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SoSe 2012 Einführung in die Fachdidaktik Dr. Julia Putsche-Fischer 1 Einführung in die Didaktik der deutschen Sprache und Literatur 3. Sitzung Grammatikunterricht ODER Reflexion über Sprache/Sprachbewusstheit

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Einführung in die Fachdidaktik

Dr. Julia Putsche-Fischer

1

Einführung in die Didaktik der

deutschen Sprache und Literatur

3. Sitzung

Grammatikunterricht ODER Reflexion

über Sprache/Sprachbewusstheit

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• Bestimmen Sie, in welchem Stadium

(nach Frith und nach Valtin) des

Schriftspracherwerbs sich die

Schreiberinnen der beiden folgenden

Schülertexte befinden!

Wiederholung zur letzten Sitzung

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Lehrerfrage: Vor- und

Nachteile

• Vorteile: Nutzen der Eigenschaften der

Wissensfrage, Interaktive Anregung zum

Nachdenken, Neuorganisation von Wissen

(Widergabe mit eigenen Worten), offene

Frage an alle Lernenden

• Nachteile: Gefahr der Einseitigkeit, keine

„echte“ Wissensfrage, Prüfungsfrage,

Antwortpflicht

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Grammatikunterricht

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Grammatikunterricht

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Übersicht/Verlauf der Vorlesung

• Wozu Grammatikunterricht?

• Sprache als Reflexionsgegenstand

• Ziele des Grammatikunterrichts

• Methodisch-didaktische Ansätze im

Grammatikunterricht

• Beispiel: Das Passiv im

Grammatikunterricht SoSe 2012

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Wozu Grammatikunterricht?

• Vermittlung der Sprachnorm der deutschen Standardsprache

• Bewusstmachung der Grammatik durch Beschäftigung mit dieser

• Festigung und Erweiterung von Sprachbewusstheit

• Fähigkeit, über die eigenen Sprachkenntnisse bewusst zu verfügen

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Wozu Grammatikunterricht?

Sprachliches Lernen Sprachliche Bildung

Kompetenzen in einer

Sprache erwerben

« die Sprache als

solche »

Erweitert nicht nur

Kompetenzen im

Sprachgebrauch,

sondern auch im

Wissen « über die

Sprache »

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« Grammatikwissen » auf

verschiedenen Wissensebenen

Deklaratives Wissen Wissen über Grammatikstruktur

Prozedurales Wissen Fähigkeit, grammatisch korrekte

Sätze äußern zu können, ohne

darüber nachzudenken

Problemlösendes Wissen Wissen darüber, wie z.B.

herauszufinden ist, was sprachlich

korrekt ist oder nicht

Metakognitives Wissen Fähigkeit, das eigene grammatische

Können und Wissen zu reflektieren

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WS 2011/12 11

Sprache als

Reflexionsgegenstand (Tabelle nach Budde et al. 2011: 133)

Sprache als System reflektieren Sprache im Gebrauch

reflektieren

Sturkturbezogene

(grammatische)

Reflexionen

Bedeutungsbezogene

(semantische) Reflexionen

Handlungsbezogene

(prgamatische)

Reflexionen

Auf Wortebene:

-Wortarten und Flexion

-Wortbildung

Auf Satzebene:

-Satzglieder und Attribute

-Satzarten

-komplexe Sätze

Auf Textebene:

-Textkohäsion

Bedeutungsbeziehungen

zwischen sprachlichen

Ausdrücken

Mehrdeutigkeit,

idiomatische Wendungen

etc.

Sprachgebrauch in Rede

und Gespräch

Sprachgebrauch in Text

Sprache und Sprachgebrauch unter weiteren Gesichtspunkten reflektieren

(z.B. historisch-diachrone, varietätenbezogene, philosophische Reflexionen)

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Sprache als

Reflexionsgegenstand

• Grammatik = « Sprachsystem »

• Frage nach dem Konstrukt, Bauweise

einer Sprache

• Wie werden aus Phonemen komplexe

Konstrukte wie Morpheme, Wörter,

Sätze, Texte?

