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Das Magazin für Bayreuth und die Region Die Wirtschaft Spritzguss: In jedem Auto steckt ein Teil von SGT Seite 4 Motor-Nützel: Einer der ganz Großen in Oberfranken Seite 24 Mess-Profis: EMCC sorgt beim A380 für sicheren Flug Seite 18 #01.2015

Die Wirtschaft - 1-2015

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Die Wirtschaft Ausgabe 1 2015

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Page 1: Die Wirtschaft - 1-2015

Das Magazin für Bayreuth und die Region

Die Wirtschaft

Spritzguss: In jedem Auto steckt ein Teil von SGT Seite 4

Motor-Nützel: Einer der ganz Großen in Oberfranken Seite 24

Mess-Profi s: EMCC sorgt beim A380 für sicheren Flug Seite 18

#01.2015

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Die Wirtschaft

Inhaltsverzeichnis

IMPRESSUMSonderveröffentlichung: Die Wirtschaft

Nordbayerischer Kurier GmbH & Co.

Zeitungsverlag KG, Theodor-Schmidt-

Straße 17, 95448 Bayreuth

V.i.S.d.P.: Joachim Braun;

Redaktion: Stefan Schreibelmayer;

Gestaltung: Matthias Schäfer;

Verantwortlich für Anzeigen: Alexander

Süß; Titelfoto: Ronald Wittek.Seite 7 Seite 18 Seite 21

SGT Spritzgießtechnik: Kunststoffteilefür die Autoindustrie Seite 4

Kulmbacher Würze: Raps beliefert diegesamte Lebenmittelbranche Seite 7

LTB: Nach dem Krisenjahr 2013 herrschtwieder großer Optimismus Seite 10

Warum die Anleihekäufe der EZB eineganze Reihe von Risiken bergen Seite 13

EMCC misst, damit A380, Eurofighterund Boeing 787 oben bleiben Seite 18

Baier + Köppel: In Pegnitz verwurzelt,in der ganzen Welt unterwegs Seite 21

Motor-Nützel: Einer der ganz großenAutohändler in Oberfranken Seite 23

Hermos: Damit am Frankfurter Flughafendie Haustechnik funktioniert Seite 27

Campus direkt verteilt 300 000Werbetüten pro Semester Seite 30

Alle bisherigen Ausgaben im Internet unterwww.nordbayerischer-kurier.de/die-wirtschaft

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Die Wirtschaft

In jedem Auto steckt ein Teil von SGTDas zum Röchling-Konzern gehörende Unternehmen stellt hochwertige Kunststoffteile her

D as ist typisch oberfränkischeBescheidenheit. Den ent-scheidenden Satz sagt Rudolf

Hösch,GeschäftsführerderRöchlingSGTSpritzgießtechnik in Weidenberg, erstauf Nachfrage. „Es gibt weltweit wohlkein Auto, in dem nicht ein von uns pro-duziertes Teil verbaut wurde.“ Punkt!Was an der Produktpalette liegt. SGTproduziert Teile aus Hochleistungs- undtechnischen Kunststoffen, die ganz be-sondere Eigenschaften haben. Mal sindsie dank der Verstärkung durch Kohle-fasern sehr hart, mal halten sie hoheTemperaturen bis 280 Grad Celsius aus,mal sind sie besonders beständig gegen

aggressive Chemikalien – und nicht sel-ten haben sie diese und andere Eigen-schaften gleichzeitig. Doch selbst das istnoch nicht genug. Die produzierten Tei-le sind oft auch noch Hybride, in denenKunststoff und Metall miteinander ver-baut sind. „Das ist schon Hightech, waswir hier machen“, sagt Hösch, denn zu-gleich müssen Fertigungstoleranzen imBereich vonTausendstelMillimetern undFehlertoleranzen von zwei pro einer Mil-lion Teilen eingehalten werden.

Ein Wert, den sie bei SGT zumindestbei manchen Produkten noch unterbie-ten wollen und das auch tun. Denn hiergeht es um die Sicherheit von Men-

Vieles läuft bei Röchling SGT Spritzgieß-technik vollautomatisch ab.

Hauptsache, die Maschine „weiß“, wie es geht – und am Ende kommt ein hochwertiges Kunststoffteil heraus. Fotos: Wittek

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schen. Dann etwa, wenn Teile für die An-tiblockiersysteme in Autos gefertigt wer-den. „Da geht es um die Bremsen. Nichtauszudenken, wenn es wegen eines Feh-lers von uns zu einem Ausfall und da-durchzueinemUnfall käme“, sagtHösch,der noch ein drastischeres Beispiel parathat: „Wir beliefern auch einen Herstel-ler von Beatmungsgeräten, die bei Ope-rationen eingesetzt werden. Es ist zwarnur ein Kunststoffrädchen, aber es darfhalt nicht kaputtgehen, weil sonst dieganze Maschine steht. Und was das beieiner schweren Operation bedeutet, willman sich gar nicht ausmalen.“

Rund 90 Prozent der Produkte ausWeidenberg gehen aber in die Autoin-

dustrie, an kleine wie große Zulieferer.Das kleinste wiegt den Bruchteil einesGramms, ist eine kleine Dichtung. Dasgrößte kommt auf 50 Gramm und wirdin der Zündung eines Autos verbaut.Wichtigster Kunde ist Bosch mit einemAnteil von 50 Prozent, aber es gibt auchmit Continental, Würth, SKF, Brose oderdem gerade erst von ZF Friedrichshafenübernommenen US-Konzern TRW nen-nenswerte Geschäftsbeziehungen.

Insgesamt rund 300 Millionen Teilegehen pro Jahr an die Kunden. Davon63 Prozent nach Deutschland, je zehnProzent in die EU und Nordamerika und17 Prozent nach Asien. Der Exportanteilvon 37 Prozent „lässt sich für einen eher

Das Unternehmen

SGT Spritzgießtechnik wurde 1992als Ausgliederung der Bayreuther

Schlaeger Kunststofftechnik gegründet.2006 wurde das Unternehmen, das inWeidenberg hochwertige Kunststoffteilevor allem für die Autoindustrie herstellt,vom Röchling-Konzern (Mannheim)übernommen und fungiert seither alsdessen Tochter.SGT hat rund 160 Mitarbeiter, davon

knapp 20 Auszubildende, und kam2014 auf einen Umsatz von 21 Millio-nen Euro – das sind gut zehn MillionenEuro mehr als 2009. sts

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Die Wirtschaft

Kleinenwie uns wahrscheinlich nur nochmarginal ausbauen“, glaubt Geschäfts-führerHösch,derdasUnternehmen1992zusammen mit einigen Kollegen aus derBayreuther Schlaeger Kunststofftechnikausgegliedert hat.

Ein entscheidender Schritt zum jetzi-gen Internationalisierungsgradwar 2006die Übernahme durch den MannheimerRöchling-Konzern, ein Riese mit rund8000 Mitarbeitern in 21 Ländern und ei-nem Jahresumsatz von zuletzt 1,4 Mil-liarden Euro. Der Vorteil liegt für Höschauf der Hand: „Man muss den Kundenheute in deren neue Märkte folgen. Füruns alleine wären Standorte vor allemim fernen Ausland kaum realisierbar.Gemeinsam mit Röchling aber ist dasmöglich.“ Und so nutzt SGT derzeit Kon-zernstandorte in Tschechien und ChinafüreigeneProduktionsmöglichkeiten.Bis2016 soll ein weiterer in Mexiko hinzu-kommen, um von dort auch in den USAnoch stärker zu werden.

SGT selber hat rund 160 Mitarbeiterund kam 2014 auf einen Umsatz von 21Millionen Euro. Geht man da nicht un-ter im großen Röchling-Reich? „Nein“,sagt Hösch: „Wir können hier eigen-ständig agieren. Die Zahlen sollten haltstimmen.“ Tun sie wohl: „Wir sind or-

dentlich profitabel.“ Dass Röchling-Vor-standschef Georg Duffner mit seinerTochter zufrieden ist, machte er vor guteinem Jahr deutlich: „Unsere Gruppe be-steht aus rund 60 einzelnen Gesell-schaften, da liegt SGT alsomit seinerMit-arbeiterzahl genau im Durchschnitt.Röchling ist kein träger Ozeandampfer,sondern eine Flotte aus vielen wendigenSchnellbooten. Und SGT ist ein beson-ders schnelles.“

Duffner war 2013 zur Einweihung ei-ner neuen, eine Million Euro teuren Pro-duktionshalle gekommen. Doch es zeich-net sich schon ab, dass erneut erweitertwerdenmuss.2017könntees soweit sein,sagt Hösch, das angrenzende Grund-stück gehört der Firma schon. Vieles läuftbei den Weidenbergern hoch automati-siert ab, ständig werden die Produkti-onsstraßen optimiert und erneuert. Unddoch ist abzusehen, dass das Unterneh-men weiter Bedarf an qualifizierten Mit-arbeitern hat. Für den Geschäftsführerkein Problem: „Das Gejammer über denFachkräftemangel kann ich nicht ganznachvollziehen. Wir bilden ständig aus,übernehmen unsere Lehrlinge mög-lichst. Zugleich schätzen wir unsere er-fahrenen Mitarbeiter. Die Mischungmacht’s.“ Stefan Schreibelmayer

Die Guten ins Töpfchen – die Fehlerquoteliegt bei SGT zum Teil bei unter zwei pro ei-ner Million Teilen.

Hat bei Röchling SGT Spritzgießtechnik den Durchblick: Geschäftsführer Rudolf Hösch.

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Kulmbacher WürzeRaps-Chefin Maria-Johanna Schaecher will das Unternehmen in neue Dimensionen führen

A usdauer besitzt Maria-JohannaSchaecher beruflich und privatgleichermaßen. Jeden Morgen

joggt sie 15 Kilometer, um für ihre re-gelmäßigenMarathons fit zu bleiben. DieKulmbacher Firma Raps, bei der sie vorknapp drei Jahren als Geschäftsführerineingestiegen ist, krempelt die Hambur-ger Pendlerin seither energisch um.Nichtunbedingt zur Freude aller Beteiligten,

aber zum wirtschaftlichen Wohl des Un-ternehmens. Der Gewinn ist zuletzt re-gelrecht explodiert.

Auch vor tiefen Schnitten ins Perso-nalgefüge schreckte die 50-jährige Dip-lomkauffrau nicht zurück. Das noch vorwenigen Jahren 900 Mitarbeiter starkeUnternehmen hat nun noch 800 Be-schäftigte, davon 450 in Kulmbach. MitGewürzmitteln und Zusatzstoffen für Le-

bensmittelindustrie, Metzger, Gastro-nomie, Hotels oder Kantinen wurden2013 gut 172 Millionen Euro umge-setzt. Der operative Gewinn (Ebit)schnellte um über 60 Prozent auf 11,1MillionenEurohoch.Die Zahlen für 2014sind noch nicht veröffentlicht, doch auchim vergangenen Jahr soll das Gewinn-wachstum ähnlich hoch wie 2013 ge-wesen sein, bestätigt Schaecher.

