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Newsletter Aargauischer Apothekerverband
Pulsmesser
EditorialDas Aargauer Modell:Die funktionierende Zusammenarbeit zwischen Arzt und Apotheker
Das Gesundheitswesen wird derzeit geprägt
durch Negativmeldungen. Dabei gäbe es auch
viel Positives zu berichten. Gerade aus dem
Kanton Aargau, dessen Gesundheitswesen im
Vergleich mit anderen Kantonen einen Spitzen-
platz einnimmt.
Eine gesunde Basis im Aargau2008 eroberte der Aargau im interkantonalen
Vergleich den zweiten Platz in der von «Ave-
nir Suisse» durchgeführten Studie «Spitäler
zwischen Politik und Wettbewerb». Und auch
Gesundheitsökonom Willy Oggier ist in seiner
2009 publizierten Bestandesaufnahme über das
aargauische Gesundheitswesen des Lobes voll.
Dank einer vorausschauenden und vorbildlichen
Gesetzesarbeit bestehen im Aargau sehr gute
Rahmenbedingungen, um eine patientenorien-
tierte Grundvorsorgung anbieten zu können.
Das Aargauer Modell steht für QualitätZu den grossen Stärken des aargauischen Ge-
sundheitswesens zählt Oggier dabei die solide
Struktur und die breite Angebotspalette. Dank
den beiden grossen Kantonsspitälern in Aarau
und Baden, den Regionalspitälern, den Reha-
bilitationskliniken, den Arztpraxen und einem
flächendeckenen Apothekennetz haben Pati-
entinnen und Patienten Zugang zu einem me-
dizinischen Angebot auf hohem Niveau.
Die genannten Leistungserbringer sind in
Netzwerken organisiert und garantieren der
Bevölkerung eine effiziente und regional ab-
gestimmte Grundversorgung. Diese Netz-
werke haben dem Kanton Aargau den Ruf
eines eigentlichen Managed-Care-Kantons
eingebracht. Nur gerade der Kanton Zürich mit
deutlich mehr Einwohnerinnen und Einwohnern
mag den Nachbarkanton noch zu übertrump-
fen.
Auch Manfred Manser, CEO der Helsana Versi-
cherungen AG, lobt den Aargau als Managed-
Care-Pionier. Und für den Vizedirektor des
Bundesamtes für Gesundheit (BAG), Dr. med.
Peter Indra, ist der Aargau in Sachen Gesund-
heitswesen sogar ein Musterschüler.
Paradebeispiel Notfallkonzept Kantonsspital BadenSchweizweit immer wieder hohe Beachtung
findet das Notfallkonzept am Kantonsspital Ba-
den (KSB). Einerseits sind da die Badener Haus-
ärzte, welche an der Notfallpforte des KSB eine
Liebe Leserin, lieber LeserBevor der scheidende Gesundheitsminister Pascal Couchepin seinen Rücktritt bekannt gab, hat er nochmals für heftige Diskussionen im Gesundheitswesen gesorgt. Mit seinem Sparvorschlag, die Selbstdispensation auf nationaler Ebene abzuschaffen, ist er bei den Ärzten auf keine offenen Ohren gestossen. Im Gegenteil. Was von der WHO empfohlen und in unseren Nachbarländern problemlos umgesetzt wird, hat hierzulande zu heftigen Reaktionen von Seiten der Ärzte geführt. Dabei sieht auch der Preisüberwacher ein grosses Sparpotenzial bei den Gesundheitskosten durch das Verbot des Medikamentenverkaufs durch Ärzte und empfiehlt das Selbstdispensationsverbot (Mai 2009).
Der Kanton Aargau geht bereits heute mit gutem Beispiel voran. Getreu dem Motto «wer verschreibt, verkauft nicht» arbeiten die beiden Leistungserbringer partnerschaftlich im Kanton zusammen und schaffen somit die Vertrauensbasis für die Patientinnen und Patienten. Die Ärztin verschreibt, der Apotheker stellt sicher. Dieses Teamwork hat der Grosse Rat anfangs 2009 im revidierten Gesundheitsgesetz (GesG) verankert. Mitunter diese funktionierende Zusammenarbeit und die bestehenden Netzwerke haben dem aargauischen Gesundheitswesen interkantonal einen Spitzenplatz eingebracht. Die Aargauer Apothekerinnen und Apotheker sind bestrebt, durch ihre Arbeit die hohe Qualität der aargauischen Gesundheitsversorgung weiterhin zu gewährleisten.
Fabian VaucherPräsident AAV
Nr. 2/09August 2009
Medialer Auftritt des Brugger Qualitätszirkels
Der Kanton Aargau bereitet sich auf die Pandemie vorAufgrund der immer noch zunehmenden Anzahl an Schweinegrippe
erkrankungen hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die höchste
Grippe-Warnstufe 6 und damit die Pandemiestufe ausgerufen. Gegen die
Influenza H1N1 (Schweinegrippe) wird frühestens im Oktober ein Impf-
stoff erhältlich sein.
Der Kanton Aargau hat vorausschauend und für den Ernstfall einen Impf-
plan erarbeitet. Bis dann werden mit dem Grippevirus infizierte Patien-
tinnen und Patienten mit dem Grippemedikament Tamiflu behandelt, wo-
bei aber nicht alle Erkrankten auf Tamiflu angewiesen sind. Die Apotheken
verfügen sinnvollerweise nur über einen minimalen, aber nachfrageori-
entierten Stock an Tamiflu. Den Pandemievorrat für den Ernstfall lagert
derzeit der Bund und verteilt ihn bei Bedarf und nach den definierten
Kontingenten an die Kantone. Diese sind anschliessend für die Organi-
sation und Durchführung der Feinverteilung zuständig. Dabei werden die
Apotheken eine wichtige Rolle spielen. Mit ihrem vorliegenden Pandemie-
plan sind auch sie für den Pandemiefall gerüstet.
Die neue Kantonsapothekerin: im DienstSeit Mitte April hat der Kanton Aargau eine neue Kantonsapothekerin.
Frau Muriel Sponagel hat das Amt von Dr. Elisabeth Grimm Bättig über-
nommen, die Ende Januar ihren Rücktritt erklärte. Nach einer sechsjäh-
rigen Leitung der Spitalapotheke Zollikerberg wechselte Muriel Sponagel
2008 als stellvertretende Kantonsapothekerin in den Kanton Basel-Stadt,
bevor sie nun die Geschicke im Aargau führen wird. Der Aargauische
Apothekerverband heisst Muriel Sponagel herzlich willkommen und freut
sich auf eine bereichernde Zusammenarbeit.
Neues Gesundheitsgesetz tritt per 1. Januar 2010 in KraftIm Januar 2009 verabschiedete der Grosse Rat das neu revidierte Ge-
sundheitsgesetz (GesG). Artikel 44 des GesG bestätigt dabei die gut
funktionierende Zusammenarbeit zwischen Arzt und Apotheker in der
Frage der Medikamentenabgabe. Der Arzt ist Spezialist für Diagnose und
Therapie, der Apotheker für die Medikamentenabgabe, die -Anwendung
und die -Begleitung. Diese Regelung garantiert das 4-Augen-Prinzip zum
Wohle der Patientinnen und Patienten. Das GesG soll per 1. Januar 2010
in Kraft treten.
ImpressumHerausgeber: Aargauischer Apothekerverband (AAV), www.apotheken-aargau.ch Auflage: 25 000, Druck: Kromer Print, LenzburgDie nächste Ausgabe erscheint Ende 2009.
Am 15. Mai 2009 berichtete die «Aargauer Zeitung» über den «Qualitätszirkel» von Martina Sigg. Die Vorteile, die sich für Arzt und Apotheker, wie auch
für die Patientinnen und Patienten durch diese Zusammenarbeit ergeben, wurden klar ersichtlich. «Ich würde den Qualitätszirkel vermissen, wenn er
nicht mehr stattfände», hat die «AZ» den teilnehmenden Internisten Dr. Thomas Stüssi zitiert. Diese Aussage bekräftigt die Vertrauensbasis und die
partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen den beiden Leistungserbringern.
«Effiziente Zusammenarbeit dank bewährten Qualitäts zirkeln»
Frau Sigg, Sie als Apothekerin treffen sich in regelmässigen Abständen mit einem Pool von Ärzten. Mit welchem Ziel?Unser Ziel ist es, im Qualitätszirkel Gedanken und Erfahrungen aus
unserem Arbeitsalltag und
unserer Ausbildung auszu-
tauschen. Dabei suchen wir
nach den bestmög lichen
Lösungen für die Patientinnen
und Patienten. Unser Haupt-
ziel ist es, die Verschreibungs-
qualität und die Kosteneffi-
zienz ständig zu verbessern.
Man kann sagen, Ärzte und Apotheker bilden sich durch den Zirkel
partnerschaftlich weiter.
Können Sie uns an einem Beispiel erklären, wie der Qualitätszirkel funktioniert?Jeder Zirkel hat einen Medikamentenbereich zum Thema. Im Gegen-
satz zur Pharmaindustrie versuche ich als Apothekerin den Ärzten
neutrale Informationen zu den einzelnen Medikamenten zu vermitteln.
