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616 Bekanntlich sind die Isotope aller Elemente auger Blei so vollst~indig miteinander vermischt, dab man bisher in allen natiirlichen Vorkommen das gleiche Isotopengemisch Iand. Das kommt daher, dab alle Isotope des gleichen Elementes sehr nahe die gleichen physikalischen und chemi- schen Eigenschaften haben. Bei Blei liegen be- sondere Verhliltnisse vor. Die Mineralien, in denen es dutch radioaktiven Zerfall aus Uran entstanden ist, enthalten ein anderes Isotop als die, in denen es aus Thor entstanden ist. Bei keinem der tibrigen Elemente abet hatte man ~ihnliche Abweichungen beobachtet. Das Eisen bildet ein gutes Beispiel ffir ein Element, bei dem die Isotopenzusammen- setzungen verschiedener Vorkommen sorgf~iltig verglichen wurden. Eisen in den Mineralien der /iltesten geologischen Epochen und Eisen im Orga- nismus yon Pflanzen und Tieren, Eisenproben aus allen 6 Erdteilen, Eisen der Erde verglichen mit dem der verschiedensten Meteore, n~imlich solchen, die vermutlich unserem Sonnensystem ange- h6ren, und solchen, die von auBerhalb in unser Sonnensystem hineingestiirzt sind, alle diese Eisensorten enthalten das gleiche Isotopengemisch. Man hatte daher erwartet, dab auch das Wasser, gleichgtiltig welchen Ursprungs, immer aus dem gleichen Isotopengemisch bestehen wfirde. Beim Wasser konnten abet feinere Unter- suchungsmethoden angewandt werden als bei den anderen Stoffen, und die Isotope des Wasser- stoffes unterscheiden sich voneinander viel st~irker als die aller anderen Elemente. Daher gelang es beim Wasser, Unterschiede in der Isotopen- mischung festzustellen, je nach dem Ausgangs- produkt, dem es entnommen wurde 1. Man land solche Unterschiede bei der Pdizisionsbestimmung der Dichte. t~ezeichnet man einen Dichteunter- schied yon 1/1000000 mit I y, so l~Bt sich schon 1/10 y durch die Schwimmermethode 2 bestimmen. Neuerdings wurde die Messung kleiner Dichte- unterschiede durch Anwendung des Prinzips der kommunizierenden R6hren sogar so vervollkomm- net, dab noch Dichteunterschiede yon 1/looy meBbar sind 3. Zwischen den Wassersorten vet- schiedenen Ursprungs land man, wie die folgende Zusammenstellung (Tabelle i) zeigt, Dichteunter- schiede, die den Betrag yon I y betrXchtlich fiber- steigen. 1 Die ersten Arbeiten yon E. S. GILFILLAN jr., J. amer. chem. Soc. 56, 407 (1934) und E. W. WASI~- BUlgE U. E. R. SMITH, Science (N. Y.) 79, 188 (1934); sp~tere yon H. I. t~MELI~US, t p. W. JAMES, A. KING, T. G. PEARSON, R. H. PURCELL U. I-I.V. A. BRISCOE, J. chem. Soc. (Lond.) I934, 12o 7, 1948 -- H. E. ~VIRTH, T. G. THOMPSON U. C. L. UTTSRBACK, J. amer. chem. Soc. 57, 400 (1935) u. a. E. H. :RIESENFELD U. M, TOBIANK, Ber, dtsch. chem. Ges. 