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STRATEGISCHES
STROMKOSTENMANAGEMENT eine
Wirtschaftlichkeitsbetrachtung
zur Installation einer
Photovoltaik-Anlage am Beispiel
eines durchschnittlichen
Einfamilienhauses in Deutschland
Marc Schwarz
Inhalt
1 Theoretische Grundlagen ............................................... 3 2 Abgrenzung des Themas ................................................ 4 3 Anreize zur Investition ................................................... 5 4 Bauliche Voraussetzungen ............................................. 9 5 Dimensionierung der Anlage ....................................... 10 6 Kosten der Anschaffung ............................................... 11 6.1 Module ..................................................................... 11 6.2 Wechselrichter ......................................................... 13 6.3 Stromspeicher .......................................................... 14 6.4 Montagekosten ......................................................... 16 6.5 Inbetriebnahme ........................................................ 16 6.6 Gesamte Investitionskosten ..................................... 17 7 Betriebskosten .............................................................. 19 8 Erträge .......................................................................... 20 8.1 Leistung der PV-Anlage .......................................... 20 8.2 Rendite ..................................................................... 23 9 Fazit und Ausblick ....................................................... 26 Literatur- und Quellenverzeichnis ........................................ 28
3
1 Theoretische Grundlagen
Was ist Photovoltaik?
Der Begriff „Photovoltaik“ setzt sich zusammen aus dem
griechischen Wort phós, phõtós (Licht, des Lichts) und dem
Namen des italienischen Physikers Alessandro Volta (1745 –
1825), zu dessen Ehren die Einheit der elektrischen Spannung
„Volt“ benannt wurde. Alessandro Volta erfand die erste
funktionsfähige elektrochemische Batterie.
„Photovoltaik“ könnte daher mit „Lichtbatterie“ oder
„Lichtenergiequelle“ übersetzt werden.
Der Ausdruck wird allgemein dadurch definiert, dass
Sonnenlicht direkt in elektrische Energie umgewandelt wird.
Dabei werden keine aufwändigen Zwischenprozesse oder
verschleißanfällige mechanische Konverter benötigt.
„Photovoltaik“ gehört damit zu den erneuerbaren
(regenerativen) Energien. Diese werden grundsätzlich in die
Primärenergien „Planetenbewegung“, „Erdwärme“ und
„Solarstrahlung“ unterteilt, wobei „Photovoltaik“ als die
jüngste Tochter aus der Familie der „Solarstrahlung“
angesehen werden kann.
Abzugrenzen ist „Photovoltaik“ von dem Begriff der
„Solarthermie“. Bei der „Solarthermie“ wird im Falle der
privaten Nutzung zumeist mit Hilfe eines thermischen
Kollektors Sonnenstrahlung zur Brauchwassererwärmung
oder Wohnungsheizung genutzt.1 Dabei befördert eine Pumpe
die Wärme über ein Kreislaufsystem, das mit einer
Trägerflüssigkeit gefüllt ist, in einen Speicher. Von dort aus
geht die Wärme an die Heizkörper oder die Zapfstellen für das
Warmwasser.2
1 Vgl. Mertens (2018), S. 30ff.
2 Vgl. Internetquelle: https://www.solaranlagen-portal.com/
4
Wie ist eine typische Photovoltaik-Anlage aufgebaut?
Das Herzstück einer Photovoltaik-Anlage (PV-Anlage) sind
Solarmodule, in denen sich Solarzellen befinden. Diese
bestehen im Wesentlichen aus dem Halbleiter, wobei in den
allermeisten Fällen Silizium zum Einsatz kommt. Silizium ist
ein Rohstoff, der in fast unbegrenzter Menge auf unserer Welt
vorhanden ist. Fällt nun das Sonnenlicht auf eine Solarzelle,
werden dabei Elektronen des Siliziums angeregt, wodurch ein
Gleichstrom fließt. Um auf eine gut nutzbare Spannung zu
kommen, werden viele Zellen in einem Solarmodul in Reihe
geschaltet. Um den Strom in das öffentliche Netz einspeisen
zu können, wird der erzeugte Strom („Eigenstrom“) mittels
eines Wechselrichters in Wechselstrom umgewandelt.
Die erzeugte Energiemenge wird zur Bestimmung der
korrekten Vergütung durch einen Einspeisezähler gemessen.
Getrennt davon ermittelt ein Verbrauchszähler den
Stromverbrauch des Haushalts. 3,4
2 Abgrenzung des Themas
In dieser wissenschaftlichen Arbeit soll die Wirtschaftlichkeit
der Anschaffung einer PV-Anlage im Falle eines
durchschnittlichen Einfamilienhauses in Deutschland
betrachtet werden. Die Anschaffung einer solarthermischen
Anlage wird dabei außen vor gelassen.
