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©Ezidische Jugend e.V. Hayrî Demir www.ciwanen-ezidi.de© Bi destûra Xwedê û Tawisî Melek Êzîdîsche Feiertage Feiertage der Êzîden im Überblick und mit Erläuterung Im Folgenden Dokument ist eine Liste mit allen größeren êzîdîschen Feiertagen zusammengestellt. Nähere Informationen zu einem Fest erhalten Sie mit einem Klick auf den entsprechenden Feiertag. Die Feste werden möglichst kurz und bündig erläutert, um einen schnellen und informativen Einblick zu gewährleisten. Die Feiertage werden, wenn vorhanden, mit einem weiterführenden Link versehen, die den jeweiligen Festtag ausführlicher behandeln. 15.8.2011 Saarland

Ê zî dî sche Feiertage - ciwanen-ezidi.de · ©Ezidische Jugend e.V. Hayrî Demir © Bi destûra Xwed ê û Tawisî Melek Ê zî dî sche Feiertage Feiertage der Êzîden im Überblick

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©Ezidische Jugend e.V.

Hayrî Demir

www.ciwanen-ezidi.de©

Bi destûra Xwedê û Tawisî Melek

Ê zî dî sche Feiertage Feiertage der Êzîden im Überblick und mit

Erläuterung

Im Folgenden Dokument ist eine Liste mit allen größeren êzîdîschen Feiertagen zusammengestellt.

Nähere Informationen zu einem Fest erhalten Sie mit einem Klick auf den entsprechenden Feiertag.

Die Feste werden möglichst kurz und bündig erläutert, um einen schnellen und informativen

Einblick zu gewährleisten. Die Feiertage werden, wenn vorhanden, mit einem weiterführenden Link

versehen, die den jeweiligen Festtag ausführlicher behandeln.

15.8.2011 Saarland

15.08.2011 Hayrî Demir 1

Êzîdîsche Feiertage

Cejnên Êzîdîyan / Êzîdîsche Feiertage

Zeitpunkt Name

05. Januar

Cejna Bêlindê - Feier der Toten

Erster Sonntag im Januar

nach dt. Kalender

Batizmî yê Çolîye - Batizmî Fest der Çolîs

02. Februar

Çilê Zivistanê - Fest der vierzig Winterfastentage

Erster Donnerstag im

Februar nach êzîdîschem

Kalender

Cejna Xidir Ilyas - Fest zu Ehren des Heiligen Xidir Ilyas

Erster Freitag im Februar

nach êzîdîschem Kalender

Cejna Xidir Nebî - Fest zu Ehren des Heiligen Xidir Nebî

Erster Mittwoch im April

nach êzîdîschem Kalender

Cejna Çarşema Sor - Neujahrsfest

02. August

Çilê Havînê - Fest der vierzig Sommerfastentage

19. August

Cejna cimaya Şerfedîn - Fest zu Ehren des Heiligen Şerfedîn

06. Oktober – 12.Oktober

Cejna cimaya Şêxadî - Fest zu Ehren des Heiligen Şêxadî

Beginn drei Tage vor dem

ersten Freitag im Dezember

nach dt. Kalender

Rojîyên Şêşims – Fastentage zu Ehren der Sonne

Erster Freitag im Dezember

nach dt. Kalender

Cejna Şêşims – Fest zu Ehren der Sonne

Beginn drei Tage vor dem

zweiten Freitag im

Dezember nach dt.

Kalender

Rojîyên Xwudan – Fastentage zu Ehren der Familienheiligen

Zweiter Freitag im

Dezember nach dt.

Kalender

Cejna Xwudan – Fest zu Ehren der Familienheiligen

Beginn drei Tage vor dem

dritten Freitag im Dezember

nach dt. Kalender

Rojîyên Êzî – Fastentage zu Ehren Gottes

Dritter Freitag im

Dezember nach dt.

Kalender

Cejna Êzî – Hauptfest zu Ehren Gottes

Beginn letzter Sonntag im

Dezember nach dt.

