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Heft 1 ] 1955 J Kurze Mitteihmgen 121 Am 10.6. machte ich einen Kontrollgang und konnte beide Arten in den gleichen Revieren wieder ant~effen. Trotz l~ingerer Beobachtungszeit war abet weder am 5. noch am 10.6. ein ~ festgestellt worden; auch ein Nest wurde nicht ausfindig gemacht. Da beide Arten nach 5 Tagen noch in denselben eng umgrenzten Revieren angetroffen wurden, liegt die Vermutung nahe, dab es sich um BrutvSgel gehandelt haben kann. Literatur GOETHE, F.: Vogelwelt und Vogelleben ira Teutoburger-Wald-Gebiet; Detmold 1948. Vogelkundlicher Bericht aus dem Teutoburger-Wald-Gebiet 1947-1950; Mitt. Lipp. Gesch. u. Lancleskde. 20; 1951, S. 199--217. WOLFF, G.: Die lippische Vogelwelt; SchStmar 1925. Die lippische Vogelwelt im Wandel der Jahre; Mitt. Lipp. Gesch. u. Landeskde. 21; 1952, S. 201-288. Horst Requate, Detmold Die Tiirkeniaube s chon 1947 ein Brutvogel Thiiringens. -- Seit 1947 beobach- tete ich ab und zu in der Umgebung von Gotha Tfirkentauben (Streptopelia decaocto). Im Sommer 1953 wurde ich darauf aufmerksam gemacht, dab es in einem groBen GehSft in S c h w a b h a u s e n (Kreis Gotha) eine ,,fremde Tauben- art" gebe. Ich besuchte auf diese Nachricht bin das GehSft und stellte dort 6--7 Brutpaare der Tiirkentaube fest. Von den Bewohnern wurde mir gesagt, die ersten Tiirkentauben h~tten sich im Frfihjahr 1947 auf dem Hiihnerhof eingestellt und schon im gleichen Jahre erfolgreich gebrfitet. Im harten Winter 1947/48 seien trotz ausreichender Ffitterung einige Tfirkentauben erfroren. Das Wetter babe die VSgel sogar bis in die St~lle getrieben. In den folgenden Jahren babe ihra Zahl st~ndig zugenommen. Im Winter 1952/53 seien bis 38 Ttirkentauben bei der Ftitterung erschienen. Die 6 bis 8 Brutpaare, die ich im Sommer 1953 dort sah, hatten alle ihre Nester in Koniferen gebaut, mit Ausnahme eines, das auf einer Weide stand. Diese Brutkotonie hat sich in einem mit atten B~umen bestandenen parkartigen Garten angesiedelt. Er ist yon Feldern umgeben. Seit 1952 (19517) brfiten Tiirkentauben auch im Stadtgebiet yon Gotha an mehreren Stellen. Amo Hacker, Georgenthal Am 20. Dezember 1953 hatte ich Gelegenheit, reich yore Vorkommen der Tiirken- taube in S c h w a b h a u s e n zu iiberzeugen. Die Besitzer des betreKenden Gutes, Herr und Frau ~)FORDTEN, sind erst 1945 nach Schwabhausen gezogen. 1945 und 1946 waren noch keine Tfirkentauben da. Sie erschienen erst 1947. Ein Tauben- zfichter aus Ohrdruf ms~hte das Ehepaar PFOEDTENauf die Seltenheit der Tiirken- tauben aufmerksam. Seitdem wurden sie geffittert, so dab sie nicht mehr an das Htihnerfutter gingen. Herr PFORDTSN, ehemals J~ger, glaubt sich erinnern zu kSnnen, dab im Friihjahr 1947 ein bis zwei Paare da waren, die sich im Herbst auf 6--8 Stfiek vermehrt hatten. Frau PFOaDTEN kann sich lediglich entsinnen, seit dem Friihjahr 1947 stgndig 6-8 VSgel gesehen zu haben. W. HAHN (1949) hat berichtet, dab nach Aussage einwandfreier Zeugen die Tiirkentaube seit 1947 in Pattensen (Kreis Springe) Brutvogel ist. Er erw~hnt dabei, dab ,,die MSglichkeit, die allerdings noch genau nachgeprtift werden muB, besteht, dab die Besiedlung des Ortes dureh die ersten Zuwanderer bereits im

Die Türkentaube schon 1947 ein Brutvogel Thüringens

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Heft 1 ] 1955 J Kurze Mitteihmgen 121

Am 10.6. machte ich einen Kontrollgang und konnte beide Arten in den gleichen Revieren wieder ant~effen. Trotz l~ingerer Beobachtungszeit war abet weder am 5. noch am 10.6. ein ~ festgestellt worden; auch ein Nest wurde nicht ausfindig gemacht. Da beide Arten nach 5 Tagen noch in denselben eng umgrenzten Revieren angetroffen wurden, liegt die Vermutung nahe, dab es sich um BrutvSgel gehandelt haben kann.

