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Die Sprache der Dinge - download.e-bookshelf.de · mit seinem Schaff en eine eigene kreative Methode zur Erschließung der dinglichen Um- welt, die hier kurz vorgestellt werden soll

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Die Sprache der Dinge

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Schrift enreihe

Museum Europäischer Kulturen

Band 5

Die Gesellschaft für Ethnographie e. V. (GfE) wurde 1990 als übergreifende Plattform für die ethnologischen Fachdisziplinen Volkskunde und Völkerkunde sowie ihre genuinen Praxisfelder gegründet. An den vielfachen Schnittstellen von Wissenschaft und Museumsarbeit leistet sie einen wichtigen Beitrag zur Weiter-entwicklung der Ethnografi e in Lehre, Forschung und Öff entlichkeit – konkret in Form von Tagungen und Fachbegegnungen sowie als Mitherausgeberin der ethno-grafi schen Fachzeitschrift Berliner Blätter (www.gfe-online.org).

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Die Sprache der Dinge – kulturwissenschaft liche Perspektiven

auf die materielle Kultur

Herausgegeben im Auft rag der Gesellschaft für Ethnographie e.V. von

Elisabeth TietmeyerClaudia Hirschberger

Karoline NoackJane Redlin

Waxmann 2010Münster / New York / München / Berlin

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ISBN 978-3-8309-2333-6

© Waxmann Verlag GmbH, 2010

Postfach 8603, 48046 Münster

Waxmann Publishing Co.

P.O. Box 1318, New York, NY 10028, USA

www.waxmann.com

[email protected]

Umschlaggestaltung: Christian Averbeck, Münster

Satz: Stoddart Satz- und Layoutservice, Münster

Druck: Hubert & Co., Göttingen

Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier,

säurefrei gemäß ISO 9706

Alle Rechte vorbehalten

Printed in Germany

Bibliografi sche Informationen der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in

der Deutschen Nationalbibliografi e; detaillierte bibliografi sche

Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufb ar.

Gefördert durch

und

Institut für Europäische Ethnologie

der Humboldt-Universität zu Berlin

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Inhalt

Vorwort ................................................................................................................................. 7

Von der Ethnografi e des Wohnzimmers – zur „Topografi e des Zufalls“ ............................................................................................... 9Hans Peter Hahn

Zeugnisse der Geschichte und die Museen Europas .................................................... 23Hans Ottomeyer

Bedeutungen und Konstrukte ....................................................................................... 31Elisabeth Tietmeyer

Die Erbschaft der Dinge ................................................................................................... 33Udo Gößwald

„die Straßenbahnen und Omnibusse sind gestopft und gepfropft und mit Menschen garniert“. Überlegungen zur Aufh ebung des Anthropozentrismus von Mensch-Ding-Beziehungen ...................................................................................... 43Frederike Felcht

Dinge und ihre soziale Bedeutung: Behavioral Archaeology, Terra sigillata und die Imelda-Marcos-Hypothese ....................................................... 53Günther Schörner

Die Creative City Dublin. Architektur und Materialität als Ausdruck der Stadtplanung ........................................................................................ 65Anna-Lisa Müller

Authentizität und Kontextualisierungen .................................................................... 77Karoline Noack

Das Spannungsverhältnis von Ding und Information – Bezüge zwischen Museologie und Informationstheorie .............................................. 79Werner Schweibenz

‚Objekte der Begierde‘: archäologische Dinge zwischen Forschung und Kommerzialisierung .....................................................................................................................89

Stefanie Samida

Unikat oder Dublette? Zum Bedeutungswandel musealisierter Sammlungs-gegenstände aus dem Bestand des einstigen Museums für Völkerkunde Berlin ..... 99Beatrix Hoff mann

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Echt oder nicht echt? Der (falsche) Maya-Stuckkopf im Ethnologischen Museum Berlin ....................................................................................109Maria Gaida

Von Menschen, Räumen und Dingen: materielle Praxis im Kontext translokaler Raumwahrnehmung .................................................................................119Andrea Blumtritt

Symbolische Praktiken und Kulturtechniken ..........................................................133Jane Redlin

Verschleierung als Praxis: Gedanken zur Beziehung zwischen Person, Gesellschaft und materieller Welt in Sansibar ............................................................135Paola Ivanov

Das Gele – nur ein einfaches Tuch? Das Kopft uch Gele der Yoruba-Frauen in Nigeria als künstlerisch-modisches Symbol emanzipatorischer Körper-Politik .................................................................................149Gudrun Grauenson

Kitras – Alltagsdinge und Symbolträger. Eine Forschungsskizze ....................................................................................................163Jane Redlin

(Im)materialität und Medialität .................................................................................173Claudia Hirschberger

mobile (in) fashion – Mobile Connectedness im urbanen digitalen Lifestyle ...........175Charlotte Giese

Wenn aus Daten wieder Dinge werden – „From Analog To Digital and Back Again“? ................................................................185Verena Kuni

Automatische Irritationen: Überlegungen in Video zur Initiativentfaltung der Dinge .........................................................................................195Lars Frers

Die Materialisierung des Imaginären – Die Neuen Medien der 1980er Jahre ............................................................................203Hendrik Pletz

Abbildungsnachweis und Copyright ............................................................................215

Autorinnen und Autoren ................................................................................................217

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Vorwort 7

Vorwort

Die materielle Kultur – erste ‚Metakategorie‘ seit Beginn der völkerkundlich-volkskund-

lichen Forschung und lange Zeit Domäne der Museen – erfährt seit einigen Jahren in

den deutschen Kulturwissenschaft en als Reaktion auf die entsprechende Entwicklung

in der angelsächsischen Ländern eine Renaissance und Bedeutungswende. Nachdem sie

seit den 1970er Jahren vor allem im Zusammenhang sozialer und kultureller Prozes-

se betrachtet wurde, rückten die ‚Dinge an sich‘ zunächst aus dem wissenschaft lichen

Blickfeld. Vor dem Hintergrund sich zeitgleich global wie auch lokal orientierender Ge-

sellschaft en werden heute jedoch neue Fragen an die materielle Kultur gestellt: Dinge

werden als Handlungsträger und Akteure neu entdeckt. Das Potenzial der Dinge als Ver-

mittler und Übersetzer zwischen ,fremden‘ und ,eigenen‘ Räumen, materiellen und im-

materiellen Welten sowie sozialen und physischen Bereichen gerät vor diesem Hinter-

grund erneut in den Fokus der und Kulturwissenschaft en. Dinge werden (wieder) als

Produzenten von Bedeutungen, von sozialen Beziehungen und Praktiken, von Identitä-

ten, Wertvorstellungen und Erinnerungen betrachtet, die mit einer zunehmenden Multi-

funktionalität und Polysemie das Feld eindeutiger Zuordnungen verlassen haben. Damit

sind neue Herausforderungen auch für die Museen verbunden, sich mit ihren Sammlun-

gen – Kondensate ethnologischer Th eorien vor allem des 19. Jahrhunderts – auseinan-

derzusetzen.

