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Dokumentation Zukunftswerkstatt am 23.10.2010 in Die lokale Agenda vor Ort

Dokumentation Zukunftswerkstatt am 23.10.2010 in · • Straßenlärm • Rückstau im Kanal ... Gemeinschaftsgefühl, jeder hilft jedem bei ALLEM ! Gruppe 4 ... Ich fuhr auf dem

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Dokumentation

Zukunftswerkstatt

am 23.10.2010

in

Die lokale Agenda vor Ort

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Die Methode „Zukunftswerkstatt“ Für eine erfolgreiche Zukunftswerkstatt bedarf es vorab unbedingt einer guten Kommunikation und Werbung. Eine gute Vorbereitung ist alles, hier werden die Weichen für das Gelingen gestellt! In Vorgesprächen wird der Ablauf besprochen, organisatorische und didaktische Notwendigkeiten werden vereinbart und sind die Vorraussetzung für ein gutes Gelingen eines solchen Prozesses. „Man muss etwas Neues machen, um etwas Neues zu sehen.“ (Georg Christoph Lichtenberg – Aphorismen) Einführung in die Arbeitsform Ziel einer Zukunftswerkstatt ist es, Menschen für eine gewisse Zeit an einem Ort zusammen zu bringen um gemeinsam nach kreativen Lösungen für ein (sie bedrängendes) Problem oder eine ihnen gestellte Aufgabe zu suchen. Robert Jungk -auf ihn geht die Idee der Zukunftswerkstatt zurück- verband mit der Zukunftswerkstatt aber mehr als nur eine Methode der Bildungsarbeit, der Kreativitätssteigerung oder des lebendigen Lernens. Die Zukunftswerkstatt war für ihn ein wirkungsvolles Instrument der Partizipation von Betroffenen, weil durch die Werkstattarbeit die in jedem Menschen schlummernden Lösungsansätze aktiviert werden. In Zukunftswerkstätten ist es so, dass der Experte mit dem Laien zusammenarbeiten kann und sich beide mit ihrer Kompetenz (denn nicht nur der Experte hat sie!) einbringen können. Zukunftswerkstätten nehmen den Menschen ernst und fördern ihn in seiner Selbstwerdung, indem sie Eigeninitiative und Engagement wecken. Je nach Werkstatthemen sind Ergebnisse von Zukunftswerkstätten sehr verschieden. Es kann sowohl um die Schaffung langfristiger Perspektiven als auch um die Lösung konkreter Probleme und Fragestellungen gehen. Es kann sowohl Beteiligung geweckt als auch Resignation und Apathie überwunden werden. Und: Zukunftswerkstätten vermitteln Lust an neuen Formen des Lernens. Sie fördern die kreativen Eigenkräfte des Menschen, sie erhöhen die Motivation, sie sind ganzheitlich und sehr kommunikativ. Hierfür ist ein gewisser Rahmen unabdingbar, der Thema der notwendigen Vorgespräche ist (s.o.). Der Zukunftswerkstatt liegt ein einfaches, aber sehr wirkungsvolles 3-Phasen-Modell zugrunde:

• Kritikphase: Wo klemmt es? • Phantasiephase: Wie wäre es toll, wenn das Unmögliche wahr wird? • Realisierungsphase Was ist möglich?