Literatur GOETHE, F.: Vogelwelt und Vogelleben ira Teutoburger-Wald-Gebiet; Detmold

1948. Vogelkundlicher Bericht aus dem Teutoburger-Wald-Gebiet 1947-1950; Mitt. Lipp. Gesch. u. Lancleskde. 20; 1951, S. 199--217.

WOLFF, G.: Die lippische Vogelwelt; SchStmar 1925. Die lippische Vogelwelt im Wandel der Jahre; Mitt. Lipp. Gesch. u. Landeskde. 21; 1952, S. 201-288.

Horst Requate, Detmold

Die Ti irkeniaube s chon 1947 e in Brutvoge l Thiiringens. - - Seit 1947 beobach- tete ich ab und zu in der Umgebung von Gotha Tfirkentauben (Streptopelia decaocto). Im Sommer 1953 wurde ich darauf aufmerksam gemacht, dab es in einem groBen GehSft in S c h w a b h a u s e n (Kreis Gotha) eine ,,fremde Tauben- art" gebe. Ich besuchte auf diese Nachricht bin das GehSft und stellte dort 6--7 Brutpaare der Tiirkentaube fest. Von den Bewohnern wurde mir gesagt, die ersten Tiirkentauben h~tten sich im Frfihjahr 1947 auf dem Hiihnerhof eingestellt und schon im gleichen Jahre erfolgreich gebrfitet. Im harten Winter 1947/48 seien trotz ausreichender Ffitterung einige Tfirkentauben erfroren. Das Wetter babe die VSgel sogar bis in die St~lle getrieben. In den folgenden Jahren babe ihra Zahl st~ndig zugenommen. Im Winter 1952/53 seien bis 38 Ttirkentauben bei der Ftitterung erschienen. Die 6 bis 8 Brutpaare, die ich im Sommer 1953 dort sah, hatten alle ihre Nester in Koniferen gebaut, mit Ausnahme eines, das auf einer Weide stand. Diese Brutkotonie hat sich in einem mit atten B~umen bestandenen parkartigen Garten angesiedelt. Er ist yon Feldern umgeben.

Seit 1952 (19517) brfiten Tiirkentauben auch im Stadtgebiet yon Gotha an mehreren Stellen.

Amo Hacker, Georgenthal

Am 20. Dezember 1953 hatte ich Gelegenheit, reich yore Vorkommen der Tiirken- taube in S c h w a b h a u s e n zu iiberzeugen. Die Besitzer des betreKenden Gutes, Herr und Frau ~)FORDTEN, sind erst 1945 nach Schwabhausen gezogen. 1945 und 1946 waren noch keine Tfirkentauben da. Sie erschienen erst 1947. Ein Tauben- zfichter aus Ohrdruf ms~hte das Ehepaar PFOEDTEN auf die Seltenheit der Tiirken- tauben aufmerksam. Seitdem wurden sie geffittert, so dab sie nicht mehr an das Htihnerfutter gingen. Herr PFORDTSN, ehemals J~ger, glaubt sich erinnern zu kSnnen, dab im Friihjahr 1947 ein bis zwei Paare da waren, die sich im Herbst auf 6--8 Stfiek vermehrt hatten. Frau PFOaDTEN kann sich lediglich entsinnen, seit dem Friihjahr 1947 stgndig 6 -8 VSgel gesehen zu haben.

W. HAHN (1949) hat berichtet, dab nach Aussage einwandfreier Zeugen die Tiirkentaube seit 1947 in Pattensen (Kreis Springe) Brutvogel ist. Er erw~hnt dabei, dab ,,die MSglichkeit, die allerdings noch genau nachgeprtift werden muB, besteht, dab die Besiedlung des Ortes dureh die ersten Zuwanderer bereits im

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Winter 1945'/46 erfolgte". Von der Best~tigung dieser Vermutung ist mir nichts bekannt. Ieh waif3 daher nieht, worauf sich S. PFEIFErt (1950/51) stiitzt, wenner schreibt: ,,Nach den Nachforschungen der Vogelschutzwarte Niedersachsen dutch W. HAhN k a n n e s als erwiesen betrachtet warden, dal] die Tiirkentaube bereits fiir das Jahr 1945 als Brutvogel betrachtet warden kann."