Der Wandel der Dinge selbst bringt für die materielle Kulturforschung auch neue

Felder hervor: In vielen Bereichen der Informations- und Kommunikationstechnologie

etwa ist es angesichts komplexer Mensch-Maschinen-Interaktion und dem Verschmel-

zen realer und virtueller Welten zunehmend schwerer zu defi nieren, wie hier materielle

Kultur zu greifen ist. Aber auch im Hinblick auf andere Forschungsfelder bildet für eine

neue Betrachtung der Dinge die Suche nach neuen Konzepten einen Schwerpunkt, mit

denen eine symbolische Dinglichkeit und eine ‚Materialität des Immateriellen‘ in sich

neu organisierenden Arbeits- und Alltagswelten beschrieben und gedeutet werden kann.

Urbane Szenen und Communities sind hier ebenso Beispiele wie Rezeptionsweisen in

der Kunst.

In dem vorliegenden Band refl ektieren Autor/inn/en aus unterschiedlichen Disziplinen

in ihren Artikeln Auff assungen zur materiellen Kultur, die an Universitäten, Museen und

anderen Forschungsstätten sowie an Orten der Praxis zirkulieren. Im Mittelpunkt ste-

hen dabei die Wirkmächtigkeit der Dinge, ihre Kultur generierende Funktion, ihre Wege

in verschiedenen zeitlichen, räumlichen und kulturellen Bezügen sowie ihre Rekontex-

tualisierungen in Museen und anderen Ordnungssystemen. Damit verbunden sind Fra-

gen nach der Authentizität materieller Kultur vor dem Hintergrund sich ständig ver-

ändernder Konsumkulturen, der Redefi nitionen, Umdeutungs- und Aneignungsprozesse

von Dingen, Symbolen, Repräsentationen und Praktiken, auch im Kontext der Globali-

sierung.

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Vorwort 8

Alle Aufsätze basieren auf der Tagung „Die Sprache der Dinge – kulturwissenschaft li-

che Perspektiven auf die materielle Kultur“, die am 21. und 22. November 2008 von der

Gesellschaft für Ethnographie e.V. in Zusammenarbeit mit dem Institut für Europäische

Ethnologie der Humboldt-Universität zu Berlin und dem Museum Europäischer Kultu-

ren – Staatliche Museen zu Berlin organisiert wurde.

Für ihr Engagement bei der Vorbereitung der Tagung sei Th omas Wesolowski und

Anne Kulbatzki sowie zahlreichen Helferinnen und Helfern gedankt. Finanziell unter-

stützt wurde die Tagung sowie diese Publikation maßgeblich vom Verein der Freunde

des Museums Europäischer Kulturen e.V. – besonderer Dank geht an ihn.

Wir hoff en, dass dieser Band mit seiner interdisziplinären Sicht auf die Dinge neue

Impulse für Forschung und Lehre zur materiellen Kultur gibt und einen Beitrag zum

material turn auch in den deutschsprachigen Kulturwissenschaft en leisten wird.

Die Herausgeberinnen Berlin, im April 2010

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Von der Ethnografi e des Wohnzimmers 9

Hans Peter Hahn

Von der Ethnografi e des Wohnzimmers – zur „Topografi e des Zufalls“

„Wenn ich […] meinen Blick auf den Dingen in meinem Zimmer ruhen lasse,

dann entdecke ich mehr als nur Farben und Umrisse gewisser Gegenstände. Ich

nehme dabei etwas wahr, das sich nicht greifen und beschreiben läßt, das mehr ist

als eine wissenschaft lich ermittelbare oder in Geldwert abschätzbare Wirklichkeit.

[...] Wenn ich vom Grund meines Daseins spreche, dann meine ich eine Wirk-

lichkeit, in der ich beheimatet bin. Diese ist nicht der Raum, in dem ich zu sagen

habe, sondern in dem die Dinge mir etwas zu sagen haben.“1

Einleitung

Was ist ein Gegenstand ethnografi scher Betrachtungen? Zweifellos gibt es darauf eine

sehr allgemeine Antwort: Ethnografi e befasst sich mit all dem, was den Alltag ausmacht.

Diese Aussage wäre zu präzisieren durch die Aufzählung einer Reihe von Feldern, die

zum Grundbestand des Faches gehören. Diese ,etablierten‘ Domänen stehen unterhalb

der Ebene der „sozialen und kulturellen Gestaltung des Alltags“ und sind als Th emen

unseres Faches längst kanonisiert. Hier geht es um Th emen wie „Religion“, „Verwandt-

schaft “ „Politik“ und „Wirtschaft “.2

Was ist mit ,materieller Kultur‘? Die überwältigende Bedeutung materieller Zeugnis-

se in der Gründungsphase der Ethnologie ist allgemein bekannt. Vielleicht hat der wis-

senschaft liche Blick auf die Dinge als Zeugnisse kultureller Diversität sogar so etwas wie

,Geburtshilfe‘ für die Entstehung des Faches geleistet.3 Dennoch ist es eher eine wechsel-

volle Geschichte: Zu bestimmten Zeiten hätte man ,materielle Kultur‘ hinzugerechnet,

in anderen wissenschaft sgeschichtlichen Epochen hätte man sie jedoch kaum als wich-

tiges Feld angesehen.4 Ungeachtet des in den letzten 20 Jahren zunehmenden Interesses

an dem Th ema bleibt der aktuelle Status materieller Kultur in der Ethnologie unsicher.5

Ein Anliegen dieses Beitrags ist es deshalb, Gründe für die Unsicherheit im Umgang mit

materieller Kultur zu klären. Insbesondere ist zu diskutieren, in welchem Umfang falsche

Evidenzen möglicherweise zum fragwürdigen Status der materiellen Kultur beigetragen

haben. Eine Lösung dieses Dilemmas liegt darin, über den Gebrauch und die Generie-

rung von Methoden zum Studium materieller Kultur kritisch zu refl ektieren. Wie zu er-

läutern sein wird, kann dieses Nachdenken über Methoden auch Wege zu neuen metho-

dologische Einsichten für das Fach insgesamt aufzeigen.

Überlegungen zur Frage, welche methodische Rahmung ein Th ema zu einem zentra-

len ethnologischen Wissensfeld macht, sollen den Ausgangspunkt dieses Beitrags bilden.

Danach wird das eigentliche Th ema, die „Ethnografi e des Wohnzimmers“ behandelt.

