Die Zeit: Weil sie Arzt werden wollen

Embed Size (px)

Citation preview

  • 8/8/2019 Die Zeit: Weil sie Arzt werden wollen

    1/1

    90 18. November 2010 DIE ZEIT No 47 CHANCENSCHULE / HOCHSCHULE

    kein Problem war, denn das Studium hier kenntkeine Eile. Niemand muss nach vier Jahren den Ab-schluss erbringen, wenn er noch acht weitere Jahresitzen muss. Die meisten Gefangenen arbeiten zudemnoch mehrere Stunden am Tag in der Wscherei oderder Kche des Gefngnisses oder gehren zur Putz-kolonne. Drei Stunden am Tag kommen die Pro-fessoren und Mitarbeiter des BPI ins Gefngnis, umihre Kurse zu geben. Es gibt eine Bibliothek, aberkeinen Zugang zum Internet. Die Lehrbcher werdenvom Bard College zur Verfgung gestellt. Die Stu-denten knnen bestellen, was sie brauchen.

    Carlos Rosado hat sieben Jahre fr sein Studiumgebraucht. Kenner rang mit ihm darum, sein Poten-zial nicht wieder zu vergeuden, wie schon einmal, alser trotz offensichtlicher schulischer Begabung aus-gestiegen war, um einem anderen Glamour hinter-herzujagen, wie Rosado es nennt. Schlielich fander sein Thema: Ich begriff, dass es eine intellektuellePerspektive auf das Essen gibt, und so studierte ichdie anthropologischen und die kologischen Aspekteder Ernhrung. Ich las Emerson und Thoreau, RachelCarson und Michael Pollan. Doch von seiner Zelleaus sah er auf einen einzigen fernen Baum, und erlebte von chemisch angereicherter, nahezu ungenie-barer Gefngniskost. Im Sommer 2009 wurde seinerPetition stattgegeben, den Bard-Woodbourne-Gemse-garten innerhalb der Gefngnismauern anzulegen.Metallgerte waren verboten, und so bearbeiteten erund 30 Helfer die Erde mit Stcken, Steinen, Plas-tikgabeln und -lffeln. Und wie es einst, in den Jahrenvor der Abschaffung von Gefngnisgrten zugunsteneiner industriell homogenisierten Versorgung, all-gemein blich gewesen war, durften die Insassen ihreMahlzeiten wieder um frische Nahrung ergnzen.

    Kein Gefangener lsst sich von seinem Seminar

    ablenken, wenn durch die vergitterten Fenster desKlassenzimmers im Souterrain Gesprchs- und Mu-sikfetzen vom Woodbourne-Gefngnishof dringen.Die zwlf Studenten, die an diesem Tag an einemKurs ber den Islam im Mittelalter teilnehmen, be-finden sich in regem Austausch mit der Professorin,einer von 65 Angestellten der BPI, die fr ihre Lehr-ttigkeit ganz regulr aus dem 1,3-Millionen-Dollar-Jahresbudget der Organisation bezahlt werden. Bard-Studenten stiften ihre Zeit als Tutoren. Wir sindjedoch nicht auf Freiwillige angewiesen, betont Max Kenner, der keine Mhe hat, Professoren auch vonder Columbia und New York University fr die Arbeitim Gefngnis zu gewinnen. ltere Fakulttsmit-glieder haben oft ihren lngst erlahmten Enthusiasmusfr das Lehren wiederentdeckt, weil sie noch nie soengagierte Studenten hatten, sagt er. Seit Bestehender Initiative haben 200 Insassen der fnf partizipie-renden Strafanstalten ein Hochschulstudium begon-nen, 100 haben ihren Abschluss gemacht, 50 weiterewerden diesen Winter ihr Studium beenden. Unse-re Studenten reprsentieren das ganze System siesind zu 65 Prozent afroamerikanisch, zu 30 Prozenthispanisch, zu fnf Prozent wei sie gehren keinerkriminellen Elite an, insistiert Kenner.