Diese beinhalten die Wirksamkeit, die Dosierung oder mögliche
Kombinationen mit anderen Medikamenten. Wir sprechen über allge-
meingültige Richtlinien und das Kosten-Nutzen-Verhältnis einzelner
Therapien.
Erklären Sie uns bitte, weshalb dank Qualitätszirkeln Kosten eingespart werden.Anhand seiner persönlichen Verschreibungsdaten kann ich jedem Arzt
aufzeigen, was bei seinem Profil speziell ist, von welchen Medikamen-
ten er auffallend viel verschreibt, wo er Kosten sparen könnte und was
er ändern sollte. Im jährlichen Vergleich wird jeder Einzelne mit dem
gesamtschweizerischen «Durchschnittsarzt» verglichen und es wird
sehr detailliert analysiert, wo er günstiger oder teurer ist. Ich kann dabei
stolz sagen, dass alle beteiligten Ärzte bei diesen Vergleichen sehr gut
abschneiden. Konkret sprechen wir von über mehr als 5 Millionen Fran-
ken Verschreibungsvolumen und ca. 8000 Patienten. 2008 waren dabei
die durchschnittlichen Kosten pro Patient rund 100 Franken günstiger
als im gesamtschweizerischen Vergleich.
Und wie profitieren nun die Patienten?Der Arzt verfügt über Vergleichsdaten und kann besser abschätzen,
welche medikamentöse Therapie für die Patienten die Beste ist.
Die Zusammenarbeit von Arzt und Apotheker verhindert Leerläufe,
vermindert Missverständnisse und erhöht die Patientensicherheit.
Haben Qualitätszirkel Zukunft?Zweifellos. Dank dem Qualitätszirkel leisten Ärzte und Apotheker einen
effektiven Beitrag zur Kostensenkung. Immer wieder fordert die Politik
Managed-Care-Modelle – wir setzen diese Forderung um.
Frau Dr. Martina Sigg führt in Schinznach-Dorf eine Apotheke. 2003 hat sie in Brugg einen Qualitätszirkel initiiert. Im Gedanken- und Erfahrungsaustausch mit den teilneh-menden Ärzten werden Lösungen gesucht, um die Verschreibungsqualität und die Kosten effizienz zu verbessern.
Der Qualitätszirkel – das innovative Modell der Apotheken
Gemeinsam mit den Kantonen Bern, Fribourg, Genf, Neuenburg, Wallis, Waadt und Zürich übernimmt der Aargau eine Pionierrolle. Ärzte und Apotheker arbeiten in Qualitätszirkeln eng und praxisnah zusammen. Gut 50 Apotheker haben sich mit 300 Ärzten in 30 Zirkeln organisiert. Ziel ist es, die Qualität in der Patientenbe treuung zu steigern. Der Erfahrungs- und Informationsaustausch beider Medizinal personen erlaubt eine Optimierung der Verschreibungsgewohnheiten durch die Ärzte. Davon profitieren Patientinnen und Patienten.
Interview mit Dr. Martina Sigg
News aus dem Aargauischen Gesundheitswesen
«Der Kanton Aargau war und ist gesundheits ökonomisch betrachtet oft ein Pionierkanton, der mit seinen Ideen anderen Kantonen Vorbild sein kann.»
WillyOggierGesundheitsökonom
«Mit den hervorragend funktionierenden Qualitätszirkeln zeigen Apotheker und Ärzte im Aargau auf, wie partnerschaftliche Zusammenarbeit funktioniert.»
Dominique JordanPräsident pharmaSuisse
Die Apothekerinstellt sicher.
Die Zusammenarbeit von Ärztin und Apothekerin hatsich weltweit bewährt. Die gemeinsame Prüfung durch zwei Medizinalpersonen sorgt für eine sichere Medikamentenabgabe und tiefere Kostenim Gesundheitswesen. Echte Wahlfreiheit bestehtnur dank dem breiten Sortiment der Apothekerin. www.apotheken-aargau.ch
Naheliegend. Ihre Apotheke.
Überdisziplinäre Netzwerke im Gesundheitswesen – Profi t für alle
Die Grundversorgung muss sicher gestellt werdenDr. med. Peter Indra, Vizedirektor des Bundes-
amtes für Gesundheit hat es am 5. März 2009
an einer Veranstaltung des Aargauischen Ge-
sundheitsdepartements deutlich gesagt: «Es
geht nicht um den Hausarzt als Grundversorger,
sondern es geht um die Grundversorgung an
und für sich, welche für die Bevölkerung sicher
zu stellen ist. Grundversorgung heisst, dass
Leistungserbringer, gleich welcher Art, zum
Wohle der Patientinnen und Patienten zusam-
menarbeiten.»
In die gleiche Kerbe schlägt Nationalrätin Ruth
Humbel (CVP, AG). Für sie ist auch darum Ma-
naged Care ein Schlüsselpunkt bei der Revision
des Krankenver-
sicherungsge-
setzes (KVG).
Das heisst, dass
bei «Managed
Care die Lei-
stungserbringer
vernetzt zusam-
menarbeiten und
Budgetverantwortung übernehmen. Dabei wird
der gesamte Behandlungsprozess aus einer
Hand gesteuert und koordiniert.»
Dafür muss aber das Angebot an Leistungser-
bringern überhaupt vorhanden sein. Dr. Peter
Tschudi, Professor für Hausarztmedizin hält
nämlich fest, dass «in neun Jahren rund die
Hälfte der heutigen Hausärzte pensioniert und
in 14 Jahren 75 Prozent ihre Praxis verlassen
haben werden. Andererseits benötigt die Aus-
bildung zum Hausarzt rund 14 Jahre. Es ist
somit klar, dass sich mittelfristig ein massives
Minus ergibt.»
Langfristige Lösungen durch gemeinsame NetzwerkeKann die Grundversorgung für Patientinnen
und Patienten auch in Zukunft gewährleistet
werden? Wer garantiert, dass die Grundver-
sorgung auch in ländlichen Gebieten weiterhin
funktioniert? Klar ist: Die Hausärzte alleine wer-
den die Grundversorgung nicht gewährleisten
können. Es stellt sich daher die Frage: Wer soll
und kann den Hausarzt bei der Grundversor-
gung ergänzen und unterstützen? Die Antwort
lautet: Es sind dies integrierte Netzwerke, über-
disziplinäre Versorgungsketten
von Leistungserbringern.
Ein gutes Beispiel für eine sol-
che Zusammenarbeit ist der
ärztliche Hausarztnotfalldienst
in der Grossregion Baden, wel-
cher als Permanence der Not-
fallstation des Kantonspitals
Baden (KSB) vorgeschaltet ist. In der gleich
nebenan liegenden 24-Stunden Apotheke der
Badener Apothekerinnen und Apotheker erfolgt
die Medikamentenversorgung.
Netzwerke arbeiten effi zient und schaffen VertrauenNetzwerke im Gesundheitswesen dürfen keine
blossen horizontalen Ärztezusammenschlüs-
se bleiben, welche oft Schutzgemeinschaften
sind und ihre Marktmacht für ihre eigenen Vor-
teile bündeln. Überdisziplinäre Netzwerke im
Gesundheitswesen haben folgenden umfas-
senden Auftrag:
Die Grundversorgung wird regional von di-
versen Leistungserbringern wie Hausärzten
(inklusive Gynäkologen, Pädiatern, etc.), Regio-
nalspitälern, Spitex, Pfl egeheimen, Apotheken,
Hebammen, spezialisierten Krankenschwe-
stern, Call Centers, etc. wahrgenommen. Sie
ergänzen und unterstützen sich in ihren Tä-
tigkeiten und teilen die Budgetverantwortung.
Dabei werden brach liegende Synergien und
Potentiale effi zient genutzt. Der Aufbau von
Monopolen wird verhindert. Der Hausarzt ist
und bleibt Case Manager der Patientinnen und
Patienten. Bei ihm laufen alle Fäden und Infor-
mationen zusammen.
Netzwerke erlauben einen sinnvollen BenchmarkDer Wettbewerb zwischen den verschiedenen
Berufsgruppen garantiert auf der horizonta-
len Ebene Qualität als Output und ermöglicht
eine Selektion der Leistungserbringer auf jeder
Stufe. Dazu sind transparente, vergleichbare,
erfüllbare und praxisnahe Kriterien zu defi nie-
ren, anzuwenden, zu kontrollieren und durch-
zusetzen. Gleiches soll mit Gleichem verglichen
werden. Der Benchmark zeigt dem Einzelnen,
wo er sich im Markt befi ndet.
Falsche fi nanzielle Anreize – ein Hauptgrund
für die «Kostenexplosion» – können so sy-
stematisch ausgemerzt werden. Dank einem
wirksamen Benchmark kann der Korruption,
der Vetternwirtschaft, der Wettbewerbsverfäl-
schung und den Monopolen Vorschub geleistet
werden. Auch Fehlanreize wie «Capitation»
ohne Trennung zwischen Lohn- und Pfl ege-
budget, die zu Rationierung führen, sind zu
verhindern.
