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Vorlesung INFORMATIONSETHIK Rafael Capurro Hochschule der Medien

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Vorlesung INFORMATIONSETHIK

Rafael CapurroHochschule der Medien

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Rafael Capurro: Vorlesung Informationsethik

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Lernziele

Grundkenntnisse ethischer Theorien und Begriffe

Selbständige Problematisierung ethischer Konflikte im Informationsbereich (-> Studienarbeit)

Übung im interkulturellen Dialog Sensibilisierung für informationsethische

Fragen

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Übersicht

-> Warm up1. Einführung in die Ethik2. Informationsethik

Digitale Bibliothek: www.capurro.de/db.htm R. Capurro: Ethik im Netz (Stuttgart 2003)R. Capurro: Leben im Informationszeitalter

(Berlin 1995)

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Warm up

ICIE: http://icie.zkm.de IRIE: http://www.i-r-i-e.net Nethics: http://www.nethics.net Telepolis: http://www.heise.de/tp WSIS: http://www.itu.int/wsis

:: Die Philosophie-Seiten von Dieter Köhler:http://www.philo.de/Philosophie-Seiten/personen/index.shtml

:: Der Branchenführer: Philosophers Today von Joachim Koch: http://www.philosophers-today.com/index.html

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1. Einführung in die Ethik Menschliches Handeln ist

“begründungsbedürftig”: Natur und Freiheit Kants Fragen: “Was können wir wissen?

Was sollen wir tun? Was dürfen wir hoffen? Was ist der Mensch?”

“Wollensethik” und “Sollensethik” (H. Krämer)

Das “anstößige” der Moral und der “An-Stoß” der Ethik

Allgemeine Ethik und angewandte Ethik

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1. 1 Historische Aspekte

Herkunft und Bedeutung der Worte Ethik und Moral (oder ethos)

Plato und die Idee des Guten: Ethik als Ideo-logie

Sokrates und die Sophisten: Selbstdenken Aristoteles als Begründer der Ethik: “Ethik”,

“Ökonomie” und “Politik” (Praktische Philosophie): das “gute Leben” (eu zen)

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1. 1 Historische Aspekte

Hellenismus: Die Kultur der “Selbstsorge” und ihrer Aktualität (Michel Foucault)

Christliche Ethik: Thomas von Aquin: summum bonum, lex aeterna und Gottesebenbildlichkeit (theologische Ethik)

Neuzeitliche Ethik: Descartes, Kant: http://idealismus.de/kant.phtml Bentham, Mill: Utilitarismus

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1. 1 Historische Aspekte

Ethik im 19. und 20. Jahrhundert Hegel: Moralität und Sittlichkeit oder die

Vernünftigkeit des Realen Marx: Protest gegen Geistmystifikationen; die

Macht des historischen Subjekts Kierkegaard: das Ästhetische, das Ethische und

das Religiöse als Dimensionen der menschlichen Existenz

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1. 1 Historische Aspekte

Nietzsche: Kritik der Moral Max Scheler: die materiale Wertethik Analytische Ethik: Moore und Hare Existentialistische Ethik: Camus, Sartre, Beauvoir, Levinas Liberale/libertäre Ethik: von Hayek, Rawls, Nozick Kommunitaristische Ethik: Etzioni, Taylor, Walzer Diskursethik: Apel und Habermas Postmoderne: Foucault

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1.2 Systematische Aspekte

Die Rolle der Moral in der Alltagserfahrung Gruppenmoral und Universalmoral Berufs- und Standesethos Normenpluralismus, “goldene Regel” und

Verallgemeinerungsprinzip Freiheit, Autonomie und Menschenwürde

(Moralität)

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1.2 Systematische Aspekte

Moral, Ethik und Recht: Moral = gelebte Sitten und Traditionen Ethik = kritischer Diskurs über Moral und Recht Recht = staatlich sanktionierte Normen

Strafandrohungen: Geldstrafe , Freiheitsentzug (Todesstrafe) (BGB, StGB)

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1.2 Systematische Aspekte

Vorrang der Moral über Ethik und Recht (Fundamentalismus)

Vorrang des Rechts über Ethik und Moral (Legalismus)

Vorrang der Ethik über Moral und Recht (Ethischer Rigorismus) > Abwägungsprozesse

