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Dr. Isa Schikorsky - Sach- und Fachliteratur - BIB 2 1 Übung: Sach- und Fachliteratur SS 2007 TERMINE GRUPPE B (Raum 158) 01 03.04.07 – 15.15-16.00 Uhr Einführung ins Thema; Fiktionale vs. nichtfiktionale Literatur 02 17.04.07 – 15.00-16.30 Uhr Begriffsbestimmungen, Gattungen der Sach- und Fachliteratur 03 15.05.07 – 15.00-16.30 Uhr Bewertungskriterien, Marktaspekte, Themen und Leser der Sachliteratur 04 05.06.07 – 15.00-16.30 Uhr Merkmale und Beispiele der AUTOBIOGRAFIE und der BIOGRAFIE 05 19.06.07 – 15.00-16.30 Uhr Merkmale und Beispiele des RATGEBERS und der REISELITERATUR TERMINE GRUPPE A (Raum 158) 01 03.04.07 – 16:00-16.45 Uhr Einführung ins Thema; Fiktionale vs. nichtfiktionale Literatur 02 24.04.07 – 15.00-16.30 Uhr Begriffsbestimmungen, Gattungen der Sach- und Fachliteratur 03 22.05.07 – 15.00-16.30 Uhr Bewertungskriterien, Marktaspekte, Themen und Leser der Sachliteratur 04 12.06.07 – 15.00-16.30 Uhr Merkmale und Beispiele der AUTOBIOGRAFIE und der BIOGRAFIE 05 26.06.07 – 15.00-16.30 Uhr Merkmale und Beispiele des RATGEBERS und der REISELITERATUR Literatur Knut Hickethier: Das Sachbuch. In: Hansers Sozialgeschichte der deutschen Literatur Bd. 10, 1986, S. 564-573 Konrad Umlauf: Buchgattungen der Sachliteratur. In: ders.: Moderne Buchkunde, Wiesbaden 1996, S. 43-106 Bestsellerlisten Sachbuch: unter www.buchreport.de

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Übung: Sach- und Fachliteratur SS 2007

TERMINE GRUPPE B (Raum 158)

01 03.04.07 – 15.15-16.00 UhrEinführung ins Thema; Fiktionale vs. nichtfiktionale Literatur 02 17.04.07 – 15.00-16.30 UhrBegriffsbestimmungen, Gattungen der Sach- und Fachliteratur 03 15.05.07 – 15.00-16.30 UhrBewertungskriterien, Marktaspekte, Themen und Leser der Sachliteratur 04 05.06.07 – 15.00-16.30 UhrMerkmale und Beispiele der AUTOBIOGRAFIE und der BIOGRAFIE

05 19.06.07 – 15.00-16.30 UhrMerkmale und Beispiele des RATGEBERS und der REISELITERATUR

TERMINE GRUPPE A (Raum 158)

01 03.04.07 – 16:00-16.45 UhrEinführung ins Thema; Fiktionale vs. nichtfiktionale Literatur 02 24.04.07 – 15.00-16.30 UhrBegriffsbestimmungen, Gattungen der Sach- und Fachliteratur 03 22.05.07 – 15.00-16.30 UhrBewertungskriterien, Marktaspekte, Themen und Leser der Sachliteratur 04 12.06.07 – 15.00-16.30 UhrMerkmale und Beispiele der AUTOBIOGRAFIE und der BIOGRAFIE

05 26.06.07 – 15.00-16.30 UhrMerkmale und Beispiele des RATGEBERS und der REISELITERATUR

LiteraturKnut Hickethier: Das Sachbuch. In: Hansers Sozialgeschichte der

deutschen Literatur Bd. 10, 1986, S. 564-573 Konrad Umlauf: Buchgattungen der Sachliteratur. In: ders.: Moderne

Buchkunde, Wiesbaden 1996, S. 43-106Bestsellerlisten Sachbuch: unter www.buchreport.de

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Titelauswahl Sachbuch

• AUTOBIOGRAFIE– Hellmuth Karasek: Süßer Vogel Jugend (HoCa)– Corinne Hofmann: Wiedersehen in Barsaloi (Knaur)– Jana Hensel: Zonenkinder (Rowohlt)– Ralph Giordano: Erinnerungen eines Davongekommenen (KiWi)

• BIOGRAFIE– Wibke Bruhns: Meines Vaters Land (Ullstein TB)– Inge und Walter Jens: Frau Thomas Mann (Rowohlt)– Anna M. Sigmund: Die Frauen der Nazis (Heyne TB)– Reihen: rororo Monografien, dtv Portrait

• RATGEBER– Allen Carr: Endlich Nichtraucher (Goldmann)– Bernd Stromberg: Langenscheidt Chef - Deutsch/ Deutsch – Chef– Dale Carnegie: Sorge dich nicht, lebe! (Fischer TB)– Sonya Kraus: Baustelle Mann (Bastei-Lübbe)– Bastian Sick: Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod (KiWi)  

• REISELITERATUR– Patricia Schultz: 1000 Places to see before you die (H.F.

