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1 Endzeiterwartung im Adventismus in Geschichte und Gegenwart - Kontinuität oder Veränderung? Der Adventismus als Endzeitbewegung - gestern und heute 1 Rolf J. Pöhler Herr Gott, dein Reich erwarten wir, inbrünstig beten wir zu dir; vollende dieser Weltzeit Lauf; in dein Reich nimm uns alle auf. 2 Mit diesen Worten brachte Erwin Berner (1898-1973), adv(entistischer) Prediger, Lehrer und Schulleiter, anno 1935 in einem seiner „Zions-Lieder“ seine Sehnsucht nach dem Advent Christi zum Ausdruck. Er äußerte damit in poetischer Form, was nicht nur Siebenten-Tags- Adventisten (STA), sondern Christen zu allen Zeiten und Epochen bewegte, die das Selbstzeugnis des verherrlichten Christus: „Ja, ich komme bald.“ mit einem tiefempfundenen „Amen, ja, komm, Herr Jesus!“ (Offb 22,20) beantworteten. Während den Gläubigen die Parusie Jesu im allgemeinen nur noch im Credo begegnete („Von dannen er kommen wird ...“) und die Theologen der Neuzeit die eschatologische Grundstimmung des NT vielfach ignorierten, 3 lebte der Glaube an den Advent unter den aus dem Protestantismus hervorgegangenen „eschatologischen Gemeinschaften“ 4 der Neuzeit fort. „Kennzeichen der Endzeit-Gemeinden ist die Hoffnung auf die sehr nahe bevorstehende Wiederkunft Jesu Christi verbunden mit dem Beginn des Tausendjährigen Reiches.“ 5 Endzeitliche Vorstellungen entwickelten sich nicht zuletzt in den Freikirchen Nordamerikas und Europas im 19. Jh. Am Beispiel der Gemeinschaft der Siebenten-Tags-Adventisten 6 soll in diesem Aufsatz – im Sinne einer Fallstudie – Wesen und Dynamik einer Endzeitbewegung beleuchtet werden. Insbesondere geht es um die Frage: Wie entwickelt und verändert sich 1 Überarbeitete Fassung eines Vortrags, gehalten auf der Tagung des VfF vom 20.-22.09.2001 in Wiedenest. 2 Wir loben Gott: Geistliche Lieder für Gemeinde und Heim, hg. Gemeinschaft der STA, Hamburg: Advent- Verlag, 1982, #112 3 „Die biblische Zukunftserwartung ... wurde umgedeutet oder vertrocknete zu einem dünnen Paragraphen, mit dem die Lehrbücher der Dogmatik abschlossen“ (Kurt Hutten, Seher, Grübler, Enthusiasten, 18). 4 „Eschatologische Gemeinschaften“, LThK (1959 2 ), 3:1093. Kurt Hutten sprach von „apokalyptischen Gemeinschaften“ (Hutten, Seher, Grübler, Enthusiasten [1982 12 ], 17), Hans-Diether Reimer von „endzeitlich ausgerichtete[n] Gemeinschaften“ (... Neben den Kirchen, hg. R. Hauth [1979/1995], 162). 5 Oswald Eggenberger, Die Kirchen, Sondergruppen und religiösen Vereinigungen (1994), 134. 6 STA lehnen die traditionelle Bezeichnung als „Sekte“ (abgemildert: „Sondergemeinschaft“) im theologischen Sinne ab und verstehen sich stattdessen als „freikirchliche Gemeinschaft“ (Deutschland) „Freikirche“ (Schweiz) oder „Kirche“ (Österreich) reformatorischer Prägung. Sie finden darin zunehmend Unterstützung von (frei)kirchlicher Seite. Siehe z.B. A. Rössler, Positionen, Konfessionen, Denominationen (1988), 74f; ders. Kleine Kirchenkunde (1997), 115; E. Geldbach, Freikirchen (1989), 238-247; ders. „Adventisten,“ LThG (1992), 1:21; und Lutherans and Adventists in Conversation: Report and Papers Presented 1994-1998, 22 (vgl. Adventisten und Lutheraner im Gespräch, 31f.). - Bryan Wilson definiert „Sekten“ dagegen im streng soziologischen Sinne als religiöse Protest- und Minderheitsbewegungen. Er unterscheidet sieben Sektentypen; unter ihnen befinden sich die revolutionären oder adventistischen Sekten. Sie verstehen die biblischen Prophezeiungen als Wegweiser zum Heil und halten nach dem Ende der Welt Ausschau. Zu diesem Typus zählt er auch die STA. Siehe Bryan Wilson, Religious Sects: A Sociological Study (New York and Toronto: McGraw- Hill, 1970); dt.: Religiöse Sekten (München: Kindler Verlag, 1970); ders., hg., Patterns of Sectarianism (London: Heinemann, 1967), 1-45.

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Endzeiterwartung im Adventismus in Geschichte und Gegenwart - Kontinuität oder Veränderung?

Der Adventismus als Endzeitbewegung - gestern und heute1

Rolf J. Pöhler

Herr Gott, dein Reich erwarten wir, inbrünstig beten wir zu dir; vollende dieser Weltzeit Lauf; in dein Reich nimm uns alle auf. 2

Mit diesen Worten brachte Erwin Berner (1898-1973), adv(entistischer) Prediger, Lehrer und Schulleiter, anno 1935 in einem seiner „Zions-Lieder“ seine Sehnsucht nach dem Advent Christi zum Ausdruck. Er äußerte damit in poetischer Form, was nicht nur Siebenten-Tags-Adventisten (STA), sondern Christen zu allen Zeiten und Epochen bewegte, die das Selbstzeugnis des verherrlichten Christus: „Ja, ich komme bald.“ mit einem tiefempfundenen „Amen, ja, komm, Herr Jesus!“ (Offb 22,20) beantworteten. Während den Gläubigen die Parusie Jesu im allgemeinen nur noch im Credo begegnete („Von dannen er kommen wird ...“) und die Theologen der Neuzeit die eschatologische Grundstimmung des NT vielfach ignorierten,3 lebte der Glaube an den Advent unter den aus dem Protestantismus hervorgegangenen „eschatologischen Gemeinschaften“4 der Neuzeit fort. „Kennzeichen der Endzeit-Gemeinden ist die Hoffnung auf die sehr nahe bevorstehende Wiederkunft Jesu Christi verbunden mit dem Beginn des Tausendjährigen Reiches.“5 Endzeitliche Vorstellungen entwickelten sich nicht zuletzt in den Freikirchen Nordamerikas und Europas im 19. Jh. Am Beispiel der Gemeinschaft der Siebenten-Tags-Adventisten6 soll in diesem Aufsatz – im Sinne einer Fallstudie – Wesen und Dynamik einer Endzeitbewegung beleuchtet werden. Insbesondere geht es um die Frage: Wie entwickelt und verändert sich

1 Überarbeitete Fassung eines Vortrags, gehalten auf der Tagung des VfF vom 20.-22.09.2001 in Wiedenest. 2 Wir loben Gott: Geistliche Lieder für Gemeinde und Heim, hg. Gemeinschaft der STA, Hamburg: Advent-Verlag, 1982, #112 3 „Die biblische Zukunftserwartung ... wurde umgedeutet oder vertrocknete zu einem dünnen Paragraphen, mit dem die Lehrbücher der Dogmatik abschlossen“ (Kurt Hutten, Seher, Grübler, Enthusiasten, 18). 4 „Eschatologische Gemeinschaften“, LThK (19592), 3:1093. Kurt Hutten sprach von „apokalyptischen Gemeinschaften“ (Hutten, Seher, Grübler, Enthusiasten [198212], 17), Hans-Diether Reimer von „endzeitlich ausgerichtete[n] Gemeinschaften“ (... Neben den Kirchen, hg. R. Hauth [1979/1995], 162). 5 Oswald Eggenberger, Die Kirchen, Sondergruppen und religiösen Vereinigungen (1994), 134. 6 STA lehnen die traditionelle Bezeichnung als „Sekte“ (abgemildert: „Sondergemeinschaft“) im theologischen Sinne ab und verstehen sich stattdessen als „freikirchliche Gemeinschaft“ (Deutschland) „Freikirche“ (Schweiz) oder „Kirche“ (Österreich) reformatorischer Prägung. Sie finden darin zunehmend Unterstützung von (frei)kirchlicher Seite. Siehe z.B. A. Rössler, Positionen, Konfessionen, Denominationen (1988), 74f; ders. Kleine Kirchenkunde (1997), 115; E. Geldbach, Freikirchen (1989), 238-247; ders. „Adventisten,“ LThG (1992), 1:21; und Lutherans and Adventists in Conversation: Report and Papers Presented 1994-1998, 22 (vgl. Adventisten und Lutheraner im Gespräch, 31f.). - Bryan Wilson definiert „Sekten“ dagegen im streng soziologischen Sinne als religiöse Protest- und Minderheitsbewegungen. Er unterscheidet sieben Sektentypen; unter ihnen befinden sich die revolutionären oder adventistischen Sekten. Sie verstehen die biblischen Prophezeiungen als Wegweiser zum Heil und halten nach dem Ende der Welt Ausschau. Zu diesem Typus zählt er auch die STA. Siehe Bryan Wilson, Religious Sects: A Sociological Study (New York and Toronto: McGraw-Hill, 1970); dt.: Religiöse Sekten (München: Kindler Verlag, 1970); ders., hg., Patterns of Sectarianism (London: Heinemann, 1967), 1-45.

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eine auf “das Ende aller Dinge” (1Pe 4,7) ausgerichtete Glaubensgemeinschaft, wenn das erwartete Ereignis länger – viel länger - als erwartet auf sich warten lässt? Lassen sich apokalyptische Erwartungen über Generationen hinweg aufrecht erhalten oder verändern bzw. verflüchtigen sie sich unweigerlich im Laufe der Zeit? Mit „Adventismus“ im weiteren Sinn bezeichnet man alle millennialistischen Vorstellungen und Bewegungen, die eine baldige, radikale Zeitenwende erwarten und sich dabei vor allem auf die Johannesapokalypse (Apk) berufen.7 Der „Millennialismus“ findet sich in der frühen Kirche (Montanisten), im Mittelalter (Hildegard von Bingen, Joachim von Fiore), in der Reformationszeit (Taboriten, Täufer, Puritaner) sowie in den folgenden Jahrhunderten vor allem in Europa (Albury-Konferenzen, Bengel/Pietismus, heilsgeschichtliche Theologie) und Nordamerika (Great Awakenings, Millerbewegung, Darbyismus/Dispensationalismus).8 Im engeren Sinne ist damit heute die Freikirche der STA gemeint, die das Erbe der Miller’schen "Adventbewegung" in ihrem biblischen Kern bewahren und in zeitgemäßer Ausprägung fortführen will. Ihr gilt unsere Aufmerksamkeit in dieser Studie. Der Begriff „Endzeitbewegung“ deutet darauf hin, dass in einer Glaubensgemeinschaft alle Lehre, Verkündigung und Lebenspraxis auf die in der nahen Zukunft erwartete radikale Zeitenwende ausgerichtet ist, die das Ende dieser Welt(-zeit) bzw. die Vollendung des Reiches Gottes mit sich bringt. Die Frage der eschatologischen Zukunft wird also nicht nur auf einen Lehrsatz im Glaubensbekenntnis begrenzt, sondern prägt das gesamte Denken und Tun der Gläubigen.9 „Siebenten-Tags-Adventisten verstehen sich als eine von Gott ins Leben gerufene Endzeitbewegung. Wir wissen uns beauftragt, das vollständige Evangelium zu verkündigen und die Welt auf die nahe bevorstehende Wiederkunft Christi vorzubereiten.“10 Gleichzeitig jedoch gibt es vermehrt Anzeichen dafür, dass diese Selbstbeschreibung nicht die ganze Wirklichkeit widerspiegelt. Einschneidende gesellschaftliche Veränderungen sowie theologische und soziologische Entwicklungen innerhalb der STA haben deutliche Spuren hinterlassen. Sie führen dazu, dass die ursprüngliche Gestalt und Dynamik der „Adventbewegung“ sich zu verändern beginnt bzw. sich bereits nachhaltig verändert hat.11 7 Offb 20,1-10 spricht von 1000 Jahren (Millennium, lat. mille anni), in denen Satan im Abyss gebunden ist und das Gericht über die Gottlosen stattfíndet. Die Vorstellung von einem irdischen Friedensreich während des Millenniums wird auch als Chiliasmus bezeichnet. STA sind Millennialisten, lehnen aber chiliastische Ideen ab; siehe dazu Handbook of Seventh-day Adventist Theology, 2000, 927-946 (abk. HSDAT). 8 Während der Postmillennialismus (Whitby, 1703) die Parusie Christi nach dem Tausendjährigen Reich erwartet, setzt der Prämillennialismus (Miller, Darby) darauf, dass die Wiederkunft Jesu vor dem Millennium erfolgt und dieses mit sich bringt. - Siehe dazu LeRoy E. Froom, The Prophetic Faith of our Fathers: The Historical Development of Prophetic Interpretation, 4 Bde., Washington, DC: Review & Herald Publ. Assn., 1946-1954; und Paul Boyer, When Time Shall Be No More: Prophecy Belief in Modern American Culture, Studies in Cultural History, Cambridge, Mass., und London: The Belknap Press of Harvard University Press, 1992. 9 „Hinter dem Namen ‚Adventist’ verbirgt sich eine ganze Weltanschauung und Lebenshaltung.“ (Hans Heinz, Leben aus der Zukunft: Wende der Zeit - Wandlung der Welt [Hamburg: Saatkorn-Verlag, 1989], 245). 10 „Überlegungen zu einer Leitungs- und Verwaltungsreform,“ Adventgemeinde heute, 4 (2002), 4. Diesem Satz folgt der Hinweis auf #12 der Glaubensüberzeugungen der STA, in dem das adv. Selbstverständnis als „eine missionarische Endzeitbewegung“ (ebd.) lehrmäßig zum Ausdruck kommt. 11 Siehe Rolf J. Pöhler, Continuity and Change in Adventist Teaching: A Case Study in Doctrinal Development, Friedensauer Schriftenreihe, Reihe A, Theologie 3 (Frankfurt [u.a.]: Lang, 2000), 71-87, 134-143; dt.: Glaube

im Wandel: Wachstum und Veränderung in der adventistischen Theologie (Friedensau: Friedensauer Verlag, 2002. Diese Entwicklungen markieren den Weg der STA vom soziologischen Typus der „Sekte“ zum Typus der Denomination“ bzw. „Freikirche“. Wilson sieht in den STA „an unusual sect“, die eher einer „institutionalised

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Deshalb ist zu fragen: Ist der Adventismus inzwischen in eine grundsätzliche Krise geraten? Vorgehensweise (Methode) historisch-theologische Untersuchung anhand repräsentativer Literatur systematisch-theologische Überlegungen bez. STA als Endzeitbewegung Insiderperspektive: Empathie/Betroffenheit statt neutrale Distanziertheit 1. Der Adventismus (STA) als Endzeitbewegung – oder:

Der eigentliche Schwerpunkt adventistischer Theologie Was ist das Spezifikum der adventistischen Theologie, dh. das Besondere, Arteigene (bzw. das Eigen-artige), Kennzeichnende, Charakteristische � Unter-/Entscheidende, unverzichtbare Proprium des Adventismus? 1.1 Fremdwahrnehmungen 1.1.1 Theologen (Konfessions-/Sektenkunde)12 Übliche Einordnung als ... bzw. unter der Ordnungskategorie „Eschatologische Gemeinschaften“13

„Das Glaubensleben ist völlig auf die Endzeithoffnung ausgerichtet.“14 1.1.1.1 Kurt Hutten, Seher, Grübler, Enthusiasten (1966 / [1982]): STA gehören zu den

“apokalyptischen Gemeinschaften”, die ihren Schwerpunkt in der endzeitlichen Ausrichtung (d.h. akute Enderwartung) haben (9).