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1.2 Systematische Aspekte

Code-orientierte vs. Ethik-orientierte Moralen (M. Foucault): Vorrang eines bestimmten Codes gegenüber der bleibenden Aufgabe der Lebensgestaltung

Ethik als “Ästhetik der Existenz” (M. Foucault): Technologien der Produktion, der Zeichen, der Macht und des Selbst

Vgl. http://www.capurro.de/self.htm

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1.2 Systematische Aspekte

Handlungen = von Personen wissentlich und willentlich hervorgerufene Ereignisse (Subjekt, Vollzug, Absicht, Ziel)

Herstellende (poiesis) und selbstzweckhafte Handlungen (praxis) (Ziel außerhalb des H.vollzugs bzw. nicht)

Gesinnungs- und Verantwortungsethik (Max Weber): Handlung und Verantwortung

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1.2 Systematische Aspekte

Die Güter und das Gute: Güter sind äußere Strebensziele das Gute verweist auf die Art des Lebensvollzugs

(der Person) (Tugendethik) > rationale Güterabwägung und vernünftige

Entscheidung bei Zielkonflikten (Gemeinwohl, Gerechtigkeit): sittliche Urteilskraft

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1.2 Systematische Aspekte Die “Goldene Regel” (Konfuzius, Sieben Weisen,

Indien, NT...) negativ und positiv formuliert: Was du nicht willst, das man dir tu’, das füg’ auch

keinem andern zu Behandle andere so, wie du auch von ihnen behandelt

sein willst. > Abstand vom Selbstinteresse und Vergeltung > Aufforderung zum wechselseitigen Respekt Website: http://www.berlin-message.com/goldene-regel.html

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1. 2 Systematische Aspekte

Kants Moralgesetz: “Handle so, daß die Maxime deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könne.” Prinzip der Willensautonomie kategorischer Imperativ Kausalität durch Freiheit theoretische Deduktion des m.G. nicht möglich: “Faktum

der reinen Vernunft”

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1.2 Systematische Aspekte

Interkulturelle Aspekte Ethnozentrismus und Eurozentrismus Islamische Ethik: Glaubensbekenntnis, Gebet, Abgaben,

Fasten, Pilgerfahrt Jüdische Ethik: Gotteswille, Gesetz (Dekalog),

Gerechtigkeit Hinduistische Ethik (Veden) Chinesische Ethik (Konfuzius, Daoismus) Buddhistische Ethik (Siddharta, Meditation)

:: polylog: Interkulturelle Philosophie http://prof.polylog.org/index-de.htm

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1. 2 Systematische Aspekte

Allgemeine Erklärung der MenschenrechteUniversal Declaration of Human Rights (UDHR)

Achtung vor der Menschenwürde (Art. 1) Vertraulichkeit (Art. 1, 2, 3, 6) (Chancen-)Gleichheit (Art. 2, 7) Recht auf Privatheit (Art. 3, 12) Recht auf freie Meinungsäußerung (Art. 19) Recht auf Beteiligung am kulturellen Leben (Art. 27) Schutz der materiellen und geistigen Arbeit (Art. 27)

http://www.udhr.org/UDHR/ART01.HTM

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1.2 Systematische Aspekte

Ziele der Ethik: Reflexive Aufklärung von Praxis Einübung in die kritische Beurteilung von Praxis

und Geltungseinsprüchen Reflexive Aufklärung des Handelnden bezüglich

seines Handelns(Quelle: http://www.we-wi-we.de/ethik_wirtschaft_eigenes.htm )

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1.2 Systematische Aspekte

Grenzen der Ethik: Die Ethik ist nicht die Praxis, aber ihr Ziel ist die Praxis Die Ethik macht uns nicht moralisch(er) Die Ethik ist keine Supermoral Die Ethik ist keine Fallsammlung (Kasuistik): Rolle des

Fallbeispiels: die Vermittlung von Norm und Situation veranschaulichen

Die Ethik gibt uns keine konkreten Handlungsanweisungen, sondern fordert uns auf, zu problematisieren und selbst zu entscheiden

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1.2 Systematische Aspekte

Grundformen ethischer Argumentation oder was sind “gute Gründe”?