Ullmann)– Jan Weiler: In meinem kleinen Land (Rowohlt)– Hape Kerkeling: Ich bin dann mal weg (Malik) – Bill Bryson: Frühstück mit Kängurus (Goldmann)– Reihen: Merian live!, Baedeker, Polygott, DuMont, Marco Polo

• THEMENSACHBUCH– Florian Illies: Generation Golf (Fischer TB)– Frank Schätzing: Nachrichten aus einem unbekannten

Universum (KiWi)– Michael Moore: Stupid White Men (Piper TB)– Al Gore: Eine unbequeme Wahrheit (Riemann)– Christopher Clark: Preußen (DVA)

• Weitere Titel: Bestseller-Listen unter www.buchreport.de

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Fiktionale und nichtfiktionale Literatur

BEISPIELTEXT (1)Ich schwebe. Von hier oben habe ich einen guten Überblick, kann die ganze Kreuzung sehen, die Straße, die Bürgersteige. Unten liege ich. Der Verkehr steht. Die meisten Autofahrer sind ausgestiegen. Neugierige haben sich versammelt, einige stehen um mich herum, jemand hält meinen Kopf, sehr behutsam, eine Frau, sie kniet neben mir. Ein Auto ist in die Fensterscheibe eines Uhrengeschäfts gefahren, die Marke kann ich von hier oben nicht erkennen, bin aber in Automarken auch nicht sonderlich bewandert. Eine große Schaufensterscheibe, die wie eine glitzernde Wolke aufflog und jetzt am Boden liegt, bruchstückhaft spiegeln sich Häuser, Bäume, Wolken, Menschen, Himmel, von hier oben ein großes Puzzle, aber alles in Schwarzweiß. Seltsamerweise gibt es keine Farbe, seltsam auch das, der da unten spürt keinen Schmerz. Er hält die Augen offen.Ich höre Stimmen, die nach einem Krankenwagen rufen, Neugierige, die nach dem Hergang fragen, jemand sagt: Er ist bei Rot über die Straße gelaufen. Ein anderer sagt: Der Fahrer wollte noch ausweichen.Der Fahrer sitzt auf dem Kantstein, er hält den Kopf in beiden Händen; er zittert, zittert am ganzen Leib, während ich daliege, ruhig, kein Schmerz, sonderbar, aber die Gedanken flitzen hin und her, und alles, was ich denke, spricht eine innere Stimme deutlich aus. Das ist gut, denn das Reden gehört zu meinem Beruf. Meine Tasche liegt drei, vier Meter entfernt von mir auf der Straße, und natürlich ist sie aufgesprungen, eine alte Ledertasche. Das kleine Päckchen mit dem Sprengstoff ist herausgeflogen, auch die Zettel, Karteikarten, die Blätter mit den Notizen, niemand kümmert sich darum, sie wehen über die Fahrbahn. Und ich denke, hoffentlich sind sie vorsichtig. Will auch sagen: Vorsicht, das ist Sprengstoff. Aber es gelingt mir nicht. Das Sprechen macht mir Mühe, große Mühe, gerade dieses Wort, sonderbar, da ich es leicht denken und hören kann. Also nichts sagen. Schweigen. BEISPIELTEXT (2)Hooge ist ein weiches Land ohne Steine und ohne Quellen. Gemessen an der langsamen Vergänglichkeit eines Gebirgszuges, eines Tales oder eines einzigen Steines, ist Hooge nur ein flüchtiges Schwemmland, das heute in der Brandung liegt und morgen wieder verschwunden ist. Hooge ist eine Weide, eine Wiese im nordfriesischen Wattenmeer, von Salzwasserrinnsalen durchzogen und einem geteerten, niedrigen Sommerdeich gefaßt. Wie trockengefallene Archen und weit auseinanderliegend, erheben sich aus der baumlosen Ebene Hooges neun, von wenigen Häusern bestandene Erdhügel - die Warften. Nur dort, im Windschatten der Häuser, gedeihen auch Bäume und Sträucher. Auf den Fennen, den Weiden zwischen den Warften, grasen Rinderherden und vereinzelt auch Pferde; darüber ziehen Seevögel, Silbermöwen und Austernfischer, ihre Schleifen. Hooge ist ein Land aus Torf, Schlick und Sand, von der See über den Untiefen und den Resten versunkener Marsch- und Moorlandschaften aufgeschichtet und dem Meeresspiegel doch zu nahe geblieben, um den Namen einer Insel zu erfüllen: Land von solchem Land heißt Hallig.Klein ist Hooge; der Deich aus Granit und Basalt, der die fünfhundertfünfzig Hektar der Hallig umschließt, ist bei guten Kräften in zwei Stunden abzuschreiten, und die Bewohner dieses Landes sind rasch gezählt. Es sind einhundertvierunddreißig. Eigentlich ist Hooge nur eine Zuflucht auf 54°34' nördlicher Breite und 8°33' östlicher Länge und kaum elf nautische Meilen von der Küste Nordfrieslands entfernt; eine Zuflucht unter einem Himmel, der manchmal hoch und ungeheuer wird und sich dann wieder jäh herabsenkt und kalt und still und undurchdringlich über den Weiden liegt. Unter diesem Himmel wurde Johannes Hansen im Jahre 1896 geboren. Einige schmerzhafte Jahre auf dem Festland ausgenommen, hat er sein Leben auf Hooge verbracht. Jetzt ist er der älteste unter den Bürgern der Hallig. Es ist Frühjahr 1985, Ende April.