Hier ist besonders kritisch zu prüfen, welche Methoden zur Dokumentation und Ana-

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Hans Peter Hahn 10

lyse des gut bekannten ,Sachensembles Wohnzimmer‘ genutzt wurden, und es soll ge-

zeigt werden, wie fragwürdig manche gängigen Interpretationsmuster sind. Die wissen-

schaft lich weithin anerkannten Interpretationen für solche Ensembles scheinen vielfach

im Widerspruch zur unmittelbaren Beobachtung zu stehen. Die off ensichtlichen Defi zite

der gängigen Methoden zwingen den Ethnografen, sich über den Gegenstand seiner Be-

trachtung von Neuem klar zu werden.

Ohne ein explizites wissenschaft liches Interesse zu äußern, hat Daniel Spoerri, auf

den sich der darauf folgende Teil des Textes stützt, eine überraschende Antwort zur

Überwindung dieser Defi zite gefunden. Spoerri, der einem seiner Kunstwerke den hier

in der Überschrift auch verwendeten Titel „Topografi e des Zufalls“ gegeben hat, entwarf

mit seinem Schaff en eine eigene kreative Methode zur Erschließung der dinglichen Um-

welt, die hier kurz vorgestellt werden soll. Daher wird die Frage zu stellen sein, warum

Spoerris künstlerischer Zugang einigen Erkenntnisproblemen materieller Kultur besser

gerecht wird als viele wissenschaft liche Interpretationen. Den Abschluss des Beitrags bil-

det die Erörterung der Frage, was aus wissenschaft licher Perspektive von diesem künstle-

rischen Zugang zu übernehmen wäre.

Zunächst ist jedoch die Frage zu diskutieren, warum für manche Domänen der Eth-

nologie eine eindeutige Zuordnung zum Fach möglich ist, für andere diese hingegen un-

klar bleibt. Wie Th omas H. Eriksen es treff end formuliert, betrifft ethnologisches Wis-

sen niemals nur die Kultur dieser oder jener Region, sondern ist zugleich auch Wissen

über die Bedingungen des Menschlichen, über die conditio humana.6 Ethnologen haben

sich immer mit diesem doppelten Aspekt des Fachs befasst und – wenigstens implizit

– gespürt, dass es sich bei ihren Th emen um Fragen aller menschlichen Gesellschaft en

handelt, die sie als Wissenschaft ler selbst in ihrem ,außerwissenschaft lichen‘ Alltag auch

betrifft . Das gilt ohne Einschränkungen für die eingangs genannten Felder Religion, Ver-

wandtschaft und Wirtschaft . Das sind Bereiche des Alltags, die in allen Gesellschaft en in

irgendeiner Form gestaltet werden: keine menschliche Gemeinschaft ohne Religion und

Verwandtschaft , keine Gesellschaft ohne eine Ordnung des wirtschaft lichen Handelns.

So verglich Bronislaw Malinowski die überraschenden Eigenschaft en der Wertgegenstän-

de im Kula-Tauschring mit den Merkmalen der Kronjuwelen in Großbritannien, und

Marcel Mauss identifi zierte die Gabe als eine totale soziale Institution in Melanesien wie

in Frankreich7. Schließlich sah James Frazer die Gesetze der Kontaktmagie in außereuro-

päischen, antiken und auch in zeitgenössischen westlichen Gesellschaft en.8

Für diese klassischen Autoren und ihre Texte lässt sich eine häufi g verwendete rhe-

torische Figur beschreiben: Westliche Gesellschaft en waren zwar nicht der eigentliche

Gegenstand der jeweiligen Untersuchung, aber der Rückgriff auf die diesbezüglichen

Kompetenzen der Leser ist off ensichtlich. Auch ohne die Verhältnisse europäischer Ge-

sellschaft en näher zu schildern, wurde in aller Eindringlichkeit deutlich gemacht, dass es

hier um kulturelle Erscheinungen geht, die in der einen oder anderen Form überall auf-

treten.9

Aber auch wenn Ethnolog/inn/en auf explizite Vergleiche mit der eigenen Gesell-

schaft verzichteten: Die Möglichkeit, zum Beispiel westliche Verwandtschaft ssysteme in

eine weltweit gültige Terminologie der Verwandtschaft sverhältnisse mit einzubeziehen10,

oder die in der Regel als Provokation empfundene, ethnologisch aber durchaus nahelie-

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Von der Ethnografi e des Wohnzimmers 11

gende Interpretation des ,Endokannibalismus‘ im Christentum11 führen allen Beteiligten

die Relevanz unseres Faches in der eigenen Gesellschaft unmittelbar vor Augen.

Und was bedeutet dies für materielle Kultur? Möglicherweise ist ein Grund für den

Niedergang dieses Bereichs die Unsicherheit darüber, ob es sich bei den dokumentier-

ten ethnografi schen Objekten um etwas handelt, das mit den Sachgütern der Zivilisati-

on vergleichbar sei. Eine grundlegende Methode der Untersuchung materieller Kultur in

der Ethnologie ist die genaue Beschreibung von fremdartigen, exotischen Dingen. Ver-

gleiche wurden in der Regel auf regionaler Ebene praktiziert, oder, wenn sie darüber hi-

nausgingen, auf der Ebene formal sehr ähnlicher Objekte.12 Fragen, die Ethnolog/inn/en

an materielle Kultur stellen, und die damit den Forschungsbereich methodologisch de-

fi nieren13, sind in einer irritierenden Weise anders als Fragen, die Ethnolog/inn/en an

die von ihnen selbst gebrauchten Dinge stellen würden. Dem Arbeitsbereich „materi-

elle Kultur“ mangelt etwas, das an dieser Stelle provisorisch als „Überschuss interpreta-

torischen Vertrauens“ bezeichnet werden soll. Gewiss sind Ethnolog/inn/en immer von

einer lokalen materiellen Kultur umgeben, so wie sie in westlichen Verwandtschaft sord-

nungen leben und mit westlichen religiösen Ausdrucksformen konfrontiert werden. Im

Unterschied zu den letztgenannten Bereichen der eigenen Lebenserfahrung spielt die

materielle Kultur der Wissenschaft ler/innen, ihre Ausstattung mit Schreib- und Meßge-

räten, Büchern, Tischen und Stühlen – und auch ihr Wohnzimmer – überhaupt keine

Rolle in ihren Texten und in dem erwarteten Hintergrundwissen ihrer Leser/innen. Mit-

hin ist das Wohnzimmer nicht nur ein spannendes und lehrreiches Beispiel, sondern es

zielt als Objekt der Studie in eine leere Mitte der Zugänge zur materiellen Kultur, die

konstitutiv für den bis in die Gegenwart unsicheren Status dieser Domäne insgesamt ist.