Batizmî yê Torîye – Batizmî Fest der Êzîden aus Tur Abdin

15.08.2011 Hayrî Demir 2

Êzîdîsche Feiertage

Cejna Bêlindê zurück

Das Cejna Bêlindê (dt. „Feier der Toten“) ist ein Fest, das in Andenken an die Verstorbenen

einer Familie oder auch deren engen Vertrauten sowie deren Familienheiligen begangen wird.

Zu diesem Anlass werden die Gräber besucht. Es wird Brot, Fleisch, Obst, selbstgebackenes

Gebäck und Süßwaren an die Gräber mitgebracht. Man ruft die Verstorbenen ins Gedächtnis

und spricht Gebete. Das Fest soll die Einigkeit innerhalb der Gesellschaft stärken, indem auch

nach dem Ableben einer Person, diese Person in das Leben miteinbezogen wird. Die Nahrung

wird am Ende des Tages an Nachbarn und Bedürftige verteilt.

Dieses Fest ist laut Dr. Pîr Mamou Othman eines der ältesten Feste der êzîdîschen Religion1

und zeugt davon, dass das Êzîdentum die Bräuche der alten Völker Mesopotamiens,

namentlich die der historischen Arier, bis heute bewahrt hat und weiterhin praktiziert.

1 Dr. Pîr Mamou Othman, „Die Yeziden vor Sheihk-Adi“, http://www.yeziden.de/yeziden_sheihk_adi.0.html,

15.08.2011

Kalender

15.08.2011 Hayrî Demir 3

Êzîdîsche Feiertage

Batizmî zurück

Batizmî wird von den sog. Çelka Êzîden gefeiert. Der Name Çelkan steht im Zusammenhang

mit dem Batizmî Fest und hat dort auch seinen Ursprung. Zu den Çelkan Êzîden gehören die

Êzîden aus Tur Abdîn („Torîs“), die Êzîden aus der Umgebung von Nisêbîn („Çolîs“) und

einige Stämme in der Nähe von Laliş im Nordirak

Das Batizmî Fest wird zu Ehren des Heiligen Pîr Alî, oft auch als Pîyalî bezeichnet, gefeiert.

Pîr Alî war ein êzîdîscher Würdenträger und gehörte der Pîr Gruppe der Pîrê Pîr Al an. Pîr Alî

stammt aus dem Dorf Derdil in der Nähe des in der Geschichte der Kurden berühmt

gewordenen Hassankef am Tigris im heutigen Türkisch-Kurdistan.2 Den Namen Çelkan

erhielten die Êzîden aus den genannten Gebieten, weil Pîyalî seine Heiligkeit demonstrierte,

indem die Êzîden Ihm eine tote Kuh brachten und er sie wieder zum Leben erweckte. Pîr Alî

war ein Wanderprediger, so erklärt sich der zeitliche Unterschied zwischen der Batizmî Feier

der Torîs, Çolîs und jenen Stämmen aus dem Nordirak. Die Pîrê Pîr Al verteilen vor dem

Batizmî Fest Hefe, mit dem das Brot „Sewik“ zu Batizmî gebacken wird.3

Das Fest umfasst eine siebentägige Prozedur:

Sonntag ist der erste Festtag. Dieser Tag ist der Tag der Reinigung.

Montag bis Mittwoch wird gefastet, wobei am Mittwoch das Opfertier für Pîyalî, ein Schaf, in

jeder Familie geschlachtet wird.

Donnerstag ist Şevberat (dt. „Die Nacht der Versöhnung“). An diesem Tag bleibt man die

Nacht über wach und rezitiert Gebete.

Freitag besucht man einander und feiert zusammen das Batizmî Fest.