68, 1962 (1935). S H. E. gIRTH, T. G, THOMPSON 11. C. L. UTTER- BACK, l. C. IC{IESENPELD und CHANG: Die Verteilung der schweren Wasserisoiope auf der Erde. [ Die Natur- [wissenschaften Die Verteilung der schweren Wasserisotope auf der Erde. Von E. H. RIESENFELD und T. L. CHANG, Berlin. Tabelle 1. Verteilung yon HI)O und I12 Ols auf Vorkonlmen des Wassers Ozean . . . . . . Landwasser .... Regen ...... Schnee ...... Mineralien .... Pftanzen ..... Tiere ....... der Erde. Dichteunterschied mit Landwasser als Standard -]1, 5 o (o) --2, 3 @2,4 +1,7 + 1,2 mit 0zeanwasser als Standard o i, 5 (-1,5) --3,8 +0,9 +0,2 --O, 3 Da ~Vasserstoff in den Isotopen H 1, H 2 und H 6 und Sauerstoff in den Isotopen 016, 017 und 016 vorkommt, so enth/ilt das gew6hnliche Wasser 3 " 6 = 18 verschiedene Molekelarten. Man kennt auch die Konzentration dieser Molekelarten im gewDhnlichen Wasser; das sind ftir die h/iufigsten in Gewichtsprozent : I-l~O16 ...... 99,7% H~ O1~ ....... o,o4 % H~O 18 ....... o,2% IllHeO 16 ..... o,o35 % Die Konzentrationen der iibrigen 14 Molekel- arten liegen unter o,oi %. Das gew6hnliche Wasser kann man daher als nahezu reines H~O 16 an- sprechen. Von den vielen anderen Wasserisotopen hat man bisher nut H~016 in etwa dem gleichen Reinheitsgrad wie H~O 16 darstellen k6nnen. Da man Ifir H ~ meist das Atomzeichen D (Deuterium) anwendet, so bezeichnet man dieses Wasser auch als D20 (Deuteriumoxyd) und nennt es oft, da es sch~verer als gewShnliches Wasser ist, n~imlich bei 2o ° eine Dichte von I,IO5I, gewShnliches Wasser aber nut eine Dichte yon o,99823 hat, schweres Wasser. DaB man bisher auBer dem in der Natur schon nahezu rein vorkommenden H~O 16 nut das Iso- top D20 rein darstellen konnte, beruht auf dem groBen Atomgewichtsunterschied zwischen D und H (rd. lOO%). Daher hat man auch nut die Eigen- schaften dieses schweren Wasserisotops nSher studiert und denkt immer nut an dieses, wenn man yon schwerem Wasser spricht, obwohl es nur einen kleinen Beitrag dazu liefert, dab gew6hnliches Wasser etwas schwerer als reines H~O 16 ist, denn im gew6hnlichen Wasser ist die grSBte Menge des D als HDO enthalten. Der D20-Gehalt des- selben betr/~gt nur o,ooo oo37 %. In der obigen Tabelle ist in Spalte 2 als Ver- gleichsflfissigkeit Landwasser gew~hlt, das in B~chen, Flfissen und Seen und in allen Kontinenten etwa die gleiche Zusammensetzung hat. Das Leitnngswasser ist auch ans dem Grunde eine sehr geeignete Vergleichsubstanz, weil es fiberall leicht beschaffbar ist. Doch dfirfen wires nicht als Vergleichsquelle wghlen, wenn wir die Verteilnng der verschiedenen Wasserisotope auf der Erde untersuchen wollen. Denn die weitaus gr6Bte Wassermenge der Erde befindet sich in den

