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Das Magazin für Bayreuth und die Region Die Wirtschaft Der Familienkonzern: Mann+Hummel produziert Autofilter Seite 4 Nichts von der Stange: Maßgeschneiderte Wohnmobile von Frankia Seite 28 Tagesthemen: Stäubli-Tochter liefert Kameraroboter für TV-Studios Seite 21 #02.2015

Die Wirtschaft 2|2015

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Page 1: Die Wirtschaft 2|2015

Das Magazin für Bayreuth und die Region

Die Wirtschaft

Der Familienkonzern:Mann+Hummel produziertAutofilterSeite 4

Nichts von der Stange:MaßgeschneiderteWohnmobile von FrankiaSeite 28

Tagesthemen: Stäubli-Tochterliefert Kameraroboter fürTV-StudiosSeite 21

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Weiterbildung in Oberfranken - Bildungstermine 2015Lehrgänge mit IHK-Prüfung Info Start OrtWirtschaftsfachwirt/in (IHK) in Vollzeit 29.06.15 Bayreuth

Industriemeister/in Metall (IHK) in Vollzeit 17.08.15 Bayreuth

Industriemeister/in Textilwirtschaft (IHK) in Vollzeit 24.08.15 Hof

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IHK-Zertifikatslehrgänge Start OrtREFA-Grundausbildung 2.0 NEU 13.06.15 Bayreuth

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Technische Grundlagen für Kaufleute 29.09.15 Bayreuth

Projektmanager/in 05.10.15 Bayreuth

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Seminare Start OrtBetriebsprüfung – Was nun? 02.07.15 Bayreuth

„Kleines Controlling“ für „nichtkaufmännische“ Führungskräfte 03.07.15 Bayreuth

Die erfolgreiche Führungskraft - Modul: Führung 04.07.15 Bamberg

Überzeugend Texten - Kunden gewinnen 13.07.15 Bayreuth

Schreibkompetenz für Führungskräfte 14.07.15 Bayreuth

Von der Enttäuschung zur Überraschung - Grundlagen für den gewinnenden Umgang mit Besch. 23.07.15 Bamberg

Entgeltabrechnung – Lohn- und Gehaltsabrechnung NEU 31.08.15 Bayreuth

Entgeltabrechnung – Lohn- und Gehaltsabrechnung in d. Praxis NEU 3./4.9.15 Bayreuth

Entgeltabrechnung – Lohnpfändung und Verbraucherinsolvenz NEU 07.09.15 Bayreuth

Entgeltabrechnung – Mini- und Midi- Jobs NEU 8./9.9.15 Bayreuth

Entgeltabrechnung – Betriebliche Altersvorsorge NEU 10.09.15 Bayreuth

Aktuelles zum Jahreswechsel 26.11.15 Bayreuth

Fremdsprachen Start OrtBusiness English Basic – Step One NEU 16.06.15 Bayreuth

Ausbilder Start OrtAusbildung der Ausbilder in Vollzeit 29.06.15 Bamberg

Ausbildung der Ausbilder in Teilzeit 08.09.15 Bayreuth

Haben Sie Fragen? Nehmen Sie Kontakt mit uns auf, wir beraten Sie gerne!www.ihk-lernen.de | Tel.: 0921 886-403

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Die Wirtschaft

Inhaltsverzeichnis

IMPRESSUMSonderveröffentlichung: Die Wirtschaft

Nordbayerischer Kurier GmbH & Co.

Zeitungsverlag KG, Theodor-Schmidt-

Straße 17, 95448 Bayreuth

V.i.S.d.P.: Joachim Braun;

Redaktion: Stefan Schreibelmayer;

Gestaltung: Matthias Schäfer;

Verantwortlich für Anzeigen: Alexander

Süß; Titelfoto: Ronald Wittek.Seite 8 Seite 18 Seite 28

Mann + Hummel: Filtersysteme für Autosvom Familienkonzern Seite 4

Sparen ohne Rendite: Interview mitDeka-Chefvolkswirt Kater Seite 8

Jede Menge Medizinartikel: Die Strategieder drei Standbeine Seite 13

ZF: Die Bayreuther Spritzgussexpertensind im ganzen Konzern gefragt Seite 18

Camerobot: In Nachrichtenstudios kommtBayreuther Technik zum Einsatz Seite 21

Michael Möschel: Der KulmbacherElektroauto-Pionier Seite 25

Die Ärzte-Finder: Gedikom wickelt bis zu140 000 Anrufe im Monat ab Seite 26

Die Maßschneider: Bei Frankia ist keinWohnmobil wie das andere Seite 28

Alle bisherigen Ausgaben im Internet unterwww.nordbayerischer-kurier.de/die-wirtschaft

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Die Wirtschaft

Der FamilienkonzernMann+Hummel fertigt in Himmelkron Innenraum-Luftfilter – Weltweit 2,8 Milliarden Euro Umsatz

I m Konzern Mann+Hummel mit sei-nen weltweit 16 000 Mitarbeiternist der Standort in Himmelkron ei-

nes von vielen Zahnrädern. Hier sorgen350 Mitarbeiter in drei Schichten rundum die Uhr dafür, dass täglich rund70 000 Innenraum-Luftfilter das Werkverlassen. Verbaut werden sie in Fahr-zeugen fast aller großen Autohersteller.„Der Innenraumfilter-Bereich ist einwachsendes Segment“, sagt Standort-leiter Bernd Kolb. Und wachsen könnteMann+Hummel in Himmelkron bei Be-darf. Erweiterungsflächen sind vorhan-den. Das war einer der Gründe, warumdas Unternehmen seine Standorte in derRegion vor einigen Jahren hier konzen-triert hat.

Weltweit, so steht es in einer Image-broschüre des Unternehmens, werden in

den Werken von Mann+Hummel pro Se-kunde 16 Filter hergestellt. Nicht nurLuftfilter, wie sie in Himmelkron vomBand laufen, sondern auch Filter fürKraftstoffe und Öl. Wer kleinere War-tungsarbeiten an seinem Auto selbstdurchführt, hatte sicher schon einen dercharakteristischen grün-gelben Kartonsin der Hand, in der Mann+Hummel sei-ne Produkte an Endkunden ausliefert.

Alles ist in Himmelkronkonzentriert

Mann+Hummel ist schon länger in Him-mekron, hat das Grundstück und das Ge-bäude aber erst 2011 gekauft undschließlich neu gebaut. Insgesamt hatdas Unternehmen 17 Millionen Euro inden neuen Standort investiert. Ein Jahr

später zog dann der erste Teil der Ferti-gung von Gefrees nach Himmelkron um.Seit Januar 2014 hat der Filterspezialistalles am Standort Himmelkron konzen-triert. Es habe „logistische Vorteile“, sagtKolb. Fertigung, Vertrieb, Logistik, Prüf-zentrum, Prototypen-Entwicklung undQualitätskontrolle – alles sitzt nun imWerk in Himmelkron. Die direkte An-bindung an die Autobahn, freie Flächenzur Erweiterung – besser können die äu-ßeren Bedingungen für das Wachstumeines Unternehmens nicht sein. „Wirkönnten bei Bedarf jederzeit erweitern“,sagt der Standortleiter.

Dem Konzern, der seinen Stammsitzim schwäbischen Ludwigsburg hat, gehtes gut. Der Weltmarktführer in der Fil-tration machte im vergangenen Jahreinen Umsatz von 2,8 Milliarden Euro.

Auf großen Rollen wartet der mit Aktivkohle verbundene Rohstoff darauf, zu Filtern verarbeitet zu werden. Fotos: Ronald Wittek

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Die Wirtschaft

Rund 90 Prozent davon kommen ausdem Kerngeschäft. Der Rest aus ande-ren Unternehmenssparten. Der Jahres-überschuss lag bei 74 Millionen Euro.Mann+Hummel profitiert von seinerweltweiten Tätigkeit und davon, dass fastalle großen Autohersteller zu seinenKunden zählen. Wenn, wie im vergan-genen Jahr, der Markt in Brasilien um30 Prozent einbricht, gleichen dasWachstumsmärkte in Asien – vor allemin China, wo Mann+Hummel fünfStandorte unterhält – wieder aus.

Milliardenumsätze, weltweite Pro-duktion, Fertigung und Vertrieb. Dasklingt nach Konzern. Doch wenn derHimmelkroner Standortleiter Bernd Kolbvon Mann+Hummel spricht, dann be-vorzugt er den Begriff „Familienunter-nehmen“. Und das trifft es wohl eher.Das Unternehmen ist keine Aktien-gesellschaft, wie viele andere Firmendieser Größenordnung. DieMann+Hummel GmbH ist noch heuteim Besitz der Nachfahren der beidenGründer Adolf Mann und Erich Hum-mel, die 1941 das erste Werk eröffne-ten. Im schwäbischen Ludwigsburg bei

Stuttgart – wo sich noch heute der Fir-mensitz befindet.

Im Werk in Himmelkron laufen aus-schließlich Innenraumfilter vom Band.Und dass man sich hier auf saubere Luftspezialisiert hat, scheint sich auch in denHallen widerzuspiegeln. Auf großen Rol-len wartet der Rohstoff darauf, zu Fil-tern verarbeitet zu werden. Der Pro-duktionsprozess ist voll automatisiert.Von Hand läuft nur noch das Bestückender Maschinen, das Verpacken der fer-tigen Filter und die Endkontrolle. Vonden Rollen runter werden die Spezial-fliese von Fertigungsrobotern zuerst zu-rechtgeschnitten. Dann werden sie inmehreren Arbeitsschritten gefaltet undgeklebt und laufen schließlich als ferti-ger Filter vom Band. Und nirgends inden Produktionslinien scheint es auchnur ein Staubkorn zu geben.

Dabei erfordert es große Flexibilität,für fast alle namhaften Autohersteller tä-tig zu sein. Die Form von Filtern wird oft-mals schlicht dadurch bestimmt, wo un-ter der Motorhaube noch Platz ist. „Esgibt viele unterschiedliche Rahmengeo-metrien“, erklärt Bernd Kolb. Darauf

So sieht ein fertiger Filter aus.

VonHandläuftbeiMann+Hummelnurnochdas Bestücken der Maschinen, das Verpa-ckenderFilter (Foto)unddieEndkontrolle.

Das Falten und Kleben der Filter läuft vollautomatisch.

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Die Wirtschaft

muss Mann+Hummel reagieren. Dasfunktioniert reibungslos. „Ein bis zweiStunden, dann sind die Produktionsli-nien auf einen anderen Filter einge-stellt“, sagt Kolb. In Himmelkron sind esim Wesentlichen zwei Arten von Filtern,die so vom Band laufen. Zum einen sinddas einfache Partikelfilter. Die Luftströmt hindurch, bevor sie in den In-nenraum von Autos geleitet wird. FeineSchmutz- und Staubpartikel werden her-ausgefiltert. Zum anderen sind es soge-nannte Kombifilter. Sie sind zusätzlichmit Aktivkohle beschichtet.

