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: Ein Blicke Ausgabe Nr. 32 Juni 2011 Neustart im Regenbogenhaus Das Gründungsteam Jugendliche mit psy- chischen Problemen stationär gesunden können, wenn das im alten Lebensumfeld nicht mehr möglich ist. Seit Anfang Mai gibt es in nun Moers eine weitere Einrich- tung dieser Art: das sogenannte „Regenbogenhaus“. Der SCI:Moers hat in der Bismarckstraße zwei Häuser gekauft und umgebaut, die insgesamt neun Wohneinheiten für 18 Plätze bieten. Anfang Mai haben die ersten sechs Jugendlichen ihre Zimmer bezogen. Betreut werden Sie von ei- nem multiprofessionellen Team aus Erziehern, Sozial- pädagogen, Heilpädagogen, Arbeitspädagogen und ei- ner Psychologin um Herbert Lorenz (Porträt Seite 2). Bis Ende 2011 dürften, so Lorenz, alle 18 Heimplätze vergeben sein, gleichzei- tig wächst das Team, damit der Betreuungsschlüssel von 1:1,14 gewährleistet ist. 24 Stunden am Tag, auch Z um Start des Regen- bogenhauses gehör- ten neben Leiter Herbert Lorenz fünf Erzieher und Pädagogen zum Team: Rainer Breßer, Martina Müller, Silke Dörrie, Gerhard Felder und Britta Schrapers. Eine Betreuung kann so rund um die Uhr sichergestellt werden – aber auch, dass jeder Mitarbeiter mindestens zwei Wochenenden im Monat frei hat. Für junge Menschen, die an psychischen Störungen leiden, gibt es landesweit nicht einmal eine Handvoll geeigneter Betreuungseinrichtungen. In Meerbeck hat der SCI zwei Häuser genau für diese Zwecke umgebaut – und die ersten Jugendlichen sind schon da. am Wochenende, haben die jungen Menschen einen Ansprechpartner. Die seelischen Behinderungen der Bewohner sind vielfältig. Der Auf- nahme geht eine Diagnostik voraus, durchgeführt durch eine Fachklinik oder einen Facharzt. Das Aufnahme- alter im Regenbogenhaus reicht von 16 bis 21 Jahre. Je nachdem, ob noch die Schule, eine Fördermaßnahme oder eine Ausbildung besucht wird, gestaltet sich der Tagesablauf. „Jeder hat eine feste, vorgegebene Tages- struktur“, erklärt Frank Liebert, „das ist wichtig für die Begleitung nach der Therapie.“ Dazu gehören aber keineswegs nur Pflichten, sondern auch Freizeitangebote (Kochkurse, Sport etc.), ergänzt durch arbeitspä- dagogische Angebote im handwerk- Focus D ie Fälle psychischer Erkrankun- gen bei jungen Menschen neh- men in allen Industrienationen zu. Das spürt auch der SCI:Moers, weil er sich in verschiedenen Bereichen mit der Lebenswirklichkeit von Kin- dern, Jugendlichen und jungen Er- wachsenen beschäftigt. „Das ist eine dramatische Entwicklung, die man nicht einfach hinnehmen kann“, sagt Frank Liebert, der beim SCI den Be- reich der Kinder- und Jugendhilfe leitet. Schon vor einigen Jahren habe der SCI:Moers deshalb die Situation analysiert. Dabei stellte sich heraus, dass es in ganz Nordrhein-Westfalen nicht einmal eine Handvoll statio- närer Einrichtungen gibt, in denen lichen Bereich, vor allem aber ein arbeitstherapeutisches Konzept. Ziel ist insgesamt, dass die Jugend- lichen psychisch stabilisiert wer- den, einen Halt im Alltagsleben finden und ihre soziale Kompetenz erweitern. Wer ins Regenbogenhaus kommt, tut das freiwillig – was für das Gelingen der Hilfemaßnahmen von entscheidender Bedeutung ist. Aufgenommen wird nur, wer im Re- genbogenhaus gefördert und in sei- ner persönlichen Entwicklung weiter gebracht werden kann. Diese Res- sourcen und die Bereitschaft zur Mit- arbeit sind von den Bewohnern einzu- bringen. Bleiben dürfen die Bewohner bis zum 27. Lebensjahr, realistisch ist ein Aufenthalt von ein bis zwei Jah- ren. „Danach sollen sie in der Lage sein, eine eigene Wohnung zu bezie- hen oder in eine ambulante Betreu- ungsform zu wechseln“, formuliert Herbert Lorenz das, woran er und sein Team rund um die Uhr arbeiten. Jeder hat ein eigenes Zimmer, teilt sich aber Küche, Bad und Esszimmer mit einem Mitbewohner. Ganz wichtig für die Jugendlichen: der Gruppengedanke.