Raps in Kulmbach: 450 der rund 800 Beschäftigten arbeiten hier. Foto: red

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Die Wirtschaft

Wie macht man das? „Indemman sehrviel umgestaltet.“ Es sei darum gegan-gen, die Ertragslage auf eine neue Basiszu stellen. Wareneinsatz, Rohstoffe, Per-sonal, Sachkosten, Reisekosten, IT, Be-ratungsaufwand – alles kam auf denPrüfstand. „Da war ziemlich Luft drin“,sagt Schaecher, aber mit der Luft alleinsei es eben nicht getan.Manmüsse Struk-turen ändern, das Geschäft effizienterbetreiben. Am Ende sei man noch nicht.„Wir müssen weitermachen“, auch wennwohl nicht noch einmal 100 Leute be-troffen sein werden. Der Kunde verlan-ge, die Preise zu halten oder sogar zu sen-ken. Das könne nur mit permanenter An-passung erfolgreich bewältigt werden.

Läuft alles weiter nach Plan, könntedie Beschäftigtenzahl bei Raps in eini-gen Jahren auch wieder deutlich höhersein als heute. „Wir haben ja auchWachs-tumsziele. Da braucht man wieder Men-schen.“ Langfristig kann sich Schaecher

vorstellen, das Unternehmen in völligneue Umsatzdimensionen zu führen. Ei-ne halbeMilliarde Euro Umsatzmit 1500Beschäftigten wäre denkbar.

500 Millionen? Das wäre, gemessenamaktuellenUmsatz,dasDreifache. „Dasist ein visionäres Ziel“, meint Schaecher.Aber dieses Ziel sei in rund zehn Jahrendurchaus machbar. „Das ist keine reineLuftnummer.“ Um dieses Ziel zu errei-chen, sei auch eine Übernahme denk-bar. „Der Markt konsolidiert sich. Wirwollen da aktiv mitwirken.“

Im Kerngeschäft, Gewürzmittel undIngredienzien für den Lebensmittelbe-reich, sieht Schaecher drei Megatrends:

> Lebensmittel sollen schnell, praktisch,einfach zuzubereiten sein (ConvenienceFood).> Lebensmittel sollen gesund sein, aberauch schmecken.> Lebensmittel sollen möglichst natür-lich und regional sein.

Raps stelle seine Produkte auf natür-licher Basis her, biete keine künstlichenAromastoffe an, sondern arbeite mitKräuterextrakten. Einen Teil seiner Roh-stoffe kauft Raps direkt im Ursprungs-land. Dafür sind eigene Einkäufer vor al-lem in Asien und Afrika unterwegs. Einbis zwei Monate seien die im Jahr un-terwegs. Viel laufe über Computer, Bör-sen, Händler. 35 000 Tonnen Gewürz-mittel und Ingredienzien produzieren dieKulmbacher im Jahr, dazu kommen nocheinmal rund 5000 Tonnen Handelsware.6000 Artikel werden angeboten. Und dieChefin? Hat die ein Lieblingsgewürz?„Zimt. Find‘ ich toll.“ Roland Töpfer

„Zimt.Find‘ ich toll.“

Maria-Johanna Schaecher,Raps-Geschäftsführerin

Das Hochregallager von Raps. Insgesamt rund 6000 einzelne Artikel sind verfügbar. Foto: red

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Die Wirtschaft

Das Unternehmen

Der Kulmbacher Hersteller von Ge-würzmitteln und Ingredienzien für

die Lebensmittelbranche macht mit 800Mitarbeitern, davon 450 in Kulmbach,gut 172 Millionen Euro Umsatz. Der Ge-winn ist zuletzt stark gewachsen. Rapsbeliefert die Lebensmittelindustrie,Metzger, Kantinen, Hotels, die Gastro-nomie mit rund 6000 einzelnen Artikeln.Lange Zeit war das Unternehmen

sehr gewürzlastig und fleischlastig,sagt Geschäftsführerin Maria-JohannaSchaecher (50). „Das ist heute nichtmehr so.“ Gewürzmittel tragen nochrund 35 Prozent zum Umsatz bei.Immer wichtiger werden Ingredienzienfür Lebensmittel. Raps produziert keinekünstlichen Aromastoffe. Die Produktewerden aus Kräuterextrakten gewonnen.Diplomkauffrau Schaecher ist seit

knapp drei Jahren Chefin bei Raps.Sie lebt in Hamburg und hat sich für dieArbeitswoche eine Wohnung in Kulm-bach genommen. töp

Raps-GeschäftsführerinMaria-Johanna Schaecher baut seit knapp drei Jahren denKulm-bacher Gewürzmittelhersteller um. Foto: Töpfer

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Die Wirtschaft

Die Luft ist wieder reinLuft- und Thermotechnik Bayreuth: Optimismus nach dem Krisenjahr 2013

D ie Luft war raus bei der Luft-und Thermotechnik Bayreuth(LTB) mit Sitz in Goldkro-

nach. Ganz kurz nur. Aber der finanzi-eller Engpass im Jahr 2013 hat das Un-ternehmen trudeln lassen – die Insol-venz war die Folge. Das war Ende März2013. Doch der Spezialist für komplexeAbluftanlagen hat keinen Tag ausge-setzt, das Geschäft lief weiter. Wenigspäter schon hat die Dürr AG mit Sitz inBietigheim Interesse an der oberfränki-schen Firma und übernimmt Mitte 2013den Spezialbetrieb. Rund 100 Mann ha-ben damals für die LTB gearbeitet. Rund100 Mann sind es heute noch. Die Ent-wicklung hat ihren Sitz weiter in Gold-kronach. Der Firmensitz – die baulicheHülle – ist von Dürr gekauft worden.

Michael Bamberger (52), Standort-chef der LTB, wertet all das als gute Vor-zeichen für eine stabile Zukunft des klei-nen Unternehmens unter dem Dach derschwäbischenMutter. „Wichtigwar, dasses keinen Stillstand gegeben hat nachder Insolvenz. Der Insolvenzverwalter

Ulrich Graf hat schnell die Kontakte ge-knüpft und LTB an eine gute Firma ge-bracht“, sagt Bamberger. Die LTB istGmbH geblieben. Unter dem Dach derAG. Eine Sonderkonstruktion im Kon-zern. Der Geschäftsführer sitzt in Bie-tigheim, kommt in regelmäßigen Ab-ständen nach Goldkronach. Bamberger,der Standortchef, ist seit Anfang 2013bei der LTB, war vorher bei einem gro-ßen Maschinenbauer in Berlin. „Wir ha-ben flache Hierarchien hier bei Dürr.“

Bamberger sagt, die LTB habe sichnach der Insolvenz nur ganz kurz ge-schüttelt und sei dann mit voller Kraftlosmarschiert. Anlagen bauen. Umsatzmachen: „Im ersten Rumpfgeschäftsjahrhaben wir ein Rekordergebnis erzielt.Auch das zeigt: Die Substanz war da.Und man sieht: In einer Insolvenz ste-cken nicht nur Risiken, sondern auchChancen.“ Der Umsatz der LTB liegt beirund 24 Millionen Euro im Jahr. Für dasneue Geschäftsjahr, sagt Bamberger, seier „verhalten optimistisch. Die Auf-tragsbücher sind aktuell bereits mittel-

Gute Zeiten nach den schlechten: Für dieLTB geht es aufwärts.

„Wir habenflache Hierarchienhier bei Dürr.“Michael Bamberger,Standortchef der LTB

Michael Bamber-ger (52) ist derStandortchefvon LTB in Gold-kronach.Fotos: Harbach(3)/

Waha

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gut bis gut gefüllt“. Diese Entwicklungist aber alles andere als schlecht. DennLTB bewegt sich jetzt in einem Markt, indem sich mehr und mehr Konkurrententummeln.

Bis vor kurzem war das kleine Unter-nehmen eines unter ganz wenigen. Warweltweit unterwegs. Mit seinem Kern-produkt, der regenerativen thermischenOxidation (RTO), einer speziellen Formder Abluftreinigung für Industrieanla-gen. Die RTOs kommen nach Bamber-gers Worten vor allem im Chemie-Be-reich und bei großen Lackierbetriebenzum Einsatz. „Die Kunden, die wir vorder Insolvenz hatten, sind bei der Stan-ge geblieben. Die Projekte, die wir hat-ten, haben wir auch zuende geführt.“Das Hauptvertriebsgebiet hat sich imVergleich zu Anfang 2013 allerdings ver-ändert: Mittlerer Osten, Afrika, Europa.„In den USA sind wir nicht mehr direktunterwegs, sondern durch den Mutter-konzern vertreten.“ Kunden, die die LTBbeispielsweise in Malaysia hat, werdenaber nach wie vor betreut.

Dadurch, dass die LTB unter demDachder Dürr AG – der schwäbische Konzernbeschäftigt weltweit rund 13 000 Mit-arbeiter – arbeitet, habe sich nicht nurdas Produktportfolio der Firma erwei-tert, sagt Bamberger. „Wir kommen soauch an Aufträge, an die wir vorher niegekommen wären. Beispielsweise in derFertigung und im Anlagenbau.“ DieMarktanteile, die die Schwaben welt-weit haben, und die Größe des Kon-zerns zahlten sich für den Standort Gold-kronach aus: „Viele der Aufträge, dieheute zu uns kommen, sind in Bietig-heim verhandelt worden.“

Für die Zukunft sieht der Standort-leiter Michael Bamberger gute Chancen.„Man hat bei Dürr auf den Standort hiergesetzt.“ Das ist der eine Pluspunkt. Derandere Pluspunkt sei, dass die LTB durchdie Einbettung in den Konzern und durchden Standort Chancen habe, zu wach-sen. „Wir haben gute Wachstumschan-cen. Wir können und wollen auch wach-sen“, sagt Bamberger. Die Luft ist wie-der rein für die LTB. Eric Waha

Der Goldkronacher Betrieb kann flexibelauf die Aufträge reagieren.

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Die Wirtschaft

Anlagetipps: Altersvorsorge – Wer jetzt aktiv wird, steht später besser da

Rechenbeispiel zur Darstellung der Auswirkung eines späteren Sparbeginns auf die notwendige Sparrate. Die Renditeannahme von 6 % p. a.basiert auf langjährigen historischen Durchschnittswerten von gemischten Portfolios (Aktien/Renten). Die KVG hat im Rahmen der Verwaltungder Sondervermögen nur begrenzten Einfluss auf die Ergebnisse und übernimmt keine Garantie für die Erreichung dieser Werte.Die angegebene Wertentwicklung ist kein verlässlicher Indikator für die zukünftige Wertentwicklung einer Anlage.Quelle: DekaBank, Stand: Juni 2014.

