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Eine gute Vorsorge bedeutet viele Sorgen weniger: Starten Sie jetzt Ihre private Vorsorge und schaffen Sie sich einen finanziellen Polster, mit dem Sie Ihre Pension genießen können. Denn bis zum 31.12.2010 profitieren Sie bei zwei ausgewählten Vorsorgeprodukten zusätzlich vom ZukunftsBonus in der Bank Austria. Mehr Informationen bei Ihrer Betreuerin bzw. Ihrem Betreuer, unter der 24h ServiceLine 05 05 05-25 oder auf www.bankaustria.at Sichern Sie sich jetzt bei zwei ausgewählten Vorsorgeprodukten Ihren ZukunftsBonus in der Bank Austria. ICH GEHE SPÄTER NICHT IN PENSION. SONDERN EINMAL UM DIE WELT. Aktion gültig bis Jahresende. Erstellt von UniCredit Bank Austria AG, 1010 Wien, Schottengasse 6–8, als Versicherungsagent für die Versicherungsprodukte der Bank Austria Creditanstalt Versicherung AG. S&T-Gründer Streimelweger knapp vor der Pleite? Während der Chef des maroden IT-Dienst- leisters Konkursgerüchte dementiert, wird seine Villa in Döbling bereits versteigert. [WIEN/AUER/AG] Für S&T-Gründer Thomas Streimelweger wird es eng: Seine Villa in Döbling wird bereits versteigert. Vier Mio. Euro an offenen Schulden plus Zinsen will die Investkredit dadurch eintreiben. Auch die Volksbanken haben ein Pfandrecht über 2,4 Mio. Euro auf das 1135 Quadrat- meter große Anwesen. Nun hat zudem die Hypo Alpe Adria Group einen Antrag auf Privatkonkurs gegen Streimelweger einge- bracht, berichtet das „Industriemagazin“ – angeblich aus Sorge, dass sich der Unter- nehmer nach London absetzen könnte, um dort einen „billigen“ Konkurs zu schaffen. Insidern zufolge hat der Firmenchef bei der Hypo knapp zehn Mio. Euro Schulden an- gehäuft und seit Juli keine Raten bezahlt. „Alles erlogen“, dementiert Streimel- weger. Weder sei Konkursantrag gegen ihn gestellt worden noch plane er seinen Um- zug nach London. Er habe „mit allen Ban- ken ein geregeltes Verhältnis“. Ein Spre- cher der Hypo wollte die Causa Streimel- weger gegenüber der „Presse“ nicht näher kommentieren. Der S&T-Gründer wies auch Gerüchte zurück, wonach auch sein Unternehmen knapp vor dem Konkurs stehe. Der IT-Dienstleister hat in den ersten neun Mo- naten des heurigen Jahres einen Verlust (Ebit) von 14 Mio. Euro eingefahren. Die langfristigen Schulden bezifferte er mit 55 Mio. Euro. Für etwa ein Drittel der Schulden wolle das Unternehmen in Kürze um Staatshaftung bei der Oesterrei- chischen Kontrollbank (OeKB) ansuchen. Dann, so die Hoffnung, würden ihm auch die Banken bei den Verhandlungen wieder entgegenkommen. Spätestens am 4. Mai 2011 braucht S&T dringend Geld. Dann wird eine Anleihe über 30 Mio. Euro fällig. Tür auf für Hedgefonds-Werbung EU-Richtlinie. Regeln für Hedgefonds-Manager sollen Skandale wie die Madoff-Affäre verhindern und die Vermarktung der Fonds erleichtern. [BRÜSSEL] 18 Monate vertrackter Verhand- lungen über die erstmalige Schaffung von EU-weiten Regeln für die Manager von Hedgefonds, für Private-Equity-Firmen und andere alternative Investitionsvehikel sind am Donnerstag erfolgreich zu Ende gegan- gen. Das Europaparlament stimmte in Brüs- sel mit 513 zu 92 Stimmen bei drei Enthal- tungen für die sogenannte AIFM-Richtlinie. Dieses EU-Gesetz sorgt dafür, dass die Betreiber von Hedgefonds