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174 Kurze Origlnalmitteilungen Die Natar- wissensehaften einer neuen Zeit mit zu erleben, yon der wir annehmen diirfen, dab sie einmM unserem Weltbild GestaIt und Ausdruck aufpr~gen wird. Darfiber hinaus wurden sich wohl aber auch Mle, die in Genf waren, der Tatsache bewuBt; dab wir heute am Anfang eines Weges stehen, der ebensogut aber such zum Untergang der Menschheit ffihren kann. Radio~ogisches I~sti~ut der Universit~t, Freiburgi. Br. Eingegangen am 5. Dezember 1955 Kurze Originalmitteilungen Fiir die Kurzen Originalmitteilungen sind ausschlieBlieh die Verfasser verantwortlich .~ +e o Ein ungew~hnlieher, pl~tzlieher Infensit~itsanstieg der kosmisehen Strahlung Bei den Registrierungen der kosmischen Strahlung am Hafelekar-Laboratorium bei Innsbruek (2300 In) wurde am 23. Eebruar t956 eine Intensit/itserh6hung yon ungew6hnli- chem Ausma6 festgestellt. Der Effekt wurde mit zwei parallel, jedoch unabh~ngig voneinander laufenden Ionisationskammer- Apparaturen beobachtet. Volumina und Ffillungen der Kam- mern sind: 23 Liter, t 0 atfi t(ohlens~ture (,, STEZX~ZE- Standard"- Apparatur) bzw. 80 Liter, 9 atfi Argon. Beide Kammern sind allseitig mit t0 cm Blei gepanzert, eine besondere Richtungs- ausblendung ist nieht vorgesehen. Fig. t zeigt die luftdruck- korrigierten Stundenwerte (Mittel aus den Registrierungen beider Apparate). Der Strahlungsanstieg setzte pl6tzlich, zwischen 3 und 4 Uhr Weltzeit t) ein, die normalen Werte L I I i a., ~oo L: ,,.,d~i l l ! I Ox Z2~. Z3,M. 2~1g Zs ~."1258/,/elfzei/ Fig. I, a ZeitlicherVerlauf der Intensit~t der kosmischen Strahlung nach den Registrierungen am Hafelekar (2300 m) bei Innsbruck; b zeitlicher Verlauf der erdmagnefisehen Horizontalintensit~it nach den Registrierungen in Wien-Kobenzl wurden erst in den 17achmittagsstunden des gleichen Tages wieder erreicht. Da der MeBbereich der Ger~te welt fiber- schritten wurde, ist eine genaue Angabe der H6he des Maximums nicht mOglich. Naeh der erfolgten Nullpunkts- auswanderung zu schlieBen, stieg die Strahlung aber minde- stens auf das 4,Sfaehe ihres Normalwertes an. Der Effekt, der nach brieflichen Mitteitungen unter ande- rein auch in Weissenau, Freiburg und Uppsala 2) beobachtet wurde, ist ein typiseher ,,Flare"-Effekt~). Eine groge chromo- sph~rische Eruption, yon der offenbar dieser Strahlungsaus- bruch seinen Ausgang nahm, wurde yon einem indischen Observatorium beobachtet. Sie dauerte yon 3.30 bis 5.10 Uhr Weltzeit4). Tokyo meldete eine Eruption der Importance 3, die sich am 23.2. nahe dem Vgestrand der Sonne in etwa 20 ~ n6rdlicher Breite mit Beginn um 3.34 and Ende 4.t0 Uhr Welt- zeit ereignete. Um die gleiche Zeit waren auch die Funkverbin- dungen mit dem ~ernen Osten dureh einen IVi(3GEL-DELLINGEIR- E~fekt gestOrt~). Infolge der zeitlichen Lage des Strahlungs- ausbruches konnte yon den mitteleurop~ischen Stationen weder die Eruption ant der Sonne beobachtet noch ein anomaler Zustand der Ionosphere w~hrend der kritischen Zeit festge- stellt werden. Auch die Horizontalkomponente des Erdfeldes ~) zeigte w~thrend dieser Zeit keine t3esonderheiten. Erst am 25.2., also zwei Tage nach dem Strahlungsanstieg, wird um 3.15 Uhr Weltzeit der Verlauf unruhiger. Um 6.30 Uhr setzt mit einem Absinken um 170 y ein magnetischer Sturm ein (Fig. t), der aber nicht den charakteristischen Sturmeffekt in der kosmischen Strahlung hervorruft. Wahrscheinlich steht er wegen seines spiiten Eintreffens fiberhaupt nichfi mit der behandelten Eruption in Zusammenhang. Den Strahlungs- ausbrfichen in den Jahren 1942 und 1946 folgten schon naeh 24 Std magnetische Stfirme, verbunden mit starkem Absinken der kosmisehen Strahlung. Sie waren verursaeht dureh eine verst~rkte Emission relativ langsamer Korpuskularstrahlung. Beim Ausbrueh am t9. 