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9. Mai 2016 metall nachrichten 4. TARIFVERHANDLUNG HEUTE Früher waren Warnstreiks sofort nach Ablauf der Friedenspflicht selten. Dieses Mal – am 28. April, Punkt 0 Uhr – nicht. Fast 17 000 Beschäftigte in über 60 Betrieben legten die Arbeit nieder, zündeten Fackeln an und zogen zur örtlichen Protestkundgebung. Zum Beispiel bei Ford in Köln und Daimler in Düsseldorf, in Attendorn, Bielefeld, Dortmund, Mönchenglad- bach, Paderborn und im Siegerland. Am Montag, 2. Mai, folgten 6750 Beschäf- tigte dem Warnstreikaufruf der IG Metall. Am Dienstag, 3. Mai, waren es 35 300 Beschäftige. Und am Mittwoch, 4. Mai, nahmen 14 500 Men- schen an den Warnstreikaktionen teil. So eine gute Beteiligung hat es in der kurzen Zeit noch nicht gegeben. Kein Wunder, die Arbeitgeber haben es geschafft, in zwei Tarifverhandlungen kein verhandlungsfähiges Angebot auf den Tisch zu legen. Sollte es zunächst 0,9 Prozent mehr Geld für 12 Monate geben, waren es danach 2,1 Prozent für 24 Monate. Sogar die Arbeitgeber selbst sprachen nicht von einem verbesserten Angebot, nur von einem Alternativ-Angebot, die IG Metall von einer erneuten Provokation. Trotz guter Ertragslage, einem Reingewinn nach Steuern von 37 Milliarden Euro (2015), ei- ner überdurchschnittlich hohen Nettoumsatz- rendite von 3,6 Prozent und einer gesamtwirt- schaftlichen Wachstumsprognose für 2016 von 1,8 Prozent. Die Binnenkonjunktur trägt rund die Hälfte dazu bei. Selbst für die exportori- entierte Metall- und Elektroindustrie ist der private Konsum von großer Bedeutung. Die Branche macht 433 Milliarden Euro Umsatz im Inland, das sind 43 Prozent. Lohnerhöhungen fördern die Kaufkraft – und nützen der Metall- und Elektroindustrie. Nicht nachlassen – weiter Druck machen! Kommt alle zum Aktionstag am 12. Mai nach Köln! Raus aus dem Keller! Die Beschäftigten haben mehrheitlich ein feines Gespür dafür, was an Tarif- erhöhung drin ist. Sie haben realis- tische Erwartungen, keine Tagträume. Und deshalb empfinden sie das Arbeit- geberangebot als Provokation und als Missachtung ihrer Leistung. Schlimmer noch: Sie haben das Gefühl, für dumm verkauft zu werden. Und das nehmen sie – und wir – übel. Deshalb haben die Warnstreiks der vergangenen Tage diese ungeheure Wucht entwickelt. Und dieser Protest ist noch nicht zu Ende. Als nächstes stehen 24-Stunden-Streiks an. Die Arbeitgeber müssen raus aus dem Angebotskeller. Im eigenen Interesse. Bezirk Nordrhein-Westfalen Nr. 7 9 . Mai 2016 Bis Freitagmittag, 6. Mai, war’s unklar: Kommen die Metallarbeitgeber NRW an den Ver- handlungstisch zurück oder nicht? Sie kommen! Heute, am 9. Mai, wird weiterverhandelt. Ein Erfolg der ungewöhnlich vielen Warnstreiks in der Metall- und Elektroindustrie von NRW: 73 500 Beschäftigte in 532 Betrieben legten für Stunden die Arbeit nieder. www.metall-tarifrunde-2016.de Warnstreiks erzwingen Verhandlungen Warnstreiks erzwingen Verhandlungen für die Beschäftigten in der Metall- und Elektroindustrie NRW metall nachrichten Knut Giesler, IG Metall-Bezirksleiter NRW und Verhandlungsführer

Druck machen! Warnstreiks erzwingen Verhandlungennetkey40.igmetall.de/homepages/gummersbach.igmetall... · Arbeit nieder, zündeten Fackeln an und zogen ... Mai nach Köln! raus aus

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9. Mai 2016 metallnachrichten

4. TArIFVerHANDLuNG HeuTe

Früher waren Warnstreiks sofort nach Ablauf der Friedenspflicht selten. Dieses Mal – am 28. April, Punkt 0 Uhr – nicht. Fast 17 000 Beschäftigte in über 60 Betrieben legten die Arbeit nieder, zündeten Fackeln an und zogen zur örtlichen Protestkundgebung. Zum Beispiel bei Ford in Köln und Daimler in Düsseldorf, in Attendorn, Bielefeld, Dortmund, Mönchenglad-bach, Paderborn und im Siegerland.