    Nur zwlf inhaftierte Bard-Abgnger durften seit2005 mit ihren Diplomen das Gefngnis verlassen,keiner von ihnen wurde wieder straffllig. Rosadoswichtigster Mitstreiter bei der mhsamen Bepflan-zung des Gefngnisgartens, William Jett, wird indiesen Tagen nach 26 Jahren seine Freiheit wieder-gewinnen. Die BPI sieht Jett, der wegen Mordes ein-sitzt, als Gnade, aber man begreift auch in allerKlarheit, was man versumt hat, meint der schch-terne Mann, der seine Angst vor der Unabhngigkeitfreimtig gesteht. Neben ihm sitzt Bill Doane amComputer, der vor knapp 24 Jahren seinen Nachbarnim Alkoholrausch umbrachte und noch in den Ge-nuss eines Collegeprogrammes vor Patakis radikalerManahme kam. Seine Arbeit ber die Bedeutung der katholischen Kirche fr die schwarze Brger-

    rechtsbewegung im Rahmen der BPI hat ihm seinzweites Diplom eingebracht, und nach seiner Ent-lassung will der einstige Bauarbeiter seinen Doktormachen. Dass er Arbeit finden wird, glaubt er nicht:Ich konkurriere als 55-jhriger Mrder auf Bewh-rung mit jungen Leuten, die noch nie ein Strafman-dat fr falsches Parken bekommen haben.

    Carlos Rosado dagegen ist optimistisch. SeinenJob als Grtner im Bard College macht er zwar nurehrenamtlich, aus Dankbarkeit, wie er sagt, undmuss sich seinen Unterhalt in einer Recycling-Anlage

    verdienen. Er wohnt mietfrei bei seiner Tante in einerWohnwagensiedlung, sein Zimmer ist kaum grerals seine Gefngniszelle, doch materielle Dinge be-deuten ihm heute wenig seine Tchter, die er alsTeenager zeugte, kaufen ihm gegen seinen Willen dieMarkenturnschuhe, von denen er einst jeden Tag einneues Exemplar bentigte. Rosado will seine Abhand-lung ber die Geschichte der Gefngnisernhrung zueinem Buch ausweiten, und er hat vor, sich als Aktivistfr bessere Verpflegung im Strafvollzug ntzlich zumachen. Und, ja, er hofft noch immer, dass ihn je-mand groartig findet und mit auf Reisen nimmt.

    Fortsetzung von S. 89

    Rmeysa Cift und Bora Cem Celik haben geradeihre ersten Erfahrungen als Schriftsteller gemacht.Sie sind 14 Jahre alt und besuchen die Klasse 8cder Gesamtschule Wilhelmsburg. Zusammen mitdem Schweizer Autor Richard Reich, der das Pro- jekt Schulhausroman bereits im Jahr 2004 in der Schweiz initiierte,schrieben sie den RomanGeschich-ten aus Willytown.Er handelt von Aliens, lebenden PCs, Trume-rinnen und vor allem von Wil-helmsburg, dem multikulturellenStadtviertel im Sden von Ham-burg. Die 12- bis 17-jhrigenSchler haben ein halbes Jahr lang

    eine Doppelstunde pro Woche andem Roman gearbeitet. Mithilferenommierter Hamburger Autorensollen in diesem Schuljahr nochvier weitere Schulhausromane ent-stehen. Anlass fr Richard Reich, das Projekt inder Schweiz zu initiieren, war eine Lesung in einerHauptschule, bei der er feststellen musste, dass dieSchler ihm nicht zuhrten und vllig unkonzen-triert waren. Durch den Schulhausroman erfahren Jugendliche nun, wie viel Mhe es macht, Litera-tur zu produzieren. Weitere Informationen berdas Projekt erhlt man unter: www.schulhaus-roman.de.

    DIE ZEIT: Wie wrdet ihr das Projekt Schul-hausroman in einem Satz erklren?Bora Cem: Das ist ein Projekt, in welchem einguter Schriftsteller in eine Klasse kommt und mitden Schlern einen Roman schreibt.