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Sprache als

Reflexionsgegenstand

Wortarten und Flexion

Wortbildung

Satzglieder & Attribute

Satzarten

Komplexe Sätze

Kommasetzung

Textkohäsion

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Wortarten und

Flexion/Wortbildung

• Einteilung von Wörtern in Wortarten

• Behandlung der verschiedenen

Flexionskategorien

• Wie können neue Wörter aus bereits

vorhandenen gebildet werden?

– Komposita

– Derivation (Präfixe, Suffixe)

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Satzglieder und

Attribute/Satzarten

• Struktur des einfachen Satzes

• Klassifikation von Satzgliedern

(Prädikat, Subjekt, etc.)

• Unterscheidung von Satzstellungstypen

• Satzarten

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Komplexe Sätze &

Kommasetzung

• Betrachtung komplexer Sätze (die aus

mehreren Teilsätzen bestehen)

• Regeln der Kommasetzung

• Satzbau muss für den Leser durch die

Kommata transparent gemacht werden

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Textkohäsion

• Untersuchung von Textstrukturen über

den einzelnen Satz hinaus

• Textgrammatik: Frage nach der

semantisch-syntaktischen Verknüpfung

von Sätzen

• « Kohäsionsmittel »

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Ziele des Grammatikunterrichts

• Förderung von Sprachbewusstheit

– Kognitive Orientierung beim

Sprachgebrauch (Andresen/Funke

2003:439)

– Reflexives Sprachhandeln

– Bereitschaft und Fähigkeit zur

Sprachhinwendung

– Ausbau der Sprachkenntnisse

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• Schüler/innen benutzen Sprache

(Muttersprache, Zweitsprache, Fremdsprache,

Verkehrssprache) täglich in vielfältiger Weise

um kognitive und kommunikative Aufgaben zu

bewältigen

• Sprache ist Mittel- und Gegenstand der

Reflexion (Meta- und Objektsprache)

• knowing how knowing that

Ziele des Grammatikunterrichts

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• Grammatikkenntnisse …

helfen beim Bewältigen kognitiver und kommunika-

tiver Aufgaben (bewusste Handlungsalternativen)

helfen beim Reflektieren sprachlicher Aufgaben

erleichtern die Analyse von sprachlichem Handeln

erleichtern das Verständnis/die Analyse von Texten

helfen beim Vermeiden/Lösen von kommunikativen

Problemen und Missverständnissen

helfen, manipulative Sprachverwendung zu

durchschauen

Ziele des Grammatikunterrichts

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• Grammatikunterricht …

hilft beim Schriftspracherwerb

führt zu reflektiertem Schreiben und Formulieren

hilft beim Fremdspracherwerb

hilft beim Erwerb des Standarddeutschen

führt zur Ausbildung kommunikativ kompetenter

Sprecher

führt zur Entwicklung metasprachlicher Fähigkeiten

(Schüler/innen sollen in der Lage sein, sich über

Sprache, Sprachnormen, … zu unterhalten)

Ziele des Grammatikunterrichts

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Ziele des Grammatikunterrichts

• Interesse und Neugier für Sprache

– « Lust » an Sprache im Unterricht aufrecht

erhalten (oft Problem)

– Spielerische Herangehensweisen

– Altersgerechte Vermittlung von

Grammatikunterricht-> Spaß an der

Sprache

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Ziele des Grammatikunterrichts

• Entwicklung sprachlichen Wissens

– Wissen über sprachliche Sachverhalte &

Zusammenhänge entwickeln

– Wissen « über » Sprache,

metasprachliches Wissen

– Nicht nur terminologisches Lernen,

sondern auch begriffliches Lernen

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Ziele des Grammatikunterrichts

• Begriffliches Lernen

– Fähigkeit, abstrakte Vorstellung von sprachlichen Sachverhalten zu haben

– Verstehen, « warum »: Was verbirgt sich HINTER Begriffen wie « Adjektiv », « Subjekt » usw.