spätestens ab dem Jahr 2015 in allen EU-Ländern aktiv Werbung für ihre Produkte machen dürfen – und zwar im Gegensatz zu heute auch dann, wenn sie aus den USA, Asien oder einer der sonstigen Hochburgen der Fondswirtschaft stammen. Voraussetzung dafür ist aller- dings, dass sie einen „EU-Pass“ erlangen. Die Manager müssen dafür der ab 1. Jänner in Frankfurt ihre Geschäfte aufnehmenden neuen EU-Wertpapierbehörde Esma bewei- sen, dass sie sich in ihren Herkunftsländern an Regeln zur Offenlegung wichtiger Infor- mationen und zum Schutz der Investoren halten, die jenen in Europa entsprechen. Welche Anforderungen ein nichteuro- päischer Fondsmanager erfüllen muss, da- mit er aktiv in der EU um Anleger werben darf, wird noch Gegenstand harter Verhand- lungen sein. „Die Kommission muss in Ko- operation mit Esma eine Liste erstellen, wel- che Länder die Kriterien ausreichend erfül- len. Für Fonds, die mehr als 30 Prozent au- ßerhalb der EU investieren, gibt es keinen EU-Pass“, hielt der ÖVP-Europaabgeordnete Othmar Karas, der bei der Ausarbeitung der Richtlinie im Wirtschaftsausschuss des Par- laments eine tragende Rolle gespielt hatte, in einer Aussendung fest. Lehren aus dem Madoff-Skandal Das neue EU-Gesetz zieht auch eine Lehre aus Betrugsfällen wie dem 50-Milliarden- Dollar-Skandal um den US-Fondsmanager Bernard Madoff. Damit Anleger nicht ge- prellt werden, weil ein Fondsanbieter die Verantwortung für ihre Einlagen auf einen Depotbetreiber abschiebt, trifft letzteren die Beweislast dafür, dass etwaige Verluste nicht auf sein Verschulden zurückzuführen sind. „Die Richtlinie ist nicht perfekt. Die bes- sere Vergleichbarkeit ist aber für die Anleger interessant“, sagte die SPÖ-EU-Mandatarin Evelyn Regner. Ein Sprecher der Finanz- marktaufsicht (FMA) in Wien konnte bis Blattschluss der „Presse“ nicht klären, wie sich die Aufgaben der FMA bei der Kontrolle von Hedgefonds ändern werden. go Auf einen Blick Barack Obama kommt beim G20-Gipfel unter Druck: Nicht nur die Chinesen wollen längerfristig ein Ende der globalen Dominanz des Dollars. Die Folgen: Die chinesische Währung wird frei handelbar, die Bedeutung des Euro als Reservewährung steigt ebenso wie die Bedeutung von Gold. Kurz- und mittelfristig könnten die sogenannten „Special Drawing Rights“ (SDRs) des Währungsfonds die Rolle einer Art Welt- währung auf Basis eines Währungskorbs erlangen so wie der ´ ECU als Kunstwährung dem Euro vorangegangen ist. G20-Treffen: China will Dollar-Dominanz durch Währungskorb ersetzen Währungskrieg. Beim G20-Gipfel wird eine neue Weltwährungsarchitektur vorbereitet. VON THOMAS SEIFERT [SEOUL] Eine Stadt im G20-Fieber. Yoo Lee, eine 25-jährige Englisch-Studentin, aus Seoul strahlt über das ganze Gesicht. Sie ist stolz darauf, dass Südkorea das erste asiati- sche Gastgeberland der G20 sein kann. „Vie- le Menschen glauben, in Korea sei es gefähr- lich, wegen all der schlimmen Nachrichten, die immer aus Nordkorea kommen. Aber wenn man sich hier umsieht, dann findet man eine Hightech-Nation mit dynami- schen Menschen voller Energie“, sagt sie und straht über das ganze Gesicht. Nur das Wetter spiele nicht mit, sagt sie und zieht trotzig ihre Wollhaube tiefer ins Gesicht. Das feuchtkalte Wetter hat am Abend alle Men- schen vom Rathausplatz vertrieben, wo sich Korea eigentlich mit Lasershow und Darbie- tungen auf der Bühne von seiner besten Sei- te zeigen wollte. „Wie kann ich helfen?