DIVSI Magazin Ausgabe 04/2014

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    MdB Thomas Jarzombek

    Aufrumen mit einemIrrglauben: Es gibt keineBereiche, die von derDigitalisierung nichtbetroffen sind

    Darum ist

    der BegriffNetzpolitikberholt

    Daten Ware und Whrung

    Neue DIVSI Studie zeigt:Jeder Dritte wrde frDatenschutz zahlen

    Intensive Projektarbeit

    Der Digitale Kodexstartet in die

    zweite Phase

    DEZEMBER 2014

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    Haben Sie Fragen oder wnschenweitere Informationen?

    Web: www.divsi.de

    E-Mail: [email protected]

    Anfragen DIVSI magazin:Michael Schneider,Leitung KommunikationTel.: + 49 40 226 369 895E-Mail: [email protected]

    E-Mail: [email protected]

    Wissenschaftliche Leitung:

    Joanna SchmlzTel.: + 49 40 226 369 896E-Mail: [email protected]

    Herausgeber:

    Deutsches Institut

    fr Vertrauen und

    Sicherheit

    im Internet (DIVSI)

    Matthias Kammer,

    Direktor

    Mittelweg 110B

    20149 Hamburg

    Chefredaktion:Jrgen Selonke (V.i.S.d.P.)

    Autoren:Afia Asafu-Adjei, Thomas Jarzom-bek, Willi Kaczorowski,Dr. Philipp S. Mller,Philipp Otto, Peter

    Paschek, MichaelSchneider

    Realisierung:

    Lohrengel Mediendesign

    Schulterblatt 58

    20357 Hamburg

    Verbreitete Auflage:

    ca. 7.500 Exemplare,

    Abgabe kostenlos

    Impressum

    Inhalt3 Editorial

    4 Netzpolitik? Es lebe die Digitalisierungspolitik!Keine Bereiche, die von der Digitalisierung nichtbetroffen sind

    10

    14

    SCHWERPUNKT INSIDE DIVSI

    8 Internet Mehr alsein Info-Mediumffentliche DIVSI-

    Vorlesung in derUniversitt Hamburg

    10 Der Digitale Kodex:Start in die zweite PhaseIm Mittelpunkt stehendie Brennpunktthemen

    Recht auf Vergessen-werden und Big Data

    14 Daten Ware und WhrungDIVSI Studie vorgestellt:n

    Kostenlose Angebotebevorzugt nJeder Dritte wrde fr

    Datenschutz zahlen

    17 Leadership in derdigitalen Welt

    Intensive Dialogemit Vorstnden undGeschftsfhrernvonWirtschaftsunternehmen

    20 Die Smarte StadtAuf der Suche nacheinem ganzheitlichenmultidimensionalenKonzept

    24 Sicherheit in Relationzum Aufwand sehenDigitale Realpolitik fr dieCloud-Gesellschaft, Teil 2

    26 Your Net DIVSI Convention 2015Bundesweiter Jugend-kongress zur Zukunftder digitalen Welt

    27 Aktuelle Bcher

    20

    Titel:Tobias Koch

    4

    2

    http://www.divsi.de/mailto:[email protected]:[email protected]:[email protected]:[email protected]:[email protected]:[email protected]:[email protected]:[email protected]://www.divsi.de/
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    Eine engagierteJugend, einegewachsene

    Netzpolitik undaktuelle Studien

    Flsterpropaganda ist ein Ph-nomen der besonderen Art. Er-staunlich, wie schnell sich man-ches herumspricht: Sag mal, ihr

    macht doch im nchsten Frhsommer,

    also, dieses groe Meeting, diesen Inter-net-Kongress fr junge Menschen ! Wirhaben bereits zahlreiche Anfragen dieserArt beantworten drfen. Dabei wird dieAktion erst mit Erscheinen dieses letztenMagazins im Jahr 2014 offiziell.

    Ja, wir machen. Your Net DIVSIConvention 2015 ist der offizielle Titel.Es wird ein bundesweiter Jugendkon-gress zur Zukunft der digitalen Welt. Savethe date: Hamburg, 18./19. Juni. Was ge-nau geplant ist, wer mitmachen darf, was

    vorbereitet wird Infos auf S. 26 von derneuen DIVSI-Kollegin Afia Asafu-Adjei.

    Vielleicht entwickeln die jungen Teil-nehmer dann auch Ideen dazu, wie dieSmarte Stadt von morgen aussehenknnte. Willi Kaczorowski, Strategiebe-rater fr digitale Verwaltung und Politik,hat sich schon jetzt darber Gedankengemacht. Von smarter Bildung bis zursmarten Pflege reichen seine Vorschl-ge. Utopia? Bilden Sie sich Ihre Meinung(ab S. 20). Oder die Your Net-Teilneh-

    mer diskutieren ber grundstzlicheGedanken, wie sie MdB Thomas Jarzom-bek in der Titelstory uert: Es lebe dieDigitalisierungspolitik! Ansichten undEinsichten eines Experten, die reichlichMaterial fr kontroverse Diskussionenbieten drften (S. 4).

    Peter Paschek hat in den letzten Mo-naten intensive Dialoge mit Vorstndenund Geschftsfhrern von Wirtschafts-unternehmen gefhrt. Seine Interviewsbilden die Basis fr eine geplante DIVSI

    Studie ber Leadership in der digitalenWelt. Erste Ergebnisse und Erkenntnis-se vorab in diesem Heft (S. 17).

    Bereits vorgelegt wurde gerade eineandere DIVSI-Untersuchung: Daten

    Ware und Whrung. Entstanden ist siein Zusammenarbeit mit dimap. MichaelSchneider, Kommunikationschef vonDIVSI, prsentiert die Fakten (S. 14).

    Um die Sorge vor Mobbing-Angriffen,

    um das Internet als Kreativraum und umdas Unrechtsempfinden etwa beim He-runterladen von Musik ging es bei einerVorlesung in der Uni Hamburg. Die DIVSI-Damen Meike Demattio und JoannaSchmlz referierten und diskutierten aufder Basis der U 25-Studie mit einem fach-kundig-interessierten Publikum. In derTendenz herrschte Einigkeit: Das Internetist mehr als ein Info-Medium (S. 8).

    Dr. Philipp Mller hat sich bereits imHerbst-Magazin mit der digitalen Real-

    politik fr unsere Cloud-Gesellschaft be-schftigt. Im zweiten Teil seines Beitragsfordert er u.a.: Sicherheit immer in Rela-tion zum Aufwand sehen (S. 24).

    Um grundstzliche Fragen der Netz-Si-cherheit geht es auch bei der Arbeit am

    Digitalen Kodex. Dieses bundesweit sehrbeachtete DIVSI-Projekt startet in die zwei-te Phase. Im Mittelpunkt stehen die Brenn-punktthemen Recht auf Vergessenwerdenund Big Data. Projektleiter Philipp Ottoumreit die Aufgaben (S. 10).

    Ich wnsche Ihnen diesmal nicht nurinformative Unterhaltung ich wnscheIhnen auch angenehme und vor allemgesunde Feiertage sowie einen gutenStart in das Neue Jahr.

    Jrgen SelonkeChefredakteur, DIVSI magazin

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    GRUNDSATZGEDANKEN

    Der digitale Wandel hat in denletzten fnf Jahren politisch be-trachtet eine atemberaubendeEntwicklung durchgemacht. Es

    ist nicht mehr der Unterausschuss NeueMedien, ein Unterausschuss des Kultur-ausschusses, fr das Thema Digitalisie-rung zustndig. Die Enquetekommission

    Internet und Digitale Gesellschaft hatumfangreiches Grundlagenwissen zum

    Thema erarbeitet und sinnvolle Hand-lungsempfehlungen vorgelegt, die wirabarbeiten werden. In dieser Legislatur-periode hat der Deutsche Bundestag erst-mals seit Langem einen neuen stndigenAusschuss fr die Digitale Agenda ein-gesetzt. Dieser ist im Februar 2014 ge-startet und ich bin froh, dass es ihn gibt.

    Angesichts dieser Entwicklung er-reicht mich eine Vielzahl an Anfragen zur

    Teilnahme an Podiumsdiskussionen, alsRedner auf einer Veranstaltung oder alsAutor eines Beitrags. Die gewachseneBedeutung des Themas misst sich auchin einer Zunahme dieser Anfragen.

    Den Wurzeln entwachsen. Fr michsind diese gewachsene Bedeutung desThemas und das Interesse an den Posi-tionen meiner Fraktion dazu aber regel-

    Netzpolitik?Es lebe die Digitalisierungspolitik!Aufrumen mit einem Irrglauben: Es gibt keine Bereiche, die von der Digitalisierung nichtbetroffen sind oder gar verschont bleiben.Thomas Jarzombek

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    mig auch Anlass fr Begriffsreflexio-nen. Es gibt seit Jahren eine engagierteCommunity, die das Thema gro gemachtund auch politisch fr viel Aufmerksam-keit gesorgt hat. Im Sinne der Sache binich dafr sehr dankbar, auch wennwir durchaus harte Diskussio-nen gefhrt haben. Das Thema

    Netzpolitik ist dennoch sei-

    nen Wurzeln entwachsen underwachsen geworden. Es gehtnicht mehr nur um das Netz,also um den Umgang mit dem,was online stattfindet. Es gehtum die gesellschaftlichen, wirt-schaftlichen, technischen, poli-tischen, ja allumfassenden Aus-wirkungen der Ausbreitung desInternets in alle Lebensbereiche. DasInternet verndert das reale Leben inallen Bereichen. Es geht um nicht weni-ger als die Gestaltung des radikalen digi-

    talen Umbruchs. Daher: Die Netzpolitikist gewachsen es lebe die Digitalisie-rungspolitik!

    Am Beginn der Netzpolitik standdie Urheberrechtspolitik, gro gewor-

    den mit den Auswirkungen vonPeer-to-Peer-Filesharing. Naps-

    ter war Anfang der 2000er-Jah-re die erste groe Community

    im Netz. Gleichzeitig luteteNapster den ersten Umbrucheiner klassischen Industrie, derMusik- und Filmwirtschaft, ein.Aus heutiger Perspektive sindFormate wie MP3 und ent-sprechende Abspielmglichkei-ten nicht mehr wegzudenken.Rckblickend erscheinen die

    damit verbundenen Debatten um dasThema Urheberrecht fast zeitlos. Gera-de erst hat der neue EU-Kommissar frDigitale Wirtschaft und Gesellschaft,

    Das ThemaNetzpolitik istseinen Wurzelnentwachsen

    und erwachsengeworden.

