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Echte Schlaumeier Intelligente Stromzähler TECHNIK-INNOVATION Seite 5 Das EE-Wärmegesetz Hintergründe zur Umstellung BAUEN UND WOHNEN Seite 26 Echte Schlaumeier Intelligente Stromzähler TECHNIK-INNOVATION Seite 5 Das EE-Wärmegesetz Hintergründe zur Umstellung BAUEN UND WOHNEN Seite 26 Echte Schlaumeier Intelligente Stromzähler TECHNIK-INNOVATION Seite 5 Das EE-Wärmegesetz Hintergründe zur Umstellung BAUEN UND WOHNEN Seite 26 Echte Schlaumeier Intelligente Stromzähler TECHNIK-INNOVATION Seite 5 Das EE-Wärmegesetz Hintergründe zur Umstellung BAUEN UND WOHNEN Seite 26 Ja, das geht! DAS THEMA Seite 6 ERNEUERBARE ENERGIEN? 100 % energie zukunft Das Magazin für und Erneuerbare Energien. ISSN 1863-9178 Heft 6 (2009) energiezukunft

energiezukunft Das Magazin für naturstrom und Erneuerbare … · 2012. 8. 5. · (§ 21b Abs. 3). Das gilt auch für größere Renovierungen. Aber eine allgemeine Pflicht zum Einbau

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  • Echte SchlaumeierIntelligente StromzählerTECHNIK-INNOVATION � Seite 5

    Das EE-WärmegesetzHintergründe zur UmstellungBAUEN UND WOHNEN � Seite 26

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    Das EE-WärmegesetzHintergründe zur UmstellungBAUEN UND WOHNEN � Seite 26

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    Das EE-WärmegesetzHintergründe zur UmstellungBAUEN UND WOHNEN � Seite 26

    Ja, das geht!

    DAS THEMA � Seite 6

    ERNEUERBARE ENERGIEN?

    100%

    energiezukunftDas Magazin für und Erneuerbare Energien.

    ISS

    N 1

    863-

    9178

    Heft 6 (2009)ener

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  • 04 � Neues aus dem In- und Ausland

    05 � Technik-Innovation

    DAS THEMA

    06 � DAS THEMA: 100% Erneuerbare Energien

    11 � NACHGEFRAGT12 � HINTERGRUND:

    Das Bioenergiedorf Jühnde

    13 � DIE KRITISCHE SEITE:Nach Öl nun Sonne?

    14 � HINTERGRUND:Kombi-Kraftwerke

    15 � ÜBER DEN TELLERRAND16 � HINTERGRUND:

    Der solare Reichtum

    Neues von naturstrom

    18 � Stromherkunftsnachweis19 � Lieferantenportrait00 � Erzeugerportrait20 � Aktuelle Förderungen21 � »Projekt Madagaskar«00 � Mitarbeiterportrait22 � Bericht aus Bangladesch23 � Kundenportraits24 � Bistum Mainz setzt

    auf naturstrom

    00 � Biogas bei naturstrom

    SERVICE UND TIPPS

    25 � ÖKOLOGISCH REISEN:Yoga-Urlaub

    26 � BAUEN UND WOHNEN:Das Erneuerbare-

    Energien-Wärmegesetz

    28 � AMERIKA-KOLUMNE:Der grüne Trend im

    American Lifestyle

    00 � GEWINNSPIEL29 � NACHHALTIG LEBEN:

    Sind wir nicht alle ein

    bisschen LOHAS?

    30 � ENGAGEMENT:Keine Kohle für Klimakiller

    00 � naturstrom-Mitstreiter für die Energiewende

    31 � SERVICE UND TIPPS:Medientipps

    Anouks Klimatipp

    Impressum

    Inhalt

    Edit

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    t 6 (2

    009)

    Gemäß Zielsetzung der Bundesregierung soll Deutschlandim Jahre 2020 zu 20% aus regenerativen Energiequellenversorgt werden. Im Stromsektor wird sogar ein Anteil vonbis zu 30% angestrebt, da in den Bereichen Wärme und vorallem Verkehr die Ziele nicht erreicht werden können. Fürviele Mitbürger ist dies angesichts von Klimawandel undRessourcenverknappung nicht ambitioniert genug, für diekonventionellen Energiekonzerne geht es dagegen viel zu weit.

    Zwar können die Energiekonzerne inzwischen das Thema regenerative Energiennicht mehr vollständig abwiegeln und als unseriös darstellen, doch den Ausbaudieser Energieträger, insbesondere wenn sie mit dezentralen Strukturen einher-gehen, will man nach wie vor mit allen Mitteln eindämmen. Wenn schon rege-nerativ, dann bitte Großkraftwerke wie Offshore-Windparks, die die Konzerneselbst betreiben und so den Markt weiter unter Kontrolle halten können. Undansonsten gilt: verhindern, was man nur kann, durch Ablenkmanöver, Nebel-bomben, Falschaussagen und was auch immer dazu gehört zu diesem Repertoire.

    So haben E.ON und der französische Energiemonopolist EDF in Stellungnah-men an die britische Regierung unlängst wieder mit Behauptungen geglänzt,dass der Ausbau der Erneuerbaren staatlich beschränkt werden müsse auf 25%der Gesamtstrommenge, da ansonsten riesige Probleme entstünden, und dasseine geplante Windleistung von 28 GW nur den Effekt von 3 GW konventio-neller Kraftwerke habe.

    Es ist erschütternd zu sehen, wie immer wieder solch unqualifizierte Behauptun-gen in die Welt gesetzt werden getreu dem Motto: Oft genug gesagt – da bleibtdann was von hängen und wird von Politikern und Medien weiter verwendet.

    Ein anderes Beispiel von vielen, die man nennen könnte: Unter dem schönenTitel „Forum für Zukunftsenergien“ wird ein Verein durch die Energiekonzerneunterhalten, der in Berlin massiv Lobbyarbeit betreibt. Fast wöchentlich werdenVeranstaltungen durchgeführt, die den Politikern und der Öffentlichkeit aufzei-gen sollen, dass die Zukunft der Energieversorgung durch die Konzerne mit Nukle-artechnologie und Kohlekraftwerken unter Einbeziehung der Chimäre „CO2-Ver-pressung im Boden“ optimal geregelt würde. Falls Sie mal gelegentlich nachsehenwollen, wie unverfroren da vorgegangen wird: www.zukunftsenergien.de

    Gut dass es auch andere Nachrichten gibt: Der Bundesverband ErneuerbareEnergien hat in einer Studie kürzlich aufzeigen lassen, was wirklich geht: bis zu47% Strom aus regenerativen Quellen traut sich die Branche zu – und dasbereits bis 2020!

    Ich kann keine Argumente erkennen, weshalb wir bis 2050 in Mitteleuropanicht zumindest 80% Anteil der Erneuerbaren an der Stromversorgung errei-chen sollten. Wir bei naturstrom wollen aber noch mehr, wir sehen die Vollver-sorgung aus Erneuerbaren Energien als machbar an. Dass so etwas geht, wollenwir auch in der aktuellen Ausgabe unseres Magazins energiezukunft zeigen,getreu dem Motto: 100% Erneuerbare Energien – yes we can!

    Ihr

    Dr. Thomas E. Banning

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    Neues aus dem In- und Ausland

    Ausland NewsIRENA gegründet

    Im Januar ist die InternationaleAgentur für Erneuerbare Energienin Bonn ge gründet worden. An derGründungskonferenz nahmen rund400 Vertreter von rund 120 Regie-rungen aus aller Welt teil. Zu denErstunterzeichnern zählen rund 50

    Länder – darunter Deutschland, das zusammen mit Däne-mark und Spanien eine Vorreiterrolle spielte. Für den Präsidenten von EUROSOLAR und Vorsitzenden desWeltrates für Er neuerbare Energien, Hermann Scheer, wirdmit der Einrichtung IRENA eine Lücke im internationalenInstitutionensystem gefüllt. Scheer hat sich seit Beginn der90er Jahre für die Schaffung einer politischen Institution inForm einer internationalen Regierungsorganisation für Er -neuerbare Energien eingesetzt „Was hier geschieht, ist eingroßer Schritt, dessen globale Bedeutung zur Überwindungder Energieprobleme viele noch unterschätzen, so wie vor30 Jahren die Erneuerbaren Energien überhaupt unterschätztworden sind,“ so Scheer weiter. IRENA bildet ein institu-tionelles Gegen gewicht zur Internationalen Atomenergie-agentur und der Internationalen Energieagentur.

    Erstes Solarkraftwerk im Kirchenstaat

    SolarWorld hat für den Vatikan dieerste Solarstromanlage direkt amPetersdom fertig gestellt. 2.394 Solar-module produzieren seit Dezemberauf dem Dach der päpstlichenAudienzhalle Strom. „Mit der Solar-anlage soll ein weithin sichtbaresSignal für eine klimafreundlicheEnergieversorgung und für die Be -wahrung der Schöpfung ge setzt wer-den“, so Frank H. Asbeck, Vorstands-vorsitzender der SolarWorld AG.

    Das Solarkraftwerk auf dem Dach der Audienzhalle Paolo VI.hat eine Ge samtspitzenleistung von 221,59 kWp, womit proJahr etwa 300.000 kWh Ökostrom erzeugt werden können. Das entspricht dem Jahresstrombedarf von über 100 Haus-halten. Mit der sauberen Stromproduktion sollen pro Jahr225.000 kg CO2 vermieden werden. Die Anlage wurde indas historische Ensemble der Vatikanstadt eingepasst. Sie ist eine Schenkung von SolarWorld. Die Wechselrichterwurden von SMA Solar Technology gestiftet, der Netz an-schluss durch die italienische Firma Tecno Spot geplant.

    Inland NewsEE decken 2020 fast die Hälfte des Strombedarfs

    Die Erneuerbaren Energien könnenim Jahre 2020 mit einem Anteil vonrund 47% fast die Hälfte des deut-schen Strombedarfs decken. Gleich-zeitig ist eine sichere Stromversor-gung auch zur Zeit der höchstenStromnachfrage ge währleistet. Das geht aus der aktuellen Ausbau-prognose der Branche „Stromver-

    sorgung 2020“ hervor, die der Bundesverband ErneuerbareEnergie und die Agentur für Erneuerbare Energien in Ber-lin vorgelegt haben. Sowohl die aus Erneuerbaren Energien produzierte Strom-menge als auch die installierte Leistung zugehöriger Anla-gen werde sich gegenüber 2009 etwa verdreifachen. DieExperten der Branche betonten, dass die Stromversorgungauch mit dem künftigen Strommix an 365 Tagen im Jahr zujeder Uhrzeit und bei jedem Wetter sichergestellt werdenkönne. Die so genannte gesicherte Leistung übertreffe dieJahreshöchstlast sogar um zehn Prozent. Zusätzliche Gasim-porte seien dafür nicht notwendig.

    Mehrheit lehnt Atomkraft ab

    Einer aktuellenForsa-Umfrage zu -folge lehnen zweiDrittel der Bundes-bürger die Atom-kraft ab. Rund einDrittel würde einfrüheres Aus fürden Atomstrom

    begrüßen. Wenn es nach der Mehrheit der Bevölkerung ginge,bliebe es bei dem ge planten Ende der Atomkraft in Deutsch-land. Die Einstellung zur Atomkraft hat sich in Deutschlandkaum verändert. 66% der Befragten befürworten den beschlos-senen Atomausstieg. Bei der letzten Befragung im August 2006hatten sich dafür 62% ausgesprochen. Fast 60% sehen in derAtomkraft eine große Gefahr. Nur acht Prozent der Deut-schen sind der Meinung, dass Atomkraftwerke, möglicheAnschläge auf Atomkraftwerke, Atomtransporte und radio-aktiver Müll für sie und ihre Familien keine Gefahr darstel-len. Die Zustimmung zum Ausbau der Erneuerbaren Ener-gien ist weiter enorm, unabhängig von Parteipräferenzen!