Wettbewerb (Markt) und Planung (Staat) schaf-
fen im Mix Rahmenbedingungen, durch welche
Auswüchse vermieden und der volkswirtschaft-
liche Nutzen optimiert werden kann. Dabei soll
die Qualitätssicherung vor dem reinen Preis-
denken (Discountmedizin) stehen.
Jeder Leistungserbringer übernimmt VerantwortungAlle Leistungserbringer müssen im überdiszi-
plinären Netzwerk Verantwortung übernehmen
und ihre Hausaufgaben machen. Es darf nicht
sein, dass am Schluss alles am Hausarzt hän-
gen bleibt.
Netzwerke sind überdisziplinär und regional
auszugestalten, wenn nötig mit staatlicher
(auch nach der KVG Revision bezahlen die
Steuerzahlerinnen und Steuerzahler minde-
stens 55 Prozent an die Fallpauschalen) und
versicherungstechnischer Hilfe. Die Leistungs-
erbringer alleine werden sich aus berufspoli-
tischen Gründen ohne Mediation nicht von
selbst einigen können.
Die Bäume wachsen langsam und in der Re-
gel nicht in den Himmel. Vor einer fl ächen-
deckenden Einführung vertikaler Netzwerke
sind Pilotprojekte professionell (allenfalls wis-
senschaftlich) zu begleiten, auszuwerten und
zu fi nanzieren. Diese Aufgabe können Kantone
und/oder Krankenversicherer übernehmen. Zu-
dem ist mit den Leistungserbringern an einem
runden Tisch eine Gesprächskultur zu schaf-
fen, eine Auslegeordnung zu machen, Ziele
und Massnahmen zu formulieren und konkrete
Projekte umzusetzen. Der Schlüssel zum Erfolg
ist eine sachbezogene Kommunikation.
Grundsätzlich ist das Subsidiaritätsprinzip
anzuwenden. Denn die niedrigste mögliche
Ebene ist am nächsten beim Kunden oder
Patienten und daher mit Sicherheit am gün-
stigsten.
Die Ärztinverschreibt.
Preisüberwacher kritisiert die Medikamentenmarge der Ärzte
Nicht nur der scheidende Gesundheitsminister Pascal Couchepin fordert das Selbstdispensationsverbot. Der nationale Preisüberwacher Stefan Meierhans kritisierte jüngst im Versichertenmagazin der CSS die Medikamentenmarge der Ärzte. Der Preisüberwacher erachtet es als stossend, dass Ärzten die gleich hohe Marge gewährt wird wie den Apothekern. Schliesslich böten Ärzte nur ein kleines Handsortiment an Medikamenten und hätten kaum Geschäftsauslagen. Die gleichzeitige Verschreibung und der Verkauf von Medikamenten führen zu einem falschen Anreiz, meinte Meierhans. Im Gegensatz zur Schweiz sei es daher Ärzten in fast ganz Europa verboten, selbst Medikamente zu verkaufen.
Ins gleiche Horn bläst der Basler Nationalrat Jean Henri Dunant (SVP, BS). Er kündete an, einen Vorstoss gegen die Selbstdispensation einzureichen. «Das braucht es ganz einfach nicht», diagnostizierte der pensionierte Chirurg in diversen Medien und ortet in seinem Vorstoss grosses Sparpotential für das Gesundheitswesen.
erste Triage vornehmen. Wo die Diagnose klar
gestellt werden kann und kein eigentlicher Not-
fall vorliegt, übernehmen die Hausärzte die Be-
handlung der eintretenden Patientinnen und Pa-
tienten. Dadurch entlasten sie den Notfalldienst
des Spitals. Andererseits bieten keine 100m
entfernt die Apotheken des Bezirks Baden einen
24h-Notfalldienst an. Beide Leistungserbringer
arbeiten so Hand in Hand und garantieren eine
optimale Grundversorgung. Gleichzeit leisten
sie einen massiven Beitrag an die Senkung
der Gesundheitskosten. Das «Badener Modell»
dient anderen Kantonen als Vorbild.
Verbesserungen auf hohem NiveauAuch wer gut ist, kann noch besser werden.
Willy Oggier sieht für den Aargau Verbesse-
rungspotential bei den horizontalen und verti-
kalen Vernetzungen. Netzwerke, auch über die
Kantonsgrenzen hinweg, müssen ausgebaut
werden, besser kooperieren und sich stärker
koordinieren. Der Aufbau neuer Netzwerke –
bspw. ein Notfallkonzept Kantonsspital Aarau
oder weitere regionale Qualitätszirkel – ist anzu-
streben. Auch unpopuläre Massnahmen dürfen
nicht einfach unter den Tisch gewischt werden.
Um weiterhin die Spitze des schweizerischen
Gesundheitswesens anführen zu können, sind
Angebote stetig zu überprüfen, zu optimieren
und allenfalls an neue Strukturen anzupassen.
Benchmark fördert WettbewerbNicht nur am KSB arbeiten Arzt und Apotheker
in bewährter Partnerschaft. Diese Zusammen-
arbeit funktioniert im ganzen Kanton. Dank der
vernetzten und bewährten Arbeitsgemeinschaft
der einzelnen Leistungserbringer profi tiert die
Aargauer Bevölkerung von einer effi zienten und
bedarfsgerechten Grundversorgung. Die Be-
dürfnisse der Patientinnen und Patienten ste-
hen dabei an erster Stelle. Um den anstehen-
den Herausforderungen im Gesundheitswesen
gerecht zu werden, braucht es auch im Aargau
weitere innovative Ideen, mehr wettbewerbliche
Elemente und vor allem einen effektiven Bench-
mark, der Transparenz und Kostenwahrheit
zwischen den einzelnen Leistungserbringern
aufzeigen kann.
«Die optimierte Zusammenarbeit zwischen Arzt, Apotheker und Patient optimiert den Therapieerfolg und minimiert Medikamente im Abfall.»
RuthHumbelNationalrätin
Von Theo Vögtli, Grossrat
«Die Zusammenarbeit zwischen den Leistungserbringern funktioniert im Aargau – und über den Aargau hinaus.»
CarloContiVorstehender Gesundheitsdepartement BS
Die Apothekerinstellt sicher.
Die Zusammenarbeit von Ärztin und Apothekerin hatsich weltweit bewährt. Die gemeinsame Prüfung durch zwei Medizinalpersonen sorgt für eine sichere Medikamentenabgabe und tiefere Kostenim Gesundheitswesen. Echte Wahlfreiheit bestehtnur dank dem breiten Sortiment der Apothekerin. www.apotheken-aargau.ch
Naheliegend. Ihre Apotheke.
Überdisziplinäre Netzwerke im Gesundheitswesen – Profi t für alle
Die Grundversorgung muss sicher gestellt werdenDr. med. Peter Indra, Vizedirektor des Bundes-
amtes für Gesundheit hat es am 5. März 2009
an einer Veranstaltung des Aargauischen Ge-
sundheitsdepartements deutlich gesagt: «Es
geht nicht um den Hausarzt als Grundversorger,
sondern es geht um die Grundversorgung an
und für sich, welche für die Bevölkerung sicher
zu stellen ist. Grundversorgung heisst, dass
Leistungserbringer, gleich welcher Art, zum
Wohle der Patientinnen und Patienten zusam-
menarbeiten.»
In die gleiche Kerbe schlägt Nationalrätin Ruth
Humbel (CVP, AG). Für sie ist auch darum Ma-
naged Care ein Schlüsselpunkt bei der Revision
des Krankenver-
sicherungsge-
setzes (KVG).
Das heisst, dass
bei «Managed
Care die Lei-
stungserbringer
vernetzt zusam-
menarbeiten und
Budgetverantwortung übernehmen. Dabei wird
der gesamte Behandlungsprozess aus einer
Hand gesteuert und koordiniert.»
Dafür muss aber das Angebot an Leistungser-
bringern überhaupt vorhanden sein. Dr. Peter
Tschudi, Professor für Hausarztmedizin hält
nämlich fest, dass «in neun Jahren rund die
Hälfte der heutigen Hausärzte pensioniert und
in 14 Jahren 75 Prozent ihre Praxis verlassen
haben werden. Andererseits benötigt die Aus-
bildung zum Hausarzt rund 14 Jahre. Es ist
somit klar, dass sich mittelfristig ein massives
Minus ergibt.»
Langfristige Lösungen durch gemeinsame NetzwerkeKann die Grundversorgung für Patientinnen
und Patienten auch in Zukunft gewährleistet
werden? Wer garantiert, dass die Grundver-
sorgung auch in ländlichen Gebieten weiterhin
funktioniert? Klar ist: Die Hausärzte alleine wer-
den die Grundversorgung nicht gewährleisten
können. Es stellt sich daher die Frage: Wer soll
und kann den Hausarzt bei der Grundversor-
gung ergänzen und unterstützen? Die Antwort
lautet: Es sind dies integrierte Netzwerke, über-
disziplinäre Versorgungsketten
von Leistungserbringern.