Moralische Begründungen: Bezugnahme auf ein Faktum, auf Gefühle, auf mögliche Folgen, auf einen Moralkodex, auf moralische Kompetenz, auf das Gewissen

Ethische Begründungen: logische Methode (deontische Logik), diskursive Methode (Konsensustheorie), dialektische Methode (Platon), Analogische Methode (Klugheit, Lebensformen: Aristoteles), transzendentale Methode (Maximen: Kant), analytische Methode (begrifliche Zerlegung), hermeneutische Methode (Auslegung)

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1.2 Systematische Aspekte

Grundtypen ethischer Theorie: Deskriptive Ethik: beschreibt menschliche Praxis

als ein empirisches, geschichtliches Geschehen. Normative Ethik: systematische Begründung

moralischer Geltungsansprüche und Normen in bezug auf ein höchstes Gebot (Moralprinzip) (Theologische E., utilitaristische E., teleologische E., deontologische E.).

Emanzipatorische Ethik (marxistische E., feministische Ethik, Philosophie der Befreiung...): gegen Bevormundung und Diskriminierung.

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1.2 Systematische Aspekte

Metaethik: ob und wie sich moralische Urteile (sprachanalytisch) rechtfertigen lassen: Non-Kognitivismus (Hume): der Bereich des Sittlichen ist

keiner wissenschaftlichen Erkenntnis fähig Kognitivismus: Prinzipielle Erkennbarkeit des Sittlichen. Moral

als empirische Wiss. Problem: naturalistischer Fehlschluß oder Sein-Sollen-Fehlschluß (Moore)

Logizismus (deontische Logik): Analyse der moralischen Argumentationsmethodik

Realismus/Antirealismus: Gibt es moralische Tatsachen unabhängig von unseren moralischen Urteilen?

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1.2 Systematische Aspekte

Drei Arten sozialkritischer Moralphilosophie nach Michael Walzer: “Pfad der Entdeckung”: Rückgriff auf göttliche

Offenbarung “Pfad der Erfindung”: Rückgriff auf die

menschliche Vernunft (Habermas, Rawls) “Pfad der Interpetation”: Rückgriff auf die reale

moralische Praxis (Walzer)Vgl. M. Walzer: Kritik und Gemeinsinn, Berlin 1990

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1.2 Systematische Aspekte

Ethische Theorien in der aktuellen Diskussion:Kommunitarismus: betont das Gewicht (kleinere) Gemeinschaften

(engl. communities) mit ihren kulturellen Besonderheiten (vs. anonyme und pluralistische Gesellschaften. Autoren: Kommunitarismus: Amitai Etzioni, Alasdair MacIntyre, Michael Walzer, Charles Taylor. Herkunft: Aristoteles, Locke, J.S. Mill, Rousseau, Hegel.

Liberale/libertäre Positionen: Vorrang der Freiheit und Autonomie der Person gegenüber dem Staat. Autoren: Friedrich A. von Hayek, John Rawls, Robert Nozick. Herkunft: Locke, Kant, J.S. Mill.

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1.2 Systematische Aspekte

Utilitarismus (lat. utilis=nützlich): Das Kriterium der Sittlichkeit ist die Optimierung des Glückes (oder...) aller Betroffenen aufgrund einzelner Handlungen (Handlungs-U.) , von Handlungsregeln (Regel-U.) oder von Präferenzen (Präferenz-U.) (-> Konsequentialismus) (vs. deontologische E.)

Autoren: J.J.C. Smart, J.O. Urmson.

Herkunft: J. Bentham, Th. Hobbes, J.S.MillJ. Bentham http://www.woodford.redbridge.sch.uk/rs/utilitarian.html

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1.2 Systematische Aspekte

Deontologische Ethik (gr. to deon=das Erforderliche): Eine Handlung gilt als sittlich richtig, wenn sie Maximen folgt, die an sich gut sind (vs. empirisch-pragmatische oder utilitaristische Überlegungen) (kategorischer Imperativ) (vs. utilitarische E.)

Autoren: O. Höffe, R. Wimmer, D. Mieth. Herkunft: christliche Ethik, Kant

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1.2 Systematische Aspekte

Diskursethik: strittige soziale und politische Fragen sollten nach dem Prinzip einer gewaltfreien, rationalen und allgemein zustimmungsfähigen Lösung aufgrund eines auf Konsens hin geführten Diskurses gelöst werden.