Am Montag, 2. Mai, folgten 6750 Beschäf-tigte dem Warnstreikaufruf der IG Metall. Am Dienstag, 3. Mai, waren es 35 300 Beschäftige. Und am Mittwoch, 4. Mai, nahmen 14 500 Men-schen an den Warnstreikaktionen teil. So eine gute Beteiligung hat es in der kurzen Zeit noch nicht gegeben.

Kein Wunder, die Arbeitgeber haben es geschafft, in zwei Tarifverhandlungen kein verhandlungsfähiges Angebot auf den Tisch

zu legen. Sollte es zunächst 0,9 Prozent mehr Geld für 12 Monate geben, waren es danach 2,1 Prozent für 24 Monate. Sogar die Arbeitgeber selbst sprachen nicht von einem verbesserten Angebot, nur von einem Alternativ-Angebot, die IG Metall von einer erneuten Provokation.

Trotz guter Ertragslage, einem Reingewinn nach Steuern von 37 Milliarden Euro (2015), ei-ner überdurchschnittlich hohen Nettoumsatz-rendite von 3,6 Prozent und einer gesamtwirt-schaftlichen Wachstumsprognose für 2016 von 1,8 Prozent. Die Binnenkonjunktur trägt rund die Hälfte dazu bei. Selbst für die exportori-entierte Metall- und Elektroindustrie ist der private Konsum von großer Bedeutung. Die Branche macht 433 Milliarden Euro Umsatz im Inland, das sind 43 Prozent.

Lohnerhöhungen fördern die Kaufkraft – und nützen der Metall- und Elektroindustrie.

Nicht nachlassen – weiter Druck machen!

Kommt alle zum Aktionstag am 12. Mai nach Köln!

raus aus dem Keller!Die Beschäftigten haben mehrheitlich ein feines Gespür dafür, was an Tarif-erhöhung drin ist. Sie haben realis-tische Erwartungen, keine Tagträume. Und deshalb empfinden sie das Arbeit-geberangebot als Provokation und als Missachtung ihrer Leistung. Schlimmer noch: Sie haben das Gefühl, für dumm verkauft zu werden. Und das nehmen sie – und wir – übel. Deshalb haben die Warnstreiks der vergangenen Tage diese ungeheure Wucht entwickelt. Und dieser Protest ist noch nicht zu Ende. Als nächstes stehen 24-Stunden-Streiks an.Die Arbeitgeber müssen raus aus dem Angebotskeller. Im eigenen Interesse.

BezirkNordrhein-Westfalen

Nr. 7 9. mai 2016

Bis Freitagmittag, 6. mai, war’s unklar: Kommen die metallarbeitgeber NrW an den Ver-handlungstisch zurück oder nicht? sie kommen! Heute, am 9. mai, wird weiterverhandelt. ein erfolg der ungewöhnlich vielen Warnstreiks in der metall- und elektroindustrie von NrW: 73 500 Beschäftigte in 532 Betrieben legten für stunden die Arbeit nieder.

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Warnstreiks erzwingen VerhandlungenWarnstreiks erzwingen Verhandlungen