Bernd Kolb zeigt gerne her, was seinWerk zu bieten hat. Aber wie die Aktiv-kohle auf die Filter kommt, das ist ein Fir-mengeheimnis. Denn dahinter steckt ei-ne Menge Forschung. Für Forschung undEntwicklung hält Mann+Hummel über3000 Patente.

Wofür die Aktivkohle auf die Filteraufgetragen wird, bleibt natürlich keinGeheimnis. „Die Aktivkohle leistet dieGasadsorption“, erklärt Kolb. Sprich: Al-les, was an schlechten Gerüchen ins Au-

to gelangen könnte, wird von der Ak-tivkohle neutralisiert. Man habe viel ex-perimentiert, sagt der Standortleiter.Unter anderem mit Steinkohle. „Das hateinen hohen Abrieb erzeugt und zu vielFeinstaub.“ Damit war die Steinkohleraus. Die Lösung lieferte schließlich dieNatur. Die Aktivkohle für seine Filter ge-winnt Mann+Hummel aus Kokosnüs-sen. Die Mikroporen der verkohlten Ko-kosnussschalen nehmen Abgase, Die-selruß, Pollen und Gerüche auf und sor-gen so im Auto für saubere Atemluft.

Ihre Aufgabe verrichten Innenraum-Luftfilter allerdings nicht unendlich lan-ge. So empfiehlt man beiMann+Hummel und bei allen anderenHerstellern, die Filter spätestens nach15 000 gefahrenen Kilometern odermindestens einmal im Jahr zu wechseln.Denn dann lässt die Wirkung nach, undes wird Zeit für ein neues Produkt mitder auffälligen, grün-gelben Verpa-ckung aus dem Hause Mann+Hummelam Standort Himmelkron.

Moritz Kircher

„Ein bis zwei Stunden,dann sind die

Produktionslinien aufeinen anderen Filter

eingestellt.“Bernd Kolb,

Standortleiter bei Mann+Hummel

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Die Wirtschaft

„Die Deutschen sparenweiter fleißig“

Aber leider ohne Rendite – Interview mit Deka-Chefvolkswirt Ulrich Kater

S ollen wir sparen oder doch lieber konsu-mieren? Wann gehen die Zinsen endlichwieder hoch? Steht die Finanzwirtschaft vor

einem neuen Crash? Wir fragten Deka-Chefvolks-wirt Ulrich Kater.

Sparen Sie noch oder konsumieren Sie lieber?Ulrich Kater: Natürlich spare ich, wie die meistenHaushalte in Deutschland auch. Etwa für Anschaf-fungen, um sich sicherer zu fühlen, für die Alters-vorsorge, für die nächste Generation.

Wir sollten das Sparen auch bei Nullzinsen nichtganz vergessen?Kater: Nicht das „ob überhaupt“, sondern das „wie“steht auf dem Prüfstand. Früher reichte es aus, et-was auf dem Konto beiseite zu legen. Heute ist dasnicht mehr genug. Man muss sich auch noch da-rum kümmern, wie man spart.

Wie soll man denn sparen?Kater: Alle wollen möglichst viele Zinsen und dasbei einer bombensicheren und täglich verfügbarenAnlage. In der Vergangenheit konnten Bank- undSparguthaben dieses Bedürfnis leidlich gut abde-cken. Heute ist das Bankensystem aber dazu nichtmehr in der Lage, weil es von seinem „Mutterinsti-tut“, der Europäischen Zentralbank, einen Zins vonnull und teilweise sogar einen negativen Zins auf-genötigt bekommt. Wer kurzfristig ein oder zweiJahre auf eine Anschaffung hinspart, kommt ausdieser Zinsfalle leider nicht raus. Aber für die län-gerfristigen Sparvorgänge und zur Erhaltung vonbereits bestehenden Vermögen gibt es eine Alter-native: Wertpapiere. Das können Aktien, Anleihenoder Anteile an Immobilien sein.

Wie hoch ist die aktuelle Sparquote?Kater: In Deutschland werden im Durchschnitt über

Seit 2004 istUlrich Kater,Jahrgang 1964,Chefvolkswirtder FrankfurterDekaBank, derFondsgesellschaftder Sparkassen.Kater studierteVolkswirtschaftin Göttingenund Köln und pro-movierte 1995in Köln.Fotos: Deka

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Mit einem Kundenevent feier-te die Business Systemhaus AGdie Einweihung ihres neuen Fir-mengebäudes in Bayreuth. Damitsetzt das Unternehmen nicht nureinen wichtigen Meilenstein fürdie eigene Zukunft, sondern auchein kraftvolles Statement für denStandort Bayreuth: „Insgesamt hatdie Business Systemhaus AG rund2 Millionen Euro in den Neubau in-vestiert“, erklärt der Vorstandsvor-sitzende Willi Deppner. „Wir habendie Grundlage geschaffen, damitnun unsere Mitarbeiterzahl um 30bis 40 Prozent wachsen kann.“

Die neue Firmenzentrale derdeutschlandweit tätigen BusinessSystemhaus AG befindet sich in derBayreuther Himmelkronstraße aufeinem 3333m2 großen Grundstück.Das innovative, dreigeschossigeBürogebäude verfügt über rund1.000 m2 Bürofläche, in dem exklu-sive Konferenz- und Schulungs-räume, modernste Büroräume undein Bistro Platz finden.

Optimale Arbeitsumgebung

"Es ist uns wichtig, dass wir unse-re Kunden optimal betreuen kön-nen und unsere Mitarbeiter sichan ihren Arbeitsplätzen wohlfüh-len – darauf lag ein Fokus bei derPlanung unserer neuen Zentrale.“,so formuliert Willi Deppner denstrategischen Hintergrund desNeubaus. „Wir schaffen optimaleArbeitsbedingungen für optimaleArbeitsergebnisse, um die BusinessSystemhaus AG auch in Zukunft er-folgreich weiterzuentwickeln.“

Praktikable Details

Einen weiteren Schwerpunkt setztdas Unternehmen mit einer in-novativen Gebäudesteuerung,die viele Funktionen selbststän-dig übernimmt und dank eigenemBlockheizkraftwerk für hohe Ener-gieeffizienz sorgt. Ein wichtigesHerzstück des Neubaus bedeutetfür den IT-Dienstleister auch deralarmgeschützte und extra sichereServerraum mit virtueller Server-farm.

Zum Unternehmen

Die Business Systemhaus AG ver-steht sich in erster Linie als IT-Partner für den Mittelstand in denBereichen Fertigung, Handel undDienstleistung. Das Unternehmen

Willi Deppner &Wolfgang Eichfeldführen die Geschäfte der BusinessSystemhaus AG

war 1995 aus der traditionsreichenTaylorix Organisation heraus ent-standen und u.a. von den heuti-gen zwei Vorständen Willi Deppnerund Wolfgang Eichfeld zunächstals GmbH gegründet worden. Ne-ben der Beratung und der indivi-duellen Anpassung integrierterUnternehmenssoftware gehörenPersonalmanagement, Hardware-Infrastruktur, Business Intelligence-Lösungen und Cloud Computingzum Angebot der Firma. Die Busi-ness Systemhaus AG ist an denStandorten Bayreuth und Hanno-ver präsent und beschäftigt zurzeitfast 50 Mitarbeiter.

Business Systemhaus AGHimmelkronstraße 1895445 BayreuthTel.: 0921-595-0www.bsh-ag.de

Business Systemhaus AGweiht neues Firmengebäude ein

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Die Wirtschaft

alle Haushalte immer noch knapp zehn Prozent derjährlichen Einkommen gespart. Dazu kommt einGeldvermögen in der Größenordnung von fünf Bil-lionen Euro. Das entspricht etwas mehr als zwei„Jahresgehältern“ der gesamten Volkswirtschaft.

Und wo lag die Sparquote früher in der Spitze?Kater: Es waren mal etwa zwölf Prozent. Die Deut-schen sparen also weiter fleißig, aber leider ohneRendite, weil die Wertpapierquote sehr gering ist.

Wann gehen die Zinsen wieder hoch?Kater: Dann, wenn die Zentralbanken die Zinsenwieder anheben. In den USA kann das schon in die-sem Jahr geschehen, im Euroraum rechnen wir erstin frühestens zwei Jahren damit. Aber die Zinsstei-gerungen werden so gering sein, dass sie die Spa-rer nicht zufriedenstellen werden.

Die USA werden also Vorreiter sein?Kater: Die Ursachen der Nullzinsen sind in denNachwehen der Finanzkrise zu sehen. Die USA ha-ben diese am besten gemeistert. Bei den Euro-Län-

dern ist dies sehr unterschiedlich. Deutschland gehtes gut, vielen südeuropäischen Ländern weniger.Die EZB orientiert sich am Durchschnitt. Wenn esideal läuft, steht der Euroraum in zwei Jahren da,wo die US-Wirtschaft heute steht.

Zinsanhebung diesen Sommer?Kater: Die amerikanische Notenbank hat eine heik-le Aufgabe: Sie muss dem Patienten US-Wirtschaftdie Medikamente absetzen. Dazu muss sie sichersein, dass es ihm gut genug geht. Daher werden dienächsten Untersuchungen, das heißt die Wirt-schaftsdaten der kommenden Wochen, darüber ent-scheiden, ob der Entzug bereits im Sommer begin-nen kann oder erst im Herbst.

Europa muss dann folgen?Kater: Wann der europäische Patient aus seinemKrisenkoma richtig erwacht, ist noch nicht so ganzklar. Erste Ansätze sind da. Aber es kann auch leichtwieder zu Rückfällen kommen.

Bei manchem Lebensversicherer wird’s eng. EineGefahr für die Stabilität der Finanzmärkte?Kater: Versicherungen sind gut, wo etwas zu versi-chern ist. Bei der Rendite aber müssen auch sie pas-sen. Das Finanzsystem ist durch diese Problemeglücklicherweise nicht ganz so gefährdet wie beiden Banken. Aber bei der Kapitalbildung haben auchVersicherungen erheblich an Potenzial verloren.

Die Lebensversicherer haben europaweit 4,4 Billi-onen im Portfolio. Ein gewaltiger Brocken.Kater: In Deutschland verwalten sie fast die Hälftedes Geldvermögens. Die alten, gut verzinsten An-lagen laufen jedoch zunehmend aus – und neuesind nicht mehr zu bekommen. Damit wird es zu-nehmend schwer, die alten Renditenversprechen zuerfüllen – und die neuen sind wesentlich niedriger.

