43
DUH welt DAS MAGAZIN DER DEUTSCHEN UMWELTHILFE 4 2006 Mangrovenwälder gegen Tsunami Münster: Bundeshauptstadt Klimaschutz Geesteniederung: neues Tierparadies Atomkraft – Aussteigen leicht gemacht

DUHwelt 4/2006

Embed Size (px)

DESCRIPTION

Aus dem Inhalt: •Atomkraft - Aussteigen leicht gemacht •Mangrovenwälder gegen Tsunami •Münster: Bundeshauptstadt Klimaschutz •Geesteniederung: neues Tierparadies

Citation preview

Page 1: DUHwelt 4/2006

1welt 4/2006DUH

DUHweltDAS MAGAZIN DER DEUTSCHEN UMWELTHILFE

42006Mangrovenwälder gegen Tsunami

Münster: Bundeshauptstadt KlimaschutzGeesteniederung: neues Tierparadies

Atomkraft – Aussteigen leicht gemacht

Page 2: DUHwelt 4/2006

3welt 4/2006DUH

InhaltAuf ein Wort...

IMPRESSUM

4

0610

34

38

28

DUH AKTUELLEinstweilige Verfügung gegen Media MarktDiesel-Smart ohne geregelten Rußfilter

IM BLICKPUNKTAtomausstieg selber machenKernkraft ist kein Klimaschutz

LEBENDIGE ELBEUNESCO-Perlen an der ElbeDer Weißstorch – Botschafter für einen StromLernen am Fluss

LEBENDIGE SEEN11.Living Lakes-Konferenz in ChinaPost-Tsunami-Projekt Sri LankaMiles to HelpGärten für den Frieden

DUH-MARKT

„UNBEKANNTE“ TIERARTENDer Wiedehopf: Klima-Mimose

LEBENDIGE FLÜSSEErlebniswochenende an der WeserWiedervernässung in der Geeste-Niederung

DUH INTERNLeserumfrage zur DUHwelt

NATURSCHUTZInterview mit EU-Kommissar Dimas2007 – Jahr der Delfine

ENERGIE UND KLIMASCHUTZMünster ist Bundeshauptstadt im KlimaschutzUnternehmensumfrage zum Klimaschutz

MEHRWEG UND VERWERTUNGHalbjahresbilanz zum ElektrogesetzEs rappelt im Kasten

MENSCHEN FÜR NATURDUH-Ehrenpatin 2006: Ursula Fink

18

20

1214

2224

32

Heftpreis: € 1,50

42

Liebe Leserinnen und Leser,

die positive Resonanz auf unsere Leser-umfrage zur DUHwelt könnte einen fastverlegen machen, aber so schlimm istes dann doch nicht. Die Mehrheit der Le-serinnen und Leser unserer Vierteljahres-zeitschrift lobt die umfassende und sach-liche Berichterstattung über Umwelt- undNaturthemen. Die meisten lesen dieDUHwelt sehr intensiv und fast alle lie-ben die Titelfotos, häufig Aufnahmen desTierfotografen Otto Hahn. Unter der Rubrik DUH intern finden Sieeine kleine Auswertung der Umfrage.

Seit Sie das letzte Heft der DUHwelt in die Hand bekommen ha-ben, ist eine Menge geschehen: Energiekonzerne haben zum Fron-talangriff auf den mühsam gefundenen Konsens über den Atomaus-stieg geblasen und wir haben eine passende Antwort darauf gefun-den. Sie heißt ASM – Atomausstieg Selber Machen. Wie das geht,erfahren Sie auf Seite sechs. So viel kann schon verraten werden:Es ist ganz einfach, kostet fast nichts, ist ohne Risiken und Neben-wirkungen und trotzdem sehr wirksam. Probieren Sie es aus!

In der letzten Ausgabe hatten wir im Blickpunkt das Thema Klima-schutz, es lässt uns nicht wieder los. Beinah täglich ist der Klima-wandel in den Medien. Jetzt beginnen auch die Ökonomen denErnst der Lage zu begreifen. Unser schon länger geplantes Infoblattzum Klimaschutz aus der Feder des renommierten KlimaforschersMojib Latif kommt da zur rechten Zeit. Es beschreibt knapp undpräzise die Ursachen des Klimawandels und erfolgversprechendeStrategien, ihm zu begegnen. Typisch DUH sozusagen.

Ob Sie die DUHwelt nun vor, nach oder zu Weihnachten lesen,ich wünsche Ihnen geruhsame und friedliche Feiertage und einglückliches neues Jahr.

Ihr

5

22

30

27

36

40

Zeitschrift für Mitglieder und Fördererder Deutschen Umwelthilfe e.V.Herausgeber: Deutsche Umwelthilfe e.V.,Fritz-Reichle-Ring 4, 78315 Radolfzell,Tel.: 07732/99 95-0, Fax: 07732/99 95-77http://www.duh.de, E-Mail: [email protected].: Rainer Baake, Jürgen ReschRedaktion: Prof. Dr. Gerhard Thielcke, Thomas Giesinger,Michael HadamczikGestaltung: Claudia KunitzschDruck: Wachter GmbH, BönnigheimAnzeigen: Michael Hadamczik; es gilt die Anzeigenpreisliste 2006Verlag und Vertrieb: DUH Umweltschutz-Service GmbH,Fritz-Reichle-Ring 4, 78315 RadolfzellSpendenkonto: Bank für Sozialwirtschaft Köln(BLZ 370 205 00) 8 190 002Gedruckt auf 100 % Recycling-PapierFotos: Titelseite: Wiedehopf, S. Ernst/Naturfoto-Online; S. 3: BUND Berlin; S. 4:D. Damschen; S. 5: DUH (o,u), pixelquelle.de (m); S. 6, 8: A. Busch; S. 10: R. Harms;S. 11: H. Blomberg; S.12: DUH, F. Neuschulz (m), M.-L. Werwick (r); S. 13:M.-L. Werwick; S. 14/15: O. Hahn; S. 16: E.-P. Dörfler (o), PRO ELBE (u); S. 18:Lebendige Elbe; S. 20: GNF; S. 21: R. Eckhoff (o,m), GNF (u); S. 22: U. Gattenlöhner;S. 23: GNF; S. 24: GNF; S. 26: U. Ehinger; S. 28: Rolf E. Kunz/OKAPIA; S. 29:C. Decout/OKAPIA (o), B. Roth/OKAPIA (u); S. 30: G. Fiedler; S. 31: BUW (o),W. Wahl (u); S. 32: H. Kunze/BUND Bremen; S. 34: Europäische Kommission; S. 35:Komitee gegen den Vogelmord; S. 36: M.E.E.R. e.V.; S. 37: U. Ramsig; S. 38: Stadtwer-ke Münster GmbH; S. 39: Stadt Münster; S. 40: DUH; S. 42: DUH; S. 43: GreenerSolutions, T-Mobile; S. 44: M. Hahn (o,m), S. Holzmann (u); S. 45: S. Holzmann;S. 46: HAND IN HAND-Fonds/Rapunzel Naturkost AG; S. 47: Patuca e.V. (o), DUH,Privat (u); S. 48: pixelquelle.de, DUH

P.S.: Viele von Ihnen haben auch in diesem Jahr unsere Naturschutz-projekte mit großherzigen Spenden unterstützt. Es ist kaum auszu-denken, wo der Naturschutz heute ohne Menschen wie Sie wäre.Vielen herzlichen Dank!

Prof. Dr. Harald KächeleBundesvorsitzender Deutsche Umwelthilfe e.V.

33

44

47

Dezember 2006

Page 3: DUHwelt 4/2006

4 DUHwelt 4/2006

DUH AKTUELL

■ Im niedersächsischen Elbeabschnittveranlasst ausgerechnet der Umweltmi-nister der schwarz-gelben Landesregie-rung, Hans-Heinrich Sander (FDP), dieRodung und Abholzung von Weidenund Pappeln. Unter Protest von Anwoh-nern und Umweltschützern legte derMinister sogar selbst Hand an die nie-dersächsische Weichholzaue. Angeb-lich im Interesse des Hochwasser-schutzes.

Die Weiden und Pappeln, die beidseitigder Elbe wachsen, sind mitten in der amhöchsten geschützten Kernzone C desBiosphärenreservats „NiedersächsischeElbtalaue“ gelegen. Damit sind siezugleich Bestandteil des besonderenSchutzgebietes nach der EU-FFH-Richt-linie. Sie sind Lebensraum für zum Teilbestandsgefährdete Arten wie Elbe-Bi-ber, Flussuferläufer, Beutelmeise oderPirol. Aus Sanders Sicht verhindern sie

Sander legt Hand an geschützten Auwald

jedoch ein rasches Abfließen von Hoch-wässern an der Elbe. Ein Gutachten, aufdas sich Sander beruft, ist jedoch längstvon Fachleuten der Universität Karlsru-he als „nicht haltbar“ qualifiziert wor-den.

Sanders Aufforderung, die Besitzer derelbnahen Grundstücke im KreisLüchow-Dannenberg mögen ihreGrundstücke gefälligst selbst von dem

„gefährlichen“ Auengehölz „befreien“,verhallte glücklicherweise weitgehendungehört.

Statt durch effektiven Umwelt-, Natur-und Hochwasserschutz tut sich der Mi-nister durch ein mehr als fragwürdigesRechts- und Amtsverständnis hervor.Das Verhalten von Minister Sander er-füllt eindeutig den Tatbestand einer Ord-nungswidrigkeit. Da für die Verfolgungder Ordnungswidrigkeit die untere Na-turschutzbehörde zuständig ist und die-se wiederum dem Umweltministeriumnachgeordnet ist, wird es aber wohlkaum zu einer Ahndung des Sander-schen Verhaltens kommen...

Umweltminister Sander beimeigenmächtigen Fällen eines Baumes.

Unverbesserliche Ignoranz

KommunalesNachhaltigkeits-managementin Europa■ Die Bodensee-Stiftung ist beteiligt ameuropaweiten Projekt „Managing UrbanEurope 25 - Kommunales Nachhaltig-keitsmanagement“. Das Drei- Jahres-Pro-jekt will die Erfahrungsbasis kommuna-ler Umweltmanagementsysteme verbrei-tern. Darauf aufbauend wollen die Pro-jektpartner ein Instrumentarium für einNachhaltigkeitsmanagement entwickeln.

Das internationale Städtenetzwerk Uni-on of Baltic Cities (UBC) koordiniert dasEU-geförderte Projekt mit 15 Städten aus9 Ländern. Das weltweite StädtenetzwerkICLEI und die Bodensee-Stiftung sindverantwortlich für das deutsche Modul– beteiligt sind 10 Städte. Die DeutscheBundesstiftung Umwelt, die Länder Ba-den-Württemberg und Bayern sowie dieDeutsche Umwelthilfe fördern das Pro-jekt.

Die Bodensee-Stiftung verfügt über gro-ße internationale Erfahrung und spezifi-sche Komptenzen im Bereich Siedlungs-entwicklung. Deshalb ist sie gleichbe-rechtiger Partner unter den beteiligtenEU-weiten Netzwerken.

Mehr unter www.mue25.net

■ Wegen Verstößen gegen die gesetz-lich vorgeschriebene Energiekennzeich-nung hat das Landgericht Stuttgart aufAntrag der Deutschen Umwelthilfe e.V.gegen die Esslinger Filiale der Elektroge-räte-Kette Media Markt eine einstweili-ge Verfügung erlassen. Unter Andro-hung einer Geldstrafe von bis zu250.000 Euro verurteilte das Gericht diezum Metro-Konzern gehörende Filialezur Einhaltung der Energieverbrauchs-kennzeichnungs-Verordnung. Die Kenn-zeichnung soll den Kunden beim Kaufvon Kühl- und Gefriergeräten, Wasch-maschinen oder Wäschetrocknern (sogenannte „weiße Ware“) die Entschei-dung für verbrauchsarme Geräte erleich-tern.

Mit der Entscheidung ist die DeutscheUmwelthilfe nach Erfolgen in zweiHauptsache-Verfahren gegen MediaMarkt- bzw. Saturn-Filialen vor demLandgericht Berlin nun erstmals auch im

Einstweilige Verfügung gegenMedia Markt

einstweiligen Verfahren gegen einen derbeiden Marktführer im Elektrogeräte-markt erfolgreich.

„Media Markt erhält mit dieser Gerichts-entscheidung die Quittung für unver-besserliche Ignoranz gegenüber gelten-dem Recht“, kommentierte DUH-Bun-desgeschäftsführer Jürgen Resch. Im Ge-gensatz zu anderen großen Elektroge-räte-Anbietern sei Media Markt seit ei-nem Jahr „nicht Willens oder in derLage, eklatante Verstöße bei der Ener-giekennzeichnung verbindlich und flä-chendeckend abzustellen“.

Resch kündigte an, dass Mitarbeiter derDUH in nächster Zeit verstärkt Testbe-suche abstatten würden, um auf einekorrekte Einhaltung der Energiekenn-zeichnung hinzuwirken. Die „Sünder“würden konsequent abgemahnt und aufeiner „DUH-Schmuddelliste“ im Inter-net veröffentlicht werden.

Minister mit Kettensäge

Page 4: DUHwelt 4/2006

5welt 4/2006DUH

DUH AKTUELL

Maikäfer im Advent, blühende Forsythien im Dezember,

merkwürdige Frühlingsgefühle auf dem Weihnachts-markt. Der „Klimawandel zum Anfassen“, den die Deut-schen im Herbst 2006 erlebt haben, treibt die Tourismus-manager in den Skihochburgen in die Depression undhinterlässt überall sonst mulmige Gefühle. Nicht nett, son-dern beängstigend findet die Stuttgarter Zeitung die Vor-

stellung, dass sich in „nicht allzu ferner Zukunft am Max-Eyth-See die Flamingos tummeln.“

Jahrzehntelang haben die Klimaforscher den Klimawandel vorhergesagt undgleichzeitig gewarnt, Klima und Wetter zu verwechseln. Im realen „heißen Herbst“2006 werden die Töne schriller, auch bei den kühlen Forschern und den nochkühleren Ökonomen. 3,2 Grad höher als im langjährigen Mittel lagen die Tempe-

raturen in diesen (meteorologischen) Herbstmonaten. Schweizer Forscher habenherausgefunden, dass es so etwas mindestens 500 Jahre nicht gegeben hat. Unddie Klimawissenschaftler beobachten mit Schrecken, dass ihre Prognosen schnel-ler und dramatischer Realität werden, als sie selbst jemals befürchtet haben.

Sie wissen, dass das, was hierzulande vor allem die Rückversicherungen umtreibt,

die für die Milliarden-Folgekosten von Überschwemmungen, Hitzewellen undTrockenheit aufkommen müssen, anderswo auf der Welt schon heute die Exi-stenz von Millionen Menschen unmittelbar bedroht. Und sie streiten nicht längerrigoros ab, dass Klima und Wetter etwas miteinander zu tun haben. Das ist gut so:Denn immer häufigere Extremwetterlagen werden irgendwann zu Normalwet-terlagen, aus denen sich das Klima ergibt. Ein neues Klima.

Die Deutsche Umwelthilfe trommelt deshalb weiter und verstärkt für verbrauchs-arme Autos, für hocheffiziente Kühlschränke und Waschmaschinen und für mehrEhrgeiz im Klimaschutz, lokal, regional, national und auf EU-Ebene.

Wetter und Klima –Wie ein „heißer Herbst“ das Denken verändert

■ Die Entscheidung von DaimlerCh-rysler-Chef Dieter Zetsche, den Diesel-Smart auch in der Modellreihe 2007ohne vollwirksamen Russfilter anzubie-ten, trifft auf zunehmende Kritik. Das run-derneuerte Citymobil, das ab Frühjahr2007 ausgeliefert werden soll, stößt einVielfaches der gesundheitsschädlichenFeinstaubpartikel aus, die zum Beispielein moderner Stadtomnibus mit geregel-tem Partikelfilter an die Umgebungabgibt.

DUH-Bundesgeschäftsführer JürgenResch sprach von einer skandalösenFehlentscheidung und forderte, die Aus-

Der Dreckspatz von Mercedes

Diesel-Smart auch 2007 ohne geregelten Rußfilterlieferung des Diesel-Smart so lange aus-zusetzen, bis der Stadtwagen mit einemgeregelten Partikelfilter ausgestattet ist.Auch Bundesumweltminister SigmarGabriel (SPD) plädierte für eine „Verän-derung dieser nicht besonders klugenEntscheidung“.

Nach Informationen der DUH stehtDaimlerChrysler wegen dieser Modell-politik auch unter zunehmendem Druckaus dem eigenen Haus. Offensichtlichprotestieren immer mehr Smart-Ver-kaufsstätten gegen die „aktive Sterbehil-fe“ für den im Konzern umstrittenenKleinwagen.

Die DaimlerChrysler Tochter Smart hat-te sich bereits im Sommer in einer au-ßergerichtlichen Vereinbarung gegen-über der DUH verpflichten müssen, denaktuellen Smart-Diesel nicht mehr mitder irreführenden Zeile „PM-Katalysa-tor mit Dieselpartikelfilter“ zu bewerben.

Staubild

Vorläufer des Dreckspatzes:Greenpeace-Schweine-Smart 2005

von Gerd Rosenkranz, Leiter Politik und Öffentlichkeitsarbeit

Feinstaubbekämpfen!■ In Schreiben an die deutschen Abge-ordneten des Europäischen Parlamentsforderte die Deutsche Umwelthilfe imSeptember 2006 die Feinstaubgrenzwer-te nicht zu verwässern. „Es ist angesichtsjährlich über 70.000 vorzeitiger Todes-fälle durch Feinstaub allein in Deutsch-land geradezu obszön, wenn EU-Parla-mentarier statt des Feinstaubs die Grenz-werte bekämpfen“, sagte DUH-Bundes-geschäftsführer Jürgen Resch.

Das Parlament verabschiedete aller-dings großzügige Ausnahmefristen vonbis zu sechs Jahren zur Einhaltung derGrenzwerte. Die Zahl der erlaubtenÜberschreitungen der Tagesgrenzwertesolle von bisher 35 auf 55 pro Jahr er-höht werden. Beides stieß auf Ablehungnicht nur bei Umweltverbänden undGrünen, sondern auch bei EU-Umwelt-kommissar Stavros Dimas.

Page 5: DUHwelt 4/2006

6 DUHwelt 4/2006

IM BLICKPUNKT

Die Deutsche Umwelthilfe koordi-

niert seit Ende September 2006 eine

Stromwechsel-Initiative, die Aufse-

hen erregt. Unter dem Namen „Ge-

nug ist genug: Atomausstieg selber

machen!“ entwickelt sie sich schon

nach wenigen Monaten zum größ-

ten Anti-Atomkraft-Bündnis seit dem

Supergau von Tschernobyl vor mehr

als zwanzig Jahren. Mitmachen

kann jeder.

Das Aktionsbündnis aus 14 Umweltor-ganisationen, Verbraucherschutzver-bänden und Anti-Atomkraft-Initiativenreagierte schnell. Kaum 24 Stundennach der Ankündigung des Stromkon-zerns RWE, das Atomkraftwerk Biblis Anicht, wie vorgesehen, im Jahr 2008 still-zulegen, gab unsere Initiative die pas-sende Antwort.

„Sechs Jahre nach der Unterzeichnungdes Atomkonsenses vom 14. Juni 2000kündigen die vier dominierenden Strom-konzerne die Vereinbarung einseitigauf“, heißt es im Gründungsaufruf desAktionsbündnisses. Und weiter: „Der andas Bundesumweltministerium gerich-tete Antrag des Essener Stromriesen RWEist der besonders dreiste Versuch, einesder unsichersten und verwundbarstenAtomkraftwerke Deutschlands über dieBundestagswahl 2009 zu retten, umdanach die Atomvereinbarung ganzaufzuheben.“

Atomausstieg selber machen!

Affront gegen die Mehrheitder Bevölkerung

Der RWE-Vorstoß war erst der Anfang.Denn Energie Baden-Württemberg,Vattenfall und E.ON hatten bereits zuvorangekündigt, dass auch sie den demons-trativen Wortbruch in Kürze zum inte-gralen Bestandteil ihrer Unternehmens-politik machen wollen. EntsprechendeAnträge für die ebenfalls zur Stilllegunganstehenden Atommeiler Neckar-westheim 1 und Brunsbüttel seien inVorbereitung.

Ausgerechnet die ältesten und unsi-chersten Atomkraftwerke im Land sol-len länger als von den Unternehmenvertraglich zugesichert betrieben wer-den. Mit dem Antrag auf eine Laufzeit-verlängerung für Biblis A verlangt RWEvom Umweltminister, geltendes Rechtzu brechen. Der Konzern gab damit denStartschuss für die Wiederbelebung desseit 30 Jahren andauernden Fundamen-talkonflikts um die Kernenergie inDeutschland. Wenige Wochen zuvornoch war das HochtechnologielandSchweden in Forsmark nur knapp einerAtomkatastrophe entgangen.

Wenn florierende Unternehmen den seitüber zwanzig Jahren erklärten Mehr-

heitswillen der Bevölkerung sträflichmissachten, muss es um viel Geld ge-hen. Sonderprofite von durchschnittlich300 Millionen Euro pro Reaktor und Jahrsind die Erklärung für den provokativenVersuch. Doch hier geht es um die Si-cherheit von Millionen Menschen. Eineentschiedene Antwort der Gesellschaftist unausweichlich.