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+15 € +20 €

+30 €

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102,11

147,15

Beispiel:Monatliche Sparrate bei einer beispielhaften jährlichenRendite von 6% und einem Sparziel von 100 Tsd. EUR

37,94

+15 €

DieAusgangssituation

DemdemografischenWandel insAugeschauen:Diedurchschnittliche Lebenserwartung in Deutschlandsteigt zwar stetig an, aber gleichzeitig liegt die Ge-burtenrate pro Frau in Deutschland nur noch beirund 1,4 Neugeborenen. Das Resultat ist eine al-ternde und zahlenmäßig schrumpfende Bevölke-rung. Immer weniger jungen Menschen stehen im-mer mehr alte Menschen gegenüber. Diese Ent-wicklung belastet unser gesetzliches Rentenversi-cherungssystem.

Die Tücke der Rentenlücke: Die durchschnittlicheRentenbezugsdauer in Deutschland verlängert sich.Zugleich gibt es aber immer weniger junge Men-schen, die in die gesetzliche Rentenversicherung ein-zahlen. Unser Rentensystem stößt an seine Grenzen.Denn es basiert bekanntlich auf dem Umlageverfah-ren: Die laufenden eingezahlten Beiträge der Arbeit-nehmer werden sofort wieder an die Rentner ausge-schüttet.

Die gesetzliche Rente ist zwar nach wie vor sicher,sie wird aber bei dieser Entwicklung in Zukunft im-mer weniger leisten können. Allein mit der gesetzli-chen Rente ist ein bequemes Auskommen im Ruhe-standnichtmehr realistisch. Die resultierende Lücke,die sogenannteRentenlücke,mussdurcheineprivateAltersvorsorgegeschlossenwerden.

DieLösungsansätze

Fünf goldene Regeln für die private Altersvorsorge:

Regel 1 – Früh anfangen: Je früher man mit demSparen für die Altersvorsorge beginnt, desto bes-ser. Der Zinseszinseffekt kann so länger wirken.

Regel 2 – Regelmäßig sparen: Mit festen monat-lichen Einzahlungen lässt sich über die Jahre hin-weg ein beachtliches Vermögen aufbauen. Fonds-sparpläne haben den Vorteil, dass in allen Markt-phasen gespart wird, so dass sich die Frage nachdem richtigen Einstiegszeitpunkt erübrigt.

Regel 3 – Renditestark anlegen: Bei einem langenAnlagehorizont kann man guten Gewissens ein hö-heres Risiko eingehen, denn es bleibt viel Zeit, ei-nen günstigen Ausstiegszeitpunkt abzupassen.

Regel 4 – Breit streuen: Eine breite Streuung derAnlagen über Regionen, Branchen und Anlage-klassen verringert die Risiken. Bei Investment-fonds ist diese Streuung schon eingebaut.

Regel 5 – Inflation beachten: Anders als bei kurz-fristigem Sparen muss beachtet werden, dass diezu erzielende Rendite über der Inflationsrate liegt,damit die Kaufkraft des Vermögens erhalten bleibt.

Die Anlagetippsentstehen in engerZusammenarbeitmit der SparkasseBayreuth.

Der frühe Vogelfängt den Wurm:Je früher der Start,desto geringer diemonatliche Rate.

Früher Start wird für die Absicherung im Alter immer wichtiger

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Die Wirtschaft

„Eine ganze Reihe von Risiken“Alois Müller, Bundesbank-Chef in Bayern, zur Geldpolitik der EZB

D ass bei der Deutschen Bundesbank Skep-sis gegenüber der ultralockeren Geldpo-litik der Europäischen Zentralbank

herrscht (EZB), ist bekannt. Alois Müller, Chef derBundesbank in Bayern, sieht denn auch im Gegen-satz zur EZB kein echtes Deflationsrisiko. Die zu-letzt sehr niedrigen oder aktuell kurzzeitig sogar ne-gativen Preissteigerungsraten seien vor allem demdrastischen Ölpreisverfall geschuldet. Und der wir-ke für den Euroraum wie ein kleines Konjunktur-programm, weil er die Kaufkraft der Konsumentenstärke und die Kosten bei den Unternehmen senke.Das von der EZB gestartete Programm zum Kaufvon Staatsanleihen in Billionenhöhe berge dagegennicht geringe Risiken.

Am 22. Januar hat der EZB-Rat beschlossen, künf-tig auf breiter Basis Staatsanleihen anzukaufen. Ei-ne gute Idee?Alois Müller: Die Mehrheit des EZB-Rats setzt da-rauf, dass mit dem Ankauf von Staatsanleihen dieKonjunktur anzieht und dabei mittelfristig die In-flationsrate im Euroraum wieder auf das ange-strebte Niveau von unter, aber nahe bei zwei Pro-zent steigt. Damit soll einer Phase einer zu langezu niedrigen Inflationsrate beziehgungsweise demRisiko eines Abgleitens in ein deflationäres Szena-rio entgegengewirkt werden.

Alois Müller istder höchsteRepräsentant derBundesbank inBayern und glaubt„fest an den lang-fristigen Erfolgdes Euro“.Fotos: red

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Die Wirtschaft

Die Bundesbank ist anderer Meinung?Müller: Wir von der Deutschen Bundesbank habennicht unbedingt die Notwendigkeit für einen solchgravierenden Schritt gesehen. Auch wenn die In-flationsrate im Euroraum Ende letzten Jahres inden negativen Bereich abgerutscht ist, halten wirdie Gefahr einer breit angelegten Deflation mit ei-ner Abwärtsspirale aus einer schwachen Wirt-schaftsentwicklung, fallenden Preisen und sinken-den Löhnen für sehr gering. Hauptgrund für diesehr geringen Preissteigerungsraten ist doch derdrastische Ölpreisverfall, der für den Euroraum wieein kleines Konjunkturprogramm wirkt. Der sin-kende Ölpreis stärkt nämlich die Kaufkraft der Kon-sumenten und führt bei den Unternehmen zu ge-ringeren Kosten.

Viele Experten kritisieren, die EZB betreibe mo-netäre Staatsfinanzierung – und die ist verboten,oder?Müller: Die Bewertung, ob es sich beim Ankauf vonStaatsanleihen um monetäre Staatsfinanzierunghandelt, obliegt dem Europäischen Gerichtshof be-ziehungsweise in Deutschland dem Bundesverfas-sungsgericht. Natürlich muss darauf geachtet wer-den, dass die Trennlinie zwischen Geld- und Fis-kalpolitik nicht verwischt. Und in diesem Sinne istder Ankauf von Staatsanleihen kein normales geld-politisches Instrument, da es mit besonderen Risi-ken und Nebenwirkungen verbunden ist. Aus die-sem Grund muss die Hürde für seinen Einsatz auchsehr hoch sein.

Welche Risiken meinen Sie konkret?Müller: Da gibt es eine ganze Reihe von Risiken:Durch das Ankaufprogramm werden die Noten-banken im Euroraum zu den größten Gläubigernder Staaten. Das birgt die Gefahr, dass die Noten-banken nun noch stärker in Zugzwang kommenkönnten, für die Fiskalpolitik in die Bresche zu sprin-gen. Am Ende besteht die Gefahr, dass solides Haus-halten vernachlässigt wird und dringend notwen-dige Strukturreformen verschleppt werden. Dochsolide Staatsfinanzen und wettbewerbsfähige Wirt-schaftsstrukturen sind notwendig, um den Euro-raum wieder stabil zu machen. Außerdem nimmtdas Risiko für Übertreibungen an den Vermögens-märkten mit der expansiveren Ausrichtung derGeldpolitik tendenziell zu.

Die EZB hat kein demokratisches Mandat. Werkontrolliert sie?Müller: Gerade weil die EZB und die nationalen No-tenbanken im Euroraum, also das so genannte Eu-rosystem, unabhängig sind, muss das Eurosystemseinen gesetzlichen Auftrag, nämlich die Verbrau-cherpreise auf mittlere Sicht stabil zu halten, engauslegen. Je mehr der Eindruck entsteht, dass un-sere Entscheidungen fiskalpolitischen Charakter ha-ben, zum Beispiel weil länderspezifische Haf-tungsrisiken einzelner Krisenstaaten über die No-tenbankbilanz umverteilt werden, desto eher kanndas ein Problem für die Unabhängigkeit werden.

Wer kontrolliert?Müller: Ihre Frage nach der Kontrolle ist vollkom-men berechtigt: Diese erfolgt zum einen über die Öf-fentlichkeit beziehungsweise die Medien, indembeispielsweise die EZB Wirtschaftsberichte veröf-fentlicht und in Pressekonferenzen ihr TunundHan-deln erläutert. Zum anderen ist die EZB dem Euro-päischen Parlament gegenüber rechenschafts-pflichtig.

„Sie dürfen nicht vergessen,dass es auch zu D-Mark-Zeiten immer

wieder Phasen mit negativen Realzinsenbei sicheren Spareinlagen gab.“

Alois Müllerzur aktuellen Niedrigzinsphase

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Die Wirtschaft

Wann bekommen Sparer wieder höhere Zinsen?Müller: Die schon seit längerer Zeit sehr lockereGeldpolitik ist aufgrund der im Euroraum schwa-chen Preisaussichten und der sehr gedämpftenKonjunkturperspektiven alles in allem angemes-sen. Wichtig ist, dass sich die Bürger darauf ver-lassen können, dass die Notenbanken dann wie-der die Geldpolitik straffen, wenn es geldpolitischgeboten ist. Im Übrigen dürfen Sie nicht verges-sen, dass es auch zu D-Mark-Zeiten immer wiederPhasenmit negativen Realzinsen bei sicheren Spar-einlagen gab.

Welche Tipps können Sie im Moment den Sparerngeben?Müller: Ich bitte um Verständnis, dass ich als Ver-treter der Bundesbank keine Anlagetipps gebenkann. Wichtig ist, sich in Erinnerung zu rufen, dassmit höheren Renditen auch grundsätzlich höhereRisiken einhergehen. Zudem sollten Anleger nur inProdukte investieren, die sie auch verstehen undeinschätzen können. Das Ersparte breit zu streuen,gehört natürlich auch zu einer vorsichtigen Anla-gestrategie.

Ihr ganz persönliches Gefühl: Wie wird das alles en-den?Müller: Ich glaube fest an den langfristigen Erfolgdes Euro. Die Politik muss dazu aber ihren Beitragleisten und die Währungsunion als Stabilitätsunionabsichern, zum Beispiel, indem die Euro-Staaten ih-ren Konsolidierungskurs und den eingeschlagenenWeg der Wirtschaftsreformen fortsetzen. Aber auchdie EU-Kommission ist gefordert. Sie muss die Re-geln aus dem Stabilitäts- und Wachstumspakt striktanwenden, anstatt die vorhandenen Gestaltungs-spielräume immer großzügiger auszulegen.