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1.Kritikphase Die erste Werkstattphase dient der kritischen Bestandsaufnahme des Themas, des Problems. In Form eines Brainstormings werden in möglichst konkreten Stichwörtern belastende, enttäuschende, entmutigende, störende und verunsichernde Aspekte des Themas zusammengetragen. Es gehört zu den Regeln der Zukunftswerkstatt, in dieser Phase auf Diskussionen zu verzichten, um möglichst viele Aspekte des Themas und möglichst viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer in ihrer individuellen Sicht des Problems zu Wort kommen zu lassen. Jede Äußerung ist möglich und wird durch die Moderation gleichwertig behandelt. Dadurch entsteht ein Klima, in dem jeder seinen und jede ihren Beitrag liefern kann. Alles wird schriftlich protokolliert. Dabei kommt eine Fülle von Stichwörtern und Aspekten zusammen. Eine Auswahl und Gewichtung ist durch die Teilnehmerinnen und Teilnehmer vorzunehmen. Die für sie wichtigsten Kritikpunkte eines Themas werden dann in der nächsten Phase weiter behandelt. 2.Phantasiephase In der Phantasiephase geht es nun darum, umzuschalten und positiv zu wenden, was mit Ärger und Belastung verbunden ist. In der Zukunftswerkstatt entsteht ein Klima, in dem die Teilnehmerinnen und Teilnehmer „abheben“ können und sich ausmalen dürfen, wie es wäre, wenn es schön wäre und sich der zuvor kritisierte Zustand ins Gegenteil verwandelt hätte. Dies ist die lustvollste Phase der Werkstattarbeit, in der die verschiedensten Ausdrucksmöglichkeiten, vor allem gestaltende Techniken verwendet werden: Bild, Theater, Collage, Brainstorming und Brainwriting, das Bisoziieren; alles, was Menschen dazu bewegt, begrenzte Wirklichkeiten und „Scheren im Kopf“ beiseite zu legen und neu zu denken: was wäre, wenn....?! Auf diese Art und Weise werden Phantasien und Visionen zutage gefördert, entsteht eine Dynamik und Produktivität, die im Diskutieren über ein Thema nicht erreichbar wäre. Allerdings ist besonders in der Phantasiephase die Einhaltung gewisser Rahmenbedingungen (Thema der Vorgespräche) unverzichtbar für eine erfolgreiche Zukunftswerkstatt. 3. Realisierungs- oder Verwirklichungsphase Mit den phantasievollen Ideen geht es in die letzte und wichtigste Phase der Zukunftswerkstatt. Sie ist letztlich entscheidend für die Arbeit, weil es nun darum geht, aus dem gesamten Verlauf der Werkstatt handlungsorientierte Ergebnisse zu gewinnen. Auch hier geht es zunächst darum, aus einer Fülle phantasievoller Ideen die herauszufiltern, die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf Realisierungs-möglichkeiten hin prüfen möchten. Dabei steht die Frage im Vordergrund, welche Idee so ansprechend, so faszinierend ist, dass man sie gerne in die Realität überführen möchte. Die Dynamik der Phantasiephase gibt Mut und Kraft für die Umsetzungsphase. Wesentlich ist dabei, mit den Betroffenen -auf der Basis der Vision- das jetzt Machbare zu planen. Zukunftswerkstätten enden mit konkreten Projekten, die die Menschen ins konkrete Tun hineinführen.

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Zornheim mitgestalten – Visionen für unsere Gemeinde

KRITIKPHASE KRITIKFRAGE: Wenn Sie an Zornheim und die soziale, wirtschaftliche und ökologische Entwicklung denken: 1. Was kritisieren Sie ? 2. Was ärgert Sie ? 3. Was behindert Ihre Arbeit ? 4. Was befürchten Sie für die Zukunft ? 5. Was macht Ihnen Angst ? Folgende Kritiken wurden in den zufällig zusammengefundenen Kleingruppen aufgeschrieben: Gruppe 1 • Erscheinungsbild des Ortes

- Müll auf den Grundstücken

- Abstellen von Geräten

• Volkshochschulkurse

- fehlendes Angebot ?

• Mangelnde Beteiligung der

Bevölkerung

• Mobilitätsmöglichkeiten für Ältere

(Anrufbus)

• Sauberkeit in der Gemeinde • Parken im Ort

• Neuer Identitätsbegriff • Mangelndes Umweltbewusstsein

• Begrünung im Ort • Belebung des Dorfmittelpunktes

• Angebot für Touristen • Seniorengerechtes Wohnen

• Angebote für Jugendliche • Angebote für Ältere (PC-Kurse)

• fehlende Integration alter + neuer Ort • Behindertengerechter Ort

• Fehlendes Marketing • Infrastruktur (Post, Geschäfte)

• Theater (Saal Knußmann)

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Gruppe 2 • Preisverfall der Häuser • Gewerbe

• Bus nach Nieder-Olm • Nahversorgung (Tante Emma)

• Saal Tante Lenchen • Wertstoffhof

• Straßenlärm • Rückstau im Kanal

• Zu viele Windräder • Bewuchs an Straßen

• Reinigung Straße • „Binnenverkehr“

• Häuserleerstand • Übernachtung

• Altersgerechtes Wohnen noch nicht

geschafft

• Zu schnelles Fahren nach Zornheim

rein

• Zornheimer Modell

(hinderlich für Gewerbe)