    ZEIT: Wie seid ihr vorgegangen?Rmeysa: Als Erstes haben wirIdeen gesammelt. Herr Reich hatuns vorgeschlagen, wir sollen ei-nem Alien, der sich hier nichtauskennt, die schnsten Orte Wilhelmsburgs zeigen und dar-ber schreiben.Bora Cem: Da wir zu viele unter-schiedliche Ideen hatten, haben

    wir in kleinen Gruppen und mitder Hilfe von Herrn Reich ver-schiedene Geschichten geschrie-ben, die wir am Ende nur nochzusammengestellt haben. Am

    vierten Tag haben wir im Literaturhaus eine Le-sung gegeben. Jeder hat einen Teil seiner Ge-schichte vorgelesen. Die Kultursenatorin hat zu-gehrt, und wir wurden vom Fernsehen gefilmt.Das war aufregend und hat Spa gemacht.ZEIT: Wovon handeln eure Geschichten?Rmeysa: Von vielen verschiedenen Dingen. Von Jugendlichen und dem Viertel Kirchdorf Sdzum Beispiel, in dem sie leben.

    ZEIT: Bekommen wir eine Leseprobe?Rmeysa: In Willytown gibt es drei Freundin-nen. Sie gehen jede Woche einmal zur Elbe.Dort liegen sie auf einer Wiese und gucken denHimmel an. Jede von den drei Freundinnenstellt sich Wolken als Bilder vor.Dann fangen sie an zu trumen.Die erste Freundin trumt vonihrem Lieblingsidol. Ihr Lieb-lingsidol ist Justin Bieber, weilsie seine Lieder sehr mag. Diezweite Freundin trumt von ei-nem vergangenen Urlaub, vonden letzten Maiferien in derSchweiz. Die dritte Freundin

    trumt von der Zukunft. Siestellt sich vor, dass sie ihr Abiturgeschafft hat und Stewardessgeworden ist. Sie hat Zwillingeund lebt mit ihrer Familie glck-lich in Paris, in einem Einzelhaus. Dort lebenauch ihre zwei Freundinnen.Bora Cem: Meine Geschichte ber den lebendi-gen PC gefllt mir am besten: In Willytown le-ben vier Jungen, Mohammad, Sinan, Miguelund Bora Cem. Bora Cem hat einen Bruder. Erliebt diesen Bruder ber alles. Der Bruder heitMegaTron. MegaTron hat ein Herz und eineSeele, sein Herz ist ein Mainboard, seine Seele ist

    ein Betriebssystem. MegaTron atmet wie jedernormale Mensch, nmlich durch seinen Cooler.MegaTron hat einen 24-Zoll-Kopf. Sein Kopf istschwarz, und er hat eine schn polierte Glatze.ZEIT: Was habt bei der Sache gelernt?

    Bora Cem: Es hat sehr viel Spagemacht. Wir haben gelernt,strukturiert zu schreiben und dassdies viel schwieriger ist, als mandenkt.Rmeysa: Wenn man Bcherliest, stellt man sich das Schreibenviel leichter vor. Aber selbst auf die Ideen zu kommen ist garnicht so einfach. Mit dem Ergeb-

    nis sind wir sehr zufrieden.ZEIT: Wie geht es weiter, knntetihr euch vorstellen, Schriftstellerzu werden?Bora Cem: Herr Reich hat ver-

    sprochen, uns zu besuchen, wenn wir in der 10.Klasse sind. Er mchte dann unbedingt wissen,was aus uns geworden ist. Ich mchte aber keinSchriftsteller werden. Herr Reich hat erzhlt, dasser an seinem letzten Roman vier Jahre geschrie-ben hat. Ich finde, das ist zu viel Zeit fr zu wenig Geld.

    Interview:LEONIE SONTHEIMER

    Geschichten aus WillytownHamburger Schler schreiben einen Roman. Zwei der jungen Autoren verraten, worum es darin geht

    Bora Cem Celik, 14,erfand die Romanfigur MegaTron

    Es sieht ganz so aus, als sollte es einfachkeinen Platz fr ihn in Innsbruck ge-ben. Dominic Gerstmeyr steht in derMessehalle 2a, Obergeschoss, Block E, und kann Tisch 698 nicht finden.

    Seinen Platz beim sterreichischen Medizinertest.Der Platz, an dem er heute beweisen soll, dass erdas Zeug hat, irgendwann Arzt zu werden.

    Die Aufsicht blttert hektisch in den Unterlagen.