EIN:Blicke Ausgabe Nr. 32

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EIN:Blicke Ausgabe Nr. 32 Hauszeitung

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Ausgabe Nr. 32 Juni 2011

Neustart im Regenbogenhaus

Das Gründungsteam

Jugendliche mit psy-chischen Problemen stationär gesunden können, wenn das im alten Lebensumfeld nicht mehr möglich ist. Seit Anfang Mai gibt es in nun Moers eine weitere Einrich-tung dieser Art: das sogenannte „Regenbogenhaus“. Der SCI:Moers hat in der Bismarckstraße zwei Häuser gekauft und umgebaut, die insgesamt neun Wohneinheiten für 18 Plätze bieten.

Anfang Mai haben die ersten sechs Jugendlichen ihre Zimmer bezogen.

Betreut werden Sie von ei-nem multiprofessionellen Team aus Erziehern, Sozial-pädagogen, Heilpädagogen, Arbeitspädagogen und ei-ner Psychologin um Herbert Lorenz (Porträt Seite 2). Bis Ende 2011 dürften, so Lorenz, alle 18 Heimplätze vergeben sein, gleichzei-tig wächst das Team, damit der Betreuungsschlüssel von 1:1,14 gewährleistet ist. 24 Stunden am Tag, auch

Zum Start des Regen-bogenhauses gehör-

ten neben Leiter Herbert Lorenz fünf Erzieher und Pädagogen zum Team: Rainer Breßer, Martina Müller, Silke Dörrie, Gerhard Felder und Britta Schrapers. Eine Betreuung kann so rund um die Uhr sichergestellt werden – aber auch, dass jeder Mitarbeiter mindestens zwei Wochenenden im Monat frei hat.

Für junge Menschen, die an psychischen Störungen leiden, gibt es landesweit nicht einmal eine

Handvoll geeigneter Betreuungseinrichtungen. In Meerbeck hat der SCI zwei Häuser genau für diese

Zwecke umgebaut – und die ersten Jugendlichen sind schon da.

am Wochenende, haben die jungen Menschen einen Ansprechpartner. Die seelischen Behinderungen der Bewohner sind vielfältig. Der Auf-nahme geht eine Diagnostik voraus, durchgeführt durch eine Fachklinik oder einen Facharzt. Das Aufnahme-alter im Regenbogenhaus reicht von 16 bis 21 Jahre. Je nachdem, ob noch die Schule, eine Fördermaßnahme oder eine Ausbildung besucht wird, gestaltet sich der Tagesablauf. „Jeder hat eine feste, vorgegebene Tages-struktur“, erklärt Frank Liebert, „das ist wichtig für die Begleitung nach der Therapie.“ Dazu gehören aber keineswegs nur Pflichten, sondern auch Freizeitangebote (Kochkurse, Sport etc.), ergänzt durch arbeitspä-dagogische Angebote im handwerk-

Focus

Die Fälle psychischer Erkrankun-gen bei jungen Menschen neh-

men in allen Industrienationen zu. Das spürt auch der SCI:Moers, weil er sich in verschiedenen Bereichen mit der Lebenswirklichkeit von Kin-dern, Jugendlichen und jungen Er-wachsenen beschäftigt. „Das ist eine dramatische Entwicklung, die man nicht einfach hinnehmen kann“, sagt Frank Liebert, der beim SCI den Be-reich der Kinder- und Jugendhilfe leitet. Schon vor einigen Jahren habe der SCI:Moers deshalb die Situation analysiert. Dabei stellte sich heraus, dass es in ganz Nordrhein-Westfalen nicht einmal eine Handvoll statio-närer Einrichtungen gibt, in denen

lichen Bereich, vor allem aber ein arbeitstherapeutisches Konzept.