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    TECHNIK-INNOVATION

    Monatlich eine Stromrechnung? Genaue Kontrolledes Stromverbrauchs? Was in Deutschland nochZukunftsmusik ist, wird in Schweden bereits großflächig umgesetzt: „Intelligente Zähler“ sorgen für Transparenz, wo die Deutschen noch im Dunklen sitzen. Von Ingo Leipner

    „Auf dem schwedischen Markt werden bis zum Juli 2009auf Grund von staatlichen Richtlinien sämtliche Zählerausgetauscht“, so Thomas Lundgren, Projektmanager bei„ES Mätteknik“. Seine Firma betreut die Umstellung inHelmstad: 38.000 Kunden des örtlichen Energieversorgersbekommen „Intelligente Zähler“. Und in Deutschland?2008 hat der Bundestag beschlossen, das Energiewirtschafts -gesetz zu ändern: Neubauten sind ab 2010 mit „IntelligentenZählern“ auszustatten, die „den tatsächlichen Energiever-brauch und die tatsächliche Nutzungszeit widerspiegeln“ (§ 21b Abs. 3). Das gilt auch für größere Renovierungen.Aber eine allgemeine Pflicht zum Einbau gibt es nicht.

    „Der Technologiewechsel vom alten Ferrariszähler zum intelli-genten elektronischen Zähler ist lange überfällig“, stellt Rupp-recht Gabriel fest, und zwar in einer aktuellen Stellungnahmefür den „bund der energieverbraucher“. Gabriel ist Geschäfts-führer der „EasyMeter GmbH“, die „Intelligente Zähler“ her-stellt. Die alten Ferrariszähler kennt jeder: Es sind schwarzeDrehscheibenzähler, die einmal im Jahr für die Stromrech-nung abgelesen werden. „Intelligente Zähler“ können vielmehr: Sie erfassen den Stromverbrauch digital und sendendiese Daten an den Stromversorger – entweder über einMobilfunknetz, Internet oder „Powerline“, eine Online-Ver-bindung über Stromkabel. Das nennt man „automatischeFernablesung“, weil die Daten alle 15 Minuten aktualisiertwerden. Diese Daten nutzen die Stromversorger, um die

    Stromlieferung und den Netz betrieb zu optimieren – unddie Kunden können sich zeit nah über ihren Stromverbrauchinformieren. Dazu gehen sie auf die Internetseite ihres Strom-lieferanten, wo sie in einem geschützten Kundenbereichalle Informationen abrufen können. Möglich ist auch, dassder Kunde sozusagen online über seinen Verbrauch unddas Angebot im Netz informiert wird, so dass er sich sehrschnell anpassen kann. Reduzierter Stromverbrauch undangepasstes Abnahmeverhalten reduzieren die Umweltbelast -ung und für den Kunden die Kosten. „In jedem Fall hilftdie Information, das Verhalten zu ändern und den Strom-bedarf zu minimieren“, so Rupprecht Gabriel.

    Wer Deutschland mit Erneuerbarer Energie versorgen willund dabei auf dezentrale Konzepte setzt, kommt an „Intelli-genten Zählern“ nicht vorbei. Der Grund: Sie sind ein wich-tiges Instrument, um sowohl die Stromnachfrage als auchdas Stromangebot zu steuern. So lassen sich variable Tarifeerst mit ihrer Hilfe realisieren, dabei kostet der Strom in Ab -hängigkeit vom Stromangebot und der Nachfrage im Netzunterschiedlich viel. Die Folge: Kunden lassen ihre Geschirr-spülmaschine in Zeiten laufen, in denen Strom günstig ist. Sieverzichten auf energieintensive Aktivitäten, wenn der Strombesonders viel kostet. Der Verbrauch wird gleichmäßiger, dieSpitzenlast im Netz geht zurück. So machen „IntelligenteZähler“ ein besseres Netz-Management möglich – eine Bedin-gung, um Erneuerbare Energie erfolgreich zu nutzen, etwa inder Kombination mit Kombikraftwerken. Je besser sich dieStromnachfrage an das Angebot anpasst, desto leichter lässtsich Energie aus Wind, Sonne oder Biogas ins Netz einspei-sen. Daher sind „Intelligente Zähler“ ein wichtiger Baustein,um Deutschland zu 100% mit Erneuerbarer Energie zu ver-sorgen. naturstrom plant dazu Pilotprojekte bei ausgewähl-ten Privathaushalten und im Bereich „solare Mobilität“.

    Präzise Erfassung des tatsächlichen Stromverbrauchs

    Mehr Energie-Effizienz

    Fernablesung / Fernsteuerung

    Individuelle Online-Verwaltung

    Monatliche Abrechnung

    Variable Tarifoptionen

    Kostentransparenz

    Intelligente Stromzähler

    Echte Schlaumeier

  • DAS THEMA

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    Ja, das geht!

    ERNEUERBARE ENERGIEN?

    Im Gegensatz zu den noch vor wenigen Jahren kontroversen Diskussionen, herrscht heute wissenschaftliche Einigkeit darüber, dass der Mensch das Klima bereits nachhaltig beeinflusst hat. Viele der extremen Wetterphänomene der letzten Jahre, z. B. die Häufung heftigster Stürme, die starken Überschwemmungen der letzten Jahre, aber auch längere Trockenperioden gelten inzwischen als die ersten „Zeitzeugen“ des menschlichen Einflusses auf das globale Klima.

    Von Dr. Harry Lehmann

    Die Eintrittswahrscheinlichkeitplötzlicher und unumkehrbarerVeränderung des globalen Klimassteigt mit dem Ausmaß der Störungender Biosphäre und des Wasserhaushal-tes, und damit mit der globalen Tem-peraturerhöhung. Ab einem Tempera-turanstieg von 2°C bis 2100 muss mitdramatischen Auswirkungen, z. B.einem kompletten Abschmelzen arkti-scher bzw. dem Abbrechen antarkti-scher Eismassen gerechnet werden.Für Deutschland würden daraus Risi-ken, vor allem durch Trockenheit undÜberschwemmungen, resultieren.

    Um dem aktuellen Trend entgegenzu-wirken und die ökologischen und öko-nomischen Folgen der Klimaänderungin einem beherrschbaren Rahmen zuhalten, müssen die weltweiten Treibhaus-gasemissionen bis 2050 auf die Hälftedes heutigen Niveaus reduziert werden.Für die Industrienationen – als Haupt-verursacher – bedeutet dies, dass bis2050 eine Reduktion der Treibhausgas-emissionen um 80% – ausgehend vonden Werten des Jahres 1990 – erreichtwerden muss2. Dies bedeutet, dass 80%der Energie aus erneuerbaren Energie-quellen bereit gestellt werden müssten.

    Neben dem Klimawandel existierenweitere, gewichtige Gründe für eineAbkehr von fossilen und nuklearenEnergieträgern. Die heutige Art desEnergiewirtschaftens führt zwangsläufigzur Erschöpfung dieser Ressourcen3,was – ohne einen Umstieg auf erneuer-bare Energien – zukünftige Generatio-nen in die Rolle einer „Gesellschaftohne Treibstoff“ zwingt. Auch hiersind die ersten Zeichen zu sehen. Derheutige Öl- und Gaspreis ist vor weni-gen Jahren undenkbar gewesen. Esmag heute für manche unlogisch klin-gen: langfristig ist eine preiswerte

    100%

  • Energieversorgung nur mit erneuerba-ren Energien und einer effizientenEnergieversorgung realisierbar.Letztlich die Überwindung oder zumin-dest Milderung des herrschenden Un -gleichgewichts der globalen Energie-verfügbarkeit – jeder dritte Mensch,mit steigender Tendenz, ist an keinemStromnetz angeschlossen – kann nichtauf der Basis immer schneller schwin-dender und teurer werdender Ressour-cen bewerkstelligt werden, sondern nurdurch erneuerbare Energien.

    � Vom fossil-nuklearen Zeitalterzum industriellen Solarzeitalter

    Einige Eckpunkte einer nachhaltigenund zukunftsfähigen Gesellschaft sinddie Umstellung auf erneuerbare Res-sourcen/Energien, die ressourcenopti-mierte und effiziente Bereitstellungvon Dienstleistungen, aber auch dieHinterfragung und Neubewertungdessen, was wir Wohlstand nennenund wieviel davon genug ist.

    „Solar“ steht als Synonym für diedirekte und indirekte Nutzung vonSonnenenergie (d.h. Biomasse, Wasser-kraft und Wasserspeicher, Windenergie,solarthermische Kollektoren, Photo-voltaik, zentrale solarthermischeKraftwerke, Solararchitektur) und derNutzung anderer regenerativer Energie-quellen (d.h. Gezeitenkraftwerke,Meeresenergie und Geothermie). Jetzt, am Anfang des industriellen Solar-zeitalters, stehen genügend Grund-technologien und einige vielverspre-chende experimentelle Technologienzur Verfügung. Heute schon könnennur mit den erprobten Grundtechno-logien, bei Wahrung von Nachhaltig-keitsregeln, Energie aus erneuerbarenQuellen in einem Umfang zur Verfü-gung gestellt werden, der den heutigenWeltenergieverbrauch um das Vielfacheübertrifft und dies für Jahrmillionen.

    Ein Energieversorgungssystem aufBasis erneuerbarer Energien, das eine

    sichere und ganzjährige Versorgungermöglicht, nutzt konsequent die vorOrt verfügbaren Ressourcen. Dieseserfolgt mit Anlagen (groß, klein – ver-netzt, stand alone), die dem örtlichenPotenzial und den Rahmenbedingungenangepasst sind. Der Austausch vonEnergie in der Region und zwischenden Regionen sowie das Speichern von„Überschüssen“ sind Merkmale einessolchen Energieversorgungssystems.

    Die unterschiedlichen Technologienzur Nutzung der erneuerbaren Energienund die Potenziale der verschiedenenRegionen ergänzen sich dabei mitihren unterschiedlichen Stärken undSchwächen gegenseitig zu einer ganz-jährig funktionierenden Energiever-sorgung. Insbesondere werden die zeit-lichen Schwankungen bei der Bereit-stellung von Energie, wie sie bei einemTeil der erneuerbaren Energietechno-logien auftreten, durch diesen Ansatzweitgehend ausgeglichen. Wenn z. B.in einer Region kein Wind weht, stehen

    zunächst andere lokale Quellen zurVerfügung. Reicht dies nicht, so liefernAnlagen aus anderen Regionen Energie.

    Ein solches Energieversorgungssystemmuss viel „intelligenter“ gesteuert wer-den, als das heutige. Das beginnt beider Planung der Energieproduktionmittels Wettervorhersagemodellenund endet bei den Verbrauchern, dieihren Energieverbrauch dem Angebotan Energie anpassen (sog. „DemandManagement“). Vorausschauende Pla-nung ermöglicht, dass Technologien,deren Energieproduktion von Wetterund Jahreszeiten abhängig ist und solche,deren Energie jederzeit verfügbar ist,durch lokalen Ausgleich, überregionalenAustausch und Speicherung eine stabi-le Energieversorgung der Verbrauchergarantieren. Ermöglicht wird dies u.a.durch die heutigen Kommunikations-technologien. Letzteres er möglicht auchdas Vernetzen kleinster dezentraler undverteilter Erzeugereinheiten zu einemgrößeren „virtuellen“ Kraftwerk. ��

    DAS THEMA

    7

    Diagramm: Hier wird die Dynamik der Stromproduktion in Japan in einem 100% Sze-

    nario für zwei Wochen des Jahres gezeigt. Das Versorgungssystem wird so gesteuert,

    dass immer genug Elektrizität produziert wird, um den Bedarf zu decken. Wenn z. B.

    niedrige Produktion der Windenergie und der Photovoltaik zusammen fallen, werden

    Pumpspeicher entleert um die Versorgung zu gewährleisten – siehe Tage 14, 18, 19

    und 271. (Quelle und weitere Informationen: www.solarmissionpossible.info)

    Solarwärme-Kraftwerk (PSP)

    Photovoltaik

    Windkraft

    Wasserkraft

    Erdwärme

    Biomasse (Kommunen, Privathaushalte)

    Biomasse(Industrie)

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  • DAS THEMA

    8

    Das industrielle „Solarzeitalter“ wirdgeprägt sein von einer weltweiten Ver-fügbarkeit der erneuerbaren Energie-ressourcen und von einer Technologiedie sowohl klein und dezentral, alsauch groß und zentral eingesetzt wer-den kann. Um die Kosten im Rahmenzu halten, müssen diese Technologienindustriell in Massen gefertigt werden.