Die beiden Kltesten verbfirgten Brutnachweise ffir Deutschland fallen ins Jahr 1946. 0rtlichkeiten: GrSningen (Kreis Oschersleben) und Straubing (Nieder- bayern), vgl. J. f. Orn. 93 (1951) p. 30, 31. -- 1947 hat die Tiirkentaube aui~er in grSningen und Straubing auch auf dam Gut Elmarshauseu (Hessen), in Soest (Westfalen), in Pattensen (Kreis Springe), in Oschatz (Saehsen) und, wie oben mitgeteilt, in Schwabhausen bei Gotha gebriitet.

W. Feuerstein, Jena

Circaetus gallicus (Gin} in Holstein? -- Im Journal f/it Ornithologie 95, Heft 1/2 (1954) berichtet Herr Forstmeister a .D. KARL POGOE von einem ,,P/irchcn" des Schlangenadlers fiber dam Dieksee bei Malente-Gremsmfihteu. Da der Biotop, kleine Insel im von Buchenwald umgebenen See in verkehrsreichster Gegend Holsteins, an sich sehon ffir Circaetus gallicus nicht pal]t, halten wit diese Beobachtung fiir irrtfimllch. Der Schlangenadler hat in den 80er Jahren des vorigen Jahrhundorts in einsamen Wgldern des nSrdlichen Schleswig gehorstet, zu einer Zeit also, wo Raubvi~gel allgemein noch hKufiger waren. Seitdem sind nut vereinzelte Stiicke gelegentlieh auf dam Zuge beobachtet worden, ebenso wie in anderen Teilen Deutschlands. Sowohl W. B~R¢~ANN, Eutin, wie mir waren im vergangenen Jahre sogenannte ,,weiiJe" Bussarde aus dam Goblet aru Dieksee bekannt, wir miissen also mit einer Verwechslung, zumal vom fahrenden Motorboot aus, rechnen.

Karl Otto Beckmann, Kiel

Das Jugendkleid yon Falco concolor Temminck . - ~ber das Jugendkleid yon Falco concolor herrscht neuerdings eine gewissc Unklarheit. HARTERT (VSgel pal. Fauna p. 1070) hat es nicht besehrieben. -- MEXNEaTZrL~G~N (1930, Niaoll's Birds of Egypt II, p. 374) gibt an ,The immature bird is browner and has the feathers fringed paler. Cheeks and throat rusty yellow". -- ARcrm~ (1937, Birds Brit. Somaliland I, p. 168) schreibt , Immature birds have the underparts including under wing-coverts grey washed with ochreous-buff, and with broad buff margins to the feathers, giving a mottled appearance. Quills and tail more or less distinctly barred with light buff on the inner web und all but the centre pair of tailfeathers tipped with cream".

Diese drei Autoren schcinen das typische Jugendkleid nicht gekannt zu haben, worin Falco concolor von einem oberfl~chlichen Betrachter mit dam normalgef~rb- ten (baumfalken-~hnlichen) Falco eIeonorae verwechselt werden kann. Es ist farbig abgebitdet worden in SCHLEG~L & POLLEN 1868, Rech. Fatute Madagascar 2. partie tab. 12, fig. 1 und daselbst beschrieben worden p. 31 nach zwei yon EDWARD NEWTON am Cap St. Andr6 (Madagascar) gesammelten Exemplaren. Richtig und ausfiihrlich beschrieben worden ist das Jugendkleid ferner yon HEVGLIN (1869, Ornithologie Nordost-Abrika's I, p. 32), yon SrLaRPE (1874 Cat. Birds Brit. Mus. p. 406), und zuletzt yon SWAN~ (1936 Monogr. Birds of Prey, part XIV, p. 353).

~Vie bei Falco eleonorae, so seheint auch bei Falco concolor das Jugendkleid in der FKrbung stark zu variieren. Die dunklen Centren der Federn der Unterseite kSnnen so groB sein, dull nur noch Platz fiir ,,broad buff margins" fibrigbIeibt