Nullzinsen verleiten zum Schulden machen. Gera-ten die Schulden weltweit außer Kontrolle?Kater: Umgekehrt: Weil die Schulden zumindest inden Industrieländern in den vergangenen Jahr-zehnten außer Kontrolle geraten sind, bleibt denNotenbanken nun keine Wahl als die Nullzinsen.Wer jetzt bei Nullzinsen nach mehr Schulden ruft,um die Konjunktur anzukurbeln, kann vielleichtfür einige Jahre Erfolge verbuchen. Für die kom-menden Jahrzehnte würde aber alles nur nochschlimmer.

Die Finanzwirtschaft wird instabiler. Kommt dergroße Crash?Kater: Das glaube ich nicht. Die Vergangenheit hatneben großen Finanzkatastrophen – meistens im

„Wann der europäische Patient ausseinem Krisenkoma richtig erwacht,

ist noch nicht so ganz klar.“Ulrich Kater

zum möglichen Zeitpunkt einer Zinswende

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Die Wirtschaft

Umfeld von Kriegen – auch viele Episoden erlebt,in denen hohe Schulden über viele Jahre hinwegniedergekämpft worden sind. Ganz wichtig ist, dassdie Staaten der Privatwirtschaft mit gutem Beispielvorangehen und die Konjunktur weniger mit Geld-ausgeben fördern als etwa mit besseren Startbe-dingungen für Unternehmensgründungen. Bankengehen heute – auch wegen neuer Regeln – viel vor-sichtiger mit der Kreditvergabe um. Aufpassen müs-sen die Behörden auf die Schattenbanken. Das sindInstitutionen, die Kredite vergeben können, abernoch nicht von der Bankenregulierung erfasst sind.

Die Banken in der Eurozone haben 900 MilliardenEuro faule Kredite in ihren Büchern. Vor allem Ita-lien, Spanien, Irland, Zypern und Griechenland sindbetroffen. Ein großes Risiko für die Eurozone?Kater: Weniger im Sinne eines Finanzcrashs. Hierhaben die Umwälzungen in der europäischen Ban-kenregulierung viel Stabilität gebracht. Aber diefaulen Kredite müssen dringend abgeschrieben wer-den, damit die Banken auch in Südeuropa wiederdas Ihrige zu einer nachhaltigen Kreditversorgungder Wirtschaft beitragen können.

Staaten und Wirtschaft werden mit Billiggeld ge-dopt. Erste Blasen gibt es bei Aktien und Immobi-lien. Kann das gut enden?Kater: Noch sind die Nebenwirkungen in Form vonneuen Finanzmarktblasen verkraftbar. Aber vieleMedikamente können zur Droge werden, wenn dieUrsachen der Krankheit nicht bekämpft werden.Hierbei lässt sich insbesondere Europa viel Zeit. Esgibt Fortschritte, aber die Ungeduld bei den Men-schen ist verständlicherweise groß, dass die Dingeund insbesondere die Zinsen wieder normal wer-den. Das wird aber noch sehr lange dauern.

Das Gespräch führte Roland Töpfer

„Noch sind die Nebenwirkungenin Form von neuen Finanzmarktblasen

verkraftbar.“Ulrich Kater

zu Billiggeld und Niedrigzinsen

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Baumaterialien-Handelsgesellschaft AGSpinnereistraße 2 | 95445 Bayreuth | Tel. 0921 296-208 | www.bhg-bayreuth.de · Gummistraße 22 | 95326 Kulmbach | Tel. 09221 9225-0 | www.bhg-kulmbach.de

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Auch ein Festspielhaushat mal klein begonnen!

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Die Wirtschaft

Generationen-Management:

Quellen: Eigene Berechnungen und Schätzungen; Datenbasis Statistisches Bundesamt, Deutsche Bundesbank, BBE-Report

ERBSCHAFTEN IN DEUTSCHLANDStark wachsendes Volumen − Erbschaften in Mrd. €

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DieAusgangssituationIn Deutschland steigt das Volumen der Erbschaftenstetig an, und es ist abzusehen, dass dieser Trend auchweiterhin anhält. Bis zum Jahr 2020 werden laut demDeutschen Institut für Altersvorsorge bundesweitrund 2,6 Billionen Euro vererbt. Doch das Erbrecht istsehr komplex. Nicht nur die Höhe des Vermögens,sondern auch die Rechtsstreitigkeit ums Erbe nimmtzu. Viele, einem Laien bekannte Formulierungenoder Begriffe haben im Erbrecht eine andere Bedeu-tung mit entsprechenden Konsequenzen. Aus Grün-den der Vermögenserhaltung sollten Hinterlasserund Erben systematisch vorgehen, damit eine Nach-lassregelung optimal vorbereitet werden kann.

FRAGENNur etwa jeder vierte Deutsche trifft eine letztwilligeVerfügung – und davon ist ein Großteil der privat-schriftlich verfassten Dokumente oft unklar oder un-wirksam. Deshalb ist eine ganzheitliche Begleitungbei der Gestaltung der eigenen Vermögensnachfolgevon größter Wichtigkeit.> Welche erbrechtlichen Vorschriften wirken sich imTodesfall aus?> Welche Rolle spielt der Verwandtschaftsgrad beiSteuersätzen und Freibeträgen?

> Spielt die Pflichtteilsproblematik eine Rolle?> Welche Gestaltungsmöglichkeiten gibt es?> Wie wichtig sind Vorsorgevollmachten, Patienten-oder Betreuungsverfügungen?> Macht es Sinn, einen Teil des Vermögens in eineStiftung zu transferieren, damit ein Lebenswerk er-halten bleibt und über den Tod hinaus bestimmteEinrichtungen gefördert werden?

VORTEILE> Mit einer gezielten Vermögensnachfolgeplanungsparen Hinterlasser und Erben Steuern. Sie sicherndie Versorgung und erhalten das Vermögen.> Durch ein sinnvoll gestaltetes Testament lässtsich bei der Erbschaftssteuer im Einzelfall durchSchenkungen legal Geld sparen.> So mancher Streit oder Familienzwist könnte ver-mieden werden, wenn der Erblasser rechtzeitigÜberlegungen anstellt, wem das Vermögen nachseinem Tod zufallen soll.

Grundsätzlich gilt: Im Einzelfall ist der fachkundi-ge Rat eines Steuerberaters oder Rechtanwaltesnotwendig, um unliebsame Überraschungen undspäter nicht mehr korrigierbare Nachteile zu ver-meiden.

Die Tipps zum Er-ben und Vererbenentstehen in engerZusammenarbeitmit der SparkasseBayreuth.

„Sterben machtErben“, sagt einaltes Sprichwort.Die Deutschenerben in diesemJahrzehnt rund2,6 Billionen Euro.Die Generation derWirtschaftswun-derjahre wird zuErblassern.

Ein systematisches Vorgehen ist notwendigHeute ist es fast schwieriger, ein Vermögen zu hinterlassen, als eines zu schaffen

Ganzheitliche Begleitung von Privatpersonen und Unternehmen

12 #02.2015

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Die Wirtschaft

Hier gibt’s bis zu 45 Tage UrlaubBei ihm darf man noch mit 70 arbeiten: Horst Scheiwe handelt auf drei Standbeinen mit Medizinartikeln

E in Mann, drei Unternehmen.Horst Scheiwe ist mehrgleisigunterwegs. Und das erfolgreich.

Sehr erfolgreich: „Wir kommen derzeitohne größere Kredite aus, was aus demerfolgreichen Geschäftsverlauf der letz-ten Jahre resultiert.“ Und der Umsatz istinzwischen im zweistelligen Millionen-bereich angelangt. Das Ganze hat eineGeschichte. Sie reicht bis ins Jahr 1928zurück. Da gründete Scheiwes Vater ei-nen Produktionsbetrieb für Kranken-pflegeartikel. Den gibt es immer noch.Er heißt heute Erena Verbandsstoffe, ist

Scheiwes Standbein Nummer eins. EinGroßhandelsunternehmen, das Ver-bandsstoffe, Kompressen, Rettungsde-cken und alle möglichen Artikel für denSprechstundenbedarf in Arztpraxen ver-treibt. Bei diesen Waren handelt es sichum geschützte Eigenmarken, die aus-schließlich in Apotheken käuflich sind.

„Das unterscheidet uns von anderenAnbietern“, sagt Scheiwe. Von jenen, dieinzwischen überall präsent sind. Die inApotheken, in Drogeriemärkten und imInternet ihre Artikel querbeet vertrei-ben. „Wir bringen den Apothekern na-

türlich auch eine gewisse Sicherheit. Weilsie wissen: Das gibt es nur bei uns undnicht anderswo deutlich billiger.“ Undein Mediziner weiß: Will ich diesen Ver-bandsstoff oder diese Mullbinde ver-schreiben, dann ist das eben nur in ei-ner Apotheke zu haben.

Auf diesem ganz speziellen Markttummelt sich eine Handvoll Anbieter,sagt Scheiwe. Und ist überzeugt: „Dadürften wir wohl führend sein.“ Was be-sonders gut geht, sind Erste-Hilfe-Käs-ten fürs Auto. Solche, die ebenfalls nurin Apotheken zu erwerben sind. Sie ha-

InderVersandab-teilungderdreiFirmenvonHorstScheiwehatmanangesichtsgutgehenderGe-schäftedurchdieBankalleHändevoll zutun.Fotos:KlausTrenz

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Page 14: Die Wirtschaft 2|2015

Die Wirtschaft

ben einen Namen: Peggy. So heißt auchseine Frau. Scheiwe schmunzelt. Undsagt: „Diesen Gag habe ich mir erlaubt.“

Beim Thema Erste Hilfe kommt raschStandbein Nummer zwei ins Spiel. An-dere Firma, andere Unternehmensform:ProfilMed ist eine GmbH, nicht wie Er-ena eine Einzelfirma. Scheiwe hat auchhier allein das Sagen. Als Geschäftsfüh-rer, als alleiniger Gesellschafter. So wert-voll für viele Produkte die Apotheken-exklusivität ist, so hinderlich kann sieauch sein. Denn: „Da sind diese Anfra-gen, wo es um große Mengen geht, An-fragen, die ich über Erena nicht bedie-nen kann.“ Erneut das Beispiel Erste-Hil-fe-Kästen: Scheiwe arbeitet mit rund

2500 Autohäusern zusammen, die dieseKästen in ihre Fahrzeuge „einbauen“.Oder auch mit zahlreichen Fahrradge-schäften, die die ebenfalls von ihm an-gebotene Rad-Variante zu schätzen wis-sen. Was über die Apotheken nicht „dar-stellbar ist“, läuft über ProfilMed. Ähn-liche Produkte, aber anders aufgemacht,anders verpackt, anders betitelt.