    Kein Tisch, das ist natrlich ganz dumm. DominicGerstmeyr blickt suchend in die Halle. Zwei Tup-

    perdosen voller Nudelsalat hat er mitgebracht, Trau-benzucker und vier Bananen. Er wre bereit, wennsie ihn nur lieen. Seine Heimatstadt Augsburg istnicht weit weg, etwa drei Stunden mit dem Auto. InDeutschland wrde er jedoch vermutlich nie Medi-zin studieren knnen. Der Numerus clausus lag ver-gangenes Jahr bei 1,0. Auf seinem Abizeugnis stehteine 2,2. Nicht schlecht, wenn man Bio und Chemieals Leistungskurs hatte. Viel zu schlecht, wenn manMedizin studieren will. Dominic will nichts anderes.Deshalb ist er hier. Mit ber tausend anderen Deut-schen, bei denen es auch nicht reichen wrde. Dassterreichische System ist ihre groe Hoffnung.

    Fr die Universitt bedeutet es eine logistischeHerausforderung. Es braucht Sicherheitsschleusen,Dutzende Helfer sorgen dafr, dass wirklich nurBewerber auf das abgezunte Gelnde kommen, undkeine besorgten Mtter. Wie bei einem Festivalwerden am Eingang bunte Bndchen um das Hand-gelenk befestigt. So wei jeder, in welche Halle ermuss. Auf dem Parkplatz hat das Tiroler Rote KreuzStellung bezogen, denn jedes Jahr kippen ein paarMdchen vor Aufregung um. In Halle 4, gro wiefnf Turnhallen, sitzen die meisten Bewerber. Bevores losgeht, kommt Vizerektor Norbert Mutz immer

    noch mal hierher. Jedes Jahr trifft ihn das aufs Neue.Dass es so viele sind, die sich diesen Test antun.Diese hundertfache Hoffnung. Er wei, dass sie sichfr die meisten nicht erfllt. Im hellen Leinenjankerschlendert er an den langen Tischreihen entlang undlchelt durch seinen Vollbart. Wie ein Arzt auf Vi-site, der wei, dass es den Patienten gerade gar nichtgut gehen kann und der trotzdem Zuversicht ver-strmen muss. Er kennt alle Symptome: hektisches

    Stiftespitzen, noch mal aufs Klo rennen, kichern,beten. Nervositas permagna, lautet seine Diagno-

    se. Erst drauen, wo ihn keiner mehr hren kann,sagt er: Der Test ist grausig. Aber es gibt nichts Bes-seres. Keiner mge die Prfung, den Stress, diestrikte Auswahl. Dass der Eignungstest fr das Me-dizinstudium, kurz EMS, so viele Trume zumPlatzen bringt, findet der Vizerektor besondersschlimm. ndern kann er es trotzdem nicht. 2006wurde der EMS eingefhrt. Er sollte sterreichsUnis vor deutschen NC-Flchtlingen schtzen.Vorher konnten Deutsche nur dann in sterreichstudieren, wenn sie auch von einer deutschen Unieine Zusage hatten. Doch diese Regelung wurde2005 vom Europischen Gerichtshof gekippt. Diesterreichischen Universitten hatten pltzlich einProblem nach welchem Kriterium sollten sie dieZulassungen verteilen? 2005 entschied dann dasDatum des Poststempels auf der Bewerbung. Eineeinmalige Notmanahme. Wren die Pltze damalsnach Noten vergeben worden, wren 84 Prozent derPltze an Deutsche gegangen. So waren es immerhinnur fast die Hlfte. Jetzt gibt es die Quote, und allemssen den Test machen. Einer der zehn Aufgaben-typen heit Planen und Organisieren. Dort ms-sen die Bewerber in krzester Zeit eine Lerngruppemit mehreren Teilnehmern organisieren oder den

    Kursplan einer Segelschule aufstellen. Figuren undFakten lernen prft, ob man in kurzer Zeit Namen, Alter, Krankheit und Beziehungsstatus von Patien-ten lernen und sich so merken kann, dass man sieauch nach einer Stunde noch wei. Die Abfolge iststrikt und die Zeit knapp: fnf Stunden fr 198 Aufgaben. Wer am Ende einen Studienplatz be-kommt, entscheiden die Punkte und die Quote: 360Pltze fr Humanmedizin gibt es in Innsbruck, 20

    Prozent davon gehen an EU-Brger. Das macht 72Pltze, auf die deutsche Bewerber spekulieren.

