13
unabhängig, überparteilich, legal 5 ELEKTRO SMOKE Billigverdampfer im Test 6 SIEBLOS GLÜCKLICH Wieso Henk seine Bubble Bags verschenkt... In dieser Ausgabe: 16 fun&action news 22 guerilla growing 5 clubmed 4 cooltour 9 S chade, dass das Geruchsfernsehen noch nicht erfunden wurde. Gäbe es diese TV-Applikation bereits, so würde die gute Stube eines deutschen Fans zur Fussball-WM nicht nur nach Blut, Schweiß und Kunstfaser riechen, jeder Fussballzu- schauer häe über 90 Minuten den süßlichen Duſt brennender Hanlüten in der Nase. Denn dieser Geruch liegt über jedem Stadion in Südafrika, ne- ben den Nachbarstaaten Swaziland und Lesotho, dem größten Hanfproduzenten der ganzen Region. Seit dem Alkoholverbot wird in den Stadien noch mehr geki als vorher, und das nicht unbedingt zum Missfallen der Verantwortlichen. Denn auch in Südafrika hat man ähnliche Erfahrungen wie in Portugal gemacht: Bekie Fans sind friedlicher als besoffene, in Portu- gal gab es 2004 sogar eine Anweisung an die Polizei, kiffende Fans nicht zu belästigen, das Alkoholverbot hingegen wurde strengstens überwacht. Bei dieser EM gab es dann auch so gut wie keine Ausschreitungen. Erste positive Erfahrungen haen schon die Niederländer bei ihrer EM 2000 gemacht, weil die britischen Hooligans einfach nach dem Coffeeshopbesuch zu stoned waren, sich zu prügeln. In Südafrika gehört der gepflegte Joint genauso zur Fußball- kultur wie die Vuvuzela, dauerhaſtes Ausatmen unter Vollast erfordert nun mal zuvor kräſtiges Inhalieren. Hanf ist in Süd- afrika zwar illegal, das stört dort aber wenige, denn die rassis- tischen Buren waren 1923 die treibende Kraſt beim weltweiten Cannabisverbot: So gab es immer einen Vorwand, Schwarze zu diskriminieren, da die Völker in dieser Gegend Afrikas seit Menschengedenken Hanf rauchten. Die Vertreibung der Ras- sisten aus der Regierung wirkte dann auch wie eine Befreiung für Südafrikas Kiffer: Auf den Straßen von Durban, Kapstadt oder Johannsburg wird „Dagga“ halb-offen verkauſt und ge- baut. Geraucht wird, so lange kein Polizist zu sehen ist, vor allen Dingen in den ärmeren Vierten, offen. Cannabiskonsum ist so verbreitet wie der Konsum von Zigareen, der Preis fürs Weed ist niedrig, die Qualität der Strassenware ob vieler Samen und Bläer meist auch. Trotzdem hat sich Südafrika auch zum Geheimtip von Hanfliebhaber/innen entwickelt, das bestätigt sogar eine Studie der israelischen Ben-Gurion-Universität des Negev in der weltweit ersten Studie über den Zusammenhang zwischen Drogenkonsum und Tourismus. Ein Gramm Straßenweed kostet umgerechnet 30 Cent, wobei es sich um schlecht beschnienes Gras mit Samen handelt, das an sich jedoch nicht von schlechter Qualität ist. Samenfreies, mit europäischen Standards vergleichbares Weed bekommt man nur über eine private Connection, die sich nach Aussagen vieler Hanf-Reisender jedoch nach ein paar Tagen Aufenthalt fast wie von selbst auſtut, weil Cannabis so verbreitet ist wie in keinem europäischen Land. Gutes Weed wie wir es von europäischen Growern kennen, kann bis zu sechs Euro kosten, ist aber bei einem seriösen Hanf- fachverkäufer meist für weniger (2-4 Euro/Gramm) zu haben. Beliebte Reiseziele von Hanſtouristen sind die Küstenregion von KwaZulu-Natal (von hier stammt das berühmte Durban Poison) oder auch Nachbarstaat Swaziland, das für „Swazi Gold“ bekannt ist. Ein guter Teil des Weeds des südafrika- nischen Schwarzmarkts wird jedoch in Swaziland und Lesotho angebaut. Was die wenigsten wissen: Die Stämme in der seit 1966 unab- hängigen Enklave Lesotho, die von allen Seiten an Südafrika grenzt, bauen seit mindestens 600 Jahren Hanf an und nutzen diesen medizinisch und kulturell. Zwar war der Hanfanbau wirtschaft 8 Weiter auf Seite 23 >>> hanfjournal.de / Ausgabe #119 / 06.10 O bwohl die Ursprungsidee ausdrücklich unpoli- tisch war, gibt es milerweile auch „Flashmobs“ mit politischem oder wirtschaſtlichem Hintergrund. Diese müssten auf Grund ihres Sinns und ihrer Zielrichtung Smart Mob heißen. Der Begriff Smart Mob geht auf einen Bestsel- ler des US-amerikanischen Psychologen Howard Rheingold aus dem Jahr 2003 zurück.“ (Wikipedia) Nachdem bei der Berliner GMM-Demonstration „Hanf- tag“ am 8.Mai die Polizei wieder einmal für Unmut sorgte, rief Steffen Geyer (www.usualredant.de) am Samstag, dem 22.Mai, als Revanche zum ersten FlashSmoke Berlins auf. Pünktlich zum Marc-Emery-Action-Day sollten sich vor der kanadischen Botschaſt am Leipziger Platz 17 um 16:20 Uhr (4/20) Demoverweigerer und Hobbyradikale auf das Signal „Free Marc Emery“ eine Tüte oder Pfeife anzünden. Drei bis vier Minuten sollte die politische Veranstaltung dauern, doch soweit kam es natürlich nicht. Schon beim Betreten des Leipziger Platzes wurde Steffen Geyer „vorläufig festgenommen“ und durchsucht, da die Cops bereits vor 16:00 den Platz abgeriegelt haen. Dazu kommt eventuell noch eine Anzeige wegen Verstoss gegen das Versammlungsgesetz und dem Aufruf zu Straſtaten. Währenddessen und in der folgenden Stunde kontrollierte die Polizei jeden, der nach „Zielgruppe“ aussah. Alle Grup- pen auf dem Platz und alle, die auf den Platz wollten und ins Raster passten, wurden untersucht. Wegen des marti- alischen Auſtretens der Beamten konnte der FlashSmoke nicht wie geplant friedlich und schnell über die Bühne ge- hen. Stadessen sind zwei Anzeigen wegen Verstoß gegen das BtMG zu beklagen. Nach dem Hanſtag stellte die Polizei so bereits zum zwei- ten Mal klar, dass sie von der von Gesundheitssenatorin Lompscher angestrebten Entkriminalisierung harmloser Cannabiskonsumenten nicht viel hält. Bleibt abzuwarten, ob die Herren und Damen in Grün bei kommenden Lega- lizeereignissen wie der Hanfparade am 07.August ebenso massiv auſtreten. Kiffen statt Gelaber! Text: KIMO Text: R. Grieshammer, S. Geyer Durban Poison ist kein Getränk Hanf gehört im WM-Land zum Alltag Steffen Geyer während der „vorläufigen Festnahme“ - Foto: Katrin G.

Durban Poison ist kein Getränk - archiv.hanfjournal.de · Wat läuft? Empfehlung des Hauses Der Bericht auf Seite eins über den FlashSmoke hat dich aufgeregt? Dann schau dir erstmal

Embed Size (px)

Citation preview

unabhängig, überparteilich, legal

5ELEKTRO SMOKEBilligverdampfer im Test

6SIEBLOS GLÜCKLICHWieso Henk seine Bubble Bags verschenkt...

In dieser Ausgabe:

16 fun&action news22guerilla growing5clubmed4 cooltour9

S chade, dass das Geruchsfernsehen noch nicht erfunden wurde. Gäbe es diese TV-Applikation bereits, so würde

die gute Stube eines deutschen Fans zur Fussball-WM nicht nur nach Blut, Schweiß und Kunstfaser riechen, jeder Fussballzu-schauer hätte über 90 Minuten den süßlichen Duft brennender Hanfblüten in der Nase.

Denn dieser Geruch liegt über jedem Stadion in Südafrika, ne-ben den Nachbarstaaten Swaziland und Lesotho, dem größten Hanfproduzenten der ganzen Region. Seit dem Alkoholverbot wird in den Stadien noch mehr gekifft als vorher, und das nicht unbedingt zum Missfallen der Verantwortlichen. Denn auch in Südafrika hat man ähnliche Erfahrungen wie in Portugal gemacht: Bekiffte Fans sind friedlicher als besoffene, in Portu-gal gab es 2004 sogar eine Anweisung an die Polizei, kiffende Fans nicht zu belästigen, das Alkoholverbot hingegen wurde strengstens überwacht. Bei dieser EM gab es dann auch so gut wie keine Ausschreitungen. Erste positive Erfahrungen hatten schon die Niederländer bei ihrer EM 2000 gemacht, weil die britischen Hooligans einfach nach dem Coffeeshopbesuch zu stoned waren, sich zu prügeln.

In Südafrika gehört der gepflegte Joint genauso zur Fußball-kultur wie die Vuvuzela, dauerhaftes Ausatmen unter Vollast erfordert nun mal zuvor kräftiges Inhalieren. Hanf ist in Süd-afrika zwar illegal, das stört dort aber wenige, denn die rassis-tischen Buren waren 1923 die treibende Kraft beim weltweiten Cannabisverbot: So gab es immer einen Vorwand, Schwarze zu diskriminieren, da die Völker in dieser Gegend Afrikas seit Menschengedenken Hanf rauchten. Die Vertreibung der Ras-sisten aus der Regierung wirkte dann auch wie eine Befreiung für Südafrikas Kiffer: Auf den Straßen von Durban, Kapstadt oder Johannsburg wird „Dagga“ halb-offen verkauft und ge-baut. Geraucht wird, so lange kein Polizist zu sehen ist, vor allen Dingen in den ärmeren Vierten, offen. Cannabiskonsum ist so verbreitet wie der Konsum von Zigaretten, der Preis fürs Weed ist niedrig, die Qualität der Strassenware ob vieler Samen und Blätter meist auch. Trotzdem hat sich Südafrika auch zum

Geheimtip von Hanfliebhaber/innen entwickelt, das bestätigt sogar eine Studie der israelischen Ben-Gurion-Universität des Negev in der weltweit ersten Studie über den Zusammenhang zwischen Drogenkonsum und Tourismus.

Ein Gramm Straßenweed kostet umgerechnet 30 Cent, wobei es sich um schlecht beschnittenes Gras mit Samen handelt, das an sich jedoch nicht von schlechter Qualität ist. Samenfreies, mit europäischen Standards vergleichbares Weed bekommt man nur über eine private Connection, die sich nach Aussagen vieler Hanf-Reisender jedoch nach ein paar Tagen Aufenthalt fast wie von selbst auftut, weil Cannabis so verbreitet ist wie in keinem europäischen Land.

Gutes Weed wie wir es von europäischen Growern kennen, kann bis zu sechs Euro kosten, ist aber bei einem seriösen Hanf-fachverkäufer meist für weniger (2-4 Euro/Gramm) zu haben.

Beliebte Reiseziele von Hanftouristen sind die Küstenregion von KwaZulu-Natal (von hier stammt das berühmte Durban Poison) oder auch Nachbarstaat Swaziland, das für „Swazi Gold“ bekannt ist. Ein guter Teil des Weeds des südafrika-nischen Schwarzmarkts wird jedoch in Swaziland und Lesotho angebaut.

Was die wenigsten wissen: Die Stämme in der seit 1966 unab-hängigen Enklave Lesotho, die von allen Seiten an Südafrika grenzt, bauen seit mindestens 600 Jahren Hanf an und nutzen diesen medizinisch und kulturell. Zwar war der Hanfanbau

wirtschaft8

Weiter auf Seite 23 >>>

hanfjournal.de / Ausgabe #119 / 06.10

„O bwohl die Ursprungsidee ausdrücklich unpoli-tisch war, gibt es mittlerweile auch „Flashmobs“

mit politischem oder wirtschaftlichem Hintergrund. Diese müssten auf Grund ihres Sinns und ihrer Zielrichtung Smart Mob heißen. Der Begriff Smart Mob geht auf einen Bestsel-ler des US-amerikanischen Psychologen Howard Rheingold aus dem Jahr 2003 zurück.“ (Wikipedia)Nachdem bei der Berliner GMM-Demonstration „Hanf-tag“ am 8.Mai die Polizei wieder einmal für Unmut sorgte, rief Steffen Geyer (www.usualredant.de) am Samstag, dem 22.Mai, als Revanche zum ersten FlashSmoke Berlins auf. Pünktlich zum Marc-Emery-Action-Day sollten sich vor der kanadischen Botschaft am Leipziger Platz 17 um 16:20 Uhr (4/20) Demoverweigerer und Hobbyradikale auf das Signal „Free Marc Emery“ eine Tüte oder Pfeife anzünden. Drei bis vier Minuten sollte die politische Veranstaltung dauern, doch soweit kam es natürlich nicht.

Schon beim Betreten des Leipziger Platzes wurde Steffen Geyer „vorläufig festgenommen“ und durchsucht, da die Cops bereits vor 16:00 den Platz abgeriegelt hatten. Dazu kommt eventuell noch eine Anzeige wegen Verstoss gegen das Versammlungsgesetz und dem Aufruf zu Straftaten. Währenddessen und in der folgenden Stunde kontrollierte die Polizei jeden, der nach „Zielgruppe“ aussah. Alle Grup-pen auf dem Platz und alle, die auf den Platz wollten und ins Raster passten, wurden untersucht. Wegen des marti-alischen Auftretens der Beamten konnte der FlashSmoke nicht wie geplant friedlich und schnell über die Bühne ge-hen. Stattdessen sind zwei Anzeigen wegen Verstoß gegen das BtMG zu beklagen.Nach dem Hanftag stellte die Polizei so bereits zum zwei-ten Mal klar, dass sie von der von Gesundheitssenatorin Lompscher angestrebten Entkriminalisierung harmloser Cannabiskonsumenten nicht viel hält. Bleibt abzuwarten, ob die Herren und Damen in Grün bei kommenden Lega-lizeereignissen wie der Hanfparade am 07.August ebenso massiv auftreten.

Kiffen statt Gelaber!

Text: KIMO

Text: R. Grieshammer, S. Geyer

Durban Poison ist kein GetränkHanf gehört im WM-Land zum Alltag

Steffen Geyer während der „vorläufigen Festnahme“ - Foto: Katrin G.

Watläuft?Empfehlung des Hauses

Der Bericht auf Seite eins über den FlashSmoke hat dich aufgeregt? Dann schau dir erstmal die Aufnahmen vom Waldmeista an, trotz widriger Umstände

(abgewehrte Kontrolle) konnte er einige Bilder von der polizeilichen Gegenaktion filmen. Großen Dank für den exzessiven Einsatz, wir waren leider verhindert (echt keine Ausrede!).

www.youtube.com/waldme1stawww.usualredant.de

Exzessiv 158 - Hanftag2010, so war‘sZwar etwas später,

dafür wieder mal län-ger und musikalisch.

Der Hanftag 2010 in Berlin, Auszüge aus den Reden am Brandenburger Tor, die Demo, der

Schluss im Yaam.Vielen großen exzessiven Dank an alle, die da wa-

ren, ihr seid hiermit alle offiziell „exzessive Kämpfer für die Legalisierung“! Großen Dank geht an Waldmeista und Selassikai, die ihr Filmmaterial zur Verfügung gestellt haben, exzessiver Einsatz eben.

www.hanftag.de

Diskutieren? www.hanfjournal.de/forum Verreisen? www.cannabis-cafe.infoLesen? www.hanfjournal.dePolen? www.spliff.plTschechien? www.konoptikum.czUkraine? www.konopravda.uaLegalize It?! www.ELF-online.euEinen eigenen Film? [email protected]

www.hanfjournal.de/exzessiv

G ewaltenteilung ist die Verteilung der Staatsgewalt auf mehrere Staatsorgane zum Zwecke der Machtbegren-

zung und der Sicherung von Freiheit und Gleichheit. Nach historischem Vorbild werden dabei die drei Gewalten Gesetz-gebung (Legislative), Vollziehung (Exekutive) und Rechtspre-chung (Judikative) unterschieden.

Nach dem unveränderlichen Artikel 20 des Grundgesetzes (GG) wird die Staatsgewalt in Deutschland „durch besondere Or-gane der Gesetzgebung, der vollziehenden Gewalt und die Rechtspre-chung ausgeübt“. Die Organe der Gesetzgebung sind Bundestag und Bundesrat, das Organ der vollziehenden Gewalt die Bun-desregierung. Eine Brechung des Gewaltenteilungsprinzips er-gibt sich durch die sehr starke Stellung des Bundesverfassungs-gerichtes. Dieses gehört eindeutig der Judikative an, kann aber Entscheidungen mit Gesetzeskraft erlassen, vgl. Art. 94 Abs. 2 GG. Damit greift ein Teil der Judikative in den Bereich der Legislative ein. So hat das Bundesverfassungsgericht beispiels-weise die Vermögensstrafe, auf die sich § 30c BtMG bezieht, für verfassungswidrig und nichtig erklärt.

Fehlende Information zur Verfassungswidrigkeit des § 30c BtMG

Am 20. März 2002 entschied der Zweite Senat des Bundes-verfassungsgerichtes [BVerfG, 2 BvR 794/95 vom 20.3.2002, Ab-satz-Nr. (1-145)] auf Grund der mündlichen Verhandlung vom 20. November 2001 durch Urteil, dass der § 43a des Strafge-setzbuchs [StGB] mit Artikel 103 Absatz 2 des Grundgesetzes unvereinbar ist und somit nichtig ist. Das Urteil des Bundes-gerichtshofs vom 8. Februar 1995 – 5 StR 663/94 – und das Ur-teil des Landgerichtes Hamburg vom 11. April 1994 – 633 KLs 15/93 – verletzten den Beschwerdeführer [einen Haschisch-händler aus Hamburg] hinsichtlich des Strafausspruchs in sei-nem grundrechtsgleichen Recht aus Artikel 103 Absatz 2 des Grundgesetzes. Die Urteile des Bundesgerichtshofes und des Landgerichtes Hamburg wurden insoweit aufgehoben und die Sache wurde an das Landgericht Hamburg zur Neuverhand-lung zurückverwiesen.

Das Landgericht verurteilte den Beschwerdeführer wegen unerlaubten Handeltreibens mit Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge, strafbar gemäß § 29a Abs. 1 Nr. 2 BtMG, zu ei-ner Freiheitsstrafe von drei Jahren und sechs Monaten sowie zu einer Vermögensstrafe von 600.000 DM, strafbar gemäß § 30c BtMG, indem auf die Vorschrift des § 43a StGB verwiesen wird. Nach den Feststellungen der Kammer erwarb der Beschwer-deführer im Februar 1993 etwa 30 kg Haschisch zu einem Einkaufspreis von mindestens 3.000 DM je kg und verkaufte die Drogen in der Folgezeit teilweise in größeren Mengen an verschiedene Abnehmer. Bereits im Juni 1991 war er an einem umfangreichen Betäubungsmittelgeschäft vergleichbarer Grö-ßenordnung beteiligt.

Auf der Homepage des Bundesministeriums der Justiz ist das Strafgesetzbuch [Juris Datenbank] abrufbar. Der § 43a StGB ist mit eine Fußnote versehen, in der auf die Verfassungswidrigkeit und somit Nichtigkeit des Paragraphen hingewiesen wird: „§ 43a: Gemäß BVerfGE vom 20. März 2002 (BGBl. I S. 1340) – 2 BvR 794/95 – mit Grundgesetz Art. 103 Abs. 2 unvereinbar und nichtig“ Auf der Homepage des Bundesministeriums für Gesundheit ist das Betäubungsmittelgesetz [Juris Datenbank] abrufbar. Beim § 29 BtMG [Straftaten] ist eine Fußnote mit dem Hinweis, dass dieser Paragraph gemäß einer Grundsatzentscheidung des Bundesverfassungsgerichtes mit dem Grundgesetz vereinbar

ist: „§ 29 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1, 3, 5: Nach Maßgabe der Entschei-dungsformel mit dem Grundgesetz vereinbar gemäß BVerfGE vom 9. März 1994 (BGBl. I S. 1207) – 2 BvL 43/92 u. a. –“. Beim § 30c BtMG [Vermögensstrafe] fehlt jedoch ein Hinweis, dass dieser Paragraph nicht mit dem Grundgesetz vereinbar ist und dass dieser Paragraph somit nichtig ist. Es mutet schon befremd-lich an, dass Übereinstimmungen von §§ des BtMG mit dem Grundgesetz erwähnt werden, die Unvereinbarkeit [und somit die Nichtigkeit] jedoch jahrelang [inzwischen seit mehr als acht Jahren] unerwähnt bleibt. Die Publikation des § 30c BtMG ohne Hinweis auf seine Verfassungswidrigkeit heißt nichts anderes als verfassungswidriges Gedankengut [in Gesetzesform] zu verbreiten, wobei hier die Frage, ob das Bundesministerium für Gesundheit, in dessen Zuständigkeitsbereich das BtMG fällt, hier fahrlässig oder vorsätzlich gehandelt, unerheblich ist. Prinzipiell ist eine solche Handlungsweise inakzeptabel.

Die Redaktion von www.eve-rave.net fügte zu Beginn des Jahres 2004 bei dem § 30c BtMG [Vermögensstrafe] eine ent-sprechende Fußnote hinzu: „Da der § 43a StGB gemäß BVerfGE vom 20. März 2002 – 2 BvR 794/95 – (BGBl. I S. 1340) mit dem Grundgesetz Art. 103 Abs. 2 unvereinbar ist und somit nichtig ist und die Entscheidungsformel des Bundesverfassungsgerichtes gemäß § 32 Abs. 2 des Bundesverfassungsgerichtsgesetzes Gesetzeskraft hat, ist auch § 30c BtMG mit dem Grundgesetz unvereinbar und somit nichtig.“

Dyckmans einseitige DreifaltigkeitMechthild Dyckmans war bis 2005 Richterin, ist also der Ju-

dikative verpflichtet. Seit 2005 ist sie Mitglied des Deutschen Bundestages. Hier war sie in der 16. Legislaturperiode Spre-cherin der FDP-Bundestagsfraktion für Justizpolitik. Auch derzeit in der 17. Legislaturperiode ist Dyckmans Mitglied des Bundestages und ist somit der Legislative verpflichtet. Am 19. November 2009 wurde Dyckmans als Nachfolgerin von Sabine Bätzing zur Drogenbeauftragten der Bundesregierung ernannt. Hier amtiert sie im Auftrag der Exekutive. Dyckmans vereinigt in sich somit die drei Prinzipien der verfassungsmäßigen Ge-waltenteilung. Einen Nutzen hat das bisher nicht gebracht.

Nach Amtsantritt als Drogenbeauftragte hätte man von der Richterin Dyckmans erwarten können, dass sie das BtMG durcharbeitet. Dabei hätte ihr die Verfassungswidrigkeit von § 30c BtMG auffallen müssen. Als Vertreterin des Rechtsstaates hätte sie hier eine Korrektur veranlassen müssen in Form eines Hinweises in einer Fußnote, so wie beim § 29 BtMG in einer Fußnote explizit die Verfassungsmäßigkeit des Paragraphen hervorgehoben wird. Als Parlamentarierin hätte sie sogar mit ihrer Fraktion die Möglichkeit, die gänzliche Streichung dieses Paragraphen einzuleiten. Doch Dyckmans liebt ihre Rolle als Amtsträgerin der Exekutive mehr als ihre Rolle im Parlament als Organ der Legislative. Dies erkennt man auch leicht an ih-ren Antworten auf Abgeordnetenwatch, wo sie sich gerne hin-ter Paragraphen verschanzt. Ihre Rolle als Mitglied eines Or-gans der Legislative kommt dort überhaupt nicht zum tragen – man bedenke dabei, das Portal heißt Abgeordnetenwatch und nicht Exekutivwatch.