Auf der Suche nach den Gründen für das auff ällige ,Übersehen‘ der Alltagsgegenstän-

de in der Ethnologie ist insbesondere auf eine immanente Strategie wissenschaft licher

Selbstvergewisserung hinzuweisen. Diese historisch nachweisbare Strategie beruht dar-

auf, dass Wissenschaft ler/innen sich für Ideen und Abbilder interessieren, aber die ma-

teriale Dimension nicht als Teil des relevanten Wahrnehmungshorizonts auff assen.14 Als

grundlegende Denkfi gur gilt dies für alle Wissenschaft en und muss als elementare Stra-

tegie aller im 19. Jahrhundert entstandenen Disziplinen verstanden werden; allein für

die Ethnologie potenziert sich das Problem, steckt doch nicht nur das Leben der Wis-

senschaft ler/innen, sondern auch der Gegenstand der Untersuchung so tief im Alltägli-

chen, Konkreten und Materiellen, dass es für die fällige ,Vergeistigung‘ besonderer An-

strengungen bedurft e.

Die Vergeistigung der Ethnologie gelang ziemlich gründlich, und zwar, indem man

von den in den ethnografi schen Museen angehäuft en Dingen nur noch die Form zum

relevanten Kriterium erhob und nach komplexen Formmerkmalen suchte. Zugleich wur-

den alle anderen Eigenschaft en und Kontexte der Dinge schlicht für bedeutungslos er-

klärt. Dieses Verfahren war erfolgreich: Es mündete in die kulturhistorische Methode,

die sich weitgehend auf eine „Anatomie der Formen“15 von materieller Kultur stützte.

Das erwies sich für die Ethnologie als gültige Eintrittskarte in die Welt der Wissenschaft .

Zugleich entkleidete dieser Prozess die angehenden Ethnolog/inn/en jeden Anspruchs

auf eine Einbeziehung der eigenen Lebenswelt: Für sie selbst machte es ja keinen Sinn,

die eigene Lebenswelt auf Formen zu reduzieren.

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Die Notwendigkeit der ,Vergeistigung‘ ist im Übrigen keineswegs ein spezifi sch eth-

nologisches Unterfangen, sondern betrifft alle Kultur- und Sozialwissenschaft en. Bru-

no Latour hat sie gerade in letzter Zeit wieder zu einem Th ema gemacht, indem er die

Überordnung von „Geistigem“ über materiale Logiken als grundlegendes Missverständ-

nis des wissenschaft lichen Weltbilds identifi ziert.16 Allerdings hat die Fokussierung auf

diese Perspektive und damit die Geringschätzung der materiellen Lebenswelt nur in den

wenigsten Fächern die Konsequenz eines so fatalen Missverständnisses, wie er den frü-

hen, mit materieller Kultur befassten Ethnolog/inn/en unterlaufen ist, als sie Objekte auf

Formen reduzierten.

Wohnzimmer in der Diskussion

Das Th ema „Wohnzimmer“ und der ethnografi sche Zugang dazu ist hauptsächlich als

Fallbeispiel zu verstehen, das gängige Interpretationen materieller Kultur in den Kultur-

wissenschaft en deutlich machen soll und hier als Folie dient, durch die hindurch auch

Strukturen solcher Interpretation deutlich werden. Abgesehen von den umfänglichen

und detaillierten Studien über die verschiedenen Regionaltypen der Bauernstuben aus

der älteren Volkskunde17, blieb das Wohnzimmer im Sinne einer (klein-)bürgerlichen,

zeitgenössischen Institution ein lange vernachlässigtes Feld von Ethnologie und europä-

ischer Ethnologie. Aus diesem Grunde ist es legitim, an dieser Stelle einen Umweg über

die Kulturphilosophie der Frankfurter Schule zu machen.

Ein angemessener Ausgangspunkt der Betrachtung des Wohnzimmers ist die Positi-

on von Th eodor Adorno und Max Horkheimer zu Kitsch und Kulturindustrie.18 Ohne

zu zögern und in aller Eindeutigkeit verurteilen die beiden Exponenten der so genann-

ten Kritischen Th eorie die Materialität solcher Sachensembles. Die Zusammenstellung

von Objekten unterliegt der gleichen Kritik, die für Kitsch insgesamt gilt: Kitsch ist

geistlos und gedankenlos.19 Kitsch ist ein Parasitismus der Geschichte und entspringt der

Naivität von Menschen, die sich einer wie auch immer gearteten Gegenwart verweigern.

Kitsch steht für die Figur des Verdrängens als Reaktion der Massen auf die unverstan-

dene Bedingung der eigenen Existenz. Die dem „Durchschnittsgeschmack“ entsprechen-

den Gegenstände des Wohnzimmers sind nach Adorno Ausdruck eines „halbgebildeten

Bewußtseins“ 20; sie sind gleichermaßen bequem und unverbindlich. All dies, so wäre im

Kontext der Ausführungen des vorangegangenen Abschnitts zu ergänzen, sind Bewer-

tungen, die das alltägliche Wohnzimmer off ensichtlich in unendlicher Distanz zur Le-

benswelt der Wissenschaft ler/innen sehen.

In die Reihe der möglicherweise eher aus dem Elitismus der wissenschaft lichen Au-

tor/inn/en heraus zu erklärenden Th esen über Wohnzimmer könnte neben Adornos

Verdrängungstheorie auch die Entlastungstheorie stehen, wie sie u.a. Dieter Schrage

vertreten hat.21 Demzufolge ist Kitsch nicht einfach eine Eigenschaft der Dinge, die im

Wohnzimmer angesammelt sind, sondern er ist aus den Lebenssituationen der Personen

heraus zu erklären. Die Dinge sind ein Ausgleich für nicht mehr vorhandene und auch

nicht mehr zulässige, enge Objektbeziehungen. In einem Ausstellungskatalog über den

,Gelsenkirchener Barock‘ wird ganz ähnlich argumentiert. Die monströsen Wohnzim-

merschränke und die ausladenden Sofas der 1950-70er Jahre, die den Benutzer/inne/n

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kaum noch Platz lassen, um ihr Wohnzimmer zu betreten, wären demnach aus dem

Wunsch heraus zu erklären, Attribute der Bürgerlichkeit in Arbeiterwohnungen zu in-

tegrieren.22 Gegen den Imperativ einer zeitgemäßen Ästhetisierung der unmittelbaren

Wohnumgebung haben die Arbeiter des Ruhrgebietes auf der Aneignung dieser Möbel

beharrt.23

Erst um 1970 begannen empirische Annäherungen an das Wohnzimmer als Teil zeit-

genössischer Lebenswelten. Die „Exzesse organisierter Gemütlichkeit“ stehen nun nicht

mehr für Naivität, Verdrängung oder Kompensation, sondern sind ein kreativer Aus-

druck der Konstruktion von „Heimat“, wie Alexander Mitscherlich hervorhebt24. Dem-

nach ist die Bezeichnung als Heimat für das Wohnzimmer eine Aufwertung eines ma-

teriellen Ensembles, die nicht durch die Dinge selbst vollbracht wird, sondern durch die

menschlichen Beziehungen, die an diesen Ort geknüpft sind. Heimat, und damit auch

das Wohnzimmer, ist das Ergebnis einer Verdichtungsarbeit. Damit dieser Ort zur Hei-

mat wird, wurde daran gearbeitet, und er ist, nach Mitscherlich, ein Ausdruck der daran

geknüpft en menschlichen Beziehungen. Die aktive Rolle der Besitzer/innen und Bewoh-

ner/innen von Wohnzimmern wird damit ein erstes Mal hervorgehoben. Das Drama

des kitschigen Wohnzimmers der Gegenwart besteht nicht in der Gestaltung als sol-

cher, sondern in der Austauschbarkeit der zugehörigen materiellen Objekte.25 Steht das