    � Szenarien – ein Blick in dieGegenwart und Zukunft

    Szenarien und Untersuchungen überdie Zukunft der Energieversorgungsind in den letzten Jahrzehnten reich-lich erarbeitet und publiziert worden.Analysiert man jene Szenarien diekonsequent bis zu einer 100% erneu-erbaren Versorgung gehen, so lassensich folgende Aussagen treffen4:

    � Eine Reduktion der Treibhausgas-

    emissionen bis 2050 auf der Welt um

    50% und in den Industriestaaten um

    80% (gegenüber 1990) ist aus heutiger

    Sicht technisch und wirtschaftlich

    realisierbar.

    � Der Entwicklungspfad in ein regenerati -

    ves und effizienteres Energiesystem ist

    eine realistische Zukunftsoption und

    keine Sackgasse: auch eine vollständige

    also 100%-Versorgung aus erneuer-

    baren Energiequellen ist aus heutiger

    Sicht in einem effizienten Energie-

    system möglich.

    � Auf Kernkraft oder Kernfusion kann

    verzichtet werden.

    Die in den Szenarien beschriebenenVersorgungssysteme bieten möglicheZielkorridore für die Umstrukturie-rung der Energiewirtschaft an. EineUmstrukturierung hin zu erneuerba-ren Energien muss nicht auf die indiesen Berichten beschriebenen Ideenbeschränkt bleiben. Andere Systeme,andere technologische Kombinationensind ebenfalls möglich. Da Versorgungs-sicherheit im Elektrizitätssektor am

    wichtigsten ist – Erzeugung und Ver-brauch müssen jederzeit übereinstim-men – wurden einige der Energiesyste-me in computerbasierten Simulatio-nen nachgebildet. Es zeigt sich, dassbei geeigneter Gestaltung und Steue-rung des Systems ein 100% EE-Systemdas ganze Jahr sicher funktioniert5.

    Obwohl in der Anfangszeit zusätzlicheInvestitionen zur Stimulation der Ent-wicklung hin zu einem nachhaltigenEnergiesystem notwendig sind, wirddas umstrukturierte Energiesystemmittel- und langfristig nicht teurer,eher billiger als das gegenwärtige sein.Es wird dabei ein System sein, welchesdas Wesen der energiewirtschaftlichenInvestitionen verändert: von einemInvestieren in die Erschöpfung fossil/nuklearer Ressourcen zu einem Inve-stieren in die Erhaltung. Gleichzeitigwird es mehr Arbeitsplätze schaffenals ein konventionelles System6.

    Analysiert man ältere Szenarien, sostellt man heute fest, dass die Markt-einführung von erneuerbaren Ener-gien in den Regionen, in denen dieRahmenbedingungen stimmten, vielschneller erfolgt ist, als selbst die opti-mistischen Wissenschaftler gedachthatten. „First mover“ Länder (wie z. B.Deutschland) sind in einer durch dieSchaffung von Arbeitsplätzen undExportchancen sehr günstigen „Win-Win“ Situation. Dies sollte uns zuver-sichtlich stimmen, dass die Szenarienauch realisierbar sind.

    � Der nächste Schritt – Deutsch-land und Europa als Vorreiter

    Deutschland wird als Vorreiter im Kli-maschutz eine 30%-Minderung derEU durch eine eigene Minderungsver-pflichtung von 40% bis 2020 gegen-über 1990 unterstützen7. Zur Realisie-rung dieses Zieles ist ein umfangreichesPaket an Maßnahmen in Deutschlandkürzlich beschlossen worden. Dies istder konsequente nächste Schritt.

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    1990 2005 2020

    Energiebedingte CO2-Emissionen in

    den volkswirtschaftlichen Sektoren in

    Deutschland: Ist-Werte für 1990 und

    2005, UBA-Szenario für 2020.

    (Quelle: Erdmenger et. al., „Klimaschutz in Deutsch -

    land – 40% Senkung der CO2-Emissionen bis 2020

    gegenüber 1990“, Umweltbundesamt, 2007)

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    Gewerbe/Handel/Dienstleistung

    Haushalte

    Verkehr

    Industrie

    Energiewirtschaft

    Vollversorgung 2020: Die Solar-

    siedlung in Freiburg zeigt vorbildhaft,

    wie es bereits heute funktioniert!

  • Nach dem ersten Schritt – der For-schung, Entwicklung und Ausbildung,folgte in den 90er Jahren die Markt-einführung. Nun folgt der konsequen-te dritte Schritt: die Konsolidierungund Sicherung des neuen Marktes anerneuerbaren und effizienten Energie-techniken, die gesteigerte Marktein-führung und die Ausweitung desExportmarktes. Dies bei fallendenPreisen und guter Qualität.

    Es gibt vereinzelte Stimmen, die voreiner „Stromlücke“ im Jahr 2020 war-nen. Die Untersuchungen des UBAund der kürzlich veröffentlichte Moni-toringbericht des BMWi zur Versor-gungssicherheit in Deutschland zeigenhingegen, dass auch mit dem Atom -ausstieg und trotz altersbedingter Still-legung fossiler Kraftwerke keine Eng-pässe in der Stromversorgung zuerwarten sind. Da eine sichere undeffiziente Energieversorgung ohneAtomstrom möglich ist, sollte manangesichts der Risiken und der unge-lösten Entsorgungsfrage an dem Atom-ausstieg festhalten. Und nicht zu ver-gessen: Die Erzeugung von Atom-strom ist auch mit der Emission vonKlimagasen verbunden.

    Angesichts der Finanzkrise forderneinige, den Klimaschutz zu verschieben.Aber viele Klimaschutzmaßnahmensind wirtschaftlich sinnvoll und ver-

    bessern die Wettbewerbsfähigkeit derdeutschen Wirtschaft. Sie helfen,unsere Infrastruktur und Gebäude zumodernisieren. Die erneuerbarenEnergien sind ein wichtiger Markt derZukunft und ihre inländische Förde-rung erlaubt der deutschen Wirtschaft,diese Güter zu exportieren. Letztlichhilft uns die Energiewende zu einereffizienten und erneuerbaren Energie-wirtschaft, unabhängiger von Energie-importen zu werden. Klimaschutzmuss langfristig, geduldig und ohneZaudern verwirklicht werden, auch inZeiten einer Wirtschaftskrise. Wirt-schaftskrisen kommen und gehen – der Klimawandel belastet uns unddie nächsten Generationen.

    Ich schließe mit dem Hinweis auf dieVerantwortung der Bürger und Ver-braucher – es gibt keinen Bereich, indem uns allen so viel Verantwortungund Gestaltungsfähigkeit zufällt, wieder Energiebereich. Wir als Verbrau-cher entscheiden täglich durch unsereneffizienten Einsatz von Energie undbesonders durch unseren Bezug vonEnergie, wie schnell eine 100% Ener-gieversorgung auf Basis erneuerbarerEnergiequellen entsteht. Stellen Siesich mal vor, alle Verbraucher würdennur noch effiziente Geräte und Fahr-zeuge kaufen! Stellen Sie sich dochmal vor, keiner würde mehr Strom ausnuklearen/fossilen Quellen kaufen! �

    9

    Dr. Harry Lehmann1 leitet denFachbereich „Umweltplanung undNachhaltigkeitsstrategien“ beimUmweltbundesamt in Dessau. Der promovierte Physiker hat in derGruppe des Nobelpreisträgers Carlo Rubbia am CERN in Genfmitgearbeitet, später am WuppertalInstitut und war von 1998 – 2000Aufsichtsratsmitglied der NATUR-STROM AG. Ökologie und Ökono-mie schließen sich für den Umwelt-Experten Lehmann keineswegs aus. Vielmehr sieht er in der gegenwärti-gen schlechten Wirtschaftslage eineChance, mit dem Ausbau erneuer-barer Energien die notwendigenKlimaziele zu erreichen und durchinnovative grüne Technologien dieWirtschaft aus der Krise zu führen.

    � www.solarmissionpossible.info

    Kurzportrait

    1 E-Mail: [email protected]

    2 Siehe hierzu auch: IPCC Fourth Assessment Report, 2007;Bade et.al. „Die Zukunft in unseren Händen – 21 Thesenzur Klimaschutzpolitik des 21. Jahrhunderts und ihre Begrün-dungen“, Umweltbundesamt, Dessau 2005.

    3 Siehe hierzu: www.energywatchgroup.org oder SchindlerJ., Zittel H. (1998): „Wie lange reicht das billige Öl“, Scheidewege, 28, 1998/99, Baiersbronn.

    4 Eine kleine Auswahl:„Le Groupe de Bellevue“ in Paris (1978); Nakicenovic N.,IIASA in Laxenburg (1982);

    LTI Research Team „Long-Term Integration of RenewablesEnergy Sources into the European Energy System“, Physi-ca Verlag, 5/98;

    � Quellenangaben undAnmerkungen des Autors

    Enquete-Kommission „Nachhaltige Energieversorgungunter den Bedingungen der Globalisierung und der Libera-lisierung“ (2002): Deutscher Bundestag, Drucksache 14/9400;

    Lehmann, H. et al. (2003) „Energy Rich Japan – A Visionfor the Future“;

    Peter, S. et. al. „Full Renewable Electricity Supply of Catalu-nia“ (2007) – Quellen über www.solarmissionpossible.infozugänglich.

    5 Einige Firmen und Verbände haben dies durch ein Kom-bikraftwerk demonstriert. Das Regenerative Kombikraft-werk verknüpft und steuert 36 über ganz Deutschland ver-streute Wind-, Solar-, Biomasse- und Wasserkraftanlagen. Quelle: www.kombikraftwerk.de

    6 Heute sind in Deutschland in der EE-Industrie bereits ca.240.000 Arbeitsplätze geschaffen worden.

    7 Siehe hierzu auch: Erdmenger et. Al., „Klimaschutz inDeutschhland – 40% Senkung der CO2-Emissionen bis2020 gegen über 1990“, Umweltbundesant, 2007

    DAS THEMA

  • 10

    NACHGEFRAGT

    Parteien im Interview: Vollversorgung durch Erneuerbare Energien politisch möglich?

    ?Wie ist Ihre Position zur Förderung des Ausbausder EE in Deutschland? Wie wird sich Ihrer Meinungnach der Anteil der EE in Deutschland entwickeln?

    � Reiche, CDU/CSU: Bis zum Jahr 2020 wollen wir inDeutschland einen Anteil am Gesamtenergieverbrauch vonmindestens 20% und bei der Stromerzeugung von minde-stens 30% erreichen. Ziel ist es, dass die erneuerbaren Ener-gien bis zum Jahr 2050 den Hauptanteil an der Energiebe-reitstellung in Deutschland tragen.

    � Kelber, SPD: Die SPD hat sich hinter die Prognosen derDeutschen Agentur für Luft- und Raumfahrt gestellt, dassdie Stromerzeugung in Deutschland bis spätestens 2050 voll-ständig auf Erneuerbare Energien umgestellt werden kann.Bis 2020 erwarten wir wenigstens 35% der Stromerzeugungmit Erneuerbaren Energien. Auch der Anteil ErneuerbarerEnergien bei Mobilität und Wärme wird schnell ansteigen,wenn wir die 1998 eingeschlagene Politik fortsetzen können!

    � Kopp, FDP: Um die Energieversorgung auch zukünftigsicherzustellen, ist ein möglichst breiter Energie-Mix notwen-dig. Die Förderung erneuerbarer Energien muss so umge-stellt werden, dass sie Anreize für Technologien setzt, die sicham Markt ohne Subventionen behaupten können. Der Ein-satz erneuerbarer Energien muss durch Einbezug der Wär-meerzeugung auf eine breitere Grundlage gestellt werden.Dazu gehören auch neue Formen der Energiespeicherung.

    � Höhn, B’90/Grüne: Wir brauchen so schnell wie möglich100% Erneuerbare Energie – zuerst im Strombereich unddann für die Wärme und den Verkehr. Nur so können wirKlimaschutz und Energiesicherheit vereinbaren. Unser Zielist 2020 mehr als 40% des Stroms aus Wind-, Wasser-, undSonnenenergie, Geothermie und Biomasse zu gewinnen.

    � Tackmann, DIE LINKE: Wir setzen uns für eine regene-rative Vollversorgung ein. Bis 2020 kann der Anteil erneu-erbarer Energien im Stromsektor 50% und im Wärmebe-

    reich 25% erreichen. So schaffen wir die erforderlichen Kli-maschutzziele und in den nächsten zehn Jahren 300.000neue Arbeitsplätze. Für diesen Weg wollen wir die gesetzli-chen Rahmenbedingungen schaffen.