•Welcher der beiden Texte ist der fiktionale Text und welcher der nichtfiktionale?•Welche Textmerkmale sprechen für Ihre Zuordnung?•Welchen Gattungen lassen sich die Beispiele zuordnen?

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Fiktionalität vs. Nichtfiktionalität

• Begriff: Fiktion, abgeleitet von lat. »fingere« = »bilden«, »erdichten«, »vortäuschen« 

• Unterschied zwischen (nichtfiktionalem) Geschichtsschreiber und Dichter: »der eine erzählt, was geschehen ist, der andere, was geschehen könnte« (Aristoteles, „Poetik“, 9. Kpt.)

• Als literaturwissenschaftlicher Begriff: grundlegender Status der mimetischen Dichtung: stellt »gedichtete und zugleich dabei für möglich angenommene Gegenstände« vor (Kant)

• Fiktionale Literatur– Es liegt kein unmittelbarer Wirklichkeitsbezug vor– Kein Anspruch auf empirische Verifizierbarkeit– Fiktionalitätssignale:

• Bezeichnungen (»Roman«, »Novelle« etc.)• Sprachformeln (z.B. »Es war einmal«)• Erzählerreflexion• Perspektive und Wiedergabe innerer Vorgänge

• Nichtfiktionale Literatur– Es liegt ein unmittelbarer Wirklichkeitsbezug vor– Anspruch auf empirische Verifizierbarkeit– Faktizitätssignale:

• Bezeichnungen (»Ratgeber«, »Sachbuch« etc.)• Faktenhinweise (z.B. Daten, konkrete Orts- und Zeitangaben)• Beglaubigungsformeln (z.B. »Genauso ist es gewesen«)• Appellative Formeln, Handlungsanweisungen (z.B. »Man nehme«)• Verweise auf Gewährsleute, Autoritäten, Betroffene, eigenes Erleben

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Definitionen von Sach- und Fachbuch

SACHBUCH(1) im engeren Sinne ein populärwissenschaftliches Werk, das Themen aus den Wissensbereichen

der Geschichte, Gesellschaft, Kunst, Natur, Technik u.a. für den interessierten Laien

verständlich und unterhaltsam behandelt. Zum Sachbuch im weiteren Sinne wird vielfach

jedes Buch gerechnet, das nicht zur Belletristik gehört, also auch das wissenschaftliche Werk,

die Enzyklopädie, das Lehr- und Fachbuch. Brockhaus Enzyklopädie (1973)

(2) Publikation, die (neue) Fakten und Erkenntnisse auf wissenschaftlichem, politischem, sozialem,

wirtschaftlichem, kulturellem oder kulturhistorischem Gebiet in meist populärer und

allgemeinverständlicher Form darbietet. Sachbuch steht also im Unterschied zur Belletristik

und zum wissenschaftlichen Fachbuch, dessen methodischem Vorgehen und dessen

Aufbauprinzipien es nicht immer folgt. Es wendet sich nicht an den Spezialisten, sondern an

den interessierten Laien. Zum Sachbuch im weiteren Sinne werden oft auch das Lexikon, das

Wörterbuch und der »praktische Ratgeber« gerechnet (im Englischen zusammengefaßt als

Non-fiction im Gegensatz zu Fiction). Der Literatur-

Brockhaus (1988)

(3) vielgebrauchter, wenn auch unscharfer Begriff für Publikationen, die Themen aus den

verschiedensten Wissensbereichen für ein breites Publikum allgemeinverständlich und

interessant darstellen. Das Sachbuch wird dabei als eigenen sprachlichen und darstellerischen

Mitteln und Erfordernissen unterworfenes Medium der Information, Bildung und Orientierung

verstanden und vom wissenschaftlichen Fachbuch unterschieden. Dem Sachbuch verwandt

sind Ratgeber und Nachschlagewerke. Brockhaus

Enzyklopädie (1992)

FACHBUCH(4) der Ausbildung oder Fortbildung in einem bestimmten Beruf oder Berufszweig bzw.