Wohnzimmer für Identität, so gerinnt das austauschbare Wohnzimmer, das die Möbel-

läden ,von der Stange‘ anbieten, für die ,Momentanpersönlichkeit‘. Die Fähigkeit zur

kontinuierlichen Auseinandersetzung mit dem Ich ist ihr damit unwiderrufl ich verlo-

ren gegangen. Trotz dieser pessimistischen Töne schreibt Mitscherlich dem Wohnzim-

mer soziokulturelle Ausdrucksfunktion zu. Mit anderen Worten: Das Wohnzimmer wird

zum Mittelpunkt oder zur Arena der Demonstration des eigenen Status.

Mit diesem Konzept entdeckt die Wissenschaft das Wohnzimmer als hochsignifi kan-

ten Bedeutungsträger, und so wird ein neuer Weg für die wissenschaft liche Bearbeitung

des Th emas eröff net: Die Ausstattung des Wohnzimmers kann nun als soziales Han-

deln betrachtet werden, als Präsentation des sozialen Status und letztlich als Inbegriff

des demonstrativen Konsums, der ja schon sehr viel früher in einem polemischen Sinne

von Th orstein Veblen beschrieben wurde.26 Nicht die Dinge selbst, sondern das, was sie

,bedeuten‘, begründet den wissenschaft lich interpretierenden Zugang. Klassische Auto-

ren wie Pierre Bourdieu, Mary Douglas und Daniel Miller gehören in den gleichen For-

schungskontext.27 Die Studien über die „feinen Unterschiede“ zeigen, wie Wohnzimmer

zu lesen wären, und welche empirischen Zusammenhänge von Habitus, Geschmack und

Einrichtung des Wohnzimmers es gibt.28

Eindeutig ist auch das volkskundliche Plädoyer für einen neuen empirischen und an

den Bedeutungen orientierten Zugang zu zeitgenössischen Wohnformen. Nach Martin

Scharfe unterliegt die Gestaltung der repräsentativen Umwelt im Alltag den Normen des

sozial defi nierten Geschmacks.29 Der hier schon erwähnte Begriff des Kitsches mit sei-

ner pejorativen Dimension kann dabei durchaus nutzbringend gewendet werden. Bri-

gitta Schmidt-Lauber zeigt dies am Beispiel der ambivalenten Konnotationen und der

sozialen Diff erenzierung des vielfach mit dem Wohnzimmer und seinem Mobiliar as-

soziierten Begriff s „Gemütlichkeit“.30 Die Diff erenzierung zwischen ,gutem Geschmack‘

und Kitsch entspricht demnach verschiedenen Sichtweisen unterschiedlicher gesell-

schaft licher Milieus. Die Ethnografi e des Wohnzimmers kann uns also dazu verhelfen,

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Umgangsweisen mit dem repräsentativen Kontext des Selbst zu beschreiben. Wie wenig

später Martin Warnke hervorhebt, ist die Entstehung des Wohnzimmers insbesondere

das Ergebnis einer Diff erenzierung in Funktions- und Repräsentationsbereiche.31 In der

idealtypischen Ausprägung der „guten Stube“32 haben Tätigkeiten wie Arbeiten, Schla-

fen und zuletzt auch Essen nichts mehr verloren. So, wie das moderne Individuum die

Trennung der Sphären des Privaten und des Öff entlichen kennt, so unterscheiden die

Menschen zwischen dem vorzeigbaren Wohnzimmer und dem intimen, abgeschirmten

Schlafzimmer. Das moderne Wohnzimmer ist gewissermaßen das Ergebnis einer hoch-

gradigen funktionalen Spezialisierung. Damit einher geht eine Normierung der Ausstat-

tung, wie die Bilder in dem Buch von Herlinde Koelbl und Manfred Sack eindrucks-

voll belegen.33 Die von Warnke aufgezeigten Tendenzen wie auch die Bilder unterstützen

seine Th ese vom Schutzbedürfnis als Grundfunktion des Wohnens. Der Einzelne ver-

birgt sich hinter dem standardisierten, repräsentativen Wohnzimmer. Zwar geht diese

Standardisierung mit einem voranschreitenden Verlust von Funktionen einher, zugleich

bleibt sie immer unvollendet: Das Wohnzimmer verrät immer noch Spuren von Indivi-

dualität.

Off ensichtlich sind also Wohnzimmer im Zusammenhang mit den genannten Studi-

en sprechende Objekte mit hoher Prägnanz. Sie geben Auskunft über die Identität und

den sozialen Status der Benutzer des Wohnzimmers, das als context of display zu ver-

stehen ist.34 Die Übermittlung von Bedeutungen scheint die zentrale Funktion dieses

Sachensembles zu sein, und die damit vermittelten Inhalte beziehen sich auf die Besit-

zer/innen und Bewohner/innen, die ohne diese Dingwelt nicht das wären, was sie damit

zu sein nachweisen wollen.

Aus methodologischer Perspektive ist ein Fortschritt festzustellen: An die Stelle phi-

losophischer Spekulation ist ein empirisches Verfahren getreten. Anstelle einer Bewer-

tung wird eine Beschreibung gesetzt, die einen Zugang zur subjektiven Wahrnehmung

der Nutzer dieser Wohnzimmer ermöglicht. Das empirische Verfahren eröff net ein Feld

sozialer Diff erenzierungen (zum Beispiel in Bezug auf sozialen Status, Gruppenorien-

tierung oder Lebensstil), das hoch bedeutungsvoll ist, weil es Bedeutungen mit Dingen

verbindet. Mit diesen wenigen Sätzen lässt sich der theoretische Rahmen skizzieren, in

dem die zuletzt genannten Studien lokalisiert sind35, und der für eine große Tradition

der Studien zu Alltagsgegenständen steht. Das Th ema der Bedeutungen der Dinge, ihre

Rolle in der Übermittlung von Botschaft en über den Status der Besitzer/innen lässt sich

wie ein roter Faden durch die Geschichte der Studien zu materieller Kultur und Konsum

verfolgen.36

Aber mit diesem ,Fortschritt‘ wurde auch eine Einengung in die Betrachtung hin-

eingebracht, nämlich die Fokussierung auf die Ebene der Bedeutung. Hier ist zu fragen:

