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Konzepte im Kampf gegen Keime Handzeichen der Hygiene Das Magazin für Technik in der Medizin November 2010 Drägerheft 386.1 Anwender-Tests An den richtigen Stellen das Falsche tun Risikomanagement Neue Norm für mehr Transparenz und Sicherheit in der IT Webinare Lernen via Internet

Drägerheft - Draeger€¦ · iPhone, Atemschutz wird leichter, oP-Leuchte mit hD-Kamera, zweite haut für harte einsätze. ... SebAS D-11066-2010 t IAN b erger N IC o L e Wer N er

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Konzepte im Kampf gegen KeimeHandzeichen der Hygiene

Das Magazin für Technik in der Medizin November 2010

Drägerheft 386.1

Anwender-Tests An den richtigen Stellen

das Falsche tun

Risikomanagement Neue Norm für mehr Transparenz

und Sicherheit in der IT

Webinare Lernen via Internet

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2 DRÄGERHEFT 385.1 | JUNI 20102 DRÄGERHEFT 385.1 | JUNI 2010

RätselhaftQualität liegt im Detail. Sie steckt bei Dräger in jedem Produkt – und wird streng geprüft. Doch was wird auf demFoto getestet? Sachdienliche Hinweise ab Seite 24.1. Test eines Gas-Messgerätes mit Talkum2. Stresstest eines Gullydeckels im Winter3. Drogentest-Kassette wird mit Kokain geprüft

Schreiben Sie uns die richtige Lösung per E-Mail an [email protected] oder per Post an unsere Redaktionsadresse (siehe Impressum) und gewinnen Sie eine von hundert Sport-Sonnenbrillen.

Einsendeschluss ist der 15. Dezember 2010. Die Gewinner werden schriftlich benachrichtigt. Bitte geben Sie hierfür Name und Adresse an. Eine Barauszahlung ist nicht möglich. Bei mehr als hundert richtigen Einsendungen entscheidet das Los. Nicht teilnehmen dürfen Mitarbeiter von Dräger. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

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3Drägerheft 386.1 | November 2010

Inhalt

Erfahrung 4 Menschen, die bewegen Der eine

ist technischer Inspektor für feuerwesen, der andere Professor für Neonato logie und Pädiatrische Intensivmedizin.

nachrIchtEn 6 neues aus der Dräger-Welt

Unter anderem: Simulationen auf dem iPhone, Atemschutz wird leichter, oP-Leuchte mit hD-Kamera, zweite haut für harte einsätze.

fokus 8 hygiene Konzepte nehmen

erfolgreich den Kampf gegen Keime im Krankenhaus auf.

ManagEMEnt 14 risikomanagement eine neue

Norm bietet mehr transparenz und Sicherheit in der Krankenhaus-It.

16 kooperationen zwischen Kliniken und der Industrie sparen geld und ver- bessern die Ausstattung – wie bei der gesundheit Nordhessen holding Ag.

rEport 20 smartpilot View Übersichtliche Displays

im oP – wie im Cockpit des Piloten. 22 Mythen Kann der Promillesünder ein

Atemalkohol-messgerät austricksen?

schultErblIck 24 applikationslabor hier machen sie

an den richtigen Stellen systematisch das falsche.

ausblIck 28 Webinare Wie das Internet hilft,

erfahrungen mit Kollegen zu teilen.

sErVIcE

30 Wo und wer? Dräger in aller Welt, Impressum

EInblIck 32 Wasserfalle Sie schützt die Lunge

bei der beatmung.

bis zu 500.000 Infektionen gibt es jährlich in deutschen krankenhäusern, wie die Deutsche gesellschaft für krankenhaushygiene schätzt – mehr dazu ab seite 8.

20 übErsIchtlIch 24 ausDauErnD

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Erfahrung Menschen, die bewegen

drägerheft 386.1 | noveMber 2010

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Was uns bewegt – Dräger weltweit

Philipp hildbrand, Technischer Inspektor für feuerwesen in Sitten / Schweiz„120 feuerwehren, 6.000 Mann – ein teil spricht französisch, ein teil deutsch. das tiefe, langgestreckte tal der rhône und beidseits die ber-ge, bis über 4.000 Meter hinauf zum Matterhorn. das ist meine heimat und meine verantwortung.

wir sind bereit anzupacken, wann und wo auch immer. Zuallererst ist man feuerwehrmann und will helfen, wo not ist. bei uns heißt das oft, mächtigen naturgewalten zu trotzen. dann müssen alle zusammenstehen, wie bei der Unwetterkatastrophe im berner oberland: dörfer waren von schlammlawinen überrollt, das leid groß. aber auch der kampfgeist der helfer und freiwilligen. ich war als einsatzleiter dort. die Menschen ka-men zahlreich, um zu helfen – nicht nur mit ihren händen, viele haben obendrein großzügig gespendet. nur gemeinsam schaffen wir es. etwa,

wenn wir im trockenen kanton wallis gegen einen waldbrand kämpfen – ein großeinsatz für alle. es geschieht, dass wir noch wochen mit auffla-ckernden herden und glutnestern zu tun haben. der geist des Zusam-menhalts ist stark, die ausrüstung recht verschieden. Manche haben sie in frankreich gekauft, andere im deutschen raum. Meine herausforde-rung ist es, einheitliche technik für alle 120 wehren zu schaffen. es ist ein langzeitprojekt, aber es wird die gemeinsamkeit weiter stärken.

als ausbilder für atemschutz schätze ich präzise abgestimmte tech-nik. die kunst ist, alle interessen zusammenzubringen: natürlich bevor-zugen talbewohner schwere großfahrzeuge, die wehren im gebirge aber kleine geländegängige. Mit meinen kollegen sorge ich dafür, dass am ende alles passt.“

04-05_Erfahrung_M 4 20.10.2010 12:52:25 Uhr

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5Drägerheft 386 | November 2010

thema RubRik

Prof. Dr. Wolfgang Göpel, universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Lübeck„Die Neonatologie – das sind so viele Erlebnisse! Ich kam als jun-ger Assistenzarzt auf die Intensivstation und durfte gleich mit einer erfahrenen Oberärztin ein sehr, sehr kleines Neugeborenes versor-gen. Als es dann im Inkubator lag, konnten es die Eltern nicht so-fort in den Arm nehmen. Es war für sie nicht einfach, eine Bindung zu ihrem Frühchen aufzubauen. Dennoch glückte schließlich alles. Dank Fürsorge und unseren technischen Möglichkeiten gedieh das Baby rasch. Das war sehr anrührend für mich. Seither haben wir viel hinzugelernt. Wir können heute auch schon sehr kleine Frühchen ohne Beatmung stabilisieren. Und beim ,Kangarooing‘ haben die Frühgeborenen oft bereits wenige Tage nach der Geburt den ersten Hautkontakt mit ihren Eltern. Kontakt ist entscheidend: auch unter uns Praktikern. Wir alle profitieren von Kooperation und Austausch.

Deshalb haben wir das Frühgeborenen-Netzwerk gegründet. Wir sammeln Daten – aus Genetik und Familienanamnese, aber auch intensivmedizinische Parameter: Welche Medikamente wurden ver-abreicht? Wie wurde die Atmung unterstützt? Und vieles mehr. Aus dieser großen Datenbasis wollen wir umfassendes Wissen gewin-nen, um optimale Versorgungsstrategien zu entwickeln. Jeder von uns möchte besser werden. Die ersten Erfolge sehen wir bereits.

Als Intensivmediziner betreue ich heute Kinder jeden Alters. Je-des ist eine Herausforderung, aber ich erkenne täglich auch die Fortschritte, die wir gemacht haben. Die wichtigste Frage, die sich Eltern wie Ärzte immer wieder stellen, ändert sich nicht: Wird die-ses Kind ein glückliches und gutes Leben haben? Dafür arbeiten wir jeden Tag.“

04-05_Erfahrung_M 5 20.10.2010 12:52:42 Uhr

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NACHRICHTEN

DRÄGERHEFT 386.1 | NOVEMBER 2010

Dräger – Neuer Vorstand für Marketing und VertriebAb dem 1. Januar 2011 wird Dr. Carla Kriwet Vorstands mitglied bei Dräger. Die promovierte Betriebswirtin wird dann für das neue Ressort Marketing und Vertrieb verantwortlich sein. Dr. Carla Kriwet, 39, ist derzeit bei der Linde Group als Head of Healthcare Europe für die Divi sion Hospital Care und Homecare in Zentral- und Nordeuropa verantwortlich. Gleich nach ihrem Abitur unterstützte sie einen Arzt bei Aids-Kampagnen in Burundi, studierte dann zu nächst in Würzburg und promovier-te in St. Gallen und Neu-Delhi. Nach Stationen bei einem Anla genbauer und – in London – bei der Boston Consul ting Group ging sie 2003 zu Linde, wo sie eine außerordentliche Karriere begann.

Das „Handelsblatt“ zeichnete die Mutter von drei Kindern im vorigen Jahr mit der „Karriere des Jah -res 2009“ aus: „Sie hat trotz der steilen beruflichen Entwicklung nie die Balance verloren“, urteilte die Jury. Dass Dr. Kriwet nicht nur Dräger, sondern auch die Stadt Lübeck sympathisch findet, konnte da noch niemand ahnen.

Findet Lübeck gut: Dr. Carla Kriwet.

Nützliche Assistenten auf dem iPhoneMit Mobiltelefonen navigieren sich schon heute Millionen von Menschen durch ihren Alltag. Das kann man – mit ihren GPS-Möglichkeiten vor Augen – wört-lich neh men oder aber im übertragenen Sinne. Denn mit passender Software, den sogenannten Apps, wird der Beglei -ter zum Oszilloskop, zum medizinischen Handbuch. Auch kann er sehr komplexe Geräte in vielen Aspekten simulieren und damit zum Training eingesetzt wer den. Das iPhone erweist sich in allen diesen Punkten als multifunktionaler Trendsetter. So kann es etwa auf der Basis von in Algorithmen gegossener Erfahrung und Studien komplexe Vorgänge visualisie-ren und dokumentieren. Das alles sind Möglichkeiten, die Dräger seit einiger Zeit intensiv erforscht. Noch im vierten Quar tal 2010 will das Unternehmen zwei Dräger-Apps anbieten. Informationen über das jeweils aktuelle Angebot unter: www.draeger.com

Expertenwissen für die Kitteltasche.

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MEDICA 2010: Machen Sie sich ein BildDie „intelligente Visualisierung in der Akut medizin“ ist Schwerpunkt des Stan des von Dräger auf der MEDICA 2010, dem „Weltforum der Medizin“ in Düsseldorf. Dort zeigen vom 17. bis zum 20. November rund 4.300 Unternehmen alles, was für den Behandlungsablauf in Arztpraxen und Kliniken benötigt wird – von Medizintech-nik, über Physiotherapie bis zu medizi-nisch er Informationstech nologie (IT). Als einen großen Trend in diesem Jahr sieht der Veranstalter die reibungslose Verknüp-fung von Hard- und Software mit vor -han denen IT-Infrastrukturen: „Die Kliniken streben nach Lösungen ohne Kommu -nikations- und Infor mationsbrüche.“ Wer pri vat die Vorteile von Apps und Touch-screens schätze, wolle diese auch im turbulenten Klinik alltag nutzen, wofür auf der MEDICA viele Beispiele zu sehen seien. Dräger auf der MEDICA 2010: Halle 11, Stand J39.

„Weltforum der Medizin“: MEDICA.

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7DRÄGERHEFT 386.1 | NOVEMBER 2010

Konzepte im Kampf gegen Keime

Handzeichen der Hygiene

Das Magazin für Technik in der Medizin November 2010

Drägerheft 386.1

Anwender-Tests An den richtigen Stellen das Falsche tun

Risikomanagement Neue Norm für mehr Transparenz und Sicherheit in der ITWebinare Lernen via Internet

Concepts for combating germsHand Signals of Hygiene

User Tests

Break me if you can

Risk Management

New norm for more IT

transparency and security

Webinars

Learning via the Internet

The Magazine for Technology in Medicine November 2010

Dräger Review 101.1

Concepts for combating germsHand Signals of Hygiene

Conceptos para la lucha contra los gérmenes

Signos de higiene

Pruebas de usuario Cometiendo errores para dar en el clavoGestión de riesgos Nueva norma para más transparencia y seguridad en TI

Seminarios en la web Aprendiendo por Internet

La revista de la tecnología en medicina Noviembre de 2010

Revista Dräger 2.1

Concepts for combating germs Concepts for combating germs

Conceptos para la lucha contra los gérmenes

Signos de higiene

Concepts de lutte contre les germes

Le langage des mains dans le domaine de l’hygiène

Tests utilisateur Faire ce qu’il ne faut pas au

bon endroit

Gestion des risques Une nouvelle norme pour la transpa-

rence et la sécurité en informatique

Les webinaires Apprendre par Internet

Le magazine de la technique en médical Novembre 2010

Revue Dräger 1.1

Zweite Haut für harte EinsätzeBei seinem neuen gasdichten und wieder verwendbaren Chemikalienschutzanzug CPS 7900 nutzt Dräger das neuartige An-zugsmaterial D-mex. Dieses zeigt eine besonders hohe Beständigkeit gegenüber verschiedenen toxischen Substanzen und bietet umfangrei chen Schutz vor ge-fährlichen Chemikalien, Infektionserre-gern sowie radioaktiven Partikeln. D-mex eignet sich für Arbeiten in explo sionsge- fähr deten Bereichen sowie für den Umgang mit verflüssigten Gasen bis zu -80 °C.