Gruppe 3 • Entwicklung Zornheim-Nord

- Altersstruktur

• Aussterben Ortsmittelpunkt (fehlende

Attraktivität)

• Offene Winzerhöfe (fehlendes

Angebot)

• Fehlendes Raumangebot für

Familienfeste

• Bücherei muss vergrößert werden • Grillplatz-Verbesserung (Grillhütte)

• Ausgeschilderte Wanderwege

(Modernisierung Weinlehrpfad kann

ein Beginn sein)

• Einkaufsmöglichkeiten – Angebot im

Ortsmittelpunkt zu gering bzw. am

Aussterben

• Unterbringungsmöglichkeiten für Gäste

zu wenig

• Fehlende Anziehungspunkte (z.B.

Café, Gastronomie (ehemals Lene)

• Ärztliche Versorgung • Fehlende Wohnmobil-Stellplätze

• Fehlendes Alleinstellungsmerkmal für

die Gemeinde

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Gruppe 4 • Betreuung von Kranken • Gemeinschaftsgefühl

• Generationsübergreifende Aktionen • Begegnungen ermöglichen, Jung + Alt

• Kleinbus – Weinbergstr.

Ortsmittelpunkt

• Innere Gemeinschaft vor äußerer

Attraktivität

• Parteiübergreifende Konzepte • Eigeninteresse

• Überregionale Möglichkeiten nutzen

- Regionalpark -

• Kultivierte Außenposten – Zustand –

Chance, Nutzen ?

• Soziale Netzwerke • Naherholung – Tourismus – nutzen ?

Die dann von den Gruppen ausgewählten Kritiken wurden im Plenum rubriziert, für die Weiterarbeit jeweils 3 Schwerpunkte ausgewählt und zu Kritikgruppen zusammengeführt.

ausgewählte, weiterbearbeitete Kritikgruppen

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Gruppe 1

• Verkehrsberuhigung • Zu schnelles Fahren

• Binnenverkehr reduzieren • Rasen in der Ober-Pfortenstraße

• Umwelt • Parkplätze – Autos, Wohnmobil

• Rückstau im Kanal • Parteiübergreifende Konzepte

• Erscheinungsbild (Sauberkeit) • Parken im Ort

• Wilde Müllablagerung • Begrünung

• Straßenverkehr – zu schnell, Lärm • Straßenreinigung

Letztendlich wurde dann jeweils eine Hauptkritikaussage zugespitzt formuliert und direkt danach positiv als „Blümchensatz“ gewendet. Hauptkritikaussage Rücksichtsloses, sorgloses Verhalten gegenüber unserer Gemeinschaft und Natur ! Positive Wendung Rücksichtsvolles, verantwortliches Verhalten gegenüber Umwelt, Verkehr + Gemeinschaft und Kindern ! Gruppe 2 • Neuer Identitätsbegriff • Übernachtungen, Zimmer frei

• Überregionale Möglichkeiten

(Verbund)

• Kultivierte Außenposten (z.B.

Hahnheimer Knopp)

• Parteiübergreifende Konzepte • Ausgeschilderte Wanderwege

• Angebot für Touristen • Theater Saal Knußmann

• Naherholung Touristen • Alleinstellungsmerkmal

• Tourismus (Winzerhöfe, Gästezimmer,

Wanderwege, Wohnmobil-Stellplätze)

• Unterbringungsmöglichkeiten

(Gästezimmer)

• Offene Winzerhöfe

Hauptkritikaussage Es gibt kein Angebot für Tourismus und Naherholung Positive Wendung Es gibt unzählige Möglichkeiten für Tourismus und Naherholung – Es gibt viel zu tun – alla dann hopp !

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Gruppe 3 • Raumangebot für Familienfeste • Mobilitätsmöglichkeiten für Ältere

• Generationsübergreifende Aktionen • Betreuung Ältere + Kranke

• Altersstruktur • Jugend – Senioren – Behinderte

• Parteiübergreifende Konzepte • Jugendbetreuung

• Gemeinschaftsgefühl • Häuserleerstand / Preisverfall Häuser

• Altersgerechtes Wohnen • Generationsübergreifend

• Soziale Netzwerke • Ärztliche Versorgung

• Gemeinschaftsgefühl stärken

� Räume + Aktionen, Veranstaltungen

Hauptkritikaussage Großstadtgefühl, kein Zusammenhalt von niemandem für nix ! Positive Wendung Gemeinschaftsgefühl, jeder hilft jedem bei ALLEM ! Gruppe 4 • Belebung Ortsmittelpunkt • Aussterbender Ort