für die Beschäftigten in der metall- und elektroindustrie NrWmetallnachrichten

Knut Giesler, IG metall-Bezirksleiter NrW und Verhandlungsführer

9. Mai 2016 metallnachrichten 9. Mai 2016 metallnachrichten 32

Über 70000 Beschäftigte aus mehr als 500 Betrieben im Warnstreik

Siegen

Paderborn

Bocholt

Bielefeld

Bielefeld

Lemgo

Hagen-Hohenlimburg Düren

Grevenbroich

Köln, Christiane Benner

Witten Rheine

Dortmund

Dortmund, Knut Giesler

3.5. Mülheim

Münster

Neuss

Lippstadt

Paderborn

LohmarKöln

Rheda-Wiedenbrück

Rheine

Minden Bestwig

VelbertLohmar

Solingen

Burscheid

Unna

Duisburg

Bochum

Hemer

Hattingen

NrW-AKTIONsTAG 12. mAI

Auf nach Köln!Wenn die Arbeitgeber sich nicht bewegen, müssen wir sie bewegen! Wir müssen den Druck erhöhen, wir wollen den Arbeitgeber und der Öffentlichkeit klarma-chen, wofür wir in der Metalltarifrunde 2016 streiten.

Deshalb lädt die IG Metall NRW Beschäftigte der Metall- und Elektroindustrie zum Aktionstag nach Köln ein – Mitglieder und Noch-nicht-Mitglieder.

Abmarsch: 12 Uhr an der Deutzer WerftBeginn der Kundgebung: 13 Uhr / Ende: 14.30 UhrOrt: Heumarkt (Altstadt)Es sprechen: IG Metall-Bezirksleiter und Verhandlungsführer Knut GieslerPietro Bazzoli, Betriebsratsvorsitzender Siemens, MülheimWitich Roßmann, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Köln-LeverkusenDie Anfahrt ist kostenfrei.

Anmeldungen über die IG Metall-Vertrauensleute im Betrieb oder die IG Metall-Geschäftsstelle vor Ort.

9. Mai 2016 metallnachrichten4

www.igmetall.de/beitretenImpressum Herausgeber: IG Metall-Bezirksleitung NRW, Verantwortlich: Knut Giesler. Text: Norbert Hüsson. Layout: zang.design. Fotos: Reinhard Baldauf, Oliver Baumjohann, Sven Betz, Wolfgang Dzieran, Dirk Friedrich, Manfred Horn, Norbert Hüsson, Stephen Petrat, Tanja Pickartz, Thomas Range, Ulrike Reinker, Bernd Röttgers, Horst Schaumann, Holger Schild, Jürgen Seidel, Alex Völkel, Andreas Wessel, Thomas Wunsch, IG Metall. Druck und Vertrieb: apm AG, Darmstadt.

Gelsenkirchen

Düsseldorf

Siegen

Krefeld

Rheine

VredenPaderborn

HagenLohmar

24-Stunden-StreikDie wichtigsten Fragen und Antworten

Wer erhält Streik-unterstützung? Nur IG Metall Mitglieder. Die Höhe bemisst sich nach der Dauer der Mitgliedschaft und der Höhe der gezahlten Mit-gliedsbeiträge.

Sind Tagesstreiks ohne Urabstimmung rechtmäßig? Das Bundesarbeitsgerichts (BAG) macht keinen Un-terschied (mehr) zwischen Warnstreik und unbefristetem Streik. Voraussetzung für die Recht-mäßigkeit von Streiks und Warnstreiks sind eine Tarifforderung das Ende der Friedenspflicht ergebnislose Verhandlungen

Was unterscheidet einen Tagesstreik vom normalen Warnstreik?Die IG Metall plant in ausgewählten Betrieben Tagesstreiks – eine neue Eskalationsstufe. Sie werden vom IG Metall-Vorstand beschlossen und durch eine betriebliche Mitglieder-befragung legitimiert, sie bedürfen keiner Urabstimmung. Für die Teilnahme am Tages-streik erhalten die IG Metall-Mitglieder Streikunterstützung.

Wann sind Verhandlungen ergebnislos?Ob Verhandlungen ergebnislos verlaufen sind, kann jede Ta-rifvertragspartei für sich ent-scheiden. Wenn die IG Metall zu der Einschätzung kommt, dass allein am Verhandlungs-tisch keine Lösung erreicht wird, kann sie (Warn-)Streiks beschließen. Warnstreiks kön-nen auch verhandlungsbeglei-tend durchgeführt werden.

IG Metall-Mitglieder, die zum Tagesstreik aufgerufen werden, erhalten einen Streikausweis. Darauf ist ihr tatsächlich gezahlter Mitgliedsbeitrag vermerkt. Danach bemisst sich die Höhe der Streikunterstützung.

NEU:

Wir legen eine Schippe drauf!