Die typische Dachfläche eines deutschen Einfamilienhauses
beträgt etwa 30 bis 50 Quadratmeter.5
3 Vgl. Internetquelle: https://solaranlage.com/photovoltaik/
4 Vgl. Mertens (2018), S. 33
5 Vgl. Internetquelle: http://www.solaranlagen-tipps.de/
5
Dabei wird von einem freistehenden Haus mit Schrägdach
(Walmdach) ausgegangen, welches vier etwa gleich große
Dachflächen besitzt. Schließlich sind Schrägdächer in
Deutschland mit ca. 70% am häufigsten anzutreffen
gegenüber Flachdächern, die mit ca. 30% vertreten sind.6
Ferner wird ein typischer Strombedarf von 3.500
Kilowattstunden (kWh) pro Jahr für den Privathaushalt
herangezogen.7
3 Anreize zur Investition
Im Jahr 1998 wurde der Strommarkt in Deutschland
liberalisiert. Seitdem können Stromanbieter überregional ihre
Leistungen anbieten und Verbraucher können ihren
Stromanbieter frei wählen.8
Dies führte kurzfristig von einem Rückgang der Strompreise
für den Endverbraucher von etwa 17,1 Cent/ kWh im Jahr
1998 auf 13,5 Cent/ kWh im Jahr 2000.
Anschließend sind die Strompreise jedoch kontinuierlich um
ca. 6% pro Jahr gestiegen, sodass sie momentan bei ca. 29,4
Cent/ kWh liegen.
Gründe sind zum einen die Konsolidierung vieler
Stromanbieter, sodass beispielsweise im Jahre 2001 nicht
mehr als zehn Stromanbieter in Deutschland gemeinsam einen
Marktanteil von etwa 80% hatten9, zum anderen haben sich
Steuern, Abgaben und Umlagen seit dem Jahr 2000 etwa
6 Vgl. Mertens (2018), S. 324
7 Vgl. Mertens (2018), S. 35
8 Vgl. Internetquelle:
http://www.strompreise.net/liberalisierung-des-strommarktes/ 9 Vgl. Internetquelle:
http://www.strompreise.net/liberalisierung-des-strommarktes/
6
verdreifacht. So machen die staatlichen Belastungen
insgesamt heute mehr als die Hälfte des Strompreises aus.
Den größten Kostenblock nimmt dabei die EEG-Umlage ein,
mit deren Hilfe die Erneuerbaren Energien finanziert werden.
Sie ist innerhalb der letzten Jahre stark angestiegen, wie die
folgende Abbildung zeigt10
:
Abbildung 1: Höhe der EEG-Umlage
(Quelle: eigene Darstellung)
Etwa 25% des Endpreises entfallen auf die Netzentgelte, dem
Stromanbieter verbleiben noch ca. 21% für die Erzeugung.11,12
10
Vgl. Internetquelle: www.netztransparenz.de 11
Vgl. Internetquelle: https://1-stromvergleich.com/strom-
report/strompreis/ 12
Vgl. Internetquelle:
https://www.stromauskunft.de/strompreise/strompreisentwickl
ung/
0,41 0,54 0,63 0,78 0,96 1,15 1,3
2,15
3,53 3,59
5,28
6,24 6,17 6,35 6,88 6,79
6,41
0
1
2
3
4
5
6
7
8
Cen
t/ K
Wh
Höhe der EEG-Umlage für Haushaltsstromkunden in Deutschland in den Jahren 2003 bis 2019
(in Euro-Cent pro Kilowattstunde)
7
Die folgende Grafik zeigt die Strompreisentwicklung für den
Endverbraucher seit 1998:
Abbildung 2: Entwicklung der Strompreise in Deutschland
(Quelle: eigene Darstellung)
Für das Jahr 2019 haben bisher bereits über 100
Stromversorger Preiserhöhungen um durchschnittlich 5,0%
angekündigt.13
Um sich langfristig von steigendenden Strompreisen
unabhängig zu machen, besteht für den Verbraucher die
Möglichkeit, in eine eigene Anlage zur Produktion
erneuerbarer Energien zu investieren. Die Wirtschaftlichkeit
soll im Folgenden geprüft werden.
Neben ökonomischen Entscheidungen zur Investition in eine
PV-Anlage können jedoch auch ökologische Argumente
hervorgebracht werden.
Erwähnt sei hier beispielsweise der Klimawandel, der durch
die Forcierung des Treibhauseffektes hervorgerufen wird.
Durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe werden
Emissionen (hauptsächlich CO2) freigesetzt.