Samstag ist dann der Abschluss des Festes. An diesem Tag werden von dem vorher

geschlachteten Schafsopfer sieben Teile aus der rechten Seite gekocht. Zusammen mit sieben

Handvoll Rosinen, sieben selbstgebackenen Broten (kurd. Sewik) auf einem Tablett vor einer

Matratze mit einem Kopfkissen aufgestellt, wo Pîyalî symbolisch sitzt. Aus dem Fett des

Schafes werden sieben Baumwolldochte hergestellt, die dann am selbigen Tag vor der

Matratze angezündet werden. Die Êzîden fahren mit ihrer Hand über das Feuer, beten und

wünschen sich etwas.

Weiterführender Link:

http://kaniya-sipi.de/gr/pirali-batizmi.pdf

2 Chaukkedin Issa, „Das Yezdentum – Religion und Leben“, ISBN: 978-3-98107-514-4

3 Ferhun Kurt, „Die verlorenen Enkelkinder Adams“, offline, 11.01.2009

15.08.2011 Hayrî Demir 4

Êzîdîsche Feiertage

Çilê Zivistanê4 zurück

„Çilê Zivistanê“ bedeutet „Die Vierzig im Winter“ (kurd. „çil“, dt. „vierzig“ und kurd.

„zivistan“, dt. „Winter“).

Mit den „Vierzig des Winters“ sind die vierzig Fastentage gemeint, die im Winter begangen

werden und mit einem entsprechenden Fest, „Cejna çilê zivistanê“, dt. „Das Fest der Vierzig

im Winter“, sinngemäß „Das Winterfastenfest“, beendet werden.

Diese vierzig Fastentage sind für alle hohen Würdenträger Pflicht. Darunter fallen die Feqîrê

(êzîdîsche Asketen), der Baba Şêx (Symbolischer Vater der Sheikhs und religiöses

Oberhaupt), der Mîr (weltliches Oberhaupt aller Êzîdî), also für alle Mitglieder des „Civata

Rûhanî“ (dt. „hoher heiliger Rat“). Aber auch einfache Laien können an diesen Fastentagen

teilnehmen. Die Teilnahme ist verbunden mit einer hohen Anerkennung in der restlichen

êzîdîschen Gemeinde.

Diese vierzig Fastentage erinnern an Sheikhadis (kurd. Şêxadî) wirken. Şêxadî fastet Gott zu

Ehren vierzig Tage im Winter und vierzig Tage im Sommer. In Erinnerung an Şêxadî und

seiner Gottesverehrung fasten die Êzîden diese Fastentage.

4 Hayrî Demir, „Çilê Zivistanê“, 18.07.2011, (noch) unveröffentlicht

15.08.2011 Hayrî Demir 5

Êzîdîsche Feiertage

Cejna Xidir Ilyas zurück

Das Cejna Xidir Ilyas wird zu Ehren des gleichnamigen Heiligen Xidir Ilyas (dt. Khidir Ilyas)

gefeiert.

Xidir Ilyas ist der Schutzpatron der Kranken, Reisenden und Armen. Xidir Ilyas ist der Bruder

von Xidir Nebî. Die Legende beschreibt, wie Beide vom „Wasser der Ewigkeit“ getränkt

wurden, sodass sie unsterblich sind.

Das Cejna Xidir Ilyas findet am ersten Donnerstag im Februar nach êzîdîschem Kalender

statt. Montag bis Mittwoch wird von Sonnnenauf- bis Sonnenuntergang gefastet. Das Fasten

ist jedoch keine Pflicht. Am Mittwoch wird traditionelle das „Poxîn“ hergestellt. Über Nacht,

so glauben die Êzîden, wird das Poxîn von Xidir Ilyas und Xidir Nebî gesegnet.

Xidir Ilyas wird als Reiter eines silbergrauen Schimmels beschrieben. Die Brüder eilene

denjenigen zur Hilfe, die folgenden Hilferuf aufsagen: „Hawara me Xidir Nebî, Xidir Ilyas,

sîyarê hespê boz“ (dt. „Meine Hilferuf richtet sich an Xidir Nebî und Xidir Ilyas, Reiter des

silbergrauen Pferdes.“)5

Weiterführender Link:

http://yeziden.de/246.0.html

5 Xanna Omerxalî, „Cejna Xidir Nebi, Xidir Liyas“, http://yeziden.de/246.0.html, 18.08.2011

15.08.2011 Hayrî Demir 6

Êzîdîsche Feiertage

Cejna Xidir Nebî zurück

Das Cejna Xidir Nebî wird zu Ehren des gleichnamigen Heiligen Xidir Nebî gefeiert.