• Aussterbender Ortsmittelpunkt • Raumangebot für Familienfeste

• Theater (Saal Knußmann) • Nahversorgung „Tante-Emma-Laden“

• Parteiübergreifende Konzepte • Skatepark + Basketballplatz

• Sportplatz wird erst um 16:00 Uhr

geöffnet

• Keine Möglichkeit Sportarten wie

Skaten o.a. auszuüben

Hauptkritikaussage Jeder lebt für sich alleine ! Positive Wendung Wir in Zornheim leben miteinander !

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Die Kritikphase endete nun mit folgender Geschichte:

Kursänderung: Zwei, dem Ausbildungsschwadron zugeteilten Kriegsschiffe übten seit Tagen bei schwerem Wetter Manöver. Ich fuhr auf dem Leitschiff und hatte gegen Abend Dienst auf der Brücke. Nebelschwaden erschwerten die Sicht, also blieb auch der Kapitän oben und überwachte alles. Kurz nach Anbruch der Dunkelheit meldete der Ausguck „Licht, Steuerbord voraus!“ „Bleibt es stehen, oder bewegt es sich achteraus?“ Der Ausguck antwortete: „Es bleibt, Kapitän.“ Das hieß, dass wir uns auf einem gefährlichen Kollisionskurs mit dem anderen Schiff befanden. Da rief der Kapitän dem Signalgast zu: „Schicken Sie dem Schiff ein Signal: Wir sind auf Kollisionskurs, empfehle 20 Grad Kursänderung“. Zurück kam das Signal „Empfehle Ihnen, den Kurs um 20 Grad zu ändern.“ Der Kapitän sagt: „Melden Sie: Ich bin der Kapitän, Kurs um 20 Grad ändern.“ „Ich bin Unteroffizier“ lautete die Antwort „Sie sollten Ihren Kurs besser um 20 Grad ändern.“ Inzwischen war der Kapitän ziemlich wütend. Er schimpfte: „Signalisieren Sie, dass ich ein Kriegsschiff bin. Er soll den Kurs um 20 Grad ändern.“ Prompt wurde die Antwort zurückgeblinkt: „Ich bin ein Leuchtturm.“ Wir änderten den Kurs.

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PHANTASIEPHASE Um die Phantasie zu „beflügeln“ spielten die Teilnehmer das Spiel „Obstsalat“. Der Einstieg beginnt mit einem Gedicht: "Ich suche nicht - ich finde. Suchen, das ist das Ausgehen von alten Beständen und das Finden-Wollen von bereits Bekanntem. Finden, das ist das völlig Neue. Alle Wege sind offen, und was gefunden wird, ist unbekannt. Es ist ein Wagnis, ein heiliges Abenteuer. Die Ungewissheit solcher Wagnisse können eigentlich nur jene auf sich nehmen, die im Ungewissen sich geborgen wissen, die in der Ungewissheit, der Führerlosigkeit geführt werden, die sich vom Ziel ziehen lassen und nicht selbst das Ziel bestimmen." (Pablo Picasso) (Die folgende Geschichte zur Phantasiephase wurde in Zornheim nicht vorgetragen:

Ein König stellte für einen wichtigen Posten den Hofstaat auf die Probe. Kräftige und weise Männer umstanden ihn in großer Menge. „Ihr weisen Männer“, sprach der König, „Ich habe eine Problem, und ich möchte sehen, wer von euch in der Lage ist, dieses Problem zu lösen.“ Er führte die Anwesenden zu einem riesengroßen Türschloß, so groß, wie es keiner je gesehen hatte. Der König erklärte: „Hier seht ihr das größte und schwerste Schloß, das es in meinem Reich je gab. Wer von euch ist in der Lage, das Schloß zu öffnen?“. Ein Teil der Höflinge schüttelte nur verneinend de Kopf. Einige, die zu den Weisen zählten, schauten sich das Schloß näher an, gaben aber zu, sie könnten es nicht schaffen. Als die Weisen dies gesagt hatten, war sich auch der Rest des Hofstaates einig, dieses Problem sei zu schwer, als das sie es lösen könnten. Nur ein Weiser ging an das Schloß heran. Er untersuchte es mit Blicken und Fingern, versuchte, es auf die verschiedensten Weisen zu bewegen und zog schließlich mit einem Ruck daran. Und siehe, das Schloß öffnete sich. Das Schloß war nur angelehnt gewesen, nicht ganz zugeschnappt, und es bedurfte nicht weiter als des Mutes und der Bereitschaft, dies zu begreifen und beherzt zu handeln. Der König sprach: „Du wirst die Stelle am Hof erhalten, denn du verlässt dich nicht nur auf das, was du siehst oder was du hörst, sondern setzt selber deine eigenen Kräfte ein und wagst eine Probe.“

