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34 W Druckmarkt Schweiz 89 W Mai 2016 eit gut 20 Jahren ist der Digital- druck ein Dauerthema. So geht das Trend-Thema in diesem Jahr in Düsseldorf in seine nunmehr sechste Runde. Aber jetzt komme der eigent- liche Durchbruch, heißt es (wie schon 2000, 2004, 2008 und 2012). Und warum soll das so sein? Nur weil HP eine ganze Halle mit Digital- druck-Equipment füllt? Weil Xerox sagt, man befinde sich in einem Wachstums-Segment, weil erst 2% aller Dokumente weltweit digital ge- druckt würden? Weil Benny Landa Maschinen und Drucke zeigen will, «which will blow you away»? Das alleine wird wohl nicht ausreichen. Der eigentliche Grund liegt in den weiter schrumpfenden Auflagen und den immer enger werdenden Zeit- fenstern für immer mehr kleine Jobs. Genau das spielt dem Digitaldruck in die Hände. Der Digitaldruck könne nur dann wirtschaftlich betrieben werden, wenn er automatisiert wird, sagten die Pioniere des Digitaldrucks bereits vor 20 Jahren. Workflow-Automa- tisierung, das Vernetzen der Arbeits- abläufe und die Integration der Kun- den in den Workflow sind heute je- doch mehr denn je gefragt. Ganz gleich, ob es zusammenfassend Print 4.0, Druckerei 4.0 oder Smart Print Shop heißt. In diesem Kontext ist der digitale Druck nämlich auch nur eine Ausgabeeinheit – ein Glied in der Kette einer Drucksachenproduktion, bei der die Arbeitsabläufe davor und dahinter genauso wichtig sind, wie der Druck selbst. Denn auch wenn der Digitaldruck in all seinen Ausprä- gungen vom Trocken- oder Flüssigto- ner bis zum Highspeed-Inkjet noch so spannend sein mag – das Ge- schäftsmodell Print lebt nach wie vor vom fertigen, gebundenen Produkt und den Rechnungen, die die Kun- den auch bezahlen. DIGITALDRUCK TRITT DAS PERSONALISIEREN IN DEN HINTERGRUND? Seit Februar steht fest, dass Heidelberg und Fujifilm ihre B1-Inkjet-Digitaldruckmaschine auf der drupa präsentieren werden. Inzwischen wissen wir auch, dass Landa mehrere Maschinen in diesem Formatbereich zeigen wird und dass auch HP eine B1-Maschine bringt. Das klingt überwältigend, was die technischen Leistungen angeht. Was aber bedeutet es für den Markt? Von KLAUS-PETER NICOLAY S Bildquelle: ktsdesign | 123rf.com drupa | COUNTDOWN

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34 W Druckmarkt Schweiz 89 W Mai 2016

eit gut 20 Jahren ist der Digital-druck ein Dauerthema. So geht

das Trend-Thema in diesem Jahr inDüsseldorf in seine nunmehr sechsteRunde. Aber jetzt kom me der eigent-liche Durchbruch, heißt es (wie schon2000, 2004, 2008 und 2012). Und warum soll das so sein? Nurweil HP eine ganze Halle mit Digital-druck-Equipment füllt? Weil Xerox

sagt, man befinde sich in einemWachstums-Segment, weil erst 2%aller Dokumente weltweit digital ge-druckt würden? Weil Benny LandaMaschinen und Drucke zeigen will,«which will blow you away»? Dasalleine wird wohl nicht ausreichen. Der eigentliche Grund liegt in denweiter schrump fenden Auflagen undden immer enger werdenden Zeit-fenstern für immer mehr kleine Jobs.Genau das spielt dem Digitaldruck indie Hände.

Der Digitaldruck könne nur dannwirtschaftlich betrieben werden,wenn er automatisiert wird, sagtendie Pioniere des Digitaldrucks bereitsvor 20 Jahren. Work flow-Automa -tisierung, das Vernetzen der Arbeits-abläufe und die Integration der Kun-den in den Workflow sind heute je-doch mehr denn je gefragt. Ganzgleich, ob es zusammenfassend Print4.0, Druckerei 4.0 oder Smart PrintShop heißt. In diesem Kontext ist derdigitale Druck nämlich auch nur eine

Ausgabeeinheit – ein Glied in derKette einer Drucksachenproduktion,bei der die Arbeitsabläufe davor unddahinter genauso wichtig sind, wieder Druck selbst. Denn auch wennder Digitaldruck in all seinen Ausprä-gungen vom Trocken- oder Flüssigto-ner bis zum Highspeed-Inkjet nochso spannend sein mag – das Ge-schäftsmodell Print lebt nach wie vorvom fertigen, gebundenen Produktund den Rechnungen, die die Kun-den auch bezahlen.

DIGITALDRUCKTRITT DAS PERSONALISIEREN IN DEN HINTERGRUND?Seit Februar steht fest, dass Heidelberg und Fujifilm ihre B1-Inkjet-Digitaldruckmaschine auf der drupa präsentieren

werden. Inzwischen wissen wir auch, dass Landa mehrere Maschinen in diesem Formatbereich zeigen wird und

dass auch HP eine B1-Maschine bringt. Das klingt überwältigend, was die technischen Leistungen angeht. Was aber

bedeutet es für den Markt?

Von KLAUS-PETER NICOLAY

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Bildquelle: ktsdesign | 123rf.com

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Druckmarkt Schweiz 89 W Mai 2016 W 35

Ehrlich gemeinte Fragen

Doch auch ohne diese Erkenntnissebleiben knapp 23 Jahre nach der Vor-stellung der ersten Digitaldruckma-schinen noch immer grundlegendeFragen. Zum Beispiel, wie es sein kann, dassein geschätztes Drittel aller Investi-tionen der grafischen Industrie zur-zeit in den Digitaldruck fliesst, derOutput jedoch gerade einmal 2% dermit Offsetmaschinen produziertenSeiten beträgt? Oder: Wenn von diesen 2% noch im -mer weniger als 10% personalisiertwerden – liegen die Qualitäten desDigitaldrucks nicht vielleicht dochauf anderen Gebieten als beim Per-sonalisieren oder Individualisieren?Ist die aktuelle Zielrichtung vielleichtdoch der Auflagendruck?Und die Frage, die sich für Druckun-ternehmen generell stellt: Funktio-niert das Geschäftsmodell – Druck-sachen in hoher Qualität, in kurzerZeit zu Konditionen, die der Marktvorgibt – in den nächsten fünf oderzehn Jahren noch? Und wenn nein,braucht man dann, um sich zu ver-ändern, unbedingt eine Highspeed-Inkjet- oder eine digitale B2- oderB1-Maschine?

Warum betreiben die Unternehmen,die in Highspeed-Inkjet investiert ha -ben, Geschäftsmodelle, die mit demDruck der vergangenen Jahrzehntenicht mehr viel zu tun haben? SindMarktsegmenten wie Lagerlogistik,Versand, Direktwerbung oder Sicher-heitsdruck die wesentlichen Märkte?Und warum nicht die Segmente, dieder Branche traditionell näher ste-hen?Und warum werden jetzt so viele Di-gitaldruckmaschinen für den Verpa -ckungsdruck angekündigt?

Was ist zu erwarten?

Auf diese Fragen geben die jetzt an-gekündigten Systeme kei ne Antwor-ten. Es wird erst einmal geklotzt.Denn die B2-Maschinen haben sichnoch nicht einmal im Markt durch-gesetzt, da stellen die Entwicklungenim Format B1 das Top-Thema derletzten drupa, eben die Ankündigungvon B2-Maschinen, in den Schatten.B2-Maschinen werden aber natürlichauch auf der kommenden Messe zusehen sein. Gereift, weiterentwickeltund für den täglichen Gebrauch ge-eignet. Gleichzeitig ist aber zu erkennen,dass grosse Formate nicht nur im

Ink jet machbar sind. Denn währenddie Heidelberg Primefire das Substratdirekt via Inkjet-Druckköpfen bebil-dert, drucken die Maschinen vonBen ny Landa indirekt auf den Be-druckstoff und auch HP Indigo arbei-tet mit dem Modell 50000 nach dembewährten Prinzip über das Gummi-tuch und mit der pas tösen Electro-Ink. Die Spekulationen der letztenMo nate, dass wir im Format ober-halb A3+ nur noch Inkjet-Maschinensehen werden, hat sich also schoneinmal nicht bewahrheitet. Gewiss ist aber, dass die Herstellerlängst nicht alle Karten offengelegthaben. Vor allem die, die zur drupaMediaWeek Anfang März angetretenwaren. Verständlich, denn wer lässtdrei Monate vor der Messe schon al -le Katzen aus dem Sack?So kündigte Kodak zu diesem drupa-Presse-Event in Düsseldorf eine neueInkjet-Plattform an, um zwei Wochenspäter mitzuteilen, man wolle dasTintenstrahl-Geschäft abstossen. Canon, Fujifilm, Konica Minolta undRicoh blieben auf derselben Veran-staltung mit ihren Weiterentwicklun-gen weitestgehend auf dem Bodender Erwartungen und HP liess nichtsunversucht, von seinen Drucktechni-ken ab zulenken. Stattdessen kün-

digte man Print OS, ein Manage-ment-System für alle Druckaktivitä-ten an. Bei Xerox soll es auch eineneue Bogen-Inkjet-Maschine geben:im Format B3. Keine Ankündigungen also, die einenvom Hocker geholt hätten. Dafürging es Ende März und im April rund.Heidelberg und Fujifilm hatten ihreB1-Inkjet-Bogenmaschine ja bereitsim Februar vorgestellt. Inzwischenhat Landa mehrere B1-Maschinen inBogen und Rolle angekündigt undKomori kommt mit einer Landa-lizen-sierten B1-Bogenmaschine. Auch HP Indigo legte mit einer B1-Maschine und zig weiteren Modellennach. Das könnte also wohl dochnoch ein heisser Tanz werden.

Mit Kanonen auf Spatzen?

Vor allem vor dem Hintergrund, dass(wenn es denn wirklich stimmen soll -te) erst 2% aller Dokumente digitalgedruckt werden. Auf diesen schein-bar kleinen Markt stürzen sich nunalle mit immer mehr und grösserenMaschinen. Wird da nicht mit Kano-nen auf Spatzen geschossen? Wersoll denn all die Maschinen kaufenund einsetzen?

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nur zwei Antworten. Erstens: Die 2%Digitaldruck-Anteil sind ein so gros-ser Markt, dass er lukrativ genug ist.Denn geht man von rund 800 Mrd. $Weltmarktvolumen für Drucksachen(einschliesslich Ver pa ckungen) aus,sind das immerhin 16 Mrd. $ mit ho -hem Wachstumspotenzial. Zweitens:Jetzt werden die Geschütze in Stel-lung gebracht, um später einmalrichtig loszuballern. Wer diese Pustenicht hat, wird in der Schlacht umMarktanteile, wenn es dann einmalso weit ist, alt aussehen. Was Kodakdazu bewogen haben mag, die Flinte(keine Kanone) ins Korn zu werfen.

Märkte nehmen Fahrt auf

Doch die Marktentwicklung scheintzumindest im B2-Bereich inzwischenFahrt aufgenommen zu haben. Fuji-film berichtet von weltweit 70 instal-lierten Jet Press, HP Indigo von 300Installationen seiner drei B2-Model -le, wobei die HP Indigo 10000 zurund 70% im Akzidenzdruck, 20% imFotosegment und 10% im Bücher-druck eingesetzt würden. Diese jetzt bei Druckereien installier-ten Maschinen lassen ein Ge fühl da -für aufkommen, dass es wohl zu har-ten Auseinandersetzungen zwischenOffset- und Digitaldruck kommenwird. Denn die digitalen Sys teme tre-ten gegen die Offsetmaschinen vonHeidelberg, KBA, Komori, manrolandund Ryobi an, die ihrerseits die Auf-lagengrenze immer weiter nach un -ten schrauben. Doch die Verkäufe indiesem klassischen Offset-Formatbe-

reich halten sich in Grenzen. EinIndiz dafür, dass sich der Markt durchdie digitalen B2-Modelle möglicher-weise neu orientiert? Zumindest einBeleg dafür, dass es bei den digitalenB2-Modellen sehr wohl um Jobs innicht mehr ganz so kleinen Auflagengeht. Bei 500 bis 1.000 Exemplarenhaben sich die Einschätzungen ein-gependelt.Kaufbare Maschinen im B2-Formatkommen heute von Fuji film, HP In -digo und Screen. Ko ni ca Minolta undKomori mit der baugleichen Maschi -ne werden die KM-1 respektive IS29ab der drupa 2016 aktiv vermarkten.Rechnet man allerdings die digitalenRollenmaschinen dazu, die das B2-Format abdecken, er weitert sich derKreis um Canon, HP, KBA, Kodak,Ricoh, Xeikon und Xerox.Das sieht im B1-Format natürlich et -was anders aus. Doch hier geht eszu nächst einmal darum, herauszufin-den, wo sich interessante Märkte an-bieten. Wenn nur von Verpackungendie Rede ist, kann man das gerneglauben – festgeschrieben ist dasnoch lange nicht.

Die Anwendungen

Schon mit dem Sprung in die Format-klasse B2 hatten die Digital druck - maschinen ihr ‹Copyshop-Ima ge› ab-gelegt. Es sind ausgewachsene in -dustrielle Produktions systeme, die esin Grösse, Ge wicht und Preis mit denanalogen Pendants aufnehmen. Undneben den Investitionskosten liegtauch die Qualität auf Offset-Niveau.

Verpackungs drucker? Der Digital-druck spielt hier erst in Nischen- undLabor-Anwendungen eine Rolle. Fürihre ‹Brot- und Butter-Jobs› werdensie blendend von KBA und Heidel-berg mit Offsetmaschinen bedient. Online-Drucker? Die verdienen ihrGeld ebenfalls mit dem Offsetdruckund sehen den Digitaldruck bishernicht in ihren eingespielten Arbeits-

abläufen, sondern eher in speziellenWorkflows. Mailing- oder Verlagshäuser? De -ren Märkte gehen zurück oder sindeher überschaubar. Akzidenzdrucker? Die haben keinGeld (sagt man). Selbst wenn diese Einschätzungenüberspitzt dargestellt sind, gibt esauf die Frage ‹Wer kauft denn nun?›

Noch wissen wir viel zu wenig, um die neuen B1-Maschi-nen wirklich einordnen zu können. Doch die Landa S10(links) oder die HP Indigo 50000 sind ausgewachsene Ma-schinen, die es in Grösse, Ge wicht und Preis mit ihrenanalogen Pendants aufnehmen werden.

Die HP Indigo 50000 ist möglicherweise nur eine Übergangslösung: Sie ist im Grunde genommen eine Adaption der HP Indigo 20000.

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Gemeinsames Ergebnis der erfolgreichen Partnerschaft von Fujifilm und Heidelberg: das neue Inkjet-Sys -tem im B1-Format, die Heidelberg Primefire 106, für die indus trielle Produktion digitaler Druck-Erzeug-nisse.

Mit den jetzt angekündigten B1-Ma-schinen werden diese Dimensionennoch einmal übertroffen. Die Ma-schinen werden natürlich auch un-gleich grösser und teurer werden. Al-lerdings ist der Zielmarkt dieser Ma-schinen ja auch nicht der Gelegen -heits dru cker, sondern es sind ausge-wachsene, indus triell aufgestellteDruckereien.

Deshalb haben Digitaldruckma schi -nen der B2- und B1-Klasse auch fürbis he r reinrassige Offset-Druckerund ‹Gemischtbetriebe› einen gewis-sen Reiz. So könnte es für Offsetdru -cker leichter wer den, vorhande nesEquipment im Finishing zu nutzenund die Workflows weitestgehendbeizubehalten. Denn Digitaldruck indiesen Dimensionen be deutet, dass

nicht mehr Inline, son dern in klassi-scher Weiterverarbeitungs-Manierproduziert werden muss. Damit ändert sich der Produktions-ablauf für den Digitaldruck grundle-gend und der Charme einer schnel-len Inline-Produktion von Broschü-ren löst sich in Luft auf. Deshalbmuss auch erst gar nicht über mög-liche Anwendungen der B1-Maschi-

nen spe kuliert werden. Es sind ge -nau die gleichen wie im Offsetdruck,angereichert mit den Mög lichkeitendes Digitaldrucks. Und das wird auch seinen Preis ha -ben. Während eine digitale Druck-maschine im Format A3+ für einegestandene Druckerei eine eher bei-läufige Anschaffung ist, sieht es beiden Modellen ab B3 anders aus. .

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Schon die aktuellen B2-Maschinensind nicht unter rund 1,0 Mio. Euro(je nach Peripherie auch deutlichmehr) zu bekommen. Bei den B1-Modellen sind zwar noch keine Prei -se bekannt, es wird aber schon da -rüber spekuliert, dass es hier um In -ves titionen um die 3 Mio. Euro geht.

Die Produktivität

Könnte man jetzt also unbekümmertdavon ausgehen, es sei völlig gleich-gültig, ob im Offset- oder Digital-druck produziert wird? Eine ge wissePortion Skepsis ist angebracht. Eine Fujifilm Jet Press 720S produ-ziert beispielsweise 2.700 Bg/h, wo -bei kein Wendebetrieb möglich ist.Die Produktivität einer HP Indigo10000 liegt beim einseitigen, vierfar-bigen Druck bei 3.450 Bg/h (doppel-seitig 1.725), was noch nicht einmaleinem Viertel einer Offsetmaschineentspricht. Dennoch ist der beidseitige Druck eininteressantes Feature, das insbeson-dere die Digitaldrucksysteme von HPIndigo ausspielen: Bis zu sieben Far-ben in einem Durchgang beidseitigsind ein nicht zu übersehender Vor-teil. Im Offsetdruck hat man in die-sem Format eher selten von einer 14-Farben-Wendemaschine gehört.

Und der Highspeed-Inkjet?

Lassen sich beim digitalen oder Off-set-Bogendruck noch echte Verglei-che heranziehen, wird es bei denHighspeed-Inkjet-Rollenmaschinenerheblich schwerer. Denn ein direkterVergleich mit ausgewachsenen Rol-lenoffsetmaschinen scheidet alleineschon wegen der gravierenden Ge-schwindigkeitsunterschiede und Pro-duktivität aus. Also werden Inkjet-Rollen gerne in Relation zu Offset-Bogenmaschinen gestellt. Was zu -weilen höchst merkwürdige Aus-wüchse hat. Dabei hangelt sich die Argumentati-onskette im mer an drei Faktoren ent-lang, die so sein müssten wir im Off-setdruck: Druckqualität, Medienviel-falt und Wirtschaftlichkeit. Damit be-ginnt die Verwirrung.

HP UND HP INDIGOMIT NEUEN LÖSUNGEN DEN ENDGÜLTIGENDURCHBRUCH FEIERNSeit 1993 hat Indigo, ab 2001 als HP Indigo, mit seinen Kunden neue Anwendungen im Digital-druck geschaffen und Märkte gestaltet. Zur drupa 2016 rechnet HP Indigo damit, dass die letzten Zweifel an der Technologie ausgeräumt und der endgültige Durchbruch des Digital-drucks gefeiert werden können.

Als grösster Austeller der drupa hat sich HP dafür schoneinmal in Position gebracht. Auf 6.200 m² Standflächein Halle 17 will der Hersteller den aktuellen Stand inSachen Digitaldruck vermitteln und dazu insgesamt 51Maschinen zeigen.

Jürgen Freier, der als Regional BusinessManager bei der HP Deutschland GmbHdie DACH-Region betreut, lässt keine Zwei-fel daran, dass diese drupa den endgülti-gen Durchbruch für den Digitaldruck brin-

gen wird. So sei das Druckvolumen auf den installiertenHP-Indigo-Maschinen innerhalb der letzten vier Jahreum 50% auf 30 Mrd. A4-Seiten gestiegen. Und nichtsspreche gegen weiteres Wachstum, weil der Digital-druck bei kleinen Auflagen, kurzen Lieferzeiten und deraufziehenden Mass-Customization im Trend liege.

300 B2-MASCHINEN Zum Wachstum des Druckvolu-mens haben sicherlich auch die imposanten Verkaufs-zahlen beigetragen. Dabei hätten die Systeme auchwirtschaftlich an Attraktivität gewonnen, da die Klick-preise in den letzten vier Jahren um etwa 10% gefallenseien und sich der Break-even-Point weiter zugunstendes digitalen Drucks verschoben habe.Darüber hinaus sei ab Sommer 2014 das Interesse amB2-Format sprunghaft gestiegen. Viele Kunden habennach der Einschätzung von Jürgen Freier gewartet, bisdie Sys teme die gewohnte Stabilität erreicht hätten.Mittlerweile sind 300 digitale Druckmaschinen von HPIndigo im B2-Format weltweit im Einsatz, wobei über250 Stück auf die HP Indigo 10000 entfallen.

Bei diesen Systemen liege der Break-even (je nach An-wendung) bei einigen 1.000 Exemplaren.

DER NÄCHSTE FORMATSPRUNG Nun hat auch HPeinen neuerlichen Formatsprung und das B1-Format an-visiert. «Aus dem Einstieg in das B2-Format wissen wir,dass es mindestens zwei Jahre dauert, bis der Markt fürsolche Lösungen aufbereitet ist», sagt Jürgen Freier. Beider HP Indigo 50.000 wurde im Wesentlichen auf dieHP Indigo 20000 zurückgegriffen. Da die Rollenma-schine mit einer Bahnbreite von 76 cm auch für den Ak-zidenzdruck einsetzbar ist, wurden zwei Einheiten da -von in Reihe geschaltet, woraus die 50000 für denSchön- und Widerdruck entstanden ist. Aus Sicht von

Erik Brammer, Produkt Manager Com-mercial Sheet-fed Presses, sei es wichtig,das Segment zu besetzen und vom Marktzu lernen. Die Musik werde aber weiterhinim B2-Format spielen.

MEHR QUALITÄT Neben dem ‹Versuchsballon B1› hatHP Indigo sein Angebot um die drei BogenmaschinenHP Indigo 12000, 7900 und 5900 Digital Press und imRollendruck um die WS6800p für Foto-Anwendungensowie die weiterentwickelte 20000 in einer Version fürden Akzidenzdruck erweitert. Zur drupa kommt zudemdie High Definition Laser Array (HDLA), die die Auflö-sung auf 1.600 dpi verdoppelt. Dieses Feature soll ab2017 auf der B2-Maschine 12000 verfügbar sein. Obdie höhere Auflösung auch für kleinere Formate erhält-lich sein wird, ist noch offen.Durch den Einsatz eines Primer lassen sich laut HP jetztnahezu alle Materialien bedrucken. Dies schliesst auchKunststoffe, metallisierte Trägermaterialien, Leinwändesowie schwarze und farbige Materialien bis 550 µ ein.Der Einsatz des Primers geht aufgrund einer weiterenZylinderumdrehung allerdings zu Lasten der Produkti-vität. Hier muss ein Minus von 25% einkalkuliert wer-den. Durch den Druck im EPM-Modus kann diesesManko aber wieder ausgeglichen werden. Dabei wirdauf Schwarz verzichtet und nur mit CMY gedruckt, wasnicht bei allen Aufträgen möglich sei. «Es gibt aller-dings Kunden, die bis zu 95 Prozent ihrer Aufträge imEPM-Modus produzieren», so Erik Brammer.

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HP hat auch seine Highspeed-Rollensyste me weiter verbes-sert und erreicht nun eine Auflösung von 2.400 dpi.

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Denn ob heute im Highspeed-Inkjet-Druck wirklich Offsetqualität erzieltwerden kann, ist noch immer um-stritten. Selbst Anwender stellen dasin Frage. Was aber nicht zuletzt an den Papie-ren liegt. Bei der Medienvielfalt ver-weisen viele Hersteller nach wie vorauf laufende Labortests oder eigeneZertifizierungen, deren Fokus auf ge-strichenem und ungestrichenem Off-setpapier, Digitaldruckpapier so wievorbehandelten und recycelten Sub-straten liege. Doch selbst dabei stelltsich die Frage: Von beispielsweise 30Papiersorten sind in Mitteleuropamöglicherweise nur ein Drittel über-haupt zu beziehen und nachdem sichZiegler Papier auch noch aus derHerstellung entsprechender Papierezurückgezogen hat, wird es um dieVielfalt und Auswahl an Papierenwirklich eng. Da stellt sich schon die Frage, was daeigentlich entwickelt wurde? Ma-schinen, die drucktechnisch funktio-

nieren, aber aufgrund mangelnderPapiere eben doch nicht einsatzfähigsind? Gelöst wird das Problem dermangelnden Vielfalt an für den Ink-jet-Druck geeigneten (oder bezahl-baren) Papieren dann durch den Ein-satz von Primern. Was aber entwederzu Lasten der Produktivität geht, dieKosten erhöht oder beides mit sichbringt. Beim Thema Wirtschaftlichkeit gehtes dann so richtig quer durch Krautund Rüben. So gab kürzlich ein Her-steller auf einer Veranstaltung dieDurchlaufzeit eines Jobs im Offsetmit 72 Stunden an, die mit der eige-nen Inkjet-Technologie gerade malmit sechs Stunden. Sollten diese Zah-len stimmen, müssten die Offset-drucker aber reichlich pennen oderauf Techniken von vor 20 Jahren set-zen – ohne CtP, automatischen Plat-tenwechsel und wahrscheinlich auchohne Wendung oder Trocknung.Wer solche Vergleiche in die Weltsetzt, handelt grob fahrlässig, wenn

er nicht Ross und Reiter wie Auflage,Produktions-Equipment etc. nennt.Unvollständigen Vergleiche sind da -her eher ungeeignet, dem High -speed-Inkjet auch nur den Touch vonSeriosität zu geben. Allerdings, dassei an dieser Stelle auch gesagt, kal-kulieren nicht alle Hersteller so ober-flächlich, sondern sind um echte Ver-gleichbarkeit bemüht.

Wettbewerb um Auflagen

Die technische Seite samt Wirtschaft-lichkeitsberechnungen ist aber nurdie eine Seite der Medaille. Die an-dere Seite ist die Vermarktung derDruck-Er zeug nisse – eine Trennungzwischen Digital- und Offsetdruckerist ohnehin nahezu unmöglich. Undnachdem der Digitaldruck das überJahre als ausreichend definierte A3-Format verlassen hat, muss noch ge-nauer kalkuliert werden, wann sichwelches Sys tem für welche An wen -dung überhaupt eignet.

Der Kampf zwischen Offset- und Di-gitaldruck geht damit in die nächs teRunde. Und es wird immer deutli-cher, dass der Wettkampf nun dochbei den Auflagen ausgetragen wirdund der digitale Druck nicht mehrnur auf seine typischen Eigenschaf-ten wie Print-on-Demand oder Indi-vidualisierung reduziert wird. Perso-nalisierung tritt in den Hintergrund,weil es der Markt nicht hergibt. Dennoch: Der Digitaldrucks wird inallen Segmenten wachsen und ausden Spatzen, auf die man heute nochmit Kanonen zielt, werden unverse-hens Vögel beachtlicher Grösse. Vonspleenigen ‹Aussenseitern›, die sichmit dieser Technologie auseinander-setzen, kann ohnehin längst keineRede mehr sein. Es sind neben ge-standenen Druckmaschinenherstel-lern ebenso gestandene Druckereienmit von der Partie.

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