Ein Markt, der funktioniert, auf demaber ein „erheblicher Preisdruck“herrscht. Vor allem aus China. Ein Preis-druck, dem man sich stellen muss. Aufwelche Art und Weise auch immer. Et-wa mit einer aggressiven Marketing-strategie und einer ebenso aggressivenPreispolitik. Eine Spirale, die sich nicht

endlos weiterdrehen lässt, das weiß auchHorst Scheiwe. Er ist reichlich ange-fressen, wenn es um das Thema „billig,billiger, am billigsten“ geht. Die Zechewird am Ende der Verbraucher zahlen,sagt Scheiwe. Weil nach harten Ver-drängungswettbewerb nur wenige Gro-ße in einer Branche übrigbleiben: „Unddie können sich abstimmen, können diePreise diktieren“.

Dann ist da noch Standbein Nummerdrei. Wieder eine Einzelfirma. Sie nenntsich Count Price Company. Die Idee da-hinter war eine andere, als das, was nundaraus wurde. Scheiwe wollte unter die-ser Marke eine Art Schnäppchenmarktim Firmengebäude im GewerbegebietPegnitz-West bei Neudorf etablieren. Zu-sammen mit den Pegnitzer Einzelhänd-lern. Platz war nach dem Auszug vonzwei kleineren Unternehmen. Zwei Auf-lagen gingen über die Bühne. Zu Schei-wes voller Zufriedenheit: „Da kamenTausende.“ Doch dann kam Kritik ausden Reihen des Einzelhandels. Man ma-che der Innenstadt Konkurrenz mit sol-chen Aktionen. Das Finanzamt machteauch diverse Vorgaben: „Und dann habeich mir gesagt, das war‘s, obwohl ichdas immer noch für ein richtig gutes Kon-zept halte.“

Günstiger zu habenals das Original

Count Price hat längst eine Eigendyna-mik in eine ganz andere Richtung ent-wickelt. Das entscheidende Stichwortlautet Parallelvertrieb. Und darum gehtes dabei: „Es existieren viele Produkte,die man im Ausland günstiger einkau-fen kann als direkt beim Hersteller, dasist wie bei den Re-Import-Autos.“ EinMarkt, in dem etwa im Arzneimittel-sektor Milliarden verdient werden vonden großen Firmen. Auch bei den Me-dizinartikeln, mit denen sich ScheiwesUnternehmen beschäftigt, „ist das eingangbarer Weg“. Und Scheiwe nutzt die-sen Weg. Waren von namhaften Anbie-tern werden „irgendwo, meist in Osteu-ropa“ mit einer neuen Verpackung odereinem neuen Beipackzettel versehen.Und sind dann eben günstiger zu ha-ben als das Original. Auf diesemMarkt bedient sich über die Count Price

Wenn die Auftragslage passt, muss auch das Warenlager gut bestückt sein.

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Die Wirtschaft

Company auch Horst Scheiwe. Der Kreisschließt sich: Denn seitdem die Kran-kenkassen den Apotheken auferlegt ha-ben, auch eine Re-Import-Quote im Sor-timent zu haben, kann er auch sie mitden günstigeren Produkten versorgen.Günstiger bedeutet übrigens nicht dieHälfte vom Originalpreis: „Wir sprechenda von fünf bis zehn Prozent“.

Die drei Firmen stützen sich gegen-seitig, sagt Scheiwe und spricht von ei-nem Erfolgsrezept. So kauft Erena beiProfilMed ein, Mitarbeiter von Profil-Med kümmern sich um den Versand fürCount Price. Ein Rezept, das Stabilitätschafft, so Scheiwe.

Der Mann, der im Herbst seinen 60.Geburtstag feiert, ist eher der T-Shirt-denn der Anzug-mit-Krawatte-Typ. DenChef rauszukehren, ist nicht seine Sa-che. Er sucht die Nähe zu seinen Mitar-beitern. Und die wissen das zu schätzen,wollen gar nicht aufhören, bei ihm zu ar-beiten. „Ich habe fast keine Fluktuati-on“, sagt er. So sind bei ihm auch Leutebeschäftigt, die längst das Rentenalter

erreicht haben, „der älteste ist 70“. Werbei Scheiwe bleiben will von den zurzeit45 Mitarbeitern, der darf das auch. ObVoll- oder Teilzeitkraft. Und wer will –hier kommt Scheiwes soziale Kompo-

nente zum Tragen – kann bis zu 45 Ta-ge Urlaub im Jahr nehmen. Was vor al-lem den in Teilzeit arbeitenden Frauenim Versand entgegenkommt. „Wir ha-ben das mal durchgerechnet: Eine Wo-che mehr Urlaub wirkt sich beim Netto-gehalt kaum aus.“ Dafür gewinne manmehr Freizeit und könne immer Gas ge-ben, wenn man frisch erholt zurück inden Betrieb kommt. Und: „Das führte da-zu, dass ich einige Hilfskräfte fest an-stellen konnte, das ist eine Win-win-Si-tuation für alle.“

Übrigens: Scheiwe hat auch schon Plä-ne für einen reibungslosen Firmenüber-gang geschmiedet. Tochter Jasmin (22),ausgebildete Fachkraft für Hotelma-nagement, arbeitet bereits täglich im Un-ternehmen mit, kümmert sich dort vorallem um die Count-Price-Sparte. „Siebeherrscht drei Fremdsprachen, das hilftnatürlich, wenn man da europaweit un-terwegs ist.“ Aber ans Aufhören denkter noch lange nicht: „Neinnein, ich blei-be da schon noch ein paar Jahre amBall.“ Stefan Brand

Horst Scheiwe hat Tochter Jasmin als sei-ne Nachfolgerin auserkoren.

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Page 16: Die Wirtschaft 2|2015

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ANZEIGEN-SONDERVERÖFFENTLICHUNG

Im Oktober 2014 rief die Sparkassedie „Stiftergemeinschaft der SparkasseBayreuth“ ins Leben. Damit bietet dasKreditinstitut Privatpersonen sowie öf-fentlichen und gemeinnützigen Institu-tionen eine Plattform für die Gründungeiner eigenen Stiftung. Und das ohnedie üblichen Formalitäten, die die Er-richtung einer Stiftung üblicherweisemit sich bringt.

Aus den Erträgen des Stiftungsvermö-gens unterstützt der Stifter wahlweisezum Beispiel soziale Zwecke, Bildungund Erziehung oder Kunst und Kultur.So erhält der Stifter ein Höchstmaß anIndividualität, auch den Empfänger legter selbst fest. Auf Wunsch kann dieStiftung den Namen des Stifters tragenund somit sein gutes Werk über denTod hinaus erhalten, die Errichtungeiner anonymen Stiftung ist ebenfallsmöglich. Die Verwaltung des Stiftungs-kapitals übernehmen die SparkasseBayreuth und die Deutsche Stiftungs-

treuhand AG. Damit fällt für den Stifterselbst nur ein Minimum an Arbeit an.

Vermögen bleibt erhalten

Im Gegensatz zu einer Spende, die so-fort vom Empfänger verwendet wird,bleibt ein Stiftungsvermögen dauerhafterhalten. Vermacht zum Beispiel einePrivatperson einer Forschungseinrich-tung per Testament ihr Vermögen alsSpende, so wird diese zeitnah verbraucht.Der Name und die Zuwendung geratenschnell in Vergessenheit. Errichtet die-se Person hingegen eine Stiftung in derStiftergemeinschaft zu Gunsten dieserForschungseinrichtung, wird das Stif-tungsvermögen angelegt und die For-schungseinrichtung erhält im Namendes Stifters Jahr für Jahr die Erträge ausdiesem Stiftungsvermögen. Der Nameund die Verbundenheit bleiben so überdie jährlichen Zuwendungen dauerhaftund über den Tod hinaus in Erinnerung.Jeder Stifter kann mit seiner persön-

lichen Stiftung Gutes tun und gleich-zeitig von steuerlichen Vorteilenprofitieren. Im Rahmen bestimmterHöchstgrenzen können Stiftungszu-wendungen darüber hinaus als Son-derausgaben geltend gemacht werden.

Sparkassenvorstand Wolfram Münch istüberzeugt: „Eine der wenigen Möglich-keiten, Vermögen über Generationen zusichern und zu erhalten, sind Stiftungen.Immer mehr Menschen machen von die-sem Instrument Gebrauch und gründenschon zu Lebzeiten eine Stiftung. Die Er-träge des Vermögens werden dabei meistfür einen gemeinnützigen oder mildtä-tigen Zweck in der Region eingesetzt.“

Kommunen sind dabei

Unter dem Dach der Stiftergemeinschaftder Sparkasse Bayreuth können nebenPrivatpersonen auch Kommunen eineeigene Stiftung errichten. Zehn habenaktuell ihre Stiftungsurkunden unter-

zeichnet. Mit den Erträgen aus den Stif-tungsvermögen wollen sie langfristig dassoziale, gesellschaftliche und kulturelleLeben in ihrer Gemeinde unterstützen.Karin Barwisch, Bürgermeisterin derStadt Hollfeld, sagte bei der Unterzeich-nung: „Wir legen mit dieser Stiftungs-gründung im wahrsten Sinne des Wortesden Grundstock für eine Institution, diedauerhaft und nachhaltig sinnvolle Pro-jekte im Gebiet der Stadt Hollfeld un-terstützen kann. Dabei dürfen wir nichtso sehr auf die nächsten Wochen undMonate sehen, sondern müssen bezüglichder zu erwartenden Ausschüttungen ehervon Jahren und Jahrzehnten ausgehen.Es handelt sich also um eine auf die wei-tere Zukunft ausgerichtete Maßnahme“.Die Stiftungszwecke legt das Gremium derKommune fest, dabei können engagierteBürgerinnen und Bürger beteiligt werden.

Dauerhafter Bestand

Viele Stiftungen werden zu Lebzei-ten vom Stifter selbst oder durch eh-renamtlich tätige Personen verwaltet.Nach dem Ableben des Stifters mussdie Verwaltung zwangsläufig in fremdeHände übergeben werden. Unter dem

Dach der Stiftergemeinschaft hingegenist der dauerhafte Bestand jeder ein-zelnen Stiftung gewährleistet. Das Stif-tungsvermögen wird gemeinsam vonder Sparkasse Bayreuth und der Deut-schen Stiftungstreuhand AG verwaltet.Der bei der Gründung festgelegte Willewird auch über den Tod hinaus erfüllt.

