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Einführung in den Informationsbegriff Rafael Capurro © Capurro 1999

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Einführung in den Informationsbegriff

Rafael Capurro

© Capurro 1999

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Übersicht

Einleitung

I. Der Informationsbegriff in der Informationswirtschaft

II.Der Informationsbegriff in der Informationswissenschaft

III. Der Informationsbegriff in anderen Disziplinen

III. Der Informationsbegriff in der Informationswissenschaft

IV. Zur Geschichte des Informationsbegriffs

Rückblick und Ausblick

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I. Der Informationsbegrif in der Informationswirtschaft

Einleitung

1. Daten - Information - Wissen

2. Das wissensschaffende Unternehmen

3. Wissensarbeit

4. Wissen managen

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I. Einleitung

Betriebliches Informations- und Wissensmanagement:

• Inf.beschaffung und Wissensproduktion

• Erschließung und Ordnung von Wissen und Information

• Betriebliche Kommunikationskultur(en)

• Kapitalisierung von Information und Wissen

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I.1 Daten - Information - Wissen

• Data: 0-dimensional, a fact

• Information: 1-dimensional, a difference that makes a difference, relevant data

• Knowledge: 2-dimensional, a human capability to act or decide or plan

(nach J. Gundry)

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I.1 Daten - Information - Wissen

• Wissensschaffung (“Creation”)• Wissenserwerb (“Capture”)• Wissenskodifizierung (“Codification”)• Wissensordnung (“Classification”)• Wissenskommunikation (“Communication”)• Wissenskapitalisierung (“Capitalization”)

(J. Gundry)

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I.1 Daten - Information - Wissen

• Daten: symbolische Repräsentation von Sachverhalten

• Information: Bündel von Daten, das in einer propositionalen Struktur zusammengefaßt ist

• Wissen: systematische Verknüpfung von Informationen dergestalt, daß prognostische oder explanatorische Erklärungen abgegeben werden können

(nach A. v. Müller)

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I.2 Das wissensschaffende Unternehmen

Wissensarten:

Implizites Wissen (subjektiv):

- Erfahrungswissen (Körper)

- Gleichzeitiges Wissen (hier und jetzt)

- Analoges Wissen (Praxis)

Explizites Wissen (objektiv):

- Verstandeswissen (Geist)

- Sequentielles Wissen (da und damals)

- Digitales Wissen (Theorie)

(nach I. Nonaka und H. Takeuchi)

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I.2 Das wissensschaffende Unternehmen

Die Spirale der Wissensschaffung:• Vom impliziten zum impliziten Wissen: Sozialisation• Vom impliziten zum expliziten Wissen:

Externalisierung• Vom expliziten zum expliziten Wissen: Kombination• Vom expliziten zum impliziten Wissen:

Internalisierung

(nach I. Nonaka und H. Takeuchi)

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I.2 Das wissensschaffende Unternehmen

Fünf-Phasen-Modell der Wissensschaffung:

• Wissen austauschen

• Konzepte schaffen

• Konzepte erklären

• Einen Archetyp bilden

• Wissen übertragen

(nach I. Nonaka und H. Takeuchi)

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I.2 Das wissenschaffende Unternehmen

Typologie der Wissens- und Informationsmanager:• Wissenspraktiker (Mitarbeiter, Linienmanager)

– Wissenswerker: sammeln und erzeugen von implizitem Wissen

– Wissensspezialisten: sammeln, erzeugen und erneuern Wissen (Informationsmanager)

• Wissensingenieure (Mittelmanager)• Wissensverwalter (Führugskräfte)

(nach I. Nonaka und H. Takeuchi)

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I.3 Wissensarbeit

Erfahrungen aus der Praxis:

• BP: Vernetzung von Experten

• Dow Chemicals: Patente (explizites Wissen)

• Mobil Oil: das Medium Papier

(nach Th. Davenport und L. Prusak)

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I.3 Wissensarbeit

Aufgaben des Chief Knowledge Officer:

• Auf die Bedeutung von Wissen und Lernen aufmerksam machen

• Design, Implementierung und Kontrolle der Wissensinfrastruktur

• Management von externen Inf.- und Wissensquellen

(nach Davenport und Prusak)

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I.3 Wissensarbeit

• Eingabe von kritischem Input in den Prozeß der Wissensschaffung

• Design und Implementierung eines firmenadäquaten Kodifizierungskonzeptes

• Messen und Managen des Wertes von Wissen

• Management von Wissensmanagern

• Entwicklung einer Wissensstrategie

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I.4 Wissen managen

Grundelemente der Wissensbasis eines Unternehmens:

Zeichen (Zeichenvorrat): “1”, “7”, ..