    ?Wie steht Ihre Partei zu dem von der Vorgänger-regierung beschlossenen Atomausstieg?� Reiche, CDU/CSU: Wir streben eine Verlängerung derLaufzeiten von sicheren Kernkraftwerken an, bis neue,noch klimafreundlichere, Ressourcen schonende und wirt-schaftliche Energieträger in ausreichendem Umfang verfüg-bar sind. Vorrangig ist für uns dabei, das größtmöglicheSicherheitsniveau jeder Anlage zu gewährleisten.

    � Kelber, SPD: Die SPD war treibende Kraft hinter denBeschlüssen zum Atomausstieg und hat diesen auch in derGroßen Koalition durchsetzen können. Mit der SPD wirdes nur eine Regierungsbildung geben können, wenn derAtomausstieg bleibt. Atomenergie ist zu riskant, monopolla-stig und behindert den Ausbau der Erneuerbaren Energien.

    � Kopp, FDP: Kernenergie ist solange unverzichtbar, biserneuerbare Energien in ausreichendem Umfang grundlast-fähigen Strom erzeugen, oder die Technik der CO2-Abscheidung für Kohlekraftwerke im großtechnischenMaßstab beherrscht wird. Wenn sich der Bau von Ersatz-kraftwerken weiter verzögert, kann eine Versorgungslückein den nächsten Jahren nur durch ein Weiterlaufen ineffi-zienter Kohlekraftwerke vermieden werden, wodurch erheb-liche Energiepreissteigerungen drohen.

    � Höhn, B’90/Grüne: Wir wollen den Atomausstieg wievereinbart zu Ende bringen. Die Atomenergie ist gefährlichund teuer und trägt weder zum Klimaschutz noch zur Ener-giesicherheit bei. Eine Laufzeitverlängerung würde den Aus-bau der erneuerbaren Energien weit zurückwerfen undwäre ein zu hohes Sicherheitsrisiko.

    Am 14. Juni 2000 hat die rot-grüne Regierung mit führenden Energieversorgungsunternehmen imAbkommen zum Atomausstieg vereinbart, die Nutzung der Kernenergie in Deutschland geordnet zubeenden. Ende 2001 wurde das neue Atomgesetz dann gegen die Stimmen der damaligen Opposition(CDU/CSU und FDP) vom Bundestag beschlossen. Auch in der großen Koalition wird an dem beschlos-senen Atomausstieg festgehalten – doch wie sieht es mit einer möglichen neuen Regierung aus?

    energiezukunft hat bei den im Bundestag vertretenen Parteien nachgefragt:

  • Ulrich Kelber, stellvertretender

    Fraktionsvorsitzender der

    SPD, zuständig für Umwelt,

    Energie, Verbraucherschutz

    und Nachhaltigkeit

    Katherina Reiche, stellvertre-

    tende Vorsitzende der

    CDU/CSU-Bundestagsfraktion,

    stellv. Mitglied im Ausschuss

    für Umwelt, Naturschutz und

    Reaktorsicherheit

    Gudrun Kopp, Sprecherin der

    FDP-Bundestagsfraktion für

    Energiepolitik und Welthan-

    delsfragen, Mitglied im Wirt-

    schaftsausschuss sowie im

    Beirat der Bundesnetzagentur

    Bärbel Höhn, stellvertretende

    Fraktionsvorsitzende Bündnis

    90/Die Grünen im Bundestag,

    Mitglied im Ausschuss für

    Umwelt, Naturschutz und

    Reaktorsicherheit

    Dr. Kirsten Tackmann, Mitglied

    des Fraktionsvorstands

    DIE LINKE und agrar- und

    frauenpolitische Sprecherin

    der Fraktion

    NACHGEFRAGT

    11

    � Tackmann, DIE LINKE: Die jetzige Regelung ist unzureichend.Wir sprechen uns für einen schnellstmöglichen Ausstieg aus dergefährlichen und unbeherrschbaren Atomenergienutzung aus. Dasbedeutet, dass die ältesten Atomanlagen sofort vom Netz müssen.Beim raschen Zubau erneuerbarer Energien ist dabei eine Stromlückeausgeschlossen.

    ?Welche Position nimmt Ihre Partei zu dem Bau weiterer Kohlekraftwerke in Deutschland ein?� Reiche, CDU/CSU: Der deutsche Kraftwerkspark muss moderni-siert und der Neubau effizienter, klimafreundlicher Kraftwerke vor-angetrieben werden. In diesem Zusammenhang ist auch der Ersatzalter durch moderne sauberere Kohlekraftwerke ein Beitrag zum Kli-maschutz. Dabei spielen vor allem die Verbesserung der Wirkungs-grade von Kraftwerken und die Erprobung der neuen Technologiender Abscheidung und der Speicherung von CO2 eine wichtige Rolle.

    � Kelber, SPD: Für uns ist der Emissionshandel mit seiner stetig sinkenden Obergrenze an erlaubten CO2-Emissionen der Garant fürEinhaltung der Klimaschutzziele. Alle fossilen Kraftwerke müssensich ab 2013 diese Berechtigungen kaufen. Umso mehr Kohlekraft-werke neu gebaut werden, ohne alte Kraftwerke abzuschalten, destounrentabler wird der Betrieb dieser Kraftwerke. Ersatzinvestitionenfür besonders dreckige und ineffziente Uraltkraftwerke sind aber mög-lich, um schnell die CO2-Emissionen zu senken. Die Zahl der Kohle-kraftwerke in Deutschland wird so trotz Atomausstieg sinken.

    � Kopp, FDP: Deutschland sollte in der Lage bleiben, den Bedarfan grundlastfähigem Strom ohne Abhängigkeit von Stromimportenherzustellen. Kohle wird auf absehbare Zeit ein Rückgrat deutscherStromversorgung mit Grundlaststrom bilden. Wegen des hohenschwankungsanfälligen Windenergieanteils kann auf konventionelleKraftwerke nicht verzichtet werden; neue Kohlekraftwerke müssenjedoch mit Technologie zur CO2-Abscheidung nachrüstbar sein.

    � Höhn, B’90/Grüne: Mit weiteren neuen Kohlekraftwerken könnendie Klimaziele und der Ausbau der Erneuerbaren Energien nichterreicht werden. Eine zukunftsfähige Energieversorgung schaffen wirnur mit einer echten Energiewende, ohne Atomkraft und ohne dieklimaschädliche Kohle. Für den Übergang brauchen wir flexible Gas-kraftwerke, die die Schwankungen bei den Erneuerbaren ausgleichen.

    � Tackmann, DIE LINKE: DIE LINKE lehnt den Bau weiterer Koh-lekraftwerke ab. Ein Zubau fossiler Großkraftwerke behindert denAusbau erneuerbarer Energien und führt zu einem Verfehlen derKlimaschutzziele. Dabei ist auch anzumerken, dass die Abscheidungund unterirdische Verklappung von CO2 keine Lösung darstellt.Dabei handelt es sich um ein teures, auf Kosten des Wirkungsgradesgehendes und nicht erfüllbares Alibi-Technologieversprechen, das nurden jetzigen Zubau weiterer Kohlekraftwerke legitimieren soll. Mit-tel- und langfristige Lagerungsrisiken sind zudem wahrscheinlich.

  • Der Ölpreis hat für viele Menschenin Jühnde im Landkreis Göttingenan Bedeutung verloren. Denn sie heizenlängst mit heimischer Wärme: EineBiogasanlage, die Agrarrohstoffe ausder Region vergärt, liefert seit Oktober2005 die Wärme für 70% der Bürger.Biomasse wie Roggen, Weizen, Son-nenblumen und Mais von nahegelege-nen Landwirten wird darin vergoren,zudem Gülle und Festmist. Dabei ent-steht Methan, das in einem Kleinkraft-werk zur Erzeugung von Strom undWärme genutzt wird. Hinzu kommtdie Wärme aus einer Holzhackschnitzel-heizung. Ein Nahwärmenetz wiederumbringt die Wärme in die derzeit 142Haushalte. „Bioenergiedorf“ nenntsich Jühnde seither.

    Die Betreibergesellschaft, eine Genossen-schaft mit fast 200 Mitgliedern, konnteim Jahr 2008 rund 4,7 Millionen Kilo-wattstunden Strom ins Netz einspei-sen und durch die Lieferung von 3,4Millionen Kilowattstunden Wärmemehr als 300.000 Liter Heizöl ersetzen.„Mächtig stolz“ sei man darauf, lässtdie Genossenschaft wissen, deren Mit-glieder vor allem die Kunden selbst sind.

    Und weil die Kunden damit ihre eigenenEnergiepreise festlegen, ist die Wärmegünstig zu haben. Zwar müssen dieWärmeabnehmer eine Grundgebührvon 500 Euro jährlich bezahlen, dochweil die Häuser keine Heizkessel mehrbenötigen, fallen im Gegenzug die ent-

    sprechenden Unterhaltskosten weg. Der Kilowattstundenpreis der Wärmeliegt so bei 4,9 Cent. Auch in Zukunftwerden die Preise real kalkuliert sein:„Die Menschen sind gleichzeitig Unter-nehmer und Kunde, sie werden immereinen fairen Ausgleich der Interessensuchen“, sagt Eckhard Fangmeier, Vor-standssprecher der Betreibergesellschaft.Initiator des Projektes war das Inter-disziplinäre Zentrum für nachhaltigeEntwicklung der Universität Göttingen:Vor sieben Jahren hatten die Wissen-schaftler 40 Gemeinden im Umlandder Stadt mit der Idee konfrontiert,anschließend für vier ausgewählteDörfer genauere Pläne entwickelt, undsich schließlich für Jühnde entschie-den, ein Dorf mit 750 Einwohnern.„Der Rückhalt in der Bevölkerung warein Grund für die Entscheidung zugun-sten von Jühnde“, sagt Fangmeier.

    Und schon bringt Jühnde in der RegionNachfolgeprojekte hervor. Der Land-kreis Göttingen hat bereits neun weitereGemeinden auserwählt, die für lokaleBiowärme-Netze in Frage kommen.Die wesentlichen Kriterien: Die Dörfermüssen eine Größe zwischen 250 und1.500 Einwohnern haben, und dürfenüber kein Erdgasnetz verfügen, dennwo es Erdgas gibt, ist die Anschlussbe-reitschaft erfahrungsgemäß geringer.Am Ende sollen fünf der untersuchtenGemeinden zum Bioenergiedorf werden.

    Auch in anderen Teilen Deutschlandsgibt es längst Nachfolger. Mauenheimim Landkreis Tuttlingen zum Beispielist Bioenergiedorf geworden, ebensoLippertsreute, ein Stadteil von Überlingenam Bodensee. Auch in Breuberg Rai-Breitenbach im Odenwald wurde einHeizkraftwerk im August 2008 einge-weiht. Und 2009 sollen auch die südba-dischen Gemeinden Schlatt am Randen(bei Hilzingen) und Randegg (bei Gott-madingen) Bioenergiedorf werden. Derdortige Initiator, die BürgergesellschaftSolarcomplex, lässt bereits verlauten,man strebe „eine Taktzahl von minde-stens einem Bioenergiedorf pro Jahr“ an.

    12

    HINTERGRUND

    Vollversorgung heute:

    Das Bioenergiedorf Jühnde

    Die Fakten� Jühnde: 750 Einwohner auf24,5qkm, 8 Landwirt-

    schaftsbetriebe mit 80 bis 350 ha,1 Bäcker- und Kaufladen, 1 Gast-stätte, 1 Arzt, 1 Sport- und Kultur-halle, 1 Schützenhaus, 1 Tennis-anlage, 1 Sport- und Bolzplatz, 1 Kindergarten, 1 Kirchenzentrum

    � Die Bioenergieversorgung: � 700 kW-Biogasanlage, � 550 kW-Holzhackschnitzel-

    heizwerk, � 5.500 m langes Nahwärmenetz

    � Der Jahresertrag: � ca. 4,7 Mio. kWh Biostrom � ca. 3,4 Mio. kWh Wärme

    Von Bernward Janzing

  • Vision EE-Netz Europa

    13

    Strom aus dem nahen Osten:Die Wüsten des Sonnengürtels sinddie größte technisch zugänglicheStromquelle der Erde. Einige Wis-senschaftler schlagen daher vor, ein-fach im Nahen Osten und NordafrikaSolarstrom zu produzieren und die-sen dann nach Europa zu transpor-tieren. Doch halt: Energie aus demNahen Osten? Kommt uns das nichtbekannt vor? Und wollen wir das?