Wir zeigen den Weg

Der Zusammenschluss ruft seither alleStromverbraucher - gleich ob privat, öf-fentlich oder Unternehmen - auf, ihreVertragsbeziehungen zu den Atom-strom-Produzenten und deren Tochter-unternehmen zu beenden. Sie alle sol-len die Möglichkeit nutzen, zu Öko-strom-Unternehmen zu wechseln, dieausschließlich Elektrizität aus effizienterErzeugung, zum Beispiel Kraft-Wärme-Kopplung, und aus Erneuerbaren Ener-gien anbieten.

Seither haben zehntausende Menschendie Internetseite des Bündnisses ange-klickt. Die Suchmaschine Google wiesunter dem Schlagwort „Atomausstiegselber machen“ bis zu 180.000 Fund-stellen aus. Die vier von der Initiativevorrangig empfohlenen Anbieter vonÖkostrom – Elektrizitätswerke Schönau,

Aktionsbündnis wächst und wächst

DUHwelt 4/2006

Stromwechseln ist ganz einfach.

DUH-Bundesgeschäftsführer Baake(links) und BundesumweltministerGabriel sind gegen eine Verlängerungder Laufzeiten für Atomkraftwerke.

Page 6: DUHwelt 4/2006

7welt 4/2006DUH

IM BLICKPUNKT

7

Deutschlands Atomstromproduzenten wollen

die ältesten und unfallträchtigsten Reaktoren länger laufen lassen.

Ziehen Sie jetzt die Konsequenzen! Finanzieren Sie die AKW-Betreiber nicht länger mit Ihrer Stromrechnung.

Wie Ihr Strom produziert wird, entscheiden Sie ganz allein.

WECHSELN SIE JETZT ZU GREENPEACE ENERGY! Informationen und Anmeldung: 040/808 110 330 oder www.greenpeace-energy.de

Page 7: DUHwelt 4/2006

8 DUHwelt 4/2006

IM BLICKPUNKT

Greenpeace energy, Naturstrom undLichtblick – berichten übereinstimmendüber einen deutlichen Anstieg an Neu-verträgen und außergewöhnlich vieleBesucher auf ihren Internetseiten.

Prominente wie Tatort-Kommissar Pe-ter Sodann, Rockmusiker WolfgangNiedecken oder Ritter-Sport Geschäfts-führer Alfred Ritter haben sich öffent-lich als „Stromwechsler“ bekannt. DieDUH war beim Energiegipfel im Kanz-leramt Anfang Oktober mit einer „Strom-wechselstube“ und auf zahlreichen Ver-anstaltungen präsent.

„Niemand in Deutschland ist gezwun-gen, Atomstrom zu kaufen. Der Wech-sel kostet Sie fünf Minuten und danachetwa ein halbes Bier im Monat“, erklär-te DUH-Bundesgeschäftsführer RainerBaake unter dem Beifall der Delegiertendes Bundesparteitags von Bündnis 90/Die Grünen Anfang Dezember in Köln.

www.atomausstieg-selber-machen.de

Atomstrom soll schwerverkäuflich werden

Ziel des Aktionsbündnisses „Atomaus-stieg selber machen!“ ist es, Atomstrom„zu einer immer schwerer verkäuflichenWare zu machen“, bis die dominieren-den Energiekonzerne den Atomausstiegtatsächlich vollziehen. Dass diese Bot-schaft auf der anderen Seite der Barri-kade angekommen ist, war bereits kurznach dem Start der Initiative dem wirt-schaftsnahen Handelsblatt zu entneh-men: „Der Antrag des EnergiekonzernsRWE auf Laufzeitverlängerung für seinKraftwerk Biblis A kommt für die Geg-ner der Kernkraft wie gerufen“, hieß es.Und: „Endlich hat das Feindbild wie-der scharfe Konturen. Schon sammelnsich verschiedene Organisationen zu ei-nem Aktionsbündnis. Die Stromkonzer-ne dagegen sehen sich in der Defensi-ve und fürchten Schaden fürs Image“.

1

2

3

Es dauert fünf Minuten…

Anbieter aussuchenAnbieter aussuchenAnbieter aussuchenAnbieter aussuchenAnbieter aussuchen

Wir empfehlen Ihnen vier bundesweite Ökostromanbieter:

Elektrizitätswerke Schönau (EWS)Elektrizitätswerke Schönau (EWS)Elektrizitätswerke Schönau (EWS)Elektrizitätswerke Schönau (EWS)Elektrizitätswerke Schönau (EWS)

Greenpeace energyGreenpeace energyGreenpeace energyGreenpeace energyGreenpeace energy

LichtblickLichtblickLichtblickLichtblickLichtblick

naturstromnaturstromnaturstromnaturstromnaturstrom

Vertrag ausfüllen und unterschreibenVertrag ausfüllen und unterschreibenVertrag ausfüllen und unterschreibenVertrag ausfüllen und unterschreibenVertrag ausfüllen und unterschreiben

Vergessen Sie bitte nicht, Ihre Zählernummer anzugeben.

Vertrag abschicken Vertrag abschicken Vertrag abschicken Vertrag abschicken Vertrag abschicken

Ihr neuer Ökostromanbieter erledigt die Formalitäten für

Sie. Ihren bestehenden Vertrag müssen Sie nicht extra kün-digen!

FertigFertigFertigFertigFertig

Alles Weitere unter wwwwwwwwwwwwwww.atomausstieg-selber.atomausstieg-selber.atomausstieg-selber.atomausstieg-selber.atomausstieg-selber-machen.de-machen.de-machen.de-machen.de-machen.deoder der kostenfreien Info-Hotline 0800 7626852 0800 7626852 0800 7626852 0800 7626852 0800 7626852 oder perPost bei der Deutschen UmwelthilfeDeutschen UmwelthilfeDeutschen UmwelthilfeDeutschen UmwelthilfeDeutschen Umwelthilfe, Fritz-Reichle-Ring 4,78315 Radolfzell, Telefon. 07732 99950

...und kostet ein halbes Glas Bier

DUHwelt 4/2006

Folgende Organisationenbilden das Bündnis„Atomausstieg selber machen“:

Die Initiative „Atomausstieg selbermachen“ wird gefördert von der

8

4

Page 8: DUHwelt 4/2006

9welt 4/2006DUH

Werden Sie zum

Stromrebell!Gönnen Sie sich jetzt Ihren persönlichen Atomausstieg:

Wie geht denn das?

Wechseln Sie zu den Elektrizitätswerken Schönau (EWS).Die EWS sind aus einer Bürgerinitiative – den Schönauer Stromrebellen – entstanden, um den Energieriesen zu zeigen, dass eine atomstromfreie, umweltfreundliche und unabhängige Energieversorgung möglich ist. Mit unserem eigenen Ortsnetz und ca. 37.000 bundesweiten Kunden (Stand: 11/06) sind wir heute eine ernst zu nehmende Bewegung und – der etwas andere Stromversorger.

Warum gerade „Strom der EWS Schönau”?

• Der Strom der EWS Schönau stammt ausschließlich von Produzenten, die nicht mit Atomkraftwerks- betreibern verfl ochten sind. • Unser Strom kommt aus umweltfreundlicher Wasserkraft und ressourcenschonender Kraft-Wärme-Kopplung.• Unser Stromtarif ist stromsparfördernd.

Durch unser Förderprogramm „Rebellenkraftwerke”entstanden seit 1999 über 900 neue umweltfreundliche Stromerzeugungsanlagen (Sonne, KWK und Wasser) in der ganzen Republik – alle in Bürgerhand.

Ist das ein teurer Spaß?

Nein! Für viele zahlt sich der Wechsel sogar in barer Münze aus. Denn die 650 Gesellschafter der EWS wollen nicht ihren eigenen Gewinn maximieren, sondern eine energie-politische Idee umsetzen. Das geht nur, wenn viele mitma-chen können. Und darum ist unser Strom so günstig!

Wie mach’ ich mit?

Unter www.ews-schoenau.de fi nden Sie neben vielen wei-teren Informationen auch einen Vertrag, den Sie einfach her-unterladen und ausfüllen. Kopieren Sie Ihre letzte Stromrech-nung und senden Sie beides an uns zurück. Alles Weitere (Ummeldung etc.) erledigen wir für Sie. Bei Ihnen sind keine technischen Installationen notwendig. Natürlich können Sie sich auch per Brief, Fax oder Telefon mit uns in Verbindung setzen.

Einziger Ökostromanbieter mit der Note „Sehr gut“

Beim Vergleich bundesweiter Ökostromanbieter durch den unabhängigen „Bund der Energieverbraucher e.V.“ im März 2004 wurden die Elektrizitätswerke Schönau als einziger An-bieter mit der Gesamtnote „Sehr Gut“ ausgezeichnet.

Preise für die Schönauer Energie-Initiativen:

Deutscher Energiepreis (1994), Ökomanager des Jahres (1996), Förderpreis „Demokratie leben“ und Henry Ford European Conservation Award (1997), Nuclear Free Future Award (1999), Europäischer Solarpreis (2003).

Elektrizitätswerke Schönau GmbH . Fon 07673 / 88 85 0 . Fax - 88 85 19 . [email protected] . www.ews-schoenau.de

061113_EWS_DUH 1 14.11.2006 12:24:58 Uhr

Page 9: DUHwelt 4/2006

10 DUHwelt 4/2006

IM BLICKPUNKT

Hinter dieser Ablehnung steckt mehr als nurInstinkt. Auch wenn Japaner, Franzosen,Schweden, Finnen oder Deutsche jeweilsmit der Vorstellung leben, ihre eigenen An-lagen seien im Vergleich die sichersten:Immer wieder schrammen die Betreiber vonAtomanlagen an der Wiederholung des Ka-tastrophenfalls vorbei.

Hier nur einige Beispiele einer langen Liste:Im amerikanischen Kraftwerk Davis-Bessewurde 2003 ein großes Loch im Deckeldes Reaktordruckbehälters entdeckt. FünfMillimeter Stahl trennten das Land nochvon der Katastrophe. Im ungarischen Kraft-werk Paks liegen seit 2003 über 3,5 Ton-nen Brennstoff auf dem Boden eines Reinigungsbehälters.Die gefährliche Säuberung hat begonnen und soll mehrereMonate dauern. In der englischen Wiederaufarbeitungsan-lage Sellafield liefen 80 Kubikmeter Salpetersäure aus, diecirca 22 Tonnen Uran und 200 Kilogramm Plutonium ent-hielten. Die Anlage liegt seither still. Im AKW Brunsbüttelexplodierte 2001 eine Druckleitung nahe am Reaktorkern.Der Stromausfall im Juli 2006 im schwedi-schen AKW Forsmark hat Schlagzeilen ge-macht. Doch viele Beinahe-GAUs schaffenes nicht mal in die Nachrichtenredaktionen.

Die Ablehnung der Atomenergie liegt abernicht nur im Unfallrisiko begründet. Wäh-rend die Atomkraft als probates Mittel ge-gen den weltweiten Klimawandel propagiertwird, droht Pjöngjang mit der Atombombe.Die ganze Welt schreckt auf. Auch wennExperten den Test inzwischen als geschei-tert ansehen, da die Stärke der Explosionmit etwa 0,5 Kilotonnen ungewöhnlich gering blieb, die Weltzählt seit dem Oktober 2006 einen neuen Atomwaffenstaat.Die angebliche Unterscheidung von ziviler und militärischerNutzung der Atomkraft war und ist trügerisch: Reaktor undBombe sind siamesische Zwillinge, wie der schwedische Phy-siker und Nobelpreisträger Hannes Alven formulierte. DerNichtverbreitungsvertrag bestimmt zwar den Verzicht auf dieAtombombe, verpflichtet aber andererseits dazu, „den wei-testmöglichen Austausch von Ausrüstung, Material und wis-

Kernkraft ist kein KlimaschutzVon Rebecca Harms, Mitglied des Europaparlaments

Seit die Atomspaltung der Energieerzeugung dient, wird um

ihre Risiken und Gefahren gestritten. In Europa ist dieser

Konflikt seit dem GAU im Atomkraftwerk Tschernobyl 1986

eigentlich entschieden: Eine Mehrheit der Bürger des

Kontinents lehnt diese Technik ab.

senschaftlichen und technologischen Infor-mationen zur friedlichen Nutzung der Kern-energie zu erleichtern“ und deren Anwen-dung zu ermöglichen. Just auf dieses „un-veräußerliche Recht“ pocht heute das Un-terzeichnerland Iran. Der Nichtverbreitungs-gedanke wird durch die im Vertrag geför-derte Verbreitung der „zivilen“ Technik un-terlaufen.

Eine sichere Endlagerung für hochradioak-tive Abfälle für Jahrtausende kann bis heutenirgendwo garantiert werden. Unklar istauch, woher das Geld für die bestmöglicheEntsorgung kommen soll. Wer garantiert,dass in 30 oder 40 Jahren ausreichend Geld

für Rückbau und Lagerung verfügbar sein wird? In den meis-ten Atomstaaten ist davon auszugehen, dass der Steuerzahlerdie Rechnung für den Müll übernehmen muss. In Europaruhen die Hoffnungen der Anhänger der Renaissance derAtomenergie auf Finnland. Dort baut die deutsch-französi-sche AREVA NP, an der Siemens 34% des Kapitals hält, denPrototypen des Europäischen Druckwasserreaktors (EPR). In

Rekordzeit soll zum Festpreis der Bau fertiggestellt werden. Nach einer geplanten Bau-zeit von fünf Jahren hat sich das Projekt be-reits um ein Jahr verzögert.

Die finnische Aufsichtsbehörde STUK hältin einem Bericht fest, in der Ausschreibungfür den Bau seien billigste Angebote ausge-wählt worden, viele der am Bau beteiligtenUnternehmen hätten keine Erfahrungen imAtombereich, auf der Baustelle würdenmindestens 20 Sprachen gesprochen. DieVerkehrssprache Englisch würde nicht von

allen ausreichend verstanden. Zeit- und Kostendruck gehenzu Lasten von Qualität und Sicherheit. Trotzdem hat AREVAbereits 300 Millionen Euro Verlust angemeldet; eine Wettbe-werbsbeschwerde bei der EU-Kommission wegen unverhält-nismäßig billiger Kredite und Exportkreditgarantien in drei-stelliger Millionenhöhe ist noch nicht einmal entschieden.

Die Behauptung, dass Atomenergie eine große Rolle beimKampf gegen den Klimawandel spielen könne, wird durch

Rebecca Harms

Die Behauptung,dass Atomenergie

eine große Rolle beimKampf gegen den

Klimawandel spielenkönne, wird durch

Wiederholung auchnicht richtiger.

10 DUHwelt 4/2006

Page 10: DUHwelt 4/2006

11welt 4/2006DUH

Wiederholung auch nicht richtiger. DerenAnteil an der Endenergie weltweit ist dafürmit etwa 2 Prozent viel zu gering. Selbst inFrankreich, dem Mekka der Atomindustrie,werden gerade einmal 15 Prozent des End-energieverbrauchs durch Atomkraftwerkegedeckt. Fast 10 Milliarden KilowattstundenKohlestrom hat das Atomland letztes Jahraußerdem aus Deutschland bezogen. DieZahl der Reaktoren weltweit stagniert prak-tisch seit Ende der 80er Jahre und wird mit-telfristig eher zurückgehen. In der EU laufenheute bereits 25 Anlagen weniger als 1989.Laut Wiener IAEO sind derzeit 28 Meiler imBau, darunter 10, die bereits seit 19 bis 31Jahren durch die Statistik geistern. Selbstwenn China bis zum Jahre 2020 zwanzigneue Blöcke bauen würde, könnte das dieAbschaltungen aus Altersgründen nichtauffangen.

Der Umwelt hilft das alles nicht. Gegen denKlimawandel hilft nur eine Strategie, die end-lich die Fixierung der Energiekonzerne, Mi-nisterien und auch der Bürger auf die Ener-gieproduktion durchbricht. Einsparung undEffizienz müssen überall da Priorität bekom-men, wo Energie erzeugt oder verbrauchtwird. Nur Negawatt statt Megawatt und derrasche Ausbau der regenerativen Energienkönnen den Klimawandel noch bremsen.

Die Kolumne erschien erstmals in leichtgekürzter Version in DIE ZEIT

vom 19.10.2006.

11welt 4/2006DUH

Anzeige

An einer Katastrophe vorbeigeschrammt:Im schwedischen AKW Forsmark fiel im

Juli 2006 der Notstrom aus.

IM BLICKPUNKT

Atomausstieg selber machen:Jetzt zu NATURSTROM wechseln!

So einfach ist der Wechsel zu NATURSTROM:Für den Wechsel müssen Sie lediglich diesen Vertrag ausfüllen und uns zu-senden. Sollten Sie einzelne Angaben gerade nicht griffbereit haben, lassen Sie die entsprechenden Felder frei. Wir werden uns dann bei Ihnen melden.

1. Ihre Lieferanschrift/Abnahmestelle Frau Herr Firma

Vorname/Name/Firma

Straße/Hausnummer

PLZ/Ort

Telefon Fax

email Geburtsdatum

Ja, ich will Strom mit Zukunft!

5. AuftragserteilungIch beauftrage NATURSTROM mit der Lieferung von elektrischer Energie in Höhe meines Ge-

samtbedarfs für die oben bezeichnete Stromabnahmestelle. Ich beauftrage und bevollmäch-

tige NATURSTROM, meinen gegenwärtig mit dem bisherigen Stromversorger bestehenden

Stromversorgungsvertrag zu kündigen und, sofern notwendig, die erforderlichen Verträge

mit dem örtlichen Netzbetreiber abzuschließen.

beträge von folgendem Konto einzuziehen:

Name des Geldinstituts

Bankleitzahl Konto-Nummer

Sollte ich keine Ermächtigung zum Einzug der fälligen Zahlungen erteilen, so fällt eine Bear-

beitungsgebühr von 1,50 Euro pro Monat an. Entsprechendes gilt ab Widerruf der Einzugs-

sind wie unser Stromherkunftsnachweis unter www.naturstrom.de einsehbar. Gerne senden

wir Ihnen die AGB auf Anfrage auch zu.

x(Ort, Datum) (Unterschrift des Kunden)

Information über die Ausübung meines WiderrufrechtsMir ist bekannt, dass ich den Vertragsabschluss innerhalb von zwei Wochen nach Vertrags-

unterzeichnung schriftlich widerrufen kann. Zur Fristwahrung genügt die rechtzeitige Ab-

sendung des Widerrufschreibens. Der Widerruf ist zu richten an NaturStromHandel GmbH,

Mindener Straße 12, 40227 Düsseldorf.

VA - 133, VP - 115

Bitte senden oder faxen Sie diesen Vertrag an:

Naturstrom-Liefervertrag

Tel 02 11 - 7 79 00 - 4 44Fax 02 11 - 7 79 00 - 5 99

3. Angaben zur bisherigen Stromversorgung(Die Angaben finden Sie auf Ihrem Stromzähler oder in Ihrer letzten Stromrechnung.)

Die Zählernummer meines Stromzählers lautet

Name des bisherigen Versorgers lautet

Mein Jahresstromverbrauch in Kilowattstunden

4. Neueinzug (Bitte 6 Wochen vor Einzug mitteilen)

Ich werde in die Wohnung zum

neu einziehen.

Der Name des Vormieters der Wohnung ist

NaturStromHandel GmbHMindener Straße 1240227 Düsseldorf

Von BUND und NABU empfohlen

naturstrom

Mehr Informationen unter: www.naturstrom.de

2. Günstiger Aktionspreis - nur für kurze ZeitSondertarif "naturstrom Anti-AKW" im Zuge der Aktion "Atomausstieg selber machen" der deutschen Umweltverbände. Dieses Angebot gilt nur für Neukunden/Neuanschlüsse, die in den letzten 6 Monaten noch nicht von Naturstrom beliefert wurden.

naturstrom Anti-AKW 18,75 Cent/kWh 7,80 Euro/Monat

100% Erneuerbare Energien inkl. 1,0 Cent/kWh NeuanlagenförderungDies sind Endpreise inkl. aller Steuern und Abgaben. Zusätzliche Kosten fallen nicht an.

AnzeigeBUND.indd.neu2.ai 12.10.2006 22:41:38

Ich ermächtige NATURSTROM hiermit widerruflich, die fälligen Abschlags- und Rechnungs-

ermächtigung. Unsere Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) finden Anwendung. Diese

19,25 7,95

VA 142

Page 11: DUHwelt 4/2006

12 DUHwelt 4/20061212

LEBENDIGE ELBE

ElbeForum 2006

Schmuckstücke im Verbund:

UNESCO-Perlen an der ElbeDie Elbe gehört zu den letzten großennaturnahen Flussgebieten in Europa.Hier befinden sich Natur- und Kulturgü-ter von internationaler Bedeutung ineinzigartiger Dichte und Vielfalt.

An der Quelle im Riesengebirge liegt dasBiosphärenreservat Krkonoše. In demGebiet soll die biologische Vielfalt ge-schützt werden, dazu ist das Gebietnachhaltig zu entwickeln. Flussabwärtsprägen 24 Staustufen die Landschaft.Kurz bevor die Elbe nach Norden fließt,liegt Kutna Hora. Das historische Stadt-bild wurde 1995 von der UNESCO alsWelterbestätte anerkannt.

An der deutsch-tschechischen Grenzehat die sächsisch-böhmische Schweiz

gute Chancen, Welterbegebiet derUNESCO zu werden.