Wissensgebiet gewidmetes, informatives Buch; der Begriff umfaßt zahlreiche Abstufungen von

Werken einfachen Lehrinhalts bis hin zum wissenschaftlichen Lehrbuch; die Abgrenzung zum

wissenschaftlichen Buch einerseits, das den Akzent stärker auf die Darstellung und Diskussion

von Forschungsproblemen legt, und dem für ein breiteres Laienpublikum aufbereiteten

Sachbuch andererseits ist nicht immer scharf zu ziehen. Meyers Enzyklopädisches

Lexikon (1977)

(5) im engeren Sinn ein Lehrbuch über ein bestimmtes Spezialgebiet zur Ausbildung oder

Fortbildung für Angehörige eines bestimmten Berufs. Im weiteren Sinn dann jedes der

Vermittlung von Wissen an Fachgenossen dienende, auch wissenschaftliche Buch, das im

Gegensatz zum Sachbuch von einem Fachkenner verfaßt ist. G. v. Wilpert: Sachwörterbuch

der Literatur (1989)

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Bestimmungskriterien des Sachbuchs

• ABGRENZUNGEN– zur Belletristik (2, 3)– zum wissenschaftlichen Fachbuch (2, 3)

• VERWANDTE GATTUNGEN (SACHBUCH IM WEITEREN SINNE)

– Wissenschaftliches Werk, Enzyklopädie, Lehr- und Fachbuch (1)– Lexikon, Wörterbuch, praktischer Ratgeber (2)– Ratgeber, Nachschlagewerke (3)

• THEMEN, WISSENSGEBIETE– Geschichte, Gesellschaft, Kunst, Natur, Technik u.a. (1)– Wissenschaft, Politik, Soziales, Wirtschaft, Kultur,

Kulturgeschichte (2)– verschiedenste Wissensbereiche (3)

• INTENTIONEN– unterhaltsam (1)– Information, Bildung, Orientierung (3)

• SPRACHE, STIL– verständlich (1)– populär, allgemeinverständlich (2)– allgemeinverständlich, interessant (3)

• ZIELGRUPPE– interessierte Laien (1, 2)– breites Publikum (3)

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Bestimmungskriterien des Fachbuchs

• ABGRENZUNG– zum wissenschaftlichen Buch (4)– zum Sachbuch (4, 5)

• VERWANDTE BEGRIFFE (FACHBUCH IM WEITEREN SINNE)– wissenschaftliches (Lehr)buch (4)

• ZWECKE– für Ausbildung oder Fortbildung in Beruf, Berufszweig,

Wissensgebiet (4)– für Ausbildung oder Fortbildung (5)

• THEMEN– bestimmte Wissensgebiete (4)– bestimmte Spezialgebiete (5)

• INTENTIONEN– Information (4)– Belehrung (5)– Vermittlung von Wissen (5)

• ZIELGRUPPE– Angehörige bestimmter Berufe, Fachgenossen (5)

• AUTORENSTATUS– Fachkenner (5)

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Probleme der Systematisierung von Sach- und Fachliteratur

• Systematisierungsmöglichkeiten

– Themen- bzw. Sachbereiche• z.B. Biologie, Geschichte

– Formale Kennzeichen• z. B. Atlas, Lexikon

– Funktionen• z. B. unterhaltend, informativ

– Verwendungsbereiche• z.B. Schule, Studium

– Zielgruppe• z. B. Berufsgruppen, Laien

- Info-Broschüre- Fachbuch- Populäres Sachbuch- Sprachwörterbuch- Schulbuch- Anleitung- Atlas- Bildband

- Dokumentation- Bibliografie- Telefonbuch- Reiseführer- Handbuch- Lehrbuch- Interpretationshilfe- Medizinbuch

• Gattungstypen

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Funktionsbereiche nichtfiktionaler Literatur

A lltag

H ob b y

R e ise

F re ize it

F u n k tion en :In fo rm ation

U n te rh a ltu n g

S ach lite ra tu r

W issen sch a ft

S tu d iu m

B eru f

S ch u le

F u n k tion en :In fo rm ation

B ild u n g /W issen

F ach lite ra tu r

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Gattungen nichtfiktionaler Literatur

A llg em e in e L exikaN ach sch lag ew erke

K u n s t- u n dF otob ä n d e

R e ise lite ra tu r

R atg eb erA n le itu n g en

P op u lä resS ach b u ch

S ach lite ra tu r

F ach lexikaN ach sch lag ew erke

W issen sch a ft lich eL ite ra tu r

S tu d ien lite ra tu r

F ach b u chL eh rb u ch

S ch u lb u ch

F ach lite ra tu r

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Geschichte der Sachliteratur

• Begriff des 20. Jhs., ähnliche Ausdrücke: Tatsachenroman, Bildungs- oder Informationsbuch, Wissenschaftsroman, Realienbuch.