    Erkenntnis.Digitalisierungals Querschnitts-aufgabe:Angekommenim Bundestag.

    Napster.Anfang der

    2000er-Jahredie erste groe

    Communityim Netz.

    Foto:SeanPavoneShutterstock

    5Dezember 2014

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    INSIDE DIVSI I

    Internet Mehr als

    ein Info-Mediumffentliche DIVSI-Vorlesung in der Universitt Hamburgauf Basis der U25-Studie.Jrgen Selonke

    H

    amburg Vor voll besetzten Rei-hen referierten Joanna Schmlz,wissenschaftliche Leiterin vonDIVSI, und Projektleiterin Meike

    Demattio im Rahmen einer ffentlichenVorlesung in der Hamburger Universitt.Bei dieser Veranstaltung im Rahmen desAllgemeinen Vorlesungswesens ging esum die DIVSI U25-Studie im Allgemeinensowie um Perspektiven auf pdagogi-sche und didaktische Potenziale priva-ter, mobiler Endgerte in der Schule imSpeziellen.

    Mobbing-Sorge. Drei Punkte fandenbei der intensiven Diskussionsrunde be-sonderes Interesse. Dabei ging es zum

    einen um das Thema Mobbing. MeikeDemattio hatte berichtet, dass dies lautStudienergebnis ein wichtiges Thema frdie junge Generation ist: Bei den Befra-gungen gab es keine Gruppe, die nichtsdazu sagen konnte.

    Dabei wrden mit diesem Begriff eineReihe von Phnomenen verbunden. DieNegativ-Palette reicht von Blostellungdurch diffamierendes Bild/Ton-Materi-al ber Beleidigungen bis zum Hackeneines Online-Profils oder zur Tuschungber ein Fake-Profil.

    Die engagierte Diskussionsrunde inder Hamburger Uni besttigte die groeSorge der jungen Menschen vor dieserArt von Verunglimpfung: Mobbing hatRelevanz im Leben. Die besondere Bri-sanz liegt darin, dass sich solche Anfein-dungen ganz schnell verselbststndigenknnen. Mobbing wird dabei angesehenals eine Mischung aus medial vermit-telter Angst und dem Bewusstsein, dasseine solche Gefahr nicht auszuschlieenist.

    Grundstzlich wird Mobbing online

    schlimmer empfunden als offline. LautU25-Studie hat etwa jeder Dritte derjungen Erwachsenen Sorge, zum Opferwerden zu knnen. Dabei liegt dieserFurcht-Gedanke weit ber den objektivenZahlen. Als tatschlich Schikanierte ha-ben sich im Rahmen der Untersuchungdrei Prozent geoutet.

    Kreativ-Raum Internet. Joan-na Schmlz zitierte Erkenntnisse derUS-amerikanischen Sozialforscherin Da-nah Boyd. Die Wissenschaftlerin hlt die

    Kritik an der angeblich internethrigenJugend fr berzogen. Boyd beurteilt dieDiskussion von einer Kultur der Angst

    geprgt und sieht sich frustriert von demDenken ber die Jugend, dass die Tech-nologie fr sie alles viel schlimmer ma-chen msse. Die lteren sollten demnachnicht den Fehler machen, das Internet als

    bse darzustellen, weil vielleicht Unver-stndnis darber herrscht, was Kinder,Jugendliche und junge Erwachsene denganzen Tag ber im Netz machen.

    Eine Sichtweise, die bei der Hambur-ger Uni-Runde von den jungen Teilneh-mern voll geteilt wurde. Demnach halten

    sie es fr falsch, wenn ihnen das Internetvor allem als Info- und Bildungsmediumschmackhaft gemacht wird. Dagegenvermissen sie zielgerichtete Hinweiseauf die kreativen Mglichkeiten des Me-diums: Vor allem in der Schule wurdekaum jemals Raum fr Internet-Krea-tivitt gegeben Hier werde eine groeChance vertan, das Internet ber seine

    Begeisterung. Internet

    heit auch Kreativitt.

    Engagiert. Meike Demattio (l.) und Joanna Schmlz referierten ber das Verhaltenjunger Erwachsener in der digitalen Welt.

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    WEITERE INFORMATIONENdivsi.de/publikationen

    Sondierungen fr Nachfolge laufenUnverndert gehren dem DIVSI-Beirat seit seiner Grndung an:Prof. Dr. Claudia Eckert alsVorsitzende, Thomas Gtzfried,Harald Lemke sowie Dr. Bern-hard Rohleder. Schirmherr desInstituts ist seit gut zwei Jahren

    der frhere BundesprsidentProf. Dr. Roman Herzog.

    Nach dem Ausscheiden vonProf. Dr. Miriam Meckel soll derBeirat neu ergnzt werden. Dieentsprechenden Sondierungensind am Laufen.

    nderung imDIVSI-BeiratDirektor Matthias Kammer zum Ausscheidenvon Prof. Dr. Miriam Meckel.

    Mglichkeiten als Info- und Bildungsme-dium hinaus in das Leben einzubauen.

    Die Zuhrer argumentierten, dasssie sich generell unverstanden fhlten,

    wenn sie etwas Kreatives im Internetschafften. Auch zu Hause wrde viel zuwenig anerkannt, wenn man mit Freun-den oder allein das Netz fr solche oderandere innovative Zwecke nutze. VieleEltern wrden dann nur kritisieren, wieviel Zeit man schon wieder im Netz ver-geudet htte. Hufig fehle es auch an dergeringsten Anerkennung. Immer werdenur gewarnt, viel zu selten gelobt.

    Unrechtsempfinden. Ein Blickwinkel,den auch Danah Boyd teilt. Sie geht sogar

    noch einen Schritt weiter und kritisiert,dass die Chance der Jugendlichen, durchdas Internet zu lernen, teilzuhaben undaus der Welt schlau zu werden, durch dasVerhalten der lteren beschdigt wird.

    Gesprochen wurde auch ber Er-kenntnisse der U25-Studie im Hinblickdarauf, ob ein Unrechtsempfinden beimHerunterladen von Filmen, Musik oderSpielen aus dem Internet existiert. Diewesentliche Erkenntnis dazu in der Un-tersuchung: Erlaubt ist, was alle machen.Vorgenommen wrden Risikoabstufun-

    gen mit der zentralen Frage: Wie wahr-scheinlich ist es, dass ich strafrechtlichbelangt werde?

    Die Diskussionsrunde in der Ham-burger Uni ergab eine neue Sichtweise,nach der offensichtlich viele handeln:Wenn es so einfach ist, kann es nicht ver-boten sein.

    Gleichzeitig wurde jedoch deutlich,dass der Gedanke an mgliche Un-rechtmigkeiten die jungen Menschendurchaus umtreibt. Allerdings wissen sienicht, wo die tatschlichen Grenzen in

    dieser Grauzone verlaufen. Als Resultatwurde auch festgehalten: Manches da-von ist offensichtlich eine Frage des Al-ters und endet deshalb ganz automatisch.Hier gab es auch eine Forderung an dieltere Generation: Sie msse in Bezugauf Grauzonen klare Handlungsoptionengeben und mehr und besser auch in derSchule aufklren.

    Danke, liebe Miriam Meckel! Danke fr zweieinhalb Jahre enga-gierte Mitarbeit im DIVSI-Beirat, dem Sie seit seiner Grndungangehrt haben.

    Warum Sie als viel beschftigte Professorin sich fr die Zieleunseres Instituts so stark eingesetzt haben, begrndeten Sie seinerzeitin einem Interview so: DIVSI will auf wissenschaftlicher Basis mithelfen,mehr Transparenz in all die Diskussionen und Probleme rund um dasNetz zu bringen. Eine Arbeit, die nur zu begren ist. Deshalb habe ichmich bereit erklrt, im Beirat mitzuwirken.

    Diese angekndigte Mitwirkung haben Sie stets und in der Ihnen ei-genen Art geleistet: fachkundig, streitbar und doch kompromissbereit, mitBlick nach vorn. Ihre Ideen haben uns manchen wertvollen Impuls geliefert.

    Wenn Sie jetzt Ihre Mitgliedschaft im Beirat des DIVSI ruhen lassen,bedaure ich diesen Schritt sehr habe gleichzeitig jedoch volles Ver-stndnis. Die neu bernommene Aufgabe als Chefredakteurin der Wirt-schaftswoche verlangt uneingeschrnktes Engagement und gestattet eseiner neutralen Journalistin kaum, sich nebenbei fr die Ziele und Inte-ressen unseres Instituts starkzumachen.

    Ich wnsche Ihnen fr die neue Aufgabe eine glckliche Hand. WobeiIhnen der Kontakt zu den groen digitalen Themen unserer Zeit erhaltenbleiben wird. Aus meiner Sicht gibt es derzeit kaum einen spannenderenProzess als die Digitalisierung unserer Welt, die fr den Journalismusviele neue Mglichkeiten bereithlt, haben Sie erklrt.

    Ich bin gespannt, wie sich das in der Wirtschaftswoche Ihrer Pr-gung zeigen wird. Matthias Kammer, Direktor des DIVSI

    Abschied.Wegen einer

    neuen berufli-chen Heraus-

    forderung hatMiriam Meckel

    den Beiratverlassen.