Ein gutes Beispiel für eine sol-
che Zusammenarbeit ist der
ärztliche Hausarztnotfalldienst
in der Grossregion Baden, wel-
cher als Permanence der Not-
fallstation des Kantonspitals
Baden (KSB) vorgeschaltet ist. In der gleich
nebenan liegenden 24-Stunden Apotheke der
Badener Apothekerinnen und Apotheker erfolgt
die Medikamentenversorgung.
Netzwerke arbeiten effi zient und schaffen VertrauenNetzwerke im Gesundheitswesen dürfen keine
blossen horizontalen Ärztezusammenschlüs-
se bleiben, welche oft Schutzgemeinschaften
sind und ihre Marktmacht für ihre eigenen Vor-
teile bündeln. Überdisziplinäre Netzwerke im
Gesundheitswesen haben folgenden umfas-
senden Auftrag:
Die Grundversorgung wird regional von di-
versen Leistungserbringern wie Hausärzten
(inklusive Gynäkologen, Pädiatern, etc.), Regio-
nalspitälern, Spitex, Pfl egeheimen, Apotheken,
Hebammen, spezialisierten Krankenschwe-
stern, Call Centers, etc. wahrgenommen. Sie
ergänzen und unterstützen sich in ihren Tä-
tigkeiten und teilen die Budgetverantwortung.
Dabei werden brach liegende Synergien und
Potentiale effi zient genutzt. Der Aufbau von
Monopolen wird verhindert. Der Hausarzt ist
und bleibt Case Manager der Patientinnen und
Patienten. Bei ihm laufen alle Fäden und Infor-
mationen zusammen.
Netzwerke erlauben einen sinnvollen BenchmarkDer Wettbewerb zwischen den verschiedenen
Berufsgruppen garantiert auf der horizonta-
len Ebene Qualität als Output und ermöglicht
eine Selektion der Leistungserbringer auf jeder
Stufe. Dazu sind transparente, vergleichbare,
erfüllbare und praxisnahe Kriterien zu defi nie-
ren, anzuwenden, zu kontrollieren und durch-
zusetzen. Gleiches soll mit Gleichem verglichen
werden. Der Benchmark zeigt dem Einzelnen,
wo er sich im Markt befi ndet.
Falsche fi nanzielle Anreize – ein Hauptgrund
für die «Kostenexplosion» – können so sy-
stematisch ausgemerzt werden. Dank einem
wirksamen Benchmark kann der Korruption,
der Vetternwirtschaft, der Wettbewerbsverfäl-
schung und den Monopolen Vorschub geleistet
werden. Auch Fehlanreize wie «Capitation»
ohne Trennung zwischen Lohn- und Pfl ege-
budget, die zu Rationierung führen, sind zu
verhindern.
Wettbewerb (Markt) und Planung (Staat) schaf-
fen im Mix Rahmenbedingungen, durch welche
Auswüchse vermieden und der volkswirtschaft-
liche Nutzen optimiert werden kann. Dabei soll
die Qualitätssicherung vor dem reinen Preis-
denken (Discountmedizin) stehen.
Jeder Leistungserbringer übernimmt VerantwortungAlle Leistungserbringer müssen im überdiszi-
plinären Netzwerk Verantwortung übernehmen
und ihre Hausaufgaben machen. Es darf nicht
sein, dass am Schluss alles am Hausarzt hän-
gen bleibt.
Netzwerke sind überdisziplinär und regional
auszugestalten, wenn nötig mit staatlicher
(auch nach der KVG Revision bezahlen die
Steuerzahlerinnen und Steuerzahler minde-
stens 55 Prozent an die Fallpauschalen) und
versicherungstechnischer Hilfe. Die Leistungs-
erbringer alleine werden sich aus berufspoli-
tischen Gründen ohne Mediation nicht von
selbst einigen können.
Die Bäume wachsen langsam und in der Re-
gel nicht in den Himmel. Vor einer fl ächen-
deckenden Einführung vertikaler Netzwerke
sind Pilotprojekte professionell (allenfalls wis-
senschaftlich) zu begleiten, auszuwerten und
zu fi nanzieren. Diese Aufgabe können Kantone
und/oder Krankenversicherer übernehmen. Zu-
dem ist mit den Leistungserbringern an einem
runden Tisch eine Gesprächskultur zu schaf-
fen, eine Auslegeordnung zu machen, Ziele
und Massnahmen zu formulieren und konkrete
Projekte umzusetzen. Der Schlüssel zum Erfolg
ist eine sachbezogene Kommunikation.
Grundsätzlich ist das Subsidiaritätsprinzip
anzuwenden. Denn die niedrigste mögliche
Ebene ist am nächsten beim Kunden oder
Patienten und daher mit Sicherheit am gün-
stigsten.
Die Ärztinverschreibt.
Preisüberwacher kritisiert die Medikamentenmarge der Ärzte
Nicht nur der scheidende Gesundheitsminister Pascal Couchepin fordert das Selbstdispensationsverbot. Der nationale Preisüberwacher Stefan Meierhans kritisierte jüngst im Versichertenmagazin der CSS die Medikamentenmarge der Ärzte. Der Preisüberwacher erachtet es als stossend, dass Ärzten die gleich hohe Marge gewährt wird wie den Apothekern. Schliesslich böten Ärzte nur ein kleines Handsortiment an Medikamenten und hätten kaum Geschäftsauslagen. Die gleichzeitige Verschreibung und der Verkauf von Medikamenten führen zu einem falschen Anreiz, meinte Meierhans. Im Gegensatz zur Schweiz sei es daher Ärzten in fast ganz Europa verboten, selbst Medikamente zu verkaufen.
Ins gleiche Horn bläst der Basler Nationalrat Jean Henri Dunant (SVP, BS). Er kündete an, einen Vorstoss gegen die Selbstdispensation einzureichen. «Das braucht es ganz einfach nicht», diagnostizierte der pensionierte Chirurg in diversen Medien und ortet in seinem Vorstoss grosses Sparpotential für das Gesundheitswesen.
erste Triage vornehmen. Wo die Diagnose klar
gestellt werden kann und kein eigentlicher Not-
fall vorliegt, übernehmen die Hausärzte die Be-
handlung der eintretenden Patientinnen und Pa-
tienten. Dadurch entlasten sie den Notfalldienst
des Spitals. Andererseits bieten keine 100m
entfernt die Apotheken des Bezirks Baden einen
24h-Notfalldienst an. Beide Leistungserbringer
arbeiten so Hand in Hand und garantieren eine
optimale Grundversorgung. Gleichzeit leisten
sie einen massiven Beitrag an die Senkung
der Gesundheitskosten. Das «Badener Modell»
dient anderen Kantonen als Vorbild.
Verbesserungen auf hohem NiveauAuch wer gut ist, kann noch besser werden.
Willy Oggier sieht für den Aargau Verbesse-
rungspotential bei den horizontalen und verti-
kalen Vernetzungen. Netzwerke, auch über die
Kantonsgrenzen hinweg, müssen ausgebaut
werden, besser kooperieren und sich stärker
koordinieren. Der Aufbau neuer Netzwerke –
bspw. ein Notfallkonzept Kantonsspital Aarau
oder weitere regionale Qualitätszirkel – ist anzu-
streben. Auch unpopuläre Massnahmen dürfen
nicht einfach unter den Tisch gewischt werden.
Um weiterhin die Spitze des schweizerischen
Gesundheitswesens anführen zu können, sind
Angebote stetig zu überprüfen, zu optimieren
und allenfalls an neue Strukturen anzupassen.
Benchmark fördert WettbewerbNicht nur am KSB arbeiten Arzt und Apotheker
in bewährter Partnerschaft. Diese Zusammen-
arbeit funktioniert im ganzen Kanton. Dank der
vernetzten und bewährten Arbeitsgemeinschaft
der einzelnen Leistungserbringer profi tiert die
Aargauer Bevölkerung von einer effi zienten und
bedarfsgerechten Grundversorgung. Die Be-
dürfnisse der Patientinnen und Patienten ste-
hen dabei an erster Stelle. Um den anstehen-
den Herausforderungen im Gesundheitswesen
gerecht zu werden, braucht es auch im Aargau
weitere innovative Ideen, mehr wettbewerbliche
Elemente und vor allem einen effektiven Bench-
mark, der Transparenz und Kostenwahrheit
zwischen den einzelnen Leistungserbringern
aufzeigen kann.
«Die optimierte Zusammenarbeit zwischen Arzt, Apotheker und Patient optimiert den Therapieerfolg und minimiert Medikamente im Abfall.»
RuthHumbelNationalrätin
Von Theo Vögtli, Grossrat
«Die Zusammenarbeit zwischen den Leistungserbringern funktioniert im Aargau – und über den Aargau hinaus.»
CarloContiVorstehender Gesundheitsdepartement BS
Die Apothekerinstellt sicher.
Die Zusammenarbeit von Ärztin und Apothekerin hatsich weltweit bewährt. Die gemeinsame Prüfung durch zwei Medizinalpersonen sorgt für eine sichere Medikamentenabgabe und tiefere Kostenim Gesundheitswesen. Echte Wahlfreiheit bestehtnur dank dem breiten Sortiment der Apothekerin. www.apotheken-aargau.ch
Naheliegend. Ihre Apotheke.