Haben die genannten Autor/innen damit nicht genau den Prozess der ,Vergeistigung‘

vollzogen, der eingangs als Erfolgsrezept, aber auch als Sackgasse der Verwissenschaft -

lichung beschrieben wurde? Ist die Bestimmung der Dinge durch die mit ihnen verbun-

denen ,Botschaft en‘ nicht ein Forschungsartefakt, das nur sehr eingeschränkt dem Alltag

des Umgangs mit Wohnzimmern und ihrem Mobiliar gerecht wird? Werden hier nicht

eingefrorene Bilder, und damit die Visualität und Ordnung des Sachensembles als „geis-

tige“ Gebilde isoliert37, und gibt es hier nicht einen Nachhall zur eingangs geschilderten

,Vergeistigung der Ethnologie‘? Ist die scheinbar problemlose Zuweisung von Bedeutun-

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gen nicht ein künstliches Ergebnis, das auf der Isolierung einzelner Objekte oder Objek-

tensembles aus einem größeren Zusammenhang des alltäglichen Handelns beruht?38

Die Abstraktion von Dimensionen des Umgangs und der Materialität, die unweiger-

lich mit der Betrachtung der Bilder allein entsteht, ist methodologisch mit der Verabso-

lutierung des Moments und des Betrachtbaren („Visuellen“) verbunden. Eine kritische

Revision der bisher eingesetzten Methoden der Analyse muss an dieser Stelle innehalten

und danach fragen, ob es nicht Alternativen dazu gibt. Eine „[d]ichte Beschreibung“39,

im Sinne eines überzeugenden ethnografi schen Zugangs, sollte weitere, möglicherweise

verborgene Dimensionen stärker mit einbeziehen. Einen Weg dorthin kann das Kunst-

werk „Topographie des Zufalls“ von Daniel Spoerri zeigen.40

Die „Topografi e des Zufalls“ als Methode

Worum geht es bei diesem Kunstwerk? Letztlich geht es um eine Strategie, „Befremden

zu erzeugen“. Spoerri, Künstler des Nouveau Réalisme und Mitglied der Fluxus-Grup-

pe41, fängt mit dieser Arbeit ein Stück Realität ein und überführt diese zu einem Kunst-

werk. Er macht also nichts anderes als die Arbeit eines/einer Ethnografen/Ethnografi n,

allerdings mit der Einschränkung, dass seine Arbeit nicht von einem zuvor angenomme-

nen oder vermuteten Sinn geleitet wird (= das wäre das Vorwissen des/der Ethnografen/

Ethnografi n), sondern bewusst mit dem Moment des Zufalls rechnet. In der „Topogra-

fi e des Zufalls“ geht es um eine Reihe von Objekten, die Spoerri auf dem Schreibtisch in

seinem Pariser Atelier im März 1961 vorfi ndet. Zunächst zeichnet er diese alltäglichen

Objekte (Flaschen, Schrauben, Streichhölzer, Münzen etc.) und deren Anordnung. Da-

nach beschreibt er schrittweise die Objekte selbst sowie ihre Geschichten. Spoerri geht

dabei systematisch vor und benennt immer wieder auch die Lücken seines Wissens über

die Dinge, die ihm als persönlicher Besitz eigentlich vertraut sein sollten. Aber auch die-

ses plastische und kunstvoll entfaltete Netz aus Wissen und Nichtwissen ist nur ein Zwi-

schenstand in seiner „Topografi e“, da in einem darauff olgenden Schritt seine Künstler-

kollegen zu Wort kommen und diese ihr zum Teil erheblich abweichendes Wissen über

die gleichen Gegenstände zu Protokoll geben.

Spoerris Ethnografi e des Gegenwärtigen macht aus den Dingen auf dem eigenen

Schreibtisch fremde Dinge – und nutzt diese Distanz zugleich hermeneutisch, indem

er die Dinge durch umfassende Schilderungen wieder in den Bereich des Vertrauten

zurückholt. Ohne sich darauf zu beziehen, folgt Spoerri damit einem Prinzip, das be-

reits 1929 Sergej Tretjakov42 als Basis einer (fi ktiven) „Faktographie“, einer Beschreibung

des Materiellen entwickelt hatte. Letztlich ist es eine ähnliche Herangehensweise, wie sie

auch Gerda Zeltner-Neukomm als literaturwissenschaft liche Notwendigkeit herausgear-

beitet hat.43 Diese Autor/inn/en seien hier genannt, weil sie alle, in einem Übergangsbe-

reich zwischen Kunst und Wissenschaft arbeitend, das „Nichtwissen“ und das dadurch

ausgelöste Befremden über die Dinge thematisieren.

Der Bezug zu meinem Beispiel, dem Wohnzimmer als Sachensemble, ist off ensichtlich.

Deutlich ist auch die Parallele im Hinblick auf die Methode: Der gefrorene Moment der

Anordnung von Dingen wird zum Ausgangspunkt, ganz ähnlich wie in dem erwähnten

ethno.indb 15ethno.indb 15 14.05.10 08:0814.05.10 08:08

Hans Peter Hahn 16

Bildband von Koelbl und Sack oder in den Beschreibungen von Wohnzimmern in Bour-

dieus „[F]einen Unterschiede[n]“. Aber genau im Vorgehen bei der Beschreibung ist der

entscheidende Unterschied zu erkennen, der als spezifi sche Leistung der „Topografi e des

Zufalls“ und der anderen Studien zu verstehen ist. Die Eindeutigkeit und Vollständig-

keit, die ethnografi sche Schilderungen vorgeben oder zumindest anstreben, ist nämlich

Spoerri erst einmal verschlossen. Er kann die Objekte sehen, sie zeichnerisch visualisie-

ren, aber nimmt schon im nächsten Augenblick jede Gewissheit über die Dinge zurück.

Gewissheiten sind ihm off ensichtlich suspekt, da er ja explizit Lücken und widersprüch-

liche Aussagen zum Teil seiner Auseinandersetzung mit den Dingen macht. Das Anlie-

gen seines Kunstwerks ist es vielmehr, die Lückenhaft igkeit zu dokumentieren und Wi-

dersprüche (in den Perspektiven der verschiedenen Betrachter) augenfällig zu machen.

Die unmittelbare Nähe führt zum Verlust der Eindeutigkeit im Wissen über die Din-

ge. Dem/der Betrachter/in und Leser/in wird vor Augen geführt, wie viele Zuweisun-

gen überhaupt erst im Moment der Interpretation entstehen. Am Ende der „AutoEthno-

grafi e“44 sind die Dinge, obwohl dem Autoren Spoerri gut vertraut, keine Zeugen mehr.