    Fotos:JakobBrner

    (2),ClaudeStahel,zeljkodanShutterstock

    9Dezember 2014

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    INSIDE DIVSI II

    Die Notwendigkeit, neue Rege-lungsmodelle fr offene Fragenund Problemstellungen im In-ternet zu finden, setzt Politik,

    Justiz und Gesellschaft unter erhebli-chen Handlungsdruck. Im Wochentaktgibt es europaweit von allen Seiten neueVorschlge fr Regulierungs-, Abga-ben- oder Haftungsmodelle. Ziel dabeiist immer, mglichst einfache und poli-tisch gut verkaufbare Konzepte zu pr-

    sentieren, die einen vermeintlichen L-sungsweg aus dem Dilemma zwischenschnellen Innovationen und langsamenGesetzgebern auf der einen und natio-nalen Regelungen versus internationaleHerausforderungen auf der anderen Sei-te weisen. In vielen Fllen werden dabeiaber zu viele Themen ber einen Kammgeschert. Zudem wird schlicht nicht inder ntigen Tiefe und Breite eruiert, wieder Regelungsgegenstand eigentlichgenau aussieht und welche rechtlichen,konomischen und gesellschaftlichen

    Folgen das jeweilige Modell haben knn-te. Funktionsfhige Lsungen existierenbislang kaum. Unser Projekt BrauchtDeutschland einen Digitalen Kodex?,das der Think Tank iRights.Lab im Auf-trag des Deutschen Instituts fr Vertrau-en und Sicherheit im Internet durchfhrt,startet deswegen nun in die zweite Phase.

    In einem aufwendigen Prozess mitumfangreichen inhaltlichen Errterun-

    gen, intensiven Gesprchen mit Akteurenund gesellschaftlich relevanten Mitspie-lern, sowie begleitet von einer hochran-gigen Expertengruppe, setzen wir uns biszum Herbst 2015 mit den beiden Brenn-punktthemen Recht auf Vergessenwer-den und Big Data auseinander. Zieldes Projekts Digitaler Kodex ist dabei,anhand von praktischen Beispielen zueruieren, ob es neben der gesetzlichenRegulierung und industriellen Selbstver-pflichtungen weitere Modelle zur Prob-lemlsung gibt.

    Recht auf Vergessenwerden. DasInternet vergisst nichts diese Mahnung,meist mit erhobenem Zeigefinger, soll da-fr sensibilisieren, dass Informationen imInternet dauerhaft zugnglich sind. Daranhat sich auch durch die viel diskutierteEntscheidung des Europischen Ge-richtshofes (EuGH) im Mai 2014 zum so-genannten Recht auf Vergessenwer-

    Der Digitale Kodex:Start in die zweite PhaseDer Digitale Kodex startet in die zweite Phase. Im Mittelpunkt desumfangreichen Prozesses stehen die Brennpunktthemen Recht aufVergessenwerden und Big Data.Philipp Otto

    Fotos:KlausKnuffmann,

    MacrovectorShutterstock

    Die Leitplanken des DIVSI-Schirmherrn

    DIVSI-Schirmherr Prof. Dr. Roman Herzog hat einen wesentlichenAnsto fr die Arbeit an einem Digitalen Kodex gegeben. Derfrhere Bundesprsident: Um das Vertrauen ins Internet, in diemit ihm erffneten Chancen und Mglichkeiten nicht zu verspielen,brauchen wir eine breite Diskussion darber, welche verbindlichenSpielregeln hier gelten sollen. Wir brauchen Leitplanken, die unsauf dem richtigen Weg halten. Ein Digitaler Kodex, von allenVerantwortlichen getragen, knnte ein Weg dahin sein.

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    den nichts gendert. Das Gericht hatteeinem Antragsteller recht gegeben, dassGoogle in seinem SuchmaschinenangebotLinks lschen muss, die zu Seiten fhren,auf denen aus Sicht des Klagenden sen-sible persnliche Informationen des An-tragstellers zugnglich waren.

    Dieses Recht auf Vergessenwerden,das durch die Entscheidung indirekt ein-

    gerumt wird, ist dabeiaber vielmehr ein Rechtauf erschwerte Auffind-barkeit. Denn lschenmuss Google nur dieVerlinkung, whrend dieOriginalquelle bestehenbleibt und jederzeit aufanderen Seiten erneut

    verlinkt und dadurch ver-breitet werden kann. Was

    zunchst also wie einebahnbrechende Entschei-dung zugunsten von Nut-

    zern klingt, entpuppt sich aufden zweiten Blick als vorder-

    grndige Symptombehandlung,die dabei massive Implikationen

    fr Gesellschaft und Wirtschaftbeinhaltet, die in ihren Folgen derzeit

    nur schwer abgeschtzt werden knnen.

    Abwgung in privater Hand.Rund einhalbes Jahr nach dem Richterspruch inLuxemburg sind laut Google europaweitmehr als 162 000 Antrge auf Lschungeingegangen, die insgesamt rund 545 000einzelne Webseiten betreffen. Circa27 000 dieser Antrge kommen dabei ausDeutschland.

    Der EuGH hat mit seinem Urteil demUnternehmen Google die Aufgabe ber-tragen, in jedem einzelnen Fall zu ent-scheiden, ob es die beantragte Lschungvornehmen muss oder auch nicht. Da-

    bei gilt aber die Magabe: Privates Inte-resse geht dem ffentlichen Interesse ander Auffindbarkeit der Quelle via Goog-le vor. Ein Zustand, der massiver Kritikunterliegt. Konnte man kurz nach demRichterspruch vielfach euphorische Stel-lungnahmen aus der Politik hren, dassdas Gericht endlich ein wirksames und

    sinnvolles Recht auf Vergessen eta-bliert habe, so wird langsam deut-

    lich, dass der liebliche ersteSchluck des Weines in derZeit danach zu erheblichen

    Kopfschmerzen gefhrt hat.Es ist mehr als ein schaler

    Beigeschmack, den dasUrteil ausgelst hat.

    Ob manuell oderautomatisch: In je-dem einzelnen Fallentscheiden pri-vatwirtschaftlicheSuchmaschinen-betreiber allein undfr die ffentlich-keit intranspa-

    Recht aufVergessenwerdenist ein Rechtauf erschwerteAuffindbarkeit

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    rent ber die Informationsfreiheit vonBrgern und Presse. Dieser Zustand istnicht akzeptabel. Es braucht einen neuengesellschaftlichen Dialog ber die Art undWeise, wie mit dieser Problematik umge-

    gangen werden soll. Das Projekt zum Di-gitalen Kodex soll dabei einen wichtigenBeitrag leisten. Fragen, die im Prozessdebattiert werden, sind beispielsweise:

    Braucht es fr Konfliktlsungen durch

    die Suchmaschinenbetreiber festge-schriebene Regeln, etwa Verfahrens-vorschriften fr Abwgungsprozesse?

    Wie entstehen solche, wer ist am Aus-handlungsprozess zu beteiligen, undwie werden sie wirkmchtig?

    legitimierte Kontrolle derEntscheidungen geben,und wenn ja, wer bt siewie aus?

    Der Digitale Kodex bietetdie Mglichkeit, zusam-men mit vielen Beteiligtendiese und weitere Fragenintensiv zu errtern und

    zu berlegen, wie ein neuer gesell-schaftlicher Umgang mit diesem The-

    ma aussehen kann.

    Big Data gut oder bse?In einemparallelen Prozess werden wir uns, aus-gehend von praktischen Anwendungs-

    Ja, Deutschland braucht einen Digitalen KodexDie Historie zu einem Projekt, das bundesweit hchste Beachtung gefunden hat und hei diskutiert wird.

    Die Arbeit am Digitalen Kodex gemeinsam getragen von DIVSI unddem Berliner Think Tank iRights.Lab,luft seit dem Frhjahr des letztenJahres. Die offizielle Auftaktveran-staltung war im Mnchner Ober-angertheater. Diesem Info-Abend

    sind zwischenzeitlich zwei weitereffentliche Treffen gefolgt. In derHamburger Bucerius Law Schoolsowie in der Berliner Kalkscheunediskutierten Experten mit eineminteressierten Publikum.

    DIVSI-Direktor Matthias Kammerhat im Rahmen der Auftaktveran-

    staltung die grundstzliche berle-gung hinter der Fragestellung nacheinem Digitalen Kodex so umris-sen: Geschftsmodelle, die auf demInternet basieren, boomen wie kaumin einer anderen Branche. Oft jedochmit bsen berraschungen fr die

    Nutzer. Die Macher schieben die Ver-antwortung dafr den Verbrauchernzu. Die wiederum sehen hufig denStaat in der Pflicht, fr ihren Schutzzu sorgen. Doch der Gesetzgeberkennt auch keine Patentlsung. EinKreislauf, den es zu stoppen gilt.Hinter allem steckt die womglich

    entscheidende Frage in unsererzunehmend digitalisierten Welt:Wirtschaft, Politik, Nutzer werbernimmt die Verantwortung imNetz? Fr dieses Problem wollen wirLsungsanstze finden und fragendeshalb nach dem Digitalen Kodex.

    Begleitet wird das Projekt von zehnExperten aus ganz unterschiedlichenFachgebieten. Die Beteiligten sind sichmittlerweile einig, dass der gesuchteKodex sich positiv auf das Miteinanderim Umgang mit dem Internet auswir-ken wrde. Dabei ist man sich sehrwohl um die Schwierigkeit bei seinerAusgestaltung bewusst.

    Projektleiter Philipp Otto: Unsist deshalb wichtig, alle Beteiligtenin die Diskussion einzubeziehen. Soliegen nicht nur originre geschft-

    liche und strategische Interessenoffener auf dem Tisch, sonderngerade an dieser Stelle knnenKompromisslinien und realistischeModelle besser ausgelotet werden.Ein Digitaler Kodex ist nur unterBeteiligung aller mglich und kannnicht in Hinterzimmern erarbeitetwerden insbesondere dann, wennes nicht um einseitige Regulierungs-vorschlge, sondern um ein koope-ratives Miteinander geht.

    Sollten Suchmaschinenanbieterverpflichtet sein, detaillierteInformationen ber die Ver-fahrensablufe transparentzu machen, v. a. zu verf-

    fentlichen? Knnen/Sollten privat-

    wirtschaftliche Inter-net-Unternehmen Htervon Freiheitsrechtensein? Was sind die Vor-und Nachteile ge-genber staatlicherRegelsetzung und

    -durchsetzung? Muss es einedemokratisch

    Starke Resonanz. DIVSI-Schirmherr Prof. Dr. Roman Herzog war in derBucerius Law School interessierter Ehrengast bei der zweiten Veranstaltungzum Digitalen Kodex.