11.49 fehlten diese Effekte, vielleicht, well das Eruptionszentrum -- wie fibfigens auch bei der Eruption am 23.2. -- nahe dem Rande der Sonne gelegen war. Die Eruption dfirfte die yore Jahre 1949, die die gr613te alIer bisher beobachteten war6), um ein Vielfaches fibertroffen haben. Die Zeit ihres Eintreffens, zwischen 4 und 5 Uhr Ortszeit, gibt eine ]3est~tigung der TheorieT). Hingewiesen sei noeh ant die gut ausgepr/tgten Tagesg~nge der kosmischen Strahlung vor und nach dem Ausbruch, die Amplituden yon 1% und ein Maximum um die Mittagszeit aufweisen. Ein Strahlungsanstieg, 2 bis 3mal so groB wie die dnrchschnittlichen ,, StOge", wurde am Hafelekar-Laboratorium bemerkenswerter- weise schon am 22. Januar 1956, also 30 Tage vor dem Aus- bruch, zwischen 6 and 7 Uhr Weltzeit registriert. ~Physikalisches Institut der Universitat, Innsbruck R. STEINMAURER Eingegangen am 14. M~rz 1956 1) Naeh Nature [London] 177, 412 (t956) wurde der Ausbruch in England zwischen 3.40 und 3.50 Uhr Weltzeit beobachtet. ~) Der Verfasser dankt hierfiir den Herren PFOTZER, SITTKUS und SANDSTR6M. s) Siehe HEISENBERG,W.: Vortr~ige fiber kosmische Strahlung, S. 42ft. Berlin-GSttingen-Heidelberg: Springer 1953. *) Siehe Nature1). 5) Fiir die Ubermittlung der Daten des magnetisehen Erdfeldes, der Ionosph~ire, der chromosphfirischen Eruption hat der Verfasser den Herren STEINHAUSER~ Wien, BURKARD, Graz, HAUPT, t(anzel- hghe, zu danken. ~) Siehe die Zusammenstellung von J. DAUDIN,Septigme Rapp. de la Comln. pour l'l~tude des Relations entre les Ph6nom~nes Solaires et Terrestres, S. 146. Paris t954. ~) S~xmo, Y.: Proe. of the Intern. Conf. on Theor. Physics, Kyoto and Tokyo, S. 69. Sept. 1953. -- FIRO~, I.: Physic Rev. 94, 1017 (1954). Ultrastrahlung von der Sonne Am 23. Februar 1956 fand eine chromosph&rische Eruption auf der Sonne start, die mit einer Erh6hung der kosmischen Strahlung verbunden war. In Ergiinzung zu den Messungen des Max-Planek-lnstitutes fiir Physik der Stratosphgre in Weil3enau I) wird mitgeteilt, dal3 aueh in Halle mit zwei radio- aktiv kompensierten Ionisationskammern (30 Liter mit 20 atm 172, Panzerung Blei und Eisen, 150 g/cm 2) ein erheb- lieher Anstieg der Mesonenkomponente beobaehtet wurde. Der Einsatz erfolgte 3.45 Uhr Weltzeit. Das Maximum der Mehr- einstrahlung rnit etwa 130% wurde einige Miuuten danaeh erreieht. Die Mehreinstrahlung in den darauffolgenden Stun- den betrug: 4.30 bis 5.30 Uhr etwa li% 5.30 his 6.30 Uhr etwa 4,5% 6.30 bis 7.30 Uhr etwa 2% 7.30 bis 8.30 Uhr etwa 1%. Danach kann die Strahlung wieder als konstant angesehen werden. Institut [i~r Experimentelle Physik der Universiti~t, ttcdle a. d. Saale W. ~V[ESSERSCttMIDT Eingegangen am 23. M~irz 1956 1) EIIMERT, A., U. G. PFOTZER." Mitteilungen aus dem Max- Planek-Institut ffir Physik der Stratosph~ire, WeiSenau bel Ravens- burg, Nr. 5, 1956.