OP-Leuchte: scharfe BilderNach Einführung von LED-OP-Leuchten der Serie Polaris mit SD-Kamera sollen im ersten Halbjahr 2011 die Modelle 560/760 mit HD-Kameras zur Verfü-gung steh en. Diese liefern nach dem Stan-dard Full HD 1080i gestoch en schar fe und farb treue Video bilder des Operations-gebietes. So lassen sich Gewebeschich-ten, Schnittebenen und Gefäße deutlich erkennen. HD-Bilder eignen sich optimal für die medizinische Dokumenta tion sowie für Aus- und Weiterbildung. Die in einer Sterilhülse untergebrachte Kamera mit ih rem 120-fachen Zoom lässt sich via Fern-bedienung steuern.

Ausgezeichneter GeschäftsberichtOffenheit ist ein wesentliches Kriterium bei der Beurteilung von Geschäftsberichten, die das „manager magazin“ jährlich veranstaltet. Gerade in diesem Punkt hob die deutsche Wirtschaftszeit-schrift den Geschäftsbericht von Dräger ausdrücklich hervor. Hun derte von Kapitalmarkt-, Kommunikations- und Gestaltungsprofis bewerteten mit Unterstützung verschiedener Universitäten die 160 eingesandten Publikationen. Dräger erhielt für seinen Geschäftsbericht 2009 auf Anhieb Bronze unter allen im Tec-DAX notierten Unternehmen.

So leicht kann Atemschutz sein.

PAS Lite – Atem-schutz wird leichterMit seinem neuen Pressluftatmer PAS Lite hat Dräger ein besonders leichtes um-luftunabhängiges Atemschutzgerät für den Einsatz in Industrie und Schiff fahrt eingeführt. Die Kombination aus Robust-heit, Zuverlässigkeit und geringem Gewicht wird durch ein neu entwickeltes Tragesystem erreicht: eine 2,7 Kilogramm leichte Rah menstruktur aus Kohlefaser-verbundwerkstoff. Der Pressluft atmer wurde speziell für die An wendung in der indus triellen Brandbekämpfung sowie für Notfalleinsätze an Land und auf See entwickelt. Der Tragegurt ermög licht eine gleich mäßige Gewichtsverteilung auf den Schul tern, die körpernahe Schwer -punktlage erhöht den Tragekomfort. Die Hoch- und Mitteldruckschläuche im Tragerahmen reduzieren das Risiko, hän -gen zu bleiben. Die neuen Materialen sind so geformt, dass Schultern und Hüf-ten entlastet werden. Das reduziert Verspannungen und Ermü dungser schei-nungen des Trägers.

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Drägerheft: als vierte Sprache FranzösischFür etwa 130 Millionen Menschen in aller Welt ist Französisch Verkehrssprache. Mit dieser Ausgabe erscheint das Dräger-heft daher nicht nur auf Deutsch, Eng-lisch und Spanisch, sondern zeitgleich auf Französisch. Damit trägt das Unter-nehmen einem weiteren Wachstum und Informationsbedürfnis auch in den frankophonen Ländern Rechnung. Seit 1912 informiert das Drägerheft über Technik aus dem Hause und ihre Anwen-dungen in deutscher Sprache, seit 1959 zusätzlich auf Englisch – im Sommer dieses Jahres trat Spanisch hinzu. Das Drägerheft erscheint mit drei Ausgaben jährlich. Die Gesamtauflage beträgt rund 80.000 Exemplare.

Noch dichter am Kunden: Drägerheft.

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8 Drägerheft 386.1 | November 2010

Fokus hygieNe

Der Sommer im Jahr 2010 brach-te für die Patienten deutscher Krankenhäuser einige Verunsi-

cherung mit sich. Zuerst wurde bekannt, dass in einem Krankenhaus in Süd-deutschland über Monate hinweg nicht-steriles Besteck im OP verwendet wur-de. Dann starben in einer Uniklinik drei Säuglinge aufgrund von verunreinigten Infusionen. Wieder einmal beherrsch-te das Thema Krankenhaushygiene die Schlagzeilen, die Angst vor der „Todes-falle Krankenhaus“ machte die Runde. Bald darauf mahnten Politiker eine ver-schärfte Gesetzgebung und zusätzliche Regelungen an.

Die öffentliche Diskussion übersieht dabei immer wieder: Hygiene in Kranken-häusern ist keineswegs ein neues The-

ma. Denn abseits schlagzeilenträchtiger Unglücksfälle führen engagierte Exper-ten den Kampf gegen Erreger von Kran-kenhausinfektionen seit langem an vielen Fronten. Und es ist auch keineswegs so, dass deutsche Krankenhäuser im inter-nationalen Vergleich besonders schlecht abschneiden – im Gegenteil: Nach einem Bericht des European Center for Disease Control Prevention and Control kommt es bei 3,5 Prozent der Patienten in deutschen Krankenhäusern zu einer nosokomialen, im Krankenhaus erworbenen Infektion, während der europäische Durchschnitt bei 7,1 Prozent liegt.

Hände desinfizieren nicht vergessen!

Dennoch war und ist das Problem ernst. Die Deutsche Gesellschaft für Kranken-haushygiene (DGKH) geht von jährlich bis zu 500.000 Infektionen in deutschen Kran-kenhäusern mit bis zu 20.000 Todesfäl-len aus. Hinter jedem einzelnen Fall ver-birgt sich eine persönliche Tragödie, die womöglich durch vergleichsweise einfache Maßnahmen vermeidbar gewesen wäre.

An erster Stelle steht nach wie vor die Forderung der Experten nach verbesser-ter Händehygiene: „Die Infektionen, die

aus dem Umfeld über die Hände über-tragen werden, können zu etwa 90 Pro-zent durch Händedesinfektion vermie-den werden“, sagt Prof. Axel Kramer, der in Greifswald das Institut für Hygiene und Umweltmedizin leitet. Durch Kam-pagnen wie die „Aktion saubere Hände“ hat sich in vielen Krankenhäusern nach Kramers Beobachtung der Verbrauch an Händedesinfektionsmittel nahezu ver-doppelt. Dass schon allein dadurch viel Leid verhindert wurde, daran zweifelt Kramer nicht: „Aufgrund von früheren Untersuchungen – meist aus den USA – wissen wir, dass sich eine solche verbes-serte Compliance stark auf die Infekti-onsrate auswirkt.“

Die richtige Händehygiene ist inzwi-schen zu einem eigenen Forschungsge-biet geworden. Schon länger durchgesetzt hat sich die Erkenntnis, dass Waschen mit Wasser und Seife selten hilft und sogar kontraproduktiv sein kann, da häu-figes Händewaschen die Haut angreift. Gepflegte Hände mit intakter Haut sind die Grundvoraussetzung für eine wirksa-me Händedesinfektion: „Der Hautschutz und die Hautpflege nehmen in Deutsch-land nicht den ihnen zukommenden Stel-lenwert ein und werden zum Teil aus

Der kampf gegen die keimein deutschen Kliniken herrscht eine überdurchschnittlich gute hygiene. Dennoch erwerben auch hier etwa 3,5 Prozent der Patienten einen Keim im Krankenhaus. veränderte verhaltensweisen, aber auch neue Geräte- unD HyGienekonzepte sollen diesen Prozentsatz in Zukunft weiter reduzieren.

in kürze bis zu 20.000 todesfälle jährlich verzeichnet die Deutsche gesellschaft für Krankenhaushygiene in deutschen Kran ken häu­sern. Diese Zahl lässt sich durch konse quente hygieneprogramme ebenso senken wie durch verbes se run gen bei den medizingeräten. Die ersten erfolge sind bereits sichtbar.

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hygieNe Fokus

keime sind unsichtbar. sichtbare sauberkeit

ist ein erster schritt zur optimalen Hygiene.

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Unkenntnis vernachlässigt“, sagt Prof. Kramer. „Wenn man Irritationen an den Händen hat, schreckt man auch vor einer Desinfektion zurück.“

Entscheidend ist der beständige Griff zum Spender für Desinfektionsmittel vor und nach jedem Patientenkontakt. In die-sem Spender befindet sich ein Gemisch aus Alkoholen. „Manche Hersteller geben weitere Wirkstoffe hinzu, deren zusätzli-che desinfizierende Wirkung ist aber nicht nachgewiesen“, so Kramer. Die Mittel wir-ken in der Regel gegen Bakterien, Pilze und gegen manche Viren. „Es gibt jedoch nur wenige Produkte, die gegen unbehüll-te Viren wie Noroviren wirken“, so Kra-mer. Eines davon, eine synergistische Mischung aus drei Alkoholen, hat er selbst entwickelt. Wenn an einer Klinik Infekti- onen mit Noroviren akut umgehen, würde Kramer die Spender für Desinfektionsmit-tel austauschen lassen: „Leider kann man diese Mittel nicht dauerhaft anwenden, weil sie nicht so hautverträglich sind.“

Soll Hygiene Erfolg haben, müssen alle motiviert sein

Dass saubere Hände Leben retten kön-nen, hat bereits Ignaz Semmelweis bewie-sen, als er Mitte des 19. Jahrhunderts erst-mals seine Medizinstudenten anwies, sich vor Entbindungen die Hände zu desinfi-zieren. Die schwierige Frage aber bleibt: Wie motiviert man Ärzte und Pflegekräf-te, sich im hektischen Klinikalltag immer wieder die Zeit für die Händedesinfektion zu nehmen? Diese Frage erforscht auch Onno Helder (MSc) am Universitätskli-nikum in Rotterdam. Durch eine Aufklä-rungskampagne ist es ihm gelungen, hier

Es geht auch kürzer – denn mangelnde Zeit kann konsequente Handhygiene verhindern

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Erst desinfizieren, dann weiter vor Keimen schützen.

Hygiene stellt ein ganzheitliches Konzept dar, das konsequent umzusetzen ist.

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hygieNe Fokus

die Zuverlässigkeit der Händedesinfekti-on deutlich anzuheben. „Zunächst muss man verständlich machen, welche Gefah-ren durch schlechte Hygiene drohen, dann muss man die Mitarbeiter dazu bringen, die eigenen Fehler einzusehen. Die meis-ten denken, dass sie dabei schon ziemlich gut sind. Wir machen ihnen deutlich, dass das eben nicht stimmt“, erklärt Hel-der. „Wichtig ist es auch, Autoritätsper-sonen wie Klinikleiter in die Kampagnen mit einzubinden, die sich auch öffentlich für bessere Hygiene aussprechen.“ Einen ersten Erfolg konnte Helder bereits nach-weisen: Auf der Intensivstation für Früh-geborene ist die Rate der im Blut nach-gewiesenen Infektionen im Verlauf der Hygienekampagne von 44 Prozent auf 22 Prozent gesunken.

