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Dr. Thomas Schäfer zu Gast an der WvO Vom Bankkaufmann zum promovierten Finanzminister Dillenburg. Anfang Juli hielt Dr. Thomas Schäfer, Hessens Finanzminister, für die Schüler der Q2 einen kompakten, aber dennoch sehr informativen Vortrag über seine Arbeit als Minister in der Hessischen Landesregierung und beant- wortete anschließend Fragen der Schüler. Den Kontakt zum Ministerium hatte dankens- werterweise Armin Müller, Chorleiter und Kreisbeigeord- neter hergestellt. Der gebürti- ge Sauerländer Dr. Schäfer, der 1966 in Hemer geboren wurde und heute ein verheira- teter Vater von zwei Kindern ist, ist seit März 2014 auch Bevollmächtigter für E-Govern- ment und Informationstechno- logie unseres Bundeslandes. Nach einem abgeschlosse- nem Studium der Rechtswis- senschaften an der Phillipsuni- versität Marburg promovierte Schäfer zum Doktor der Rech- te im Fachbereich Rechtswis- senschaft und arbeitete dann in der Commerzbank in Frank- furt. 1999 wurde er bereits Leiter des Ministerbüros des Hessischen Ministeriums der Justiz. Seit 2010 ist Dr. Tho- mas Schäfer nun Hessischer Finanzminister; das ist eine steile Karriere, die dieser Mann zurücklegte. „Das si- cherste Rezept, Ziele nicht zu erreichen, ist, sich genau die- se vorzunehmen“; das waren die nahezu ersten Worte Dr. Schäfers an diesem Tag in der WvO. Es komme vielmehr dar- auf an, sich nicht nur zu enga- gieren, sondern die Priorität auf die eigene Ausbildung zu legen. Nach einem kurzen Überblick über seinen persön- lichen Werdegang ging er auf die Finanzpolitik ein. Deutsch- land habe die letzten 40 Jahre immer mehr ausgegeben und die Staatsverschuldung habe sich rasant erhöht. „Wir müs- sen uns etwas einfallen las- sen, um diese Entwicklung zu stoppen“, so der Minister. Hier sprach er sich für kürzere Aus- bildungszeiten, eine höhere Frauenquote und dafür aus, die Zuwanderer besser in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Auch der demografische Wan- del sei eine Herausforderung. Es gelte immer mehr Men- schen im Alter zu versorgen und gleichzeitig stünden dem Staat durch die weiter sinken- de Geburtenrate nicht mehr ausreichend finanzielle Mittel zur Verfügung. Es gelte unbe- dingt, die Ausnahmen und Ein- nahmen in Einklang bringen, um eine vorhandene Schere zwischen diesen Begriffen, nicht nur auf dem Papier klei- ner zu machen. Gleichzeitig müsse Deutschland mit sei- ner Haushaltsdisziplin auch für andere EU-Mitgliedsländern ein Vorbild sein. Auch, so der Minister, müsse jeder einzel- ne dieser EU-Staaten, sich an die Gesetzgebung und Rege- lungen der EU-Verträge halten. Der Euro, als allgemein gülti- ge Währungseinheit in Euro- pa, müsse unbedingt erhalten bleiben, da es genau dieser Euro sei, der die EU-Mitglieds- länder nach einer Gemein- schaft aussehen lasse und diese auch ein Stück weit be- siegele. Zuletzt wies Dr. Schä- fer noch einmal darauf hin, dass man Frieden, Sicherheit und eine stabile Wirtschaft nicht als selbstverständlich ansehen solle, so der Mini- ster. Der Krieg im ehemaligen Jugoslawien mache ihn heute noch fassungslos. Es werde noch lange dauern, bis diese Wunden geschlossen seien. In der anschließenden Diskus- sionsrunde beantwortete der Hessische Finanzminister ru- hig und souverän die Fragen der Schüler. Auf die provokan- te Frage, wo er selbst einmal Herrn Wolfgang Schäuble ins Wort fallen würde, antwortete der Minister ganz gelassen, dass er in vielerlei Hinsicht ähnliche Ansichten und Mei- nungen wie der Bundesfinanz- minister Schäuble vertrete, dass er sich aber dennoch mehr Ehrgeiz der bundespoliti- schen Institutionen wünsche, wenn es sich um steuerpoliti- sche Fragen handle. Auch die Frage, warum er und seine Kollegen, nicht vorerst auf den eigenen Dienstwagen und di- verse Sonderleistungen ver- zichten wollen, um hohe Geld- summen einzusparen, gab er den Schülern u.a zu beden- ken, dass er nicht nur ein Vielzahl unterschiedlicher Ter- mine wahrzunehmen habe, sondern überraschte sie auch mit dem Hinweis, dass das Auto auch ein Arbeitsplatz für ihn sei. Dr. Thomas Schäfer erreichte es, dass ihm die Schüler konzentrier t zuhörten und erzeugte durch seine sym- pathische Art eine eher locke- re Stimmung im Forum. „Die großen Finanzen verständlich und anschaulich gemacht“, und „immer wieder gerne für zukünftige Gäste der WvO mit dieser Kragenweite“ lautete sein persönliches Resümee. Dafür dankten ihm nicht nur der Schulleiter Mar tin Hinter- lang, sondern auch die Schü- ler mit einem langen Applaus. Text: Eva Sklomeit, Q2 PW- GK/Sajon/Bilder: Eckhard Scheld Der amtierende Schuldirektor Martin Hinterlang (links) und Minister Dr. Thomas Schäfer inmitten der Gymnasiasten. Foto: Scheld Dr. Thomas Schäfer widmete sich den Fragen Europas.

