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Elektrosmog, Handys, Solarien etc. Gesundheitsrisiken durch nichtionisierende Strahlen R. Matthes Bundesamt für Strahlenschutz www.bfs.de “Fortbildungsveranstaltung für den Öffentlichen Gesundheitsdienst” Berlin, 24.-26. März 2004

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Elektrosmog, Handys, Solarien etc.

Gesundheitsrisiken durch nichtionisierende StrahlenR. Matthes

Bundesamt für Strahlenschutzwww.bfs.de

“Fortbildungsveranstaltung für den Öffentlichen Gesundheitsdienst”Berlin, 24.-26. März 2004

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“Fortbildungsveranstaltung für den Öffentlichen Gesundheitsdienst”Berlin, 24.-26. März 2004

Inhalt

• Nichtionisierende Strahlung• Mobilfunktechnik• Gesundheitliche Wirkungen• Zusammenfassende Risikobewertung• Schutzkonzepte und Vorsorge• (Gesundheitliche Bewertung und

Verbraucherschutz bei Solarien)

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Nichtionisierende Strahlung

• Niederfrequente Felder: bis 100 kHz

ELF: bis 300 Hz

• Optische Strahlung: 1mm - 100 nmInfrarote Strahlung: 780 nm - 1 mmSichtbares Licht: 380 - 780 nm

Ultraviolette Strahlung: 380 nm - 100 nm

•Hochfrequente Felder: 100 kHz bis 300 GHzRadiowellen: bis 300 MHz

Mikrowellen: bis 300 GHz (bzw. ? > 1mm)

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Mobilfunk-Netze

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100 m 20 km

Leistung max. 0,25 W (D-Netz)bzw. 0,125 W (E-Netz)

Eine Basisstation pro Zelle; max. Leistung: einige 10 W

Makrozellen MikrozellenPikozellen

BCCH Kanal

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Mobilfunk-Nutzer

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Gesundheitliche Beeinträchtigungen ?

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World Health Organization:Health = State of complete physical, mental, and

social well-being

International Commission on Non-Ionizing Radiation Protection:An adverse health effect causes detectable impairment of the health of the exposed individual or of his or her offspring.

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Physikalische Einwirkung

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Elektromagnetische WelleØLeistung pro Fläche [W/m²]

(elektromagnetische Energie)

Absorption im KörperØLeistung pro Masse [W/kg]

(Wärmeenergie)Temperaturerhöhung

Schädigung möglich

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Bestätigte Wirkungen

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→ Thermoregulation

ab +1°C→ Verhaltensänderungen, Stressreaktionen → Einfluss auf temperaturempfindliche Organe (Hoden, Augenlinse)→ Missbildungsrate erhöht

ab 41°C → Kreislaufkollaps, Hirnschäden, schwere Krämpfe

44-45°C → Tod durch Hitzschlag

Erwärmung über +1°C kann gesundheitliche Schäden verursachen

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Spezifische Endpunkte

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ØZelluläre und subzelluläre Strukturen- Keine Ionisierung von Atomen und Molekülen- Hypothetische nichtthermische Mechanismen oder

nichtlineare Interaktionen in thermodynamischen Prozessen sowie Resonanzphänomene bisher nicht nachgewiesen

- Ältere Befunde zum Kalziumgleichgewicht mit neuen Methoden nicht bestätigt

Nichtthermische Wirkungen nicht belegt, widersprüchliche Befundezum Kalziumgleichgewicht rechtfertigen weitere Forschung

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Spezifische Endpunkte

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ØLaborstudien an Tier und Mensch- EEG: Ergebnisse widersprüchlich, einzelne Hinweise auf mögliche