Wolfgang Hetz, Vorstandsvorsitzenderder Sparkasse Bayreuth, fasst zusammen:„Als Ideengeber und Initiator der Stifter-gemeinschaft ist es dem Vorstand beson-ders wichtig, auf die Individualität undNachhaltigkeit einer Stiftung hinzuwei-sen. Die ganz persönliche Stiftung erfährtmit dem vorgegebenen Zweck selbst beikleineren Beträgen eine optimale Wir-kung. Mein Vorstandskollege WolframMünch und ich wünschen der Stifterge-meinschaft unserer Sparkasse eine wei-terhin prosperierende Entwicklung, damitvielen Institutionen und Einrichtungen inunserer Region über den kommunalenRahmen hinaus geholfen werden kann.“

Unterschiedlichste Gründe

Mit der Stiftergemeinschaft finden nichtnur öffentliche und gemeinnützige Ins-

titutionen, sondern vor allem auch Pri-vatpersonen eine individuelle Lösung,um das zu unterstützen, was ihnen amHerzen liegt. Die Gründe, warum Men-schen eine eigene Stiftung errichten,können sehr vielfältig sein. Sie reichenvon persönlichen Schicksalen oder Be-gegnungen mit sozial engagierten Bür-gern bis hin zu Firmeninhabern, diezum Beispiel anlässlich von Jubiläeneine Stiftung gründen. Sie alle verfolgendas gleiche Ziel: Die Stifter möchten vondem was sie haben, etwas an die Ge-sellschaft zurückgeben. Möglichkeitendazu gibt es in der „Stiftergemeinschaftder Sparkasse Bayreuth“ sehr viele.

Als Ansprechpartner steht Stefan See-wald, Leiter des VermögensCenters, mitseinemTeamzupersönlichenGesprächenzur Verfügung. Weitere Details findenInteressierte unter https://www.spar-kasse-bayreuth.de/stiftergemeinschaft

„Eine der wenigen Möglichkeiten, Vermögen über Generationenzu sichern und zu erhalten, sind Stiftungen.“

Wolfgang Hetz und Wolfram MünchVorstände der Sparkasse Bayreuth

Stiftungsgründung ohne Formalitäten und mit minimalem Arbeitsaufwand

Gründung der„Stiftergemein-schaft derSparkasseBayreuth“ am14. Oktober 2014im Landrätesaalder Regierung vonOberfranken.

Die BürgermeisterHarald Feulnerund MatthiasMann, Sparkassen-vorstand WolframMünch undBürgermeisterPatrick Meyer beider Unterzeichnungder Stiftungs-urkunden.

Die Stiftergemeinschaft der Sparkasse Bayreuth – individuell und vielfältig

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Die Wirtschaft

Die Spritzguss-ExpertenDas ZF-Werk Bayreuth ist so etwas wie ein heimliches Kompetenzzentrum für den ganzen Konzern

U nsere Kernkompetenz ist dieSpritzgießtechnik. Wenn es umanspruchsvolle Spritzgussteile

geht, ist unsere Erfahrung auch inner-halb des Konzerns gefragt. “ Thomas Ber-ger ist Betriebsleiter im ZF-Werk Bay-reuth, und er ist stolz auf seine 165 Mit-arbeiter starke Mannschaft. Kann er auchsein. Denn zur Einordnung seiner Be-merkung muss man wissen, was „derKonzern“ eigentlich ist. ZF Friedrichs-hafen ist einer der größten Autozuliefe-rer der Welt mit einem Umsatz von zu-letzt knapp 18,5 Milliarden Euro (2014),gut 71 000 Mitarbeitern und 113 Pro-duktionsgesellschaften in 26 Ländern.„Das macht einen stolz, in einem so gro-ßen Unternehmen auf einem bestimm-ten Gebiet Experte zu sein.“ Und geradeerst hat ZF die Übernahme des US-Un-

ternehmens TRW abgeschlossen, wasUmsatz und Mitarbeiterzahl nahezu ver-doppelt . . .

Viele Bayreuther sprechen heute nochvon Cherry, wenn sie das Werk am Tech-nologiehügel in Wolfsbach meinen. Undes ist ja wirklich gerade gut sieben Jahre

her, dass Cherry von ZF übernommenwurde. Seitdem wurde der heutige Kon-zernbereich Elektronische Systeme mehroder weniger um die neue Tochter he-rum gebaut, sagt Pressesprecher Mi-chael Lautenschlager. 3550 Mitarbeiterhat der Bereich heute, davon gut 1300am Hauptsitz in Auerbach in der Ober-pfalz. Der Umsatz: 640 Millionen Euro.

Doch zurück in den Raum Bayreuth.Denn hier liegt die Keimzelle des Gan-zen. 1963 in Bad Berneck gegründet,zog die Popp-Cherry GmbH 1969 nachBayreuth. 1979 wurde das Werk in Au-erbach eingeweiht, 1996 das neue Werkin Bayreuth am jetzigen Standort. Losging’s einst mit der Montage einfacherSchalter sowie der Produktion von Tas-ten für die Cherry-Tastaturen, die imKonzern übrigens heute noch produziert

„Ein Maschinenführerbei uns muss mit

seinem FachwissenHydraulik, Pneumatik,

Mechanik und vielesmehr abdecken.“

Thomas Berger,ZF-Werksleiter in Bayreuth

Das ZF-Werk in Bayreuth verdankt seine Wettbewerbsfähigkeit unter anderem dem hohen Automatisierungsgrad. Dieser Roboter be-wegt ein Werkzeug, das allein rund 100 Kilo wiegt. Fotos: Ronald Wittek

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Die Wirtschaft

werden. Das Werk in Bayreuth aber nahm einen an-deren Weg, die Produkte wurden immer an-spruchsvoller. Heute werden hier sogenannte Elekt-rokomponententräger, Sensorbaugruppen und Ge-häuse für Mikroschalter hergestellt.

BMW, VW, Daimler, Renault – die Teile aus Bay-reuth finden sich in den Modellen fast aller großenAutohersteller wieder. Beliefert werden dabei an-dere Zulieferer ebenso wie andere Bereiche inner-halb des ZF-Konzerns – etwa mit Steuerungen fürAutogetriebe, für die ZF ja bekannt ist. Ein anderesBeispiel ist ein Türschlosssystem für BMW. Hier wer-den Schaltungsträger zunächst mit Kunststoff um-spritzt, danach mit Elektronik bestückt und ab-schließend abgedichtet. Und zwar unter hohen Qua-litätsanforderungen. „Wasser, Eis, Salz, Erschütte-rungen oder Temperaturen von minus 40 bis plus80 Grad dürfen die Funktion des Bauteils nicht be-einträchtigen“, sagt Werksleiter Berger. Die Feh-lerrate am Standort liege bei 1,8 pro einer MillionTeile: „Das ist Weltklasse.“ Gewährleistet wird die-se Qualitätsrate neben automatischen Scannerndurch das Engagement und die Fachkompetenz derMitarbeiter, so Berger.

Und doch reicht einmal Weltklasse nicht aus,denn der Konkurrenzkampf ist hart. „Bei diesen

Das Unternehmen

D as Werk in Bayreuth gehört innerhalb derZF Friedrichshafen AG zum Geschäftsfeld

Elektronische Systeme, dessen Hauptsitz in Au-erbach in der Oberpfalz ist. Die Standorte Bay-reuth und Auerbach gehörten früher zum Unter-nehmen Cherry, das 2007 von ZF übernommenwurde. Der gesamte Bereich hat rund 3550 Mit-arbeiter, davon arbeiten gut 1300 in Auerbachund 165 in Bayreuth. Es gibt je zwei weitereStandorte in Deutschland und China sowie jeeinen in Tschechien, Mexiko und Indien. DerGeschäftsbereich machte im vergangenen Jahr640 Millionen Euro Umsatz.Der gesamte ZF-Konzern kam 2014 auf Erlöse

von gut 18,4 Milliarden Euro, unterm Strich blie-ben 672 Millionen Euro Gewinn. Die Mitarbeiter-zahl betrug zum Jahreswechsel 71 402, die Zahlder Produktionsgesellschaften 113 in 26 Län-dern rund um den Erdball.Mitte Mai hat der ZF-Konzern die Übernahme

des US-Unternehmens TRW perfekt gemacht.Damit beträgt der addierte Umsatz nach Unter-nehmensangaben mehr als 30 Milliarden Euround die Mitarbeiterzahl gut 130 000, was ZF zueinem der drei größten Automobilzulieferer welt-weit macht. sts

Einmal am Tag treffen sich (von links) der Bayreuther ZF-Werksleiter Tho-mas Berger und seine Abteilungsleiter Michael Finken, Karl Ströbel, Mar-tin Leipold und Rainer Bauer, um die aktuelle Lage zu besprechen und bei Be-darf zeitnah reagieren zu können. Einmal pro Woche findet ein Sicherheits-durchgang statt.

19#02.2015

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Page 19: Die Wirtschaft 2|2015

Die Wirtschaft

Techniken waren wir vor acht, zehn Jah-ren noch deutlich führend. Jetzt habenMitbewerber aufgeholt“, sagt Berger undergänzt: „Wir müssen permanent an derweiteren Verbesserung unserer Prozessearbeiten.“ Und so haben sie in Bayreuthwieder etwas Neues vor, etwas, das er-neut für einen Vorsprung sorgen soll.Mehr möchte und darf man dazu vor-erst noch nicht sagen.

Ein zweistelliger Millionenbetrag solldafür in den kommenden Jahren in Bay-reuth investiert werden. Und zwar in ers-ter Linie in den Maschinenpark. „Um imweltweiten Wettbewerb bestehen zukönnen, brauchen wir einen hohen Au-tomatisierungsgrad und bestmöglicheAuslastung“, sagt Standortleiter Berger.Und so gibt es auf der rund 4500 Quad-ratmeter großen Produktionsfläche Ma-schinenstraßen mit bis zu 17 Roboternhintereinander, die nahezu rund um dieUhr im Dreischicht-Betrieb laufen.

Und trotz aller Automatisierung undständigen Produktivitätssteigerungen istder Faktor Mensch ganz wichtig, so Ber-ger, denn: „Wenn eine Produktionsstra-ße reibungslos funktionieren soll, dannbrauchen sie motivierte und gute Leute.Es gibt dann ja keinen Puffer mehr, je-der Ausfall geht automatisch mit einerniedrigeren Produktionsmenge einher.“

Ein entscheidender Pfeiler sei dabei dieteilautonome Gruppenarbeit, sagt Ber-ger. Kleine Teams organisieren ihren Ar-beitsbereich selbst und bringen konti-nuierlich Verbesserungen auf den Weg –in Bayreuth jährlich rund 550. Nur so seider jährliche Teileausstoß in dreistelli-ger Millionenhöhe zu schaffen. Im Werkgibt es zudem fast ausschließlich Fach-arbeiter. Berger: „Ein Maschinenführerbei uns muss mit seinem Fachwissen dieBereiche Hydraulik, Pneumatik, Mecha-nik und vieles mehr abdecken.“

Thomas Berger ist übrigens ein alterCherry-Mann, kam vor rund 30 Jahrenzum Unternehmen. Seit gut sieben Jah-ren leitet er jetzt das Werk. Trauert erden alten Zeiten nach? Auch wenn dieEntscheidungswege in einem großenKonzern mitunter länger seien, will erdie neuen Möglichkeiten nicht missen.„Es gibt schon innerhalb des Konzernsganz andere Absatzmöglichkeiten, alswir sie früher hatten. Von der weltwei-ten Ausrichtung ganz zu schweigen“, sagtBerger. Es ist also alles auf Zukunft ge-stellt im ZF-Werk in Bayreuth. Auch wennes neben den modernen noch eine derganz alten Maschinen gibt. Auf ihr wer-den immer noch Return-Tasten für Cher-ry-Tastaturen hergestellt.