Daten (Syntax): 1,70

Information (Kontext): Devisenkurs

$ 1=DM 1,70

Wissen (Vernetzung): Marktmechanismen des Devisenmarktes

(nach Probst/Raub/Romhardt)

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I.4 Wissen managen

Bausteine des Wissens- und Informationsmanagements zwischen “Wissenszielen” und “Wissensbewertung”:

• Wissensidentifikation• Wissenserwerb• Wissensentwicklung• Wissens(ver)teilung• Wissensnutzung• Wissensbewahrung

(nach Probst/Raub/Romhardt)

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II. Der Informationsbegriff in der Informationswissenschaft

Einleitung.

1. Information als Ding

2. Das kognitivistische Paradigma

3. Cybersemiotics

4. Informationshermeneutik

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II. Einleitung

• “Information Science”

• Bibliothekare und Dokumentare

• Bibliographien, Referateorgane, Datenbanken

• Informationsexplosion oder Dokumentenexplosion?

• CoLIS (1991, 1996, 1999)

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II.1 Information als Ding

Informationsarten:

phys. unfaßbar phys.faßbar

Entität Inf.-als-Wissen Inf.-als-Ding

Wissen Dokumente

Prozeß Inf.-als-Prozeß Inf.verarb.

Informiert-sein Datenverarb.

(nach Buckland)

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II.1 Information als Ding

• Wissen und “Für-wahr-halten”

• Was sind “Informationsdinge”? Daten, Dokumente, Objekte, Ereignisse

• Was kann “informativ” sein? Im Prinzip alles, was Evidenz- oder Zeugnischarakter hat

• Wann ist etwas “informativ”? Situation und (bleibende) Evidenz

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II.1 Information als Ding

• Information ist keine Qualität physischer Objekte

• Sondern Information ist etwas, was unser Wissen von den Dingen und unser praktisches Verhältnis zu ihnen betrifft.

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II.2 Das kognitivistische Paradigma

Elemente der Informationswissenschaft:

• Kommunikationsformen

• Informationsbedarf

• Management des Informationstransfers

• Wissensdarstellung

• Relevanz und Effektivität von Inf.systemen

(nach P. Ingwersen)

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II.2 Das kognitivistische Paradigma

Was ist Information?

• “gewünschte Information” (“desired information”)

• “anomalous state of knowledge” (ASK)

Wirkung:

• Veränderung einer Wissensstruktur

(nach P. Ingwersen)

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II.2 Das kongitivistische Paradigma

• Information ist das Ergebnis einer Veränderung in den Wissensstrukturen des Erzeugers, aufgrund eines Models des Wissenszustandes des Empfängers und im Medium von Zeichen

• Wenn Information wahrgenommen wird, verändet sich die Wissensstruktur des Empfängers

(nach P. Ingwersen)

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II.2 Das kognitivistische Paradigma

Hauptgebiete der Informationswissenschaft als kognitive Wissenschaft:

• Informationssuche (information seeking)

• IR Design: Design von IR-Systemen

• Information Retrieval (IR): Interaktions- und Navigationsmechanismen

• Information Management: Wirkung von Informationssystemen auf die Nutzer

• Informetrie: Messung der Wirkung von Information auf die Gesellschaft (informetrics)

(nach P. Ingwersen)

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II.3 Cybersemiotics

Drei informationswissenschaftliche Modelle:

• Das Modell der Dokumentenvermittlung: Informationsdinge (Buckland)

• Das Modell der Informationsverarbeitung: Nachrichtentechnik, Kybernetik 1. Ordnung

• Das kognitive Modell: Kybernetik 2. Ordnung, Interpretation, Individuum

(nach S. Brier)

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II.3 Cybersemiotics

• Kybernetik 2. Ordnung (Bateson, v. Förster, Maturana, Varela, Luhmann)

• Semiotik (Ch. S. Peirce): Zeichen, Gegenstand, Interpret

• Semiotisches Netz

• Pragmatismus: Adäquatheit statt Korrektheit

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II.3 Cybersemiotics

Vier Arten von Information (nach Brier in Anschluß an Buckland):

“unfaßbar” “faßbar”

Entität Wissensstrukturen Dokumente

(selbst-organis.