Dr. Thomas Schäfer zu Gast an der WvO Vom Bankkaufmann zum ... · Dr. Thomas Schäfer zu Gast an der WvO Vom Bankkaufmann zum promovierten Finanzminister Sie erreichen uns unter:

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Donnerstag, 10. Juli 2014 Seite 5

Dr. Thomas Schäfer zu Gast an der WvO

Vom Bankkaufmann zum promovierten Finanzminister

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Dillenburg. Anfang Juli hieltDr. Thomas Schäfer,  HessensFinanzminister, für die Schülerder Q2 einen  kompakten, aberdennoch sehr informativenVortrag über seine Arbeit alsMinister in der HessischenLandesregierung und beant-wortete anschließend Fragender Schüler. Den Kontakt zumMinisterium hatte dankens-werterweise  Armin Müller,Chorleiter und Kreisbeigeord-neter hergestellt. Der gebürti-ge Sauerländer Dr. Schäfer,der 1966 in Hemer geborenwurde und heute ein verheira-teter Vater von zwei Kindernist, ist seit März 2014 auchBevollmächtigter für E-Govern-ment und Informationstechno-logie unseres Bundeslandes.Nach einem abgeschlosse-nem Studium der Rechtswis-senschaften an der Phillipsuni-versität Marburg promovierteSchäfer zum Doktor der Rech-te im Fachbereich Rechtswis-senschaft und arbeitete dannin der Commerzbank in Frank-furt. 1999 wurde er bereitsLeiter des Ministerbüros desHessischen Ministeriums derJustiz. Seit 2010 ist Dr. Tho-mas Schäfer nun HessischerFinanzminister; das ist einesteile Karriere, die dieserMann zurücklegte. „Das si-cherste Rezept, Ziele nicht zuerreichen, ist, sich genau die-se vorzunehmen“; das warendie nahezu ersten Wor te Dr.Schäfers an diesem Tag in derWvO. Es komme vielmehr dar-auf an, sich nicht nur zu enga-gieren, sondern die Prioritätauf die eigene Ausbildung zulegen. Nach einem kurzenÜberblick über seinen persön-