Ziel ist insgesamt, dass die Jugend-lichen psychisch stabilisiert wer-den, einen Halt im Alltagsleben finden und ihre soziale Kompetenz erweitern. Wer ins Regenbogenhaus kommt, tut das freiwillig – was für das Gelingen der Hilfemaßnahmen von entscheidender Bedeutung ist. Aufgenommen wird nur, wer im Re-genbogenhaus gefördert und in sei-

ner persönlichen Entwicklung weiter gebracht werden kann. Diese Res-sourcen und die Bereitschaft zur Mit-arbeit sind von den Bewohnern einzu-bringen. Bleiben dürfen die Bewohner bis zum 27. Lebensjahr, realistisch ist ein Aufenthalt von ein bis zwei Jah-ren. „Danach sollen sie in der Lage sein, eine eigene Wohnung zu bezie-hen oder in eine ambulante Betreu-ungsform zu wechseln“, formuliert Herbert Lorenz das, woran er und sein Team rund um die Uhr arbeiten.

Jeder hat ein eigenes Zimmer, teilt sich aber Küche, Bad und Esszimmer mit einem

Mitbewohner.

Ganz wichtig für die Jugendlichen: der Gruppengedanke.

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berg im Sauerland und verbringt auch immer noch ihre Wochen-enden an ihrem Erstwohnsitz. Das Ehepaar hat drei erwachsene Kinder im Alter von 24, 26 und 27 Jahren.

In seiner Freizeit zieht es den Sauer-länder und seine Frau auf den Mo-torroller. Gerade in Moers und Um- gebung gibt es für ihn mit seiner Piaggio noch viel zu entdecken: „Von Moers kenne ich leider noch nicht viel. Manche Gegenden erinnern mich allerdings an das Sauerland“, sagt er und lässt seinen Blick mit Augenzwinkern in Richtung Halde Rheinpreußen schweifen.

den freien Verbänden, dem Land-schaftsverband Rheinland (LVR), Therapeuten, Institutionen (Schulen, ausbildende Firmen, Fördermaßnah-me-Trägern) und Angehörigen sowie für die Einhaltung der rechtlichen Vorgaben verantwortlich. „Ich küm-mere mich also gleichermaßen um das Wohl der Jugendlichen als auch um die Belange der Mitarbeiter.“ Sein Büro befindet sich im Erdgeschoss des Hauses Nummer 7. „Natürlich möchte ich auch direkt vor Ort für die Jugendlichen schnell erreichbar sein.“

Herbert Lorenz freut sich darauf, das Projekt Regenbogenhaus mit

aufbauen zu dürfen. „Beim SCI wird kompetente Jugendhilfe geleistet. Ich wünsche mir, dass ich das noch viele Jahre, bis zu meiner Rente, begleiten kann.“ Gerade jetzt in den ersten Monaten sei noch viel zu tun, bis alle Zimmer belegt sind. „Ich freue mich auf die Arbeit. Die fachliche Mischung der Mitarbeiter ist ideal.“

Zu seiner neuen Arbeitsstätte im Moerser Nordosten pendelt Herbert Lorenz aus Mülheim, wo er und sei-ne Frau unter der Woche wohnen. Eigentlich kommt die Familie aus einem 1000-Seelen-Ort bei Mars-

Obwohl es sich bewährt hat und vom Bundesamt für Migrati-

on und Flüchtlinge (BAMF) sogar als vorbildliches Projekt seiner Art ausgezeichnet worden ist, steht die Zukunft des Jugendcafés „MaJoCa“ infrage. Seit sechs Jahren wird das Projekt, örtlich inzwischen ange-siedelt auf der Leipziger Straße im Moerser Stadtteil Mattheck, vom BAMF gefördert. Diese Förderung läuft Ende September 2011 aus. Da-

„Die Jugendlichen brauchen solche Plätze“Ende September läuft die bisherige Förderung

des Projekts „MaJoCa“ aus. Ein Ende des Cafés

wäre für die Jugendlichen des Stadtteils ein

schwerer Verlust.