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    fllen beispielsweise aus dem Bereichder Mobilitt oder auch der Gesundheit,mit der Frage beschftigen, wie ein ge-sellschaftlicher Umgang mit groen Da-tenmengen intelligent geregelt werden

    kann. Seit ein paar Jahren impliziert derModebegriff Big Data sowohl groeGefahren des Missbrauchs durch das un-kontrollierte Verknpfen und Verwendenvon Daten, wie gleichzeitig auch das Ver-sprechen, durch neue Anwendungs- undWirtschaftsbereiche das alltgliche Le-ben der Menschen deutlich zu verbes-sern.

    Das Spannungsfeld ist bis heute un-gelst. Insbesondere auch aufgrund derTatsache, dass ein und derselbe Daten-satz in gesellschaftlich gewnschter oder

    ungewnschter Weise mit einem anderenverknpft werden kann. Doch was ist ei-gentlich gesellschaftlich erwnscht? Wiekann ein Modell entwickelt werden, dassdie ethischen und konomischen Pole indiesem Spannungsfeld neu beschreibtund definiert? Im Projekt werden wir unsdie Zeit nehmen, diese Fragen zu stellenund zu diskutieren. Ziel ist, ein neues undintensiveres Verstndnis fr einen sinn-vollen Umgang mit Big Data zu finden.

    Mit dem Prozess um die Frage nacheinem Digitalen Kodex wollen wir ei-

    nen wesentlichen Beitrag zu den Debat-ten ber diese Problemkreise leisten.Bewusst lassen wir uns dabei nicht vontagesaktuellen Entwicklungen treiben,

    IT-Kompetenz lsst zu wnschen brigPotsdam Mehr Wissen gefordert, um E-Government umsetzen zu knnen.

    Eine aktuelle Studie des IT-Planungsra-tes, realisiert vom Potsdamer Institut freGovernment (IfG.CC), kommt zu dem Er-gebnis, dass Deutschlands Verwaltung frdie Umsetzung der Digitalen Agenda bis-lang lediglich unzureichend aufgestellt ist.

    Zwar htten IT und E-Governmentdie Verwaltung tief durchdrungen,doch erfordere dies von den Beschf-tigten neues Wissen, neue Fertigkeitenund neue Kompetenzen. SpezifischesWissen fr IT und E-Government ins-gesamt wrden aber nur unzureichend

    vermittelt. Dies gilt sowohl in der Hoch-schulbildung als auch in der Fort- undWeiterbildung.

    Die Untersuchung macht auch deut-lich, dass mit Blick auf E-Governmentin verwaltungsbezogenen Studienange-boten deutscher Hochschulen ber die

    Hlfte der Angebote berhaupt keinenBezug zu E-Government oder IT-Inhaltenaufweisen.

    Damit die deutsche Verwaltung dendigitalen Wandel mitgestalten und dieMglichkeiten von E-Government insge-samt besser und gezielter nutzen kann,mssen deshalb spezielle Bildungsan-gebote aufgebaut werden. Dabei gingees nicht darum, isolierte IT-Kenntnissezu vermitteln. Wichtiger sei es vielmehr,dass Transformationskompetenzen er-worben werden.

    Manko.E-Government tut sich schwer.

    NEWS

    Philipp OttoLeiter des Projekts BrauchtDeutschland einen DigitalenKodex?, Partner des ThinkTank iRights.Lab

    WEITERE INFORMATIONENwww.divsi.de/projekte

    Fotos:jurgenfr/MacrovectorShutterstock,

    JrgenKeiper,SarahPorsack

    wollen, grenzt an Unvernunft, deswegennehmen wir uns Zeit und wollen bis zumHerbst 2015 erste Ergebnisse in Papier-form vorlegen.

    Auf dem Weg dahin werden wir ge-zielt das Gesprch mit vielen Beteiligtensuchen, die alle fr sich, ob als direktBetroffene oder als Beobachter, einen

    oftmals ebenfalls differenzierten Blickauf die Entwicklungen und die dahinter-liegenden Fragen haben. Um Antwortenzu finden, gilt es einerseits, die politischeEntwicklung und die Grundlagen, auf de-

    nen diese mglich ist, genau zu betrach-ten. Sehr schnell wird klar, dass wir nichtnur mit singulren Fragestellungen, son-dern mit multiplen Problemlagen kon-frontiert sind. Lsungsanstze drfensich deswegen nicht nur auf scheinbareinfache Slogans konzentrieren, sondernmssen standhaft ausgestaltet sein.

    sondern bemhen uns, mit ruhiger Handmehr Tiefe und Analyse der bestehendenProblemfelder zu schaffen, mit anderenMitspielern zu diskutieren und Lsungs-wege zu eruieren und kompakt darzustel-

    len. Es ist ein offener Prozess, bei demwir uns ber die Beteiligung von Politik,Wirtschaft und Wissenschaft freuen. Diekomplexen Fragen mit einem Federstrichauf einem weien Blatt Papier lsen zu

    13Dezember 2014

  • 8/10/2019 DIVSI Magazin Ausgabe 04/2014

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    Am liebsten umsonst die deut-schen Internet-Nutzer bevor-zugen eindeutig kostenloseOnline-Angebote. 76 Prozent

    der User greifen ausschlielich odervor allem auf Angebote zurck, fr dienicht bezahlt werden muss. Nur gut je-der Fnfte nutzt sowohl kostenlose als

    auch kostenpflichtige Online-Angebote.75 Prozent der Befragten sind sich aller-dings auch der Tatsache bewusst, dasssie fr diese kostenlosen Online-Ange-bote in der Regel mit ihren persnlichenDaten bezahlen mssen.

    So eine Erkenntnis aus der neuen DIV-SI Studie Daten Ware und Whrung,fr die das renommierte Meinungsfor-schungsinstitut dimap in der zweitenOktoberhlfte 2014 insgesamt 1002 In-ternet-Nutzer in Deutschland ab 14 Jah-ren befragt hat. DIVSI-Direktor Matthias

    Kammer stellte die Studie in Berlin mitReinhard Schlinkert, Geschftsfhrervon dimap, in den Rumlichkeiten derBundespressekonferenz vor.

    Online-Konsum hoch im Kurs. 82Prozent der Befragten nutzen das Inter-net zum Einkaufen. Nur 17 Prozent shop-pen ausschlielich offline. Angesichtsdieses Trends rcken Fragen in den Vor-dergrund, die sich mit der kommerziellenWeiterverwendung persnlicher Datenund damit zusammenhngenden Sicher-

    heitsproblemen beschftigen, erklrte

    INSIDE DIVSI III

    DIVSI Studie

    Daten Ware und WhrungnKostenlose Online-Angebote werden bevorzugt

    nJeder dritte Nutzer wrde fr Datenschutz zahlen

    nAGB der Anbieter als ProblemfeldMichael Schneider

    der DIVSI-Direktor zum Hintergrund derStudie.

    Mehrheitlich gehen die Internet-Nut-zer davon aus, dass die meisten Anbie-ter von Online-Angeboten mit den Datenihrer Nutzer Geld verdienen. Kammer:

    Daten sind der Rohstoff fr Wertschp-fung in der digitalen Welt.

    Allerdings lehnen 80 Prozent derBefragten diese Praxis entschieden ab.Angst vor Datenmissbrauch und die Un-

    klarheit darber, was mit den eigenen

    Daten geschieht, sind hierfr die wich-tigsten Grnde. Jeder dritte Befragte mitablehnender Haltung sagt, dass persn-liche Daten nur einem selbst gehren.

    Lediglich 16 Prozent haben ein gewis-ses Verstndnis fr das Geschftsmodell.Sie begrnden dies vor allem damit, dassdie Online-Anbieter schlielich auchGeld verdienen mssten. Knapp jederdritte Konsument zeigt sich hingegen re-signiert und gibt an, daran lasse sich sooder so nichts ndern.

    900 Millionen Euro Schutzgeld. Im-merhin jeder dritte Internet-Nutzer wrenach den Ergebnissen der DIVSI Studiebereit, fr den Schutz der eigenen Da-ten zu bezahlen (41 Euro pro Jahr imDurchschnitt) unabhngig davon, ober das Vorgehen, Nutzerdaten zu Geld zumachen, ablehnt oder dafr Verstndnishat. Hochgerechnet auf alle aktiven Userergibt das einen Betrag von etwa 900 Mil-lionen Euro, mit der Anbieter rechnenknnten. Fr eine solche Zahlung wrenPersonen mit Hochschulabschluss eher

    bereit (41 Prozent) als Personen mit ei-nem Hauptschulabschluss (27 Prozent).

    Matthias Kammer: Diese Zahlungs-bereitschaft von gut einem Drittel derNutzer knnte ein Signal fr solche An-bieter werden, die sich auf dem Marktmit einem besonderen Effekt etablierenwollen. Mglicherweise liee sich miteinem solchen Modell ein Markenver-trauen in Verbindung mit einem Gtesie-gel kreieren.

    Die Ablehnung jhrlicher Zahlungenwird am hufigsten mit Misstrauen be-

    paidcontent41 Euro pro Jahr wrde derEinzelne im Durchschnitt fr denSchutz seiner Daten bezahlen.

    Teamwork. DIVSI-Direktor MatthiasKammer (l.) und dimap-Geschftsfh-rer Reinhard Schlinkert prsentierten

    in Berlin die Untersuchung.

    14

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    persnlicher Daten strker verfolgt undbestraft wird, so der Geschftsfhrerdes Markt- und Politikforschungsinsti-tuts dimap, Reinhard Schlinkert.

    95 Prozent verlangen zudem, dasssich auslndische Internetfirmen an deut-sche Datenschutzregeln halten mssen.Und 86 Prozent der Befragten fordern,dass Datengeschfte gesetzlich verbo-ten werden sollen. DIVSI-Direktor

    Allerdings glauben auch nur 19 Prozent,dass eine Umsatzbeteiligung berhauptumsetzbar wre.

    Politik in der Pflicht.Angesichts derProblematik, dass persnliche Datenhufig als Ware gehandelt werden, sehendie Nutzer vor allem die Politik und dieUnternehmen in der Pflicht. Fast alle (97Prozent) fordern, dass der Missbrauch

    grndet: 59 Prozent zweifeln, dass diestatschlich zu hherer Datensicherheitfhrt. 40 Prozent von ihnen meinen, dassalles im Internet kostenlos sein sollte,auch die Sicherheit der Nutzerdaten.