Ein ungewöhnlicher, plötzlicher Intensitätsanstieg der kosmischen Strahlung

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1 7 4 Kurze Origlnalmitteilungen Die Natar- wissensehaften

einer neuen Zeit m i t zu erleben, yon der wir a n n e h m e n diirfen, dab sie e inmM unse rem Wel tb i ld GestaI t u n d Ausdruck aufpr~gen wird. Darf iber h inaus w u r d e n sich wohl aber auch Mle, die in Genf waren, der Ta t sache bewuBt; dab wir heu te am Anfang eines Weges s tehen,

der ebensogu t aber s u c h zum U n t e r g a n g der Menschhe i t f f ihren kann .

Radio~ogisches I~sti~ut der Universit~t, Freiburgi . Br.

Eingegangen am 5. Dezember 1955

Kurze Originalmitteilungen Fiir die Kurzen Originalmitteilungen sind ausschlieBlieh die Verfasser verantwortlich

.~ +e

o

Ein ungew~hnlieher, pl~tzlieher Infensit~itsanstieg der kosmisehen Strahlung

Bei den Registrierungen der kosmischen Strahlung am Hafelekar-Laboratorium bei Innsbruek (2300 In) wurde am 23. Eebruar t956 eine Intensit/itserh6hung yon ungew6hnli- chem Ausma6 festgestellt. Der Effekt wurde mit zwei parallel, jedoch unabh~ngig voneinander laufenden Ionisationskammer- Apparaturen beobachtet. Volumina und Ffillungen der Kam- mern sind: 23 Liter, t 0 atfi t(ohlens~ture (,, STEZX~ZE- Standard"- Apparatur) bzw. 80 Liter, 9 atfi Argon. Beide Kammern sind allseitig mit t0 cm Blei gepanzert, eine besondere Richtungs- ausblendung ist nieht vorgesehen. Fig. t zeigt die luftdruck- korrigierten Stundenwerte (Mittel aus den Registrierungen beider Apparate). Der Strahlungsanstieg setzte pl6tzlich, zwischen 3 und 4 Uhr Weltzeit t) ein, die normalen Werte

L I I i a., ~oo

L: ,,.,d~i

l l ! I Ox Z2~. Z3,M. 2~1g Zs ~. "1258/,/elfzei/

Fig. I, a Zeitlicher Verlauf der Intensit~t der kosmischen Strahlung nach den Registrierungen am Hafelekar (2300 m) bei Innsbruck; b zeitlicher Verlauf der erdmagnefisehen Horizontalintensit~it nach

den Registrierungen in Wien-Kobenzl

wurden erst in den 17achmittagsstunden des gleichen Tages wieder erreicht. Da der MeBbereich der Ger~te welt fiber- schritten wurde, ist eine genaue Angabe der H6he des Maximums nicht mOglich. Naeh der erfolgten Nullpunkts- auswanderung zu schlieBen, stieg die Strahlung aber minde- stens auf das 4,Sfaehe ihres Normalwertes an.

Der Effekt, der nach brieflichen Mitteitungen unter ande- rein auch in Weissenau, Freiburg und Uppsala 2) beobachtet wurde, ist ein typiseher ,,Flare"-Effekt~). Eine groge chromo- sph~rische Eruption, yon der offenbar dieser Strahlungsaus- bruch seinen Ausgang nahm, wurde yon einem indischen Observatorium beobachtet. Sie dauerte yon 3.30 bis 5.10 Uhr Weltzeit4). Tokyo meldete eine Eruption der Importance 3, die sich am 23.2. nahe dem Vgestrand der Sonne in etwa 20 ~ n6rdlicher Breite mit Beginn um 3.34 and Ende 4.t0 Uhr Welt- zeit ereignete. Um die gleiche Zeit waren auch die Funkverbin- dungen mit dem ~ernen Osten dureh einen IVi(3GEL-DELLINGEIR- E~fekt gestOrt~). Infolge der zeitlichen Lage des Strahlungs- ausbruches konnte yon den mitteleurop~ischen Stationen weder die Eruption ant der Sonne beobachtet noch ein anomaler Zustand der Ionosphere w~hrend der kritischen Zeit festge- stellt werden. Auch die Horizontalkomponente des Erdfeldes ~) zeigte w~thrend dieser Zeit keine t3esonderheiten. Erst am 25.2., also zwei Tage nach dem Strahlungsanstieg, wird um 3.15 Uhr Weltzeit der Verlauf unruhiger. Um 6.30 Uhr setzt mit einem Absinken um 170 y ein magnetischer Sturm ein (Fig. t), der aber nicht den charakteristischen Sturmeffekt in der kosmischen Strahlung hervorruft. Wahrscheinlich steht

