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Dreierlei W eiB, das beim Rinde denselben Philnotypus haben kann. Yon Chr. Wriedt. Mit 10 dbbildmnqeii. Bei allcii Haustierarten gibt es meille Farben, die durch verschiedenc Vera bungsfaktoren rerursacht werden. In den iiieisten Fiillen kiinnep diese Farben im l’hsnotypus, durch die Verteilung von Farbig und WeiM voneinander geschieden werden. Es ist nicht schwierig, die Riicken- scheckenzeichnung beim Rind vun der gewohnlichen bunten Zeichnung zu nnterxcheiden. Ehensowenig Schwierigkeit hat man, die Holliinderzeichnring bei Knninchen von dcr kleingefleckten englischen Zeichnung auseinander zu halten. Anders ist es mit dein dominanten Weill der Huhner bei italienern ini Verliiiltnis zu den1 rezessiveti WeiB bei Wyandottes. Hier kaiin niemand iini Phanotypus - ohne genetische Anal)-se - die zwei Parbentypcn auseinander halten. Hcim Rind gjbt es wenigstens drei Typen WeiB mit kleinen farbigen Zc~ichnungen, die hinsichtlicli ihres Genotypus verschieden sind, die aber in vielen Fiillen hinsichtlich des Phanotypus gleich sein konnen. Diese drei ‘I’ypen sind: I. Der weil3e Typ niit farbigen Ohren, besonders beiiii Shorthornrind auftretend. 2. I)er cxtreme Typ von gewohnlicheni Bunt, der auch weiB ist, wo aber ebenfalls die Ohren jener Korperteil sin4 an dem die Farbe znletzt verschwindet. 3. Der meine Typ mit farbigen Ohren und meistens init kleinen Flecken an den Seiten, den es beini schwedischen Gebirgsrind, dem nordfinnischen Rind und dem englischen Parkrind gibt und der heiin norivegischen und nordrussischen Rind vereinzelt vorkommt. . Dcr erste dieser drei Typen, WeiR beim Shorthorn, is-t von einer Reihe \-on Verfassern Zuni Gegenstand einer !genetischen Untersuchung mit Shninibuchmaterial als Grundlage geniacht worden. Die Resultate der TJntersuchungen ergeben, dal3 die weiBe Farbe iiber Farbig unvollst%idig dominant ist; denn die Heterozygoten zwischen WeiR und Farbig sind geschimmelt.

Dreierlei Weiß, das beim Rinde denselben Phänotypus haben kann

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Dreierlei W eiB, das beim Rinde denselben Philnotypus haben kann.

Yon

Chr. Wriedt.

Mit 10 dbbildmnqeii.

Bei allcii Haustierarten gibt es meille Farben, die durch verschiedenc Vera bungsfaktoren rerursacht werden. In den iiieisten Fiillen kiinnep diese Farben im l’hsnotypus, durch die Verteilung von Farbig und WeiM voneinander geschieden werden. Es ist nicht schwierig, die Riicken- scheckenzeichnung beim Rind vun der gewohnlichen bunten Zeichnung zu nnterxcheiden. Ehensowenig Schwierigkeit hat man, die Holliinderzeichnring bei Knninchen von dcr kleingefleckten englischen Zeichnung auseinander zu halten. Anders ist es mit dein dominanten Weill der Huhner bei italienern ini Verliiiltnis zu den1 rezessiveti WeiB bei Wyandottes. Hier kaiin niemand iini Phanotypus - ohne genetische Anal)-se - die zwei Parbentypcn auseinander halten.

Hcim Rind gjbt es wenigstens drei Typen WeiB mit kleinen farbigen Zc~ichnungen, die hinsichtlicli ihres Genotypus verschieden sind, die aber in vielen Fiillen hinsichtlich des Phanotypus gleich sein konnen. Diese drei ‘I’ypen sind:

I . Der weil3e Typ niit farbigen Ohren, besonders beiiii Shorthornrind auftretend.

2. I)er cxtreme Typ von gewohnlicheni Bunt, der auch weiB ist, wo aber ebenfalls die Ohren jener Korperteil sin4 an dem die Farbe znletzt verschwindet.

3. Der meine Typ mit farbigen Ohren und meistens init kleinen Flecken an den Seiten, den es beini schwedischen Gebirgsrind, dem nordfinnischen Rind und dem englischen Parkrind gibt und der heiin norivegischen und nordrussischen Rind vereinzelt vorkommt. . Dcr erste dieser drei Typen, WeiR beim Shorthorn, is-t von einer

Reihe \-on Verfassern Zuni Gegenstand einer !genetischen Untersuchung mit Shninibuchmaterial als Grundlage geniacht worden. Die Resultate der TJntersuchungen ergeben, dal3 die weiBe Farbe iiber Farbig unvollst%idig dominant ist; denn die Heterozygoten zwischen WeiR und Farbig sind geschimmelt.