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Zu den positiven Wendungen („Blümchensätzen“) wurden nun 4 Gruppen gebildet, verbunden mit dem Arbeitsauftrag je ein Kunstwerk zu zeichnen: Nach Fertigstellung der Kunstwerke hatte jede Gruppe kurz Zeit, sich die einzelnen Werke der Anderen zu betrachten und Assoziationen und Ideen jeweils hinzu zu fügen. Letztendlich haben dann die Künstlergruppen diese Anregungen in einem Utopieentwurf aufgegriffen und abschließend ihre Kunstwerke nacheinander im Auditorium für alle präsentiert. Die Ergebnisse im Einzelnen: Gruppe 1 Utopieentwurf: Rücksichtsvolles, verantwortliches Verhalten gegenüber Umwelt, Verkehr + Gemeinschaft und Kindern ! Titel des Kunstwerkes: „So wollen wir Leben!“

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Gruppe 2 Utopieentwurf: Es gibt unzählige Möglichkeiten für Tourismus und Naherholung Es gibt viel zu tun – alla dann ! hopp Titel des Kunstwerks: „Weinort der 1000 Möglichkeiten“ Gruppe 3 Utopieentwurf: Wir in Zornheim leben miteinander ! Titel des Kunstwerks: Eine starke Gemeinschaft

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Gruppe 4 Utopieentwurf: Gemeinschaftsgefühl, jeder hilft jedem bei ALLEM ! Titel des Kunstwerks: „Gelebte Gemeinschaft“ Zur Präsentation wählte diese Gruppe eine Vorstellung der Zeitung „Zornheimer Allgemeine“ ………anbei das entsprechende Ankündigungsplakat (die folgende schöne, kreative Glosse liegt uns leider nicht vor):

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Nach den Präsentationen der einzelnen Kunstwerke wurden jeweils vom Auditorium „Tolle Ideen“ benannt und ausgelistet. Tolle Ideen: Mehrere Generationen – Ort der Dichter und Denker – Weinbau – Jakobsweg durch Zornheim – Sommerrodelbahn – See – Gemeinschaft – Strausswirtschaften – miteinander / füreinander – ärztliche Versorgung – Alt und Jung – feiern – Berggemeinde – mehr Solaranlagen – Übernachtungsmöglichkeiten – Zukunftsdenken – Gegenseitiges Interesse Jung und Alt – Kreativität – Elektroauto – Rücksichtsvoll – Neubaugebiet Südausrichtung – Anbindung über Gemeindegrenzen hinweg – Radwege – weniger Pestizide – Idee als Gebotsschild – Verantwortlich – Rastplätze – Sitzbänke – Unternehmungen – Kein Verbot � Gebot – Gebote statt Verbote – Vinothek, Eiscafé, Pizzeria – Café/Begegnungsstätte – Backofen – Theatersaal – Skaterbahn – Gemeinschaft – „Shared Space“ – Möglichkeiten für Kinder und Jugendliche – Verkehrsberuhigung – Mobilität – Identitätsbegriff – Wanderwege – Aussichtsturm – Biotop – umweltbewusst – verantwortungsbewusstes Miteinander – Bürgerengagement – Gemeinschaft – Vereinsleben – eigene Zeitung – Theater – Musikkonzerte – Chorkonzerte

Aus diesen „Tollen Ideen“ filterten die Teilnehmer mittels Pünktchenvergabe die Ihnen wichtigsten Punkte heraus. Diese wurden geclustert und mittels „Abstimmung mit den Füßen“ bildeten sich nun noch einmal neue Arbeitsgruppen mit denen wir dann in die letzte Phase starteten.