Seit Mai arbeitet Herbert Lorenz im neuen SCI:Regenbogenhaus als pädagogischer Leiter und bildet die Schnittstelle zwischen Mitarbei-

tern, Bewohnern, Ämtern und Institutionen.

Kinder und Jugendliche

Hilfestellung für ein eigenständiges LebenHerbert Lorenz ist pädagogischer Leiter des neuen

SCI:Regenbogenhauses. Zusammen mit seinem Team gibt

er Jugendlichen mit psychischen Problemen ein Zuhause.

nach wird das Jugendcafé nur fort-bestehen können, wenn die Stadt Moers oder ein anderer Förderer die notwendigen Mittel bereitstellt. Die Kommune hatte bisher immerhin einen Anteil von einem Viertel der Kosten beigesteuert.

„Vielleicht ist für die Stadt Moers eine Umverteilung von Landesmit-teln möglich“, hofft Frank Liebert, Leiter des Fachbereichs Kinder- und

Jugendhilfe beim SCI:Moers, der die Maßnahme trägt. „Die Jugendlichen brauchen schließlich solche Plätze“, ist sich Liebert sicher und verweist darauf, wie wichtig für die 14- bis 21-Jährigen die Funktionen sind, die das „MaJoCa“ erfüllt (die Abkürzung steht für Mattheck-Josefsviertel-Café). Dazu gehören unter anderem die Drogen- und Gewaltprävention durch vielfältige Sport- und Freizeit-angebote, konkrete Hilfen bei der beruflichen Entwicklung der Jugend-lichen, der Abbau von Vorurteilen gegenüber anderen Ethnien und Kul-turen – vor allem aber das Bereit-

stellen eines eigenen Raumes und einer persönlichen, freundlichen An-sprache.

In Kamp-Lintfort, wo der SCI:Moers den dortigen Jugendlichen ein ähnli-ches Café in der Fußgängerzone bie-tet, haben sich die Stadträte ent-schieden, das Projekt weiter zu finanzieren – wenn auch an einem anderen Ort. Eine Bedarfsanalyse war zuvor zu dem Ergebnis gekom-men, dass die Stadt den unter 20-Jährigen einfach zu wenige Treffpunkte bietet. Das allerdings dürfte in Moers nicht anders sein.

Mülheim an der Ruhr. Seine berufliche Erfahrung hat ihn sehr gut auf seine Arbeit in Moers vorbereitet. Aber Herbert Lorenz weiß: „Alle Jugend-lichen mit seelischer Behinderung haben letztendlich auch die gleichen Probleme, die das Erwachsenwerden betreffen, wie alle anderen auch. Sie haben unikat einen zusätzlichen the-rapeutischen Bedarf.“

Als Einrichtungsleiter hat Herbert Lorenz im Regenbogenhaus keine direkten Betreuungsaufgaben, son-dern ist für die Koordination, Kom-munikation mit den Jugendämtern,

„Genesung und Beziehungs-arbeit brauchen Zeit“, sagt

Herbert Lorenz. Und diese Zeit möch-te er den Bewohnern geben, die vor kurzem in das neue Regenbogenhaus in Moers-Meerbeck eingezogen sind. Genauer gesagt in den Komplex aus zwei Häusern an der Bismarckstraße. Die 16- bis 21-Jährigen, die hier woh-nen, haben allesamt eine stationäre Behandlung hinter sich und werden im Regenbogenhaus auf ein eigen-verantwortliches Leben vorbereitet.

Bevor Herbert Lorenz ins Regenbo-genhaus kam, war er Heimleiter in

Monika Kositzki, die das MaJoCa leitet, hat die Hoffnung auf einen Fortbestand des Cafés noch nicht aufgegeben.