13
Vgl. Internetquelle: https://1-stromvergleich.com/strom-
report/strompreis/
17,1 16,5
13,5 14,3 16,1
17,2 18,0 18,7 19,5 20,6
21,7 23,2 23,7
25,2 25,9
28,8 29,1 28,8 28,7 29,2 29,4
0
5
10
15
20
25
30
35
Ce
nt/
kWh
Entwicklung der Stompreise in Deutschland
8
Derzeit werden jedoch ca. 80% des Energiebedarfs auf der
Erde durch fossile Brennstoffe gedeckt.
Ungefähr 5% des weltweiten Energiebedarfs werden dagegen
aus Kernenergie produziert. Dabei zeigte uns nicht zuletzt die
Katastrophe von Fukushima im Jahr 2011, dass die
Menschheit stets der Gefahr eines Super-Gaus (größter
anzunehmender Unfall) ausgesetzt ist, der die Umwelt für
Jahrtausende schädigen kann. Des Weiteren besteht im Falle
von Kernenergie fortan die Problematik der Endlagerung
radioaktiver Stoffe.
Aus den oben erwähnten Gründen hat es sich die
Bundesregierung zum Ziel gemacht, den Ausbau erneuerbarer
Energien kontinuierlich voranzutreiben, sodass bis zum Jahr
2050 ausschließlich erneuerbare Energien in Deutschland als
Quellen genutzt werden sollen.14
14
Vgl. Mertens (2018), S. 26ff.
9
4 Bauliche Voraussetzungen
Ein entscheidender Faktor hinsichtlich der Leistungsfähigkeit
einer PV-Anlage ist sicherlich der Standort der Anlage, da die
Sonneneinstrahlung pro Jahr stark vom Breitengrad abhängig
ist. So betragen die Strahlungswerte in Schottland
beispielsweise ca. 700 kWh/ (m2
· a), in Südspanien dagegen
rund 1.800 kWh/ (m2 · a).
Selbstverständlich hat der Endverbraucher in Deutschland auf
die Standort-Wahl nur bedingt Einfluss, insbesondere, wenn
die Entscheidung zum Standort bereits im Voraus, abhängig
von anderen Faktoren, gefallen ist und die PV-Anlage
nachträglich auf dem Dach des Eigenheims montiert werden
soll. In dieser Arbeit wird stets von Durchschnittswerten
ausgegangen. Der Durchschnittswert der Sonneneinstrahlung
in Deutschland liegt bei ca. 1.000 kWh/ (m2 · a).
15
Damit die PV-Anlage die höchstmögliche Leistung erbringen
kann, sollte die Anlage idealerweise in Richtung Süden
ausgerichtet werden. Bäume, benachbarte Gebäude oder gar
der eigene Schornstein können zu einer Verschattung und
damit zu einer Leistungsminderung, führen. Dies sollte bei der
Installation beachtet werden.16
In den Berechnungen aus
dieser Arbeit wird davon ausgegangen, dass die Solarmodule
keinerlei Verschattungen ausgesetzt sind.
Eine wichtige Rolle spielt allerdings auch die Neigung der
Solarmodule entgegen der Sonne. Hierbei ist es theoretisch
optimal, wenn die Sonne im rechten Winkel auf die Module
trifft.17
15
Vgl. Mertens (2018), S. 48f. 16
Vgl. Internetquelle: http://www.solaranlagen-tipps.de/ 17
https://www.solaranlagen-
portal.com/photovoltaik/voraussetzung/dachneigung
10
Dies ließe sich in der Praxis jedoch nicht gewährleisten und
brächte auch weitere Nachteile mit sich
(siehe Kapitel 7 „Betriebskosten“).
Stattdessen wird eine Südausrichtung in Verbindung mit einer
Neigung von 35o als Optimum angesehen. Dies lässt sich im
Falle des hier betrachteten Schrägdaches leicht gewährleisten,
da es weniger Anforderungen an die Unterkonstruktion gibt.
Dem entgegen ergäben sich bei einem Flachdach Probleme
durch Eigenverschattung der Module, die z.B. durch
Abweichung von der optimalen Modulneigung gelöst werden
können.18
Eine West- sowie eine Ost-Ausrichtung der Solarmodule
unter Beibehaltung der 35o
-Neigung bewirken einen Verlust
von ca. 20% der Jahresglobalstrahlung, bei einer
Nordausrichtung verbleiben noch ca. 57%.19
5 Dimensionierung der Anlage
In dieser Arbeit wird davon ausgegangen, dass die gesamte
Dachfläche von etwa 40 m2 mit Solarmodulen bestückt wird.
