzuschwächen oder aufzuwerten (Meta-Regula-tion)

Die beiden höchsten Fähigkeiten der reflexiven Emoti-onsregulation (3 und 4) entsprechen dabei dem Evaluati-ons- und Regulationsaspekt des sog. Meta-Mood-Konzepts(Mayer und Stevens 1994), das hier ebenfalls als spezifischeFacette der Emotionsregulation erläutert werden soll: Emo-tionales Erleben umfasst nach Mayer und Gaschke (1988)mindestens zwei Elemente: das direkte Erleben einer Emo-tion sowie eine Meta-Ebene des Erlebens, die Gedankenund Gefühle über die Emotion enthält (Meta-Mood-Erfah-rung). Meta-Mood beschreibt demnach reflexive Prozes-se, die Emotionen und Stimmungen begleiten. Die Meta-Mood-Erfahrung stellt das Produkt eines emotionsregula-torischen Prozesses dar, der die Überwachung, Evaluati-on und Veränderung der Emotion umfasst. Salovey et al.(1995) differenzieren drei Dimensionen der Meta-Mood-Erfahrung: Aufmerksamkeit für emotionale Inhalte, Klar-heit der Emotionswahrnehmung und die Beeinflussbarkeitvon Emotionen im Sinne der Neigung zur Aufrechterhal-tung und Wiederherstellung positiver Emotionen.

Auch das Self-regulation Model of Emotional Intelli-gence von Martinez-Pons (2000) betont selbstregulato-rische Aspekte emotionaler Intelligenz. Der Autor geht

davon aus, dass die Verfügbarkeit von Emotionsregulati-onsstrategien allein nicht hinreichend für eine erfolgreicheEmotionsregulation ist. Ebenso notwendig sind die Moti-vation zum Einsatz und zur Verfolgung dieser Strategien,eine regulatorische Zielsetzung sowie die Fähigkeit zurSelbstüberwachung und Selbstevaluation. In seinem Selbst-regulationsmodell emotionaler Intelligenz stellt Martinez-Pons (2000) eine Verbindung zwischen Banduras (1986)sozial-kognitiver Theorie und Salovey und Mayers (1990)ursprünglichem Modell der emotionalen Intelligenz her.Die sozial-kognitiven Selbstregulationskomponenten Mo-tivation, Zielsetzung, Strategiegebrauch und Selbstevalua-tion werden mit den emotionalen Intelligenzkomponenten„Verbindung zu Emotionen“ (Being in touch with one’smoods and emotions), „Klären der Emotionen“ (Sortingout one’s moods and emotions) und „Umgang mit Emotio-nen“ (Managing one’s moods and emotions) in Beziehunggesetzt: Emotionsregulation wird in diesem Modell somitals selbstregulatorischer Prozess betrachtet, der Motivationzur Emotionsregulation, Zielsetzung im Umgang mit Emo-tionen, Strategiegebrauch zur Regulation von Emotionenund die Selbstevaluation der Effektivität dieser Emotions-regulationsstrategien umfasst.

Aus den Ausführungen ist deutlich geworden, dass der(intra- und interpersonalen) Emotionsregulation eine hoheBedeutung in unterschiedlichsten Kontexten zukommt unddaher davon auszugehen ist, dass diese auch im Coaching-kontext von Relevanz ist, da der Coach sowohl auf seineeigenen Emotionen, als auch auf die des Klienten achtenund angemessen Einfluss nehmen sollte, um den emotio-nalen Anforderungen eines Coachingprozesses gerecht zuwerden.

Als Coach Einfluss auf die eigenen Emotionen zu neh-men, sie steuern und regulieren zu können, wird als in-trapersonale Emotionsregulation bezeichnet (Gross 2013;Lammers 2011), wohingegen bei der interpersonalen Emo-tionsregulation der Coach Einfluss auf die Emotionen desKlienten nimmt (Holodynski und Friedlmeier 2006). Eineadäquate Emotionsregulation erfolgt aber nur dann, wennder Coach selbst Emotionen korrekt wahrnehmen, Gefühls-zustände unterscheiden und einordnen kann sowie Einfüh-lungsvermögen und Fähigkeiten des Erlebens und Nach-erlebens, sowie des Verstehens von Emotionen besitzt. Ineinem Interview (Michel et al. 2014) betont ein Coach dieWichtigkeit der Emotionsregulation für ein erfolgreichesCoaching:

„A coach has to deal with [the coachee’s] discomfortand pain and not be swept by it. If you are emotionallyswept by it, or panicked by it, or uncomfortable withit, if you can’t sit with people who are suffering with-out an attempt or need to rescue, without the need tojump in and rescue and pat them on the shoulder and

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tell them it’s okay, you shouldn’t become a coach.“(S. 443)

Diese emotionalen Anforderungen sind gleichzeitig emo-tionale Kompetenzen, welche im Laufe des Lebens erwor-ben werden, (professionell) trainierbar und nicht angeborensind.