Xidir Nebî ist der Schutzpatron der Liebe und der Wünsche. Wie sein Bruder Xidir Ilyas,

wurde auch Xidir Nebî vom „Wasser der Ewigkeit“ benetzt und erlangte so die

Unsterblichkeit.

Das Cejna Xidir Nebî wird am Freitag, einen Tag nach dem Cejna Xidir Ilyas, gefeiert. Die

Êzîden glauben, dass Xidir Nebî mit dem Hufeisen seines Pferdes Abdrücke am „Poxîn“

hinterlässt. Am Abend des Vortages, also am Abend des Cejna Xidir Ilyas, wird ein Topf mit

Mehl vor die Haustür gestellt. Man hofft, dass Xidir Nebî einen Hufabdruck seines Pferdes im

Topf hinterlässt. Der Haushalt, in dessen Mehltopf die Abdrücke deutlich zu erkennen sind,

wird mit Glück und Gesundheit gesegnet.

Das Pferd, auf dem Xidir Nebî reitet, ist im Gegensatz zu Xidir Ilyas Pferd nicht silbergrau,

sondern weiß. 6

Weiterführender Link:

http://yeziden.de/246.0.html

6 Xanna Omerxalî, „Cejna Xidir Nebi, Xidir Liyas“,

http://yeziden.de/246.0.html?&no_cache=1&sword_list[]=Xidir, 18.08.2011

15.08.2011 Hayrî Demir 7

Êzîdîsche Feiertage

Cejna Çarşema Sor zurück

Das Çarşema Sor ist das êzîdîsche Neujahr. „Çarşema sor“ bedeutet „roter Mittwoch“. Dieses Fest

findet am 1. April des êzîdîschen Kalenders statt. Es ist gleichzeitig der erste Tag im Jahr, deswegen

auch das Neujahresfest.

- Das Neujahresfest muss auf einen Mittwoch fallen, da der Mittwoch der Tag war, an dem die

Erde in Auftrag von Xwedê (dt. Gott) durch Tawisî Melek vollendet wurde. An diesem Tag

kommt Tawisî Melek zur Erde, um die Menschen mit Glück und Gesundheit zu segnen.

- Der Körper des ersten Mensch Adem (dt. Adam) wurde ebenfalls am Mittwoch erschaffen.

Adams Schöpfung verlief in einer sukzessiven Reihenfolge, bei der die Zusammenführung

von irdischen Elementen und letztlich die der Seele dazu geführt haben, dass Adam lebte.

- Am Cejna Çarşema Sor werden von den Pêşîmamên (religiöse Führer) der Êzîden die

Bazinbarê (geflochtene Baumwollarmbänder in den Farben der êzîdîschen Religion)

zusammen mit dem Wasser der heiligen Quelle „Kanîya sipî“ (dt. „weiße Quelle“) verteilt.

Diese Bazinbarê sollen vor Unheil und Krankheit schützen.

- Es werden Hühnereier in den Farben rot, gelb und grün gefärbt und an die Nachbarn verteilt.

Diese Eier stellen die Ur-Perle symbolisch dar, aus der das Leben hervorging. 7

- Der April ist heilig und es darf in diesem Monat keine Hochzeit oder Verlobung gefeiert

werden.