    Bei der Frage, ob die Nutzer an denUmstzen, die mit ihren Daten erzieltwerden, beteiligt werden sollten, ist dieHaltung fast unentschieden. 48 Prozentsind dafr, und 46 Prozent sind dagegen.

    Nur kosten-pflichtigeAngebote

    Nurkostenlose

    Angebote

    Vor allemkostenloseAngebote

    Gemischt kosten-lose und kosten-pflichtige Angebote

    Vor allemkostenpflichtigeAngebote

    6214

    21

    1 1

    Wenn Sie im Internet an die unter-

    schiedlichen Angebote denken, wie

    wrden Sie Ihr Nutzungsverhalten

    beschreiben: Nutzen Sie ...?Angaben in Prozent

    Fotos:BonninstudioShutterstock,

    StefanZeitz

    15Dezember 2014

  • 8/10/2019 DIVSI Magazin Ausgabe 04/2014

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    Kammer ergnzte, dass die Politiknoch strker ihrer Verantwortung gerechtwerden sollte, im Sinne der Verbrau-cher einen einheitlichen Datenschutz fr

    in- und auslndische Unternehmen inDeutschland zu gewhrleisten.

    Als Mittel zum Schutz der persnli-chen Nutzerdaten sehen die Deutschenjedoch nicht nur Sanktionen: 72 Prozentsind der Meinung, dass Internet-Angebo-te, die sich an strenge Datenschutzregelnhalten, von der Politik besonders gefr-dert werden sollten.

    Doch auch die Unternehmen werdenvon den Internet-Nutzern in die Pflicht

    genommen. 96 Prozent der Befragtenfordern, dass diese transparenter berden Verbleib der persnlichen Dateninformieren sollten. Fast genauso viele

    sind der Meinung, Unternehmen solltensich selbst zur Einhaltung strenger Da-tenschutzregeln verpflichten.

    Problemfeld AGB. Die AllgemeinenGeschftsbedingungen (AGB) stellen ein

    Problemfeld dar. So sind sie den Nutzern(knapp 75 Prozent) oft zu lang und zukompliziert, um berhaupt nachvollzo-gen werden zu knnen. Sie werden meistgar nicht erst gelesen oder bestenfallsnur flchtig berflogen. Fast zwei Drittelder Befragten geben kann, dass die Ein-haltung der AGB nicht berprfbar ist.

    Einflussmglichkeiten? Schlielichsehen sich die Internet-Nutzer auchselbst in der Verantwortung wenn auchin deutlich geringerem Mae als Politik

    und Unternehmen. 59 Prozent der Be-fragten sagen, jeder Internet-Nutzer istselbst dafr verantwortlich, was mit sei-nen Daten passiert. Unabhngig von Alter,Geschlecht, Bildung oder Nutzungshu-figkeit kritisieren sie, dass der User die-ser Verantwortung nicht nachgehen kann.

    Die Deutschen sehen ihren Einflussauf die Sicherheit ihrer Daten im Netzsehr nchtern. Nur 8 Prozent sagen, je-der Einzelne habe viel Einfluss darauf,weitere 13 Prozent glauben, man habeetwas Einfluss. Eine deutliche Mehrheit

    von knapp 80 Prozent geht jedoch davonaus, dass der Einzelne wenig (38 Prozent)oder sogar gar nichts beeinflussen kann(40 Prozent).

    Michael Schneiderleitet bei DIVSI denBereich Kommunikation

    WEITERE INFORMATIONENdivsi.de/publikationen

    resignationKnapp 80 Prozent der Internet-Nutzerglauben, wenig oder gar nichts in Sachen

    Sicherheit beeinflussen zu knnen.

    Welcher der folgenden

    Aussagen zu Online-Angeboten

    wrden Sie voll zustimmen,

    welcher wrden Sie eher zustim-

    men, welcher wrden Sie eher

    nicht zustimmen, und welcher

    wrden Sie gar nicht zustimmen?

    Angaben in Prozent

    nstimme voll zu nstimme eher zu

    Fotos:BonninstudioShutterstock,

    FrederikeHeim

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    W

    ir leben in Zeiten vagerBegrifflichkeit. In der All-tagssprache unseres Wirt-schaftslebens zeigt sich

    dieses besonders. Begriffe wie Nach-haltigkeit oder Corporate Social Re-sponsibility werden in unterschiedlichs-ter Deutung verwendet. Sie sind Zeichenfr das, was die Menschen bewegt, unddamit auch ein Teil des Selbstverstnd-nisses unserer Gesellschaft.

    Vage Begriffe sind eher ideologischals wissenschaftlich. Sie rhren das Ge-fhl und verwirren den Verstand, sagtMax Urchs, Professor fr Philosophiean der European Business School, Oes-trich-Winkel. Der Titel der hier im

    Folgenden besprochenen Studie lautet:Leadership in der digitalen Welt, das In-ternet Chance und Herausforderung frein gesellschaftlich verantwortlichesManagement.

    UNTERSUCHUNG

    Leadership in derdigitalen Welt

    Leadership und gesellschaftlichverantwortliches Management erweisensich geradezu als Paradebeispiele vagerBegrifflichkeit, betrachtet man die un-

    zhligen Publikationen, Symposien oderWorkshops zu diesen Themen.

    Begriffsklrung. Um den Verstandnicht zu verwirren und gleichzeitig dasGefhl, zwar nicht zu rhren, aber den-noch zu berhren, soll zunchst das derStudie zugrunde liegende Verstndnisder beiden o.g. Begriffe bestimmt wer-den.

    Eigentlich spricht nichtsdagegen, statt Lea-dership den

    Begriff Fhrung zu verwenden. Aberda Sprache das Schmiermittel einerGesellschaft ist und die Sprache derglobalen Gesellschaft nun mal Englisch

    besser gesagt schlechtes Englisch ist,wurde in der hier besprochenen Studieder plakativere Begriff Leadership ver-wendet, und zwar in folgender Definition:Leadership wird gesehen als eine Funk-tion des Wirtschaftsmanagers im Sinnevon Peter Druckers Verstndnis des Ma-nagers als Mitglied der fhrenden Eliteder Gesellschaft (Member of Societysmajor Leadership Group, in command ofthe central resources of Society). NachDrucker umfasst die gesellschaftlicheVerantwortung dieser Elite und damit

    sind wir beim Begriff gesellschaftlicheVerantwortung des Manager die wirt-schaftlich erfolgreiche Unternehmens-fhrung sowie die Werte stiftende undWerte vermittelnde Aufgabe fr thegood Society, im Sinne einer freien,rechtsstaatlichen und demokratischenGesellschaft.

    Freiheit und Wrde. Es geht letztlichum die Verantwortung des Managers,durch seine Worte (!) und Taten Orien-tierung zu geben fr einen Ausgleich

    zwischen den Werten des Marktes undden ethischen Werten, allen voran demRespekt vor persnlicher Freiheit undder Wrde der Person. Erst indem einMensch diese Werte lebt, stellt er, soder franzsische Philosoph Andr Com-te-Sponville, das Menschliche in seinemWesen unter Beweis.

    25 intensive Dialoge mit Vorstnden und Geschftsfhrernvon Wirtschaftsunternehmen. Ergebnisse und Erkenntnisseeiner DIVSI Studie.Peter Paschek

    Fhrung. Der Twitter-Vogel imFormationsflug. Auch im digitalenZeitalter muss einer verlsslichdie Richtung vorgeben.

    17Dezember 2014

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    Beinahe alle Teilnehmer der Ge-

    sprchsreihe definieren ihre ge-sellschaftliche Verantwortung alsManagerin Zusammenhang mit demInternet verstndlicherweise zu-nchst bezogen auf die wirtschaftli-chen Ergebnisse ihres Unternehmens,gleichzeitig aber auch in Bezug auf dieFolgen der Nutzung des Internets frden Einzelnen und fr die Gesellschaftsowie hinsichtlich ihrer Werte vermit-telnden Fhrungsaufgaben. Diesessowohl hinsichtlich der kleinen Din-ge des Alltags im Unternehmen als

    auch in Bezug zu gesellschaftlichenProblemen grerer Tragweite.

    Es ist den Teilnehmern bewusst, dasssich das digitale Weltalter noch in ei-nem frhkindlichen Stadium befin-detund dass zurzeit vor allem Fragenaufkommen, weniger Antworten. Vielmehr kme es jetzt darauf an, Proble-me und Konfliktlagen, die den gesell-schaftlichen Zusammenhalt gefhrdenund die durch das Internet verschrftwerden, zu identifizieren und mit offe-nem Visier besprechbar zu machen.

    Geschftsfhrern von Wirtschaftsunter-

    nehmen. Neun der Teilnehmer warenFrauen. Die Branchenschwerpunkte: Ge-sundheitswirtschaft, Internet-Industriesowie Banken und Finanzdienstleistun-gen. Die mit Absicht gewhlte Bandbreitedes Alters der Teilnehmer lag zwischen30 und 65.

    Ermutigende Tendenz.Die Ergebnisseder Dialoge sind natrlich nicht reprsen-tativ. Sozialvermessung war allerdingsvon vornherein nicht beabsichtigt, htteauch bei dieser Thematik zu einer unzu-

    lssigen Komplexreduktion gefhrt. In je-dem Fall lsst sich eine Tendenz ableiten,die in dreierlei Hinsicht ermutigend ist: Das konstruktive, pragmatisch-re-

    alistische Verstndnis der teilneh-menden Fhrungskrfte hinsichtlichder Mglichkeiten und Grenzen desInternets, lsst sich wie folgt zusam-menfassen: Der Kreis versteht das In-ternet als eine technische Errungen-schaft, als Tool, als ein Werkzeug,also als Ergebnis eines kreativen Ar-beitsprozesses.

    Ich wrde mir wnschen, stattdessendas Miteinander, das Menschliche mehrin den Fokus zu rcken. Auch und gerade

    im Zeitalter des Internets, schreibt Prof.Dr. Roman Herzog, der ehemalige Bun-desprsident und Schirmherr des DIVSI,in seinem Vorwort zur DIVSI Entschei-der-Studie von Februar 2013.