Das Gespräch führte Roland Töpfer

Zur Person

Alois Müller ist seit Mai 2009 Präsident der Bun-desbank-Hauptverwaltung in Bayern mit Sitz inMünchen. Der 61 Jahre alte gebürtige Unterallgäu-er machte zunächst eine Ausbildung zum Bank-kaufmann bei der Sparkasse Memmingen, danachein VWL-Studium an der Uni Konstanz. 1981 be-gann sein Referendariat bei der Bundesbank mitder Prüfung für den höheren Bankdienst. Vor seinerMünchner Zeit leitete Müller zehn Jahre lang dasEuropa-Sekretariat der Bundesbank in Frankfurtund war zuständig für die Vorbereitung des Bun-desbankpräsidenten auf die EZB-Ratssitzungen.Müller ist verheiratet und hat drei Kinder. töp

15#01.2015

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Alles begann 1945: Karl Klubert und Alfred Schmidt, zwei Betriebsingenieure der Junkers Flug- und Motorenwerke, landeten als Kriegsflüchtlinge im be-schaulichen Felsenstädtchen Potten-stein. Hier gründeten die beiden, die der Zufall nach Oberfranken verschla-gen hatte, im gleichen Jahr die Firma Klubert + Schmidt, ein Unternehmen das zunächst Haushaltsgegenstände und Kleinmöbel fertigte.

Bereits 1949 entwickelten und produ-zierten sie die ersten Wirbelkammern für Dieselmotoren, von denen bis heute über acht Millionen Teile ausgeliefert wurden. Im Jahr 1953 fertigte das noch junge Unternehmen die ersten Abgasklappen für die Nutzfahrzeugindustrie und Moto-renhersteller. 1996 begann die Klubert + Schmidt GmbH mit der Entwicklung und Erprobung von heißseitigen AGR-Venti-len. Auch die elektronisch geregelten und elektrisch angetriebenen Abgasrückführ-

ventile und Abgasklappen werden seit 2009 weiterentwickelt. Beliefert wer-den On- und Offroadbereiche, genauso wie Hersteller von Schiffsdieselmotoren auf allen Wachstumsmärkten weltweit. Schon 2001 war die Produktionshalle im Stadtkern von Pottenstein zu klein. So in-vestierte das Unternehmen in eine neue Produktionsstätte im Industriegebiet „Lan-ger Berg“ am Stadtrand von Pottenstein. Die Verantwortlichen waren sich damals sicher, dass diese Halle für die nächsten 40 Jahre ausreichen würde. Doch Erfolg und Wachstum belehrten sie schnell eines Besseren: Bereits sieben Jahre später wur-de die bestehende Fläche mit einer Inves-titionssumme von 2,3 Millionen Euro um weitere 3.500 Quadratmeter vergrößert.

Fortschritt statt Stillstand

Ein wichtiger Teil des Erfolges ist die In-vestition in Forschung und Entwicklung. So unterhält Klubert + Schmidt einen

eigenen Konstruktions- und Entwick-lungsbereich zur Umsetzung individuel-ler Kundenwünsche. Gleichzeitig arbeitet das Unternehmen eng mit den Forschern der Fraunhofer Projektgruppe Prozessin-novation und den Neuen Materialien an der Universität Bayreuth zusammen. Sie machen das Unternehmen fit für eine energiesparende, hochmoderne und ef-fiziente Produktion. Dabei geht es nicht nur um das ́ hier und heute´, sondern um den Blick in die Zukunft: Was braucht ein Industrieunternehmen in zehn oder 15 Jahren? Ein Beispiel soll das verdeutlichen: Ein Lkw der Abgasstufe Euro-0-Norm der 90er Jahre emittiert ungefähr die gleiche Schadstoffmenge wie 120 Lkws der aktuell gültigen Abgasnorm Euro-VI. Andreas Kubizek, der die Firma Klubert + Schmidt zusammen mit Rainer Klubert führt, ist überzeugt: „Ein bisschen For-tune gehört zum Erfolg immer dazu. Doch zum richtigen Zeitpunkt die rich-tigen Entscheidungen zu treffen, ist das

Grundlegende.“ „Hohe Priorität haben langfristige Bindungen mit Kunden, Mitar-beitern und Lieferanten“, ergänzt Kubizek.In den vergangenen zehn Jahren stieg die Anzahl der Mitarbeiter um mehr als 100 Prozent auf derzeit über 300 Personen. Die Ausbildung hat im Hause Klubert + Schmidt einen sehr hohen Stellenwert. So erhalten die Auszubildenden in der Lehrwerkstatt mit eigenem Ausbil-dungsmeister ihre individuelle Ausbil-dung und eine garantierte Übernahme.

Gelebtes gesellschaftliches und soziales Engagement

Gesellschaftliche Verantwortung sieht An-dreas Kubizek nicht nur bei der Geschäfts-führung, sondern auch bei seinen Mitar-beitern. „Es ist wichtig, dass Mitarbeiter über die Arbeitszeit hinaus soziales und gesellschaftliches Engagement leben. Das kann bei der Feuerwehr oder in anderen gemeinnützigen Einrichtungen sein“, er-klärt Kubizek. Um bereits junge Menschen an die Thematik heranzuführen, sollen demnächst Bienenstöcke angeschafft werden, die von Auszubildenden unter Anleitung von Experten auf dem Firmen-

gelände betreut werden. Den geernteten Honig will das Unternehmen an Kunden und Lieferanten weiter verschenken.Für die Geschäftsführung endet die soziale Verantwortung den Mitarbeitern gegen-über nicht bei der Lohn- oder Gehalts-zahlung. Kubizek ist überzeugt: „Wir sind ein Familienunternehmen. Die Mitarbei-ter sind nicht nur ein Produktionsfak-tor, es sind Menschen. Hinter den Män-nern und Frauen stehen Familien. Auch für sie haben wir eine Fürsorgepflicht.“

In der Region – für die Region

Das mittelständische Unternehmen be-kennt sich zum Standort Oberfranken. „Wir finden hier günstige Rahmenbedin-gungen, wie ein gutes Forschungsnetz-werk oder günstige Grundstücke für die Industrie. Unsere Region hat noch viele Potenziale, die wir ausschöpfen können“, so Kubizek. Bei Klubert + Schmidt kommen die Mitarbeiter aus der ländlichen Region, hier leben und arbeiten sie. Nicht selten beginnen die Kinder von Mitarbeitern eine Ausbildung bei Klubert + Schmidt. Auch die Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer Institut und den Neuen Materialien der

Universität Bayreuth setzt positive Impulse.Bei der Sparkasse fühlt sich Andreas Ku-bizek gut aufgehoben. „Wir schätzen den unkomplizierten Umgang und das Ver-trauen, das sich durch die Kontinuität der Berater im Laufe der Jahrzehnte aufgebaut hat. Gleichzeitig erhalten wir die Möglich-keit, kurzfristig auf fundiertes Experten-wissen der Fachbereiche zuzugreifen.“Wolfram Münch, Vorstandsmitglied der Sparkasse Bayreuth, erklärt: „Wir freuen uns, eine erfolgreiche Firma wie Klubert + Schmidt als kompetenter Partner in al-len Finanzangelegenheiten begleiten zu dürfen. Schließlich passt die Philosophie unserer beiden Unternehmen gut zusam-men: In der Region für die Region und die Menschen, die hier leben, da zu sein.“

Fakten

• 1945 Unternehmensgründung in Pottenstein

• 2001 Neubau der Produktionshalle• 2008 Erweiterung der Produktions-

und Montagehalle• Über 300 Mitarbeiter• Fertigung von ca. 500.000

Klappensystemen im Jahr

„Wir investieren ständig in eine energiesparende hochmoderne und effiziente Produktion.“

Andreas Kubizek Geschäftsführer

Ein Vorzeigeunternehmen aus Oberfranken: Die Klubert + Schmidt GmbH

Vertrauen bildet die Grundlage der Geschäftsbezie-hung. Von links: Thomas Schmidt, Leiter Firmenkun-dencenter Spar-kasse Bayreuth, Andreas Kubizek, Geschäftsführer Klubert + Schmidt GmbH und Wolfram Münch, Vorstands mitglied Sparkasse Bayreuth.

Geregelte Abgasregenera-tionsklappe für einen Nutzfahr-zeugmotor

Abgasklappen für eine saubere Umwelt

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Die Wirtschaft

In diese große Prüfkammer passen auch größere Kaliber – ein kleiner Lkw zum Beispiel. Geschäftsführerin Nathalia A. Rašek-Ab-ach, die allein hier 1,5 Millionen Euro investiert hat, sieht vor den mächtigen Absorbern etwas verloren aus. Foto: Schreibelmayer

Die Alles-Messer aus der FränkischenA380 oder Eurofighter: EMCC prüft Hightech auf Strahlenverträglichkeit – und zwar weltweit

Was haben der Airbus A380,die Boeing 787 Dreamliner,das Kampfflugzeug Euro-

fighter, das militärische Transportflug-zeug Airbus A400M, diverse Panzer derBundeswehr oder mächtige Kranwagenmit dem kleinen Örtchen Moggast in derFränkischen Schweiz zu tun? Nun ja,die Firma EMCC Dr. Rašek hat ihren Sitzin dem zu Ebermannstadt gehörendenDorf, betreibt im nicht weit entferntenund kaum größeren Unterleinleiter ei-nen zweiten Standort – und hat die welt-bekanntenFlug-undFahrzeugeundnochvieles mehr daraufhin überprüft, ob sieauch bei starker elektromagnetischer

Strahlung noch funktionieren und wieviel dieser Strahlung sie selber abgeben.

Wenn geschäftsführende Gesell-schafterin Nathalia A. Rašek-Abach, diedas Unternehmen mit ihrem Mann undihrer Mutter führt, die Tore zu den Räu-men öffnet, in denen die Messungenstattfinden, dann sagt sie immer wiedereinen Satz: „Bitte nicht fotografieren.“Zumindest dann, wenn gerade ein zuprüfendes Teil zu sehen ist. „Wir sindoft in einem relativ frühen Entwick-lungsstadium involviert. Da haben dieHersteller viele Geheimnisse“, sagtRašek-Abach, und: „Es ist gar nicht so sel-ten, dass wir gar nicht genau wissen,

was wir da eigentlich prüfen. Da wird ei-ne schwarze Kiste angeliefert und danngeht’s los.“

Bevor es mit militärischem Gerät los-gehen kann, stehen strenge Überprü-fungen an. „Wir sind geheimschutzbe-treut“, umschreibt Rašek-Abach die Tat-sache, dass das Unternehmen und seineMitarbeiter immer wieder von Behördendurchleuchtet werden. Für den techni-schen Teil müssen außerdem aufwen-dige Zertifizierungsverfahren durchlau-fen und bestanden werden.