Ein Stück flussabwärts liegt das Welter-be Dresdner Elbtal mit den Elbewiesen,der Dresdner Innenstadt und vielenweiteren Teilflächen. Die UNESCO hatdas Welterbe Dresdner Elbetal auf dieRote Liste gesetzt, weil die geplante Wald-schlösschenbrücke den zusammenhän-genden Landschaftsraum des Elbbogensan der empfindlichsten Stelle irreversi-bel in zwei Hälften zerteilen würde. Be-harrten die Entscheidungsträger auf demBau der Brücke, würde das DresdnerElbtal von der UNESCO-Liste gestrichen.Das wäre der erste Fall in der Geschich-te der Konvention.

Das Biosphärenreservat FlusslandschaftElbe mit einer Länge von 400 Kilome-tern bildet heute mit dem Wattenmeerdie größten internationalen Schutzge-biete in Deutschland. In der Flussland-schaft liegt der größte Auenwald, der inMitteleuropa bis heute erhalten geblie-ben ist. Nur hier hat in Mitteleuropa derBiber die brutalen Nachstellungen un-serer Vorfahren überlebt.

Wir finden an der Mittleren Elbe nebendem Biosphärenreservat auch alle an-

Am 14. Oktober 2006 veranstalte-

te die Deutsche Umwelthilfe in

Dresden einen Kongress über die

Elbe, an dem 120 Personen teil-

genommen haben. Gefördert hat

das ElbeForum unser Hauptwirt-

schaftspartner im Projektnetzwerk

Lebendige Elbe, das Verlagshaus

Gruner + Jahr.

Das diesjährige ElbeForum zeichnetesich durch seine Vielseitigkeit an The-men aus. Die Schmuckstücke an derElbe, vor allem die Welterbestätten derUNESCO, standen im Mittelpunkt derVeranstaltung. Das ElbeForum 2006setzte sich vielfältig mit dem ThemaMensch und Fluss auseinander: DieTeilnehmer entdeckten dazu zum Bei-spiel den literarischen Reichtum rundum den Fluss und sie erlebten dieSchönheit der Elbe bei Dresden auf ei-ner Flusskreuzfahrt.

Doch auch Strom-Netzwerke und Na-turschutzprojekte waren wichtige The-men. Die grenzüberschreitende Fluss-gebietsentwicklung, die Schadstoffbe-lastung und natürlich auch Hochwäs-ser und Deichrückverlegungen wurdenintensiv besprochen.

In diesem Heft berichten wir aus-führlicher über UNESCO-Perlen

an der Elbe, über den Weißstorch,über eine Aktion der Bürgerinitia-tive PRO ELBE und über das Lernenam Fluss.

Das Projekt „Lebendige Elbe“wird unterstützt von:

Faszinierende Wasserspiele beim ElbeForum Elbehochwasser in Hitzacker Schloss Wörlitz

Page 12: DUHwelt 4/2006

13welt 4/2006DUH

LEBENDIGE ELBE

„In keiner FlussregionDeutschlands gibt es vonder Quelle bis zur Mün-dung eine so hohe Dichtevon internationalenSchutzgebietskategorien,die unter der Schirmherr-schaft der UNESCOstehen, wie an der Elbe.“

„Über die medienwirksamenBadetage hinaus möchtenwir die Kommunikation undZusammenarbeit entlangdes Stromes künftig durchregelmäßig stattfindendeElbe-Foren weiter verbessern.“

Dr. Maria Hoffacker, Leiterin Public

Affairs/Corporate Responsibility

des Verlagshauses Gruner + Jahr

„Wenn alle an einemStrang ziehen, dann stehendie Zeichen gut, aus derElbe in Deutschland das zumachen, was die Loire fürFrankreich ist.“ Roberto Epple, Projektleiter

„Lebendige Elbe“ und Direktor

des international tätigen European

Rivers Network

deren regionalen, nationalen und in-ternationalen Schutzgebiete vertreten:Landschaftsschutzgebiete, Naturschutz-gebiete, Naturparks, Ramsargebiete,Natura 2000-Gebiete und Welterbestät-ten. Kein anderes Gebiet in Deutschlandhat so viele außergewöhnliche Kultur-und Naturgüter. Neben den als Welter-be anerkannten Stätten in Wittenberg,Wörlitz und Dessau liegen der Magde-burger Dom sowie die Kirchen von Jeri-chow und Tangermünde nahe der Elbe.

An der Mündung der Elbe liegt das Wat-tenmeer. Es ist noch nicht Welterbe, aberals einmalige Landschaft anerkannt.Voraussichtlich wird es 2008 für dasWelterbe nominiert.

Weite Teile der Elbe stehen zu Rechtunter Schutz. Die Elbe hat ihr ureigenesProfil mit reizvollen Natur- und Kultur-landschaften. Die zahlreichen Schutz-gebiete entlang der Elbe zeugen von dergroßen Bedeutung für den nationalenund internationalen Naturschutz. Wasan der Elbe passiert, sollte deshalb inter-national bekannt gemacht werden.

Von den ursprünglichen Überschwem-mungsflächen der Elbe sind nur noch13 Prozent vorhanden. Deshalb ist einweiterer Rückbau der Deiche dringendnotwendig. Unverantwortlich ist der ge-plante weitere Ausbau der Elbe für dieSchifffahrt und insbesondere die Stau-dammprojekte in Tschechien.

Das Kleinod Elbe ist hochgradig gefähr-det. Obwohl es in einer solchen Situati-on darauf ankommt, die Kräfte zu bün-deln und zu koordinieren, bleiben Na-tur- und Kulturgüterschutz an der Elbedurch Länder- und Gemeindegrenzenfragmentiert und schwach. Es fehlt eineländerübergreifende Allianz für die Er-haltung der Perlen. Bernd Paulowitz

Prof. Dr. Bernd von Droste zu

Hülshoff, ehemaliger Direktor der

UNESCO-Welterbezentrums in

Paris, heute Berater der UNESCO

1 Wattenmeer (Wartestand)2 Chile-Haus Hamburg (Wartestand)3 Biospärenreservat Flusslandschaft Elbe4 Gartenreich Dessau-Wörlitz5 Luthergedenkstätten in Wittenberg6 Dresdner Elbtal7 Museumsinsel Berlin8 Schlösser und Parks von Potsdam und Berlin9 Historisches Zentrum von Prag10 Luthergedenkstätten in Eisleben11 Bauhaus in Weimar12 Historische Altstadt Weimar13 Schloss Litomýsl

14 Historisches Zentrum von Ceski Krumlov15 Historisches Dorf Holasovice

16 Biosphärenreservat Krkonoše (Riesengebirge)17 Bauhaus in Dessau18 Bétlem Sculpturen bei Kuks

(Wartestand)19 Festung von Terezin (Wartestand)

20 Kutna Hora21 Stiftskirche, Schloss und Altstadt von Quedlinburg

Gotisches Haus imDessau-Wörlitzer Gartenreich.

UNESCO-Perlenan der Elbe

Page 13: DUHwelt 4/2006

14 DUHwelt 4/2006

LEBENDIGE ELBE

Der Weißstorch – Botschafter für einen Strom

Nirgendwo in Deutschland siedeln

mehr Weißstörche als in der Elb-

region. Der Strom ist zugleich die

Verbreitungsgrenze zwischen den

westlichen, sehr storchenarmen

Brutgebieten und den östlichen

Gebieten mit noch relativ hoher

Besiedlung.

Bestandserholung von Dauer?

Neben der höchsten Siedlungsdichtefindet sich in den Landkreisen längs derElbe auch der durchschnittlich besteBruterfolg der Störche. So liegt der Brut-erfolg der Störche hier bei durchschnitt-lich 2,5 Jungen pro Brutpaar. 2,5 Jungepro erfolgreich brütendem Paar – dieserWert wird in den wenigsten deutschen

Kreisen erreicht . Er ist jedoch erforder-lich, um den Weißstorchbestand zu er-halten. Die in den letzten fünfzehn Jah-ren zu beobachtende, leichte Bestands-erholung bei den Weißstörchen ist dennauch eindeutig nicht auf verbesserte Be-dingungen im Brutgebiet zurückzufüh-ren. Vielmehr sind es günstigere klimati-sche Verhältnisse im Winterquartier. SeitBeginn der neunziger Jahre gab es mehrNiederschläge in der West-Sahel-Zone,was sich positiv auf die Rückkehrrateausgewirkt hat.

Die an der Elbe brütenden Störche pro-fitieren eindeutig von Hochwasser. Sohaben die bis zu einer Entfernung vonzwei Kilometer zur Elbe brütenden Stor-chenpaare in Jahren mit Hochwassereinen besseren Bruterfolg als elbfernbrütende Paare. Nach Hochwässern gibtes immer sehr viele Amphibien, die denStörchen eine gute Nahrungsversorgungfür die gesamte Brutsaison bieten. ImFrühjahr sind durch das hoch anstehen-de Grundwasser vornehmlich Regen-würmer verfügbar, die eine sehr wichti-ge Nahrung für die Jungen sind.

Storchendörfer in Branden-burg und Sachsen-Anhalt

Eine besondere Attraktion an der Elbesind die Storchendörfer Rühstädt inBrandenburg sowie Wahrenberg undWerben in Sachsen-Anhalt. Rühstädt istmit seinen etwa 40 Storchenpaaren auchals „Europäisches Storchendorf“ ausge-zeichnet. In Werben und Wahrenbergbrüten jährlich 15 - 20 Paare. Interes-sant ist die Frage nach der Herkunft unddem Verbleib der Rühstädter Störche.Eine Auswertung von 150 Ringdaten imZeitraum von 1964 bis 2003 zeigt, dassein Großteil der Störche aus südöstli-cher, ein kleinerer Teil aus nord-westlicher Richtung stammen. Die meis-ten Wiederfunde von in Rühstädt bering-ten Störchen stammen zur Brutzeit auswest-nordwestlicher Richtung. DieseAnsiedlungsrichtung von Südost nachNordwest entspricht großteils dem Ver-lauf der Elbe bei Rühstädt, insofern isteine Ausbreitung der Störche in westli-cher Richtung sehr wahrscheinlich.

Das Storchendorf Rühstädt ist Mitinitia-tor des „Verbunds der EuropäischenStorchendörfer“. Aufgrund seines ho-hen Bekanntheitsgrades und seiner all-gemeinen Beliebtheit bietet sich derWeißstorch in idealer Weise an, dieNotwendigkeit für den Schutz der Artund ihres Lebensraumes deutlich zumachen und mit ihm dafür zu werben.Dies gilt besonders für Dörfer und Städ-te, in denen viele Störche kolonieartigzusammen brüten.

Insgesamt gibt es inzwischen in Europaneun Gemeinden, die den Titel „Euro-päisches Storchendorf“ führen. Länger-fristige Naturschutzkonzepte, die überdie Betreuung der Nester in den Dörfernhinausgehen und die Nahrungsräumeder Störche umfassen, fehlen allerdingszumeist.

Weißstörche am Fluss.

Page 14: DUHwelt 4/2006

15welt 4/2006DUH

LEBENDIGE ELBE

Internationales Treffen derStorchendörfer in Rühstädt

In Kooperation mit den spanischen Part-nern aus dem Storchendorf Malpartidade Cáceres wurde im Rahmen eines überdie Gemeinschaftsinitiative LEADER+geförderten Projektes 2005 begonnen,den „Verbund Europäischer Storchen-dörfer“ auf internationaler Ebene aufzu-bauen und eine Organisationsstrukturfür diesen Verbund zu erarbeiten. Dieswurde beim dritten Internationalen Tref-fen der Europäischen Storchendörferanlässlich des Storchenfestes 2006 inRühstädt fortgeführt. An der Tagung ha-ben 40 ausländische Partner teilgenom-men. Dazu kamen Vertreter von der Stif-tung Euronatur, der Deutschen Umwelt-hilfe, Ciconia und Artist for Nature.

Als wichtigstes Ergebnis der Tagungwurde eine „Petition Stromtod“ abge-fasst. Der Tod durch Stromschlag bezie-hungsweise durch Kollision mit den Lei-tungen ist sowohl im Brutgebiet als auchauf dem Zug die häufigste Todesursa-che der Störche. Vor allem in Spanienals Durchzugs- und Überwinterungsge-biet und in der Türkei sind die Unfällevon Störchen an Stromleitungen extremhoch. Die Petition zum Stromtod dientals wichtiges Argument, um mit denjeweils für die Freileitungen verantwort-lichen Stromversorgern und Politikernins Gespräch zu kommen.

ten. Die Thematik wurde vom ZDF ineinem zweiteiligen Abendfilm ausge-strahlt. Aktuell befindet sich Prinzess-chen im Sudan, ihre Zugroute ist im In-ternet nachzulesen unter:www.prinzesschen.de.

Die Elbtalaue ist heute aufgrund derhohen Dichte und des guten Bruterfolgsdas Kerngebiet der Weißstörche inDeutschland. Nur eine intakte Popula-tion mit hoher Reproduktionsrate kannsich auch ausbreiten. Schutzmaßnah-men müssen also hier an der Elbe grei-fen. Insofern bleibt zu hoffen, dass dieBotschaft der Störche erhört wird undihnen der vom Wasser beeinflusste Le-bensraum an der Elbe auch in der Zu-kunft erhalten bleibt. Krista Dziewiaty

Ein weiterer wichtiger Baustein des Netz-werkes ist ein jetzt bereits im zweitenJahr stattfindender Jugendaustausch. Ju-gendliche aus verschiedenen europäi-schen Storchenregionen beschäftigensich vornehmlich mit dem Weißstorch-schutz in den jeweiligen Gastgeberlän-dern.

Neben den Rühstädter Störchen gibt eseine weitere, inzwischen sehr berühm-te Botschafterin für die Elbe: Prinzess-chen. Sie stammt vom Storchenhof Lo-burg und trägt einen kleinen Sender aufdem Rücken. Er lässt sich per Satellit or-ten. So ist es möglich, sehr viel überGefahren auf dem Zug und in den Rast-gebieten der Störche zu erfahren undeventuell Schutzmaßnahmen einzulei-

Weißstörche während des Zuges.

Fast flugfähigejunge Weißstörchein gefährlicherNähe einerStromleitung.

Page 15: DUHwelt 4/2006

16 DUHwelt 4/2006

Neues von der ElbeLEBENDIGE ELBE

Kyocera unterstützt HochwasserschutzDie Kyocera Mita Deutschland GmbH, langjähriger Wirtschaftspartner der Deut-schen Umwelthilfe, führte im Sommer 2006 eine besondere Spendenaktiondurch. Zur Markteinführung seines neuen Multifunktionsgeräts FS-1016 MFPmit langlebiger Ecosys Technologie führte der Düsseldorfer Druckerhersteller

für jedes verkaufte Gerät dieses Typs eine Spende von 10 Euro an die DUH ab.10.333 Euro kamen so zusammen. Inklusive der staatlichen Hilfen konnte damitein Fördervolumen von über 100.000 Euro für die Elbe mobilisiert werden. DasGeld wird für das Projekt Lenzener Elbtalaue verwendet, wo 450 Hektar Über-schwemmungsfläche neu entstehen.

Kyocera und die DUH arbeiten seit 1984 zusammen. „Fortschritte beim ökologi-

schen Hochwasserschutz können wir nur erreichen, wenn die Bemühungen derregionalen Behörden von Politik und Unternehmen stärker unterstützt wer-den“, forderte Jörg Dürr-Pucher, Generalbevollmächtigter der Deutschen Um-welthilfe andere Unternehmen auf, dem Beispiel von Kyocera zu folgen.

Im Gegensatz zur Politik, die den großen Worten nach dem Elbehochwasser

und seinen Vorgängern an Oder und Donau kaum Taten hat folgen lassen, willdie Deutsche Umwelthilfe mit Unterstützung des Bundesamtes für Naturschutzan der Elbe bei Lenzen das größte Rückdeichungsprojekt an der Elbe voran-bringen.

„Da die staatlichen Kassen leer sind und die Spendenbereitschaft der Menschenwegen der Steuer- und Abgabenerhöhungen deutlich zurückgeht, sehen wir

eine besondere Verantwortung als Unternehmen, Flüsse wieder zu Lebens-adern der Landschaft zu machen. Wir wollen an vorderster Front gegen die sichhäufenden Hochwasserkatastrophen kämpfen“, erklärte Detlef Herb, Umwelt-beauftragter von Kyocera Mita.

Die Elbe ist ein flacherFluss, Herr Tiefensee!Mitglieder der Bürgerinitiative PRO ELBEwanderten Anfang Oktober bei Dessaudurch die Elbe, die zu dieser Zeit maxi-mal 95 Zentimeter tief war. Mit dieserAktion wollten die Flussschützer demBundesverkehrsminister Wolfgang Tie-fensee verdeutlichen: Die Elbe ist einNiedrigwasserfluss.

„Die Elbe ist viel zu flach, als dass siejemals eine ganzjährig befahrbare Was-serstraße für den Güterverkehr werdenkönnte“, erklärte Iris Brunar, Koordina-torin der Umweltverbände in der Inter-nationalen Kommission zum Schutz derElbe.

Der Bundesverkehrsminister hatte imAugust dieses Jahres seinem tschechi-schen Amtskollegen eine ganzjährigeTiefe der deutschen Elbe von 1,60 Me-ter zugesichert. Auf der Grundlage die-ser Zusage will die tschechische Seitedie Kanalisierung der Elbe mit EU-Gel-dern bis zur deutschen Grenze voran-treiben.

„Was haben Sie mit unserer Elbe vor?“fragt Iris Brunar den VerkehrsministerTiefensee: „Entweder werden unseretschechischen Nachbarn getäuscht undihnen eine Fahrrinnentiefe versprochen,die nicht einzuhalten ist, oder uns wer-den die wahren Absichten über einenanschließenden Ausbau der deutschenElbe verschwiegen.“

Die Bürgerinitiative kritisierte zudem dieerneut anlaufenden Baumaßnahmen ander Elbe bei Magdeburg und Coswig-Wörlitz: „Der Elbe nützen keine Schot-tersteine, wenn das nötige Wasser fehlt.Sie braucht neue Ideen. Wir helfen Ih-nen gerne dabei, Herr Tiefensee!“

Schottersteine nützen der Elbe nicht.Sie braucht neue Ideen (rechts).

Auch an der tiefsten Stelle kann manhier gut stehen (oben).

Page 16: DUHwelt 4/2006

18 DUHwelt 4/2006

Schulen für eine Lebendige Elbe sehen jedes Mal etwas anders aus. Aber siebringen immer Spaß und neues Wissen: Lehrer-Schüler-Workshop am Beetzsee.

Drei mal Lernen am Fluss

Elbe-Schüler-Camp inWolkenstein/SachsenIm sächsischen Wolkenstein lerntenmehr als 40 Jugendliche die touristi-schen Potentiale des Bergbau- und Kur-ortes kennen, erfassten die Gewässer-und Strukturgüte der Zschopau undpflegten in Zusammenarbeit mit demLandschaftspflegeverband Zschopau-Flöhatal eine Bergkräuterwiese. Ihr neugewonnenes Wissen stellten sie anschlie-ßend in einer Inforallye unter Beweis.

Mitarbeiter der Umweltbetriebsgesell-schaft Sachsen mbH führten die jungenLeute in die HochwasservorhersageSachsens und in die Zusammenhängevon Geologie und Hochwasserereignis-sen im Einzugsbereich der Zschopauein. Der Hit: die Jugendlichen durftenselbst im Neoprenanzug eine Abfluss-messung durchführen. Wir danken demSächsischen Kultusministerium für diefinanzielle Förderung.

Lehrer-Schüler-Workshopam Beetzsee/BrandenburgPlankton, Wasserpflanzen, Fische undder Mensch als Anwohner oder als Tou-rist standen im Mittelpunkt des Schüler-und Lehrertreffens am Beetzsee. Neben

den Erkundungs- und Untersuchungs-aufgaben zu Fuß oder per Kanu markier-ten die Teilnehmer zusammen mit demUmweltverein Die NaturFreunde, Orts-gruppe Brandenburg, einen Wanderweg.Am Abschlusstag präsentierten die 25SchülerInnen ihre Ergebnisse. Das LI-SUM BRB und die Hanseatische Natur-und Umweltinitiative unterstützten dieAktion in diesem Jahr finanziell.

Projektwoche Wasser inRonney/Sachsen-AnhaltNachhaltigkeit im Team vermitteln, An-reize zu schaffen, über Umwelt- undNaturschutz und die sozialen Folgen deseigenen Konsumverhaltens nachzuden-ken – dazu gab die Projektwoche „Was-ser – global und doch so nah“ Raumund Anregung. 15 Sekundarschüler be-kamen unter anderem die Chance, sichmit der Rolle des Lebenselements Was-ser im Nord-Süd-Konflikt anschaulichauseinanderzusetzen. Sie konnten Was-seruntersuchungen an der Elbe, Saaleund Nuthe durchführen und sich überdie Deichrückverlegung als Hochwas-servorsorge informieren.Die Lotto Toto GmbH Sachsen-Anhalthat diese Kooperationsveranstaltung derDeutschen Umwelthilfe und des Um-weltzentrums Ronney finanziell geför-dert. Vielen Dank.

Rollentausch: vom Schülerzum Kaffeeplantagenbesitzer –Pflanzenschutzmittel belasten nichtnur die Gesundheit sondern auchdas Grundwasser.

Die Jugendlichen testen dasNaturkneippbecken Wolkenstein.

Wasserabflussmessungin der Zschopau.