Stefan SchreibelmayerIn langen Bahnen werden die Leitungsträ-ger von sogenannten Coils abgerollt . . .

. . . und dann vollautomatisch weiterverarbeitet. Am Ende kommt ein von Kunststoff umgebenes elektronisches Bauteil heraus.

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Die Wirtschaft

Das NDR-Nach-richtenstudio inHamburg, in demauch die Tages-themen entste-hen: Die an derDecke an Schie-nensystemen be-weglichen Kame-raroboter stam-men von Stäubli.Foto: NDR

Keine Tagesschauohne Technik aus Bayreuth

Stäubli-Tochter stattet TV-Studios mit Kamerarobotern aus

W er macht sich schon Gedanken darü-ber, wie so ein TV-Nachrichtenstudiofunktioniert, wenn er abends daheim

auf dem Sofa sitzt? Wenn Jan Hofer in der Tages-schau die Nachrichten spricht? Wenn Caren Mios-ga die Tagesthemen moderiert, oder Marietta Slom-ka das Heute Journal? Läuft doch alles perfekt.Stimmt – aber nur, weil zuvor zum Beispiel bei Stäu-bli Robotics in Bayreuth jede Menge getüftelt wur-de. Besser gesagt bei der Tochter Camerobot, dievollautomatische Kameraroboter für Nachrichten-studios, aber auch für die Werbeindustrie liefert.

Es ist eine kleine, aber sehr feine Ideenschmiede,die da gegründet wurde. Und sie hat vor allem zu Be-ginn vom guten Ruf der Stäubli-Roboter profitiert.Denn dieser Ruf hatte sich auch bis zu TV-Techni-kern herumgesprochen, die dann vor einigen Jah-ren in Bayreuth nachfragten, was denn so möglichsei an Zusammenarbeit zwischen Fernsehkamera

und Roboter. Ein Potenzial, das Manfred Hübsch-mann schnell erkannte. Der damalige Geschäfts-führer des Bereichs Robotics bei Stäubli in Bay-reuth gründete 2010 Camerobot, nachdem schonzuvor beim Nachrichtensender n-tv erste Versuche

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Page 21: Die Wirtschaft 2|2015

Die Wirtschaft

gelaufen waren. Seitdem ist die Technik immer aus-gefeilter geworden und die Aufgaben wurden an-spruchsvoller – viel anspruchsvoller. Denn die Nach-richtenstudios der beiden großen öffentlich-recht-lichen Sender sind nun mal die Flaggschiffe in derBranche. Erst wurde das große ZDF-Studio in Mainzfür die Sendungen Heute und Heute Journal aus-gestattet – dann das NDR-Studio in Hamburg, indem rund um die Uhr produziert wird, und zwar un-ter anderem Tagesschau und Tagesthemen.

„Anspruchsvoller geht’s nicht mehr“, sagt GeraldVogt, der Nachfolger von Hübschmann als Ge-schäftsführer bei Robotics und damit auch bei Ca-

merobot. Hübschmann ist kürzlich in den Ruhe-stand gegangen. Dass er trotzdem noch Feuer undFlamme ist für seine Kameraroboter, lässt sich leichtan dem Elan erkennen, mit dem er deren Fähig-keiten beschreibt. Denn die Basis sind zwar nor-male Industrieroboter, aber sie sind natürlich mo-difiziert. Vor allem, um zwei wichtige Eigenschaf-ten zu erfüllen: Sie müssen absolut leise sein undvöllig vibrationsfrei arbeiten. Eigenschaften also,die in der Industrie nicht ganz oben auf der Anfor-derungsliste stehen.

Im TV-Studio aber sind sie unabdingbar. Dennselbst das leiseste Surren würde stören, denn au-ßer der Stimme des Moderators gibt es ja eigent-lich keine weiteren Geräusche. Und bei einem zit-ternden Bild, wie man es von früher kennt, würde je-der seinen Fernseher gleich zum Händler zurück-tragen, weil er meint, er sei kaputt.

Anforderungen, die alles andere als leicht zu er-füllen sind. So müssen die Roboter aufwendig ge-dämmt werden. Besondere Getriebe und Motorensowie ein spezieller Kamerakopf tun ihr Übriges.Doch das ist noch nicht alles, denn die Kameraro-boter müssen sich ja auch noch im Studio bewegenkönnen. Dafür laufen sie – wie im Fall der ARD –an Schienensystemen an der Decke oder in kleine-ren Studios – etwa beim Südwest-Rundfunk SWR –auf Luftkissen am Boden. Und auch hier darf na-türlich nichts vibrieren, quietschen oder summen.Die Kamerafahrten werden übrigens über eine ei-

Manfred Hübsch-mann (Mitte) hatCamerobot einstgegründet. GeraldVogt (links) istsein Nachfolgerals Geschäftsfüh-rer auch für denBereich Robotics.Und Peter Pührin-ger verantwortetden Bereich Ca-merobot. Haupt-person aber ist derRoboter.Foto: Ronald Wittek

Das Unternehmen

D er Schweizer Stäubli-Konzern hat mehr als 4000 Mitarbeiter welt-weit und gibt seinen Jahresumsatz mit über einer Milliarde Schwei-

zer Franken an. Das Unternehmen ist in den Bereichen Textilmaschinen,Kupplungssysteme und Roboter aktiv. Diese finden sich auch am Stand-ort Bayreuth mit rund 450 Mitarbeitern. Etwa 250 davon gehören zumBereich Kupplungen, knapp 60 zu Robotics, der Rest zu Textile.

Die Robotics-Niederlassung Bayreuth kümmert sich um Vertrieb undService unter anderem für Deutschland, Österreich und Skandinavien.Hauptkunden sind Automobilzulieferer, die Lebensmittelindustrie und dieMedizintechnik mit entsprechend hohen Hygienestandards.

Der kleinste Roboter von Stäubli hat eine Tragkraft von einem Kilo und22 Zentimetern Reichweite. Der Größte kommt bei 3,30 Meter Reichwei-te auf 210 Kilo Tragkraft. sts

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Die Wirtschaft

gens bei Camerobot geschriebene Software vorherprogrammiert und sind so immer wieder abrufbar.Das sogenannte „Flying Open“ vor jedem HeuteJournal – also der „Eröffnungsflug“ der Kameraquer durchs Studio und dann auf den Moderatorzu – ist ein Beispiel dafür. Allerdings kann auch je-derzeit per Joystick eingegriffen werden. Bis zu130 000 Euro kann so ein Roboter einzeln kosten.Bei komplexen Systemen wie im Fall der ARD gehtes dann deutlich in den siebenstelligen Bereich.Und so spricht Geschäftsführer Vogt von einem„sehr interessanten“ Geschäftsfeld – auch weil eskaum Konkurrenz gibt.

Fünf Mitarbeiter hat Camerobot momentan, dochsoll die Belegschaft rasch wachsen, sagt der neue Be-reichsleiter Peter Pühringer, der im KonzernsprechDivision Manager heißt. Was auch an einem relativneuen Geschäftsfeld liegt – Kamerarobotern für Spe-zialeffekte. Die werden unter anderem in der Wer-befilmbranche eingesetzt, meist zusammen mit ei-ner Highspeed-Kamera. Bis zu drei Meter in der Se-kunde kann ein solcher Roboter auf einer Schienezurücklegen, der Kamerakopf kommt sogar auf ei-ne Bewegungsgeschwindigkeit von bis zu zwölf Me-tern pro Sekunde. Damit sind spektakuläre Auf-nahmen möglich. Wenn die Kamera etwa einem he-runterfallenden Glas folgt, oder herumfliegendemPopcorn, oder Regentropfen, die auf eine Auto-scheibe fallen – und das Ganze in Superzeitlupe,dank einer Hochgeschwindigkeitskamera, die bis

zu 2500 Bilder in der Sekunde macht. „Das kann au-ßer uns keiner“, sagt Pühringer, und ergänzt ohnejeden Anflug von falscher Bescheidenheit: „Schnel-ligkeit, Steifigkeit, Fahrruhe, Beschleunigung – daspasst einfach ideal auf unsere Roboter.“ Und so wur-den schon viele Werbefilme – etwa für bekannteHamburger-Ketten oder Autohersteller – mit Ka-merarobotern aus Bayreuth gedreht. Auch so et-was, bei dem sich kaum einer Gedanken darübermacht, wie es eigentlich funktioniert.

Stefan Schreibelmayer

Relativ neu ist dasFeld der Kamera-roboter für Spezi-aleffekte. Dieserhier kann auf einerSchiene drei Me-ter in der Sekundezurücklegen, seinKamerakopf istsogar bis zu zwölfMeter pro Sekun-de schnell.Foto: Ronald Wittek

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Die Wirtschaft

Der Kulmbacher Elektroauto-PionierMichael Möschel glaubt fest an das E-Mobil und will es in der Region in Fahrt bringen

E igentlich hat Michael Möschel jaBenzin im Blut. Das ist nicht ver-wunderlich, denn Motoren spie-

len im Leben des 47 Jahre alten Kulm-bacher Unternehmers (Verkehrsakade-mie, MGTM FleetService) eine zentraleRolle. Die Akademie mit acht deutschenStandorten bildet Berufskraftfahrer aus,forscht und berät Unternehmen. DieTochter MGTM vermietet (Spezial)-Fahrzeuge, bietet Fahrtrainings an, or-ganisiert Transporte oder Events. Rund25 Lkw, drei Busse, 40 Pkw, dazu nochBagger, Radlader, Gabelstapler hat Mö-schel. Auch drei Elektroautos hat er imMietwagenpark: einen e-Golf, eine elekt-rische B-Klasse und den knapp sieben

Meter langen Mitsubishi-TransporterCanter Fuso Eco-Hybrid. Möschel ist einüberzeugter Anhänger des E-Autos. „Dasist wirtschaftlich extrem sinnvoll.“

Möschel will die Stromer in der Regi-on attraktiver machen. Auch auf derKulmbacher Automesse vor wenigenWochen stellte er seine E-Autos aus, dieBesucher Probe fahren konnten. „DieMenschen sollen sich damit beschäfti-gen. Sie sollen nach Hause gehen und da-rüber nachdenken.“

Nachgedacht über E-Autos hat Mö-schel schon viel. Und, klar für einen Un-ternehmer, genau gerechnet. Die Lea-sing-Rate, sagt er, sei mit 320 Euro fürden e-Golf nur 30 Euro höher als fürden normalen Golf. 90 Prozent aller E-Autos würden geleast. Bei den Treib-stoffkosten hat der Verbrenner keineChance: Fünf Liter Diesel für 100 Kilo-

Drei Elektroautos hat Michael Möschel bereits im Mietwagenpark: einen e-Golf, eine elektrische B-Klasse und den Mitsubishi-Trans-porter Canter Fuso Eco-Hybrid. Fotos: Roland Töpfer

„Die Menschensollen sich damit

beschäftigen.Sie sollen nach Hause

gehen und darübernachdenken.“

Michael Möschelüber Elektroautos

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Die Wirtschaft

meter kosten netto rund fünf Euro. Die20 Kilowattstunden, die der e-Golfbraucht und die Möschel vom eigenenPV-Dach holt (14 Cent Einspeisevergü-tung), kosten 2,80 Euro. Das Elektro-auto ist zehn Jahre steuerbefreit, der Golfkostet rund 250 Euro Kfz-Steuer im Jahr.Beim Kundendienst in der Werkstatt istder Stromer deutlich günstiger als her-kömmliche Autos. Ölwechsel, Zündker-zen oder einen neuen Auspuff brauchtein E-Auto nicht. Nur die Bremsen ver-schleißen schneller, weil sie wegen derRekuperation (Energierückführung mitBremswirkung) weniger als sonst ge-braucht werden. Mit der Folge, dass sieeinlaufen oder Rost ansetzen.