Aber was passiert denn nun in denPrüfkammern, an deren Wänden großeAbsorber irgendwie an überdimensio-

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Die Wirtschaft

nale Eierkartons erinnern und die auf-tretende elektromagnetische Strahlungsoaufnehmenundzerstreuensollen,dassdie Messungen nicht beeinträchtigt wer-den? Die studierte Betriebswirtin erklärtes anhand von Beispielen – etwa einemAirbag. Der soll ja nur bei einem Unfallauslösen, dann aber zuverlässig. Kei-nesfalls aber, wenn auf dem Handy desFahrers ein Anruf eingeht oder wenn derWagen durch ein tiefes Schlagloch fährt– und zwar weder bei 40 Grad minusnoch bei 40 Grad plus. Dass das ge-währleistet ist, das stellen die Messun-gen von EMCC sicher.

Oder die Flugzeuge. Hier geht vor al-lem um die Sicherheit bei Blitzschlag.Schließlich soll der Flieger auch bei ei-nem solchen Treffer in der Luft bleiben.Ganz abgesehen davon, dass die Au-ßenhaut so beschaffen sein muss, dassein Blitzeinschlag sie nicht ernsthaft be-schädigen kann, geht es vor allem umdie Elektronik. Mechanisch wird ja beimodernen Fliegern so gut wie nichtsmehr geregelt. Schlägt also ein Blitz ein,darf die Elektronik nicht versagen. „Un-ser Job ist, dass das Flugzeug nicht ab-stürzt“, sagt Rašek-Abach.

Um die Tests durchführen zu können,gibt es eine Direktblitzanlage, eine Vor-richtung also, in der Blitzschlag simu-liert werden kann. Laut Chefin ist EMCCdas einzige private Prüflabor in Deutsch-land mit so einer Einrichtung. Bei denkünstlich erzeugten Blitzen herrscht ei-ne Spannung von bis zu 300 Kilovoltund eine Stromstärke von bis zu 300 Ki-

loampere – also fast das 19 000-facheder Stromstärke von 16 Ampere, mit derdas normale Stromnetz im heimischenHaus abgesichert ist. Damit wurde zumBeispiel die komplette Elektronik desA380 getestet oder das elektronischeBremssystemder Boeing 787. BeimA380übrigens mit Folgen – das Ladetür-De-sign musste geändert werden.

Doch gemessen wird auch, welcheStrahlung Maschinen in die Umwelt ab-geben. „Induktionskochfelder könnenzum Beispiel regelrechte Strahlen-schleudern sein“, sagt Rašek-Abach.Beim Panzer kommt es außerdem unteranderem darauf an, dass nicht nur seineSysteme vor Strahlung geschützt sind.Auch für die Besatzung muss das ge-währleistet sein – und zwar auch vorder eigenen Strahlung, etwa durch einRadargerät.

Hinzu kommen reine Materialprü-fungen unter anderem in Klimakam-mern. In denen werden dann etwa Au-toteile über 1100 Stunden lang Tempe-raturen von mehr als 85 Grad ausge-setzt. Es gibt Kabinen, in denen die Al-terung von Werkstücken durch UV-Lichtuntersucht wird. Und nebenan läuft ei-ne Versuchsanordnung, mit der ein Au-tozulieferer eines seiner Produkte Tem-peraturwechseln von minus 40 bis plus115 Grad aussetzen lässt – wobei derWechsel jeweils nur wenige Sekundendauert. Und als wäre das noch nicht ge-nug, kann man zusätzlich auch nochFeuchtigkeit hinzugeben und den Ver-suchsaufbau kräftig durchschütteln.

Blitze mit der 19 000-fachen Stromstärke,mit der Leitungen im Haushalt abgesichertwerden, kann EMCCerzeugen. Als einzigesprivatesPrüflaborinDeutschland.

Fotos:Schreibelmayer,EMCC

Nathalia A. Rašek-Abach

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Page 19: Die Wirtschaft - 1-2015

Die Wirtschaft

Flugzeugfenster etwa werden so überWochenmalträtiert, schließlich sollen siesich im Flug nicht selbstständig machen.

Doch nicht alles lässt sich im Laborprüfen. Und so fliegen Mitarbeiter rundum die Welt, um ihren Job zu machen.Der Eurofighter wurde natürlich untergroßer Geheimhaltung in der Wehr-technischen Dienststelle (WTD) in Man-ching bei Ingolstadt durchgemessen. Umherauszubekommen, ob die Einbauten,die Scheichs in ihren Flugzeugen habenwollen, auch sicherheitsverträglich sind,geht’s schon mal nach Dubai. Und fürdie Messung eines Hubschraubers hießdas Ziel schon Südkorea. EMCC ist fürKunden und Behörden rund um den Erd-ball zertifiziert.

Es gibt aber auch einen eigenen Frei-feldmessplatz, und zwar am zweitenStandort in Unterleinleiter, wo der 2011verstorbene Unternehmensgründer Wer-ner Rašek 2006 ein leer stehendes Kin-derkrankenhaus übernahm. Dort landetdann mit Ausnahmegenehmigung schon

mal ein ADAC-Hubschrauber oder eingroßer Kranwagen wird gebracht, umMessungen vorzunehmen.

Zwei bis drei Millionen Euro werdenbei EMCC pro Jahr in neue Messtechnikinvestiert, um stets auf dem neuestenStand zu sein. Das ist nötig, um die nam-haften Kunden wie Airbus, Boeing, Au-di, BMW, Daimler, VW, Toyota, Sie-mens oder Sony entsprechend bedienenzu können. Aber auch die hochqualifi-zierten Mitarbeiter, die zum Teil auchaus dem Ausland stammen, wollen na-türlich möglichst mit der modernstenTechnik arbeiten. 85 Beschäftigte hatEMCC, davon 60 Techniker und Ingeni-eure – Tendenz möglichst steigend.

Die nach Moggast zu holen, ist natür-lich nicht immer ganz leicht, sagt Rašek-Abach. Und trotzdem ist der Standortfür das Unternehmen ideal, denn: „Hiergibt es keine Industrie, keine Hochspan-nungsleitung – also fast nichts, was un-sere Messungen stören kann.

Stefan Schreibelmayer

„Unser Job ist,dass das Flugzeugnicht abstürzt.“Nathalia A. Rašek-Abach,

Geschäftsführende GesellschafterinEMCC Dr. Rašek

Um diesen Hubschrauber auszumessen,flog ein EMCC-Team nach Südkorea.

Foto: EMCC

Die große Messhalle am Stammsitz in Moggast. Der Clou ist das frei tragende Dach aus Holz. Metall würde die empfindlichen Mes-sungen beeinträchtigen. Foto: Schreibelmayer

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Die Wirtschaft

Schon immer ein Global PlayerWie der Maschinenbauer Baier + Köppel von Pegnitz aus den Weltmarkt erobert

E r ist keiner, der in die Öffentlich-keit drängt. Keiner, der sich lau-fend in der Zeitung sehen möch-

te. Doch wenn er einmal redet, dannspricht er Klartext. Bernhard Köppel, ge-schäftsführender Gesellschafter der Bai-er+Köppel GmbH + Co KG, kurz: Beka,mit Hauptsitz in Pegnitz, ist ein Unter-nehmer der alten Schule. Jede MengeCharisma und Ausstrahlung. Klare Ansa-gen, konsequentes Handeln. Schritt fürSchritt hat er die Maschinenbaufirmazum Global Player entwickelt. Ohne da-bei seine Pegnitzer Wurzeln anzutasten.Diesind ihmheilig.

Werden in der Maschinenbaubrancheauf Dauer nur jene überleben, die welt-weit bis in die entferntestenWinkel aktivsind? Ja, sagt Köppel. Und schiebt eineThese nach, von deren Richtigkeit er festüberzeugt ist: „Die wirtschaftlichen Ver-änderungen der nächsten fünf Jahrewerden größer sein, als alle Veränderun-

gen des letzten halben Jahrhunderts.“UnternehmenausderMaschinenbauweltmüssen global Flagge zeigen, sagt Köp-pel. An denHauptschauplätzen. In Asien,in Amerika und, ja, auch in Afrika. „Euro-pawird sowohl als Abnehmer als auch als

Produzentweiter an Boden verlieren“, istsich der 68-Jährige sicher. Eine reineVertriebspräsenzwird künftig nichtmehrausreichen, „denn zunehmend ist einFertigungsstützpunkt erforderlich“. Waszu dem Fazit führt: „Das Aufschlagenbeim Kunden vor Ort ist mehr und mehreinenotwendigeÜberlebensstrategie.“

So weit, so gut. Dochwie kann einmit-telständisches Familienunternehmendiesen Ansprüchen gerecht werden inZeiten kaum noch durchschaubarer undhochkomplexer Firmenverflechtungen?Köppel hat kein Patentrezept, das für allegilt. Immerwiederbetonter,nur für seineFirma Stellung beziehen zu können. Unddiese sei nun einmal auf dem Gebiet derWartungsautomatisierung und Zentral-schmierung eigentlich immer schon einGlobal Player gewesen, zwangsläufig.Köppel: „Schon unser Gründungspro-dukt, eine Motorschmieranlage fürZweiräder, wurde 1927 in erheblichem

Mehr als 600 Arbeitsplätze bietet das Un-ternehmen in Pegnitz und Wannberg.

Wachstum istein Muss, sagtBernhard Köppel– doch immermit Augenmaß,nie mit demZiel kurzfristigerErfolge.Fotos: Münch

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Page 21: Die Wirtschaft - 1-2015

Die Wirtschaft

Umfang nach England, Frankreich und indie Schweiz exportiert.“ In den frühen1950er Jahren hatte Beka schon Kundenin den USA und Japan. Geändert hat sichallerdings der Exportumfang – der liegtheutebei63Prozent.

Dazu braucht es ganz verschiedenarti-ge Vertriebs- und Verteilstrukturen. Zu-nehmend werden unabhängige Haupt-importeure durch firmeneigene Tochter-firmen und sogenannte REP-Offices, alsoDirektniederlassungen, ersetzt. Um daden Überblick zu behalten und ein funk-tionierendes Netzwerk zu sichern, mussauch die Kompetenz im PegnitzerStammhaus passen. Und daher arbeitenhier hochqualifizierte Männer und Frau-enausChina,RusslandoderSüdamerika:„Sie kennen die Mentalität ihrer Lands-leute, sie können uns helfen, da taktischund strategisch richtig vorzugehen.“ Er-gänzt wird all das durch ein intensivesSchulungspensum im Werk für die„Frontleute“ der jeweiligen Regionen.Zudem wurde eine eigene Stabsstelle imStammhaus gegründet: Eine Führungs-kraft als Leiter der Abteilung für interna-tionale Strategie in Prokuristen-Stellungkümmert sich unter anderem um die Ko-ordination von internationalen Verträ-gen. Logisch: Dieses Paket an Maßnah-men, um für den internationalen Wett-bewerb gerüstet zu sein, gibt es nicht um-sonst. Als Mittelständler muss man aus-reichend stark sein, um diese nicht uner-hebliche Kostenschwelle überschreitenzu können, gibt Köppel denn auch unum-wunden zu. Beka hat diese Größe inzwi-schenlängsterreicht.