Überdisziplinäre Netzwerke im Gesundheitswesen – Profi t für alle
Die Grundversorgung muss sicher gestellt werdenDr. med. Peter Indra, Vizedirektor des Bundes-
amtes für Gesundheit hat es am 5. März 2009
an einer Veranstaltung des Aargauischen Ge-
sundheitsdepartements deutlich gesagt: «Es
geht nicht um den Hausarzt als Grundversorger,
sondern es geht um die Grundversorgung an
und für sich, welche für die Bevölkerung sicher
zu stellen ist. Grundversorgung heisst, dass
Leistungserbringer, gleich welcher Art, zum
Wohle der Patientinnen und Patienten zusam-
menarbeiten.»
In die gleiche Kerbe schlägt Nationalrätin Ruth
Humbel (CVP, AG). Für sie ist auch darum Ma-
naged Care ein Schlüsselpunkt bei der Revision
des Krankenver-
sicherungsge-
setzes (KVG).
Das heisst, dass
bei «Managed
Care die Lei-
stungserbringer
vernetzt zusam-
menarbeiten und
Budgetverantwortung übernehmen. Dabei wird
der gesamte Behandlungsprozess aus einer
Hand gesteuert und koordiniert.»
Dafür muss aber das Angebot an Leistungser-
bringern überhaupt vorhanden sein. Dr. Peter
Tschudi, Professor für Hausarztmedizin hält
nämlich fest, dass «in neun Jahren rund die
Hälfte der heutigen Hausärzte pensioniert und
in 14 Jahren 75 Prozent ihre Praxis verlassen
haben werden. Andererseits benötigt die Aus-
bildung zum Hausarzt rund 14 Jahre. Es ist
somit klar, dass sich mittelfristig ein massives
Minus ergibt.»
Langfristige Lösungen durch gemeinsame NetzwerkeKann die Grundversorgung für Patientinnen
und Patienten auch in Zukunft gewährleistet
werden? Wer garantiert, dass die Grundver-
sorgung auch in ländlichen Gebieten weiterhin
funktioniert? Klar ist: Die Hausärzte alleine wer-
den die Grundversorgung nicht gewährleisten
können. Es stellt sich daher die Frage: Wer soll
und kann den Hausarzt bei der Grundversor-
gung ergänzen und unterstützen? Die Antwort
lautet: Es sind dies integrierte Netzwerke, über-
disziplinäre Versorgungsketten
von Leistungserbringern.
Ein gutes Beispiel für eine sol-
che Zusammenarbeit ist der
ärztliche Hausarztnotfalldienst
in der Grossregion Baden, wel-
cher als Permanence der Not-
fallstation des Kantonspitals
Baden (KSB) vorgeschaltet ist. In der gleich
nebenan liegenden 24-Stunden Apotheke der
Badener Apothekerinnen und Apotheker erfolgt
die Medikamentenversorgung.
Netzwerke arbeiten effi zient und schaffen VertrauenNetzwerke im Gesundheitswesen dürfen keine
blossen horizontalen Ärztezusammenschlüs-
se bleiben, welche oft Schutzgemeinschaften
sind und ihre Marktmacht für ihre eigenen Vor-
teile bündeln. Überdisziplinäre Netzwerke im
Gesundheitswesen haben folgenden umfas-
senden Auftrag:
Die Grundversorgung wird regional von di-
versen Leistungserbringern wie Hausärzten
(inklusive Gynäkologen, Pädiatern, etc.), Regio-
nalspitälern, Spitex, Pfl egeheimen, Apotheken,
Hebammen, spezialisierten Krankenschwe-
stern, Call Centers, etc. wahrgenommen. Sie
ergänzen und unterstützen sich in ihren Tä-
tigkeiten und teilen die Budgetverantwortung.
Dabei werden brach liegende Synergien und
Potentiale effi zient genutzt. Der Aufbau von
Monopolen wird verhindert. Der Hausarzt ist
und bleibt Case Manager der Patientinnen und
Patienten. Bei ihm laufen alle Fäden und Infor-
mationen zusammen.
Netzwerke erlauben einen sinnvollen BenchmarkDer Wettbewerb zwischen den verschiedenen
Berufsgruppen garantiert auf der horizonta-
len Ebene Qualität als Output und ermöglicht
eine Selektion der Leistungserbringer auf jeder
Stufe. Dazu sind transparente, vergleichbare,
erfüllbare und praxisnahe Kriterien zu defi nie-
ren, anzuwenden, zu kontrollieren und durch-
zusetzen. Gleiches soll mit Gleichem verglichen
werden. Der Benchmark zeigt dem Einzelnen,
wo er sich im Markt befi ndet.
Falsche fi nanzielle Anreize – ein Hauptgrund
für die «Kostenexplosion» – können so sy-
stematisch ausgemerzt werden. Dank einem
wirksamen Benchmark kann der Korruption,
der Vetternwirtschaft, der Wettbewerbsverfäl-
schung und den Monopolen Vorschub geleistet
werden. Auch Fehlanreize wie «Capitation»
ohne Trennung zwischen Lohn- und Pfl ege-
budget, die zu Rationierung führen, sind zu
verhindern.
Wettbewerb (Markt) und Planung (Staat) schaf-
fen im Mix Rahmenbedingungen, durch welche
Auswüchse vermieden und der volkswirtschaft-
liche Nutzen optimiert werden kann. Dabei soll
die Qualitätssicherung vor dem reinen Preis-
denken (Discountmedizin) stehen.
Jeder Leistungserbringer übernimmt VerantwortungAlle Leistungserbringer müssen im überdiszi-
plinären Netzwerk Verantwortung übernehmen
und ihre Hausaufgaben machen. Es darf nicht
sein, dass am Schluss alles am Hausarzt hän-
gen bleibt.
Netzwerke sind überdisziplinär und regional
auszugestalten, wenn nötig mit staatlicher
(auch nach der KVG Revision bezahlen die
Steuerzahlerinnen und Steuerzahler minde-
stens 55 Prozent an die Fallpauschalen) und
versicherungstechnischer Hilfe. Die Leistungs-
erbringer alleine werden sich aus berufspoli-
tischen Gründen ohne Mediation nicht von
selbst einigen können.
Die Bäume wachsen langsam und in der Re-
gel nicht in den Himmel. Vor einer fl ächen-
deckenden Einführung vertikaler Netzwerke
sind Pilotprojekte professionell (allenfalls wis-
senschaftlich) zu begleiten, auszuwerten und
zu fi nanzieren. Diese Aufgabe können Kantone
und/oder Krankenversicherer übernehmen. Zu-
dem ist mit den Leistungserbringern an einem
runden Tisch eine Gesprächskultur zu schaf-
fen, eine Auslegeordnung zu machen, Ziele
und Massnahmen zu formulieren und konkrete
Projekte umzusetzen. Der Schlüssel zum Erfolg
ist eine sachbezogene Kommunikation.
Grundsätzlich ist das Subsidiaritätsprinzip
anzuwenden. Denn die niedrigste mögliche
Ebene ist am nächsten beim Kunden oder
Patienten und daher mit Sicherheit am gün-
stigsten.
Die Ärztinverschreibt.
Preisüberwacher kritisiert die Medikamentenmarge der Ärzte
Nicht nur der scheidende Gesundheitsminister Pascal Couchepin fordert das Selbstdispensationsverbot. Der nationale Preisüberwacher Stefan Meierhans kritisierte jüngst im Versichertenmagazin der CSS die Medikamentenmarge der Ärzte. Der Preisüberwacher erachtet es als stossend, dass Ärzten die gleich hohe Marge gewährt wird wie den Apothekern. Schliesslich böten Ärzte nur ein kleines Handsortiment an Medikamenten und hätten kaum Geschäftsauslagen. Die gleichzeitige Verschreibung und der Verkauf von Medikamenten führen zu einem falschen Anreiz, meinte Meierhans. Im Gegensatz zur Schweiz sei es daher Ärzten in fast ganz Europa verboten, selbst Medikamente zu verkaufen.
Ins gleiche Horn bläst der Basler Nationalrat Jean Henri Dunant (SVP, BS). Er kündete an, einen Vorstoss gegen die Selbstdispensation einzureichen. «Das braucht es ganz einfach nicht», diagnostizierte der pensionierte Chirurg in diversen Medien und ortet in seinem Vorstoss grosses Sparpotential für das Gesundheitswesen.
erste Triage vornehmen. Wo die Diagnose klar
gestellt werden kann und kein eigentlicher Not-
fall vorliegt, übernehmen die Hausärzte die Be-
handlung der eintretenden Patientinnen und Pa-
tienten. Dadurch entlasten sie den Notfalldienst
des Spitals. Andererseits bieten keine 100m
entfernt die Apotheken des Bezirks Baden einen
24h-Notfalldienst an. Beide Leistungserbringer
arbeiten so Hand in Hand und garantieren eine
optimale Grundversorgung. Gleichzeit leisten
sie einen massiven Beitrag an die Senkung
der Gesundheitskosten. Das «Badener Modell»
dient anderen Kantonen als Vorbild.
Verbesserungen auf hohem NiveauAuch wer gut ist, kann noch besser werden.