Die Auseinandersetzung mit dem empirischen For-schungsstand zur emotionalen Kompetenz in Bezug aufCoachingprozesse zeigt, dass nur wenige empirische Stu-dien zu diesem Zusammenhang vorliegen. Das Konzeptder emotionalen Kompetenz ist der emotionalen Intelli-genz inhaltlich sehr ähnlich und beinhaltet die Fähigkeitenbzw. Kompetenzen der emotionalen Intelligenz. Wie zu-vor beschrieben, kann ein emotional kompetenter Coachseine Emotionen regulieren, entscheiden, ob und welche(übertragenen) Emotionen er vom Klienten nutzt und sichaktiv über das emotionale Geschehen im Coachingprozessbewusst ist. Die vorgestellten theoretischen Konzepte undModelle geben wichtige Hinweise, auf welche Aspekte einCoach beim Klienten achten sollte und wo bzw. wie eransetzen muss, um eine günstige Emotionsregulation beimKlienten zu fördern. Ob emotionsregulatorische Prozesseaktiv erfolgen oder inwieweit dies passiv geschieht, gilt esdurch weitere Forschung herauszufinden. Außerdem ist esvon Interesse, Coaches nach ihrer emotionalen Kompetenzzu befragen, ob und inwiefern Coaches diese schärfen undwahrnehmen. Es besteht somit erheblicher Forschungsbe-darf bezüglich der Thematik der emotionalen Kompetenzim Coachingbereich. Abschließend ist festzuhalten, dassEmotionen eine große Rolle im Coachingprozess spie-len, denn sie geben bei entsprechender Beobachtung u. a.Rückmeldung über das Beziehungsverhalten von Coachund Klient und bieten dem Coach reichlich Beobachtungs-und anschließend Handlungsmaterial. Auch bei Strategiender Emotionsregulation wird zwischen intrapersonalen undinterpersonalen Komponenten unterschieden (Holodynskiund Friedlmeier 2007), sodass hier ein weiterer Anhalts-punkt für diese Unterscheidung gegeben ist und daher imRahmen der Modellierung zu berücksichtigen ist.

3.4 Kompetenzmodell zur Beschreibung emotionalerKompetenzen eines Coaches im Coachingprozess

Welche Zugänge und Methoden stehen zur Verfügung, umKompetenzmodelle zu entwickeln? In diesem Zusammen-hang wird insbesondere zwischen induktiven und dedukti-ven Modellierungsstrategien unterschieden (Schaper 2009).Eine induktive Bestimmung bzw. Modellierung von Kom-petenzen beinhaltet, dass diese überwiegend auf der Basisempirischer Analysen in einer Handlungsdomäne generiertwerden. Bei deduktiven Vorgehensweisen geht die Kompe-tenzmodellierung von bereits existierenden Kompetenzka-

tegorien auf der Basis theoretischer Modelle bzw. Annah-men aus. Die deduktive Strategie bezieht sich dabei auf ko-gnitions- und lerntheoretisch fundierte Modellvorstellungen(z. B. zur Expertiseentwicklung in einer Domäne) und/oderauf fachsystematische Konzepte zur Bestimmung von Bil-dungszielen. Steht man vor der Wahl, welche der genanntenHerangehensweisen zur Kompetenzmodellierung besser ge-eignet ist, so liegt wohl eine angemessene Lösung eher inder Kombination der Strategien. Theoretisch bzw. deduktivfundierte Ansätze gewährleisten zunächst den Bezug zumForschungsstand in einer Domäne und helfen, die empi-rischen bzw. induktiven Analysen zu fokussieren und zusystematisieren (vgl. hierzu bspw. Michel et al. 2014). De-duktiv orientierte Ansätze zur Kompetenzbestimmung sindsomit bedeutsame Ergänzungen und Korrektive empirischerbzw. induktiver Verfahrensweisen. Eine rein deduktiv ori-entierte Kompetenzbestimmung würde allerdings den anrealen beruflichen Herausforderungen orientierten Situati-ons- und Anforderungsbezug von Kompetenzen vernach-lässigen. Empirische bzw. induktiv orientierte Kompetenz-analysen sichern diesen zentralen Anspruch der Kompe-tenzmodellierung und sollten daher zur Ergänzung und alsKorrektiv zu deduktiv orientierten Verfahrensweisen die-nen.

Im Allgemeinen geben Kompetenzstrukturmodelle eine„möglichst umfassende Beschreibung erforderlicher Kom-petenzen für eine Domäne“ (Schaper 2012, S. 42) und sinddamit Voraussetzung für eine differenzierte Kompetenz-und Leistungsmessung oder für die Ableitung von Ansätzenzur Entwicklung entsprechender professioneller Kompeten-zen. Auf Basis der dargestellten Konzepte, Theorien undForschungsansätze emotionaler Regulationsanforderungenund -fähigkeiten sowie den Untersuchungen zu emotiona-len Anforderungen im Coachingprozess wurde ein erstesKompetenzmodell zur Beschreibung emotionaler Kompe-tenzen eines Coaches im Coachingprozess entwickelt bzw.deduktiv hergeleitet (Abb. 1).

Bei der Konzeption des Kompetenzmodells wurde einehierarchische Strukturierung vorgenommen, sodass dieemotionale Kompetenz über mehrere Ebenen hinweg zu-nächst anhand weniger Kategorien strukturiert und dannauf weiteren Stufen immer weiter aufgegliedert und kon-kretisiert wurde (siehe auch Tab. 3).