    Denkraum.Die im Rahmen der Studiebefragte reprsentative Gruppe von Ent-scheidern der Wirtschaft verstand sichnmlich ausschlielich als Akteure, Trei-ber und Innovatoren der geschftlichenVerwertung des digitalen Fortschritts.Die Ergebnisse dieser DIVSI Studie in

    Verbindung mit der Mahnung von RomanHerzog boten vorzglichen Anlass, mitder hier besprochenen Studie folgen-der Fragestellung nachzugehen: Sinddie Entscheider der Wirtschaft intellek-tuell dermaen in der konomischenVerwertungslogik gefangen, dass ihnenkein Denkraum mehr zur Verfgungsteht, ber das Menschliche und diedamit verbundenen moralischen Wer-te jenseits der Wertmuster des Marktesim Zusammenhang mit dem Internet zureflektieren, ohne sich an irgendwelchen

    sogenannten non-financial indicatorsfestzuhalten.

    Im Verlauf des Jahres 2013 fhrteder Verfasser auf dieser Grundlage 25intensive Dialoge mit Vorstnden und

    Den befragtenWirtschafts-fhrern istbewusst, dasssich das digitaleWeltalter nochin einemfrhkindlichenStadium befindet.

    Wissensarbeiter.Das Internet machtdiese Entwicklungmglich.

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    Fotos:ENISA,

    MaxGriboedovShutterstock,vanzCC-BY-2.0

    Eines dieser Spannungsfelder sahen dieTeilnehmer in dem durch die Digitalisie-rung beschleunigten Wandel der Berufs-

    struktur unserer Gesellschaft, und zwarinsbesondere in der wachsenden Bedeu-tung des spezialisierten Wissensarbeitersals vorherrschender Berufstypus. Diesessowohl unter positiven Aspekten: Ichglaube tatschlich, dass wir in Zukunfteine Arbeitswelt mit sehr vielen Spezi-alisten haben werden. Selbst denkendeMenschen, die sich selbst organisierenund verwalten. Das Internet macht dieseunglaubliche Individualitt mglich.

    Selten ein Miteinander. Aber auch

    hinsichtlich problematischer Folgen frden Einzelnen: Es ist teilweise schonbengstigend, wie sich diese Ausbildungsozusagen eingeengt, verschult hat mitdem Ergebnis technisch hervorragendausgebildeter Leute, aber eben unglaub-lich eingeengt.

    Und in letzter Konsequenz fr die Ge-sellschaft: Es ist ja heute schon so, dasssich Lehrer mit Lehrern und Wirtschafts-leute mit Wirtschaftsleuten treffen. DieseAbschottungsprozesse gesellschaftlicherGruppen werden sich weiter vertiefen.

    Milieubergreifendes Miteinander wirddamit immer seltener.

    Ein Konfliktfeld aber, das die Strukturunserer Gesellschaft mitbringt und dasdurch das Internet sichtbarer und da-

    mit verschrft wird, stand bei den meis-

    ten Teilnehmern in besonderem Fokus.Letztendlich honoriert ein UnternehmenLeistung und Ergebnis das drckt beieinem Aktienunternehmen das kontinu-ierliche Wachstum der Ebit-Marge aus.Das wird honoriert, zunchst einmal egalwie. Das Andere, sagt man, wird sichdann schon entwickeln, das machen wirin einem zweiten Schritt. Doch bevor die-ser Schritt getan wird, liegt der Schadenschon vor. Und das fhrt leider dazu, dassteilweise gute Dinge, zum Beispiel auf derNachhaltigkeitsebene, als Propaganda

    oder Marketing gesehen werden, als nichtverankert im System, da einzelne Hand-lungen dem diametral entgegensprechen.

    Das Internet hat uns gezeigt, dassdiese Widersprche, wenn wir sie un-

    besprochen vor uns herschieben,pltzlich in eine Gre geraten, diefast nicht mehr beherrschbar wird.

    Die Herausforderung an den Manager,die hieraus resultiert, ist offensichtlich:Es geht nicht nur um erhhte Anforde-rungen an Kommunikation und Kritikf-higkeit, sondern um eine neue Dimensionvon Kommunikation und Kritikfhigkeitdes (Wirtschafts-)Managers.

    Theorie und Praxis. Die Zahl gewich-tiger Stimmen, die wie Roman Herzogauffordern, das Menschliche gerade inder digitalen Welt in den Fokus zu rcken,hat in letzter Zeit deutlich zugenom-

    men. Jngstes Beispiel ist der diesjh-rige Friedenspreistrger des DeutschenBuchhandels, Jaron Lanier, Schriftstellerund Internet-Unternehmer, der in seinerRede einen neuen Humanismus einfor-dert. Es tut sich also was zum ThemaLeadership in der digitalen Welt. Des-sen gegenwrtiger Status lsst sich ambesten mit folgenden Worten des Philo-sophen Jrgen Mittelstra umschreiben:

    Die Theorie ist da, Bewusstsein und Pra-xis tun sich noch schwer!

    Peter Paschekist einer der Geschftsfh-renden Gesellschafter derDelta Management Consul-tants GmbH, Berlin.

    Groe bung zur Cyber-SicherheitHamburg Bericht ber gewonnene Erkenntnisse folgt Anfang 2015.

    Wie gut ist Europa auf Cyber-Angriffe vor-bereitet? Zur Klrung dieser Frage trafensich jetzt ber 200 Organisationen und400 Cyber-Sicherheitsexperten aus 29europischen Lndern zur bung im Be-reich Cyber-Sicherheit. Bei Cyber Europe

    2014 wurden Cyber-Angriffe simu-liert und damit die Fhigkeiten zur

    Gefahrenabwehr im Netz geprft.Die bung besteht insgesamt

    aus drei Abschnitten. Zurzeitluft Phase zwei. Hier stehen

    Punkte wie Warnung, Krisenbewertungoder taktische Analyse sowie Beratungund Informationsaustausch auf operati-

    ver Ebene im Mittelpunkt.Zu Beginn stand die technische Pha-

    se. Abgeschlossen wird die bung miteiner strategischen Phase, in der Ent-scheidungsprozesse, politische Auswir-kungen und ffentlichkeitsaspekte imFokus stehen. Ein umfassender Berichtber alle gewonnenen Erkenntnisse sollAnfang 2015 verffentlicht werden.

    Organisiert wird die Cyber Europealle zwei Jahre von der EuropischenAgentur fr Netz- und Informationssi-cherheit (ENISA).

    Experten.Simulation fr

    den Ernstfall.

    NEWS

    Ehrung. Jaron Lanier fordert einenneuen Humanismus ein.

    19Dezember 2014

  • 8/10/2019 DIVSI Magazin Ausgabe 04/2014

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    Der Trend ist eindeutig: Immermehr Stdte wollen sich zu einersmarten Stadt entwickeln. Siehoffen, durch vernetzte Infor-

    mations- und Kommunikationstechnolo-gie knftige Herausforderungen besserbewltigen zu knnen. Dazu gehrendie Chancen und Probleme, die sich aus

    dem demografischen Wandel ergeben,ebenso wie die Erfllung der Forderun-gen nach kologischer und finanziellerNachhaltigkeit. Darber hinaus stehtder Wandel des brgerschaftlichen Par-tizipationsverhaltens genauso auf derTagesordnung wie der Erhalt oder derAusbau der Standortfhigkeit angesichtsdes schrfer werdenden internationalenWettbewerbs.

    Das politisch-strategische Innovati-onsprogramm fr eine smarte Stadt soll-te aus den heute immer noch nicht voll-

    stndig beseitigten Fehlentwicklungender Frhgeschichte des E-Governmentlernen. In erster Linie gilt es, keinen digi-talen Flickenteppich von Einzellsungenentstehen zu lassen. Erforderlich ist einganzheitliches multidimensionales Kon-zept, das alle oder wesentliche Hand-lungsfelder einbezieht und auf diese

    VISION

    Die Smarte StadtAuf der Suche nach einem ganzheitlichen

    multidimensionalen Konzept.Willi Kaczorowski

    E-Gov.Mehr

    Transparenzzwischen

    Verwaltungund Brger

    ist notwendig.

    E-Learning.Das Angebotauf diesemSektor mussausgebautwerden.

    20

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    Schlielich gehren zum sechstenHandlungsbereich Smarte Energieund Umwelt vor allem die knftigeEnergieerzeugung und -verteilung

    sowie das Energiemanagement in kli-maneutralen Stdten. Ebenso umfasster die Chance einer umweltbezogenenVerhaltensnderung auf der Grundla-ge einer wesentlichen greren Trans-parenz ber Umweltauswirkungen.

    Sieben technologische Grotrends dernchsten Jahre werden die smarte Stadtprgen: die umfassende Verfgbarkeitvon freiem schnellen WLAN, die syste-matische Nutzung sozialer Netzwerkeund des Cloud Computing, Mobile Gover-

    nment, Big Data und der Einsatz von Sen-soren und anderen intelligenten Messge-rten im Rahmen des Internets der Dingesowie eine umfassende IT-Sicherheit beider Nutzung intelligenter Netzwerke undAnwendungen.

    Wichtigste technologische Vorbe-dingung ist jedoch ein superschnellesBreitband, das mglichst auf Glasfaser-kabel beruht. Neben der Breitbandinfra-struktur sind auch Initiativen erforder-lich, die die Nutzung dieser Angebote fralle mglich machen und so die digitale

    Spaltung der Gesellschaft verhindern.Besonders im lndlichen Raum sinddeswegen Untersttzungsangebote auf-zubauen.

    In der smarten Stadt soll die Lebens-,Aufenthalts- und Arbeitsqualitt erheb-lich verbessert werden. Das Konzept, dasin seinem technologischen Ansatz auf

    integrierten vernetzten Plattformen undEchtzeitdatenanalysen und sich daraufbeziehenden Vorhersagen beruht, hat je-doch auch ein januskpfiges Gesicht. Es

    ruft eine Reihe von Fragen hinsichtlichder Datensicherheit, des Datenschutzessowie der Angreifbarkeit der Systemehervor. Beispiele dafr sind:

    Beim Smart Metering werden meis-tens in 15-Minuten-Abstnden Elektro-Verbrauchsdaten erfasst, analysiert

    Nchster Schwerpunkt heitd!conomyHannover CeBIT 2015 will einer neuen Entwicklung Rechnung tragen.

