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Einführung in die Psychologie für Pflegewissenschafte n WS2005/06

Einführung in die Psychologie für Pflegewissenschaften WS2005/06

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Page 1: Einführung in die Psychologie für Pflegewissenschaften WS2005/06

Einführung in die Psychologie für

PflegewissenschaftenWS2005/06

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Einheit 3: 4.November, 2005

• Bewusstsein

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Bewusstsein

Bewusstsein

- Was ist Bewusstsein?

- Was sind die Inhalte unseres Bewusstseins?

- Warum brauchen wir ein Bewusstsein?

- Wie kann man mentale Vorgänge wissenschaftlich untersuchen?

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Der Begriff ist zweideutig1. Allgemeiner Geisteszustand "bei Bewusstsein sein" im Gegensatz zu "bewusstlos sein"

2. Spezielle Inhalte des Geistes: wir sind uns bestimmter Informationen oder Ereignisse bewusst

Bewusstsein: Definition

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Bewusstsein: 3 Ebenen

Bewusstsein kann auf drei Ebenen definiert werden:

1. Das Erkennen einer inneren und äußeren Welt

- die Erkenntnis, dass wir Informationen wahrnehmen und darauf reagieren

Z.B. das Hungergefühl, das Ticken einer Uhr

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Bewusstsein: 3 Ebenen

2. Die Fähigkeit über diese Erkenntnis zu reflektieren

- eine Spiegelung dessen was uns bewusst ist

- symbolisches Wissen, sich von realen Objekten und Ereignissen befreien, Phantasie, zukünftiges planen

3. die Vorstellung von sich selbst als ein bewusstes, reflexives Individuum; das Selbstbewusstsein

- autobiographischer Charakter, Fähigkeit über sich selber nachzudenken, Gefühl der eigenen Identität

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Bewusstsein: 4 Typen

Unterscheidung von vier Bewusstseinstypen:

1- Prozesse ohne bewusste Kontrolle

= körperliche Aktivitäten, die einem nicht bewusst werden; Blutdruck, Nervensystem

Bewusstmachen solcher Ereignisse: Biofeedback (Atmung z.B. kontrollieren lernen & bewusst zu machen

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Bewusstsein: 4 Typen

2- Vorbewusste Gedächtnisinhalte

- werden nur dann bewusst wenn man Aufmerksamkeit darauf lenkt (vorbewusste Infos: allgemeines Wissen, Sprache, persönliche Erinnerungen…)

3- Unbeachtete Information

- Reizüberflutung, Wegselektieren von potentiellen Informationen, Hintergrundrauschen bis man sich bewusst darauf konzentriert (Partysituation)

4- Das Unbewusste

- alle Verhaltensweisen, die wir nicht mit bewusst steuern

Freud (Topographisches Modell der Seele) 8

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Bewusstsein: Unbewusstsein

Mir gegenüber saß ein Mann mit einer Fahne

Unbewusste Sprachverstehensprozesse

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- Phänomen das dem Unbewussten zugeschrieben wird

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Bewusstsein: Unbewusstsein

Im Zug saßen Mitglieder eines mittelalterlichen Traditionsvereins. Mir gegenüber saß ein Mann mit einer Fahne.

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- Man hat unbewusst eine bestimmte Assoziation im Kopf, die nicht unbedingt mit der Realität übereinstimmen muss

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Bewusstsein: Funktionen

Funktionen des Bewusstseins

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- Warum brauchen wir ein Bewusstsein?

- Phylogenetisch gesehen, hat sich das Bewusstsein beim Urmenschen entwickelt, als er angefangen hat in sozialen Gruppen zu leben

- Die soziale Komponente brachte neue Herausforderungen mit sich, die gemeistert werden mussten, um das Überleben zu sichern

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Bewusstsein: Funktionen

1 - restriktive Funktion

- reduziert Reizüberflutung

- blendet alle Infos aus, die für den Moment nicht relevant sind

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2 - selektive Speicherfunktion

- hilft die Reize auszuwählen, die relevant sind und die später analysiert und verarbeitet werden

- wählt nach unseren persönlichen Bedürfnissen aus

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Bewusstsein: Funktionen

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3 - Planungs- und exekutive Kontrollfunktion

- hilft beim Planen von Verhaltensweisen, nachdenken

- Handlungen unterbrechen

- neue Wege suchen

- Alternativen abwägen

- Konsequenzen ausmalen

- starke Wünsche unterdrücken wenn sie z.B. mit moralischen Erwägungen nicht vereinbar sind