• Anfang 20 Jh.: Nähe von Belletristik und Sachbuch (z.B. 1902 Nobelpreis für Literatur an Theodor Mommsen). Robert Musils »Mann ohne Eigenschaften« oder Thomas Manns »Zauberberg« als Versuche, zeitgenössisches Denken und Belletristik zusammenzubringen (essayistische, enzyklopädische Romane).

• »Klassische« deutsche Sachbücher:– Heinrich Eduard Jacob: »Sage und Siegeszug des Kaffees«

(1934)– C.W. Ceram (d.i. Kurt W. Marek): »Götter, Gräber und Gelehrte.

Roman der Archäologie« (1949). Das erste auch international erfolgreiche Sachbuch (bis 1980: 1,8 Mill.; in 23 Sprachen übersetzt). Verbindung wissenschaftlicher Exaktheit mit dramatischer Erzählkunst.

• Durchsetzung des Begriffs »Sachbuch« in den 1960er Jahren. 1962: Reihe »dms - Das moderne Sachbuch«, hrsg. von einer Gruppe von Sachbuchverlagen, führend dabei der ECON-Verlag.

– Interesse: Durchsetzung des »Sachbuchs« auf dem Markt, vor allem auch Etablierung des Begriffs. Seit 1962 auch Bestseller-Listen Sachbuch im »Spiegel«

– 14 bzw. später 15 Verlage– monatlich eine Neuerscheinung mit großem Werbeaufwand

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Gattungen Sachliteratur - Überblick

• Sachbuch– Zusammenhängende Darstellung für ein breites Publikum in

allgemeinverständlicher Sprache zum Zwecke der Information, Belehrung und Unterhaltung, bei dem ein Thema aus Wissenschaft, Kultur, Gesellschaft, Wirtschaft oder Technik, ein besonderes (meist historisches oder gesellschaftliches) Ereignis oder eine Person im Mittelpunkt steht (siehe: Autobiografie, Biografie, Themensachbuch).

• Ratgeber/Anleitung– Buch mit einem appellativen Grundton, immer in einem

praktischen Verwendungszusammenhang, das zum konkreten Handeln oder einer Veränderung der persönlichen Lebenssituation anleiten oder Orientierung bieten will.

• Reiseliteratur– Literatur mit geografischen Themenschwerpunkten, die

Information über Reiseziele mit praktischer Orientierung, konkrete Hilfe für Reisende oder auch subjektive Erlebnis- oder Erfahrungsberichte bietet.

• Kunst- und Fotoband– Repräsentative Bücher mit einem großen, ästhetisch

anspruchsvollen Bildteil zu Themen wie Kunst, Künstlern, Lifestyle, Kultur, Geografie, Architektur (Coffeetable-Books).

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Geschichte der Fachliteratur

• Ausgangspunkt in Antike und Mittelalter; Literatur zu den Artes und Wissenschaften:

– Die sieben Freien Künste (artes liberales) Grammatik, Rhetorik, Dialektik, Arithmetik, Geometrie, Astronomie, Musik (später Aufteilung in Geistes- und Naturwissenschaften)

– Die sieben Mechanischen Künste (artes mechanicae) auch unfreie, dem Broterwerb dienende Künste): Handwerk und Alchemie; Kriegswesen; Seefahrt, Erdkunde und Handel, Landbau und Haushalt; Tiere, Jagd und Wald; Heilkunde; Hofkünste(später Technikwissenschaften)

– Die magischen, ungewissen und verbotenen Künste (Magie, Mantik, Gaunerei)

– Die Wissenschaften: Jura, Theologie, Medizin

• Popularisierung des Wissens seit dem 18. Jh. im Zuge der Aufklärung

• Aufstieg der Natur- und Technikwissenschaften im 19. Jh.

• In der Gegenwart: zunehmende Professionalisierung von angewandten Tätigkeiten (z.B. Design, Werbung, Medien); auch Professionalisierung von »Hobbys« und anderen Freizeitaktivitäten (Verwendung von Fachliteratur auch in diesen Bereichen)

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S ch u lb u ch

L ern m ateria lÜ b u n g sm ateria l

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Einsatzbereiche und Gattungender Fachliteratur

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Gattungen der Fachliteratur (1)

• Schulbuch– Für den Gebrauch an Schulen von den jeweiligen

Kultusministerien zugelassenes Buch zur Verwendung im Unterricht an allgemein bildenden und Berufsschulen. Didaktisch strukturiert, auf konkrete Lehr- und Erziehungsziele hin konzipiert.

• Lehr-, Lern- und Übungsmaterial, Schülerhilfe– dienen der Einprägung, Übung und Wiederholung von

vermitteltem Stoff, entsprechend didaktisch strukturiert.