Bedeutung; Interpret)

Prozeß Kognition Mechanische Inf.verarb.

(Semiosis) (Signale)

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II.3 Cybersemiotics

Fazit:

- die “unfaßbaren” Aspekte der Information:

Interpretatorische Prozesse/Ergebnisse

- Die “faßbaren” Aspekte der Information: Dokumente und deren Verarbeitung

Dokumente enthalten nur “potentielle Information”

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II.4 Informationshermeneutik

• Hermeneutik (Gr. hermeneuein = verkünden, dolmetschen, auslegen)

• H.-G. Gadamer: Philosophische Hermeneutik

• Medard Boss: philosophische Anthropologie in Anschluß an M. Heidegger

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II.4 Informationshermeneutik

Modelle von Information:

• Information bildet etwas in der Realität ab

• Information ist etwas, was zwischen einem Sender und einem Empfänger übermittelt wird

• Information existiert unabhängig vom menschl. Erkennen

(nach R. Capurro)

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II.4 Informationshermeneutik

Hermeneutische Grundzüge des Menschen:

• Das Miteinandersein des Menschen in einer gemeinsamen Welt (vs. isolierte Subjekte)

• Mitteilung: Verstehen und Vorverständnis

• Praxis und Fragen: “Bezugsgewebe” (Hannah Arendt), Interessen, Fragen

(nach R. Capurro)

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II.4 Informationshermeneutik

Dimensionen des hermeneutischen Informationsbegriffs:

• Nutzergemeinschaft

• Gemeinsame Fragestellungen/Probleme

• Medialer Mitteilungsprozeß

(nach R. Capurro)

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II.4 Informationshermeneutik

Information ist

ein Prädikat, das wir einer Antwort beimessen,

wenn diese in einem ausdrücklich mit anderen geteilten Rahmen (Vorverständnis) erfolgt,

und zwar so, daß wir an die Geltung der Antwort glauben (sie also verstehen)

(nach R. Capurro)

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III. Der Informationbegriff in anderen Disziplinen

Einleitung

1. Der nachrichtentechnische Informationsbegriff

2. Der sprachwissenschaftliche Informationsbegriff

3. Der kybernetische Informationsbegriff

4. Der kulturwissenschaftliche Informationsbegriff

5. Der naturwissenschaftliche Informationsbegriff

Das “Das Capurrosche Trilemma”

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III.1 Der nachrichtentech. Inf.begriff

Schema der Nachrichtenübertragung

Sender ----> Kanal ----> Empfänger(Rauschen/Störung)

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III.1 Der nachrichtentechn. Inf.begrf.

• Alle Elemente eines Zeichenrepertoires besitzen den gleichen Informationsgehalt (IG). Dieser wird durch binäre Entscheidungen (bits) gemessen:

• IG für n=1 ist IG=0 bit– IG für n=2 ist IG=1 bit– telegraph. System (Baudot) mit n=32 ist IG=5 bzw. der Logarithmus

dualis von 32, oder: IG = ld n bit– Seiten des Empfängers ist dieses Maß der Entscheidungsfreiheit ein

Maß für die Ungewißheit, welche Nachricht von der Quelle ausgewählt und ausgesandt wird (=objektive Ungewißheit eines physikal. Systems). Information als Verringerung von Ungewißheit

(nach R.V.L. Hartley 1928)

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III.1 Der nachrichtentechn. Inf.begr.

CLAUDE SHANNON und WARREN WEAVER: The Mathematical Theory of Communication (1949)– Hartley ging davon aus, daß ein bekanntes Zeichenrepertoire, daß

Sender und Empfänger gemeinsam beherrschen, vorhanden ist

– Ist dieses Repertoire (n) unbekannt, dann tritt als Maß für Information die Wahrscheinlichkeit des Auftretens eines Zeichens oder der Aufwand, der zur Identifizierung der gesendeten Zeichen erforderlich ist (1 Bit entspricht eine Auftrittswahrscheinlichkeit eines Zeichen von 50 Prozent; je unwahrscheinlicher ein Zeichen ist, desto größer sein Inf.gehalt

– Rauschen (Störungen bei der Übertragung)

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III.1 Der nachrichtentechn. Inf.begr.