Über den reinen Kostenaspekt hinausist Möschel überzeugt, „dass wir es unskeine 15 Jahre mehr erlauben können,mit fossilen Brennstoffen für Mobilität soumzugehen wie heute“. China und Indi-en: „Das werden wir nicht hinkriegen.“

Aus der Sicht der Verbraucher hat dasE-Auto noch keinen besonders guten Ruf.Geringe Reichweite, lange Ladezeiten,teuer in der Anschaffung – die Ver-kaufszahlen sind enttäuschend. AuchMöschel kritisiert, dass die Infrastrukturnoch nicht auf die E-Mobilität vorberei-tet ist. Aber die Reichweite sei für die al-lermeisten Nutzer kein Problem, weil dietäglichen Strecken relativ kurz seien. ImIdealfall kommt das E-Auto morgens beider Ankunft in der Firma an die Lade-station. Nach acht Stunden Arbeit ist esvoll aufgeladen und kann mit gefühl-vollem „Gasfuß“ wieder an die 150 Ki-lometer laufen. Nachts in der Garage la-den ist nicht so gut. Dann ist die Sonneweg, die tagsüber viele E-Auto-Batterienfüllen kann. Die Batterien werden baldbesser, ist Möschel sicher. 50 Prozentmehr Reichweite zum halben Preis bei30 Prozent weniger Gewicht in drei Jah-ren – das sei schon drin.

Möschel glaubt, dass das Elektroautoschon in den nächsten drei Jahren rich-tig Fahrt aufnehmen wird. Seine Vision:„Es wird einer kommen, der ein Elekt-roauto mit einer Reichweite von 200 Ki-lometern plus x für unter 20 000 Euro an-bietet.“ Einer? Ja, vielleicht Samsung,Hyundai oder jemand anders. Ein her-kömmlicher Autobauer muss es nichtsein. Denn: Die Kernkompetenz vieler

Fahrzeugkomponenten steckt bei denZulieferern. „Das kann man am Marktzusammenkaufen.“ Und einen Otto- oderDieselmotor braucht es nicht mehr. „EinDesigner, der noch eine schöne Kugel au-ßen rum macht, der findet sich.“

Wenn die E-Autos kommen, könntees für das Kfz-Handwerk eng werden.Weil viel weniger Reparaturen nötig wä-ren, fielen viele Aufträge weg. „Das wol-

len wir gar nicht zu Ende denken“, sagtMöschel.

Auch die Jugend könnte zum Treiberder Elektromobilität werden. Eine Ge-neration wird erwachsen, „die ein völliganderes Verhältnis zur Mobilität hat“,sagt Möschel. Mobil sein sei wichtig,doch wie, das spiele eine untergeord-nete Rolle. Tiefer gelegt, röhrende Dop-pelauspuffe, dicke Spoiler – alles Relik-te der Vergangenheit. Vor zehn Jahrenhaben 80 Prozent der 18-Jährigen ihrenFührerschein gemacht, sagt Möschel.Heute seien es im ländlichen Raum noch70 Prozent, in Ballungszentren nur noch50 Prozent.

Wird Michael Möschel, der Mann derMotoren, zum Kulmbacher Elektroauto-Pionier? „Die Frage beantwortet die Ge-schichte vielleicht einmal.“ Der Renn-strecke hat er schon einmal den Rückengekehrt. „Den Chevrolet Cup, den ichmir leisten konnte, gibt’s nicht mehr.“Andere Rennen würden sechsstellige Be-träge erfordern. „Die hab‘ ich im Mo-ment nicht übrig.“ Und überhaupt, sagtder E-Auto-Fan: „Das passt nicht zu-sammen.“ Roland Töpfer

Zur Person

Michael Möschel (47) ist IHK-Vize-präsident und geschäftsführenderGesellschafter der VA Verkehrsaka-demie Holding, die mit 160 Mitarbei-tern an acht deutschen Standortenzwölf Millionen Euro Umsatz macht.Transport und Verkehr sind die Kern-bereiche des Unternehmens, dasBus- und Lkw-Fahrer aus- und weiter-bildet und viele Arten von Fahrzeugenvermietet. Der Kulmbacher will dasElektroauto, dem er eine große Zu-kunft voraussagt, in der Regionpushen und immer mehr Menschenmit ihm in Berührung bringen. töp

Elektrisch fahren lohnt sich auch heute schon, rechnet Michael Möschel vor.

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Die Wirtschaft

Die Ärzte-VermittlerBayreuther Gedikom ist seit dem Start 2007 stark gewachsen – Bis zu 140 000 Anrufer monatlich

Es ist Wochenende und Sie brauchendringend einen Arzt? Die Bayreuther Ge-dikom vermittelt Ihnen einen. Gedikomsteht für das Wortungetüm „Gesund-heitsdienstleistung Kommunikation“.Die GmbH, eine Tochter der Kassen-ärztlichen Vereinigung Bayern (KVB), istein Servicecenter für medizinischeDienstleistungen. 220 Mitarbeiter, 90Prozent davon Frauen, sitzen in demCallcenter im KVB-Gebäude in der Bran-denburger Straße und suchen jedem An-rufer die passende medizinische Unter-stützung. In seltenen Fällen muss derRettungsdienst alarmiert werden. ImFebruar und März, als die Grippewelledie Zahl der Kranken nach oben schnel-len ließ, hatte die Gedikom Hochbe-trieb. 130 000 bis 140 000 Anrufer wa-ren es damals im Monat, sagt Ge-schäftsführer Christian Hess, der seit demStart des Unternehmens im Jahr 2007Chef in Bayreuth ist. In den eher ruhi-gen Monaten August und September

komme man noch auf etwa 90 000 Ge-spräche monatlich.

Die Gedikom setzt auf medizinischvorgebildetes Personal: Arzthelferin-nen, Krankenschwestern, Rettungsas-sistenten. Der Mindestlohn war für dieKVB-Tochter nie ein Problem, sagt Hess.„Wir orientieren uns am Arzthelferin-nen-Tarifvertrag.“ Das heißt konkret,

dass die Einstiegsvergütung, also wennjemand frisch anfängt, bei rund zehnEuro die Stunde liegt. Dazu kommennoch Schichtzuschläge oder das Weih-nachtsgeld. Gearbeitet wird in Schich-ten rund um die Uhr. „Sieben mal 24“,also sieben Tage die Woche zu je 24Stunden. Von sechs bis 14 Uhr, von 14bis 22 Uhr und von 22 bis sechs Uhr.Und warum fängt eine Kranken-schwester im medizinischen Callcenteran? Weil sie dann zum Beispiel wenigerProbleme mit der Betreuung der eige-nen Kinder hat, sagt Hess. Denn dieHauptlastzeiten der Servicefirma sindan Samstagen, Sonntagen und Feierta-gen. Eben immer dann, wenn die Pra-xen geschlossen haben und die Patien-ten auf anderen Wegen ihren Arzt fin-den müssen. An solchen Tagen ist derPartner in der Regel zu Hause und kannsich um die Kinder kümmern.

Die allermeisten Anrufer sind in Sor-ge um ihre Gesundheit. Ein klitzekleiner

DAS UNTERNEHMEN

D ie Bayreuther Gedikom GmbHist ein Servicedienstleister

für die Vermittlung ärztlicher Bereit-schaftsdienste. Im Call-Center in derBrandenburger Straße arbeiten rund220 Beschäftigte mit medizinischerVorbildung, die sich 113 Vollzeitstel-len teilen. Gedikom wurde im letztenJahr nach 2011 zum zweiten Malmit dem Bayerischen Qualitätspreisdes Wirtschaftsministeriums aus-gezeichnet. töp

Rund 220Beschäftigtemit medizinischerVorbildung arbei-ten bei Gedikom.Petra Drechsel isteine von ihnen.Foto:

Andreas Harbach

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Die Wirtschaft

Teil sucht nur einen Gesprächspartner.„Das kommt schon mal vor, vor allem inder Weihnachtszeit“, sagt Hess. „DieseMenschen suchen einfach mal jeman-den zum Reden.“ Menschen, die einsamsind oder Trennungsschmerz fühlen.Manchmal haben sie Liebenskummer.

Auch die Organisation von Terminenbeim Psychotherapeuten gehört zum Ge-dikom-Geschäft. Dieser Bereich ist be-sonders expansiv. Die Anruferzahlen sind

in den zurückliegenden Jahren immerzweistellig gewachsen. Und was machtGedikom noch? Termine fürs Mammo-graphie-Screening und viele Infos dazu,nachdem alle Frauen über 50 bis 69 Jah-re alle zwei Jahre eine Einladung zu ei-ner solchen Untersuchung erhalten undoft Fragen dazu haben. Die Bayreutherbegleiten auch medizinische Studien fürInstitute und Universitäten. Sie machenTelefoninterviews mit Angehörigen vonDarmkrebspatienten für eine Studie derUni in München (LMU), die herausfin-den will, wie stark das genetische Risikofür eine solche Erkrankung ist. Auch aneiner Studie der Uni Bayreuth über Kin-der mit Herzfehlern wirkte Gedikom mit.