Willy Oggier sieht für den Aargau Verbesse-
rungspotential bei den horizontalen und verti-
kalen Vernetzungen. Netzwerke, auch über die
Kantonsgrenzen hinweg, müssen ausgebaut
werden, besser kooperieren und sich stärker
koordinieren. Der Aufbau neuer Netzwerke –
bspw. ein Notfallkonzept Kantonsspital Aarau
oder weitere regionale Qualitätszirkel – ist anzu-
streben. Auch unpopuläre Massnahmen dürfen
nicht einfach unter den Tisch gewischt werden.
Um weiterhin die Spitze des schweizerischen
Gesundheitswesens anführen zu können, sind
Angebote stetig zu überprüfen, zu optimieren
und allenfalls an neue Strukturen anzupassen.
Benchmark fördert WettbewerbNicht nur am KSB arbeiten Arzt und Apotheker
in bewährter Partnerschaft. Diese Zusammen-
arbeit funktioniert im ganzen Kanton. Dank der
vernetzten und bewährten Arbeitsgemeinschaft
der einzelnen Leistungserbringer profi tiert die
Aargauer Bevölkerung von einer effi zienten und
bedarfsgerechten Grundversorgung. Die Be-
dürfnisse der Patientinnen und Patienten ste-
hen dabei an erster Stelle. Um den anstehen-
den Herausforderungen im Gesundheitswesen
gerecht zu werden, braucht es auch im Aargau
weitere innovative Ideen, mehr wettbewerbliche
Elemente und vor allem einen effektiven Bench-
mark, der Transparenz und Kostenwahrheit
zwischen den einzelnen Leistungserbringern
aufzeigen kann.
«Die optimierte Zusammenarbeit zwischen Arzt, Apotheker und Patient optimiert den Therapieerfolg und minimiert Medikamente im Abfall.»
RuthHumbelNationalrätin
Von Theo Vögtli, Grossrat
«Die Zusammenarbeit zwischen den Leistungserbringern funktioniert im Aargau – und über den Aargau hinaus.»
CarloContiVorstehender Gesundheitsdepartement BS
Newsletter Aargauischer Apothekerverband
Pulsmesser
EditorialDas Aargauer Modell:Die funktionierende Zusammenarbeit zwischen Arzt und Apotheker
Das Gesundheitswesen wird derzeit geprägt
durch Negativmeldungen. Dabei gäbe es auch
viel Positives zu berichten. Gerade aus dem
Kanton Aargau, dessen Gesundheitswesen im
Vergleich mit anderen Kantonen einen Spitzen-
platz einnimmt.
Eine gesunde Basis im Aargau2008 eroberte der Aargau im interkantonalen
Vergleich den zweiten Platz in der von «Ave-
nir Suisse» durchgeführten Studie «Spitäler
zwischen Politik und Wettbewerb». Und auch
Gesundheitsökonom Willy Oggier ist in seiner
2009 publizierten Bestandesaufnahme über das
aargauische Gesundheitswesen des Lobes voll.
Dank einer vorausschauenden und vorbildlichen
Gesetzesarbeit bestehen im Aargau sehr gute
Rahmenbedingungen, um eine patientenorien-
tierte Grundvorsorgung anbieten zu können.
Das Aargauer Modell steht für QualitätZu den grossen Stärken des aargauischen Ge-
sundheitswesens zählt Oggier dabei die solide
Struktur und die breite Angebotspalette. Dank
den beiden grossen Kantonsspitälern in Aarau
und Baden, den Regionalspitälern, den Reha-
bilitationskliniken, den Arztpraxen und einem
flächendeckenen Apothekennetz haben Pati-
entinnen und Patienten Zugang zu einem me-
dizinischen Angebot auf hohem Niveau.
Die genannten Leistungserbringer sind in
Netzwerken organisiert und garantieren der
Bevölkerung eine effiziente und regional ab-
gestimmte Grundversorgung. Diese Netz-
werke haben dem Kanton Aargau den Ruf
eines eigentlichen Managed-Care-Kantons
eingebracht. Nur gerade der Kanton Zürich mit
deutlich mehr Einwohnerinnen und Einwohnern
mag den Nachbarkanton noch zu übertrump-
fen.
Auch Manfred Manser, CEO der Helsana Versi-
cherungen AG, lobt den Aargau als Managed-
Care-Pionier. Und für den Vizedirektor des
Bundesamtes für Gesundheit (BAG), Dr. med.
Peter Indra, ist der Aargau in Sachen Gesund-
heitswesen sogar ein Musterschüler.
Paradebeispiel Notfallkonzept Kantonsspital BadenSchweizweit immer wieder hohe Beachtung
findet das Notfallkonzept am Kantonsspital Ba-
den (KSB). Einerseits sind da die Badener Haus-
ärzte, welche an der Notfallpforte des KSB eine
Liebe Leserin, lieber LeserBevor der scheidende Gesundheitsminister Pascal Couchepin seinen Rücktritt bekannt gab, hat er nochmals für heftige Diskussionen im Gesundheitswesen gesorgt. Mit seinem Sparvorschlag, die Selbstdispensation auf nationaler Ebene abzuschaffen, ist er bei den Ärzten auf keine offenen Ohren gestossen. Im Gegenteil. Was von der WHO empfohlen und in unseren Nachbarländern problemlos umgesetzt wird, hat hierzulande zu heftigen Reaktionen von Seiten der Ärzte geführt. Dabei sieht auch der Preisüberwacher ein grosses Sparpotenzial bei den Gesundheitskosten durch das Verbot des Medikamentenverkaufs durch Ärzte und empfiehlt das Selbstdispensationsverbot (Mai 2009).
Der Kanton Aargau geht bereits heute mit gutem Beispiel voran. Getreu dem Motto «wer verschreibt, verkauft nicht» arbeiten die beiden Leistungserbringer partnerschaftlich im Kanton zusammen und schaffen somit die Vertrauensbasis für die Patientinnen und Patienten. Die Ärztin verschreibt, der Apotheker stellt sicher. Dieses Teamwork hat der Grosse Rat anfangs 2009 im revidierten Gesundheitsgesetz (GesG) verankert. Mitunter diese funktionierende Zusammenarbeit und die bestehenden Netzwerke haben dem aargauischen Gesundheitswesen interkantonal einen Spitzenplatz eingebracht. Die Aargauer Apothekerinnen und Apotheker sind bestrebt, durch ihre Arbeit die hohe Qualität der aargauischen Gesundheitsversorgung weiterhin zu gewährleisten.
Fabian VaucherPräsident AAV
Nr. 2/09August 2009
Medialer Auftritt des Brugger Qualitätszirkels
Der Kanton Aargau bereitet sich auf die Pandemie vorAufgrund der immer noch zunehmenden Anzahl an Schweinegrippe
erkrankungen hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die höchste
Grippe-Warnstufe 6 und damit die Pandemiestufe ausgerufen. Gegen die
Influenza H1N1 (Schweinegrippe) wird frühestens im Oktober ein Impf-
stoff erhältlich sein.
Der Kanton Aargau hat vorausschauend und für den Ernstfall einen Impf-
plan erarbeitet. Bis dann werden mit dem Grippevirus infizierte Patien-
tinnen und Patienten mit dem Grippemedikament Tamiflu behandelt, wo-
bei aber nicht alle Erkrankten auf Tamiflu angewiesen sind. Die Apotheken
verfügen sinnvollerweise nur über einen minimalen, aber nachfrageori-
entierten Stock an Tamiflu. Den Pandemievorrat für den Ernstfall lagert
derzeit der Bund und verteilt ihn bei Bedarf und nach den definierten
Kontingenten an die Kantone. Diese sind anschliessend für die Organi-
sation und Durchführung der Feinverteilung zuständig. Dabei werden die
Apotheken eine wichtige Rolle spielen. Mit ihrem vorliegenden Pandemie-
plan sind auch sie für den Pandemiefall gerüstet.
Die neue Kantonsapothekerin: im DienstSeit Mitte April hat der Kanton Aargau eine neue Kantonsapothekerin.
Frau Muriel Sponagel hat das Amt von Dr. Elisabeth Grimm Bättig über-
nommen, die Ende Januar ihren Rücktritt erklärte. Nach einer sechsjäh-
rigen Leitung der Spitalapotheke Zollikerberg wechselte Muriel Sponagel
2008 als stellvertretende Kantonsapothekerin in den Kanton Basel-Stadt,
bevor sie nun die Geschicke im Aargau führen wird. Der Aargauische
Apothekerverband heisst Muriel Sponagel herzlich willkommen und freut
sich auf eine bereichernde Zusammenarbeit.
Neues Gesundheitsgesetz tritt per 1. Januar 2010 in KraftIm Januar 2009 verabschiedete der Grosse Rat das neu revidierte Ge-
sundheitsgesetz (GesG). Artikel 44 des GesG bestätigt dabei die gut
funktionierende Zusammenarbeit zwischen Arzt und Apotheker in der
Frage der Medikamentenabgabe. Der Arzt ist Spezialist für Diagnose und
Therapie, der Apotheker für die Medikamentenabgabe, die -Anwendung
und die -Begleitung. Diese Regelung garantiert das 4-Augen-Prinzip zum
Wohle der Patientinnen und Patienten. Das GesG soll per 1. Januar 2010
in Kraft treten.