    Die Erneuerbaren Energien – undbesonders das naturstrom-Angebot –haben momentan den großen Vorteil, dasssie regional produziert werden können. Dasschafft Arbeitsplätze vor Ort und dezentra-lisiert die Energieproduktion. Ingesamtwird Deutschland dadurch unabhängigervon Energieimporten, vor allem aus Kri-senregionen. Sicher ist Sonnenstrom ausdem Nahen Osten genau so grün, aber ister mit Blick auf Transportkosten und mög-liche Krisenherde auch genau so nachhaltig?

    Dazu kommt, dass der Energietransportüber viele Hunderte von Kilometern mitRisiken verbunden ist. Hässliche Strom-masten und Leitungsverluste sind dabeinoch das kleinste Problem: Wer repariertdie Leitung, die mitten im Nirgendwo eineStörung hat? Was, wenn die Leitungabsichtlich durchtrennt wurde, von Rebel-lengruppen zum Beispiel? Und was ist mitder elektromagnetischen Strahlung, die vonÜberlandleitungen ausgeht? Das sind nureinige Fragen, die geklärt werden müssen,

    bevor sich Deutschland erneut von Stromaus politisch instabilen Regionen abhängigmacht. Zumal wir diesen Strom gar nichtbrauchen: Laut einer Machbarkeitsstudieder Heinrich-Böll-Stiftung könnte Deutsch-land seine Grünstrom-Produktion im Ver-gleich zu heute versechsfachen, wenn allePotenziale genutzt werden.

    Doch nicht alle Länder in Europa sind soreich an Ressourcen. Für ein Drittel derMitgliedstaaten ist eine Vollversorgung miteigenen regenerativen Ressourcen unmög-lich. Für sie ist es sehr wohl interessant,dass die Staaten im Sonnengürtel fast dieHälfte des EU-Strombedarfs mit Solarstromdecken könnten. Gemeinsam könnteEuropa eine Energie-Vision verwirklichen,von der jeder allein nur träumen kann. DieHeinrich-Böll-Stiftung schlägt daher dieGründung einer „Europäischen Ge mein-schaft für Erneuerbare Energien“ (ERENE)vor, um mit Hilfe eines transnatio nalen Ver-bundnetzes einen europäischen Binnen-markt für grünen Strom zu schaffen.

    DESERTEC, eine Initiative des Club ofRome, hingegen schaut über die EU hin-aus, besonders gen Nordafrika und demNahen Osten. Der Fokus liegt jedoch aufpolitisch relativ stabilen Ländern wie Jor-danien und Marokko. Außerdem könnteeine Kooperation diesen Regionen sogarzu Gute kommen: Durch Wissenstransferund Investition könnten sie stabilisiert wer-den. Um elektromagnetische Strahlung sogering wie möglich zu halten, beinhaltet

    der DESERTEC Plan strahlungsfreie Hoch -spannungs-Gleichstrom-Übertragung, diezudem relativ preisgünstig auch unterirdischverlegt werden kann. Und die Energiever-teilung ist so geplant, dass der Ausfall vonKraft werken und Leitungen mittelfristigdurch bereitstehende Gaskraftwerke kom-pensiert werden kann, sollte das nötig werden.

    Ein vielversprechender Ansatz für denTransport von Sonnenstrom ist auch dieSpeicherung mittels concentrated solar power(CSP) und flüssigem Salz. Diese Technolo-gie wird gerade in Granada getestet. Tags-über werden nur die Hälfte der Sonnen-strahlen verbraucht, während die andereHälfte flüssiges Salz aufheizt, das dann inder Nacht für die Stromversorgung zustän-dig ist. Mit der Hilfe von CSP könnte Son-nenstrom von Südeuropa und Nordafrikanach ganz Europa transportiert werden.

    Überstürzt Sonnenstrom aus Krisenregio-nen zu beziehen ist mit Sicherheit keineLösung; Kritikpunkte müssen aufgezeigt, vonallen Seiten beleuchtet und ausgeräumtwerden. Doch letztlich sind wir schon jetzteine vernetzte Welt. Warum also nicht alsErgänzung zu heimischen ErneuerbarenEnergien, auch Strom aus dem Nahen Osten,solange das Konzept verantwortungsvoll,sicher und nachhaltig ist? Der Klimawandelbetrifft alle Länder, also sollten auch alle aneinem Strang ziehen, um langfristig diePotenziale voll auszuschöpfen, die der Pla-net zu bieten hat.� www.boell.de, www.desertec.org

    NACH ÖL NUN SONNE?

    Die kritische Seite:

    Solarwärme-Kraftwerk (CSP)

    CSP-Kollektorbereichefür Elektrizität

    Weltweit 2005

    EU – 25 2005

    MENA 2005

    TRANS-CSP Mix EUMENA 2050

    Photovoltaik

    Wind

    Wasser

    Biomasse

    Erdwärme

  • 14

    HINTERGRUND

    Der Wind ist unberechenbar: Es kann stürmen oder Flaute herrschen. Auch auf die Sonne ist kein Verlass.Daher speisen Windräder und Photovoltaikanlagen ihren Strom nicht kontinuierlich ins Netz ein. Die Problemlösung liegt in der Kombination vieler Energiearten und Standorte sowie der Nutzung vonSpeichern und wird als Kombikraftwerk oder auch als virtuelles Kraftwerk bezeichnet. Von Ingo Leipner

    Was ist, wenn der Wind nicht weht?Kombikraftwerke gleichen Schwankungen aus

    Wie ein solches „virtuelles“ Kraftwerk – das eine Kombi-nation vieler kleiner Kraftwerke ist, aber die Funktionvon konventionellen Großkraftwerken übernehmen kann –funktioniert, zeigte letztes Jahr das Pilotprojekt „RegenerativesKombikraftwerk“ der Firmen „Enercon“ (Windkraft), „Schmack“(Biogas) und „SolarWorld“ (Photovoltaik). Ein weiterer Partnerwar das „Institut für Solare Energieversorgungstechnik“ (ISET)an der Universität Kassel. Der ISET-Wissenschaftler ReinhardMackensen hat die Software für die Steuerwarte entwickelt:„Bei dem Regenerativen Kombikraftwerk kombinieren wirausschließlich erneuerbare Energieformen“, erläutertder Bauingenieur, „wir wollten zeigen, dass wir auf dieseWeise Deutschland mit Elektrizität versorgen können.“

    Wie arbeitet das Kombikraftwerk? Zwanzig Solaranlagen,elf Windenergie- und vier Biogasanlagen produzierenihren Strom – über ganz Deutschland verteilt. Einge-bunden ist auch ein Pumpspeicherkraftwerk. Die Lei-stung des Energieverbundes: Strom für 12.000 Haushalte,der Bedarf einer Stadt wie Schwäbisch Hall. Im ISETbefand sich die zentrale Steuerwarte: „Im ersten Schrittwerden für die nächsten 48 Stunden Einspeiseprogno-sen für Windenergie und Photovoltaik erstellt“, erklärtMackensen, der am ISET auch Leiter des Projekts „Wind -leistungsprognose“ ist.

    Die Daten für die Vorhersage von Windstärke und Sonnenstun-den kommen vom Deutschen Wetterdienst. „Im zweiten Schrittstellen wir Fahrpläne für die Biogasanlagen und das Pumpspei-cherkraftwerk auf“, sagt der Wissenschaftler, „das wird sogeregelt, dass die prognostizierte Bedarfskurve gedeckt ist.“

    „Im letzten Schritt wird aktuell geschaut: Kommen wir mitunseren Prognosen hin, oder müssen wir Biogasanlagen oderdas Pumpspeicherkraftwerk rauf- oder runterregeln“, erläutertMackensen. Zwei Situationen sind denkbar: Die Windräderund Photovoltaik-Anlagen liefern zu viel Strom, dann kommtdas Pumpspeicherkraftwerk zum Einsatz. Mit dem Überschussan Strom betreibt man Pumpen, die Wasser in ein höheresBecken befördern. Auf diese Weise wird die Energie gespei-chert – und wieder in Strom verwandelt, wenn das zurück-laufende Wasser Turbinen mit Generatoren antreibt. Genaudas ist in der zweiten Situation nötig, wenn Windräder und

    Photovoltaik-Anlagen zu wenig Strom produzieren. Zusätzlichlassen sich Biogasanlagen hochfahren, weil sie immer verfüg-bar sind. „Dabei wird auch entschieden, ob wir Strom anunsere Nachbarn exportieren oder von ihnen importieren“, soMackensen. Auf diese Weise lassen sich die natürlichen Schwan -kungen bei der Wind- und Solarenergie ausgleichen – einebedarfsgerechte Stromversorgung mit Erneuerbarer Energieist realistisch. Mackensen und seine Kollegen schreiben in

    ihrem Abschlussbericht 2008: „Das Projekt hat eindrucks-voll untermauert, dass es prinzipiell möglich ist, Deutsch-land aus 100% Erneuerbaren Energien zu versorgen.“

    Das Regenerative Kombikraftwerk: Es deckt im Maßstab 1 zu

    10.000 den Strombedarf in Deutschland. Dies entspricht dem

    Strombedarf von 12.000 Haushalten.

  • 15

    ÜBER DEN TELLERRAND

    Über den Tellerrand geschaut von Caterina Fox.

    Santa Coloma deGramenet, einekatalanische Stadt imNorden Barcelonas,installierte im Novem-

    ber 2008 eine Photovoltaikanlage aufdem örtlichen Friedhof. Die letzteRuhestätte produziert nun Strom füretwa 60 Haushalte. Der Grund? In derbergigen Kleinstadt gab es einfach kei-nen anderen flachen Ort, der großgenug gewesen wäre.

    Santa Coloma ist keine Ausnahme:Spanien ist heute einer der amschnellsten wachsenden Märkte fürErneuerbare Energien. Zwei wichtigeHintergründe treiben die Entwicklungvoran. Zum einen ist Spanien ohneeigene fossile Resourcen wie kaum einanderes Land von Energieimportenabhängig. Und zum zweiten hatte Spa-nien seinen im Kyoto-Protokoll festge-legten Treibhausgasausstoß bereits imJahr 1996 überschritten. Die Zeit zumHandeln war gekommen.

    In zwei Energieplänen (1999 und2005) wurde bestimmt, dass Spanienbis 2010 12% seines Primärenergiever-brauchs aus Erneuerbaren Energiendecken sollte, was etwa 30% des

    Stromverbrauchs entspricht. Mit 34,8%wurde das Ziel bereits diesen Januarüberschritten. Einige autonome Regio-nen planen sogar schon in ein paarJahren Vollversorgung zu erreichen:Kastilien-Leon und Galicien sind mit70% besonders nah daran.Den Löwenanteil trägt dabei dieWindkraft. Als das zweitbergigsteeuropäische Land (nach der Schweiz),und eines der am wenigsten bevölkerten,hat Spanien ideale Bedingungen, ohneauf Widerstand in der Bevölkerung zustoßen. Zusammen mit Deutschlandund Dänemark gehört es zu den Top 3der Windnationen; 16.000 Megawattdecken 11% des Strombedarfs. Am24. November 2008 waren es sogar43% – ein Rekord!

    Auch im Solarbereich hat sich Spa-nien innerhalb kürzester Zeit an dieeuropäische Spitze gearbeitet undbestreitet die Top 20 der weltgrößtenPhotovoltaik-Anlagen fast allein. Undseit 2006 muss jedes neu gebaute oderrenovierte Gebäude eine Solaranlagehaben. Schätzungen zufolge gingenallein im letzten Jahr über 3 GigawattSolarstrom ans Netz. Motor dieser Entwicklung ist seit 1998eine preisorientierte Einspeiserege-

    lung ähnlich dem deutschen EEG.Die aktuellste Änderung stieß jedochauf Unmut im Markt: Laut demKöniglichen Erlass 1578/2008 wirddie jährliche Neuinstallation von Pho-tovoltaikanlagen nämlich von 1.000 MWauf 500 MW gekappt. Diese Kapazitätist auf Quartale verteilt; ist der viertel-jähriche Anteil erreicht, wird der Ein-speisetarif um 2,5% reduziert (ent-spricht 10% im Jahr). Der Tarif selbst ist geringfügig höherals in Deutschland: 320 Euro/MWhfür Bodenanlagen (D: 319) und 340Euro/MWh für Dachanlagen (D: 330).