    Das Topthema der CeBIT 2015 ist d!co-nomy. Oliver Frese, Vorstand der Deut-schen Messe AG, dazu in Hannover: Dieallgegenwrtige Digitalisierung prgtdas berufliche und gesellschaftlicheUmfeld immer umfassender. Die IT er-mglicht eine grundlegende Vernde-rung bestehender Geschftsmodelle beigleichzeitigem Entstehen vllig neuerBusiness-Modelle. Die IT ist heute in derLage, mit groer Dynamik ganze Bran-chen umzuwlzen. d!conomy trgt dieser

    Entwicklung Rechnung. Die CeBIT 2015ist geplant fr den 16. bis 20. Mrz.

    Nach Ansicht von Frese sei erkenn-bar, dass sich die Trend-Technologien derIT-Branche aus den vergangenen Jahren

    Big Data, Cloud Computing, Mobile, So-cial und Security nun miteinander ver-zahnen: In der Kombination steckt dieKraft grundlegender Innovationen. Esknne bereits vom Beginn einer neuen der digitalen ra der Industrie gespro-chen werden.

    In allen Wirtschaftszweigen sei er-kennbar, dass digitale Technologien dieEntwicklung von Geschftsmodellen,Fertigungsprozessen und Produkten im-mer strker vorantreiben.

    Blick voraus.Oliver Frese stellte diePlne fr die CeBIT vor.

    NEWS

    Energie-Infrastruktur.Die smarte Stadt kmmert sich auch um eineumweltbezogene Verhaltensnderung.

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    Willi Kaczorowskiist Strategieberaterfr digitale Verwaltungund Politik.

    und weitergegeben. Kritiker befrch-ten, dass so wesentliche Stationen des

    Tagesablaufs gespeichert und ausge-wertet werden.

    BeimSmart Parkingmuss in Echtzeitder aktuelle Standort des Autos er-fasst werden, so dass der Pkw auf dennchsten freien Parkplatz gelotst wer-den kann. Da das Management von An-gebot und Nachfrage weitgehend bermobile Endgerte erfolgen wird, ent-stehen Verlaufs- und Verortungsdaten.Das Bezahlen des Tickets ber dasSmartphone oder an Terminals hinter-lsst weitere Transaktionsspuren.

    Auch bei einer tiefer gehenden Integ-ration der Verkehrstrgerdes Indivi-dualverkehrs bzw. des PNV knnendetaillierte Nutzungsdaten erfasst

    werden, sodass ein Bewegungsprofildes Brgers erstellt werden kann.

    Sptestens beim selbst fahrendenFahrzeugwird die Angreifbarkeit derSysteme ein zentrales Problem, fallsHacker die Algorithmen der Softwaremanipulieren.

    Stdtische Infrastrukturen sind kri-tische Infrastrukturen. Bisher werdenEnergie-, Wasser- oder Verkehrsinf-rastrukturen voneinander isoliert ge-managt. Wenn diese nun alle von ei-ner gemeinsamen internetgesttztenPlattform gesteuert werden und da-rber hinaus die einzelnen Elemente

    noch interdependent sind, lassen sichleicht Bedrohungsszenarien entwi-ckeln, die eine Stadt lahmlegen kn-nen.

    Mangel an IT-Experten weiter gestiegenBerlin Branchenverband warnt: Innovationskraft knnte verloren gehen.

    In Deutschland werden aktuell rund41 000 IT-Spezialisten gesucht. Damitsei die Zahl der offenen Stellen im Ver-gleich zum Vorjahr um rund fnf Prozentgestiegen, teilte der IT-BranchenverbandBitkom jetzt in Berlin mit. Fr die Studiewurden mehr als 1500 Geschftsfhrerund Personalverantwortliche von Unter-nehmen aller Branchen befragt.

    Mehr als jedes zweite ITK-Unterneh-men (54 Prozent) habe angegeben, dassaktuell ein Mangel an IT-Spezialisten

    herrsche. 42 Prozent erwarteten sogar,dass sich der Fachkrftemangel in Zu-kunft weiter verschrfen werde. Wennnicht gengend Fachkrfte vorhanden

    sind, besteht die Gefahr, dass Arbeit insAusland verlagert wird. Das bedeutetaber auch, dass Innovationskraft verlo-

    ren geht, sagte Bitkom-Prsident DieterKempf.

    Die meisten unbesetzten Stellen inder ITK-Branche finden sich laut Stu-die bei den Anbietern von Software undIT-Dienstleistungen mit ber 14 000 of-fenen Positionen. Fast drei Viertel derITK-Unternehmen (71 Prozent), die ak-tuell freie Stellen haben, bentigen Soft-wareentwickler. Bei ihnen sind vor allemFhigkeiten rund um Cloud Compu-ting (53 Prozent der Flle) und Big Data(44 Prozent) gefragt.

    Wanted! Wo sind die IT-Spezialisten?BITKOM sieht in ihrem Fehlen eine Gefahr.

    NEWS

    Die smarte Stadt ist kein technologi-sches Elitenkonzept. Sie wird nur zusam-

    men mit den Akteuren der Brgergesell-schaft verwirklicht. ngste und Bedenkender Kritiker sollten ernst genommen undin den Entwicklungsprozess eingespieltwerden. Innovative Brgermeister, die ineinem transparenten Prozess die smarteStadt entwickeln wollen, spielen im poli-tisch-strategischen Innovationsprozesseine tragende Rolle.

    Fotos:DeutscheMesse,

    AmyJohansson

    /dotshock/Lee

    YiuTungShutterstock

    IT-Sicherheit.Bei allen

    Neuerungenmssen die

    Daten sicherbleiben.

    PNV.Wie gefhr-lich ist es,Nutzerdaten

    zu erfassen?

    23Dezember 2014

  • 8/10/2019 DIVSI Magazin Ausgabe 04/2014

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    Digitale Realpolitik fr dieCloud-Gesellschaft Teil 1des Beitrags verffentlich-ten wir im letzten Magazin.

    Heute ergnzt der Autor seine Ge-danken um drei Punkte.

    Digitale Souvernitt. Souver-nitt ist immer organisierte Heu-chelei wie Stephen Krasner in

    Sovereignty: Organized Hypocrisy(1996) wortgewaltig argumentiert,aber genau deshalb ist es eins der

    mchtigsten Konzepte, das unserHandeln informiert und leitet.

    Abstrakt gesprochen verstehtman unter Souvernitt die Fhig-keit einer natrlichen oder juris-tischen Person zur Selbstbestim-mung. Geprgt ist das Konzept vomEigentumskonzept im rmischenPrivatrecht und von einer territoria-len Linse, durch die wir es sehen. Alsnormatives Konzept gibt es uns ei-nen Rahmen, gegen den wir die Re-alitt prfen knnen, nicht aber eine

    realistische Perspektive auf unsereRealitt. Digitale Souvernitt um-fasst also unsere Fhigkeit, selbst-bestimmt im Netz zu agieren, unddas ist erst einmal nichtterritorial.

    Trotzdem ist, wenn wir nach di-gitaler Souvernitt fragen, unserDenken berlagert von Vorstellun-gen aus dem Mittelalter, von Burg-grben und Einfallstoren. DieseMetaphern sind an sich nicht falsch,knnen aber nur bis zu einem ge-wissen Grad handlungsleitend sein.

    Intelligente IT-Sicherheitspolitikbleibt nicht bei diesen nationalis-tischen Bildern stehen, sondernfngt da erst an zu fragen. Ein h-mischer Blick auf die NSA, wo einMitarbeiter Geheimes ohne Prob-leme aus dem Burgfried der NSAmitnehmen konnte, erhht nurunseren globalen Zynismus, nichtunsere Sicherheit. Wenn wir aller-dings akzeptieren, dass Sicherheit

    WEGFINDUNG

    Technische, rechtliche und kulturelle Frage-stellungen mssen geklrt und optimiert werden.Dr. Philipp Mller

    TEIL 2

    nicht durch das Bild mittelalterli-cher Burggrben geleitet werdensollte, dann mssen wir fragen, wo-von dann? Und was knnen wir tun?

    Kompetenzaufbau.Es geht uns jaum die Sicherheit und das Vertrauenunserer Organisationen, ob privat-

    wirtschaftlich, ffentlich-rechtlichoder gesellschaftlich strukturiert.Und das kann nie absolut gesehenwerden. Sicherheit ist immer inRelation zum Aufwand zu sehen:Wie viel Sicherheit brauche ich frwelche Prozesse und Daten? Es be-darf also einer Kategorisierung undFestlegung von Schutzbedarfen. Zieleiner solchen Schutzbedarfsfest-stellung ist es, zu ermitteln, welcherSchutz fr die Informationen unddie eingesetzte Informationstech-

    nik ausreichend und angemessenist. Organisationen bestehen austechnischen Architekturen (Gebu-den, Maschinen, IT-untersttztenProzessen, Kommunikationstech-nologien), Regeln und Normen (Ge-setzen, Verordnungen, Vorschriftenetc.) und Kulturen (implizite undexplizite Verhaltenskodizes). Or-ganisationen definieren sich durchProzesse, die Wertschpfung gene-

    rieren. Organisationelle Sicherheitin der Cloud-Gesellschaft kann alsonur im Zusammenspiel dieser har-ten und weichen Faktoren generiertwerden, von materieller Sicherheit,IT-Sicherheit und personeller Si-cherheit.

    Es geht also um technische,

    rechtliche und kulturelle Frage-stellungen. In den meisten Orga-nisationen sind diese in einzelneDisziplinen ausdifferenziert (bspw.Gebudeschutz, Prozess-Architek-tur, IT-Sicherheit, Geheimschutz,Datenschutz, Vertragsgestaltung,Risiko-Management etc.), und dasZusammenspiel zwischen diesenBereichen ist oft noch nicht opti-miert. Wir mssen in allen Orga-nisationen Querschnittsfunktioneneinfhren, die das Zusammenspiel

    dieser unterschiedlichen Diszipli-nen orchestrieren und damit einenmultidisziplinren Kompetenzauf-bau vorantreiben. Sicherheit istaber nicht allein eine Fragestellungeiner Organisation, sondern wirdber das Zusammenspiel zwischenOrganisationen gewhrleistet, dennunsere Welt ist vernetzt geworden.