ImpressumHerausgeber: Aargauischer Apothekerverband (AAV), www.apotheken-aargau.ch Auflage: 25 000, Druck: Kromer Print, LenzburgDie nächste Ausgabe erscheint Ende 2009.
Am 15. Mai 2009 berichtete die «Aargauer Zeitung» über den «Qualitätszirkel» von Martina Sigg. Die Vorteile, die sich für Arzt und Apotheker, wie auch
für die Patientinnen und Patienten durch diese Zusammenarbeit ergeben, wurden klar ersichtlich. «Ich würde den Qualitätszirkel vermissen, wenn er
nicht mehr stattfände», hat die «AZ» den teilnehmenden Internisten Dr. Thomas Stüssi zitiert. Diese Aussage bekräftigt die Vertrauensbasis und die
partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen den beiden Leistungserbringern.
«Effiziente Zusammenarbeit dank bewährten Qualitäts zirkeln»
Frau Sigg, Sie als Apothekerin treffen sich in regelmässigen Abständen mit einem Pool von Ärzten. Mit welchem Ziel?Unser Ziel ist es, im Qualitätszirkel Gedanken und Erfahrungen aus
unserem Arbeitsalltag und
unserer Ausbildung auszu-
tauschen. Dabei suchen wir
nach den bestmög lichen
Lösungen für die Patientinnen
und Patienten. Unser Haupt-
ziel ist es, die Verschreibungs-
qualität und die Kosteneffi-
zienz ständig zu verbessern.
Man kann sagen, Ärzte und Apotheker bilden sich durch den Zirkel
partnerschaftlich weiter.
Können Sie uns an einem Beispiel erklären, wie der Qualitätszirkel funktioniert?Jeder Zirkel hat einen Medikamentenbereich zum Thema. Im Gegen-
satz zur Pharmaindustrie versuche ich als Apothekerin den Ärzten
neutrale Informationen zu den einzelnen Medikamenten zu vermitteln.
Diese beinhalten die Wirksamkeit, die Dosierung oder mögliche
Kombinationen mit anderen Medikamenten. Wir sprechen über allge-
meingültige Richtlinien und das Kosten-Nutzen-Verhältnis einzelner
Therapien.
Erklären Sie uns bitte, weshalb dank Qualitätszirkeln Kosten eingespart werden.Anhand seiner persönlichen Verschreibungsdaten kann ich jedem Arzt
aufzeigen, was bei seinem Profil speziell ist, von welchen Medikamen-
ten er auffallend viel verschreibt, wo er Kosten sparen könnte und was
er ändern sollte. Im jährlichen Vergleich wird jeder Einzelne mit dem
gesamtschweizerischen «Durchschnittsarzt» verglichen und es wird
sehr detailliert analysiert, wo er günstiger oder teurer ist. Ich kann dabei
stolz sagen, dass alle beteiligten Ärzte bei diesen Vergleichen sehr gut
abschneiden. Konkret sprechen wir von über mehr als 5 Millionen Fran-
ken Verschreibungsvolumen und ca. 8000 Patienten. 2008 waren dabei
die durchschnittlichen Kosten pro Patient rund 100 Franken günstiger
als im gesamtschweizerischen Vergleich.
Und wie profitieren nun die Patienten?Der Arzt verfügt über Vergleichsdaten und kann besser abschätzen,
welche medikamentöse Therapie für die Patienten die Beste ist.
Die Zusammenarbeit von Arzt und Apotheker verhindert Leerläufe,
vermindert Missverständnisse und erhöht die Patientensicherheit.
Haben Qualitätszirkel Zukunft?Zweifellos. Dank dem Qualitätszirkel leisten Ärzte und Apotheker einen
effektiven Beitrag zur Kostensenkung. Immer wieder fordert die Politik
Managed-Care-Modelle – wir setzen diese Forderung um.
Frau Dr. Martina Sigg führt in Schinznach-Dorf eine Apotheke. 2003 hat sie in Brugg einen Qualitätszirkel initiiert. Im Gedanken- und Erfahrungsaustausch mit den teilneh-menden Ärzten werden Lösungen gesucht, um die Verschreibungsqualität und die Kosten effizienz zu verbessern.
Der Qualitätszirkel – das innovative Modell der Apotheken
Gemeinsam mit den Kantonen Bern, Fribourg, Genf, Neuenburg, Wallis, Waadt und Zürich übernimmt der Aargau eine Pionierrolle. Ärzte und Apotheker arbeiten in Qualitätszirkeln eng und praxisnah zusammen. Gut 50 Apotheker haben sich mit 300 Ärzten in 30 Zirkeln organisiert. Ziel ist es, die Qualität in der Patientenbe treuung zu steigern. Der Erfahrungs- und Informationsaustausch beider Medizinal personen erlaubt eine Optimierung der Verschreibungsgewohnheiten durch die Ärzte. Davon profitieren Patientinnen und Patienten.
Interview mit Dr. Martina Sigg
News aus dem Aargauischen Gesundheitswesen
«Der Kanton Aargau war und ist gesundheits ökonomisch betrachtet oft ein Pionierkanton, der mit seinen Ideen anderen Kantonen Vorbild sein kann.»
WillyOggierGesundheitsökonom
«Mit den hervorragend funktionierenden Qualitätszirkeln zeigen Apotheker und Ärzte im Aargau auf, wie partnerschaftliche Zusammenarbeit funktioniert.»
Dominique JordanPräsident pharmaSuisse
Newsletter Aargauischer Apothekerverband
Pulsmesser
EditorialDas Aargauer Modell:Die funktionierende Zusammenarbeit zwischen Arzt und Apotheker
Das Gesundheitswesen wird derzeit geprägt
durch Negativmeldungen. Dabei gäbe es auch
viel Positives zu berichten. Gerade aus dem
Kanton Aargau, dessen Gesundheitswesen im
Vergleich mit anderen Kantonen einen Spitzen-
platz einnimmt.
Eine gesunde Basis im Aargau2008 eroberte der Aargau im interkantonalen
Vergleich den zweiten Platz in der von «Ave-
nir Suisse» durchgeführten Studie «Spitäler
zwischen Politik und Wettbewerb». Und auch
Gesundheitsökonom Willy Oggier ist in seiner
2009 publizierten Bestandesaufnahme über das
aargauische Gesundheitswesen des Lobes voll.
Dank einer vorausschauenden und vorbildlichen
Gesetzesarbeit bestehen im Aargau sehr gute
Rahmenbedingungen, um eine patientenorien-
tierte Grundvorsorgung anbieten zu können.
Das Aargauer Modell steht für QualitätZu den grossen Stärken des aargauischen Ge-
sundheitswesens zählt Oggier dabei die solide
Struktur und die breite Angebotspalette. Dank
den beiden grossen Kantonsspitälern in Aarau
und Baden, den Regionalspitälern, den Reha-
bilitationskliniken, den Arztpraxen und einem
flächendeckenen Apothekennetz haben Pati-
entinnen und Patienten Zugang zu einem me-
dizinischen Angebot auf hohem Niveau.
Die genannten Leistungserbringer sind in
Netzwerken organisiert und garantieren der
Bevölkerung eine effiziente und regional ab-
gestimmte Grundversorgung. Diese Netz-
werke haben dem Kanton Aargau den Ruf
eines eigentlichen Managed-Care-Kantons
eingebracht. Nur gerade der Kanton Zürich mit
deutlich mehr Einwohnerinnen und Einwohnern
mag den Nachbarkanton noch zu übertrump-
fen.
Auch Manfred Manser, CEO der Helsana Versi-
cherungen AG, lobt den Aargau als Managed-
Care-Pionier. Und für den Vizedirektor des
Bundesamtes für Gesundheit (BAG), Dr. med.
Peter Indra, ist der Aargau in Sachen Gesund-
heitswesen sogar ein Musterschüler.
Paradebeispiel Notfallkonzept Kantonsspital BadenSchweizweit immer wieder hohe Beachtung
findet das Notfallkonzept am Kantonsspital Ba-
den (KSB). Einerseits sind da die Badener Haus-
ärzte, welche an der Notfallpforte des KSB eine
Liebe Leserin, lieber LeserBevor der scheidende Gesundheitsminister Pascal Couchepin seinen Rücktritt bekannt gab, hat er nochmals für heftige Diskussionen im Gesundheitswesen gesorgt. Mit seinem Sparvorschlag, die Selbstdispensation auf nationaler Ebene abzuschaffen, ist er bei den Ärzten auf keine offenen Ohren gestossen. Im Gegenteil. Was von der WHO empfohlen und in unseren Nachbarländern problemlos umgesetzt wird, hat hierzulande zu heftigen Reaktionen von Seiten der Ärzte geführt. Dabei sieht auch der Preisüberwacher ein grosses Sparpotenzial bei den Gesundheitskosten durch das Verbot des Medikamentenverkaufs durch Ärzte und empfiehlt das Selbstdispensationsverbot (Mai 2009).