Die Module besitzen ein Standardmaß von ca. 1 m Breite und
ca. 1,6 m Länge, d.h. eine Fläche von ca. 1,6 m2. Es wird
davon ausgegangen, dass sich auf jeder der vier ca. 10 m2
großen Seiten des Daches 6 Solarmodule anbringen lassen. Es
müssten demnach insgesamt 24 Solarmodule für das
Eigenheim angeschafft werden.
18
Vgl. Mertens (2018), S. 305 19
Vgl. Mertens (2018), S. 58f.
11
6 Kosten der Anschaffung
6.1 Module
In der Regel stellen die Solarmodule den größten Anteil an
der Investition dar. Dabei dominieren Solarzellen aus
kristallinem Silizium derzeit mit ca. 94% den Markt. Weitere
Technologien sind beispielsweise…
Dünnschicht-Module
HIT-Zellen
III/V-Halbleiter
Farbstoffsolarzellen
Organische Solarzellen
Perowskit-Solarzellen
Sie konnten sich bislang noch nicht am Markt etablieren oder
befinden sich noch in der Forschung. Gründe hierfür sind zum
Beispiel zu geringe Wirkungsgrade, fehlende Verfügbarkeit
der Rohstoffe oder schlechte Stabilität (Lebensdauer).
Kristalline Solarmodule werden zwischen monokristallin und
polykristallin unterschieden, wobei Module aus
monokristallinem Silizium in der Herstellung aufwändiger
sind (Czochralski-Verfahren). Damit sind sie auch teuer in der
Anschaffung. Dementgegen ist der Wirkungsgrad
monokristalliner Solarmodule mit bis zu ca. 22,8% höher als
bei polykristallinen Modulen mit bis zu ca. 17%.20
20
Vgl. Mertens (2018), S. 123ff.
12
In dieser Arbeit wird exemplarisch das höherpreisige
monokristalline Solarmodul „Jinko Solar JKM300M-60 Eagle
PERC“ mit dem günstigeren polykristallinen Solarmodul
„Jinko Solar JKM270PP-60 Eagle poly“ zum Vergleich
herangezogen. Laut Herstellerangabe besitzt das
monokristalline Solarmodul einen Wirkungsgrad von 18,33%,
beim polykristallinen Solarmodul sind es 16,50%.
Das monokristalline Modul ist inklusive Versandkosten zu
einem Endverbraucherpreis von ca. 216 €/ Stk. (brutto)
verfügbar, das polykristalline Modul zu 132 €/Stk. (brutto).21
Dabei handelt es sich gemäß folgender aktueller Statistik bei
dem chinesischen Anbieter „Jinko Solar“ um den größten
Hersteller von Solarmodulen weltweit:22
Abbildung 3: Größte Hersteller von Solarmodulen weltweit
(Quelle: eigene Darstellung)
21
Vgl. Internetquelle:
https://www.photovoltaik4all.de/pv4all-
netz/solarmodule/jinko-solar/ 22
Vgl. Internetquelle:
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/719069/umfrage/g
roesste-solarmodulhersteller-weltweit-nach-absatz/
9,7 9,1 7,5 6,85
5,4 4,6 4,4
2,65 2,6 2,5 2,5 2,35
0123456789
1011
Ab
satz
in G
igaw
att
Solarmodule - Größte Hersteller weltweit nach Absatz 2017 Größte Hersteller von Solarmodulen weltweit nach ausgelieferter Leistung im
Jahr 2016 (in Gigawatt)
13
6.2 Wechselrichter
Hinsichtlich der Wechselrichter wird heutzutage zwischen den
Technologien modulintegrierter Wechselrichter, String-
Wechselrichter und Zentralwechselrichter unterschieden.
Beim modulintegrierten Wechselrichter befindet sich auf der
Rückseite eines jeden Moduls ein eigener Wechselrichter, der
den vom Modul erzeugten Gleichstrom direkt in
Wechselstrom umwandelt. Dadurch werden Leistungs-
Verluste durch die Gleichstromverkabelung vermieden.
Außerdem wird jedes Modul einzeln durch einen sogenannten
MPP-Tracker (Maximum Power Point) überwacht und am
Leistungsmaximum gehalten. Ein großer Nachteil ist
allerdings, dass der integrierte Wechselrichter unentwegt der
Witterung ausgesetzt ist, was die Lebensdauer des Bauteils
stark mindert, weshalb die Technologie in der Praxis kaum
zum Einsatz kommt.
Beim String-Wechselrichter werden etwa leistungsgleiche
Solarmodule zusammen in Reihe geschaltet und bilden einen
„Strang“. Dadurch werden sogenannte Missmatching-Verluste
reduziert. In diesem Fall kommt pro Strang ein MPP-Tracker
zum Einsatz. Die Anschaffung mehrerer Wechselrichter ist im
Falle der hier betrachteten Anlagengröße allerdings
unwirtschaftlich.