    Alexander Jrgens ist auch dabei, zum zweitenMal schon. In Deutschland studiert er BWL. Abereigentlich wollte ich Mediziner werden, das hat michschon immer fasziniert. Seine Noten haben ihmden direkten Weg zum Studienplatz verbaut. Dieanderen Alternativen ein deutschsprachiges Stu-dium in Ungarn oder ein engl ischer Studiengang inRiga oder Prag wren ihm zu teuer. Zwischen 7000und 12 000 Euro wrde ein Jahr dort kosten. Des-halb hat er sich grndlich auf den sterreichischenMedizinertest vorbereitet. Letztes Jahr fuhr er nach Wien, da waren es ber 2800 Bewerber, die zum Testantraten. Eine Massenabfertigung, wie am Flugha-fen, erzhlt er. Damals war er sehr nervs. Ichwusste schon gleich danach, dass das nichts gewor-den ist. Dieses Jahr wollte er es besser machen:Schon im April fuhr er nach Innsbruck zu einemTrainingskurs, kopierte sich drei Vorbereitungs-bcher und lernte neben BWL auch noch, wie mansich Patientenakten am besten merkt.

    Jetzt sitzt er in der Messehalle 3, es riecht wie ineiner alten Turnhalle, nach Schweifu und Angst. Alexander ist angespannt. Ich habe schlecht ge-schlafen. Das passiert mir sonst nie, sagt er. EineKopfschmerztablette htte er jetzt gern. Erst kom-

    men die einfacheren Aufgaben, rumliches Denken,Textverstndnis. Die Konzentration wird erst abMittag geprft, wenn ohnehin viele mit der Mdig-keit oder der stickigen Luft kmpfen.

    Vizerektor Mutz ist keiner, der gern Hoffnungenzerstrt. Dass der Eignungstest, mit dem sterreichseine Studienpltze fr Medizin vergibt, sinnvoll ist,daran zweifelt er nicht. Das Verfahren sei erprobt.Und die Abbrecherquote sinke seither, sagt er: Das

    zeigt doch auch, dass die Auswahl des Personen-kreises fr das Medizinstudium keine ganz falschesein kann. Er knnte sich zwar vorstellen, dass auchein persnliches Gesprch Teil der Bewerbung wird.Doch schon jetzt sind die Tests so aufwendig, dasssie die Universitten an ihre Grenzen bringen. 2700Bewerber hatten sich angemeldet, davon 1700 ausDeutschland. Testlizenz, Miete, Sicherheitspersonalund Organisation werden die Universitt in diesem Jahr 400 000 Euro kosten. Die Teilnehmer mssennichts bezahlen im Gegensatz zu den Eignungs-tests, wie es sie in Baden-Wrttemberg gibt, ist die Anmeldung kostenlos. Sptestens nchstes Jahrmsse sich daran jedoch etwas ndern, sagt Mutz.Dann gibt es in Bayern und Niedersachsen durchdie Umstellung auf das achtjhrige Gymnasium dendoppelten Abiturjahrgang.

    In der Halle 3 rennt Alexander Jrgens die Zeitdavon. Am Eingang musste er seine Uhr abgeben,ohne sie ist er etwas hilflos. Wie im Blindflug habeer die Aufgaben gelst, sagt er spter. Auch Dominickmpft. Mit der Zeit und mit den Aufgaben. Er hatdieses Jahr ebenfalls einen Vorbereitungskurs be-sucht, sogar zweimal hintereinander. Fr den Testgelernt hat er whrend der Berufsschule, denn umdie Zeit bis zum Medizinstudium sinnvoll zu ber-brcken hat er eine Ausbildung zum Krankenpflegerbegonnen. Um fnf Uhr am Nachmittag sagt er:Das war wohl nichts es war einfach sauschwer. Auch Alexander Jrgens will nur noch nach Hause.Morgen wird er schon wieder am Schreibtisch sitzenund fr die BWL-Klausuren lernen.