Elemente der Kommunikation nach W. Weaver:• Ebene A: wie genau können Zeichen oder Symbole

übertragen werden? (das technische Problem)• Ebene B: wie präzis können Symbole die gewünschte

Bedeutung übertragen (das semantische Problem)• Ebene C: wie effektiv wirkt die empfangene

Bedeutung in der gewünschten Weise (Effektivitätsproblem oder pragmat. Problem

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III.1 Der nachrichtechnische Inf.begr.

“The word information, in this theory, is used in a special sense that must not be confused with its ordinary usage. In particular, information must not be confused with meaning. In fact, two messages, one of which is heavily loaded with meaning and the other of which is pure nonsense, can be exactly equivalent, from the present viewpoint, as regards information. It is this, undoubtedly, that Shannon means when he says, that “the semantic aspects of communication are irrelevant to the engineering aspects”. But this does not mean that the engineering aspects are necessarily irrelevant to the semantic aspects.” (Shannon/Weaver, 1949)

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III.1 Der nachrichtechnischer Inf.begr.

Der nachrichtentechnischer Informationsbegriff:

- suggeriert Kontrollierbarkeit und Überschaubarkeit

- abstrahiert von der Bedeutung (Semantik) und Wirkung (Pragmatik) der Zeichen. Er ist ein rein syntaktischer Begriff

- reduziert die Vielfalt der Sender/Kanäle/Empfänger

- er ist ungeeignet zur Charakterisierung von Inf.phänomenen in der Natur und in der Gesellschaft

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III.2 Der sprachwissenschaftl. Inf.begr.

• Y. Bar-Hillel: “theory of signal transmission” anstatt “information theory”

• Semiotik (Theorie der Zeichen):– Ch. S. Peirce (1839-1914)– Ch. W. Morris (1901-1979): pragmatische

Information

• Y. Bar-Hillel und R. Carnap (1891-1970)

• D. MacKay: “determination of form”

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III.3 Der kybernetische Inf.begriff

• Norbert Wiener (1894-1964): Cybernetics or Control and Communication in the Animal and the Machine (1948): Information als Negentropie

• H. Maturana, F. Varela: “Autopoiese” (autos=selbst, poiese=machen)

• Gregory Bateson (1904-1980): “a difference that makes a difference”

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III.3 Der kybernetische Inf.begriff

– Information als “Bestimmung zur Selbstbestimmung”

– Information als ein Ereignis, das Systemzustände auswählt

– Kommunikation als Einheit aus Mitteilung Information und Verstehen

– Kritik der Dingmetaphorik

(nach N. Luhmann, Soziale Systeme)

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III.4 Der kulturwiss. Inf.begriff

• Information im Kontext menschlicher Kommunikation

• Kausalbeschreibung und informationstheoretische Beschreibung

• Analogiebildung

(nach P. Janich)

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III.4 Der kulturwiss. Inf.begriff

• Frage und Antwort, Sprecher und Hörer

• Aufforderungen

• Verständnis und Geltung

• Invarianz gegenüber

• Sprecher/Höhrer/Darstellung

• technische Substitution(nach P. Janich)

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III.5 Der naturwiss. Inf.begriff

• Sprache als Information

• Materie, Energie, Information

• Information und Imagination

• Materie und Form

(nach C.F. v. Weizsäcker)

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III.5 Der naturwiss. Inf.begriff

Information ist

“eine Struktur, d.h. eine Ordnung, eine Form, sagt v. Weizsäcker in Anlehung an den Aritotelischen Begriff, von Objekten, Trägern potentieller Information, die in einem empfangenden System Eigenaktivität auslöst. Objektive Information ist hiernach Bedingung der Möglichkeit subjektiver Information” (Strombach 1987: 53)”

Quelle: P. Fleissner u.a. Der Mensch lebt nicht vom Bit allein, Frankurt a.M. 1996 S. 5

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III. Der Inf.begriff in anderen Disziplinen

Fazit:

• Extremer Kulturalismus vs. Extremer Naturalismus

• Information: multidisziplinär oder transdisziplinär?