Quellen:http://de.wikipedia.org/wiki/Gewaltenteilunghttp://www.bundesverfassungsgericht.dehttp://bundesrecht.juris.dehttp://www.eve-rave.net/abfahrer/recht.sphttp://www.abgeordnetenwatch.de

Feuer auf Mechthild DyckmansBeitrag von Hans Cousto

#119 / 06.10 2

Dyckmans einseitige Dreifaltigkeit

kommentar

Herausgeber:Agentur Sowjet GmbHDunckerstraße 7010437 BerlinTel.: 030/44 79 32 84Fax.: 030/44 79 32 86Email: [email protected]äftsführer: Emanuel Kotzian (V.i.s.d.P.)Sitz der Gesellschaft: Berlin AG Charlottenburg, HRB Nr. 89200Steuer-Nr. 37 220 20818

redaktion:Michael Knodt (CvD), Roland Grieshammer, Matthias Meyer, Mark Meritan.

Mitarbeiter dieser ausgabe:Werner Graf, Martin Schwarzbeck, Dr. Franjo Grotenhermen, mze, Kerstin Koch, KIMO, Doktor Hanf, Hans Cousto, Kascha, Max Plenert, Joachim Biermanski.

Layout:mark marker, (Lukas Tkotz).iLLustrationen:mark marker, Lukas Tkotz.Fotos:mark marker, oder im Auftrag des Hanf Journals.

anzeigen:Emanuel Kotzian030/44 67 59 [email protected]

Vertrieb:Das Hanf Journal wird im gesamten deutschsprachigen Raum verteilt. Gegen einen Betrag von 50 Euro (Inland) oder 100 Euro (Ausland) jähr-lich, kann das Hanf Journal beim Herausgeber als Prämium-Abo bezo-gen werden.(Abonnement unter www.hanfjournal.de)

druck:Union Druckerei Weimar GmbH Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck nur mit Genehmigung des Heraus-gebers. Manuskripte, Bilder und Beiträge sind willkommen, es wird aber keine Haftung übernommen.Im Sinne des Urteils des LG Hamburg vom 12. Mai 1998 - 312 0 85/98 distanziert sich der Herausgeber ausdrücklich von allen Inhalten der an-gegebenen Internetadressen und Links.Achtung! Jeder Missbrauch von Drogen ist gefährlich! Wir wollen niemanden dazu auffordern oder animieren, Drogen zu konsumieren oder zu verbreiten.

Besucht auch die Homepage www.hanfjournal.de

impressum

V or zwei Jahren stellten Forscher fest, dass ein Bestandteil vieler Gewürze an den Cannabinoid-2-Rezeptor (CB2-

Rezeptor) bindet. Dieser Bestandteil ist das Beta-Caryophyl-len, ein Bestandteil ätherischer Öle. Lange Zeit war man davon ausgegangen, dass nur die Cannabinoide der Cannabispflanze an Cannabinoidrezeptoren binden. Dann stellte sich heraus, dass auch bestimmte Bestandteile von Echinacin, so genannte Alkylamide, ihre immunmodulatorischen Wirkungen zum Teil durch die Aktivierung von CB2-Rezeptoren vermitteln. For-scher des Schweizer Bundesinstituts für Technologie in Zürich zeigten, dass verschiedene Alkylamide von Echinacin stärker an den CB2-Rezeptor binden als Endocannabinoide.

Ätherische pflanzliche Öle bestehen typischerweise aus leicht flüchtigen aromatischen Terpenen und ähnlichen Substanzen. Beta-Caryophyllen ist ein solches Terpen. Diese fettlöslichen Substanzen wandern leicht durch Zellmembranen und haben eine Anzahl ökologischer Aufgaben, darunter solche bei der Wechselwirkung zwischen Pflanzen und Insekten. Beta-Ca-ryophyllen ist eine wichtige flüchtige Substanz, die in großen Mengen in ätherischen Ölen vieler verschiedener Gewürze und pflanzlicher Nahrungsmittel vorkommt, darunter Ore-gano, Zimt und schwarzer Pfeffer. Wegen seines schwachen aromatischen Geschmacks wird es kommerziell als Nahrungs-mittelzusatz und in Kosmetika verwendet. Beta-Caryophyl-len ist auch ein wichtiger Bestandteil (bis zu 35 Prozent) des ätherischen Öls der Cannabispflanze. Bisher war nur bekannt,

dass einige Cannabinoide an Cannabinoidrezeptoren binden. Nun zeigt sich, dass auch ein anderer Bestandteil von Canna-bis an den CB2-Rezeptor bindet. Der CB1-Rezeptor findet sich vor allem auf Nervenzellen des Zentralnervensystems (Gehirn, Rückenmark), jedoch auch auf vielen anderen Zelltypen in der Peripherie, zum Beispiel auf Zellen von Darm, Leber, Herz, Lunge, Harnblase, Sexualorganen und Haut. Der CB2-Rezep-tor ist dagegen auf Zellen des Immunsystems weit verbreitet. Bei Mensch und Tier werden diese beiden Rezeptoren durch vom Körper selbst produzierte Cannabinoide, die so genann-ten Endocannabinoide, aktiviert. Während die Aktivierung des CB1-Rezeptors im Zentralnervensystem für die psychischen Wirkungen von Cannabisprodukten verantwortlich ist, löst die Aktivierung von CB2-Rezeptoren keine Effekte auf die Psyche aus. Die Aktivierung von CB2-Rezeptoren moduliert dagegen Immunreaktionen. Substanzen, die an CB2-Rezeptoren binden, hemmen Entzündungen und die Ausbildung von Ödemen und besitzen schmerzlindernde Eigenschaften. Im Magendarmtrakt schützen solche Wirkstoffe vor einer durch eine chemische Substanz bei Tieren ausgelösten Entzündungen des Dickdarms. Zudem gilt der CB2-Rezeptor als potenzieller Angriffspunkt für die Behandlung der Arteriosklerose und der Osteoporo-se. Die Arteriosklerose wird heute als chronische Entzündung der Blutgefäße betrachtet, und Fettstoffwechselstörungen (vor allem erhöhte Werte des „schlechten“ Cholesterins) werden nicht mehr als Hauptursache angesehen. Insgesamt werden

daher Substanzen, die spezifisch den CB2-Rezeptor aktivieren, von großem Interesse für die Behandlung einer Anzahl von Krankheiten sein. Es wurde in früheren Studien gezeigt, dass die Aktivierung von CB2-Rezeptoren die Konzentration von Entzündungsbotenstoffen (Tumor-Nekrose-Faktor-Alpha, In-terleukin-1-Beta, etc.) reduziert. Eine Forschergruppe aus der Schweiz, Italien und Deutschland wies nach, dass Beta-Caryo-phyllen auch solche Wirkungen ausübt. Die entzündungshem-mende Wirkung von Beta-Caryophyllen trat bereits bei recht geringen Dosen auf. Bereits 1993 waren die unterschiedlichen entzündungshemmenden Effekte, darunter die Hemmung von Entzündungen des Magens bei Tieren, von Beta-Caryophyllen aufgefallen. Allerdings war damals der Mechanismus noch unbekannt. Beta-Caryophyllen ist die erste Substanz in der Cannabispflanze, die Cannabinoidrezeptoren aktiviert, jedoch eine grundsätzlich andere Struktur wie klassische Cannabino-ide aufweist. Daher stellt es einen neuen Typ von Cannabino-iden dar, die selektiv an den CB2-Rezeptor binden. Da dieses Terpen ein wichtiger Bestandteil des ätherischen Öls von Can-nabis ist, könnte es zu den Gesamtwirkungen von Cannabis-zubereitungen beitragen. Zudem wird Beta-Caryophyllen mit pflanzlicher Nahrung aufgenommen mit einer täglichen Auf-nahmemenge von 10 bis 200 Milligramm. Daher könnte diese Substanz ein Nahrungsbestandteil sein, der entzündliche und möglicherweise weitere physiologische Prozesse über das En-docannabinoidsystem beeinflusst.

L iebe Leser und Leserinnen,Wie bereits in der letzten Ausgabe erwähnt, möchten wir

euch heute gerne einen jungen Mann und dessen Patienten-geschichte vorstellen. Wieder ein Hoffnungsschimmer, der uns zeigt, dass es sich lohnt zu kämpfen!

„Ich bin G., ein 28-jähriger Patient, der seit einem Autounfall an einem chronischen Schmerzsyndrom leidet. Bei dem Auto-unfall Anfang 2005 erlitt ich:

3-gradig offene Unterschenkelfraktur rechtsTalusfraktur rechtsOs cuboideum Fraktur rechtsOs cuneiforme laterale Fraktur rechtsTalusfraktur linksCalcaneusfraktur linksDistale Fibulafraktur linksLungenkontusion linksMultiple Schnittwunden an Hand, Gesicht, den unteren Ex-tremitäten

Mein Problem sind meine Füße! Der linke Fuß fängt bei län-gerer Belastung, dabei meine ich hier knapp eine halbe Stunde, an zu schmerzen und der rechte Fuß ist seit dem Unfall immer noch nicht zusammengewachsen. Er hält also an Schrauben und Klammern zusammen. Dabei hat sich auch eine Arthro-se im rechten Sprunggelenk gebildet, die bei jedem Schritt schmerzt!

Ich war im Krankenhaus anfangs trotz dieser schweren Ver-letzungen auf Novalgin und Paracetamol eingestellt. Diese haben bei diesen Verletzungen jedoch nicht angeschlagen und ich wurde auf Tramal eingestellt. Auf Tramal hatte ich ein ko-mischeres Körpergefühl, und die Schmerzen waren auch nur bedingt gemildert. Ich wurde auf hoch-potente Opiate einge-stellt, die den Schmerz vorerst auch gut milderten, doch die Ne-benwirkungen wie Verstopfung, Schlafstörungen, chronische Müdigkeit, Magenschmerzen und Introvertiertheit stellten sich ein. Nach einigen Operationen, insgesamt waren es knapp 20 an den Füßen, wurde ich auf Tramal eingestellt und aus dem Krankenhaus entlassen. Die Schmerzen waren nur gemildert aber nicht weg. Ich versuchte aufgrund der Nebenwirkungen Tramal wegzulassen, doch wer jetzt sagt, Tramal macht nicht abhängig, da kann ich nur schmunzeln! Ich hatte einen extre-men körperlichen Entzug vom Tramal, bei dem ich selbst nicht mehr wusste, was abging! Mir war heiß und kalt zugleich, hat-te Schüttelfrost, mir lief der Schweiß aus allen Poren und ich entschloß mich dann notgedrungen Tramal weiterzunehmen. Dann setzte ich mich ans Internet und suchte nach Alternativen zu Opiaten. Dort fand ich Cannabis als Schmerztherapie. Das habe ich meinem Arzt auch vorgeschlagen, der meinte auch di-

•••••••••

rekt: „Das ist ein gutes Medikament, nur kann ich es Dir nicht verschreiben, ich hänge schon in einer Regressforderung von der Krankenkasse!“ Somit beschaffte ich mir mein alternatives Medikament auf dem Schwarzmarkt. Als ich es dann auspro-biert hatte, war ich ob der neuen Schmerzfreiheit so überrascht, dass ich mich extrem gefreut habe!

Nun nutze ich Cannabis als Schmerztherapie über Jahre und die Nebenwirkungen wie Müdigkeit und Mundtrockenheit sind nach einer Woche Einstellung auf das Medikament fast vollständig verschwunden.

Meine Krankenkasse finanziert Dronabinol nicht, obwohl mein Arzt eine Therapie mit Dronabinol (THC) vorschlägt. Er hat auch bestätigt, dass sich keine psychischen Bedenken zeigen. Somit sollte meine Krankenkasse eigentlich das Medi-kament übernehmen, doch sie hat es mittlerweile zum dritten Mal abgelehnt! Das selbe Spiel beim Bundesinstitut für Arz-neimittel und Medizinprodukte, dort werden von mir Doku-mente von meiner Schmerztherapie gefordert, obwohl Ärzte und Gutachten bestätigen, dass die Einnahme von Cannabis in meinem Fall einen positiven Nutzen hat!

Doch das liegt jetzt auch alles im Widerspruchsverfahren und lässt sich nur auf dem Rücken der Patienten austragen.

Ich werde in die Kriminalität getrieben und da sollte der Staat einen Riegel vorschieben! Denn ich bin kein Spaßkonsument, ich gebrauche es aus therapeutischem Nutzen, um ein relativ schmerzfreies Leben führen zu können, obwohl ich nicht weiß, ob mein Fuß nach ein oder mehreren Operationen überhaupt mal wieder richtig gesund wird!

Mit freundlichem Gruß, G.“

Doktor Hanf:Wir können euch heute erfreulicherweise mitteilen, dass G. mitt-lerweile erfolgreich sein Antragsverfahren hinter sich gebracht hat.Auch er ist nun endlich Erlaubnisinhaber und darf Cannabis zu medizinischen Zwecken nutzen. An dieser Stelle möchten wir uns nochmals recht herzlich bei ihm für seine Offenheit bedan-ken und appellieren an alle weiteren Patienten, uns ihre Ge-schichte zukommen zu lassen und uns bei Fragen über oder auch während der Antragsstellung zu kontaktieren.Wege entstehen, indem man sie geht.Euer Doktor Hanf,

www.doktor-hanf.de*Name von der Redaktion geändert

Doktor-Hanfs Patienten Ecke 11

Der Fall Marcel G.*

Dr. med. Franjo GrotenhermenMitarbeiter des nova Institutes in Hürth bei Köln und Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Cannabis als Medizin (ACM).

Was haben schwarzer Pfeffer und Cannabis gemeinsam? V apos für unter 100 Euro mit Keramikheizelement? Wow,

das klingt ja toll, hat sich das Hanf Journal Testerteam ge-dacht und gleich mal zwei Modelle im Netz bestellt. Den „Nob-le-Vapor“ für 99 Euro und den „Top-Vapor“ für 69 Euro. Dann war der Praxistest dran.

Der erste Test: Trocken ziehen. Beide Geräte schmecken nach Elektronik, Plastik und der Noble sogar nach Lösungsmitteln (wohl aus dem Gehäusekleber), wir beschließen, sowohl den Noble als auch den Top erstmal eine Stunde bei hoher Teme-ratur vorglühen zu lassen, damit die Produktionsrückstände verbrennen.

Bei beiden Modellen ging das Aufheizen auf die Betriebstem-peratur von 200° C ziemlich schnell, allerdings quoll aus dem Noble Vapor ein übel riechender, ganz feiner Qualm, während der Top-Vapor nur schlecht schmeckte und roch. Nach einer halben Stunde qualmte der Noble Vapor immer noch und das Team glaubte, ein eventuell defektes Gerät erhalten zu haben.

Also wurde der Noble umgetauscht, doch das Austauschge-rät bot dasselbe schlechte Bild. Nach einer halben Stunde Vor-heizzeit quoll auch aus dem Austauschmodell der selbe übel riechende feine Qualm. Deshalb hat sich unser Team entschie-den, den Noble-Vapor erst gar nicht mit Kräutern zu testen. Auch der „Top“ war nach einer halben Stunde nicht völlig frei von Nebengeschmack, allerdings bei Weitem nicht so ekeler-regend wie beim „Noble-Vapor“. Beim eigentlichen Inhalati-onsprozess funktionierte der erste Zug dann auch ganz gut, allerdings sank die Temperartur immer direkt beim Ziehen um bis zu fünf Grad. Das sollte beim angepriesenen Keramikheize-lement nicht passieren, deshalb haben wir auch das Innenleben der beiden Fernost-Importe ein wenig genauer unter die Lupe genommen.

Beim Aufschrauben wird der Gestank, der aus dem „Noble“ strömt, fast unerträglich, irgendetwas zwischen Tankstelle und Plastikfabrik hängt trotz 45 minütigem Vorheizen in der Luft. Das Innenleben ist billig, überall sind Kleberreste zu sehen. Hinter dem Heizelement befindet sich ein eingeklebter Plas-tikpropfen, aus dem Kleber und Plastikdämpfe ausströmen, die zuvor mitaufgeheizt werden. Widerlich. Der Hammer ist jedoch das „Keramikheizelement“. Es ist gar keins. Es han-delt sich hier um eine gewickelte, hitzeresistente Folie, die mit einem Glühdraht umwickelt ist. Billiger als ein Lötkolben, der

TÜV würde den Hersteller wahrscheinlich wegen ver-suchter Körperverletzung anzeigen. Das einzige, was hier aus Keramik ist, ist die Ummantelung des Tempe-raturfühlers. Als Krönung des Ganzen steigt der vor-her erwähnte Qualm direkt aus dem Heizelement auf, irgendwo in den vielen Win-dungen der Folie kokelt es munter vor sich hin und wird direkt mitinhaliert. Eventu-ell liegt das daran, dass der Lüfter für das Heizelement an der falschen Stelle angebracht ist, denn der pustet ganz nach Schildbürgerart schräg am Glühdraht vorbei. Da braucht‘s gar kein Weed, der „Noble“ macht auch so schön fett.

Beim Holzmodell sieht es nicht ganz so schlimm aus, zwar strömt die warme Luft, anders als bei edlen Modellen, an der Elektronik vorbei, allerdings kokelt es hier nicht und der elek-

tronische Silikongeschmack verschwindet nach den ersten fünf Anwendungen auch nicht ganz. Allerdings ist das Heizelement auch nicht aus Keramik, es handelt sich um ein baugleiches Heizelement wie beim Noble beschrieben. Dafür qualmt es nicht, es handelt sich wohl um die Edel-Variante des Billghei-zelements.

Fazit:Beide Vaporisatoren sind für die medizinische Anwendung

ungeeignet, da bei beiden Modellen Dämpfe aus Bauteilen, beim Noble sogar Qualm, mit eingeatmet werden. Auch die Temperatur ist sehr instabil und macht eine genaue Steuerung und somit die Dosierung des Inhalats zur Glückssache.

Beide Hersteller täuschen die Kunden, indem sie mit einem nicht existenten Keramikheizelement werben. Beim Noble ist dieser Etikettenschwindel sogar verantwortlich für Qualm aus Bauteilen, den der Käufer einatmet.

Deshalb: Finger weg. Gute, elektronische Tischvaporisatoren gibt es

nicht unter 200 Euro. Günstiger sind die Materialien, die ei-nen rückstandsfreien Inhalationsgenuß versprechen, einfach nicht zu haben. Wer als Einsteiger nicht so viel Geld investieren möchte, sollte es lieber anfänglich mit einem ordentlichen Ta-schenvapo versuchen, da gibt es im Bereich zwischen 50 und 140 Euro schon sehr ansehnliche Geräte.

Von wegen gesund ...Hanfdampf sieht anders aus

#119 / 06.10 4 #119 / 06.10 5newsclub med

Doktor Hanf alias Lars Scheimann leidet an Tourette sowie ADHS und ist seit Anfang 2009 Besitzer einer Erlaubnis, seine Symptome mit Cannabis zu lindern.

Qualm steigt aus dem Mundstück des „Noble Vapors“ - Foto: marker

Der Luftstrom passiert die Elektronik ohne Abschirmung - Foto: marker

Links: Das Fake-Keramikheizelement - rechts: Ein echtes Keramikheizlement - Foto: marker

GEH' MIR nICHT Auf'n SACKSiebbeutel sind Ü B E R f L Ü S S I GI n der April-Ausgabe des Hanf Journals haben wir euch eine

bisher vernachlässigte Methode der Wasser-Eishaschher-stellung vorgestellt. Ohne feine Siebe hatte Henk allerfeinstes Haschisch von unschlagbarer Qualität aus seinen Schnittresten herausgewaschen. Die in Europa verbreitete Siebtechnik bei der Herstellung von Wasserhasch hingegen konnte da definitiv nicht mithalten. Also haben sich unsere beiden Experten hinge-setzt und lange nachgedacht. So sind sie zwar auf die ein oder andere Idee gekommen, woran das gelegen haben könnte, zu-frieden waren sie jedoch nur mit dem Ergebnis, nicht mit ihrer Theorie. Also haben sich die beiden Growexperten aufgeteilt: Henk hat sich in Amsterdam von guten Freunden noch ein-mal gut selektierte Schnittreste organisiert (98,5 Gramm) und Kimo hat sich auf die Suche nach mehr Informationen über die traditionelle Methode zur Haschherstellung ganz ohne Siebe begeben. Fangen wir mit Henk an:

Der TestAuch dieses Mal hat der niederländische Kleingärtner wieder

den XTR 1000 benutzt. Dieses Gerät aus den USA beschleunigt das Ablassen der Kristalle durch eine spezielle Schlauchkons-truktion, lässt sich mit ein wenig Zeitaufwand jedoch mit zwei Eimern, einem Spanngummi und einer alten Gardine auch pri-ma selber konstruieren. Nach dem 60minütigen Einweichen der getrockneten Blattreste wurde das Gemisch wiederum 60 Minuten gerührt. Dabei war nach 10 Minuten der Schlauch zum ersten Mal, nach 40 Minuten zum zweiten und nach einer Stunde fast zum dritten Mal voll. Insgesamt konnte Henk nach Trocknung und Pressung 17,5 Gramm Bubble Hasch von au-ßergewöhnlich hoher Qualität in den Händen halten, bei 98,5 Gramm ist das eine Ausbeute von 17,7(!) Prozent. Wiederum ohne Siebe benutzt zu haben. Also noch ein wenig besser als beim letzten Mal, es lag also definitiv kein Mess- oder Verfah-rensfehler vor.

Die RechercheZur selben Zeit hat Kimo herausgekriegt, dass es bei der

ganzen Sache nicht nur um Qualität, das beste Haschisch oder die bestmögliche Ausbeute geht, es geht schlichtweg um‘s gute alte Geld.

Denn für jede der beiden Methoden gibt es Geräte, an denen ein paar Leute eine Menge Geld verdienen.

Sowohl Siebbeutel als auch der XTR sind nicht gerade güns-tig in der Anschaffung, wobei der XTR oder ein vergleichbares Gerät in Europa gar nicht mehr zu haben sind. Wieso?

Die Erfinder des XTR haben sich im Jahre 2000 nicht nur ihr Gerät, sondern auch die Methode in den USA und 2006 auch in Europa patentieren lassen. Das heißt, jeder der irgendetwas verkauft, das auf dieser Variante der Wasser-Eishaschgewin-nung beruht, müsste den Erfinder des XTR fragen und/oder seiner Firma Lizenzgebühren zahlen. Das machen in Europa mit Ausnahme einiger Großhändler wenige, weil sie dadurch das Patent anerkennen würden. Die meisten Hersteller, darun-ter auch die zwei weltweit größten, behaupten, bei der Sieb-beutel-Methode handele es sich um ein anderes Prinzip als bei der Wasser-Eishaschgewinnung. Das wiederum macht den Kimo stutzig:

Werden die Trichome nicht bei beiden Methoden mit Hilfe von vier Grad kaltem Wasser von den Blättern getrennt, um sie dann später vom Wasser zu trennen? Wo liegt da der Un-terschied? Die Siebe sind der signifikanteste, und wenn man sich die Gebrauchsanleitungen bei den Siebbeuteln durchliest, fällt zuerst auf, dass dort auch nichts von einer notwendigen Einweichzeit getrockneter Blätter steht.

Die ist aber bei dieser Methode immens wichtig, da die Blätter an-sonsten nicht geschmeidig genug sind, brechen und kleinste Teilchen an den Trichomen hängenbleiben, die dann mit den Harzteilen absin-ken. Henk hatte das beim direkten Vergleich Siebbeutel vs. XTR 1000 (Ausgabe 04.10) bedacht und die Knipreste in beiden Geräten über 90 Minuten einweichen lassen. So war ein direkter Vergleich noch aussage-kräftiger.

Das Hasch ohne Siebe war de-finitiv sauberer als das gesiebte,

die Ausbeute war quantitativ gleich, qualitativ aber Welten voneinander entfernt. Während bei der Siebmethode nur ein Bruchteil des gewonnenen Haschs höchste Reinheit aufwies (die 27µ und die 40µ Siebung), enthielt beim XTR ein Großteil des Endprodukts kaum Pflanzenteile.