Auch Prof. Axel Kramer und seine Kol-legen beschäftigen sich in Greifswald mit der Frage der Mitarbeitermotivation. Ein großes Problem für konsequente Hände-hygiene sieht Kramer in der häufig man-gelnden Zeit und fragt sich daher: Wäre es nicht vernünftiger, die von den Her-stellern geforderten 30 Sekunden für die Anwendung der Desinfektionsmit-tel zu verringern? Nach seinen Unter-suchungen werden Hände in 15 Sekun-den ebenso gründlich desinfiziert. Daher startete er einen Versuch und gab Kran-kenschwestern auf einer Station für Frühgeborene die Anweisung, sich wäh-rend einer ganzen Schicht die Hände nur für jeweils 15 Sekunden mit Alkohol einzureiben. Nach seiner Beobachtung stieg daraufhin die Häufigkeit der Hän-dedesinfektion deutlich an. „Wir haben nachgewiesen, dass eine Anwendung von

Wie funktioniert die sterilisation?Das Ziel der Sterilisation ist größtmöglichste Keimfreiheit. ein oP-besteck wird dann als „steril“ angesehen, wenn die Prozessvalidierung eine Sicherheit ergibt, dass auf einer millionen instrumente nur ein einziger erreger zu finden ist. typischerweise werden gegenstände durch feuchte hitze sterilisiert, bei der eiweißstoffe denaturieren. früher waren 121 °C üblich; heute sind es 134 °C, um auch Prionen auszuschalten. mikro organismen lassen sich schneller in feuchter als in trockener Luft abtöten, da Wasser- dampf die hitze besser leitet als Luft und zudem die Sporen von bakterien aufquellen lässt. Um den Wasserdampf so hoch zu erhitzen, muss man wie beim Schnellkochtopf mit Überdruck arbeiten und ein vakuum erzeugen, damit der Dampf alle hohl räume durch dringt. man verwendet dazu so genannte vakuum-Dampf-Autoklaven. Das Wort kommt aus dem griechischen für „auto“ = selbst und „clavis“ = Schlüssel. Die Deckel der Überdruckbehälter sind so kon struiert, dass sie durch den Druck von 2–3 bar fest verschlossen werden. Wie lange der Sterilisationsprozess dauert, hängt auch von der Art des Ladeguts ab. vor der Sterilisation müssen die gegenstände gründlich gereinigt werden – anhaftender Schmutz könnte die mikroben sonst abschirmen.

30 Sekunden überflüssig ist“, sagt Kra-mer. Tatsächlich wird diese Zeitspanne in der Praxis ohnehin häufig nicht ein-gehalten. Passt man die Forderung dage-gen der Realität an, dann steigt offenbar die Bereitschaft zur Händedesinfektion. Falls sich Kramer mit seiner Forderung durchsetzt, könnte eine kleine Änderung im Detail möglicherweise eine große Ver-besserung bewirken.

Ein Drittel der Infektionen bringt der Patient selbst mit

Doch natürlich ist die Desinfektion der Hände nur eine von vielen Maßnahmen innerhalb eines Gesamtkonzepts. Etwa ein Drittel der im Krankenhaus auftre-tenden Infektionen ist endogen, wird also von den Patienten mitgebracht. Die

große Zahl der im Krankenhaus auftre-tenden Infektionen kommt nicht allein durch Nachlässigkeit von Pflegern und Ärzten zustande. Die moderne Medi-zin macht immer intensivere Eingriffe möglich, über Katheter und Beatmungs-schläuche können Krankheitserreger ins Körperinnere vordringen, und der Inten-sivmedizin gelingt es immer häufiger, geschwächte, anfällige Patienten am Leben zu erhalten. Durch den häufigen Einsatz von Antibiotika kommen immer mehr resistente, schwer zu bekämpfen-de Bakterien vor.

Besonders gefährlich für die Pati-enten sind die beatmungsassoziierten Pneumonien, die häufigste Infektion auf Intensivstationen und die tödlichs-te aller nosokomialen Infektionen. Auch >

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12 Drägerheft 386.1 | November 2010

hier ist peinliche Händehygiene von zen-traler Bedeutung, zugleich spielen aber noch eine Reihe anderer Faktoren eine Rolle. „Ein Anästhesiegerät ist nicht nur ein Gerät, sondern ein ganzer Arbeits-platz, in den ein Hygienekonzept sinnvoll integriert sein sollte“, sagt Prof. Michael Wendt, Leiter der Klinik für Anästhesio-logie und Intensivmedizin am Universi-tätsklinikum in Greifswald. „Bestimmte Bereiche, wie zum Beispiel ein Touch-screen, manche Schläuche und EKG-Kabel sollten nach jedem Einsatz des-infiziert werden. Anstatt hier nur der Einsicht in die Logik zu vertrauen, soll-ten diese Bereiche klar mit Warnfarben gekennzeichnet sein.“ Wendt und sein Kollege Axel Kramer wollen in Greifs-wald ein solches System der Warnfar-ben einführen.

Die Optimierung der Hygiene und die Vermeidung von Pneumonien ist auch bei der Fortentwicklung von Anästhesie- und Beatmungsgeräten ein wichtiges Thema. „Wir unterstützen bei der Entwicklung von Hygienestandards“, sagt Michael Klein von Dräger, „und sind regelmäßig mit Ärzten sowie Pflege- und Hygiene-fachkräften im Gespräch.“ Eine wichti-ge Neuerung der vergangenen Jahre sind die sogenannten HME-Filter („Heat and Moisture Exchanger“). Bei jedem natür-lichen Atemzug wird die Atemluft durch die Schleimhäute der oberen Atemwege befeuchtet und gereinigt – bei der künst-lichen Beatmung muss die Technik dies übernehmen. Anstelle einer aktiven Befeuchtung nimmt ein HME-Filter Was-ser bei der Ausatmung aus der Atemluft auf und gibt es beim Einatmen wieder ab.

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Neue Entwicklungen in der Medizintechnik optimieren die Hygiene

Höchste Hygiene herrscht im OP, wo nur sterile Instrumen te verwendet werden.

Was tun gegen multiresistente Keime?besonders gefährlich sind Infektionen im Krankenhaus, wenn die erreger gegen eine vielzahl der Antibiotika resistent sind. multiresistente Staphylococcus-aureus-bakterien (mrSA) sind in vielen europäischen Ländern ein ernstes Problem. vier Länder – die Niederlande, Norwegen, Schweden und Dänemark – fallen aber durch außerordentlich niedrige mrSA-raten auf. Was machen diese Länder besser? ein wichtiger Punkt ist sicherlich der traditionell zurückhaltende einsatz von Antibiotika. entscheidend ist aber auch das rigorose vorgehen, wie es zum beispiel in den Niederlanden praktiziert wird. Alle risikopatienten werden auf mrSA untersucht. bei positivem befund werden sie in einzelzimmern isoliert und der erreger wird komplett eliminiert. Allerdings sind mrSA- bakterien nicht die einzigen multiresistenten erreger – wollte man jeden infizierten Patienten im einzelzimmer isolieren, würden die Kranken häuser bald an ihre grenzen stoßen.

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13Drägerheft 386.1 | November 2010

hygieNe Fokus

Weiter im internet, dort unter anderem: Produktinformationen Pflegelisten für Anästhesie- und

beatmungsgerätewww.draeger.com/386/hygiene

Dadurch verringert sich das Kondenswas­ser im Schlauchsystem, das die Vermeh­rung von Krankheitserregern begünstigt. Zusätzlich halten die Filter 99,99 Prozent aller Viren und Bakterien aus Atemluft zurück. Sie helfen so dabei mit, das Auf­treten von beatmungsassoziierten Pneu­monien zu verringern. Ein weiterer Ansatz von Dräger ist das Angebot eines kompletten Zubehörsets an Einwegpro­dukten, seien es Beatmungsschläuche, Gesichtsmasken, Expirationsventile oder Wasserfallen (siehe auch Seite 32).

Sie können aber nur Teil eines Gesamt­konzepts sein, das immer wieder bewer­tet und verbessert werden muss. „Auch die Lagerung eines Patienten spielt eine Rolle, oder der Einsatz von Muskelrela­xantien, die ein Abhusten verhindern“, sagt Wendt. Vor einer geplanten Operati­on sollten Patienten möglichst nicht rau­chen, und danach sobald wie möglich auf­stehen, damit der Kreislauf in Schwung kommt, Atelektasen eröffnet und Muskeln trainiert werden. Wir streben einen akti­ven Patienten an, der die Kraft hat, gut abzuhusten.“

Jagd auf keime – auch in der krankenhausküche

Damit die nötigen Verbesserungen für eine bessere Hygiene zunehmend selbst­verständlich werden, sind noch viele Anstrengungen nötig. In Deutschland haben sich rund 200 Krankenhäuser dem Nationalen Referenzzentrum für Sur­veillance von nosokomialen Infektionen angeschlossen (KISS). Durch die syste­matische Erfassung, Analyse und Bewer­tung von Infektionsdaten soll das interne

Qualitätsmanagement der Krankenhäu­ser verbessert werden. So auch am Süd­harz­Krankenhaus Nordhausen, in dem Bärbel Knopf als Hygienefachkraft arbei­tet. Nach ihrer dreijährigen Zusatzaus­bildung macht die Krankenschwester nun Jagd auf Keime. Sie geht durch die Stationen, schaut sich mikrobiologische Befunde an und kontrolliert auch in der Küche und in der zentralen Sterilisation. Bereichsbezogene Statistiken sollen alle Mitarbeiter immer wieder erneut vor der zunächst unsichtbaren Gefahr warnen. Die geltenden Standards werden konti­nuierlich aktualisiert und die Mitarbei­ter aufgeklärt.

Auch wenn die Probleme immer noch vielfältig sind, sieht Knopf seit einigen Jahren deutliche Verbesserun­gen: „Die Einstellung der Ärzte hat sich inzwischen geändert. Früher waren wir diejenigen, die sozusagen herumschnüf­felten. Die Ärzte haben uns oft gar nicht beachtet. Jetzt kommen sie immer häu­figer von selbst auf uns zu und bitten uns, die Befunde anzusehen.“ Hygie­niker und Ärzte müssten kollegial und ideenreich zusammenarbeiten, um die Multibarrierenstrategie der Infektions­prävention gemeinsam zu realisieren, fordert auch Axel Kramer: „Oft geht es nur um einfache Maßnahmen, zugleich aber brauchen wir die innovative Kraft des Teams.“ Dr. Birgit Herden

„Triviale umstände werden häufig übersehen“ProF. Dr. meD. Axel krAmer leitet das institut für hygiene und Umwelt-medizin an der Universität in greifswald.

Zuverlässige Hygiene, was ist das?Zwei Dinge sind wichtig: Zum einen muss das team die Sicherheits kultur trainiert und verinnerlicht haben. Zum anderen müs- sen die ergonomischen voraussetzungen gut sein.Was ist für sie gute ergonomie?Zum beispiel müssen die Spender für Desinfektionsmittel immer in griffweite sein. Solche trivialen Umstände werden häufig übersehen. im Neubau des greifswalder Uni versitätsklinikums sind für ein Zweibett-Patientenzimmer mindestens vier Spender vorgesehen. ein Spender im griffbereich beider betten, einer in der Sanitärzelle, einer, den man beim betreten, und einer, den man beim verlassen des Zimmers benutzt.sind desinfizierte Hände denn alles?Wir brauchen eine Strategie, die auf vielen verschiedenen maßnahmen beruht – von der Desinfektion patientennaher flächen über die instrumentenaufbereitung bis hin zur mundhöhlenantiseptik vor einer be atmung oder der Überwachung des Leitungswassers in form eines Wassersicher- heitsplans und einsatz endständiger Sterilfilter am Wasserauslass. Wichtig ist es, die Konzepte in einfache Algorith- men zu fassen, die man für die mitarbeiter am besten grafisch darstellt, und immer wieder an Schwachpunkte zu erinnern.

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14 Drägerheft 386.1 | November 2010

ManageMent IeC 80001-1

Zurück zu den Ursprüngen ist alles ganz einfach. Denn das Wort „Risiko“ kommt aus dem Latei-

nischen und bezeichnet eine „Klippe“. Risikomanagement ist somit die Kunst, diese Klippe zu umschiffen. Risiken sind allgegenwärtig. Die Wahrscheinlichkeit, durch sie einen Schaden zu erleiden, drückt sich auch im Preis der Prämie für die Betriebshaftpflichtversicherung aus. Auf das Bauchgefühl ist da nur wenig Ver-lass. Die subjektive Risikowahrnehmung kann sich von der objektiven Wahrschein-lichkeit erheblich unterscheiden.

Risikobewertungen sind komplex, und zeigen zugleich eine Strategie: sachliche Analyse und Minimierung der verschiede-nen Faktoren, die den Schaden auslösen können. Den Rest bildet kalte Statistik, die auf den Einzelfall keine Rücksicht nimmt. Das ist im Prinzip überall so. „Und doch unterscheidet sich klinisches Risikomanage-ment von anderen Branchen“, widerspricht Dr. Maria Inés Cartes. Die promovierte Ärztin ist Risikomanagerin an der Medi-zinischen Hochschule Hannover (MHH): „Klinisches Risikomanagement muss die Unternehmenssicherheit, die Patientensi-cherheit und das Ethos aller Ärzte und Pfle-gekräfte berücksichtigen.“ Wenn in einer Klinik etwas schiefgeht, dann sind nicht nur Gesundheit und womöglich Leben von Patienten betroffen, sondern auch die Mit-arbeiter leiden unter dem, was sie sich als Fehler zurechnen. Großen Wert lege die MHH daher gerade auf das Ethos, was sich Dr. Cartes auch für andere Bereiche der Volkswirtschaft wünschen würde.