Autoren: Karl-Otto Apel, Jürgen HabermasHerkunft: Kant, Ch. S. Peirce

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1.2 Systematische Aspekte

Angewandte Ethik (Bereichsethiken): Politische Ethik Rechtsethik Wirtschaftsethik Bioethik (Ökologische Ethik, Genethik, Medizinethik) Technikethik Wissen(schafts)ethik, Informationsethik (Medienethik, Netzethik)

Vgl.: J. Nida-Rümelin Hrsg.: Angewande Ethik, Stuttgart 1996

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1.2 Systematische Aspekte

Morality

Code

Ethics

Infoethics

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2. Informationsethik: Bill Viola: The City of Man/ ZKM: http://on1.zkm.de/zkm/mnk/archiv/Stations

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2. Informationsethik: Bill Viola: The City of Man Foto: Kira Perov

© Bill Viola 2000 Mit The City of Man (1989) hat Viola ein Bild geschaffen, das spätmittelalterlichen Flügelaltären ähnlich sieht. Zwei schmale Flügel rahmen ein größeres Mittelfeld. Wie in den mittelalterlichen Vorbildern steht im Zentrum eine Versammlung, seitlich sind nach den Vorbildern von Himmel und Hölle eine Stadtlandschaft und ein brennendes Haus zu sehen. Die drei Flügel zeigen die amerikanische Demokratie, die vom irdischen Glück in der Vorstadtsiedlung und der Bedrohung dieser Zivilisation durch das Böse begleitet wird

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2. Informationsethik

Literatur, Quellen, Websites...ICIE: http://icie.zkm.de Nethics: http://www.nethics.net Int. Review of Inf. Ethics IJIE: http://www.i-r-i-e.net Digitale Bibliothek: www.capurro.de/db.htm R. Capurro: Ethik im Netz (Stuttgart 2003)R. Capurro: Leben im Informationszeitalter (Berlin

1995)R. Kuhlen: Informationsethik (Konstanz 2004)

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2 Informationsethik: EinführungInformationsethik im weiteren Sinne umfaßt

ethische Fragen: in der Informatik (Computerethik) in den Massenmedien (Medienethik,

journalistische Ethik)

Informationsethik im engeren Sinne umfaßt ethische Fragen: im Internet (Netzethik, Cyberethik)

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2 Informationsethik: Einführung Informationsethik als deskriptive Theorie:

beschreibt die verschiedenen Strukturen und Machtverhältnisse, die das Informationsverhalten in verschiedenen Kulturen und Epochen bestimmen

Vgl. R. Capurro: Mediale (R-)Evolutionen Informationsethik als normative und

emanzipatorische Theorie: befaßt sich mit der Kritik der Entwicklung moralischen Verhaltens im Informationsbereich. Sie umfaßt individuelle, kollektive und menschheitliche Aspekte.

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2 Informationsethik: EinführungInformationsethik soll:

Die Entwicklung moralischen Verhaltens im Informationsbereich beobachten und bewerten.

Die Strukturen und Machtverhältnisse, die das Informationsverhalten bestimmen, analysieren und bewerten.

Die neuen Informationsmythen aufdecken und kritisieren.

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2 Informationsethik: Einführung

Verdeckte Widesprüche der herrschenden theoretischen und praktischen Sprachregulierung offenlegen.

Die Entwicklung informationsethischer Fragestellungen beobachten.

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2. Informationsethik: Einführung Die Grundfrage der Informationsethik lautet:

Wie gestalten wir individuell und als (Welt-)Gesellschaft unsere Freiheit im Kontext der digitalen Weltvernetzung?

Diese Frage betrifft einen formalen (den „code“) und einen inhaltlichen Aspekt („knowledge sharing“). Sie zielt auf eine Kultur des freien Einschlusses zur digitalen Kommunikation.

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2 Informationsethik: EinführungHauptthemen der Informationsethik:

- Produktion von Information: Eigentumsrecht (copyright) (vs. freies Gut)

- Selektion von Information: Recht auf freie Meinungsäußerung (vs. Zensur)

- Verbreitung von Information: Recht auf Privatheit und auf freie Meinungsäußerung (vs. Bevormundung) / Recht auf Kommunikation (r2r, r2w)

- Interkulturelle Informationsethik http://icie.zkm.de/congress2004

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2. Informationsethik: Einführung Hauptthemen der Informationsethik (nach: www.nethics.net )- Menschenrechte / IuKrechte- Wem gehört das Wissen?- Einschränkungen von Informationsfreiheit- Mißbrauch von Informationsfreiheit- Digital Divide- Privacy und Sicherheit- Kulturelle Vielfalt- Mediale Öffentlichkeit- Telemedialisierung- Wissensökologie- Professionelle IE- Eper Ethik- Vertrauen- Theorien der IE

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2. Informationsethik: Einführung Lawrence Lessig: „Code and Other Laws of Cyberspace“

Architecture

MARKET

LAW

Norms

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2. Informationsethik: Einführung L. Lessig: Code und andere Gesetze des Cyberspace.