Das BuchIm Buch „Haschisch“ von R.C. Clarke wird die traditionelle

Wasserhaschmethode sogar beschrieben (S. 184, S.295), aller-dings am Beispiel von sehr kleinen Mengen in Wassergläsern. Der Autor stellt dann auf den nächsten Seiten eine „Weiterent-wicklung“ dieser einfachen Methode für größere Projekte als das Wasserglas vor, auf der wahrscheinlich alle Missverständ-nisse in Sachen Wasser-Eishaschgewinnung beruhen: Anstatt einfach die Glasmethode in größeren Behältern durchzufüh-ren, stellt der Autor den „Baba Bob‘s Aqua-X-Tractor“ vor.

Beim „Baba Bob‘s Aqua-X-Tractor“ sind auf einmal Siebe im Spiel ( Abb.). Wozu? Das Pflanzenmaterial bleibt sowieso oben,

die Harze fallen auch ohne Sieb nach unten. Genauso sauber wie bei einer Essig-Öl Flasche aus dem Geschenkeladen. Große und kleine Trichome trennen? Wer trennt nach der Ernte große von kleinen Erdbeeren, um dann Brei draus zu machen? Der Pflanzenanteil und die Art und der Anteil der enthaltenen Terpene (ölige Geruchs- und Geschmackstoffe) sind für die Qualität und das gute Aroma von Haschisch verantwortlich, nicht die Größe der Trichome. Henk hat beim Praxistest auch noch festgestellt, dass man die Qualität ohne Siebe wunderbar durch die Rührzeit steuern kann. Während in den ersten 20-30 Minuten wirklich nur reine Trichome ohne Pflanzenanteil her-abrieseln, kommen danach immer mehr anhaftende Chloro-phyll-Teilchen mit, das Wasser wird grün-braun und deshalb wird die Qualität des Haschs mit zunehmender Rührdauer ein ganz wenig schlechter. Es enthält jedoch, im Gegensatz zum Beutelhasch aus den gröberen (80-160µ) Siebungen, keiner-lei sichtbaren Pflanzenteile, lediglich der Teint ist ein wenig grünlicher. Entscheidend für die Qualität sind deshalb nicht

die Siebe, an denen bleiben zudem durch den Strudel beim Mi-xen oder beim Hochziehen kleine Schwebeteilchen hängen, die bei der Schwimm-Sinktrennung später wieder an die Oberflä-che gestiegen wären. „Baba Bobs Aqua-X-Traktor“ würde ganz ohne Siebe, dafür aber mit einem Auslass für das trichomhal-tige Wasser am Boden, viel bessser funktionieren.

Diese Sink-Schwimmtrennung ist den Chinesen seit über 4000 Jahren in der Medizin bekannt, deshalb war der so genannte Erfinder der Wasser-Eishaschgewinnung 1981 sicher nur der Überbringer uralter Traditionen an die westliche Welt. Seitdem überlegen viele, wie man mit diesem uralten Wissen Geld ver-dienen kann.

Leider war „Baba Bob‘s Aqua-X-Tractor“ dann Grundlage für alle Säcke, wie auch immer sie heißen. Dass deren Verkaufs-preis den Materialwert um das Zigfache übersteigt, könnte man vielleicht akzeptieren, wenn es sich um eine gute Idee, die klug vermarktet wird, handelt. Doch was die Sache bei den Säcken dann wirklich heikel macht, ist die Tatsache, dass sie den Trennungsprozess im Prinzip stören und so im Vergleich zur traditionellen, sieblosen Trennung noch schlechter geeignet sind als Baba Bob‘s „Erfindung“. Denn das Herausziehen der Beutel nach oben verwässert das Haschisch noch schlimmer. Es verursacht einen Strudel, der die Sink-Schwimmtrennung wie-der rückgängig macht und so kleine Pflanzenteile mit den Tri-chomen durch das Sieb wandern, die vorher an der Oberfläche geschwommen sind. Kurzum: Das Endprodukt ist schlechter als beim Einsatz einfachster Mittel und kostet eine Menge Koh-le.

Die Verwirrung über das Prinzip der Sink-Schwimmtrennung geht soweit, dass selbst ein Hersteller eines vom Prinzip her guten Gerätes den Gebrauch seines eigenen Produkts falsch er-klärt. Beim „Top-Zeef“ Ice Hasch Eimer müsste man nach dem Rühren den Eimer lediglich in einen 45 Grad Winkel stellen und eine Weile warten. Dann könnte man das trichomhaltige Was-ser einfach durch einen Kaffefilter ablassen. Fertig. Das mitge-lieferte Sieb lässt leider einen guten Teil der Trichome durch und wenn man das Gerät laut Gebrauchsanweisung bedient, bleibt die Hälfte der Kristalle ungenutzt am Boden des Eimers, weil das Auslassloch nicht bündig mit dem Eimerboden ist.

Wer das alles nicht glaubt, kann ja mal folgendes ausprobieren (am Computermodell, nicht in echt und nicht in Deutschland):

Die einfachste Methode zur Wasser-Eishaschgewinnung hat Henk in der April Ausgabe beschrieben, im Prinzip genau so wie es R.C. Clarke auf dem Foto abgebildet hat.

Nachdem die Pflanzenreste aus dem Glas vorsichtig abge-schüttet wurden, nehme man das trichomhaltige Wasser und kippe es durch fünf Siebbeutel (27-160µ) und danach noch durch einen Kaffeefilter. Man wird feststellen, dass …

die Qualität in allen Sieben gleich ist, egal wie groß die Trichome sind.im Gegensatz zur Beutelmethode auch im groben Sieb keine Grünfärbung zu sehen istauch im Kaffeefilter nach dem feinsten Sieb noch einiges enthalten ist, was sonst in den Ausguss gewandert wäre.

Wer möchte, kann das so gewonnene Hasch-Wassergemisch dann noch einmal durch Siebe von 27- 80µ gießen.

Dann kann man sehen, dass die Qualität bei allen Siebungen identisch ist, obwohl die Trichome jetzt ganz fein nach Größe sortiert sind. Erdbeermarmelade aus kleinen, süßen Erdbeeren schmeckt halt genauso wie eine aus großen, süßen Erdbeeren des gleichen Feldes. Sehr lecker und genau gleich.

Fazit: Henk und Kimo können nur davon abraten, zur Herstel-

lung von reinstem Haschisch unter Verwendung von Wasser und Eis Siebe zu benutzen, da es die traditionelle, effektivste Methode im wahrsten Sinne des Wortes qualitativ verwässert. Leider wird auf dem europäischen Markt kein erschwingliches, vernünftiges Gerät zur Wasser-Eishaschgewinnung angeboten, ein Import eines solchen Gerätes aus den USA ist aufgrund der anfallenden Zollgebühren sehr kostenintensiv. Doch auch die einfache Konstruktion mit zwei Eimern, einem Mixer und einem sehr groben Sieb, die man unter iceold.org bestaunen kann, bringt mit ein we-nig Geduld wirklich erstaunliche Ergebnisse.

1Quelle:R.C. Clarke: „Haschisch - Geschichte, Kultur, Inhaltsstoffe, Genuss, Heilkunde, Herstellung“ - AT Verlag, 2000, Aarau, Schweiz.(Original: „Hashish!“, Red Eye Press, 1998, Los Angeles, USA)Foto: Extraktion mit Wasser S. 184.Illustration: Baba Bobs Aqua-X-Tractor S. 296.Mit freundlicher Genehmigung vom AT Verlag

1.

2.

3.

„K eine Pflanze ist illegal“ - mit diesem Slogan warb ein bekannter deutscher Gartenbedarfshop jahrelang

um seine Kunden. Der Gründer und Inhaber dieses Unterneh-mens war Hanf-Aktivist mit Leib und Seele, der Wunsch nach einer rationalen Hanfpolitik war einmal annährend so wichtig wie der Umsatz. Doch das ist seit Februar 2010 Geschichte.

Denn vor einigen Jahren sind zwei entscheidende Dinge ge-schehen: Der erwänhte Geschäftsgründer verstarb unerwar-tet und in Aachen startete die Staatsanwaltschaft die „Aktion Sativa“, in deren Verlauf viele Kunden eines speziellen La-dens gebusted wurden. Damals hatten diese beiden Fakten nichts miteinander zu tun, im Jahre 2010 haben sie durch die unglückliche Verkettung einiger Ereignisse dazu geführt, dass der einst aktivste Unterstützerladen der Hanfszene nichts mehr mit der Pflanze zu tun haben möchte. Nicht einmal mal politisch, theoretisch oder auch nur rein hypothetisch.

Wieso? Das Urteil gegen den zuvor erwähnten Aachener Growshop hat Anfang des Jahres unbegründete Panik ver-breitet, die ganz und gar nicht angebracht ist. Growshops sind nach wie vor legal, nach wie vor dürfen deren Besitzer und Angestellte nicht zum Anbau von Cannabis beraten. Das ist jedoch nicht neu und wird auch von allen seriösen Growshops spätestens seit der „Aktion Sativa“ so gehandhabt.

Auch der Verkauf von Cannabisliteratur ist eindeutig legal. Einer der vor Gericht meistbeachteten Kommentare zum BtMG ist der „Körner-Kommentar“ des vor kurzem pensio-nierten bisherigen Oberstaatsanwaltes in Frankfurt, Hans Ha-rald Körner.

Körner spricht bei einem „Growshop“ sogar explizit von einem Laden, der Anbauzubehör für Drogenpflanzen verkauft. Der Betrieb eines Growshops sei laut Körner (neueste, 6. Auf-lage) kein Verstoß gegen das BtMG, solange kein „Bezug zu einem bestimmten BtMG-Delikt“, also. einem „konkreten An-bau“ gegeben ist, sprich: Solange nicht konkret zum illegalen (Hanf-)Anbau beraten werde. Auch der Verkauf von Büchern, die den Anbau von Hanf oder Marihuana erläutern, sei dem-nach kein Problem.

In der Praxis ist der konsequente Verzicht auf Anbaubera-tung auch vollkommen ausreichend. Einfache Schritte wie die Erweiterung des Sortiments um Gartenbaubücher und Nutz-pflanzensamen oder die „Entlinkung“ von Anbauforen sind manchmal ebenso nachvollziehbar und je nach lokaler Stim-mungslage auch verständlich. Ein seriöser Growshop muss sich und seine Kunden schützen, indem er dafür sorgt, dass im Laden oder durch das Personal keine Straftaten stattfinden und so die Polizei keinen Vorwand hat, Kunden zu schädi-gen.

Weitreichendere Schritte sind vorauseilender Gehorsam, und genau das ist das Ziel aller Einschüchterungsversuche seitens derer, denen Growshops ein Dorn im Auge sind. Ein-mal ausgemusterte Bücher müssen später nicht mehr ver-brannt werden.

Diese Untertanen Mentalität ist verantwortlich dafür, dass wir in Europa immer die Letzten sind, wenn es gilt, sich gegen of-fensichtliche Mißstände zu wehren. Kein Growshop muss auf einmal alle Hanfblätter entfernen, alles, was auch nur entfernt mit Hanf oder Kiffen zu tun hat, aus dem Sortiment nehmen oder gar aus dem DHV austreten.

„Beiße nicht die Hand, die dich füttert“. Das heißt in diesem Falle: „Hör nicht auf, für die legitimen Belange deiner Kunden zu kämpfen, nur weil sie illegal sind.“

Andere Grow-Läden in Köln wollten das Plakat des Hanftags nicht aufhängen, weil es zu „aggressiv“ sei. „Verstecken ist nicht mehr“, so das diesjährige Motto, zu aggressiv? An wen verkauft ihr denn eure Lampen und den Dünger? Klar, man muss sich an die Gesetze halten, nicht mehr, nicht weniger. Aber selbst in Bayern und Baden-Württemberg können Sze-neläden, die sich an die Regeln halten, existieren und Growe-quipment sowie Paraphernalien verkaufen und nebenbei für eine gerechtere Hanfpolitik eintreten. Es gibt in Deutschland kein rechtskräftiges Urteil gegen einen Grow- oder Headshop-betreiber, der seine Kunden nicht direkt zum Hanfanbau be-raten hätte. Und selbst da gibt es nur das eine Urteil, bei dem der betroffene Laden wirklich alle Growshopper-Regeln miss-achtet hatte, die möglich sind. Er hat direkt beraten, selbst (mit)angebaut, vercheckt und angeblich sogar Anlagen gegen

Weed getauscht. Klar, dass der keinen Growshop mehr be-treiben darf, weil er einfach Mist gebaut hat.

Der Autor dieses Artikels hat selbst jahrelange Erfahrung hinter der Growshoptheke und weiß aus eigener Erfahrung, dass die Vermeidung der Worte Hanf, Grasanbau, Weed usw. spätestens seit der „Aktion Sativa“ zum Handwerks-zeug eines jeden Growshoppers gehören müssen. Rechtlich geschultes Personal ist besser als der Rundum-Schlag à la Frankreich: Weil es dort juristisch wirklich heikel ist, einen Growshop halbwegs offen zu betreiben, gibt es in Frankreich nur „Hydro-Shops“ ohne jedweden Bezug zur Hanfpflanze. Die französischen Growshopbetreiber würden sich über eine Rechtslage wie in Deutschland freuen und sofort ihre Kon-zepte anpassen und so arbeiten, wie die Growshops in den meisten EU-Ländern, darunter auch Deutschland. Wenn es aber alle so machen wie der einstmals aktive Unterstützer-laden aus einer deutschen Hansestadt, der seine Wurzeln verleugnet, gibt es in zehn Jahren dann auch hier noch so genannte „Hydro-Shops“. Ohne dass ein Staatsanwalt oder Richter einen Finger krumm gemacht hat. Alle tun so, als ob sie zu Hause Gewürze anbauen und lügen sich grinsend ge-genseitig in die Tasche, während die Legalisierungslobby um den DHV Insolvenz anmeldet und nach Kalifornien auswan-dert. Die Kleingärtner, die einfach mal Pech hatten, werden immer noch weggesperrt und der kommerzielle Anbau ist end-gültig in der Hand organisierter Banden. Hydro-Shop Besitzer fahren dicke Karren, können sich ungestrecktes Weed für 30 €/Gramm leisten und im Laden ist nicht einmal mehr ein vir-tuelles Grasblatt zu sehen. Dafür ist es der Pharma-Industrie gelungen, alle Cannabinoide zu synthetisieren, verkehrsfähig zu machen und sie gewinnbringend zu verkaufen. Der Anbau einer Pflanze ist selbst für Cannabis Patienten noch immer ausnahmslos verboten.

Schöne Aussichten. KIMO

KOMMENTAR

#119 / 06.10 6 #119 / 06.10 7

>>>

>>>

guerilla growing / kommentarguerilla growing

Ice Hash ganz ohne Siebe - Foto: Peter Marks

Foto: Extraktion mit Wasser - Hier noch ohne Siebe...1 ... bringt „Baba Bob“ auf einmal Siebe ins Spiel. Alle Trichome die kleiner als das letzte Sieb sind, gehen nun verloren - Foto: Baba Bobs Aqua-X-Tractor1

Die Testgeräte, Ausgabe 04.10

#119 / 06.10 9

n icht nur die Sommerhitze ist dem optimalen Klima im Privatpflanzraum immer wieder abträglich, auch zu tro-

ckene Wohnungsluft, zu kalte Zuluft oder ein zu lauter Lüfter spielen ambitionierten Hobbygärtnern üble Streiche.

Der Easy Analoog 16 A regelt die gewünschte Temperatur und Luftfeuchtigkeit auch in etwas größeren Räumen mit ent-sprechender Lichtleistung. Anders als die meisten Klimageräte bietet er die Option, auch einen Ventilator, ebenfalls Drehzahl geregelt, anzuschließen und sorgt so neben einem guten Klima immer für die optimale Luftzirkulation im Pflanzraum.

Gut und solide verarbeitet bietet der Easy Analoog insgesamt Anschlussmöglichkeiten für drei Geräte, neben dem Ventilator können natürlich Zu- und Abluft angeschlossen und geregelt werden. Ein externer Fühler mit einem 1,50 Meter langen Ka-

bel sorgt dafür, dass Temperatur und Luftfeuchtigkeit immer genau am gewünschten Punkt im Raum bestimmt werden können. Entweder über die Auto-Funktion oder einfach per Hand können die maximale und minimale Drehzahl sowie der gewünschte Temperaturbereich genau eingestellt werden und somit kann das Raumklima mit Unterstützung der Klima-geräte optimal gesteuert werden. Der Easy Analoog verfügt zudem über eine austauschbare Sicherung, so dass die ange-schlossenen Geräte bestmöglich geschützt werden.

Das solide Helferlein und eine Menge andere, hochwertige elek-tronische Klimacontroller findet ihr bei der Grow In AG. Entwe-der im Shop in der Kaiserin-Augusta-Allee 29 in 10553 Berlin, geöffnet werktags von 10.30-18.30 Uhr, sonnabends 10.30-14 Uhr oder einfach online im Webshop von www.grow-in-berlin.deHändleranfragen in der Flottenstr. 24c in 13407 Berlin sowie un-ter 030 34 99 80 70 sind ausdrücklich erwünscht.

Gebongt - Der VapocaneDer Messesieger der cannaTrade verzaubert eure Bong

Black Leaf AbsintheAuferstanden von den Toten

A bsinthe hat eine lange und sagenumwobene Vergangen-heit. Erfunden um 1770, avancierte der Absinthe wohl

auch wegen der ihm nachgesagten euphorisierenden und aph-rodisierenden Wirkung zum Kultgetränk Nr.1 des 19.Jahrhun-derts. Bekannt wurde der Absinthe als die grüne Fee, die Muse vieler berühmter Maler, Denker und Dichter wie Picasso, van Gogh, Hemingway und anderen. Bereits im Jahre 1915 war das Getränk in einer Reihe europäischer Staaten und den USA we-gen seines psychoaktiven Wirkstoffes „Thujon“ wieder verbo-ten. In der heutigen Zeit erlebt der Absinthe eine Wiedergeburt und ist als Szenegetränk aus Bars, Discos und der Gastronomie nicht mehr wegzudenken.

Der „Black Leaf“ Absinthe ist zuerst einmal schon durch die kristallene Totenkopfflasche ein Blickfang in jeder Bar. Er wird nach einem Schweizer Originalrezept u.a. aus Wermuth (Arte-misia Absinthium) und vielen anderen hochwertigen Pflanzen und Kräutern mit der gesetzlich festgelegten Höchstgrenze von

35mg/l Thujon hergestellt. Die klassische Variante: Einen Ab-

sinthelöffel mit einem Stück Wür-felzucker auf ein Glas legen, ca. 4 cl „Black Leaf“ Absinthe darüber träu-

feln und anzünden. Der Zucker karamellisiert. Im Mischungs-

verhältnis 1:3 mit eiskaltem Wasser ablöschen. Die ty-pische Absinthe Trübung setzt ein, umrühren, fer-tig. Auch für Longdrinks, Cocktails oder zum Ko-chen ist der unheimlich leckere „Black Leaf“ Ab-sinthe bestens geeignet.

Black Leaf AbsintheInhalt 0,5 l, 55% vol.Erhältlich beim Black Leaf Dealer ihres Vertrauens.www.neardark.de

V iele Bongraucher sind noch nicht auf einen Vaporisator umgestiegen, weil bei den günstigen und kleinen Einstei-

gergeräten der „Kick“ fehlt, Geräte mit dem berühmten „Kick“ sind erst ab 200 Euro zu haben, meist nicht transportabel und von einer Stromquelle abhängig. Der Hersteller der Vapbong, Solwe, hat sich nun eine Lösung ausgedacht, die aus jeder Bong mit nur wenigen Handgriffen einen Vaporisator macht, in jede Westentasche passt und zudem ohne Strom betrieben wird.

Der „Vapocane“ besteht aus einem Heizelement aus Glas und einem Kräuterreservoir, die beide mit einem handelsüblichen 14,4 mm Schliff versehen sind. Besitzer einer 18,8 mm Bong kön-nen einfach einen 14,4 auf 18,8 mm Adapter aus dem Headshop ihres Vertrauens erwerben. Kräuterreservoir und Heizelement werden einfach statt des normalen Köpfchens auf die Bong ge-steckt und das Heizelement wird am oberen Ende mit einem Sturmfeuerzeig, oder beser noch mit dem Vapocane-Burner, erhitzt. Im Vergleich zu anderen flammenbetriebenen Vapori-sierern kann der Benutzer zwischen direktem und indirektem Flammeneinsatz wählen, wobei wir den indirekten immer vor-ziehen würden, weil bei dieser Anheizmethode ein Anbrennen der Kräuter auch bei etwas zu hohen Temperaturen vermieden wird. Zusätzlich wird der Vapocane Vaporisieraufsatz in einer praktischen Schutzhülle im Stiftdesign geliefert. So kann man das gute Stück unauffällig und problemlos zu Freunden mit-nehmen, um die Pfeife des Gastgebers als lungenschonenden Vaporisierer zu verwenden.

Wieder einmal hat Solwe auch mit dem Vapocane ein ver-blüffend einfaches Gerät, das allen Ansprüchen des gehobenen Verdampferlebnisses gerecht wird, auf den Markt gebracht, das auch vom fachkundigen Publikum auf der Cannatrade dan-kend angenommen und bestimmt nicht ganz ohne Grund zum

besten Produkt gewählt wurde. Den Vapocane gibt es in drei verschiedenen Ausführungen, „clear“, „gold“ und „white“, ab 47,60 Euro in jedem gut sortierten Headshop.

Mehr infos zum Vapocane gibt es unter: www.vapocane.com

D er Global Marijuana March (MMM) findet (fast) zeitgleich in über 300 Städten weltweit statt. Am ersten und zweiten

Wochende im Mai demonstrierten nicht nur in Berlin und Frak-furt/M. zahlreiche Menschen friedlich für die Re-legalisierung von Hanf. Das Hanf Journal hatte in Berlin (D), Frankfurt/M (D), Prag (CZ), Kiev (UA), Dniepropetrovsk (UA) und Toronto (CA) Korrespondenten vor Ort.

Berlin, Hanftag. 8. Mai 2010: Verstecken ist nicht mehr

Das Motto hat die Berliner Polizei wohl allzu wörtlich genom-men und just genau zum Hanftag mal wieder ordentlich Prä-senz gezeigt. Ab 13.00 Uhr versuchten viele Teilnehmer, sich zum Brandenburger Tor durchzuschlagen. Das war ob des ge-ballten Polizeiaufgebots nicht einfach, die Beamte hatten den gesamten Platz abgeriegelt und filzten jede/n potentielle/n Teil-nehmer/in sowie den ein oder anderen unbeteiligten Touristen, der nach „Kiffer“ aussah. Schön weit sichtbar, damit es sich alle auf dem Weg befindlichen Sympathisanten noch weit vor dem Pariser Platz anders überlegen sollten konnten. Der Einsatz der Ordnungshüter sorgte schon vor der eigentlichen Demo für den traurigen Höhepunkt des Tages. So hat es die Berliner Polizei wieder einmal geschafft, Menschen davon abzuhalten, friedlich für die Freigabe von Hanf zu demonstrieren, wie es offiziell heißt „zum Schutze des Veranstalters vor potentiell zu erwartenden Straftaten“. In Frankfurt /M. wurden die Hanfak-tivisten gerade mal von zwei Polizeimotorrädern begleitet, während Berlin mehr Polizisten als Demonstranten aufbietet. Wie groß ist die Angst vor den eigenen Bürgern geworden, eine Demo, auf die wahrscheinlich nicht mehr als 1000 Menschen gekommen wären, unter einem fadenscheinigen Vorwand im Vorfeld auf 200 zu dezimieren?

Wer es dann unbehelligt durch die Filzkolonne geschafft hat-te, konnte sein Wissen über den aktuellen Stand bundesdeut-scher Hanf-Realität ab 14:30 durch Beiträge von Georg Wurth (Deutscher Hanfverband, DHV), Steffen Geyer (usualredant.de), Locke (Hanfparade), Rolf Ebbinghaus (Hanfmuseum), den Jungen Liberalen sowie der Berliner Piratenpartei erweitern. Schon bevor der Demozug gegen 15:15 endlich loszog, waren dann kaum mehr Teilnehmer als Politzisten übrig, der Veran-stalter geht von 200 Demonstranten aus. Vom Brandenburger Tor bewegte sich die diskriminierte Menge durch die Berliner Mitte lautstark zum „Yaam“, wo dann endlich ohne weitere Be-lästigungen und ohne weitere Vorkommnisse bis zum nächsten Morgen gefeiert werden konnte. (Video siehe Seite 2)KIMO

Frankfurt, 8. Mai 2010: „Bei 4000 habe ich aufgehört zu zählen“

Der GMM: Ein „cross-over“ der Legalizer aus verschiedenen Parteien und Organisationen. Frage: “Wie viele waren wir ei-gentlich?“ Antwort eines Teilnehmers: „Oh, bei 4000 habe ich aufgehört zu zählen!“

Verarscht! Es drückten sich zwar wirklich Tausende durch die Frankfurter Innenstadt, doch bei unserer Global Marijua-na March Kundgebung fanden sich ungefähr 100 Interessierte ein.