Das Unternehmen ist seit dem Start2007 stark gewachsen. „Wir haben mit40 Arbeitsplätzen angefangen“, sagtHess. Nur ein Jahr später kamen weite-re 40 dazu. 2010/11 wurde dann er-

neut um 40 Plätze aufgestockt. Macht zu-sammen 120 Arbeitsplätze für 113 Voll-zeitstellen, die sich auf 220 Beschäftigteaufteilen. Hess rechnet damit, dass Ge-dikom in Bayreuth auch in Zukunftwächst. „Wir werden wachsen.“ Ge-sundheit bleibe ein Wachstumsfeld undbrauche Zentren, „die das steuern“. DieKVB ist Hauptauftraggeber für ihre Bay-reuther Tochter, die knapp sechs Milli-onen Euro im Jahr umsetzt. Der KVB-Ge-samtetat liegt bei 5,4 Milliarden Euro.

Kostendruck von der KVB? „Da wirdschon permanent geguckt“, sagt Hess,der jede Woche in München ist. „Wir

sind ein mittelständisches Unterneh-men. Wir haben einen Auftrag und dermuss gemeistert werden.“ Aber zu 99Prozent habe er „freien Lauf“, so Hess,der das Geschäft von der Pike auf kennt.Nach dem Abitur an der Fachoberschule(FOS) machte er Zivildienst, wurde dannRettungsassistent, arbeitete in der Leit-stelle in Fürstenfeldbruck, machteschließlich seinen Fachwirt Sozial- undGesundheitswesen. Dann ging er zurKVB. In Bayreuth will er bleiben. Beruf-lich. Privat lebt der 41 Jahre alte gebür-tige Landsberger mit Frau und Sohn inWaal im Ostallgäu. Roland Töpfer

Christian Hess (links) ist seit dem Start 2007 Chef bei Gedikom. Foto: Ronald Wittek

„Wir werdenwachsen.“

Christian Hess,Gedikom-Geschäftsführer

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Die Wirtschaft

Die MaßschneiderBei Frankia ist kein Wohnmobil wie das andere, aber alle sind 100 Prozent Made in Marktschorgast

W ohnmobil. Der Inbegriff derFreiheit. Fahren, wohin manwill. Und dort schlafen, wo

es einem gefällt. Ohne erst ein Zimmerbuchen oder auf hartem Boden ein Zeltaufschlagen zu müssen. Den Traum er-füllen sich immer mehr Menschen. Nichtnur die, die das Arbeitsleben hinter sichhaben und all das von der Welt sehenwollen, was sie bislang verpasst haben.Der Name Frankia spielt bei vielen die-ser Träume eine große Rolle.

Weil Frankia für Wohnmobile steht,die individuell auf den Kunden zuge-schnitten sind. Und weil Frankia nichtnur das bietet, was andere auch kön-nen, sondern in einigen nicht ganz un-wichtigen Bereichen innovativer ist alsandere. „Das haben nur wir“, sagt Bernd

Rupprecht mehrfach, wenn er einWohnmobil vorführt.

Das patentierte Absenkbett beispiels-weise, das auf zwei mal zwei Meter Lie-gefläche erweitert werden kann. „Damuss keiner mehr über den anderen drü-ber klettern, wenn er mal raus muss.Man kann bequem nebeneinander schla-fen. Oder den Werkstoff Balsaholz, „denwir als einzige in Europa einsetzen“, sagtRupprecht (48), seit 2013 General Ma-nager bei Frankia. 40 Prozent leichterals das Pappelholz, das sonst Grund-werkstoff für den Möbelbau ist. „ImLeichtbau ist Frankia führend.“

Weil Leichtbau bedeutet: Das Wohn-mobil braucht weniger Sprit. „Und fürden Wohnmobilisten noch viel wichti-ger: Die Zuladung. Man will ja mög-

DAS UNTERNEHMEN

F rankia produziert pro Jahr rund400 Fahrzeuge ausschließlich

am Standort Marktschorgast. JedenTag im Schnitt zwei Stück. Die Wohn-mobile gehen an 49 Händler in ganzEuropa, wo die Fahrzeuge bestelltwurden. Hauptabsatzmarkt istDeutschland, wo 50 Prozent derWohnmobile verkauft werden. Skan-dinavier und Briten reisen auch gernemit Frankia. Das Geschäftsjahr star-tet am 1. September, zeitgleich mitder weltgrößten Wohnmobilmesse,dem Caravan-Salon in Düsseldorf,„wo wir etwa 20 Prozent unserer Auf-träge schreiben“, sagt General Ma-nager Bernd Rupprecht. wah

Keins ist wie das andere, aber alle entstehen komplett in Handarbeit. Das eint die Wohnmobile von Frankia. „Gebaut wird immervon innen nach außen“, sagt Bernd Rupprecht, General Manager bei Frankia. Fotos: Ronald Wittek

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Die Wirtschaft

Das rollende Chassis wird angeliefert. VonFiat oder von Mercedes.

Dann kommt die Bodenplatte drauf. AlleFrankias haben einen doppelten Boden.

Inzwischen baut der Schreiner Möbel. AusPappel- oder Balsaholz.

Sieht schon recht weit aus: Der Innen-ausbau nach Kundenwunsch.

Komplett aus GFK: Die Außenhaut desWohnmobils wartet aufs Fahrzeug.

Alles dran, bis aufs Dach: Küche, Bad, Ver-sorgung sind schon drin.

Die Schneiderinnen machen es wohnlich.Auch alles auf Wunsch.

Dach drauf, Möbel drin. Aber es fehlt nochein bisschen was.

Genau: Licht an den richtigen Stellen, diePolster. So sieht Wohnen unterwegs aus.

lichst viel mitnehmen, wenn man mitdem Wohnmobil unterwegs ist“, wieRupprecht sagt.

Das Unternehmen wurde 1960 vonGustav Groß in Marktschorgast gegrün-det, baute Wohnwagen, die ab 1970 un-ter Feriela an den Autos hingen. Das ers-te Reisemobil verließ das Werk 1973,seit 1983 heißt die Firma Frankia und ge-hört seit 1990 zum französischen Kon-zern Pilote, der alleiniger Gesellschaftervon Frankia ist. Frankia macht heute rund30 Millionen Euro Umsatz im Jahr.

Tradition und Treue zum Standort –Marktschorgast hat für Frankia einen ho-hen Stellenwert. Denn an einem hat sichin 55 Jahren nichts geändert: fast allesist Handarbeit. Die 130 Mitarbeiter, diein Marktschorgast im Schnitt zweiWohnmobile pro Tag und rund 400 proJahr bauen, erledigen das „zu 80 Pro-zent in Handarbeit. Wir setzen keine Ro-boter ein, hier arbeiten Menschen“, sagtArea Sales Manager Konstantin Döhler(25). „Entwicklung, Produktion, Design.Alles hier in Marktschorgast. Da sind wir

stolz drauf. Die Fertigungstiefe ist enorm.Deshalb können wir auch für die Quali-tät stehen, weil wir alles selber gemachtund für den Kunden angefertigt haben.“

Frankia, sagt Bernd Rupprecht, ver-steht sich im Markt der Reisemobilbauer„als Nischenhersteller“. Deshalb jedochist „auch die Reaktionsgeschwindigkeitsehr hoch“, sagt Döhler. Frankia ist wen-dig, kann auf Trends reagieren. OderTrends setzen. Wie zu diesem Modell-jahr den mit der hellen Eiche. Das In-nendekor „Oak White“ für die Möbel sei

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Die Wirtschaft

ein Versuchsballon gewesen, sagt Rup-precht. Der gut ankommt bei den Kun-den, speziell denen aus Deutschland, mit50 Prozent Anteil der Hauptmarkt fürden Wohnmobilbauer aus dem Land-kreis Kulmbach. „In Skandinavien undEngland mag man lieber dunkles Holz.“

Die Kunden von Frankia haben meis-tens eine lange Camper-Karriere hintersich. Rupprecht definiert die so: „Die wa-ren erst mit dem Zelt unterwegs, dannim selbst ausgebauten VW-Bus. Dann kamder Wohnwagen, auf den ein erstes Rei-semobil folgte. Und dann der Wunsch,eins von Frankia zu haben.“ Obere Mit-telklasse, gehobenes Segment. In demBereich ordnet Rupprecht den Nischen-hersteller ein. Bei etwa 75 000 Euro be-ginnt der Einstieg, bei 160 000 Euro en-det die Preisliste mit voll ausgestattetenachteinhalb Metern Wohnmobil. MitHochleistungs-Solaranlage auf dem Dach.Mit Vorbereitung für eine Brennstoffzel-le zur Stromerzeugung. Ein Rundum-Sorglos-Paket für den, der in Norwegenautark am hintersten See stehen will.

Frankia sei nicht nur flexibel, wenn esdarum geht, auf Kundenwünsche ein-zugehen. „Das geht so weit, dass der Kun-de seinen eigenen Stoff mitbringen kann,

den wir dann hier verarbeiten“, sagtDöhler. Das gesamte Programm ist durchdas Baukastensystem flexibel. Länge,Fahrgestell von Fiat oder Mercedes, Auf-bauform, Inneneinrichtung – alles freiwähl- und kombinierbar. „Die meistenentscheiden sich für ein Fiat-Chassis undein integriertes Modell“, sagt Rup-precht. Die Preise dafür beginnen bei82 000 Euro. Integriert bedeutet: ohnedie typische Transporter-Schnauze, mitmehr Innenbreite und damit natürlich

mehr Platz. 80 Prozent, sagt Döhler, fah-ren auf der Fiat-Bodengruppe, „weil Fiatflexibler ist“.

Da die Kunden in dem wachsendenMarkt jünger werden, hat Frankia zumaktuellen Modelljahr das Programm aus-gebaut: Die Oberfranken werden in der3,5-Tonnen-Klasse aktiv. „Frankia warbekannt dafür, zwischen 3,5 und 7,5Tonnen zu agieren“, sagt Rupprecht.Aber die neuen Führerschein-Klassenhaben die Grenzen verschoben. Bislangdurfte jeder mit dem alten Dreier-Füh-rerschein bis zu 7,5 Tonnen chauffieren,mit der Führerscheinklasse B gehen ma-ximal 3,5 Tonnen.

Die Produktion bei Frankia erinnertan einen mittelständischen Handwerks-betrieb: Schreinerei, Lackiererei, Bauriesiger Teile aus glasfaserverstärktemKunststoff – rundum, nicht nur am Dachwird GFK verwendet – und Näherei. Dasnackte Chassis wird in die Halle gerollt,in vier Wochen wird das kompletteWohnmobil daraus. „Aufgebaut von in-nen nach außen“, sagt Döhler. „JedesWohnmobil ein Einzelstück. Wir ferti-gen nur auf Bestellung“, sagt Rup-precht. „Und jedes Auto, das wir bauen,ist bezahlt.“ Eric Waha

Bernd Rupprecht ist seit 2013 GeneralManager des Unternehmens Frankia.

Warten auf den ersten Ausflug: Die Wohnmobile, die bei Frankia auf dem Hof zur Auslieferung bereitstehen, sind allesamt Einzel-stücke. Die meisten gehen nach Deutschland, Skandinavien oder Großbritannien.

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