Portrait

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„Die Jugendlichen sind motiviert!“

dere werden neu bepflanzt oder be-kommen neue Spielgeräte.

Was soll durch das Projekt er-reicht werden?Die jungen Erwachsenen sollen Schritt für Schritt wieder an die Ar-beit herangeführt werden. Manche möchten im Anschluss an das Pro-jekt eine Ausbildung machen, andere ihren Schulabschluss nachholen und wieder andere möchten lieber di-rekt arbeiten gehen. Ziel ist es, alle Jugendlichen nach Abschluss in ei-nen Ausbildungs- oder Arbeitsplatz zu vermitteln oder eine Vermittlung durch weitergehende Qualifizierung und in Kooperation mit der Arge zu erleichtern.

Herr Angerhausen, wer wird mit dem Projekt angesprochen?An dem Projekt nehmen insgesamt 15 junge Erwachsene bis 25 Jahre teil, darunter zwei Mädchen, die noch keine Ausbildungs- oder Arbeitsstelle gefunden haben. Sie werden in 30 Wochenstunden an die Arbeit des Garten- und Landschafts-bauers herangeführt. An zwei Tagen in der Woche bekom-men sie zusätzlich im Jugendzentrum Kamp-Lintfort Schul-unterricht in Mathe-matik, Deutsch und allgemeinbildenden

Wie könnte man die Teilnehmer beschreiben?Das sind junge Erwachsene mit den unterschiedlichsten Hintergründen. Viele haben ihren Halt verloren, weil beispielsweise die Eltern gestorben sind. Andere haben die Schule ab-gebrochen, weil sie entweder nicht motiviert genug waren oder es ein-fach nicht geschafft haben, da sie mitunter noch nicht über die nötigen Sprachkenntnisse verfügen.

Wie kann ihnen dieses Projekt helfen?Die jungen Erwachsenen sollen sich an regelmäßige Arbeit gewöhnen und ihren Tag mit Inhalten füllen. Außerdem sollen sie ihre Kenntnisse im schulischen und handwerklichen Bereich erweitern. Dadurch verbes-sern sie gleichzeitig ihre beruflichen Perspektiven.

Sind Sie denn auch beim Spiel-platzumbau dabei?Nein, dafür ist der Werkanleiter Lutz Niebaum zuständig. Er ist mit den Jugendlichen vor Ort auf den Spielplätzen und Ansprechpartner für fachliche Fragen rund um den Umbau. Ich stehe als pädagogischer Leiter für persönliche Schwierigkei-ten und Perspektivaufbau der jungen Menschen bereit. Ich motiviere sie, hake bei Problemen nach, spreche mit dem Jobcenter.

Wie sind Ihre persönlichen Erfah-rungen mit den Teilnehmern?Entgegen aller Vorurteile kann ich sagen: Die jungen Menschen sind mit großer Motivation bei der Sa-che. Sie wissen, dass das eine große Chance ist, ihr Leben in den Griff zu bekommen und beruflich einen ers-ten Schritt zu machen.

Für den praktischen Teil der Spielplatzumbauten ist Werkanleiter Lutz Niebaum zuständig.

Nachgefragt

Durch einen Durchgang ist der Neu-bau mit dem „alten“ Kindergarten verbunden. Auf den 300 Quadrat-metern Nutzfläche der Zwergen-burg befinden sich zwei Gruppen-räume für jeweils zehn Kinder, zwei Schlafräume und ein Mehrzweck-raum, der zugleich als Ort für die Bewegungstherapie der integrati-ven Kinder dient. Die Einrichtung soll vor allem Möglichkeiten für Veränderungen offenlassen, erklärt Christine Joliet: „Wir haben gar kein fest eingebautes Spielmobiliar, wie es heute häufig zu sehen ist. Dafür gibt es Geräte und Matten, Ständer und Leitern, die wir flexibel einset-zen und anschließend wieder weg-räumen können. In beiden Gruppen gibt es ein kleines Puppenschloss für entsprechende Rollenspiele. Die

Kinder

Kinder verändern sich in diesem Al-ter sehr schnell – und wir möchten das Raumkonzept so gestalten, dass wir auf die unterschiedlichen Be-dürfnisse eingehen können.“