• Fachbuch– zusammenfassende Darstellung gesicherten Wissens zu einem

Fach oder Beruf, in übersichtlicher, klar strukturierter, faktenorientierter Form mit Verwendung entsprechender Fachterminologie. Aspekte der beruflichen Bildung, Aus- und Weiterbildung stehen im Vordergrund; v.a. Wirtschaft, Verwaltung, Technik, Recht, Handwerk, Medizin.

• Lehrbuch– zusammenhängende Darstellung zu einem Fach oder

Themengebiet in knapper, leicht verständlicher Darstellung auf der Basis gesicherter Erkenntnisse. Dazu gehören auch einführende Darstellungen (Grundriss, Leitfaden, Einführung). Didaktische Aufbereitung oder Strukturierung (Lektionen, Zusammenfassungen, Fragen etc.), auch Repertorium. Zielgruppe: Personen in Berufsausbildung oder Studium.

• Anleitung– praktischen Zwecken dienendes Lehrbuch mit

Handlungsanleitungen, insbesondere für Bildung und Ausbildung in den Bereichen EDV oder Handwerk.

• Handbuch– systematische und umfassende Darstellung eines Stoffgebiets

auf der Basis des aktuellen Forschungsstandes, von einem, meist aber von mehreren Autoren verfasst; ein- oder mehrbändig. Zielgruppe: Personen in Berufsausbildung oder Studium.

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Gattungen der Fachliteratur (2)

• Repertorium– wissenschaftliches Nachschlagewerk, oft Bibliografie

• Monografie– handelt ein (häufig sehr spezielles) Thema in wissenschaftlicher

Weise, zusammenhängend und abgeschlossen ab. Präsentation neuer Forschungs-ergebnisse zumeist in den Geistes- und Sozialwissenschaften; Medium des Forschungsdiskurses. Zielgruppe: Wissenschaftler, Studierende

• Hochschulschrift– Diplomarbeit, Dissertation oder Habilitation, die z.B. über

Universitätsinstitute oder –bibliotheken zugänglich ist.

• Kongressschrift– schriftliche Fassung von Vorträgen und Reden, die auf

wissenschaftlichen Tagungen und Kongressen gehalten und außerhalb des Buchhandels vertrieben wird.

• Wissenschaftlicher Aufsatz– Ergebnisse neuerer Forschung die in Fachzeitschrift oder

Sammelband erscheinen

• Quellenwerk– z.B. Quellensammlung, Dokumentation, als Grundlage von

Forschungen (Gesetzestexte, Verordnungen, Akten, Verträge etc.); kritische Ausgabe von Werken der Dichtung

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Bewertungskriterien der Sach- und Fachliteratur

• Verfasser (bzw. Autorenteam) auch Übersetzer, Illustrator– Lebensdaten, Nationalität– Herkunft: Beruf, Arbeitsgebiet; wissenschaftliche Schule;

weltanschauliche, konfessionelle, politische Herkunft oder Richtung

– Hinweis auf bisherige Veröffentlichungen

• Inhalt– Inhaltsreferat– Absicht und/oder Tendenz (politisch u. a.)– Frage der sachlichen Richtigkeit– Forschungsstand– Aktualität: Bestseller; besondere Aktualität des Autors und der

Sache

• Form (Buchgattung)– Sachbuch (Reiseliteratur, Ratgeber, Biografie, Themensachbuch

usw.)– Fachbuch (Handbuch, Lehrbuch, Schulbuch, Monografie usw.)– Auskunftsliteratur (Lexikon, Nachschlagewerk, Bibliografie usw.)

• Methode– Aufbau und Gliederung– wissenschaftlicher Apparat– Arbeitsmethode– methodische Absicht und Richtigkeit

• Darstellungsart und Schwierigkeitsgrad– Stil (auch Übersetzung): lebendig, anschaulich, spannend,

sachlich-nüchtern, wissenschaftliche Diktion– Schwierigkeitsgrad: inhaltlich und stilistisch; Lesbarkeit;

Möglichkeit des Nachvollzugs; Vorkenntnisse erforderlich?

• Einordnung in Literatur zum Thema– Hinweis auf Parallelveröffentlichungen– Stellenwert in der Literaturgruppe– Bearbeitungshäufigkeit des Themas

• Lesergruppe– Für alle– Für begrenzte Interessentengruppen (Jugendliche, Senioren usw.)– Nur für Spezialisten (z. B. Studenten, Ingenieure)

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Titelproduktion deutscher Verlage

• 1999

– Erstauflagen Gesamt 60.819 100,0%

– davon KJL 3.275 5,4%

– davon Belletristik 7.566 12,4%

– davon Sachliteratur 49.978 82,2%

• 2001

– Erstauflagen Gesamt 68.399 100,0%

– davon KJL 4.806 7,0%

– davon Belletristik 9.693 14,2%

– davon Sachliteratur 53.900 78,8%

• 2002

– Erstauflagen Gesamt 59.916 100,0%

– davon KJL 4.593 7,7%

– davon Belletristik 8.307 13,9%

– davon Sachliteratur 47.016 78,4%

• 2005

– Erstauflagen Gesamt 78.000 100,0%

– davon KJL 5.616 7,2%

– davon Belletristik 11.154 14,3%

– davon Sachliteratur 61.230 78,5%

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Titelproduktion deutscher Verlage