Da der êzîdîsche Kalender dem in Deutschland gültigen gregorianischen Kalender um ca. zwei

Wochen nachgeht, wird das Neujahresfest am ersten Mittwoch im Monat April gefeiert, der zum

oder nach dem 14. April im gregorianischen Kalender anfällt. Zur Verdeutlichung hier die Daten

dreier aufeinanderfolgender Festzeitpunkte:

Jahr

14. Tag im April nach

dt. Kalender

Nächster Mittwoch

und 1. êzîdîscher

April

2009 14. April Dienstag 15. April Mittwoch

2010 14. April Mittwoch 14. April Mittwoch

2011 14. April Donnerstag 20. April Mittwoch

Weiterführender Link:

http://ciwanen-ezidi.de/pdf/rotemittwoch.pdf

7 Hayrî Demir, „Çarşema Sor – Das êzîdîsche Neujahr“, http://ciwanen-ezidi.de/pdf/rotemittwoch.pdf,

18.08.2011

15.08.2011 Hayrî Demir 8

Êzîdîsche Feiertage

Çilê Havînê8 zurück

„Çilê Havînê“ bedeutet „Die Vierzig des Sommers“ (kurd. „Çil“, dt. „Vierzig“ und kurd.

„havîn“, dt. „Sommer“). Mit den „Vierzig des Sommers“ werden die vierzig Fastentage

gemeint, die im Sommer begangen werden und mit einem entsprechenden Fest, „Cejna çilê

havînê“, dt. „Das Fest der Vierzig im Sommer“, sinngemäß „Das Sommerfastenfest“, beendet

werden.

Diese vierzig Fastentage sind für alle hohen Würdenträger Pflicht. Darunter fallen die Feqîrê

(êzîdîsche Asketen), der Baba Şêx (Symbolischer Vater der Sheikhs und religiöses

Oberhaupt), der Mîr (weltliches Oberhaupt aller Êzîdî), also für alle Mitglieder des „Civata

Rûhanî“ (dt. „hoher heiliger Rat“). Aber auch einfache Laien können an diesen Fastentagen

teilnehmen. Die Teilnahme ist verbunden mit einer hohen Anerkennung in der restlichen

êzîdîschen Gemeinde.

8 Hayrî Demir, „Çilê Havînê“, unveröffentlicht, 11.08.2011

15.08.2011 Hayrî Demir 9

Êzîdîsche Feiertage

Cejna cimaya Şerfedîn zurück

Das Cejna cimaya Şerfedîn wird zu Ehren des Heiligen Şerfedîn gefeiert. Şêx Şerfedîn ist

einer der bedeutendsten und bekanntesten Heiligen der Êzîden. Ihm sind zahlreiche Sagen

gewidmet und man erzählt sich heute noch von dem Heldenmut Şerfedîns. Şerfedîns Vater,

Şêx Hasan [Shêxsin] (1195-1246) ist ebenfalls einer der Heiligsten der Êzîden. Beide gehören

der Şêx-Gruppe Adanî an. Sein Vater Şêx Hasan ist auch gleichzeitig der bedeutungsvollste

Nachfahre der Adanî-Gruppe. Şerfedîn hatte einen Bruder, Şêx Mûsê Sor und eine Schwester,

Şexa Sitî Tawis. Şerfedîns einziger Nachkomme ist sein Sohn Şêx Zendîn.

Infolge der Verdienste Şerfedîns für das Êzîdentum, wurde ihm innerhalb der Adanî Şêxs eine

eigene Gruppe zu Eigen. Diese Gruppe ist die der Peşîmamê, welche sowohl wichtige

religiöse, als auch politische Aufgaben erfüllen. Şerfedîn ist somit der Stammvater der

heutigen Peşîmamê. Aufgabe der Peşîmamê ist es, für den Zusammenhalt der Êzîden zu

sorgen und diese auch gegen Feinde zu schützen. Şerfedîn verstand sich in diesen Bereichen

als ein außerordentlich talentierter Würdenträger.