LEBENDIGE ELBE

Page 17: DUHwelt 4/2006

20 DUHwelt 4/2006

LEBENDIGE SEEN

Neues Seenschutznetzwerk für China

11. Living Lakes-Konferenz in China:Aufbruch zu nachhaltigem Seenschutz

Dass China großen Umweltproble-

men gegenübersteht, ist kein Ge-

heimnis. Davor kann auch die chi-

nesische Politik die Augen nicht

verschließen. 75 Prozent aller Seen

in China leiden unter Nährstoffüber-

schuss. In einigen Fällen sind die

Seen schon umgekippt oder stehen

kurz davor. Dies berichtete Siyi Hu,

chinesischer Vizeminister für Was-

ser, auf der 11. internationalen

Living Lakes-Konferenz in Nan-

chang.

Wie Seen in China und weltweit ge-schützt werden können, darüber disku-tierten 200 Experten vom 29. Oktoberbis 2. November 2006 auf der vom Glo-bal Nature Fund (GNF) und dem chine-sischen Living Lakes-Partner MRLSD or-ganisierten Konferenz. Schwerpunktthe-men bildeten Landwirtschaft und Vogel-grippe.

Landwirtschaftund Seenschutz

Drei Maßnahmen stellte Hartmut Vogt-mann, Präsident des Bundesamtes fürNaturschutz, in den Mittelpunkt seinerEröffnungsrede: Vor dem Hintergrundwachsender Ressourcenknappheit undder Zerstörung natürlicher Ökosystemesei es dringend nötig, weltweit auf öko-logischen Landbau umzustellen, weni-ger Wasser zu verbrauchen und diewachsende Flächenversiegelung zustoppen.

Die Landwirtschaft stellt eine der größ-ten Gefahren für intakte Seen dar, so dasErgebnis einer Umfrage unter 21 Seen-regionen, die der GNF auf der Veran-staltung vorstellte.

Die negativen Auswirkungen auf dieuntersuchten Seen – darunter der Bo-densee, der Baikalsee in Sibirien und dasTote Meer im Nahen Osten – sind viel-fältig:

■ Erosion und Sedimentablagerun-gen durch Abholzung und Über-nutzung der Böden an den See-ufern und in den Einzugsgebieten,

■ Ausgetrocknete Seen infolge derÜbernutzung der Wasserreservenzur Bewässerung,

■ Eutrophierung und Belastung derWasserqualität durch Einsatz vonDüngemitteln und Pestiziden.

Wie umweltschonende Landwirtschaftaussehen kann, erfuhren die Konferenz-teilnehmer bei der Besichtigung einerökologischen Teeplantage. Sie liegt inden Lushan Bergen im Einzugsgebiet desPoyangsees, Chinas größtem Süßwas-sersee. Der ohne künstliche Dünger undPestizide angebaute Tee stellt eine wich-tige Einkommensquelle dar und soll

weltweit exportiert werden. Eine andereMöglichkeit, Belastungen aus der Land-wirtschaft zu reduzieren, sind Biogas-anlagen. Sie entlasten den See von Ab-wässern und tragen zugleich zu aktivemKlimaschutz bei. Nach Angaben der lo-kalen Behörden liefern 1,2 Millionenkleine Anlagen Kochgas für die armeLandbevölkerung am Poyangsee.

Neues Seen-Netzwerk China

Auf der Konferenz beschlossen der GNFund seine Living Lakes-Partnerorgani-sationen bis zum Jahr 2007 ein chine-sisches Living Lakes-Netzwerk zu grün-den. Damit sollen Bemühungen, denSchutz der Seen zu verbessern, über denPoyangsee hinaus in andere RegionenChinas ausgedehnt werden. In einemersten Schritt haben vier chinesischeNichtregierungsorganisationen in Zu-sammenarbeit mit dem GNF ein Arbeits-programm erstellt und die Struktur desgeplanten Netzwerkes festsetzen.

200 Teilnehmer diskutierten auf der 11. Living Lakes-Konferenz in China dieThemen Landwirtschaft und Seenschutz.

20 DUHwelt 4/2006

Page 18: DUHwelt 4/2006

21welt 4/2006DUH

LEBENDIGE SEEN

Vogelgrippe weiterein heikles Thema

Im Rahmen der Living Lakes-Konferenzfand ein von der FAO (UN-Organisationfür Landwirtschaft und Ernährung) undUNEP/CMS (UN-Sekretariat der Konven-tion zum Schutz wandernder Arten) ge-fördertes Seminar zur Problematik„Vogelgrippe, Wildtiere und Umwelt“statt. Einig waren sich die Referenten,dass nicht Wildvögel, sondern die in-tensive Geflügelhaltung Ursache für dieVerbreitung des aggressiven H5N1-Vi-rus sei. Der FAO-Experte Scott Newmanberichtete, dass die traditionelle Fisch-zucht in Asien zur Verbreitung des Vo-gelgrippe-Erregers auf Wildvögel beitra-ge. Da Fischzüchter Geflügelkot alsFischfutter in ihre Teiche schütten, kön-ne der Vogelgrippeerreger auf Wildvö-gel überspringen. Sorge besteht, dass derVirus sich eines Tages auf den Schnee-kranich übertragen könnte. Rund 95Prozent der Population dieses seltenenVogels überwintern am Poyangsee.

Die 12. internationale Living Lakes-Kon-ferenz wird im Jahr 2008 am italienischenTrasimeno See stattfinden.

■ Die tageszeitung aus Berlin schriebam 30.10.2006 zur Living Lakes-Konferenz des Global Nature Fundin China:

„China nähert sich dem Ökodesaster.… Umso lobenswerter ist das Engage-ment von Global Nature Fund, Green-peace und anderen, die in den letztenJahren trotz unklarer Rechtsstrukturenund unkalkulierbaren Partnerorgani-sationen ihr Engagement in China be-ständig ausbauen. Sie nähren heuteden Fundus eines ökologischen Be-wussteins in einem Land, auf das dieWelt noch angewiesen sein wird.“

Der Poyangsee, Chinas größterSüßwassersee im Modell.

Förderer der 11. Living Lakes-Konferenz:

Die Konferenz in den Medien

Reisanbau in der Poyangregion/Jiangxi-Provinz.

■ Am 1. November 2006 berichtetedie Tagesschau in der ARD über die„Internationale Seenschutz-Konfe-renz“ des Global Nature Fund inChina.

Viele Menschen leben hier vom Fischfang.

Page 19: DUHwelt 4/2006

22 DUHwelt 4/2006

LEBENDIGE SEEN

22 DUHwelt 3/2006

Mangroven retten Menschenleben

EU-gefördertes Post-Tsunami-Projekt in Sri Lanka

Am 26. Dezember 2004 ereignete sich eine der größten

Naturkatastrophen unserer Zeit. Mit der Tsunami-Flutwelle

brach auf Tausende von Menschen in Südostasien ein un-

fassbares Unglück herein. Aber auch die Hilfsbereitschaft der

Menschen war überwältigend. Der Global Nature Fund hat im Früh-

jahr 2005 mit Spenden ein erstes Projekt zur Renaturierung der wichtigen

Mangrovenwälder gestartet. Sie bilden einen natürlichen Schutz gegen

die Zerstörungskraft der Wellen.

In der Folge hat der GNF im Dezember2005 Zuschüsse der EU-Kommissionund der Hamburger Stiftung Serendiberhalten. Mit ihrer Hilfe realisieren wirderzeit ein umfangreiches Projekt zurMangrovenaufforstung, Bildung undWiederherstellung von Existenzen in SriLanka.

Nach nur einem Jahr Laufzeit gibt es ei-nige Erfolge zu berichten. In 18 neu ge-gründeten Baumschulen wurden vonden GNF-Partnerorganisationen in SriLanka, der Nagenahiru Stiftung undEMACE, bereits über 50.000 Mangro-venbäume nachgezogen, die in denkommenden Monaten ausgepflanzt wer-den. Über 60 betroffene Binnenfischererhielten neue Fischernetze und Boote.Ein unabhängiges Komitee, gegründetvon der Nagenahiru Stiftung, besuchte

zuvor die Familien und wählte beson-ders bedürftige Kandidaten aus. Weite-re neue Einkommensmöglichkeiten fürbetroffene Familien bietet das traditio-nelle Kunsthandwerk. Fußmatten, dieaus Kokosfasern hergestellt werden,oder geflochtene Handtaschen aus hei-mischen Grasarten – die Ideen sind viel-fältig. Im Rahmen eines weiteren GNFProjektes in Sri Lanka, das von der deut-schen Gesellschaft für technische Zu-sammenarbeit (gtz) gefördert wird, hatder GNF energiesparende LED-Lampenentwickelt. Die Fischer benutzen bisheute Kerosinlampen, um nachts beimFischen die Garnelen anzulocken. Dasbenötigte Kerosin ist nicht nur teuer, son-dern auch schädlich für die Umwelt, dadie Lampen schnell auslaufen können.Der Einsatz von LED-Lampen ist eineumweltgerechte Alternative.

Um die Erfahrungen und Ergebnisseauch an andere vom Tsunami betroffe-ne Länder wie Indonesien, Thailand undIndien weiterzugeben, wird der GNF imApril 2007 eine internationale Experten-konferenz in Sri Lanka ausrichten.

Baumschule für Mangrovenbäume(oben und unten).

weiter auf S. 23

Flugmeilen fürdie Seen der Welt■ Das weltweite Flugaufkommenhat sich in den vergangenen 20 Jah-ren mehr als verdoppelt. Wegen derdamit verbundenen Emissionen be-werten Umweltverbände die Zunah-

me der Flugreisen zu Recht kritisch.Auf der anderen Seite gibt es einwachsendes Bedürfnis nach Mobili-tät. Ohne das Flugzeug wären vielewirtschaftliche Entwicklungen nichtdenkbar und der Austausch zwi-

schen den Kulturen bedeutend ge-ringer. Deshalb bieten der Global Na-ture Fund (GNF) und Lufthansa AGFlugreisenden, die auf ihre Reisenicht verzichten können, einen neu-en Service an. Seit November 2006

besteht die Möglichkeit, Prämienmei-len direkt für internationale Umwelt-

GNF-Stifterinder ersten Stunde■ Karla Bauer, Stifterin des GNF, hatim Juli 2006 ihren 80. Geburtstag ge-

feiert. Dazu gratulieren die Mitarbei-ter des GNF herzlich! Wir wünschenKarla Bauer Gesundheit und nochviele Jahre die Möglichkeit, die schö-ne Natur vor ihrer Haustüre zu ge-nießen. Seit langem ist sie dem Bund

Naturschutz in Bayern verpflichtet,und besonders liegt ihr das Murnau-er Moos am Herzen. Karla Bauer hatimmer über den Tellerrand hinaus-geblickt. Sie hat sich früh sowohl fürden europäischen Naturschutz als

auch für internationale Projekte in-teressiert.

Über Gerhard Thielcke, den sie schonlänger kennt, wurde sie im Jahr 1997Gründungsmitglied des Global Na-

ture Fund. Ihr Beitrag machte es mög-lich, die Umweltstiftung von Anfangan auf ein solides finanzielles Fun-dament zu stellen. Von 1998 bis 2006war Karla Bauer im Stifterrat des Glo-bal Nature Fund tätig. Für ihr Enga-gement ein herzliches Dankeschön!

Page 20: DUHwelt 4/2006

23welt 4/2006DUH

LEBENDIGE SEEN

Udo Gattenlöhner, Geschäftsführer desGlobal Nature Fund, ist davon über-zeugt, dass Konflikte beim Ausbau dererneuerbaren Energien vermeidbar sind,wenn alle Interessengruppen frühzeitigan den Vorhaben beteiligt werden. „Ge-rade in den ökologisch wertvollen Seen-gebieten muss bei der Planung und demBau neuer Anlagen sensibel vorgegan-gen werden. Wir wollten mit der Konfe-renz Anregungen geben, damit bei derrasanten Weiterentwicklung der regene-rativen Energien der Naturschutz nichtzu kurz kommt, “ fasst er die Zielrich-tung der Konferenz zusammen. Die Be-geisterung der über 70 Teilnehmer ausganz Europa spricht dafür, dass dies ge-lungen ist. Besonders der Besuch desBioenergiedorfs Mauenheim, dem ers-ten Dorf in Baden-Württemberg, wel-

Solar Lakes-Konferenz am Bodensee

Erneuerbare Energien undNaturschutz in Einklang bringen

ches demnächst vollständig aus heimi-scher erneuerbarer Energie versorgtwird, fand großen Anklang. „Ich war sehrdaran interessiert und hätte dort denganzen Tag verbringen können“, freutesich ein Teilnehmer aus England. Ne-ben der Exkursion in die Bodenseeregi-on fanden auf dem FriedrichshafenerMessegelände Vorträge und Arbeitssit-zungen statt. Der GNF bekräftigte auf derKonferenz sein Bekenntnis zu erneuer-baren Energien. Das Thesenpapier warGrundlage für zahlreiche Diskussionen.Dabei spielte auch der Atomausstiegeine Rolle. Aus der Sicht des GlobalNature Fund ist der verstärkte Einsatzerneuerbarer Energien die einzige risi-koarme und ökologisch wie ökono-misch vertretbare Möglichkeit, die Ab-hängigkeit von fossilen Energieträgerndeutlich zu reduzieren.

Insgesamt zeigten sich die Veranstaltermit der Konferenz sehr zufrieden. DieBodenseeregion präsentierte sich wiederals perfekte Gastgeberin und hat mit ih-rer Landschaft und ihren Neuerungendie europäischen Gäste überzeugt.

Unterstützt wurde die Konferenz durchdas EU-Programm Intelligent EnergyEurope, das Bundesministerium fürUmwelt, Naturschutz und Reaktorsi-cherheit (BMU) und das Umweltbundes-amt (UBA). Das 8. Sonderpostwertzei-chen „Klimaschutz geht alle an“ mach-te es möglich. Vielen Dank.

Ist eine Windkraftanlage mit Zugvogelschutz vereinbar? Rechtfertig eine

Biogasanlage quadratkilometergroße Maismonokulturen? Und ist der ra-

sante Ausbau der erneuerbaren Energien noch mit wirksamem Naturschutz

in Einklang zu bringen? Fragen wie diese haben europäische Fachleute

während der Solar Lakes-Konferenz Ende September in Friedrichshafen

am Bodensee gestellt. Die Veranstaltung wurde vom Global Nature Fund

(GNF), gemeinsam mit seinen Partnern Deutsche Umwelthilfe, Boden-

see-Stiftung, der Stadt Friedrichshafen und dem Unternehmen Kärcher

GmbH und Co. KG organisiert. Tanja Gönner, Umweltministerin des Lan-

des Baden-Württemberg, hat die Konferenz eröffnet.

Auf der Solarfähre Helio erklärt derKapitän den Konferenzteilnehmern dieFunktionsweise des Schiffes.

Fortsetzung von S. 22

und Naturprojekte an den GNF zuspenden. „Miles to Help“ könnenFluggäste der Lufthansa und aller

Partnerfluggesellschaften der StarAlliance im Rahmen von „Miles &More“ nutzen „Die neue Aktion istfür Lufthansakunden eine wunder-bare Gelegenheit, mit FlugmeilenGutes zu tun“, betont Udo Gatten-

löhner, Geschäftsführer des GNF.

Seit vielen Jahren ist die Lufthansaenger Partner und Förderer des welt-weiten Seennetzwerks Living Lakes.Durch die Meilenspenden werden

drei Projekte innerhalb des Netz-werks unterstützt. So kann man zumBeispiel durch gespendete Flugmei-len helfen, seltene Tierarten vor demAussterben zu bewahren. Schon mit10.000 Meilen kann ein Schneekra-

nich in China beringt und dadurchbesser geschützt werden. In Südaf-rika werden durch die Spende Wäl-der wieder aufgeforstet. Mit einerSpende von 10.000 Meilen könnenauch fünf Bäume im Projekt „Trees

for Life“ gekauft, gepflanzt und ge-pflegt werden. Im größten Feucht-gebiet der Erde, dem Pantanal inBrasilien, werden mit jeder 20.000-Meilenspende 5.000 QuadratmeterFläche von den Umweltschützern

gekauft und damit langfristig ge-schützt. Mehr Informationen unterwww.globalnature.org/miles-to-help.

Page 21: DUHwelt 4/2006

24 DUHwelt 4/2006

LEBENDIGE SEEN

Zweites Treffen am BodenseeIm September 2006 fand das zwei-

te Treffen der Living Lakes-Freun-

de statt. Der GNF konnte fünf För-

derer aus der gesamten Bundesre-

publik begrüßen.

Living Lakes-Freunde:

Junge Freiwillige aus israelischen, paläs-tinensischen und jordanischen Ge-meinden am Toten Meer sollen ökolo-gische Gärten und Spielplätze gemein-sam planen, anlegen und pflegen.Durch die Verwendung umweltfreund-licher Komponenten und standorttreu-er Pflanzen werden grüne Oasen in denjeweiligen Gemeinden geschaffen, die

„Trotz der schwierigen politischen Lage im Nahen Osten kann Wasser auch Mittel für den Frieden sein, wenn es

nachhaltig und gerecht genutzt wird“, so Munqeth Mehyar, jordanischer Direktor vom Living Lakes-Partner,

Friends of the Earth Middle East (FoEME).

se ist diese Initiative eine Möglichkeit,nicht nur den Naturschutz, sondern guteNachbarschaft zwischen Gemeindenunterschiedlicher Nationen und Religi-onen am Toten Meer zu fördern.

Für ökologische Baustoffe, Pflanzensetz-linge, Schläuche zur Berieselung wäh-rend der Anwuchsphase, für Geräte unddie Verpflegung der Freiwilligen werdenrund 5.000 Euro benötigt. Diese Sum-me soll in zwei Gemeinden den Startdes Projekts ermöglichen. Das Magazinnatur+kosmos wird diese „Aktion desMonats“ in seinem Januar-Heft vorstellen.

Spender erhalten ab einer Spende von20 Euro eine von Gidon Bromberg, Pro-jektleiter bei FoEME, unterzeichnete Ur-kunde. Helfen Sie mit, die „Gärten fürden Frieden“ zu ermöglichen. Setzenauch Sie ein Zeichen für den friedlichenUmwelt- und Naturschutz.

Global Nature Fund, Spendenkonto-Nr. 804041 6000, GLS-Bank Frankfurt/Main, BLZ 430 609 67Stichwort: „Gärten für den Frieden“

„Die Zusammenarbeit imNahen Osten funktioniert auflokaler Ebene auch in Krisen-zeiten schon seit langem. DasProjekt „Gärten für den Frieden“ist ein weiterer Schritt,gegenseitiges Verständnis fürdie Bedeutung einer intaktenNatur zu stärken und dabeikonkrete Maßnahmen zumSchutz wertvoller Ressourcenvor Ort umzusetzen.“Munqeth Meyar, jordanischer Direktorvon Friends of the Earth Middle East(FoEME).

Bei schönstem Spätsommerwetter wur-den verschiedene Exkursionen am Un-tersee, dem artenreicheren Teil des Bo-densees, durchgeführt. Auf dem Pro-gramm standen eine Fahrt mit der Solar-fähre auf dem Untersee, eine Besichti-gung des seit 20 Jahren ökologisch wirt-schaftenden Müllerhofs sowie eine Füh-rung im Wollmatinger Ried, zwischender Insel Reichenau und Konstanz.

Selten hatten die Gäste eine so beein-druckende Ansammlung von GroßenBrachvögeln wie in den geschütztenBuchten im Wollmatinger Ried beob-achten können. Während der zwei Be-suchstage erfuhren sie beispielsweise,wie ein Strandwall entsteht, wo das Bo-densee-Vergissmeinnicht wächst, wasunter Emmer (eine alte Getreidesorte) zuverstehen ist. Eine Wanderung auf ei-nem Teil des LIFE-Untersee-Pfads run-dete das Besuchsprogramm ab.

Ein Dia-Vortrag in der Geschäftsstellerückte die internationalen Projekte desGlobal Nature Fund ins Licht. Auch siespielen sich teilweise am Bodensee ab,wie etwa Kids for Birds oder die Naturer-lebnismesse Fokus Natur. Alle Gäste

„Gärten für den Frieden“ am Toten Meer

äußerten sich positiv über die Möglich-keit, am Beispiel des Bodensees mehrüber die Arbeit der Naturschutz-verbände und das internationale Netz-werk Living Lakes zu erfahren.

der gesamten Einwohnerschaft nützen.Damit wird langfristig ein Bewusstseinfür die kostbare Ressource Wasser so-wie für den Sinn einer nachhaltigen Ent-wicklung entstehen. Gleichzeitig werdenMenschen auf beiden Seiten der Gren-zen über ein gemeinsames Umweltpro-jekt miteinander verbunden. Trotz odergerade wegen der aktuellen Nahost-Kri-

Kinder auf beiden Seiten der Grenzepflanzen „Gärten für den Frieden“.

Auch das Wetter gab sich Mühe beimTreffen der Living Lakes-Freunde.

Page 22: DUHwelt 4/2006

26 DUHwelt 4/2006

Mit spannenden Aktivitäten und

wissenswerten Lerninhalten zur

Vogelwelt begeisterte Stephanie

Lotz vom Global Nature Fund

(GNF) Grundschüler aus der Kinder-

gruppe in Volkertshausen.

die Gruppe mit einer Schnur ein Nah-rungsnetz entstehen. Hier wurde erkenn-bar, dass in einem Ökosystem sehr vieleFaktoren Einfluss aufeinander haben.

Mit der Initiative „Kids for Birds - Jugendaktiv für Vogelschutz“ will der GNF beiKindern und Jugendlichen im Alter vonsechs bis zwölf Jahren Interesse an derheimischen Vogelwelt und am Schutz desLebensraums der Vögel wecken. Lehrersowie Jugendgruppenleiter können alsMultiplikatoren und Betreuer aktiv amProjekt mitarbeiten. Die gewonnenenErfahrungen sowie das erarbeitete Lehr-material nutzen sie für eine alternativeUnterrichtsgestaltung.