“ Acht Kilometer südöstlich von hier läuft der Gipfelbetrieb im COEX-Konferenz- und Ausstellungszentrum im Bezirk Gang- nam-Gu langsam an. Überall junge freundli- che Koreaner mit großen „How can I help you – Wie kann ich Ihnen helfen?“-Buttons auf ihren G20-Hemden. Sollte dieser Gipfel scheitern, an der Organisation der Koreaner wird es jedenfalls nicht gelegen sein. „Per- fekt“, sagen alle, die Ende Juni in Toronto dabei waren. Aber die Probleme sind seit dem Som- mer nicht kleiner geworden: Der brasiliani- sche Finanzminister Guido Mantega hat im September ausgesprochen, was in Experten- kreisen bereits seit Längerem diskutiert wur- de – es tobt ein Währungskrieg, die USA ha- ben eine Abwertungsspirale in Gang gesetzt. Der Generalsekretär der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Ent- wicklung (OECD), der Mexikaner Angel Gurr´ ıa meint zwar, dass die Gefahr eines of- fenen Währungskrieges zwischen den USA und China gebannt ist, gibt aber zu, dass der Weltwirtschaft turbulente Zeiten bevorste- hen: „Nach einer Krise gibt es immer eine halsabschneiderische Konkurrenz. Die ver- loren gegangenen Jobs wollen zurückgeholt, Boden wiedergutgemacht werden. Solange das Haus brannte, wusste jeder, was zu tun ist: löschen. Jetzt geht eben das Gezänk los.“ Es gehe darum, dass sich alle nun wieder an die Regeln halten: „Die Weltwirtschaft ist eine Maschine. Manchmal muss man eben ein wenig herumbasteln“, meint er auf eine Frage der „Presse“ und schiebt einen launi- gen Kommentar hinterher: „Aber warum machen Sie sich als Österreicher überhaupt Sorgen? Wenn man sich die Arbeitslosenrate von Österreich ansieht, dann hat man das Gefühl, dass im Land einiges richtig ge- macht wird.“ Was die Handelsungleichge- wichte betrifft, da sieht er „mehr Rauch als Feuer“, und von der vor einigen Tagen von Weltbank-Chef Robert Zoellick ins Spiel ge- brachten Renaissance des Goldstandards hält Gurr´ ıa wenig. Beim Briefing des EU-Duos Kommis- sionspräsident Jos´ e Manuel Barroso und Ratspräsident Herman Van Rompuy klingen die Probleme dennoch durch: „Die Währun- gen müssen die Realitäten widerspiegeln. Wir akzeptieren aber, dass das nicht über Nacht passieren kann.“ Die Chinesen hätten ja versprochen, dass die chinesische Wäh- rung Yuan-Renminbi aufwerten könnte. Anfang vom Ende? Der China-Experte vom Centre for Interna- tional Governance Innovation Gregory T. Chin ist da weniger diplomatisch. „Die Chi- nesen wollen ein multipolares Währungssys- tem, in dem auch Gold wieder eine wichti- gere Rolle spielen könnte. In Nicolas Sarkozy könnten sie einen Partner gefunden haben.“ Obama könnte in Seoul und kommendes Jahr in Cannes in Bedrängnis geraten: Denn außer den Chinesen haben auch die Euro- päer, Indien oder die OPEC-Länder ein Inte- resse an einer Reform des Währungssystems. Geht es nach Gregory T. Chin, ist das nicht das Ende der Dominanz des Dollar, aber viel- leicht der Anfang vom Ende. Renminbi statt „Greenback“? China will die Dollardominanz auf den Märkten brechen. [ Reuters ] ECONOMIST 19 FREITAG, 12. NOVEMBER 2010 DIEPRESSE.COM Die Presse