Die Verteilung der schweren Wasserisotope auf der Erde

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Page 1: Die Verteilung der schweren Wasserisotope auf der Erde

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B e k a n n t l i c h s ind die I so tope al ler E l e m e n t e a u g e r Blei so vollst~indig m i t e i n a n d e r ve rmisch t , d a b m a n b i she r in a l len na t i i r l i chen V o r k o m m e n das gleiche I s o t o p e n g e m i s c h Iand. Das k o m m t daher , d a b alle I so tope des g le ichen E l e m e n t e s sehr n a h e die g le ichen phys ika l i s chen u n d chemi- schen E i g e n s c h a f t e n h a b e n . Bei Blei l iegen be- sondere Verhl i l tn i sse vor . Die Minera l ien , in d e n e n es d u t c h r a d i o a k t i v e n Zerfal l aus U r a n e n t s t a n d e n ist, e n t h a l t e n ein anderes I so top als die, in d e n e n es aus T h o r e n t s t a n d e n ist. Bei k e i n e m der t ibr igen E l e m e n t e a b e t h a t t e m a n ~ihnliche A b w e i c h u n g e n b e o b a c h t e t . Das E i sen b i lde t ein gutes Beispiel ffir ein E l e m e n t , bei d e m die I s o t o p e n z u s a m m e n - s e t z u n g e n ve r sch iedene r V o r k o m m e n sorgf~iltig ve rg l i chen wurden . E i sen in den Mine ra l i en der / i l tes ten geologischen E p o c h e n u n d E i sen im Orga- n i smus yon P f l a n z e n u n d Tieren, E i s e n p r o b e n aus a l len 6 Erd te i l en , E i sen der E r d e ve rg l i chen m i t d e m der v e r s c h i e d e n s t e n Meteore , n~imlich solchen, die v e r m u t l i c h u n s e r e m S o n n e n s y s t e m ange- h6ren , u n d solchen, die v o n auBerha lb in unse r S o n n e n s y s t e m h ine inges t i i r z t sind, alle diese E i s e n s o r t e n e n t h a l t e n das gleiche I so topengemisch . M a n h a t t e d a h e r e rwar te t , d a b auch das Wasser , gleichgt i l t ig we lchen U r s p r u n g s , i m m e r aus d e m gle ichen I s o t o p e n g e m i s c h b e s t e h e n wfirde.

B e i m W a s s e r k o n n t e n a b e t fe inere U n t e r - s u c h u n g s m e t h o d e n a n g e w a n d t w e r d e n als bei den a n d e r e n Stoffen, u n d die I so tope des Wasse r - s toffes u n t e r s c h e i d e n s ich v o n e i n a n d e r viel st~irker als die al ler a n d e r e n E l e m e n t e . D a h e r ge lang es b e i m Wasser , U n t e r s c h i e d e in de r I so topen- m i s c h u n g fes tzus te l len , je n a c h d e m Ausgangs - p r o d u k t , d e m es e n t n o m m e n wurde 1. M a n l a n d solche U n t e r s c h i e d e bei de r P d i z i s i o n s b e s t i m m u n g de r Dichte . t~ezeichnet m a n e inen D i c h t e u n t e r - schied y o n 1/1000000 m i t I y, so l~Bt sich schon 1/10 y d u r c h die S c h w i m m e r m e t h o d e 2 b e s t i m m e n . Neue rd ings w u r d e die Messung k le iner Dich te - u n t e r s c h i e d e d u r c h A n w e n d u n g des P r inz ips de r k o m m u n i z i e r e n d e n R 6 h r e n sogar so v e r v o l l k o m m - net , d a b n o c h D i c h t e u n t e r s c h i e d e y o n 1/looy m e B b a r s ind 3. Zwischen den W a s s e r s o r t e n ve t - s ch i edenen U r s p r u n g s l a n d man , wie die fo lgende Z u s a m m e n s t e l l u n g (Tabel le i) zeigt, D i c h t e u n t e r - schiede, die den B e t r a g yon I y be t rXcht l i ch fiber- s te igen.

1 Die ersten Arbeiten yon E. S. GILFILLAN jr., J. amer. chem. Soc. 56, 407 (1934) und E. W. WASI~- BUlgE U. E. R. SMITH, Science (N. Y.) 79, 188 (1934); sp~tere yon H. I. t~MELI~US, t p. W. JAMES, A. KING, T. G. PEARSON, R. H. PURCELL U. I-I. V. A. BRISCOE, J. chem. Soc. (Lond.) I934, 12o 7, 1948 -- H. E. ~VIRTH, T. G. THOMPSON U. C. L. UTTSRBACK, J. amer. chem. Soc. 57, 400 (1935) u. a.

E. H. :RIESENFELD U. M, TOBIANK, Ber, dtsch. chem. Ges. 68, 1962 (1935).

S H. E. gIRTH, T. G, THOMPSON 11. C. L. UTTER- BACK, l. C.

IC{IESENPELD und CHANG: Die Verteilung der schweren Wasserisoiope auf der Erde. [ Die Natur- [wissenschaften

Die Verteilung der schweren Wasserisotope auf der Erde. Von E. H. RIESENFELD und T. L. CHANG, Berlin.