Berühmt wurde Şerfedîn, der Sohn Shêx Hasans, durch die Verteidigung der Êzîden gegen

Badre Din-Lulu. Zunächst vertrieb Badre Din-Lulu ihn während des im oben genannten

Vernichtungsfeldzuges aus dem Laliş-Tal. Şerfedîn flüchtete darauf hin nach Sindjar. Im

Bezirk Sindjar mobilisierte Şerfedîn dann ein starkes êzîdisches Heer von Kämpfer um sich

und kämpfte unerschrocken gegen Badre Din-Lulu.

Şerfedîn gilt als die personifizierte Gestalt des êzîdîschen Widerstandes. Mit seinem Mut, das

Êzîdentum zu verteidigen und sein eigenes Leben dafür zu opfern, ist er in die êzîdîsche

Geschichte eingegangen und nicht mehr wegzudenken. Selbst auf Hochzeiten wird immer

wieder gerne von den êzîdischen Sängern seine Hymne gesungen. Für alle Êzîden ist er das

Vorbild, für seinen Glauben zu kämpfen, wenn es sein muss. 9

Şerfedîna, Şerfedîna,

Şerfedîna dînê me ye

Şerfedîn Mîra li dîwanê

Ilim bidin Êzîdxanê

Qewîn bikin vê imanê

Weiterführender Link:

http://ciwanen-ezidi.de/pdf/Sherfedin1.pdf

9 Hayrî Demir, „Şerfedîn – Der sagenumwobene Held der Êzîden“, http://ciwanen-ezidi.de/pdf/Sherfedin1.pdf,

18.08.2011

15.08.2011 Hayrî Demir 10

Êzîdîsche Feiertage

Cejna cimaya Şêxadî zurück

Das Cejna cimaya Şêxadî wird zu Ehren des Heiligen Şêxadî gefeiert. Şêxadî ist für Êzîden

die Inkarnation des Tawisî Melek (dt. „Gottes Engel“). Seinen Handlungen, so sind sich viele

Wissenschaftler und Geistige einig, haben das Êzîdentum in einer feindlichen und

todesbedrohlichen Umgebung überlebenssicher gemacht.

In diesen Tagen, so heißt es, habe Şêxadî die Welt verlassen. Im kurdischen wird dies als

„kirasguhertin“ (dt. „Kleiderwechsel“) bezeichnet. Man spricht nicht vom Tod, sondern

davon, dass Er lediglich seine Form gewechselt hat, vom Diesseits ins Jenseits (kurd. „Dahir û

Batin“).

Die Êzîden hielten und halten in Andenken an Şêxadî eine sieben Tage umfassende

Trauerfeier ab. Diese Tage werden mit uralten Bräuchen begangen. So z.B. die Opferung

eines aufgrund bestimmter Merkmale ausgesuchten Bullen, welcher in einer Zeremonie

geopfert wird. Mit dem Fleisch wird das „Simat“ zubereitet. Das Fleisch wird anschließen

unter den Anwesend verteilt. Dies geschieht am vierten Tag des Cejna cimaya Şêxadî. Es

werden religiöse Texte von Würdenträgern, in der Regel Qewlvan (religiöse Sänger), mit den

heiligen Instrumenten Def û Şîbab (dt. Flöte und Tamburin) gesungen, religiöse Texte den

Anwesenden erläutert und Werte der êzîdîschen Religion vermittelt. 10

Das Cejna cimaya Şêxadî ist mit einer Vielzahl von religiösen Bräuchen und Traditionen

verbunden, die im Heiligtum Laliş zelebriert werden.

10

D. Pîrbehrî (Pîr Dîma), L. Îavasko û S. Grîgoriyêv, „Lalişa Nûranî“, ISBN 978-5-91356-048-3

15.08.2011 Hayrî Demir 11

Êzîdîsche Feiertage

Rojîyên Şêşims zurück

Die Rojîyên Şêşims bezeichen die drei Fastentage zu Ehren des Sonnenengels Şêşims bzw.

Melek Şemsedîn. Melek Şemsedîn (dt. Engel der Sonne) ist dafür verantwortlich, die Strahlen

der Sonne zur Erde zu befördern. Somit ist er auch für das Überleben der Menschen

zuständig. Die Sonne spielt im êzîdîschen Glauben eine wesentliche Rolle. Sie ist für die

Êzîden das sichtbare Symbol und Beweis der Existenz Gottes.