Durch die U-3-Betreuung kann der Integrative Kindergarten sein bisheriges pädagogisches Ange-bot erweitern. Die zwanzig Zwerge werden 35 Stunden in der Woche betreut, und zwar von 7.30 Uhr bis 14.30 Uhr. Der Tagesablauf soll für die Kleinsten, ebenso wie bei den „Großen“ nebenan, vor allem rhyth-misch gestaltet werden. Viel Bewe-gung, Musik und immer wiederkeh-rende Rituale gehören zum Konzept. „Wir wollen den Kindern vor allem eine gute Atmosphäre schaffen, da-mit sie die neue Kindergartenwelt

begreifen und erforschen können“, beschreibt Christine Joliet. Am Her-zen liegt ihr aber auch, dass die Kin-der eine vollwertige Bio-Ernährung erhalten, zubereitet in einer hausei-genen Küche.

Als Anfang Juli die ersten Zwergen-kinder eingezogen sind, waren die Räumlichkeiten zwar bezugsfertig, aber ein paar Kleinigkeiten bei der Ausstattung fehlten noch. „Alles Weitere wird noch wachsen“, ver-spricht Christine Joliet. Dazu gehört etwa der „Zwergengarten“, der noch nicht ganz fertig geworden war. Da-mit die Kniprse trotzdem bei schö-nem Wetter draußen herumtollen können, benutzen sie für die erste Zeit den bestehenden Garten der „Großen“ nebenan.

wir also mit insgesamt zwanzig Kin-dern in die Zwergenburg einziehen.“ Schon nach den Sommerferien wer-den die ersten Zwerge die Burg al-lerdings wieder verlassen – sie kom-men dann in die Gruppen für Kinder ab drei Jahren. Für sie rücken dann neue Zwergenkinder nach.

Die Gruppenräume sind einge-richtet, das Spielzeug liegt an

seinem Platz: Die ersten zwanzig Kinder können jetzt in der neuge-bauten „Zwergenburg“ spielen, bas-teln und toben. Die Zwergenburg wurde an den Integrativen Kinder-garten in der Kirschenallee ange-baut und ist nun Tummelplatz für Kinder unter drei Jahren.

Die zwanzig Knirpse werden in zwei Gruppen in der Zwergenburg be-treut und gefördert. Das neue Do-mizil wurde schon sehnsüchtig er-wartet, wie Leiterin Christine Joliet erzählt: „Seit November war eine U-3-Gruppe mit 13 Kindern im großen Haus provisorisch in der Turnhalle untergebracht. Mit den sieben neu aufgenommenen Kindern konnten

Mithelfen heißt teilhaben: die ersten Zwergenbürger.

Wolfgang Angerhausen.

Fächern, um auch für andere Berufe fit gemacht zu werden.

Welche Spielplätze betrifft das und was wird gemacht?Das sind unterschiedliche Plätze in Kamp-Lintfort, die nach und nach

bearbeitet werden. Manche sind schon fertig, andere stehen noch aus. Bis Septem-ber sollen alle wieder genutzt werden kön-nen. Was genau ge-macht wird, kommt auf den einzelnen Spielplatz an: Man-che müssen komplett abgebaut werden, an-

In einem Projekt des SCI, des Jugendamtes und des

Jobcenters Kamp-Lintfort bauen junge Erwachsene

Spielplätze in Kamp-Lintfort um. Der pädagogische

Leiter Wolfgang Angerhausen erklärt Einzelheiten.

Seit Anfang Juli werden zwanzig Knirpse im neuen Anbau betreut.

Hereinspaziert in die Zwergenburg!