Der Kanton Aargau geht bereits heute mit gutem Beispiel voran. Getreu dem Motto «wer verschreibt, verkauft nicht» arbeiten die beiden Leistungserbringer partnerschaftlich im Kanton zusammen und schaffen somit die Vertrauensbasis für die Patientinnen und Patienten. Die Ärztin verschreibt, der Apotheker stellt sicher. Dieses Teamwork hat der Grosse Rat anfangs 2009 im revidierten Gesundheitsgesetz (GesG) verankert. Mitunter diese funktionierende Zusammenarbeit und die bestehenden Netzwerke haben dem aargauischen Gesundheitswesen interkantonal einen Spitzenplatz eingebracht. Die Aargauer Apothekerinnen und Apotheker sind bestrebt, durch ihre Arbeit die hohe Qualität der aargauischen Gesundheitsversorgung weiterhin zu gewährleisten.
Fabian VaucherPräsident AAV
Nr. 2/09August 2009
Medialer Auftritt des Brugger Qualitätszirkels
Der Kanton Aargau bereitet sich auf die Pandemie vorAufgrund der immer noch zunehmenden Anzahl an Schweinegrippe
erkrankungen hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die höchste
Grippe-Warnstufe 6 und damit die Pandemiestufe ausgerufen. Gegen die
Influenza H1N1 (Schweinegrippe) wird frühestens im Oktober ein Impf-
stoff erhältlich sein.
Der Kanton Aargau hat vorausschauend und für den Ernstfall einen Impf-
plan erarbeitet. Bis dann werden mit dem Grippevirus infizierte Patien-
tinnen und Patienten mit dem Grippemedikament Tamiflu behandelt, wo-
bei aber nicht alle Erkrankten auf Tamiflu angewiesen sind. Die Apotheken
verfügen sinnvollerweise nur über einen minimalen, aber nachfrageori-
entierten Stock an Tamiflu. Den Pandemievorrat für den Ernstfall lagert
derzeit der Bund und verteilt ihn bei Bedarf und nach den definierten
Kontingenten an die Kantone. Diese sind anschliessend für die Organi-
sation und Durchführung der Feinverteilung zuständig. Dabei werden die
Apotheken eine wichtige Rolle spielen. Mit ihrem vorliegenden Pandemie-
plan sind auch sie für den Pandemiefall gerüstet.
Die neue Kantonsapothekerin: im DienstSeit Mitte April hat der Kanton Aargau eine neue Kantonsapothekerin.
Frau Muriel Sponagel hat das Amt von Dr. Elisabeth Grimm Bättig über-
nommen, die Ende Januar ihren Rücktritt erklärte. Nach einer sechsjäh-
rigen Leitung der Spitalapotheke Zollikerberg wechselte Muriel Sponagel
2008 als stellvertretende Kantonsapothekerin in den Kanton Basel-Stadt,
bevor sie nun die Geschicke im Aargau führen wird. Der Aargauische
Apothekerverband heisst Muriel Sponagel herzlich willkommen und freut
sich auf eine bereichernde Zusammenarbeit.
Neues Gesundheitsgesetz tritt per 1. Januar 2010 in KraftIm Januar 2009 verabschiedete der Grosse Rat das neu revidierte Ge-
sundheitsgesetz (GesG). Artikel 44 des GesG bestätigt dabei die gut
funktionierende Zusammenarbeit zwischen Arzt und Apotheker in der
Frage der Medikamentenabgabe. Der Arzt ist Spezialist für Diagnose und
Therapie, der Apotheker für die Medikamentenabgabe, die -Anwendung
und die -Begleitung. Diese Regelung garantiert das 4-Augen-Prinzip zum
Wohle der Patientinnen und Patienten. Das GesG soll per 1. Januar 2010
in Kraft treten.
ImpressumHerausgeber: Aargauischer Apothekerverband (AAV), www.apotheken-aargau.ch Auflage: 25 000, Druck: Kromer Print, LenzburgDie nächste Ausgabe erscheint Ende 2009.
Am 15. Mai 2009 berichtete die «Aargauer Zeitung» über den «Qualitätszirkel» von Martina Sigg. Die Vorteile, die sich für Arzt und Apotheker, wie auch
für die Patientinnen und Patienten durch diese Zusammenarbeit ergeben, wurden klar ersichtlich. «Ich würde den Qualitätszirkel vermissen, wenn er
nicht mehr stattfände», hat die «AZ» den teilnehmenden Internisten Dr. Thomas Stüssi zitiert. Diese Aussage bekräftigt die Vertrauensbasis und die
partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen den beiden Leistungserbringern.
«Effiziente Zusammenarbeit dank bewährten Qualitäts zirkeln»
Frau Sigg, Sie als Apothekerin treffen sich in regelmässigen Abständen mit einem Pool von Ärzten. Mit welchem Ziel?Unser Ziel ist es, im Qualitätszirkel Gedanken und Erfahrungen aus
unserem Arbeitsalltag und
unserer Ausbildung auszu-
tauschen. Dabei suchen wir
nach den bestmög lichen
Lösungen für die Patientinnen
und Patienten. Unser Haupt-
ziel ist es, die Verschreibungs-
qualität und die Kosteneffi-
zienz ständig zu verbessern.
Man kann sagen, Ärzte und Apotheker bilden sich durch den Zirkel
partnerschaftlich weiter.
Können Sie uns an einem Beispiel erklären, wie der Qualitätszirkel funktioniert?Jeder Zirkel hat einen Medikamentenbereich zum Thema. Im Gegen-
satz zur Pharmaindustrie versuche ich als Apothekerin den Ärzten
neutrale Informationen zu den einzelnen Medikamenten zu vermitteln.
Diese beinhalten die Wirksamkeit, die Dosierung oder mögliche
Kombinationen mit anderen Medikamenten. Wir sprechen über allge-
meingültige Richtlinien und das Kosten-Nutzen-Verhältnis einzelner
Therapien.
Erklären Sie uns bitte, weshalb dank Qualitätszirkeln Kosten eingespart werden.Anhand seiner persönlichen Verschreibungsdaten kann ich jedem Arzt
aufzeigen, was bei seinem Profil speziell ist, von welchen Medikamen-
ten er auffallend viel verschreibt, wo er Kosten sparen könnte und was
er ändern sollte. Im jährlichen Vergleich wird jeder Einzelne mit dem
gesamtschweizerischen «Durchschnittsarzt» verglichen und es wird
sehr detailliert analysiert, wo er günstiger oder teurer ist. Ich kann dabei
stolz sagen, dass alle beteiligten Ärzte bei diesen Vergleichen sehr gut
abschneiden. Konkret sprechen wir von über mehr als 5 Millionen Fran-
ken Verschreibungsvolumen und ca. 8000 Patienten. 2008 waren dabei
die durchschnittlichen Kosten pro Patient rund 100 Franken günstiger
als im gesamtschweizerischen Vergleich.
Und wie profitieren nun die Patienten?Der Arzt verfügt über Vergleichsdaten und kann besser abschätzen,
welche medikamentöse Therapie für die Patienten die Beste ist.
Die Zusammenarbeit von Arzt und Apotheker verhindert Leerläufe,
vermindert Missverständnisse und erhöht die Patientensicherheit.
Haben Qualitätszirkel Zukunft?Zweifellos. Dank dem Qualitätszirkel leisten Ärzte und Apotheker einen
effektiven Beitrag zur Kostensenkung. Immer wieder fordert die Politik
Managed-Care-Modelle – wir setzen diese Forderung um.
Frau Dr. Martina Sigg führt in Schinznach-Dorf eine Apotheke. 2003 hat sie in Brugg einen Qualitätszirkel initiiert. Im Gedanken- und Erfahrungsaustausch mit den teilneh-menden Ärzten werden Lösungen gesucht, um die Verschreibungsqualität und die Kosten effizienz zu verbessern.
Der Qualitätszirkel – das innovative Modell der Apotheken
Gemeinsam mit den Kantonen Bern, Fribourg, Genf, Neuenburg, Wallis, Waadt und Zürich übernimmt der Aargau eine Pionierrolle. Ärzte und Apotheker arbeiten in Qualitätszirkeln eng und praxisnah zusammen. Gut 50 Apotheker haben sich mit 300 Ärzten in 30 Zirkeln organisiert. Ziel ist es, die Qualität in der Patientenbe treuung zu steigern. Der Erfahrungs- und Informationsaustausch beider Medizinal personen erlaubt eine Optimierung der Verschreibungsgewohnheiten durch die Ärzte. Davon profitieren Patientinnen und Patienten.
Interview mit Dr. Martina Sigg
News aus dem Aargauischen Gesundheitswesen
«Der Kanton Aargau war und ist gesundheits ökonomisch betrachtet oft ein Pionierkanton, der mit seinen Ideen anderen Kantonen Vorbild sein kann.»
WillyOggierGesundheitsökonom
«Mit den hervorragend funktionierenden Qualitätszirkeln zeigen Apotheker und Ärzte im Aargau auf, wie partnerschaftliche Zusammenarbeit funktioniert.»
Dominique JordanPräsident pharmaSuisse