Das Projekt findet in der Bodenseeregi-on in Zusammenarbeit mit dem BUNDsowie länderübergreifend auch in Po-len an den Militscher Teichen sowie inEstland am Võrtsjärv See statt.Es wird mitUnterstützung der Stiftung Naturschutz-Stiftung Naturschutz-Stiftung Naturschutz-Stiftung Naturschutz-Stiftung Naturschutz-fondsfondsfondsfondsfonds, aus zweckgebundenen Erträgender Glücksspirale und der Initiative Ak-Ak-Ak-Ak-Ak-tion Mensch 5000xZukunft tion Mensch 5000xZukunft tion Mensch 5000xZukunft tion Mensch 5000xZukunft tion Mensch 5000xZukunft gefördert.

BUND-Jungstörche als„Kids for Birds“ im Einsatz

Die Jungstörche der BUND-OrtsgruppeVolkertshausen treffen sich regelmäßigeinmal monatlich mit wechselndemProgramm. Dafür werden gerne aucheinmal externe Referenten eingeladen.Uschi Ehinger, Gruppenleiterin derBUND-Jungstörche Volkertshausen undGNF-Mitarbeiterin, lud ihre Kollegin Ste-phanie Lotz ein, das „Kids for Birds“ Pro-jekt vorzustellen und einen Nachmittagmit Kindern zu gestalten. Hierzu traf mansich bei schönem Herbstwetter auf ei-ner Wiese hinter der Verena Kirche,freundlicherweise zur Verfügung gestelltvon der katholischen Kirchengemeinde.

Zur Einstimmung flitzten die „Vogelel-tern“ beim Amselspiel um die Wette, umdie meisten Regenwürmer ins Nest zutragen. Dabei wurde den Kindern dieBedeutung von Tarnung deutlich. Vorallem die grünen Regenwürmer in Formvon Zahnstochern blieben im Rasen aufden ersten Blick versteckt liegen. Im the-oretischen Teil lernten die Kinder an-hand des anschaulichen LehrmaterialsWissenswertes über verschiedene Vo-gelarten und deren Anpassung an ihrenLebensraum. Bei einem Ameisen-und-Specht-Spiel wurden die Lerninhaltewiederholt.

Im zweiten Teil konnten die Kinder selbstaktiv werden und gingen mit dem Fern-glas auf die Pirsch. Zum Abschluss ließ

Living Lakes-Förderer:

LEBENDIGE SEEN

Die Kinder hatten viel Spaß bei denSpielen und Unternehmungen rund umdas Projekt „Kids for Birds“.

Page 23: DUHwelt 4/2006

27welt 4/2006DUH

Ich bestelle folgende Artikel:Bestell-Nr. Stückzahl

Absender:

Name

Straße

PLZ, Ort

Datum/UnterschriftAn dieDUH Umweltschutz-Service GmbHFritz-Reichle-Ring 4, 78315 Radolfzell, Fax 07732/99 95 77

WalestimmenCD MusikverlagEdition Ample.Gesänge undRufe aus der Tiefemit Walbeschrei-bungen und Bildernim Heft.€ 17,50Bestell-Nr: 4001

4/2006

La Vida En El MarMultimedia CD-ROM(PC/Win), Wale undDelfine vor La Gome-ra, faszinierende Dia-Show begleitet durchMusik und Original-geräusche€ 12,50Bestell-Nr: 4003

Wale beobachtenFabian Ritter, Ein Leitfaden zursanften Walbeobachtung inEuropa und Übersee,Outdoor-Handbuch, 138 Seiten,zahlreiche Abbildingen undIllustrationen.€ 7,90 Bestell-Nr: 22031

Informationsblätter:Die sechsseitigen Informationsblätterbehandeln die wichtigsten Themen desNatur- und Umweltschutzes. Stückpreis50 Cent, bei größeren AbnahmemengenRabatt auf Anfrage.

Erschienen sind unter anderem:Erschienen sind unter anderem:Erschienen sind unter anderem:Erschienen sind unter anderem:Erschienen sind unter anderem:

● Ökologischer Weinbau● Natur-Textilien● Die Geburt des Plopp (4-seitig)● Amphibien● Erfolge und Defizite im Vogelschutz● Biber● Eulen und Käuze● Hornissen● Spinnen● Libellen● Fledermäuse● Rettet die Wale● Soziale Faltenwespen● Kleinwale in Nord- und Ostsee● Grundwasser● Aktion Biberschutz● Lebendiger Neckar● Lebendige Elbe● Energie aus lebendigen Wäldern● Lebendige Werra● Lebendige Radolfzeller Aach● Lebendige Donau● Lebendige Weser● Treibhaus Erde

Die Wildkatze –Zurück aufleisen PfotenHerbert Grabe,Günther Worel,Buch & KunstverlagOberpfalz, 2001,110 Seiten,viele tolleNahaufnahmen,€ 24,90Bestell-Nr: 2038

CDs:

Kleiner Walin grosser NotVideo-Dokumentationvon Hans-JürgenSchütte undPetra Deimer,faszinierende Unter-wasseraufnahmen,30 Min.;€ 10,00Bestell-Nr: 4019

Video:

Lebendige ElbeProf. Dr. G.Thielcke, Stadler Verlag,1999, Bildband, 192 Seiten,180 spektakuläre Farbfotos,€ 26,80Bestell-Nr: 2204

DUH-MarktÜber ihre DUH Umweltschutz-Service GmbH vertreibt die DUH Bücher und Broschüren zur Umweltbildung.

Eine kleine Auswahl stellen wir Ihnen hier vor. Das komplette Angebot – mit Postkarten, Informationsblättern und einzelnenProdukten aus unseren Kooperationsprojekten – erhalten Sie kostenlos bei der DUH Umweltschutz-Service GmbH,

Fritz-Reichle-Ring 4, 78315 Radolfzell. Die Versandkostenpauschale für die hier angebotenen Produkte beträgt € 3,50.

Ihre Bestellung direkt per Telefon: 07732 999518

KlimaProf. Dr. Mojib Latif, Fischer Verlag,2004, Sachbuch, 130 Seiten,Eine bündige Darstellung derwissenschaftlichen Grundlagen derKlimaforschung und der Prognosenfür die Entwicklung des Klimas im21. Jahrhundert.€ 8,95 Bestell-Nr: 2045

Kalender Kraniche 2007Fotokalender von Dieter DamschenWunderschöne Kranich-Bilder begleitenSie durch das ganze Jahr!Format: 29, 5 x 21 cm€ 9,90Bestell-Nr: 7171

neu abJanuar 2007

Page 24: DUHwelt 4/2006

28 DUHwelt 4/2006

„UNBEKANNTE“ TIERARTEN

Es folgten eine erneute Ausdehnung desBrutgebiets und wiederum ein Rückzug.Vor allem seit Mitte des 20. Jahrhundertswirken Perioden günstigen Klimas nichtmehr so positiv auf die Verbreitung desWiedehopfs wie früher. Der Grund: Sei-ne Lebensräume werden aufgrund derEingriffe des Menschen immer enger.

Gestank als Abwehrgegen Nestfeinde

Wiedehopfe bauen ihre Nester in Baum-,Mauer- und Erdhöhlen. Im Alter vonsechs Tagen beginnen die Jungen, Fein-de, die am Ausgang ihrer Höhle erschei-nen, mit Kot zu bespritzen. Gleichzeitiggeben sie ein übel riechendes Sekretaus der Bürzeldrüse ab. Auch die Weib-chen – nur sie brüten – können ein sol-ches Sekret ausscheiden. Als weitereAbwehr stoßen die Jungen blitzschnellmit dem Kopf nach oben und öffnendabei den Schnabel.

Vielfalt der Lebensräume

Wiedehopfe leben in offenen Land-schaften mit Höhlen zum Brüten undkurzer beziehungsweise schüttererPflanzendecke. Für die Jagd nach Insek-ten und Larven bevorzugen sie wei-chen, pflanzenarmen Boden. Aber auchauf hartem und steinigem Grund kom-men sie zurecht, wenn genügend Klein-strukturen vorhanden sind, zum BeispielSteinhaufen, Geröll, Bodenspalten, klei-ne Erdlöcher und Dung von Weidetie-ren. Typische Brutlebensräume sind of-fene Park- und Auenlandschaften, Obst-, Wein- und Olivenanlagen, lockereKork- oder Steineichenbestände, Vieh-weiden, Gärten und Äcker mit extensi-ver Bodennutzung. Wiedehopfe brütenin baumarmen Landschaften in Viehstäl-len, Scheunen und verfallenen Häusern.

Wie kaum eine andere Vogelart reagiert der Wiedehopf sehr genau auf wärmeres

oder kälteres Klima. So war er zum Beispiel um die Mitte des 19. Jahrhunderts in ganz

Mitteleuropa verbreitet. Selbst in Südschweden brütete er als Reaktion auf höhere

Temperaturen. Anfang des 20. Jahrhunderts gaben die Wiedehopfe schrittweise Gebiete

im nördlichen Mitteleuropa wieder auf.

Der Wiedehopf: Klima-Mimose

Page 25: DUHwelt 4/2006

29welt 4/2006DUH

„UNBEKANNTE“ TIERARTEN

Tierische Nahrung

Auf dem Speiseplan der Wiedehopfesteht ausschließlich Tierisches. Sie be-vorzugen größere Wirbellose wie Insek-ten und deren Larven, zum BeispielHeuschrecken, Maulwurfsgrillen, Feld-grillen, Engerlinge der Maikäfer, Eulen-und Schwärmerraupen sowie Eidech-sen.

Die Vielfalt der Nahrung erfordert ver-schiedene Methoden, sie zu erbeuten.Wiedehopfe scheuchen Beute auf, lau-fen hinterher und stochern im Boden.Maulwurfsgrillen und Engerlinge wer-den ertastet. Bei der Jagd am Boden wen-den sie Steine und Laub um, langsamfliegende Insekten wie Maikäfer fangensie in der Luft. Die mit der Spitze deslangen Schnabels erfassten Beutetierewerden in die Luft geschleudert und mitdem Schlund aufgefangen.

Wie man ihm helfen kann

Die wichtigsten Maßnahmen sind dieSicherung extensiv bewirtschafteterStreuobstgebiete, Wiesen und Rebflur-anlagen. Außerdem müssen Bäume mit

Specht- und Fäulnishöhlen erhalten blei-ben sowie spezielle Nistkästen aufge-hängt werden. Wichtig sind auch Feld-gärten am Rande der Dörfer ohne Ein-satz von Pestiziden. Die Beweidung des

Grünlands mit Rindern, Schafen undZiegen fördert das Angebot der Nahrung.Mit den meisten dieser Maßnahmenwird nicht nur Wiedehopfen geholfen,sondern auch die Biodiversität gefördert.

Steckbrief Wiedehopf

Verwandtschaft:Verwandtschaft:Verwandtschaft:Verwandtschaft:Verwandtschaft: Einziger Vertreter der FamilieWiedehopfe.

Aussehen:Aussehen:Aussehen:Aussehen:Aussehen: Gefieder hell orangebräunlich.Flügel und Schwanz schwarz-weißquergebändert. Aufrichtbare Hau-

be. Langer, gebogener Schnabel.

Gewicht:Gewicht:Gewicht:Gewicht:Gewicht: 65 Gramm.

Gesang:Gesang:Gesang:Gesang:Gesang: upupup.

Verbreitung:Verbreitung:Verbreitung:Verbreitung:Verbreitung: Große Teile Europas, Asiens und

Afrikas.

Lebensraum:Lebensraum:Lebensraum:Lebensraum:Lebensraum: Lockere, lichtungsreiche Wald-flächen bis baumlose Steppen.

Wanderungen:Wanderungen:Wanderungen:Wanderungen:Wanderungen: Teilzieher.

Nahrung:Nahrung:Nahrung:Nahrung:Nahrung: Insekten, zum Beispiel Maul-

wurfsgrillen, Maikäfer,Feldgrillen und Mistkäfer.

Gefährdung:Gefährdung:Gefährdung:Gefährdung:Gefährdung: Lebensraumzerstörung. IntensiveBewirtschaftung. Aufgabe derBewirtschaftung.

Wiedehopf mit Futter (oben) und beim Füttern seiner Jungenin einer Baumhöhle (unten).

Page 26: DUHwelt 4/2006

30 DUHwelt 4/2006

LEBENDIGE FLÜSSE

30

Mit viel Geschicklichkeit, Mut und Spaßbestanden die 26 Schüler/innen zu-nächst einige Abenteuer- und Überle-bensprüfungen in der Natur: Sie staktenauf einem Floß über den Teich, lerntenverschiedene Feuertechniken kennenund bargen fiktive Giftmüllbehälter mitHilfe einer Kletteraktion. Dabei wurdenicht nur Forschergeist geweckt, son-dern auch Kooperationsfähigkeit, Eigen-verantwortung und Reflexionsvermögengeschult.

Im Mittelpunkt des Wochenendes standeine umfassende Gewässergüteuntersu-chung des Waltershagener Bachs. Ver-schiedene Forschungsgruppen ermittel-ten die chemisch-physikalische und diebiologische Gewässergüte sowie dieStrukturgüte. Mit einem Freiland-Laboruntersuchten die Schüler/innen u.a. pH-Wert, Phosphat- und Nitratgehalt unddamit den aktuellen Belastungszustanddes Bachs. Mit Feuereifer kescherten dieJugendlichen unzählige Bachflohkreb-se, Wasserkäfer, Schnecken, Strudelwür-mer und Insektenlarven. Insbesonderedie Köcherfliegenlarven mit ihrem

Weser-Erlebnis-WochenendeAusgerüstet mit Keschern, Becherlupen, Pinseln und Gummistiefeln sowie mit Helm und Kletterseil

verbrachten die Schülerinnen und Schüler der Leibnizschule aus Hannover, des Gymnasiums Uet-

ze sowie der David-Fabricius-Schule aus Ostgroßefehn ein Weser-Erlebnis-Wochenende im

Schullandheim Nienstedt. Sie zählen zu den bisher 30 Schulen, die am Projekt „Schulen für eine

Lebendige Weser“ der Deutschen Umwelthilfe e.V. teilnehmen. Förderer ist „BINGO – die Um-

weltlotterie“.

kunstvoll gebauten Köcher aus Sandund Steinen riefen große Begeisterunghervor. „Die sehen ja aus wie aus Steingebaut!“ stellte Rick (13) fest. „Da lebtaber jemand drin!“ beobachtete Ann-Kathrin (12). Ein Schüler-Reporterteaminterviewte die Jungforscher/innen. Aufdie Frage nach der Gewässerqualitätantwortete Lukas (12): „Das ist fast wieTrinkwasser!“ Wenn auch nichtbesonders lecker, wie sein Kollege Adri-an (13) feststellte, als er eine Kostprobenahm und sie in hohem Bogen wiederausspuckte.

Auf der anschließenden Pressekonfe-renz – diesmal vor echten Reportern –präsentierten die Jugendlichen ihre Er-gebnisse in Form von bunten Plakaten,einer Power-Point-Präsentation sowieeines Videoclips. Während die che-misch-physikalische sowie biologischeGewässergüte im guten Bereich lagen,konnten sie dem Waltershagener Bach

hinsichtlich seiner Strukturgüte in Teil-abschnitten lediglich die Note mäßig bisunbefriedigend verpassen – Folge einerteilweise starken Verbauung. Am Endewaren sich die Schülerinnen und Schü-ler, die Lehrkräfte und die Projektverant-wortlichen der DUH einig: Es war einspannendes und lehrreiches Wochen-ende, an dem über das gemeinsameNaturerleben wichtige Inhalte zur Öko-logie und zum Schutz unserer Fließge-wässer vermittelt wurden.

Mehr Infos zum Thema „Schulen füreine Lebendige Weser“ gibt es bei derDeutschen Umwelthilfe, Gabi Fiedler,[email protected], www.duh.de

DUHwelt 4/2006

Das Projekt wird gefördert von:

Mit dem mobilen Labor wird dieGewässergüte chemisch-physikalischuntersucht.

Mitten im Teich ist ein Behälter zubergen – aber wie das Floß ohne Paddelüber das „giftige“ Wasser bewegen?

Nur gemeinsam kann die Aufgabegelöst werden.

Projektförderung aus Erträgen von

BINGO!Die Umweltlotterie

Page 27: DUHwelt 4/2006

31welt 4/2006DUH

Auch in diesem Jahr stifte-te das Projekt „Schulen fürlebendige Flüsse“ derDeutschen Umwelthilfe ei-nen Sonderpreis für ausge-

zeichnete Wettbewerbsar-beiten zur Thematik Ge-wässerschutz.

Im Rahmen einer Festver-anstaltung verlieh InesWittig von der DUH ge-

meinsam mit Ulrich Schül-ler vom Bundesministeri-um für Bildung und For-schung und Prof. Dr. Gerrit Schürmann am 22. September im Umweltforschungs-zentrum Leipzig zwei Sonderpreise in Höhe von je 500 Euro.

Ein Sonderpreis wurde für die Projektarbeit „Unser Schulbach“ stellvertretendan die beiden 16-jährigen Gruppensprecher Oliver Behr und Toni Nohl verge-ben. Ihre Projektgruppe der Sekundarschule Parey in Sachsen-Anhalt hatte sichzum Ziel gesetzt, einen Beitrag zur Erhöhung der Artenvielfalt in einem schul-nahen Bereich der Elbtalaue zu leisten. In einem umfangreich angelegten Pro-jekt schufen sie mit Genehmigung der entsprechenden Naturschutzbehördeparallel zum alten, fast geradlinig verlaufenden Flussbett der Elbe einen gebo-

genen Flusslauf, der alte Resttümpel miteinander verbindet. Die Auswirkungendes veränderten Wasserlaufs auf Fauna und Flora wollen sie in Zukunft beob-achten und dokumentieren.

Des Weiteren erhielt die 20-jährige Vipasana Roy vom Gymnasium Hohenschwan-gau in Bayern einen Sonderpreis für ihren Wettbewerbsbeitrag „Faulensee und

seine Umgebung: Lebensräume – Nutzung – Pflege – Erholungsgebiet undKurort“. Um etwas zur Erhaltung und Pflege des ökologisch vielfältigen undlandschaftlich reizvollen Faulensees sowie dessen Umgebung zu leisten, kar-tierte sie das Gebiet, leitete daraus Pflegemaßnahmen ab und setzte diese dannerfolgreich um. Im nächsten Schritt möchte sie Informationstafeln insbesonderezu den dort vorkommenden Heilkräutern anfertigen und im Gebiet aufstellen.

Weitere Informationen zu den Preisträgern sowie zum Wettbewerb erhalten sieunter www.buw-home.de.

Toller Erfolg für Nachwuchs-Umweltforscher

Ausstellung„Gemeinsam aktiv füreine Lebendige Weser“

Eine neue Wanderausstellung der Deut-schen Umwelthilfe soll die Menschenim Einzugsgebiet der Weser für dieSchönheit des Ökosystems Fließgewäs-ser begeistern. Sie verdeutlicht dieSchutzwürdigkeit des Fließgewässersvor der eigenen Haustür. Angesprochensind Kinder und Jugendliche wie auchErwachsene, die zum Hinschauen,Nachdenken und Mitmachen motiviertwerden. Entstanden ist die Ausstellungim Rahmen des DUH-Projekts „Schu-len für eine Lebendige Weser“. Sie wirdgefördert von „BINGO – die Umweltlot-terie“ und der VEOLIA-Stiftung.

Neben der Vorstellung der Weser undihres Wandels im Laufe der Zeit demons-triert die Ausstellung verschiedene Mög-lichkeiten, Fließgewässer auf interessan-te Art kennen zu lernen und sich aktivfür sie einzusetzen. Beispiele hierfür sindBestandsaufnahmen, Bewertungen derGewässergüte sowie Renaturierungen,die auch von Schülerinnen und Schü-lern geplant und durchgeführt werdenkönnen. Einfach realisierbare Ideen so-wie konkrete Tipps ermutigen zum Han-deln.

Die Besucherinnnen und Besucher er-halten außerdem Einblicke in die Zieleder Europäischen Wasserrahmenricht-linie, nach der alle Fließgewässer biszum Jahr 2015 einen guten chemischenund ökologischen Zustand erreichensollen. Die Ausstellung ruft alle Men-schen dazu auf, die Beteiligungschan-cen zu nutzen, zeigt Handlungsmög-lichkeiten und nennt Kontaktadressen.

Alle Schulen, öffentliche oder privateInstitutionen mit Publikumsverkehr imEinzugsgebiet, sind herzlich eingeladen,sich die Ausstellung auszuleihen.

Nähere Informationen:Deutsche Umwelthilfe, Regionalver-band Nord, [email protected];www.duh.de

Ines Wittig (ganz rechts) freut sich mit denPreisträgerinnen und Preisträgern über dieSonderpreise des Bundesumweltwettbewerbs.

Die Ausstellung „Gemeinsam aktiv für eine Lebendige Weser“im Nienburger Rathaus.

BundesUmweltWettbewerb 2006

LEBENDIGE FLÜSSE

Page 28: DUHwelt 4/2006

32 DUHwelt 4/2006

LEBENDIGE FLÜSSE

Das Modehaus C&A und die FirmaKyocera Mita unterstützen die Initiative„Lebendige Flüsse“.