– Begriffliches Wissen ≠ Selbstzweck, sondern in Hinsicht auf sprachliches Handeln

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Methodisch-didaktische Ansätze

Deduktiver

Grammatikunterricht

vs.

Induktiver

Grammatikunterricht

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Formaler Grammatikunterricht (Karl

Ferdinand Becker)

• Deduktiver Ansatz

• Grammatik als solche, als eigener

Lernbereich

• « Vor-Nach Prinzip » (Lehrer gibt vor,

Schüler macht nach)

• Einsicht in die Sprachstruktur und

korrekter Sprachgebrauch

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Operationaler

Grammatikunterricht (Hans Glinz)

• Problemlösungswissen und deklaratives

Wissen

• Schülerinnen und Schüler probieren aus

« operational »

• Induktive Herangehensweise mit Hilfe

von Texten

• Heute noch sehr verbreitetes Modell

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Situativer Grammatikunterricht nach

Boettcher und Sitta

• Induktiv, dann abhängig vom Unterrichtsstil

• Kein grammatisches Curriculum

• Grammatik wird von den Lernenden thematisiert

• Grammatik ≠ eigener Lehr-Lernbereich

• Prozedurales, problemlösendes, metakognitives Wissen im Vordergrund

• Schwer durchführbar, sozusagen ein « Idealmodell »

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Integrativer Grammatikunterricht

• Anlehnung an Modell des Situativen

Grammatikunterrichts

• Jedoch « künstliche » Herbeiführung der

Situation durch Lehrperson

• Sprachverwendung & -system integrativ

betrachten (Literatur- & Sprachunterricht

• Lernende entdecken lassen

• Curricularer Ansatz + didaktische Reduktion

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Funktionaler Grammatikunterricht

• Grammatische Zeichen als Ausgangspunkt

• Instruktive & kognitive Funktion

• Erklären, warum etwas wie konstruiert wird (Funktion)

• Induktiv (Lernende sollen dies selbst erfahren)

• Häufig Verwendung von Kunstsätzen zur Veranschaulichung « Die wenten Kraweten penteten rumpinal »

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Grammatikwerkstatt (Eisenberg

& Menzel)

• Curricularer, sytematischer Unterricht,

der gleichzeitig induktiv, funktional &

integrativ sein soll

• Mischung aus anderen Modellen

• Lernende als Sprachforscher

• Deklaratives, problemlösendes &

metakognitives Wissen

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• Aktiv - Passiv (Genus Verbi)

Formale und funktionale Aspekte

Wie wird das Passiv im Deutschen gebildet?

Wie wird das Passiv im Deutschen verwendet?

Besondere Beschränkungen für das Passiv

Passiv im Wandel (kriegen-Passiv)

Passiv in anderen Sprachen (vergleichender DU)

Passiv in der Literatur (integrativer DU)

Beispielthema: Das Passiv

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Verb

Numerus Person Tempus Modus Genus Verbi

Das Passiv

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Verb

Numerus Person Tempus Modus Genus Verbi

Aktiv Passiv

Das Passiv

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Verb

Numerus Person Tempus Modus Genus Verbi

Aktiv Passiv

Vorgangs-

passiv

Zustands-

passiv

Rezipienten-

passiv

Das Passiv

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• Das Passiv

(1) Der Mann liest den Roman.

(2) Der Roman wird von dem Mann gelesen.

(3) Der Mann hilft dem Kind.

(4) Dem Kind wird von dem Mann geholfen.

(5) Die Kinder lachten gestern viel.

(6) Gestern wurde viel (*von den Kindern)

gelacht.

Das Passiv

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• Das Passiv

Morphologie: Hilfsverb + Partizip 2

Hilfsverben: verschieben die Perspektive auf das

Subjekt

werden, sein, kriegen, bekommen, erhalten

Partizip 2: Verschieben die Perspektive von der

Handlung auf das Geschehen (Resultat/Zustand)

Das Passiv

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• Das Passiv (werden-Passiv)

Beispiel: Die Tür wird (von Udo) geöffnet

(Agens) (Patiens)

Aktiv: Subjekt Akkusativobjekt

Passiv: Subjekt (von-PP)

Das Aktiv ist die unmarkierte Form (einfacher,

frequenter, mit allen Verben möglich)

Das Passiv

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• Das Passiv

Bestimmte Verben können nicht passiviert werden

(1) *Das Buch wird von mir erhalten.

(2) *Ich werde von dem Buch interessiert.

Im Deutschen gibt es ein unpersönliches

(subjektloses) Passiv

(1) Jetzt wird geschlafen.

(2) Mir wurde schon oft geholfen.

Im Deutsche gibt es zudem ein Zustandspassiv

(1) Die Tür ist zugeschlossen

Das Passiv

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• Die Funktion des Passivs

Unterscheidet sich semantisch nicht vom Aktiv

Verändert die Perspektive

(1) Das Unfalloper ruft die Polizei an

(2) Die Polizei wird vom Unfallopfer angerufen

Im Passiv ist das Agens (= Subjekt des Aktivs)

optional (kann aber nachgestellt betont werden)

Im Passiv rückt das Patiens (= Objekt des Aktivs)

oder der Vorgang in den Mittelpunkt

Textlinguistische Funktion: Themakonstanz

Das Passiv

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• Die Funktion des Passivs

Zudem hat das Passiv eine größere Variabilität:

Mehr Wortstellungsmöglichkeiten

(1) Sarah schließt die Tür zu

(2) Die Tür wird von Sarah zugeschlossen

Mehr Möglichkeiten, Konstituenten wegzulassen

(1) Sarah schließt (die Tür) zu

(2) Es wird (die Tür) (von Sarah) zugeschlossen

Das Passiv

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• Das Passiv in der Schule

Thema der 7. oder 8. Klasse

Wenig Bedeutung in den Lehrplänen

Im Ø nur ca. 7% aller Sätze sind im Passiv

‚Leidensform‘ oder ‚entmenschlichte‘ Form?

Schüler/innen haben nur wenig Probleme mit dem

Passiv

Das Passiv ist allerdings eine variable interessante

(oft notwendige) stilistische Alternative zum Aktiv

Passiv im Unterricht

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• Das Passiv in der Schule

Das Passiv befriedigt einen kommunikativen Bedarf

Das Passiv unterliegt klaren strukturellen

Beschränkungen

Das Passiv hat eine wichtige textlinguist. Funktion

Das Passiv eignet sich gut für das Nachdenken

über Sprache, Denken und Wirklichkeit

Im Passiv zeigt sich Sprachwandel

Anhand des Passivs kann das Form-Funktions-

Verhältnis in Sprachen thematisiert werden

Passiv im Unterricht

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• Das Passiv in der Schule

‚Formale‘ Sprachbetrachtung: Grammatische Analyse als Grundlage für semantische,

pragmatische und kontextuelle Funktionen von

grammatischen Kategorien.

‚Thematische‘ Sprachbetrachtung Bearbeitung thematischer Aufgaben führt zu grammatischen

Kategorien mit entsprechender Funktion.

‚Funktionale‘ Sprachbetrachtung Vereint Aspekte beider Arten der Sprachbetrachtung und

nutzt unterschiedliche (altersspezifische) Methoden der

Grammatikvermittlung.

Passiv im Unterricht

Form Funktion

Anwendung Form

Form Funktion Anwendung

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Erklären Sie kurz, was unter dem Begriff

„Sprache als Reflexionsgegenstand“ zu

verstehen ist!

Hausaufgabe