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Mit einem Imagefilm präsentiert sich der SCI jetzt auf seiner eigenen Web-site, auf Videokanälen wie YouTube und demnächst auch auf dem neuen Moerser Stadtportal. Der Film gibt einen Überblick über die Konzepte des SCI, für junge und benachteiligte Menschen neue Chancen zu schaf-fen. Im Fokus stehen Einblicke in die Kerneinrichtungen: Der Film zeigt anschaulich, wie Kinder und Jugendliche im Integrativen Kindergarten spielen, in den Lern- und Jugendwerkstät-ten werkeln oder bei der Grundschulbetreuung lernen. Außerdem wird der Fachbereich Arbeitsförderung vorgestellt, der die Wiedereingliederung ins Berufsleben erleichtern soll. Dazu gehören das Zentrum für Gemeinwohlar-beit in Rheinkamp sowie die Zweckbetriebe, die Arbeit und Selbstständigkeit fördern. Wer einmal reinschauen möchte: www.sci-moers.de.

Neuer Imagefilm des SCI.Mit dem SCI Deutsch lernen

Für Frauen, die kein oder nur wenig Deutsch sprechen, bietet der SCI im Herbst wieder Sprachkurse im Nachbarschaftshaus in der Annastraße 29a an. Sie sind für Anfänger oder Fortgeschrittene gedacht und eine Vorbereitung auf die Intergrationskurse der Volkshochschule. Für Nimet Güller-Kaya, Leiterin des Nachbarschaftshauses, ist es wichtig, dass das Sprechen Spaß macht: „Es soll nicht zu viel Grammatik dabei sein. Wichtiger ist, dass die Frauen mal rauskommen und lernen, sich zu verständigen.“ Dabei geht es in den Kursen um Themen des täglichen Lebens: Erziehung, Gesundheit, das Schulsystem oder Behörden. Ein Kurs dauert 20 Stunden und ist kostenlos. „Viele Frauen leben schon seit Jahren hier und sprechen die Sprache noch nicht richtig. Für sie freuen wir uns besonders, wenn sie sich nach kurzer Zeit in den Pausen mit anderen Frauen unterhalten können.“

Herausgeber: sci:moers gGmbH Gesellschaft für Einrichtungen und Betriebe sozialer Arbeit Kirschenallee 35, 47443 Moers Telefon 02841/9578-0 Telefax 02841/957878 eMail: [email protected]

V.i.S.d.P.: Karl-Heinz Theußen (Geschäftsführer)

Redaktion: Blattwerkstatt

Fotos:Peter Oelker

Gestaltung und Produktion: Agentur Berns Steinstraße 3, 47441 Moers www.agenturberns.de

Wer ist der Service Civil International? Der Service Civil International wurde 1920 von dem Schweizer Pierre Ceresole gegründet. Ceresole lehnte jeglichen mi-litärischen Dienst ab. Stattdessen wollte er durch freiwillige Arbeit an gemein- nützigen Projekten den Frieden unter-stützen. In Esnes, in der Nähe von Verdun in Frankreich, fand der erste Einsatz von Freiwilligen aus Deutschland, Frank-reich und der Schweiz statt. Sie halfen mit, die im Krieg zerstörte Stadt wieder aufzubauen. Heute ist der sci in 25 Ländern weltweit als Friedensbewegung organisiert. Seine Aufgaben sind viel-fältig, sie reichen von der Förderung von Verständnis und Solidarität zwischen den Menschen bis zu gemeinnützigen Projek-ten und Arbeiten im Natur und Umwelt-schutz. Oberstes Gebot ist die Integration von sozial benachteiligten Gruppen.

Impressum

Kurz & Knapp

Aktuelle Projekte

Keine Angst vorm RadfahrenIm Rahmen des Projekts MaJo-Bike bietet

der SCI:Moers diverse Kurse an. Einige

davon richten sich ganz speziell an Frauen.

Für die meisten ist es das Nor-malste der Welt, aufs Fahrrad zu

steigen und in die Pedalen zu treten. Fahrradfahren macht unabhängig und selbstständig – aber es gibt eben auch viele Menschen, die es nie gelernt haben oder sich auf dem Rad nicht mehr sicher fühlen. Um Frauen die Angst vor dem Radfahren zu nehmen, bietet der SCI:Moers in seinem Projekt „MaJo-Bike“ einen

und parkenden Autos oder frischt die Verkehrsregeln auf.