Die Kundgebung stand unter dem Motto: „Prohibition tötet!“ und Redner von „Die Linke“ in Hessen (Ulrich Wilken), „Pi-raten“ (Jochen Löblein), „J.E.S.“ Frankfurt (Christian Holl) und Grüner Hilfe (Jo Biermanski) prangerten die momentanen Pra-xis in der Drogenpolitik in Deutschland und weltweit an. Der angekündigte Redner von der Grünen Jugend war leider in der Anti-Nazi-Demo hängengeblieben. Sie forderten eine Entkri-minalisierung des Drogenkonsums, die Legalisierung von Can-nabis und vor allem auch Drug-Checking. Die weitestgehende Forderung war die nach der Abschaffung des BtMGs!

Nach gut zwei Stunden spazierten wir dann zum Main. An-geführt von zwei grün-weißen Motorrädern ging es durch die Frankfurter Innenstadt – mal mehr, mal weniger laut.

Am Mainufer beendeten wir die Veranstaltung offiziell. Doch wir werden wiederkommen bis die Vernunft gesiegt hat!

Wir suchten uns ein schönes Fleckchen in der Sonne und lie-ßen den Tag gebührend ausklingen.

Ingrid Wunn, Sprecherin der Hanf-Initiative Frankfurt „Hai am Main“

www.hanf-initiative.de

Prag 8. Mai 2010: GMM 2010 – Ein Tag der Freiheit

Bereits zum 13. Mal fand der von Legalizace.cz veranstalte-te GMM in der Hauptstadt der Tschechischen Republik statt. Die Teilnehmerzahl wächst im liberalen Tschechien von Jahr zu Jahr, waren es vergangenes Jahr noch 10.000 Teilnehmer, so demonstrierten am 8. Mai 2010 bereits 12.000 Menschen für die Gleichstellung von Hanf mit den legalen Drogen Tabak und Alkohol.

Laut der Veranstalter kamen nicht nur Menschen aus der Tschechischen Republik, der GMM in Prag hat sich zu einer internationalen Kulturveranstaltung entwickelt, die auch viele Menschen aus den Nachbarländern anzieht. (Anm. Der Redak-tion: Waren wohl viel Bayern da ;-), is‘ ja auch näher und chil-liger als der Hanftag in Berlin).

Überwältigt vom großen Zuspruch sagte Robert Veverka, Sprecher von Legalizace.cz: „Die Kundgebung und das an-schließende Event im Parukářka Park fand nicht nur landes-weit großen Zuspruch, vor allen Dingen bei der jüngerern Bevölkerung. Sie sind hierher gekommmen, um zu demons-trieren und Spaß dabei zu haben. Sie wollen zeigen, dass der Rückhalt in der Bevölkerung zunimmt und viele Menschen von der Idee der Legalisierung überzeugt sind. Eine Umfrage des Meinungsforschungs-Instituts „SANEP“ im Jahr 2009 hat gezeigt, dass sich fast 50 % der Bürger/Innen eine Legalisierung vorstellen können.“

Auf dem Gelände gab es drei Bühnen, auf denen zahlreiche Reggae-, HipHop- und Techno-Acts zu bewundern waren, es gab Hanfessen und -Getränke, Infostände und natürlich war unsere Schwesterzeitschrift „Konoptikum“ mit zahlreichen Helfern vor Ort. Die zahlreich ausliegenden Exemplare der GMM-Sonderausgabe sowie die Mai-Ausgabe waren schon nach kurzer Zeit vergriffen. Die Polizei war immer präsent, sah aber keinen Grund, den Ablauf der Veranstaltung zu be-hindern. Alles verlief friedlich. Der Pressesprecher der Prager Polizei, Andrea Zoulova, sagte: „Trotz der hohen Teilnehmer-zahl verlief die Demonstration perfekt. Es gab keinerlei größere Zwischenfälle und wir mussten im Verlauf der Veranstaltung nicht eingreifen.“

Zum Abschluß der großen Party erinnerte Robert Veverka noch einmal daran, dass man kommendes Jahr auf jeden Fall wiederkommen werde, jedoch lieber um die Legalisierung zu feiern als für sie zu demonstrieren. Und so konnten die zahl-reichen Teilnehmer/innnen den chilligen Tag in einem der zahl-reiche Prager Clubs ausklingen lassen, die in der Nacht zum 9. Mai mit einer After-Party den GMM die ganze Nacht durchze-lebriert haben.Petr / Übersetzung: KIMO

Kiev, 15. Mai 2010: Freiheit in Ketten

Am Tag vor dem GMM wurde die Veranstaltung von den ört-lichen Behörden verboten. Zehn Einsatzwagen der Spezialein-satzkräfte standen am Versammlungsort mit offenen Türen bereit, um den potentiellen Teilnehmern zu zeigen, was sie er-wartet. Am gleichen Tag feierte die Ukrainische Regierung den „Europa-Tag“, weshalb überall Touristen, Journalisten und offi-zielle Verteter aus den EU-Länder unterwegs in Kiev waren.

Die Polizei drohte den Organisatoren im Vorfeld des GMM, sie zu verhaften, sollten sie die geplante Demonstation trotz des Verbots veranstalten. Das veranlasste die Aktivsten zu der Entscheidung, eine radikale Form des passiven Widerstands zu wählen. 12 Aktivisten trafen sich vor dem Außenministerium, wo gerade die offiziellen EU-Feierlichkeiten stattfanden. Dort entfalteten sie ein Transparent mit der Aufschrift „Ist heute Eu-ropatag?“ und der Organisator des GMM und Chefredakteur der „Konopravda“, Taras Ratushnyy, kettete sich symbolträch-tig an den Zaun des Gebäudes.

„Wir haben keine andere Möglichkeit als diese, unsere (Mei-nungs)-Freiheit in diesem Land zu bewahren, die Menschen zu schützen, die unsere Forderungen unterstützen,“ sagte der ukrainische Hanf-Aktivist. Während seine Mitstreiter mit den Medienvertetern vor Ort sprachen und ihre Forderungen erläu-terten, kamen annährend 200 GMM Teilnehmer dazu.

Taras und die anderen Teilnehmer fordern, das Thema Dro-genpolitik und den Krieg, den die Drogen zum Thema einer Parlamentssitzung zu machen, die Polizeiwillkür und deren Involvierung beim Drogenhandel aufzudecken sowie eine Ge-neralamnestie für Hanfkonsumenten, die zur Zeit eine Gefäng-nisstrafe verbüßen.

„Der GMM in Kiev ist verlegt, um Provokationen (seitens der Polizei) zu vermeiden und um die Möglichkeit zu wahren, ge-gen das Verbot vorzugehen.“ lautete die offizielle Stellungnah-me der Veranstalter. Die Polizei stand die ganze Zeit über pas-siv dabei, die Anwesenheit der Journalisten hinderte sie jedoch offensichtlich daran, Verhaftungen vorzunehmen. Die Beamte trafen nichtsdestotrotz Vorbereitungen, die festgekettete Per-son nach dem Abzug der Pressevertreter festzunehmen, Spezi-alwerkzeug und eine Motorsäge standen schon bereit. Nach 90 Minuten begann sich die Versammlung aufzulösen, ohne dass jemand festgenommen worden war. Als die letzte Gruppe den Ort sicher verlassen hatte, öffnete der festgekettete Aktivist un-vermittelt die Vorhängeschlösser und entzog sich dem Zugriff, indem er blitzartig auf dem Rücksitz eines Motorrads versch-wand. An diesem Tag wurde niemand festgenommen und alle Teilnehmer erhielten Asyl auf dem Gelände eines 500 Meter entfernt stattfindenden Reggae-Festivals.T.Rat

Dniepropetrovsk, 22.Mai: Straßentheater gegen Nazis

In Dniepropetrovsk sind die Behörden ein wenig liberaler, hier kann nur ein Richterspruch eine friedliche Demonstration verhindern. So wurde der MMM auch für den 22. Mai ange-meldet und genehmigt. Ist eine Demonstation von offizieller Seite trotzdem nicht erwünscht, so wird der Versammlungsort einfach ein paar Stunden vorher für eine Gegenkundgebung vergeben. Dann kann auch die Polizei die eigentliche Demo kurzerhand verbieten, um die Sicherheit zu gewährleisten. In den vergangenen Jahren haben ukrainische Nazis mit der For-derung „für ein gesundes Leben“ die Durchführung des GMM mit der zuvor beschriebenen Taktik immer wieder erfolgreich verhindert.

In diesem Jahr gab es dann aber sehr früh morgens eine Ge-gen-Gegen-Demo. Ein „Straßentheater gegen Nazis“ verteilte Blumen an die Passanten, verwickelte Anwesende ins Gespräch und suchte den Dialog mit allen Seiten. Die Nazis waren offen-sichtlich überrumpelt ob so viel Freundlichkeit und die anwe-senden GMM-Aktivisten konnten auch ihr Anliegen so erfolg-reich vertreten. Keine Schlägerei, keine Festnahmen.

Gegen Ende flammte die ukrainische Variante der freien Be-richtstattung dann doch noch einmal kurz auf: Ein anwesender Journalist, der ein Foto vom aggressiven, pöbelden Nazimob machen wollte, wurde verprügelt und seine Kamera wurde ge-stohlen, ohne dass die Polizei eingeschritten wäre.T.Rat

Toronto, 1. Mai 2010: Über 20.000 Menschen fordern das Ende der Prohibition

Das wohl fetteste Event weltweit fand in Toronto statt.Über 20.000 Menschen kamen im Queen‘s Park zusammen,

auch um sich mit ihrem Landsmann Marc Emery solidarisch zu zeigen, der im Mai wegen US-Samenhandels an die USA ausge-liefert wurde. Auch in Toronto war die Stimmung friedlich, das Teilnehmerspektrum spiegelte, ein wenig anders als bei den meisten Demonstrationen in Europa, alle Schichten und Alters-klassen der kanadischen Gesellschaft wider. Pot ist dort schon „mainstream“, also gesellschaftsfähig.

Die Polizei denkt auch hier nicht entfernt daran einzugreifen, und so verlief auch die größte Kundgebung im Rahmen des GMM friedlich und ohne Zwischenfälle ab. Was im Gegensatz zu Europa auch auffällt, ist die Unterstütung, die die kana-dische Hanfszene durch zahlreiche Sponsoren erfährt.

Gerade hier zeigt sich, dass die Legalisierung nur mir breiter Unterstützung der Growing-Industrie eine Chance hat, als The-ma von Bevölkerung und Medien ernst genommen zu werden (siehe Kommentar Seite 7).Iven Simonetti

#119 / 06.10 8wirtschaft hanf cooltour

GMM 2010 - so war’s

Fotos: neardark.de

Fotos: Vapocane

200 Hartgesottene marschieren wacker - Berlin

Volle Straßen, super Stimmung - Prag

Nazi vs. Schmusebär - Dniepropetrovsk

a

Hitzefrei durch den Sommer?Der Easy Analoog regelt das schon

neu bei GiB. Klimakontroller mit starken 16 Ampere

#119 / 06.10

D ie Veröffentlichung der Vinyl 7“ „Babylon“ (Nattyflo feat. D.U.G.), gefolgt von der ersten rein deutschsprachigen 7“

Selection „Racer Riddim“ aus dem Jahre 2000 gelten als aus-schlaggebender Startschuss für das Label Rootdown Records. Teil der Resonanz zu eben jener Selection, auf welcher sich bereits die späteren Label-Artists Nattyflo und Nosliw vere-wigten (neben den deutschen Reggae-Urgesteinen Dr. Ring Ding, Natty U, D-Flame u.a.), war der Einstieg von Nikitaman in das Rootdown Camp mit der erfolgreichen Weiterentwick-lung zu Mono & Nikitaman.

Im Sommer 2005 erreichte mich Nattyflo’s Debüt-Album „Im-mer Vorwärts“, und wenn ich mich recht entsinne, startete von da an meine Zusammenarbeit mit Rootdown Warrior Marius, der mich bis heute (und hoffentlich noch lange Zeit) in regel-mässigen Abständen mit beschwingten Roots Reggae Riddims und pumpendem Dancehall versorgt. Spätestens mit der Ver-pflichtung von Nachwuchskünstler Maxim entwickelte sich das Label immer mehr zu der nachhaltigen Talentschmiede in-nerhalb der deutschen Reggaeszene.

Am Abend des 12.März 2006 konnte ich mich dann gemein-sam mit meinem Redaktionskollegen Micha im Maschinenhaus der Kulturbrauerei Berlin endlich auch von der faszinierenden Live-Performance von Mono & Nikitaman überzeugen, die dort ihr zweites Album „Für immer“ präsentierten und uns beiden ein sympathisches Interview gaben. Songs wie „Bist Du da?“, „Wir sind so“, „Mehr als das“, „Neu“, „Zweite Halbzeit“, „Tau-send“, „U.N.I.T.Y.“ und vor allem das amüsante „Fresse halten selber machen“ höre ich auch heute noch immer wieder gern. Ende 2006 spannten Sly & Robbie mit „Rhythm Doubles“ den Bogen zwischen altem Reggae über HipHop, Dub und Dance-hall bis zum neuen Reggaeton und bewiesen, dass sie immer noch den Mango-Tango im Blut haben.

Nachdem ich dann im Februar 2007 auch die Gelegenheit be-kam, Tanya Stephens kennenzulernen, hiess es: „Wir wollen’s immer wieder hören“, denn Nosliw lieferte „Mehr davon“. Auf der Basis von modernem Rootsreggaesound zeigte er sein ganzes Können, ob es nun inhaltlich um die Liebe oder gesell-schaftskritische Themen ging. Als alter Junglist freute ich mich auch besonders über die Bassface Sascha & Franksen Remixes zu „Immer wieder hören“ und „Mehr davon“ auf Vinyl. Der Titel „Ausser Kontrolle“ war dann Programm für das sympa-thische Duo Mono & Nikitaman, das enorme Livequalitäten, Energie und Präsenz gekonnt ins Studio transportierte. Auf ex-zellenten Riddims fand das Traumpaar der deutschsprachigen Dancehall-Szene wieder genau den richtigen Mix aus rootsigen („Das Alles“), politischen („Yeah“), aber auch humorvollen Songs („Kann ja mal passieren“).

Auf einem extrem heissen Konzert im Berliner Cassiopeia traf ich dann den guten Marius auch mal live, liess mich von CéCile betören und anschliessend „rückwärts fallen“, denn Maxim er-zählte interessante Geschichten und schaffte es auf seinem Sto-rytelling-Album, auch schwere Themen lebendig und in Farbe zu gestalten. In „Woher sollt ich wissen?“ kannte er keine Tabus oder überflüssigen Stolz, da optimistische Naivität oder falsche Intuition absolut menschlich sind. Und „Was für ’ne Welt“ ist textlich und mit den wunderbaren Harmonien nach wie eines meiner Lieblingsstücke des charmanten Songwriters.

„Heiss & Laut“ wurde es dann wieder mit Nosliw, der sich auf seinem neuesten Streich ausgiebig der elektronischeren Dancehall-Disziplin widmete und für meine Begriffe sein bis dato bestes Album ablieferte. Die „Blockparty“ mit Ronny Trettmann war ein enthusiastischer, erfrischender Mix aus Calypso und Dancehall, „Angst ist deren Business“ kam als

nachdenkliche Hip Hop Ballade mit Olli Banjo mit einem melo-dramatischen Refrain, und im Jungle-Smasher „Ihr könnt mir gar nichts“ harmonierte das neue Dream-Team Bassface Sascha & Nosliw wieder perfekt. Nach diesem leidenschaftlich groo-vigen Mash Up traf ich mich am 21.März 2009 im Berliner Yaam mit dem charismatischen Singjay für ein Interview und lernte so auch Maxim, Überproduzent Teka und Nils vom Rootdown Camp kennen.

Zwei Monate später bevorzugte eine neue Art ‚urbaner Im-migranten-Koalas’ ausser Eukalyptus noch fette Beats und das Brechen von Regeln. 17 Musiker und 17 Vokalisten aus 15 Nati-onen waren nach Köln gekommen, um eine gelungene Melange aus Reggae, Soul, Afro-Beat, World-Folk und allerlei herkunfts-abhängigen eigenen Styles und Einflüssen aufzunehmen – die Koalas Desperados. Im Sommer 2009 war Nattyflo mit seinem „Soulgefühl“ wieder eine zuverlässige Adresse für Roots Mu-sic mit Tiefgang und setzte inhaltlich auf das Themendreieck „Liebe / Freundschaft, Gesellschaftskritik und Musikkultur.“ Gemeinsam mit Nosliw, Maxim, Mono & Nikitaman hatte Nat-tyflo anlässlich des siebenjährigen Jubiläums von Rootdown (2007) eine respektvolle, groovige Hommage an das Label ein-gesungen.

Seit nunmehr 10 Jahren werden hier Künstler langfristig auf-gebaut und etliche Alben, Singles, Tourneen & Festivalauftritte aus dem Hause Rootdown erzielten beachtliche Erfolge. Darü-ber hinaus konnte im Verlauf der Jahre durch die stetige Veröf-fentlichung von Hit-Selections wie „Crystal Woman“, „iLove“ und „Tek A Train“ eine weltweite Aufmerksamkeit auf die in-zwischen durch diverse Geschäftsbereiche gewachsene Marke „Rootdown Music“ gelenkt werden. Die konsequente Erweite-rung des Labels um internationale Künstler wie Lee Everton, die Koalas Desperados und Jaqee festigte diese Position und eröffnete eine zusätzliche Ausdehnung von bisherigen Genre-grenzen.

Zum zehnjährigen Jubiläumsjahr bietet sich für Rootdown die Möglichkeit auf eine ereignisreiche Vergangenheit zurück- und eine spannende Zukunft vorauszuschauen, so sind diverse Ak-tionen und Specials geplant. Nachdem am 23.Mai beim „Spash! Kick Off Event“ gemeinsam mit Nosliw, Jaqee, Nattyflo, Ma-xim, Rojah Phad Full und Slonesta „10 Jahre Rootdown“ gefei-ert wurde, erscheinen in Kürze der „Rootdown Allstars Sam-pler Vol.2“ und die „Kokoo Riddim Selection“.

Auch ich möchte hiermit zum zehnjährigen Geburtstag herz-lich gratulieren und halte es mit den Worten von Nattyflo, Nos-liw, Maxim, Mono & Nikitaman:„Komm zu Rootdown! Wir haben das Beste für Körper und Geist,wir sind mit Herz und Blut dabei.Komm zu Rootdown! Komm und hol dir, was Du suchst.Hier gibt’s Feuer, nicht nur Glut, wer das probiert, kriegt nie genug.“

www.rootdown-records.com

Johannes HoneckerRechtsanwalt und Fachanwalt für Strafrecht

Badensche Straße 33D-10715 Berlin

TEL (030) - 86 20 17 87 FAX (030) - 86 20 17 86

e-mail: [email protected]

„Rootdown represent, jetzt hat's sich ausgepennt!“(Nosliw 2007)

11

Weiter auf Seite 12 >>>

cooltour

10 Jahre Rootdown RecordsText: Roly

Mon

o &

Nik

itam

an -

Foto

: roo

tdow

n-re

cord

s.co

m

Nos

liw &

Rol

y - F

oto:

Rol

y

das schöne Album. „Nothing but human voice and a micro-phone“ – Bauchklang haben einen hypnotischen Groove, der aus den Eingeweiden kommt, zum Nachdenken anregt und in die Beine rauscht.

www.myspace.com/bauchklangwww.bauchklang.com

Trentemøller: Into The Great Wide Yonder

(hip hop academy hamburg)Obwohl seine Karriere mit einer

Reihe bahnbrechender Singles in der elektronischen Szene begann, hat seine Musik stets Genregrenzen gesprengt. Das mehrfach preisge-

krönte Debutalbum „The Last Resort” (Poker Flat Recordings, 2006) bleibt eins der meistgeliebten Independent Alben. Mit seinem zweiten Studioalbum liefert der dänische Produzent und Soundtrendsetter Anders Trentemøller erneut viel Tiefe und Seele, allerdings haben die zehn Tracks nun eher eine Art Indie-Rock-Ästethik und sehr viel Dynamik. Es sprudelt nur so an brillanten Melodien und musikalischen Ideen, die mit verzerrten, antreibenden Twang-Gitarren, echtem und elek-tronischem Schlagzeug, Streichern, Bassmandoline, Theremin und eindringlichem Synthesizer-Sound umgesetzt wurden. Vier Gesangsstücke fügen sich nahtlos in dieses lebendige Al-bum ein, so bezaubert gleich die erste Single „Sycamore Fee-ling“ mit Marie Fiskers atemberaubender Stimme. Gemeinsam mit dem englischen Musiker Fyfe Dangerfield von den Guille-mots, den Sängerinnen Solveig Sandnes und Josephine Philip von dem Indie-Gesangsduo Darkness Falls und Trentemøllers eigenem Songwriting wird uns ein überwältigender Soundkos-mos eröffnet. „Into The Great Wide Yonder” ist Electronica, die mit Neo-Folk, Indie-Rock, Psychedelia und mehr verschmilzt. Ich mag diesen skandinavischen Filmmusik-Vibe mit seiner melancholischen Energie. Denn in den Tiefen und der Drama-tik, die raumerfüllend klingen, liegt eine tragische Romantik verborgen, die man finden und auf die man sich einlassen wol-len muss. Ganz grosses Kino!

www.myspace.com/trentemoellerwww.anderstrentemoller.com

Marsmobil: (Why Don’t You Take) The Other Side?

(compost records)Marsmobil ist ein Projekt des

Münchner Multiinstrumentalisten Roberto Di Gioia (Ex-Passport) mit

Peter Kruder (Peace Orchestra, Voom Voom) und Christian Prommer (Fauna Flash, Trüby Trio, Voom Voom). Inspiriert von der analogen Klangästhetik der 60er und 70er Jahre vereinten sie bereits auf ihrem letzten Album „Minx“ Vergangenheit und Zukunft, und so hörte man darauf eine Mischung aus Space-Pop und Burt Bacharach-artige Orchestrierungen, die musika-lisch laszive Kraft von Air, das Family-Feeling der 70er Band America und etwas von Talk Talk’s Zerbrechlichkeit. Nachdem Ende letzten Jahres die „The Other Side EP“ erste Einblicke in die neuen Produktionen lieferte, erscheint nun mit „(Why Don‘t You Take) The Other Side“ ein ausgereiftes Pop-Album, das sich irgendwo zwischen Pink Floyd, Jazz, Indie-Rock und Soul bewegt. Die Frage des Titels, die das ganze Projekt prägt, wird gleich im einleitenden Song „Patience“ aufgeworfen. Mit derselben Hingabe wie seine Kooperationen mit The Notwist, Console, DJ Hell, Udo Lindenberg und Charlie Watts von den Rolling Stones kreierte Roberto das Marsmobil. Beinahe jedes einzelne Instrument auf dem Album, von der Antonelli Kin-derorgel (als 5-jähriger Bengel begann er darauf zu spielen), über das Mellotron, Schlagzeug, Bass, Klavier, Orgel, akusti-sche und elektrische Gitarren, Sitar, Percussions, Glockenspiel, Marimba, bis zum Cello und sogar die Blues Harfe, wurde von Roberto Di Gioia selbst eingespielt. Und irgendwie erinnert mich der Vibe hier des öfteren an meine früheste Kindheit, in der meine Schwester die Beatles rauf- und runterhörte. Wun-derschöner Psychedelic Rock und grosse Popsongs.

www.myspace.com/marsmobilwww.marsmobil.net

Camino Blue Recordings & Sci-entific present: Terra Mission

(camino blue)Bereits 1995 veröffentlichte das

Produzenten- und DJ-Duo P.B.K. auf Bassface Saschas Label Smokin’ Drum ihr erstes Vinyl. Mit ihrem ei-genen Label Camino Blue Recordings

stehen die beiden Paderborner Patrick und Niko seit 2004 für qualitativen, deepen und atmosphärischen Drum’n’Bass, um einen Gegenpol zu meist seelenloser Härte zu bilden. Im Jahre 2007 zogen sie mit ihrer zweiten Compilation „Ten Short Sto-ries“ auch mich in ihren Bann, im letzten Jahr gründeten sie ein Schwesterlabel mit dem Namen Drone Audio, und nun befin-den sie sich gemeinsam mit vielen aufstrebenden, internatio-nalen Produzenten auf „Terra Mission“.