Sie stehen nicht mehr für eine empirische Evidenz, die aus dem Objekt oder aus dem

Arrangement in seinem Sachbesitz abzulesen wäre. Was bleibt, ist die Verstrickung von

Dingen mit Geschichten, letztlich mit der Lebensgeschichte des Besitzers/der Besitze-

rin.45

Genau diese Off enheit gegenüber Widersprüchen und Lücken ist es, die Ethnograf/

inn/en aus den künstlerischen Versuchen lernen können. Durch ihre richtige Anwen-

dung könnten sie sich neue Zugänge zu Vertrautheit und Fremdheit von Dingen erarbei-

ten. Fremd sind nun nicht mehr nur die exotischen Dinge, die aus der Ferne stammen.

Die Leistung jeder ethnografi schen Arbeit, nämlich aus fremden Phänomenen etwas

Vertrautes zu machen, wird hier zunächst umgekehrt; die Dinge, aus der Nähe betrach-

tet, erscheinen in neuer Fremdheit. Der Schritt hin zur Befremdung macht eine off enere

und damit auch dichtere ethnografi sche Betrachtung möglich. Und, gewendet auf domi-

nante Traditionen in Studien zur materiellen Kultur, wird genau die Distanz gewonnen,

die durch scheinbare Evidenz verdeckt worden war.

Zu den wenigen Ausnahmen, in denen eine solche Balance von Nähe und Distanz

zu Dingen fruchtbar gemacht wird, gehört zum Beispiel die Studie von Janet Hoskins

über biografi sche Objekte.46 Sie zeigt, wie ganz exotische Gegenstände durch eine situati-

ve Verschränkung mit Lebenswegen neue Bedeutung erlangen und zu Schlüsselobjekten

der eigenen Identität werden. Der Moment der Verschränkung von Dingen und Lebens-

wegen ist natürlich Zufall, im Sinne der „Topografi e“ von Spoerri (auf den sich Hoskins

nicht bezieht). Aber aus dem Zufall wird Notwendigkeit, um einen Lebensweg subjektiv

erklären zu können.

Wohnzimmer als Sachensembles, die Dinge auf dem Tisch in Daniel Spoerris Woh-

nung oder die biografi schen Objekte bei Janet Hoskins sind drei Beispiele für unter-

schiedliche Pfade der Interpretation. Wie sie zeigen, ist das Ergebnis einer Ethnogra-

fi e, das Wissen über einen Gegenstand (oder über das Wohnzimmer) nicht etwas, das

in den Dingen zunächst eingeschlossen war und dann gewissermaßen durch das ,zum

Sprechen bringen‘ aus den Dingen herausströmt. Anstelle dessen stehen eine Auseinan-

dersetzung und die Bereitschaft , Objekte nicht voreilig als Zeugen auszunutzen. Nicht

die ,Sprache der Dinge‘, sondern die ,Dialoge mit Dingen‘ wäre die genauere Umschrei-

ethno.indb 16ethno.indb 16 14.05.10 08:0814.05.10 08:08

Von der Ethnografi e des Wohnzimmers 17

bung dessen, was Spoerri in seiner „Topografi e des Zufalls“ eigentlich betreibt und was

bislang nur in ganz vereinzelten Fällen in der Methodik der Untersuchung materieller

Kultur Eingang gefunden hat. Abschließend ist daher zu fragen: Wie wäre ein Weg auf-

zuzeigen, um dieser methodischen Erweiterung eine breitere Akzeptanz in den Studien

zur materiellen Kultur zu geben?

Schluss: Wohnzimmer und Materialität

Um diese Frage auf der Basis ethnografi scher Dokumente zu beantworten, ist noch ein-

mal zurückzugehen zu den Wohnzimmern und den wissenschaft lichen Perspektiven,

die zunächst von der Frankfurter Schule, später aber auch von Kulturwissenschaft lern

wie Scharfe und Warnke eingeschlagen wurden. Jedoch wird die eingangs formulier-

te Voraussetzung überzeugender Ethnografi e in der Gestalt einer wenigstens implizi-

ten Universalität der Kulturphänomene von diesen Ansätzen nicht erfüllt. Die im daran

anschließenden Teil vorgestellten Perspektiven von Spoerri kommen den formulierten

Voraussetzungen schon sehr viel mehr entgegen. Dies kann darauf zurückgeführt wer-

den, dass es sich hier um einen „autoethnografi schen“ Ansatz handelt. Bezogen auf eine

Ethnografi e des Wohnzimmers wird daraus eine einfache Frage an die Ethnografi n/den

Ethnografen. Sie/er hat sich zu fragen, ob die Erklärungen bezüglich des Wohnzimmers

für sie/ihn selbst, für ihr/sein eigenes Wohnzimmer gültig sein könnten. Sieht die Eth-

nografi n/der Ethnograf die Sachensembles in ihren/seinen Wohnräumen genauso, wie es

die kulturwissenschaft lichen Paradigmen unterstellen? Sind die Dinge in unseren Wohn-

zimmern angefüllt mit Bedeutungen, und sprechen sie eine Sprache, die jedem/jeder Be-

sucher/in Mitteilungen über den/die Bewohner/in und dessen/deren gesellschaft liche

Lage machen? Diese Fragen mögen banal erscheinen, aber sie haben das Potential zu ei-

ner kritischen Revision der Methodologie.

Tatsächlich sind in den letzten Jahren einige „AutoEthnografi en des Wohnzimmers“

entstanden, die sich explizit diesen Fragen stellen. Als Beispiele wären hier der Bei-

trag des Herausgebers des Sammelbands „Socialness of Th ings“ zu nennen, Stephen H.

Riggins, der über sein eigenes Wohnzimmer berichtet47, und Bob Scholte, der schon sehr

früh die Refl exivität von Ethnografi e als ihren Prüfstein deklarierte48. Zu nennen wären

hier auch Literaturwissenschaft ler, die vielfach Lebensbeschreibungen (und gerade die

von Wohninterieurs) als „AutoEthnografi en“ bezeichnet haben.49

Gemeinsam ist diesen Dokumenten, dass sie sich einer eindeutigen Analyse verwei-

gern: Die Dinge in den Wohnzimmern sprechen keine Sprache, sie sprechen nicht ein-

mal, wenn die Möglichkeit einer eindeutigen Bedeutungszuweisung als eine Grundfunk-

tion der Sprache unterstellt wird. Anstelle dessen werden die Dinge zum Spiegel von

Widersprüchen, gelegentlich Emotionen, nicht selten auch zu Zeugen des Nicht-Wis-

sens. Menschen leben in Wohnzimmern, ohne die Bedeutung der Dinge dort zu ken-

nen. Mehrdeutigkeit, Bedeutungslosigkeit, die Unmöglichkeit der Dechiff rierung50 oder

gar das Fehlen einer Bedeutung sind mithin konstitutiv für die Dinge, wenn das Studi-

um der materiellen Kultur auch die alltäglichen, vielfach übersehenen Gegenstände mit

umfassen soll. In diesem Sinne hat materielle Kultur sehr viel mehr mit der „Topografi e

des Zufalls“ zu tun als vielleicht von Daniel Spoerri jemals intendiert war.