0

10000

20000

30000

40000

50000

60000

70000

80000

1999 2001 2002 2005

GESAMTKJLBELLSACH

Anteile der Kinder- und Jugendliteratur, Belletristik und Sachliteratur an der gesamten Titelproduktion 2005

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Leser der Sach- und Fachliteratur

Quelle: Leseverhalten in Deutschland im neuen Jahrtausend. 2001.

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Gattungen Sachliteratur: Autobiografie (1)

• Begriff Autobiografie: »Zusammenhängende Erzählung der Geschichte des eigenen Lebens oder größerer Lebensabschnitte im Rückblick.« (V. Meid: Sachwörterbuch, 1999, 50f.)

– auch: Konfessionen, Bekenntnisse, Lebensbeschreibung usw.

• Begriff Autobiografik (auch: Ego-Dokumente oder Autobiografisches Schrifttum): »alle Gattungsvarianten des Schreibens über sich selbst« (Holdenried 2000, 20)

– narrative Gattungen: Memoiren, autobiografischer Roman, Biografie, evtl. Chronik, Lebenslauf u.a.

– reflexiv-essayistische Gattungen: Tagebuch, Brief, Bewusstseinsprotokoll u.a.

• Memoiren (= Denkwürdigkeiten)– eine »äußere« Autobiografie (Erlebnisse, Begegnungen)– Betonung der Zeitumstände, des gesellschaftlichen, politischen

und kulturellen Umfelds der Epoche– kein schriftstellerischer Ehrgeiz – Bedeutung als historische und kulturhistorische Quellen– Autoren: Politiker, Schauspieler, Schriftsteller und weitere

Prominente (bzw. deren »Ghostwriter«) 

• Merkmale der Autobiografie– Individuelles Erinnern (die eigene Geschichte)– Retrospektives Erzählen– Ideale Forderungen (nach Aichinger):– Gestaltung des Lebenszusammenhangs– Werden einer Persönlichkeit (Identität als Zielpunkt,

teleologisches Muster)– Totalität des Individuums

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Gattungen Sachliteratur: Autobiografie (2)

• Spektrum autobiografischen Schreibens– Perspektive (innen vs. außen)– narrativ vs. reflexiv-essayistisch– Lebensverlauf (aufsteigend, absteigend, gelingend,

abweichend)– Interpretation des Lebenslaufs (Vorsehung, Anlagen,

Tüchtigkeit)– Intention (Vorbild, Belehrung, Rechtfertigung usw.) 

• Probleme autobiografischen Schreibens– Probleme bei der Differenzierung von fiktionalen und nicht-

fiktionalen bei Autobiografien (Autobiografie = Roman?).– Autobiografie als Zweck- oder Gebrauchsform?– Die Wahrheit der Autobiografie?– Autobiografischer Pakt zwischen Autor und Leser– Namensidentität (Autor- Erzähler -Figur) (nach Lejeune)

• Funktionen der Autobiografie– Orientierungshilfen für Leser– Modellfunktion für das Leben des Lesers– bis zum 18. Jhdt. vor allem Erfolgsgeschichten– In der Moderne: Selbstreferenzialität (Rechtfertigung des

Einzelnen für sich selbst)  

• Tendenzen der Autobiografik– Dominanz der Memoirenliteratur– Annäherung an fiktionale Muster (Literarisierung und

poetologische Aufwertung)– Populäre Autobiografik (Arbeiter, Dienstboten, Bauern)– Autobiografische Sonderformen

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Gattungen Sachliteratur: Biografie

• Begriff BIOGRAFIE: »Literarische oder wissenschaftliche Dar-stellung eines Lebenslaufs.« (V. Meid: Sachwörterbuch 1999, 74)

• Formen der Biografie– Einzel- oder Individualbiografie– Doppelbiografie– Sammelbiografie– Sozial- oder Gesellschaftsbiografie (z.B. »Generation Golf«)– Biografischer Roman (Exil, 70er Jahre)– Werkbiografie (Schriftsteller)– Populäre Biografie (Prominente)

• Merkmale und Tendenzen der Biografie– Muster für vorbildliche oder abschreckende

Lebensverwirklichungen– These: Biografie als Produkt gesellschaftlicher Krisenzeiten– Formale Stereotypik (z.B. Berufsgruppen, Heiligenlegenden)– Bürgerliche Biografien seit der Renaissance– zwei Entwicklungslinien seit dem 19. Jhdt.– Historisch-politische Biografik (Muster: »Große Männer machen