Nach dem Breakbeat-Gewitter „Storm“ des polnischen Duos Sonic Saturation liefern uns Modemellow und P.B.K. feine Har-monien, bevor der wohl aktivste russische Künstler Andrey Burtaev, besser bekannt als Electrosoul System (subtitles, grid, good looking, hospital), mit „Sputnik“ einen voluminösen Flugkörper ins All jagt. Mit an Bord „across the space“ sind auch Mendelayev & Cutworks, KMC mit Elektro-Schocks und der in Holland lebende Belgier Mav von Scientific mit einem lieblichen Strand-Hit. Nach seinem schicken Album „Life In Cycles“ freue ich mich auch wieder über einen groovigen Track von Physics und dass meine geliebten Future Engineers mit ihrem Mix von ICR’s „Two Steps Backwards“ für ein ent-zückendes Finale sorgen. Als Zugabe gibt’s auf einer weiteren CD noch einen chilligen Live Mix von P.B.K. feat. Wiosna. Gute Arbeit, Jungs.

www.myspace.com/caminobluewww.caminoblue.com

Jazzman Gerald Presents: Let’s Boogaloo Vol.5

(record kicks)Seit über 15 Jahren betreibt er Jazz-

man Records von London aus als On-line Store, welcher sich durch eine ex-zellente Auswahl an gesuchten und gänzlich unbekannten Vinylraritäten

einen Namen gemacht hat. Es war daher nur konsequent, dass Gerald Short vor knapp zehn Jahren das eigene Reissue Label gründete. Jazzman Records kann mit seinen Sidekicks Funk 45 und Soul 7 auf mittlerweile weit über 100 Veröffentlichungen zurückblicken. Eine Reihe, welche die Herzen aller Beat Dig-ger höher schlagen lässt und deren Besitz als Original jeden an den Rand des finanziellen Ruins treiben würde. Auch das italienische Label Recordkicks hat sich wie Jazzman Records zu einer festen Grösse in der Szene entwickeln können. Für die fünfte Folge aus der Compilation-Reihe „Let’s Boogaloo” ge-hen beide nun erstmalig eine Zusammenarbeit ein. Jazzman Gerald präsentiert uns hier 17 glänzende Diamanten zwischen Deep Funk, Rare Soul, Juke Box Jams, Titty-Shakers und jaz-zigen 45s.

Schon das Intro vom All Nations Quartet bringt mich mit den Breakbeats und dem Lo-fi Gospelfunk zum Kopfnicken. Floyd Lawson & The Hearts of Stone erhöhen mit ihrer 1975er Ver-sion von „K Gee“ das Tempo, Mountain Mocha Kilimanjaro orgeln mit „Yellow Soul Force“ japanischen Rare Groove dazu und Billy Larkin bringt in „Funky Fire“ den Blues. Die Portion Soul gibt’s von Patrinell Staten, Royale VII und Ricardo Mar-rero. Jazzman Gerald ist neben Pete Rock, Shadow, Keb Dar-ge, Florian Keller und Kenny Dope einer der derbsten Digger weltweit. Freunde des gepflegten Funks gehen hier definitiv ab - so groovy!

www.myspace.com/jazzmangeraldwww.recordkicks.com

Die Firma: Das sechste Kapitel(lacosamia)

Ihrem selbstgewählten Credo „Ly-rics über Beats repräsentieren Gut und Böse“ bleibt die 1996 in Köln-Porz ge-gründete Combe immer treu, so zieht sich das Thema des musikalischen Dualismus (Yin und Yang) durch alle

Alben der Band. Musikalisch begeistern mich die Jungs seit ih-rem ersten Album 1998 mit ihrem Antagonismus aus straigh-ten HipHop-Beats und Orchestralität. In Zeiten von mp3s und herunterkomprimierten Klangerzeugnissen wirkt „Das sechs-te Kapitel“ als aufwändig ausproduziertes Album wie eine Befreiung. Eine akustische Soundschatzkiste, in der allein 20 Mann an der ersten Geige der Seele Flügel wachsen lassen. Mit der ersten Single „Jetzt“ setzen die drei Kölner genau dort an, wo sich das von Gangstern und Streetrappern dominierte Hip-Hop-Deutschland derzeit nicht hintraut – bei der Fröhlichkeit, Leichtigkeit und Ehrlichkeit. Mit Hilfe eines Arrangeurs und eines 50-Mann-starken Sinfonie-Orchesters hat Die Firma auf dem ganzen Album einmal mehr aus dem Vollen geschöpft und so der Grösse ihrer Songs aus instrumenteller Sicht zum ersten Mal in vollem Umfang Tribut gezollt. Fühl’ die „Stille“, „Keiner weiß was kommt“, setz’ die „Sonnenbrille“ auf - die Firma liefert erneut die Zeilen, die aus der depressiven Hip-Hop-Lethargie wieder eine Bewegung machen können und die Menschen zusammenbringen anstatt zu entzweien. Songs wie „Traum“, „Spruchreif“, „Schwarzer Regen“, „Ich seh Dich gehen“ und „Schlaf“ geben mir am meisten, während mich das snaplastige „First Class“ und der bouncende „Elefant“ zum Schmunzeln bringen. Ja, und der gute Curse ist auch dabei. (Im) HipHop gibt (es) endlich wieder Hoffnung.

www.myspace.com/diefirma1 www.diefirma.de

Various Artists: Sky High 2(transmitter)

Nachdem ich euch im letzten Mo-nat die Flashbacks-CD „If I Had My Way - Blue & Lonely” näher gebracht habe, möchte ich euch nun weitere 25 jazzige Reefer-Songs aus den Jahren zwischen 1925 und 1945 ans Herz le-

gen, die direkten Bezug auf Marihuanagenuss nehmen. Erneut hat DJ Double-R swingende Hanfklassiker aus den USA für die Nachwelt kompiliert, Künstler wie The Cats & The Fiddle, The Meltone Boys, Nat King Cole Trio, Richard Jones & his Jazz Wizards, Mezz Mezzrow and his Swing Band, Cab Callo-way, Slim & Slam, Louis Armstrong & Orchestra machen aus dem heimischen Wohnzimmer einen berauschenden Jazz-Kel-ler und sorgen für gute Laune, während zwischendurch natür-lich auch der Schmerz des Blues durchblitzt. Die ausführlichen Liner Notes erzählen wieder interessante Hintergrundge-schichten zum Leben der Musiker und Kiffer dieser Zeit. „Oft reisten Musiker als Lockvögel für Wunderheiler in sogenannten Medicine Shows, ein Job, den selbst Little Richard in den 50ern noch ausübte (…) Die Bluesmusiker und Strassensänger aus Memphis und New Orleans betrachteten die Medicine-Tours als eine Art bezahlten Urlaub vom harten Stadtleben, andere Kollegen waren froh, der Monotonie des Baumwollpflückens entkommen zu können.“ Man erfährt Wissenswertes und nette Anekdoten von HopHeads’ Klangpreziosen, vom Jive Smokin’ („Jive hiess sowohl eine Insidersprache der Kiffer, wie auch das Gras, das man rauchte, die Musik, die man hörte, der Tanz, den man tanzte.“) und gebusteten und verfolgten Jazzkiffern. Ein zeitgeschichtliches Dokument, was man gehört haben soll-te - frei nach Cleo Brown: „The stuff is here …“

www.gruenekraft.comwww.syntropia.de

Flying Lotus: Cosmogramma(warp records)

Eines meiner absoluten Lieblings-labels feierte im vergangenen Jahr sein 20-jähriges Bestehen. Das Mar-kenzeichen: Avantgarde. Was Warp macht, setzt Zeichen für die Zukunft. Der Ausnahmeproduzent Flying Lo-

tus legt nach seinem vielbeachteten „Los Angeles“ den Nach-folger vor. Auf „Cosmogramma“ (das kosmische Gleichge-wicht zwischen Himmel und Hölle) erwartet den Zuhörer eine beatverfrickelte Geschichte, wenn bassig-wabernde-Rhythmen auf sphärisch-knisternde Ambient-Klänge treffen. Der Opener „Clock Catcher” kommt mit verstörenden 8-Bit-Computer-sounds, die in weichen Harfennoten münden. Es folgen kom-plexe Shuffle-Beats, die in der Bassdrum-Nummer „Nose Art“ landen. Mit „A Cosmic Drama“ beginnt dann ganz sanft das eigentliche Intro des Orchestermeisters. Ein vermehrter Einsatz von Live-Instrumenten wie Streicher sowie die Rekrutierung prominenter Jazz-Musiker bilden auf 17 fragilen Tracks neue, warme Klangtexturen. So veredeln Saxophonist und Cousin Ravi Coltrane, Bass-Virtuose Thundercat, Harfen-Wunderkind Rebekah Raff oder Erykah Badu- und Outkast-Streicher Migu-el Atwood-Ferguson den Longplayer. Gastvokalisten gibt’s mit Laura Darlington und Thom Yorke (Radiohead) auf dem sub-tilen IDM-Sound von „... And The World Laughs With You”. Vorhersehbare Patterns existieren hier nicht, und genau das macht dieses Album zu einem spannenden Hörerlebnis. Der amerikanische Wonkypionier fusioniert basslastige Space-Elec-tronica mit R&B, Soul, Jazz, Disco & Psychrock und belegt mit „Cosmogramma“ eindrucksvoll, weshalb ihn die Matriarchin der globalen Bass Music, Mary Anne Hobbs, als den „Hendrix seiner Generation“ bezeichnet. Ellison at its best!

www.myspace.com/flyinglotuswww.warp.net

Anthony Rother: Popkiller II(datapunk)

Das, was heutzutage so alles unter dem Banner „Techno“ läuft, ist in den meisten Fällen nicht mein Ding. Monotones Gehämmer und pseudo-intellektueller Minimal bringen mich zum Gähnen, kicken ohne Groove

und Seele allerdings überhaupt nicht. Ein Mann, bei dem ich dagegen immer wieder hellwach werde, hört auf den Namen Anthony Rother. Seit „Sex With The Machines“ (1997) schlägt mein eisgekühltes Electro-Herz für ihn, zeitlose Werke wie „Simulationszeitalter“ (2000), „Little Computer People“ (2001) und „Hacker“ (2002) auf seiner 1998 gegründeten Labelplatt-form „Psi49Net“ begeistern mich nach wie vor genauso wie „Popkiller“ (2004) und „Super Space Model“ (2006) als Meister-stück klanglicher Essenzierung, die über das 2004 entstandene Imprint „Datapunk“ als Signal klanglicher und thematischer Neuausrichtung veröffentlicht wurden. Ungeduldige Fans hat-ten bereits Release-zyklische Berechnungen gemacht, Frank-furter Insiderkreisen waren Details schon als unbestätigte Mel-dungen bekannt, und dann blitzte ein erstes „Disco Light“ als Appetizer auf. Wieder völlig selbstbestimmt und künstlerisch konzentriert werden wir mit „Popkiller 2“ Ohrenzeuge eines Anthony Rother, der endlich wieder wie entfesselt produziert. Die zehn charismatischen Tracks wirken durch mehr als ihre unverwechselbar magische Klangästhetik. Denn was „Popkil-ler 2“ erneut zur Besonderheit im Underground macht, sind vocal-zentrierte Themen wie „Mother“ (als Komplementär zum Popkiller-Hit „Father“), „Rotation“ oder das dramatische „Grab Your Life“. Praktisch Vocoder-ungefiltert geht Rother stimmlich einmal mehr aufs Ganze und überzeugt mit melo-

dischen Tracks voller Emotionen, rauer Schönheit und Freiset-zung unbändiger Energie. Big Boy Moderntronic!

www.myspace.com/anthonyrotherwww.anthony-rother.com

Frittenbude: Katzengold(audiolith)

Nachtigall, ick hör dir trapsen. Nach dem Panda ist vor der Katze. Nach ihrem Debütalbum „Nachti-gall“ mit den Top-Singles „Panda-bär“ und „Mindestens in 1000 Jah-ren“ legen die drei Buben aus Bayern mit „Katzengold“ nach. Mehr Indie?

Mehr Rap? Oder nur ein Steinwurf in die richtige Richtung, eine Knackwatschn mitten ins Gesicht und manchmal auch der Traum, den wir nicht träumen dürfen. Musikalisch sind Frittenbude eine Fusion aus den verschiedenen Interessen der Mitglieder: Ja!kob aka das Basslaster (Beats, Geschrei & Produ-zent) mag Electro, Midimúm aka Martin Steer (E-Gitarre, Ge-sang & Konsument) hört viel Rock und Ruede Sucre aka Streu-ner (Raps, Gesang & Delinquent) steht auf Hip Hop. Vor allem Tracks wie „Unkenrufe“, „Schandenschmuck“, „Und täglich grüsst das Murmeltier“, „Ob es reicht sie zu finden“, „Vom Flie-gen“, „2 + 0 = 4“ und „Seifenblase“ gehen textlich und mit di-ckem Groove voll nach vorne. Mein Lieblingssong ist das finale „Bilder mit Katze“, das hören meine beiden Kätzchen und ich wirklich sehr gerne und schnurren dazu ordentlich durch die Gegend. Ja, das hier ist ein possierliches Album über die dunkle Seite der bunten Parties und über Träume, die an der Realität scheitern und nach dessen Genuss man so große Augenringe hat wie der seinerzeit besungene Pandabär. Als Bonus gibt’s bei der limitierten Erstauflage das 11-Track-starke Remixalbum „Plörre“ dazu, auf dem die Ravetruppe den Songs von Click Click Decker, Kettcar, Egotronic, Ira Atari & Rampue, Die Ster-ne, Dadajugend Polyform, Supershirt, Näd Mika und Plemo & Rampue ihren unverkennbaren Stempel aufdrückt. Erwachsen geworden, flegelhaft geblieben - so muss das sein!

www.myspace.com/frittenbudewww.frittenbude.blogsport.de

Bauchklang: Signs(monkey)

Die 1996 gegründete Combo ent-stand im niederösterreichischen St.Pölten aus einem gemeinsamen Musical-Projekt heraus. Nur mit der Kraft ihrer Stimmen, ihre Bauches und ihres Zwerchfells erzeugen sie

ihren ganz eigenen Sound. Peu à peu erfanden fünf Vokalis-ten das Genre A-Cappella praktisch neu und übersetzten es ins dritte Jahrtausend. Mit virtuoser Stimmbeherrschung, Mouth Percussion und Human Beatboxing generieren Bauchklang ei-nen Gesamtsound, dessen breites Klangspektrum, rhythmische Akzentuierung und brachiale Massivität für das Publikum kaum fassbar ist. Bereits 2002 wurden sie vom österreichischen Radiosender FM4 mit zwei „Amadeus Awards“ als bester FM4 Alternative Act und für ihr Debutalbum „Jamzero“ ausgezeich-net. Nach ihrem Livealbum „Live in Mumbai“ bewegen sich Bauchklang auf ihrem dritten Studioalbum „Signs“ stärker denn je im Club-Kontext und verdichten ihren Mix aus Dub, Elektro, HipHop, Drum’n’Bass und Worldmusic. Die indische Metropole mit ihren kulturellen Eigenarten und den Gegensät-zen zwischen Reichtum und Elend war eine grosse Inspiration. So drückt das Album die Hoffnung an eine bessere Zukunft aus, aber auch Verzweiflung, Depression und Überforderung. Meine geliebte US-Spoken-Word-Queen Ursula Rucker sowie Rap-Poet Rouda und Beatboxer Tez aus Frankreich bereichern

Roland Grieshammer

Rolys Silberscheiben des MonatsRojah & Slonesta:„Wer zum?“ (VÖ: 21.05.2010)

Rojah Phad Full und Slonesta sind die neuen „Killermaschinen“ des Labels.

Rojah kommt aus Bayreuth und ist MC beim Hurricane Sound-system. Slonesta ist in Südbaden zuhause und betreibt dort das Buschwerk Bouncesystem und bastelt nebenbei Remixe. Vor ungefähr fünf Jahren sind sie vom Rap zum Reggae gewech-selt und veröffentlichen nun ihr gemeinsames Debütalbum „Wer zum?“, auf dem sie sich nach dem ersten Song fünf Mal am Mikrofon abwechseln. Hier zeigen die beiden Rookies auf Riddims von Teka, Soundquake und Respectaz ihren Witz und decken das Spektrum von Dancehall bis Roots-Reggae ab. Wei-tere Instrumentals kommen von SWS (Sound With Soul) und Soulforce, die für Slonestas „Mehr Hitze“ den „Heavenless“-Riddim aufgepimpt haben. Die Tracks von Slonesta gefallen mir dank seiner kraftvollen Stimme etwas besser, vor allem wenn er in seinem Garten eine „Dancehall Party“ auf dem „Tek A Train“-Riddim feiert oder rootsmässig den langen deutschen Winter verflucht („Winterstarre“). Es ist eine alte Tradition im Reggae-Business, ein komplettes Album von zwei Künstlern in stetigen Wechsel der Tunes bestreiten zu lassen. Rojah & Slone-sta besitzen auf diesem Toe-to-toe-Album genug Charme und Skillz, um ihren ganz eigenen, individuellen Style dem Hörer zu vermitteln.

www.myspace.com/rojahphadfullwww.myspace.com/slonesta

>>>

Im Juli verlosen wir wieder DREI (in Zahlen: „3“!) schöne DVDs, seid gespannt!

Next Time >>>

#119 / 06.10 12 #119 / 06.10 13

>>>

cooltour cooltour>>> Fortsetzung von Seite 11:

„Rootdown...“

S ommerzeit ist bekanntlich Festivalzeit. Und an Festivals wird einem in Deutschland ja einiges geboten.

Doch warum immer im eigenen Land bleiben? In Tschechien feiert das RealBeat Festival dieses Jahr 12 jäh-

riges Jubiläum und ist somit das größte und älteste Reggae-Festival des Landes. Es findet am ersten Juli-Wochenende, also vom 1. - 3.7.2010, statt. Žizníkov (bei Česka Lípa) ist sehr nahe an der deutsch-tschechischen Grenze, ca.100 km von Dresden entfernt. Und auch in Tschechien wird einem einiges geboten.

Tschechien ist für seine gelassene Atmosphäre bekannt. Du kannst in Ruhe deinen Spliff rauchen, günstiges Bier genießen, ausgelassen feiern und tanzen und das alles für gerade mal 20 Euro.

Und auf die Ohren gibt’s noch mehrDer Headliner des Festivals ist u.a. Toots & The Maytals. Die

Legende aus Jamaika gab mit seinem Hit „Do the Reggay!“ dem ganzen Genre seinen Namen und ist laut der Zeitschrift Rol-

ling Stones einer der besten 100 Sänger der Geschichte. Toots Hibbert erhielt den Grammy für das beste Reggae-Album des Jahres. Mit seinen 63 Jahren zählt er zu den Veteranen des Mu-sikgeschäfts und doch ist ihm sein hohes Alter auf der Bühne nicht anzumerken.

Alle Fans des Dancehalls aufgepasst: der zweite Headliner ist dieses Jahr T.O.K. Das charmante Quartett tritt mit seiner Band, der 303 Band, auf. Die jamaikanische Boygroup reißt mit ihren Hits und Energie jeden mit, der Beine hat. Man muss einfach tanzen.

Das ist natürlich noch nicht alles! Aus England kommen Ge-neral Levy, Top Cat, Deadly Hunta und Mungo’s Hi-Fi mit ihrem Soundsystem eingeflogen. Aus Venezuela kommt die Skaband Sin Sospechas, der EU Reggae Contest Gewinner für Dänemark Mystic MC mit seiner Band Budapest Riddim und aus Deutschland U-cee & Royal Family.

Auch tschechische Bands sind zahlreich vertreten. Schon mal was von Sto zvířat, Švihadlo, Fast Food Orchestra oder Mr. Cocoman & Solid Vibez gehört? Dann wird’s aber Zeit!

Soviel zum Live-Programm. Die Live-Bühne ist aber nur eine von 5 Bühnen! Dazu kommt noch ein Dancehall-Yard, Mungo’s Hi-Fi Dubstation, eine Rootsreggae-Corner und eine Latino-Stage, das heißt jede Menge Reggaeton.

Wenn jetzt auch noch die Sonne mitspielt, dann wird das größte Reggae Open Air Festival in Tschechien zu einem un-vergesslichen Erlebnis.

Alle Informationen findest du auf ww.realbeat.cz

festival RealBeat 2010 Das größte Reggae Open Air in Tschechien!

01.07.02.07.03.07.

#119 / 06.10 15cooltour

Toots - Foto: realbeat.cz

TOK - Foto: TOK

Kay (19) aus Ludwigshafen möchte wissen:„Hi Kascha,ich wollte mal fragen, ob es noch andere Sachen gibt als Ta-bak, um Gras zu mischen? Mir geht es insbesondere um Ha-schisch, weil ich mit dem Tabak rauchen aufgehört habe, aber Haschisch nicht pur im Joint rauchen kann?“

Kascha antwortet:„Hallo Kay,da gibt es eine ganze Reihe von Möglichkeiten. Welche letzt-endlich für dich die beste ist, wirst du anhand von Geschmack, Abbrenneigenschaften und Rauchfeeling selbst für dich fest-stellen müssen. Zunächst gibt es ja noch andere Möglich-keiten des Purkonsums als den Joint. Wer das Haschisch ger-ne rauchen und nicht essen oder trinken möchte, kann man zum Beispiel ganz einfach eine Purpfeife benutzen, da gibt es eine riesige Auswahl an verschiedenen Größen und Model-len, und diese Art des Haschisch-Rauchens ist wohl die effek-tivste. Interessant wegen des doch manchmal etwas starken Haschischrauchs sind vor allem Pfeifen mit irgendwelchen Kühlmechanismen – Purpfeife rauchen muss heutzutage nicht mehr Hustenanfall bedeuten.Wem pur dann doch zu stark ist oder wer das Joint-Feeling mit mehr Rauch haben möchte, der sollte insbesondere bei Ha-schisch gut überlegen, welche Beimischungen sich am besten eignen. Prinzipiell möglich sind z.B. Pfefferminze, Damiana, Knaster oder andere Räuchermischungen oder sogar, das ist dann recht stark, Gras (die so genannte Königsmische). Für Haschisch wichtig ist, dass diese Beimischung nicht zu schnell abbrennt. Gerade Pfefferminze oder Damiana, als Tee gekauft, sind häufig schon eher ziemlich trocken. Pfefferminze hat auch einen ziemlich auffälligen Eigengeschmack, der vor allem mit schwarzem Haschisch vielleicht dann doch einen ziemlich her-ben Rauch ergibt. Bei den verschiedenen Räuchermischungen ist das Rauchverhalten meist schon etwas besser, das optimale Abbrennverhalten kann man dann über die Größe und Breite des Joints einstellen.“

Johann (18) aus München fragt:„Hallo Kascha,ich habe zur Zeit sehr merkwürdiges Gras. Es war sehr bil-lig, aber da sind viele Samen drin, die Blüten sind recht klein und die Wirkung ist eher merkwürdig. Also das ist nicht so wie sonst, sondern ich merke erst gar nicht viel, wenn ich viel rauche, werde ich aber müde und bekomme ziemliche Kopf-schmerzen. Ist das eine schlechte Sorte oder ist damit ir-gendetwas falsch, und kann ich das rauchen oder sollte ich das eher nicht?“

Kascha antwortet:„High Johann,da gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder hast du da Nutz-hanf bekommen oder sehr schlechtes Homegrow. Beide gemeinsam haben einen sehr niedrigen Anteil an Delta-9-Tetrahydrocannabinol, kurz THC. Dieser Wirkstoff ist un-ter den vielen Wirkstoffen im Gras derjenige, der für das „High“ verantwortlich gemacht wird. Ist im Gras wenig THC enthalten, enthält es dafür in der Regel umso mehr Cannabidiol, kurz CBD.