Größe hat etwas mit Wachstum zu tun.Wachstum ist nicht alles, hat BernhardKöppel vor Kurzem einmal gesagt. Allesnicht, aber: „Wachstum ist für ein prospe-rierendes, gesundesUnternehmen immerein Muss, aber man sollte beachten, dass

ein unkontrolliertes Wachstum auch eineerhebliche Existenzgefahr für ein Unter-nehmen bedeuten kann.“ Denn wer inWachstum investiert – und dabei geht esin der Regel um beachtliche Summen –benötigt immer auch eine gute Ertragsla-ge, soKöppel.Und fügthinzu: „Wachstumohne ausreichende Marge mag strate-gisch kurzfristig angebracht sein. Auf län-gere Sicht wäre dies für ein Unternehmenaber tödlich. Wer aus Ehrgeiz kurzfristigErfolge forciert, verliert leicht den klarenBlick auf den Ertrag.“ Als Mittelständlersollte man deshalb eher auf langfristiges,kontinuierliches Wachstum setzen undnicht auf sprunghafte Auftragseingänge.EinmittelfristigerReturnof Investundeinlangfristiger Aufwärtstrend sind aus Köp-pels Sicht die beste Zukunftssicherung –„wenn man das auf dem Markt denn sohinkriegt. Das sind meine ganz persönli-chenErfahrungen…“.

Und so kannman auchmit einem so oftzitierten Thema fertigwerden. „Eine guteund angemessene Vergütung steht in kei-nem Widerspruch zu dem Kostendruck,der zunehmend durch den internationa-len Wettbewerb aufgebaut wird“, sagtBeka-Chef Köppel. Entscheidend seienletztendlich die Effizienz und der Quali-tätsanspruch an ein zu fertigendes Teiloder eine Baugruppe. „Wir haben festge-stellt, dass in Qualitätssegmenten durch-aus wettbewerbsfähig auch in unsererRegion zu fertigen ist. Nach dem Motto:richtiges Teil in richtiger Region.“ Den-noch wird eine Auslagerung bestimmterTeilespektren nach Asien oder Nordame-rika nicht vollständig zu vermeiden sein,

Das ist Beka

Die Baier + Köppel-Gruppe wurde1927 gegründet und zählt heute

zu den führenden Herstellern von Zen-tralschmiersystemen. Entwickelt undgefertigt wird in drei Werken in Deutsch-land sowie mehreren internationalenStandorten. Beka besitzt Tochterfirmenin Algerien, Belgien, China, Frankreich,Italien, Kanada, Korea, den Niederlan-den, Österreich, Singapur, Südafrika,der Türkei und den USA. Aus der Kern-kompetenz der Industrie- und Fahrzeug-schmierung heraus hat sich das Unter-nehmen sowohl mit anspruchsvollenHigh-Tech Applikationen für besondereSchmierungsprobleme wie auch mit in-novativen Lösungen in den BereichenUmwelttechnik und Überwachungselekt-ronik weltweit einen Namen gemacht.Insgesamt beschäftigt Beka zurzeit

weltweit 320 Angestellte und 685 ge-werbliche Mitarbeiter. 80 Fachleute ar-beiten in den Bereichen Forschung undEntwicklung. Stolz ist man auf die hoheAusbildungsqualität, die sich in einerReihe von Preisen dokumentiert. Undauf die geringe Personalfluktuation:Die meisten Arbeiter und Angestelltenbleiben dem Betrieb lange treu. sbr

Bei Beka hat beides hohen Stellenwert: Automatisierung auf High-Tech-Niveau wie qualifizierte Handarbeit. Fotos: Münch

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Die Wirtschaft

sagt Köppel. Und lobt zugleich seinen Be-triebsrat, der sehr selbstbewusst, aberauchsehrkonstruktivhandle.

Beka hat den Ruf, den Markt akribischzu analysieren und damit oft präventivEntscheidungen zu treffen, ehe die Grün-de eintreten, die diese Entscheidung not-wendig machen. Wie bekommt man eshin, auf die Marktentwicklung voraus-schauend zu reagieren. Nun, auch daspiele die eigene Größewieder eine Rolle,

sagt Köppel. Voraussetzung für eine guteMarktbeobachtung ist, „dass man einerder im Ranking seiner Produktnische füh-renden Hersteller ist“. Man müsse ziem-lich weit vorne stehen, um einen Großteildes Marktgeschehens durch das eigeneVertriebsnetz erfassen und somit frühzei-tig beurteilen zu können. Eine weltweiteGeschichte: „Das Team muss aktiv Infor-mationen sammeln und diese müssenzentral zusammenlaufen. So kann manhäufig sehr präventiv Tendenzen bereitszu einemZeitpunkt erkennen, indemmannoch agieren und nicht nur mehr reagie-

renkann.“Und:DieZentralschmierung istin fast allen Industriebereichen zu Hause,wodurch man wie bei einem Puzzle rascheinen Gesamteindruck vom aktuellen undkünftigen wirtschaftlichen Geschehenbekommt, sagt Köppel. In einem mittel-ständischen Unternehmen seien zudem

die Entscheidungswege kürzer und damitschneller: „Nicht der Große frisst denKleinen, sondern der Schnelle den Lang-samen. Das Beka-Team hat seinen Marktganz gut im Griff.“ Mit einer Kombinationaus fränkischer Bodenständigkeit und je-derMengeKreativität. StefanBrand

„Eine gute Vergütungsteht in keinem

Widerspruch zumKostendruck.“

Bernhard Köppel,geschäftsführender Beka-Gesellschafter

Der Beka-Stammsitz in Pegnitzmitten in einemWohngebiet (links) ist BernhradKöppel heilig. Von der großenUnternehmensstrategiebiszurFertigung jedesWerksstücks fühlesichseineFirmafränkischerBodenständigkeitverpflichtet,sagter–kombiniertmitvielKrea-tivität:„Wir lebendiesenGrundsatz,dasfärbtaufMitarbeiterab…“ Fotos:Münch(3)/red

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Page 23: Die Wirtschaft - 1-2015

Die Wirtschaft

Das Auto. Und das. Und das. Und ...Motor-Nützel: Einer der ganz Großen in Oberfranken – Neubau in Hof für rund 20 Millionen Euro

ManmussdasRadderZeitmalein ganzes Stück zurückdre-hen. Sich zurückversetzen in

eine Zeit, in der Autos noch nicht mitdem Fahrer sprechen konnten. In derunter lang gestreckten Motorhaubenübersichtliche Kunstwerke des Maschi-nenbaus steckten. Guss. Edelstahl. Einpaar Drähte. Selbsterklärende Technik.Oder ein Boxermotor. Im Heck wer-kelnd. Mit vier rasselig rappelnden Zy-lindern und ein paar 30 Pferdchen. Ein-gebaut im VW Käfer. Dem Auto, das derInbegriff der Motorisierung des Wirt-schaftswunderlandes Deutschland wer-den sollte. Dann ist man im Jahr 1948.Und kann wie im Zeitraffer zuschauen,wie aus der Motorradwerkstatt desKraftfahrzeug-Meisters HansNützel, dieer 1931mit 21 Jahren und vierMitarbei-tern gegründet hat, ein oberfränkischerAutomobilriesewird. Dermit knapp 700Mitarbeitern rund 200 Millionen EuroUmsatz imJahrmacht.Mit sprunghaftenAnstiegen in den vergangenen fünf Jah-ren.

Das Auto. Davon spricht man beiVolkswagen mit überzeugender Lässig-keit. Der Käfer, das Auto, gehört zu denFahrzeugen, von denen weltweit ammeisten vom Band liefen. 21,5 MillionenStück. Sein Nachfolger, der Golf, sollteihn beerben und in der Stückzahlschließlichsogarüberflügeln.Dasalles istvon nicht ganz unwesentlicher Bedeu-tung für Motor-Nützel. Denn: 1948, alsHans Nützel und seine Frau Emma VW-Vertragspartner werden, reicht ein Hausin der Bismarckstraße mit Schaufensteraus, um das Auto zu verkaufen. „Der Ver-trieb damals war schon ein bisschen an-

ders. Man war froh, wenn man einen Kä-fer bekommen hat. Die Verkäufer sinddraußen rumgefahren und haben die Au-tos verteilt“, sagt Jochen Sonntag, Ge-schäftsführervonMotor-Nützel.

Heute müssen das Corporate-Designund der Platz passen. Gibt es Vorschrif-ten, wie die Autos präsentiert werden.Alles aus einem Guss. Damit der Kundebei der Auswahl aus Hunderten Modell-varianten ein ansprechendes Umfeldvorfindet, um seine Kreuzchen machenzu können, die für die verschiedenen Pa-kete und Individualisierungsmöglichkei-ten stehen. Das Auto. Aber bitte extra.NichtwiedasvomNachbarn.

Hans Nützel legt den Grundstein fürdasWachstumdesAutohauses –vomEin-Modell-einer-Marke-Haus zum Mehr-markenhändler mit acht Standorten inOberfranken. Doch hätte diese Entwick-lung beinahe 1952 ein jähes Ende ge-nommen: Hans Nützel stirbt bei einemUnfall. Auf einer Geschäftsfahrt. „EmmaNützelwarnoch jung, hatte keineKinder.Sie stand jetzt vor der Aufgabe, den Be-

„Emma Nützelhat gesagt, dass siemöchte, dass derBetrieb gesund

bleibt.“GeschäftsführerJochen Sonntag

VW. Volkswagen.Das Auto. Selbst-bewusst sind dieWolfsburger schon.Sie haben auchallen Grund dazu.Das Ding verkauftsich wie geschnittenBrot. In all seinenProduktvarianten.Fotos: Waha

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Die Wirtschaft

trieb weiter zu führen. Allein“, sagt Jo-chenSonntag.