In Hannover orientieren sie sich an so genannten Hochrisikobranchen wie den

Airlines und der Atomindustrie. „Das Risi-komanagement“, erläutert die in Chile geborene Ärztin, „ist eine systematische Vorgehensweise, um potenzielle Risiken zu identifizieren, zu bewerten und Maß-nahmen zur Risikohandhabung auszu-wählen und umzusetzen.“ Klingt einfach, erfordert aber ein professionelles Vorge-hen, in das alle in- wie externen Partner einzubeziehen sind, die mit einer Klinik in Berührung kommen.

Für die Erkennung von Risiken hat Dr. Cartes daher mit ihrem Team ein System zur Risikoerkennung entworfen und zum allergrößten Teil schon umge-setzt. Dieses besteht aus folgenden neun Elementen:u Ergebnisse aus Befragungen (Patien-

ten, Zuweiser) u Beschwerdemanagementu Ergebnisse der Externen vergleichen-

den Qualitätssicherung (EQS)u Schadendatenstatistik u Schadenmanagement (Analyse von Vor-

würfen) u Meldungen aus dem 3Be-System (CIRS

+ weitere Komponenten)uProzessorientierte Risikoanalyse (PORA)

u Risikomanagement-Atlas / Risikoinven-tur (2011)

u Risikomanagement-ReportIn Sachen Risikomanagement gilt die MHH auch dank ihres ganzheitlichen Ansatzes als mit führend in Deutsch-land, was auch Ecclesia Mildenberger als Versicherungsmakler bestätigt. Für ihr 3Be-System der „Beinahe-Zwischen-fälle“ erhielt die Klinik 2008 einen Qua-litätspreis als „Vorbildliches Projekt zur Förderung der Patientensicherheit im Krankenhaus“. Dieses System, so Maria Inés Cartes, sei mehr als CIRS (Criti-cal Incident Reporting), denn es umfas-se „Berichten, Bearbeiten und Behe-ben“. Grundlage ist ein anonymisiertes Reporting: „Dadurch vermeiden wir Schuldzuweisungen.“ Daraufhin wer-den die Risiken bewertet und nach Fel-dern wie Medikation, Probenverwaltung und Prozessabläufe kategorisiert. Auf die Sortierung folgt die Trennung in Risiken, die durch die jeweilige Abteilung zu mini-mieren sind und in Risiken, die nur die Klinik selbst mit übergreifenden Maßnah-men und Projekten reduzieren kann.

It-netzwerke: mehr transparenz und weniger Risiko

Die neue Norm IEC80001-1 bezieht nun auch IT-Netzwerke in das Risikomanage-ment mit ein. Neben der systematischen Vorgehensweise bei Erstellung, Änderung und Betrieb des Netzwerks regelt sie auch die Verantwortung der Beteiligten. Wäh-rend dem Betreiber die generelle Durch-führung obliegt, sind die Hersteller von Medizinprodukten und Netzwerkkompo-nenten verpflichtet, die dafür notwendi- g

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Managt Risiken: Dr. Maria Inés Cartes

Risikomanagement erhöht die Sicherheitfast alle geräte im krankenhaus liefern digitale Daten. Zur effizienten behandlung werden sie oftmals miteinander vernetzt. Das ist mit sicherheitsrisiken verbunden, die eine neue noRM reduzieren und sich passgenau in das risikomanagement der krankenhäuser einfügen soll.

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15DRÄGERHEFT 386.1 | NOVEMBER 2010

IEC 80001 REPORTIEC 80001 REPORT

gen Daten ihrer Geräte bereitzustellen. Die Anwendung der Norm wird zwischen allen Beteiligten zum Start eines Vernet-zungsprojektes vereinbart. Dräger hat sich umfangreich auf die IEC80001-1 vorberei-tet, wird aktiv ihre Anwendung vorschla-gen und technische Expertise zur Erfül-lung der Norm einbringen. Renatus Beck, Projektmanager für Netzwerke bei Drä-ger, über die Vorteile der Norm: „Die Kran-kenhäuser gewinnen damit Transparenz über das Netzwerk und die angeschlosse-nen Medizinprodukte, um Netzwerk- und Datensicherheit aber auch einen effizi-

enten Betrieb zu gewährleisten.“ Ange-sichts der zunehmenden Vernetzung von Medizingeräten war eine solche Norm lan-ge gefordert worden. Immer heterogener werden die drahtgebundenen und draht-losen Netzwerke im Krankenhaus.

„Sicherheitslücken an nur einem PC“, nennt er ein Beispiel, „können Schadsoft-ware freisetzen, die sich über das Netz-werk bis hin zu medizinischen Geräten, etwa im OP, verbreitet und dort wichti-ge Funktionen blockiert.“ Hier biete die Norm systematische Vorgaben, vor allem hinsichtlich der Konzeption und Doku- G

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IT-Vernetzung bietet ein komplettes Bild.

Damit es nicht gestört wird, müssen alle

Geräte reibungslos zusammenspielen.

mentation, um solche Risiken zu identifi-zieren, kontrollieren und minimieren.

„Mit dieser Norm sehe ich Licht am Ende des Tunnels“, freut sich Maria Inés Cartes, „sie erledigt ungefähr 80 Prozent der Fälle in diesem Bereich und schafft mehr Sicherheit.“ Doch Cartes fasst gleich den nächsten Schritt ins Auge: dass auch klinische Netzwerktechnik so ein-fach funktionieren möge „wie das elek-trische Stromnetz mit seinen genormten Steckern. Deshalb wäre hier eine einheit-liche Medical-Bus-Schnitstellenbeschrei-bung sehr sinnvoll.“ Nils Schiffhauer

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16 DRÄGERHEFT 386.1 | NOVEMBER 2010

MANAGEMENT KOOPERATION

IN KÜRZE Velesting elisislor amcommodit atie ming esequi te dignis nit ad tio odigna conum iure eu feum veliquam, vendre feum vendreet lan verc iduissi bla faccumsan utpatem nonsenibh atuer ostrud do elis nullaortio eros autatdas. Ut in eumsandre tie do dunt augait wisi exeros null utpat la feugait alis alismol oboreetuertre aliq uis del eugiatue dit aliquis velessenim alis quam.

Neue Wege bei der Modernisierung

Wie schaffen es Kliniken, sich in Zeiten der Kostendämpfung nachhaltig zu modernisieren und laufend auf dem neuesten Stand

der Technik zu bleiben? Die GESUNDHEIT NORDHESSEN

HOLDING AG entschied sich für ein Kooperationsmodell. Das könnte wegweisend auch für andere Häuser werden.

Aus alt mach neu: Zum Teil jahrzehnte alte Technik wird ausgesondert.

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17DRÄGERHEFT 386.1 | NOVEMBER 2010

KOOPERATION MANAGEMENT

Freunde historischer Medizintechnik hätten ihr Vergnügen: Fast 40 Jahre alt ist das älteste Gerät im Großkli-

nikum Kassel – ein Patientenmonitor. Der zeigt die Bilder noch in Schwarzweiß statt in Farbe. Und manchmal gar nicht, wenn er mal wieder ausgefallen ist. Seit seiner Montage sind schon mindestens vier wei-tere Generationen von Monitoren auf den Markt gekommen, die teilweise auch im selben Klinikum stehen.

Vertrag sichert den „Stand der Technik“

Der alte Monitor ist im Großklinikum kein Einzelfall. Ein Großteil der medizi-nischen Geräte ist überaltert. 10,2 Jahre lang haben sie im Schnitt ihren Dienst verrichtet. Ein Drittel ist sogar schon älter als 20 Jahre, manche OP-Technik hat im Durchschnitt 17 Jahre hinter sich. Wer nun glaubt, Historiker pilgerten in Scha-ren nach Kassel, um sich die „Museums-stücke“ anzuschauen, der irrt. Sie kön-nen in fast jedes deutsche Krankenhaus gehen, denn Kassel ist fast überall: Vie-le Kliniken arbeiten mit teilweise veral-teten Medizingeräten, denn die Eigentü-mer – oft Kommunen mit angespannter Haushaltslage – haben häufig nicht genug Geld, um stets für eine neue Ausstattung zu sorgen.

Auch die Gesundheit Nordhes-sen Holding AG (GNH) stand vor die-sem Problem. Sie ist nicht nur Betrei-ber des Großklinikums Kassel, sondern auch von fünf kleineren Kliniken, einer Reha-Einrichtung und zwei Altenhei-men in Kassel und Umgebung. Alle Ins-titutionen brauchten dringend neue

Geräte. Investitionen von etwa 40 Mil-lionen Euro wären nötig gewesen, um alle Geräte auf den aktuellen Stand der Technik zu bringen – eine Summe, die die GNH einfach nicht hat, zumal sie gerade für einen Neubau (Diagnostik-zentrum mit Zentraler Notaufnahme und zwei Stationsebenen, Frauen-Mut-ter-Kind-Zentrum, Empfangsgebäude) 152 Millionen Euro einschließlich För-dermitteln bereitstellt.

Die GNH entschied sich gegen den traditionellen Beschaffungsweg, weil sie die Patienten optimal versorgen wollte. Das ermöglichte das so genannte ELT-Projekt (steht für Elektro-Medizintech-nik) mit Dräger. Darin schlossen der Klinikbetreiber und der Medizingeräte-hersteller einen Vertrag über zehn Jah-re. Danach stattet Dräger alle Kliniken der GNH in den kommenden Jahren mit neuen Medizingeräten aus, ohne dass die GNH Eigentümer werden muss, und stellt die vereinbarte Funktionali-tät und Verfügbarkeit der Medizintech-nik über den gesamten Vertragszeitraum sicher. Das Unternehmen übernimmt zudem die Wartung und liefert die Ver-

brauchsmaterialien für die Geräte. Und es modernisiert die gelieferte Technik fortlaufend, wenn und soweit dieses erforderlich oder medizinisch sinnvoll ist. Dieses Gesamtpaket hat ein Volumen von mehr als 60 Millionen Euro in den nächsten zehn Jahren.

Zügige Modernisierung mit innovativem Modell

Die GNH und Dräger verwirklichen damit ein innovatives Modell. Immerhin stellt Dräger der GNH neue Geräte im Wert von mehr als 35 Millionen Euro zur Verfügung. Rund die Hälfte des geplanten Gerätevo-lumens wird schon in den ersten beiden Jahren neu bereitgestellt. Der Gerätebe-stand wird also sehr rasch modernisiert. 10.000 Geräte werden dabei ausgetauscht und 7.700 neue geliefert. Die Anzahl der Geräte sinkt, weil die Neuanschaffungen oft mehr Funktionen übernehmen als die alten Geräte und intensiver genutzt wer-den können. Letzteres wird zum einen durch verbesserte Prozesse in der Klinik erreicht – etwa, indem die Zahl der Opera-tionssäle reduziert und deren Auslastung verbessert wird. Zum anderen fallen die neuen Geräte seltener aus.

Dräger muss dabei – je nach Sicher-heitsrelevanz der betreffenden Geräte-gruppe – eine Geräteverfügbarkeit zwi-schen 95 und 98 Prozent garantieren. Die alten Modelle schafften das selten. Im Falle eines Gerätedefekts kann Drä-ger sofort Ersatz besorgen. Das Unterneh-men hat eine Werkstatt und ein Ersatzteil-lager im Großklinikum eingerichtet und ist an mindestens sechs Tagen pro Woche mit geschultem Personal vor Ort. Über >

Am Start: Modernste Technik wird sich bald nützlich machen.

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18 Drägerheft 386.1 | November 2010

eine Hotline kann täglich an 24 Stunden technische Hilfe angefordert werden. Drä-ger übernimmt auch die gesetzlich vorge-schriebenen Geräteprüfungen. „Das kann Dräger viel besser, als wir das konnten“, räumt Dr. Thomas Fischer, Chefarzt im Projektteam, ein.