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S&T-GründerStreimelwegerknapp vor der Pleite?Während der Chef des maroden IT-Dienst-leisters Konkursgerüchte dementiert, wirdseine Villa in Döbling bereits versteigert.

[WIEN/AUER/AG] Für S&T-Gründer ThomasStreimelweger wird es eng: Seine Villa inDöbling wird bereits versteigert. Vier Mio.Euro an offenen Schulden plus Zinsen willdie Investkredit dadurch eintreiben. Auchdie Volksbanken haben ein Pfandrechtüber 2,4 Mio. Euro auf das 1135 Quadrat-meter große Anwesen. Nun hat zudem dieHypo Alpe Adria Group einen Antrag aufPrivatkonkurs gegen Streimelweger einge-bracht, berichtet das „Industriemagazin“ –angeblich aus Sorge, dass sich der Unter-nehmer nach London absetzen könnte, umdort einen „billigen“ Konkurs zu schaffen.Insidern zufolge hat der Firmenchef bei derHypo knapp zehn Mio. Euro Schulden an-gehäuft und seit Juli keine Raten bezahlt.

„Alles erlogen“, dementiert Streimel-weger. Weder sei Konkursantrag gegen ihngestellt worden noch plane er seinen Um-zug nach London. Er habe „mit allen Ban-ken ein geregeltes Verhältnis“. Ein Spre-cher der Hypo wollte die Causa Streimel-weger gegenüber der „Presse“ nicht näherkommentieren.

Der S&T-Gründer wies auch Gerüchtezurück, wonach auch sein Unternehmenknapp vor dem Konkurs stehe. DerIT-Dienstleister hat in den ersten neun Mo-naten des heurigen Jahres einen Verlust(Ebit) von 14 Mio. Euro eingefahren. Dielangfristigen Schulden bezifferte er mit55 Mio. Euro. Für etwa ein Drittel derSchulden wolle das Unternehmen in Kürzeum Staatshaftung bei der Oesterrei-chischen Kontrollbank (OeKB) ansuchen.Dann, so die Hoffnung, würden ihm auchdie Banken bei den Verhandlungen wiederentgegenkommen. Spätestens am 4. Mai2011 braucht S&T dringend Geld. Dannwird eine Anleihe über 30 Mio. Euro fällig.

Eine gute Vorsorge bedeutet viele Sorgen weniger: Starten Sie jetzt Ihre private Vorsorge und schaffen Sie sich einen fi nanziellen Polster, mit dem Sie Ihre Pension genießen können. Denn bis zum 31.12.2010 profi tieren Sie bei zwei ausgewählten Vorsorgeprodukten zusätzlich vom ZukunftsBonus in der Bank Austria. Mehr Informationen bei Ihrer Betreuerin bzw. Ihrem Betreuer, unter der 24h ServiceLine 05 05 05-25 oder auf www.bankaustria.at

Sichern Sie sich jetzt bei zwei ausgewählten VorsorgeproduktenIhren ZukunftsBonus in der Bank Austria.

ICH GEHE SPÄTER NICHT IN PENSION. SONDERN EINMAL UM DIE WELT.

Aktion gültig bis Jahresende.

Erstellt von UniCredit Bank Austria AG, 1010 Wien, Schottengasse 6–8, als Versicherungsagentfür die Versicherungsprodukte der Bank Austria Creditanstalt Versicherung AG.

Tür auf für Hedgefonds-WerbungEU-Richtlinie. Regeln für Hedgefonds-Manager sollen Skandale wie dieMadoff-Affäre verhindern und die Vermarktung der Fonds erleichtern.

[BRÜSSEL] 18 Monate vertrackter Verhand-lungen über die erstmalige Schaffung vonEU-weiten Regeln für die Manager vonHedgefonds, für Private-Equity-Firmen undandere alternative Investitionsvehikel sindam Donnerstag erfolgreich zu Ende gegan-gen. Das Europaparlament stimmte in Brüs-sel mit 513 zu 92 Stimmen bei drei Enthal-tungen für die sogenannte AIFM-Richtlinie.