    Drei Wochen wei Alexander, dass er die Klau-suren soweit alle bestanden hat. Mit dem Medizin-studium in Innsbruck wird es auch in diesem Jahrnichts. Was htte ich noch tun knnen?, fragt ersich nun. Die Hoffnung aufgeben will er nicht al-ler guten Dinge seien ja drei. Dominic erfhrt seinTestergebnis auf Korsika, im Urlaub: 163 Punkte.Nur 15 andere waren besser. Als ich realisiert habe,dass ich einen Platz habe, musste ich brllen vorFreude. Zurck in Deutschland hat er als Erstes imKrankenhaus gekndigt. Seine Chefin habe Ver-stndnis gehabt, sagt Dominic. Und dass dieser Abschied eigentlich das Schnste gewesen sei: end-lich sagen zu knnen, dass man jetzt geht. Um Arztzu werden.

    www.zeit.de/audio

    Rmeysa Cift, 14,schrieb ber ihre Freun-dinnen in Wilhelmsburg

    Der Wissenschaftsrat, das einflussreichste wissen-schaftspolitische Beratungsgremium von Bundund Lndern, hat eine positive Stellungnahme zurGrndung einer Medizinfakultt an derUniver-sitt Oldenburg abgegeben. Was nach einemmig spannenden wissenschaftsbrokratischen Akt klingt, ist angesichts des jahrelangen Schlag-abtauschs zwischen Befrwortern und Gegnerndes Modells fast schon eine Sensation: Faktischbedeutet die Zustimmung, dass es erstmals inDeutschland eine grenzberschreitende europi-sche Medizinerausbildung geben wird. Zu diesemZweck wollen die Niedersachsen gemeinsam mit

    der Uni Groningen eine European Medical Schoolgrnden, die auf deutscher Seite das Staatsexamenund auf niederlndischer Seite einen dreijhrigenBachelor und einen dreijhrigen Master im Pro-gramm haben wird. Inhalt und Ablauf sind iden-tisch, ein obligatorischer Austausch der Studentenzwischen beiden Standorten ist vorgesehen.Ursprnglich hatten die Oldenburger einen ei-genen Master der Humanmedizin anbieten wol-len, darauf jedoch als Zugestndnis an die zahl-reichen Bolognagegner unter den Medizinernverzichtet. Dennoch, so hoffen die Bolognafans,soll vom Oldenburger Modell das Signal ausgehen,

    dass auch in der Medizin die neuen Studienstruk-turen funktionieren ohne den von den Anhn-gern des Staatsexamens befrchteten Verlust in-haltlicher Tiefe. Wer will, kann brigens auch auf deutscher Seite nur den (niederlndischen) Ba-chelor oder Master ablegen und damit dank europischer Harmonisierung auch die deutsche Approbation beantragen. Die Bacheloroptionknnte sich als attraktiv fr all jene herausstellen,die im Studium merken, dass sie doch keine rz-te werden wollen. Bislang blieb ihnen der Ab-bruch, oder sie mussten das Studium komplettdurchziehen. JMW

    F o t o s :

    F r i

    d o

    l i n

    S c h u s t e r

    f r

    D I E Z E I T / w w w . f

    r i d o

    l i n s c

    h u s t e r . c o m

    Ein neues Modell fr das Medizinstudium

    Weil sie Arzt werden wollenDer Medizinertest in sterreich fragt nicht nach Noten die letzte groe Hoffnung fr viele deutsche BewerberVON JULIA KIMMERLE

    Innsbrucks Messehallenwerden zum

    Ort der Entscheidung

    F o

    t o s :

    I s a

    b e

    l l K s t e r

    Name: Zeitverlag/ZC-ShopBreite: 70.5 mmHhe: 70 mmFarbe: Prozess Anzeigennummer: 102825110011

    ANZEIGE

    ZEIT SHOPRegalleuchte 90 - 90Man kann sie drehen undwenden wie man will, 90-90rckt die Dinge in jeder Lagedezent in das richtige Licht.

    Bestellnr.:5019 (rot)5020 (schwarz)5021 (wei)Preis: 55,95

    www.zeit.de/shop

    D Z 4 7 / 1 0