lichen Werdegang ging er aufdie Finanzpolitik ein. Deutsch-land habe die letzten 40 Jahreimmer mehr ausgegeben unddie Staatsverschuldung habesich rasant erhöht.  „Wir müs-sen uns etwas einfallen las-sen, um diese Entwicklung zustoppen“, so der Minister. Hiersprach er sich für kürzere Aus-bildungszeiten, eine höhereFrauenquote und dafür aus,die Zuwanderer besser in denArbeitsmarkt zu integrieren.Auch der demografische Wan-del sei eine Herausforderung.Es gelte immer mehr Men-schen im Alter zu versorgenund gleichzeitig stünden demStaat durch die weiter sinken-de Geburtenrate nicht mehrausreichend finanzielle Mittelzur Ver fügung. Es gelte unbe-dingt, die Ausnahmen und Ein-nahmen in Einklang bringen,um eine vorhandene Scherezwischen diesen Begriffen,nicht nur auf dem Papier klei-ner zu machen. Gleichzeitigmüsse Deutschland mit sei-ner Haushaltsdisziplin auch fürandere EU-Mitgliedsländernein Vorbild sein. Auch, so derMinister, müsse jeder einzel-ne dieser EU-Staaten, sich andie Gesetzgebung und Rege-lungen der EU-Verträge halten.Der Euro, als allgemein gülti-ge Währungseinheit in Euro-pa, müsse unbedingt erhaltenbleiben, da es genau dieserEuro sei, der die EU-Mitglieds-länder nach einer Gemein-schaft aussehen lasse unddiese auch ein Stück weit be-siegele. Zuletzt wies Dr. Schä-fer  noch einmal darauf hin,dass man Frieden, Sicherheitund eine stabile Wirtschaft

nicht als selbstverständlichansehen solle, so der Mini-ster. Der Krieg im ehemaligenJugoslawien mache ihn heutenoch fassungslos. Es werdenoch lange dauern, bis dieseWunden geschlossen seien.In der anschließenden Diskus-sionsrunde beantwortete derHessische Finanzminister ru-hig und souverän die Fragender Schüler. Auf die provokan-te Frage, wo er selbst einmalHerrn Wolfgang Schäuble insWort fallen würde, antworteteder Minister ganz gelassen,dass er in vielerlei Hinsichtähnliche Ansichten und Mei-nungen wie der Bundesfinanz-minister Schäuble vertrete,dass er sich aber dennochmehr Ehrgeiz der bundespoliti-schen Institutionen wünsche,wenn es sich um steuerpoliti-sche Fragen handle. Auch die

Frage, warum er und seineKollegen, nicht vorerst auf deneigenen Dienstwagen und di-verse Sonderleistungen ver-zichten wollen, um hohe Geld-summen einzusparen, gab erden Schülern u.a zu beden-ken, dass er nicht nur einVielzahl unterschiedlicher Ter-mine wahrzunehmen habe,sondern überraschte sie auchmit dem Hinweis, dass dasAuto auch ein Arbeitsplatz fürihn sei. Dr. Thomas Schäfererreichte es, dass ihm dieSchüler konzentrier t zuhörtenund erzeugte durch seine sym-pathische Art eine eher locke-re Stimmung im Forum. „Diegroßen Finanzen verständlichund anschaulich gemacht“,und „immer wieder gerne fürzukünftige Gäste der WvO mitdieser Kragenweite“ lautetesein persönliches Resümee.Dafür dankten ihm nicht nurder Schulleiter Mar tin Hinter-lang, sondern auch die Schü-ler mit einem langen Applaus.

Text: Eva Sklomeit, Q2 PW-GK/Sajon/Bilder: EckhardScheld

Der amtierende Schuldirektor Martin Hinterlang (links) und Minister Dr. Thomas Schäferinmitten der Gymnasiasten. Foto: Scheld

Dr. Thomas Schäfer widmetesich den Fragen Europas.

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Dillenburger Wochenblatt 10.7.2014, S. 5