Wiedervernässung in der Geeste-Niederung

ser gesetzt und den Wasserstand soweitansteigen lassen, dass, wie geplant, einverzweigter Flachwassersee entstandenist. Und die Vögel ließen sich nicht lan-ge bitten.

Kiebitze und Rotschenkel haben dasGebiet wieder entdeckt und hier gebrü-tet. Löffelente, Knäk- und Krickente ha-ben sich eingefunden. Kampfläufer, Sil-berreiher und Seeadler statten ihre Be-suche ab. Besonders bemerkenswert istjedoch die schlagartige Besiedlung mitAmphibien. Seefrösche haben im Juniein Konzert veranstaltet, wie es über Jahr-zehnte nicht mehr in der Geesteniede-rung zu hören war. Und das wiederumzieht andere an, zum Beispiel die Rin-gelnatter, die im neuen See den Fröschennachstellt.

Am Rande dieses neuen Feuchtgebie-tes wurde ein Beobachtungsturm errich-tet, der einen hervorragenden Einblickgewährt. Die vom BUND erarbeitetenInformationsschilder geben den Besu-chern die notwendigen Erläuterungen.Ein Besuch lohnt sich!

Die Projektidee wurde von Biologen desBUND entwickelt nach dem Motto: Was-ser zurück in die Landschaft, und dieNatur macht den Rest. Das Geld für Flä-chenkauf und Baumaßnahmen hat die

Am Sellstedter See in der Niede-

rung des Flusses Geeste, knapp zehn

Kilometer östlich von Bremerha-

ven, ist ein Naturschutzprojekt ge-

rade abgeschlossen. Mehr als 70

Hektar stark entwässertes Grünland

wurden in eine See- und Sumpfland-

schaft rückverwandelt – ein Para-

dies für Vögel und Amphibien.

Bremerhavener Investitionsgesellschaftaufgebracht als Ausgleich für Gewerbe-flächen im Fischereihafen.

Das Konzept ist offensichtlich voll auf-gegangen, wenngleich es zur Umset-zung Jahre gebraucht hat. Die Wieder-vernässung war möglich, weil als Folgeextrem starker Entwässerung des Moor-bodens die Geländehöhe seit den 60erJahren um bis zu zwei Meter abgesacktwar. Der nahe am Seeufer verlaufendeDeich wurde großflächig zurückverlegtund die Entwässerung wurde vollstän-dig unterbunden. Bereits nach kurzerZeit haben Regenfälle und Grundwas-serdruck die Geländesenken unter Was-

Neu entstandener Flachwassersee.

Ringelnattern finden in der Geeste-Niederung ein reichhaltiges Nahrungsangebot.

Überschwämmte Fläche.

Page 29: DUHwelt 4/2006

33welt 4/2006DUH

DUH INTERN

Wir haben unsere Leserinnen und

Leser nach ihrer Meinung über die

DUHwelt gefragt. Und sie haben

geantwortet. Über 500 ausgefüllte

Fragebögen haben wir zurückbe-

kommen.

Die Resonanz auf die Zeitschrift ist posi-tiv, überraschend positiv. Die Gesamt-note gut bis sehr gut vergaben 87 Pro-zent der Auskunftswilligen. Damit hat-ten wir nicht ohne weiteres gerechnet.

Den Leserinnen und Lesern der DUH-welt liegen zuallererst die Naturthemenam Herzen. Fast 80 Prozent interessie-ren sich sehr oder besonders für Tiereund Pflanzen, jeweils etwa 70 Prozentfür Flüsse und Seen. Aber auch das eherpolitische Thema Klimaschutz ist mitüber 70 Prozent weit vorn mit dabei.Andere Themen wie Kreislaufwirtschaft

DUHwelt kommt an

(38 Prozent), Internationales (36 Pro-zent) oder Wirtschaft und Politik (47 Pro-zent) sprechen dagegen starke Minder-heiten an.

Die optische Gestaltung des Heftes stößtweithin auf Zufriedenheit, unsere Tier-Titelfotos sprechen fast jeden an, sagen-haften 93 Prozent gefallen sie gut odersehr gut.

71 Prozent empfinden die Zeitschrift alsansprechend gestaltet. 87 Prozent fin-den die vierteljährliche Erscheinungs-weise genau richtig. „Ich freue michschon auf das nächste Heft“, schreibteine Leserin.

Was sollen wir verbessern, welche The-men fehlen im Heft? Einige Hinweisehaben wir dann doch bekommen. Et-was übersichtlicher könnte die DUHweltnoch werden, meinen einige, ein etwasfrischeres Layout, mehr Service undHandlungsorientierung wäre gut. Ande-re regen an, ob wir nicht mehr überNaturschutz in Süd- und Westdeutsch-land berichten könnten. „Es gibt dochauch hier in Bayern Naturschutzgebie-te“, heißt es in einer Zuschrift.

Die Deutsche Umwelthilfe verändertsich. Längst sind wir kein ausschließli-cher Naturschutzverband mehr. NeueThemen wie Kreislaufwirtschaft und Ver-braucherschutz sind hinzugekommen.Klimaschutz, Energie und umweltge-rechte Verkehrsmittel bilden weitereSchwerpunkte. Mit der Umwelthilfe ver-ändert sich auch die DUHwelt. Dochbei allem Wandel versuchen wir, unstreu zu bleiben. Sie, liebe Leserinnenund Leser der DUHwelt, nehmen an derEntwicklung der Deutschen Umwelthil-fe intensiv Anteil, sie begleiten und mo-tivieren uns immer wieder aufs Neue.Herzlichen Dank!

Thomas Giesinger gehtThomas Giesinger hat im Herbst 2006 die DUHverlassen. Er war über lange Jahre persönlicherMitarbeiter des heutigen Ehrenvorsitzenden der

DUH, Professor Gerhard Thielcke. Deshalb warer für den BUND und die DUH zugleich tätig.Durch seine profunden Kenntnisse, seinemenschlichen Qualitäten und seine langjähri-ge Erfahrung war er einer unserer wichtigstenMitarbeiter.

Ein Kollege, der mit den Untiefen eines Um-weltverbands vertraut ist und dem Ruhe undIntegrität auch unter Druck nicht verloren gehen, ist genau der richtige. Sodachte offenbar die Mehrheit der DUH-Belegschaft, die ihn 1998 und 2002erneut als Betriebsratsvorsitzenden zum Gegenpart einer starken Geschäfts-führung wählte.

Leser der DUHwelt kennen Giesinger als Mitglied des Redaktionsteams. Ander Qualität der DUH-Zeitschrift hat er erheblichen Anteil.

Nun hat es ihn sieben Kilometer weiter gezogen. Als Mitarbeiter des BUNDBaden-Württemberg bleibt er dem Naturschutz und der Umweltpolitik er-halten. Von seinem Büro im Naturschutzzentrum Möggingen aus kann er

nun aus allernächster Ferne die weitere Entwicklung der DUH begleiten. Wirfreuen uns darauf.

Page 30: DUHwelt 4/2006

34 DUHwelt 4/2006

NATURSCHUTZ

DUHwelt: Deutschland sieht sich alsVorreiter auf dem Gebiet des Umwelt-schutzes. Wie denken Sie darüber?

Dimas: Die EU konzentriert sich auf be-stimmte Aspekte des Naturschutzes wieWildvögel und seltene oder bedrohteTierarten. Sie verlangt, dass Mitgliedstaa-ten Schutzgebiete ausweisen als Teil desEU-weiten NATURA 2000 Netzwerks.Deutschland hat damit langsam begon-nen, aber heute hat es seine Nennun-gen für seinen Teil des Netzwerks fastkomplett abgegeben. Es verfügt über4.617 FFH-Schutzgebiete, die 9,3% derLandfläche ausmachen. Dazu kommen558 Gebiete, die nach der Vogelschutz-richtlinie unter Schutz gestellt sind - siebetragen 8,5% der Fläche. Deutschlandist sogar an vorderster Stelle, was dennächsten Natura 2000-Bereich betrifft.Hier geht es um die Nennung von Mee-resgebieten innerhalb der ausschließli-chen Wirtschaftszone eines Mitglieds-landes

DUHwelt: Die EU hat sich selbst das Zielgesetzt, den Verlust an Artenvielfalt bis2010 in der EU zu stoppen. IntensiveLandwirtschaft ist die größte Bedro-hung für Pflanzen und Tiere. Was wirddie EU unternehmen, um diese Bedro-hung zu verringern?

Dimas: Die Reform der gemeinsamenAgrarpolitik, die 2003 verabschiedet

Biodiversität so wichtig wie KlimaschutzInterview mit EU Umwelt-Kommissar Stavros Dimas

wurde, entkoppelt die meisten Direkt-zahlungen an Landwirte von der Pro-duktionshöhe. 2005 wurde ein Einmal-zahlungssystem eingeführt. Es basiertauf historischen Referenzbeträgen undspielte eine große Rolle bei der Reduzie-rung von Anreizen für intensive Land-wirtschaft.

Gleich ob Bauern intensive oder exten-sive Landwirtschaft betreiben, sie müs-sen die EU Umweltanforderungen erfül-len, um Direktzahlungen zu erhalten.

DUHwelt: Zu Beginn des Jahres 2006gab die Kommission eine Hochwasser-richtlinie heraus. Bis sie greift, wird ei-nige Zeit vergehen. Aber in vielen Län-dern, die von Hochwasser betroffensind, ist schnelles Handeln nötig. Wiekann die EU sicherstellen, dass nach-haltiger Hochwasserschutz durch dieSchaffung von zusätzlichen Über-schwemmungsflächen betrieben wird?

Dimas: Die Hochwasserrichtlinie soll imkommenden Jahr verabschiedet wer-den. Hochwasserbezogene Projektemüssen jedoch schon jetzt den Anfor-derungen der bereits existierenden EU-Gesetze entsprechen.

Gemäß den neuen Verordnungen überEU Finanzierungsinstrumente für 2007bis 2013 sind alle hochwasserbezoge-nen Maßnahmen unterstützungswür-dig. Die Mitgliedsstaaten werden Priori-täten festlegen, geeignete Projekte aus-wählen und den angemessenen Schutz-grad festlegen.

Wir setzen auf wachsendes Bewusstseinfür die ökologischen und ökonomi-schen Vorteile von Überschwemmungs-flächen. Wenn notwendig wird die Ein-schaltung des Europäischen Gerichts-hofs zu einer besseren Umsetzung derRichtlinie führen.

DUHwelt: In Deutschland gehen nachwie vor beachtliche Mengen an Struk-turfondsgeldern in ländliche Regionen.

Die Integrierung von Umweltauflagen indie Landwirtschaftspolitik dient auchdem strategischen Ziel der EU, den Ver-lust der Artenvielfalt in Europa zu stop-pen und weltweit maßgeblich bis 2010zu reduzieren. Die Biodiversität zu er-halten ist mindestens so wichtig wie derKampf gegen den Klimawandel. Im Maidieses Jahres verabschiedete die Kom-mission eine Vorschrift, die eine festeund eindeutige politische Verpflichtungdarstellt, der Biodiversität vorrangige Be-deutung zuzumessen. Wenn wir die Zie-le für 2010 erreichen wollen, müssenalle Anstrengungen in diese Richtungbeschleunigt werden.

„Die Habitat-Richtliniefordert, alle Wale in

europäischen Gewässernzu schützen.“

Page 31: DUHwelt 4/2006

35welt 4/2006DUH

NATURSCHUTZ

35

Naturschutzprojekte erhalten dagegennur geringe Mittel. Was muss sich hierändern?

Dimas: Schutz der Natur und der Biodi-versität erfordert viel Geld. Es wird ge-schätzt, dass etwa 6.1 Milliarden Europro Jahr nur in der EU nötig sind, umdas Natura 2000 Netzwerk zu finanzie-ren.

Aus den Kriterien der EU zur Verwen-dung der Struktur- und ländlichen Ent-wicklungsfonds geht klar hervor: Natur-schutz, Biodiversität und nachhaltigeEntwicklung haben Vorrang. Die Bun-desregierung und die Bundesländer

Die Deutsche Umwelthilfe hat den

EU-Umweltkommissar Stavros Di-

mas aufgefordert, die Jagd auf alle

im Bestand bedrohten Vogelarten in

der EU zu verbieten.

Aufgrund von Jagdstatistiken aus 27europäischen Ländern haben Mitarbei-ter des Komitees gegen den Vogelmordermittelt: In Europa werden pro Jahrmehr als 100 Millionen Wildvögel ge-schossen oder gefangen. Aus Sicht desArtenschutzes ist es skandalös, dass dieEU nach wie vor Arten zur Jagd freigibt,deren Bestände bereits seit Jahrzehntenrückläufig sind.

So hat die Feldlerche stark im Bestandabgenommen. Trotzdem werden proJahr mehr als 2,5 MillionenFeldlerchen in der Europäi-schen Union geschossen odermit Netzen gefangen. Ebensodramatisch ist der Aderlassan Turteltauben (2,3 Millionengeschossene), an Kiebitzen(516.475 geschossene) undBekassinen (586.020 ge-schossene).

Gegen Frühjahrsjagdauf Malta

In einem Teilbereich ist Dimasbereits aktiv geworden: Fürden Fall, dass die maltesische

Regierung im Frühjahr 2007 erneut dieFrühlingsjagd auf Zugvögel erlaubt, hatder Umweltkommissar ein Vertragsver-letzungsverfahren gegen Malta ange-kündigt. Die Ankündigung geht auf eineEingabe beim Petitionsausschuss desEU-Parlaments zurück.

Wilderei auf Ischia fast vorbei

In den 90er Jahren und zu Anfang die-ses Jahrhunderts waren die Inseln imGolf von Neapel eine tödliche Falle fürviele Zugvögel. Noch vor wenigen Jah-ren sammelten Naturschützer innerhalbeiner Woche 2.000 Vogelfallen und 30Lockgeräte. Jahr für Jahr wurden zahl-reiche Wilderer angezeigt. Die Aktionenzeigen Wirkung: 2006 waren nur nochvier Anzeigen erforderlich.

Vogeljagd gefährdet Artenvielfalt

sind daher gehalten, diese Prioritätenvon Anfang an zu beachten.

DUHwelt: Ein amerikanisches Gerichthat der US Navy untersagt, Sonargerä-te einzusetzen, um geräuschlose Un-terseeboote aufzuspüren. Das Gerichterklärte: “Es gibt deutliche wissen-schaftliche Beweise, dass Schalleinwir-kung Wale und andere Säugetiere schä-digt oder tötet.“ Zumindest die spani-sche, englische und französische Ma-rine verwenden Sonartechnik. Waswird die EU hier unternehmen?

Dimas: In der Tat, die Kommission hatBeschwerden über die Auswirkung von

Schall auf Meeressäugetiere erhalten.Starke Niedrig- und Hochfrequenz-Schallpegel beeinträchtigen Wale. DieHabitat-Richtlinie fordert die EU Mit-gliedsstaaten auf, alle Wale in europäi-schen Gewässern zu schützen.

Die Kommission hat daher zu diesemThema einen Bericht des Internationa-len Rats für die Erforschung des Meeres(ICES) eingeholt. Auf dieser Basis führtsie derzeit Diskussionen mit Mitglieds-staaten und anderen interessiertenInstitutionen, einschließlich Militär-behörden.

Vögel freilassen!

“Erlebnis Vogelschutz” isteine Veranstaltung italieni-scher Vogelschützer. Dabeiwurden im ersten Halbjahr2006 fast 100 Wildvögelausgewildert, zum Beispiel20 Vögel vom Erlenzeisig biszum Baumfalken auf einemFest bei Ravenna. Die Tierestammten aus Fallen undNetzen. Sie wurden in einemWildtierzentrum gesund ge-pflegt. Das Interesse der Me-dien war sehr groß.

Illegal gefangener Grünfink.

Kinder lassen die gesund gepflegtenWildvögel wieder frei.

Page 32: DUHwelt 4/2006

36 DUHwelt 4/2006

NATURSCHUTZ

Die Deutsche Umwelthilfe unterstütztseit Jahren Projekte zum Schutz der Del-fine und Kleinwale. So die Lobbyarbeitder Gesellschaft zur Rettung der Delfine(GRD) für Walschutzgebiete in der Ad-ria und am Schwarzen Meer, die For-schungs- und Öffentlichkeitsarbeit ver-schiedener Organisationen, unter ihnendie Gesellschaft zum Schutz der Mee-ressäugetiere (GSM), für den Schweins-wal in der Nordsee sowie die Aufklä-rungsarbeit zum Schutz von Delfinenund Walen auf La Gomera, die der Ber-liner Vereins M.E.E.R. organisiert.

2007 – Jahr der DelfineDas UNO-Umweltprogramm UNEP und die UNO-Organisation zur Erhaltung wandernder wild

lebender Tierarten (CMS) mit Sitz in Bonn haben für 2007 das „Jahr der Delfine“ ausgerufen.

Schirmherr der Kampagne ist Fürst Albert von Monaco. Er betonte im September 2006, dass „mit

der Initiative etwas bewirkt werden soll, um diese faszinierenden Meeressäuger vor dem Ausster-

ben zu bewahren“. Denn verschmutzte Gewässer, Jagd und verknappte Nahrung infolge von

Überfischung bringen die Delfine in vielen Meeresbereichen an den Rand ihrer Existenz.

zum Schwund des Sauer-stoffs. Schon jetzt sind fast alletieferen Teile der Ostsee tot.Das Ökosystem Ostsee wirdzusätzlich bedroht durch dieder Algenpest folgende mas-senhafte Entwicklung derQuallen. Für den ohnehin imBestand bedrohten Schweins-wal können Nahrungsmangelund vergiftete Fische das ausbedeuten.

Ein Forschungs- undBildungszentrum fürLa Gomera!

La Gomera, eine der kleinstenKanarischen Inseln, ist bis heute zu gro-ßen Teilen vom Massentourismus ver-schont geblieben. Über 20 Wal- undDelfinarten kommen hier vor, eine Ar-tenvielfalt, die in Europa einzigartig ist.

Bei der sich derzeit abzeichnenden Ent-wicklung des Tourismus auf der Inselgerät die Meereswelt jedoch immer stär-ker unter Druck. Überfischung und Ver-schmutzung der Meere machen auchheute schon vor den kanarischen Inselnnicht Halt.

Unser Partner M.E.E.R. plant, auf LaGomera eine Begegnungsstätte zu schaf-fen, die es der lokalen Bevölkerung undden Touristen ermöglicht, sich umfas-send über den großen Wal- und Delfin-reichtum der Insel zu informieren. Dar-über hinaus soll hier ein Ort entstehen,an dem Wissenschaftler und Expertensich treffen, austauschen und forschenkönnen.

Ein solches Zentrum trägt wesentlichdazu bei, einen nachhaltigen Schutz der

Meere um La Gomera zu gewährleisten.Die Bestrebungen der EuropäischenUnion und der kanarischen Regierung,Teile der Gewässer Gomeras unterSchutz zu stellen, können so flankiertwerden.

Mit Althandysammlungbedrohte Buckeldelfinein Afrika schützen

„Handys sammeln, in Deutschland dieUmwelt entlasten und in Afrika Delfineschützen“, ist das Motto einer gemein-samen Initiative der Gesellschaft zur Ret-tung der Delphine (GRD) und der Deut-schen Umwelthilfe. In den vergangenenzwei Jahren hat GDR im Rahmen dieserAktion ca. 1.500 Euro für ein Delfinpro-jekt gesammelt.

Von ihrem Partner T-Mobile erhält dieDeutsche Umwelthillfe für jedes gesam-melte Handy 5 Euro, die Hälfte des Be-trages gibt die DUH an Sammelpartnerweiter. Die GRD zum Beispiel setzt dieMittel zur Finanzierung eines Delfin-und Meeresschutzprojekts in Mosam-bik ein. Ziel ist die Rettung einer der letz-ten größeren Buckeldelfin-Populatio-nen, die es noch an der ostafrikanischenKüste gibt. Die auch Chinesische WeißeDelfine genannten Meeressäuger lebenüberwiegend in Küstennähe und in fla-chen Gewässern. Das macht sie beson-ders anfällig für menschliche Einflüsse.Die Hilfe für Afrika entlastet gleichzeitigdie Umwelt in Deutschland, denn dieGeräte werden umweltgerecht und zer-tifiziert entsorgt oder einer Weiterver-wendung zugeführt. Dadurch sollen De-ponien und Müllöfen entlastet undgleichzeitig wertvolle Ressourcen ge-spart werden.

Algenpest in der Ostseegefährdet Schweinswale

Der Hitzesommer und die intensiveLandwirtschaft haben in der Ostsee eineMassenvermehrung der giftigen Blaual-gen und der Grünbraunen Fadenalgeverursacht – mit schlimmen Folgen fürdas Ökosystem Ostsee. Nach dem Endeder Blaualgenblüte werden deren Resteam Boden abgebaut. Dabei kommt es

Page 33: DUHwelt 4/2006

37welt 4/2006DUH 37

Großer Auftritt fürden Kleinen Tümmler

Sie mit der Kamera einzufangen ist einKunststück: Die Rede ist von denSchweinswalen oder Kleinen Tümm-lern, den Walen der deutschen Meere.Die agilen Meeressäugetiere sind extremschnell, kommen nur kurz an die Ober-fläche und schlagen unter Wasser Ha-ken wie an Land die Kaninchen. Manweiß fast nie, wo die nur etwa 1,60 Me-ter kleinen schwarz-weißen Wale mit derstumpfen Schnauze auftauchen – und

atmen. In diesem Moment Fotoapparatoder Videokamera im Einsatz zu haben,ist Glückssache.