    Ein Kernprinzip des IT-Sicher-heitsdenkens ist, dass sich Angrei-

    Sicherheit immerin Relation zumAufwand sehen

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    Neues Denken. Fr zuknftige Sicherheitmssen wir eine multidisziplinre Kompetenzin unseren Organisationen entwickeln.

    Dr. Philipp S. Mllerist Public Affairs Di-rector for Central andEastern Europe beiCSC und lehrt an derBusiness School der

    Universitt Salzburg, der Sciences Po,Paris und der Harvard Kennedy School.

    Foto:HellenSergeyevaShutterstock

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    Diesen Termin sollten sich alle jun-gen Menschen zwischen 16 und24 Jahren dick anstreichen, diesich fr die digitale Gesellschaft

    und die Entwicklung des Internets inte-ressieren, die sie mitgestalten und ihreSichtweise formulieren wollen: Freitag,19. Juni 2015 in Hamburg. Save the date!

    Unter dem Titel Your Net DIVSI Con-

    vention 2015 werden sich 500 Jugend-liche und junge Erwachsene in diversenForen zu Fragen, Problemen und Chan-cen des Netzes austauschen. Auftakt derVeranstaltung ist bereits am Vorabend miteinem zwanglosen Get-together.

    Lebensgefhl Always on. Joan-na Schmlz, stellvertretende Direktorindes DIVSI und Ansprechpartnerin fr dieVeranstaltung: Durch unsere U25-Stu-die Kinder, Jugendliche und junge Er-wachsene in der digitalen Welt wissen

    wir, dass die nachwachsende Generationheute schon deutlich digitalisierter lebtals andere Teile der Bevlkerung. Al-ways-on ist fr sie ein natrlicher Zu-stand, ein Lebensgefhl. Offline zu seinhingegen ist eine echte Notsituation. Dieso selbstverstndlich online lebendenjungen Menschen von heute werden dieWelt von morgen wesentlich mitgestal-ten. Doch momentanwird eher ber sie alsmit ihnen geredet.

    SAVE THE DATE

    Your Net DIVSI Convention 2015Im Juni: Bundesweiter Jugendkongress zur Zukunft der digitalen Welt.Afia Asafu-Adjei

    Das soll sich jetzt durch die DIVSIConvention 2015 ndern. JoannaSchmlz: Wir wollen Jugendlichen undjungen Erwachsenen eine Plattform frVernetzung bieten, zum Dialog mit re-levanten Akteuren der digitalen Gesell-schaft einladen und eine Vertiefung in-haltlicher Interessen rund um die digitaleZukunft ermglichen.

    Die Veranstaltung mit Event-Charak-ter wird anspruchsvolle Inhalte mit einemattraktiven Rahmenprogramm verbinden.Die Diskussionsziele von Your Net sindklar definiert:

    Wie leben junge Menschen jetzt, undwie sehen sie ihre persnliche Zukunftin einer digitalen Welt? Wie mchten sieleben? Schmlz: Der Kongress wird ihreKompetenzen als Ressource fr die Zu-kunft des Internets deutlich machen. IhreSichtweisen werden in die Fachdiskussionund in die ffentlichkeit getragen. Wir re-

    gen so einen Dialog der Generationen an.Die wesentlichen Themen orientieren

    sich an der DIVSI U25-Studie. Die Detailswerden im Vorfeld mit Beteiligung vonVertretern der Zielgruppe ausgewhlt.Zum Themenspektrum gehren u.a. Ver-trauen und Sicherheit im Internet, Privat-sphre und Darstellung der eigenen Per-son im Internet, Urheberrecht, Nutzung

    kultureller Gter und technischeFragen. Joanna Schmlz: Statt miterhobenem Zeigefinger sollen die

    Themen positiv besetzt werden. Es wer-den vor allem die vielfltigen Chancen,die das Internet bietet, im Vordergrundstehen. Das Internet als erweiterter Le-bensraum, als Ort fr Partizipation, ge-sellschaftliche Teilhabe, Bildung undKreativitt.

    Workshops fr mehr Wissen.Neben

    den Jugendlichen knnen auch Begleitermit von der Partie sein. Doch im Fokusdes Kongresses werden die jungen Men-schen stehen. In einer Reihe von Work-shops bietet sich ihnen die Mglichkeit,mit anerkannten Experten zu diskutieren,von ihnen zu lernen und neue Ideen zuentwickeln.

    Your Net DIVSI Convention 2015 isteine Veranstaltung des Deutschen Insti-tuts fr Vertrauen und Sicherheit im In-ternet. Der Kongress wird im Auftrag desDIVSI organisiert durch PUBLIC WORK

    Dsseldorf und die SINUS:akademieHeidelberg. ber Details zur Anmeldung,Unterbringung und Anreise sowie dieprzisen terminlichen Ablufe wird dem-nchst auch im Internet (www.divsi.de)ausfhrlich informiert.

    Ziel Hamburg.Junge Menschen,das Netz, diedigitale Zukunft:Vorfreude auf denJugendkongress.

    Fotos:jesadaphorn

    /SH-VectorShutterstock,

    FrederikeHeim

    Afia Asafu-Adjeistudierte Rechtswissen-schaft und Verwaltungs-wissenschaften. Sie istProjektleiterin bei DIVSI.

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    http://www.divsi.de/http://www.divsi.de/
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    aktualisieren!!

    Aktuelle Bcher

    Der CircleDas 1984 frs InternetzeitalterDave Eggers

    Ein hochspannender Roman ber die Abgrnde des gegenwr-tigen Vernetzungswahns, ber eine bestrzend nahe Zukunft.Dieser Thriller lsst uns neu ber die Bedeutung von Privatsph-re, Demokratie und ffentlichkeit nachdenken. Und er lsst denWunsch aufkommen, die Welt und das Netz mgen uns bittemanchmal vergessen. Zum Inhalt: Eine junge Frau wird zur Vor-zeigemitarbeiterin beim Internetkonzern Circle. Sie treibt denWahn, alles msse transparent sein, auf die Spitze. Doch eineBegegnung mit einem mysterisen Kollegen ndert alles

    Kiepenheuer & Witsch, ISBN: 978-3-462-04675-5; 22,99

    Zero to oneWie Innovation unsereGesellschaft rettet

    Peter Thiel mit Blake Masters

    Ein Buch fr Grnder, ent-standen aus einem Seminar,

    das der Autor an der Stan-ford University gehalten hat.Der Student Blake Mastersschrieb damals mit. Mit weite-rer Verbreitung berarbeiteteThiel das Skript. Die Bot-schaft: Globalisierung ist keinFortschritt, Konkurrenz istschdlich, und nur Monopolesind nachhaltig erfolgreich.

    Sie kennen dich!Sie haben dich!Sie steuern dich!Die wahre Macht derDatensammler

    Markus Morgenroth

    Datenspionage gegen Ange-stellte ist Praxis in Unterneh-men. Background-Checksbestimmen ber Wohnung,Kredit, Job. Ein deutscherDatenanalytiker deckt dasAusma der berwachungund des Datenmissbrauchsauf und zeigt, wie wir uns halbwegs schtzen knnen.

    Sie wissen allesWie intelligenteMaschinen in unserLeben eindringen ...

    Yvonne Hofstetter

    Die Autorin, Expertin fr

    knstliche Intelligenz, klrtauf: Die Datenmassen, diesekndlich abgeschpft wer-den und durchs Netz fluten,sind allein noch kein Risiko.Die Gefahr fr die freiheit-liche Gesellschaft geht vonintelligenten Algorithmenaus.

    FreiheitsindexDeutschland 2014

    Ulrike Ackermann (Hg.)

    Wie halten es die Deutschenmit der Freiheit? Diese Frageversucht der Bericht des

    John Stuart Mill Instituts frFreiheitsforschung zu beant-worten. In diesem Jahr ginges vor allem darum, wie sichdas Freiheitsverstndnis imZuge der digitalen Revolutionverndert: Welche Haltunghaben die Deutschen zurBalance zwischen Freiheitund Sicherheit im Internet?

    Campus Verlag, ISBN 978-

    3-593-50160-4; 22,99

    Droemer, ISBN: 978-3-426-

    27646-4; 19,99

    C. Bertelsmann Verlag,ISBN: 978-3-570-10216-9;

    19,99

    Humanities online, ISBN:

    978-3-941743-45-8; 19,80

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    DIVSI Verffentlichungen

    Studien

    Milieu-Studie zu Vertrauen und Sicherheit im Internet, 2012

    Meinungsfhrer-Studie: Wer gestaltet das Internet?, 2012

    Entscheider-Studie zu Vertrauen und Sicherheit im Internet, 2013Freiheit versus Regulierung im Internet, 2013

    U25-Studie Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene in der digitalen Welt, 2014

    DIVSI Studie zu Bereichen und Formen der Beteiligung im Internet, 2014

    Braucht Deutschland einen Digitalen Kodex? Verantwortung, Plattformen und

    soziale Normen im Internet, 2014

    DIVSI Studie Wissenswertes ber den Umgang mit Smartphones, 2014

    DIVSI Studie Daten Ware und Whrung, 2014

    Reden

    Roman Herzog: Internet und Menschenwrde, 2013

    Olaf Scholz: Braucht das Internet Vertrauen?, 2013

    Diskussionsbeitrge

    Dominic Vlz, Timm Christian Janda: Thesen zur Netzpolitik Ein berblick, 2013

    Christina Heckersbruch, Ayten ksz, Nicolai Walter, Jrg Becker,

    Guido Hertel: Vertrauen und Risiko in einer digitalen Welt, 2013

    Gttrik Wewer: Digitale Agenda 2013 2017 Netzpolitik im neuen Deutschen Bundestag, 2013

    Miriam Meckel, Christian Fieseler, Jan Gerlach: Der Diskurs zur Netzneutralitt, 2013

    Timm Christian Janda, Dominic Vlz: Netzpolitik in Deutschland

    Wahlprogramme, Koalitionsvereinbarung, Regierungserklrung, 2014

    Manuel Schubert: Vertrauensmessung in der digitalen Welt berblick und Aussicht, 2014