Beeinflussung neurophysiologischer Prozesse- Schlaf: Bestenfalls unbestätigte Hinweise- Kognitive Funktionen: Ergebnisse widersprüchlich, bzw. durch

minimalen Temperaturanstieg erklärbar- Blut-Hirn Schranke: einzelne Hinweise, Ergebnisse jedoch nicht

konsistent- Melatonin: Hypothese durch Befunde nicht gestützt- Blutparameter/Immunsystem: Einzelne Hinweise- Reproduktion/Entwicklung: im nichtthermischen Bereich keine

belastbaren Hinweise

Bestehende Hinweise erfordern weitere Forschung

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Spezifische Endpunkte

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ØKrebs- Direkte mutagene Wirkungen auf Grund der geringen Energie

nicht möglich- Ergebnisse genotoxischer Studien trotz einzelner Hinweise

mehrheitlich negativ- Einzelne in vitro Hinweise auf Änderung der Genexpression

(heat shock Proteine), biologische Bedeutung unklar- Studien zur Tumorinitiation negativ, zur Tumorpromotion

widersprüchlich

Einzelne Hinweise erfordern weitere Forschung

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Spezifische Endpunkte

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ØKrebs (epidemiologische Studien)- Bisher nur wenige Studien mit geringer Fallzahl- Bisherige Studien weisen dosimetrische Mängel auf- Confounder z.T. unzureichend erfasst

Aussagekraft der Studien eingeschränkt

Bisherige Ergebnisse liefern keinen Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen Mobiltelefon und Hirnkrebs

Belastbare Ergebnisse werden von einer derzeit laufenden multinationalen Studie der WHO erwartet 1.Teilbericht zu Hörnervtumoren negativ

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Sind Kinder empfindlicher?

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ØHypothese: Kinder sind elektromagnetischen Feldern gegenüber empfindlicher als Erwachsene

- Nerven- und teilweise Immunsystem noch in Entwicklung- Höhere Absorption im Kopf?- Vom Erwachsenen unterschiedliche Organproportionen- Höhere Lebenserwartung (evtl. Akkumulation der Wirkung)

Bisher keine wissenschaftlichen Belege

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Sind Kinder empfindlicher?

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ØKopfwachstum-Primär in der ersten Lebensdekade-Umfang 84% (1Jahr),

93% (7 Jahre)ØSchädelknochen

-Dicke ⇑ bis etwa 18 Jahren-Kalzifikation ⇑-Leitfähigkeit ⇓-Schrankenfunktion ⇑

Skull thickness

0

1

2

3

45

6

7

8

9

0 5 10 15 20 25

Age (years)S

kull

thic

knes

s (m

m)

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Sind Kinder empfindlicher?

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Plastische postnatale Entwicklung des ZNS

Ø MyelinisierungBei Geburt nicht abgeschlossenFortgeschrittene subkortikaleMyelinisierung mit 2 Jahren

Ø SynapsenbildungAusformung der synaptischen Verbindungen bis in die Pubertät

T1 relaxation values

0

200

400

600

800

1000

1200

1400

1600

1800

0 5 10 15

age (years)

T1

(ms)

white matter

grey matter

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Sind Kinder empfindlicher?

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Ø SAR-Berechnungen

- bisher nur Downscaling von adulten Modellen- Unterschiede in den dielektrischen Parameternunberücksichtigt

- Unterschiede < Variabilität der Berechnung

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Zusammenfassende Bewertung

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Ø Insgesamt Dominanz thermischer EffekteØ Kein wissenschaftlicher Nachweis gesundheitlich

relevanter athermischer WirkungenØ Hinweise auf Wirkungen bei schwacher Exposition

- oft widersprüchlich- nicht reproduziert- gesundheitliche Relevanz unklar

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Schutzkonzept und Vorsorge

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Ø Grenzwerte zum Schutz vor nachgewiesenen Gefahren- Vermeidung von Temperaturerhöhung im Körper- 26. BImSchV, ICNIRP, Rat der Europäischen Union

Ø Vorsorgemaßnahmen berücksichtigen wissenschaftliche Unsicherheiten und Hinweise

- Minimierung potentieller Risiken (Expositionen)- Verringerung wissenschaftlicher Unsicherheiten

(Forschung)- Information der Bevölkerung über mögliche Risiken- Maßnahmen zum vorsorglichen Verbraucherschutz