• Das “Capurrosche Trilemma” (Fleissner/Hofkirchner)

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IV. Zur Geschichte des Inf.begriffs

Einleitung

1. Lateinische Herkunft und griechischer Ursprung

2. Bedeutungsentwicklung in Neuzeit und Gegenwart

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I. Zur Geschichte des Inf.begriffs

1. Die lateinische Herkunft: informatio/informo

2. Der griechische Ursprung: eidos/idea, morphe, typos

3. Die neuzeitliche Bedeutungsentwicklung

4. Der Informationsbegriff in der Gegenwart

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IV.1 Lateinische Herkunft und griech.Ursprung

• In-forma-tio:

• in = Verstärkung/Verortung einer Handlung

• in = Negation (informis)

• materielle Bedeutung: schaffen, gestalten

• immaterielle Bedeutung: definieren, charakterisieren, bilden

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IV.1 Lateinische Herkunft und griechischer Ursprung

Idea (Platon), Eidos/Morphe (Aristoteles), Typos

• Ontologie

• Erkenntnistheorie, Pädagogik

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IV.1 Lateinische Herkunft und griechischer Ursprung

• Antike und Mittelalter (lat. informatio)– technischer Bereich: Formung des Stoffes– biologischer Bereich: Selbstformung des

Lebens– pädagogischer Bereich: sittliche Formung – philosophischer Bereich (griech. Ursprung)

• Ontologie: Einheit von Form und Stoff

• Erkenntnistheorie: Formung der Sinne und des Intellekts (Wahrnehmungs- und Wissensprozeß)

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IV. 2 Bedeutungsentwicklung in Neuzeit und Gegenwart

• Vorrang der erkenntnistheoret. Bedeutung in den neuzeitlichen Sprachen

• Die ontologische Bedeutung wird obsolet (Verfall der mittelalterlichen scholastischen Philosophie)

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IV.2 Bedeutungsentwicklung in Neuzeit und Gegenwart

• Renaissance und Neuzeit:– technischer Bereich: obsolet– pädagogischer Bereich: sittliche Formung– philosophischer Bereich

• Ontologie: obsolet

• Erkenntnistheorie: geht in den Alltagsbereich über

– Alltagsbereich: Wissensmitteilung

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IV.2 Bedeutungsentwicklung in Neuzeit und Gegenwart

• Information als Alltagsbegriff

• Die Entstehung der Informationstheorie (Shannon/Weaver)

• Die Kontroverse um den Informationsbegriff in den Wissenschaften

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IV.2 Bed.entwicklung in Neuzeit und Gegenwart

Gegenwart

Alltagsbereich: • Prozesse und Tätigkeiten von Subjekten (Menschen)

: Mitteilung, Nachricht, Vorstellung, Wissen (Information als Vorgang)

• Ergebnisse dieser Prozesse: objektivierte Nachricht (Dokument) (Information als Ding)

nachrichtentechnischer Bereich: Aufwand zur Decodierung einer Nachricht (Shannon/Weaver)

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IV.2 Bedeutungsentwicklung in Neuzeit und Gegenwart

• Sachbezogenheit: Information ist die (sprachliche) Wiedergabe eines Sachverhaltes

• Inhalt der Mitteilung: Information ist die (sprachliche) Wiedergabe eines Sachverhaltes

• Relevanz: Information ist die (sprachliche) Wiedergabe eines für den Empfänger nützlichen (und neuen) Sachverhaltes

• Mitteilung: Information ist die vermittelte (sprachliche) Wiedergabe eines für den Empfänger nützlichen (und neuen) Sachverhaltes

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Rückblick und Ausblick

Das “Capurrosche Trilemma”

Information bedeutet in allen Bereichen:

• entweder genau dasselbe (Univozität

• oder nur etwas ähnliches (Analogie)

• oder jeweils etwas ganz anderes (Äquivozität)

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Rückblick und Ausblick

• Die evolutionäre Lösung: Evolution als Informationsgeschehen

• Die kulturalistische Lösung

• Die vernetzte Lösung

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Rückblick und Ausblick

Metaphern der Information und Kommunikation• Übertragung von Botschaften• Container-Metaher• Metapher des Mitteilens von Gemeinsamk.• Argument-Metapher• Kanal-Metapher• Mathematische Theorie der Kommunikation• Kontroll-Metapher(nach K. Krippendorff: Der verschwundene Bote. In: K. Merten u.a. Hrsg.: Die

Wirklichkeit der Medien, Opladen 1994.)

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Rückblick und Ausblick

• Präsentiere den Wald und nicht die Bäume

• Berücksichtige, daß Benutzer unterschiedlich sind

• Berücksichtige, daß Information situationsbezogen ist

• Vemittle auch menschliche Informationsquellen

• Passe Information an das kognitive Modell des Benutzers an

Quelle: A. Kobsa, GMD-Spiegel 3/4 Dez.1998