Geschichte«)– Biografien von Künstlern und Wissenschaftlern

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Gattungen Sachliteratur: Ratgeber

• Merkmale und Tendenzen des Ratgebers– Gesellschaftliche Basis– Spiegel der komplexen modernen Gesellschaft– Spezialisierung von Alltagswissen– Partizipation an Profi-Wissen– Fortschrittsoptimismus– Mechanistisches Problemlösungsdenken– Profanisierte Heilserwartung

• Funktionen des Ratgebers– Beruflicher und sozialer Aufstieg (z.B. Karriereplanung,

Bewerbungstraining)– Organisation zwischenmenschlicher Beziehungen– Persönlicher Erfolg (z.B. Finanzen, Recht)– Steigerung des physischen und psychischen Wohlbefindens

(z.B. Gesundheit, Sport, Medizin)– Sinnsuche, Orientierung (z.B. Religion, Esoterik)– Aneignung von Fertigkeiten und Techniken (»Do-it-yourself«)

• Formale Kennzeichen des Ratgebers – Kleinteilige Gliederung (Absätze, Hervorhebungen, Merksätze,

Zusammenfassungen)– Grafische Gestaltungselemente (Kästen, Symbole, Icons etc.)– Appellative, suggestive Sprache (»Auch Sie können es

schaffen«)– Anleitungen: Register, Abbildungen, Schaubilder

• Ratgeber-Verlage– Hohe Titelsubstituierbarkeit, z.B. in »www.buchhandel.de« zu

den Themen:• Mobbing (72 Titel)• Rückenschule (33 Titel)• Yoga (525 Titel)

– Reihen einschlägiger Verlage, z.B. Gräfe + Unzer, W. Heyne, Falken, Humboldt

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Gattungen Sachliteratur: Reiseliteratur

• Gattungen der Reiseliteratur– Reiseführer (informationsbezogen, Service)– Reiseberichte (individuell, anschaulich, weniger Information) I– Kunstführer– Straßen- und Wanderkarten– Atlanten– Bildbände

• Typen von Reiseführern– Allgemeine Reiseführer

• Informationen zu Ort/Region, Sehenswürdigkeiten, Infrastruktur, Klima, Natur, Land und Leute, Routen, Vorbereitungen, Organisation

– Spezielle Reiseführer• für einzelne Zielgruppen (Jugendliche, Singles, Homosexuelle)• zu einzelnen Aktivitäten/Interessen (Sport, Kultur)• zu einzelnen Fortbewegungsarten (Rad, Auto)

• Qualitätskriterien von Reiseführern– Aktualität– Schwerpunkte, Umfang und Auswahl der Informationen

(Sehenswürdigkeiten, Kunst, Kultur, Alltag, Geografie, Geschichte)

– Umfang und Zuverlässigkeit von Service- und Adressenteil– Struktur und Erschließung: Gliederung, Register– Sprache und Illustrationen– Kartografie

• Tendenzen von Reiseführern– zunehmendes Interesse an Reiseführern– Auflagen, Reihen und Titel steigen stetig– zunehmende Spezialisierung– Vereinheitlichung der Struktur (z.B. merian live, Marco Polo,

Polyglott) – zunehmende Übersichtlichkeit

• Reiseführer - Verlage– Hohe Titelsubstituierbarkeit– Spezielle Verlage oder Verlagssegmente für Reiseliteratur, z.B.

DuMont, Baedeker, ADAC, Polyglott, Vista Point usw.– Tendenz zur Reihenbildung, z.B. »DuMont richtig reisen« (100

Bd), »Merian live!« (172), »Kompass Wanderführer per pedes« (57)

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Dr. Isa Schikorsky - Sach- und Fachliteratur - BIB2 26

Gattungen Sachliteratur:Themensachbuch oder populäres Sachbuch

• Merkmale des Themensachbuchs– Allgemeinverständliche Sprache– Allgemeines Publikum– Intentionen

• Wissensvermittlung• Wert-und Sinnorientierung• Meinungsbildung und -beeinflussung

– Autoren: Wissenschaftler, Journalisten; oft prominente Namen

• Formale Merkmale des Themensachbuchs– Eingängige Titelformulierungen– Vergleichsweise lange Kapitel, wenige

Gliederungsmarkierungen– stärker erzählende Schreibweisen, flüssige Lesbarkeit– Trend: verschiedene Textebenen (Haupttext,

Begriffserklärungen, Nebenaspekte, Anekdoten usw.)– Grafische Gestaltung (Kästen, Blöcke, Farbschattierungen,

Illustrationen)

• Themensachbuch – Verlage– oft Allgemeinverlage (Belletristik und Sachbuch), z.B. Hanser,

Patmos, Hoffmann & Campe, Piper, Eichborn)– vereinzelt Sachbuchverlage: z.B. Econ, Prestel