Emma Nützel gründet die Hans undEmma Nützel-Altenstiftung, die Stiftungist alleinige Gesellschafterin der Motor-Nützel GmbH. „Emma Nützel hat zu Leb-zeiten gesagt, dass sie möchte, dass derBetrieb gesund bleibt“, sagt Sonntag. Undgesund bleiben bedeutet heute: wachsen.Erste Schritte aus Bayreuth hinaus unter-nimmt der bis zu dem Zeitpunkt stark aufdie Stadt fokussierte Betrieb in den 90erJahren. Beim VW-Betrieb Günther in BadBernecksteigtNützelalsCo-Gesellschafterein, wenig später bei Meyer + Pittl in derBernecker Straße. „Daraus entstand dasPorsche-Audi-Zentrum“, sagtSonntag.

2003 folgt der erste richtig großeSchritt über den Bayreuther Kessel hi-naus: Bamberg. „Dort waren sowohl Audials auchVWinSchieflage.2007habenwirein neues Audi-Zentrum dort gebaut, vorzwei Jahren einen Skoda-Betrieb.“ 2008eröffnet Nützel in Kulmbach ein VW-Zentrum. Parallel dazu soll über die Mar-ke Drive-in – entwickelt mit dem Opel-Händler Hensel und dem BMW-HändlerHerrnleben – den Besitzern älterer Fahr-zeuge ein Werkstatt-Zuhause abseits derMarken-Werkstattgegebenwerden.

Als die Autowelt König 2013 in die In-sovenzgeht, schlägtMotor-Nützel zuundübernimmt die Standorte Himmelkronsowie Hof. Hof steht jetzt im Zentrum ei-ner richtig großen Investition. „Ein Zent-rum der Superlative“ nennt Sonntag das,was bis nächstes Jahr fertiggestellt seinsoll. Rund 20 Millionen Euro investiertMotor-Nützel in den neuen Standort inHof. 5,5 Hektar groß ist das Grundstück,„es wurden dort schon rund 60 000 Ku-bikmeter Erde bewegt“, sagt Sonntag.Nach der Frostperiode soll mit dem ei-gentlichenBaubegonnenwerden.

Sorge, dassNützel vondort aus gelenktwerde, wo das neueste Gebäude steht,brauche laut Sonntag niemand in Bay-reuth haben. „Der Fokus liegt zwar aktu-ell auf Hof, aber Bayreuth bleibt klar un-ser Hauptsitz.“ Und auch in Bayreuthwerde investiert: Aktuell werde ein Mo-dernisierungsprogramm für das Audi-Zentrum angeschoben. „Im VW-Bereichhaben wir eine sechsstellige Summe indie Innenausstattung investiert. Das Ge-bäudeansichhatBestandsschutz.“

Kim Schultheiß (links) ist fürs Marketing bei Motor-Nützel zuständig. Manuela Eisner(rechts) ist die Chefsekretärin und kennt die Geschichte von Motor-Nützel in- und aus-wendig. Geschäftsführer Jochen Sonntag profitiert davon.

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Kompetenz inKunststoff

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Die Wirtschaft

Gedanken mache man sich auch aktu-ell um das Thema Porsche: Da sei zwarnoch nichts wirklich spruchreif, sagt Jo-chen Sonntag, aber die ZuffenhausenerSportwagenschmiede tritt aufs Gas, dassei nicht von derHand zuweisen. „Es gibtPläne für einen Neubau. Aber die Vor-stellungen von Porsche und von uns ge-hen noch auseinander.“ Wie Sonntagsagt, steht das Porsche-Zentrum erst 13Jahre, war in seiner Gestaltung einst Vor-läufer aller neuen Porsche-Zentren, habeaber ein Problem: Es ist zu klein gewor-den für das Modellfeuerwerk, das Por-sche nach der Jahrtausendwende gezün-det hat. War erst der 911 das Maß allerDinge, balgen sich jetzt Cayman, Boxster,Cayenne, Macan und Panamera mit demPlatzhirsch um einen überdachten Aus-stellungsplatzhinterGlas.

Eine ähnliche Entwicklung wie dienach 1948 also, als Hans Nützel mit demKäfer unterwegs war. Dochwährend sichHans Nützel nicht mit dem Thema Ge-brauchtwagen herumschlagen musste –wer einenKäfer hatte, gab ihn erst einmalnicht mehr her –, ist genau das eine derHerausforderungen, die an den Nützel-Standorten gemeistert werden muss:„Autos im Wert von 25 Millionen Eurohaben wir in der Regel im Bestand. Dermuss sichdrehen“, sagtSonntag.Pro Jahrkommenmehr als 1000 Autos aus Finan-zierung und Leasing zurück. Rund 9000

Autos – neu und gebraucht – verkauftMotor-Nützel in Oberfranken. Allein beiAudi werden 60 bis 65 Prozent der Autosgeleast, sagtSonntag.

Zudem werden die Intervalle des Mo-dellwechsels immer kürzer. Waren esfrüher sieben Jahre im Schnitt, steht jetztnach drei bis vier Jahren das neueModellauf dem Hof. Durch den modularenQuerbaukasten – eine leicht variierbarePlattform – von VW und den Tochter-marken werden die Zyklen noch kürzer.Und dieModellvarianten nochmehr. „Daprasselt einiges auf die Mitarbeiter ein“,sagtSonntag. „UndderMitarbeiter istunswichtig: Man kann die schönsten Häuserbauen, der Mensch bringt die Seele rein.Man braucht gute, motivierte Mitarbei-ter.“WiederUmsatz,der imvergangenenGeschäftsfjahr bei 195,2 Millionen Eurolag – ein Plus gegenüber dem Vorjahr umgenau 30Millionen Euro – steigt auch dieZahl der Mitarbeiter. Aktuell beschäftigtMotor-Nützel 670 Menschen – etwasmehr als doppelt so vieleBeschäftigtewie2008. 128 der 670Mitarbeiter sind in derAusbildung, 75 Prozent werden in derRegelübernommen.

Die Fluktuation, sagt Sonntag, sei ge-ring. „Wir sind stolz auf lange Betriebs-zugehörigkeiten.“AufMenschen,die sichJahrzehnte lang um das Auto kümmern.Um das von VW, das von Audi, das vonSkoda.DasvonPorsche. EricWaha

Blick über das Gelände – mit VW im Rücken: Links das Audi-, rechts das Porsche-Zentrum. Was Porsche betrifft, werden die Kartenwohl neu gemischt. Man diskutiert über Pläne für einen Neubau, sagt Jochen Sonntag.

Charakter-Bau: Seit 1993 verkauft Motor-Nützel in der Nürnberger Straße VW.

Voll im Wind: Über 9000 Autos verkauftdie Gruppe im Jahr.

„Autos im Wert vonrund 25 Millionen

Euro haben wir in derRegel im Bestand.“

Nützel-Geschäftsführer Jochen Sonntagüber den Bestand, der sich drehen muss

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Hermos hat den Flughafen im GriffDas Mistelgauer Unternehmen sorgt dafür, dass in Frankfurt die Haustechnik funktioniert

E s ist eines der Vorzeigeobjekteder Hermos AG. Für das Squaireüber dem ICE-Bahnhof am

Frankfurter Flughafen, mit rund 200 000Quadratmetern eine der größten Büro-immobilien in Deutschland, hat das Mis-telgauer Unternehmen die vollautoma-tische Steuerung des Gebäudemanage-ments realisiert. 500 000 Datenpunktewie Lichtschalter, Heizungsregler undSensoren mussten dabei zusammenge-führt werden. Doch jetzt wird es nochgrößer: Hermos hat gleich in der Nach-

barschaft zum Squaire einen ebenso gro-ßen wie lukrativen Auftrag ergattert. Esgeht darum, auf dem Frankfurter Flug-hafen die Haustechnik aller Gebäude,die der Betreiber Fraport dort unterhält,zentral mit Hermos-Software zu steu-ern. Dabei handelt es sich um 420 Ge-bäude, in denen diesmal etwa 800 000Datenpunkte zu beachten sind – hinterdenen unter anderem Belüftung, Be-leuchtung und Heizung stehen.

Das hört sich schon komplex genugan. Es wird aber noch komplizierter,

wenn man bedenkt, dass die Ausfüh-rung herstellerneutral sein muss, dass al-so Anlagen, Schalter, Knotenpunkte ver-schiedenster Hersteller unter einen Hutgebracht werden müssen.

Ebenso wie im Squaire nutzt Hermosdafür die firmeneigene Software-Platt-form FIS. Was nichts anderes bedeutet,als dass alle 800 000 Datenpunkte aufdem Frankfurter Flughafen zentral über-wacht und gesteuert werden können, zu-gleich aber alles teilautomatisiert ab-läuft. Dabei behalten die Anlagenführer

Der Bürokomplex Squaire am Frankfurter Flughafen sieht futuristisch aus. Hermos-Software sorgt dafür, dass die Haustechnik mit500 000 Datenpunkten funktioniert. Foto: red

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stets den Überblick, weil ihnen etwaFunktionsstörungen auf ihren Monito-ren sofort mitgeteilt werden. Zugleichkann man zum Beispiel programmieren,dass Heizung oder Klimaanlage in ei-nem Raum nur läuft, wenn er auch ge-nutzt wird. Oder dass die Fenster in ei-nem Konferenzraum zwischen zweiMeetings zum Lüften kurz geöffnet wer-den, dass dann aber auf keinen Fall dieHeizung läuft – der Umwelt zuliebe.

Kleinigkeiten? Auf den ersten Blickvielleicht, sagt Hermos-MarketingleiterFrank Speringer, aber zusammenge-nommen werde ein richtig großer Bro-cken draus. Vor allem auch, wenn derBrocken einer wie der Frankfurter Flug-hafen ist, mit rund 78 000 Beschäftigtendie größte Arbeitsstelle in Deutschland.Ob groß oder klein, „mit intelligentemGebäudemanagement lassen sich bis zu40 Prozent Energie einsparen“. Und da-mit auch die entsprechenden Kosten.Dass das alles auch noch in den aktuel-len grünenMegatrend passt, nehmen die

Betreiber natürlich gerne mit. Leicht wares nicht, den Fraport-Großauftrag zu er-gattern. Nicht nur, dass die Vorberei-tung darauf letztlich rund zehn Jahre ge-dauert hat. Hermos musste sich mit sei-ner Software auch in einem sogenann-ten Testlabor einem knallharten Wett-bewerb stellen und gegen harte Kon-kurrenz durchsetzen. Dass das Systemim benachbarten Squaire und auch imBüroturm Tower 185 in der nicht weitentfernten Frankfurter Innenstadt gutfunktioniert, hat dabei höchstens amRande geholfen, sagt Speringer, aller-

dings: „Man macht sich natürlich einennoch besseren Namen, wenn man sol-che Projekte stemmt.“

Größter Einzelkunde ist übrigens dieDeutsche Bahn, die die Haustechnik vie-ler Bahnhöfe mit Hermos-Software über-wachen lässt, unter anderem im Haupt-bahnhof Berlin. Das gleiche gilt für diegroßen neuen Produktionshallen vonAudi in Ingolstadt. In der Region wur-den und werden unter anderem Projek-te für die Universität Bayreuth, denKulmbacher GewürzmittelherstellerRaps oder den Kunststoffspezialisten Ba-sell in Bayreuth realisiert.