Der Vertrag läuft seit dem 1. Juni die-ses Jahres. Seitdem werden die ersten Geräte ausgetauscht. Den Anfang mach-ten die vier Intensivstationen und die beiden Intermediate-Care-Einheiten des Großklinikums. Alle Intensivplätze wer-den bis Jahresende standardisiert umge-rüstet sein, um eine Verbesserung der Patientenversorgung und des Arbeitsab-laufes zu erreichen. Bis Mitte 2011 fol-gen elf Operationssäle. „Dabei wird nahe-zu alles ersetzt, was einen Stecker hat“, erklärt Dr. Fischer. Dräger selbst liefert die Beatmungs- und Narkosegeräte, die Lampen und die Monitore. Das macht fast die Hälfte der Geräte aus. Der Rest stammt von Fremdfirmen. Dazu gehö-ren OP-Tische, Ultraschall, die Infusi-onstechnik und die flexible Endoskopie. Begleitend folgen die kleineren Kliniken, die Altenheime und das Reha-Zentrum – etwa mit Geräten für die Ergotherapie. Schließlich wird Ende 2011 der Neubau

des Frauen-Mutter-Kind-Zentrums ein-gerichtet. „Das Beste des Vertrages mit Dräger ist aber, dass die Geräte nicht nur einmalig ersetzt, sondern kontinuierlich auf dem Stand der Technik gehalten wer-den“, resümiert Dr. Fischer.

Kosten sinken

Das hat einen weiteren Vorteil: Bisher wurde bei Bedarf das jeweils aktuelle Modell eines Geräts gekauft. So gibt es bei Monitoren derzeit 14 verschiedene Syste-me mit mehr als 60 verschiedenen Aus-prägungen. Das machte die Schulung der Mitarbeiter aufwendiger und erhöhte das Risiko von Bedienfehlern, da nicht jeder alle Geräte beherrschte. Jetzt, durch die vollständige Modernisierung in kurzer Zeit, sind viele Geräte auf demselben technischen Standard. Das erleichtert die Schulung, das Personal ist flexibler einsetzbar, das Risiko von Bedienfehlern geht zurück, und die Kosten sinken. Denn auch Ersatzteile und Verbrauchsmateria-lien sind einheitlicher und können daher in größeren Mengen eingekauft werden. Dieser Vorteil kommt zunächst einmal Dräger zugute, wirkt sich aber natürlich entlastend auf die von der GNH zu zah-lende Jahresrate aus.

Dräger verspricht sich von dem Projekt die Erschließung eines aussichtsreichen Marktsegments. Da in Deutschland vie-le Kliniken vor dem Problem stehen, mit knappen finanziellen Ressourcen hohe Re-Investitionsstaus aufzulösen, ist die Kooperation mit der GNH zukunfts-weisend. „Wir liefern nicht nur eige-ne Geräte, sondern auch fremde und übernehmen zudem die Wartung mit Verfügbarkeitsgarantien. Mit diesem umfassenden Ansatz heben wir uns von Wettbewerbern ab“, sagt Robert Pann-witz, Geschäftsführer der Dräger Medi-cal Deutschland GmbH und der Dräger TGM GmbH. Er sieht einen wachsen-den Markt, aber keinen Massenmarkt. „Der zeitliche Aufwand bis zum Ver-tragsabschluss ist enorm, und viele Kli-niken haben auch nicht das Vertrauen, das Gerätemanagement an einen Exter-nen zu geben.“

Etwa fünf Prozent der deutschen Kli-niken kämen für solche Verträge infra-ge, vor allem öffentliche Einrichtun-gen. Die Kooperation mit der GNH dient nicht in erster Linie kurzfristigen finan-ziellen Interessen: „Wir wollen vor allem Erkenntnisse über die Abläufe in Kliniken und die Abhängigkeiten der Geräte unter-

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Auf einer breiten Wissensbasis entstand das Modell einer „Best Practice der Investitionsplanung“

Das ELT-Team (links außen) steuert das Projekt nach dem neuesten Stand der Technik. Darauf folgt die Arbeit in der Werkstatt, Schulung und Einweisung (von links nach rechts). So ist gesichert, dass die modernste Technologie schnell und umfassend ihre Wirkung entfaltet – für die Patienten, für die Mitarbeiter, aber auch mit Blick auf die betriebswirtschaftlichen Erfordernisse.

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19Drägerheft 386.1 | November 2010

KooperatioN ManageMent

einander gewinnen. Dadurch können wir den Nutzen unserer Geräte und Dienst­leistungen verbessern“, sagt Pannwitz.

Konzept war entscheidend

Bei der Kooperation mit der GNH hat sich Dräger in einer europaweiten Ausschrei­bung des Projekts gegen namhafte Mitbe­werber durchgesetzt. „Nicht ausschließ­lich der Preis war dabei entscheidend, sondern das bessere Konzept zur Prozess­optimierung und Standardisierung des Gerätepools“, sagt Martin Steffen, Leiter der Einkaufsabteilung der GNH. Die lang­jährige Erfahrung mit Bereitstellungsmo­dellen für das eigene Produktportfolio bot Dräger die Grundlage bei der konzeptio­nellen Erstellung des ELT­Projekts. In Kombination mit dem Wissen über die Ausstattungskonzepte von derzeit über 100 Vertragskrankenhäusern der Dräger TGM GmbH modellierte das Unternehmen eine „Best Practice der Investitionsplanung“.

Trotz vieler Vorteile ist ein neuartiges Konzept nicht frei von Risiken. Schließ­lich binden sich beide Seiten für zehn Jah­re. Der Vertrag ist nicht vorzeitig kündbar. Beide Seiten haben daher besonders lan­ge – 19 Monate – verhandelt und entspre­chende Schutzklauseln in den Vertrag auf­

genommen: Liefert Dräger beispielsweise die Geräte zu spät und wird die verspro­chene Verfügbarkeit von bis zu 98 Prozent nicht eingehalten, drohen empfindliche Vertragsstrafen. Eine weitere Sorge des Klinikums war der theoretische Fall einer Insolvenz von Dräger. „Dann könnte ein Insolvenzverwalter alle Geräte schlag­artig aus der Klinik abholen“, fürchtete Martin Steffen. Da dadurch der Klinikbe­trieb zusammenbrechen würde, kann die GNH die Geräte in diesem Fall für bis zu zwei Jahre nach Vertragsende gegen ein entsprechendes Entgelt weiter nutzen.

Unter dem Stichwort „Flatrate ver­sus Blankoscheck“ wurde das Vergütungs­modell ausgiebig diskutiert. Der seitens GNH geforderte bedingungslose Festpreis, unabhängig von den tatsächlichen Kosten über die gesamte Vertragslaufzeit, hätte zu hohen Risikoaufschlägen geführt. Hie­rauf konnte letztlich durch eine ausge­klügelte Indexierung verzichtet werden, die normale Schwankungen ausblen­det, jedoch bei Extremrisiken wie etwa einer Hyperinflation greift. Zudem kön­nen Veränderungen in der Leistungser­bringung der GNH eine Veränderung in der Gerätestruktur nach sich ziehen. Die­sem trägt Dräger damit Rechnung, dass

die GNH bei Bedarf einen Teil des bereit­gestellten Equipments pro Jahr zurück­geben kann. Umgekehrt schützt Dräger sich vor ungeplanten Mehrbedarfen. Für den Fall, dass das Klinikum in der Zehn­jahres­Masterplanung nicht enthaltene zusätzliche Kapazitäten aufbaut, erhöht sich die von der GNH zu zahlende jähr­liche Pauschale.

Hürden musste die GNH aber nicht nur in den Gesprächen mit Dräger über­winden, sondern auch intern. So hatten sich etwa einige Nutzer dahingehend umgewöhnen müssen, dass künftig nicht mehr sie individuell bestimmen, welche Geräte beschafft werden, sondern dies abteilungsübergreifend von dem GNH­ELT­Projektteam entschieden wird. Das ist interdisziplinär besetzt und hat so die Bedürfnisse aller Abteilungen und Inte­ressengruppen im Blick. Zudem wurde ein Abbau der 5,5 Arbeitsplätze in der Technik befürchtet, da die Wartung ja von Dräger übernommen wird. Doch die Mitarbeiter werden nun zum Teil in der Dräger­Werkstatt eingesetzt oder koordi­nieren die Arbeit zwischen Dräger und den Kliniken. Nach einhelliger Meinung aller Beteiligten ist das Projekt auch damit auf einem guten Weg. Dyrk Scherff

auf einer breiten Wissensbasis entstand das Modell einer „Best Practice der Investitionsplanung“

Das eLt-team (links außen) steuert das Projekt nach dem neuesten Stand der technik. Darauf folgt die arbeit in der Werkstatt, Schulung und einweisung (von links nach rechts). So ist gesichert, dass die modernste technologie schnell und umfassend ihre Wirkung entfaltet – für die Patienten, für die Mitarbeiter, aber auch mit Blick auf die betriebswirtschaftlichen erfordernisse.

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Mit allgemeinen Standards gibt sich Dr. René Gust selten zufrie-den. Seine Facharztprüfung wer-

tete er durch ein Diplom an der Europä-ischen Akademie für Anästhesie auf. Mit seiner Habilitationsschrift qualifizierte er sich nicht nur zum Privatdozenten, son-dern gewann damit auch einen renom-mierten Preis der Deutschen Gesellschaft für Anästhesie und Intensivmedizin. Und obwohl er seit mehreren Jahren als Chef-arzt der Anästhesie arbeitet, nimmt er sich regelmäßig die Zeit, an der Univer-sität in Heidelberg Vorlesungen zu hal-ten. Da wundert es wenig, dass er auch

Cockpit im OP Damit seine Patienten schnell wieder gesund werden zieht Dr. rené gust, Chefarzt der Siloah St. trudpert Klinik in Pforzheim, konsequent alle möglichkeiten moderner medizintechnik. Den SmartPilOt View hat er dabei als alltagstaugliche entscheidungshilfe schätzen gelernt.

seine Mitarbeiter zu Höchstleistungen anspornt. „Wir wollen unsere Patienten möglichst fit und früh in ihren Alltag ent-lassen“, sagt der 47-Jährige. „Dafür benö-tigen wir gut organisierte Abläufe und Hightech-Medizin.“

Ohne Beatmung auf „intensiv“

Die Dynamik des Krankenhausalltags zeigt sich dem Mediziner derzeit schon beim Blick aus seinem Bürofenster. Dort, wo Gerüste in die Höhe wachsen, wird gebaut, und zwar kräftig. Schließlich will die Pforzheimer Klinik – mit knapp 500 Betten eine der größten Häuser für

die Regelversorgung in Baden-Württem-berg – die einst eigenständigen Kliniken Siloah und St. Trudpert bis August 2011 auch räumlich unter einem Dach zusam-menführen. Für die rund 80 Mitarbeiter der Anästhesie, die jährlich rund 12.000 Narkosen durchführen, werden sich die Wege verkürzen – und neue Möglichkei-ten bieten, die hohen Qualitätsansprüche noch effizienter umzusetzen.

Um dem eigenen Anspruch gerecht zu werden, hat Dr. Gust in den ver- gangenen Jahren gezielt in die techni-sche Ausrüstung investiert. Beispielswei-se ließ er alle Anästhesie-Arbeitsplätze

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Assistenz-systeme RepoRt

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mit dem Anästhesiesystem Zeus aus-statten, weil das geschlossene System präzise Dosierungen erlaubt und die höheren Investitionen durch niedrige-re Verbrauchskosten bei den modernen Inhalationsanästhetika kompensiert wer-den. Zudem greift das Anästhesie-Team verstärkt auf Larynx-Masken anstelle der klassischen endotrachealen Intubation zurück, um unter Anästhesie den Körper nicht zusätzlich durch muskelrelaxieren-de Medikamente zu belasten. Schließ-lich wird durch ein modernes Thermo-management die Körpertemperatur der Patienten stabil gehalten, damit die Anäs-thetika auch bei längeren Eingriffen ihre Wirkung optimal entfalten und die Nar-kose besser steuerbar wird. Den Erfolg dieser Maßnahmen macht der Chefarzt an der Belegung im Aufwachraum fest: „Bei uns gibt es heute fast keine Patien-ten mehr, die wir beatmet auf die Inten-sivstation schicken müssen.“

Weitere Fortschritte verspricht sich Dr. René Gust nun vom SmartPilot View (SPV). Das neue Dräger-System besteht aus einer Software und einem Touchscreen- Monitor, der beispielsweise an ein Zeus-Anästhe sie system mit Spritzenpumpen angedockt werden kann. Die behandeln-den Ärzte können den aktuellen Narkosele-vel des Patienten in Echtzeit kontrollie ren und sich eine Vorschau anzeigen lassen – ohne dafür in die theo re tischen Tiefen der Pharma kokinetik und Pharma kodynamik hinabzusteigen. Denn die Soft ware des neuen Dräger-Systems ist in der Lage, die Kombinationswirkung, die mehrere flüssige und gasförmige Anästhetika im menschlichen Körper erzielen, in Abhän-gigkeit von Parametern wie Alter, Gewicht und Geschlecht des Patienten zu berech-nen und auf einen Blick darzustellen (sie-he auch Drägerheft 382.1, S. 18 f.).