Dieses EU-Gesetz sorgt dafür, dass dieBetreiber von Hedgefonds spätestens abdem Jahr 2015 in allen EU-Ländern aktivWerbung für ihre Produkte machen dürfen –und zwar im Gegensatz zu heute auch dann,wenn sie aus den USA, Asien oder einer dersonstigen Hochburgen der Fondswirtschaftstammen. Voraussetzung dafür ist aller-dings, dass sie einen „EU-Pass“ erlangen.Die Manager müssen dafür der ab 1. Jännerin Frankfurt ihre Geschäfte aufnehmendenneuen EU-Wertpapierbehörde Esma bewei-sen, dass sie sich in ihren Herkunftsländernan Regeln zur Offenlegung wichtiger Infor-mationen und zum Schutz der Investorenhalten, die jenen in Europa entsprechen.

Welche Anforderungen ein nichteuro-päischer Fondsmanager erfüllen muss, da-mit er aktiv in der EU um Anleger werbendarf, wird noch Gegenstand harter Verhand-

lungen sein. „Die Kommission muss in Ko-operation mit Esma eine Liste erstellen, wel-che Länder die Kriterien ausreichend erfül-len. Für Fonds, die mehr als 30 Prozent au-ßerhalb der EU investieren, gibt es keinenEU-Pass“, hielt der ÖVP-EuropaabgeordneteOthmar Karas, der bei der Ausarbeitung derRichtlinie im Wirtschaftsausschuss des Par-laments eine tragende Rolle gespielt hatte,in einer Aussendung fest.

Lehren aus dem Madoff-SkandalDas neue EU-Gesetz zieht auch eine Lehreaus Betrugsfällen wie dem 50-Milliarden-Dollar-Skandal um den US-FondsmanagerBernard Madoff. Damit Anleger nicht ge-prellt werden, weil ein Fondsanbieter dieVerantwortung für ihre Einlagen auf einenDepotbetreiber abschiebt, trifft letzteren dieBeweislast dafür, dass etwaige Verluste nichtauf sein Verschulden zurückzuführen sind.

„Die Richtlinie ist nicht perfekt. Die bes-sere Vergleichbarkeit ist aber für die Anlegerinteressant“, sagte die SPÖ-EU-MandatarinEvelyn Regner. Ein Sprecher der Finanz-marktaufsicht (FMA) in Wien konnte bisBlattschluss der „Presse“ nicht klären, wiesich die Aufgaben der FMA bei der Kontrollevon Hedgefonds ändern werden. go

Auf einen Blick

Barack Obama kommt beim G20-Gipfelunter Druck: Nicht nur die Chinesen wollenlängerfristig ein Ende der globalen Dominanzdes Dollars. Die Folgen: Die chinesischeWährung wird frei handelbar, die Bedeutungdes Euro als Reservewährung steigt ebensowie die Bedeutung von Gold. Kurz- undmittelfristig könnten die sogenannten„Special Drawing Rights“ (SDRs) desWährungsfonds die Rolle einer Art Welt-währung auf Basis eines Währungskorbserlangen so wie der ECU als Kunstwährungdem Euro vorangegangen ist.

G20-Treffen: China will Dollar-Dominanzdurch Währungskorb ersetzenWährungskrieg. Beim G20-Gipfel wird eine neue Weltwährungsarchitektur vorbereitet.

VON THOMAS SEIFERT

[SEOUL] Eine Stadt im G20-Fieber. YooLee, eine 25-jährige Englisch-Studentin, ausSeoul strahlt über das ganze Gesicht. Sie iststolz darauf, dass Südkorea das erste asiati-sche Gastgeberland der G20 sein kann. „Vie-le Menschen glauben, in Korea sei es gefähr-lich, wegen all der schlimmen Nachrichten,die immer aus Nordkorea kommen. Aberwenn man sich hier umsieht, dann findetman eine Hightech-Nation mit dynami-schen Menschen voller Energie“, sagt sieund straht über das ganze Gesicht. Nur dasWetter spiele nicht mit, sagt sie und ziehttrotzig ihre Wollhaube tiefer ins Gesicht. Dasfeuchtkalte Wetter hat am Abend alle Men-schen vom Rathausplatz vertrieben, wo sichKorea eigentlich mit Lasershow und Darbie-tungen auf der Bühne von seiner besten Sei-te zeigen wollte.