Auch ein Pannenkurs für Frauen findet im Rahmen des MaJo-Bike-Projekts statt. An einem Vormittag lernen die Frauen die Grundkennt-nisse der Fahrradreparatur: Wie zie-he ich den Reifen ab? Wie stopfe ich das Loch? Wie mache ich mein Licht funktionstüchtig? Peter Neumann, der sogenannte Bike-Doc des SCI, übt mit einer Gruppe von maximal fünf Frauen in der MaJo-Bike-Projekt-werkstatt, die sich in der Radstation am Moerser Bahnhof befindet.

Voraussichtlich im September und November werden die nächsten Frauenlern- und Pannenkurse statt-finden. Wer sich anmelden möch-

Hans Rink (links), Volker Vorländer (Mitte) und Therese Ziegler (rechts) helfen den Frauen, in

kleinen Schritten Radfahren zu lernen. Anfängerkurs an, in dem das Radfahren von der Pike auf gelernt wird. Seit November letzten Jahres haben bereits drei Kurse stattgefunden, die bei den Frauen in der Mattheck und im Josefs-viertel gut angekommen sind: Alle waren schnell aus-gebucht.

Maximal zehn Teilnehmerin-nen besuchen einen Kurs. Jede hat ihre ganz eigene Geschichte: Einige haben das Fahrradfahren in ihrer Kindheit schon mal gelernt, sich dann aber aufgrund eines Unfalls oder ande-rer schlechter Erfahrungen nicht mehr getraut. Ande-

ren wurde es schlichtweg nie bei-gebracht – das betrifft oft Frauen, die aus Ländern kommen, die nicht so eine Fahrradkultur haben wie Deutschland.

Vier Wochen dauert ein Kurs, der dienstags und donnerstags von zehn bis zwölf Uhr stattfindet. Die Teil-nehmerinnen treffen sich auf dem Schulhof der Annaschule, damit sie in einem geschützten Rahmen ohne andere Verkehrsteilnehmer in klei-

nen Schritten das Radfahren lernen. Geleitet wird der Kurs von Therese Ziegler, Leiterin des Projektes MaJo-Bike, mit Unterstützung von Volker Vorländer und Hans Rink vom All-gemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC).

„Ein bis zwei Übungsstunden brau-chen die Frauen, um ihre Angst zu überwinden“, erklärt Therese Ziegler. Und deshalb stehen am Anfang ein-fache Übungen auf dem Plan: Auf- und Absteigen, Gleichgewichthalten. Dazu werden in den ersten Stunden die Pedalen abgeschraubt und der Sattel heruntergesetzt. „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass die Frauen in der vierten Stunde bereits fahren können.“ Auch die lockere At-mosphäre in der Gruppe hilft beim schnellen Erfolg: „Hier wird niemand ausgelacht, wenn einmal etwas nicht so gut klappen sollte.“

Haben die Frauen dann erst mal raus, wie man richtig Fahrrad fährt, kann es im Fortgeschrittenenkurs weiter-gehen: Hier wagt man sich dann das erste Mal gemeinsam auf die Straße und lernt den Umgang mit fahrenden

te, ruft einfach unter Tel. 9399144 an. Die Teilnahme ist kostenlos. Für die Fahrradlernkurse wird den Teil-nehmern kostenlos ein Fahrrad ge-stellt. Auch darüber hinaus besteht die Möglichkeit, ein Fahrrad für den täglichen Gebrauch zu leihen: Für Frauen, die schon mal an einem Kurs teilgenommen haben, kostet das 15 Euro für ein halbes Jahr. Für alle an-deren Bürger aus der Mattheck und dem Josefsviertel kostet es zwölf Euro pro Monat.

Aber nicht nur die Frauen möchte der SCI:Moers mit seinem Projekt MaJo-Bike mobil machen. Das Projekt rich-tet sich auch an andere Zielgruppen von Kindern bis zu Senioren. Weite-re Informationen gibt es unter www.majo-bike.de.

Am Anfang brauchen die Frauen noch kleine Hilfestellungen.

Nach ein paar Stunden klappt das Rad-fahren dann meistens schon ganz gut.