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37 2 JV ri ed t :

Llo.vd-Jones uiid K v r a r d liabeii auf der Givndlage von Kreuzungh- versuchen zwischen eiiiem weiBen Shorthornstier und schwarzen Gdloway- kuhen an der Versuchsstation zu Iowa eine Analyse des Verhiiltnisses zwischen Rot, Schwarz und WeiS in dieser Kreuzung geliefert In der ersten Kreuzuiigsgeneration fallt schwarzgeschinimelte Nachzucht. In der zweiten Kreuzungsgeneration fallen unter 21 Kalbern 11 schwsrz- geschimmelte, 1 rotgeschimmeltes, 1 schwarzes, 5 rote uiid 4 weiRe rnit schwarzen Ohren und schuarzem Maul. Man erhielt liier also alle er- warteten Klassen init Ausnahme einer, namlich der weifien mit rotlichen Ohren, wie beim weiSen Shorthorn. Von diesen sollte iiian nur er- warten. und es ist darum niclit X I I rerwundern, daB dieser 'I'yp bei einer so

Abb. 1. Abb. 2. Firso mit schwanen Ohrnn nnd schwarzein Maul - nus:.ospalton in F, ron weillem Shorthorr. >; GalIowa)

(nach Joncs und Evvard).

Woik Ayrshirekuh mit rotom Ohron-Extrom. heller Typus ron gewiihnlichem Bunt.

geringen diizalil wie 21 Tiereii nicht lierausgespalten wnrde. Die 'l'iere. die uns in Verbindung damit hesonders interessieren, siiid die weillen mit schwarzen Ohren und schwarzeni Maul. Diese konnen n h l i c h nach den1 Aufieren von den estremen WeiRen des 'I'yps drei nicht geschiedcn werden.

2. Der extreme helle Typ der gewiihnlichen bunten Zeichnung, den eh u. a. bei dem schwarzbunten Niederungsvieh, dem Guernsey und den] Ayrshire gibt, kann auch in vielen Fallen denselben Phanotypus haben wie der weiRe Typ mit hrbigeii Ohren und kleiiien Flecken an den Seiten.

Meistenh wird man die extreni hellen der gewohiiliclien Bunten von den anderen weif3en Typen durch farbige Flecke an der Schwaiizwurzel unterscheiden konnen.

Diese bunk Zeichnung ist rezessiv iiber Kinfarbig, weil Einfarbige alle Kuancen dieses bunteii Typs, ron der dunkelsten bis zur hellsten, wsspalten. Das Verhaltnis zwischen den rerschiedenen Graden der Flcckung i d hingegen durch die Untersuchungen yon D u n n , W e b b

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und Sch n e ider (1923) sowie L a u p r e c h t (1926) mit schwmzbuntem 3iederungsvieh nicht vollig aufgeklart. Die Ursacho, da13 man dieses Problem nicht losen konnte, besteht wahrscheinlich darin, daB diese weiBen Zeichnungen zweifellos Variationen darstellen, die lieine genetische Ur- sache liaben auf gleiche Weise \vie die weiljen Zeichnungen bei New- schweinchen, die Sew al l Wr igh t (1920) analysiert hat.

A b b 3. , Sran.'. Abb 4. .,Momiliaan".

Abb. I;. ,.l)iana". Abb 6. ... leroma".

3. Der weil3e Typ niit farbigen Ohren, nieistens niit lileiiien Flecken an den Seiten. den es hei schwedischem Gebirgsvjeh, bei den1 nord- tinnisclien Bind und Clem englischen Parkrind gibt und der vereinzelt bei den1 norwegisclien und dem nordrussischen Rind vorkomnit, ist nicht Zuni Gegenstand einer genetiscben Untersuchung geniacht worden. Es liegen serschiedene Mitteilungen vor, daB beim englischen Parkvieh oft einfarbige Kalber fallen. In den1 zoologischen Garten in Edinburgh wnrde inir mit- geteilt, dalj in der Reinzucht des englischen Parkrindes 5 einfarbige scliwarze Kalher zu 10 korrekt gezeichneten gefallen waren.

In einer Hwde in Sorwegen, wo von 1886-1926 schwarzbunte Stiere 1,enutzt worden waren, fand ich 7 Kiilie uiid 2 E'iirsen, die die weille Zeichnung mit fai-bjgf.n Ohren, Flecke an den Reiten nnd in cinzelnen Piillen Plecken

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an den Beinen Iiatten. Durch eiiie Untersuchung der Bbhnnituig dieser Tiere ergab sicli, daR zlyei der Kuhe die Stammutter der tibrigen waren. Diese Kiihe waren ,,Svanu, geb. 1913 (Abb. 3) und ,,Dropleu, geb. 1908 (Abh. 7). Sach Svan gab e3, nach eineni schwarzbnnteni Sticr, 3 Tiichter in dem Stall. Zwei derselben ,,Morsibaan", geb. 1916 (Abb. 4) und ,,Jeroma", geb. 1917 (Abb. 5) hatten die Zeichnung, die fiir das scliwedische (febirgsrind, das englihche Parkrind u. a. typisch ist, wiihrend die dritte Tochter, ,,l)iana". geb. 1913 (Abb. 6) die g ~ w ~ ~ h n l i c l ~ e hunte Zeichnung

Abh. i. ,,Droplo". Abb. 8. , ,Lydia".