1.1.1.2 Horst Reller, hg. Handbuch Religiöse Gemeinschaften (1985): “eine eschatologisch

ausgerichtete Gemeinschaft …, in der der Zeitfaktor in Gestalt eines festen Datums keine entscheidende Rolle mehr spielt” (224).

1.1.1.3 Helmut Obst, Ausserkirchliche religiöse Protestbewegungen der Neuzeit (1990), 59:

“Nach über 100 Jahren geschicht-licher Entwicklung befindet sich die Gemeinschaft der Siebenten-Tags-Adventisten auf dem Weg von einer eschatologisch-apokalyptischen Sondergemeinschaft zu einer evangelischen Freikirche.”

Ders., Apostel und Propheten der Neuzeit (4. stark erw. + akt. Aufl. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2000): "Der Name [STA] war und ist durch die ausdrückliche Erwähnung der beiden fundamentalen Sonderlehren - Sabbat und Adventerwartung - zugleich Programm." (370) EGWs freikirchlich-pietistischer Einfluss rückte jedoch "die Sabbatfrage in den Mittelpunkt. Aus Adventisten wurden unter ihrem maßgeblichen Einfluß Sabbatisten, die Adventhoffnung musste sich mit der zweiten Stelle im Gefüge der Sonderlehren begnügen. Nicht der Glaube an die

denomination“ gleicht (Religious Sects, 102f). 12 Kurzdarstellungen der STA finden sich u.a. in TRE (1977), 1:454-462; EKL (1986), 1:44-47; LThG (1992), 1:21; LThK (19933), 1:173-175; und RGG (19984), 1:127-130. 13 K. Algermissen, „IV. Eschatologische Gemeinschaften“, LThK (19592), 3:1093 14 K. Hutten, “Adventisten,” RGG (19573), 102

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baldige Wiederkunft Christi, sondern die Sabbatfrage ist die Unterscheidungslehre, ist der innerste Kern der letzten Gnadenbotschaft Gottes." (382)

1.1.2 Soziologen (Typologie) 1.1.2.1 Irmgard Simon, Die Gemeinschaft der Siebenten-Tags-Adventisten in volkskundlicher

Sicht (Münster: Aschendorff, 1965) sieht in der “Einhaltung des Sabbats neben dem Adventismus das Hauptmerkmal der heutigen Lehre der STA” (36) “Der heutige deutsche Adventist ist trotz seines eifrigen Glaubens an die baldige Wiederkunft Jesu jedoch weit entfernt vom Zeugengeist der ersten Generation, die die Parusie zu Lebzeiten erwartete.” (47)

1.1.2.2 Bryan Wilson, Religious Sects (1970): a “revolutionist sect” [type], i.e., a

premillennial adventist movement, which has, in time, developed towards an institutionalised denomination (93-103) - Siehe auch ders., “Sect or Denomination: Can Adventism Maintain Its Identity?” Spectrum 7:1 (1975), 34-43

1.1.2.3 Malcolm Bull & K. Lockhart, Seeking a Sanctuary: Seventh-day Adventism and the

American Dream (San Francisco: Harper & Row, 1989), Kap. 4, "The End of the World": "Ellen Whites conception of the end put Adventism at the center of the world." (47) USA vs. STA: "conflict between Adventist and American expectations" (48) "In an actual crisis, the force of Adventist apocalyptic is deliberately muted. This is a curious pnenomenon." (49): WW I+II + JFK (1960) "It is tempting to interpret the shift away from an exclusive concentration on the imminence of the Second Advent as evidence that the Adventist church has lost its early apocalyptic enthusiasm. But this would be an oversimplification. ... the tide of expectation has ebbed and flowed" (54)

Bezeichnenderweise wurde anläßlich der Ereignisse vom 11. September 2001 keine Endzeitstimmungen geschürt, sondern Anteilnahme und Engagement für die Betroffenen an den Tag gelegt. Die Stellungnahmen der Kirchenleitung riefen zum Gebet für die Oper und den Weltfrieden auf, erbaten Solidarität und Hilfeleistung und lehnten alle apokalyptischen Spekulationen ab. Adventistische Pastoren wurden kurzfristig auf Seminaren in Krisen- und Trauerbewältigung geschult und in Manhattan eingesetzt. 1.2 Selbstdarstellungen 1.2.1 Questions on Doctrine (1957): SDAs share the belief “in a premillennial, personal,

imminent second advent” with conservative Christians and the historic Protestant creeds (21-25). “As our denominational name indicates, the second coming of Christ is one of the cardinal doctrines of the Adventist faith.” (449) STA wollen das ewige [ntl.] Evangelium im Kontext der Endzeit verkündigen (613-617) [eine ausführliche Darstellung der adv. Eschatologie findet sich in #18-45]

1.2.2 Was Adventisten glauben, Kap. 23-27 (#24 “Das zweite Kommen Christi ist die selige

Hoffnung der Gemeinde und die herrliche Erfüllung [grand climax] des Evangeliums) 1.2.2.1 Lutherans and Adventists in Conversation / Adventisten und Lutheraner im Gespräch

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(1998): Behandelte Themen: LWB/STA (2), Bibel (2), Soteriologie (4), Ekklesiologie (4), Eschatologie (6): Heinz (216-236): “Eschatology in the Adventist Faith”: Zitat S. 227f, Paulien (237-253): “Eschatology and Adventist Self-understanding”: Zitat S. 251

1.3 Selbstverständnis

„Der Name war und ist durch die ausdrückliche Erwähnung der beiden fundamentalen Sonderlehren – Sabbat und Adventerwartung – zugleich Programm.“ (Obst, 371)

1.3.1 Der Sabbat - das besondere Gebot/Angebot (Fokus Soteriologie)

- „Das Lehrstück von Sabbat bildete die Krone im adventistischen Lehrgebäude.“ (Hutten, 44) - „die eigentliche Besonderheit“ der STA ... „Er wird im apokalyptischen Zusammenhang gesehen.“ (Reimer, „Die Adventisten“ 1979/1995, 187) - Joseph Bates brachte die „Sabbatwahrheit“ von den SDB zu den späteren STA

- „Properly understood, the Sabbath is the capstone of Adventist theology and potentially ist most valuable contribution to the larger Christian world“ (Rice, Reign of God, 356): Das Sabbatgebot „wurde zum zentralen Erkennungs- und Bewährungspunkt adv. Glaubens.“15 Die Lehre vom Sabbat trug entscheidend dazu bei, die Enttäuschung von 1844 zu verarbeiten, das Ausbleiben der Parusie zu erklären und sich wieder der Gegenwart und Zukunft uzuwenden.16

EGW rückte „die Sabbatfrage in den Mittelpunkt. Aus Adventisten wurden unter ihrem maßgeblichen Einfluß Sabbatisten, die Adventhoffnung mußte sich mit der zweiten Stelle im Gefüge der Sonderlehren begnügen. Nicht der Glaube an die baldige Wiederkunft Christi, sondern die Sabbatfrage ist die Unterscheidungslehre, ist der innere Kern der letzten Gnadenbotschaft Gottes.“ (Obst 382)

1.3.1.1 Restitution: Wiederherstellung einer vergessenen, ja verdrängten Schöpfungs)Ordnung (Jes 58,12ff, Dan 7,25) � S.T.Baptisten � Joseph Bates � E.G.White (Vision 1847 “halo of glory”): aktuelle “gegenwärtige Wahrheit” (Present Truth) 1.3.1.2 Proklamation: die letzte (Warnungs-)Botschaft an die Welt (Apk 14,6-12): “ewiges Evangelium” (Anbetung des Schöpfers: Glaube, Gehorsam/Gebote), prophetischer Auftrag (Apk 10,11), globale Perspektive, eschatologische Dringlichkeit (Gerichtszeit)! Verknüpfung Sabbat + Endzeit gab der “Adventbotschaft” ihre besondere Wirkung � Reapokalyptisierung!

15 „Adventisten.“ EKL (1986), 1:46. 16 „Die Milleriten, die 1844 nicht eingestehen konnten, daß sie einer Täuschung erlagen, verarbeiteten intern ihre Enttäuschung in der Suche nach weiteren, bisher übersehenen Zeichen. Hinweise von den sabbatistischen Baptisten haben sie den Sabbat als ein solches Zeichen entdecken lassen,das besonders geeignet schien, sowohl die Parusie-verzögerung zu erklären, als sich auch ihrer Erwählung zu versichern. ... Der Sabbatismus ist also hier ... die Bewältigung der Enttäuschung einer konkreten Naherwartung und somit eine Art von Entapokalyptisierung.“ (Jürgen Kaiser, Ruhe der Seele und Siegel der Hoffnung: Die Deutungen des Sabbats in der Reformation Forschungen zur Kirchen- und Dogmengeschichte 65 [Göttingen: Vandenhoeck und Ruprecht, 1996], 252)

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1.3.1.3 Antizipation: Sabbat als Vorgeschmack des Gottesreiches & eschatologischer Hoffnungstag (vgl. Sabbat-/Erlassjahr / Moltmann, Gott in der Schöpfung, 1985, 294-297; und Das Kommen Gottes (1995), 287-294, 158: „Jede Sabbatfeier ist ein messianisches Intermezzo in der Zeit und wenn der Messias kommt, bringt er den endgültigen messianischen Sabbat für alle Geschöpfe Gottes. Darum sind die Adventisten die christliche Gemeinschaft, die kraft ihrer Hoffnung den Sabbat hält.“ 1.3.2 Die “Übrigen” - die besondere Gemeinde (Fokus Ekklesiologie)

Miller erwartete den Advent - und es kam die Adventgemeinde (vgl Alfred Loisy) Hat die Ekklesiologie die Eschatologie ersetzt bzw in den Hintergrund gedrängt?

1.3.2.1 Separation: Trennung der wahren + falschen Anbeter (Jerusalem vs. Babylon) Unterscheidungsmerkmal/Kriterium “Anbetung” (Loyalitätsfrage/Bundestreue)

1.3.2.2 Identifikation: d. Übrigen/Heiligen (Apk 12,17; 14,12): Geduld/Standhaftigkeit Gebote/Gehorsam +Glaube/Treue im Kontext der Versiegelung (Apk 7; 14,1-5) � apokalyptisch-prophetisch geweissagte Endzeitgemeinde (Verknüpfung Gemeinde + Endzeit) Offb.-Auslegung fördert Identität + Mission // Parusieverzögerung wg mangelnder Heiligung + Mission = Gemeinde

1.3.2.2 Mission: Dreifache Engelsbotschaft (Offb 14,6-12) = Selbstverständnis als endzeitliche „Gemeinde der Übrigen“ (funktional > essentiell / exklusiv) - ekklesia als proleptische Verkörperung + (Vor-)Zeichen d. zukünftigen Welt /Gesellschaft/basileia

Siehe dazu: Hans K. LaRondelle, „The Remnant and the Three Angels’ Messages,“ in: HSDATh, 857-892.