Während das CBD medizinisch interessant ist, weil es unter bestimmten Umständen gegen Krämpfe, Entzündungen und Übelkeit eingesetzt werden kann, ist es bei Kiffern eher wenig beliebt, weil es eben müde macht. Cannabidiol wandelt sich in der Pflanze mit der Zeit in THC um, und das ist in deinem Gras nicht ausreichend geschehen. Nutzhanf ist so gezüchtet, dass sein THC-Gehalt winzig bleibt – dort solltest du also au-ßer der Müdigkeit bei größeren Mengen keine besondere Wir-kung spüren. Bei schlechtem Homegrow oder zu früh geern-tetem Gras hat sich entweder aus Zeitgründen oder aufgrund schlechter Beleuchtung oder Nährstoffversorgung in der Pflan-ze nicht genügend THC gebildet. Wenn es dir Spaß macht, kannst du das natürlich rauchen. Da dir der Effekt aber wie ich annehme nicht besonders zusagt, würde ich dir empfehlen deine Lunge zu schonen. Du kannst es dir auch beispielsweise als Beimischung aufheben, um für Joints weniger Tabak nehmen zu müssen.“

Anna (22) aus Hamburg möchte wissen:„Hallo Kascha,ich habe letztens aus Versehen ein Tütchen mit Gras in der Waschmaschine mitgewaschen. Leider war das Tütchen nicht ganz wasserdicht, und das Gras ist ziemlich feucht geworden. Meinst du, das kann ich, wenn ich es getrocknet

habe, noch rauchen? Es riecht ein bisschen nach Waschmittel, meinst du, ich kann das irgendwie noch abspülen?“

Kascha rät:„Hallo Anna,ich hoffe, es war nicht all zu viel, denn ich würde dir nicht empfehlen das noch zu rauchen. Mit dem Wasser hat das Gras sicher einiges an Waschmittel abbekommen. Du kannst zwar versuchen es z.B. in einem Sieb zu spülen, auch davon würde ich aber aus zwei Gründen abraten. Erstens kannst du dir nicht sicher sein, so das Waschmittel restlos auszuspülen – und ich würde jedenfalls nicht empfehlen, Waschmittel mitzurauchen. Das schmeckt sicher unangenehm und ist ganz sicher nicht ge-sund. Zweitens würdest du einiges an Pflanzenmaterial und Harzdrüsen mit weg spülen, so dass das Gras, selbst wenn es restlos sauber wäre, wahrscheinlich nicht mehr besonders gut wäre – und du riskierst natürlich, wenn das Gras andauernd durchnässt und wieder getrocknet wird, dass es früher oder später anfängt zu schimmeln. Leider fällt mir gar keine sinnvolle Verwendungsmöglich-keit für seifiges Gras ein, so dass ich dir wohl hier nur raten kann, es weg zu werfen. Wenn dir mal Gras einfach nur so nass wird, kannst du es normalerweise einfach trocknen – das geht auch mit Joints, die z.B. in den See fallen. Dabei sollte man es nur möglichst zerkleinern und beispielsweise auf einer Zei-tung oder einem Blatt Papier ausbreiten, damit es möglichst schnell und gleichmäßig trocknet. Von Tricks mit einem Ofen oder ähnlichem würde ich aber abraten, da es dabei zu schnell trocknet und an Qualität einbüßt.“

Rise of Empires ...… kam auf Anhieb

bei all meinen Mit-spielern gut an. Dau-er des Spiels: Drei Epochen à zwei Run-den, hört sich wenig an, trotzdem ist es ein fast abendfüllendes Spiel. Wer zwei Par-tien plant, braucht anständig Sitzfleisch. Vor allem, wenn Lan-güberleger mitspie-len. Wer am Ende die

meisten Siegpunkte hat, gewinnt. In jeder Runde machen die Spieler sechs Aktionen, wobei ihnen folgende zur Verfügung stehen:

Fortschrittsplättchen nehmen. Je nach Plättchen verbessert es eine der anderen Aktionen oder erhöht die Nahrungseinnah-men oder bringt zusätzliche Warensteine. Oder ...

Gebietsplättchen nehmen. Je nach Gebiet bringen diese Ein-kommen, Spiel- oder Warensteine, Nahrungspunkte. Manche, z.B. Berge, kosten reichlich Nahrung.

Stadtplättchen oder Weltwunder kaufen. Die bringen am Ende jeder Runde Siegpunkte, kosten allerdings Geld, manch-mal auch noch Nahrung und Warensteine. Weltwunder kosten nur einmal, bringen aber auch nur einmal Siegpunkte.

Imperiumsplättchen nehmen. Das berechtigt, Spielsteine in Regionen auf dem Spielplan zu setzen. In jeder Epoche kom-men weitere Gebiete dazu. Außerdem kann mindestens ein Kampf ausgetragen werden, indem Spielsteine entsprechend der Vorgaben des Imperiumsplättchen entfernt werden. Wer am Ende der Runde die meisten Spielsteine in einer Region hat, bekommt Siegpunkte und abhängig vom Gebiet Nahrung, Spielsteine, Warensteine oder Geld. Der Zweitplatzierte erhält immerhin noch Siegpunkte.

Handel. Wer einen solchen eingeht, kann seine Warensteine entweder in Siegpunkte oder Geld tauschen. Und Geld wird für den Kauf von Städten und später auch lukrative Fort-schritte benötigt.

Reihum setzen die Spieler ihre Aktionsscheiben auf die ent-sprechenden Leisten und machen sofort die Aktion. Sind alle fertig, beginnt die Rückrunde. Sozusagen. Während sämtliche ausliegenden Plättchen vom Spielplan entfernt werden, blei-

ben die Aktionsscheiben liegen, wo sie sind. Die neue Runde beginnt. Wer dran ist, nimmt eine ausliegende Scheibe und macht die entsprechende Aktion. Liegen gegnerische Scheiben vor der eigenen, muss die Aktion bezahlt werden. Das heißt auch, in der zweiten Runde machen die Spieler dieselben Ak-tionen wie in der ersten. Am Ende jeder Runde gibt es Ein-kommen, Nahrung, Spielsteine und kostenpflichtige Plättchen müssen bezahlt werden. Am Ende jeder Epoche kommen wei-tere Kosten für Stadtplättchen und Fortschritte dazu.

Soweit die Theorie, kommt die Praxis. Und da bleibt nicht viel zu sagen, denn wie bei allen Spielen von Martin Wallace gibt es nicht den einen Weg zum Ziel, stattdessen sind die Op-tionen vielfältig, müssen nur gut aufeinander aufbauen. Aber das ist ja auch Sinn und Zweck eines glückfreien, strategischen Aufbauspiels. Hauptsache die Kasse stimmt, um sich alles, was ordentlich Siegpunkte bringt, leisten zu können. Und die Reihenfolge der Aktionen sollte gut gewählt sein. Genug Nah-rung schützt vor Minuspunkten. Und mal wieder muss ich sagen, Planung ist alles. Deshalb dauert es ja bei den Nicht-aus-dem-Bauch-heraus-Spielern auch immer sehr lange, bis sie ihre Züge durchdacht haben. Vor allem, weil sie ja für zwei Runden vorausplanen müssen.

Super Spiel.

Chaos in der Alten Welt …… versetzt zwei bis

vier Mitspieler in die Welt von Warham-mer. Genauer gesagt in die Alte Welt, als die Götter des Chaos Khorne, der Blutgott, Nurgle, der Fürst der Pestilenz, Tzeentch, der Wandler der Wege und Slaneesh, der Fürst der Lust und des Schmerzes, besonders heftig um die Vorherrschaft

rungen. Und jede der Chaosmächte hat ihre eigenen ganz spe-ziellen Fähigkeiten, mit denen sie versucht, ihre Gegner aus-zustechen.

Das Spiel endet, sobald das Bedrohungsrad einer Macht auf Sieg steht oder mindestens einer der vier Götter die 50 Sieg-

punktemarke erreicht hat oder fünf Regionen verheert, das heißt, zerstört sind. Es gewinnt, außer im ersten Fall, die Macht mit den meisten Siegpunkten. Alle verlieren, wenn kein Ziel erreicht wurde und der Alte-Welt-Kartenstapel aufgebraucht ist.

Eine Runde läuft immer wie folgt ab: Zuerst wird eine Alte-Welt-Karte aufgedeckt und sofort ausgeführt. Anschließend ziehen die Spieler zwei ihrer eigenen Chaoskarten. In der Be-schwörungsphase können sie reihum entweder eine ihrer Kar-ten auf eines der beiden Felder einer Region in der Alten Welt spielen oder eine Figur, die es in drei Wertigkeitsstufen gibt, in einer Region einsetzen. Kostet meist Machtpunkte und wenn die aufgebraucht sind, endet der Zug. Es folgt die Kampfpha-se: Region für Region wird abgewickelt und die Figuren geben die Anzahl an Würfel vor. Vier, fünf, sechs sind Treffer, Sechsen berechtigen zum Weiterwürfeln. Gegnerische Figuren können nur besiegt werden, wenn die Anzahl an Treffern dem Vertei-digungswert entspricht. Tote Figuren werden aus der Region entfernt. In der Verderbnisphase bekommt die Macht mit den meisten Beherrschungspunkten in einem Gebiet Siegpunkte, insofern diese höher als der Widerstandswert der Region sind. Die Beherrschungspunkte ergeben sich aus der Anzahl eigener Figuren plus die Machtpunkte auf den dort ausgespielten Cha-oskarten. Sind alle Siegpunkte vergeben, legen die Spieler pro Kultist einen Verderbnismarker in die jeweilige Region. Sobald irgendwo mindestens zwölf liegen, ist das Gebiet verheert und jeder, der in der aktuellen Runde dort Verderbnismarker ge-legt hat, bekommt Siegpunkte, wie auf der Verheerungskarte angegeben. Es folgt die Endphase. Alle Chaoskarten werden vom Spielplan entfernt, sollten Heldenmarker in einer Region liegen, verschwinden dort Spielfiguren und es gibt noch ein-mal Siegpunkte für Regionen, die in der aktuellen Runde ver-heert wurden und zwar für die beiden Mächte mit den meisten Verderbnismarkern vor Ort. Jetzt dürfen die Spieler noch ihre Bedrohungsräder weiter drehen, aber nur, wenn sie Marker auf der Scheibe liegen haben, die sie machtspezifisch in jeder Runde erhalten haben. Zum Beispiel erhält Khorne Marker für getötete Gegner. Wer die meisten Marker hat, darf sogar zwei Felder weiter drehen. Alle führen das dort Angegebene aus. Manchmal bekommen die Mächte Siegpunkte, manchmal Kar-ten, die ihre Fähigkeiten verbessern und irgendwann winkt der Sieg. Aber nur, wenn vorher nicht fünf Regionen verheert sind oder ein Spieler die 50-Punkte-Marke überschreitet.

Auch bei diesem Spiel sind die Möglichkeiten zu gewinnen vielfältig, wobei die Mächte schon unterschiedliche Vor- und Nachteile haben. Aber alle versuchen zum Einen, den anderen die Suppe zu versalzen, zum Anderen dabei, den eigenen Sieg nicht aus den Augen zu verlieren.

Mir macht das Spiel Spaß, es dauert auch nicht allzu lange, so dass einer zweiten oder dritten Partie nichts im Wege steht. So sind die verschiedenen Spielweisen schnell gelernt.

Außerdem offfenbart das Spiel einen klitzekleinen Einblick in die Welt von Warhammer. Wobei „Chaos in der Alten Welt“ nicht, aber auch rein gar nicht mit dem Table Top vergleich-bar ist. Am besten zu viert spielen und wie immer bei Fantasy Flight Games ist das Spielmaterial klasse.

#119 / 06.10 17

Chaos in der Alten WeltAutor: Eric M. LangVerlag: Fantasy Flight Games, Heidelberger SpieleverlagSpieler: 2-4Alter: ab 12Dauer: ca. 90 MinutenPreis: ca. 50 Euro

Habe ich schon erwähnt, dass ich das Wetter derzeit zum Kotzen finde. Es mag für das Wachstum der Pflan-zen vielleicht ganz gut sein, aber so ohne Sonne und Wärme draußen rumzuhängen, das geht eigentlich

gar nicht. Stuben hocken mag ja im Winter ganz schön sein, aber im Sommer sollte doch der Aufenthalt im Freien größere Prioritäten einnehmen. Denn auch draußen locken Spiele. Nein, nicht Fußball, ich rede von Live-Rollen-Spielen. Wer sich dafür interessiert, sollte mal einen Blick auf die Seite www.dilettanten.de werfen. Mein favorisierter Larp-Veranstalter organisiert nämlich vom 25. bis 29. August in der Nähe von Kassel ein Spiel zwischen Elfen und Orks. Und dass die sich nicht leiden können, weiß ja wohl jeder. Konflikte garantiert. Natürlich treiben sich dazwischen auch Zwerge oder Menschen, Dunkelelfen und sogar Untote herum. Aber zurück zu den Brettspielen. Für diese Ausgabe habe ich „Chaos in der Alten Wald“ und „Rise of Empires“ aus-gesucht, die beide wenig miteinander zu tun haben aber in meinen Augen zu den besten Spielen der letzten Spielemesse in Essen gehören. Kerstin Koch

fun&action

Rise of EmpiresAutor: Martin WallaceVerlag: PhalanxSpieler: 3-5Alter: ab 12Dauer: ca 3 StundenPreis: ca. 40 Euro

fun&action#119 / 06.10 16

fun&action

Die Hanfberatung im HanfJournalErste Hilfe für Kiffer [email protected]

Kascha ist ab sofort per e-Mail zu erreichen. Also ran an die Tasten, dumme Fragen gibt es nicht, nur blöde Antworten.

Electro Gaming

S quare Enix schickt mit nier sein neuestes RPG-Stecken-pferd ins Rennen, das sich entscheidend vom alltäglichen

Rollenspiel-Einheitsbrei abzuheben versucht. Die Geschichte um den namengebenden Titelhelden nier handelt von dem Versuch eines liebenden Vaters, das Heilmittel für seine schwer kranke Tochter zu finden. Diese ist von einer über das Land wütenden Seuche, der „Black Scrawl“ befallen und wird wäh-rend der tragischen Geschichte immer häufiger von Schwäche-anfällen heimgesucht. nier macht sich daher auf, um das Land zu bereisen und allen Hinweisen, die ihm seinem Ziel näher bringen, zu folgen.

Während einer Notsituation findet er das sprechende Buch „Weiss Grimoire“ und entschließt sich auf dessen Angebot hin, dessen magische Fähigkeiten nutzbringend einzusetzen. Dieser alte Schmöker verleiht euch die unterschiedlichsten Zauberkräfte, die im Kampf unerlässlich werden und euch auf euren ungewissen Abenteuern unterstützen. Indem sie fleissig benutzt werden, entwickeln sich Magie- wie Kampfattribute in rollenspieltypischer Manier weiter, und werden zusätzlich durch extra Fähigkeiten aufgepimpt, die ihr in Form von Wör-tern auf der Reise findet und mit Angriffstechniken verbinden könnt. Das Spiel selbst läuft aber eher wie ein typisches Action-Hack´n Slay ab und fordert Tastenfinesse und ein aufmerk-sames Auge im Kampf gegen die unterschiedlichen Lebewesen wie unheimlichen Schattenwesen.

Grafisch wird dabei leider nicht unbedingt die erste Siebung geboten, dafür entwickelt die Bauhaus-Grafik mit der Zeit einen durchweg stimmigen Charme, der an zwei ganz große Spiele der letzten Generation erinnert. Ein nicht zu verachtenden Teil der famosen Stimmung wird durch die hochwertig produzierte Musik beigetragen, die es der Grafik ähnlich macht und an die-se besonderen Titel erinnert, aber sich dennoch zu etwas ganz Eigenständigem entwickelt.

Ruhige Akustik-Gitarren werden von niedlichen Mädchen-stimmen untermalt oder ein peitschendes Trommelgewitter von sakralem Gesang. Neben den typischen Elementen des Er-kundens, Kämpfens und Kommunizieren wird in nier spiele-rische Abwechslung geboten, die es in diesem Mix voher nicht gab. Die Entwickler der Cavia Studios haben sich nicht von den festen Pfaden des Genres führen lassen, sondern vermischten so ziemlich jeden Aspekt, den ein Gamer in den letzten Jahr-zehnten erleben durfte.

So findet ihr euch desöfteren in 2D Passagen, in denen alte Jump´n Run Künste wieder zum Leben erweckt werden, löst ein paar Rätsel in alter Textadventure Manier oder steht in-mitten eines Spritegewitters, das aus modernen Bulletsprayern der Shoot ́ em up Fraktion stammen könnte. Da Weiss Grimoire die nötige Magie parat hält, um diesen Gefahren gegenüber zu treten, schießt ihr euch sodann in manchen Dungeons im Dau-erfeuermodus durch die Gänge.

Bossgegner vermischen alle Künste des Machbaren und for-dern mit Riesengröße oder Laserfeuerwerken dazu auf, Tak-tiken zu entwickeln, die euren Heilkräuterbedarf oder den der Status verbessernden Potions nicht zu harsch fordern.

Denn während ihr durch all die verschieden Genres katapul-tiert werdet, bleibt nier allezeit ein Rollenspiel, das sich euren Vorstellungen anpasst. Ihr entscheidet, welche Hilfsmittel ihr für euer Überleben mit auf die Reise nehmt und wann ihr sie nutzt. Ihr entscheidet, ob ihr Bewohnern helfen wollt oder ob ihr es bleiben lasst. nier ist dabei fesselnd, umfangreich, dicht und vor allem abwechslungsreich wie kaum ein anderes Ac-tion-Rpg zuvor. Dass man die verschiedensten Genres in einer derartigen Form verbinden kann und dennoch eine überzeu-gende Konstante bietet, ist bisher selten versucht worden. Dass Square Enix bei ihrem ersten Versuch ein solches Händchen bewiesen, macht nier zu mehr als nur einem absoluten Aus-nahmetitel.

Es ist eines dieser ganz besonderen Erlebnisse, an das man sich nach Jahren noch erinnern wird.

(PS3:ASIN: B0039BSN92 / Xbox360:ASIN: B0039BY2KQ ) Usk 16 Circa 55€

#119 / 06.10 18fun&action

Nier In-Game - Foto: Square Enix

#119 / 06.10 19

G rün ist gleich Gefahr! Trifft man den Schädling „Policia Vulgaris“ in freier Wildbahn ist Vorsicht geboten. Oft tritt sie in großen Gruppen und brutal schnell auf. Zum Bei-

spiel bei einer Razzia. Da hilft nur noch, sofort alles zu schlucken, was nicht bei drei auf den Bäumen ist. Sollte die Razzia in einer Discothek stattfinden, lohnt es sich hingegen, über den Boden zu kriechen, alles aufzusammeln und zu versuchen im allgemeinen Gewusel zwischen den Beinen der Bullen hindurchzuflutschen und sich einen schönen Abend zu machen. Wenn einen die Polizei verfolgt, lässt sich das eigene Nummernschild per Vollbremsung unkennt-lich machen. Bei einer Wohnungsdurchsuchung rennt man am besten panisch durch den Raum, schnallt sich ein Blaulicht auf den Kopf und schreit „Tatü-Tata“. Bei Wohnungsdurch-suchungen sollte man auch darauf achten, sämtliche Rundfunkempfänger zu schlucken, sonst drohen GEZ-Nachzahlungen. Da das Aussageverweigerungsrecht auf all den Drogen, die ihr euch kurz vor der Hausdurchsuchung in der Panik noch eingeworfen habt, nicht unbedingt wahrgenommen werden kann, empfiehlt es sich, einen Knebel im Haus zu haben, bzw. die Faust in den Mund zu stecken. In Situationen, in denen mehrere Leute in Bedrängnis kommen könnten, lohnt sich oft ein eilig in den Raum geworfenes: „Ich versteigere die Aussage!“.

ÜberwachungBullen, Wanzen und staatlich autorisierte Viren, ein ganzer Zoo verfolgt uns da. Im Vor-

beilaufen wird per RFID dein Perso gescannt und auf dem Handheld des Interessierten er-scheinen sofort sämtliche Vorstrafen, Jugendsünden und ein Foto von dir in nackt mit einem dämlichen Hut auf. Da hilft nur eine Abhörsicherung wie ein riesiges Federkissen, in dem man sein Handy immer durch die Gegend schleppt. Auch nützlich, falls einem mal langwei-lig oder man sehr stoned ist. Wenn es dennoch zur Konfrontation mit dem Angstgegner in der adretten Uniform kommt, zählt primär Selbstbeherrschung. Angstschweiss und ähnliche Ausscheidungen können in Körperhöhlen Verstecktes zu Tage treiben. Und wenn dann der Herr Wachtmeister sich erst einmal intensiv mit deinem Kot beschäftigen durfte, kann man sich sicher sein, dass er danach sauer genug ist, um einem etwas anzuhängen. Also gut auf-passen, denn wenn der Freund und Helfer statt alten Frauen über die Strasse, einem mal wieder ins Auto hilft, ist es ja meist auch schon zu spät.

Das GefängnisDie Nachteile eines Aufenthalts im Gefängnis werden allerdings zumeist überschätzt. Ei-

gentlich ist es doch paradiesisch: Man hat einen festen Wohnsitz, ohne Miete zu zahlen, be-kommt regelmäßig zu essen ohne abspülen zu müssen und die Drogen werden bis direkt in die Zelle geliefert. Falls es doch mal zuviel wird, kann man ja immer noch aus dem Gefängnis ausbrechen. Neben den altbewährten Methoden: Auf viel LSD über die Mauer fliegen, auf viel Kokain einfach hindurchrennen oder sie auf viel THC einfach ignorieren, gibt es noch weitere interessante Möglichkeiten des kinderleichten Vollzugsbeamtennepps. Zum Beispiel: Sich von der Mutter eine Feile in einen Kuchen einbacken lassen, damit einen Wärter anal be-friedigen, ihn sogar sexuell abhängig machen, damit er bereit ist, deine Mutter zu überzeugen eine neue Feile in einen Kuchen einzubacken, mit der du dann die Gitterstäbe durchfeilen kannst.