Ahb. 9. ..Kvitkoll'*. Abb. 10. ,,Drople 11".

hnttr.. Drople hatte auch drei Tiichter in dern Stalle, d lc von eineni schwarzbunten Stier. Diese drei 'I'ochter ,,Lydia". geb. 1916 (Abb. 8) ,,Kvitlioll", geb. 1917 (Abb. 9) und ,,Drople'L 11, geb. 1923 (Abb. 10) illustrieren auf ausgezeichnete Weise dio Tariation innerhalb dieses Zeich- nungstyps. Auhrdeni hatttb Drople 11 nach einem schwarzbunteii Stier cine Tochtcr, die wie ihre Nutter aucli die Crebirgsi-ielrzeiclinung hatte. Von Kritkoll und voii eineni einfarbigen 1)rontlieinistier war ein Farsen- lialb mit Gebirgsrindzeictiuiiiig gefallen.

Alle diebe 'I'iere hatten - wie die Hilder clcr sieben (Abb. 3. 4, 5. 7, 8, 9 unil 10) zeigen - schwarzes Maul. Das scliiwrze Maul ist fur

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die %eiclinung charakteristidi, wenii sie zu>ainmen niit Schn arz 1 or- lioninit. Kommt dio Zeichnung dagegen zusanimen init Rot TW, danii ist das Naul eiitweder schieferfarbig cider fleischfarbig. Dieb hat zur F'olge, dafi 'l'iere init derselbeii Zeichnung wie Morsibaan (Abb. 4) somohl ji i

Scli~r-arz n ie in Rut eine grofie Ahnlichkeit niit Kindern deh weifien Typs (Sr. l), den es bei Shorthorns gibt (siehe Abb. I), bekommen.

Die Anlichkeit, die zwischeii den Tiereii deb T! ps 2 orkoiniiieit kann, geht dentlich aus deni Vergleich zmischrn Kvitkoll (dbb. 9) nnd Abb. 2 tterr-or.

1)eninacli ist deutlicli ersichtlicli, dall es ein einfacher dominnnter Palitor ist, der ditl (;ebirgsriiiderzeictiiiuiig veruwaclk Eb ist nun soniit gdungen, drei extreni helle Zeichnnngen beirn Rind nachzuweisen, dich auf versehiedenel. genetiseher k'onstitution hernhen, deren PhWnotj-pus abw ver\\ echselt I\ erdvn kanii.

I11 hezug auf Parallelen bei anderen Siiugeticrarten ist es schwierig, solclie mi dei. weillen Zeiclinung heini Shorthornr-ieh zu finden. Der Typ, der ihr mi niiclistcii stehen sollte, sind wohl die meiMen Pferde des Ge- stiith Fredriksbmg hei diesen war aber die Dominans fiir WeiR niclit so klar v ie beini Shortltornrind.

Hinsichtlicli der gewiihnlichen bunten Zeichnung gibt ei; l'arallelcn hei samtlichen Sagerarten und bei Hundeii, wo hunte Zeicltnung, die iiber einfarbig rezessiv id, vorliomnit.

ollstiindig doiiiinaiit ist, betriil't, \o ist die englische Zeichnung bei Kaninchen ihm am nieisttw analog, \\ eil Kaiiinclien niit dieser Zeichnung imnicr farbige Ohren nnd kleine Flecke ail den Seiten haben; die Schnauze ist auch oft farbig. Si(> liabeii aber oft einen liinglichen Neck auf dem Riicken, der beim Rindvictr niit der (;ebirg~l.inderzeichnung nicht vorkonimt. Die kleinen Plecke i i n

d m hi t ien, die beim Kind gewohnlicli siiid, gibt t's auch nicht beim IGininclien. Dieser Paktor ist beim Kaninchen dber Ganzfarbig dominant.

IY'as drn dritten Typ, der her Einfarbig

Li teratnr. ( ' i i h t Ic, \\-. K., t!)%, Sttitlies of Coloi, Inherhiice and Ih l iape in Rnldiits. lkhlic. Xi.. :!:I7

of tlic C'aixegie Iiist. i i f J\';isliing-ton~ S. 1-47. 1 ) n i i n . I,. C.. Jf-ebl), 11. F, S c h n c i d e r , 31, 1923, Tlitt iiiheiitwce of cltyg.es of q~i~t t i i ig~ i i i

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