STA sehen ihre eigene Gemeinschaft „im endzeitlichen Licht“ als „eine endzeitliche Sammlungsbewegung“ – aber „kein Exklusivitätsanspruch“ (Geldbach, Die Adventisten,“ 50)

„Mit diesem prophetisch-apokalyptischen System ist das Selbstverständnis der Siebenten-Tags-Adventisten als Gemeinschaft weitgehend festgelegt“ (Reimer, „Die Adventisten,“ 1979/1995, 197)

Seit Mitte des 19. Jh. Ist das adv. Selbstverständnis in Bewegung: weniger exklusiv, zurückhaltender, mehr funktional (Beauftragung statt Bevorzugung). Siehe QoD (1957): Gott hat seine „Übrigen“ in jeder Kirche. STA verstehen Offb 14,12 heute als „einen Ruf an alle Kirchen“ und betonen, „zu diesem Überrest gehören zu wollen“, der mit keiner kirchlichen Institution identisch ist. „Daraus folgt, daß für die Adventgemeinde der Anspruch, der Überrest der biblischen Prophetie zu sein, mehr eine Herausforderung als eine Feststellung, mehr ein Aufruf als eine Bilanz, mehr ein Prüfstein des Glaubens als die Summe ihrer Werke darstellt.“ (Richard Lehmann, “Die Übrigen und ihr Auftrag,” in: Die Gemeinde und ihr Auftrag, Studien zur adv. Ekklesiologie Bd. 2, hg. J. Mager (Lüneburg: Saatkorn, 1994), 100f, 73-102; vgl. Charles W. Teel, Jr., “Remnant,” in Remnant & Republic, 1-35)

Hans Heinz, Leben aus der Zukunft: Wende der Zeit - Wandlung der Welt. Hamburg:

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Saatkorn-Verlag, 1989, 243-247, versteht die Rede von den Übrigen (Offb 12,17) - „die Treuen der Endzeit“ - als Aufruf und Auftrag. „Die christliche Endzeitgemeinde“ ist biblisch gegründet, eschatologisch ausgerichtet, reformatorisch gesinnt und missionarisch engagiert. - Ders.: “Die Lehre von den ‘Übrigen’ bedeutet nichts anderes als die beständige Verpflichtung, den eigenen Glauben und die eigene Gemeinde am ‚Wort’, am ‚Zeugnis’, an den ‚Geboten’ zu messen.“ (Hans Heinz, „Eine adventistische Antwort zur Stellungnahme des DNK des LW vom Dezember 2001 ...“ in APD Info Februar 2002)

Das adv. Missions- und Selbstverständnis ist eng verknüpft mit der Auslegung von Offb 12-14.17 Dieses prophetische Selbstverständnis ist auch der Hauptgrund für die Zurückhaltung der STA gegenüber der ökumenischen Bewegung (Bert B. Beach und John Graz, 101 Fragen und Antworten: Was Adventisten von ihrer Kirchenleitung wissen wollen. Lüneburg: Advent-Verlag, 2000, 100)

Während die adv. Weltgemeinschaft sich als Alternative zu anderen ökumenischen Bestrebungen versteht, bemüht sie sich gleichzeitig um gute Beziehungen zu den anderen Kirchen (Beach, Bert B., und John Graz. 101 Fragen und Antworten: Was Adventisten von ihrer Kirchenleitung wissen wollen. Lüneburg: Advent-Verlag, 2000, 27-29, 93ff) 1.3.3 Der Adventglaube - die besondere Hoffnung (Fokus Eschatologie) 1.3.3.1 Die eschatologische Vollendung des Heilsplans Gottes (Welt-/Heilsgeschichte) in der Parusie Christi (� Auferstehung der Toten + Neuer/r Himmel/Erde): persönlich, sichtbar, überraschend Gottesfrage: Hat Gott das Heft der Geschichte in der Hand? (Kann er, wenn er will?) „Die STA vertreten dagegen eine reale Enderwartung. Sie stellen heute heraus, daß es ihnen nicht um Berechnungen und Spekulationen geht, daß sie auch nicht das Weltende betonen, um Ängste zu schüren, sondern daß der wiederkommende Herr und damit die Hoffnung auf die Vollendung im Mittelpunkt der endzeitlichen Verkündigung steht.“ (E. Geldbach, „Die Adventisten – eine konfessionskundliche Einordnung.“ Materialdienst 43:3 [1992], 50) 1.3.3.2 Die eschatologische Rechtfertigung Gottes und seiner Heiligen (Warum schaut er zu?) Theodizeefrage: Die Frage nach Gottes Gerechtigkeit (Will/wird er, wenn er kann?) Der Schrei nach Gerechtigkeit � Gericht! (Offb 6,..) [Rolf Pöhler: “Kein ewiger Himmel ohne Jüngstes Gericht? Biblische Apokalyptik und christliche Hoffnung”, in: Apokalyptik und apokalyptisches Lebensgefühl, Spes Christiana Beiheft 5 (Friedensau: ThHF, 2001, 21-46)] Fazit: Die theol. Mitte des Adventglaubens zeigt sich in den Unterscheidungslehren (“Sonder-lehren”), die für die konfessionelle Identität (Selbstverständnis und Mission) wesentlich sind. Diese sind auf die Parusie hin entfaltet [Heinz, Lutherans & Adventists in Conversation, 226]

17 Jon Paulien, “Eschatology and Adventist Self-Understanding, in: Lutherans and Adventists in Conversation: Report and Papers Presented 1994-1998 (Silver Spring, MD: General Conference of SDAs; and Geneva: The LWF, 2000), 237-253.

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Hinweis: Die adv. Unterscheidungslehren („Sonderlehren“) sind geschichtlich gewachsene Akzentuierungen diverser Aspekte ntl. Theologie (Soteriologie, Ekklesiologie, Eschatologie) & wollen als schriftgemässe (solo Christo, sola scriptura, sola gratia, sola fide) + zeitgemässe Konkretionen/Applikationen des Evangeliums verstanden werden.18 Apokalyptik/Eschatologie (Vollendung) beruht auf Christologie/Soteriologie (Zentrum/Fundament/Erfüllung) Dass die spezifischen Ausformungen adv. Theologie alle im Adventglauben verankert sind, ist auch kirchlichen Beobachtern nicht entgangen. „Die gesamte adventistische Theologie steht in einem eschatologisch-apokalyptischen Rahmen,“ der „die Grundlage des adventistischen Denkens“ bildet.19 Das besondere an STA (“the genius”) sind weder die Sonderlehren noch die gemeinsamen christlichen Grundüberzeugungen, sondern deren Verbindung und Einbindung in „die Theologie des großen Kampfes“ (Offb 12-14), die dazu führte, dass sich STA als eine prophetische (Missions-)Bewegung verstand + versteht. „Wenn diese Vision verblasst, verliert der Siebenten-Tags-Adventismus seine Einzigartigkeit.“ (Knight, Es war nicht immer so, 195) - Zum Thema „großer Kampf“ siehe Frank B. Holbrook, „The Great Controversy,“ in HSDATh, 969-1009; und Was Adventisten glauben, 151-161. 2 “Siehe, ich komme bald und mein Lohn mit mir …” (Apk 22,12) Kennzeichen der adventistischen Endzeiterwartung 2.1 Apokalyptische Eschatologie Miller + STA = Gottes Geschichts-/Endzeitplan = „apokalyptische Sichtweise“ ist „ein fester und wesentlicher Bestandteil des adventistischen Glaubens“ (Reimer, „Die Adventisten,“ 1979/1995, 194) Die biblisch-apokalyptische universale Weltsicht ist gekennzeichnet von einem eschatologischen Realismus, einer deterministischen Geschichtsschau (Gottes Heilsplan kommt ungehindert zum Ziel) sowie einem geschichtlichen und ethischen Dualismus.20 HS-Glaube ist nicht zeitlos, sondern zeitlich und zielgerichtet/ teleologisch (A. = Rede vom Sinn und Ende der Geschichte, Zukunft, Ende, Vollendung = telos) + jetzt ist letzte Zeit / Endzeit. Apokalyptik ist pessimistisch re. Mensch und optimistisch re. Gott.21 Biblisch-christliche

18 Vgl. Rüdiger Hauth, Adventisten. Münchener Reihe. 3., überarb. und erw. Aufl. (München: Evang. Presseverband für Bayern, Abt. Schriftenmission, 1994), 73. 19 Hans-Diether Reimer, „Adventistische Theologie,“ Materialdienst der EZW 40 (1977), 236-244, 241. Dazu gehört nach Reimer die Sabbatheiligung ebenso wie das adv. Kirchen- und Selbstverständnis. 20 Siehe dazu Rolf J. Pöhler, „Kein ewiger Himmel ohne Jüngstes Gericht? Biblische Apokalyptik und christliche Hoffnung,“ in: Apokalyptik und apokalyptisches Lebensgefühl, Spes Christiana, Beiheft 5, hg. Bernhard Oestreich (Friedensau: Theol. Hochschule Friedensau, 2001), 23-25; und William G. Johnsson, „Biblical Apocalyptic,“ in: Handbook of Seventh-day Adventist Theology, Commentary Reference Series, Bd. 12, hg. Raoul Dederen (Hagerstown, MD: Review & Herald Publ. Assn., 2000), 784-814. 21 „Apokalyptische Naherwartung ist weder gekennzeichnet durch pessimistische Töne noch durch destruktive Tendenzen, auch wenn ihr diese für gewöhnlich zugeschrieben werden, noch liegt ihr daran, Angst und Verzweiflung einzuflößen. Ganz im Gegenteil: Apokalyptische Naherwartung ist optimistisch, hoffnungsvoll

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Eschatologie ist Hoffnungslehre statt Katastrophenlehre Apokalyptische, d.h. geschichtstranszendiernde Eschatologie (Welt- und Geschichtsbild) Gott vollendet die Welt - ganz ohne menschliche Mitwirkung (= Schöpfung + Erlösung) (Jenseitigkeit) Statt des naiv-optimistischen „Wir retten die Welt“ idealistischer Umweltaktivisten (Slogan der Potsdamer Greenpeace-Gruppe 2001) beten Christen im Vaterunser: “Dein Reich komme, dein Wille geschehe auf Erden ...” und drücken damit die Erkenntnis aus, dass Gott selber dafür sorgen wird und muss, dass es zum Himmel auf Erden kommt. Kataklysmisches Weltende (Mt 24,38f; Lk 17,27; 2 Pe 2,5f) als ultimative Zeitenwende (Weltuntergangskatastrophe + physische Neuschöpfung) - Jüd.-christl. Botschaft = „Zeit mit Finale“ (Gerd Felder, „Wie Nomaden ohne Route“ Rhein.Merkur – Online 4.1.2002) vs.geschichtsimmanente (evolutionäre + revolutionäre) Weltvollendungstheorien (Millennarismus/Chiliasmus) 2.1 Prämillennialistische Theologie Plötzliche, sichtbare, überraschende Parusie Christi als dem zweitem telos der Geschichte (vgl. Ellipse) ... geschichtspessimistischer Prämillennarismus (Verfallsidee: Hesiod, Daniel 2) Erwartung eines kataklysmischen Weltendes (Miller, STA) vs. sozialutopischer Postmillennarismus (Edwards, Whitby, Finney, social gospel movement) Hoffnung auf Weltverbesserung + Aufrichtung des Gottesreiches in der Geschichte (bes. 19. Jh. optimistischer Fortschrittsglaube) vs. ekklesiozentrischer Amillennarismus (Origines, Augustinus [Civitas Dei] rkK, Lutheran confessions) = präsentischer Millennarismus: zB kirchlicher Chiliasmus (bis 12. Jh. / Joachim von Fiore) = eschatologischer Chiliasmus (Moltmann) ... dem das Millennium folgt: Satan ist im Abyss “gebunden” / Gericht im Himmel (Apk 20) vs. Lehre vom 1000-jährigen, irdischen, paradiesischen Friedensreich (Chiliasmus) Siehe dazu: Richard P. Lehmann, “The Second Coming of Jesus,” in HSDATh, 893-926; Joel Badina, „Millennium,“ in: Symposium on Revelation: Exegetical and General Studies--Book 2, DARCOM Serie, Bd. 7, hg. Frank B. Holbrook (Silver Spring, MD: General Conference of SDAs, Biblical Reserach Institute, 1992), 225-242; Eric Claude Webster, “The Millennium,” in: HSDATh, 927-946; und Was Adventisten glauben, 479-501, 523-538.

und konstruktiv. Apokalyptische Naherwartung überlässt die Zukunft der Geschichte nicht dunklen Schicksalskräften, sondern appelliert an die Freiheit des Menschen und an das Handeln Gottes.“ (Juan-José Tamayo-Acosta, „Biblische Perspektive: Zwischen Eschatologie und Apokalyptik,“ Concilium 37 [2001], 190-198, 195).

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2.2 Kirchengeschichtliche Auslegung STA folgen der kirchen-, reichs- bzw. heilsgeschichtlichen Auslegung biblisch-apokalyptischer Weissagungen (Historismus). Demnach liefert die Bibel einen Grundriss der Weltgeschichte von der Zeit des Sehers bis zur Wiederkunft Christi (history in advance), wobei nicht sosehr die zeitgenössische Situation der Gläubigen (Israel, frühe Kirche) ins Blickfeld tritt, sondern vor allem die noch verborgene Zukunft beleuchtet wird. In der Auslegung werden die biblischen Weissagungen bestimmten Personen, Institutionen und Ereignissen der (vorwiegend abendländischen) Geschichte zugeordnet, die symbolischen Zeitangaben der Apokalyptiker22 mithilfe des Tag-Jahr-Auslegungsprinzips entschlüsselt.23 Die Ergebnisse lassen sich auf prophetischen Karten darstellen; diese Zeittafeln zur Weltgeschichte geben den prophetischer Abriss der Geschichte, in der sich die vorhergesagten Ereignisse exakt erfüllt haben bzw. noch erfüllen werden.24 Apokalyptische Prophezeiungen gelten dabei als nicht-konditional25 und erlauben für jedes Symbol nur eine einzige geschichtliche Erfüllung.26 Die histor(ist)ische Auslegung wurde schon von den Reformatoren im 16. Jhs. vertreten wurde und bildete vom Ende des 17. Jhs. bis in die Mitte des 19. Jhs. die vorherrschende Sicht unter den protestantischen Auslegern.27 In der Millerbewegung (1840-1844) erlebte sie ihre Hoch-Zeit28; nach der Enttäuschung geriet sie jedoch zunehmend in Misskredit und wurde von endgeschichtlichen (Futurismus, Dispensationalismus) sowie von

22 Dazu gehören die 70 Wochen (Dan 9,24), die 3½ Zeiten (Dan 7,25; 12,7; Offb 12,14), die 1260, 1290, und 1335 Tage (Dan 12,11f; Offb 11,3; 12,6), die 42 Monate (Offb 11,2; 13,5) und die 2300 Abend-Morgen (Dan 8,14) 23 Siehe dazu William H. Shea, Selected Studies on Prophetic Interpretation, DARCOM Serie, Bd. 1 ([Washington, DC:] General Conference of SDAs, 1982), 56-93; dt.: Ausgewählte Studien prophetischer Interpretation, rev. Ausg., hg. Frank B. Holbrook (Silver Springs, MD: Biblical Research Institute, GK der STA, 1992), 51-83. 24 Ein Nachdruck sowie mehrere Abbildungen solcher prophetic charts finden sich in The Disappointed: Millerism and Millenarianism in the Nineteenth Century, hg. Ronald L. Numbers und Jonathan M. Butler (Bloomington and Indianapolis, IN: Indiana University Press, 1987). 25 William G. Johnsson, “Conditionality in Biblical Prophecy with Particular Reference to Apocalyptic,” in: The Seventy Weeks, Leviticus, and the Nature of Prophecy, Daniel and Revelation Committee Series, Bd. 3, hg.

Frank B. Holbrook (Washington, DC: General Conference of SDAs, Biblical Research Institute, 1986), 259-287; dt. Fassung: ders., „Konditionale Prophetie,“ in: Prophetie und Eschatologie, 2 Bände, Referate der

Bibelkonferenz Marienhöhe, Darmstadt, 1982 [o.O.; o.J.], 1:65-89; und HSDATh, 791-796. 26 Gerhard F. Hasel, “Fulfillments of Prophecy,” in: The Seventy Weeks …, 288-322; dt. Fassung: ders., “Prophetie und ihre Erfüllung,” in: Prophetie und Eschatologie, 155-191. 27

LeRoy E. Froom, The Prophetic Faith of our Fathers: The Historical Development of Prophetic Interpretation, 4 Bände (Washington, DC: Review & Herald Publ. Assn.), 1946-1954, gilt bis heute als Standardwerk zu diesem Thema. Siehe auch Kenneth G. C. Newport, Apocalypse and Millennium: Studies in Biblical Eisegesis (Cambridge: Cambridge University Press, 2000); Newport bezeichnet den Historismus als „the Protestant (interpretative) paradigm“ (21f, 173). 28 Miller wollte seinen aufgeklärten Zeitgenossen – er selber war stark vom Deismus beeinflusst gewesen - beweisen, dass die Bibel den höchsten Anforderungen des menschlichen Verstands gerecht zu werden vermag. Diesem Zweck diente sein Versuch, die prophetischen Zeitangaben der Bibel zu harmonisieren und die biblische Chronologie mithilfe des Tag-Jahr-Prinzips mit mathematischer Genauigkeit zu synchronisieren. Eine ausführliche Beschreibung der biblizistischen Hermeneutik der Millerbewegung bietet Kai Arasola, The End of Historicism: Millerite Hermeneutic of Time Prophecies in the Old Testament (Uppsala: University of Uppsala Faculty of Theology, 1990).

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zeitgeschichtlichen (historisch-kritischen) Deutungen abgelöst. STA sind heute praktisch die einzigen Vertreter der kirchengeschichtlichen Auslegung (Historismus). Sie unterscheiden sich darin von alternativen Deutungsmustern29 wie der zeitgeschichtlichen Auslegung, die ganz auf die Zeit des Apokalyptikers bzw. die ihr unmittelbar folgende Phase ausgerichtet ist (Präterismus; historisch-kritische Exegese); der endgeschichtlichen Auslegung, die die Erfüllung erst unmittelbar vor der Parusie bzw. dem Millennium erwartet (Futurismus); sowie geschichtstheologischen Deutungsansätzen30 oder solchen, die präteristische mit futuristischen Ansätzen verbinden.31 2.3 Endzeit als Bewährungszeit Der Parusie geht die eschatologische Bewährungszeit der Gemeinde voraus, in der ihr Glaube aufs Äußerste geprüft wird (Dn 12,1ff; Mt 24 par; 2 Th 2; Apk 12-14) vs. Dispensationalismus (Entrückungstheologie/gap theory: Darby, Scofield Bibel) 2.4 Endzeit als Gerichtszeit Weltende=Weltgericht: himml(+irdisches) Gericht in der “Zeit des Endes”(Dan 8,17; 11,40; 12,4ff) - Doppelter Ausgang der Geschichte Dan 7: Das göttliche “pre-Advent judgment” nach Ablauf der 1260 Jahre (1798ff) trifft (bzw. offenbart) die Entscheidung über das Schicksal der Gläubigen, bevor das Urteil an den Ungläubigen vollstreckt wird (Heils-/Gerichtsangst vs. Zuversicht) - EGON Diss. on judgment Dan 8: Die “Reinigung/Rechtfertigung/Wiederherstellung” des Heiligtums am Ende der 2300 Jahre (1844ff) dient der endgültigen Beseitigung der Sünde (Vollendung des Heilsplans) Apk 12-14: Der endzeitliche Angriff Satans und die Antwort Gottes (3fache Engelsbotschaft) markieren den Höhepunkt und Abschluss des grossen Kampfes zwischen Gut und Böse 29

Siehe dazu Rolf J. Pöhler, „Der literarische Aufbau der Offenbarung des Johannes,“ in: Studien zur Offenbarung: Die Bedeutung der drei Engelsbotschaften heute (Offenbarung 14,6-12), 2 Bände, Referate der Bibelkonferenz 1988 ([Bern:] Gemeinschaft der STA, Euro-Afrika-Division, [1988]), 35-112, 75-79; und Hans Heinz, „Theologische Schulen prophetischer Interpretation,“ in: Prophetie und Eschatologie, 2 Bände, Referate

der Bibelkonferenz Marienhöhe, Darmstadt, 1982 ([o.O.; o.J.], 1:31-63). 30 Nach Althaus dient die apokalyptische Prophetie nicht der Vorhersage zukünftiger Ereignisse oder geschichtlicher Einzelheiten (Wahrsagung); vielmehr offenbart sie die typischen Züge der Geschichte, ihre immer wiederkehrende - dualistische, teleologische, christozentrische – Grundgestalt (Weissagung). Solche theologische Gegenwartsdeutung verleiht der Eschatologie Lebensnähe und Aktualität, verzichtet sie doch auf alle (end)geschichtlichen Festlegungen, die zur Theoretisierung/Dogmatisierung und Ent-Aktualisierung der Erwartung führen. Es gilt, die unterschiedliche Gestalt der antichristlichen Macht in der jeweiligen Gegenwart zu erkennen (Paul Althaus, Die letzten Dinge: Lehrbuch der Eschatologie [Gütersloh: C. Bertelsmann, 1949], 264-297). 31 So z.B. George E. Ladd. Präterismus (Luis de Alcazar, 1554-1613) und Futurismus (Francisco Ribera, 1537-1591) waren ursprünglich katholische, von spanischen Jesuiten entwickelte Antworten auf den protestantischen Historismus, die die Deutung der Antichrist-/Babylon-Symbolik auf das Papsttum entkräften sollten. Siehe dazu Newport, 66-90.

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(doppelter Ausgang der Geschichte, keine Allversöhnung) 2.5 Zeichen der Endzeit Postmillennialismus verwies auf die „Zeichen der Zeit“: 19. Jh.: Zeit großer Hoffnungen: Aufklärung + ungebremster Fortschrittsglaube + Entwicklung + Weltverbesserung + goldenes Zeitalter + Siegeszug von Wissenschaft und Technik + soziale Reformbewegungen Millerism: apokalyptische End-Zeit-Zeichen als Geburtswehen der neuen Welt und als Erweis ihrer Nähe: Natur (Lissabon 1755, dunkler Tag 1780, Sternenfall/Meteoritenschauer 1833), Geschichte (Ottomanisches Reich 11.8.1840), Gesellschaft, Christenheit - “Endzeitszenario/ fahrplan” (Mt 24 par, 2 Th 2,1ff, 2 Tim 3,1ff, Jak 5,1ff, Apk 13) – Fokuss: antichristliche, religiös-politische Machtkonstellation (Kirche + Staat / Babylon = Rom + USA) “Sonntagsgesetz” als Auftakt der letzten Krise [Literatur: STA + EGW: Christus kommt bald!] USA in der Prophetie: STA-Eschatologie als Gegenentwurf zum millennialistischen „American dream“ von der Weltverbesserung, der scheitern wird, ja muss (Seeking a Sanctuary, 47-49) Problem: Festlegung der Geschichte und ihrer Hauptakteure auf eine negative (Verfolger-)Rolle (Vorverurteilung?!)(kann > wird) Beide Seiten benutzen die ZdZ als Indizien (Beweismittel) zur Untermauerung der eigenen Weltsicht und Zukunftserwartung (+ / -) 2.6 Die geheime Frage nach dem „Wann?“ “Apocalypse now”: Naherwartung + in-/direktes (hartes/weiches = Paulien) “date setting”: “bald” als Zeitindikator (Tage/Wochen � Monate,/Jahre � Jahrzehnte/-hunderte) – 6000-Jahr-Theorie [siehe dazu Pöhler, Bd. II, 83-85: “Coping with the delay”]32 „Miller had focused on the imminence of Christ’s return. Adventist eschatology was focused on the delay.” (Seeking a Sanctuary, 44): Heiligtumslehre ff erklärt das Ausbleiben der Parusie kein date setting: „STA „haben sich von jedem Versuch, den Zeitpunkt des ‚Endes’ von neuem zu berechnen, distanziert“ (Reimer, „Die Adventisten,“ 1979/1995, 193) „Eine lebendige Enderwartung kann nur in der Form der Naherwartung existieren. Nur dann ist sie ‚aktuell’. ... Zur Enderwartung gehört also das ‚Bald’.“33 2.7 Adventhoffnung und Weltverantwortung Entgegen einem weit verbreiteten Vorurteil (Apokalyptik macht weltfremd, passiv und blind für die Nöte der Zeit)34 sind Adventisten „menschen- und weltbezogen. Das ist deshalb so

32 Als Joseph Bates die Wiederkunft Jesu auf den 22.10.1851 datieren zu können meinte, stellte Ellen White bereits ein Jahr vorher ein für allemal klar: „Seit 1844 ist Zeit kein Prüfstein mehr gewesen, und niemals wieder wird ein berechneter Zeitpunkt ein Prüfstein des Glaubens sein.“ (Frühe Schriften von Ellen G. White [Wien: Wegweiser-Verlag, 1993], 65). Sie hat zeitlebens vor solchen Deutungsversuchen gewarnt. 33 Hutten, 19f. 34 So bsp. Walter Rauschenbach, Champion des „sozialen Evangeliums“ (Christianity and the Social Crisis

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bedeutsam, weil es unter den apokalyptischen Gemeinschaften fast eine einmalige Erscheinung ist. Ja, selbst im größeren Rahmen der evangelikal-traditionalistischen Gemeinschaften gehören die Adventisten mit ihrem ‚humanitären Werk’ zu den ausgesprochen positiven Gruppen.“35 Offensichtlich hat die Erwartung des nahen Weltendes STA nicht veranlasst, sich in sektiererische Selbstisolation zu begeben+die gottlose Welt dem Untergang zu überlassen.36 Viele Anhänger der Millerbewegung waren ursprünglich in sozialen Reformbewegungen aktiv; die bevorstehende Wiederkunft Christi bedeutete für sie nicht die Preisgabe, sondern die erhoffte Verwirklichung ihrer Ideale. Auch unter den sabbathaltenden Adventisten waren aktive Reformer zu finden, die die Sünde der Sklaverei angeprangert und sich für die Bekämpfung sozialer Übel (wie den Alkohol- und Nikotinmissbrauch) eingesetzt hatten.37 Seit ihrer Gründung als Gemeinschaft im Jahr 1863 haben sich STA auf vielfältige Weise gesellschaftlich engagiert, zunächst vor allem auf pädagogischem, präventivem und sozial-karitativem Gebiet, zunehmend aber auch in gesellschaftlichen und sozialpolitischen Fragen.38 Die Förderung einer gesunden Lebensweise (Vegetarismus, Produktion von Reformlebens-mitteln), die Einrichtung von Sanatorien und Krankenhäusern, der Bau von Grund- und Hochschulen, eine gut organisierte Wohlfahrts- und Entwicklungszusammenarbeit sowie Katastrophenhilfe, das engagierte Eintreten für die Religionsfreiheit und die Trennung von Kirche & Staat – all das sind Belege, die auf eindrucksvolle Weise zeigen, dass apokalyptische Naherwartung und christliche Weltverantwortung durchaus zusammengehen können. 39

[New York: Macmillan, 1908], 203; und Jack T. Sanders (Ethics in the New Testament: Change and Development [Philadelphia: Fortress, 1975], 113-115). - Christian D. Schmidt übte 1972 scharfe Kritik am Adventismus: Anspruch („Endgemeinde“) und Wirklichkeit („Pseudoeschatologie“) klaffen weit auseinander, man flüchtet in

eine verbal-lehrhafte, schematische und hinterwäldlerische Apokalyptik ohne konkreten Zeit- und

Gesellschaftsbezug, lebt ghettohaft und zugleich angepasst (Zeit des Gerichts oder Gericht der Zeit? Ideologie und Eschatologie der Siebenten-Tags-Adventisten. Frankfurt: Lembeck, 1972). 35 Reimer, „Die Adventisten,“ (1979/1995), 181. Nach Eggenberger führt die einseitige Überbetonung von Glaubensaussagen zu schwärmerischen und sektenhaften Zügen, bsp. wenn die Hoffnung auf die Wiederkunft Christi „nahezu blind [macht] für die Aufgaben unserer Zeit und für die christliche Verantwortung dem Nächsten gegenüber.“ (Oswald Eggenberger, Die Kirchen, Sondergruppen und religiösen Vereinigungen [1994], 22) 36 Hier liegt ein entscheidender Unterschied zwischen STA und den Davidianern um David Koresh, die zwar aus dem adv. Milieu stammten, aber nicht das adv. Weltverständnis teilten. Newports These, nach beide Gruppen aufgrund der gemeinsamen historistischen Auslegung wesensverwandt sind, erscheint mir deshalb fragwürdig (Newport, 190-229). 37 Siehe dazu The Rise of Adventism: Religion and Society in Mid-Nineteenth-Century America, hg. Edwin S. Gaustad (New York: Harper & Row, 1974); und The Disappointed: Millerism and Millenarianism in the Nineteenth Century, hg. Ronald L. Numbers und Jonathan M. Butler (Bloomington and Indianapolis, IN: Indiana University Press, 1987). 38 Douglas Morgan, Adventism and the American Republic: The Public Involvement of a Major Apocalyptic Movement (Knoxville, TN: University of Tennessee Press, 2001); Morgan Untersuchung zeigt, wie sich STA nach anfänglicher sozialer und theologischer Isolation zunehmend in der amerikanischen Gesellschaft engagiert und diese – nicht trotz, sondern gerade wegen ihrer apokalyptischen Weltdeutung! – aktiv mitgestaltet und nachhaltig geprägt haben. 39 Man wird dabei an den Satz von C. S. Lewis erinnert: „Aus der Geschichte wissen wir, daß gerade die Christen, die am stärksten auf das Jenseits schauten, sich auch am eingehendsten mit dem Diesseits befaßten. ... Sie alle drückten dieser Welt ihren Stempel auf, gerade weil ihr Sinnen und Trachten auf das Jenseits gerichtet

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3 "Wo bleibt die Verheissung seines Kommens?” (2 Pe 3,4)

Das Ausbleiben der Parusie und die Krise der Adventbewegung 3.1 Die Ursachen der Krise Das Ausbleiben der Parusie bildet eine der größten Herausforderungen für den christlichen Glauben (Anfechtung) und ist die Ursache der adv. Existenzkrise (Leon Festinger: “prophetic disconfirmation”) - Krise im Hinblick auf Selbstverständnis, Identität und Mission: Wer sind wir + was wollen/sollen wir? Von der großen Enttäuschung zur schleichenden Verunsicherung Jack W. Provonsha, A Remnant in Crisis, Hagerstown, MD: Review & Her. Publ. Assn., 1993 „Die Festlegung auf das ‚sehr bald’ [der Wiederkunft] ist eine Hypothek, eine ‚Zeitbombe’, welche Ellen G. White ihrer Gemeinschaft zurückließ und deren innere Sprengkraft nach über hundert Jahren angespannten Wartens ständig zunimmt.“40 „Adventisten haben zu Recht darauf verwiesen, daß die Endzeiterwartung in der Schrift ausgeprägt ist. Dennoch muß man die Frage stellen, ob eine Gemeinschaft dauernd unter ‚eschatologischem Dampf’ stehen kann. Auch der Adventismus hat sich inzwischen eingerichtet und institutionalisiert.“41 Das adv. „Eigengut ist in der Glut einer hochgespannten Parusieerwartung entstanden, von ihr motiviert und belebt worden. Nun warten die STA von Generation zu Generation auf die Wiederkunft. Aber sie blieb aus. Es wiederholt sich bei ihnen, was schon in der jungen Christenheit geschehen war. ... Aus der wandernden Pilgerschar wurde die organisierte Kirche. Es war ein zwangsläufiger Prozeß. Kann die Adventgemeinschaft sich ihm entziehen? Kann sie die Glut der Enderwartung konservieren?“42 Huttens Antwort: dass aus der „Endzeitbewegung eine fest organisierte Kirche mit eschatologischem Lehrakzent wurde, die sich notwendig in der Welt und in der Gesellschaft etablierte und teilweise auch sich in sie integrierte.“43 Adventglaube ist (prinzipiell) verifizierbar/falsifizierbar (zeitlich vs. überzeitlich); er steht deshalb in der Anfechtung (Zweifel), verlangt Geduld/Ausdauer (Lk 18, 1ff; Apk 14,12); kein Ausweichen in ein gegenwärtiges Paradies möglich (� Unsterblichkeit der Seele) (Populäre Sicht: JC kommt für mich bei meinem Tod) Krise adv. Auslegung: WWI: Türkei/Nordkönig/Der kranke Mann am Bosporus/Dan 11 +

war.“ (C. S. Lewis, Grund-Sätze: Aphorismen und Gedanken. Basel und Gießen: Brunnen-Verlag, 1985, 74) 40 Helmut Obst, Apostel und Propheten der Neuzeit, 4., stark erw. und akt. Aufl., Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2000, 385. 41 Erich Geldbach, “Auf dem Weg zur Freikirche? Die Gemeinschaft der Siebenten-Tags-Adventisten (Teil II),“ Evangelischer Bund (1995:4), 7. 42 Hutten, 62f. 43 Hutten, 63.

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WWII: Harmagedon/China/Japan/Gelbe Gefahr 3.2 Die Symptome der Krise Auslöser und Begleiterscheinungen/Symptome der Krise: Entwicklungen/Veränderungen in der “Adventbewegung” – psych. Wirkung des Schwellenjahrs 2000 3.2.1 Soziologisch-psychologischj: quantitatives Wachstum, zunehmende

gesellschaftlicher Einfluss und wachsende politische Verantwortung vor allem in Ländern der Dritten Welt, materieller Wohlstand, überdurchschnittliches Bildungsniveaus (Staats- und Regierungschefs, Premierminister etc. -> Verkirchlichungstendenz: Typologie “Sekte” -> (etablierte Frei-) “Kirche” / Denomination (Weber, Troeltsch, Niebuhr; Wilson et al.) Institutionalisierung � Verändertes Verhältnis zur Welt / Gesellschaft - Anpassung - Integration Wilson (Religious Sects, 94): “the [premillennial adventist] expectation of social transformation is not easily sustained over a long period, when the awaited advent fails to occur. Consequently, revolutionist sects are often of relatively brief duration, or, in becoming institutionalised, undergo a change in their response to the world.” „... Entwicklung von einer apokalyptischen Endzeitgemeinde mit stark separatistischen und perfektionistischen Zügen zu einer weltbezogenen Missionsgemeinschaft“44 „Somit ist aus einer separatistischen amerikan. ‚Sekte’ eine allseits anerkannte, missionarisch engagierte, auch sozial höchst aktive weltweite ‚Kirche’ geworden.“45 Dieser Prozess der Verkirchlichung und seine vielfältigen Folgen ist Beobachtern der STA nicht verborgen geblieben. So konstatierten Beobachter bereits in den 1970er Jahren eine „Diskrepanz zwischen dem eschatologischen Anspruch und der angepaßten Wirklichkeit der Gemeinschaft“ und bezeichneten diese als „den neuralgischen Punkt des Adventismus.“46 Thomas Steininger’s These: „Die Adventgemeinde in der Bundesrepublik hat sich tendenziell von einer die Wiederkunft Christi verkündenden gesellschaftskritischen Protestbewegung in eine soziokulturelle Anpassungs-Freikirche verändert. Sie hat sich im Diesseits etabliert und die kritische Verkündigung auf die hinteren Plätze verwiesen.“47 „... was aus einer Kirche wird, die die Eschatologie zwar dogmatisch zu ihrem Herzstück macht, aber die Kraft verloren hat, in der Erwartung des Kommenden das Gegenwärtige zu verändern.“48

44 Reimer, “Die Adventisten,” in … Neben den Kirchen (1979/1995), 176. 45 „Adventisten,“ EKL (1986), 1:45. 46 Hans-Diether Reimer, „Endzeitgemeinde im Wandel: Wohin bewegt sich der Adventismus?“ Materialdienst der EZW 36 (1973), 218-225, 218f. Nach Reimers Beobachtung beschränken sich STA „auf eine fundamentale biblische Lehre mit leicht endzeitlichem Akzent“ (219). 47 Thomas Steininger, „Naherwartung und Etablierung im Diesseits“, in: "2000 Jahre Naherwartung - Altert eine Hoffnung?" Der Adventglaube in Geschichte und Gegenwart, Band 30 [o.O.; o.J.], 66, 64-77. 48 W. J. Hollenweger, Vorwort zu Christian D. Schmidt, Zeit des Gerichts oder Gericht der Zeit? 1972, 7.

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3.2.2 Theologisch: nachlassende Betonung der Naherwartung/Endzeitereignisse (Apokalyptik) abnehmende Gewissheit, zunehmende Verunsicherung/Schweigen (Reaktion), Ursachenforschung49 + Schuldfrage + Suche nach dem Sündenbock (Frustration/Kritik), Polarisierungstendenzen: fundamentalistische Vergewisserung vs. Traditionsabbruch Unter Berufung auf Aussagen von Ellen White wurden verschiedene Ursachen der Parusieverzögerung ausgemacht, darunter die unabgeschlossene missionarische Aufgabe und die mangelnde persönliche Vorbereitung der Gläubigen.50 „a receding eschatology“ (Seeking a Sanctuary, 81) [siehe dazu: Pöhler, LANG II, 134-143, und 83-87: “Coping with the delay”] Die Neufassung der adv. Glaubensüberzeugungen von 1980 lässt diese Tendenz erkennen.51 In seiner Untersuchung zur religiösen Sozialisation adv. junger Erwachsener in der post-modernen Gesellschaft hat Thomas Steininger auf die nachhaltigen Veränderungsprozesse aufmerksam gemacht, die zu einem Verblassen traditioneller Glaubensüberzeugungen und Verhaltensweisen führen. Trotz aller Relativierungstendenzen steht der Glaube an die Wiederkunft Jesu jedoch weiterhin unangefochten an der Spitze der adv. Identitätssymbole (94%), obgleich er sich nur für die Hälfte von ihnen als alltagsrelevant erweist.52 + zunehmendes gesellschaftliches Engagement (Sozialethik), Perspektivenwechsel: Änderung der Weltsicht (Weltverneinung � Weltbejahung) (Isolation vs. ?)+ Gewichtsverlagerung (Zukunft � Gegenwart) 3.3 Wege aus der Krise

Veränderungen als Reaktion auf Herausforderungen (Krise/Scheideweg/Alternativen: Wie soll es weitergehen?) Im gegenwärtigen Adventismus lassen sich mehrere Tendenzen ausmachen, die auf unterschiedliche Weise auf das Ausbleiben bzw. die Verzögerung der Parusie reagieren.

49 Vance hat vier adv. Erklärungen für die Parusieverzögerung gefunden: (1) das laufende

Untersuchungsgericht, (2) unvollendete Weltmission, (3) mangelnde Vorbereitung der Gemeinde, (4) unerfüllte

Endzeitprophezeiungen; sie stoßen aber jeweils nur bei einem Teil der STA auf Zustimmung (Laura L. Vance, Seventh-Day Adventism in Crisis: Gender and Sectarian Change in an Emerging Religion. (Urbana & Chicago: University of Illinois

Press, 1999), 48. 50 Herbert E. Douglass, The End: Unique Voice of Adventists About the Return of Jesus (Mountain View, CA: Pacific Press Publ. Assn., 1979). 51 Hans-Diether Reimer wies auf die quantitative Reduzierung eschatologisch-apokalyptischer Glaubenssätze in der Neufassung der „Fundamental Beliefs“ hin, die von fast 50% auf etwa 20% zurückgegangen sind („Adventisten: Neufassung der adventistischen ‚Glaubensgrundsätze’,“ Materialdienst der EZW 44 [1981], 266f. 52 Thomas R. Steininger, Konfession und Sozialisation: Adventistische Identität zwischen Fundamentalismus

und Postmoderne, Kirche und Konfession 33 (Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1993), 190-198, 234-236.

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3.3.1 Intensivierung apokalyptischer Naherwartung Gemäß dem traditionellen adv. Verständnis enthüllt die biblische Prophetie die göttliche Chronologie der Geschichte (history in advance). Die Zeitweissagungen Daniels und der Offenbarung zeigen an, wo wir in der Weltgeschichte angelangt sind und was wir noch zu erwarten haben. Die Endzeitzeichen bestätigen die Erwartung, dass das Kommen des Herrn nahe ist, ja unmittelbar bevorsteht. Dabei nähren die aktuellen Zeit- und Weltereignisse sowohl die Angst vor der Katastrophe als auch die Hoffnung auf die endliche Befreiung. Die friedliche Revolution von 1989 und das Millenniumsjahr 2000, der überraschende Fall des Kommunismus und die neue Rolle Amerikas als einziger Supermacht, die „neue Weltordnung“ und die unaufhaltsame Globalisierung, die Aufnahme voller diplomatischer Beziehungen zwischen den USA und dem Vatikan und dessen wachsender Einfluss, die Aussöhnung der christlichen Konfessionen – all das lässt erwarten, dass die noch ausstehende Erfüllung der prophetischen Vorhersagen für die letzten Tage der Geschichte unmittelbar bevorsteht.53 Dazu gehört vor allem eine religiös motivierte Sonntagsgesetzgebung, die zur letzten Auseinandersetzung zwischen „Babylon“ und den „Übrigen“ führt.54 Zweck: Vergewisserung des adv. Glaubens und Festigung der Adventhoffnung + Motivation zum heiligen Leben + aktivem Glaubenszeugnis = aufwachen + (vor)bereit(et) sein! = apokalyptischen „Nächsterwartung“ Marc Finley / NET’96 Dwight Nelson / NET’98 Marvin Moore erwartet die finale, das Überleben der Menschheit gefährdende Krise der Weltgeschichte in der unmittelbaren Zukunft. Nie dagewesene Naturkatastrophen (Erdbeben, Hungersnöte, Seuchen, Kometen- und Asteroideneinschläge, riesige Flutwellen) werden den antichristlichen Mächten Gelegenheit bieten, die Welt unter ihrem religiös-politischen Führungsanspruch zu vereinen und die treuen Gläubigen bis in alle Winkel dieser Erde zu verfolgen (Offb 13). Doch damit wird zugleich das Ende der Gnadenzeit und die Wiederkunft Christi eingeläutet.55 Clifford Goldstein sieht in den weltpolitischen und religiösen Entwicklungen der letzten Jahre eine eindrucksvolle Bestätigung und Erfüllung der von Ellen White in ihrem Buch Der 53 “Thus while traditional apocalyptic interpretations were being questioned as never before in the Adventist community, those who accepted the framework of assumptions underlying those interpretations were finding increasingly compelling evidence for their truth.” (Morgan, 193) 54

Gesamtdarstellungen des klassischen adv. Endzeitszenarios finden sich bei Ellen G. White, Last Day Events: Facing Earth’s Final Crisis (Boise, ID: Pacific Press Publ. Assn, 1992; dt.: Christus kommt bald! Ereignisse der Endzeit [Hamburg: Advent-Verlag, 1994]); Marvin Moore, The Crisis of the End-Time (Boise, ID: Pacific Press Publ. Assn., 1992; dt.: Mit Christus durch die Endzeit [Lüneburg: Advent-Verlag, 1997]); und Donald Ernest Mansell, The Shape of the Coming Crisis (Nampa, ID: Pacific Press Publ. Assn., 1998). 55 Marvin Moore, The Crisis of the End-Time (Boise, ID: Pacific Press Publ. Assn., 1992); dt.: Mit Christus durch die Endzeit (Lüneburg: Advent-Verlag, 1997); ders., The Antichrist and the New World Order (Boise, ID: Pacific Press Publ. Assn., 1993); ders., The Coming Great Calamity (Boise, ID: Pacific Press Publ. Assn., 1997).

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große Kampf vorhergesagten Endereignisse, bei denen das christliche Amerika und das wiedererstarkte Papsttum den entscheidenden Widerpart zu den „Übrigen“ bilden werden. Dazu sind allerdings weitere Veränderungen vonnöten, die sich immer deutlicher abzeichnen.56 Für G. Edward Reid fällt das Jahr 2000 ziemlich genau mit dem Ende der 6000 Jahre zusammen, die aufgrund der Berechnungen des irischen Bischofs James Ussher (1581-1656) seit der Schöpfung vergangen sind. Ohne die Parusie auf Tag und Stunde festlegen zu wollen, ist er überzeugt, dass die heutige Generation die Wiederkunft Jesu und den Beginn des siebten Jahrtausends (Millenniumssabbat) in allernächster Zukunft erleben wird. Gott erfüllt den in der Bibel vorhergesagten (Zeit-)Plan der Heilsgeschichte mit mathematischer Präzision. Die erstaunlichen Entwicklungen in Politik, Wirtschaft, Religion, Gesellschaft und Umwelt/Natur lassen nur den Schluss zu, dass die von STA erwarteten Endereignisse sich bereits heute abzeichnen und dass die Weltenuhr nahezu abgelaufen ist.57 „Historischer Adventismus“ betont die traditionelle Auslegung (Papst = Antichrist) und verbreitet sie in kompromissloser Weise durch Massenverteilpost, Plakatwänden, Flugblätter etc. (Morgan, 183-187) 3.3.2 Hermeneutische und theologische Neuorientierung Anzahl und Umfang adv. Veröffentlichungen zur historistischen Auslegung lassen erkennen, dass diese nicht mehr so unumstritten ist, wie dies in der Vergangenheit der Fall war. Während sich die Kirchenleitung der STA intensiv um die historische Untermauerung, theologische Vertiefung und hermeneutische Begründung des Historismus bemüht58 und adv. Theologen umfassende Darstellungen apokalyptischer Eschatologie vorlegen,59 bleiben

56 Clifford Goldstein, Day of the Dragon (Boise, ID: Pacific Press Publ. Assn., 1993); dt.: Amerika in der Prophetie: Daten, Fakten, Hintergründe (Lüneburg: Advent-Verlag, 1993); ders., One Nation Under God? Bible Prophecy--When the American Experiment Fails (Boise, ID: Pacific Press Publ. Assn., 1996). 57 G. Edward Reid, Even at the Door (Fulton, MD: Omega Productions), 1994; ders., Sunday's Coming! Eye- opening evidence that these are the very last days (Fulton, MD: Omega Productions, 1996); ders., (Are You ...) Ready or Not: Here He Comes (Fulton, MD: Omega Productions, 1997). Im dritten und letzten Buch relativiert Reid seine Auffasung mit der Bemerkung, dass „wir sehr wohl die Generation sein könnten[!], die die

buchstäbliche Wiederkunft Jesu erlebt“ (25). 58 Als der australische Theologe Desmond Ford Anfang der 1980er Jahre die historistische Auslegung infrage stellte, setzte die adv. Kirchenleitung einen Studienausschuss (Daniel and Revelation Committee = DARCOM) ein, dessen Arbeitsergebnisse in sieben Bänden veröffentlicht wurden. Zu den hermeneutischen und exegetischen Fragen der Auslegung apokalyptischer Texte siehe William H. Shea, Selected Studies on Prophetic Interpretation, DARCOM Serie, Bd. 1 ([Washington, DC:] General Conference of SDAs, 1982); dt.: Ausgewählte Studien prophetischer Interpretation, rev. Ausg., hg. Frank B. Holbrook (Silver Springs, MD: Biblical Research Institute, GK der STA, 1992); The Seventy Weeks, Leviticus, and the Nature of Prophecy, DARCOM Serie, Bd. 3, hg. Frank B. Holbrook (Washington, DC: General Conference of SDAs, Biblical Research Institute, 1986); und Symposium on Revelation--Book 1+2, DARCOM Serie, Bd. 6+7, hg. Frank B. Holbrook (Silver Spring, MD: General Conference of SDAs, Biblical Reserach Institute, 1992). 59 Hans K. LaRondelle, How to Understand the End-Time Prophecies of the Bible? (Sarasota, FL: First Impressions, 1997); ders., Light for the Last Days (Nampa, ID: Pacific Press Publ. Assn., 2000); und Norman Gulley, Christ Is Coming! A Christ-Centered Approach to Last-Day Events (Hagerstown, MD: Review & Herald Publ. Assn., 1998).

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kritische Stellungnahmen nicht aus. Sie kommen überwiegend vom progressiven Flügel der STA60 und stellen u.a. die kirchengeschichtliche Auslegung und die apokalyptische Prägung des Adventismus in Frage.61 Das Spektrum an Überlegungen reicht von der Erweiterung und Modifizierung der kirchengeschichtlichen Auslegung zugunsten einer historisch-kontextuellen und geschichtstheologischen Deutung62 bis hin zur Fundamentalkritik der apokalyptischen Welt- und Zukunftsschau und zum Zweifel an einer realen „Wiederkunft Christi“ überhaupt.63 Thomas Domanyi vertritt eine historisch-kontextuelle Auslegung der Apokalypse, die sie als Produkt der Auseinandersetzung des frühen Christentums mit dem römischen Staat versteht. Ihr zeitgeschichtlich-literarischer Hintergrund ist die Christenverfolgung in der römischen Provinz Asien unter Kaiser Domitian; ihr Inhalt sind Visionen, die offenkundig den Kaiserkult, Rom oder den römischen Staat im Visier haben und den Herrscherkult als satanisches Machwerk entlarven sollen; ihre prophetische Bedeutung entfaltet die Johannesapokalypse überall dort, wo sich ähnliche Strukturen und Machtansprüche zeigen.64

60 In diesem Zusammenhang ist auch die Theologie des “offenen Gottesbildes” zu erwähnen, die von Richard Rice und anderen vertreten wird und eine Determiniertheit der Zukunft unter Berufung auf die Freiheit des Menschen ablehnt. Danach verwirklicht Gott seine Absicht ohne Vorherwissen/-bestimmung der Geschichte. Prophetie ist nicht „history in advance“, der Geschichtsverlauf nicht determiniert. Siehe dazu Richard Rice, The Reign of God: An Introduction to Christian Theology from a Seventh-day Adventist Perspective (Berrien Springs, MI: Andrews University Press, 1985), 67-95, 310-353; ders., The Openness of God: The Relationship of Divine Foreknowledge and Human Free Will (Nashville, TN: Review & Herald Publ. Assn., 1980); ders., God’s Knowledge and Man’s Free Will (Minneapolis, MN: Bethany House, 1985). 61

„The historicist premillennialism that structured Adventist interpretation of history came under challenge as never before. … In the 1970s, rethinking of the traditional understandings of apocalyptic prophecy began to take place on an unprecedented scale.“ (Douglas Morgan, Adventism and the American Republic: The Public Involvement of a Major Apocalyptic Movement [Knoxville, TN: University of Tennessee Press, 2001], 177, 177-183). Siehe auch Kai Arasola, The End of Historicism: Millerite Hermeneutic of Time Prophecies in the Old Testament (Uppsala: University of Uppsala Faculty of Theology, 1990); und Kenneth G. C. Newport, Apocalypse and Millennium: Studies in Biblical Eisegesis (Cambridge: Cambridge University Press, 2000). 62 Hans Heinz lehnt die Reduzierung auf ein Interpretationssystem ab; er plädiert stattdessenh für die

Verwendung präteristischer, historischer, reichsgeschichtlicher und futuristischer Ansätze, wobei er einer (geschichts-) theologischen Deutung den Vorrang einräumt und jede orakelhafte Berechnung der Zukunft ablehnt

(„Theologische Schulen prophetischer Interpretation,“ in: Prophetie und Eschatologie, 2 Bände, Referate der Bibelkonferenz Marienhöhe, Darmstadt, 1982 [o.O.; o.J.], 1:47-51). Nach Rolf J. Pöhler geht es in der Apokalypse nicht primär um die Vorhersage kommender Ereignisse, sondern um die seelsorgerlich motivierte, theologische Sinngebung

der Geschichte („Das pastorale Anliegen der Offenbarung des Johannes,“ in: Studien zur Offenbarung: Die

Bedeutung der drei Engelsbotschaften heute [Offenbarung 14,6-12], 2 Bände, Referate der Bibelkonferenz 1988 [(Bern): Gemeinschaft der STA, Euro-Afrika-Division, 1988], 113-143). 63 „Immer mehr adventistische Denker in entsprechend etablierten Positionen stellen in bislang ungekannter Offenheit die Grundsatzfrage: Gibt es überhaupt eine Wiederkunft?“ (Jon Paulien, 2000 ... und dann? Hat der "Jahrtausendwechsel heilsgeschichtliche Bedeutung? [Lüneburg: Advent-Verlag, 1999], 135). 64 Thomas Domanyi, Der Toleranzgedanke im Neuen Testament: Ein Beitrag zur christlichen Ethik (Basel: Friedrich Reinhardt, 2000), 100-109; der traditionelle adv. Bezug von Offb 12-14 auf das christliche Rom bleibt bei Domanyi unerwähnt. Siehe auch Klaus Schmitz, “Der große Endkampf – Grundzüge und Grundstrukturen des biblisch-apokalyptischen Themas und seine eng geführte traditionelle adventistische Deutung. Theologische Anregungen zu einem erweiterten Verstehen.“ Unveröffentl. Manuskript 2002.

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Bernhard Oestreich versteht die apokalyptischen Bilder nicht als Zeichen mit festgelegter Bedeutung, sondern als uneindeutige, zukunftsoffene Symbole, die auf eine grundsätzliche, allgemeine Zeit- und Weltdeutung hinzielen, aber in veränderten Situationen neu zu aktualisieren und konkretisieren sind. Sie lassen sich deshalb nicht ein für allemal auf bestimmte Personen, Institutionen oder Ereignisse festlegen.65 Dass eine hermeneutische Neuorientierung weitreichende Folgen für den Adventismus haben kann, dürfte ein Grund dafür sein, dass sich nur wenige adv. Theologen in diesem Sinne geäußert haben.66 Allerdings finden sich auch im theologischen mainstream zuweilen exegetische Deutungsansätze, die die apokalyptischen Symbole nicht mehr nur im traditionellen Sinne verstehen.67 Im allgemeinen wird die apokalyptische Weltsicht wegen ihrer grundlegenden und aktuellen Bedeutung beibehalten;68 zuweilen wird sie aber im Namen der biblischen Eschatologie kritisch hinterfragt. Lothar E. Träder stellt sich dem Problem der „Naherwartung“: Wer mit der „baldigen“ Wiederkunft Jesu rechnet, vernachlässigt dabei leicht gesellschaftliche und politische Fragen sowie notwendige soziale Reformen. „Bald“ weckt Vorstellungen von zeitlicher Nähe, die zum (Be-)Rechnen verleiten und die Gefahr der Ermüdung und Enttäuschung heraufbeschwören. Doch ‚Zeit und Stunde’ sind uns verborgen, alle diesbezüglichen konkreten Vorstellungen deshalb unangebracht; der Zeitfaktor ist „völlig auszuklammern“. Was zählt, ist allein die Tatsache der (plötzlichen) Wiederkunft Jesu; jedes Denken in zeitlichen Kategorien (Wann? Wie lange noch?) ist hinderlich, schädlich und gefährlich. Schließlich gibt es für viele Weissagungen mehrere Erfüllungsebenen, weshalb sie sich chronologisch nicht verrechnen lassen. Eine solche Sicht öffnet den Weg zum tatkräftigen Einsatz für Weltfrieden und Umweltschutz; sie erlaubt es auch, das Leben unverkrampft zu genießen und sich über „lichte Zeiten“ ohne Furcht vor drohendem Unheil vorbehaltlos zu freuen.69

65 Bernhard Oestreich, „Zur Bildersprache der Offenbarung des Johannes,“ in: Apokalyptik und apokalyptisches Lebensgefühl, Spes Christiana, Beiheft 5, hg. Bernhard Oestreich (Friedensau: Theol. Hochschule Friedensau, 2001), 133-160. 66 „In den letzten beiden Jahrzehnten haben beispielsweise einige Adventisten die für den Adventismus von Anfang an zentral wichtige historizistische Auslegung von Daniel und Offenbarung verlassen und sich einem futuristischen oder sogar präteristischen Verständnis prophetischer Texte angenähert. Eine Umdeutung biblischer Prophetie in diesem Sinne würde es erforderlich machen, den Adventismus neu zu definieren; denn dieser hat sich immer als eine prophetische Bewegung gesehen, deren Identität auf einem historizistischen Verständnis der Prophetie beruht.“ (George R. Knight, Es war nicht immer so ... Die Entwicklung adventistischer Glaubensüberzeugungen [Lüneburg: Advent-Verlag, 2002], 187f) 67 So identifiziert Jacques B. Doukhan das ‚kleine Horn’ in Dan 7-8 u.a. mit religiöser Intoleranz und christlichem Antisemitismus; Dan 11 möchte er nicht buchstäblich-historisch, sondern allegorisch-symbolisch verstanden wissen (Secrets of Daniel [Hagerstown, MD: Review & Herald Publ. Assn., 2000], 110, 152, 166-181). 68 Rolf J. Pöhler, „Kein ewiger Himmel ohne Jüngstes Gericht? Biblische Apokalyptik und christliche Hoffnung,“ in: Apokalyptik und apokalyptisches Lebensgefühl, Spes Christiana, Beiheft 5, hg. Bernhard Oestreich (Friedensau: Theol. Hochschule Friedensau, 2001), 21-46. 69 Lothar E. Träder, Wir werden IHN sehen (Hamburg: Saatkorn-Verlag,[1981]); vgl. ders., Friede ohne Zukunft

– Zukunft ohne Frieden (Hamburg: Saatkorn-Verlag, [1982]); und ders., Der große Aufbruch (Hamburg:

Saatkorn- Verlag, 1990).

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Edward V. H. Vick, ehem. Dozent an der adv. Andrews Universität, sieht das „Dilemma“ des Adventismus darin, dass man 2000 Jahre nach Christus und mehr als 150 Jahre nach der Enttäuschung von 1844 nicht mehr glaubhaft von einer buchstäblichen und „baldigen“ Wiederkunft Jesu reden kann.70 Der Literalismus und die darauf fußende Naherwartung sind irrational, widersprüchlich, sinnlos und falsch; sie aufzugeben bedeutet allerdings den Verlust des adv. Erbes und verlangt einen „neuen Adventismus“. Dieser sollte sich auf die gegenwärtig erfahrbare Wirklichkeit des Reiches Gottes in der erneuerten menschlichen Existenz besinnen (realized eschatology, Existentialismus) und die Rede vom „Advent“ als nicht-temporales Symbol mit kosmischer Bedeutung (Sage/Mythos) verstehen.71 Klaus Schmitz schlägt einen ähnlichen Lösungsweg vor.72 Er unterscheidet die präsentisch-existentielle Eschatologie des NT von der zeitlich-linearen apokalyptischen Naherwartung, die zwar bei Jesus und den Aposteln anzutreffen ist, sich aber als Irrtum herausgestellt hat. Apokalyptische Zukunftshoffnung wird durch die konsequent eschatologische Deutung von Kreuz und Auferstehung Jesu ersetzt und aufgehoben. Das ‚Heute’ (existenzielle Heilserfahrung ohne expliziten Zukunftsbezug) tritt an die Stelle des ‚bald’ (nahe bevorstehende Äonenwende). Aufgrund der Zuspitzung auf das hier und jetzt kommt dem apokalyptischen Naherwartungshorizont keine eigenständige Funktion mehr zu; er gehört nicht zur konstitutiven Grundlage oder Mitte des Glaubens. Deshalb kann er schadlos preisgegeben werden, zumal er nicht unbedenklich und ungefährlich ist. Futurische Naherwartung ist allenfalls als Ausdruck „existenziell-brennender Vollendungshoffnung“, nicht aber als theologische Lehraussage legitim. 3.3.3 Biblisch-theologische Verortung der Adventhoffnung Seit den 1970er Jahren haben verschiedene adv. Theologen die Wiederkunftserwartung durch eine Rückbesinnung auf ihre biblisch-theologischen Grundlagen zu stärken versucht, ohne dass dabei Zeitpunkt und Ablauf der apokalyptischen Endereignisse eine besondere Rolle spielen. Während sie die theologische Bedeutung und praktische Relevanz des Adventglaubens betonen, üben sie auffallende Zurückhaltung hinsichtlich der Ereignisse in Natur, Gesellschaft und Kirche.73 Das Neue Testament verkündet die Nähe der Wiederkunft Christi und betont zugleich, dass das Neue Jerusalem eine uns nicht bekannte Wegstrecke entfernt ist. Dieses Paradox von Nähe und Distanz, „Naherwartung“ und „Parusieverzögerung“, Ansage des „schon bald“ und Wissen um das „nicht so bald“ ist ein Kennzeichen der ntl. Zukunftsschau. Das Heilshandeln Gottes verbindet die Inkarnation Jesu mit seiner endzeitlichen Offenbarung zu einem einzigen Ereignis, sodass die letzte

70 Edward W. H. Vick, The Adventists’ Dilemma. Nottingham, England: Evening Publications, 2001. 71 Trotz allem Rationalismus, Agnostizismus und Revisionismus greift Vick gegen Ende seines Buches (122-148) auf zahlreiche Aspekte der adv. Eschatologie zurück, darunter das ntl. Paradoxon vom „schon“ und „noch nicht“ des Gottesreiches, die Hoffnung auf dessen Vollendung am nahe (!) bevorstehenden „Tag des Herrn“ sowie das Jüngste Gericht. Dabei betont er immer wieder die Relevanz der ntl. Eschatologie für die christliche Gemeinde heute. – Max Gordon Phillips („1844: No Disappointment“ Adventist Today, No. 6, 1995, 17-19) 72 K. Schmitz, „... sehnsüchtig wartend und ganz in Hochspannung,“ in: "2000 Jahre Naherwartung - Altert eine Hoffnung?" Der Adventglaube in Geschichte und Gegenwart, Band 30 [o.O.; o.J.], 6-46. 73

Beach/Graz plädieren für eine abwartende Haltung, die zwar am traditionellen Endzeitszenario festhält, dieses aber in die Möglichkeitsform kleidet (kann/könnte/würde, wenn ... dann), Spekulationen dazu ablehnt und und positive Veränderungen – bsp. in der römischen Kirche – aufrichtig zu würdigen weiß (Bert B. Beach und John Graz, 101 Fragen und Antworten: Was Adventisten von ihrer Kirchenleitung wissen wollen. Lüneburg: Advent-Verlag, 2000, 111-138).

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Vollendung der in Christus angebrochenen Gottesherrschaft jederzeit und prinzipiell „nahe vor der Tür“ ist. Endzeit ist deshalb die gesamte Zeit zwischen dem ersten und zweiten Kommen Jesu, die vom Wirken des Geist-Parakleten geprägt ist, in dem der erhöhte Christus persönlich gegenwärtig ist. Solche qualitativ gefüllte und verstandene „End-Zeit“ ist konstitutiver Bestandteil biblisch geprägter Zukunftshoffnung.74

Gerhard Rempel betont die Freude über die kommende Gottesherrschaft und die Vollendung der Heilsgeschichte, nicht die Angst vor dem drohenden Weltuntergang oder einen detaillierten Endzeitfahrplan.75 Für Sakae Kubo zählt in erster Linie die Verankerung der Parusiehoffnung in Jesu Tod und Auferstehung sowie der Gegenwart seines Geistes; die praktische Relevanz des Adventglaubens für das Christenleben und Gewissheit der Wiederkunft lässt die Fragen nach Zeitpunkt und Begleitumständen in den Hintergrund treten.76 Auch Samuele Bacchiocchi will die Eschatologie von Endzeitspekulationen und -fahrplänen freihalten und ihre Alltagsrelevanz hervorheben. Nicht wann der Herr kommt - ob bald oder nicht so bald - ist entscheidend, sondern dass er kommt und wie wir als Wartende in dieser Welt leben. Die Zeichen der Zeit haben keine glaubensbegründende, wohl aber eine glaubensstärkende Funktion; sie sind Hinweisschilder und Richtungsanzeiger, keine Kilometersteine mit Entfernungsangaben.77 (abwiegeln > aufputschen) Jon Paulien legt die Betonung auf das sachgemäße theologische Verstehen apokalyptischer Weissagungen. Es gilt die innere Struktur und ursprüngliche Botschaft der Texte zu erfassen, bevor man nach historischen Erfüllungen und aktuellen Anwendungen Ausschau hält. Statt herausfinden zu wollen, wo genau wir im Ablauf der Endereignisse stehen, oder zu behaupten, die Wiederkunft Jesu stünde unmittelbar bevor, sollten wir jederzeit bereit sein (continual readiness) und gleichzeitig unser Leben verantwortlich planen und gestalten.78 Auch Hans Heinz versteht biblische Zukunftshoffnung als Leben in beständiger Erwartung und „Stetsbereitschaft“ (J. Gnilka), die auf Zeitberechnungen verzichtet und die Spannung zwischen dem erhofften „nahe“ und dem möglichen „fern“ bewusst aushält.79 Nach Rolf Pöhler bilden Auferstehung und Wiederkunft ein einziges heilsgeschichtliches Ereignis; die Auferstehung ist die göttliche Garantieerklärung für den Advent.80 „Von daher

74 „Spötter und Skeptiker müssen bedenken, daß solch qualitativ bestimmte Weise der ‚Nah-Erwartung’ durch den Gang der Geschichte keineswegs falsifiziert – und daß in der Tat ohne sie authentisches Christentum schwerlich zu denken ist.“ (Werner Thiede, „Die Johannes-Apokalypse in der Deutung christlicher Sekten,“ EZW-Information Nr. 130 [1/1996], 3f). 75 Gerhard Rempel, Ende und Vollendung der Welt (Hamburg: Advent-Verlag, [1977]). 76 Sakae Kubo, God Meets Man: A Theology of the Sabbath and Second Advent (Nashville, TN: Southern Publ. Assn., 1978). 77 Samuele Bacchiocchi, The Advent Hope for Human Hopelessness: A Theological Study of the Meaning of the Second Advent for Today (Berrien Springs, MI: Biblical Perspectives, 1986); und ders., Hal Lindsey's Prophetic Puzzle: Five Predictions That Failed! Biblical Perspectives 3 (Berrien Springs: Biblical Perspectives, 1987). 78 Jon Paulien, What the Bible Says About the End-Time (Hagerstwon, MD: Review & Herald Publ. Assn., 1994); und ders., 2000 ... und dann? Hat der "Jahrtausendwechsel heilsgeschichtliche Bedeutung? (Lüneburg: Advent-Verlag, 1999). 79 Hans Heinz, “Notwendigkeit und Grenzen einer Theologie der Zeichen,” in: "Eschatologie." Spes Christiana, Bd. 1, 1990, 13-20; ders., „Eschatology in the Adventist Faith,“ in: Lutherans and Adventists in Conversation: Report and Papers Presented 1994-1998 (Silver Spring, MD: General Conference of SDAs; and Geneva: The LWF, 2000), 219f, 216-236. 80 Rolf Pöhler, „Naherwartung in der adventistischen Theologie,“ in: "2000 Jahre Naherwartung - Altert eine

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gründet sich die Erwartung der Parusie Christi nicht auf bestimmte Zeitereignisse (und seien sie noch so dramatisch und schockierend), sondern auf das im Glauben erfaßte Heilshandeln Gottes in der bzw. für diese Welt. Weil Gott am Kreuz die Erlösung der Welt bereits vollbracht hat, darum wird er auch unweigerlich ihre letzte Befreiung herbeiführen. Der Advent ist deshalb so sicher wie das Ja Gottes zum Menschen, sein Zeitpunkt so nah wie die Einlösung dieses unwiderruflichen Versprechens.“81 Ähnlich besaß auch für den Lutheraner Paul Althaus die „Naherwartung“ insoweit bleibende Bedeutung, als in ihr das „Wissen um die jederzeit aktuelle Möglichkeit des letzten Tages“ sowie um seine prinzipielle „Notwendigkeit und Unaufschiebbarkeit“ zum Ausdruck kommt. Weil das Ende als Gericht und Heil gewiß und jederzeit möglich ist, darum ist jede geschichtliche Zeit „letzte Zeit“. „Mag das Ende chronologisch nahe oder ferne sein, es ist wesentlich zu jeder Stunde ganz nahe.“82 George R. Knight plädiert deshalb für unaufgeregte Gelassenheit: „Mit der Erwartung der Wiederkunft Jesu steht der Adventismus auf sicherem Grund. Es ist ungewiss, wann das Ereignis stattfindet, aber nicht, ob es stattfindet.”83 3.3.4 Verknüpfung von Adventhoffnung und Weltverantwortung Die im Christusglauben wurzelnde Gewissheit der Wiederkunft und die gleichzeitige Ungewissheit ihres Zeitpunkts schafft Raum für eine bewusste Hinwendung zur Welt, die zwar als alter Äon unausweichlich zu Ende geht, aber unter der eschatologischen Verheißung steht: „Siehe ich mache alles neu!“ (Offb 22,5) Dabei wirkt die Adventhoffnung als

Hoffnung?" Der Adventglaube in Geschichte und Gegenwart, Band 30 [o.O.; o.J.], 60f, 47-63. Hanns Liljes Beobachtung ist bedenkenswert: „Die Blütezeiten der Kirchen waren ... immer auch Zeiten eines lebendigen Glaubens an die Wiederkunft des Herrn. Und das war notwendigerweise so; denn die Eschatologie ist die Vollendung des Osterglaubens der Gemeinde. Der Glaube an den wiederkehrenden Herrn ist nur die Frucht des Glaubens an den Auferstandenen.“ (Hanns Lilje, Das letzte Buch der Bibel [Hamburg Furche-Verlag, 71961], 202f). 81

Pöhler, a.a.O., 59. Emil Brunner hat auf die Beziehung zwischen Christusglauben und Zukunftshoffnung anschaulich hingewiesen: „Der Glaube an Jesus ohne die Erwartung seiner Parusie ist ein Gutschein, der nie eingelöst wird, ein Versprechen, das nicht ernst gemeint ist. Ein Christusglaube ohne Parusieerwartung ist wie eine Treppe, die nirgendwo hinführt, sondern im Leeren endet.“ (Emil Brunner, Dogmatik. Band 3: Die christliche Lehre von der Kirche, vom Glauben und von der Vollendung. [Zürich: Zwingli-Verlag, 21964], 450)

82 Althaus, Die letzten Dinge, 273-279. „Die letzten Dinge sind ständig aktuell.“ (278) Althaus vergleicht dies mit der individuellen Eschatologie: So wie Menschen trotz unterschiedlicher Lebenserwartung jederzeit vom Tod ereilt werden können, so kann trotz unserer „Fern-Erwartung“ das Ende der Geschichte plötzlich hereinbrechen, der Herr jederzeit wiederkommen. „Die Erwartung der Parusie hat die gleiche Aktualität wie die Erwartung des Todes.“ (275) 83 George R. Knight, Es war nicht immer so ... Die Entwicklung adventistischer Glaubensüberzeugungen (Lüneburg: Advent-Verlag, 2002), 196. - Auch Arnold Wallenkampf hebt sich deutlich von der angespannten Aufgeregtheit mancher adv. Ausleger ab; für ihn liegt der Zeitpunkt der Wiederkunft Jesu ganz in der Hand

eines souveränen Gottes, dessen Pläne weder Eile noch Verzögerung kennen (The Apparent Delay: What Role Do We Play in the Timing of Jesus' Return? Hagerstown, MD: Review & Herald Publ. Assn., 1994). Ralph E. Neall

sieht eine Balance in Ellen Whites Schriften zwischen göttlicher Souveränität und menschlicher Freiheit, steter Nähe

und scheinbarer Verzögerung der Parusie (How Long, O Lord? Washington, DC, and Hagerstown, MD: Review & Herald Publ. Assn., 1988). Siehe auch Pilgrimage of Hope, hg. Roy Branson (Takoma Park, MD: Association

of Adventist Forums, 1986).

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Triebfeder nicht nur für evangelistisches und soziales Handeln, sondern auch für politisches und gesellschaftliches Engagement. Die Erwartung des Herrn der Welt befreit zum tatkräftigen Wirken für die Welt. Die Verknüpfung von Parusiehoffnung und Weltverantwortung zeigt die Kompatibilität apokalyptischer Geschichtsschau mit ethischer Weltverantwortung, die nicht alternativ, sondern komplementär zueinander stehen. Apokalyptische Zukunftshoffnung ist eine Triebfeder ethischen Handelns.84 Dabei lebt christliche Ethik aus der Spannung zwischen dem „schon“ und dem „noch nicht“, die das gesamte Neue Testament durchzieht.85 Seit den späten 1960er Jahren haben adv. Theologen und Akademiker ein stärkeres soziales und politisches Engagement der STA gefordert – und auch praktiziert.86 Brennende Themen wie Armut, Rassismus, Gewaltlosigkeit, Friedenspolitik, Drogenmissbrauch usw. verlangen politische und soziale Reformen, an deren Zustandekommen STA aktiv mitwirken sollten. So sieht Roy Branson keinen Widerspruch zwischen biblisch-apokalyptischem Denken und politischen und sozialen Reformbemühungen. Im Gegenteil - eine christliche Ethik, die auf dem apokalyptischen Bewusstsein beruht, wird am Wohl und Wehe der Gesellschaft Anteil nehmen. Dies zeigt sich im aktiven Widerstand gegen Machtmissbrauch, Ungerechtigkeit & Unterdrückung sowie in der Offenheit für radikale politische und gesellschaftliche Reformen.87 Dass dieser Ruf nicht ungehört verhallt ist, zeigen diverse Stellungnahmen zu aktuellen politischen, sozialen und ethischen Fragen, die seit 1975 von der adv. Kirchenleitung herausgegeben wurden.88 Seit der Übernahme der Präsidentschaft durch Jan Paulsen legen Erklärungen der adv. Kirchenleitung zunehmend Gewicht auf die gesellschaftliche Rolle und Aufgabe der STA. Mission und Evangelisation werden in einem umfassenderen Sinne verstanden, der die Verantwortung für die Gesundheit, Bildung, Umwelt und Lebensqualität ausdrücklich einschließt. Diesen ganzheitlichen Ansatz vertritt auch die adv. Theologische Hochschule Friedensau in ihrem Leitbild: „Die christliche Gemeinde lebt in der Erwartung der neuen Welt, zugleich aber auch in der Verantwortung für die jetzige ... Die Hoffnung auf das Kommende begründet die verantwortliche Gestaltung der Gegenwart.“89 Thomas

84 Rolf J. Pöhler, „Kein ewiger Himmel ohne Jüngstes Gericht? Biblische Apokalyptik und christliche Hoffnung,“ in: Apokalyptik und apokalyptisches Lebensgefühl, Spes Christiana, Beiheft 5, hg. Bernhard Oestreich (Friedensau: Theol. Hochschule Friedensau, 2001), 38-41. 85 John Brunt, Now & Not Yet (Hagerstown, MD: Review & Herald Publ. Assn., 1986). Brunt veranschaulicht dies anhand individual- & sozialethischer Fragestellungen wie Sexualität, Armut, Hunger und politische Unterdrückung. Vgl. Stefan Höschele, „Parousia & Ptochoi: Eine biblisch-theologische Studie über die soziale Ethik neutestamentlicher Eschatologie,“ unveröffentl. Manuskript, Friedensau, 1995. 86 Morgan, 162-167, 182f, 205-208. Siehe auch Roger L. Dudley und Edwin I. Hernandez, Citizens of Two Worlds: Religion and Politics among American Seventh-day Adventists (Berrien Springs, MI: Andrews University Press, 1992). 87 Roy Branson, “Second Advent,” in: Remnant and Republic: Adventist Themes for Personal and Social Ethics. Hg. Charles W. Teel, Jr. (Loma Linda, CA: Loma Linda University, Center for Christian Bioethics, 1995), 145-160. 88 Erklärungen, Richtlinien und andere Dokumente, hg. Generalkonferenz der STA (Lüneburg: Advent-Verlag, 1998); vgl. Bert B. Beach und John Graz, 101 Fragen und Antworten: Was Adventisten von ihrer

Kirchenleitung wissen wollen (Lüneburg: Advent-Verlag, 2000), 44ff. Siehe auch Rolf J. Pöhler, Continuity and Change in Adventist Teaching: A Case Study in Doctrinal Development, Friedensauer Schriftenreihe, Reihe A, Theologie 3 (Frankfurt [u.a.]: Lang, 2000), 132-134. 89 Glaube und Zukunftsgestaltung: Aufsätze zu Theologie, Sozialwissenschaften und Musik. Festschrift zum 100-

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Domanyi, Professor für Ethik in Friedensau, verknüpft die sittliche Weltverantwortung mit der (ur)christlichen Naherwartung. Letztere ist für die Ethik „von höchster Bedeutung“, denn sie wirkt als eine positive, motivierende Kraft. „Wir bereiten uns auf die Wiederkunft Christi vor, indem wir unseren Alltagspflichten treu und entschieden nachkommen.“90 Diese Verknüpfung von apokalyptischer Weltdeutung und gesellschaftlich-politischem Einsatz für Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Schöpfung findet sich auch in anderen Kirchen und Gemeinschaften91; sie ist auch nicht auf das Christentum beschränkt. „In vielen religiösen Traditionen fließen Endzeiterwartungen und sozialethische Vorstellungen ineinander.“92 4 Zum Schluss: Ein-Blick in die Zukunft Verflüchtigt oder erneuert sich die adventistische Zukunftshoffnung? Lässt sich adventliche Naherwartung über Generationen und Jahrhunderte hinweg aufrechterhalten? Altert die christliche Hoffnung oder reift sie heran? Fördert die apokalyptische Weltsicht krankhafte Neurosen oder hat sie sogar therapeutische Bedeutung?93 Ist das neuerwachte soziale Gewissen der STA Ausdruck lebendiger Zukunftshoffnung oder ihr heimlicher Ersatz und stiller Grabgesang? Eine solche mögliche Entwicklung ist nicht vorgezeichnetes Schicksal, sondern abhängig vom menschlichen Denken und Wollen. Die optimistische Zukunftsschau des 19. Jh.s ist einem säkularem Pessimismus gewichen, der den Untergang der Welt auch ihne göttl. Zutun für möglich, ja auf lange Sicht wahrscheinlich bzw. unvermeidbar hält. Adventhoffnung rechnet dagegen fest mit der von Gott zugesagten Zukunft der Menschheit, nicht ihren völligem Untergang (Lk 21,28). Auch 150 Jahre nach der großen Enttäuschung waren STA immer noch auf die Ankunft des Herrn. (Ausdauer ist gefragt: Offb 14,12) Aber sie sind eher zurückhaltend geworden, was ihren Zeitpunkt betrifft. - Mein Vater: Gymnasium/Heirat - “Es kann noch eine Weile dauern, bis der Herr kommt.” Gefragt ist die „Geduld der Heiligen“, die Ausdauer und Beharrlichkeit der Gläubigen angesichts des Wartens auf den Tag des Herrn (Offb 14,12). - Wir sehen nur, was wir glauben. Glaube=Hoffnung=Gewissheit=Beweis=Garantie=Besitz (Hbr 11,1) „Die Gewißheit der Wiederkunft gibt Kraft, verschiebt die irdische Wertigkeit, läßt drängende Probleme schrumpfen, gibt den Blick frei für das Eigentliche, das Wesentliche.“ (Träder, Wir werden IHN sehen, 42)

jährigen Bestehen der Theol. Hochschule Friedensau, hg. B. Oestreich, H. Rolly, W. Kabus (Frankfurt u.a.: Lang, 1999), 8. 90 Thomas Domanyi, “Der Christ im Spannungsfeld zwischen Schöpfungsauftrag und Wiederkunftserwartung,” in: "2000 Jahre Naherwartung - Altert eine Hoffnung?" Der Adventglaube in Geschichte und Gegenwart, Band 30 [o.O.; o.J.], 90f, 78-96. 91 Siehe z.B. Dale Aukerman, Reckoning with Apocalypse: Terminal Politics and Christian Hope. New York: Crossroad, 1993. 92 Ulrich Dehn, „Phasenkonzepte und Endzeiterwartungen in religiösen Bewegungen,“ Zeitschrift für Mission 27:1 (2001), 9-26, 10. 93 Paul Fisher, „The Apocalypse: Pathological neurosis or healing therapy?“ Ministry, November 2000, 26-28.

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Stephen Covey: „Begin with the end in mind“ (The seven habits of highly effective people: # 2) gilt auch für die christliche Kirche!!! Lothar Pikulik (Warten, Erwartung: Eine Lebensform in End- und Übergangszeiten an Beispielen aus der Geistesgeschichte, Literatur und Kunst. Göttingen: Vandenhoeck und Ruprecht, 1997): unterscheidet Warten (passives Verharren im Noch-Nicht) vom Erwarten (zielgerichtetes, aktives Streben nach dem Zukünftigen) Hutten, Seher … (1966/1982), Einleitung zum 1. Teil: Die biblische Zukunftshoffnung (Parusie JC) wurde stark vernachlässigt und ist deshalb in der Kirche weitgehend verkümmert und verschüttet. Sie sollte (wieder) ein lebendiger Teil des Glaubens werden. Doch: “Eine lebendige Enderwartung kann nur in der Form der Naherwartung existieren. Nur dann ist sie 'aktuell'. … Zur Enderwartung gehört also das 'Bald'.” (11f)94 – „... auch alle anderen Inhalte der biblischen Eschatologie warten darauf, in ihrem Aussagegehalt wiedergewonnen und so entfaltet zu werden, daß sie Orientierung und Zuversicht geben im Angesicht drohenden Weltunheils, Antwort geben auf die Fragen nach dem Sinn der Geschichte und des Lebens und daß sie über die Grenzen der menschlichen und menschheitlichen Existenz hinausweisen auf das große Ziel, das der Schöpfer verfolgt, seit er den Kosmos und die Erde schuf. Die Christenheit aller Konfessionen muß wieder eine volle und lebendige Hoffnung gewinnen ...“95 Moltmann (Das Kommen Gottes, 1995): “Doch jede Hoffnung ist zweideutig: Sie kann die Gegenwart mit neuer Kraft erfüllen, sie kann auch die Kräfte aus der Gegenwart abziehen. Sie kann zum Widerstand führen und zur geistigen Flucht.” (174) “Leben aus dieser Hoffnung heißt dann, gegen den Augenschein und gegen alle geschichtlichen Erfolgsaussichten jener Welt der Gerechtigkeit und des Friedens schon heute und hier entsprechend zu handeln.” (262) Das verlangt allerdings die Bereitschaft und Entschlossenheit, die dazu nötigen Veränderungen vorzunehmen. Denn solche Naherwartung bedeutet „das Ende der gesellschaftlichen Etablierung, das Ende des Konsums und der Widerstand gegen Unrecht, Ausbeutung und Anpassung.“96 Ob Siebenten-Tags-Adventisten + andere adventl. gestimmte Christen im dritten Jahrtausend dazu bereit sind, solchen Adventglauben zu leben ?97 Literaturverzeichnis Adv. Eschatologie und Apokalyptik

94 Man denke hier an das Wort des Kirchenvaters Augustinus: Nicht derjenige liebt die Wiederkunft des Herrn, der sagt, sie liegt noch in weiter Ferne; auch nicht der, der sagt, sie steht unmittelbar bevor; sondern derjenige, der sie mit ernstem Glauben, fester Hoffnung und brennender Liebe erwartet, ganz gleich, ob sie fern oder nah ist.” (Brief 199; lat. Text in: CSEL 57, S. 255) 95 Hutten, 22. - "Der Glaube an Jesus ohne die Erwartung seiner Parusie ist ein Gutschein, der nie eingelöst wird, ein Versprechen, das nicht ernst gemeint ist. Ein Christusglaube ohne Parusieerwartung ist wie eine Treppe, die nirgendwohin führt, sondern im Leeren endet. ... Ohne das Kommen des Herrn in Herrlichkeit bleibt das neue Leben in der Verborgenheit, gibt es für die unerlöste Welt keine Vollendung." (Emil Brunner, Dogmatik, Band 3: Die christliche Lehre von der Kirche, vom Glauben und von der Vollendung [Zürich: Zwingli-Verlag, 1960], 443f) 96 Thomas Steininger „Naherwartung und Etablierung im Diesseits“, in: "2000 Jahre Naherwartung - Altert eine Hoffnung?" Der Adventglaube in Geschichte und Gegenwart, Band 30 [o.O.; o.J.], 76. 97 „Bewußt lebende Christen sind deshalb adventliche Menschen, und die christliche Kirche ist zutiefst eine ‚Adventgemeinschaft’.“ (Kurt Koch, „’Fülle der Zeit’: Jenseits von Wendezeit und Endzeit,“ MThZ 49:4 [1998], 303)

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Abkürzungsverzeichnis HSDATh Handbook of Seventh-day Adventist Theology