Beim privaten Eigenheim werden in der Regel
Zentralwechselrichter verwendet. Hier werden alle
Solarmodule parallel geschaltet und zentral angeschlossen.
Zu beachten ist, dass die Nennleistung des verwendeten
zentralen Wechselrichters kompatibel zur Leistung der
Module ist.23
23
Vgl. Mertens (2018), S. 203ff.
14
In dieser Arbeit wird der Zentralwechselrichter „SMA Sunny
Tripower STP 5000TL-20“ betrachtet. Es handelt sich um ein
Gerät eines der führenden deutschen Anbieter und besitzt
einen (europäischen) Wirkungsgrad von 97,1%.
Der Wechselrichter kann für 1.356 € bezogen werden
(brutto, inkl. Versandkosten).24
6.3 Stromspeicher
Grundsätzlich besteht bei privaten PV-Anlagen die
Problematik, dass die Anlage zur Mittagszeit den meisten
Strom erzeugt, der Privathaushalt jedoch den meisten Strom
zu Morgen- oder Abendzeiten verbraucht. So kann davon
ausgegangen werden, dass der sogenannte Solarstrom-
Eigenverbrauchsanteil nur etwa bei 30% liegt.
Optional kann die Anlage für das Eigenheim jedoch durch
einem Stromspeicher ergänzt werden.
Hierzu sind am Markt bislang folgende Batterie-Technologien
verfügbar:
Bleisäure/ Blei-Gel
Lithium-Ionen
Natrium-Schwefel
Redox-Flow
24
Vgl. Internetquelle:
https://www.photovoltaik4all.de/wechselrichter/sma-sunny-
tripower-5000-tl-20
15
Da die Lithium-Ionen-Batterie in den letzten Jahren eine
rasante Entwicklung genommen hat, noch weiteres
Zukunftspotenzial aufweist und zudem durch hohe
Lebensdauer und Wirkungsgrade überzeugt, wird in dieser
Arbeit eine solche Batterie der Firma „SMA“, Modell „Sunny
Boy 5000 Smart Energy“ zur Untersuchung der
Wirtschaftlichkeit herangezogen.
Im Gerät ist bereits ein 5 kW-Wechselrichter integriert, sodass
die Notwendigkeit einer separaten Anschaffung eines
Wechselrichters entfällt. Außerdem verfügt es über ein
Energiemanagement-System, welches die Steuerung der
Verbräuche, Be- und Entladen der Batterie, sowie Bezug von
Strom aus dem öffentlichen Netz so geschickt kombiniert,
dass die Eigenverbrauchsquote auf ca. 55 bis 60% erhöht
werden kann. 25
Das Produkt kann für ca. 4.422 € (brutto, inkl. Versandkosten)
bezogen werden.26
Die kalendarische Lebensdauer des Geräts
soll ca. 15 Jahren betragen.
25
Vgl. Mertens (2018), S. 250ff. 26
Vgl. Internetquelle:
https://www.photovoltaik4all.de/speicher/sma/749/sma-
sunny-boy-5000-smart-energy-sb5000se
16
6.4 Montagekosten
Da die Montagekosten sehr stark vom individuellen Zustand
des Hauses abhängig sind, können diese nur schwierig
prognostiziert werden. Pauschal werden für die Anlage o.g.
Größenordnung 1.000 € (netto) angenommen. Dies beinhaltet
folgende Arbeiten:
Installation aller Solarmodule inkl. Montagesystem
Verlegung aller Elektrokabel
Wanddurchbruch zum Standort des Stromzählers
Anbringen und Inbetriebnahme Wechselrichter/
Batterie
Arbeiten am Schaltschrank/ Installation eines
Zweirichtungszählers
Dabei wird davon ausgegangen, dass das Dach des Hauses die
erforderlichen Voraussetzungen mit sich bringt und keine
weiteren Arbeiten zur Erhöhung der Traglast notwendig sind.
6.5 Inbetriebnahme
Betreiber von PV-Anlagen sind verpflichtet, der
Bundesnetzagentur neu in Betrieb genommene oder
hinsichtlich des Leistungszuwachses erweiterte PV-Anlagen
zu melden. Hierzu ist ein Termin mit dem örtlichen
Netzbetreiber notwendig, der die Anlage in Betrieb nimmt
und dies auf einem entsprechenden Inbetriebnahme-Protokoll
dokumentiert.
Hierfür wird eine Gebühr von ca. 100 € (netto) fällig.