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Arbeitsgruppe 1: Vinothek, Eiscafé, Pizzeria – Café/Begegnungsstätte – Backofen – Theatersaal – Skaterbahn – Gemeinschaft Arbeitsgruppe 2: „Shared Space“ – Möglichkeiten für Kinder und Jugendliche – Verkehrsberuhigung – Mobilität Arbeitsgruppe 3: Identitätsbegriff – Wanderwege – Aussichtsturm – Biotop – umweltbewusst Arbeitsgruppe 4: verantwortungsbewusstes Miteinander – Bürgerengagement – Gemeinschaft – Vereinsleben – eigene Zeitung – Theater – Musikkonzerte – Chorkonzerte

Man muss das Unmögliche wünschen, um das Mögliche machen zu können. (Leonardo Boff)

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Realisierungsphase Die folgende Geschichte zum Einstieg in diese Phase wurde in Zornheim nicht vorgetragen:

Viele Antworten auf eine Frage Vor einiger Zeit rief mich ein Kollege an und bat mich bei der Benotung einer Prüfungsfrage als Schiedsrichter zu fungieren. Offenbar wollte er einem Studenten null Punkte für dessen Beantwortung einer Frage in Physik geben; der Student seinerseits behauptete, er verdiene eigentlich die beste Note und würde sie auch bekommen, wenn das System nicht von vornherein gegen ihn wäre. Der Professor und der Student einigten sich darauf, den Fall einem unparteiischen Schiedsrichter vorzulegen, und die Wahl fiel auf mich… Ich ging also in das Büro meines Kollegen und las die Prüfungsaufgabe. Sie lautete: „Zeigen Sie, wie man die Höhe eines großen Bauwerks mit Hilfe eines Barometers bestimmen kann“. Die Antwort des Studenten sah folgender Weise aus: „Nehmen Sie das Barometer, steigen Sie damit auf das Dach des Bauwerks, binden Sie das Barometer an ein langes Seil, lassen Sie es hinunter, ziehen es dann wieder hinauf und messen Sie dann die Länge des Seils. Die Länge des Seils entspricht der Höhe des Gebäudes“. Nun, das ist eine recht interessante Antwort, aber sollte man dem Studenten dafür eine gute Note geben? Ich wies darauf hin, dass vieles dafür sprach, denn er hatte die Frage vollständig und korrekt beantwortet. Andererseits hätte die höchste Punktzahl zu einer recht hohen Einstufung des Studenten in seinem Physikkurs geführt. Das wäre einer Art Bescheinigung, dass der Student sich in der Physik einigermaßen auskannte, gleichgekommen; darauf hatte seine Antwort jedoch keinerlei Rückschlüsse zugelassen. Aufgrund dieser Überlegung machte ich den Vorschlag, der Student solle einen zweiten Versuch machen, die Frage zu beantworten. Dass mein Kollege einverstanden war, überrascht mich weiter, allerdings war ich überrascht, als auch der Student zustimmte. Ich gab dem Student sechs Minuten, um die Frage zu beantworten, machte ihn jedoch darauf aufmerksam, dass die Antwort einige Grundkenntnisse der Physik erkennen lassen sollte. Nach fünf Minuten saß er immer noch vor einem leeren Blatt Papier. Ich fragte ihn, ob er aufgeben wollte. Er erklärte jedoch, nein, er gebe nicht auf, er wisse viele Antworten auf die Frage und überlege grade, welche die beste sei. Ich entschuldigte mich, dass ich ihn unterbrochen hatte und bat ihn weiter zu machen. Binnen einer Minute hatte er seine Antwort hingekritzelt. Die lautete „Gehen Sie mit dem Barometer auf das Dach des Gebäudes und beugen Sie sich über das Geländer. Lassen Sie das Barometer fallen und messen Sie die Zeit bis es unten aufschlägt, mit der Stoppuhr. Berechnen Sie dann mit Hilfe der Formel s= ½ at2 (die Fallhöhe entspricht der Hälfte der Erdbeschleunigung mal Quadrat der Zeit) die Höhe des Gebäudes.“ An diesem Punkt fragte ich meinen Kollegen ob er aufgeben wolle. Er willigte ein und gab dem Studenten fast die volle Punktzahl. Als ich mein Büro verließ, fiel mir ein, dass der Student gesagt hatte, er wüsste mehrere Antworten auf die Frage. Ich fragte ihn also danach. „Oh, ja“, meinte er, „es gibt viele Möglichkeiten mit Hilfe eines Barometers die Höhe eines Gebäudes zu berechnen. Beispielsweise könnten Sie an einem sonnigen Tag das Barometer rausnehmen, messen wie hoch das Barometer, wie lange sein Schatten und wie lange der Schatten ist, den das Gebäude wirft. Mittels einer einfachen Verhältnisgleichung können Sie die Höhe des Bauwerks