Die Fastentage beginnen am Dienstag und enden am Donnerstag. Gefastet wird von

Sonnenauf- bist Sonnenuntergang. Von den Fastentagen sind Kinder, Kranke, und Greise

ausgenommen. Nur gesunde, dazu fähige Êzîden können bzw. sollten fasten. Diese Fastentage

sind jedoch auch für diese keine Pflicht.

Das Fasten heißt im Kurdischen „rojî“. Der Begriff leitet sich vom kurdischen Begriff „Roj“

für Sonne ab. Die Êzîden fasten, um wieder für längere Sonnentage zu bitten, da die

Sonnentage vor der Wintersonnenwende immer kürzer werden11

Cejna Şêşims zurück

Am Tag nach dem letzten Fastentag, also am Freitag, wird dann das Cejna Şêşims, das Fest zu

Ehren der Sonne gefeiert. Die Feier fällt immer auf den ersten Freitag im Dezember nach dt.

Kalender.

Weiterführender Link:

http://ciwanen-ezidi.de/pdf/Eyda_Ezid.pdf

11

Hayrî Demir, „Eyda Êzîd“, http://ciwanen-ezidi.de/pdf/Eyda_Ezid.pdf, 20.08.2011

15.08.2011 Hayrî Demir 12

Êzîdîsche Feiertage

Rojîyên Xwudan zurück

Die Rojîyên Xwûdan sind die drei Fastentage zu Ehren der Familienheiligen und Urahnen.

Die Ahnenverehrung spielt für Êzîden eine wichtige Rolle (siehe Cejna Bêlindê).

Die Fastentage beginnen am Dienstag und enden am Donnerstag. Gefastet wird von

Sonnenauf- bist Sonnenuntergang. Von den Fastentagen sind Kinder, Kranke, und Greise

ausgenommen. Nur gesunde, dazu fähige Êzîden können bzw. sollten fasten. Diese Fastentage

sind jedoch auch für diese keine Pflicht.

Cejna Xwudan zurück

Nach den drei Fastentagen wird am Freitag das Cejna Xwudan gefeiert. Diese Feier findet am

zweiten Freitag im Dezember nach dt. Kalender statt.

Weiterführender Link:

http://ciwanen-ezidi.de/pdf/Eyda_Ezid.pdf

15.08.2011 Hayrî Demir 13

Êzîdîsche Feiertage

Rojîyên Êzî zurück

Die Rojîyên Êzî sind die drei Fastentage zu Ehren Gottes. „Êzî“ ist einer der Namen Gottes

und gleichzeitig Namensgeber der Religionsgemeinschaft (Êzîdentum) und ihrer Anhänger

(Êzîdî). Der Name Êzîdî bedeutet demnach „die Anhänger Gottes“.12

Anders als die vorausgegangen Fastentage sind diese drei Fastentage für jeden Êzîden Pflicht.

Ausgenommen sind hier nur Kinder, Kranke und Greise.

Sie beginnen ebenfalls am Dienstag und enden am Donnerstag, jeweils von Sonnenauf- bis

Sonnenuntergang.

Cejna Êzî zurück

Am Tag nach dem letzten Fastentag, also am dritten Freitag im Dezember nach dt. Kalender,

findet das Cejna Êzî statt. Zu diesem Anlass wird in jeder Familie ein Tieropfer dargebracht,

der Wohnzimmer reich mit Süßigkeiten, selbstgebackenem Gebäck und reichlich Getränken

gedeckt. Man besucht einander und feiert zusammen.

Weiterführender Link:

http://ciwanen-ezidi.de/pdf/Eyda_Ezid.pdf

12

Hayrî Demir, „Eyda Êzîd“, http://ciwanen-ezidi.de/pdf/Eyda_Ezid.pdf, 20.08.2011