- gibt uns Flexibilität im Denken und Handeln

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Bewusstsein: Funktionen

4 - Konstruktion der persönlichen wie auch der kulturellen Realität

- Wahrnehmung immer auch Interpretation einer Situation

- Konstruktion der persönlichen Wirklichkeit

- basierend auf allgemeinem Wissen, Erinnerungen, Zielen

Bedürfnissen, Werten,

- hilft bei der Konsensvalidierung:

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Bewusstsein: Funktionen

Konsensvalidierung

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- individuelle Unterschiede der persönlichen Realitäten wird größer bei Menschen aus verschiedenen Kulturen

- Menschen aus dem selben Kulturkreis machen ähnliche Erfahrungen wie Menschen aus verschiedenen Kulturen

- Wenn die persönliche Konstruktion der Wirklichkeit im Einklang mit der kulturellen Konstruktion steht, wird man in seiner Sicht der Dinge bestärkt:

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Bewusstsein: Forschung

Bewusstsein & Forschung

1. Methode des lauten Denkens

2. Methode der Erlebnisstichprobe

3. Objektive Selbsterkenntnis bei Kindern 16

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Bewusstsein: Forschung

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1. Methode des lauten Denkens

- neue Variante von Titchners Introspektion

- Vp wird instruiert laut zu denken, während sie diverse komplexe Aufgaben bewältigt

- möglichst detailliert über Gedanken berichten die in den Sinn kommen

- Denkprotokolle:

- mentale Strategien und Wissensrepräsentationen

- Diskrepanz aufdecken zwischen der Aufgabenbewältigung und dem Bewusstsein des Zustandekommens der Lösung

= wie weit ist es einem bewusst eine bestimmte Aufgabe zu lösen?

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Bewusstsein: Forschung

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2. Methode der Erlebnisstichprobe

- Vp wird mit einem Piepser ausgestattet

- bei jedem Piepston muss die Vp angeben, wie sie sich gerade fühlt, was sie macht, was sie denkt

- kontinuierliche Aufzeichnung der Gedanken und des Bewusstseins im Alltagsleben

3. Selbsterkenntnis bei Kindern

- Ansätze bei Kindern, die noch keine Auskunft über ihr Innenleben abgeben können

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Bewusstsein: Forschung

Wann wird sich ein Kind seines Selbst bewusst?

Man unterscheidet:

1.- Subjektives Selbst bzw. subjektive Selbsterkenntnis

2. - Objektive Selbsterkenntnis

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Bewusstsein: Forschung

1.- Subjektives Selbst bzw. subjektive Selbsterkenntnis

- besteht dann wenn ein Kind erkennt dass es von anderen abgetrennt existiert

- das Kind ist dann fähig die externe Welt einer Prüfung zu unterziehen

2. – Objektive Selbsterkenntnis

- haben Kinder dann erreicht, wenn sie ihr Bewusstsein auf sich selbst richten können

- Sie werden selber zum Objekt ihrer Analyse

- Sie „wissen, dass sie wissen“ – es wird bewusst!20

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Bewusstsein: Forschung

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Experiment: Nasenpunkt-Test

- Kinder bekommen unauffällig einen roten Punkt auf die Nase geklebt

- Kinder werden mit Spiegelbild konfrontiert

- unter 18 Monaten sind Kinder nicht in der Lage zu erkennen, dass sie sich selber im Spiegel sehen und dass sie es sind mit dem roten Punkt

- zur vollständigen objektiven Selbsterkenntnis fehlt:

- die zeitliche Komponente: Kinder müssen sich als kontinuierlich in der Zeit existierend wahrnehmen (Begriff von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft)

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Bewusstsein: Forschung

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Abwandlung des Nasepunkt-Tests:

- Kinder werden beim Spielen gefilmt

- Sie bekommen unauffällig Pickerl ins Haar geklebt

- zwei Gruppen:

1. Live-Video: spielende Kinder sehen sich gleichzeitig auf einer Leinwand spielen = Kinder greifen sich ins Haar

2. Zeitverzögert: Kinder sehen sich auf der Leinwand in 3 Min. Verzögerung = ab 4 Jahren sind Kinder erst in der Lage zu merken dass sie Pickerl im Haar haben