Tabelle 1. Verteilung yon HI)O und I12 Ols auf

Vorkonlmen des Wassers

O z e a n . . . . . . Landwasser . . . . Regen . . . . . . Schnee . . . . . . Mineralien . . . . Pftanzen . . . . . Tiere . . . . . . .

d e r E r d e .

Dichteunterschied

mit Landwasser als Standard

- ]1 , 5 o

(o) - - 2 , 3 @2,4 +1,7 + 1,2

mit 0zeanwasser als Standard

o m i , 5

(-1,5) --3,8 +0 ,9 + 0 , 2

--O, 3

Da ~Vasserstoff in den Isotopen H 1, H 2 und H 6 und Sauerstoff in den Isotopen 016, 017 und 016 vorkommt, so enth/ilt das gew6hnliche Wasser 3 " 6 = 18 verschiedene Molekelarten. Man kennt auch die Konzentration dieser Molekelarten im gewDhnlichen Wasser; das sind ftir die h/iufigsten in Gewichtsprozent :

I-l~ O16 ...... 99,7% H~ O1~ ....... o,o4 % H~O 18 ....... o,2% IllHeO 16 ..... o,o35 %

Die K o n z e n t r a t i o n e n de r i ib r igen 14 Molekel- a r t e n l iegen u n t e r o ,o i %. Das gew6hnl iche W a s s e r k a n n m a n d a h e r als n a h e z u reines H~O 16 an- sprechen . V o n d en v ie len a n d e r e n Was s e r i s o t o p en h a t m a n b i she r n u t H~016 in e twa d e m gle ichen R e i n h e i t s g r a d wie H~O 16 da r s t e l l en k 6 n n en . Da m a n Ifir H ~ m e i s t das A t o m z e i c h e n D (Deu te r ium) anwende t , so b e z e i c h n e t m a n dieses W a s s e r a u c h als D 2 0 (D eu t e r i u mo x y d ) u n d n e n n t es oft, d a es sch~verer als gewShnl iches W a s s e r ist, n~imlich bei 2o ° eine D i c h t e v o n I , IO5I , gewShnl iches W a s s e r abe r n u t eine D i c h t e y o n o,99823 ha t , schweres Wasser .

DaB m a n b i she r auBer d e m in der N a t u r schon n a h e z u re in v o r k o m m e n d e n H~O 16 n u t das Iso- t o p D 2 0 re in da r s t e l l en konn te , b e r u h t au f d e m groBen A t o m g e w i c h t s u n t e r s c h i e d zwischen D u n d H (rd. lOO%). D a h e r h a t m a n a u c h n u t die E igen- s c h a f t e n dieses schweren Wasse r i so tops nShe r s t u d i e r t u n d d e n k t i m m e r n u t a n dieses, w e n n m a n y o n schwerem W a s s e r spr icht , obwohl es n u r e inen k le inen B e i t r a g dazu l iefert , d a b gew6hnl iches W a s s e r e twas schwerer als re ines H~O 16 ist, d e n n im g ew 6 h n l i ch en W a s s e r is t die grSBte Menge des D als H D O e n t h a l t e n . Der D 2 0 - G e h a l t des- se lben betr/~gt n u r o,ooo oo37 %.

I n der ob igen Tabe l le is t in Spa l te 2 als Ver- gleichsflf issigkeit Landwasser gew~hlt , das in B~chen , Flf issen u n d Seen u n d in a l len K o n t i n e n t e n e t w a die gleiche Z u s a m m e n s e t z u n g h a t . Das L e i t n n g s w as s e r i s t auch ans d e m G r u n d e eine sehr geeignete Verg le i chsubs tanz , weil es f iberal l l e ich t b e s c h a f f b a r ist. Doch df i r fen w i r e s n i c h t als Vergle ichsquel le wghlen, w e n n wir die V e r t e i l n n g de r v e r s c h i e d e n e n Wasse r i so tope auf de r E r d e u n t e r s u c h e n wollen. D e n n die we i t aus gr6Bte W a s s e r m e n g e de r E r d e b e f i n d e t s ich in d en