„Wie kann ich helfen?“Acht Kilometer südöstlich von hier läuftder Gipfelbetrieb im COEX-Konferenz- undAusstellungszentrum im Bezirk Gang-nam-Gu langsam an. Überall junge freundli-che Koreaner mit großen „How can I helpyou – Wie kann ich Ihnen helfen?“-Buttonsauf ihren G20-Hemden. Sollte dieser Gipfelscheitern, an der Organisation der Koreanerwird es jedenfalls nicht gelegen sein. „Per-fekt“, sagen alle, die Ende Juni in Torontodabei waren.

Aber die Probleme sind seit dem Som-mer nicht kleiner geworden: Der brasiliani-sche Finanzminister Guido Mantega hat imSeptember ausgesprochen, was in Experten-kreisen bereits seit Längerem diskutiert wur-de – es tobt ein Währungskrieg, die USA ha-ben eine Abwertungsspirale in Gang gesetzt.Der Generalsekretär der Organisation fürwirtschaftliche Zusammenarbeit und Ent-wicklung (OECD), der Mexikaner AngelGurrıa meint zwar, dass die Gefahr eines of-fenen Währungskrieges zwischen den USAund China gebannt ist, gibt aber zu, dass derWeltwirtschaft turbulente Zeiten bevorste-hen: „Nach einer Krise gibt es immer einehalsabschneiderische Konkurrenz. Die ver-loren gegangenen Jobs wollen zurückgeholt,Boden wiedergutgemacht werden. Solangedas Haus brannte, wusste jeder, was zu tunist: löschen. Jetzt geht eben das Gezänk los.“Es gehe darum, dass sich alle nun wieder andie Regeln halten: „Die Weltwirtschaft isteine Maschine. Manchmal muss man ebenein wenig herumbasteln“, meint er auf eineFrage der „Presse“ und schiebt einen launi-gen Kommentar hinterher: „Aber warummachen Sie sich als Österreicher überhaupt

Sorgen? Wenn man sich die Arbeitslosenratevon Österreich ansieht, dann hat man dasGefühl, dass im Land einiges richtig ge-macht wird.“ Was die Handelsungleichge-wichte betrifft, da sieht er „mehr Rauch alsFeuer“, und von der vor einigen Tagen vonWeltbank-Chef Robert Zoellick ins Spiel ge-brachten Renaissance des Goldstandardshält Gurrıa wenig.

Beim Briefing des EU-Duos Kommis-sionspräsident Jose Manuel Barroso undRatspräsident Herman Van Rompuy klingendie Probleme dennoch durch: „Die Währun-gen müssen die Realitäten widerspiegeln.Wir akzeptieren aber, dass das nicht überNacht passieren kann.“ Die Chinesen hättenja versprochen, dass die chinesische Wäh-rung Yuan-Renminbi aufwerten könnte.

Anfang vom Ende?Der China-Experte vom Centre for Interna-tional Governance Innovation Gregory T.Chin ist da weniger diplomatisch. „Die Chi-nesen wollen ein multipolares Währungssys-tem, in dem auch Gold wieder eine wichti-gere Rolle spielen könnte. In Nicolas Sarkozykönnten sie einen Partner gefunden haben.“Obama könnte in Seoul und kommendesJahr in Cannes in Bedrängnis geraten: Dennaußer den Chinesen haben auch die Euro-päer, Indien oder die OPEC-Länder ein Inte-resse an einer Reform des Währungssystems.Geht es nach Gregory T. Chin, ist das nichtdas Ende der Dominanz des Dollar, aber viel-leicht der Anfang vom Ende.

Renminbi statt „Greenback“? China will die Dollardominanz auf den Märkten brechen. [ Reuters ]

ECONOMIST 19FREITAG, 12. NOVEMBER 2010DIEPRESSE.COMDie Presse