Eure grossstadtsurvivor

Chillhouse.de DresdenAlaunstr. 56, 01099 DresdenMo-Fr 12-20, Sa 12-18

THC HeadshopAlaunstr. 4301099 DresdenCrazy HeadshopBahnhofsstr. 31a01968 Senftenberg

Chillhouse.de LeipzigBrühl 10-12, 04109 LeipzigMo-Fr 12-20, Sa 12-18

Headshop MetropolSpitalstr. 32a04860 TorgauShiva‘s GardenGroße Brunnenstraße 106114 Halle/SaaleLEGALHeinrichtstrasse 5207545 Gera

Chillhouse.de GeraHeinrichstr. 78, 07545 GeraMo-Fr 12-20, Sa 12-18

Chillhouse.de JenaLöbdergraben 9, 07743 JenaMo-Fr 12-20, Sa 12-18Werners Headshop JenaJenergasse 1a07743 Jenawww.werners-head-shop.de

Chillhouse.de ZwickauPeter-Breuer-Str. 29, 08056 ZwickauMo-Fr 12-20, Sa 12-18Nature WorldWettinerstr. 2808280 Aue

Chillhouse.de Chemnitz CityBrückenstr. 8, 09111 ChemnitzMo-Fr 12-20, Sa 12-18Hemp GalaxyLiebauerstr 210245 Berlin

Green PlanetEbertystrasse 4910249 Berlin

Flashback.deWolliner Strasse 5110435 Berlin

Buschmann-Shop Wönnichstr. 10, 10317 BerlinMo-Fr 11-21 Uhr, Sa 10-16 Uhr030/51060761 S+U Bhf-Lichtenberg

Kayagrow.deSchliemannstr. 2610437 Berlin

Grow-in-Europe.deKaiserin-Augusta-Allee 2910553 Berlin

Gras GrünOranienstr. 18310999 Berlin

Greenlight-Shop.deIndustriestr. 4-912099 BerlinTurn SystemsAlbrechtstr. 12512165 Berlin

Sun Seed BankAmsterdamerstr. 2313347 BerlinBlackmarketDortustr. 6514467 Potsdam0331-6256927

Udopea HamburgSchanzenstr.9520357 Hamburg

amsterdam-headshop.comReeperbahn 15520359 HamburgShisha Shop IsisBremer Str.621233 Buchholz

Smoke-Temple.deSalzstrasse 721335 LüneburgGanja Shop LüneburgAm Berge 3321335 LüneburgHeadshop GraswegInfohotline: 040-6969272722299 Hamburg

Fantasia Head&GrowshopStaulinie 16-1726122 OldenburgPara Vision HeadshopVaderkeborg 1626789 Leer

GROWFIX.DE|Growshop|HomegrowDoventorsdeich 2328195 Bremen

Groovy Headshop & GrowshopKurze Geismarstr. 637073 Göttingen

Bloomtech Growshop+VersandKönigsstieg 94a37081 Göttingenhttps://ssl.bloomtech.deL’AfriqueBöcklerstr. 1038102 BraunschweigFreakshop Smokey HeadshopHochstr. 5 - 742853 Remscheid

Green GalaxyRingofenstr. 3744287 Dortmund

Grow NRWKönigsheide 4944536 Lünen-Brambauer

ProgrowHerner Straße 35744807 BochumFreakshop Friedrich Ebert Str.4645468 Mühlheim / Ruhr

Ohrwurm-Recordstore.deBahnhofstr. 3248431 Rheine

UnserLagerLaden.deGustavstr. 6-850937 KölnHanfzeichenBahnhofsstr. 8955218 IngelheimKrinsKramGoldene Ecke 858511 Lüdenscheid

GBK-Shop.deValve 40a59348 LüdinghausenNEUTRAL HeadshopFahrgasse 9760311 Frankfurt

Subcity Grow-Head-ShishashopGroße Seestrasse 3660486 FrankfurtBong-Headshop.deElisabethenstr. 2160594 FrankfurtHanf GalerieGroßherzog-Friedrichstr. 666115 Saarbrücken

GANJA Grow & HeadshopGoethestr. 15a67063 Ludwigshafen

Greensmile.deKämmererstr. 6967547 Worms

New Asia Shop MannheimF1, 1068159 MannheimGlasshouseKettengasse 1369117 HeidelbergRauchbombeTübingerstr. 8570178 Stuttgartwww.rauchbombe-stuttgart.de

Udopea-Stuttgart.deMarienstr. 3270178 StuttgartGhouse.deGlasshouseVordere Karlstr. 4173033 Göppingen

Planet-Plant.deRollingerstr. 276646 Bruchsal

HighlightAlte Lange Str. 277652 Offenburg

Storz-Bickel.comRote Strasse 178532 Tuttlingen

Green OceanMünsterplatz 3289073 UlmCoffee ShopGeorgenstrasse 4592224 AmbergSmoukit Grashüpfer Head & GrowshopHauptstraße 6997493 Bergrheinfeld

G-SPOT® High End BongsHead & GrowshopDietenhaner Straße 1197877 Wertheim - Urphar

Chillhouse.de ErfurtJuri-Gagarin-Ring 96-98, 99084 ErfurtMo-Fr 12-20, Sa 12-18Werners Headshop ErfurtMarktstr. 1599084 Erfurtwww.werners-head-shop.deSound0911.deHerrenstraße 1299947 Bad Langensalza

LUXEMBOURGPlacebo Headshop 41 Avenue de la Gare 16 11 Luxemburg

NIEDERLANDEwww.kronkel.nlVlaamsegas 26/366511 HR Nijmegen

ÖSTERREICHBlumen per LumenNeustift Ecke Ziglergasse 88-9001070 Wien House of ReggaeErzherzog Karl Str. 1401220 WienGreen DreamsBraitnerstrasse 129a2500 BadenHUG´sWienerstrasse 115 1.202700 Wiener NeustadtFlower PowerRathausplatz 1503100 St PöltenViva Sativa HempFashionHeadshopGoethestr. 6a04020 LinzViva Sativa HempFashionHeadshopStadtplatz 2804600 Wels

PuffandStuff.atMüllner Hauptstraße 1205020 Salzburg

Cosmic5.atHubert Sattler Gasse 805020 SalzburgHanfin.comSt. Julienstr. 805020 SalzburgTiroler HanfhausWilhelm-Greil-Strasse 106020 Innsbruckwww.Miraculix.co.atMaurachgasse 106900 Bregenzwww.smoky-shop.atDornburggasse 8507400 OberwartHanf im GlückMünzgrabenstr. 508010 GrazCannapot.at.tcKirchberg 11308591 Maria Lankowitz

SCHWEIZFourtwenty GrowcenterDorngasse 10c (Hintereingang)03007 BernTel: +41 31 311 40 18Fourtwenty.chKramgasse 3 03011 BernTel: +41 31 311 40 18Growbox.chGrowbox.euAltelsweg 903661 UetendorfBREAKshop / breakshop.chBrühlgasse 35/37, 09000 St.GallenMo-Fr 10.30-18.30 , Sa 10-17 UhrTel: +41 712208848HOLOS GmbH / holos.chSamstagernstr. 105, 8832 WollerauMo-Fr 10-18 Uhr, Sa 11-17 UhrTel +41 447861419, Fax +41 447862512

MITGLIED BEIM DHV

SPONSOR BEIM DHV

D 01000 >> D 26100 >> D 97400 / L / NL / A / CH >>

Der Branchenführer des Hanf Journals

lokal>direkt>effektiv

DU MÖCHTEST DEINEN SHOP IN DEINER REGION BEKANNTER MACHEN?

Damit die Konsumenten Deiner Region auch Deinen Shop finden, trage Dich in den Branchenführer „Kauf Da!“ ab 250.- Euro im Jahr ein.Infos unter: [email protected]

WAAAS?!Dein Shop nicht dabei?

Bestellformular unterhanfjournal.de/kaufda.pdf

gss / news

Test & Text: mze nierA link to the past

NZ - Neuseeland startet seine eigene „Aktion Sativa“

Growshops landesweit durchsucht und geschlossen In Neuseeland wurden die größte Growshopkette sowie einige kleine, so genannte Hydro-Shops, wegen angeblicher Unterstützung des Cannabisanbaus und Handels geschlossen.16 Läden dicht, 250 Leute festgenommen und ein wenig Weed gefunden. Erinnert stark an die „Aktion Sativa“ der Aachener Staatsanwaltschaft, auch in Neuseeland hat die Polizei jahrelang kleine Grower ausgespäht, um dann landesweit und gnadenlos zuzuschlagen. Einige Personen werden, ähnlich wie damals in Aachen, lediglich aufgrund des Besitzes von Gartenzubehör angeklagt. Die Polizei spricht wieder mal von einem Schlag gegen die professionelle Cannabis Szene. Gerade die Profis interessiert es aber herzlich wenig, ob der Growshop um die Ecke dicht ist oder nicht, die kaufen im Baumarkt, Internet oder Elektrogroßhandel oder.... ein. Michael Appleby von der „Legalise Cannabis Party“ hingegen meint: „Als nächstes werden sie unsere Bücher verbrennen. Hat man Cannabis-Literatur im Bücherschrank, sollte man aufpassen, wenn es an der Tür klopft.“In Neuseeland haben über 52 Prozent der Erwachsenen schon mindestens einmal Cannabis probiert, Hanf ist dort ähnlich beliebt wie in Kalifornien. Bislang galt Neuseeland als ungefährlich für kleine Grower, das scheint sich zu ändern.

B - „Trek uw plant“ erntet legales Gras

Erfolg im dritten AnlaufZweimal wurde ihnen trotz eindeutiger Gesetzeslage ein Strich durch die Rechnung seitens der Polizei gemacht, jedes Mal wurden die Mitglieder von „Trek uw plant“ draufhin freige-sprochen. Im dritten Anlauf durften die Mitglieder des ersten legalen Cannabis Clubs end-lich ihre erste Pflanzen ernten. Joep Omen, Mitglied des Vereins sowie Sprecher von encod, spricht von einem wichtigen Schritt für alle belgischen Cannabisnutzer. Während des Global Marihuana Marches, der in Antwerpen sowie auch in über 300 anderen Städten auf dieser Welt am 8. Mai 2010 stattfand, kündigte Trekt Uw Plant sein Programm für dieses Jahr an. Natürlich kann jedes Mitglied jetzt seine oder ihre Pflanze reservieren, solange sie/er, in Belgien lebt, Cannabis konsumiert und nicht mehr minderjährig ist. Zu dieser Nachricht gibt einen schönen Film auf hanfjournal.de

1

D ie Geschichte und Gegenwart der Drogenpolitik ist ge-prägt von Rassismus. Seit dem Beginn der modernen

Drogenpolitik vor etwas mehr als 100 Jahren wurde der Dro-genkonsum der „Anderen“ immer wieder dämonisiert. Im Namen des moralischen und gesundheitlichen Schutzes der weißen Mehrheitsgesellschaft vor dem verderblichen Einfluss dieser Drogen werden bis heute diskriminierende und men-schenverachtende Repressionsmaßnahmen gerechtfertigt.

Das erste in der Moderne erlassene Gesetz gegen den Opium-konsum wurde am 15.November 1875 vom Verwaltungsrat von San Francisco beschlossen. Es war eines von mehreren rassisti-schen Gesetzen, welche die Kultur und Lebensbedingungen der ansässigen Chinesen einschränkte. Die chinesischen Einwan-derer waren zur Zeit des Baus der transkontinentalen Eisen-bahnstrecke als duldsame und billige Arbeitskräfte geschätzt, ihr Opiumkonsum wurde nicht nur geduldet, sie sind teilweise sogar direkt mit Opium bezahlt worden. Nach dem Bau der Eisenbahnstrecke siedelten sich zehntausende Chinesen im Großraum San Francisco an und wurden dort schnell Opfer rassistischer Anfeindungen. So wurden aus den genügsamen Arbeitskräften Lohndrücker und eine Gefahr für die amerika-nische Wirtschaft. Die Sitte des Opiumrauchens wurde Teil des rassistischen Bildes von der gelben Gefahr, die für alle Arten von Verbrechen und sonstigem unerwünschtem Verhalten ver-antwortlich gemacht wurde. Die politischen Reaktionen auf die „Chinesenfrage“ waren im Bereich Drogenpolitik höchst selektive Gesetze, welche das chinesische Opiumrauchen stig-matisierte und kriminalisierte, den oralen Opiumkonsum der Weißen jedoch kaum tangierten.

Welchen weitreichenden Einfluss der Rassismus auf die frühe Drogenpolitik hat, wird durch die zweite internationale Opium-Konferenz 1925 in Genf deutlich. Auf dieser Konferenz wurden die ersten weltweiten Kontrollmaßnahmen, unter anderem für Cannabis, eingeführt, welche die Grundlage für das 1961 be-schlossene und bis heute gültige Einheitsabkommen über die Betäubungsmittel bilden. Die Initiative Cannabis neben Hero-in und Kokain in das internationale Abkommen aufzunehmen ging von den Vertretern Südafrikas, Ägyptens und der Türkei aus. Die weiße Minderheitenregierung Südafrikas wollte mit Cannabis die Droge der schwarzen Bevölkerungsmehrheit und dem damit verbundenen Dagga-Kult, illegalisieren. Soziale

oder gesundheitliche Probleme im Zusammenhang mit Canna-bis waren damals kaum bekannt, einzig Portugal vermeldete, in seiner Kolonie Angola seien Fälle von „schwarzer Aufsäs-sigkeit nach Hanfgenuss“ vorgekommen. Dennoch wurde der Antrag durchgewinkt, wohl als Zeichen guten Willens gegen-über den Antragsstellern und weitgehendem ökonomischem sowie politischem Desinteresse.

Die Kampagnen gegen Cannabis und Kokain in den USA in den 20er und 30ern waren ebenfalls Teil einer rassistischen Hetze, in diesem Fall gegen Mexikaner und Afroamerikaner. Die Mexikaner nahmen laut der Boulevardpresse den aufrich-

tigen weißen Amerikanern die Ar-beitsplätze weg, waren für allerlei Kriminalität verantwortlich und die farbigen Jazz-Musiker rauchten nicht etwa das gut bekannte Hanf, es war das fremde Marijuana, das sie auf abwegige Ideen brachte, so zum Beispiel dass sie „ebenso gute Menschen seien wie die Weißen“. Der Ausspruch „Reefer makes dar-kies think they‘re as good as white men.“ wird Harry J. Anslinger, dem damaligen Vorsitzender des Federal Bureau of Narcotics (FBN) und ei-ner der schärfsten Befürworter einer Cannabis-Prohibition, zugeschrie-ben.

In Deutschland wurde wenig später gegen den tabakhandeln-den Juden gehetzt, woraus nach 1945 das Konstrukt des auslän-dischen Drogendealers als Sinnbild des Bösen entwuchs. Eben-so wenig wie sich das Personal von RKA im Wandel zum BKA oder anderen Ministerien änderte, wandelte sich die Drogen-politik und so erfolgte die Geburt der deutschen Drogenpolitik aus dem Geist der Rassenhygiene. Dieser Rassismus besteht bis heute weiter, sowohl in Deutschland als auch den USA. Parano-ide Konstrukte, wie das des dämonischen Drogendealers, der Schulhöfe bevölkert und mit Heroin versetztes Haschisch an wehrlose Jugendliche verschenkt, um sie zu willenlosen Süch-tigen zu machen, und ansonsten auch eine allgegenwärtigen Gefahr für den anständige Bürger darstellt, wurden bis heute

nicht durch die nüchterne Realität dekonstruiert, sondern im-mer weiter von Konservativen aller Couleur befeuert.

Der tödliche – und politisch bis weit in die Mitte der Gesell-schaft gewollte – rassistische Grundtenor unserer Drogenpolitik lässt Deutschland auch nicht einmal vor dem Brechmitteleinsa-tz zurückschrecken. Dessen Anwendung – fast alle Betroffenen waren dunkelhäutig – ist, wie die allgemeine Verfolgungspra-xis bei angeblichen Drogendealern, von Rassismus geprägt. Er wurde trotz mehrerer Todesfälle lange Zeit rechtsstaatlich ge-duldet und die Drogenpolitik griff dabei auf ein Mittel zurück, das vom Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte als Folter bezeichnet wird und, liest man die Protokolle der damit zusammenhängen Todesfälle, den Humanismus eines unpro-fessionell durchgeführten „water boarding“ besitzt.

Besonders beschämend war die Einführung des Brechmitte-leinsatzes in Hamburg durch die rot-grüne Koalition im Juli 2001. Dieser erfolglose Versuch im Wahlkampf der Law-and-Order Politik von CDU und dem erstmalig antretenden „Rich-ter Gnadenlos“ Roland Schill etwas entgegenzusetzen war nicht nur für die GAL ein menschenrechtlicher und drogenpo-litischer Sündenfall. Die Hamburger SPD war unter dem Ers-ten Bürgermeister Hennig Voscherau einer der Vorreiter einer humanen Drogenpolitik gewesen. Voscherau brachte bereits 1990 den Vorschlag Heroin zur Behandlung von Abhängigen einzusetzen – 3 Jahre nachdem Methadon überhaupt wieder eingesetzt wurde und 20 Jahre bevor die Abgabe von Heroin an Abhängige als Behandlungsmöglichkeit ermöglicht wurde. Diese „fatale Fehlentscheidung“, wie die GAL-Innenpolitike-rin Antje Möller die Entscheidung im Nachhinein bezeichnete, macht deutlich wie weit selbst progressive Kräfte in der allge-meine Drogenhysterie bereit sind zu gehen.

In den USA gelten bis heute Drogengesetze, die den Umgang mit primär von Afroamerikanern konsumiertem Crack – wel-ches schlicht eine rauchbare Form von Kokain darstellt – um den Faktor 100 härter bestrafen als die gleiche Menge Kokain, der Droge des weißen Mittelstandes.

Auch für die Droge Cannabis gilt: Die Weißen kiffen, aber die Schwarzen werden verhaftet. Darüber im nächsten Artikel dieser Reihe...

W er in Bayern oder Brandenburg mit 15 Gramm Haschisch oder Gras (Marihuana) erwischt wird, der landet vor

Gericht. In Berlin sollen Kiffer wie bisher auch in Zukunft in aller Regel straffrei davonkommen, wenn sie nur eine geringe Menge Cannabiskraut oder Cannabisharz auf Tasche haben. Bisher galt eine Grenze von zehn Gramm, bis 15 Gramm war es eine juristische Ermessensentscheidung. Die Hauptstadt plant nun gemäß Auskunft der Gesundheitssenatorin Katrin Lomp-scher (Die Linke) eine neue Verwaltungsvorschrift, nach der das Mitführen von Haschisch und Marihuana bis 15 Gramm nicht bestraft wird. Die tolerante Drogenpolitik Berlins sei „er-folgreich“, betonte Lompscher. Der Konsum von Cannabis sei bei 15- bis 16-jährigen Schülern von 14 Prozent im Jahr 2003 auf 7,5 Prozent im Jahr 2007 gesunken. Das sei ein „klarer Beleg“ dafür, dass verstärkte Aufklärung zum Erfolg führe.

Gemäß eines Artikels in dem Boulevardblatt „BZ“ vom 15. Mai 2010 lehnt der Sicherheitsexperte Peter Trapp (62) von der CDU die neue Verordnung ab: „Die Konzentration mit halluzi-nogenen Stoffen hat sich erheblich erhöht, so dass man heute aus 15 Gramm schon viel mehr Rauschgiftportionen erzeugen kann als frü-her.“ In der „BZ“ vom 16. Mai 2010 legte Trapp noch einmal nach: „Es ist jedenfalls falsch, bei Cannabis und Alkohol mit zweier-lei Maß zu messen. Wer den Koma-Suff bekämpft, könne beim Kiffen nicht wegsehen. Vor allem, weil die Wirkstoffe immer konzentrierter werden.“ Demgegenüber stellt die Deutsche Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (DBDD) in ihrem „Bericht 2009 des nationalen REITOX-Knotenpunkts an die EBDD“ auf S. 158 fest: „Die Blütenstände hatten 2008 einen Wirkstoffgehalt von 10,5% (2007: 10,0%), das Cannabiskraut einen von 2,0% (2007: 2,4%). In die Berechnung des Wirkstoffgehalts von Marihuana fließen die Werte von Cannabiskraut und Blütenständen im Verhältnis zur jeweiligen Anzahl der Proben ein. Von 2004 (10,8%) bis 2007 (7,4%) sank der mittlere THC-Gehalt im Marihuana kontinuierlich. Zwischen 2007 und 2008 gab es allerdings keine Veränderung. Nachdem sich der mittlere THC-Gehalt im Haschisch von 2005 (8,4%) nach 2006 stark verringerte und mit 6,7% den niedrigsten Wert der letzten zehn Jahre

erreichte, stieg er in den letzten beiden Jahren wieder leicht an und lag 2008 bei 7,2%. Im Vergleich mit den Angaben von 1997 zeigen sich insgesamt nur geringe Veränderungen, wobei der Wirkstoffgehalt des Cannabisharzes leicht gefallen, der des Marihuanas leicht gestiegen ist.“ Die Behauptung von Peter Trapp ist offenbar falsch. Pein-lich für einen ehemaligen Kriminalbeamten und derzeitigen Sicherheitsexperten. Mit einer solchen falschen Angabe diskre-ditiert Trapp sowohl den Ruf der Polizei wie auch den Ruf der CDU.

Peter Trapp wurde 1968 Polizeibeamter, seit 1971 arbeitete er bei der Kriminalpolizei in Berlin. Seit 1989 war er zudem als Personalrat bei der Direktion 2 und seit 1997 Vorsitzender des Gesamtpersonalrats bei der Berliner Polizei tätig. Im Oktober 1999 ging er in den Ruhestand und sitzt seit November 1999 für die CDU als Mitglied im Abgeordnetenhaus von Berlin.

Auch der CDU-Gesundheitspolitiker Mario Czaja ist der Auf-fassung, dass man mit dem Mythos „hoher Wirkstoffgehalt“ eine gute Figur macht. So zitiert ihn der Tagesspiel vom 17. Mai 2010 im Artikel „Lompscher verärgert die SPD“ mit den Worten: „14-Jährige verkauften Cannabisprodukte mit hohem Wirkstoffgehalt an 12-Jährige, 16-Jährige belieferten 14-Jährige, so der CDU-Politi-ker – und diese Entwicklung wolle die Gesundheitssenatorin offenbar fördern, wenn sie die Berliner Richtlinie zu Cannabis verlängere.“ Mario Czaja ist Mitglied im Abgeordnetenhaus von Berlin und dort Mitglied in den Ausschüssen für Gesundheit, Umwelt und Verbraucherschutz sowie Stadtentwicklung. Zugleich ist er der gesundheitspolitische Sprecher der CDU-Fraktion im Abgeord-netenhaus und stellvertretender Vorsitzender seiner Fraktion. Wie Spiegel Online am 15. Februar 2006 berichtete, hatte Mario Czaja sich im Handbuch des Abgeordnetenhauses von Berlin als „Diplom-Ökonom“ ausgegeben, ein Abschluss, den er sich durch ein postgraduales Studium der Wirtschaftswissenschaf-ten 2002/2005 an der sogenannten Freien Universität Teufen/St. Gallen erworben haben wollte. Abschlüsse dieser Institution werden in Deutschland allerdings nicht als akademische Titel

anerkannt. Die Freie Universität Teufen gilt als eine Instituti-on, die akademische Abschlüsse nicht für eine entsprechende Leistung, sondern gegen Bezahlung verleiht (sog. Titelmühle). Entsprechend ist sie auch in der Schweiz nicht als Hochschule anerkannt, hat kein Promotionsrecht und darf keine Grade ver-geben. Das Bekanntwerden dieser Tatsache veranlasste Czaja dazu, sich aus dem Ausschuss für Wissenschaft und Forschung zurückzuziehen, in dem er zuvor Mitglied gewesen war. (Quel-le: Artikel Mario Czaja in der Wikipedia)

Die Geschichte vom „immer höheren Wirkstoffgehalt“ ist genau-so irreführend wie die Mär der „immer jünger werdenden Drogen-konsumenten“. Diese oft zu lesende Behauptung hatte schon vor 40 Jahren die Gesundheitsministerin Käte Stobl (SPD) verkün-det. Gemäß polizeilichem Hellfeld lag damals (1971) der Anteil der Jugendlichen (unter 18 Jahren) aller ertappten Menschen bei einem Rauschgiftvergehen (so nannte man seinerzeit die Verstöße gegen das BtMG) bei 29,4%, derzeit liegt dieser Anteil deutlich unter 10%. Auch die Mär, dass „eine leichtere Verfügbar-keit zu einer höheren Zahl von Konsumenten führe“ ist eine Irrefüh-rung, da in den Niederlanden, wo Haschisch und Marihuana in Coffeeshops erhältlich ist, deutlich weniger Jugendliche und Heranwachsende kiffen als in Deutschland, Österreich oder in der Schweiz.

Am Samstag, 7. August 2010, wird es auf Berlins Straßen und Plätzen öffentlichen Nachhilfeunterricht in Sachen Rauschkun-de geben. Dann wird nämlich die Hanfparade vom Alexander-platz zum Brandenburger Tor ziehen. Bei dieser Gelegenheit können sich nicht nur CDU-Politiker, sondern alle interessierte Menschen zum Nulltarif in Sachen Rauschkunde schlau ma-chen. Fachkundige Redner werden den ominösen Mythen har-te Fakten gegenüberstellen und somit einen Beitrag zu einem besseren Bildungsniveau in der Hauptstadt leisten.