Page 2: Die Verteilung der schweren Wasserisotope auf der Erde

Hett ] 39- I~IESENFELD und CHANG: Die Verteilung 25- 9. 1936

Ozeanen. W i r mt i ssen d a h e r die I s o t o p e n z u s a m - m e n s e t z u n g des Ozeanwassers als die n o r m a l e b e t r a c h t e n . ~Wenn "vVasser i r gendwe lchen a n d e r e n i rd i schen U r s p r u n g s eine a n d e r e D i c h t e u n d d a h e r a u c h I s o t o p e n z u s a m m e n s e t z u n g als Ozeanwasse r ha t , dessen D i c h t e in den v e r s c h i e d e n e n W e l t - m e e r e n u n d in v e r s c h i e d e n e n Tie fen n u r ganz un- b e d e u t e n d e n S c h w a n k u n g e n u n t e r w o r f e n ist, so mfissen wir uns f ragen, wie eine solche z u s t a n d e k o m m e n kann . I n de r 3. Spa l te yon Tabel le i i s t die A b w e i c h u n g in de r D i c h t e de r v e r s c h i e d e n s t e n ~Vassersor ten y o n Ozeanwasse r als S t a n d a r d an- gegeben. Diese Tabel le e n t h ~ l t k e i n e Einze lwer te , s o n d e r n n u r Mi t t e lwer t e aus seh r zah l re ichen , a n v e r s c h i e d e n e n Ste l len u n d u n t e r v e r s c h i e d e n e n Be- d i n g u n g e n g e w o n n e n e n Ergebn i s sen .

Ffir diese D i c h t e u n t e r s c h i e d e kanI1 m a n u n t e r Vernachl~tss igung al ler n u r in sehr k le inen Non- z e n t r a t i o n e n v o r k o m m e n d e n W a s s e r i s o t o p e n H D O u n d H 2 0 is v e r a n t w o r t l i c h m a c h e n . I m L a n d - wasser v e r u r s a c h t sein G e h a l t a n H D O e inen D i c h t e z u w a c h s yon I 8 , 3 y u n d sein G e h a l t a n H 2 0 ~s e inen so lchen yon 2 2 o y . Das in we l t h 6 h e r e r K o n z e n t r a t i o n v o r h a n d e n e H~O ~s we ich t a b e t in se inen E i g e n s c h a f t e n viel weniger v o n H~O 1~ a b als HDO, so dab die A n r e i c h e r u n g a n H D O zur D i c h t e ~ n d e r u n g e t w a ebensovie l b e t r ~ g t wie die all H2018. Dies g i l t im b e s o n d e r e n v o m D a m p f d r u c k , au f den es bei de r E n t m i s c h u n g de r I so tope , wie wir sp~te r sehen werden , in e r s t e r Linie a n k o m m t .

D a d i e S c h m e l z p u n k t e y o n H120 16 ( - - o , o o i 4 ° ) ,

H 2 0 is ( + 0 , 3 °) u n d v o n H D O ( + 2 , i °) betr~icht- l ich ause inander l i egen , so k S n n t e m a n denken , d a b eine T r e n n u n g dieser Wasse r i so tope d u r c h f r ak t io - n i e r t e Kr i s t a l l i s a t i on m6gl ich w~re. E i n g e h e n d e Ver suche h a b e n abe r gezeigt, d a b die I r a k t i o n i e r t e Kr i s t a l l i s a t i on ke ine we i t gehende I s o t o p e n t r e n - n n n g h e r v o r r u f t . Dagegen t r i t t eine T r e n n u n g i m m e r d o r t ein, wo eine Verduns tung des Wassers s tat t f indet , in a l l e rg rSg tem MaBs tabe also a n der Oberfl~tche der Ozeane. Ff i r das D a m p f d r u c k - v e r h ~ l t n i s der b e i d e n ffir die I s o t o p e n t r e n n u n g h a u p t s ~ c h l i c h in F r a g e k o m m e n d e n Wasse r i so tope H D O u n d H~O is h a b e n wir die b e i d e n Io lgenden Gle i chungen au fges t e l l t t :

P~Do/P~o = I , I 6 e 130/R2 u n d PH~o~/P~o = I,OI 3 e - ~/R ~'

H i e r a u s b e r e c h n e n sich, wie wir a m Beispiel des Schnee- u n d Regenwasse r s n a c h w e i s e n werden , U n t e r s c h i e d e in der D i c h t e de r v e r s c h i e d e n e n Wasse r so r t en , die m i t den b e o b a c h t e t e n e twa fiber- e i n s t i m m e n .

E i n e a l lgemeine l~bers ich t f iber die d u t c h f rak- t i on ie r t e V e r d u n s t u n g er fo lgende Verte i lung der Wasser isotope au] der Erde~ erh~l t m a n aus Fig. I. E i n r o l l e r Pfei l b e d e u t e t e inen T r a n s p o r t des

I E. H. RIESENFELD U. T. L. CHANG, Z. physik. Chem. ]3 33, 127 (1936) •

2 E. H. RIESENFELD U. "r. L. CHANG, Ber. dtsch. chem. Ges. 69, 13o8 (1936).

der schweren Wasserisotope auf der Erde. 6 i 7

Wasse r s als D a m p f . H ie rbe i f inder also eine Ver - d u n s t u n g u n d d a h e r in de r R i c h t u n g des Pfei les eine V e r a r m u n g a n den schweren I so topen , u n d in der e n t g e g e n g e s e t z t e n R i c h t u n g eine Anre i che - r u n g a n diesen s t a t t . E i n ges t r i che l t e r Pfei l be- d e u t e t d en T r a n s p o r t des Wasse r s als Flf issigkeit , bei d e m keine N n d e r u n g des I s o t o p e n v e r h ~ l t n i s s e s s t a t t f i n d e t . Die d u r c h die Pfei le I n n d 3 (auch 7 u n d 9) h e r v o r g e r u f e n e n Effekte , n ~ml i ch die Ver- d u n s t u n g des Wasse r s f iber d e m Ozean ulld au I d e m L a n d e gle ichen s ich d u r c h a u s n i c h t e twa d u t c h die v o n d en PfeileI1 2 u n d 4 a n g e d e u t e t e n Gegen- effekte, n~ml i ch die Niedersch l~ge auf d e m Ozean u n d auf d e m F e s t l a n d e aus. Pfei l 5, de r d en T r a n s - p o r t des Wasse r s in Flf issen u n d S t r S m e n v o m F e s t l a n d in den Ozean a n d e u t e t , bewei s t v ie lmehr , d a b ein Kre i s lauf im Sinne de r Pfei le I, 4 u n d 5 v o r h a n d e n ist, bei d e m I d a u e r n d zu e iner Iso- t o p e n s c h e i d u n g AnlaB gibt . Diese Sche idung k a n n

I , l , i ; - J j 4 z y I

/ .~2,.'J- t , i

2Z , !

Zendwasser - l, S y

Fig. I. Kreislauf des Wassers auf der Erde. - ~ Transport des Wasserdampfes mi t Verarmung an HDO und

H~O 18. Die Gegenrichtung bedeutet eine Alireicherung an HDO und H~O xs im Rfickstand.

. . . . . - + Transport des fifissigen Wassers ohne Anderung im Gehalt an HDO und H20 is.

na t f i r l i ch n u r so weir If ihren, d a b sich ein Gleich- gewich t e inste l l t , in d e m das Ozeanwasse r a n d e n schweren I s o t o p e n re icher als das L a n d w a s s e r ist. DaB dieses Gle ichgewich t e twa m i t d e m berech- n e t e n f ibe re ins t immt , i s t k t i rz l ich nachgewiesen w o r d e n 1.

Die V e r a r m u n g a n schweren I s o t o p e n in Regen u n d Schnee, die die U r s a c h e des D i c h t e u n t e r - schiedes zwischen Ozean- u n d L a n d w a s s e r ist, i s t noch n i c h t e ingehend s tud ie r t . T r o t z d e m l~Bt sich, wie aus Tabel le 2 h e rv o rg eh t , fes ts te l len, d a b die E r f a h r u n g m i t unse re r Theor ie genf igend f i be re in s t immt . I n Spa l t e 2 u n d 3 dieser Tabe l le s ind die aus d en oben a n g e g e b e n e n F o r m e l n be- rechnetei1 D i c h t e ~ n d e r u n g e n des aus d e m Ozean

1 K. NEUMANN U. G. TOHMFOR, Z. physik. Chem. A 176, 226 (1936).

Page 3: Die Verteilung der schweren Wasserisotope auf der Erde

618

Tabelle 2. D e r G e h a l t an H D O u n d H20 is in S c h n e e u n d R e g e n v e r g l i c h c n m i t d e m aus

d e m D a m p f d r u c k b e r e c h n e t e n W e r t .

Temperatur der

Verdampfung

--I0

0

I0

2O

3 °

4 °

HDO

--I,8

--1,6 - - I , 5 - - I , 3 - - I , 2 - - I , I

Dichte~nderung des Dampfes 7

ber.

H20 ~8

--2,6 --2, 4 - - 2 , 2 - - 2 , I - - I , 9 - - I ,8

durchsehnittlieh gel.

--3,8 Schnee

(-- 1,5) Regen

aufs te igenden Dampfes ftir versch iedene Tempera - t u ren angeffihrt . Spal te 4 zeigt die du rchschn i t t - lich ftir Schnee und Regen ge fundenen Dichte- un te r sch iede gegentiber der Dichte des Ozean- wassers. Die b e o b a c h t e t e Dichte~inderung yon - - 3 , 8 y in geschmolzenem Schneewasser s t i m m t mi t der infolge der V e r a r m u n g an H D O und H20 ~s be rechne ten Summe yon - - 4 , o y bei o ° innerha lb der Versuchsfehler tiberein.

DaB Regenwasse r einen kleineren D ich t eun t e r - schied als Schneewasser aufweist , k o m m t daher , dab be im Regen die T rennung der I so tope durch V e r d u n s t u n g bei h6here r T e m p e r a t u r erfolgt und mi t s te igender T e m p e r a t u r sich der D a m p f d r u c k - un te rsch ied zwischen den e inzelnen Wasse r i so topen ve rminde r t . Hier re ichen die bisher vor l iegenden exper imen te l l en Datel l freilich kauln aus, eine E n t s c h e i d u n g zu geben, und daher ist auch der be t re f fende W e f t in der Tabel le e ingek lammer t . D e n n es h a t sich gezeigt, dab das Regenwasse r zu Beginn und am E n d e eines Regens versch iedene Dich te ha t . Da die Regenwolken tiber das L a n d hinwegziehel l und daher der Beginn und SchluB des Regens n ich t an der gleichen Stelle, t i be rhaup t Ilicht an v o r a u s b e r e c h e n b a r e n Pl~ tzen erfolgt, so wird es vieler sys t ema t i s che r U n t e r s u c h u n g e n bedtirfen, um einen r ich t igen D u r c h s c h n i t t s w e r t fiir die Dich te des Regenwassers zu erhal ten .

Sehr e ingehende, aber auch widerspruchsvol le U n t e r s u c h u n g e n liegen fiber die Zusa lnmense tzung von Gletschereis vor. Die im D u r c h s c b n i t t gefun- dene Anre icherung (rd. + 1,5 y) k o m m t viel leicht daher , dab der Gletscher der R t icks tand einer bei sehr t iefer T e m p e r a t u r und ill langen Ze i t r~umen s t a t t f i n d e n d e n V e r d u n s t u n g ist.

DaB das Kristallwasser in vielen Mineralien schwerer als das Ozeallwasser ist, dessen Gehal t

Kurze Originalmitteilungen. [ Die Natur- [wissenschaften

an schwerel l Wasserisotopei1 sich im Laufe der Erdgesch ich te k a u m ver~indert hat , sp r i ch t daftir, dab diese Mineral ien aus f ibers~t t ig ter L6sung, de ren Gehal t an schweren Wasse r i so topen durch Verda inp fung angere icher t war, auskr is ta l l i s ier ten.