17
6.6 Gesamte Investitionskosten
Private Betreiber von PV-Anlagen sind grundsätzlich
vorsteuerabzugsberechtigt, d.h. die in den
Anschaffungskosten enthaltene Mehrwertsteuer wird vom
Finanzamt zurückerstattet. Daher wird im Folgenden für die
oben beschriebenen 4 Alternativen mit Netto-Beträgen
gerechnet.
1. Fall: polykristalline Module ohne Stromspeicher
Solarmodule (24 x 111 €) 2.664 €
+ Wechselrichter 1.140 €
+ Montagekosten 1.000 €
+ Inbetriebnahme 100 €
= Gesamtkosten 4.904 €
2. Fall: monokristalline Module ohne Stromspeicher
Solarmodule (24 x 182 €) 4.368 €
+ Wechselrichter 1.140 €
+ Montagekosten 1.000 €
+ Inbetriebnahme 100 €
= Gesamtkosten 6.608 €
18
3. Fall: polykristalline Module mit Stromspeicher
Solarmodule (24 x 111 €) 2.664 €
+ Stromspeicher (inkl.
Wechselrichter) 3.716 €
+ Montagekosten 1.000 €
+ Inbetriebnahme 100 €
= Gesamtkosten 7.480 €
4. Fall: monokristalline Module mit Stromspeicher
Solarmodule (24 x 182 €) 4.368 €
+ Stromspeicher (inkl.
Wechselrichter) 3.716 €
+ Montagekosten 1.000 €
+ Inbetriebnahme 100 €
= Gesamtkosten 9.184 €
19
7 Betriebskosten
Die jährlichen Betriebskosten einer PV-Anlage werden
typischerweise zu 1,5% der Invesitionskosten angesetzt.27
Sie setzen sich aus folgenden Positionen zusammen:
1. Wartung und Reinigung
Durch Modulverschmutzung kann es notwendig werden, eine
Reinigung der Module durchzuführen. Bei einer
Modulneigung ab 30 Grad tritt dies allerdings kaum auf, da es
durch Regenwasser zu einem Selbstreinigungseffekt kommt.
Hier liegen die Verluste typischerweise nur bei 2 bis 3%. Für
flachere Anstellwinkel kann es allerdings durch Vogelkot,
Staub etc. zu Verlusten von bis zu 10% kommen. Im Falle
einer landwirtschaftlichen Nutzung können die
Beeinträchtigungen sogar noch höher sein. 28
2. Versicherungen
Um sich bspw. gegen Blitzschlag, Feuer, Diebstahl,
Vandalismus oder auch Schadensansprüche Dritter
abzusichern empfiehlt es sich, eine Sach- und
Haftpflichtversicherung für die PV-Anlage abzuschließen.
3. Reparaturen
Im Laufe der Lebensdauer ist mit Defekten, insbesondere des
Wechselrichters, zu rechnen. Diese Kosten werden jedoch in
der Regel nicht durch die oben erwähnten Versicherungen
übernommen.
27
Vgl. Mertens (2018), S. 310 28
Vgl. Mertens (2018), S. 301
20
8 Erträge
8.1 Leistung der PV-Anlage
Zur Bestimmung der jährlichen Erträge muss zunächst die
Leistung der Aufdachanlage ermittelt werden. Diese wird
standardmäßig in Kilo-Watt-Peak (kWp) angegeben. Es
handelt sich um eine Nennleistung (PSTC), die unter optimalen
Bedingungen erbracht werden könnte.
Sie ergibt sich aus der Bestrahlungsstärke bei voller
Sonneneinstrahlung (Estc = 1000 W/ m2), dem Wirkungsgrad
(η) der Solarmodule (siehe Kapitel 6.1 „Module“) sowie der
Dachfläche (A), die mit Modulen ausgestattet ist.
21
Allgemein gilt folgende Formel: PSTC = ESTC · A · η
Für die beiden unterschiedlichen Solarmodule ergeben sich
demnach folgende Nennleistungen:
1. Fall: polykristalline Module
PSTC-poly = 1000 W/ m2 · 40 m
2 · 0,165 = 6,6 kWp
2. Fall: monokristalline Module
PSTC-mono = 1000 W/ m2 · 40 m
2 · 0,1833 = 7,7332 kWp
In Deutschland erbringt eine nach Süden ausgerichtete
Dachanlage typischerweise einen spezifischen Jahres-Ertrag
(WJahr) von ca. 900 kWh/ kWp.
Allgemein gilt folgende Formel: WJahr = PSTC · WJahr29
In diesem Beispiel ergeben sich jedoch Einbußen durch die
nicht optimale Ausrichtung der Module gegen Süden (siehe
Kapitel 4 „Bauliche Voraussetzungen“). Diese werden in die
Rechnung miteinbezogen:
1. Fall: polykristalline Module
WJahr-poly = 6,6 kWp · (0,25 + 0,5 · 0,8 + 0,25 · 0,57)
· 900 kWh/ kWp = 4.707 kWh
2. Fall: monokristalline Module
WJahr-mono = 7,7332 kWp · (0,25 + 0,5 · 0,8 + 0,25 · 0,57)
· 900 kWh/ kWp = 5.516 kWh
29
Vgl. Mertens (2018), S. 34f.