ethno.indb 17ethno.indb 17 14.05.10 08:0814.05.10 08:08

Hans Peter Hahn 18

Es gibt einige Arbeiten über Wohnzimmer, die der geforderten Beschreibung der An-

näherung sehr nahe kommen und damit an die Stelle seiner falschen Objektivierung

der Dinge den Prozess der Exploration rücken. Das gilt zum Beispiel für das Buch über

„Anpassung und Eigensinn im Alltag des Wohnens“ von Gerd Selle und Jutta Boehe51,

in dem die Autor/innen Gespräche mit den Bewohner/innen der Wohnungen dokumen-

tieren. In diesen Gesprächen werden oft ganz widersprüchliche Bedeutungszuweisungen

zu den Dingen artikuliert. Anstelle von Bedeutungsträgern werden die betreff enden Ob-

jekte dadurch eher zu Zeugen (oder Partnern) in Auseinandersetzungen über die Bezie-

hung. In einer verblüff enden Parallele zu Spoerri verfolgt der/die Leser/in schrittweise

die Aufdeckung der Netze von Wissen und Nichtwissen über die Dinge. Hier sind es die

Dialoge, die ein Objekt situieren, nicht dessen Bedeutung.

Abschließend sei noch einmal das zentrale Anliegen dieses Beitrags hervorgehoben.

Es geht hier weniger um die Klärung der Frage, was das Wohnzimmer aus ethnologi-

scher Sicht sein könnte. Es geht auch nicht darum, das Kunstschaff en von Spoerri als die

bessere Ethnografi e herauszustellen. Das Anliegen betrifft vielmehr eine kritische Refl e-

xion der ethnografi schen Methode und insbesondere über einige populäre Interpreta-

tionspfade zu materieller Kultur. Die Herausforderung der zukünft igen Methodenent-

wicklung in diesem Bereich besteht darin, sich falschen Evidenzen und verkürzenden

Fokussierungen zu entziehen und die „Befremdung durch die Dinge“ so weit zuzulassen,

dass eine Ethnografi e scheinbar allzu vertrauter Dinge möglich wird. Evidenzen aus ma-

terieller Kultur waren in bestimmten Perioden der Geschichte der Ethnologie von sehr

großer Bedeutung. Niemand zweifelte an dem Satz „Materielle Kultur ist ein Zeugnis

fremder Kulturen“, und gegenwärtig ist vielfach die Rede davon: „Materielle Kultur ist

der Träger von Bedeutungen“.

Um aber der Komplexität und Polysemie materieller Kultur gerecht zu werden, ist es

möglicherweise besser, solche Evidenzen hinter sich zu lassen und die Nähe der Gegen-

stände als ethnografi sches Problem, als Herausforderung anzunehmen. Dinge sind Zeug-

nisse, Dinge haben Bedeutungen, aber sie sind noch mehr als das. Sie sind möglicher-

weise Partner in Dialogen, die Ethnolog/innen erst noch zu führen lernen müssen.

Anmerkungen

1 Stüttgen. 1993. Die Botschaft der Dinge, S. 11.2 Vgl. Fischer. 1989. Ethnologie als Allerweltswissenschaft ; Fischer / Beer. 2003. Ethnologie.3 Vgl. Glenn Penny / Bunzl. 2003. Worldly Provincialism.4 Vgl. Fenton. 1974. Advancement of Material Culture Studies.5 Miller. 1995. Consumption and Commodities.6 Vgl. Eriksen. 2004. What is Anthropology?, S. 8.7 Vgl. Mauss. 1925. Essai sur le don.8 Vgl. Frazer. 1922. Th e Golden Bough.9 Vgl. Cliff ord. 1986. Ethnographic Self-Fashioning.10 Vgl. Murdock. 1949. Social Structure.11 Hirschberg. 1999. Wörterbuch der Völkerkunde, S. 198.12 Vgl. Blackwood. 1970. Classifi cation of Artefacts.13 Vgl. Schlereth. 1985. Material Culture and Cultural Research.14 Vgl. Brown. 2004. Th ing Th eory.15 Larson. 2007. Anthropology.

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16 Vgl. Latour. 1991. Nous n’avons jamais été modernes.17 Vgl. stellvertretend: Meringer. 1896. Das oberdeutsche Bauernhaus.18 Vgl. Horkheimer / Adorno. 1944=1969. Dialektik der Aufk lärung, S. 146.19 Vgl. Adorno. 1963. Fernsehen als Ideologie.20 Adorno. 1970. Ästhetische Th eorie, S. 350.21 Vgl. Schrage. 1980. Das Objekt im Alltag, S. 24.22 Vgl. Oster. 1991. Sozialgeschichtliche Aspekte, S. 104.23 Vgl. Liessmann. 2002. Kitsch!, S. 52.24 Mitscherlich. 1965. Konfession zur Nahwelt.25 Vgl. Scholz. 1989. Macht der Gegenstände.26 Vgl. Veblen. 1899. Th eory of the Leisure Class.27 Vgl. Bourdieu. 1979. La distinction; Douglas / Isherwood. 1979. World of Goods.28 Vgl. Pappi / Pappi. 1978. Sozialer Status und Konsumstil.29 Scharfe. 1970. Gedanken und Th ematisierungen.30 Schmidt-Lauber. 2003. Gemütlichkeit.31 Vgl. Warnke. 1982. Situation der Couchecke.32 Götze. 1979. Die gute Stube.33 Vgl. Koelbl / Sack. 1980. Das deutsche Wohnzimmer.34 Hahn. 2005. Materielle Kultur, S. 135.35 Vgl. Hahn. 2005. Stil und Lebensstil.36 Vgl. Hahn. 2008. Consumption, S. 22.37 Vgl. Scherpe. 1999. Ordnung der Dinge.38 Vgl. Kubin. 1909. Die andere Seite, S. 103.39 Geertz. 1973. Interpretation of Cultures.40 Spoerri. 1961=1998. Anekdoten.41 Block. 1995. Eine lange Geschichte.42 Tretjakov. 1972. Biographie des Dings.43 Vgl. Zeltner-Neukomm. 1968. Das Ich und die Dinge.44 Chang. 2008. Autoethnography as Method.45 Vgl. Schapp. 1953. In Geschichten verstrickt.46 Vgl. Hoskins. 1998. Biographical Objects.47 Vgl. Riggins. 1994. Fieldwork in the Living Room.48 Vgl. Scholte. 1972. Refl exive and Critical Anthropology.49 Vgl. Buzard. 2005. Disorienting Fiction.50 Vgl. Kimmich. 2007. Wie Dinge sich zeigen.51 1986. Leben mit den schönen Dingen.

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