Hanfparade: www.hanfparade.de

u nsere Redaktion erhält viele Anrufe, e-mails und Briefe von Hilfe suchenden Opfern der Prohibition. Natürlich

helfen wir, so weit wir können, gerne weiter, oft verweisen wir diese Menschen dann an die „Grüne Hilfe“ e.V. Der Verein betreut mit kurzer Unterbrechung seit fast 40 Jahren Hanfge-fangene, unterstützt, berät und hilft den kriminalisierten Kon-sumenten und eingesperrten Hanf-Fachverkäufern wo immer es nur geht. Wir haben den Pressesprecher der „Grünen Hilfe e.V.“, Joachim Biermanski, gebeten, unseren Lesern die „Grüne Hilfe“ einmal kurz vorzustellen:

Ursprünglich in den 70er Jahren von Werner Pie-per (Verlag „Der Grüne Zweig“) gegründet, war die Grüne Hil-fe in den 80er Jahren zunächst „eingeschlafen“. 1994 aber wurde die Grüne Hilfe (GH) unter der

Federführung von Christiane Eisele als Informations- und Kon-taktbörse zu den Themen Cannabis und Recht, Cannabis als Medizin und Gefangenenbetreuung reaktiviert. Die GH for-dert die Wiederfreigabe / Legalisierung von Cannabis sowie die Entkriminalisierung aller DrogenkonsumentInnen!

Im Februar 2000 wurde die GH dann als „Grüne Hilfe-Netz-werk e.V.“ ins Vereinsregister Wittlich eingetragen und erhielt unter den Trierer Hanf-Aktivisten Eva, René und Ralf Gorig die Gemeinnützigkeit zur „Minderung der gesellschaftlichen Aus-wirkungen der Drogenproblematik“. Hier engagiert sich die GH insbesondere für Prävention, Aufklärung und Resozialisie-rung. Aktive Öffentlichkeitsarbeit leistet die GH unter anderem mit Infoständen, der Vermittlung von ReferentInnen zum The-ma Drogen(-politik) und Beteiligung an Demonstrationen, wie der Hanfparade in Berlin, dem „global marijuana march“ oder dem „Gedenktag für Drogenopfer“,…

Die GH führt eine deutschlandweite Liste von AnwältInnen mit BtmG und/oder Verwaltungsrechterfahrung (Führerscheinprob-lematik), von denen sich Betroffene in ihrer Nähe vertreten lassen könnenbetreut kriminalisierte HanffreundInnenkümmert sich um Hanf-Gefangene und deren Problemehilft beim Schriftwechsel mit den Behörden

•••

erstellt Infoblätter zur Drogenproblematik (z.B. Cannabis und Führerschein)

und ist auf politischer Ebene aktiv.Organisatorisch wird die GH derzeit koordiniert von den Vor-

standsmitgliedern Thomas Schneider (Arnstadt), Jost Lessmann (Göttingen) und Martin Rediker (Kassenwart/ Lippstadt), so-wie Jo Biermanski (Alsfeld) als Pressesprecher ohne Vorstands-aufgaben. Strukturell setzt sich die GH derzeit aus 9 Regional-büros zusammen. In den Bundesländern Baden-Württemberg, Bayern, Brandenburg, Bremen, Mecklenburg-Vorpommern, Rheinland-Pfalz, Saarland und Schleswig-Holstein werden derzeit Hanf-AktivistInnen zum Aufbau von entsprechenden ehrenamtlichen Regionalbüros gesucht. Interessierte werden gebeten, sich mit dem Vorsitzenden Thomas Schneider ([email protected]) in Verbindung zu setzen.

Diese Informations-, Kontakt- und Betreuungsarbeit kostet neben einer Menge Arbeit und Zeit auch viel Geld. Da die GH sich ausschließlich über Spenden finanziert, ist sie auf entspre-chende Unterstützung dringend angewiesen. Solltet ihr also mal ein paar Euros entbehren können, spendet sie doch für ei-nen guten Zweck:

Spendenkonto: Grüne Hilfe Netzwerk, Postbank Frankfurt, Kto.-Nr.: 91570-602,.BLZ: 500 100 60 (auf Wunsch kann eine abzugsfähige Spendenquittung aus-gestellt werden)

Mehr zum Thema: www.gruene-hilfe.de

nachhilfe in Rauschkunde für CDu-Politiker

Die Grüne Hilfe Aktiv als bundesweites Cannabis-netzwerk

Rassismus in der Drogenpolitik Rassismus in der Drogenpolitik von Max Plenert von Hans Cousto

„Maximilian Plenert, Jahrgang 1982, ist freier Mitarbeiter beim Deutschen Hanfverband und Beisitzer im Bundesvorstand der GRÜNEN JUGEND. Er beschäftigt sich seit 10 Jahren intensiv mit dem Thema Drogenpolitik, ist Sprecher des Bundesnetzwerk Drogenpolitik bei BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und hat das Konzept des Drogenfachgeschäftes als Modell für eine alternative Drogenpolitik entwickelt. Im folgenden Artikel beleuchtet er einen oft vernachlässigten Aspekt des weltweiten „War On Drugs“.

#119 / 06.10 20

H. J. Anslinger - Foto: Archiv

Berlinc/o HanfmuseumMühlendamm 5 | 10178 Berlin | Fon: 030-24 24 [email protected] | www.gruene-hilfe.de

Hamburgc/o Markus BöttnerFon: 0151- 15 25 14 25, (MO- FR 14- 22 Uhr)

HessenUntere Fuldergasse 12 | 36304 AlsfeldFon: 06631- 708 224, (MO+DO 14-17 Uhr)[email protected] | [email protected] | gekifft.de

Niedersachsenc/o BloomtechKönigsstieg 94a | 37081 GöttingenFon: 0171- 196 19 54 | [email protected]

NRW/Lippstadtc/o Martin RedikerElisabethstr. 5 | 59555 LippstadtFon: 02941-02941- 59409, (MO+ MI 18.30- 20 Uhr)[email protected] | [email protected]

NRW/ Aachenc/o Björn SchüllerSedanstr.22 | 52068 AachenFon: 0152 – 53276846 | [email protected]

NRW/ Castrop-Rauxelc/o Sascha AxmannDortmunder Str. 151 | 44575 Castrop- RauxelFon: 02305/6991841 | [email protected]

Bundesverband:c/o Thomas SchneiderZimmerstr. 6 | 99310 ArnstadtFon: 03628- 660 [email protected]

Die Grüne Hilfe in deiner Nähe:

#119 / 06.10 21newsnews

zu Endzeiten der britischen Krone bis 1966 verboten, eine der wichtigsten Forderungen der Unabhängigkeitsbewegung war neben der Bodenreform jedoch die Re-Legalisierung von Hanf. Blöd nur, dass die neue Regierung den Anbau nach der Unab-hängigkeit vor 44 Jahren dann alsbald wieder tolerierte, jedoch „vergaß“, das durch ein entsprechendes Gesetz zu manifestie-ren. So haben die Lokals in Lesothos Bergen (das kleine Land be-steht eigentlich ausnahmslos aus Bergen) jahrelang unbehelligt Hanf anbauen können, obwohl der Besitz von Gesetzes wegen immer noch verboten war. Als in den 1990er Jahren Lesothos Devisenknappheit aufgrund zu Hauf heimkehrender Bergleu-te, die zuvor in den Minen des großen Nachbarn gearbeitet hat-ten, bedrohlich für das ohnehin schon arme Volk wurde, wurde Hanf zum Exportschlager des von Krisen geschüttelten Klein-staates. Das bringt zwar dringend benötigte Devisen ins Land, öffnet staatlicher Willkür jedoch Tür und Tor, da Armee und Polizei wie in allen armen Anbauländern fleißig mitverdienen.

Südafrika beschwert sich regelmäßig offiziell über Lesothos la-sche Haltung gegenüber seinen Hanfbauern anstatt die Chance zu nutzen, den seit Jahrhunderten bestehendenden Status Quo zu re-legalisieren und den Konsum und Anbau ihrer Alltags-droge für Südafrikaner/innnen zu entkriminalsieren.

Im Staat der Fußball-WM gehört Hanf zum Alltag, hier wird pro Kopf im Durchschnitt doppelt so viel Gras geraucht wie im Rest der Welt. Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Bällen schießen.

USA - Kiffen macht nicht schizophren

Kein kausaler Zusammenhang zwischen Cannabiskonsum und SchizophrenieDie Studien, die den Zusammenhang zwischen Cannabiskonsum und psychischen Erkrankungen nicht bestätigen, häufen sich. Nachdem eine britische Langzeitstudie schon 2009 zu diesem Schluß kam, liegen jetzt drei weitere Studien aus den USA vor, die den Konsum von Cannabis nicht als Ursache für diese Krankheit sehen. Auf www.hanfplantage.de gibt es eine schöne Übersetzung eines langen Kommentars zum Thema aus dem Blog von NORML:http://blog.norml.org .

D - Filzsaison eröffnet

Erste Funde in BayernDie bayrischen Drogenfahnder haben die diesjährige Filzsaison schon früher als sonst, genau gesagt auf dem „Pfingst-Open-Air“ in Hauzenberg, eröffnet.Die Konsumentenjäger sollten eigentlich ein in der Nähe stattfindendes Nazi-Konzert bewachen, das kurzerhand abgesagt wurde. Einmal vor Ort haben sich die Beamten entschieden, das alternative Festival um die Ecke vor Kriminellen zu bewahren. Das hat sich dann auch richtig gelohnt, bei 60 der 5000 Besuchern wurden die Beamten fündig. Einige Veranstalter von Festivals sind mittlerweile sogar dazu übergegangen, Kiffer aktiv bei der Polizei anzuschwärzen oder die Security in Durchsuchungsmaßnahmen mit einzubinden.Festivals, die die Kifferjagd untestützen, haben unser Geld und unseren Applaus nicht verdient, Kiffer sollten diese meiden.Durch besondere Intoleranz gegenüber Kiffern zeichnen sich folgende Festivals und Veranstaltungen aus:

Chiemsee Reggae Summer (Chiemsee)Summer Jam (Köln)CSD (Köln)

Wir arbeiten daran, diese Liste zu vervollständigen und zu erweitern, dafür sind wir auf das Feedback unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wer ein Festival kennt, bei dem die Veranstalter zusammen mit der Polizei auf Kifferjagd gehen, kann es unter [email protected] melden.Es gibt auch positive Beispiele, bei denen sich die Ordnungshüter lediglich auf zweifelsohne notwendige Verkehrskontrollen beschränken, ohne die zahlreichen, friedlichen Besucher zu belästigen. Damit diese Oasen der Ruhe auch im Sommer 2010 nicht gefährdet sind, ersparen wir uns ihre Erwähnung.

USA/JA/ME/AF - Der „War On Drugs“ gerät außer Kontrolle

60 Tote in Jamaika- 1200 US-Nationalgardisten werden an die mexikanische Grenze verlegtDer weltweite Krieg gegen Drogen fordert immer mehr zivile Opfer, während die Konsumentenzahlen weltweit stagnieren oder gar steigen. Neben Mexiko, wo vergangenes Jahr mehr Opfer als im Irak zu beklagen waren, und Afghanistan scheint nun auch Jamaika Opfer der verfehlten US-Drogenpolitik zu

•••

sein. Das jamaikanische Militär versuchte vergangenen Monat, einen von den USA gesuchten Koks- und Gras-Großdealer fest-zunehmen. Bei dem Einsatz kamen 60 Personen ums Leben, die meisten von ihnen waren Zivilisten. Der Gesuchte hingegen be-findet sich weiterhin auf freiem Fuß.Auch im Süden der USA gerät die Situation langsam außer Kontrolle, die Nationalgarde soll die verstärken, um der nicht enden wollenden Gier der US-Bürger nach Drogen so Einhalt zu gebieten. Ungeachtet dessen läuft der Deal „US-Waffen ge-gen Mexiko-Drogen“ munter auf allen Ebenen weiter, während sich die Hinweise auf den heimlichen Einsatz biologischer Kampfstoffe der US-Arme gegen Opiumbauern verdichten.It‘s time for a change, Mr. President.Die Online Version dieser Nachricht auf www.hanfjournal.de ent-hält lesenswerte Links.

NL - Coffeeshops reichen nicht....

...der organisierten Drogenkriminalität den Boden zu entziehenIn einem offenen Brief fordert der konservative, ehemalige Verteidigungsminister der Niederlande, Frits Bolkestein, eine 180 Grad Wende in der Drogenpolitik:„Wenn der Drogenmarkt staatlich reguliert wird, können Banden nichts mehr verdienen; die Gesellschaft wird sicherer und obendrein fallen ihr beachtliche Einsparungen in den Schoß“, heißt es in dem von der Zeitung „NRC Handelsblad“ veröffentlichten Schreiben.Unterstützt wird Bolkestein vom ehemaligen Gesundheitsminister Els-Bors Eilers sowie einer Reihe hochrangiger Politiker aller Parteien.

AUS - Lukrative Nebengeschäfte in einer Bank

Onlinebanking mal andersStatt nur Schulden einzutreiben, haben 14 Mitarbeiter der drittgrössten australischen Bank ANZ über ihre dienstlichen E-Mail-Adressen mit Drogen gehandelt. Wie die australische Zeitung „Herald Sun“ berichtet, setzte die australische Bundespolizei einen V-Mann ein, der bei den Bankangestellten Mephedrone (4MMC) bestellte. Die Bank ANZ zeigte sich bestürzt über die aufgedeckten Tatsachen. „Was da gehandelt wurde, war dem Umfang nach kein Pappenstiel“, wurde ein Insider zitiert. Die inzwischen gefeuerten Angestellten, gegen die nun ermittelt wird, arbeiteten in der Bankzentrale von Melbourne.

D - 15 Gramm für Berlin

Berlin geht in die VerlängerungDas Betäubungsmittelgesetz ist ein Bundes-gesetz. Was dagegen als „Geringe Menge“ anzusehen ist, das definieren die Länder in Verwaltungsvorschriften. In den meisten Bun-desländern sind maximal sechs Gramm Canna-bis die Grenze, bis zu der die Staatsanwaltschaft in der Regel auf eine Verfolgung verzichtet. In Berlin wird bei Mengen bis zu zehn Gramm au-

tomatisch das Verfahren eingestellt, bis zu 15 Gramm kann das Verfahren eingestellt werden. Gesundheitssenatorin Katrin Lompscher (Linke) will eine nun auslaufende Verwaltungsvorschrift verlängern, sagte eine Sprecherin der Gesundheitsverwaltung. „Wir haben gute Er-fahrungen gemacht und sehen keinen Grund, die Werte anzu-passen.“

AF - Zufall oder Vorsatz?

Pilzbefall dezimiert afghanische Opiumernte Die Opiumfelder Afghanistans sind laut einem Artikel von talkingdrugs.org von einem Pilz befallen, der einen Ernteausfall von bis zu 50 Prozent verursache. Besonders betroffen seien Provinzen, in denen die NATO-Truppen gegen den Mohnanbau vorgingen, so der unabhängige britische Blogger Rupert George. Afghanische Bauern machten die NATO für die Missernte verantwortlich, sie habe die Felder vorsätzlich mit einem Pilz infiziert. UNODC Chef Costa streitet das ab, der Artikel liefert jedoch weitere Quellen, darunter einen BBC-Bericht aus dem Jahr 2000, die beweisen, dass die NATO mit Unterstützung der britischen Regierung in den ehemaligen Sowjetrepubliken Tadschikistan und Kirgisistan an der Entwicklung eines solchen Bio-Kampfstoffes wenigstens geforscht haben. Obwohl die UNO bereits 1998 den Einsatz biologischer Kampfstoffe gegen den Koka- oder Mohnanbau aufgrund der unüberschaubaren Gefahren abgelehnt hatte.Dem kurzfristige Erfolg stehen bei einer Missernte mittellose Bauern sowie die Gefahr, dass der Pilz durch Mutation auf Nahrungspflanzen überspringt, gegenüber. Der langfristige Effekt ist ein Anstieg des Heroinpreises und eine Verlagerung der Applikationsform: Statt geraucht wird das Heroin bei hohen Anschaffungskosten wieder vermehrt gespritzt und die Gefahr von Infektionskrankheiten nimmt somit zu. Die Opiumpflanze hingegen wird sich anpassen.

CA - Prince of Pot bekennt sich schuldig

Marc Emery erwarten jetzt fünf Jahre Knast in den USAJetzt ist passiert, was die meisten Kanadier erwartet, jedoch nicht erhofft hatten. Marc Emery sitzt seit zwei Wochen in Seatt-le im Knast und hat sich gestern bei seiner ersten Anhörung gegenüber Staatsanwältin Jenny A. Durkan schuldig bekannt, Hanfsamen in die USA versendet und so die dortigen Gesetze gebrochen zu haben. Nach einem Deal mit den US-Behörden muss Emery nun fünf Jahre in US-Haft verbringen. Dafür wur-den seinen beiden Mitangeklagten auf Bewährung verurteilt und ein Teil der Anklagepunkte gegen den selbst ernannten „Prince of Pot“ wurde fallen gelassen.

NL - Modellversuch vor dem Scheitern

Touristen gehen zu Strassendealern statt in den CoffeeshopEinem Bericht der az.web.de aus Aachen zufolge stehe das Aus-weismodell für Coffeeshops auf der Kippe. Seit vergangenem Freitag wird vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) in Luxemburg ein Prozess geführt, der darüber befinden soll, ob es überhaupt zulässig ist, zwischen ortsansässigen und orts-fremden Käufern zu unterscheiden. Einige grenznahe Gemein-den in den Niederlanden wollten nur noch Cannabisprodukte an Personen mit Wohnsitz in den Niederlanden abgeben. Die beiden grenznahen Städte Roosendaal und Bergen op Zoom, die ihre Coffeeshops ganz dicht gemacht hatten, klagen laut einer Studie der Universität Tilburg seitdem über den zunehm-den Strassenhandel.

UK - Liberaldemokraten wollen entkriminaliseren

Anbau und Besitz sollen straffrei sein Die neue politische Kraft im Vereinten Königreich, die Liberaldemokraten, werden kleiner Koalitionspartner der

neuen britischen Regierung. Da stellt sich die Frage, ob sie in Sachen Drogenpolitik Farbe bekennnen und das in dieser Hinsicht sehr liberale Parteiprogramm wenigstens in Teilen umsetzten können.Da ist die Rede von einer Rückstufung von Cannabis in Klasse „C“ , nachdem es Labour wieder als „gefährlich“ in Klasse „B“ eingestuft hatte. Außerdem wollen die Liberaldemokraten Strafen für den Besitz und den Anbau zum eigenen Konsum bei Erwachsenen abschaffen.„Drogenbesitz oder Konsum, egal welcher Substanz, dürfe kein Grund mehr für eine wie auch immer geartete Freiheitsstrafe sein. Drogenabhängige hätten genug Probleme durch ihren Drogenkonsum und Gefängnisse führten höchstens dazu, dass die Betroffenen noch mehr Drogen konsumierten.“ So geht es munter weiter, das drogenpolitische Programm der Liberaldemokraten klingt dem von Bündnis90/Die Grünen sehr ähnlich. Bleibt zu hoffen dass die Liberaldemokraten nicht ähnlich wie Bündnis 90/Die Grünen vor 12 Jahren in Deutschland, eine noch repressivere Drogenpolitik der Regierung unterstützen, um auf andere, populärere Gebiete zu punkten. Wer es vergessen hat: Unter Rot/Grün wurden in Deutschland Hanfsamen illegalisiert.

CH - Meldepflicht in St. Gallen

Hanfbauer WANTEDWer zehn oder mehr Hanfpflanzen anbaut oder anbauen lässt, muss seit dem 1.Januar 2010 dem Landwirtschaftsamt Meldung erstatten. Diese wird dann an die Kantonspolizei sowie an das Amt für Gesundheits- und Verbraucherschutz weitergeleitet. Somit ist die Kantonspolizei befugt, Hanfbauern zu schikanie-ren die erforderlichen Kontrollen vorzunehmen, Proben zu er-heben oder Einsicht in die Unterlagen zu nehmen. „Allein nur durch die Verletzung der Meldepflicht können wir den Hanf beschlagnahmen und vernichten, ohne dass wir überhaupt et-was Richtung Drogenhanf beweisen müssen“, sagt der St. Gal-ler Staatsanwalt. Die Meldepflicht kennen bereits die Kantone Thurgau, Basel-Landschaft, Graubünden und Luzern, wohin-gegen die Kantonsregierung in Bern 2008 eine solche ablehnte.

USA - Historische Abstimmung legalisiert medizinisches Marihuana

Meldung der Hanfplantage Am Dienstag, den 4.5.2010 wurde eine Änderung an einem Gesetz für Medizinisches Marihuana mit überragender Mehrheit von der Ratsversammlung im Bundesstaat Columbia angenommen, dem schon 1998 über 69 Prozent der Wähler zugestimmt hatten. Der US-Kongress hatte die sogenannte “Initiative 59″“ seit mehr als einer Dekade blockiert, bis es die Blockade letztes Jahr löste. Washington ist die Hauptstadt und der Regierungssitz der Vereinigten Staaten. Das Stadtgebiet von Washington ist identisch mit dem District of Columbia.Von Bügermeister Adrian Fenty wird erwartet, dass er das Gesetz unterschreibt, dann hat der Kongress 30 Tage Zeit um das Gesetz zu überprüfen, bevor es gültig wird. Wenn dies passiert ist, wird der Bundesstaat Columbia ein weiterer Bundesstaat von den bisherigen 14 sein, in denen bedürftige Patienten medizinisches Marihuana bekommen können – ohne Angst vor Strafverfolgung.Dies ist ein herausragender Sieg für die Hauptstadt der USA und für tausende potentieller Bewohner des Bundesstaates, die von einem sicheren und legalen Zugang zu medizinischem Marihuana profitieren werden.

W - Was hat LSD mit den Anonymen Alkoholikern zu tun?

Der Gründer William G. Wilson schreibt seine Abstinenz der Einnahme psychoaktiver Substanzen zuBelladona, Bilsenkraut und LSD haben dem Gründer der Anonymen Alkoholiker dabei geholfen, bis zum Lebensende clean zu bleiben. Anders als im Kinofilm, wo er von Gott erleuchtet wird, klingt das Schlüsselerlebnis, das ihn den Entschluss fassen ließ, nie wieder zu trinken, in seiner Biografie eher wie ein Trip. Er hatte zuvor Belladona und Bilsenkraut zu sich genommen.In den 1950er Jahren nahm er mehrmals, damals noch legal, LSD unter Aufsicht eines Arztes ein und beschrieb diese Erlebnisse als ungefährlich und zudem außerordentlich hilfreich, den einmal beschrittenen Weg fortzusetzen.Die Anonymen Alkoholiker standen seinen Auffassungen skeptisch gegenüber und gingen seit den 1960er Jahren sogar scharf gegen die Verbreitung der Erlebnisse ihres Gründers vor.

A - Zwei Hanfbauern sind frei

Doch nicht gedealtIn Österreich hat der Oberste Gerichtshof ein Urteil gegen zwei Hanfbauern aufgehoben, die Hanf in größerem Stil angebaut und angeblich Joints im Freundeskreis weitergegeben hatten. Zuvor waren die beiden Männer in erster Instanz nach dem

Suchtmittelgesetz zu Strafen von zehn und zwölf Monaten ver-urteilt worden. Der Oberste Gerichtshof sah nun das erste Ur-teil gegen die Män-ner als falsch an, da die Männer den Hanf hauptsächlich nur für eigene Zwecke gebraucht hatten. So musste das Kla-genfurter Landge-richt die Männer nun

frei sprechen.

Kleiner Kiff-Almanach für WM-Reisende:

Dagga: Gras: Majat: Kraut (schlechtes Weed) Bankie: Handelsübliche Portion beim Straßenkauf: (kleines Zip-Tütchen, kostet circa 1 Euro).Zol oder Skyff: Tüte, JollyBlade: Kingsize-PaperBottleneck: Pfeife aus einer zerbrochen Flasche (hier bekannt als Erdlochaufsatz)On: fett, stoned Pitjes: (Hanf)-SamenSkitsels: Grünzeug bei schlecht beschnittenem Gras (wörtlich Schnipsel)Slowboard: Riesenjoint

•••

•••

•••

#119 / 06.10 22 #119 / 06.10 23newsnews

>>> Fortsetzung von Seite 1:

„Durban Poison ist kein Getränk“