Das Modell basiert auf theoretischen Konzepten zuremotionalen Kompetenz bzw. Intelligenz und fokussiertdabei auf Aspekte bzgl. der emotionalen Kompetenz einesCoaches, wobei folgende theoretische Ansätze miteinflos-sen:

1. Ansätze der emotionalen Intelligenz (z. B. Gardner 1999;Goleman 1995, 1998; Mayer und Salovey 1997),

2. Schlüsselfertigkeiten der emotionalen Kompetenz (z. B.Rindermann 2009; Saarni 2002),

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Abb. 1 Deduktiv hergeleitetesKompetenzmodell zur Beschrei-bung emotionaler Kompetenzeneines Coaches im Coachingpro-zess

Emotionale Fremdwahrnehmung:

Wahrnehmen und Verstehen

von Emotionen des Klienten

Intrapersonale Kompetenzen Interpersonale Kompetenzen

Authentizität/ Echtheit

Wahrnehmen und Verstehen der eigenen

Emotionen

Intrapersonale Emotionsregulation

Analysieren und Reflektieren eigener

Emotionen und Haltungen

Emotionale Fremdwahrnehmung:

Bewusstsein für Übertragung

Interpersonale Emotionsregulation:

Einflussnahme auf die emotionale

Reaktion oder Bewertung des Klienten

Interpersonale Emotionsregulation:

Emotionale Beziehungsgestaltung

zwischen Coach und Klient

Emotionale Fremdwahrnehmung:

Empathie und Achtsames Zuhören

Emotionale Kompetenz eines Coaches

3. Ansätze der Emotionsregulationsforschung (z. B. Gross2002, 2007; Martinez-Pons 2000; Salovey et al. 1995),

4. Theoretische Ansätze von Autoren, die sich vertiefterund differenzierter mit den emotionalen Anforderun-gen an einen Coach auseinandersetzen (Bachkirova undCox 2007; Cremona 2010; Hasenbein und Riess-Berger2014; Michel et al. 2014; siehe auch Tab. 3, Spalte 1,„und deren zentrale Quellen“) sowie

5. Theorien und Wirkfaktoren der Psychotherapieforschung(z. B. Grawe 1994, 2004; Greif 2008, 2015).

So wurde eine Liste mit allen relevanten Aspekten er-stellt, wobei in einem nächsten Schritt doppelte Konstruk-te sowie Anforderungsbereiche, die nichts mit emotionalenAnforderungen im Sinne der emotionalen Kompetenz einesCoaches zu tun haben, herausgefiltert wurden. Schließlichwurden die verbliebenen Facetten ähnlichen Dimensionenzugeordnet, sodass übergeordnete Modellkategorien gebil-det wurden und schließlich neun zentrale Dimensionen ent-standen:

Auf der ersten Ebene des Kompetenzmodells wird zwi-schen „Intrapersonalen Kompetenzen“ und „Interpersona-len Kompetenzen“ unterschieden (in Anlehnung an Gole-mans Einteilung der persönlichen und sozialen Kompeten-zen (1995, 1998), Gardners Einteilung der intra- und inter-personalen Elemente multipler Intelligenzen (1999), bzw.Holodynskis und Friedlmeiers (2006) Einteilung in intra-personale und interpersonale Elemente der Emotionsregu-lation), um Strategien des Coaches bei sich selbst und inBezug auf den Klienten zu unterscheiden und abzudecken.

Auf der zweiten Ebene werden der Kompetenzdimension„Intrapersonale Kompetenzen“ anschließend vier Subkon-strukte und der Dimension „Interpersonale Kompetenzen“fünf Subkonstrukte unter Heranziehung verschiedener Kon-zepte der emotionalen Intelligenz bzw. Kompetenz und derEmotionsregulation sowie einschlägiger Konzepte und Stu-dien der Coachingforschung zugeordnet. Bei den „Intraper-sonalen Kompetenzen“ handelt es sich um folgende vierSubkonstrukte:

● Wahrnehmen und Verstehen der eigenen Emotionen(hierbei wird Bezug genommen auf eine zentrale Kom-ponente der emotionalen Intelligenz nach Mayer undSalovey (1997), eine zentrale Komponente der emotiona-len Kompetenz nach Rindermann (2009) (der Fähigkeitzum Erkennen eigener Gefühle) sowie die erste Schlüs-selfähigkeit nach Saarni (2002), aber auch auf weitereeinschlägige Konzepte),

● Analysieren und Reflektieren eigener Emotionen undHaltungen (auch hierbei wird Bezug genommen auf eineweitere zentrale Komponente der emotionalen Intelli-genz (Mayer und Salovey 1997), die erste sowie weitereSchlüsselfähigkeiten von Saarni (2002) sowie Bewälti-gungsstrategien (im Umgang mit eigenem Verhalten undeigenen Emotionen) von Coaches in Anlehnung an Coxund Bachkirova 2007, Bachkirova und Cox 2007 sowieCremona 2010 etc.),

● Authentizität/Echtheit (hierbei wird Bezug genommenauf Aspekte der inneren Haltung des Coaches bzw. derauthentischen Kommunikation mit dem Klienten in An-

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Tab. 3 Domänenbezogene definitorische Bestimmung der Kompetenzfacetten und vertiefende Erläuterungen zum Rahmenmodell emotionalerKompetenz eines Coaches

Kompetenzfacettenund deren zentraleQuellen

Domänenspezifische Defi-nition der Facette (bezogenauf den Coachingkontext)

Subfacetten (bezogen auf den Coaching-kontext)

Vertiefende Erläuterungen zur Bedeutungund Relevanz

Intrapersonale Facetten der emotionalen Kompetenz von CoachesWahrnehmen undVerstehen dereigenen Emotionen(Cremona 2010;Goleman 1995;Hasenbein undRiess-Beger 2014;Mayer und Salovey1997; Michel et al.2014; Saarni 2002;Rindermann 2009)

Die Fähigkeit des Coaches,eigene Emotionen anhandvon körperlichenZuständen, Stimmungenund Gedanken adäquatwahrnehmen, verstehenund ausdrücken zu können.