er wegen seines spiiten Eintreffens fiberhaupt nichfi mit der behandelten Eruption in Zusammenhang. Den Strahlungs- ausbrfichen in den Jahren 1942 und 1946 folgten schon naeh 24 Std magnetische Stfirme, verbunden mit starkem Absinken der kosmisehen Strahlung. Sie waren verursaeht dureh eine verst~rkte Emission relativ langsamer Korpuskularstrahlung. Beim Ausbrueh am t9. 11.49 fehlten diese Effekte, vielleicht, well das Eruptionszentrum -- wie fibfigens auch bei der Eruption am 23.2. -- nahe dem Rande der Sonne gelegen war.

Die Eruption dfirfte die yore Jahre 1949, die die gr613te alIer bisher beobachteten war6), um ein Vielfaches fibertroffen haben. Die Zeit ihres Eintreffens, zwischen 4 und 5 Uhr Ortszeit, gibt eine ]3est~tigung der TheorieT). Hingewiesen sei noeh ant die gut ausgepr/tgten Tagesg~nge der kosmischen Strahlung vor und nach dem Ausbruch, die Amplituden yon 1% und ein Maximum um die Mittagszeit aufweisen. Ein Strahlungsanstieg, 2 bis 3mal so groB wie die dnrchschnittlichen ,, StOge", wurde am Hafelekar-Laboratorium bemerkenswerter- weise schon am 22. Januar 1956, also 30 Tage vor dem Aus- bruch, zwischen 6 and 7 Uhr Weltzeit registriert.

~Physikalisches Institut der Universitat, Innsbruck R. STEINMAURER

Eingegangen am 14. M~rz 1956

1) Naeh Nature [London] 177, 412 (t956) wurde der Ausbruch in England zwischen 3.40 und 3.50 Uhr Weltzeit beobachtet.

~) Der Verfasser dankt hierfiir den Herren PFOTZER, SITTKUS und SANDSTR6M.

s) Siehe HEISENBERG, W.: Vortr~ige fiber kosmische Strahlung, S. 42ft. Berlin-GSttingen-Heidelberg: Springer 1953.

*) Siehe Nature1). 5) Fiir die Ubermittlung der Daten des magnetisehen Erdfeldes,

der Ionosph~ire, der chromosphfirischen Eruption hat der Verfasser den Herren STEINHAUSER~ W i e n , BURKARD, Graz, HAUPT, t(anzel- hghe, zu danken.

~) Siehe die Zusammenstellung von J. DAUDIN, Septigme Rapp. de la Comln. pour l'l~tude des Relations entre les Ph6nom~nes Solaires et Terrestres, S. 146. Paris t954.

~) S~xmo, Y.: Proe. of the Intern. Conf. on Theor. Physics, Kyoto and Tokyo, S. 69. Sept. 1953. - - FIRO~, I.: Physic Rev. 94, 1017 (1954).

Ultrastrahlung von der Sonne Am 23. Februar 1956 fand eine chromosph&rische Eruption

auf der Sonne start, die mit einer Erh6hung der kosmischen Strahlung verbunden war. In Ergiinzung zu den Messungen des Max-Planek-lnstitutes fiir Physik der Stratosphgre in Weil3enau I) wird mitgeteilt, dal3 aueh in Halle mit zwei radio- aktiv kompensierten Ionisationskammern (30 Liter mit 20 atm 172, Panzerung Blei und Eisen, 150 g/cm 2) ein erheb- lieher Anstieg der Mesonenkomponente beobaehtet wurde. Der Einsatz erfolgte 3.45 Uhr Weltzeit. Das Maximum der Mehr- einstrahlung rnit etwa 130% wurde einige Miuuten danaeh erreieht. Die Mehreinstrahlung in den darauffolgenden Stun- den betrug:

4.30 bis 5.30 Uhr etwa li% 5.30 his 6.30 Uhr etwa 4,5% 6.30 bis 7.30 Uhr etwa 2% 7.30 bis 8.30 Uhr etwa 1%.

Danach kann die Strahlung wieder als konstant angesehen werden.

Institut [i~r Experimentelle Physik der Universiti~t, ttcdle

a. d. Saale W. ~V[ESSERSCttMIDT

Eingegangen am 23. M~irz 1956

1) EIIMERT, A. , U. G. PFOTZER." Mitteilungen aus dem Max- Planek-Institut ffir Physik der Stratosph~ire, WeiSenau bel Ravens- burg, Nr. 5, 1956.