Bessere orientierung

Dräger hat sich beim SPV gezielt das Flug-zeug-Cockpit zum Vorbild genommen. Dort zeigen Flight-Management-Systeme den Piloten nicht nur Lage und Position ihrer Flugzeuge, sondern blicken auch in die Zukunft und warnen etwa vor gefähr-lichen Hindernissen. Damit sorgen die-se vorausschauenden Assistenz-Systeme nicht nur für Orientierung, sondern tra-gen auch zur Sicherheit bei.

Anästhesisten stehen bei der Patien-tenüberwachung vor ähnlichen Heraus-forderungen, denn die Medikamenten-konzentration darf während der Narkose nicht so stark abfallen, dass der Patient erwacht, bevor der chirurgische Eingriff beendet ist. Ebenso wenig sollte er in eine

zu tiefe Narkose geschickt werden, die die Aufwachphase über das vernünftige Maß hinaus verlängert. „Der SmartPilot View unterstützt dabei, den Narkoselevel punkt-genau anzusteuern und das Ergebnis unserer Arbeit zu verbessern“, schildert Dr. Gust die Vorteile dieser Methodik. In den allermeisten Fällen biete das System eine bessere Orientierung als die eigene Erfahrung. „Gleichzeitig entlässt es den Arzt aber nicht aus seiner Verantwortung, die Narkose zu steuern.“ In den restlichen Fällen sei der Arzt genauer, da er – je nach Behandlungsfall – weitere Komponenten in Betracht ziehen müsse.

Neben der zuverlässigen Technik hat der Chefarzt vor allem die leichte Bedien-barkeit des Gerätes, das seit Januar 2010 auf dem Markt ist, schätzen gelernt. Die-se Eigenschaft habe die Akzeptanz im Team deutlich erhöht und sei auch auf die Bereitschaft des Herstellers zurückzu-führen, die Verbesserungsvorschläge der Anwender ernst zu nehmen. Beispiels-weise wurde die neue Farbcodierung für Anästhetika schon kurz nach ihrer Verab-schiedung übernommen. „Ich kann mich in dem Produkt wiederfinden“, urteilt Dr. René Gust. Das sei bei Kontrollsystemen anderer Hersteller, die er getestet hat, nicht der Fall gewesen.

Was er sich an weiteren Verbesserun-gen vorstellen kann? „Die direkte Integra-tion in das Anästhesiegerät.“ Doch das sei heute noch Zukunftsmusik. „Ich bin mir aber sicher, dass ich das und weitere Ent-wicklungsschritte noch erleben werde“, sagt er mit einem Schmunzeln, „Denn ich habe noch einige Jahre vor mir, bevor ich in Rente gehe.“ Frank Grünberg

Übersichtliche Displays redu zieren

die kom plexen Zusammenhänge

von pharmako- kinetik und pharma-

kodynamik.

Dr. René Gust kann

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an ist: Ein oder zwei unmittelbar vor der Messung genossene Pralinen können das Ergebnis des Vortests zwar auf mehrere Promille ansteigen lassen, doch der Ate-malkoholgehalt verflüchtigt sich rasch wieder – innerhalb weniger Minuten sinkt der Wert auf null. Das belegen Studien ebenso wie lebensmittelchemische Analy-sen: „Weinbrandbohnen etwa enthalten so wenig Alkohol, dass es beim Verzehr übli-cher Mengen nicht zu einer Erhöhung der Alkoholkonzentration im Körper kommt“, erklärt Prof. Slemeyer.

Selbst mehrere Packungen reichten nicht aus, um über einen Blutalkoholge-halt von 0,3 Promille zu kommen, ab dem in Deutschland ein Autofahrer bestraft werden kann, wenn er sich auffällig ver-hält, einen Unfall verursacht, Menschen verletzt oder gefährdet. Das kostet in der Regel den Führerschein und sieben Punk-te in der Flensburger Verkehrssünderkar-tei. Spätestens nach der zweiten Packung dürfte jedoch der Blutzuckerspiegel in schwindelerregende Höhen geschnellt und auch hartgesottenen Leckermäulern der Appetit vergangen sein. Den meis-

ten wird schlicht übel. Doch lässt sich – umgekehrt – die Alkoholfahne gewisser-maßen auf Halbmast senken?

Der Trick mit den Eiswürfeln

Da soll es den Trick mit dem Eis geben: Den Mund voller Eiswürfel zu nehmen, dabei locker dem Polizisten Auskünfte zu erteilen und trotz sich dann einstellender Zahnschmerzen einigermaßen kraftvoll zu pusten – das ist eine urbane Legen-de. Zwar zeigt das Vortestgerät bei eis-kaltem Atem einen geringeren Wert als bei körperwarmem Atem an, doch eine solche Testsituation ist alles andere als realistisch. Was auch für gecrushtes Eis und erst recht das wärmere Speiseeis gilt. Im Übrigen wird bei einer gerichts-verwertbaren Atemalkoholmessung mit dem Dräger Alcotest 7110 Evidential eine niedrigere Atemtemperatur erkannt und zur „Korrektur“ die Referenztemperatur von 34 °C verwendet. Zudem ist zu erwar-ten, dass – bei dem hier vorgeschriebenen zweiten Atemtest innerhalb von 5 Minu-ten – die Temperatur im Mund-Rachen-Raum sich wieder normalisiert hat, es

Mund voller Eiswürfel Nach zwei, drei Bier mit einer Cent-Münze am Gaumen das „Pusten“ glimpflich überstehen? Das ist eine der vielen MYTHEN, die durch stete Wiederholung nicht wahrer werden. Das Metall der Münze, das den Atem reinigen soll, lässt das Messgerät völlig unbeeindruckt. Ein Streifzug durch bizarre Großstadtsagen.

Die Unwahrheit und das Tricksen sind wie zwei Geschwister. Wenn alkoholisierte Fahrer Polizisten

ins Netz gehen, übt sich mancher gern in Ausflüchten – oder in der Kunst des Über-listens. Die einen greifen zu Pfefferminz-Bonbons, Knoblauch oder Artischocken, andere wollen mit speziellen Atemtechni-ken Erfolg gehabt haben, das Vortestgerät zu täuschen. „Alles Unsinn“, sagt Dr. And-reas Slemeyer, Professor an der Fachhoch-schule Gießen-Friedberg sowie öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für Technik der Atemalkoholanalyse. Sein Fazit aus zahlreichen wissenschaftlichen Untersuchungen und Gutachten: „Die heutige Analysentechnik erkennt zuverläs-sig den aktuellen Atemalkoholgehalt.“

Die Schnapspraline

Und das auch, wenn der Fahrer seine Fahne nicht verbergen, sondern mit dem Genuss von zwei, drei Schnapspralinen erklären will. Dass diese den Promillege-halt im Körper ansteigen lassen, befeuert seit Jahrzehnten die Fantasie nicht nur zahlreicher Naschkatzen. Richtig dar- F

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POPULÄRE IRRTÜMER REPORT

somit zu einer größeren Temperaturdiffe-renz zwischen beiden Proben kommt, die dann nicht verwertet werden dürfen.

Man sollte nicht alles für bare Münze nehmen: Wer glaubt, durch das Lutschen einer Ein-Cent-Münze ließe sich der Atem-alkoholgehalt beeinflussen, irrt ebenfalls. Es sei das Kupfer des Hartgeldes, das die Anzeige des Messgerätes irritiere. Doch der Glaube daran versetzt keine Berge, sondern den Alkoholsünder. Warum? Weil Euro-Cents von Anfang an und US-Cents seit Anfang der 1980er-Jahre fast ausschließlich aus Zink bestehen. „Das kann schon in der Theorie nicht funk-tionieren“, frotzelt Prof. Slemeyer und bringt dieses Gerücht aus wissenschaftli-cher Sicht zu Fall: Man müsse sich nur die unterschiedlichen reaktiven Oberflächen vor Augen führen. Die einer Cent-Mün-ze beträgt 2 cm2, die des Mund-Rachen-Raumes rund 150 cm2, die der oberen Atemwege 500 cm2. Die Lungenoberflä-che misst gar stattliche 8 m2. „Allein diese Größenverhältnisse“, begründet Slemey-er, „machen dieses Konzept zunichte. Ein Oberflächeneffekt – gleich welcher Art – ist schlichtweg nicht gegeben.“

Blauer Dunst

Ob blauer Dunst die Fahne nieder-holt? Nein, denn grundsätzlich gilt, dass zusätzlich ausgeatmete Stoffe wie Ziga-rettenrauch den Messwert der in den Vor-testgeräten verwendeten Sensoren nicht

verringern. Die Messung mit dem Drä-ger Alcotest 7110 Evidential ist indes – innerhalb der zulässigen Toleranzen – unbestechlich.

Doch alle diese wissenschaftlich widerlegten Irrtümer scheinen unausrott-bar. Warum konnte die rationale Moderne ihre Verbreitung nicht bremsen? Es dürf-te eine menschliche Konstante sein, dass man wider besseren Wissens das glaubt, was man glauben will. Das Internet mul-tipliziert die eine oder andere Großstadt-sage, und auch manche Medien buh-len lieber mit sensationsgroßen Lettern um Käufer als mit sachlichen Berichten um Leser. „Man hat sich daran gewöhnt, Unmögliches für möglich zu halten“, sagt Slemeyer. Hinzu kommt: Sobald es Vor-schriften gibt, neige der Mensch dazu, Wege und Hintertüren zu suchen, mit denen er diese umgehen könne.

Und er selbst? Setzt er sich nach ein, zwei Bier noch hinters Steuer? „Das hängt von der Trinkdauer und der Größe des Glases ab – nach zwei Maß ganz sicher nicht.“ Vermutlich wäre das auch sein persönlicher Albtraum: als Sachverstän-diger für Atemalkoholanalyse auf frischer Tat und jenseits des Grenzwerts ertappt zu werden. Obwohl, fügt er mit einem Lächeln hinzu, wenn der Fall einträte, würde mancher Rechtsmediziner dies sicherlich mit einer Flasche Champagner feiern: „Erst recht, wenn man mich durch eine Blutprobe überführte.“ Björn Wölke

Lässt sich durch Tricks von

Betrunkenen nicht benebeln: Dräger

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Schulterblick ANweNDuNgstechNik

An den richtigen Stellen das Falsche tunDa sind Normen. und da sind erwArtungen, gröSSer AlS jede norm. wenn Dräger über die Normen hinaus die erwartungen seiner kunden erfüllt, hat sich die Arbeit des teams „Anwendungstechnik“ gelohnt. Dazu stresst es die geräte oft kreativ – damit diese am ende nicht den kunden stressen.

das müssen tasten aushalten: viele tausend mal immer wieder mit kraft getippt zu werden. Automatisch, natürlich.

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Und das sind unsere vier Testtrin-ker!“ Thomas Rodewaldt zeigt nicht etwa auf ein Quartett gesetz-

ter Herren mit roten Nasen, sondern auf vier Mark-II-Simulatoren, die heizba-ren Bechergläsern ähneln, in die einige Schläuche hinein- und wieder herausfüh-ren: „Hier mischen wir ein Testgas zusam-men, das hinsichtlich Temperatur, Feuch-tigkeit und Atemalkoholgehalt genau dem entspricht, was unsere Atemalkoholmess-geräte im Einsatz erwartet.“ Willkom-men beim neunköpfigen Team für Anwen-dungstechnik, das der Diplom-Ingenieur Rodewaldt bei Dräger in Lübeck leitet.

Sein Team spürt den Erfolg seiner Arbeit ganz direkt. Auf der einen Seite vertritt es schon in der Entwicklung von sicherheitstechnischen Produkten die Einsatzwelt der Kunden, auf der ande-ren berät es sie bei speziellen Einsatz-möglichkeiten oder verzwickten Fragen wie etwa jener, durch welche anderen Gase die Anzeigegenauigkeit von Dräger-Röhrchen (siehe auch Drägerheft 385.1, S. 16-19) beeinflusst werden könnte. Je besser sein Team sich in den Kunden hin-eindenkt, desto schneller lassen sich Pro-bleme lösen. Rodewaldt öffnet ein paar E-Mails mit kniffligen Fragen, denen die Kunden sogar Fotos beigefügt haben.

Test bringt Geräte ins Schwitzen

Alle im Team sind Produktspezialisten mit ausgeprägtem Kundenblick und kreativ darin, ein Gerät kontrolliert in den Wahn-sinn zu treiben. Beispielsweise mit dem „Singapur-Test“. Hierbei stellen sie nach, was in den Tropen Alltag ist: Ein Gerät wird aus einem klimatisierten Raum in

die feuchte Hitze der Außenwelt getragen. Reagiert der interne Spiegel im Sensor eines Gasmessgerätes derart, dass dieser zunächst beschlägt und der Sensor vorü-bergehend „blind“ wird? Bildet sich gar Kondenswasser irgendwo im Gerät? Und, wenn ja, beeinflusst das seine Genauig-keit oder Funktion? „Bei einem Einsatz in Singapur zeigte sich erstmals die Notwen-digkeit solcher Tests“, begründet Rode-waldt dessen Benennung nach dem süd-ostasiatischen Stadtstaat.