22
Die Erträge aus der PV-Anlage setzen sich zusammen aus der
jährlichen Stromkosten-Ersparnis im Falle des
Eigenverbrauchs - momentan ca. 0,29 €/kWh
(siehe Abbildung 2) - sowie einer Einspeisevergütung, die
dem Betreiber der PV-Anlage ab dem Datum der
Inbetriebnahme für jede eingespeiste Kilowattstunde für die
kommenden 20 Jahre zugesichert wird.30
In dieser Arbeit wird
eine Inbetriebnahme im Dezember 2018 und somit eine
Vergütung von 0,1159 €/kWh vorausgesetzt.
Die folgende Tabelle zeigt die Vergütungssätze bei
Inbetriebnahme ab Juli 2018 bis Januar 2019 für Dachanlagen
auf Wohngebäuden31
:
Inbetriebnahme
Dachanlagen
<= 10 kWp
(Ct/kWh)
Dachanlagen
> 10 kWp
<= 40 kWp
(Ct/kWh)
Dachanlagen
> 40 kWp
<= 100 kWp
(Ct/kWh)
Ab 01.07.2018 12,20 11,87 10,61
Ab 01.08.2018 12,08 11,74 10,50
Ab 01.09.2018 11,95 11,62 10,39
Ab 01.10.2018 11,83 11,50 10,28
Ab 01.11.2018 11,71 11,38 10,17
Ab 01.12.2018 11,59 11,27 10,07
Ab 01.01.2019 11,47 11,15 9,96
Tabelle 1: EEG-Vergütungssätze
(Quelle: eigene Darstellung)
30
Vgl. Mertens (2018), S. 33 31
Vgl. Internetquelle: https://www.photovoltaik4all.de/aktuelle-eeg-
verguetungssaetze-fuer-photovoltaikanlagen-2017
23
Es zeigt sich, dass die Vergütungssätze im Laufe der Zeit
kontinuierlich gesunken sind. Zudem ergibt sich für den
privaten Betreiber einer PV-Anlage eine strategische
Obergrenze von 10 kWp, die nicht überschritten werden
sollte, da ab dem elften kWp eine geringe Vergütung erzielt
wird.
8.2 Rendite
Im Folgenden wird die Wirstschaftlichkeit für alle o.g. 4 Fälle
für eine Laufzeit von 20 Jahren berechnet. Im Falle der
Verwendung des Stromspeichers wird von einem
Eigenverbrauchsanteil von 57,5% ausgegangen. Zur
Berechnung der jährlichen Verzinsung wird die Zinseszins-
Formel herangezogen. Zur Vereinfachung wird auf eine
vorherige Abzinsung zukünftiger Kosten und Erträge
verzichtet.
1. Fall: polykristalline Module ohne Stromspeicher
Investitionskosten 4.904 €
+ Reguläre Betriebskosten 1.471 €
(20 J. · 1,5% der Investition pro J.)
+ Wechselrichter 1.140 €
(Ersatz während Laufzeit)
= Gesamtkosten nach 20 Jahren 7.515 €
24
Staatl. Einspeisevergütung 7.638 €
(70% · 0,1159 €/kWh · 4.707 kWh/J. · 20 J.)
+ Gesparte Stromkosten 8.190 €
(30% · 0,29 €/kWh · 4.707 kWh/J. · 20 J.)
= Gesamterträge nach 20 Jahren 15.828 €
𝑞 = √15.828 €
7.515 €
20 ~ 1,0379 ⇒ 𝑝 ~ 3,79 % p.a.
2. Fall: monokristalline Module ohne Stromspeicher
Investitionskosten 6.608 €
+ Reguläre Betriebskosten 1.982 €
(20 J. · 1,5% der Investition pro J.)
+ Wechselrichter 1.140 €
(Ersatz während Laufzeit)
= Gesamtkosten nach 20 Jahren 9.730 €
Staatl. Einspeisevergütung 8.950 €
(70% · 0,1159 €/kWh · 5.516 kWh/J. · 20 J.)
+ Gesparte Stromkosten 9.598 €
(30% · 0,29 €/kWh · 5.516 kWh/J. · 20 J.)
= Gesamterträge nach 20 Jahren 18.548 €
𝑞 = √18.548 €
9.730 €
20 ~ 1,0328 ⇒ 𝑝 ~ 3,28 % p.a.