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bestimmen.“ „Fein“, sagte ich „und die anderen?“ – „Nun ja“, erwiderte der Student „es gibt eine sehr einfache Messung, die wird Ihnen gefallen. Sie nehmen das Barometer und steigen damit die Treppe hinauf. Beim Hinaufsteigen verwenden Sie das Barometer als eine Art Meterstab und erhalten so die Höhe des Gebäudes in Barometereinheiten. Eine sehr direkte Methode. Wenn Sie allerdings eine raffinierter e Methode vorziehen, dann befestigen Sie das Barometer an einer Schnur, schwingen es wie ein Pendel hin und her und bestimmen den Wert von g (Erdbeschleunigung) unten auf der Strasse und oben auf dem Dach des Gebäudes. Aus der Differenz zwischen den beiden Werten für g lässt sich, zumindest im Prinzip, die Höhe des Gebäudes berechnen. Allerdings gibt es,“ fügt er abschließend hinzu „noch viele andere Antworten, wenn Sie mich nicht auf physikalische Lösungen festlegen. Beispielsweise könnten Sie mit dem Barometer ins Erdgeschoss gehen und beim Hausverwalter klopfen. Wenn er Ihnen aufmacht, sagen: `Werter Herr Verwalter, ich habe hier ein sehr schönes Barometer. Wenn Sie mir sagen, wie hoch dieses Gebäude ist, gehört es Ihnen…“

Quelle: Murray Gell-Mann. Das Quark und der Jaguar.

Anhand der ausgelisteten Visionen und Ideen aus der Phantasiephase begann die Arbeit der Kleingruppen: Was müssen wir fordern, damit unsere Visionen Wirklichkeit werden können? Jede Gruppe formuliert zu jedem Thema drei Hauptpunkte:

Forderungen Thema 1

• Wir fordern von der Gemeinde, dass

die Planung und Ausführung des

Lindenplatzes bis Ende 2011 beendet

ist

• Wir fordern von der Gemeinde eine

Skaterbahn mit einer Mindestgröße

von 100 qm mit Licht einzurichten (ca.

30.000 €)

• Wir brauchen ein Backhaus • Wir fordern, dass der Lindenplatz

zeitnah mehrfunktional ausgebaut wird

• Wir wollen Aktivitäten im Zentrum

(Boule, Schach, Theater, Tanzen,

Musik, Klönen)

• Wir fordern von der Gemeinde und

vom TSV, dass die Öffnungszeiten

vom Sportplatz ausgeweitet werden

• Wir fordern die Realisierung eines

Skateparks

• Wir brauchen einen Platz (100 qm)

(optimal mit Beleuchtung)

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Thema 2

• Wir fordern verkehrberuhigte Bereiche • Wir fordern die Anschaffung eines

Gemeindebusses als Anrufbus

• Wir fordern die Schaffung eines

betonierten Platzes

• Wir fordern ein Kaffeehaus /

Vinothek …

• Wir fordern von der Gemeinde, die

Voraussetzungen für „Shared Space“

zu schaffen

• Wir fordern von den Gesetzgebern, die

nachgewiesenen Stellplätze auch

nutzen zu müssen

• Wir fordern regelmäßige Kontrollen

des ruhenden Verkehrs

• Wir wollen nur noch Spielstraßen im

Zentrum

• Wir fordern vom Kreis die

Ortseingangsschilder um 150 bis 200m

vom Ort weg zu versetzen

• Die Mobilität der Älteren und

Behinderten muss außerhalb der

„Shared Space“ gewährleistet sein

• „Blitzer“ in gewissen Straßen • Das Zentrum ausweiten

Thema 3

• Wir fordern von der Gemeinde die

überregionale Anbindung der Rad- und

Wanderwege und der Weinlehrpfade

• Wir wollen bis zum Sommer 2011 die

Entscheidung für einen

Identitätsbegriff

• Wir fordern, dass die Biotope

beschildert, erlebbar und gut gepflegt

werden

• Wir fordern die Verwaltung auf, ein

Konzept für die Wanderwege zu

erarbeiten und realisieren

• Überregionale Konzepte prüfen • Das Biotop insgesamt mehr integrieren

• Wir fordern einen Ausgangs- und

Zielpunkt für Wanderwege

• Beschilderung Wanderweg,

Weinlehrpfad, Biotop usw.