Wahrnehmen der eigenen Emotionen:Der Coach kann eigene Emotionen aufBasis von seinen körperlichen Zuständen,Stimmungen und Gedanken erkennen.

Für eine allgemeine psychosozialeBeziehung gilt das Erkennen undWahrnehmen der eigenen Emotionen alsVoraussetzung für emotionsregulatorischeProzesse (Meves 2013).Selbstwahrnehmung gilt als Grundlagevon emotionaler Intelligenz (Bärtschi2014). Hierzu zählt auch die emotionaleExpressivität sowie die Fähigkeit undBereitschaft, eigene Gefühle verbal undnonverbal ausdrücken zu können.

Verstehen der eigenen Emotionen: DerCoach kann seine eigenen komplexenEmotionen und Gefühlsübergänge verste-hen.

Ausdrücken der eigenen Emotionen: DerCoach kann seine Emotionen sowie diedahinterstehenden Bedürfnisse verbal undnonverbal ausdrücken.

Analysieren undReflektieren eigenerEmotionen undHaltungen(Cremona 2010;Greif 2008, 2015;Greif et al. 2012;Hasenbein undRiess-Beger 2014;Mayer und Salovey1997; Michel et al.2014; Saarni 2002)

Die Fähigkeit des Coaches,die eigenen subjektivenDeutungen, Emotionen undeigenen Haltungen kritischund konstruktiv evaluierenzu können.

Selbstreflexionsfähigkeit: Der Coachkann seine Emotionen und sein Verhaltenhinterfragen und evaluieren.

Der Coach ist in der Lage über seineEmotionen/Rolle/Haltung bzw. seinVerhalten zu reflektieren und zu prüfen,was das für den Coachingkontextbedeutet. So agiert er bspw. mitOffenheit, (moralischer) Neutralität undWertefreiheit. Er kann aus verschiedenenPerspektiven reflektieren, wie eindistanzierter Beobachter.

Selbsteinschätzung: Der Coach kanneigene Muster, blinde Flecken, Stärkenund Schwächen adäquat einschätzen undeingestehen.

Selbsterfahrung: Der Coach weist einebreite Lebens- und Berufserfahrung auf.

Intuitives Wissen/Bauchgefühl: DerCoach kann sich von seinen intuitivenImpulsen leiten lassen und diese als In-formationsquelle nutzen.

Authentizität/Echtheit(Bachkirova undCox 2007; Greifet al. 2012; Michelet al. 2014)

Die Fähigkeit des Coaches,sich authentisch imEinklang mit seinenzentralen Werthaltungenund seiner Persönlichkeitzu verhalten.

Persönliche Integrität: Das Verhalten desCoaches stimmt mit den eigenen Werten,Überzeugungen und Idealen überein.

Emotionen gelten für Coach und Klientauch als Ausdruck von Authentizität(Kienast 2013). Nur wenn dasCoachingkonzept, sowie dieangewendeten Methoden, mit denpersönlichen Einstellungen und Wertendes Coaches übereinstimmen, kann derCoach Glaubwürdigkeit vermitteln.Authentizität ist zurückzuführen auf dieGrundhaltungen der PersonenzentriertenGesprächstherapie nach Rogers (Drath2012).

Transparentes und ehrliches Coachver-halten: Der Coach verhält sich pragma-tisch, klar und ehrlich, was bedeutet, dasser nicht darüber nachdenken muss, wie ersich verhalten soll.

IntrapersonaleEmotionsregulation(Cremona 2010;Goleman 1995;Gross 2002, 2007,2013;Martinez-Pons2000; Mayer undSalovey 1997;Michel et al. 2014;Saarni 2002;Steinmayr et al.2011; von Salisch2000)

Die Fähigkeit des Coaches,die eigenen Emotionenbzw. den eigenenemotionalen Zustandsteuern, regulieren oderbeeinflussen zu können.So kann ein emotionalintelligenter Coach seineEmotionen der jeweiligenSituation imCoachingkontextentsprechend regulieren.

Individuelle Life-Work-Balance: In sei-nem Lebenskonzept achtet der Coach aufeine individuelle Balance zwischen Berufund sonstigem Leben.

Als Coach ist die Fähigkeit besonderswichtig, Emotionen bei sich selbstbeeinflussen, steuern und regulieren zukönnen, besonders, wenn es um negativeoder starke Emotionen geht. So sollte einCoach selbst ein hohes Maß anemotionalen Regulationsmechanismenverfügen, um angemessen auf dieemotionalen Zustände des Klienten zureagieren und starke (negative)Emotionen im Coaching für sich selberangemessen zu bewältigen.

Belastbarkeit: Der Coach kann eigeneRessourcen einsetzen, um Stressorenwährend des Coaching entgegenwirkenzu können.

Intrapersonale Emotionsregulation: DerCoach kann eigene affektive Zustände,Emotionen und Impulse anforderungsge-recht regulieren und beeinflussen.

Selbstvertrauen: Der Coach hat ein gutesVertrauen in das eigene Tun und Han-deln.

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Tab. 3 Domänenbezogene definitorische Bestimmung der Kompetenzfacetten und vertiefende Erläuterungen zum Rahmenmodell emotionalerKompetenz eines Coaches (Fortsetzung)

Kompetenzfacettenund deren zentraleQuellen

Domänenspezifische Defi-nition der Facette (bezogenauf den Coachingkontext)

Subfacetten (bezogen auf den Coaching-kontext)

Vertiefende Erläuterungen zur Bedeutungund Relevanz

Interpersonale Facetten der emotionalen Kompetenz von CoachesEmotionale Fremd-wahrnehmung:Wahrnehmen undVerstehen vonEmotionen desKlienten(Cremona 2010;Hasenbein undRiess-Beger 2014;Mayer und Salovey1997; Michel et al.2014; Rindermann2009; Saarni 2002)

Die Fähigkeit des Coaches,die Emotionen des Klientenanhand von nonverbalenund verbalen Signalen, wiekörperlichen Zuständen,Stimmungen, Verhalten,sprachlichen Äußerungen,Mimik und Gestik, inAbhängigkeit von derSituation adäquatwahrnehmen, verstehen,ausdrücken und bewertenzu können.

Wahrnehmen von Emotionen des Klien-ten: Der Coach kann sicher zum Aus-druck gebrachte Emotionen des Klientenauf Grundlage von z. B. Sprache, Klang,Erscheinung und Verhalten erkennen.

Im Coaching gelten Emotionen alswesentlicher Bestandteil desArbeitslebens und der dort erbrachtenLeistung (Bachkirova und Cox 2007;Cremona 2010; Fuchs 2014; Schreyögg2015). Der Coach nutzt sie alsWahrnehmungsquelle über denGemütszustand und dieSituationsinterpretation des Klienten. Sosollte er auch zwischen (nicht) adäquaten,vorgespielten und (un)echten Gefühlendes Klienten unterscheiden und dieStimmung hinter den Worten erfassenkönnen.

Verstehen von Emotionen des Klien-ten: Der Coach kann affektive Zustände,Emotionen, Impulse und komplexe Ge-fühlsübergänge des Klienten beobachtenund verstehen.

Ausdrücken von Emotionen des Klien-ten: Der Coach kann Emotionen sowiedahinterstehende Bedürfnisse verbal undnonverbal ausdrücken.

Bewerten von Emotionen des Klienten:Der Coach kann zwischen (nicht) ad-äquaten, vorgespielten und (un)echtenGefühlsausdrücken differenzieren.

Emotionale Fremd-wahrnehmung:Empathie undAchtsames Zuhören(Albrecht und Perrin2013; Cremona2010; Dimitrova undLüdmann 2014;Fuchs 2014;Goleman 1995;Greif et al. 2012;Hasenbein undRiess-Beger 2014;Michel et al. 2014;Saarni 2002)

Die Fähigkeit des Coaches,achtsam zu zuhören undsich gedanklich undgefühlsmäßig in dieSituation des Klienteneinfühlen und seineemotionalen Reaktionenund Befindlichkeitenrichtig erkennen und deutenzu können, sowieentsprechend darauf zureagieren.

Kognitive Empathie: Der Coach kannden emotionalen Zustand des Klientennachempfinden.

Das zwischenmenschlicheEinfühlungsvermögen eines Coaches giltals einer der Erfolgsfaktoren im Coaching(z. B. Greif 2008). Durch empathischeAussagen kann der Klient darinunterstützt werden, selbst achtsamer zuwerden (Dietz und Dietz 2012).

Affektive Perspektivenübernahme: DerCoach hat Wissen und Verständnis überden emotionalen Zustand des Klienten.

Achtsames Zuhören: Der Coach kann fo-kussiert, sensibel, offen und wertungsfreizuhören.

Emotionale Fremd-wahrnehmung:Bewusstsein fürÜbertragung(Bachkirova undCox 2007; Cox undBachkirova 2007;Cremona 2010;Drath 2012;Giernalczyk et al.2013; Helbig 2014;Schermuly undBonhardt 2014;Schreyögg 2013)

Die Fähigkeit des Coaches,sich der Übertragungenwechselseitiger, teilsunbewusster emotionalerZuschreibungen desGegenübers bewusst zusein.

Bewusstsein für Übertragung: Der Coachist aufmerksam für die Gefühle, die derKlient auslöst.

In der Psychotherapieforschung konntebereits gezeigt werden, dassÜbertragungen des Klienten beimTherapeuten emotionale Reaktionenauslösen können (Draht 2012). Auch alsCoach ist es wichtig, anhand derWahrnehmung von Gefühlsübertragungendes Klienten und durch genaues Zuhören,Beobachten und Deuten, wichtigeInformationen über unbewussteBeziehungsmuster und emotionaleVorgänge zu gewinnen (Lippmann 2013)und sich gleichzeitig vom Klienten, bzw.seinem Erzählten, distanzieren zukönnen.

Übertragungsgefühle analysieren kön-nen: Der Coach kann seine Aufmerksam-keit auf die Ursachen der Emotionsüber-tragung richten.

Professionelle Distanz wahren: DerCoach kann sich von Übertragungendistanzieren.

Containment: Der Coach kann emotiona-le Spannungen, ungelöste Konflikte undunbewusste Inszenierungen des Klien-ten verstehen und zu einem geeignetenZeitpunkt als Hypothese oder Anregungzurückgeben.

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Tab. 3 Domänenbezogene definitorische Bestimmung der Kompetenzfacetten und vertiefende Erläuterungen zum Rahmenmodell emotionalerKompetenz eines Coaches (Fortsetzung)

Kompetenzfacettenund deren zentraleQuellen

Domänenspezifische Defi-nition der Facette (bezogenauf den Coachingkontext)

Subfacetten (bezogen auf den Coaching-kontext)

Vertiefende Erläuterungen zur Bedeutungund Relevanz

InterpersonaleEmotionsregulation:Einflussnahme aufdie emotionaleReaktion oderBewertung desKlienten(Cremona 2010;Gross 2007;Hasenbein undRiess-Beger 2014;Mayer und Salovey1997; Rindermann2009)

Die individuelle Fähigkeitdes Coaches, dieEmotionen des Klientenbzw. seinen emotionalenZustand steuern, regulierenoder beeinflussen zukönnen.

Interpersonale Emotionsregulation: DerCoach kann Einfluss auf die Emotionsre-gulation des Klienten durch Einsatz vonInterventionen nehmen.

Beim Coaching wird als zentralesBestimmungsmerkmal oft daraufhingewiesen (z. B. Drath 2012), dass esim Kern beim Coaching darum geht, dieSelbstregulationsfähigkeiten des Klientenzu unterstützen, um so Hilfe zurSelbsthilfe zu geben. Der Coachentscheidet, ob ein beobachteterEmotionsausdruck beim Klientengefördert oder kontrolliert werden muss.

Training von Regulationsstrategien: DerCoach kann den Klienten dabei unter-stützen, effektive individuelle Regula-tionsstrategien zu identifizieren und zuentwickeln.

Interpersonale Emo-tionsregulation:Emotionale Bezie-hungsgestaltungzwischen Coach undKlient(Cremona 2010;Geißler und Wege-ner 2015; Goleman1995; Greif 2008,2015; Greif et al.2012; Hasenbeinund Riess-Beger2014; Heid 2012;Ianiro und Kauf-feld 2012; Ianiroet al. 2013; Kilburg2001; Michel et al.2014; Neukom et al.2011; Oellerichet al. 2013; Saarni2002; Spaten undFlensborg 2013)

Die Fähigkeit des Coaches,dem Klienten Vertrau-en, Wertschätzung, undRespekt sowie Nähe undDistanz entgegenzubringen,mit dem Ziel, eine Vertrau-ensbasis für die Coaching-beziehung herzustellen undaufrechtzuerhalten.

Herstellen einer vertrauensvollen Be-ziehung: Der Coach kann gezielte Auf-merksamkeit/Zuwendung durch offeneKörpersprache und -haltung, sowie ech-tes Interesse zeigen, respektieren undwertschätzend sein, eigene Grenzen auf-zählen, einen angemessenen, offenen undehrlichen Interaktionsstil anwenden undemotional unterstützen.

Der Coach bemüht sich mit dem Klien-ten in Kontakt zu treten und zu bleiben,da eine gute Arbeitsbeziehung als zen-traler (Wirk-)Faktor im Coaching, wieauch in der Psychotherapie, gilt (Neu-kom et al. 2011). Er stellt sich flexibelauf den Klienten ein und kommuniziertanschlussfähig (Lellinger und Bachmann2016).

lehnung an Bachkirova und Cox 2007 sowie Greif et al.2012 etc.),

● Intrapersonale Emotionsregulation (hierbei beziehen wiruns auf eine zentrale Komponente der emotionalen Intel-ligenz nach Mayer und Salovey (1997), die selbstregula-torischen Aspekte emotionaler Intelligenz von Martinez-Pons 2000, eine zentrale Komponente der emotionalenKompetenz nach Rindermann (2009) (die Fähigkeit zurRegulation eigener Gefühle), darüber hinaus auf weite-re zentrale Strategien der Emotionsregulation nach Gross2002, 2007 etc.).

Bei den „Interpersonalen Kompetenzen“ erfolgt darüberhinaus eine weitere Unterteilung in zwei Subdimensionen:(1) Emotionale Fremdwahrnehmung und (2) Interpersona-le Emotionsregulation. Die „Emotionale Fremdwahrneh-

mung“ untergliedert sich weiter in folgende Subkonstruktemit ihren jeweiligen konzeptionellen Bezügen:

● Wahrnehmen und Verstehen von Emotionen des Klienten(hierbei wird Bezug genommen auf eine zentrale Kom-ponente der emotionalen Intelligenz nach Mayer und Sa-lovey (1997), die zweite Schlüsselfähigkeit nach Saarni(2002) sowie eine zentrale Komponente der emotionalenKompetenz nach Rindermann (2009) (Fähigkeit zum Er-kennen fremder Gefühle) etc.),

● Empathie und Achtsames Zuhören (hierbei beziehen wiruns auf die vierte Schlüsselfähigkeit nach Saarni (2002)sowie eine zentrale Komponente der emotionalen Intelli-genz nach Goleman 1995 etc.), und

● Bewusstsein für Übertragung (hierbei wird Bezug ge-nommen auf emotionale Aspekte des Coachings nach

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Bachkirova und Cox (2007) und wiederum die ersteSchlüsselfertigkeit nach Saarni (2002) sowie die For-schungsergebnisse von Giernalczyk et al. 2013, etc.).

Die „Interpersonale Emotionsregulation“ unterteilt sichabschließend in folgende Subkonstrukte:

● Einflussnahme auf die emotionale Reaktion oder Bewer-tung des Klienten (hierbei wird wiederum Bezug ge-nommen auf eine zentrale Komponente der emotionalenIntelligenz (Mayer und Salovey 1997), die emotiona-len Schlüsselfertigkeiten (Saarni 2002), welche für eineerfolgreiche Regulation von Emotionen von Bedeutungsind sowie zentrale Strategien der Emotionsregulationnach Gross 2007, 2013), und

● Emotionale Beziehungsgestaltung zwischen Coach undKlient (hierbei beziehen wir uns z. B. auf den Wirkfaktor„Wertschätzung und emotionale Unterstützung“ (Greif2008; 2015), eine zentrale Komponente der emotionalenIntelligenz nach Goleman (1995) sowie weitere Fertig-keiten zur Beziehungsgestaltung im Coachingprozessz. B. nach Cremona 2010 sowie Michel et al. 2014 etc.).

Darauf aufbauend wurde auf einer dritten Ebene zurKonkretisierung der Anforderungsfacetten das oben be-schriebene Kompetenzstrukturmodell hinsichtlich seinerStrukturelemente weiter ausformuliert, um die im Modellbenannten Teilkonstrukte genauer zu definieren und fürden Anwendungskontext Coaching zu konkretisieren. Dazuwurden die in diesem Kontext herangezogenen Theorienund Ansätze der Coaching- und Emotionsforschung weiterausgewertet und für die Ausdifferenzierung der neun Sub-konstrukte herangezogen. Tab. 3 gibt jeweils wieder, wiedie genannten neun Subkonstrukte der emotionalen Kom-petenz beim Coaching definiert werden können und welcheweiteren Subfacetten (mit Bezug auf den Coachingkontext)anhand der einschlägigen Forschungsbezüge jeweils proSubkonstrukt identifiziert und beschrieben werden können.Außerdem werden vertiefende Erläuterungen zur Bedeu-tung und Relevanz der Subkonstrukte und ihrer weiterenSubfacetten gegeben.

In weiteren Arbeitsschritten und Studien soll das Modellmithilfe empirischer Verfahrensweisen konkretisiert, aus-differenziert und validiert werden (vgl. Niedermeier undSchaper in Vorber.).

4 Ausblick

Das vorgestellte Kompetenzmodell stellt einen ersten Ver-such dar, die relevanten emotionalen Kompetenzen einesCoaches anhand eines konzeptionellen und theoretisch fun-dierten Zugangs abzubilden. Die zentralen Besonderheitendes Kompetenzmodells liegen (1) in der breiten theoreti-

schen Verankerung der Modelldimensionen, (2) in der um-fassenden Abdeckung verschiedener inhaltlicher Schwer-punkte der emotionalen Kompetenz und (3) der dennochsparsamen Operationalisierung der Inhalte in neun Modell-dimensionen. In einem weiteren Schritt soll das Kompe-tenzmodell empirisch überprüft werden. Schaper (2009) be-tont die Wichtigkeit der Validierung des Kompetenzmodells„hinsichtlich seiner Gültigkeit im Sinne einer präzisen, in-haltlich stimmigen, kriterien- und konstruktgerechten so-wie sparsamen und nützlichen Beschreibung der relevantenpsychologischen Sachverhalte“ (S. 10). Wünschenswert istes daher, durch Expertenbeurteilungen fundierte Hinweisebezüglich der Bedeutsamkeit bzw. Relevanz, Vollständig-keit, Differenziertheit bzw. Detailliertheit und Verständlich-keit des Kompetenzmodells zu erhalten. Im Folgenden wer-den daher Möglichkeiten zur inhaltlichen Validierung undOperationalisierung des Kompetenzmodells sowie eines zu-künftig zu entwickelnden Erfassungsinstrumentes, vorge-stellt.

4.1 Inhaltliche Validierung und Operationalisierungdes Kompetenzmodells

Um zu überprüfen, inwieweit das aufgestellte Kompetenz-modell tatsächlich die emotionale Kompetenz eines Coa-ches abbildet, und ob die Facetten der emotionalen Kompe-tenz hinsichtlich ihres Bedeutungsinhalts hinreichend dar-gestellt werden, sollen Coachingexperten dieses hinsicht-lich seiner Güte und Qualität in zukünftigen Forschungs-vorhaben bewerten, was einer inhaltlichen Validierung desKompetenzmodells entspricht.

Einen qualitativen Ansatz bezüglich der inhaltlichen Va-lidierung des Kompetenzmodells bieten explorative Exper-teninterviews, bei denen ausgewählte, erfahrene Coaching-experten in halbstrukturierten Interviews zu konkreten emo-tionalen Kompetenzanforderungen im Coachingprozess so-wie zu ihrer emotionalen Kompetenz befragt werden. Re-levante Fragen in diesem Zusammenhang sind: Wodurchzeichnet sich die emotionale Kompetenz im Coachingpro-zess aus? Welchen konkreten emotionalen Anforderungenmuss sich ein Coach im Coachingprozess stellen? Wanngenau ist die emotionale Kompetenz im Coachingprozessbedeutsam? usw.

Ein weiteres Beispiel für eine qualitative Erhebungs-methode zur inhaltlichen Validierung ist die Critical Inci-dent Technique (Bownas und Bernardin 1988). Hierbei wirdversucht, erfolgsrelevante und herausfordernde Situationenund Handlungsweisen zu identifizieren, um spezifischer be-schreiben zu können, welche emotionalen Fertigkeiten undFähigkeiten Coaches zur effektiven Bewältigung eines Coa-chingprozesses benötigen (Schaper 2009). Nach der Erhe-bung und Sammlung der anforderungsbezogenen Informa-

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tionen zur emotionalen Kompetenz soll eine Auswertungmittels eines quantitativen Verfahrens erfolgen.

Einen quantitativen Ansatz zur Überprüfung der Inhalts-sowie Konstruktvalidität des Kompetenzmodells bieten wei-terhin Expertenratings, bei denen, basierend auf den quali-tativen Erhebungen, mögliche Items, Definitionen und Kon-strukte Experten vorgelegt und von ihnen eingestuft werden.

Auf Basis des Kompetenzmodells soll im Anschlussein Testverfahren entwickelt werden, welches anhand vonSelbst- oder Fremdeinschätzungen die emotionale Kompe-tenz eines Coaches erfassen und hinsichtlich seiner Aus-prägungen bzw. seiner Stärken und Schwächen beschreibenkann.

Eine Erhebungsmethode zur Operationalisierung desKompetenzmodells bietet die klassische Form des Fragebo-gens, welcher sich eher auf situationsübergreifende Aspektebezieht. Eine Variante ist der Situational Judgement Test(Muck 2013), eine Kombination aus situationalem Inter-view und Fragebogen, der situationsspezifisch in schrift-licher und standardisierter Form (oder auch videobasiert)anforderungsbezogene Situationen, Wahrnehmungsaspek-te, Reaktionsweisen usw. darbietet und zur vorgestelltenSituation passende und angemessene Reaktionen abfragt.„Dieses simulationsorientierte Verfahren [als paper-pencilVerfahren] kann als ökonomischer Kompromiss zwischenSelbsteinschätzungsfragebögen und Beobachtungsverfah-ren gelten, da es einerseits eine relativ realitätsnahe Erhe-bung erlaubt und andererseits auch an großen Stichproben“(Weresch-Deperrois 2014, S. 72) durchführbar ist.

Durch Überprüfung und anschließender Modifizierungdes Kompetenzmodells kann der Fokus stärker auf erfolgs-relevante Verhaltensweisen und Fähigkeiten im Umgangmit emotional herausfordernden Situationen im Coaching-prozess gelegt werden. Hierdurch kann insbesondere dieEntwicklung der emotionalen Kompetenzen gefördert wer-den, die zur praktischen Bewältigung beruflicher Situatio-nen als Coach benötigt werden.

5 Fazit

Für den Coachingberuf als beratungsbezogene Dienstleis-tungstätigkeit ist es sehr bedeutsam, sich den emotionalenAnforderungen, wie der Rollenvielfalt oder Emotionsarbeit,im Coachingprozess zu stellen. Ein Coach muss z. B. in derLage sein, seine eigenen Grenzen zu erkennen (z. B. psychi-sche Störungen bei seinen Klienten zu erkennen und nichtselber zu behandeln), dies mit dem Klienten zu besprechenund gemeinsam Lösungen zu finden. Vor dem Hintergrundder dargestellten Anforderungen kann angenommen wer-den, dass mangelnde emotionale Kompetenz eines Coachesden Erfolg des Coachingprozesses einschränkt und behin-dert. Studienergebnisse zeigen, dass schädliche bzw. uner-

wünschte Folgen für den Coach auftreten können, die imZusammenhang mit dem Coachingprozess stehen. Um un-ter Anderem die negativen Auswirkungen des Coachingpro-zesses für den Coach zu reduzieren oder gar zu verhindern,ist es erforderlich, mehr über emotionale Kompetenzen vonCoaches zu wissen. Der Forschungsstand zu emotionalenKompetenzen eines Coaches weist jedoch insgesamt nochdeutliche Lücken auf.

Insgesamt eröffnet das entwickelte Kompetenzmodellvielfältige Einsatzmöglichkeiten zur Diagnose und beider Entwicklung von emotional kompetentem Verhalteneines Coaches im Rahmen von Coachingausbildungen,-weiterbildungen und Supervisionen für den deutschspra-chigen Raum. (1) So ließen sich auf dieser Basis aktuelleLehr- und Lerninhalte von Weiterbildungsprogrammen zurVerbesserung der emotionalen Kompetenzen ableiten undweiter aufbauen. Hierdurch kann auch nachhaltig dazuangeregt werden, kritische Selbstreflexionsprozesse bzgl.der emotionalen Kompetenz durchzuführen. (2) Durchdie Auseinandersetzung mit (dokumentierten) Beispielenbzgl. der emotionalen Anforderungen aus der Praxis undder damit verbundenen Selbsteinschätzung der eigenenemotionalen Kompetenzdimensionen, kann der Coach ab-wägen, ob individueller Weiterbildungsbedarf besteht. Aufder Grundlage der Selbsteinschätzungen können sodannReflexions- oder Supervisionsmaßnahmen zielgerichteteraufgestellt werden, um die eigene emotionale Kompetenzkritisch und systematisch weiterzuentwickeln.

Mit den durch diesen Beitrag gewonnenen Erkenntnissenauf Basis von Ansätzen zur Kompetenzmodellierung solldie Forschung im Bereich der emotionalen Kompetenz vonCoaches im Coachingprozess angestoßen werden. Es liefertu. E. zumindest Orientierung für die weitere Forschung, in-dem es sich auf zentrale Konzepte und Erkenntnisse derForschung zur emotionalen Intelligenz, emotionalen Kom-petenz und Emotionsregulation bezieht.

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