Umso mehr freut sich Hans-JürgenSchütte von der GSM über ansehnlicheErgebnisse des GSM-Wettbewerbs fürFotos und Videos zu den Tümmlern.Die sachkundigen Juroren waren sichsofort einig: Das Foto mit einem sprin-genden Schweinswal vor rotem Schiffs-rumpf des Dänen Ulrik Ramsing warnicht zu überbieten. Die beste Videose-quenz lieferte der deutsche Biologe Sven

Koschinski. Die Deutsche Umwelthilfeunterstützt den Wettbewerb finanziell.Die attraktiven Bilder sollen für das Über-leben des Kleinen Tümmlers werben.Hans-Jürgen Schütte: “Es ist unmöglich,ein Tier zu schützen, das kaum jemandkennt. Deshalb hat die GSM zur Teil-nahme aufgerufen.” Die Schweinswalein der Ostsee sind vom Aussterben be-droht. Neben Umweltproblemen machtihnen besonders die Fischerei das Über-leben schwer.

Springender Schweinswal – Siegerfoto des Wettbewerbs der Gesellschaft zur Rettung der Delfine.

Page 34: DUHwelt 4/2006

38 DUHwelt 4/2006

ENERGIE UND KLIMASCHUTZ

Die Stadt Münster ging als Siege-

rin aus dem Wettbewerb „Bundes-

hauptstadt im Klimaschutz“ der

Deutschen Umwelthilfe hervor.

Damit gewann die westfälische

Universitätsstadt nach 1997 zum

zweiten Mal den begehrten Titel.

Im Rahmen einer Feierstunde in Berlinwürdigte Staatssekretär Michael Müllerdas besondere Klimaschutzengagementvon Münster und zwölf weiteren Preis-trägern. Schirmherr des Wettbewerbs istBundesumweltminister Sigmar Gabriel.

Mit dem Wettbewerb „Bundeshaupt-stadt im Klimaschutz“ erfasste die DUHvielfältige Klimaschutzkonzepte von 78Teilnehmerkommunen aus dem ganzenBundesgebiet. Neben dem Ausbau ei-ner klimaschonenden Energieerzeu-gung wurden Spar- und Effizienzmaß-nahmen in kommunalen Liegenschaf-ten sowie Klimaschutzmaßnahmenbeim Verkehr und in der Stadtplanungbewertet. Zudem flossen kreative For-men der Öffentlichkeitsarbeit und dieBeratung von Bürgern und Unterneh-men in die Bewertung ein. Honoriertwurden auch Kooperationen zwischenKommune, Bürgern und Interessen-gruppen im Hinblick auf den Klima-schutz.

Ausgezeichnet wurden elf Kommunenin drei Teilnehmerklassen: bis 20.000,bis 100.000 und über 100.000 Einwoh-ner. Des Weiteren wurden den beidenkleinsten Teilnehmerkommunen, derbayerischen Gemeinde Ascha und dersächsischen Stadt Herrnhut, Sonderprei-se für ihr Klimaschutzengagement ver-liehen. „Die Ergebnisse des Wettbe-werbs zeigen eindrücklich, dass die amWettbewerb teilnehmenden Kommunenauf vielen Gebieten einen wichtigen undsehr handfesten Beitrag zur Realisierungder nationalen Klimaschutzziele leis-ten“, so der DUH-BundesvorsitzendeProf. Dr. Harald Kächele.

Münster ist„Bundeshauptstadt im Klimaschutz“

Münster - Siegerin der Großstadtklasse

Seit Jahrzehnten setzt sich die StadtMünster (270.000 Einwohner) in einembreiten Sektoren-Spektrum für den Kli-maschutz ein. Es verwundert nicht, dassdie als Fahrradhauptstadt bekannteGroßstadt neben Deutschlands größtemFahrradparkhaus ein ganzes Bündelbeispielhafter Maßnahmen im Radver-kehr wie auch für Busse und Bahnenvorweisen kann. Ebenso legt Münstergroßen Wert auf einen effizienten Um-gang mit Energie in den städtischen Lie-genschaften und in Neubaugebieten aufstädtischem Boden. Auch die intensiveÖffentlichkeitsarbeit und eine motivie-rende Bürgerbeteiligung im Klima-schutzprozess überzeugten.

Oberbürgermeister Dr. Berthold Tillmannsieht den Erfolg seiner Stadt als Ergebnislangfristiger Arbeit: „Die erneute Aus-zeichnung Münsters als Bundeshaupt-stadt im Klimaschutz ist für mich Aus-druck unserer konsequenten und kon-

tinuierlichen Klimaschutzpolitik, die wirbereits Anfang der 90er Jahre eingeleitethaben. Unser Engagement in SachenKlimaschutz hat dabei nicht nur zu ei-ner deutlichen Entlastung von Umweltund Klima, sondern gleichzeitig zu ei-ner spürbaren Entlastung des städti-schen Haushalts beigetragen. Auch imIntegrierten StadtentwicklungskonzeptMünsters, das der nachhaltigen unddamit zukunftsfähigen Entwicklung derStadt verpflichtet ist, findet sich der Kli-maschutz natürlich wieder.“

Eine Klimaschutzinitiative derSAINT-GOBAIN ISOVER G+H AG

Das Projekt wird von derDeutschen Bundesstiftung Umwelt

und von CO2NTRA gefördert:

Bus- und Radfahrenist in Münsterselbstverständlich.

Page 35: DUHwelt 4/2006

39welt 4/2006DUH

ENERGIE UND KLIMASCHUTZ

Baden-Württembergbei den Mittelstädten vorn

Zwei Städte aus Baden-Württemberggewannen in der Teilnehmerklasse zwi-schen 20.000 bis 100.000 Einwohner.Die Stadt Esslingen (92.000 Einwohner)erzielte im Sektor Verkehr besondershohe Punktzahlen. Im öffentlichen Nah-verkehr stellen die klimaschonendenOberleitungs- und Duobusse Besonder-heiten im Stadtbild dar. Energieeffizien-te Umbaumaßnahmen wie beispiels-weise in der Eichendorffschule sorgendafür, dass die Stadt auch in Zukunft ih-ren Energiesparkurs weiter verfolgenkann. Vorbildlich sanierte Altbautenwerden vor Ort mit dem Esslinger Wär-mesiegel ausgezeichnet.

In Rastatt (48.000 Einwohner) zahlte sichdas umfangreiche Energiemanagementin den Liegenschaften aus. Die Stadt er-reichte von allen am Wettbewerb teil-nehmenden Kommunen die dritthöchs-te Punktzahl im Sektor Energiesparen.In seinen Gebäuden konnte Rastatt imVerlauf der letzten fünf Jahre 36 Prozentan Wärmeenergie einsparen. Zudemwurden seit 2002 im Stadtgebiet zweiWasserkraftanlagen mit einer installier-ten Leistung von 195 Kilowatt errichtet.Auch setzen sich die Rastatter für denglobalen Klimaschutz ein. Seit Jahrenunterstützen sie im Rahmen der El Do-rado-Aktion ein Regenwald-Projekt inKolumbien.

Wettenberg gewinntbei den Kleinstädten

Die hessische Großgemeinde Wetten-berg (12.500 Einwohner) siegte in derTeilnehmerkategorie der Kleinstädte. Sieführte bereits 1990 ein kommunalesEnergiemanagement ein – mit beachtli-

Sieger und Platzierungen des Wettbewerbs„Bundeshauptstadt im Klimaschutz“

In der Gesamtwertung und gleichzeitig in der TIn der Gesamtwertung und gleichzeitig in der TIn der Gesamtwertung und gleichzeitig in der TIn der Gesamtwertung und gleichzeitig in der TIn der Gesamtwertung und gleichzeitig in der Teilnehmerklasseeilnehmerklasseeilnehmerklasseeilnehmerklasseeilnehmerklasse

über 100.000 Einwohnerüber 100.000 Einwohnerüber 100.000 Einwohnerüber 100.000 Einwohnerüber 100.000 Einwohner

1. Münster (NRW)

2. Freiburg (BW)

3. Hamburg (HH) und Heidelberg (BW)

In der TIn der TIn der TIn der TIn der Teilnehmerklasse von 20.001 bis 100.000 Einwohnereilnehmerklasse von 20.001 bis 100.000 Einwohnereilnehmerklasse von 20.001 bis 100.000 Einwohnereilnehmerklasse von 20.001 bis 100.000 Einwohnereilnehmerklasse von 20.001 bis 100.000 Einwohner

1. Esslingen (BW) und Rastatt (BW)

2. Norderstedt (SH)

In der TIn der TIn der TIn der TIn der Teilnehmerklasse bis 20.000 Einwohnereilnehmerklasse bis 20.000 Einwohnereilnehmerklasse bis 20.000 Einwohnereilnehmerklasse bis 20.000 Einwohnereilnehmerklasse bis 20.000 Einwohner

1. Wettenberg (HE)

2. Königsfeld im Schwarzwald (BW)

3. Diepholz (NI) und Ottobrunn (BY)

SonderpreiseSonderpreiseSonderpreiseSonderpreiseSonderpreise

■ Ascha (BY)

■ Herrnhut (SN)

chem Erfolg! Wettenberg erzielte diezweithöchste Punktzahl bei einem Ver-gleich des Energieverbrauchs und desCO2-Ausstoßes in den Jahren 2000 und2005. Hervorzuheben ist auch der Wet-tenberger Energiebeirat. Hier zeigt sichbeispielhaft, wie eine Gemeinde vomFachwissen ihrer Bürger profitierenkann, wenn sie den Begriff „Bürgerbe-ratung“ einmal umgekehrt als sonst üb-lich versteht.

Neben der Deutschen BundesstiftungUmwelt und der KlimaschutzinitiativeCO2NTRA der Saint-Gobain Isover G+HAG unterstützen elf Organisationen denWettbewerb. Es sind Agenda-Transfer,Bund für Umwelt- und NaturschutzDeutschland, Bundesverband Erneu-erbare Energien, Bundesverband Kraft-Wärme-Kopplung, Deutscher Städtetag,Deutscher Städte- und Gemeindebund,Deutsche Energie-Agentur, GRÜNELIGA, ICLEI-Governments for Sustaina-bility, Klima-Bündnis und die Service-stelle Kommunen in der Einen Welt/In-ternationale Weiterbildung und Entwick-lung gGmbH. Weitere Informationenüber die Siegerkommunen finden Sieunter www.klimaschutzkommune.de.

In Thermographien (oben)wird der Wärmeverlust anGebäuden sichtbar.

Page 36: DUHwelt 4/2006

40 DUHwelt 4/2006

ENERGIE UND KLIMASCHUTZ

57 Prozent der 63 antwortenden Unter-nehmen sehen sich von den Risikenoder Chancen des Klimawandels direktbetroffen. Besonders bei Banken undVersicherungen gewinnen Klimarisikenständig an Bedeutung. Doch auch einChemiekonzern wie Bayer sieht „eingeschäftliches Risiko steigender Ferti-gungskosten“. Der Bau- und Maschi-nenkonzern Hochtief rechnet mit einemAnwachsen der Versicherungskosten.

Von der kommerziellen Nutzung emis-sionsärmerer Technologien, Produkteund Dienstleistungen erwarten fast 40Prozent der Konzerne Vorteile. So rech-net etwa Bayer mit einem verstärktenAbsatz von Erzeugnissen zur Energie-einsparung oder Technologien im Be-

reich der Biomassenutzung. Hochtiefsieht Chancen für die Entwicklung neu-er Geschäftsbereiche durch verschärfteAnforderungen für die Energieeffizienzvon Immobilien. Thyssen-Krupp setztauf die Weiterentwicklung von Photo-voltaik-Dachelementen.

Die Hälfte der Unternehmen nutzt be-reits neue Technologien, um niedrigereEmissionen zu erzielen, 61 Prozent führ-ten Programme zur Reduktion von Emis-sionen durch. Emissionsdaten legten 64Prozent der Firmen vor, allerdings meistnicht in der geforderten einheitlichenForm. „Diese waren dementsprechendnicht ohne Schwierigkeiten vergleichbar,denn vielmals beruhten sie auf nicht ak-zeptierten Berichtsmethoden“, heißt es

Unternehmen erwarten Chancen durch Klimaschutz

Die Folgen des Klimawandels sind zu einem Anlagerisiko geworden. Weltweit fordern deshalb

225 Großinvestoren mit einem Anlagevermögen von über 31 Billionen US-Dollar von Konzernen

Klarheit über ihre Emissionen sowie ihre Bemühungen für einen verbesserten Klimaschutz. Erst-

mals befragte nun der Bundesverband Investment und Asset Management (BVI) als Partner des

Carbon Disclosure Projects (CDP) die 200 größten deutschen börsennotierten Unternehmen.

in der Auswertung. Zwei Drittel der Fir-men stellten im Rahmen der Klima-schutz-Umfrage Informationen zu ihrenEnergiekosten bereit. Die Mehrheit (57Prozent) gab an, dass Veränderungender Energiepreise sich auf ihre Gewinnenur unbeträchtlich auswirken. Bei 8Prozent werden Gewinne signifikantdurch Energiekosten beeinflusst. Gera-de dann rückt Energiesparen zuneh-mend in den Blickpunkt. „Die besteMöglichkeit, die Auswirkungen steigen-der Energiepreise zu verringern, bestehtin einer Erhöhung der Energieeffizienzund einer verminderten Abhängigkeitvon fossilen Brennstoffen“, antwortetebeispielsweise Bayer.

Hans-Christoph Neidlein

Als erste im Landkreis Kon-stanz hat die Gemeinde MoosEnde September den Start-schuss für SolarLokal gegeben.Damit gehört Moos zur Grup-pe von über 180 Städten, Ge-meinden und Kreisen inDeutschland, die sich an derAktion beteiligen.

Mit SolarLokal bekommenBürgermeister eine kostengün-stige Kampagne geliefert, umihre Bürger zur Installation ei-ner Photovoltaikanlage oderzur Beteiligung an einer Gemeinschafts-Solarstromanlage zu motivieren. Für je-den Ort werden attraktive Informations-blätter und Poster gestaltet, die über dieVorteile und Perspektiven von Solar-stromanlagen informieren. Mit SolarLo-kal kommt auch Schwung in die regio-

Der Mooser Bürgermeister Peter Kessler (rechts)gemeinsam mit Melanie Reimer und Jörg Dürr-Pucher von der Deutschen Umwelthilfe.

Moos setzt auf die Kraft der Sonne

nale Wirtschaft. Die Installation der So-larstromanlage wird meist von erfahre-nen Handwerksbetrieben aus dem Ortübernommen. Mitmachen lohnt sichalso für alle.Weitere Informationen gibt es unterwww.solarlokal.de.

Treibhaus ErdeNeues DUH-Infoblatt

von Professor Dr. Mojib Latif

Erscheint im Januar 2007

„Jahrhundertfluten“ bei uns, ver-

heerende Dürrekatastrophen imSüden und dann der Untergangvon New Orleans im Herbst 2005.

Kein Zweifel, das Klimaspielt verrückt.

Der renommierte Klimaforscher undBuchautor Mojib Latif erklärt

präzise und knapp die Ursachen desKlimawandels. Er zeigt auf, was wirjetzt tun müssen, um auf unserem

Heimatplaneten zu überleben.

Bestellungen über das Internetwww.duh.de oder per Fax (07732-999 577) sind ab sofort möglich.

Treibhaus Erde, 6 Seiten DIN A 4,Einzelpreis 0,50 Euro,

Mengenrabatt auf Anfrage.

Page 37: DUHwelt 4/2006

42 DUHwelt 4/2006

MEHRWEG UND VERWERTUNG

Das Projekt wird gefördert von:

■ Der „Green Electronics-Preis“ der Deutschen Umwelt-hilfe für den Monat August 2006 geht in den Kyffhäuser-kreis. Der im Auftrag des Kreises tätige RecyclingbetriebElektrogeräteverwertung Göllingen GmbH bindet auf vor-bildliche Weise die Schulen Östertal und Franzberg in dieSammlung ausrangierter Elektro-Kleingeräte ein.

Handy, MP3-Player und Taschenrechner gehören heutezur Standardausrüstung der Jugendlichen. Doch was ge-schieht mit den Massengeräten, wenn sie altersschwachoder unattraktiv geworden sind? Im thüringischen Kyff-häuserkreis können sich die Schüler in den beiden Schu-len aktiv an der Sammlung von Elektroschrott beteiligen.

„Wir zeichnen ein Kooperationsprojekt aus, das Schüler-innen und Schülern die Möglichkeit eröffnet, den Wertauch ausrangierter Geräte zu erkennen, die alltäglich ge-nutzt werden“, sagte DUH-Projektleiterin Eva Leonhardtbei der Auszeichnungsfeier. „Es geht darum, auch der Ge-neration einen sorgsameren Umgang mit Rohstoffen be-wusst zu machen, von der eines schon heute klar ist: Siewird mit Ressourcen pfleglicher umgehen müssen, als esdie Elterngeneration gewohnt war.“

Seit dem 23. März 2006 regelt das Elek-tro-Gesetz die kostenlose Sammlungausrangierter Elektrogeräte. Die Deut-sche Umwelthilfe hat im September dieUmsetzung in 22 Großstädten geprüft.Hier die Ergebnisse der Halbjahresbilanz:

Knapp zwei Millionen Tonnen Elektro-Altgeräte fallen in Deutschland jährlichan. Am Ende ihres Lebens können siezu wertvollen Rohstoffen werden, sofernsie tatsächlich bei einer Altgeräte-Samm-lung ankommen. Oder sie landen imRestmüll. Dort wird der mit Schwerme-tallen und Flammschutzmitteln gewürz-te Elektro-Cocktail zu einer erheblichenBelastung. Das Ziel des Elektro-Gesetzesist es daher, die Verwertung der Altgerä-te erheblich zu steigern.

Wie sieht die Praxis aus?

Die Umwelt profitiert von möglichst vie-len Initiativen zur Wiederverwendung,einer verbraucherfreundlichen Samm-lung und von einer guten Öffentlichkeits-arbeit. Nach den Ergebnissen der DUH-

Elektro-Altgeräte-Sammlung unter der Lupe:

Untersuchung unter 22 Großstädtenrangiert Nürnberg auf Platz 1, gefolgt vonFrankfurt am Main auf Rang 2. Den drit-ten Platz belegt Kiel.

Eva Leonhardt, DUH-Projektleiterin fürKreislaufwirtschaft, begründet das Ergeb-nis: „Neben einer Holsammlung für alleArten von Geräten verfügt Nürnbergüber eine relativ hohe Dichte an Wert-stoffhöfen. Sie werden vom BayrischenRoten Kreuz betrieben, Mitarbeiter prü-fen die eingehenden Geräte auf ihreFunktionstüchtigkeit. Diese Prüfungsteht zwar im Gesetz, ist aber in Deutsch-land mehr die Ausnahme als die Regel.“Auch bei der Sammelmenge ist Nürn-berg mit 4,1 Kilogramm pro Kopf (ohneGroßgeräte) führend.

Pflicht erfüllt, bei der „Kür“geht noch mehr

In Frankfurt haben die kommunalen Ent-scheidungsträger den Sozialbetrieb„Werkstatt Frankfurt e.V.“ mit der Samm-lung und Aufarbeitung von Altgeräten

beauftragt. Große Geräte werden auchhier kostenlos bei den Bürgern abgeholt,der Sammelservice für Kleingerätekommt im Vergleich zu Nürnberg jedochzu kurz.

Insgesamt bieten 59 Prozent der befrag-ten Städte eine kostenlose Abholung gro-ßer Geräte an. Die Hälfte der Städte bin-det soziale Einrichtungen bzw. Sozial-betriebe in die Sammlung ein.

Die Sammelmengen haben seit Einfüh-rung des Gesetzes deutlich zugenom-men. „Nach unseren Erkenntnissen er-füllen alle Landeshaupt- und Großstäd-te die Pflicht zur Geräte-Rücknahme.Doch die Metropolen können sich nocheiniges bei den kleineren Städten undKreisen abgucken“, merkte Eva Leon-hardt an.

Seit Beginn des neuen Schuljahres können die Schülerinnenund Schüler der Regelschulen alte Geräte bei ihren Haus-meistern abgeben. Darüber hinaus hat die DUH Unterrichts-materialien zum Thema „Elektrogeräte von der Herstellungbis zur Entsorgung“ erarbeitet. Diese werden jetzt auch vonden Preisträgern genutzt. Auch viele andere Angebote zumElektro-Recycling sind im Kyffhäuserkreis vorbildlich.

Seit März 2006 ist die Getrenntsammlung ausrangierter Elektrogeräte Pflicht.

Kyffhäuserkreis für vorbildliche Sammlung ausgezeichnet

Page 38: DUHwelt 4/2006

43welt 4/2006DUH

MEHRWEG UND VERWERTUNG

Allerdings erst nach Testkaufaktionenund Mahnschreiben der DeutschenUmwelthilfe. Beispielhaft getestet wurdedie Beratung von Kunden, die in Bau-märkten Auskunft über die Entsorgungvon Dosen mit dem in der Bauwirtschaftund beim Eigenheimbau verbreitetenDämmstoff Polyurethan (PU) verlangen.