Je eher sich solche Fragen bei der Pro-duktentwicklung beantworten lassen, des-to besser. Vor allem, wenn es um Anforde-rungen aus der Praxis geht, die ohnehin einzuhaltende Normen nicht immer voll-ständig abbilden können. „Unser Alcotest 6510“, nennt Rodewaldt ein Beispiel, „hält die Messtoleranzen bis zu einer Tempera-tur von +40 Grad Celsius ein.“ Auf dieser Zusage aber ruhe sich das Unternehmen nicht aus, sondern prüfe mit Blick auf die Praxis auch bei durchaus höheren Tem-peraturen, wie sie sowohl im Betrieb, vor allem aber auch während der Lagerung auftreten können: „Wir wollen auch wis-sen, was bei +70 Grad Celsius passiert. Und, ob bei +90 Grad das Gerät irrever-sible Schäden an Funktionen oder Kom-ponenten erleidet.“ Diese Umweltwerte seien zwar nicht mehr durch die Zusagen des Herstellers abgedeckt, könnten aber durchaus einer unsachgemäßen Bedie-nung im Einsatz entsprechen.

Das Team kommt somit vor allem dann zum Zuge, wenn es um mehr als nur die Einhaltung von Normen geht und um jenes Extra an Sicherheit, dem Dräger-Pro-dukte ihren Ruf verdanken. Die Anwen-

dungstechnik ist schon ganz früh in der Produktentwicklung als Stimme zukünfti-ger Kunden beteiligt, wie Rodewaldt fort-führt: „Bei jeder Neu- und Weiterentwick-lung überlegen wir unter anderem mit der Entwicklungsabteilung, welche Bedürfnis-se der Kunde hinsichtlich Funktionen, Anwendungen, Bedienung und Umge-bung hat.“ Hier kann das Team mit sei-ner Erfahrung und dem Anwendungswis-sen schon sehr früh daran mitwirken, die Weichen für ein Produkt zu stellen, das die Kunden später überzeugen soll.

Flashover: Erfahrung zählt

Diese Erfahrungen lassen sich nicht immer am Schreibtisch oder im noch so intensiven Austausch mit den Kun-den gewinnen. Rodewaldt und seine Mit-arbeiter machen sich mitunter auch ein Bild der Lage vor Ort, um das tatsächliche Anwendungsspektrum der Produkte und den Alltag kennen zu lernen. „Das ist vor allem bei neuen Entwicklungsprojekten wichtig“, sagt der Diplom-Ingenieur, „in denen uns keine Erfahrungen der Anwen-der vorliegen.“ So haben er und seine Kol-legen sich beispielsweise einer Brandsi-mulation mit Flashover unterzogen, um die Gebrauchstauglichkeit eines Press-luftatmers in einer frühen Entwicklungs-phase bewerten zu können: „Und dann sieht man, wie der Rauch von der Decke her langsam den Raum füllt, das Visier erreicht und einem schließlich völlig die Sicht nimmt! Dazu die Hitze, die für jedes isolierende Luftpolster zwischen Körper und Schutzkleidung dankbar macht.“ Aus dieser einsatzstarken Perspektive entste-hen Bewertungen und praxisnahe Vor-

Thomas Rodewaldt leitet das Team.

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SCHULTERBLICK ANWENDUNGSTECHNIK

schläge, die unmittelbar in den Entwick-lungsprozess einfließen – bevor der Kunde im falschen Moment bemerkt, dass etwa die Träger eines Atemschutzgerätes zu schmal geschnitten sind, und sich deshalb die überlebenswichtigen Luftpolster der Schutzkleidung zusammenpressen.

Wenn die Sonne einen Reset startet

Das alles sind natürlich keine Zufallsbe-funde. So muss man beispielsweise beim Anwendertest einer Gerätesoftware nicht wie wild auf die Tastatur drücken. „Son-dern an den richtigen Stellen gezielt das Falsche tun“, sagt Rodewaldt. Sonst wären auch die Ergebnisse nur zufällig und nicht reproduzierbar. Solche unsys-tematischen Probleme bereiten übrigens die meisten Kopfschmerzen. So stellte ein Kunde vor Jahren fest, dass ein Gerät mit Infrarot-Schnittstelle scheinbar zufäl-lig und eigenmächtig einen Systemneu-start durchführte. Als man das Gerät in Lübeck überprüfte, wurde aus der Ver-mutung Gewissheit: Das Gerät lag in der Sonne, und der Infrarot-Empfänger inter-pretierte deren Strahlung manchmal als Resetbefehl. „Als wir das wussten, wurde eine Softwareänderung vorgenommen.“ Und als man dann ein nicht modifizier-tes und ein neu programmiertes Gerät auf die Fensterbank in die Sonne legte, reagierte nur ersteres noch ab und an mit einem Reset – Fehler reproduziert, Ursa-che erkannt, Problem gelöst.

Heute liegt auf der Fensterbank in der prallen Sonne eine Reihe mobiler Atemal-kohol-Messgeräte, bei denen überprüft wer-den soll, wie viele Lade- und Entladezyklen ihre Akkus durchhalten. In der prallen Son-

ne, das ist doch entgegen allen Vorschrif-ten des sachgemäßen Umgangs? „Richtig“, lächelt Rodewaldt, „aber beim Kunden kommt das ja auch schon mal vor. Da wol-len wir eben vorher wissen, was passiert.“

Überhaupt machen einige Plätze im Labor einen höchst alltäglichen Ein-druck. Wie dieser Container, in dem sich Schlamm befindet: Muttererde, Lehm, Asche und Wasser. Damit – oder auch mal mit Talkum – werden Geräte eingehüllt wie Menschen in eine Fangopackung. Die Mischung backt beim Trocknen richtig an. Im Labor will man aber nicht nur sehen, wie sich das Gerät bei dieser rauen Behandlung verhält, sondern auch, wie es eine sachgemäße oder weniger sach-gemäße Reinigung übersteht. Was an ein Sandkastenspiel erinnert, folgt einem systematischen Plan – und einem anwen-dungsorientierten Erkenntnisinteresse.

Im System testen – mit System

Diese Systematik findet sich auf allen Stu-fen des Produktzyklus. In einem frühen Entwicklungsstadium werden daher durch-aus Funktionsmuster und Module getestet. In späteren Stadien natürlich komplette Systeme. Wobei eine nicht unwesentliche Aufgabe der Abteilung auch darin besteht, kundenspezifisch modifizierte Systeme zu testen. Das geschieht beispielsweise mit allen Dräger Alcotest-Geräten, weil diese – je nach Kunde und Zielland – unterschied-lich zu konfigurieren sind. In den USA, beispielsweise, ist die Regelung von Bun-desstaat zu Bundesstaat unterschiedlich. Kommt es dann auch noch zu Software-änderungen im Basisgerät, werden die im auslieferungsbereiten Zustand zu tes-

tenden Systeme immer zahlreicher. Doch der Begriff „System“ hat auch noch ande-re Dimensionen. Etwa, wenn hier geprüft wird, wie sich ein neu entwickelter elektro-chemischer Sensor in ein Gerät zu einem System einpassen lässt.

„Validation“ und „Verifikation“ sind dabei in der Sprache der Anwendungsinge-nieure Dreh- und Angelpunkt ihrer Tätig-keit: u Die Validation bewertet ein Produkt dahingehend, ob es auch so arbeitet, wie der Kunde es erwartet – oder, ob es sich im Laufe der Entwicklung davon entfernt hat. u Im Prozess der Verifikation wiede-rum wird überprüft, ob ein Gerät die vor-her festgelegten technischen Eigenschaf-ten (Lasten- oder Pflichtenheft) einhält.

Was passiert bei Abweichungen? „Da setzen wir uns mit der Entwicklung zusam-men und lösen das Problem aus der Erwar-tungshaltung des Kunden heraus.“ Und wenn die Entwicklung „stur“ bleibt? „Das hat es zwar noch nicht gegeben, aber dann wären sie befugt, die Produktionsfreigabe dieses Gerätes zu verhindern. Schließlich entspricht es nicht dem Kundenwunsch.“

„Immer wieder“, klickt Rodewaldt in einer über einige Jahrzehnte gewachse-nen Datenbank, die auch exotische Anwen-dungen von Dräger-Röhrchen umfasst, „bekommen wir Anfragen, wie sich ein auf Nachweis eines Gases lang bewähr-tes Röhrchen denn an einem neuen Ein-satzort und in Gasgemischen ganz anderer Zusammensetzung verhält.“ Und blättert unter dem Stichwort „Methylbromid“. Bei-nahe wäre ihm der Satz „Darin sind wir ziemlich einzigartig“ herausgerutscht, was sicherlich nicht so ganz falsch wäre.Apropos Gase: Die Nachweissensoren wer-

Mit Spaß an der Sache überlegen sie, was der Kunde mit Geräten alles „anstellen“ könnte

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ANWENDUNGSTECHNIK SCHULTERBLICK

den immer empfindlicher. Nach dem ppm-Bereich wird der ppb-Bereich erschlossen – von einem Millionstel steigert sich die Nachweisgrenze auf einige Milliardstel (das b in ppb verdankt sich der englischen Bezeichnung „billion“). Konnte man die früher erforderlichen Konzentrationen noch in üblichen Glasgefäßen von viel-leicht bis zu 20 Litern Fassungsvermögen herstellen, so ist hierfür jetzt schon oft ein spezielles Gefäß notwendig, das 414 Liter Gasgemisch fasst.

Spaß ist für Ingenieure eher keine Kategorie. Und dennoch: Jeder aus die-sem Team scheint Spaß an der Arbeit zu haben. Spaß daran, immer wieder krea-tive Lösungen dafür zu entwickeln, was der Anwender mit Dräger-Geräten alles „anstellen“ könnte. So gibt es in einer Ecke den selbst entwickelten künstli-chen Zeigefinger, der gerade in regelmä-ßigem Takt und mit einer Kraft von 500 Gramm Tasten und Schalter malträtiert – weit über das Doppelte der zugesicher-ten Tastenbetätigungen hinaus. Am Ende schauen sie dann nicht nur, ob der Tas-ter noch funktioniert, sondern auch, wie sich das Material gehalten oder eventuell die Beschriftung gelitten hat.

Und die Natur mit UV-Strahlung, Käl-te, Hitze, Schnee, Hagel und Schlagre-gen schlägt ähnlich unbarmherzig zu, wie die stressende Kreativität der Inge-nieure. Deshalb haben sie auf dem Dach des Gebäudes vor fast zwei Jahren unge-schützt unter anderem ein paar Alcotest-Geräte montiert. „Alle vier Wochen schau-en wir mal nach denen“, sagt Thomas Rodewaldt, „bis jetzt sehen die noch aus wie neu.“ Nils Schiffhauer

Eisig: Frost, damit der Kunde keinen kalten Schrecken bekommt.

Durstig: In diesen Simulatoren wird alkoholisierte Atemluft erzeugt.

Dreckig: Hier wird der raue und schmutzige Arbeitsalltag nachgestellt.

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Aus der Ferne, und doch ganz nahWie kann das Internet helfen, ganz persönliche Erfahrung und WISSEN INTENSIV zu vermitteln? Unter vielen Möglichkeiten hat sich als professionelle Form das Webinar entwickelt – ein Seminar im Web. Was Dräger in den USA schon einsetzt, kommt nun auch nach Deutschland.

Wenn Rick Rochford spricht, hören die Leute zu. Ganz gleich, womit sie ihr Geld ver-

dienen – gefesselt sind sie immer. Beson-ders aber, wenn sie Feuerwehrleute sind, Kollegen von Rick. Dann springt der Fun-ke über, denn sie können sich einfüh-len in das, was der erfahrene Profi aus Jacksonville in Florida so lebendig und packend zu berichten hat.

26 Jahre Erfahrung an vorderster Front, der Rang eines Captains und außer-gewöhnliche Fachkenntnisse in Sachen

persönliche Schutzausrüstung überzeu-gen jeden im Raum. Selbst dann, wenn zwischen Rochford und dem Raum hun-derte Meilen liegen. Denn das war viel-fach so bei einer innovativen Form von Wissensvermittlung, die Dräger USA im Sommer für die weitverstreute „firefigh-ting community“ Amerikas gestartet hat: In einem Webinar konnten Brandbekämp-fer Rick Rochford und seinen Kollegen Lieutenant Anthony Toro live erleben.