    Der neue Tarif lähmte Investitionenund kostete Spanien einen Platz aufdem Renewable Energy CountryAttractiveness Index von Ernst & Young,der die Attraktivität eines Landes fürKapitalinvestitionen in ErneuerbareEnergien misst. Spanien belegt nunzusammen mit China Platz vier, hinterden USA, Deutschland und Indien.

    Doch Spanien will zurück an die Spit-ze und gründete 2009 gemeinsam mitPortugal ein Zentrum für Forschungim Bereich Eneuerbare Energie, dasIberian Renewable Energy Center. Indiesem Sinne: ¡Vivan Nuevas Energías!

    Das ist spanisch für „Es leben die neuen Energien!“ Und trotzdem ist die spanische Solarenergie im letzten Jahr auf dem Friedhof gelandet – im wahrsten Sinne des Wortes.

    ¡Vivan Nuevas Energías!

    Seit September 2007 komplett am Netz: Das weltgrößte PV-Kraftwerk in Beneixama. Insgesamt ist die Fläche 500.000 Quadratmeter groß (vergleichbar mit 71 Fußballfeldern).

  • 16

    HINTERGRUND

    Es war noch nie so leicht wie heute, das ökologisch Vernünftige zu tun. Denn öko rechnet sich. Die Mehrheit der Menschen wird auf Ökoenergien und bessere Energieeffizienz-Technologien umsteigen,weil sie Geld sparen will. Von Franz Alt

    Das Ölscheichtum Abu Dhabigehört zu den Vereinigten Ara-bischen Emiraten. Es verdankt seinenriesigen Reichtum zu 98% demschwarzen Gold. Aber ausgerechnethier wird seit 2009 die erste solareIndustriestadt der Welt gebaut, Masdar.47.500 Menschen und 1.500 Firmenwerden im Ölscheichtum zu 100% mitErneuerbarer Energie leben und arbei-ten. Der Leiter des Projekts, Sultan AlJaber, ist sich sicher: „Eines Tages wer-den alle Städte so gebaut sein wieMasdar.“ Stadtplaner von Masdar istder bekannte englische Architekt Nor-man Foster, der sowohl den Reichstagin Berlin zu 95% mit ErneuerbarerEnergie versorgt wie auch das Energie-

    sparhochhaus der Commerzbank inFrankfurt geplant hat. Foster: „Solar-architektur ist keine Modeerschei-nung, sondern die Überlebensfrageder Menschheit.“ Das deutsche Solar-unternehmen Conergy baut das solareGroßkraftwerk für die Sonnenstadt.Kann Masdar tatsächlich überall wer-den?

    Sogar der Chef des größten europäi-schen Energiekonzerns, Wulf Berno-tat, enthüllte eine kleine Sensation,als er kürzlich verriet, dass sein neuge-bautes Haus mit Wärmepumpe undSolarzellen ausgestattet sei und erdamit 80% der bisherigen Strom-kosten einspare. Privat also nutzt der

    Eon-Chef bereits die Sonne und ihreKostenvorteile, während er seinenKunden noch immer überwiegend diealte und immer teurer werdende Ener-gie verkauft. Damit Eon auch weiter-hin der größte Energiekonzern inEuropa bleibt, bestreitet das Unter-nehmen noch immer die Vorteile unddie Riesenchance des solaren Reich-tums dieser Welt. Die Technologien für den hundert-prozentigen Umstieg sind bereits ent-wickelt – auch und gerade in Deutsch-land – und weltweit zehntausendfacherprobt. Wir haben keine Erkenntnis-probleme mehr, wir haben im Landder deutschen Bedenkenträger ledig-lich Umsetzungsprobleme.

    Der solare Reichtum – Wohlstand für alle

  • 17

    HINTERGRUND

    � Europa im Jahr 2050– die Vision:

    Unser Kontinent ist zu 100% auf Er-neuerbare Energien umgestiegen. Mil-lionen Hausdächer und Hauswändeerzeugen Solarstrom und Solarwärme.Solare Großkraftwerke arbeiten in Spa-nien, Portugal, Italien und Griechen-land. Große Fabriken werden überWasserkraftwerke in Norwegen, Grie-chenland und Österreich mit Stromversorgt. Neubauten sind allesamtSolarenergie-Plus-Häuser. MillionenLandwirte sind Energiewirte gewordenund kommen endlich ohne staatlicheSubventionen aus. Die Akzeptanz vonWindrädern ist nach einem Atomun-fall in einem französischen AKW eineSelbstverständlichkeit.

    Was viele befürchtet hatten, ist nichteingetreten. Die Preise für Strom,Wärme und Mobilität sind nicht ins

    Unendliche gestiegen wie im Jahr2008 noch befürchtet worden warund die Europäer erfreuen sich weiter-hin ihres materiellen Wohlstands. Die Menschen hatten den entschei-denden Vorteil der ErneuerbarenEnergien verstanden: Sonne, Windund Erdwärme schicken keine Rech-nung. Und die Technik wurde dankder Massenproduktion der erneuerba-ren Energiesysteme immer preiswerter.

    Die Machbarkeit dieser Vision wird imJahr 2009 schon deutlich, nicht nuraus Klimaschutzgründen, sondern auchaus ökonomischen. Vor 15 Jahren wareine Kilowattstunde Windstrom nochviermal teurer als heute. Eine ähnlichePreisentwicklung ist für alle Erneuerba-ren Energien absehbar. In den letzten10 Jahren aber haben sich die Preisefür die alten Energieträger mehr als ver-vierfacht. Doch der zurzeit noch hohePreis für Solarstrom sinkt um etwa 20% mit jeder Verdoppelung der Produktion von Solarzellen. Allein2008 wächst die Produktion von Photovoltaik-Anlagen um über 50%.

    Hermann Scheer hat mit seinen Euro-solar-Fachleuten ausgerechnet, dassdas Land Hessen schon in fünf Jahrenzu 100% mit Ökostrom versorgt wer-den könnte und Al Gore kommt zumSchluss, dass die USA innerhalb von10 Jahren sämtlichen Strom erneuer-bar produzieren kann. Damit Kraft-werksbetreiber und Hausbesitzer, Bau-ern und Handwerker europaweit inSonnen- und Windkraftwerke, in Bio-gasanlagen und Geothermie investie-ren, sind transeuropäische Hochlei-stungsnetze für elektrische Energienötig. Mit der heutigen Netzstrukturund den heutigen Bauordnungen istdie solare Energiewende unmöglich.Die alten zentralistischen Energiever-sorger haben bisher den Ausbau derNetze in dezentralen Strukturen ver-weigert. Mit dem derzeitigen deut-schen Stromnetz ist es nicht einmalmöglich, den Windstrom von der

    Nordseeküste ausreichend ins Binnen-land zu bringen.

    Damit Unternehmer in neue transeu-ropäische Netzstrukturen investierenkönnen, brauchen wir Einspeisegesetze,die auch Ökostrom vergüten, der imAusland produziert wurde. Die Kapi-talmärkte sind bereit, eine großräumi-ge europäische Stromversorgung zufinanzieren. Voraussetzung freilichsind stabile politische Rahmenbedin-gungen. Theoretisch kann zum Bei-spiel Spanien ein Drittel des gesamteneuropäischen Strombedarfs über Son-nen- und Windkraft und Meeresener-gie erzeugen. Aber ohne entsprechen-de Netzstruktur funktioniert das inder Praxis nicht.

    Genau betrachtet ist ökologische Ener-giepolitik ein wesentlicher Teil einermodernen Sozialpolitik. Denn „derkleine Mann“ und „die kleine Frau“werden zum Beispiel als Erste aufAutofahren verzichten müssen, wennder Ölpreis und Benzinpreis weiteransteigt. Und viele Menschen werdenim Winter frieren, weil sie die altenEnergien nicht mehr bezahlen kön-nen. Der Umstieg auf preiswertereAlternativen ist nicht nur ökologisch,sondern auch sozial geboten. Bioener-gie und Pellets sind schon heute preis-werter als fossile Brennstoffe undAntriebsstoffe. Pellets kosteten letztenSommer über die Hälfte weniger alsErdöl oder Erdgas. Schon 2006 und2007 waren an der Leipziger Strom-börse Ökoenergien an einigen Tagenpreiswerter als fossil-atomarer Strom.Diese Trends werden sich fortsetzen.Das größte Umweltproblem ist dieNichtinformiertheit der Bevölkerungund häufig noch der fehlende politi-sche Wille zur notwendigen Verände-rung.

    2008 erschien von Franz Alt das Buch„Sonnige Aussichten – Wie Klimaschutzzum Gewinn für alle wird“, GütersloherVerlagshaus � www.sonnenseite.com

  • 18

    Neues vonnaturstromHEFT 6 (2009)

    48,8% Kohle

    22,8% Atom

    14,3% Gas/Öl

    14,1% Erneuerbare Energien**

    * für 2007 (Zahlen für 2008 liegen noch nicht vor).** Inkl. regenerativ erzeugtem Strom gemäßErneuerbare Energien Gesetz (EEG).

    Hier können Sie naturstrom beziehen:Bundesweit NaturStromHandel GmbH, Düsseldorf

    Oder bei unseren regionalen Kooperations-partnern:Braunschweig BS|Energy (Braunschweiger Versorgungs AG)

    Gießen Stadtwerke Gießen AG

    Hameln Stadtwerke Hameln GmbH

    Hannover enercity (Stadtwerke Hannover AG)

    Magdeburg SWM Städtische Werke Magdeburg GmbH

    Regensburg REWAG

    Schutterwald GWS Gemeindewerke Schutterwald

    Springe Stadtwerke Springe GmbH

    Straubing Stadtwerke Straubing GmbH

    Thale Stadtwerke Thale GmbH

    Rotenburg/Wümme Stadtwerke Rotenburg/Wümme

    Stromquellen: 100% Erneuerbare Energien

    Umweltauswirkungen

    CO2-Emissionen in g/kWh

    Radioaktive Abfälle

    1 Diese Müllmenge hat eine Gesamtradioaktivität von 8 Milliarden Becquerel. Pro Sekunde zerfal-len demnach 8 Milliarden Atome und geben dabei Strahlung ab. Sollte diese Strahlung nach 1000Jahren unterirdischer Lagerung in die Umwelt entweichen, würde die von einer KilowattstundeAtomstrom erzeugte Radioaktivität über 300.000 Liter Wasser verseuchen.

    QUELLEN: BMWI, BMU, UBA und VDEW. Strom-Herkunftsnachweis gemäß Energiewirtschafts-gesetz vom 13. Juli 2005 (§42 Abs. 1 bis 5,7 / §118 Abs. 4)

    naturstrom

    0g

    0g

    Bundes-

    durchschnitt

    541g/kWh

    0,007g/kWh1

    51% Wasser

    48,7% Wind

    0,3% Sonne

    100% Erneuerbare Energien

    [Strommix 2007: 84,6% Wasserkraft, 1,4% Windkraft, 14% Strom gemäß Erneu-erbare Energien Gesetz (EEG). Strommix2006: 87% Wasserkraft, 13% Strom gemäßErneuerbare Energien Gesetz (EEG)].

    Strommix 2008 der NaturStromHandel GmbH Bundesdeutscher Strommix*

    1

    Umweltnutzen: 100% Neuanlagen Förderung

    Sonne

    Wind

    Biomasse

    Wasser

    Durch die im Preis enthaltene Komponente für dieNeuanlagenförderung konnten seit 1999 bereits 146neue Erzeugungsanlagen für Strom aus Sonne, Bio-masse, Wind- und Wasserkraft realisiert werden.

    Diese Anlagen wären ohne das Engagement dernaturstrom-Kunden nicht gebaut worden!

    296

    30

    155

    Die Zusammensetzung des naturstrom-Angebotes unserer Kooperationspartner weicht vom oben angegebenen Strommix der NaturStromHandel GmbH ab.