Berlin 2001. S. 161 ff. Normen: arbeiten mit der Stigmatisierung durch

die Gemeinschaft (Stigmatisierung/Nicht-S.) Märkte: arbeiten mit Preisen (teuer/billig) Architekturen: arbeiten mit physischen

Erschwernissen. Pendant dazu im Cyberspace: der Code (Zugang/kein Zugang)

Recht: arbeitet mit der Androhung von StrafenDie Regulierung des „Punkts“ (=Gesellschaft) ist die

Summe dieser vier Einschränkungen

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2 Informationsethik: Einführung

Leitende moralische und rechtliche Grundsätze:-> Grundsatz der “informationellen Selbstbestimmung”

(Schutz personenbezogener Daten) -> Recht auf informationelles Eigentum

-> Grundsatz der “informationellen Grundversorgung” (Recht des freien Zugangs zum Netz, als “negatives” und/oder “positives” Recht, d.h. als gesell. Aufgabe zur Verhinderung des digital divide)

Vgl. www.nethics.net

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2 Informationsethik: Einführung Recht auf freie Meinungsäußerung:

Art. 5 GG: “Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten. Die Pressefreiheit und die Freiheit der Berichterstattung durch Rundfunk und Film werden gewährleistet. Eine Zenstur findet nicht statt.”

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2 Informationsethik: Einführung Recht auf Privatheit:

Art. 13 Abs. 1 GG: “(1) Die Wohnung ist unverletzlich. (2) Durchsuchungen dürfen nur durch den Richter, bei Gefahr im Verzuge auch durch die in den Gesetzen vorgesehenen anderen Organe angeordnet und nur in der dort vorgeschriebenen Form durchgeführt werden. (3) Eingriffe und Beschränkungen dürfen im übrigen nur zur Abwehr einer gemeinen Gefahr oder einer Lebensgefahr für einzelne Personen, auf Grund eines Gesetzes auch zur Verhütung dringender Gefahren für die öffentliche Sicherheit und Ordnung, insbesondere zur Behebung der Raumnot, zur Bekämpfung von Seuchengefahr oder zum Schutze gefährderter Jugendlicher vorgenommen werden.”

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2 Informationsethik: Einführung

Allg. Erklärung der Menschenrechte, Art. 12: “No one shall be subjected to arbitrary interference with his privacy, family, home or correspondence, nor to attacks upon his honour and reputation. Everyone has the right to the protection of the law against such interference or attacks.”

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2 Informationsethik: Einführung Recht auf informationelle Privatheit

Freie Entscheidung, wer in den privaten informationellen Raum eintreten darf

Informierter Konsens (informed consent) Einschränkung der Verbreitung und/oder des

Zugangs zu bestimmten Inhalten im Netz? Filterung oder Überwachung? Wer kontrolliert die Kontrolleure? -> starke/schwache

Rolle des Staates?

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2 Informationsethik: EinführungWie lassen sich das Wohl der Individuen und das der

Gesellschaft im Medium der digitalen Weltvernetzung fördern? auf nationaler Ebene: durch Gesetze sowie durch

demokratisch legitimierte Institutionen zwischen den Nationen (und ihren Bürgern):

durch Deklarationen und Verträge, die sich aber nur schwach durchsetzen lassen.

-> Spannung zwischen Gemeinwohl- und Individualwohl orientierten Ethiken

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2 Informationsethik: Einführung Orientierungsrahmen:

Herstellung informationeller Gerechtigkeit Wahrung informationeller Autonomie Wahrung informationellen Eigentums Wahrung des freien Zugangs zum Netz Wahrung kultureller Vielfalt und informationeller

Selbstbestimmung Wahrung des Rechts auf Kommunikation ...

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2 Informationsethik: Einführung“Informationsethik / Informationskultur

Die Frage nach der Ethik im Zusammenhang mit Information und Informationsarbeit stellt sich nicht erst seit der Globalisierung der Computernetze durch das Internet. Informationsethik und Informationskultur sollen ein „Informationsklima“ schaffen, in dem ein freier Zugang zu und Austausch von Information jederzeit möglich ist.”

Zitat: Virtuelles Handbuch Inf.wiss. Uni Saabrücken

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2 Informationsethik: Einführung“In der (Informations-)Wirtschaft treten ethische

Fragen z.B. im Zusammenhang mit Informations- und Wissensmanagement auf ( z.B. Mobbing durch Informationsvorenthaltung). Ein Problem des Wissensmanagements könnte der gläserne Mensch sein: was ich weiß, gehört (auch) meiner Firma; meine Firma weiß, was ich (nicht) weiß. Ganz allgemein formuliert könnte der ethische Grundsatz für die Informationswirtschaft lauten: Das Interesse der Nutzer ist auch das Interesse der Informationswirtschaft.” Zitat: Virtuelles Handbuch Inf.wiss. Uni Saabrücken

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2 Informationsethik: Einführung“Informationswirtschaft und Informationskultur” von

Heinz-Dirk Luckhardt in Anschluß an Dieter Schumacher, ONLINE gmbh

- “Das Hauptziel der Informationswirtschaft ist die Verbreitung qualitativ hochstehender Informationsprodukte.

- Den Kern der Informationswirtschaft bilden die klassischen Informationsproduzenten, die Informationsanbieter und die Informationsvermittler.

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2 Informationsethik: Einführung- Das Interesse der Nutzer ist auch das Interesse der

Informationswirtschaft.- Die Nutzer sollen informationell autonom sein: dazu

gehört die bedarfsgerechte, ungehinderte Versorgung mit reichhaltigen, langlebigen, nicht manipulierbaren Informationsgütern.

- Einmal produziertes Wissen soll auch (im Idealfall immer) abrufbar bleiben.”

Zitat: Virtuelles Handbuch Inf.wiss. Uni Saabrücken

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2 Informationsethik: EinführungDaraus ergeben sich für Luckhardt/Schumacher

folgende Thesen:1. Die Informationskultur wird unter der Überschrift

“Globalisierung” zunehmend rein wirtschaftlichen und branchenfremden Interessen unterworfen.

2. Die Großkonzerne nutzen die Informationsbranche zur eigenen Machtvergrößerung, ohne ein wirkliches Interesse an Produkt “Information” zu haben.

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2 Informationsethik: Einführung3. Branchenfremde instrumentalisieren die

Informationsbranche: sie behaupten, dem Informationswesen dienen zu wollen, stimulieren aber nur ihr Wachstum, um IT-Tools, Netzwerkverbinbungen und PR-Gags zu verkaufen.

4. Einziges Ziel vieler Websites ist es, Traffic auf ihren Seiten zu erzeugen. In dem Sinne sind gute Informationsdienste kein Ziel an sich, sondern bestenfalls Mittel zum Zweck.

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2. Informationsethik: Einführung5. Information Retrieval mit Suchmaschinen bedeutet

einen Rückfall in die frühen 80er Jahre6. Gravierende Nachteile von Webinformationen sind:

Manipulierbarkeit und ungewisse Lebensdauer von Webseiten.

7. Zu jeglicher Informationskultur gehört, dass einmal produzierte Informationen auch abrufbar bleiben.

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2. Informationsethik: Einführung8. Die Regierungsprogramme zur Förderung der

Informationskultur (Fachinformationsprogramme, seit 1974) sind oft den aktuellen Entwicklungen hinterhergehinkt.”

Zitat: Virtuelles Handbuch Inf.wiss. Uni Saabrücken

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2.1 Historische Aspekte

Freiheit der Rede (parrhesia) als Grundlage der griechischen Demokratie (Sokrates, Sophisten, Kyniker): Orale Kulturen (freedom of speech)

Freiheit des gedruckten Wortes: Buchkultur, Reformation, Aufklärung, Zensurfreiheit, Pressefreiheit (freedom of the press)

Freiheit des Zugangs zum Internet (freedom of access)

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2.1 HackerethikHackerethik: 00. 1998 (webmaster)Pekka Himanen: Die Hackerethik und der Geist des

Informationszeitalters (Prolog von Linus Torvalds und Epilog von Manuel Castells). Riemann Verlag 2001

Vgl. R. Capurro: Passions of the Internet http://www.capurro.de/passions.html

“Was sind die ethischen Grundsätze des Hackens - Motivation und Grenzen

- Der Zugang zu Computern und allem, was einem zeigen kann, wie diese Welt funktioniert, sollte unbegrenzt und vollständig sein.

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2.1 Hackerethik

- Alle Informationen müssen frei sein- Mißtraue Autoritäten - fördere

Dezentralisierung- Beurteile einen Hacker nach dem, was er tut

und nicht nach üblichen Kriterien wie Aussehen, Alter, Rasse, Geschlecht oder gesellschaftlicher Stellung

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2.1 Hackerethik

- Man kann mit einem Computer Kunst und Schönheit schaffen.

- Computer können dein Leben zum Besseren verändern.

- Mülle nicht in den Daten anderer Leute- Öffentliche Daten nützen, private Daten

schützen.”

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2.2 Systematische Aspektewww.nethics.net gipfelthemen.de

Digitale Spaltung: nur eine Frage der Technik? Medien & Kompetenz: was heißt Medienkompetenz? Inhalte & Vorbilder: Was ist ein guter Inhalt? Wissen & Besitz: Wem gehört das Wissen? Multi & Kulti: Vielfalt der Kulturen im Netz? Beteiligung & Spielregeln: Was ist eGovernment? Piraten & Terroristen: Wie gefährlich ist

Cyberkriminalität? Daten & Schutz: Wie lassen sich individuelle Rechte

ohne digitale Überwachung schützen?

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2.2 Systematische Aspekte

“Charta der Bürgerrechte für eine nachhaltige Wissensgesellschaft” (Heinrich-Böll-Stiftung): www.worldsummit2003.de

“Die Ausgangsthese ist, dass die Digitalisierung einen erheblichen Neuordnungsbedarf im Hinblick auf den Umgang mit Wissen hervorruft” (Olga Drossou, Heinrich-Böll-Stiftung)

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Rafael Capurro: Vorlesung Informationsethik

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2.2 Systematische Aspekte

Die ethischen Werte der “Charta”:1. Wissen ist Erbe und Besitz der Menschheit und

damit frei.2. Der Zugriff auf Wissen muss frei sein.3. Die Verringerung der digitalen Spaltung muss als

Politikziel hoher Priorität anerkannt werden.4. Alle Menschen haben das Recht auf Zugang zu den

Dokumenten öffenlticher und öffentlich kontrollierter Stellen.

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Rafael Capurro: Vorlesung Informationsethik

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2.2 Systematische Aspekte

5. Die ArbeitnehmerInnenrechte müssen auch in der elektronisch vernetzten Arbeitswelt gewährleistet und weiterentwickelt werden.

6. Kulturelle Vielfalt ist Bedingung für individuelle und nachhaltige gesellschaftliche Entwicklung.

7. Mediale Vielfalt und das Angebot von Information aus unabhängigen Quellen sind unerlässlich für den Erhalt einer aufgeklärten Öffentlichkeit.

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Rafael Capurro: Vorlesung Informationsethik

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2.2 Systematische Aspekte

8. Offene technische Standards und offene Formen der technischen Produktion garantieren die freie Entwicklung der Infrastrukturen und somit eine selbstbestimmte und freie Kommunikation

9. Das Recht auf Achtung der Privatheit ist ein Menschenrecht und ist unabdingbar für die freie und selbstbestimmte Entfaltung von Menschen in der Wissensgesellschaft.

Vgl. R. Kuhlen: Kommunikationsrechte – “impart” oder “r2c”? In: Information W & P (2003) 54, 389-400

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Rafael Capurro: Vorlesung Informationsethik

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2.2 Von der Netiquette zur Kommunikette Netiquette-Websitehttp://www.fau.edu/netiquette/netiquette.html Deutsche Fassung:http://www.ping.at/guides/netmayer/

Gundolf S. Freyermuth: Kommunikette 2.0. E-Mail, Handy & Co. richtig einsetzen. Hannover 2002

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Rafael Capurro: Vorlesung Informationsethik

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3. Informationsethische Themen (Auswahl) Wem gehört das Wissen? www.nethics.net Digital Dividewww.nethics.net Scheule u.a.: Vernetzt gespalten (Fink, 2004) Kulturelle Vielfalthttp://icie.zkm.de/congress2004 Wissensökologiewww.nethics.net

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Rafael Capurro: Vorlesung Informationsethik

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Ausblick: Globalisierung: WSISwww.itu.int/wsis/

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