Ganz neu ist eine Software, die Her-mos für große Zigarettenhersteller ent-wickelt hat. Die standen vor dem Prob-lem, wegen Zoll- und Steuerfragen undim Kampf gegen den Zigaretten-schmuggel den Weg jeder einzelnenSchachtel zu 100 Prozent nachweisenzu müssen. Dank eines Codes am Pro-dukt und eines kamerabasierten Erken-nungssystems ist das jetzt möglich. Wo-

„Mit intelligentemGebäudemanagement

lassen sich bis zu40 Prozent Energie

einsparen.“Frank Speringer,

Marketingleiter bei Hermos

Ein Bild, auf dem drei Hermos-Großaufträge vereint sind: Momentan kümmert sich das Mistelgauer Unternehmen um die Haus-technik auf dem Frankfurter Flughafen (vorn). Dahinter das langgestreckte Squaire-Gebäude und in der Ferne die Frankfurter Sky-line, zu der der Büroturm Tower 185 gehört. Auch hier war Hermos tätig. Foto: dpa

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bei die Lösung für alle Unternehmen in-teressant ist, die wissen wollen, wo ihreProdukte tatsächlich hingehen.

Brandneu ist auch ein Energiedaten-Managementsystem, mit dem die Ener-gie-Zertifizierung von Unternehmen un-terstützt werden kann. Und zwar nichtnur bei großen Unternehmen. Marke-tingmann Speringer betont, „dass wirauch viele kleinere Kunden haben“. Al-len gemeinsam sei, „dass wir Lösungenverkaufen, keineProdukte“.

Was allerdingsnicht für dieSchaltanlagenund Schalt-schränke gilt, mitdenen es bei Her-mos einst losgingund die heute im-mer noch komplett in Mistelgau gefer-tigt werden – klassische Hardware also.Dieser Geschäftszweig, der ein knappesDrittel des Geschäftsvolumens aus-macht, wurde am Stammsitz in einerneuen Halle mit rund 5000 Quadrat-metern Fertigungsfläche zusammenge-fasst. Gut die Hälfte der heute rund 500Beschäftigten arbeitet in Mistelgau.

Wobei der Stammsitz auch die Visi-tenkarte des Unternehmens ist. Die Ge-bäude sind so ausgestattet, dass jeder-zeit exemplarisch gezeigt werden kann,wie die Haustechnik mit den eigenenProdukten gesteuert werden kann. Ne-benan steht eine hochmoderne Ener-giezentrale unter anderem mit Block-Heizkraftwerk, Flüssiggasbrennwert-kessel, Photovoltaikanlage und Wärme-pumpen. Sie dient nicht nur zur Eigen-

versorgung mitEnergie und machtim Zweifel einekomplett autarkeVersorgung mög-lich, sie ist vor allemauch Forschungs-und Anschauungs-objekt zugleich. Nurein Clou: Das Sys-

tem ist mit dem Deutschen Wetterdienstgekoppelt, kann also auf das Wetter re-agieren und zum Beispiel im Voraus ent-scheiden, welche Energie wann zur Ver-fügung stehen und am günstigsten seinwird. Lösungen und Erkenntnisse, diespäter wieder in Kundenprojekte ein-fließen werden.

Stefan Schreibelmayer

Das Unternehmen

Die Hermos AG wurde 1980 inLimmersdorf bei Thurnau von Die-

ter Herrmannsdörfer gegründet, der alsVorstand und Inhaber auch heute nochdie treibende Kraft ist. Wurden zu Be-ginn Steuerungen für Wasseraufberei-tungsanlagen programmiert und Schalt-anlagen gefertigt, umfasst das Angebotheute vor allem komplette IT-Lösungenzum Gebäudemanagement, zur Automa-tion von industriellen Prozessen undMaschinen sowie für Umweltanwen-dungen – von der Entwicklung bis zurWartung. Der Bau von Schaltanlagenwurde in eine Tochterfirma ausgelagertund trägt noch rund ein Drittel zum Um-satz bei.Die Erlöse betrugen 2014 rund 58

Millionen Euro und folgten damit einemlangjährigen Aufwärtstrend. Auch dieMitarbeiterzahl legte zu und beträgt jetzt500 (40 Auszubildende), rund die Hälftedavon am Stammsitz in Mistelgau. Hin-zu kommen zwölf weitere Standorte inDeutschland sowie Auslands-Repräsen-tanzen in der Schweiz, Polen, den USA,den Vereinigten Arabischen Emiraten,in Malaysia und China. sts

„Wir verkaufenLösungen,

keine Produkte.“Frank Speringer

über das Hauptgeschäftvon Hermos

InMistelgau werden die Schaltschränke von Hermos produziert. Hier werden Schaltelemente programmiert undmontiert sowie Strip-pen gezogen. Neben der Montagehalle steht eine moderne Energiezentrale (unten rechts). Fotos: Wittek

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Ihre Campus-Tüten werden an 120 Unis verteilt. Tatjana Heinl und Oliver Löchtermann erreichen so mit ihrer Firma Campus direktrund 1,8 Millionen Studenten. Fotos: Wittek

300 000 Tüten pro SemesterDas Bayreuther Unternehmen Campus direkt macht Werbung für Studierende in ganz Deutschland

V iel Raum, viel Licht, viel Atmo-sphäre: Das alte Spinnereige-bäude in der Markgrafenallee ist

die kreative Basis für den BayreutherHochschulvermarkter Campus direkt. Esbegann 1997 mit der Campus-Tüte.Wenn Kinder in die Schule kommen,gibt’s eine Schultüte. Wenn Studentenan der Uni starten, gab es oft nichts. Tat-jana Heinl und Oliver Löchtermannüberlegten sich: Das sollten wir ändern.Sie packten 1000 Papiertüten („mit Ta-petenleim geklebt“) mit kleinen Ge-schenken und Gutscheinen und wünsch-ten den Neuankömmlingen viel Erfolgim Studium. Eine Geschäftsidee war ge-boren. „Das hat einfach gut geklappt.“

Heute hat Campus direkt gut 50 Be-schäftigte an seinen beiden StandortenBayreuth und Berlin sowie bundesweit

an Unis vor Ort. In der Jahresbilanz stehtein einstelliger Millionenumsatz, dieGmbH ist „gut profitabel“. Die Ehepart-ner Heinl und Löchtermann sind Ge-sellschafter und Geschäftsführer.

Aus den 1000 Tüten von einst sindüber 300 000 Campus-Tüten pro Se-mester geworden, die an 120 Unis undHochschulen verteilt werden. Von Flens-

burg bis Freiburg, von Saarbrücken bisCottbus. Macht zusammen 1000 Ton-nen je Semester. In den Tüten sind Kos-metika, Schokoriegel, Schnellgerichte,Energieriegel, Reis, Sojasoße, Brotauf-strich oder auch ein Gutschein fürs Fit-nessstudio. Eben alles, was Studentenmögen und brauchen können.

Von bundesweit 2,6 Millionen Stu-denten erreicht Campus direkt 1,8 Mil-lionen „auf dem einen oder anderenWeg“. Zum Kundenkreis der Bayreutherzählen viele erste Adressen der Wirt-schaft: Deutsche Telekom, Coca Cola,Unilever, MAN, Bauknecht, Europcar,Red Bull, Gillette und viele andere.

Sein ursprüngliches Geschäftsmodellhat Campus direkt systematisch ergänztund sich im Jahr 2000 Werberechte anHochschulen gesichert. Geworben wird

„Wir müssen immerwissen, was angesagt

ist und habenScouts an den Unis,die mit uns arbeiten.“

Tatjana Heinl,Campus-Direct-Geschäftsführerin

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in Toiletten, an Info-Points, mit Plakat-rahmen oder Flyern. Das Familienun-ternehmen sieht sich als Bindeglied zwi-schen Unis und Wirtschaft und bietetkomplette Mediapläne an. Immer wich-tiger wird für viele Betriebe die Perso-nalsuche. Sie verstärken deshalb ihre Ak-tivitäten an den Unis und Fachhoch-schulen, was dem Bayreuther Dienst-leister in die Hände spielt.

Für den „Spiegel“ macht Campus di-rekt Abo-Marketing, organisiert „Spie-gel“-Gespräche an Unis. „Wir müssen im-mer wissen, was angesagt ist und habenScouts an den Unis, die mit uns arbei-ten.“ Die 2009 gegründete Campus Sta-tistik macht Marktforschung und fragtdie Zielgruppe regelmäßig ab.

Tatjana Heinl stammt aus Selb, OliverLöchtermann aus Nördlingen nördlichvon Augsburg. Beide haben in Bayreuthstudiert. Sie Sprachwissenschaften undSoziologie, er Betriebswirtschaft. Wes-halb er sich um Controlling und Strate-gie kümmert, sie für Verkauf und Per-sonal zuständig ist. Die Werbebranche,das sind schicke Büros und tolle PCs unddas war‘s? Bei Campus direkt wechselnsich Büros und weitläufige Lagerflächen

ab. „Unsere Mitarbeiter können auch Ga-belstapler fahren.“

Für die Zukunft wünschen sich die bei-den Firmeninhaber, ihre Kunden „nochkomplexer“ betreuen zu können, etwabei der Personalsuche. Ein wachsendesGeschäftsfeld kann auch die Vermark-

tung der Hochschulen selbst sein, wennsie einmal viel mehr als heute um Stu-dierende werben müssen.

Beide, Löchtermann und Heinl, pen-deln zwischen Bayreuth und Berlin. Je-der ist eine Woche im Monat in Berlin.Die Kontakte zu den Großen pflegt manbesser von einer Metropole aus. Ham-burg wäre auch denkbar. „Vielleicht ha-ben wir da irgendwann eine Filiale.“

Neue Ideen entwickelt Campus direktam besten im Team. Die Schwarmintel-ligenz ist eben doch überlegen. Alte Ge-wohnheiten gelten auch im Digital-Zeit-alter weiter: „Am besten mit viel Kaffee.“

Roland Töpfer

Die Campus-Tüte hat mittlerweile bereitseine Tradition.

Das Unternehmen

Das Bayreuther Unternehmen Cam-pus direkt mit gut 50 Beschäftig-

ten und einem zweiten Standort in Berlinmacht Werbung für Studierende undjunge Leute. Die Firma startete 1997und verteilte wenig später ihre erstenCampus-Tüten. GeschäftsführendeGesellschafter sind Oliver Löchtermann(45) und Tatjana Heinl (46), die beidein Bayreuth studiert haben. töp

Im alten Spinnereigebäude in der Markgrafenallee hat Campus direkt seine Bayreuther Büroräume.

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