25
3. Fall: polykristalline Module mit Stromspeicher
Investitionskosten 7.480 €
+ Reguläre Betriebskosten 2.244 €
(20 J. · 1,5% der Investition pro J.)
+ Stromspeicher (inkl.
Wechselrichter) 3.716 €
(Ersatz während Laufzeit)
= Gesamtkosten nach 20 Jahren 13.440 €
Staatl. Einspeisevergütung 4.637 €
(42,5% · 0,1159 €/kWh · 4.707 kWh/J. · 20 J.)
+ Gesparte Stromkosten 15.698 €
(57,5% · 0,29 €/kWh · 4.707 kWh/J. · 20 J.)
= Gesamterträge nach 20 Jahren 20.335 €
𝑞 = √20.335 €
13.440 €
20 ~ 1,0209 ⇒ 𝑝 ~ 2,09 % p.a.
26
4. Fall: monokristalline Module mit Stromspeicher
Investitionskosten 9.184 €
+ Reguläre Betriebskosten 2.755 €
(20 J. · 1,5% der Investition pro J.)
+ Stromspeicher (inkl.
Wechselrichter) 3.716 €
(Ersatz während Laufzeit)
= Gesamtkosten nach 20 Jahren 15.655 €
Staatl. Einspeisevergütung 5.434 €
(42,5% · 0,1159 €/kWh · 5.516 kWh/J. · 20 J.)
+ Gesparte Stromkosten 18.396 €
(57,5% · 0,29 €/kWh · 5.516 kWh/J. · 20 J.)
= Gesamterträge nach 20 Jahren 23.830 €
𝑞 = √23.830 €
15.655 €
20 ~ 1,0212 ⇒ 𝑝 ~ 2,12 % p.a.
9 Fazit und Ausblick
In den Modellrechnungen aus der vorliegenden Arbeit haben
alle vier Varianten, d.h. verschiedene kristalline Module der
Firma „Jinko Solar“, jeweils mit oder ohne einen
Stromspeicher der Firma „SMA“, durchweg zu positiven
Renditen geführt. Es zeigt sich allerdings, dass der etwas
höhere Wirkungsgrad des monokristallinen Solarmoduls in
Verbindung mit den hier betrachteten Anschaffungskosten
gegenüber dem polykristallinen Modul etwas
unwirtschaftlicher ist.
27
Zudem hat sich die Investition in den Stromspeicher in diesem
Beispiel als nicht erstrebenswert herausgestellt. Durch eine
weitere Steigerung des Eigenverbrauchsanteils, z.B. durch die
Kombination der Batterie mit einer Wärmepumpe zur
Erzeugung von Brauchwasser für den Haushalt, könnte diese
Technologie jedoch wirstschaftlich interessant sein.32
Des
Weiteren ist anzumerken, dass die hier errechneten Renditen
nur als Richtwerte gelten können, da u.a. folgende Aspekte in
der Kalkulation nicht berücksichtigt wurden:
steigende Strompreise in Verbindung mit sinkenden
Vergütungen
ein Leistungsabfall der Module auf 80% nach 20 Jahren
(wie von Herstellern angegeben)33
eine weitere Nutzung der Anlage über 20 Jahre hinaus
Kosten der finalen Entsorgung der Anlage am Ende der
Nutzungszeit
eine mögliche Fremdkapitalfinanzierung zur Steigerung
der Eigenkapitalrentabilität
Zu guter Letzt sollten auch ökologische Gründe zur
Investition in eine PV-Anlage ins Kalkül gezogen werden.
Diese sind wirtschaftlich nicht greifbar.
32
Vgl. Mertens (2018), S. 257 33
Vgl. Mertens (2018), S. 313
28
Literatur- und Quellenverzeichnis
Bücher und Zeitschriften:
Mertens (2018):
Mertens, K.: Photovoltaik, 4. Auflage, Hanser: München
2018
Internetquellen:
Wulf, O.: Solaranlagenportal,
https://www.solaranlagen-portal.com
Niebuhr, J.: Solaranlage,
https://solaranlage.com
Duehmke, R.: Solaranlagentipps,
http://www.solaranlagen-tipps.de
Kambach, N.: Strompreise,
http://www.strompreise.net
Netztransparenz,
http://www.netztransparenz.de
Stromvergleich
https://1-stromvergleich.com
Heidjann, J.: Stromauskunft,
https://www.stromauskunft.de/
Wiesel, T.: Photovoltaik4all,
https://www.photovoltaik4all.de
Statista (2017): veröffentlicht durch CleanTechnica
im Mai 2018
https://de.statista.com
29
Impressum
Prof. Dr. Stefan Georg
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66123 Saarbrücken
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