Das Wasser von Pflanzen und Tieren ist 1, 7 bzw. 1,2 y schwerer als Landwasser , das die Pf lan- zen und Tiere u n m i t t e l b a r au fnehmen , well die schweren Wasse r i so tope in P f l anzen und Tieren du rch Verduns tu i lg a i lgereicher t sind (Pfeile 7 und 9). DaB eine h6here Anre icherung in Pf lan- zen als in Tiereil s t a t t f i nde t , kailn m a n d a d u r c h erkl~ren, dab ers tens die Pf lanzen k~Ker als die Tiere s ind (kleinere Dampfd ruckve rh~ l tn i s se PHDO/P~O uild PH~o~/P~o bei Iliedrigerer Tempe- ra tur) , und dab zwei tens die Pf lanzen verh~l tn is - m~13ig gr613ere Obertl~tchen h a b e n als die Tiere ulld daher auch m e h r ~rasser verdampfel l . Wie aus Tabelle 3 he rvorgeh t , v e r d u n s t e n die Pf lanzen p rozen tua l m e h r als I o m a l soviel W~asser wie die Tiere. Pf lanzen, die eine gr613ere W as s e rv e rd u n - s tung haben, wie z. t3. die Tomate , en tha l t en m e h r schwere Wasser i so tope als die m i t kleinerer Wasse rve rduns tung , wie z. I3. die Orange.

Tabelle 3- W a s s e r v e r d u n s t u n g y o n P f l a n z e n u n d T i e r e n .

i ~ ~ ~ I Mittlere Ver- 0) ~ ~ ~ dunstung pro Tag N~ © ~ ~ N ~ absolute % des

"~ Menge Wasser- kg ~' ~ kg kg gehaltes

Helianthus annuus 8o 1,o 7 (Sonnenblume) aus- 1,34 etwa gewachs. Staude . o,56 52,-- Menschen yon 32 Jahren . . . . . 64 , - - etwa 65 42,-- o,96 2, 3

Die b isher vor l iegenden D a t e n genfigen zwar schon, wie hier bewiesen wurde, in grogen Ztigen ein Bild yon der Ver te i lung der Wasser i so tope auf der E r d e zu geben, es wird aber noch langjXhriger meteorologischer , biologischer und minera logischer Fo r schungen bedtirfen, ehe m a n Genaueres fiber diese Ver te i lung wird sagen k6nnen. Durch diese Fo r schungen werden sich naturgemttl3 die in den Tabel len I und 2 gegebenen Mi t te lwer te s t a rk ver- schieben. Die Grundlage dieser B e t r a c h t u n g aber, dab die Verdu l l s tung die H a u p t u r s a c h e der Tren- nung der Wasser i so tope auf der E r d e ist, wird sicherl ich b e s t eh en bleiben,

Kurze Originalmitteilungen. Fiir die kurzen Originalmitteilungen ist ausschliel31ich der Verfasser verantwortlich.

Strukturumwandlung und Zerst6rung der geordneten Atomverteilung in metallischen Mischphasen dutch

plastische Verformung. Vor kurzem wurden v o n D A H L 1 interessante Beobach-

tllngen iiber den Einflul3 der Kaltreckung auf metallische Mischphasen mit geordneter Atomverteilung mitgeteilt. Le- gierungen der Zusammensetzung CllaAu ulld Ni3Mn, die sich im Zustand geordneter Atonlverteilung befanden und darauf- lain dutch Ziehen oder H/ilmnern einer stufenweisen Kalt- reckung (ohne Zwischellgliihell !) unterworfen wurden, zeigten

1 0 . DAHL, Z. Metallkde. 28, 133 (1936) ,

ill Abh/ingigkeit vom Reckgrad eillen stetigen Anstieg des elektrischen Widerstandes 1 zu dem Wert, der dem Zustand regelloser Atonlverteilung entspricht 2. Danach wird also

1 Bei NiaMn parallel dazu eine Abnahme der S~ittigungs- magnetisierung, da n~inllich diese Legierung im Zustand ge- ordneter Atomverteilung ferromagnetisch, im Zllstand regel- loser Atomverteilung dagegen nur paramagnetisch ist.

2 Thermisch wird die geordnete Atomverteilung dllrch Tempern im Umwandlungsbereich, die regellose Atomver- teilung dutch Abschrecken yon Temperaturell oberhalb des Unlwandlungsbereiches erhalten.