„250 Feuerwehren hatten sich ein-geklickt – teils ganze Löschzüge auf ein-

mal. Sie nutzten ihre Schulungsräume, um gemeinsam zuzuschauen“, sagt Greg Sesny, Produktmanager bei Dräger in den USA. Weil die Kombination aus Vorträgen und Präsentationen aufgezeichnet wur-de und zum Abruf im Internet bereit-steht, konnte sie von tausenden weite-ren Teilnehmern gesehen werden: „Bis jetzt haben wir Abrufe aus 22 Ländern“, sagt Sesny, „Rick und Anthony haben ganz gewiss einen Nerv getroffen.“ Ihr Thema waren giftige Gase, besonders Blausäu-re. Die können bei fast jedem Feuer ent-

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stehen und neben akuten Vergiftungen auch schwere Langzeitschäden hinterlas-sen. Anthony Toro weiß das nachdrück-lich zu schildern. Er war selbst betroffen. So macht er klar: Atemschutz muss kon-sequent geübt und angewendet werden. Rick Rochford steuert dazu sein umfang-reiches Wissen über die Möglichkeiten der Detektion von Gasen bei, dem Früh-warnsystem gegen Gifte. Kernbotschaf-ten werden von knapp gehaltenen Tafeln zusammengefasst, die neben dem Video-fenster des Webinars erscheinen. Auch Bilder typischer Brand-Szenarien erschei-nen dort. Wie in einem realen Seminar-raum können die Teilnehmer während des Live-Webinars vom eigenen Compu-ter aus nachfragen und kommentieren. Knapp und auf den Punkt kommen die Fragen und Kommentare aus den Feuer-wehren, es ist ein kompakter Wortwech-sel in der Sprache der Profis.

Mit dem Webinar ist eine Vortragsform für das Internet gefunden, die sich als besonders effizient herausgeschält hat. Zwar gab es zwischenzeitlich animierte Klassenräume von Second-Life-artigem Realismus – dort hätten die Teilnehmer womöglich virtuelle Schläuche ausrol-len können. Doch die richtige Mischung aus Bewegtbild, Präsentations- und Text-elementen scheint eher mit dem Webi-nar gefunden zu sein. Es verzichtet auf Spielerei und setzt auf Konzentration auf die Inhalte: Wenn ein Redner so intensiv wie Rick Rochford Glaubwürdigkeit und Kompetenz in Worte fasst, dann funktio-niert das – egal, ob direkt im Saal oder über DSL.

Webinar: gut für Zusammen hänge

Der Hamburger Professor Rolf Schulmeis-ter hat computerbasierte Lehrsysteme seit ihren allerersten Gehversuchen begleitet.

Dutzende von Untersuchungen dazu füllen seine Publikationsliste. Schulmeister sagt, dass Webinare nicht als Ersatz für Konfe-renzen, Vor-Ort-Schulungen und das Trai-ning im Job gedacht sind – im Gegenteil: „Optimal sind sie dann eingesetzt, wenn die Teilnehmer über ihr Gebiet schon vie-les wissen und im Austausch stehen. Dann kann das Webinar ideal genutzt werden, um ihnen neueste Aspekte ihrer Fach-kenntnisse aufzuzeigen und um ihr Wis-sen zu aktualisieren.“ Entscheidend sei, sagt der Experte, dass die neuen Einsich-ten anschließend in den professionellen Gruppen vor Ort lebendig gemacht wür-den: „Man versteht den Zusammenhang im Webinar. Aber man lernt die Umset-zung vor Ort, in der täglichen Praxis.“

Das ist auch für Greg Sesny ein vor-rangiges Kriterium für den Einsatz des neuen Mediums: Es ergänzt die ständig fortschreitenden Prozesse der Verbesse- > IL

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VERTRIEB DEUTSCHLAND

HAUPTSITZ: Dräger Medical Deutschland GmbH Moislinger Allee 53–55 23558 Lübeck / Deutschland Tel. +49 1805 24 13 18* Fax +49 451 88 27 20 02 www.draeger.com * Inland: EUR 0,14/Min. aus dem Festnetz der Dt. Telekom

REGION OST Dräger Medical Deutschland GmbH Antonstraße 14 01097 Dresden Tel. +49 351 80 70 20 Fax +49 351 807 02 41

REGION WEST Dräger Medical Deutschland GmbH Im Teelbruch 103 45219 Essen Tel. +49 2054 10 40 Fax +49 2054 10 42 06

REGION SÜD Dräger Medical Deutschland GmbH Vor dem Lauch 9 70567 Stuttgart Tel. +49 711 72 59 30 Fax +49 711 725 93 98

REGION MITTE Dräger Medical Deutschland GmbH Max-Planck-Ring 25 65205 Wiesbaden Tel. +49 6122 50 90 Fax +49 6122 509 49

ÖSTERREICH Dräger Medical Austria GmbH Perfektastraße 67 1230 Wien Tel. +43 1 60 90 40 Fax +43 1 699 45 97

SCHWEIZ Dräger Medical Schweiz AG Waldeggstraße 38 3097 Liebefeld Bern Tel. +41 31 978 74 74 Fax +41 31 978 74 01

EUROPA NORD / ZENTRAL Dräger Medical GmbH Moislinger Allee 53-55 23558 Lübeck / Deutschland Tel. +49 451 882 0 Fax +49 451 882 20 80

EUROPA SÜD Dräger Médical S.A.S. Parc de Haute Technologie d’Antony 2 25, rue Georges Besse 92182 Antony Cedex, Frankreich Tel. +33 1 46 11 56 00 Fax +33 1 40 96 97 20

ASIEN / PAZIFIK Draeger Medical South East Asia Pte Ltd 25 International Business Park # 04-27/29 German Centre 609916 Singapore Tel. +65 65 72 43 88 Fax +65 65 72 43 99

MITTLERER OSTEN, AFRIKA, ZENTRAL- UND SÜDAMERIKA Dräger Medical GmbH Dubai Healthcare City P.O. Box 505108 Dubai, United Arab Emirates Tel. +971 436 247 62 Fax +971 436 247 61 90

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IMPRESSUMHerausgeber: Drägerwerk Ag & Co. KgaA, Corporate Communications Anschrift der Redaktion: moislinger Allee 53–55, 23542 Lübeck / [email protected], www.draeger.com Chefredaktion: björn Wölke, tel. +49 451 882 20 09, fax +49 451 882 39 44 Verlag: tellus PUbLIShINg gmbh Redaktionelle Beratung: Nils Schiffhauer (v.i.S.d.P.) Art Direktion, Gestaltung und Bildredaktion: redaktion 4 gmbh Druck: Dräger + Wullenwever print+media ISSN 1869-7275

Die Beiträge im Drägerheft informieren über Produkte und deren Anwendungsmöglichkeiten im Allgemeinen. Sie haben nicht die Bedeutung, bestimmte Eigenschaften der Produkte oder deren Eignung für einen konkreten Einsatzzweck zuzusichern. Alle Fachkräfte werden aufgefordert, ausschließlich ihre durch Aus- und Fortbildung erworbenen Kenntnisse und praktischen Erfah rungen anzuwenden. Die Ansichten, Meinungen und Äußerungen der namentlich genannten

Personen sowie der externen Autoren, die in den Texten zum Ausdruck kommen, entsprechen nicht notwendigerweise der Auffassung der Dräger werk AG & Co. KGaA. Es handelt sich ausschließlich um die Meinung der jeweil igen Personen. Nicht alle Produkte, die in dieser Zeitschrift genannt wer den, sind weltweit erhältlich. Ausstattungspakete können sich von Land zu Land unter scheiden. Änderungen der Produkte bleiben vorbehalten. Die ak tuellen Informationen erhalten Sie bei Ihrer zuständigen Dräger- Vertretung. © Drägerwerk AG & Co. KGaA, 2010. Alle Rechte vorbehalten. Diese Ver öffentlichung darf weder ganz noch teilweise ohne vorherige Zustimmung der Drägerwerk AG & Co. KGaA wiedergegeben werden, in einem Datensystem gespeichert oder in irgendeiner Form oder auf irgendeine Weise, weder elektronisch noch mechanisch, durch Fotokopie, Aufnahme oder andere Art übertragen werden.

> rung der Technik, ihres Gebrauchs und ihrer Integration in die Arbeitsabläufe. So kann es eine wertvolle Bereicherung für alle Berufsfelder werden, in denen lebenslanges Lernen keine neue Entde-ckung ist, sondern ein Teil des Selbstver-ständnisses. Für Lebensretter, Hersteller oder Mediziner ist das schon immer der Fall gewesen. Sie profitieren besonders. Gerade dann, wenn neue Erkenntnisse miteinander geteilt werden können – stets gibt es dabei Vorreiter, einzelne Einrich-tungen oder Abteilungen, die die ersten sind, die neue Erfahrungen mit Tech-nologien und Prozeduren machen. So, wie das Fire Department von Jackson-ville, wo Rick Rochford konsequente Gas- Detektion und optimierten Atemschutz-Gebrauch zur selbstverständlichen Rou-tine gemacht hat.

Seit kurzem auch in Deutschland

Auch in der Medizin bietet sich der Einsatz des Webinars daher an. Kliniken, die früh den technischen Fortschritt adaptieren, können wertvolles Praxiswissen mit Kol-legen teilen, wenn der Breiteneinsatz der Innovation beginnt. Neuerungen und Ver-besserungen können rasch und kostengüns-tig demonstriert werden, weil Breitband-In-ternet heute fast überall vorhanden ist und sich ein Webinar schnell und günstig produ-zieren lässt, wie Greg Sesny erläutert.

Deshalb kam die in den USA so gut angenommene neue Kommunikations-form kürzlich auch nach Deutschland: Ein Webinar zur automatischen Entwöh-nung von Beatmungspatienten in der Intensivmedizin bildete für Dräger Ende September den Auftakt. Silke Umbach

AUSBLICK WebINAre

Webinare helfen, Praxiswissen mit Kollegen zu teilen

28-30_Webinare_M 30 20.10.2010 18:31:37 Uhr

Page 31: Drägerheft - Draeger€¦ · iPhone, Atemschutz wird leichter, oP-Leuchte mit hD-Kamera, zweite haut für harte einsätze. ... SebAS D-11066-2010 t IAN b erger N IC o L e Wer N er

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Eine Falle, die schütztWährend der Narkose (mitunter auch danach) messen Sensoren kon-tinuierlich die Zusammensetzung der ein- und ausgeatmeten Luft. Die Einwegwasserfalle WaterLock 2 schützt die Gasmesstechnik vor Was-ser, Bakterien, Viren und Partikel. Mit einer integrierten Pumpe wer-den 200 Milliliter je Minute aus dem Atemstrom 1 abgezweigt und der Sensorik zugeführt. Die PTFE-Membranen 2 und 3 – mit ihren jeweils unterschiedlichen Beschaffenheiten – teilen das Probengas in einen Mess- und in einen Spülgasstrom. Die 180 Milliliter Messgas je Minute gelangen über ein Filter 4 in das Sensorsystem.

Damit das von Membran 2 zurückgehaltene Wasser diese nicht blockiert, wird es durch einen Spülgasstrom mit 20 Milliliter je Minute in einen zwölf Milliliter fassenden Behälter 5 gesogen. Dort sammelt es sich aufgrund der geringen Strömungsgeschwindigkeit. Die kleinere Membran

3 schützt auch diesen Zweig vor Wasser und Rückständen. Die dem Behälter 5 vorgeschaltete Kammer 6 reduziert Messstörungen, wie sie Druckschwankungen innerhalb der Probengasleitung vom und zum Patien ten hervorrufen können. Da die Membranen im Laufe des Einsatzes mehr oder weniger verschmutzen, ist ihre Nutzungsdauer auf vier Wochen begrenzt. Selbstversiegelnde Filter 4 und 7 schützen die Gasmessbank im Extremfall vor einem Durchschlagen der Membranen. Der mit Farb-pigmenten versetzte Superabsorber in diesen Filtern quillt unter Wasser-zufuhr und verfärbt sich blau. Das Kondenswasser wird über eine übliche Einmalspritze über den Anschluss 8 abgezogen. Die Wasserfalle wird vollautomatisch unter Verwendung von Ultraschall- und Laserschweißver-fahren gefertigt. Jedes Exemplar durchläuft eine Prüfung auf Dichtigkeit – für maximale Sicherheit.

EINBLICK ANÄSTHESIE

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U4_Wasserfalle_M 36 20.10.2010 13:18:03 Uhr