    Der naturstrom DoppelnutzenStromherkunftsnachweis 2009

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    Seit über 100 Jahren erzeugen die bei-den Wasserkraftwerke Murg „Breitwies“und „Schlechtau“ Energie aus demgleichnamigen Fluss im Schwarzwald.In dieser idyllischen Lage zwischendem felsigen Ufer der Murg und denunweit vom historischen Werksgeländeder ehemaligen Holzmann Papierfabrikenbeginnenden Waldgebieten, scheint dieZeit auf den ersten Blick stehen gebliebenzu sein. „Unsere Wassernutzungsrechtestammen noch aus dem 19. Jahrhundert.Damals wurden die Wasserrechte aufunbegrenzte Zeit vergeben. Mit dentechnisch auf aktuellem Stand saniertenMaschinen sind die nächsten einhundert

    Jahre für uns also gesichert“, scherzt M.Weißmann, Geschäftsführer der Breit-wies Schlechtau GmbH & Co. KG, diedie beiden Wasserkraftwerke betreibt.

    Dass Altgedientes nie aus der Modekommt, trifft auch auf die Wasserkraft-nutzung entlang der Murg zu. „Eigent-lich tun wir hier das, was hier schonimmer getan wurde“, sagt Weißmann,„dass wir damit seit einigen Jahren vollim Trend liegen, ist natürlich ein schö-ner Effekt und bestätigt uns in unsererArbeit.“ Tatsächlich ist die Wasserkraftdie größte regenerative Energiequelleder Welt und die umweltverträglichste

    Form der Stromerzeugung. Als Lieferantvon Erneuerbaren Energien sind dieWasserkraftwerke ein wichtiger Partnervon naturstrom. „Die Zusammenarbeitmit den Wasserkraftwerken Murg klappthervorragend“, freut sich daher auchnaturstrom-Geschäftsführer OliverHummel. „Wasserkraft ist eine unver-zichtbare Komponente im nachhaltigenEnergiemix und somit im wahrstenSinne des Wortes Energie mit Zukunft.“Angesprochen auf die bestehenden undauch in Zukunft un begrenzten Wasser-nutzungsrechte entlang der Murg, istsich Hummel sicher, „einer langenPartnerschaft steht nichts im Wege.“

    Lieferantenportrait: Die Wasserkraftwerke Murg

    Erzeugerportrait: Neue Energien fürden Pferdehof Schanz in Ostfildern

    Neues von naturstrom

    15 km südöstlich von Stuttgart liegtder Pferdehof Schanz. Die GeschwisterRegina und Andreas Schanz übernah-men 1997 den elterlichen Landwirt-schaftsbetrieb, den sie seit 1999 aufeine ökologische und nachhaltigeBewirtschaftung umstellten. EineBesonderheit ist die artgerechte Grup-penauslaufhaltung der Pferde. Der ver-antwortungsvolle Umgang mit den Tie-ren steht im Einklang mit Pflege undErhalt heimischer Kultur- und Natur-landschaft. So produziert die FamilieSchanz den größten Teil des Pferdefut-ters selbst, pflegt Streuobstwiesen undverzichtet als Mitglied des Biolandver-bands konsequent auf Pflanzenschutz-

    mittel und synthetischen Dünger. Schon seit 2004 haben sich die Schanz’ein weiteres Standbein aufgebaut: meh-rere Photovoltaikanlagen speisen Stromin das öffentliche Netz ein. Im Dezemberwurden drei weitere kleine Anlagen aufunterschiedlichen Gebäuden ergänzt –mit Unterstützung der NATURSTROMAG. Nun zieren alle geeigneten Dächerdes Pferdehofs blau schimmernde PV-Anlagen, die mit einer Gesamtleistungvon 170 kWp etwa 40 Einfamilienhaus-halte versorgen können und 100 t CO2im Jahr einsparen. Da in der sonnen-verwöhnten Region der Filderebenedie Kraft der Sonne zu wenig genutztwurde, ging die Familie Schanz erfolg-

    reich mit gutem Beispiel voran. Inzwis -chen ließ sich die Stadt Ostfildern be -züglich einer kommunalen PV-Anlageberaten und einige regionale Hand-werksfirmen wurden ebenfalls vom PV-Enthusiasmus angesteckt.

  • Die NATURSTROM AG macht sich für den Ausbau erneuerbarer Energien stark und unterstützt Projekte auf diesem Gebiet. Dazu gehört internationales Engagement zur Entwicklungshilfe genauso wie Investitionen vor Ort. Über einige Projekte informieren wir ausführlich an anderer Stelle. Doch in den letzten Monaten ist noch mehr passiert:

    Das in Thüringen gelegene Dingelstädtgehört zu den ältesten Siedlungen desEichsfelds. Durch seine Lage an einerwichtigen Handelsstraße war Dingelstädtin seiner Region immer wirtschaftlichbegünstigt und größere Industrieunter-nehmen siedelten sich an. Nach 1989lockte die Stadt Dingelstädt mit neuenIndustrie- und Gewerbegebieten zahl-reiche Unternehmen.Am Industriestandort WachstedterStraße findet man neben einem Stahl-rohrwerk und einem Recyclingunter-nehmen das Heizkörperwerk der H.M.Heizkörper GmbH. Auf dessen Dacherrichtete naturstrom in Kooperationmit der Firma SK-Solar aus HavixbeckPhotovoltaikanlagen mit einer Lei-stung von über 1.300 kWp. Mit einererwarteten Produktion von 1,3 MWhjährlich könnte Thüringens wahr-scheinlich größte Aufdachanlage annä-hernd 400 Haushalte versorgen.

    Die PV-Anlagen werden von mehrerenInvestoren betrieben, durch natur-strom wurde über die NaturStrom-Quelle Thüringen GmbH & Co KGeine Anlage mit gut 600 kWp finan-ziert. Übrigens kann man sich an die-sem Unternehmen noch beteiligen.

    Aktuelle Förderungen von naturstrom

    Neues von naturstrom

    20

    � Leonberg � Dingelstädt � Hiltpoltstein

    In der NaturStromAnlagen GmbH(NSA) bündelt die NATURSTROM AGBau und Betrieb von Energieversor-gungsanlagen sowie Projektentwick-lungsarbeiten. Die erste komplett vonder NSA ge baute Photovoltaik-Anlageging im Dezember ans Netz.

    Betrieben wird die Anlage, die es aufeine Leistung von gut 30 kWp bringtund jährlich etwa 30.000 kWh insNetz einspeisen soll, von einer Ge sell-schaft bürgerlichen Rechts, die vonLehrern des BerufsschulzentrumsLeonberg gegründet wurde. Die ur -sprünglich vorgesehene Beteiligung derNATURSTROM AG lehnte der Land-kreis als Eigentümer der Immobilie ab– angeblich würde naturstrom zuLasten der Bürger des Landkreises Pro-fite einstreichen! Also unterstütztnaturstrom die Anlage einerseits durchPlanung und Bau, andererseits durchein Förderdarlehen. Ein Display aufdem Schulgelände informiert die Schü-ler über Leistung, produzierte Strom-menge und vermiedenen CO2-Aus-stoß, vor allem aber soll die Anlage alsAnschauungsmaterial für den techni-schen wie auch den kaufmännischenUnterricht dienen.

    In Hiltpoltstein, einem kleinen Ort inder Fränkischen Schweiz, wird bereitsseit 2001 eine Biogasanlage betrieben.Leider nicht problemlos. Im Februarübernahm naturstrom über eine Pro-jektgesellschaft diese Anlage und bautsie nun für einen ökologisch und öko-nomisch nachhaltigen Betrieb um.Auf Basis regionaler Wertschöpfung.Durch Landwirte vor Ort erfolgt nichtnur die Versorgung der Anlage mitBiomasse aus der Region sondernauch die Ausbringung der Gärreste alswertvoller Wirtschaftsdünger auf denFeldern. Die Biogasanlage produziertjährlich über 4 Mio. kWh Strom, aus-reichend für etwa 1.200 Haushalte.Eine ähnlich große Menge an Wärmesteht zur Verfügung, über ein Nahwärme-netz werden bereits Teile des Gewerbe-gebietes sowie Schule, Turnhalle undMehrzweckhaus der Gemeinde ver-sorgt. Aber es könnte noch mehr Wär-me genutzt werden. Für die beidenGeschäftsführer Christof Thoss undWolfgang Lorenz ganz klar: „Wir wol-len mehr Gebäude an das Nahwärme-netz anschließen und auch Privathaus-halte von den Vorteilen einer solchsicheren und sauberen Wärmeversor-gung überzeugen.“

  • Neues von naturstrom

    Mitarbeiterportrait – Anca Pop

    Seit nunmehr vier Jahren laufen beiAnca Pop im Forchheimer Büro dieFäden zusammen. Im April 2005 kamsie nach einer Ausbildung zur Kauffraufür Bürokommunikation als Prakti-kantin zu naturstrom. Mit ihrer fröh-lichen und anpackenden Art über-zeugte sie sofort, so dass sie im Juli alsfeste Mitarbeiterin übernommen wur-de. Seitdem fungiert sie nicht nur alsSekretärin für die Mitarbeiter desForchheimer Büros und den Vorstand,sondern verantwortet inzwischen dielaufenden kaufmännischen Aufgabenfür die Holzaktivitäten der Gruppe –Holzpellets von Pico am Telefon ver-kaufen und die Aufträge dafür abwik-keln, Rechnungen schreiben und

    Buchführung auch für die Holzverwer-tung in Eggolsheim. Inzwischen ist Anca Pop die dienstäl-teste Mitarbeiterin des Forchheimernaturstrom-Büros. Die Arbeit machtihr Spaß, den langen Weg aus derFränkischen Schweiz täglich zur Arbeitnimmt sie gerne in Kauf, und sie freutsich, dass sie „für eine so sinnvolleSache tätig sein kann“. Auch zu Hause setzt sie auf eine Ver-sorgung aus Erneuerbaren Energien.Solarkollektoren erwärmen das Wasserund eine Holzzentralheizung beheiztdas 3-Familienhaus, in dem sie gerademit ihrem Partner die eigene Wohnungeinrichtet. Das Holz dafür wird selbst im„schwiegerelterlichen“ Wald ge schlagen.

    Außerdem speist eine PV-Anlage Stromins öffentliche Netz ein, die im Bedarfs-fall auch das Haus versorgen könnte.So wird der Energiebedarf des Hausesfast ausschließlich mit regenerativenEnergien gedeckt und der Schritt zurVollversorgung wäre möglich.

    Durch und durch naturstrom

    Anca Pop: Vor blühenden Kirsch-

    bäumen in der Fränkischen Schweiz

    21

    Das unermüdliche Engage-ment des Künstlers Klaus„Nick“ Blume bietet dem klei-nen Dorf Tampina auf Madagas-kar eine Chance auf Entwicklung.Seit einem Urlaub 2001 kämpft ergegen Armut und für Bildung, um die Kinder zuraktiven Gestaltung ihrer eigenen Zukunft zu befähi-gen. Bisher konnte er einiges bewirken: das Schulgebäudewurde renoviert, ein Krankenhaus gebaut und Brunnenzur Versorgung des Dorfes mit sauberem Wasser ge -bohrt. Ein langer Weg ist es aber noch bis zur Verwirk-lichung von Blumes Vision: Tampina soll zum Vorbildin Sachen Hygiene, Ausbildung und Um weltfreundlich-keit für andere umliegende Dörfer werden.

    Die NATURSTROM AG konnte Blumes HilfsprojektÉcole pour Tous 2008 bei einem wichtigen Schritt be -gleiten. Mit 3.000 € wurde die Installation einer Photo-voltaikanlage unterstützt. Sie liefert etwa 900 Watt amTag und wurde vom madagassischen UnternehmenMadasoleil auf dem Dach des Grundschulgebäudesinstalliert. Der produzierte Strom wird für Unterrichts-zwecke verwendet, er möglicht das Laden von Handysund gemeinsame Filmabende.