Die DUH hatte ergänzend die Baumärk-te schriftlich mit der Frage konfrontiert,ob sie die PU-Schaumdosen mit so ge-nannten „schadstoffhaltigen Füllgütern“selbst zurücknehmen (laut Verpa-ckungsverordnung freiwillig) oder ihreKunden über andere Entsorgungsmög-lichkeiten informieren (laut Verpa-ckungsverordnung verpflichtend). Esfehlte auch nicht der Hinweis, dass Ver-stöße gegen die Verpflichtungen alsOrdnungswidrigkeiten verfolgt und mitGeldbußen von bis zu € 50.000 ge-ahndet werden können. Die DUH kün-digte darüber hinaus an, im Jahr 2005begonnene bundesweite Testkäufe fort-

Baumärkte in Deutschland informieren heute deutlich bereitwilliger undkompetenter über die Rücknahme oder andere Entsorgungsmöglichkeitenaufgebrauchter, schadstoffhaltiger Schaumdosen, als noch vor einem Jahr.

führen und Verstöße an die zuständi-gen Behörden weiterleiten zu wollen.

Eva Leonhardt, Projektleiterin für Kreis-laufwirtschaft bei der DUH, zeigte sichvon der Resonanz auf die eigene Aktionschwer beeindruckt: „Unser Faxgerätstand nicht mehr still. Binnen wenigerTage liefen fast tausend Antworten ein.In 99 Prozent ihrer Antworten verspra-chen die Baumärkte, Dosen künftigselbst zurückzunehmen, 86 Prozent er-klärten, ihre Kunden verordnungsge-mäß zu informieren.“

Es geht doch!

Später von DUH-Mitarbeitern durchge-führte Testkäufe haben die Angaben imWesentlichen bestätigt. Darüber hinaushat sich das Personal in den Märktenbei Nachfragen zu den Entsorgungs-möglichkeiten der PU-Schaumdosen alsdeutlich kompetenter und zuvorkom-mender erwiesen als bei einem erstenTestdurchgang im Jahr 2005. Damals

hatten die Testkäufe geradezu verhee-rende Ergebnisse zutage gefördert: Von71 besuchten Verkaufsstellen informier-te nur eine einzige gesetzeskonformdurch Hinweistafeln auf die Entsor-gungsmöglichkeiten. Auch die Auskünf-te des Verkaufspersonals hatten damalsnoch sehr zu wünschen übrig gelassen.

Ganz zufrieden ist Leonhardt natürlichnie: Sie berichtet über „enorme Unter-schiede bei der Qualität der Verbrau-cherinformationen“ von Baumarkt zuBaumarkt. So finde man professionellgestaltete Plakate ebenso wie handge-schriebene Zettelchen. „Da ist nochRaum für Verbesserungen.“

Im Fall der PU-Schaumdosen ist es fürBaumärkte besonders einfach, die ge-setzlichen Anforderungen zu erfüllen.Denn mit der Firma PDR in Thurnauexistiert ein Recyclingunternehmen, dasentsprechende Informationsmaterialienkostenfrei zur Verfügung stellt. Die Test-kaufaktionen werden fortgesetzt.

Und so funktioniert’s:

Recyclen Sie Ihr Alt-Handy!

■ Sie erhalten von uns Ihre persönli-persönli-persönli-persönli-persönli-che Handy-Vche Handy-Vche Handy-Vche Handy-Vche Handy-Versandtüte*ersandtüte*ersandtüte*ersandtüte*ersandtüte*. Legen SieIhr Handy – wenn vorhanden mitAkku und Ladegerät – in die Versand-tüte. Werfen Sie die verschlossene Ver-sandtüte in den nächsten Briefkasten.

Das Porto zahlt TDas Porto zahlt TDas Porto zahlt TDas Porto zahlt TDas Porto zahlt T-Mobile für Sie!-Mobile für Sie!-Mobile für Sie!-Mobile für Sie!-Mobile für Sie!

Bei unseren Recyclingpartnern werdendie Geräte ausgepackt und auf IhreFunktion überprüft. Funktionsfähigeoder nur leicht beschädigte Geräte wer-den wieder überholt und wiederver-wendet.

Defekte Geräte werden recycelt, sokönnen wertvolle Rohstoffe wie Kup-fer wieder für die Produktion neuer Ge-räte eingesetzt werden.

Und für jedes recycelte Gerät spendetspendetspendetspendetspendetTTTTT-Mobile -Mobile -Mobile -Mobile -Mobile € 5,-5,-5,-5,-5,- für das Projekt Leben-dige Wälder der DUH.

* Ihre Handy-Versandtüte können Sie auf unserer Homepage unter www.duh.de/althandy.html bestellen. Tel.: 07732 9995-0

Aus Dornröschenschlaf erwacht

Page 39: DUHwelt 4/2006

44 DUHwelt 4/2006

MEHRWEG UND VERWERTUNG

In kräftigem Rot leuchten die Äpfel anden Bäumen in der Sonne. Ihr süßer Saftist ständiger Begleiter zu fast all unserenMahlzeiten. Und der steht auch im Mit-telpunkt der ersten Station unserer Pres-sereise. In Radolfzell am Bodensee istdie Schlör Fruchtsaft AG angesiedelt, einFamilienbetrieb mit mehr als 80 JahrenTradition. „Unser Hauptprodukt ist Ap-felsaft aus regionalem Streuobst“, erzähltSenior-Chef Franz Einsiedler, „aber na-türlich stellen wir auch andere Säfte undMischungen her.“ Deshalb ist die Glas-flasche hier ideal, denn das Material eig-net sich nicht den Geschmack des In-halts an. Eine PET-Flasche, die einmalOrangensaft enthielt, schmeckt immerdanach – und kann nur noch für diesen

Es rappelt im Kasten

Genuss, Vielfalt und Mehrwegstehen im Mittelpunkt –bei der Glasflasche ebenso wie bei derPressereise der Deutschen Umwelthilfeentlang des Bodensees

von Steffen Holzmann

verwendet werden. Überhaupt die Qua-lität. Es ist Most-Zeit und so bietet er sichan, der Vergleich zwischen dem Saft ausder Flasche und dem grade frisch ge-

pressten. Es gibt Unterschiede, Saft isteben ein Naturprodukt. Und doch - ineinem sind sich alle einig: Saft aus derGlasflasche schmeckt so gut wie frischgepresst.

Außen Glas – innen Qualität

Geschmacksneutralität ist ein wesentli-ches Argument pro Glas-Mehrweg –auch für Clemens Fleischmann, Ge-schäftsführer der Randegger Ottilien-Quelle, und seinen Vater Dieter. IhrHauptprodukt ist Mineralwasser, ge-wonnen aus einer besonders alten undreinen Quelle, die gut geschützt vorUmwelteinflüssen tief im Hegau verbor-gen liegt. Wasser hat bei FleischmannsFamilientradition. Firmen- und Famili-engeschichte sind untrennbar miteinan-der verbunden. Beim Rundgang durchden umweltorientierten Betrieb kommtauch Senior-Chef Dieter Fleischmannschnell zum Thema Qualität. „Glasfla-schen sind die ideale Verpackung –Wasser und Säfte halten sich in ihr biszu doppelt so lange wie in Kunststofffla-schen und das ohne Qualitätsverlust“,erzählt er seinen Zuhörern.

Mit all diesen Eindrücken reisen wir wei-ter – dem Ufer des Bodensees folgend,bis nach Meersburg. Ein Ort, der für„Saft“ der etwas anderen Art bekannt ist– den Meersburger Wein. Im Staatswein-gut erleben wir das Herz der Weinpro-duktion – den alten Weinkeller. Hier la-gern die Rotweine in schweren Eichen-holzfässern, besonders edle Spezialitä-ten werden im Barrique-Fass ausgebaut.

Von der Glas-Mehrwegflascheüberzeugt:Clemens Fleischmann,Geschäftsführer derRandegger Ottilien-Quelle (ganz oben).

Dieter Fleischmann,Senior-Chef vonRandegger, erklärtmit Begeisterungdie hochmoderneAbfüllanlage (links).

Franz Einsiedler (links) zeigt JürgenResch das Getränkelager der SchlörFruchtsaft AG.

DUHwelt 4/2006

Page 40: DUHwelt 4/2006

45welt 4/2006DUH

MEHRWEG UND VERWERTUNG

Beim anschließenden Abendessen aufder Schlossterrasse, idyllisch am Hangmit Blick über den See gelegen, findetsich die Zeit, die Eindrücke des TagesRevue passieren zu lassen und die regi-onalen Weine zu kosten. Die Gesprä-che der Teilnehmer drehen sich umGetränke, Genuss, Qualität und regio-nale Kreisläufe.

Der Stoff, aus demdie Flaschen sind

Am nächsten Tag steht dann nicht mehrder Inhalt, sondern die Verpackung imMittelpunkt des Interesses. Es geht wei-ter ins Allgäu, in den Kurort Bad Wurz-ach. Hier produziert die Saint-GobainOberland AG Glasflaschen, die dasRückgrat des Mehrwegsystems bilden.Aus einer kleinen Glashütte, die sich inden 40er Jahren in unmittelbarer Näheihres damaligen Hauptbrennstoffes Torfangesiedelt hatte, ist ein modernes Ver-packungsunternehmen unter dem Dacheines Weltkonzerns entstanden. Nacheiner Einführung durch Dirk de Meul-der, dem stellvertretenden Vorstandsvor-sitzenden, wird es ernst – zwar sind sichalle Beteiligten darüber im Klaren, dassGlas nur bei extremen Temperaturenschmilzt, doch als neben Schutzhelmenauch Schutzmäntel und –brillen ausge-teilt werden, wird dem einen oder an-deren schon ein wenig mulmig. Auf derWerksbesichtigung folgen wir dem Wegvom Rohstoff bis zur fertigen Flasche.

Apropos Rohstoff, das ist bis zu 96 Pro-zent Altglas, wie Herr Unfried, Technik-vorstand bei Oberland, erklärt. Nur eingeringer Anteil des eingesetzten Materi-als ist Rohmaterial, im WesentlichenQuarzsand, Soda und Feldspat. „Wiehoch der Altglasanteil ist, hängt von derFarbe des gewünschten Glases ab: wäh-rend Weißglas höchstens 75 ProzentAltglasanteil enthält, kann es bei Grün-glas mehr als 90 Prozent betragen“, ler-nen wir. Dem Rohstoff folgen wir zu denWannen, in denen er bei mehr als 1700Grad zu flüssigem Glas schmilzt. DieHitze ist atemberaubend, auf den Me-talltreppen hat man das Gefühl, mit denSchuhsohlen am Boden festzukleben.Verständlich, dass die Produktionshalleüber die gesamte Länge mit Getränke-automaten bestückt ist, natürlich nur mitGlas-Mehrwegflaschen. Der Strom aus

flüssigem Glas wird in kleine Stückeportioniert und dann vollautomatisch inzwei Schritten zur fertigen Form aufge-blasen. Die rot glühenden Gläser sindso weich, dass sie mit einer Zange ein-fach „zerdrückt“ werden können. Siewandern weiter in den Kühlofen, wo sielangsam auskühlen. Danach folgen dieQualitätskontrolle und eine vollautoma-tische Verpackung, bis wir dann wiedervor den Paletten mit Unmengen leererFlaschen stehen, die schon am Anfangunserer Reise standen. Diese endet miteiner Besichtigung des Glas-Recycling-hofs, einem Gruppenfoto und der Er-kenntnis, dass auch eine kühle Schön-heit wie eine Glasflasche manchmalganz schön heiß sein kann.

Aus flüssigwird fest.

Der glühendeBeginn einerGlasflasche.

Fertig fürden Transport.

Auf großenPaletten werdendie Glasflaschenzu den Abfüllern

transportiert.

Sicherheit geht auch für die Besuchervor. Links: Clemens Stroetmann, Staats-sekretär a.D. und Geschäftsführer derStiftung Initiative Mehrweg.

Page 41: DUHwelt 4/2006

46 DUHwelt 4/2006

HAND IN HAND-FONDS

Besuch beim Rapunzel-Partner Ka-

gera Co-Operative Union (KCU)

und der Hekima Girls School in Tan-

zania, die mit Hilfe von Rapunzel-

Fördergeldern aus dem HAND IN

HAND-Fonds unterstützt wird. Jus-

tina und Joseph Wilhelm von Rapun-

zel waren tief beeindruckt.

Aus Justinas Bericht:

„Eine der stärksten Frauen,die ich je kennengelernt habe“

Arbeit interessiert hat. Joseph hat einekleine Rede zu Rapunzel und zum Bio-Kaffeegeschäft gehalten. Einer der Bau-ern, der etwas Englisch kann, hat aufSuaheli übersetzt.

Rapunzel-Infos auf Suaheli

Diese Bio-Bauern haben im Schnitt nurrund 1.000 Quadratmeter Land, vondenen sie 600 Quadratmeter bebauen.Viele besitzen nicht einmal eine Kuh, esgibt keinen Strom, kein fließendes Was-ser. Von dem Geld, das sie für die durch-schnittlich 150 Kilo Kaffeebohnen be-kommen und dem, was sie sonst nochanbauen, können sie leben. Ohne denBio-Bonus würde es für viele wohl nichtreichen. Der Bioanbau ist für die Men-schen hier eine Möglichkeit, dem Preis-druck des Weltmarktes entgegenzutre-ten und stattdessen auf Qualität zu set-zen.

Tanzania habe ich als ein buntes Landerlebt. Nach Ägypten, das ja etwas san-dig und trocken ist, tat es gut, so vieleFarben zu sehen. Das Land am Viktoria-see mit dem Kilimandscharo ist so tro-pisch und alles ist grün. Die Menschentragen bunte Kleidung, und es wird im-mer viel gelacht. Ganz wichtig für dieLeute dort: kein Stress. Alles geht gemüt-lich voran, nichts läuft davon. Da könn-ten wir Westler was davon lernen, den-ke ich.

KCU erster Exporteur vonBio-Kaffee aus Tanzania

Natürlich sind wir in diesem Land auchdurch zwei wundervolle Nationalparksgefahren, Serengeti und Ngorongoro,beide mit einer gigantischen Natur. Wirsind Massai begegnet, wunderschöne,stolze, graziöse Menschen. Auch das istTanzania. Unser Hauptinteresse auf derReise galt aber unserem Partner KageraCo-Operative Union und seinen Bau-ern. Die Leute von KCU waren 1999 dieersten, die biologischen Kaffee aus Tan-zania exportiert haben. Im letzten Jahrwurden 500 Tonnen biologisch zertifi-zierte Robusta Bohnen verkauft. Einnicht unerheblicher Anteil davon gehtan Rapunzel. Wenn unsere Kundenwollen, werden es noch mehr.

Sister Esther ist eine der stärksten Frau-en, die ich je kennengelernt habe. Wiesie um das Wohl ihrer Schüler kämpft,mit ihrem Strahlen und ihrer Power! Seit18 Jahren ist Esther Buberwa Direktorinder Hekima Mädchen-Schule in derNähe von Bukoba in Tanzania. 20 Pro-zent ihrer 380 Mädchen haben keineEltern. Wie wichtig dort unsere Hilfe ist,kann man sich vorstellen. Fördergeldersind da mehr als willkommen.

Alle profitierenvom fairen Handel

Vor dem Besuch der Schule waren Jo-seph und ich mit John M. Kanjagaile,dem Export Manager von KCU un-terwegs. Von dieser Kooperative beziehtRapunzel seit 4 Jahren Kaffee. Von denca. 50.000 Kleinbauern der KCU habeninzwischen 3.500 auf Bioanbau umge-stellt. Sie alle profitieren vom fairen Han-del. Der Manager für den biologischenAnbau begleitete uns zwei Tage zu denKaffeebauern, die einmal im Monat be-sucht, für den Bioanbau geschult undauch kontrolliert werden. Einmal kamenwir spontan und unangemeldet in einkleines Dorf, in dem gerade eine Ver-sammlung in der Lagerhütte abgehaltenwurde. Die Bauern haben sich sehr überunseren Besuch gefreut, weil es davornoch nie vorgekommen war, dass sichein Kunde wie wir so für sie und ihre

Mädchenklasse der Hekima SecondarySchool.

Herzliche Begrüßung durchden Hekima-Nachwuchs.

Page 42: DUHwelt 4/2006

47welt 4/2006DUH

MENSCHEN FÜR NATUR

Ihre Liebe zur Natur drückte Frau Finkaus Marbach mit einer besonderen Ges-te aus: Sie schenkte der DUH eine groß-zügige Spende aus ihrem Erbe für dasProjektnetzwerk „Lebendige Flüsse“. Indieser symbolischen Erbengemeinschaftprofitieren nun Eisvogel, Biber und Was-seramsel von der Erbschaft.

Für diese großherzige Tat verleiht dieDUH Frau Fink die Ehrenpatenschaft. Esist ein wunderbares Beispiel dafür, wieder Tod eines Menschen zu einem Le-benszeichen wird. Herzlichen Dank!

„Nomen est omen“

Schon ihr Nachname drückt Verbun-denheit mit der Natur aus. Auch durchihr Biologie-Studium bleibt Frau Fink mitihrer Heimat verbunden.

Seit mehr als 20 Jahren ist sie als BUND-Mitglied aktiv für den Naturschutz inihrer Region. Mit Diavorträgen und Land-schaftspflegearbeiten setzt sie sich fürschützenswerte Landschaften ein.

Unterwegs mit dem Fahrrad und mitder Kamera ausgerüstet, beobachtete siedurch die Jahreszeiten hindurch einBiotop im Bottwartal. Dieses Engage-ment und ihre profunde Artenkenntnisüberzeugte bei Vorträgen andere Men-schen von der ökologischen Wertigkeitdieser Lebensräume.

Natur soll eine Zukunft haben

Ursula Fink ist es ein Anliegen, Naturund Landschaft in ihrer Vielfalt und

Der Nationalpark Patuca in Honduras wird seit 1998 regelmäßig durch denHAND IN HAND-Fonds unterstützt. Jetzt hat sich die Lage dort durch eine

schlimme Rattenplage dramatisch verschlechtert. Ganze Ernten sind bereits ver-nichtet, die Menschen waren von Hungersnot bedroht. Das Welternährungs-programm der UN stellte 42 Tonnen Nahrungsmittel als Soforthilfe zur Verfü-gung. Der RAPUNZEL HAND IN HAND-Fonds übernahm die Kosten in Höhevon 5000 Euro für Transport, Lagerung und Verteilung der Nahrungsmittel imNationalpark.

DUH-Ehrenpatin 2006: Ursula FinkErbengemeinschaft mit Eisvogel, Biber und Wasseramsel

Schönheit auch für kommende Gene-rationen zu erhalten. Insbesondere Kin-der und Jugendliche sollen sensibel ge-macht werden für den Wert einer intak-ten Umwelt, für den Schutz von Boden,Luft und Wasser. Gerade hier setzt dasNetzwerk „Lebendige Flüsse“ der DUHan, indem es Projekttage an Schulendurchführt.

Diese Initiative ist besonders unterstüt-zungswürdig, denn junge Menschenwerden an Verantwortungsbereitschaftund Naturschutz herangeführt.

Im Oktober 2006 starb Dieter Barthel (Jg. 1935) inBraunschweig. Zeit seines Lebens hat er sich für Be-lange des Natur- und Umweltschutzes eingesetzt. Fast40 Jahre ehrenamtliche Tätigkeit sind Ausdruck sei-nes Lebensgefühls und seiner Leidenschaft. Anfangswar er in der Arbeitsgemeinschaft Umwelt- und Na-turschutz tätig, später als Vertreter der Schutzgemein-schaft Deutscher Wald in der Region Braunschweig.Von 1973 bis zu seinem Tod war er Umweltbeauf-tragter der Stadt Braunschweig.

Es war ihm ein Anliegen, die Bürger der Stadt in Naturschutzfragen zu beratenund seine Liebe zur Natur und seine Kenntnisse zu teilen. Als Spender unter-stützte Dieter Barthel die Deutsche Umwelthilfe seit vielen Jahren.

An das Ende seines Lebens setzte er ein besonderes Zeichen mit seinemWunsch, auf Grabblumen zu verzichten und statt dessen an die DUH zuspenden. Mit Dank und Anerkennung erinnern wir uns an diesen „Menschenfür Natur“.

Angehörige und Freunde, die seinen letzten Willen in die Tat umgesetzt ha-ben, achten auf diese Weise sein Lebenswerk und führen es fort. Wir dankenihnen ganz herzlich!

Spenden statt Kränze für Dieter Barthel

Dieter Barthel

Ursula Fink

HAND IN HAND-Fonds leistet Soforthilfe in Honduras

Page 43: DUHwelt 4/2006

48 DUHwelt 4/2006

Informationen zum Thema Legat für die Natur und Testaments-gestaltung finden Sie in unserer 16-seitigen Broschüre,die Sie kostenlos erhalten.

Name

Straße

PLZ, Ort

Telefon Geb. DatumDeutsche UmwelthilfeFritz-Reichle-Ring 478315 RadolfzellFax: 07732-9995-77

Mit einem Vermächtnis zugunstender Deutschen Umwelthilfe

in Ihrem Testamentunterstützen Sieden Naturschutz

über Ihr Leben hinaus.

Wir setzen uns für die Bewahrungnatürlicher Lebensgrundlagen ein.

Legat für die Natur!

Lebenszeichen

Informationen zum Thema Legat für die Natur und Testaments-gestaltung finden Sie in unserer 16-seitigen Broschüre,die Sie kostenlos erhalten.

Name

Straße

PLZ, Ort

Telefon Geb. DatumDeutsche UmwelthilfeFritz-Reichle-Ring 478315 RadolfzellFax: 07732-9995-77

Mit einem Vermächtnis zugunstender Deutschen Umwelthilfe

in Ihrem Testamentunterstützen Sieden Naturschutz

über Ihr Leben hinaus.

Wir setzen uns für die Bewahrungnatürlicher Lebensgrundlagen ein.

LLegat für die Natur!