• Schaffung von neuen Biotopen • Überregionale Initiative beteiligen

• Wir wollen Kontakt aufnehmen zu

Verantwortlichen in den anderen

Gemeinden/Verbandsgemeinden

(Touristikvereine, Verwaltungen) mit

dem Ziel, die Vernetzung zu

organisieren und Synergien zu erzielen

• Vernetzung der Biotope

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Thema 4

• Wir schlagen vor die Initiative

„Stärkung / Wiederbelebung

Vereinsring“ in die nächste Sitzung des

Vereinsrings einzubeziehen (z.B.

Gestaltung Dorfgemeinschaftsabend)

• Wir fordern von der Gemeinde ein

Mehrgenerationenhaus als

Begegnungsstätte einschl.

Wohnungen

• Wir fordern die Schaffung einer

(Internet-) Plattform für Jugendliche

• Wertstoffhof mit

Recyclingmöglichkeiten

• Wir fordern von den Vereinen mehr

Unterstützung untereinander

• Wir fordern von der Gemeinde die

Schaffung eines sozialen Netzwerkes

• Erschaffung eines Backhauses • Dorfladen auf Genossenschaftsbasis

• Wir wollen, dass die Gemeinderats-

und Ausschussmitglieder Mitbürger zur

aktiven Mitarbeit direkt ansprechen

• Fahrtdienste zu Ärzten einrichten

(Kassenärzte dürfen sich nicht einfach

irgendwo ansiedeln!)

• Infos über Energiekonzepte einholen

Nun sollten letztendlich in den Gruppen Projektideen und Projekte formuliert

werden, idealer Weise konkret und in der „ich“ bzw. „wir“ Formulierung.

Es wurden folgende Ergebnisse in Kleingruppen erarbeitet:

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Zum Lindenplatz wurde die ausstehende Umsetzung der Ergebnisse des Workshops vom 03.07.2010 angemahnt. Insbesondere die vereinbarte Zusammenführung der beiden Planungen steht seitdem aus und bedarf einer zeitnahen Klärung.

Soweit die Gruppenergebnisse der ZWS Zornheim. Von einer Teilnehmerin wurden des Weiteren noch die beiden folgenden Projektvorschläge als Einzelmeinung eingereicht. Diese sind kein Ergebnis einer Kleingruppenarbeit (wie es eigentlich an dieser Stelle sein sollte), sondern individuelle Wünsche.

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Die Berichterstattung der Allgemeinen Zeitung und der Rhein-Zeitung zur ZWS in Zornheim war positiv (anhängende Artikel). Die wenigen „Neuen“ Teilnehmenden (Jugendvertreter, Zornheimer Bürgerin/Mitarbeiterin der AZ....) äußerten sich in der abschließenden Feedbackrunde sehr positiv und begeistert. Die ZWS hätte sicherlich auch für viele andere Bürgerinnen und Bürger ein tolles Projekt sein können und wie die bisherigen Erfahrungen in anderen Gemeinden zeigten, auch zu „Neuen“ Ergebnissen führen. Leider entsprachen einige Punkte im Ablauf nicht den Vorgaben der Vorgespräche, was die Durchführung sehr erschwerte. Wir werden aus der ZWS Zornheim lernen und dieses kostenlose Kooperationsangebot zukünftig nur noch auf der Grundlage entsprechender schriftlicher Vereinbarungen zur Verfügung stellen und auch die Einhaltung der Zusagen überprüfen. Unser Dank gilt noch mal den Teilnehmenden die mit Begeisterung dabei waren, kreativ in der ZWS-Zornheim mitgearbeitet haben und Ihre Bereitschaft für Veränderungen auch in einigen tollen Ideen in den Kleingruppen zum Ausdruck brachten. Ihnen allen wünschen wir viel Erfolg auf dem weiteren Weg und die notwendige Unterstützung zur Umsetzung einiger Visionen. Ihr Team vom Umwelt- und Energieberatungszentrum (UEBZ) der Kreisverwaltung Mainz-Bingen

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Presseauszug: