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DAS MAGAZIN DER DEUTSCHEN UMWELTHILFE Die Anti-AKW-Bewegung lebt auf Erfolg für Naturschützer an der Havel Neuer Streit um Umweltzonen Biodiversitätsstrategie jetzt umsetzen!

DUHwelt 1/2010

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Aus dem Inhalt: •Biodiversitätsstrategie jetzt umsetzen! •Die Anti-AKW-Bewergung lebt auf •Erfolg für die Naturschützer an der Havel •Neuer Streit um Umweltzonen Der Alpenbock begleitet dieses Heft: Er ist die "unbekannte Tierart" in dieser Ausgabe

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DAS MAGAZIN DER DEUTSCHEN UMWELTHILFE

Die Anti-AKW-Bewegung lebt auf

Erfolg für Naturschützer an der Havel Neuer Streit um Umweltzonen

Biodiversitätsstrategie jetzt umsetzen!

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Ihr

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Auf ein Wort...

Prof. Dr. Harald Kächele Bundesvorsitzender Deutsche Umwelthilfe e.V.

Liebe Leserin, lieber Leser,

was im Strommix die Kohlekraftwerke, sind auf unseren Straßen die überschwe-ren, übermotorisierten Karossen mit ihren CO2-Emissionen weit jenseits des technisch Möglichen und klimapolitisch Hinnehmbaren. Obwohl die DUH seit Jahren auf die verheerende Vorbildwirkung hinweist, haben sich die meisten unserer Spitzenpolitiker bis heute nicht dazu durchringen können, von diesen Klimakillern Abschied zu nehmen und auf spritsparende und damit weniger klimaschädliche Dienstfahrzeuge umzusteigen.

Hessens Ministerpräsident Roland Koch schoss bei der diesjährigen DUH-Umfrage unter Spitzenpolitikern den Klima-Vogel ab, seine Dienstkarosse hat einen CO2-Ausstoss von 348 Gramm pro Kilometer und damit weit mehr als das Doppelte des von der EU angestrebten Höchstwerts von 140 Gramm.

Macht nichts, die nächste Hessenwahl liegt wohl noch in ferner Zukunft. Aber wer ist auf Platz zwei der Negativliste? Der wahlkämpfende NRW-Minister-präsident Jürgen Rüttgers. Er nutzt ebenfalls einen Klimakiller der schlimme-ren Art, sein Premium-Fahrzeug bringt es immerhin auf 324 Gramm CO2 pro Kilometer. Die Auskunft darüber erhielt die DUH nicht etwa freiwillig, sondern erst infolge einer Gerichtsentscheidung.

Die Haushalte von Bund und Ländern weisen eigentlich nur moderate Maximal-preise für die Anschaffung von Dienstlimousinen aus. Aber diese Vorschriften werden in der Realität durch opulente Rabatte der Autohersteller von bis zu 70 Prozent unterlaufen. Derartige Vergünstigungen sind nichts anderes als ein verdecktes Industriesponsoring.

Sprechen wir über etwas Erfreulicheres: Unser bundesweiter Kommunalwett-bewerb „Bundeshauptstadt im Klimaschutz“ ist angelaufen. Auch hier geht es um Vorbildwirkung. Wir gehen in dem Wettbewerb der Frage nach, welche Städte und Gemeinden ein insgesamt überzeugendes Konzept für den Klima-schutz entwickeln, verwirklichen und ausbauen.

Der Wettbewerb ist anspruchsvoll und die teilnehmenden Kommunen müssen auch kritische Fragen beantworten. Aber es lohnt sich, denn es geht darum, echte Vorbilder im Klimaschutz zu entdecken und öffentlich auszuzeichnen. Die Klimabilanz des öffentlichen Fuhrparks spielt dabei natürlich auch eine Rolle.

Nach soviel automobiler Thematik wünsche ich Ihnen einen schönen Frühling und möglichst viele autofreie Tage.

Ihr

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INHALT

Seite 34

Seite 16

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Green IT in Kommunen – wie geht das?■ Wenn Kommunen nach Energiesparmöglichkeiten su-chen, müssen sie auch an die eigene Verwaltung denken. Dass an Büroarbeitsplätzen CO2-Emissionen in erheblicher Größenordnung vermieden werden könnten, ist mancher-orts noch unbekannt. Die DUH fragt nach.

Rettung in höchster Not ■ Als Fluss kann man den Jordan kaum noch bezeich-nen. Abwasser-Rinnsal wäre das passende Wort. Inter-nationale Naturschutzexperten, darunter der Global Nature Fund, kämpfen für das heilige Gewässer und begegnen bürokratischen und politischen Widerständen.

Seite 25

DUH AKTUELL6 Kohlekraftwerksprojekte weiterhin auf Talfahrt

6 Eisbären auf schwankenden Schollen

7 Meeresschildkröten-Auswilderung geglückt

7 Kommunen für biologische Vielfalt

7 Papierfabrik am Baikalsee nimmt Produktion wieder auf

7 Impressum

IM BLICKPUNKT 8 Schutz der biologischen Vielfalt – Taten statt Worte

NATURSCHUTZ 12 Totes Holz – neues Leben Historische Waldbauformen sorgen für ökologische Vielfalt

14 Naturschutzarbeit in der Slowakei: Wildnis für Bären und Wölfe

15 Leserbrief zur DUHwelt 4/2009

16 Neue Chancen für den Schwarzstorch

17 Gibt es „Killermasten“?

LEBENDIGE FLÜSSE 18 An der Havel gewinnt der Naturschutz

20 Von Fischen und Frachtern Umweltbildung am Neckar

21 Güterschifffahrt kehrt der Elbe den Rücken

GLOBAL NATURE FUND22 Borneo leidet unter Regenwaldzerstörung und Klimakatastrophen

23 Hannover 96 unterstützt die Aktion „Sauberes Trinkwasser für Kinder in Kenia“

24 Indiens zweitgrößter See vor dem Kollaps

25 Rettung in höchster Not – Nachhaltiges Wassermanagement für einen „lebendigen“ Jordan

26 Europäische Kampagne für Unternehmen und biologische Vielfalt

Neue Chancen für den Schwarzstorch■ Der dunkle Bruder des Weißstorchs galt den Men-schen früher als böses Omen für Krieg und Epidemie. Für zeitgenössische Vogelkenner ist sein Vorkommen ein Beleg für den guten Zustand vom Feuchtwald, in dem er lebt. Nicht ohne Grund ist der Schwarzstorch extrem selten: Menschliches Wirken beschneidet die ökologisch wertvollen, feuchten Wälder.

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INHALT

„UNBEKANNTE“ TIERART28 Sonnige alte Buche gesucht! Der seltene Alpenbock ist ein Totholzspezialist.

ENERGIE UND KLIMA 30 KettenreAktion gegen längere Reaktorlaufzeiten

31 Vom Ziel her denken – Kommentar von Rainer Baake

32 Akkus in großer Dimension

33 Wildnisschutz ist Klimaschutz

34 Green IT in Kommunen – wie geht das?

35 Prima Klima – dank neuer Netzwerktechnik

35 Sonnige Börsenzeiten

36 Ausschalten, aber richtig!

38 Bioenergie – die großen Energieversorger denken um

HAND IN HAND-FONDS 40 Biokaffee-Anbau hilft afrikanischen Kleinbauern aus der Armut

41 DUH-MARKT

KREISLAUFWIRTSCHAFT42 Mehrweg schützt Umwelt und stärkt Wirtschaft

43 Getränkekartons: Noch ökologisch vorteilhaft?

VERKEHR44 Bahn fährt beim Klimaschutz auf Sparflamme

45 Bessere Luftqualität in Umweltzonen

MENSCHEN FÜR NATUR

46 Althandy-Sammlung: Die Umwelt gewinnt doppelt

JAHRESBERICHT/UMWELT ERLEBEN47 DUH-Jahresbericht 2009 erschienen

47 GEO-Tag der Artenvielfalt

47 Wandern und Naturgenuss

Mehrweg schützt Umwelt und stärkt Wirtschaft■ Simpel, aber wahr: Wer Saft, Mineralwasser oder Milch aus der gläsernen, wieder befüllbaren Flasche trinkt, schont Ressourcen. Die kreislauffähigen Fla-schen sind von den umweltschädlicheren Konkurren-tinnen jedoch oft schwer zu unterscheiden.

Biokaffee-Anbau hilft afrikanischen Kleinbauern aus der Armut■ Ungerechte Handelsbeziehungen verursachen men-schenunwürdige Lebenssituationen, zum Beispiel im Kaffeeanbauland Elfenbeinküste. Hunger und Mangel an sauberem Trinkwasser beherrschen dort den Alltag vieler Kleinbauernfamilien. Aus eigener Kraft können sie ihre Not nicht beenden.

Bahn fährt beim Klimaschutz auf Sparflamme ■ Neuer Bahnchef – altbekannte Konzepte. Rüdiger Grube kündigte an, dass die Bahn bis 2050 CO2-neutral fahren werde. Wie der Mehdorn-Nachfolger sein Ziel erreichen will, bleibt ein Rätsel.

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DUH AKTUELL

Widerstand wirkt

Erschreckend

■ Die Eisperiode hat sich in der Beau-fort-Region am Nordpolarmeer seit 1979 um insgesamt 13 Tage verkürzt – deshalb finden die Eisbären dort im-mer weniger See-Eis vor. Die See friert in dieser Region immer später zu und schmilzt immer früher.

Während einer Langzeitstudie aus der Beaufortsee im Nordpolarmeer (vorge-stellt im Fachmagazin Arctic - online) wurden 90 Prozent der Tiere im Zeit-raum von 1997 bis 2005 schwimmend im Wasser gesichtet. In den Jahren 1979 bis 1987 war das dagegen nur bei zwölf Prozent der entdeckten Eisbären der Fall gewesen. „Das zeigt, dass es eine Ver-schiebung des Lebensraumes gegeben hat“, schließt daraus eine der beiden Studienautoren, die Polarbiologin Karyn Rode vom US Fish and Wildlife Service in Anchorage. Durch die Verschiebung

■ Der Anti-Kohlekraft-Bewe-gung ist es in den vergange-nen zwölf Monaten gelungen, sieben Kraftwerksvorhaben zu stoppen. In Berlin, Kiel, Emden, Mainz, Dörpen,

Lubmin und Stade werden ursprünglich geplante Kohleblöcke nun nicht gebaut. Das erspart dem Klima jährlich mehr als vierzig Millionen Tonnen Kohlendioxid und das über Kraftwerkslaufzeiten von vierzig Jahren und mehr. Die DUH ist an diesem Ergebnis maßgeblich beteiligt.

Aktuell zeichnet sich ab, dass auch das Steinkohlekraftwerk in Düsseldorf nicht weiter verfolgt wird, nachdem die Stadt-werke nunmehr die Projektentwicklung eines Gasblocks für den Standort ausge-schrieben haben.

Anfang Februar beendete der Energie-versorger GDF Suez sein Kohlekraft-werksprojekt im niedersächsischen Stade. Der französische Konzern be-gründete seinen Rückzug mit natur-

Kohlekraftwerksprojekte weiterhin auf Talfahrt

schutzfachlichen Konflikten bei der Kühlwasserentnahme aus der Elbe so-wie zu hohen Schallschutzauflagen. Die lokale Bürgerinitiative hatte 2008 vor Gericht die Aufhebung des Bebauungs-plans erstritten und bewirkt, dass die Umweltauswirkungen des Kraftwerks neu untersucht und bewertet werden müssen.

Schwankende Schollen

Wie berichtet (DUHwelt 4/2009) steht das Kraftwerk in Mainz vor dem finan-ziellen Aus. Die neue Mainzer Stadt-regierung aus SPD, FDP und Grünen hat den kommunalen Energieversorger KMW aufgefordert, das Genehmigungs-verfahren für das Projekt auf der Ingel-heimer Aue zu beenden.

Auch die Pläne für einen Steinkohle-block in Dörpen (Emsland) sind vom Tisch. EnBW und die schweizerische BKW haben das Projekt Anfang Dezem-ber 2009 aus ökologischen und ökono-mischen Gründen aufgegeben. Die Auf-stellung eines Bebauungsplans für das Kraftwerk ist damit hinfällig. Die DUH widerlegte mit naturschutzfachlichen, gesundheitlichen, klimapolitischen und energiewirtschaftlichen Argumenten so-wohl die Genehmigungsfähigkeit des Bebauungsplans als auch des Kraftwerks und trug maßgeblich dazu bei, dass der Kohlemeiler verhindert wurde.

An der Ostseeküste bei Lubmin wird ebenfalls kein Kohlekraftwerk gebaut, das gab der dänische Energiekonzern DONG bekannt. Hauptkritikpunkte an dem Vorhaben waren dessen Auswir-kungen auf den Greifswalder Bodden. Das Genehmigungsverfahren zog sich über mehr als drei Jahre hin, ohne dass eine Zulassung absehbar gewesen wäre. Die DUH war auch an diesem Verfah-ren beteiligt. Finanzielle Unterstützung erhielten die Kraftwerksgegner von der Europäischen Klimastiftung (ECF). (jq) ❏

ihres Lebensraumes treffen Eisbären immer häufiger auf Menschen. Welche Auswirkungen der Kontakt für Mensch und Tier haben wird, ist noch offen. (Quelle: Süddeutsche Zeitung) (cg) ❏

Keine neuen

Kohlekraftwerke

STOP

In Dörpen und an vielen anderen Orten protestieren Bürger gegen Kohlekraftwerke.

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DUH AKTUELL

Weit gereist

■ Den Rückweg in ihre Heimat, einen Strand auf den Seychellen, traten fünf Echte Karettschildkröten im Dezember 2009 von Frankfurt aus an. Die wertvol-len und extrem seltenen Tiere wurden dort unter fachlicher Begleitung ausge-wildert. Die fünf Meeresschildkröten konnten vom Zoo Frankfurt aus befruch-teten Eiern ausgebrütet werden. Zoodi-rektor Prof. Dr. Manfred Niekisch freute sich: „Ein großer Glücksfall und die gro-ße Ausnahme ist, dass die Tiere gesund sind und wir wissen, woher sie stam-men. Leider ist das bei den wenigsten Tieren gegeben, die als Souvenirs oder Handelsware vom Zoll beschlagnahmt werden.“ Der Zoll hatte die fünf Eier im März 2009 dem Bundesamt für Na-turschutz (BfN) anvertraut, da sie ohne artenschutzrechtliche Genehmigungen in die EU eingeführt worden waren.

Weltweit gibt es sieben Meeresschild-kröten-Arten. Alle sind vom Aussterben

Meeresschildkröten-Auswilderung geglückt

bedroht und stehen unter strengem in-ternationalem Artenschutz. Die größte Bedrohung geht direkt vom Menschen aus: Jagd und Eierraub, Erschließung von Stränden, Fischfang mit Treibnetzen und Plastikmüll in den Meeren und an Stränden sind die Hauptgefährdungsur-sachen. (BfN, jk) ❏

Kräfte bündeln

Kommunen für biologische Vielfalt

■ Auf Einladung des Bundesamtes für Naturschutz und der Deutschen Um-welthilfe trafen sich am 4. Februar 2010 in Bonn Vertreter aus über 30 Städten und Gemeinden, um gemeinsam zu be-raten, wie Kommunen die biologische Vielfalt in Deutschland wirksam schüt-zen können. Die Städte und Gemeinden brachten ihren Willen zum Ausdruck, sich verstärkt für Biodiversität einzu-setzen und merkten an, dass sie mehr fachliche und finanzielle Unterstützung von Bund und Ländern benötigen. Nun streben die Kommunen die Gründung eines „Bündnisses für biologische Viel-falt“ an, mit dem sie gemeinsam auftre-ten und ihren zukünftigen Austausch in-tensivieren können. Vorbereitend dazu veröffentlichen sie am 22. Mai 2010, dem internationalen Tag der Biodiver-sität, eine gemeinsame Deklaration. Kommunen, die sich beteiligen möch-ten, melden sich bitte bei Silke Wissel ([email protected]). (rs) ❏

■ Die russische Regierung hat im Januar die Wiedereröffnung der umstrittenen Papier- und Zellstofffabrik am Ufer des Weltnaturerbes Baikalsee erlaubt: Mi-nisterpräsident Wladimir Putin hob die im Jahr 2008 aus Umweltschutzgründen

gleichzeitig die Lagerung gefährlicher Abfälle außerhalb der dafür vorgesehe-nen Zonen erlaubt. Jedes Unternehmen kann somit seine Abfälle ungestraft am oder im See lagern oder entsorgen.

Die russische Regierung erklärt die Wiedereröffnung des Zellstoffkombinats mit der Sicherung von Arbeitsplätzen. In Irkutsk demonstrierten Umweltver-bände gegen die Inbetriebnahme der Papierfabrik. Auch die Vertreter der Tou-rismusbranche richteten Protestbriefe an Präsident Medvedev, Ministerpräsident Putin und den Bürgermeister von Irkutsk. Sie befürchten, dass die Wiedereröff-nung des Zellulosewerks Tausende bestehender Arbeitsplätze im Tourismus gefährdet. Für die Menschen am Baikal-see schwindet die Hoffnung auf eine greifbare Verbesserung ihrer Lebens-qualität. (sj) ❏

Verschmutzung bewusst in Kauf genommen

Papierfabrik am Baikalsee nimmt Produktion wieder auferlassene Schließung des Werkes auf. Nun dürfen giftige Abwässer und Ab-gase aus Stickstoff, Phosphor, Dioxinen, Chloriden und Schwermetallen wieder in die Umwelt am Baikalsee entsorgt werden. Mit dem neuen Beschluss wird

Erste Begutachtung der Tiere im Zolllager auf den Seychellen.

IMPRESSUM

Zeitschrift für Mitglieder und Förderer der Deutschen Umwelthilfe e.V.

■ Herausgeber: Deutsche Umwelthilfe e.V., Fritz-Reichle-Ring 4, 78315 Radolfzell, Tel.: 07732 9995-0, Fax: 07732 9995-77, www.duh.de, E-Mail: [email protected] ■ V.i.S.d.P.: Rainer Baake, Jürgen Resch ■ Redaktion: Michael Hadamczik (mha), Jutta Kochendörfer (jk), Melanie Fessler (mf), Christine Göcke (cg) ■ Autoren: Peter Ahmels (pa), Annette Bernauer (ab), Ulrike Bickel (ub), Erika Blank (eb), Maria Elander (me), Thomas Fischer (tf), Eva-Maria Forstmeier (ef), Udo Gattenlöhner (ug), Barbara Göppel (bg), Steffen Holzmann (sh), Stefan Hörmann (shö), Silvia Jablonski (sj), Volker Kromrey (vk), Markus Knödler (mk), Carola Monix (cm), Sinah Oberdieck (so), Jürgen Quentin (jq), Agnes Sauter (as), Robert Spreter (rs), Sven Stöbener (sst), Albert Wotke (aw) ■ Gestaltung: Claudia Kunitzsch ■ Druck: Wachter GmbH, Bönnigheim ■ Anzeigen: Michael Hadamczik; es gilt die Anzeigenpreisliste 2010 ■ Verlag und Vertrieb: DUH Umweltschutz-Service GmbH, Fritz-Reichle-Ring 4, 78315 Radolfzell ■ Gedruckt auf 100 % Recycling-Papier ■ Spendenkonto: Bank für Sozialwirtschaft Köln (BLZ 370 205 00) 8 190 002

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■ Der dramatische Verlust von Arten und Lebensräumen schreitet weltweit immer weiter voran. „Die Frage der Erhaltung der biologischen Vielfalt hat dieselbe Dimension und Bedeutung

wie die Frage des Klimaschutzes“, sag-te Bundeskanzlerin Angela Merkel in ihrer Rede auf der Auftaktveranstaltung zum UN-Jahr der biologischen Vielfalt am 11. Januar in Berlin. „Zerstören wir

Schutz der biologischen Vielfalt – Taten statt Worte

Die Erhaltung der Biodiversität verträgt keinen weiteren Aufschub.

Die Bundesregierung kündigte nun ein Programm zu ihrem Schutz an.

die Natur weiter, bringen wir uns lang-fristig selbst um unsere Existenz- und Wirtschaftsgrundlage“, fügte Bundes-umweltminister Norbert Röttgen an. Er kündigte an, zur Umsetzung der bereits

Was sind aus Ihrer Sicht die wichtigsten Ziele der Nationalen Strategie für biologische Vielfalt?

■ Zum einen sicherlich, den Rückgang an Arten und Lebens-räumen bis zum Jahr 2010 zu stoppen. Immer noch werden Feuchtwiesen entwässert oder in Ackerflächen umgewandelt. Damit geht ein wichtiger Lebensraum für Weißstorch, Kiebitz und Brachvogel verloren, denn nur hier finden sie Nistmög-lichkeiten und ausreichend Nahrung für ihre Jungen. Nur ein stärkeres Naturschutzrecht und eine Ausrichtung der Agrarpo-litik auf die Erfordernisse des Natur- und Biodiversitätsschutzes können solche negativen Entwicklungen verhindern.

Zum anderen ist von entscheidender Wichtigkeit das Ziel: Im Jahre 2015 zählt für mindestens 75 Prozent der Bevölkerung die Erhaltung der biologischen Vielfalt zu den prioritären

Standpunkt

Ulrich Stöcker ist Leiter Naturschutz bei der Deutschen Umwelthilfe.

„Bis dahin ist es

noch ein weiter Weg.“

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IM BLICKPUNKT

2007 unter Schwarz-Rot vom Bundes-kabinett verabschiedeten „Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt“ ein „Bundesprogramm biologische Vielfalt“ aufzulegen. Einen konkreten Termin da-für konnte das Bundesumweltministe-rium der DUH allerdings noch nicht nennen.

Arten und Biotope schwinden

Auch in Deutschland ist die Lage der Natur Besorgnis erregend. 72 Prozent aller natürlichen Lebensräume sind ge-fährdet oder sogar akut in ihrer Existenz bedroht. Dazu zählen Moore, naturnahe Gewässer und Auen sowie Grünland-biotope. 26 Prozent der Pflanzenarten

und 35 Prozent der einheimischen Tier-arten Deutschlands gelten als bestands-gefährdet.

Die Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt nennt ambitionierte Ziele

Es bleibt abzuwarten, ob das von Rött-gen angekündigte Bundesprogramm die Trendwende bringt. Denn bisher hat es bei der Umsetzung der Strategie, die rund 330 Ziele und rund 430 Maßnah-men zu allen biodiversitätsrelevanten Themen enthält, kaum Fortschritte ge-geben.

Das zentrale Ziel, den Rückgang der Biodiversität in Deutschland bis zum

Jahr 2010 zu stoppen, wird deutlich verfehlt werden. Ebenso wenig umge-setzt hat die Regierung ihre Ziele, den Anteil von Grünland zu steigern, die Regeneration von Mooren zu fördern und Auen zu schützen. Stattdessen be-drohen intensive Land- und Forstwirt-schaft vielerorts wertvolle Lebensräume wie Feuchtwiesen und Buchenwälder. Laut Biodiversitätsstrategie sollen aber bis 2020 fünf Prozent der Waldflächen einer „natürlichen Waldentwicklung“ überlassen werden und auf zwei Pro-zent der Landesfläche Wildnisflächen entstehen. Nach wie vor wird auch der Ausbau der wenigen noch verschonten naturnahen Flüsse geplant. Landwirt-schafts- und Verkehrsministerium igno-

gesellschaftlichen Aufgaben. Hier liegt noch ein weiter Weg vor uns, die Bedeutung der Biodiversität stärker ins gesell-schaftliche Bewusstsein zu rücken.

Warum reden wir in Deutschland so wenig über biologi-sche Vielfalt?

■ Die Zusammenhänge sind teilweise äußerst kompliziert, und die Menschen erkennen ihre eigene Betroffenheit meist nicht auf den ersten Blick: Wen interessiert es schon, wenn Arten verschwinden, von deren Existenz man vorher nicht einmal wusste? Wer kennt eigentlich die Bedeutung in-takter Ökosysteme und die Leistungen der Natur für die Menschheit? Dabei liefert sie Güter wie sauberes Wasser, Nahrungsmittel und Rohstoffe, die Grundlagen der Medizin sowie Vorbilder für technische Innovationen.

Wer muss jetzt handeln?

■ Für die Erhaltung der Biodiversität ist der Bundesumwelt-minister nicht allein verantwortlich. Auf allen politischen Ebenen sind erhebliche Anstrengungen erforderlich: in den anderen Ressorts im Bund und in den Ländern von der Agrar- und Fischerei- über die Verkehrs- bis hin zur Bildungs- und Forschungspolitik.

Ich wünsche mir ebenso Anreize für eine Biodiversitäts-politik von unten in den Kommunen. Dazu gehört auch, dass bürgerschaftliches Engagement gestärkt wird und die Naturschutzverbände stärker einbezogen werden. Und auch Wirtschaft und Verbraucher können ihren Beitrag leisten.

Flüsse dürfen nicht als Wasserstraßen geopfert werden.

Buchenwälder kommen nur in Europa vor. In Deutschland gibt es nur noch wenige großflächige, naturnahe Buchenbestände.

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IM BLICKPUNKT

rieren die Biodiversitätsstrategie bisher vollständig. Und auch die Kanzlerin macht leider bislang nur in Festreden deutlich, dass es sich um eine Regie-rungsstrategie handelt.

Was fordert die DUH?

Es ist höchste Zeit, dass die gesamte Bundesregierung und die Länder die Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt zügig umsetzen. Um den Ver-lust von Arten und Lebensräumen zu stoppen, fordert die DUH, ein Biodi-versitätsgesetz auf den Weg zu bringen. Jegliches staatliche Handeln muss sich künftig am Erhalt der biologischen Viel-falt ausrichten. Die DUH wird daher das von Minister Röttgen angekündigte Bundesprogramm biologische Vielfalt auf jeden Fall kritisch unter die Lupe nehmen. (so) ❏

Internet:

Auf www.duh.de finden Sie:

DUH-Pressemitteilung vom 7.1.2010 zum Jahr der biologischen Vielfalt

unter Positionen: DUH-Eckpunkte für ein Biodiversitätsgesetz und

DUH-Hintergrundpapier zum Schutz der biologischen Vielfalt in Deutschland

Auf www.naturschutztage.de unter „Nachlese 2010“ finden Sie eine Kurzfassung des Vortrags von Ulrich Stöcker „Brauchen wir eine neue Strategie im Naturschutz?“

Was ist denn die Rolle von Unternehmen und Privatpersonen?

■ Unternehmen könnten in ihren Businessstrategien viel stärker Biodiversität berücksichtigen und Verbraucher den Schutz biologischer Vielfalt durch nachhaltigeren Konsum unterstützen.

Entscheidend ist, sich klar zu machen, wo und wie Produkte mit Verlust von Biodiversität zu tun haben. Denken wir nur an die Rodung von tropischen Regenwäldern für Ölpalm-plantagen, die mit der Nachfrage der Wirtschaft und unserem Konsum von Speiseöl oder Kosmetik zusammenhängt. Deshalb befasst sich die DUH mit diesen Fragen und berät Unterneh-men bei der Entwicklung nachhaltiger Wirtschaftsweisen und umweltfreundlicher Produkte. ❏

Beiträge zum Schutz der biologischen Vielfalt

Die Deutsche Umwelthilfe ist auf vielen Feldern aktiv

Zusammen mit T-Mobile engagiert sich die DUH für naturnahe Wäl-der und hat den „Naturschutzfonds Lebendige Wälder“ ins Leben gerufen. Mit ihm werden vorbildliche Naturschutzprojekte, die zum Erhalt von wertvollen Wäldern beitragen und seltene und gefährdete Arten erhalten helfen, gefördert.

Ebenso setzt sich die DUH für Wildnisflächen ein, konkret für die Aufnahme der Kyritz-Ruppiner-Heide in das Nationale Naturerbe.

Weiter erarbeitet die DUH in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Naturschutz (BfN) eine Dokumentation gelungener Beispiele des Lebensraumschutzes für Auen und Feuchtgebiete. Daraus entsteht eine Handlungsempfehlung für einen naturverträglichen Hochwas-serschutz, Auenschutz und eine ökologisch optimierte Wasserkraft-nutzung. Damit will die DUH Projekte in ganz Deutschland und angrenzenden Ländern anstoßen.

Die DUH begründete im Februar 2010 gemeinsam mit dem BfN das Dialogforum „Biologische Vielfalt in Kommunen“. Mit dem Dialog-forum werden Städte und Gemeinden in den Umsetzungsprozess der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt eingebunden.

Die DUH hat 15 Eckpunkte für ein Biodiversitätsgesetz veröffentlicht. Sie zeigen, wie die Bundesregierung wirksame Vorgaben für den Na-turschutz in den Ländern machen kann. Die DUH schlägt hier unter anderem einen Biodiversitätscheck für staatliche Planungen vor und fordert den konsequenten Schutz wertvoller Biotope, wie zum Beispiel Wattenmeer und Bodden oder Flüsse und Auen.

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NATURSCHUTZ

■ Die Schönheit der Schwäbischen Alb hat schon viele verzaubert. Imposan-te Buchenhallenwälder, aus deren mit Laub bedecktem Grund jetzt im Frühjahr eine Blütenpracht aus Orchideen, Ane-monen und Gelbsternen hervorbricht, plätschernde Wasserfälle, Kalktuffstu-fen, am Albtrauf einzigartige Hang- und Schluchtwälder und auf der Höhe von Schafen beweidete Wachholderheiden und blumenbunte Magerwiesen.

Dieses abwechslungsreiche Mosaik aus geologischen und ökologischen Schätzen war der Grund, dass hier im Jahr 2008 das erste und bislang einzige Großschutzgebiet in Baden-Württem-berg entstand: das „Biosphärengebiet Schwäbische Alb“. Über 85.000 Hek-tar hin erstrecken sich weite Teile der mittleren Alb, vom Albtrauf und dem Vorland bis zu den Höhen des Mittel-gebirges, ungefähr 50 Kilometer südlich der Landeshauptstadt Stuttgart. Ziel ist die Erhaltung und Entwicklung dieser einzigartigen Kulturlandschaft, gemein-

sam mit den Bewohnern und zu ihrem Nutzen. Im vergangenen Jahr erhielt das Gebiet die offizielle Anerkennung der UNESCO.

An den Hängen des Albtraufs und im Vorland finden sich in den Wäldern noch seltene Käfer, andere Insekten und Pilze, die – wie übrigens ein Drittel der 14.000 Arten, die in unseren Wäldern vorkommen – auf totes und absterben-des Holz angewiesen sind. Ein ganzer Mikrokosmos in unseren Wäldern. Weil jedoch auch hier in der Vergangenheit totes Holz aus dem Wald geschafft und

alte Bäume gefällt wurden, ging der Le-bensraum für die Spezialisten des Ver-gehenden zurück.

Heimat von Alpenbock und Hirschkäfer

Das Umweltbildungszentrum Listhof am Stadtrand von Reutlingen und das Reut-linger Forstamt wollen nun die Lebens-bedingungen für zwei außerordentliche Kostbarkeiten unserer Wälder gezielt verbessern: für Alpenbock und Hirsch-käfer. Beide Käferarten sind auf totes Holz angewiesen. Der blau-schwarze Alpenbock, ein Juwel unserer Fauna, kommt außerhalb der Alpen nur noch hier am Rande der Alb und an weni-gen Hängen des Donautales vor (siehe „Unbekannte Tierart“ auf Seite 28). Am Südhang des Roßberges werden Buchen geringelt, das heißt durch Abschneiden eines Streifens Rinde bewusst zum Ab-sterben gebracht. Weitere, bereits vor-geschädigte Buchen werden freigestellt und der Sonne ausgesetzt. Auf diese

Totes Holz – neues LebenIm Biosphärengebiet Schwäbische Alb schafft der

„Naturschutzfonds Lebendige Wälder“ von DUH und

T-Mobile neuen Lebensraum für seltene Käfer.

Der Alpenbock braucht altes Buchenholz für seine Vermehrung.

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NATURSCHUTZ

Weise sterben sie früher ab und können dem Alpenbock zur Eiablage dienen.

Historische Waldbauform wiederbelebt

Der imposante Hirschkäfer bewohnt die sonnenbeschienenen Eichenwäl-der des Albvorlandes. Die Männchen werden bis zu acht Zentimeter groß und besitzen mitunter mächtige Kiefer, die geweihförmig nach vorn gestreckt sind und im Kampf mit anderen Männchen eingesetzt werden. Der Hirschkäfer be-nötigt sonnenbeschienene, alte Eichen mit genügend Totholz, in das er seine Eier ablegen kann. Die ausgewachsenen Käfer ernähren sich vom Saft „bluten-der“ Bäume.

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ferien mit Kindern und Jugendlichen erstmalig durchgeführt und jährlich wiederholt.

Spechte, Schmetterlinge, Frühblüher und zahlreiche andere Tiere und Pflan-zen werden ebenfalls von dem Mittel-wald profitieren. (aw) ❏

.

Förderer:

Das Projekt wird durch den „Naturschutz-fonds Lebendige Wälder“ von T-Mobile und der Deutschen Umwelthilfe ermöglicht.

Hirschkäfer haben in den Eichenwäl-dern um Reutlingen einen traditionellen Verbreitungsschwerpunkt. Die früher in Reutlingen ansässigen Gerber benötig-ten die Eichenrinde zum Gerben ihrer Felle. Die für diesen Zweck übliche Mittelwaldbewirtschaftung und das Entrinden der Eichen schufen ideale Lebensbedingungen, sind aber in der modernen Forstwirtschaft nicht mehr gebräuchlich. Im Naturschutzgebiet Listhof, in unmittelbarer Nähe des Um-weltbildungszentrums, soll sein Bestand über die Wiederherstellung eines etwa 13 Hektar großen Mittelwaldgebietes erhalten und gestärkt werden.

Junge Naturforscher unterwegs

Weitere Schutzmaßnahmen wie zum Beispiel die Herstellung von „Saftbäu-men“ zur Ernährung der Käfer oder der Bau eines Käfermeilers aus Eichenstäm-men zur Eiablage werden vom Umwelt-bildungszentrum Listhof in den Oster-

Zwei Hirschkäfer-Männchen kämpfen um die Gunst der Weibchen.

Totes Holz ist ökologisch wertvoll. Im Biosphärengebiet Schwäbische Alb gibt es viele naturnah bewirtschaftete Wälder.

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NATURSCHUTZ

■ Die DUH koordiniert das Projekt „Eu-ropäische Hauptstädte der Biodiversität“ in fünf Ländern und sprach mit REC-Projektleiterin Zuzana Hudekova über Naturschätze ihres Landes und deren Schutz. Die Fragen stellte Uwe Friedel, DUH.

Frau Hudekova, welche Tiere und Pflanzen sind typisch für die Slowakei?

Unser Land ist durch die unmittelba-re Nachbarschaft von Karpaten und Pannonischem Becken geprägt. In den Karpaten kommt etwa der Sibirische Goldkolben (Ligularia sibirica) vor. Er ist eines der Eiszeitrelikte, die durch die Klimaerwärmung gefährdet sind. Das scheue Auerhuhn (Tetrao urogallus) ist hier zu Hause, wagt sich aber auch ins Flachland. Eine typische pannonische Art ist die Großtrappe (Otis tarda).

Was sind die größten Herausforderun-gen beim Erhalt der Biodiversität in der Slowakei?

Neben dem Klimawandel und hohem Nährstoffeintrag spielt das Aufgeben landwirtschaftlicher Flächen eine gro-ße Rolle, das viele Arten der extensiven Wiesen und Weiden ihren Lebensraum kostet. Seit dem Beitritt zur EU im Jahr 2004 wurde die Infrastruktur erheblich ausgebaut und damit wurden viele Ha-bitate zerschnitten. In den Gebirgsre-gionen werden große Skiressorts ent-wickelt, und dabei nimmt man kaum Rücksicht auf die empfindliche Natur.

Die EU-Zugehörigkeit hat natürlich auch positive Folgen. Zum Beispiel sähe es ohne die Anforderungen der EU an die Schaffung und die Pflege des NATURA 2000-Netzwerks mancherorts schlecht

Naturschutzarbeit in der Slowakei

In der Slowakei leben 5,5 Millionen Menschen, die Landesfläche

ist etwa so groß wie die Niedersachsens. Mehr als 12.000 Pflanzen- und

fast 30.000 Tierarten repräsentieren eine reichhaltige biologische Vielfalt.

Im Jahr 2010 sucht die Umweltorganisation „Regional Environmental

Center Slovakia“ (REC) die Slowakische Hauptstadt der Biodiversität.

Zuzana Hudekova arbeitet für die Umwelt-organisation „Regional Environmental Cen-ter Slovakia“ (REC) mit Sitz in Bratislava. Sie ist als Projektleiterin für den Kommu-nalwettbewerb „Slowakische Hauptstadt der Biodiversität“ verantwortlich.

Wildnis für Bären und Wölfe

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Leserbrief

NATURSCHUTZ

■ Zu den Artikeln „Neue Plätze für Haselhuhn und Alpenbock“ und „Tauziehen um den tiefsten Brunnen der Erde“ in der DUHwelt 4/2009

(Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe in gekürzter Form abzudrucken. Leserbriefe geben nicht unbedingt die Meinung der Deutschen Umwelthilfe wieder.)

Seit Jahren bin ich eine überzeugte Spenderin für Ihre Projekte und lese mit Begeisterung Ihre DUHwelt. Doch in der DUHwelt 4/2009 las ich einiges über Forstwirt-schaft, das mich sehr geärgert hat.

Zum Artikel auf Seite 10, Spalte 1: „Viele Arten und Le-bensräume in unseren Wäldern sind bedroht, denn 98 Prozent der Wälder in Deutschland werden forstwirt-schaftlich genutzt.“ Es hängt doch sehr davon ab, wie! man Waldbewirtschaftung betreibt und es ist absolut möglich, Ökologie und Ökonomie in vielen Bereichen miteinander zu verbinden. Das ist es auch, was mich an meinem Beruf (Revierförsterin) so fasziniert. Dass

es dabei auch nur profitorientierte Wirtschafter gibt, weiß ich auch aus leidvoller Erfahrung. (…) Zu Seite 10, Spalte 1: „Die meisten Bäume werden lange vor ihrem natürlichen Ende „geerntet“ und Tot- und Altholz wird zunehmend aus dem Wald geholt und zu Hackschnitzeln oder Holzpellets verarbeitet.“ Dieser Satz vereint Polemik und Falschinformation. (…) Wo soll denn der natürliche Rohstoff Holz herkommen? Ist es etwa eine bessere Lösung, über einen gewissen Anteil des Waldes die Käseglocke zu hängen und dafür den restlichen Wald umso intensiver (sprich naturfeindlicher) zu nutzen?

Dass Tot- und Altholz zunehmend zu Hackschnitzeln verarbeitet wird, ist (…) falsch. Wir Förster sind inzwischen rechtlich verpflichtet, Totholz zu schützen (…).

Zu Seite 10, Spalte 2 bis 3: „In intakten Wäldern wachsen Bäume standortgerecht … Boden und Wald regenerieren sich in solchen Wäldern durch Alt- und Totholz, in dem etwa Tausende darauf spezialisierte Käfer- und Pilzarten einen Lebens-raum finden.“ Ich bin davon überzeugt, dass dieser Satz für einen großen Teil der öffentlichen Wälder (…) zutrifft.

Was mich aber noch mehr geärgert hat, steht auf Seite 22 in der Überschrift: „In-dustrie und Forstwirtschaft, Wilderei und Besiedlung beeinträchtigen den See.“ und in Spalte 1 steht dann: „Wilderei, illegaler Holzeinschlag und wirtschaftliche Interessen bedrohen die einzigartige Natur am Baikalsee.“ Was hat illegaler Holzeinschlag mit Forstwirtschaft zu tun? (…)

Kurz zusammengefasst: Ich will nicht sagen, dass alles super läuft in der deutschen Forstwirtschaft. Aber es läuft auch nicht alles naturfeindlich, vieles läuft inzwischen sogar sehr naturfreundlich und ich wäre dankbar um ein differenziertes Bild. (…)

Sabine Heberlein-Wörner, Sinzheim

In der Slowakei leben laut REC etwa 200 Wölfe und 800 Braunbären. Sie waren in der Slowakei nie ausgestorben. Ihre Bestände waren bedroht, erholten sich jedoch dank Jagdverboten ab 1975.

aus. Der Wisent profitierte. Nachdem er bei uns im 16. Jahrhundert ausge-rottet worden war, konnten nun Tiere aus Nachzuchtprogrammen im Natio-nalpark Poloniny ausgewildert werden.

Doch leider werden internationale Ver-einbarungen in meinem Land sehr weit ausgelegt oder gar nicht eingehalten. Die Wirtschaftslobby hat oftmals das letzte Wort. Dabei geht es nicht immer mit Recht und Ordnung zu.

SK

ES

FRHU

DD Deutschland

SK Slovakei

ES Spanien

FR Frankreich

HU Ungarn

2010 werden in fünf Ländern „Europäische Hauptstädte der Biodiversität“ ausgezeichnet:

Ist Umweltschutz für die slowakische Bevölkerung ein wichtiges Thema?

Ehrlich gesagt, für die meisten Slowaken nicht. Wir möchten deshalb mit dem Wettbewerb „Slowakische Hauptstadt der Biodiversität“ nicht nur die kom-munalen Politiker und Verwaltungen ansprechen, sondern zusätzlich auch die Bevölkerung auf die schützenswerte Natur direkt vor ihrer Haustür aufmerk-sam machen. ❏

Förderer:

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NATURSCHUTZ

■ Seinen voluminösen Horst baut der Schwarzstorch am liebsten in ural-ten Laubbäumen. Leider sind solche Baumriesen selten in unseren Wäldern. Gleichzeitig braucht der dunkle Storch Kleingewässer, denn er ernährt sich fast vollständig aquatisch. In Tümpeln, Tei-chen, Bächen und auf feuchten Wiesen erbeutet er Fische, Frösche, Kleinkrebse sowie Reptilien.

Vermutlich leben in Deutschland noch rund 500 Paare. Seine Verbreitungs-schwerpunkte liegen von Bayern über Hessen und Thüringen bis zu Elbe und Spreewald.

Vielfalt in Feuchtwäldern

Wenn der Mensch nicht stört, bringen Wald und Wasser eine Wildnis mit Na-turkostbarkeiten und Artenreichtum hervor. Wo der Schwarzstorch sich an-siedelt, finden auch Feuersalamander, Waldschnepfe und Moorfrosch eine Heimat. Doch seit Jahrzehnten sind die Feuchtwälder in Deutschland auf dem Rückzug. Entwässerungsmaßnahmen, Verkehrsprojekte und intensive Holz-wirtschaft entziehen ihnen die Lebens-

Neue Chancen für den

Schwarzstorchgrundlage. Auen- und Bruchwälder überleben vielfach nur noch als insel-artige Relikte.

Die Chancen stehen jedoch gut, dass Feuchtwälder eine neue Wertschät-zung als Verbündete im Klimaschutz Mitteleuropas erfahren. Laut Studien der Universität Greifswald binden etwa Er-lenbruchwälder bis zu 30 Tonnen CO2

pro Hektar und Jahr und fungieren so als Kohlenstoffsenke.

Der Schwarzstorch ist etwas kleiner als der Weißstorch und klappert nicht am Horst. Im Flug ruft er melodisch, zur Abwehr pfeift er rau. Er brütet in gemäßigten Breiten und zieht zur Überwinterung nach Afrika.

Wilde Wälder für Deutschland

Die DUH tritt mit ihrem Netzwerk „Le-bendige Wälder“ bundesweit für den Schutz von Feuchtwäldern ein. Gemein-sam mit Partnerorganisationen fordert sie mehr Raum für Urwälder, ökologi-sche Waldbewirtschaftung, die Wieder-herstellung von Auen an Flüssen sowie Biotopverbünde für wandernde Wildtie-re wie Elch, Wolf und Fischotter. (ab ) ❏

Deutschlands Feuchtwälder

sind unsere Verbündeten

im Kampf gegen den Klima-

wandel. Wo es sie noch gibt,

bestechen sie mit einer

grandiosen Artenvielfalt und

mit ihrer Fähigkeit, das klima-

schädliche Kohlendioxid zu

binden. In ausgedehnten

Laubwäldern mit Sümpfen

und Bächen lebt der seltene

und scheue Schwarzstorch.

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NATURSCHUTZ

■ Den Querträger eines Mastes nutzen Vögel gern als Rastplatz. Da der Träger geerdet ist, stellt der Vogel allein bei Berühren eines Leiterseils den tödlichen Erdschluss her. Solche Betonmasten mit kurzen Stützisolatoren an Mittelspan-nungsfreileitungen werden so zur töd-lichen Falle für Großvögel.

Alle bestehenden Masten der gefähr-lichsten Typen müssen laut Bundesna-turschutzgesetz bis 2012 nach dem neu-esten Stand der Technik entschärft sein. Doch viele Energieversorger kommen dem nur zögerlich nach.

Deutschlandweit gab es 2006 noch min-destens 350.000 ungesicherte Mittel-spannungsmasten. Das ist das Ergebnis einer Anfrage der Gesellschaft zur Erhal-tung der Eulen an die Umweltminister der Bundesländer. Seit 1986 darf der Vo-gel gefährdende Masttyp in Deutschland nicht mehr aufgestellt werden.

Technische Lösungen sind vorhanden

Mittlerweile gibt es für alle Arten des Stromtransports vogelsichere Alternati-ven. Bestehende „Killermasten“ können am zuverlässigsten durch Isolationsmaß-nahmen entschärft werden. Es gab aber nicht nur Fortschritte: Von Ende der 1950er Jahre bis weit in die 1970er Jahre wurden die alten Masten von Mittel-spannungsleitungen, die aus relativ gut isolierendem Holz konstruiert waren, durch stabilere Spannbetonmasten er-setzt. In dieser Umbauphase wurden die Stromleiter wieder häufig auf Stützen-isolatoren über die Traversen (Ausleger) geführt. Viele Großvogelpopulationen gerieten so in Gefahr. Glücklicherweise verzichtete ein Großteil der Energiever-sorgungsunternehmen auf solche „Kil-lermasten“. Stattdessen wählte man auch für den Mittelspannungsbereich (unter 60 Kilovolt) Hängeisolatoren, wie

■ von Dieter Haas und Nicole Schrader

KillermastenFür Weiß- und Schwarzstorch, Adler, Uhu und Rotmilan ist der Stromschlag eine der

häufigsten Todesursachen. Denn in Deutschland ist immer noch fast jeder zweite Mast

für Mittelspannungs-Freileitungen eine tödliche Falle für Großvögel.

sie auch bei Hochspannungsleitungen eingesetzt werden. Sie sind für Vögel bedeutend weniger gefährlich.

Schutzgesetze endlich befolgen

Ergänzend zu den gesetzlichen Vor-gaben erarbeitet eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe nun eine Anwendungs-richtlinie, die sie den Energieversor-gungsunternehmen empfehlen werden. Nur in wenigen Regionen Deutschlands ist das gesamte Mittelspannungsnetz be-reits vollständig entschärft und durch isolierte Freiluft- oder Erdkabel ersetzt. Die zügige gesetzeskonforme Weiterent-wicklung der technischen Sicherheit an Mittelspannungs-Freileitungen ist eine

unverzichtbare Voraussetzung für den Schutz von Großvögeln.

Die gesetzlichen Vogelschutzpflich-ten müssen dringend erfüllt werden.„Killermasten“ müssen in ganz Europa entschärft werden. Die Erfahrungen aus Deutschland können dazu einen wich-tigen Beitrag leisten. ❏

Internet:

www.birdsandpowerlines.org

www.nabu.de

Dieter Haas ist Leiter der NABU-Bundes-

arbeitgemeinschaft Stromtod. Nicole

Schrader arbeitet im DUH-Projekt Forum

Netzintegration Erneuerbare Energien.

Das NABU-Demonstrationsgelände in Vetschau zeigt einen Betonmast. Links: Zwei durch Abdeckhaube gesicherte Stützisolatoren. Rechts: Ungesicherter Stützisolator.

Hängeisolatoren sind für Vögel bedeutend ungefährlicher und vermeiden Verletzungen.

Dieser Turmfalke hatte Glück und überlebte einen Stromunfall. Nach einem Jahr Pflege wurde er wieder in die Freiheit entlassen.

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■ Zwischen Magdeburg und Berlin will das Bundesverkehrsministerium Havel und Spree zu einer gigantischen „Was-serautobahn“ ausbauen – 185 Meter lange „Schubverbände“ sollen sich auf der gesamten Strecke begegnen können, obwohl es dafür nach Untersuchungen von Umweltverbänden gar keinen Be-darf gibt. Als Schubverband bezeichnet man die vorübergehende Aneinander-kopplung von Ladungsbehältern mit ei-nem Schubschiff. Käme es zum Ausbau, müssten Gewässerkurven über weite Strecken begradigt, Uferböschungen abgegraben und ihre Gehölze beseitigt werden – allein am Sacrow-Paretzer-Kanal sollten 900 Bäume der Motorsäge zum Opfer fallen.

Protest zeigt Wirkung

Der BUND hatte mit Unterstützung vieler Umweltverbände wie der DUH gegen den Beschluss zum Ausbau des Sacrow-Paretzer-Kanals im September 2008 Kla-ge vor dem Bundesverwaltungsgericht eingereicht. Im Rahmen eines Vergleichs erzielten die Umweltschützer jetzt einen entscheidenden Erfolg: Der ganz große Ausbau unterbleibt. Wertvolle Biotope, Lebensraum etwa von Biber, Fischotter und Zauneidechse, sind gerettet.

Zwar wird nach dem Vorschlag des Bun-desverwaltungsgerichts der Kanal wie geplant auf vier Meter vertieft, aber seine

Verbreiterung um sechs bis acht Me-ter unterbleibt, was mit einer massiven Abgrabung des Nordufers verbunden gewesen wäre. Damit muss der Begeg-nungsverkehr gegebenenfalls Wartezei-ten in Kauf nehmen, aber der größte Teil des wertvollen Baumbestandes bleibt erhalten.

Natur hat Vorfahrt

Einige Bäume werden trotzdem gefällt, da das Ufer saniert werden muss. Nach dem Vergleich sollen so viele Bäume wie möglich erhalten und nicht zu vermeidende Fällungen ausgeglichen werden. Da der Kanal nun nicht ver-

An der Havel gewinnt der NaturschutzDas Bundesverwaltungsgericht verhindert den völlig überdimensionierten Ausbau

des Sacrow-Paretzer-Kanals bei Potsdam.

Die internationale nautische Signalflagge ist zu einem Symbol des Widerstands geworden. Sie bedeutet: Sofort stoppen!

breitert wird, verringert sich auch die Absenkung des Wasserstandes, die sich besonders im Berliner Bereich von Ha-vel und Spree negativ ausgewirkt hätte. „Das Gericht hat deutlich gemacht, dass überdimensionierte Bauvorhaben dem heutigen Verständnis von Umwelt- und Naturschutz nicht mehr gerecht wer-den und die Schifffahrt Einschränkungen zu Gunsten der Ökologie hinnehmen muss“, so Tilmann Heuser, Landesge-schäftsführer des BUND.

Die Umweltverbände sehen diesen Vergleich als Richtung weisend für alle weiteren Ausbauvorhaben von Bundes-wasserstraßen. (aw) ❏

LEBENDIGE FLÜSSE

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Mit toller Mode zu günstigen Preisen gibt C&A Ihnensowieso schon ein gutes Gefühl. Doch jetzt bekommenSie zusätzlich sogar eine Kollektion aus biologischangebauter Baumwolle – zum gewohnt günstigen Preis.Achten Sie also demnächst auf das Bio Cotton-Siegel.Denn die Entscheidung für Bio Baumwolle ist eingemeinsamer Beitrag für Mensch und Umwelt.

Mehr Informationen finden Sie unter: www.organicexchange.orgund www.cunda.de

BIOCOTTON

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LEBENDIGE FLÜSSE

Förderer des Netzwerks „Lebendige Flüsse“:

■ Ausgerüstet mit Gummistiefeln, Ke-schern und Becherlupen erkundeten im Oktober vergangenen Jahres rund 30 Sechstklässler das Neckarufer bei Tübin-gen. Es gab Bachflohkrebse, Köcherflie-genlarven und Egel zu entdecken, und einige besonders eifrige Flussdetektive fingen sogar ein paar kleine Fische. An-geleitet wurden die Kinder von einem Vertreter des örtlichen Fischereivereins, der sogar einen lebendigen Steinkrebs mitgebracht hatte. Zur gleichen Zeit, gute 250 Kilometer flussabwärts, er-lebten 30 Schülerinnen und Schüler einer sechsten Klasse aus Heidelberg den Fluss aus einer anderen Perspek-tive: Auf einem Schiff des Wasser- und Schifffahrtsamtes erfuhren sie, wie eine Schleuse funktioniert und welche Fische im Neckar leben.

Zusammenhänge erfahren

Die beiden Veranstaltungen waren Beiträge zu dem baden-württembergi-schen Gewässerpädagogik-Projekt „Von Fischen und Frachtern“. Den Neckar

Von Fischen und Frachtern

einmal außerhalb des Klassenzimmers kennen zu lernen – dazu will das Projekt Gelegenheit geben. In seiner Funktion als Wasserstraße, Energielieferant, Le-bens- und Erholungsraum macht der 367 Kilometer lange Fluss, der fast aus-schließlich innerhalb des Landes Ba-den-Württemberg verläuft, besonders deutlich, wie unterschiedlich die An-sprüche sind, die die Menschen an ihn stellen. Nicht selten resultieren daraus Konflikte zwischen Gewässernutzung und Gewässerschutz. Dafür soll das Be-wusstsein der Kinder geweckt werden.

Lernorte am Fluss

Zu diesem Zweck wurde ein Netzwerk von Bildungsangeboten entlang des Ne-ckars geschaffen. An über 60 Lernorten können Schulklassen sowie Kinder- und Jugendgruppen den Fluss direkt vor Ort erleben. Dabei wird ihnen von fachkun-digen und pädagogisch geschulten Refe-renten Wissen in vielen verschiedenen Themenbereichen vermittelt: Tierleben am und im Neckar, Wasserkraft, Schleu-sen und Binnenschifffahrt, Abwasserrei-nigung und Hochwasserschutz.

Das Projekt ist eine Initiative im Rahmen der Nachhaltigkeitsstrategie des Landes Baden-Württemberg und wird getragen von der Wasser- und Schifffahrtsverwal-tung des Bundes und dem Umweltmi-nisterium Baden-Württemberg. Zentra-les Projektbüro ist das Büro am Fluss in Wendlingen, die Geschäftsstelle der Aktion „Lebendiger Neckar“. (mk) ❏

Kontakt:

Büro am Fluss Schillerstraße 27 73240 Wendlingen am Neckar Telefon: 07024- 967 063 0 [email protected]

www.fische-frachter.de

Ein umfassendes Netz von Bildungsangeboten entlang

des gesamten Neckars gibt Kindern und Jugendlichen

die Möglichkeit, „ihren“ Fluss einmal außerhalb des

Klassenzimmers kennen zu lernen.

Neugierig begutachten die Flussdetektive ihren Fang und staunen darüber, wie viel Leben unter den Steinen im Fluss zu entdecken ist.

Gespannt lauschen die Schülerinnen und Schüler auf dem Schiff dem Regie-rungspräsidenten des Regierungsbezirkes Karlsruhe, der die Auftaktveranstaltung in Heidelberg eröffnet.

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Aktiv für die Natur

Sternradtour im Wesergebiet

■ Radeln Sie mit bei der „Sternradtour 2010 – Bewegung für lebendige Flüsse“ des Vereins Lebendige Weser! Verschiedene Routen entlang Weser, Werra, Ful-da, Ruhr und Diemel führen Fahrradfahrer nach Beverungen/Lauenförde, wo vom 23. bis 25. Juli 2010 ein länderübergreifendes Brückenfest gefeiert wird.

Internet: Anmeldung, Informationen zum Routenverlauf und den Aktionen: www.sternradtour.de Die Teilnehmerzahl ist begrenzt!

■ Enak Ferlemann, Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, hatte Ende Januar angekündigt, dass der Fluss ab dem Jahr 2011 für schwere Schiffe pas-sierbar sein werde. Dazu sei eine Was-sertiefe von 1,60 Metern notwendig. Das kann aber nur mit ständigen Aus-baggerungen und der Wiederherstellung von Buhnen erreicht werden.

Trend zum Niedrigwasser

Umweltschützer halten das Vorhaben wegen der Rückgänge im Güterverkehr für unnütz und kritisieren die mit der Vertiefung einhergehende Zerstörung der Natur- und Kulturlandschaft an der Elbe. Ernst Paul Dörfler, Leiter des BUND-Elbeprojektes, erklärt, dass der Fluss von der angestrebten Wassertiefe von 1,60 Metern weit entfernt sei. An durchschnittlich vier Monaten im Jahr fehle das erforderliche Wasser. Durch den Klimawandel werde sich der Trend zum Niedrigwasser weiter verstärken.

Das dem Bundesverkehrsministerium zugeordnete Bundesamt für Güterver-kehr hat festgestellt, dass die Güter-schifffahrt der Elbe den Rücken kehrt. Durch die fehlende Wassertiefe könnten Güter kaum wirtschaftlich transportiert werden, zu groß seien die Risiken durch

Güterschifffahrt kehrt der Elbe den Rücken

LEBENDIGE FLÜSSE

Naturschützer und Flussfreunde fordern, die Pläne für die Natur

zerstörende Elbvertiefung aufzugeben. Mit den Elbe-Badetagen,

die im Sommer 2010 stattfinden werden, wollen sie erneut auf die

Sinnlosigkeit der Planungen hinweisen.

Ausfallzeiten für die Reeder. Ein gleich-mäßiger Wasserstand jedoch könnte nur durch einen kanalartigen Ausbau der Elbe garantiert werden. „Es wäre jedoch absolut unverantwortlich, für insgesamt 0,2 Prozent des Güterverkehrs, der über die Elbe läuft, dieses internationale Na-tur- und Kulturerbe opfern zu wollen“, resümiert Dörfler.

Wirken Sie mit bei den Elbe-Badetagen!

Auch in diesem Jahr laden im Juli und August zahlreiche Gemeinden, Vereine und Flussfreunde zum Baden in der Elbe ein. Wichtigster Termin wird der 11. Juli mit dem Big Jump – dem Europäischen Flussbadetag – sein. Machen Sie mit, feiern Sie „Ihren“ Fluss und initiieren auch Sie einen Aktionstag!

Melden Sie uns Ihre Termine, die wir gern auf www.duh.de veröffentlichen. (mf) ❏

Kontakt:

[email protected]

AusschreibungDie Deutsche Umwelthilfe e.V. (DUH)

vergibt 2010 zum 15. Mal den

Nominierungen sind bis zum 31. Juli 2010 möglich.

Wir danken der Telekom Deutschland GmbH für die Unterstützung.

Ansprechpartner:Deutsche Umwelthilfe e.V. Erika Blank, Jürgen Resch

Fritz-Reichle-Ring 4 78315 Radolfzell Tel. 07732 99 95-90, Fax -77 [email protected]; www.duh.de

für herausragende journalistische und schriftstellerische Leistungen.

Die Auszeichnung soll Ansporn und Förderung sein für Autorinnen

und Autoren, die sich mit der Zukunft der Erde, mit Chancen

und Risiken künftiger Entwicklungen für Mensch und Natur auseinandersetzen.

Der Preis wird an Journalisten, Filmer,

Redakteure, Umweltgruppen, Autoren und Verleger in den Kategorien Printmedien (Zeitung, Zeitschrift, Buch), Hörfunk, Fernsehen und Neue Medien verliehen,

die in beispielhafter Weise:

das Bewusstsein für Umweltgefahren schärfen, umweltbezogene Fragestellungen lösungsorientiert darstellen, Umwelt- und Naturthemen vermitteln, Handlungsanreize für den Umwelt-, Natur- und Artenschutz schaffen, Pionierleistungen im Bereich des Umwelt-, Natur- und Artenschutzes bekannt machen.

DUHUMWELT

MEDIENPREIS

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GLOBAL NATURE FUND

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■ Wer in Balikpapan im in-donesischen Teil der Insel Borneo landet, muss lan-ge reisen, bevor natürliche Regenwälder auftauchen. Palmölplantagen und der

Kohleabbau fressen sich un-aufhörlich immer weiter in den Dschun-gel der drittgrößten Insel der Welt. Noch in den siebziger Jahren war nahezu das gesamte Eiland in naturnahem Zustand, heute ist bereits über die Hälfte der Wäl-der zerstört. Die verbliebenen Flächen werden gnadenlos weiter gerodet. Der Klimawandel macht die Lage noch dra-matischer, denn durch ihn werden Re-genfälle immer unberechenbarer, und die Häufigkeit der Wetterkatastrophen hat sich erhöht.

Regenwaldzerstörung besonders klimaschädlich

Der Verlust dieser paradiesischen Le-bensräume bedeutet jedoch nicht nur das Aussterben seltener Tier- und Pflan-zenarten. Wenn die zehntausend Jahre alten Wälder abgeholzt werden, geben

die tropischen Böden riesige Mengen des Treibhausgases Kohlendioxid frei. Das heizt den Klimawandel zusätzlich an. Die rasante Zerstörung der tropi-schen Torfmoore und Regenwälder hat dazu geführt, dass Indonesien weltweit der drittgrößte Verursacher von Treib-hausgasen ist.

Während einige wenige Firmen viel Geld verdienen, leiden tausende Men-schen in Indonesien unter der Naturzer-störung. Die Fischerfamilien vom Stamm der Dayak leben schon seit vielen Ge-nerationen vom Fischfang. Durch den Kohleabbau im Einzugsgebiet des Ober-laufs des Mahakam werden immer mehr Sedimente eingespült, welche die Laich-zonen der Fische negativ beeinflussen. Außerdem hat die starke Ausdehnung der Palmölplantagen in den letzten zehn Jahren zu großen Pestizidbelastungen des Wassers geführt.

Dies hat den Fischreichtum im Fluss und in den Seen sehr stark beeinträchtigt. Die Fischer geraten unter Druck, denn ihre Fangmengen gehen zurück. Da die Fischer aber kein anderes Einkommen haben, greifen sie in ihrer Not auch auf umweltschädliche Praktiken wie den Einsatz von engmaschigen Kiemennet-zen und Dynamit zurück. Die Kiemen-netze stellen die häufigste Todesursache des seltenen Irrawaddy-Delfins dar, der sich in den Netzen verstrickt und kläg-lich ertrinkt.

Borneo leidet unter Regenwaldzerstörung und Klimakatastrophen

Die Tropeninsel Borneo in Südostasien ist Heimat äußerst seltener und faszinierender Tiere

wie Nasenaffen, Koboldmakis, Plumploris und Orang-Utans. Kaum ein Platz der Welt bietet

eine größere Artenvielfalt. Die Frage ist, wie lange noch.

Das malaysische Wort Orang-Utan bedeutet „Waldmensch“. Die Borneo-Orang-Utans sind stark bedroht.

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GLOBAL NATURE FUND

■ Die Spendenaktion „Trinkbecher für Trinkwasser“ hat dank der Fans von Hannover 96 und dem Hauptsponsor TUI einen ersten großen Meilenstein erreicht. Mit mehr als 10.000 gesam-melten Trinkbechern während der Heimspiele von Hannover 96 in der Hinserie der Fußballbundesliga konn-te der Bundesligist in Zusammenarbeit mit seinem Dachverband „Rote Kurve“, dem Reiseveranstalter TUI AG und dem Global Nature Fund die Finanzierung einer ersten Trinkwasseraufbereitungs-anlage an einer kenianischen Schule sicherstellen. Die TUI hatte bereits nach dem letzten Hinrundenheimspiel den bis dato gespendeten Betrag verdop-pelt. Damit liegt die aktuelle Spende bei 21.310 Euro.

Im Rahmen der Initiative können die Stadionbesucher den einen Euro Pfand

auf ihren Trinkbecher zugunsten des Projektes spenden. Ziel der Aktion ist die Verbesserung der Trinkwasserver-sorgung an Schulen in ländlichen Ge-bieten Kenias. Nur rund zwölf Prozent der ländlichen Bevölkerung in Kenia hat einen Wasseranschluss. Der Bau der ers-ten Anlage schließt die Ausbildung von

Nachhaltiger Fischfang zur Existenzsicherung

Im Jahr 2009 weiteten der Global Nature Fund und seine indonesische Partner-organisation RASI das von der Merz- Stiftung geförderte Projekt zum Delfin-schutz aus. Die Sicherung der Lebens-

grundlagen der einheimischen Fischer steht dabei im Mittelpunkt. Mit Hilfe von zwei mal zwei Meter großen Holz-käfigen wird Fischaufzucht betrieben, was den Fischern ein regelmäßiges und planbares Einkommen verschafft und hilft, die Fischbestände zu schützen. Die Fischergruppen treffen sich alle sechs bis acht Wochen mit Naturschützern des Living Lakes-Netzwerks zum Aus-tausch und diskutieren über die Zukunft des Fischfangs. Das Projekt zeigt bereits gute Erfolge. Die Zahl der Kiemennetze hat deutlich abgenommen. Seit Projekt-beginn wurde in der Region kein toter Süßwasserdelfin mehr registriert.

lokalen Technikern sowie Umweltbil-dungsmaßnahmen ein. Weitere Anlagen werden folgen. Die Aktion ist somit ein wegweisender Schritt für sauberes Trink-wasser an kenianischen Schulen. (sst) ❏

Helfen auch Sie! Spendenkonto des Global Nature Fund (GNF) Konto-Nr. 80 40 41 60 00 bei der GLS - Gemeinschaftsbank, BLZ: 430 609 67, Spendenzweck: Trinkwasser für Kenia

Hannover 96 unterstützt die Aktion „Sauberes Trinkwasser für Kinder in Kenia“

Allerdings ist auch rasches politisches Handeln gefordert. Die Regierung von Indonesien muss ein Moratorium ge-gen Abholzung und industriellen Holz-einschlag verabschieden und strenge Gesetze erlassen, die bei unverantwort-licher Naturzerstörung entsprechende Strafverfolgung nach sich ziehen. Ob die Regierung sich dazu entschließt, ist ungewiss, denn der Einfluss der Palmölplantagenbesitzer und der Koh-leindustrie ist ungebrochen stark. (ug) ❏

Altin Lala, Spieler von Hannover 96, wirbt für sauberes Trinkwasser in Kenia.

Förderer:

Der Projektkoordinator Alol mit Fischkäfigen zur Jungfischzucht.

Irrawaddy-Delfine im Mahakam-Fluss.

Palmölplantage in der Nähe des Jempang Sees.

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GLOBAL NATURE FUND

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■ Hunderttausende Menschen sind von den Folgen der Mangrovenabholzung und der Verschmutzung durch Landwirt-schaft und Industrie an Indiens zweit-größter Salzwasserlagune betroffen. Die aus den Flüssen in den See geschwemm-ten Düngemittel sowie die mit Schwer-metallen versetzten Einträge aus den Industriebetrieben der nahe gelegenen Millionenstadt Chennai verschlechtern die Wasserqualität dramatisch. Darunter leiden nicht nur der See, sondern auch die 50.000 Fischer und hunderttau-sende Menschen, deren Existenz- und Nahrungsgrundlagen vom See abhän-gig sind. Zu den 30.000 traditionellen Fischern gesellen sich aufgrund ertrags-armer Landwirtschaft und einem Mangel an Arbeitsplätzen ehemalige Landwirte und Tagelöhner. Die am See gelegenen Garnelenzuchtfarmen und die Bevölke-rungszunahme belasten das Ökosystem des Sees zusätzlich. Den Menschen fehlt sauberes Trinkwasser, und die Vielfalt am See schwindet.

Mit Mangroven zu mehr Artenreichtum

Der Global Nature Fund fördert gemein-sam mit seiner indischen Partnerorgani-sation Centre for Research on New In-ternational Economic Order (CReNIEO) die Wiederansiedlung von Mangroven-wäldern am Pulicat See. In zwei Jahren

sollen 25.000 Bäume gepflanzt werden. Die vom dichten Wurzelwerk der Man-groven geschützten Wasserzonen bieten den Larven und Jungtieren zahlreicher Fischarten ideale Wachstumsbedingun-gen. Die dadurch wiederhergestellte Artenvielfalt sichert die wichtigste Ein-kommensquelle für die Menschen am See – den Fischfang.

Das Wassermanagement muss noch ver-bessert werden, indem zur Abwasserbe-handlung Sickergruben und Grünfilter-

Indiens zweitgrößter See vor dem Kollaps

Gravierende Umweltbelastungen

zerstören die Lebensgrundlage

der Menschen am indischen

Pulicat See. Die einst sehr ar-

tenreichen Fischgründe und die

für das Ökosystem so wichtigen

Mangrovenwälder in der Lagu-

ne nördlich der Stadt Chennai

haben einen alarmierenden Zu-

stand erreicht. Der Global

Nature Fund ernennt den Pulicat

See in Indien darum zum

„Bedrohten See des Jahres 2010“.

Hintergrund

Am 2. Februar, dem Tag zum Schutz der Feuchtgebiete, ernennt der Glo-bal Nature Fund seit fünf Jahren den „Bedrohten See des Jahres“, um auf die weltweite Zerstörung der Seen aufmerksam zu machen. Der Pulicat See bietet mit seinen über 160 Fisch-arten sowie über 110 verschiedenen Land- und Wasservogelarten eine ein-zigartige biologische Vielfalt. Allein bis zu 15.000 Flamingos besuchen den See jährlich auf ihrem Vogelzug. Der Pulicat See ist Mitglied im internati-onalen Seennetzwerk Living Lakes.

Internet: www.globalnature.org/Pulicat

anlagen eingerichtet werden. Die Be-völkerung am See wird durch CReNIEO bereits in der nachhaltigen Nutzung der Mangroven geschult. Speziell für Frau-en gibt es ein Ausbildungsprogramm zur Mangrovenaufzucht. Diese Ausbil-dung soll ihnen helfen, langfristig ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Bisher haben bereits fünfzig Frauen an dem Programm teilgenommen. (sj) ❏

Förderer:

Das Projekt wurde durch einen Zuschuss des Hand in Hand-Fonds gestartet und konnte dank einer Förderung des Bundes-amtes für Naturschutz fortgesetzt werden.

Fischer an der Pulicat Lagune.

Mitarbeiterin von CReNIEO in einer der Baumschulen.

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AND IN HAND-FONDS

Deutsche Umwelthilfe & Rapunzel Natu

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GLOBAL NATURE FUND

■ Das Einzige, was zurzeit noch im Unteren Jordan ankommt, sind unge-reinigte Abwässer. Die Folge ist, dass der Jordan als schlammiges Rinnsal ins Tote Meer mündet, dessen Wasserspie-gel aufgrund des fehlenden Zuflusses pro Jahr um einen Meter fällt.

Dennoch gibt es Hoffnung

Die Umweltorganisation „Friends of the Earth Middle East“ (FoEME) hat in den vergangenen Jahren zusammen mit dem Global Nature Fund wichtige Maßnah-men zur Rettung des Unteren Jordans ergriffen. Dabei werden sie finanziell unterstützt durch die US-Entwicklungs-behörde USAID, den Goldman Fund und die Stiftung Ursula Merz. Ziel ist es, Möglichkeiten für einen natürlichen Transfer von Süßwasser zum Unteren Jordan zu entwickeln und zugleich den politischen Willen für diese wichtigen Maßnahmen zu stärken. So unterstützt unter anderem Friedensnobelpreisträger

Shimon Peres die Bemühungen zur Ret-tung des Jordans.

Mehrere internationale Expertenteams haben mittlerweile untersucht, welche Wassermengen notwendig sind, um einen weitgehend natürlichen Zustand wiederherzustellen. Das vorläufige Er-gebnis: Der Jordan benötigt jährlich einen Wasserrückfluss von 400 bis 600 Millionen Kubikmetern, wobei das Süß-wasser maximal einen 25-prozentigen Anteil an vorgeklärtem Abwasser ent-

Rettung in höchster Not Nachhaltiges Wassermanagement für einen „lebendigen“ Jordan

Wassernot und politische Spannungen bestimmen die Lage rund um den Jordan.

Fast das gesamte Süßwasservorkommen des biblischen Flusses wird nach Israel, Syrien und Jordanien

umgeleitet. Von 1,3 Milliarden Kubikmetern Durchflussmenge vor 50 Jahren sind heute nur noch

weniger als fünf Prozent übrig.

halten darf. Die dadurch gewonnene Wassermenge würde das ökologische Überleben des Jordans garantieren und seine biologische Vielfalt sichern.

Ein weiter Weg

Die vielfältigen Naturschutzaktivitäten zur Renaturierung des Jordans zahlen sich erst langsam aus. Im jordanischen Nord-Shuna startete ein Projekt, das Abwasser in speziellen Behältern sam-melt und somit ein Durchsickern ins Grundwasser verhindert. Mit einer neu gebauten Kläranlage in der israelischen Gemeinde Beit Shean sollte der übli-chen Praxis des Ableitens von ungeklär-tem Abwasser in den Jordan ein Ende bereitet werden. Die volle Kapazität der Anlage wurde allerdings wegen büro-kratischer und politischer Widerstände bisher nicht annähernd ausgeschöpft. Bis zu einem nachhaltigen ökologischen Umgang mit Wasser ist es am Jordan noch ein langer Weg. (sst/ug) ❏

Living Lakes-Förderer:

Experten messen den Wasserstand des Jordans.

Kaum Wasser im Unteren Jordan – und was noch fließt, ist stark verschmutzt.

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GLOBAL NATURE FUND

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■ Gegenwärtig verschwinden weltweit einhundert Arten pro Tag und alle zwei Sekunden wird Urwald von der Fläche eines Fußballfeldes abgeholzt. Durch den weltweit alarmierenden und rasant fortschreitenden Verlust an genetischer Vielfalt, Arten und Ökosystemen sind die Lebensgrundlagen der Menschheit ernsthaft bedroht.

Biodiversität erst langsam in Unternehmensstrategie integriert

Bisher setzten sich Firmen meist auf-grund direkter Abhängigkeiten oder Auswirkungen ihrer Geschäftstätigkeit

Initiativen zur Bündelung guter Unternehmensbeispiele

Zukünftig muss Biodiversität eine weit-aus größere Berücksichtigung finden und wesentlicher Bestandteil des Un-ternehmensmanagements werden. Me-thoden und Indikatoren zur Erfassung und Integration von Biodiversitätsschutz in Unternehmen werden derzeit durch zahlreiche Initiativen vorangetrieben.

Der Global Nature Fund auf europä-ischer und die Bodensee-Stiftung auf regionaler Ebene werden im Rahmen der Europäischen „Business and Biodi-versity“ Kampagne Informationswork-shops durchführen und interessierte Unternehmen mit fachlicher Beratung unterstützen.

Unternehmen, die sich bereits enga-gieren oder die sich über „Unterneh-men und biologische Vielfalt“ zunächst einmal informieren wollen, sind herzlich eingeladen, Kontakt aufzunehmen. (shö) ❏

Kontakt:

Stefan Hörmann Projektleiter beim Global Nature Fund [email protected]

Förderer:

Die Europäische Business and Biodiversity Kampagne wird von der Europäischen Kom-mission im Rahmen des LIFE+ Programms unterstützt.

Europäische Kampagne für Unternehmen und biologische Vielfalt

Anfang des Jahres hat ein starkes Konsortium zur Erhaltung der Biodiversität seine Arbeit

aufgenommen. Die europaweite Initiative unter Federführung des Global Nature Fund

sucht nach Vorreitern und Leuchtturmprojekten zum Thema

„Unternehmen und biologische Vielfalt“.

Mit „Vollgas“ in das Jahr der Biodiversität

aktiv mit Biodiversität auseinander. Dies sind vor allem Unternehmen aus den Bereichen der Rohstoffgewinnung wie Bergbau, Öl und Gas sowie aus der Tourismusbranche und der Nahrungs-mittelindustrie.

Auch der Finanzsektor zieht bei der Be-wertung von Umweltrisiken im Zusam-menhang mit Kreditvergaben und Inves-titionen verstärkt die biologische Vielfalt in Betracht. Agroindustrie, Pharma- und Chemiebranche stehen mit Themen wie „gentechnisch veränderte Organismen“ sowie „Zugang zu genetischen Ressour-cen und gerechter Vorteilsausgleich“ im Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit.

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Living Lakes-Förderer:

Traditionell wird im Albufera-See in Spanien Reis angebaut.

Lebensgrundlage biologische Vielfalt:Lufthansa engagiert sich.

Lufthansa fördert bereits seit vielen Jahren die Arbeit deutscher und internatio-naler Umwelt- und Naturschutzorganisationen. Ziel dieses Engagements ist es,biologische Vielfalt sowie einzigartige Naturlandschaften zu bewahren. EinenSchwerpunkt hierbei bilden die Artenschutzaktivitäten des Konzerns, wobeidem Schutz bedrohter Kranicharten und ihrer Lebensräume das besondereInteresse gilt. Balance zu halten ist für uns Unternehmensverpflichtung. Mehrdazu in der Broschüre „Umweltförderung“ und im Lufthansa-Nachhaltigkeits-bericht „Balance“, abzurufen unter http://verantwortung.lufthansa.com

www.lufthansa.com

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„UNBEKANNTE“ TIERART

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■ von Melanie Fessler

■ Es schimmert blau am Stamm der al-ten Buche. Ein schlanker Käfer genießt die warmen Strahlen der Junisonne. Auffällig sind die dominanten schwar-zen Punkte auf seinem stahlblauen Rü-cken und die langen antennengleichen Fühler. Wegen seiner prächtigen Farbe denkt man leicht, einen verirrten Exoten vor Augen zu haben. Doch weit gefehlt. Der Alpenbock, so heißt der Sonnen-anbeter auf dem Buchenstamm, ist hei-misch bei uns im mittleren Europa bis hin zum Nahen Osten. In Deutschland ist sein Verbreitungsgebiet auf die Alpen, den Nordwesttrauf der Mittleren Schwä-bischen Alb und das Obere Donautal beschränkt. Er ist selten geworden in den vergangenen Jahren, denn in unse-ren aufgeräumten Wäldern fehlt es dem Alpenbock an Lebensraum.

Ein kurzes Käferleben

Die erwachsenen Käfer entdeckt man zwischen Juni und August an sonnenex-ponierten Stellen im Wald. Die Männ-chen erscheinen meist ein paar Tage eher als die Weibchen. Ihnen bleibt nicht viel Zeit, um das Überleben ihrer Art zu sichern. Die erwachsenen Tiere werden nur wenige Wochen alt. Mit etwas Glück beobachtet man den Al-penbock bei einem Flugversuch. Dabei stellt er sich nicht sehr geschickt an, selten schafft er es, mehr als einen Ki-lometer zu fliegen.

Findet der Alpenbock einen potenziel-len Brutbaum, erkundet er krabbelnd sein neues Revier. Am liebsten ist ihm eine absterbende Buche oder ein Baum mit rindenfreien Holzpartien, die auf-grund großer Dürrstellen in der Krone oder am Stamm entstehen. Konkurren-ten schlägt der Alpenbock in die Flucht, aber ein guter Brutbaum bietet Platz für mehrere Reviere. Nähert sich ihm ein

Sonnige alte Buche gesucht!

Als Symbol für lebendige

Wälder hat es der Alpen-

bock bis auf Briefmarken

geschafft. Das hilft ihm

wenig – sein Lebensraum

wird immer kleiner.

Ihm fehlen lichte Wälder

mit hohem Totholzanteil.

Weibchen, wirbt er so lange um seine Braut, bis sie sich mit ihm paart. An-schließend bewacht der Alpenbock sie noch einige Zeit vor den Mitbewerbern. Mit dem Hinterleib sucht das Weibchen dann den rissigen Baumstamm nach Rit-zen und kleinen Höhlen ab. Dort hinein legt es mit seiner kurzen Legeröhre die Eier. Die Entwicklung vom Ei über die Larvenstadien bis zum Käfer dauert zwi-schen drei und vier Jahre.

Tückische Holzstapel am Wegesrand

Bei dieser langen Entwicklungszeit hat der Alpenbock nur dann eine Chance aufs Überleben, wenn das Alt- und Totholz mit seinen Larven in den Wäldern belassen wird.

Der Alpenbock zählt zu unseren schönsten und größten Bockkäfern.

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„UNBEKANNTE“ TIERART

Steckbrief:

Alpenbock (Rosalia alpina)

Oft genug wird der Wald „aufgeräumt“ und mit den alten Stämmen verschwin-det auch der Alpenbock. Die erfinde-rischen Weibchen weichen schon mal auf gelagertes Nutzholz aus. Wird dieses zum Verkauf abtransportiert, landen die Larven aber im Kamin oder im Säge-werk.

Der Alpenbock gilt deshalb in den meis-ten europäischen Ländern als gefähr-det. Naturnahe und sonnendurchflute-te Buchenwälder mit viel Totholzanteil sind oft nur in abgelegenen Gebieten zu finden, das erklärt seine Seltenheit. Die ausgeräumten Nutzwälder haben dem Alpenbock nicht viel zu bieten. Seinen Namen verdankt dieser prächtige Bockkäfer übrigens dem schwedischen Naturforscher Carl von Linné (1707 bis 1778); ihm lagen damals Aufzeichnun-gen über Funde aus dem Alpenraum vor.

Er ziert sogar Briefmarken

Der Alpenbock ist seit einigen Jahren ein Symbol für naturnahe und arten-reiche Wälder. Länder wie Slowenien, Österreich und die Schweiz drucken sein Bild auf Briefmarken. Bisher teilt der Alpenbock allerdings sein Schicksal mit dem handgeschriebenen Brief mit bunter Marke – beide werden immer seltener. Bleibt zu hoffen, dass es gelingt diesen Trend umzukehren. ❏

Verwandschaft

Der Alpenbock gehört zur Familie der Bockkäfer (Cerambycidae), die durch ihre langen Fühler charakterisiert ist.

Merkmale

Die Länge des Alpenbocks variiert zwischen 15 und 40 Millimetern.

Die Fühler der Männchen überragen ihren Körper bei weitem, beim Weibchen sind die Antennen nur etwa körperlang.

Der Käfer ist grau bis hellblau mit schwarzer Musterung. Die graublaue Farbe ist auf eine feine Behaarung zurückzuführen, die nur in der Vergrößerung erkennbar ist. Die Körperstellen ohne Behaarung sind schwarz.

Vorkommen und Lebensraum

Sein Verbreitungsgebiet reicht von Mittel- über Süd- nach Osteuropa, bis an die Krim und den Kaukasus, an den Ural und in den Nahen Osten. Der Alpenbock bevorzugt sonnen-reiche Buchenwälder mit viel Alt- und Totholz als Lebensraum; ausnahmsweise werden auch Esche, Ulme und Ahorn besiedelt.

Lebensweise

Das Weibchen legt seine Eier in Risse und Spalten der Baumrinde ab. Die Larven fressen sich während der nächsten drei bis fünf Jahre durchs Holz, verpuppen sich anschließend und erscheinen nach der Metamorphose als Käfer an der Oberfläche. Die erwachsenen Käfer leben nur wenige Wochen in den Monaten Juni bis August, während dieser Zeit erfolgen die Paarung und die Eiablage. Rivalisierende Männchen wurden in der Paarungszeit beim Kämpfen um die Weibchen beobachtet.

Nahrung

Die erwachsenen Käfer ernähren sich von Baumblättern und Pflanzensäften.

Gefährdung und Schutz

Der Käfer ist vor allem durch den Verlust seines Lebensraumes und die intensive Waldbe-wirtschaftung bedroht. Er gilt europaweit als gefährdet und wird in der FFH-Richtlinie als streng geschützte Art aufgeführt. In Deutschland wird der Alpenbock in der Roten Liste als stark gefährdet eingestuft.

Gelagertes Nutzholz wird zur Falle für den Käfer, wenn es verarbeitet wird, bevor sich die Larven entwickelt haben.

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ENERGIE UND KLIMA

■ Die Entscheidung rückt näher. Doch nur eine Seite möchte darüber sprechen. Soll Deutschland den beschlossenen Atomausstieg beenden, bevor er richtig begonnen hat?

Die schwarz-gelbe Bundesregierung steht bei den Stromkonzernen E.on, RWE, EnBW und Vattenfall im Wort. Sie hat den Stromriesen zuletzt im Bun-destagswahlkampf längere Reaktorlauf-zeiten und milliardenschwere Zusatzge-winne versprochen. Nun soll sie liefern und hat gleich zwei Probleme: Erstens wissen Angela Merkel und Guido Wes-terwelle, dass sie im September 2009 trotz und nicht wegen ihrer Atompolitik in die Regierung gewählt wurden. Des-halb soll bis zur wichtigen Landtags-wahl in Nordrhein-Westfalen der Ball flach gehalten werden. Zweitens sind sich die Koalitionäre, vorneweg Wirt-schaftsminister Rainer Brüderle (FDP) und Umweltminister Norbert Röttgen (CDU), ganz offensichtlich uneins, wie sie den Konzernen zu Diensten sein sol-len. Welche der 17 Meiler sollen länger laufen und wie lange? Nichts scheint entschieden.

Es geht wieder los!

Die AKW-Gegner nehmen die Zöger-lichkeit der Regierung als Steilvorlage zur Mobilisierung des Widerstands. Sie wollen sich nicht einlullen lassen, von vagen Versprechungen, wonach die erneuerbaren Energien schneller aus-gebaut werden oder die Strompreise sinken sollen – ganz so als wären die in den vergangenen vier Jahren nicht stetig gestiegen, obwohl kein einziger Reaktor endgültig vom Netz ging.

Während sich die Regierung bedeckt hält,

macht die erstarkte Anti-AKW-Bewegung bundesweit

gegen längere Reaktorlaufzeiten mobil.

KettenreAktion gegen längere Reaktorlaufzeiten

■ von Gerd Rosenkranz

Hamburg

Brunsbüttel

Elmshorn

Uertesen

Mit zahlreichen regionalen und bun-desweiten Aktionen werden die Atomkraftgegner in diesem Frühjahr an den 24. Jahrestag der Reaktorka-tastrophe von Tschernobyl erinnern und die WählerInnen an Rhein und Ruhr daran, was atompolitisch zur Wahl steht. Das alle Aktionen verbin-dende Signal: „Es geht wieder los!“ Die Anti-AKW-Bewegung erlebt ein Re-vival. Die Bundesregierung und die Kon-zerne, die den Atomausstieg vor nicht einmal zehn Jahren selbst ausgehandelt und unterzeichnet haben, planen den großen Vertragsbruch und erneuern so den Fundamentalkonflikt um die Strah-lentechnik in Deutschland.

Gegen den Wortbruch der Bundesregierung regt sich Widerstand.

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■ Kein Land der Erde könnte das Klimaproblem alleine lösen. Dafür ist die Herausforderung zu gewaltig. Wir dürfen als Weltgemeinschaft in den kommenden Jahrzehnten ma-ximal noch 650 Milliarden Tonnen Treibhausgase freisetzen, wenn wir eine realistische Chance haben wol-len, den durchschnittlichen globalen Temperaturanstieg auf zwei Grad Celsius zu beschränken. Gelingt dies nicht, werden die ökonomischen und politischen Folgen fürchterlich sein. Wenn viele hundert Millionen Menschen wegen Dürren und Über-schwemmungen ihren Lebensraum verlieren, wird dies dramatische Aus-wirkungen haben.

Wir brauchen verbindliche internationale Verträge. An ihnen führt kein Weg vorbei. Allerdings gibt es keinen Grund auf sie zu warten. Wir wissen was zu tun ist. Wenn wir schnell handeln, können wir anderen zeigen, wie Klimaschutz und Lebensqualität zusammengehen. Klimaschutzvorreiter haben auch bei den Klimaschutztechnologien die Nase vorn. Wir sollten die Chancen sehen und nicht über die Lasten klagen.

Wichtig ist, dass wir vom Ziel her denken. Nicht alles, was kurzfristig CO2-Emissionen vermeidet, ist sinnvoll. Ein Beispiel: Ein neues Kohlekraftwerk verursacht wegen besserer Wirkungsgrade weniger CO2-Emissionen als ein altes. Aber es verbaut den Weg zum Ziel. Denn solch eine Investition bedeu-tet eine langfristige Festlegung auf die klimaschädliche Kohletechnologie.

Kommentar

Vom Ziel her denken■ von Rainer Baake

Rainer Baake ist Bundesgeschäftsführer der DUH. Davor war er als Staats- sekretär im Bundesumweltministerium an den energiewirtschaftlichen Weichen-stellungen der rot-grünen Regierung maßgeblich beteiligt, unter anderem am Atomausstiegsvertrag.

Krümmel

Was passiert wo?

Zum Auftakt ist am 21. März eine Anti-AKW-Kundgebung in Neckarwestheim geplant.

Die spektakulärste Aktion planen Anti-AKW-Aktivisten, die Deutsche Umwelt-hilfe und andere Umweltverbände, Ge-werkschaften, Parteien, Jugendverbände und der Bundesverband Erneuerbare Energien am 24. April im hohen Nor-den. Unter der Parole „KettenreAktion: Atomkraft abschalten!“ sollen die Pan-nenreaktoren Brunsbüttel und Krümmel über eine 120 Kilometer lange Aktions- und Menschenkette verbunden werden.

„Kein Dauerauftrag für Atomkonzerne“

Unter diesem Motto fordert das Bünd-nis „Atomausstieg selber machen“ zum Wechsel zu einem Ökostromversorger auf. Im Vorfeld des Tschernobyl-Tages wird es eine Woche lang in Fußgänger-zonen „Stromwechselstuben“ geben.❏

Internet:

www.atomausstieg-selber-machen.de

Machen Sie mit!Termine:

21. März 2010Kundgebung und Sternfahrten in und um Neckarwestheim

Internet: www.endlich-abschalten.de

24. April 2010Umzingelung des AKW Biblis

Internet: www.anti-atom-umzingelung.de

24. April 2010Aktions- und Menschenkette von Brunsbüttel nach Krümmel

Internet: www.anti-atom-kette.de

„Wenn wir nicht handeln, werden uns unsere Kinder verfluchen.“

Deutschland und die anderen EU-Staaten haben sich in Kopenhagen richti-gerweise dafür eingesetzt, die Emissionen in den Industriestaaten bis 2050 um 80 bis 95 Prozent gegenüber 1990 zu vermindern. Soll das Ziel für 2050 erreicht werden, ist in Deutschland eine Verminderung auf 50 bis 200 Mio. Tonnen CO2 erforderlich. Ein einziges Braunkohlekraftwerk emittiert schon über 16 Mio. Tonnen, selbst wenn es mit modernster Technik ausgestattet ist.

Damit wird klar: Die Klimaziele können nur mit einem konsequenten Techno-logiewechsel erreicht werden. Wir müssen die Stromversorgung vollständig auf erneuerbare Energien umstellen. Wir müssen unsere Häuser so bauen und schrittweise sanieren, dass sie praktisch keinen Wärmebedarf mehr haben. Wir müssen weg vom Öl – auch im Verkehrssektor. PKW werden in Zukunft mit Strom fahren. LKW mit Kraftstoffen aus Biomasse.

Geht nicht? Zu teuer? Ruiniert die Wirtschaft? – Den Bedenkenträgern ant-worte ich: An dem Umbau führt kein Weg vorbei. Wenn wir jetzt die Weichen richtig stellen, halten wir die Kosten in Grenzen und eröffnen uns große Chancen. Wenn wir nicht handeln, werden uns unsere Kinder verfluchen. Sie werden die Lasten aus unserem Versagen kaum schultern können. ❏

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■ Sonne und Wind stellen die Energie-wirtschaft vor neue Herausforderungen. Bisher wurde immer genau so viel Strom erzeugt, wie verbraucht wurde. Große, regelbare Kraftwerksblöcke wurden ein-fach zu- oder abgeschaltet. Eine Strom-speicherung war da kaum notwendig. Nur wenige Pumpspeicherwerke – also Wasserkraftwerke, die das genutzte Wasser wieder hochpumpen können – speicherten Energie für sehr kurzfristige Regelaufgaben. Nachts pumpt ein Elek-tromotor das Wasser mit reichlich vor-handenem Strom hoch und am Tage – wenn Strom knapp ist – läuft das Wasser wieder hinab und treibt eine Turbine an, die über einen Generator Strom erzeugt.

Seit einigen Jahren nutzen die Energie-versorger aber verstärkt regenerative Energiequellen, die man naturgemäß nicht einfach zu- und abschalten kann. Wind weht, die Sonne scheint, und es ist nicht vorhersagbar, wann wie viel Strom produziert wird. Dennoch wird bei Windstille und wolkigem Himmel Strom benötigt. Strom aus Erneuerbaren muss also in Überschusszeiten gespei-chert werden, um ihn bei Bedarf wieder ins Netz einspeisen zu können.

Nach inzwischen gefestigter Überzeu-gung führender Klimaforscher müssen

Akkus in großer DimensionAkkus oder Batterien speichern meist kleine Mengen Strom. Was im Kleinen möglich ist,

setzen Energieversorger im Großen um. Statt Batterien nutzen sie Pumpspeicherwerke,

um Schwankungen von Stromangebot und -nachfrage auszugleichen. Doch bislang gibt es

noch viel zu wenig Stromspeicherkapazität.

die Industriestaaten bis 2050 ihre Treibh-ausgas-Emissionen um 80 bis 95 Prozent mindern, wenn es noch eine Chance ge-ben soll, den globalen Temperaturanstieg auf weniger als zwei Grad zu begrenzen. Dann wird die Energiewirtschaft ohne die herkömmlichen Kraftwerke mit ihren schnellen Ein- und Ausschaltmöglichkei-ten arbeiten müssen.

Stromspeicher plus Intelligenz

Um Tagesschwankungen von Stroman-gebot und -nachfrage auszugleichen, sind bewährte Technologien wie Pump-speicher, aber auch eine neue Technolo-gie wie ein intelligentes Versorgungsnetz (Smart Grid) notwendig. Es transportiert nicht nur Strom, sondern auch Daten. Damit kann der Verbrauch besser an das Stromangebot angepasst werden. Wenn Wind und Sonne große Strom-mengen liefern, kann ein Signal an die Verbraucher gehen, jetzt vermehrt Strom zu nutzen und Kühlung oder Wasch-maschinen bevorzugt laufen zu lassen. Der Verbrauch in Haushalten und In-dustrie kann sich durch automatisierte Steuerung – in gewissen Grenzen – dem Stromangebot anpassen.

Bisher war es umgekehrt: Die Erzeugung wurde immer dem Verbrauch angepasst.

Smart Grid hilft, die Erneuerbaren besser in das Netz zu integrieren.

Wie viele und welche Art von Speicher brauchen wir?

Für die saisonale Speicherung kommt nur ein Ausbau von Stromspeichern in Frage. Speicherkapazitäten müssen für die Zielmarke von 100 Prozent er-neuerbaren Energien ganz erheblich ausgebaut werden, um zum Beispiel eine zweiwöchige Flaute im Februar zu überbrücken. Eine neue Studie von Sie-mens, Fraunhofer Instituten und anderen kommt zu dem Schluss, dass EU-weit etwa ein Speichervolumen von 400-480 Terawattstunden (TWh) benötigt wird. Zum Vergleich: In Deutschlands Pump-speichern sind zurzeit insgesamt ledig-lich etwa 0,19 TWh installiert.

Als große zusätzliche Speicherkapazitä-ten kommen wenige Optionen in Frage. Eine davon sind Pumpspeicher, die nur in bergigem Gelände die Voraussetzungen für die Anlage von Seen finden. Das Aus-baupotential in Deutschland ist schon aus Gründen des Naturschutzes gering. Ob landschaftliche Potentiale in Nordeuropa dafür genutzt werden, ist noch offen. Sie müssten allerdings über neue Leitungen erschlossen werden.

Goldisthal im Thüringer Wald ist zwar der größte Pumpspeicher Deutschlands, deckt aber trotzdem nur einen Bruchteil der nötigen Speicherkapazität ab.

Page 33: DUHwelt 1/2010

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ENERGIE UND KLIMA

Für die langfristige Stromspeicherung sind Pumpspeicher die kostengünstigste Lösung, sie verteuern den zwischenge-speicherten Strom um 3 bis 10 Cent pro Kilowattstunde (kWh), denn jede Zwi-schenspeicherung hat Verluste.

Eine weitere Speichermöglichkeit bie-ten unterirdische Kavernen. Das sind flaschenförmige Kammern, die in Salz-stöcken angelegt werden und ein sehr großes Speichervolumen von 10 000 bis 100 000 Kubikmetern haben. Sie sind sehr dicht und werden schon heute in-tensiv für die Erdgaseinlagerung genutzt.

Kavernen können Energie in Form von Druckluft speichern. Aber auch Wasser-stoff, der sich mit überflüssigem Strom erzeugen lässt, ist als Energieträger geeig-net. Er hat eine etwa 60-fache Energie-dichte bei gleichem Volumen wie Druck-luft. In Norddeutschland wären dafür sehr viele Kavernen nutzbar. Allerdings wird auch diskutiert, sie als Lagerstät-te für CO2-Abscheidungen aus fossilen Kraftwerken einzusetzen. Die Speicher-kosten für Druckluft liegen heute etwa bei 38 Cent pro kWh und können in zehn Jahren bei 22 Cent pro kWh liegen. Wasserstoff ist schon heute für 22 Cent pro kWh zu speichern, in zehn Jahren werden es um zehn Cent sein.

Ein Ausbau der Speicher stößt auf Widerstände vor Ort

Naturschützer und Anwohner stehen einem Bau von Pumpspeichern, wie

zum Beispiel im Schwarzwald, kritisch gegenüber, denn der Bau von Speichern allgemein ist ein drastischer Eingriff in die Natur und Landschaft. Zudem kön-nen Speicherkraftwerke genauso der Speicherung von überschüssiger Ener-gie aus fossilen Kraftwerken dienen. So fragen Kommunen, Anwohner und Naturschützer zu Recht, ob ein neuer Speicher wirklich notwendig ist und aus welchen Quellen der Strom stammt, der darin gespeichert werden soll. Genau wie beim Leitungsausbau müssen die Bürger von Anfang an mit in die Planung einbezogen werden.

Smart Grid – noch Zukunftsmusik: Intelligente Stromzähler zeigen an, wann Geräte kostengünstig zugeschaltet werden können, wie zum Beispiel Waschmaschinen. Ist das Stromangebot gering, werden über die Fernsteuerung Geräte oder Anlagen abgeschaltet.

Quelle Grafik: Berichte aus Energie- und Umweltforschung, Forschungsforum 5/2006 - Energiesysteme der Zukunft, Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie, Wien 2006

Solchen Fragen geht die DUH mit ihrem Projekt Forum Netzintegration Erneuer-bare Energien nach. Auf einem Kongress der Deutschen Umwelthilfe zum sozial- und naturverträglichen Netzumbau vom 6. bis 7. Mai 2010 in Berlin wird dies sicher eines der spannendsten Themen sein. (ef/pa) ❏

Internet:

www.erneuerbare-ins-netz.de

Förderer:

Wildnisschutz ist Klimaschutz

■ In einer internationalen Erklärung forderten die 1.500 Teilnehmer des World Wilderness Congress in Mérida (Mexiko) die Staatengemeinschaft auf, den Klimawandel zu stoppen und die Zerstörung von biologischer Vielfalt weltweit zu beenden. Als Zielmarke für den CO2-Gehalt der Atmosphäre nennt die Erklärung von Mérida eine Reduktion von derzeit 385 ppm auf 350 ppm (parts per mil-lion). Die DUH gehörte im November 2009 zu den ersten Unterzeichnern.

Wälder, Feuchtgebiete und Moore sowie Mangroven und andere Le-bensräume in den Ozeanen spei-chern große Mengen Kohlenstoff. Doch die fortschreitende Vernich-tung der tropischen Regenwälder setzt inzwischen mehr CO2 frei, als alle europäischen Staaten zusammen emittieren.

Zusätzlich zu einer drastischen Re-duktion der Emissionen aus der Ver-brennung von Kohle, Öl und Gas müssen die Wildnisgebiete auf der Erde deshalb erhalten und wieder-hergestellt werden. „Wir brauchen neue Instrumente und Geld, um vor allem den Ländern in den Tropen bei der Erhaltung und Wiederher-stellung von Wildnisgebieten zu hel-fen“, forderte Ulrich Stöcker, Leiter Naturschutz der DUH.

Nachdem auf der Weltklimakonfe-renz in Kopenhagen im vergange-nen Dezember kein Nachfolgeab-kommen für das Kyoto-Protokoll beschlossen wurde, soll dies auf der Vertragsstaatenkonferenz ab 29. No-vember 2010 in Mexiko geschehen. Das UN-Klimasekretariat lud nun zu zwei Vorbereitungstreffen nach Bonn ein. (jk) ❏

Internet:

Die Erklärung von Mérida finden

Sie auf www.wild.org und in

„Positionen“ auf www.duh.de

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ENERGIE UND KLIMA

Klimaschutzinitiative der SAINT-GOBAIN ISOVER G+H AG

Förderer:

■ Moderne Kommunikationstechnologie wie PC und Internet ist aus Deutsch-lands Kommunalverwaltungen nicht mehr wegzudenken. Immer mehr Ge-räte und Rechenleistung verbrauchen immer mehr Energie. Stromeinsparer-folge der Kommunen, die beispielsweise durch Beleuchtungssanierungen erzielt wurden, werden dann teilweise wieder zunichte gemacht.

Das Beispiel Bad Soden

Die Stadt Bad Soden im Taunus setzt stromsparende EDV-Geräte vorbildlich ein. Sie spart jährlich ca. 16 Tonnen CO2 und im Zeitraum von drei Jahren rund 11.000 Euro Energiekosten. Im Mai 2009 zeichnete die DUH die Kommune des-halb als „ecoIT Projekt des Monats“ aus.

In Bad Soden wurden die alten Arbeits-platzrechner aus den Büros der Verwal-tung verbannt und durch Ultra-Thin Cli-ents (siehe Kasten) ersetzt: Die gesamte Rechenleistung stellen zwei zentrale Server nun viel effizienter bereit. Sämt-liche Spezialsoftware ließ die Kommune an die neue Technik anpassen.

Im Zuge der Umstrukturierung wurden die 16 alten Server der Stadtverwaltung, die an verschiedenen Standorten verteilt waren, auf zwei Maschinen konsoli-diert. Dank moderner Virtualisierungs-technik verbrauchen diese deutlich we-niger Strom (siehe Kasten). Die beiden unabhängigen Server garantieren, dass auch bei einem kompletten Ausfall einer Maschine der Betrieb uneingeschränkt weiter funktioniert.

Weitere Möglichkeiten, um an Einzel-arbeitsplätzen Energie einzusparen, bieten neben der Thin Client-Lösung Laptops, Notebooks oder so genannte Mini-Computer, die mit stromsparender Mobiltechnologie ausgestattet sind.

Green IT in Kommunen – wie geht das?

Laut einer Studie des Fraunhofer Instituts ist Informations- und Kommunikationstechnologie

für mehr als zehn Prozent des Stromverbrauchs in Deutschland verantwortlich. Daher ist die

energieeffiziente Green IT-Technik als neuer Schwerpunkt im Kommunalwettbewerb

„Bundeshauptstadt im Klimaschutz 2010“ hinzugekommen.

Der Wettbewerb

Mit dem Wettbewerb „Bundeshauptstadt im Klimaschutz 2010“ will die DUH die Klimaschutzwirksamkeit von „Green IT“ in das Bewusstsein der Kommunen rü-cken und ermitteln, wie weit Deutsch-lands Städte und Gemeinden auf diesem Gebiet bereits aktiv sind. Die DUH prä-miert – zusätzlich zur „Bundeshauptstadt im Klimaschutz 2010“ – drei Kommunen, die impulsgebende und überzeugende Einzelprojekte in dem Bereich „Green IT“ umgesetzt haben. (cm) ❏

2010

Green IT – „grüne“ Informationstechnologie

Virtualisierung: Durch Virtualisierung werden Anwendungen (zum Beispiel Druck, E-Mail, Internet), die üblicherweise auf getrennten Servern laufen, als virtuelle Ma-schinen auf einem Rechner gebündelt. So wird die Auslastung der Server, welche in der Regel nur bei 15 Prozent liegt, erheblich verbessert.

Thin Client: Der Thin Client, ein Gerät in Taschen-buchgröße, greift auf einen Server zu, welcher alle Programme und Daten für ihn bereithält. Am Einzelarbeitsplatz gibt es keine Festplatten, Prozessoren und Lüfter. Lediglich Maus, Bildschirm und Tastatur werden benötigt.

Anstelle von PCs finden sich auf den Schreibtischen in Bad Soden so genannte Thin Clients – sie sparen nicht nur Energie, sondern sind auch völlig lautlos.

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ENERGIE UND KLIMA

■ Die Deutsche Umwelthilfe zeichnet den Medizingerätehersteller ResMed als „ecoIT Projekt des Monats aus“ – das mittelständische Unternehmen in Martinsried bei München senkte den Stromverbrauch seiner Computer und löste damit sogar ein Hitzeproblem in den Büros.

Prima Klima, das war im doppelten Sin-ne die Zielsetzung der Verantwortlichen bei ResMed, als es um die Bildschirmar-beitsplätze in den Büroräumen ging: Die Mitarbeiter litten hier jeden Sommer un-ter großer Hitze. Also prüfte die Unter-nehmensleitung die Investition in eine neue Klimaanlage. Dabei stieß sie auf eine der Ursachen für den Wärmestau in den Büros: Die meisten konventio-nellen Rechner wandeln einen Großteil der eingesetzten Energie in Abwärme um und blasen sie aus dem Gehäuse in den Raum.

Die IT-Verantwortlichen des Unterneh-mens tauschten die herkömmlichen Rechner an allen Bildschirm-Arbeits-

■ SolarLokal bringt Dachflächen und Solar-Bauherren zusammen. Wer in eine Solarstromanlage investieren möchte, jedoch selbst über keine geeignete Dachfläche verfügt, kann auch ein frem-des Dach nutzen! Über eine so genannte Dachbörse kann er einen Partner finden, der sein Dach dafür zur Verfügung stellt bzw. verpachtet. Im Internet bietet So-larLokal eine gebührenfreie Plattform für Anbieter und Suchende. Privatpersonen, Unternehmen, Vereine und Kommunen profitieren davon.

Die SolarLokal-Dachbörse hat sich schnell zur größten nicht-kommerziel-len Solarbörse Deutschlands entwickelt. Derzeit sind über hundert Dächer mit ei-ner Gesamtfläche von mehr als 100.000 Quadratmetern auf Privathäusern, La-gerhallen, Schulen, Landwirtschaftsge-bäuden etc. im Angebot.

Prima Klima – dank neuer Netzwerktechnik

plätzen durch so genannte Thin Clients aus. Bei diesen schlanken, häufig nur Taschenbuch-großen Geräten wird die Rechenleistung in den Serverraum aus-gelagert – so entsteht kaum mehr Ab-wärme am Arbeitsplatz. Darüber hinaus können die Server die selbe Rechen-leistung durch eine bessere Auslastung deutlich effizienter bereitstellen und las-sen sich dabei auch noch mit weniger Energieeinsatz kühlen.

Mit der effizienten Technik der Thin Cli-ents spart das Unternehmen nun 36.000 Kilowattstunden Strom pro Jahr. Eine neue Klimaanlage hätte jährlich 5.000 Kilowattstunden verbraucht. Für diesen innovativen, nachhaltigen Ansatz wurde ResMed von der DUH als ecoIT-Projekt ausgezeichnet.

Die Auszeichnung ist auch ein Ansporn: Die restlichen 240 Arbeitsplätze sollen nun zeitnah auf die neue Technik um-gestellt und so beinahe 60 Tonnen CO2

pro Jahr eingespart werden. (sh) ❏

Sonnige Börsenzeiten

Seit Dezember 2009 vermittelt die So-larLokal-Börse auch Freiflächen über ihre Internet-Plattform. Hier gilt: Die Kommune weist in ihrem Bebauungs-plan Flächen als Standort für Solaranla-gen aus. Je nach Standorteigenschaften

entscheidet sich, ob der Betreiber die Vergütung gemäß dem Energieeinspeisegesetz erhalten kann. (jk) ❏

Internet: www.solarlokal.de

SolarLokal bietet eine Internetbörse mit Dach- und Freiflächenangeboten und -gesuchen an.

Im Beisein von Marketing-Direktorin Heike Thiele übergab ecoIT-Projektleiter Steffen Holzmann den Preis an Geschäfts-führer Frank Rebbert und IT-Leiter Paul Williams. (vlnr)

Diese beiden Server liefern die Rechen-leistung für 160 Arbeitsplätze.

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ENERGIE UND KLIMA

■ Für Haushaltsgeräte, Spielzeuge und Geräte der Unterhaltungselektronik ebenso wie Computer und Notebooks für den privaten Einsatz regelt eine neue Verordnung, wie viel Strom sie im Aus- oder Stand-By-Zustand (deutsch: Bereitschaftszustand) verbrauchen dürfen. Ausgenommen sind Computer und Notebooks für den geschäftlichen Einsatz.

dem Endkunden nicht weiter: Sie besagt nur, dass das Modell zum Zeitpunkt sei-ner Markteinführung den damals gülti-gen EU-Richtlinien entsprach.

Fragen Sie deshalb den Fachhändler ge-zielt nach den neuen, stromsparenden Modellen.

Unnötige Energieverschwendung

Laut der EU-Kommission lag der EU-weite Stand-By-Verbrauch im Jahr 2005 bei 47 Terawattstunden (TWh). Das ist mehr als der Stromverbrauch Portugals (46 TWh in 2004). Deshalb will die EU mit der neuen Regelung entsprechende technische Lösungen fördern und bis 2020 rund 35 TWh jährlich einsparen. (as/sh) ❏

Ausschalten, aber richtig!

Viele Elektro- und Elektronikgeräte verbrauchen Strom, auch wenn sie ausgeschaltet sind.

Beim Neukauf einer Waschmaschine oder einer Stereoanlage können Verbraucher

ab sofort zu Geräten greifen, die im Bereitschafts- oder Aus-Zustand weniger Energie

verschwenden.

Geräte, die nicht gebraucht werden, vollständig vom Netz trennen. Dazu entweder den Stecker ziehen oder eine ab-schaltbare Steckerleiste verwenden.

Gerät nur dann einschalten, wenn es auch gebraucht wird.

Netzteile von Handys und anderen Geräten nach dem Auf-laden aus der Steckdose ziehen, denn die Umwandler fressen Strom, auch wenn kein Mobiltelefon dranhängt.

Mit einem Strom-Messgerät finden Sie die „stillen Strom-fresser“ – suchen Sie gezielt nach energiehungrigen Geräten und schalten Sie diese soweit wie möglich ab.

Fragen Sie bei der Anschaffung neuer Geräte gezielt nach stromsparenden Modellen, die sowohl im Stand-By-Zustand als auch im Betrieb sparsam sind.

Im Stromspar-Dschungel

Die neue Verordnung trat im Januar 2010 in Kraft. Leider lässt der Gesetz-geber den Herstellern und Händlern viel Zeit zur Umsetzung: „In Verkehr brin-gen“ bedeutet nämlich das „erstmalige Bereitstellen eines Geräts im Europä-ischen Wirtschaftsraum“. Im Klartext heißt dies, dass ausschließlich die in 2010 erstmals in Europa auf den Markt gebrachten neuen Modelle unter diese Verordnung fallen. Für bereits auf dem Markt befindliche Modelle, die jetzt noch in den Regalen der Elektrofach-händler stehen, greift die Verordnung nicht. Auch die CE-Kennzeichnung hilft

Fünf Strom-Spar-Tipps, die schnell helfen

1

23

4

5

Trotz Ausschalten per Netzschalter ver-braucht manches Elektrogerät noch immer Strom. Das Strom-Messgerät zeigt, wie viel.

Ältere Geräte müssen die Stand By-Verord-nung der EU noch nicht erfüllen, tragen aber trotzdem die CE-Kennzeichnung.

Allzeit bereites Fernsehgerät in einem Hotelzimmer.

36

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DACHSPARKASSE

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ENERGIE UND KLIMA

■ In der Bodensee-Region stellten vier Kommunen ihre Energieversorgung um: Mauenheim, Lippertsreute, Schlatt und Randegg. Die Stadtwerke Radolfzell verwirklichen das Bioenergiedorf Mög-gingen. Die Stadtwerke Konstanz und die EnBW denken darüber nach, sich in Kaltbrunn, einem Dorf bei Allens-bach, zu beteiligen oder eigene Projekte durchzuführen. Eine Idee macht Schule!

Stadtwerke und Energieversor-ger sind gefragt

In der Bioenergie-Region Bodensee setz-ten bisher vier Ortschaften mit 350 bis 1.300 Einwohnern das Projekt Bioener-giedorf um. Schon zehn solche kleinen Dörfer könnten aus ihren Ressourcen den Strom für eine Stadt in der Größen-ordnung von Konstanz (rund 100.000 Personen) produzieren. Gleichzeitig

könnten diese Dörfer ihren Eigenbedarf an Wärme decken. Bioenergie würde in diesem Fall bis zu drei Millionen Liter Heizöl pro Jahr ersetzen. Heizöl, das importiert werden muss, das verbrannt wird und klimaschädliches CO2 frei-setzt.

Die österreichische Stadt Güssing be-weist seit einigen Jahren, dass sich eine ganze Kleinstadt mit regenerativer Energie selbst versorgen kann. Schon in drei Jahren, so das Ziel des Bündnisses Bioenergie-Region Bodensee, soll es im Landkreis Konstanz und im Bodensee-

Bioenergie – die großen Energieversorger denken um

Biogas, Holzenergie, Nahwärmenetz und Photovoltaik. Bioenergiedörfer stehen

in erster Linie für Bürger-Engagement und Einzellösungen. Können sie auch eine Lösung

für die großen Energieversorger sein? Die Bodensee-Stiftung als Mitglied im Netzwerk

Bioenergie-Region Bodensee fordert alle Stadtwerke und Energieversorger auf,

sich aktiv für die Umsetzung weiterer Bioenergiedörfer einzusetzen.

Von der Biogasanlage auf dem Hof Schönbuch wird das Biogas zum Bioenergiedorf Lippertsreute transportiert, um dort Strom und Wärme zu produzieren.

kreis mindestens zehn Bioenergiedörfer geben. Langsam verstehen die großen Energieversorger, dass es ökonomisch und ökologisch sinnvoll ist, die Energie-versorgung in kleinen Städten und Stadt-teilen auf diesem Weg sicherzustellen.

Die Bodensee-Stiftung rechnet damit, dass nachhaltige, regionale Energie-versorgung in den kommenden Jahren immer attraktiver wird. Sie fordert von Bund und Ländern gute Förderprogram-me und die Erforschung weiterer ökolo-gisch vertretbarer Anbaumethoden für Energiepflanzen.

Sonnenblumen-Biomasse liefert Energie.

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Die Schlachten von vorgestern

Pralles Leben im Zeitschriftenregal: Umweltpolitik, Energie, Klima, Natur und Verbraucherthemen.

DUHwelt 1/2010

„Eine vielfältige und hochaktuelle umweltpolitische Zeitschrift.“ Hubert Weinzierl, Präsident des Deutschen Naturschutzrings (DNR)

MAL IM JAHR4

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Für nur 12 Euro

Anstatt die Weichen für eine klimaverträgliche Energiezukunft zu stellen, liegt unser Land erneut im energiepolitischen Beißkrampf:

Der Streit um die Laufzeitverlängerung

Der Streit um neue Kohlekraftwerke

Der Streit um die Solarförderung

Die Politik vergräbt sich in den alten Schützengräben, während die Energiezukunft in Wahrheit längst entschieden ist. Es gibt keine Alternative zu einem entschlossenen Ausbau der Erneuerbaren. Wir gehen mittenmang ins Kampfgetümmel.

Weitere Berichte und Reportagen:Spritztour mit dem Billigauto Tata Nano durch Delhi

Wie Naturschutzbeamte zur aussterbenden Spezies werden E-Räder elektrisieren die Fahrradbranche

Sonnenkönig Frank Asbeck im Exklusiv-Interview

Wunden lecken nach dem Kopenhagen-Desaster

Im aktuellen Heft:

Bioenergie-Touren und eine Wanderausstellung in der Bodensee-Region

Die Aktivitäten in der Bioenergie-Region Bodensee unterstützen das Engagement der Kommunen und Bürger und sind ein zusätzlicher Ansporn. Ziel ist es, nach-haltige, regionale Energieversorgung in jede Kommune hineinzutragen und die breite Bevölkerung über Chancen und Risiken der Bioenergie aufzuklä-ren. Individuelle Bioenergie-Touren zu gelungenen Projekten bieten für alle Kommunen und interessierten Bürger einen Einblick. Zusätzlich wird ab dem Frühjahr 2010 eine Wanderausstellung „Bioenergie – aber richtig!“ in den Ge-meinden der Bodenseeregion gezeigt. (vk) ❏

Internet:

www.bioenergie-region-bodensee.de

Förderer:

Lichtstreifen werten die Biomasse-Anbau-flächen ökologisch auf. Die Einbußen an Biomasse-Ertrag sind dabei gering.

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HAND IN HAND

■ Daniel Gondo ist Kaffeebauer in der Region Man im Westen der Republik El-fenbeinküste (Côte d’Ivoire). Der 41jäh-rige ist einer von 250 Kleinbauern in den Bergdörfern Singouin und Gouanlé, die auf 400 Meter über Meereshöhe im ehemaligen Rebellengebiet des Landes liegen. Bisher verkaufte Daniel Gondo seinen Kaffee direkt ab Feld an Zwi-schenhändler und erzielte nur geringe Preise. Seine achtköpfige Familie konnte von dem Erlös kaum leben, meist war das Geld schon kurze Zeit nach der Ern-te wieder aufgebraucht.

Biokaffee-Projekt brachte die Wende

Mittlerweile ist Gondo Vorsitzender der Singouin/Gouanlé-Kooperative. Vor zwei Jahren entwickelten Vertreter der deutsch-ivorischen Umweltorgani-sation eddr (engagement durable pour le développement rural, zu deutsch: nachhaltiges Engagement für die länd-liche Entwicklung) gemeinsam mit ihm Perspektiven für einen biologischen Kaffee-Anbau. Seitdem hat sich viel

getan: Die traditionelle Landwirtschaft konnte gestärkt werden. Mischkulturen von Kaffee, Bananen, Mangos, Kakao, Avocados und Zitrusfrüchten herrschen vor und werden ohne Pestizide und chemische Düngemittel bewirtschaftet. Dies hilft auch der biologischen Viel-falt der Region. Höhere Preise für den Biokaffee, eine kommunale Gemein-schaftskasse, medizinische Betreuung und Bildungsangebote für Frauen tragen zu verbesserten Lebensbedingungen für alle Familien bei.

Im Mai 2009 konnte auf Initiative von eddr die Bio-Zertifizierung der Parzel-len von fünfzig Kooperativen-Bauern erfolgen. Hauptaugenmerk ist nun, den Qualitätsanforderungen der europäi-schen Abnehmer gerecht zu werden. Die Kooperative schulte ihre Bauern mit Hilfe von Fördermitteln aus dem Hand in Hand-Fonds, so dass sie ihre Kaffee-qualität erhöhen und damit die Grund-lage für eine erfolgreiche Vermarktung legen konnten. Diverse Anschaffungen, wie zum Beispiel Kaffeesäcke und ein Feuchtigkeitsanalysegerät, helfen den

Bauern unmittelbar. Demnächst wer-den Daniel Gondo und alle benachbar-ten Familien über eigenes Trinkwasser verfügen. Denn mit Hilfe von Hand in Hand-Geldern wird derzeit ein Brunnen für die beiden Dörfer gebaut. (eb) ❏

Internet:

www.eddr.org

www.rapunzel.de

Die Kaffeebauern der Bergregion Man, Elfenbeinküste, bewirtschaften ihre Felder

nach den traditionellen Anbauformen ihrer Ahnen. Sehr oft stimmen diese mit den

Anforderungen der ökologischen Landwirtschaft überein.

Biokaffee-Anbau hilft afrikanischen Kleinbauern aus der Armut

Der Hand in Hand-Fonds fördert soziale und ökologische Projekte in Entwicklungs- und Schwellen-ländern. Er ist eine gemeinsame Initiative des Naturkostherstellers Rapunzel Naturkost AG und der Deutschen Umwelthilfe.

H

AND IN HAND-FONDS

Deutsche Umwelthilfe & Rapunzel Natu

rkos

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Informationsblätter:Die sechsseitigen Informationsblätter behandeln die wichtigsten Themen des Natur- und Umweltschutzes. Stückpreis 0,50 Euro, bei größeren Abnahmemengen Rabatt auf Anfrage.

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1/2010

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Unter StromUlla Gahn, Pendo Verlag, 2008, broschiert, 200 Seiten; Während andere noch über das Klima debattie-ren, ergreift Ulla Gahn die Initiative und organi-siert Stromwechselpartys bei denen sie alle nötigen Informationen vermittelt. Ein Buch, das Mut macht und zum Mitmachen einlädt. € 16,90 Bestell-Nr: 2067

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Fledermäuse – Das Praxisbuch

Schreiadler – Vogel ohne Lebensraum

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Marie-Monique Robin Wie der Biotech-Konzern Monsanto unsere Welt verändert, gebunden, Verlag: DVA Sachbuch € 19,95 zzgl., € 3,50 VersandkostenBestell-Nr: 2073

Mit Gift und Genen

Bernward Janzing Die Geschichte der Schönauer Stromrebellen, 128 Seiten, farbig bebildert, dold.verlag € 18,00 zzgl. € 3,50 VersandkostenBestell-Nr: 2074

Störfall mit Charme

Wale beobachten – Ein Leitfaden zum sanften Whale Watching in Europa und Übersee Fabian Ritter Conrad Stein Verlag, 2. Auflage 2010, broschiert, 153 Seiten, vollständig überarbeitet und aktualisiert. Zahlreiche farbige Abbildungen und Zeichnungen. € 7,90 Bestell-Nr: 22031

Bodensee, Naturreichtum am Alpenrand A. Bernauer, H. Jacoby, 126 Seiten, zahlreiche farbige Abbildungen, 1994, € 12,00 Bestell-Nr: 2026

Naturreiseführer aus dem Naturerbe Verlag Jürgen Resch:

Mythen der Atomkraft Gerd Rosenkranz Wie uns die Energielobby hinters Licht führt, oekom-Verlag, 110 Seiten, erschienen: März 2010, € 8,95 Bestell-Nr: 2075

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KREISLAUFWIRTSCHAFT

■ Die Journalistenreise bot Blicke hinter die Kulissen. Die Reisenden kamen in Kontakt mit mittelständischer und regi-onal gewachsener Firmenkultur, in der die Unternehmer auf klima- und um-weltfreundliche Mehrwegflaschen set-zen. Zunächst führte die Tour im Januar 2010 zur Wiege einer Glasmehrwegfla-sche in die Glashütte der Ardagh Glass GmbH bei Berlin. Für die Herstellung neuer Flaschen werden 70 bis 90 Pro-zent Altglas eingesetzt. Die Kreislauf-führung spart sowohl Energie als auch natürliche Rohstoffe ein.

Auf dem Reiseprogramm standen an-schließend mehrwegorientierte Abfüller wie die Meierei Brodowin, die Stralsun-der Brauerei und der Glashäger Mine-ralbrunnen in Bad Doberan. Ob Milch, Bier oder Mineralwasser – in einem sind sich die besuchten Produzenten einig: Abgefüllt wird in Mehrwegflaschen aus Glas. Während Einwegflaschen jedes Mal neu und energieintensiv hergestellt werden müssen, werden umweltfreund-liche Glasmehrwegflaschen über 50 Mal wiederbefüllt.

Bei der Wahl der Verpackung geht es nicht allein um ökologische Einzelas-pekte, sondern auch um nachhaltige Wirtschaftsstrukturen. Der Großteil der Mehrwegprodukte wird dort verkauft, wo sie vorher abgefüllt wurden. Mehr-

Mehrweg schützt Umwelt und stärkt Wirtschaft

Mehrwegsysteme sind umweltfreundlich. Das zeigte einmal mehr eine Reise durch den

Nordosten Deutschlands. Die Stiftung Initiative Mehrweg und die Deutsche Umwelthilfe

besuchten gemeinsam mit Pressevertretern regionale Getränkeabfüller.

wegsysteme sichern so langfristig Ar-beitsplätze in der Region. Mit Mehrweg-flaschen und -kästen werden Ressourcen sinnvoll genutzt, regionale Produkte, Arbeitsplätze und Wirtschaftsstrukturen gefördert.

Die Besucher konnten zusehen, wie in der Stralsunder Brauerei das Bier in umweltfreundlichen Mehrwegflaschen abgefüllt wird.

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KREISLAUFWIRTSCHAFT

■ Für Verbraucher sind die herrschen-den Pfandregelungen undurchsichtig.Auf Einwegverpackungen muss kein Pfand erhoben werden, wenn sie als ökologisch vorteilhaft eingestuft sind. Grundlage für die günstige Einstufung von Getränkekartonverpackungen sind damalige vom Umweltbundesamt (UBA) in den Jahren 2000 und 2002 veröffentlichte Ökobilanzen. Die Öko-Analysen, die seinerzeit zur Befreiung von der Pfandpflicht führten, gingen von einer Reihe von Annahmen aus. So rechnete die vom UBA beauftragte Studie unter anderem mit einer Ver-wertungsquote von 65 Prozent, einer Gewichtsreduzierung von 29,3 auf 26 Gramm und einer sortenreinen Alumi-nium-Rückgewinnung.

Zehn Jahre nach der Bilanzierung steht fest, dass sich die Getränkekartons er-heblich verändert haben und die öko-logische Bewertung dem dringend an-gepasst werden muss. Getränkekartons sind nicht leichter, sondern um 20 Pro-zent schwerer geworden. In einem Fall stellte die DUH eine Gewichtszunahme um fast 50 Prozent fest. Die Kartons ent-halten nicht wie angenommen 74 Pro-zent Zellstoff, sondern in einigen Fällen nur 60 Prozent. Deutlich zugenommen hat der Plastikanteil von Getränkekar-tons, beispielsweise durch Ausgießöff-

nungen. Er beträgt inzwischen bis zu 34 Prozent.

DUH fordert neue Ökobilanz

Die Getränkekartonhersteller kommu-nizieren seit Jahren Recyclingquoten von 65 Prozent des Kartonmülls. Doch nach Berechnungen der DUH liegt die reale Recyclingquote für in Deutschland geleerte Getränkekartons nur bei etwas mehr als der Hälfte, nämlich bei 35 Pro-zent. Dies verschlechtert entsprechend die Ökobilanz des Getränkekartons.

Hinzu kommen weitere Umweltbe-lastungen durch Ferntransporte leerer Kartons. Im vergangenen Jahr wurden beispielsweise Getränkekartons aus deutschen Gelben Säcken zum Teil rund 1.500 Kilometer zur Verwertung nach Spanien geliefert. Darüber hinaus wurden 2009 in Deutschland gesam-melte Getränkekartons ausschließlich in Anlagen verwertet, die keine sortenreine Aluminium-Rückgewinnung betreiben. Schließlich wurden erhebliche Mengen deutscher Getränkekartons im vergange-nen Jahr in Abfallverbrennungsanlagen verbrannt und nicht stofflich verwertet.

Die DUH fordert deshalb eine ökologi-sche Neubilanzierung und eine Über-prüfung des Pfandprivilegs für Geträn-kekartons. (tf/me) ❏

Getränkekartons: Noch ökologisch vorteilhaft?

Das Pfandprivileg für Getränke im Karton muss geprüft werden.

Denn heute hergestellte Getränkekartons haben – außer dem

Namen – immer weniger mit denjenigen Getränkekartons gemein,

die vor rund zehn Jahren in der Verpackungsverordnung als

ökologisch vorteilhaft eingestuft wurden.

Lenkungsabgabe auf Einwegflaschen

Umso bedauerlicher ist das Absinken der Mehrwegquoten vor allem bei Wasser und Erfrischungsgetränken. Das weltweit einzigartige Mehrwegsystem in Deutschland wird unter anderem durch die radikale Preispolitik von einwegori-entierten Discountern torpediert.

Besonders dreistes Beispiel für fehlerhafte Kennzeichnung: Die Flasche wird als Mehrweg-Pfandflasche bezeichnet, obwohl es sich um eine PET-Einweg- Pfandflasche handelt, die nur einmal befüllt wird.

Mehr Kunststoff bedeutet meist höheres Gewicht. Getränkekartons von heute haben meist Ausgießvorrich-tungen und zusätzlich einen höheren Plastikanteil im Kartonmaterial als vor zehn Jahren (gesamter oberer Bereich beim rechten Getränkekarton).

Ökologische Kaufentscheidungen fördern

Um eine Lenkungswirkung hin zu um-weltfreundlichen Mehrwegflaschen zu gewährleisten, fordern die DUH und Verbände der Getränkewirtschaft eine Abgabe in Höhe von mindestens 20 Cent auf nicht ökologisch vorteilhafte Einweg-Getränkeverpackungen. Dies sind zum Beispiel Kartons, Schlauch-beutel oder Folienbeutel mit Standbo-den. Die Abgabe soll zusätzlich zum Pfand erhoben, aber im Gegensatz dazu nicht rückerstattet werden.

Für den Verbraucher müssen Mehrweg-flaschen eindeutig erkennbar sein. Des-halb fordert die DUH eine zusätzliche einheitliche Kennzeichnungspflicht für Einweg und Mehrweg: Eine Bildmarke, ein Schriftzug und die Pfandhöhe soll-ten auf jeder Getränkeverpackung gut sichtbar sein. (tf/me) ❏

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VERKEHR

■ Die Bahn hat sich ein lobenswertes Klimaschutz-Ziel gesetzt. Der Vor-standsvorsitzende der Deutschen Bahn AG (DB), Rüdiger Grube, sagte im Januar 2010, dass die Bahn bis 2050 CO2-neutral fahren werde. Doch jüngste Konzernentscheidungen weisen in die falsche Richtung.

Fragwürdiger Strommix

Immerhin gab die DB im Januar bekannt, mit dem brandenburgischen Windpark Märkisch Linden einen langfristigen Abnahmevertrag abzuschließen, um den Jahresbedarf von sechs ICEs mit Ökostrom zu decken. Doch von einer nachhaltigen Stromversorgung ist sie weit entfernt.

Die Bahn bezieht nach eigenen Anga-ben weiterhin zu 47 Prozent Strom aus Kohle sowie zu 26 Prozent aus Atom-kraft. Damit liegt sie sogar über dem bundesweiten Durchschnitt an nicht-nachhaltigen Energieträgern bei der Stromerzeugung (43,6 Prozent Kohle und 23,3 Prozent Atomenergie laut Bun-desministerium für Wirtschaft für das Jahr 2008). Zwei neue Bezugsverträge, die die DB jüngst mit den im Bau be-

Bahn fährt beim Klimaschutz auf SparflammeAuf der Schiene fährt man umweltfreundlicher als auf der Straße.

Doch die Deutsche Bahn AG wird ihrer Verantwortung als Vorreiter für den

Klimaschutz bei weitem nicht gerecht.

einhalten muss. Dies setzt eine Erst-ausstattung mit Dieselrußfiltern und DeNOx-Katalysatoren voraus. Letztere filtern Stickoxide aus den Abgasen he-raus. Die Bahn kündigte lediglich eine „eventuelle“ Nachrüstung an.

Solche Filtersysteme sind marktreif und werden in der Schweiz in ähnlichen Loks bereits eingesetzt. Sie könnten laut DUH-Informationen binnen 16 Wochen von den Herstellerfirmen geliefert wer-den.

Bisher hat die DB keinerlei ausformu-lierte Strategie, wie sie ihr 2050-Ziel erreichen und CO2-frei werden will. Die DUH wird die klimarelevanten Bahn-Entscheidungen weiterhin öffentlich kommentieren. (ub) ❏

findlichen Kohlekraftwerken Mannheim und Datteln abschloss, werden 40 Jahre laufen. Ein vorzeitiger Vertragsausstieg ist nicht möglich.

Vom Atomkraftwerk Neckarwestheim bezieht die DB rund 15 Prozent ihres Stroms. Falls das EnBW-Atomkraftwerk am Neckar vom Netz geht, will die Bahn die Lücke teilweise durch Kohlestrom ersetzen. Mit solchen Schritten legt sich die DB auf einen unverantwortlichen Energiepfad fest.

Neue Dieselloks sind nicht zukunftsfähig

Bereits im Juni 2004 hatte der dama-lige Bahn-Vorsitzende Hartmut Meh-dorn seinem Aufsichtsrat zugesichert, in Zukunft ausschließlich Diesel-Loks mit Rußpartikelfiltern zu kaufen und für alte Lokomotiven ein Nachrüstpro-gramm aufzulegen. Trotzdem bestellte die Bahn Mitte 2008 neue Gravita-Ran-gierlokomotiven ohne Filter.

Seitdem wies die DUH den Konzern mehrfach darauf hin, dass jede einzel-ne der bestellten 130 Dieselloks die ab 2012 geltenden Abgas-Grenzwerte

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VERKEHR

■ Immer wieder wird gegen die Um-weltzonen geklagt. Vertreter aus Politik und Wirtschaft stellen ihre Wirksamkeit in Frage. Inzwischen belegen Studien, dass sich die Luftqualität in den Städten mit Umweltzonen sehr wohl verbessert hat. Dies bestätigt auch für die Stadt Berlin das jüngste Urteil des Berliner Verwaltungsgerichts. Es stellt fest, dass auch die Umweltzone in Berlin recht- und verhältnismäßig ist.

Gute Wirkung nur bei konsequenter Umsetzung

Wichtige Voraussetzungen für Umwelt-zonen sind regelmäßige und strikte Kontrollen. Ausnahmeregelungen dür-fen nicht zu weit gehen, und vor allem müssen die Umweltzonen Stufe für Stu-fe strenger geregelt werden. Hannover und Berlin handelten entsprechend: Seit dem 1. Januar 2010 dürfen hier nur noch grün plakettierte Fahrzeuge in die Umweltzone einfahren. In Frankfurt am Main und Bremen dürfen nur noch gelb und grün plakettierte Fahrzeuge die Umweltzone nutzen.

Ein zusätzliches Argument für Umweltzonen

Ein neuer EU-Grenzwert regelt seit 1. Ja-nuar 2010 die Luftreinhaltung bezüglich Stickoxid-Emissionen. Diese entstehen, genau wie Feinstäube, hauptsächlich während des Verbrennungsvorgangs im Dieselmotor. Stickoxid-Emissionen, besonders Stickstoffdioxid (NO2), sind sehr gesundheitsschädlich. Durch ein restriktives Umweltzonen-Einfahrverbot für Dieselfahrzeuge ohne Filter kann die innerstädtische Luft auch von diesen Schadstoffen entlastet werden.

Die DUH unterstützt deshalb in Mün-chen erneut eine Klage eines Anwohners der Landshuter Allee. Diese ist immer noch nicht als Umweltzone ausgewie-sen, obwohl hier sowohl Feinstaub- als auch Stickstoffdioxid-Grenzwerte um

das Doppelte überschritten wurden. Der Kläger verlangt eine unverzügliche Änderung des Münchner Luftreinhal-teplans mit dem Ziel einer deutlichen Ausdehnung und Verschärfung der Um-weltzone.

Im Einsatz für saubere Luft

Auf gerichtlichem Weg konnte die DUH die Aufweichung der Umweltzone in Hannover verhindern. Ein Erlass des nie-dersächsischen Umweltministers Hans-Heinrich Sander war nach Ansicht der DUH rechtswidrig: Er forderte die Stadt Hannover auf, das Einfahrverbot für die gelb plakettierten Fahrzeuge wieder auf-zuheben. Viele Hannoveraner hatten sich daraufhin bei der DUH mit der Bitte gemeldet, sie beim Einsatz für saubere Atemluft zu unterstützen.

Die DUH setzt sich dafür ein, dass die vierzig deutschen Kommunen mit Um-weltzonen dem Beispiel von Berlin fol-gen und nur noch Fahrzeuge mit grünen Plaketten einfahren lassen. In den Städ-ten und Regionen, wo Einfahrverbote bevorstehen, rüsten Diesel-Pkw-Halter zügig mit Partikelfiltern nach oder stei-

Bessere Luftqualität in UmweltzonenDie Umweltzonen in Deutschland sind wirksame Instrumente für die Luftreinhaltung.

Das bestätigen etliche gerichtliche Urteile.

Filter-Nachrüst-Förderung

■ Das Bundeskabinett hat im Haus-haltsentwurf für 2010 beschlossen, die Nachrüstung von Diesel-Pkw mit Rußpartikelfiltern weiterhin mit 330 Euro zu bezuschussen. Neu hinzu kommt 2010 die Nachrüst-Förde-rung für leichte Nutzfahrzeuge, Höhe noch offen. Im März wird der Bundeshaushalt verabschiedet.

Mit Filter ausgestattete Dieselfahr-zeuge erhalten eine günstigere Um-weltplakette. Dann können sie – je nach Plakette und Ausgestaltung der Umweltzone – in die städtischen Umweltzonen einfahren. ❏

Internet:

www.bafa.de

Förderanträge: www.pmsf.bafa.de

gen auf ein „sauberes“ Fahrzeug um. Dies ist exakt die erhoffte Lenkungswir-kung von Umweltzonen. (bg) ❏

Die Umweltzone in Hannover bleibt unverwässert.

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MENSCHEN FÜR NATUR

■ Zwei Handysammler, zwei Projekte. Hinrich Goos, Bildungsreferent und Pro-jektleiter für das Freiwillige Ökologische Jahr (FÖJ) im Jugendpfarramt der Nord-elbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche leitet die FÖJ-Betreuungsstelle in Plön. Er ist einer der erfolgreichsten Handysammler Deutschlands. Das ver-bindet ihn mit Franz Debatin aus dem nordbadischen Hambrücken. Er ist Mechaniker in einer Tubenfabrik und ehrenamtlich Vorsitzender der NABU Ortsgruppe Hambrücken. Auch er hat im Laufe der Jahre schon einige Tau-send Althandys zur Sammlung der DUH beigesteuert.

DUHwelt: Wie verwenden Sie die Sam-melerlöse?

Goos: Das Geld geht in eine Treuhand-Stiftung zur Förderung ökologischer Jugendfreiwilligendienste. Diese in Gründung befindliche Stiftung wird Sonderprojekte im Rahmen des Frei-willigen Ökologischen Jahres (FÖJ) im Jugendpfarramt unterstützen. So zum Beispiel die Teilnahme von Jugendli-chen aus der ganzen Welt und auch die Einrichtung und Unterstützung von FÖJ-Einsatzstellen im Ausland.

Debatin: Wir sammeln das Geld für das Projekt „Saalbachniederung“. Da-bei geht es uns um die Sicherung des größten zusammenhängenden Wie-sengebietes in Nordbaden. Der NABU Hambrücken konnte in den letzten Jah-ren insgesamt 45 Hektar Wiesenflächen erwerben und somit in unserem dicht besiedelten Raum langfristig für den Na-turschutz sichern. Die Handy-Samm-lung trägt dabei zur Kofinanzierung bei. Mit den geammelten Handys konnten wir bereits 14 Ar Wiesenflächen sichern.

Althandy-Sammlung:

Die Umwelt gewinnt doppeltDUHwelt: Wie kam es zu der Idee, die Handy-Sammlung im größeren Stil aus-zubauen?

Goos: Wir haben in Schleswig-Holstein einige Natur-, Umwelt- und Abfallbera-tungsstellen im Kreis Plön, die Elektro-nikschrott sammeln. Über diese, aber auch über die Berichterstattung der DUH, bei der ich langjährig Mitglied bin, bin ich auf die gewaltigen Mengen Althandys in deutschen Schubladen auf-merksam geworden. Ich sammle nicht allein, sondern auch unsere Freiwilligen machen mit. Bei der von der DUH or-ganisierten Haus- und Straßensammlung sammeln unsere Freiwilligen nicht nur Geld, sondern haben auch einen Ruck-sack für Althandys dabei.

entstanden auch die Überlegungen, die Handy-Sammlung weiter auszubau-en. Alle Vereinsmitglieder sind in die Sammlung eingebunden. (mha) ❏

Gemeinsam mit T-Mobile Deutschland sam-

melt die Deutsche Umwelthilfe seit vielen

Jahren Althandys. Das spart Rohstoffe und

schützt die Umwelt. Zugleich hilft es zahl-

reichen Umweltgruppen, die mit 1,50 Euro

pro gesammeltem Althandy an den Erlösen

der Sammlung beteiligt werden.

Informationen und Kontakt:

www.duh.de

[email protected] oder Tel. 07732-99 95-0

Debatin: Unser Verein macht sich un-unterbrochen Gedanken, wie wir die finanziellen Mittel zur Weiterentwick-lung des Saalbachwiesenprojektes aufbringen können. Dem Naturschutz bieten sich in der Saalbachniederung einzigartige Chancen durch die Größe und Lage des Gebietes. Immer wieder bekommen wir Angebote, weitere für den Naturschutz wichtige, artenreiche Wiesenflächen zu erwerben. Dadurch

Holzhandy hilft sammeln. (FÖJ-Betreuungsstelle Plön)

Franz Debatin (re.) und der NABU Ham-brücken setzen sich für Wiesenbiotope ein.

In den Saalbachwiesen im Großraum Karls-ruhe/Mannheim finden Tiere und Pflanzen einen wertvollen Rückzugsraum.

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Page 47: DUHwelt 1/2010

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JAHRESBERICHT/UMWELT ERLEBEN

■ Bildnachweis: Titelseite: Alpenbock/D. Nill; S. 3: A. Busch (o), Hermann/Pixelio (m), C. Haut-

umm/Pixelio (u); S. 4: J. Schiersmann/Naturfoto-Online (o), D. Haas (m.l.), GNF-Archiv (m.r.), S. Holz-

mann/DUH (u); S. 5: eddr (o.l.), D. Nill (o.r.), R. Unkel (m), U. Carthäuser/Pixelio (u); S. 6: I. Stemmer/BI

Dörpen (o), J. Schiersmann/Naturfoto-Online (u); S. 7: BfN; S. 8: O. Hahn/hahnfilm (o), G. Bobrowicz

(m), privat (u); S. 9: NABU (o), D. Nill (u); S. 10: Hermann/Pixelio; S. 12: Geschäftsstelle PLENUM

Schwäbische Alb (o), D. Nill (u); S. 13: D. Nill; S. 14/15: REC Slovakia; S. 16: F. Neuschulz (o.l.) J. Ševcík/

naturfoto.cz (o.r.), J. Meier/Naturfoto-Online (u); S. 17: N. Schrader (o., u.l.), D. Haas (u.r.); S. 18:

DUH-Archiv (o), Grüne Liga/Stopp-Havelausbau (u); S. 20: DUH-Archiv; S. 21: T. Knoll; S. 22 bis S. 25:

GNF-Archiv; S. 23: Hannover 96 (u); S. 26: R. Sturm/Pixelio; S. 28: D. Nill, O. Hahn/hahnfilm (u); S. 29:

D. Nill (o), Österreichische Post (u); S. 30: J. Huber, Karte: C. Göcke; S. 31: R. Eckhoff; S. 32: P. Ahmels/

DUH; S. 34: S. Holzmann/DUH (o), Sun microsystems (u); S. 35: S. Holzmann/DUH (o.,m.), R. Sturm/

Pixelio (u); S. 36: B. Kleemann/DUH (o), S. Holzmann/DUH (u); S. 38: solarcomplex (o), Peter A./Pixelio

(u); S. 39: R. Oppermann/Ifab; S. 40: eddr; S. 42/43: DUH-Archiv; S. 44: D. Schütz/Pixelio (o), R. Sturm/

Pixelio (u); S. 45: Susann G. /Pixelio (l), D. Schütz/Pixelio (r); S. 46: NABU Hambrücken (o.r., m.), FÖJ-

Betreuungsstelle Plön (o.l., u.)

■ Im letzten Jahr hat die DUH dazu beigetragen, dass in der Energiepolitik die Weichen in die richtige Richtung ge-stellt werden. Gemeinsam mit anderen Umweltgruppen konnten wir mehrere Projekte zum Kohlekraftwerksneubau stoppen. Die DUH arbeitet daran, dass die Luftreinhaltung im Straßenverkehr und die Entwicklung abgasarmer und effizienter Fahrzeuge auf der politischen Tagesordnung bleiben. Und wir haben mit unseren Eckpunkten für ein Biodi-versitätsgesetz der neuen Bundesregie-rung Maßstäbe gesetzt und gezeigt, wie die Strategie zum Schutz der biologi-schen Vielfalt endlich in die Tat umge-setzt werden kann.

Dies sind nur einige Beispiele für un-sere Arbeit, die ausführlich im DUH-Jahresbericht dargestellt wird.

Anspruch und Wirklichkeit klaffen auseinander

Die Deutsche Umwelthilfe beobachtet mit großer Sorge, dass in Deutschland Anspruch und Wirklichkeit beim Um-welt- und Verbraucherschutz immer weiter auseinander klaffen. Einerseits erlässt der Staat zahlreiche Gesetze und Verordnungen, doch auf der anderen Seite kontrolliert er die Einhaltung und

Aktiv für die Natur

GEO-Tag der Artenvielfalt am 12. Juni 2010■ Die Zeitschrift GEO ruft in diesem Jahr wieder Naturfreunde in Deutschland und den Nachbarländern dazu auf, innerhalb von 24 Stunden in einem selbst festgelegten Gebiet möglichst viele Tier- und Pflanzenarten zu entdecken. Gesucht werden kann überall – im Garten, auf der Wiese, im Feldgehölz, am Flussufer oder in der Kiesgrube. Das diesjährige Motto heißt „Wert der Natur: Warum sich Vielfalt rechnet“. Im Rahmen des GEO-Tages können Schüler an einem Wettbewerb zum Thema Artenvielfalt teilnehmen.

Internet: www.geo.de/artenvielfalt

Wandern und Naturgenuss

Rückblick auf ein Jahr voller Auseinandersetzungen und Erfolge

Der DUH-Jahresbericht 2009 ist erschienen.

den Vollzug dieser Regeln immer we-niger. Die DUH als Umwelt- und Ver-braucherschutzverband macht solche Missstände öffentlich und steuert gegen. Um unsere Ziele zu erreichen, suchen und finden wir das Gespräch mit Politik

und Wirtschaft, Verbänden und Insti-tutionen. Auch darüber berichten wir ausführlich in unserem Jahresrückblick. Der 40-seitige Bericht enthält außerdem eine Übersicht über die Finanzierung des Vereins. (mf) ❏

Bestellen:

Kostenfrei bei Christel Löffel unter

07732/999 518

Internet:

zum Herunterladen unter www.duh.de

■ Das Bundesumweltministerium und das Bundesamt für Naturschutz rufen anlässlich des Internationalen Jahres der Biologischen Vielfalt zum Wandern auf. Zwischen dem 20. Mai und dem 20. Juni sollen fachkundig geführte Wanderungen den Menschen in Deutschland zeigen, wie wertvoll unsere Lebensräume und Landschaften sind. Organisieren auch Sie eine Wande-rung! Im Mittelpunkt stehen das gemeinsame sportliche Naturerlebnis und Entdeckungen.

Internet: www.wandertag.biologischevielfalt.de

Page 48: DUHwelt 1/2010

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Deutsche Umwelthilfe e.V. Fritz-Reichle-Ring 4, 78315 Radolfzell Fax: 07732-9995-77

Sie können auch über unsere Internetseite Mitglied des Förderkreises werden:

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Ihre Ansprechpartnerin Annette Bernauer