    »Projekt Madagaskar«Photovoltaik-Anlage versorgt Dorf mit Strom

    Tampina: Die Photovoltaikanlage auf dem

    Dach der Dorfschule ermöglicht nun auch

    fortschrittliche Unterrichtsgestaltung

  • 22

    Neues von naturstrom

    Bisher begannen die Tage für dieMenschen im Dorf Khalak Mattu-bar Dangi im Ganges Delta bei Sonnen-aufgang und endeten mit Einbruchder Dunkelheit. Was für die Ohrendes von Handyklingeln und Flachbild-schirmen gestressten Westeuropäersmöglicherweise nach einer idyllischenZuflucht aus der Alltagshektik klingt,ist für die 149 Familien im Dorf Teildes Teufelskreises aus fehlender Infra-struktur, teuren Kerosinlampen alseinzige Lichtquelle und bittererArmut. Das Solarlicht-Projekt derAndheri-Hilfe, AKK und der NATUR-STROM AG hat sich das Ziel gesetzt,diesen Teufelskreis zu durchbrechenund in Khalak Mattubar Dangi ein„solares Modelldorf“ zu errichten, dasden Bewohnern Aussicht auf ein ‚nor-males’ Leben mit Licht, Elektrizitätund allen damit verbundenen Aktivi-täten gibt.

    Somit sind im November und Dezember2008 die ersten 5 Solaranlagen vor Ortinstalliert worden. Mit Hilfe dieserPilot-Anlagen werden zunächst fünfFamilien mit kostenlosem Strom ausErneuerbaren Energien versorgt, 65weitere Familien partizipieren an die-sem ersten, aber richtungweisendenSchritt zu einer neuen für die Men-schen im Ganges Delta erschwingli-

    chen Energieversorgung. Ein gutesBeispiel dafür, wie sich der Alltag derMenschen in Khalak Mattubar Dangischon jetzt verändert hat, sind IsmateraBegum und ihr Mann Jalal. Das Elternpaar lebte mit seinen vierKindern Jahre lang ohne elektrischenStrom und gab einen Großteil seinesgeringen Einkommens für den Ein-kauf teuren Kerosins aus. Durch dasSolarlicht-Projekt ist die Familie nunmit 2.390 Taka (ca. 26 Euro) an einerder Solaranlagen beteiligt und hat vonAKK darüber hinaus einen Mikrokreditüber 3.000 Taka bekommen.

    Ihre Kinder können nun auch nachEinbruch der Dunkelheit dank desSolarlichts lernen, wodurch sich ihreschulischen Leistungen bereits in die-sem kurzen Zeitraum erheblich verbes-sert haben. Ismatera selbst nutzt denneuen finanziellen Spielraum derFamilie und stellt „Kathas“ (Deckenaus alten Stoffen) her, die ihr einzusätzliches monatliches Einkommenvon 1.500 – 2.000 Taka verschaffen.Außerdem sei sie letztens auf einerHochzeit gewesen, sagt Ismatera. MitHilfe des Solarlichts hätten die Gästeauch nach Einbruch der Dunkelheitbis spät in die Nacht gefeiert – auchdas hat es in Khalak Mattubar Dangibisher noch nicht gegeben.

    Alle Familienmitglieder sind sehr glück-lich über die Installation der Solar-Panelsauf dem Dach ihrer Hütten.

    BERICHT AUSBANGLADESCHWie in unserer letzten Ausgabeversprochen, halten wir Sie über unsere Kooperation mit der And-heri-Hilfe und AKK in Bangla-desch auf dem Laufenden – undfreuen uns natürlich sehr, dassdas Projekt „Solarlicht für 1088Familien“ mit großen Schrittenvoran geht.

    Ismatera kann nun auch abends noch den Haushalt bewirtschaften und sauber halten.

    Durch den Solarstrom kann der ArztNotfälle besser behandeln

    Das offizielle Projektschild vor Ort

  • 23

    Als Spezialist für Umzüge, Messenund Logistik ist es für die ChristUnternehmensgruppe selbstverständlich,immer in Bewegung zu bleiben. „Wer in der Logistik erfolgreich seinwill, muss in höchstem Maße flexibelund gedanklich immer einen Schrittvoraus sein“, fasst Maximilian Baur,Projektleiter bei Christ, die Grund -maxime des 1914 gegründeten Traditi-onsunternehmens zusammen.

    Dies bedeutet für Christ natürlichauch in Bereichen wie Umwelt- undKlimaschutz verantwortungsbewusstin die Zukunft zu schauen. So ist dasHeilbronner Unternehmen mit weiteren

    Standorten in Stuttgart, Böblingen,Frankfurt und der Schweiz seit Som-mer 2007 mit jährlich über 500.000 kWheiner der größten naturstrom-Kun-den – und nicht nur das: Mit einemso genannten CO2-Fußabdruck desgesamten Unternehmens als Basiserweitert Christ seine Dienstleistungenfortwährend mit klimafreundlichenAngeboten. Beispielsweise werden die CO2-Emis-sionen, die ein Umzug durch denTransport und die Verpackung verur-sacht, anhand eines Klimarechnersindividuell erfasst. Hierbei wird auchdie Menge an CO2 berücksichtigt, diedurch die Bearbeitung des Auftrages

    bei Christ entsteht – wie etwa derStromverbrauch, die An- und Abreiseder Mitarbeiter oder der Verbrauch anHeizenergie und Papier. Die verur-sachte Menge CO2 wird dann durchInvestitionen in zertifizierte Klima-schutzprojekte, wie Windkraftanlagen,neutralisiert.

    „Die Ausrede, dass sich die Transport-branche und Klimaschutz generell aus-schließen, kommt für uns nicht inFrage. Hier lässt sich viel für dieUmwelt tun“, schließt Baur und plantin naher Zukunft bereits weitere „grüne“Konzepte für sein Unternehmen.� www.christ-logistik.de

    KlimaneutraleLogistik Kundenportrait – Die AndreasChrist Spedition GmbH setzt mit naturstrom Zukunftssignale in der Branche

    Bewährte Lebensweisheiten sind inihrem Kern oftmals ganz einfach. „Ichbin jetzt 88 Jahre alt“, sagt Josef Klinke,„und eines ist mir klar: dort wo derMensch in die Natur eingreift, machter einen Fehlgriff!“

    Der Hobbyimker aus Bad Wünnebergweiß, wovon er spricht. Die Imkereihat in der Familie Klinke Tradition –schon der Großvater und Vater warenImker – aber gegen die Folgen umwelt -schädlicher Einflüsse hilft auch einüber Generationen weitergegebenesFachwissen nicht. „Am Beispiel derBienenzucht sieht man sehr gut, wieeinzelne giftige Pflanzenschutzmittelkleine Ökosysteme zerstören können“,erklärt Josef Klinke und stützt sich auf

    aktuelle wissenschaftliche Ergebnisseund seine eigene Erfahrung.

    Im großen Maßstab ist das keineswegsanders. „Wir Menschen schaden derNatur mit unserem gegenwärtigenLebensstil“, sagt Klinke und fügt an, „danehme ich mich selbst gar nicht aus!“Deshalb war es für Herrn Klinke wichtig,einsichtig zu handeln. Ein ersterSchritt bestand für ihn darin, nichtlänger für einen konventionellen Stromanbieter zu zahlen, der sich denNatur- und Klimaschutz nur aus Mar-ketinggründen auf die Fahne schreibt.

    Seit Frühjahr 2009 ist Josef Klinkenun naturstrom-Kunde und sieht denWechsel trotz seines hohen Alters sehr

    gelassen: „Was soll da schon schiefgehen?“ antwortet er auf die Frage, obder Wechsel gut funktioniert hat, „dieLampen brennen wie vorher auch!“ –jedoch mit naturstrom aus 100%Erneuerbaren Energien und nicht gegen,sondern im Einklang mit der Natur. �

    Naturgefühl im Kleinen wie im GroßenKundenportrait – Josef Klinke, Hobbyimker aus Tradition und mit 88 Jahren einer der ältesten naturstrom-Kunden.

    Maximilian Baur, Projektleiter bei Christ

    Josef Klinke

  • Neues von naturstrom

    Die Gewinner der großen Bio-gas-Umfrage aus Heft 5 (2008)

    „naturgas“– ein mögli-ches Biogas-Produkt fürunsere Leser? Unter den ordnungsge-mäß ausgefüllten undbis zum 31. März 2009bei uns eingegangenenUmfragekarten lostenwir die beiden glückli-chen Gewinner aus:

    � 1x 1.000 kWh reinsten naturstromgewann Herr Hermann Kleist in Otterndorf.

    � Über 1x 500 kWh naturstrom freut sich Herr Heinrich Baumeisterin Erwitte.

    Wir gratulieren ganz herzlich.

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    Der seit Kurzem liberalisierte Gasmarkt hat bisher nurweniger als eine Hand voll neuer, unabhängiger Anbieterauf den Markt gebracht. Sinnvolle, durchdachte Biogas-angebote gibt es bisher so gut wie nicht. naturstrom befasst sich deshalb seit einiger Zeit mit demThema und mit der Entwicklung eines ökologischen Bio-gasprodukts.

    In der letzten Ausgabe der energiezukunft haben wireine Umfrage durchgeführt, um herauszufinden, welcheKriterien für Biogas unseren Kunden am Wichtigstensind. Fast 800 naturstrom-Kunden haben die Fragebögen ausgefüllt zurück geschickt. Wir werden die Ergebnisse in der nächsten Zeit genau analysieren und mit denMöglichkeiten auf dem deutschen Gasmarkt vergleichen. Einige abgefragte Para-meter werden von naturstrom natürlich automatisch ausgeschlossen und wurdennur der Vollständigkeit halber abgefragt. Über Näheres zur Umfrage und denStand der Dinge bei naturstrom informieren wir Sie ausführlich in der kom-menden Ausgabe der energiezukunft.

    Biogas bei naturstrom?Erfolgreiche Umfrage – DANKE an alle Teilnehmer!

    Auch bekannte Sehenswürdigkeiten des Bistums erstrahlen im Jahr 2009 mit sauberem Strom aus Erneuerbaren Energien.

    Das Bistum Mainz ist das erste deutscheBistum, das sich für einen Wechsel zuKlima schonendem Strom entschiedenhat und damit den Aufruf des damaligenVorsitzenden der Deutschen Bischofs-konferenz, Karl Kardinal Lehmann,vom 27. September 2006 in Fulda zumSchutze des Klimas auch im Bereichder elektrischen Energieversorgungkonsequent in die Praxis umsetzt. Mitüber 1.000 Abnahmestellen ist das Bis-tum Mainz außerdem der größte Kundevon naturstrom.

    „Für das Bistum Mainz waren nebeneinem konkurrenzfähigen Preis, Krite-rien wie Klima- und Umweltverträg-lichkeit von zentraler Bedeutung“, sagtnaturstrom-Geschäftsführer OliverHummel. „Wir freuen uns sehr, dasswir das Bistum sowohl preislich alsauch qualitativ überzeugen konnten.

    Dass wir Träger des vom BUND,NABU und Eurosolar vergebenenGrüner Strom Labels sind, hat unsdabei ganz sicher geholfen.“ Als naturstrom-Kunde wird das BistumMainz nicht nur seine CO2-Emissionensenken, sondern auch zum Ausbau derErneuerbaren Energien und so zurVerhinderung des Klimawandels bei-tragen. „Mit naturstrom haben wireinen qualitativ hochwertigen und ver-lässlichen Partner in Sachen Ökostromgefunden“, findet auch Frank Flegel,Kanzleidirektor des Mainzer Bistums.

    Beide Partner hoffen, dass das BeispielSchule macht und sich auch andereBistümer in Zukunft für Strom ausErneuerbaren Energien entscheiden.

    Das Bistum Mainz ist eine Diözese derrömisch-katholischen Kirche in Teilen

    der Bundesländer Hessen, Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg aufeiner Gesamtfläche von 7.692 km².Das im 4. Jh. gegründete Bistum stehtunter der Leitung von Karl KardinalLehmann, Bischof von Mainz, der1983 von Papst Johannes Paul II. dieBischofsweihe erhielt. Die 338 zumBistum gehörenden Pfarreien sowieweitere Seelsorgestellen und karitativeEinrichtungen sind in 138 Pfarrver-bünde oder Pfarrgruppen gegliedert.

    Neben dem Mainzer Dom gehören auchdie bekannten Sehenswürdigkeiten undTouristenattraktionen wie der Dom St.Peter in Worms und die Basilika St.Martin in Bingen zur Mainzer Diözese.

    Die Versorgung des Wormser Doms

    erfolgt vollständig mit 100% naturstrom

    Bistum Mainz setzt auf naturstrom

  • Oftmals liegt das Glück gar nicht sofern – sondern z. B. an der deut-schen Nordseeküste, genauer gesagt aufder Halbinsel Eiderstedt, mitten im nord -friesischen Naturschutzgebiet Watten-meer. Fragt man Katrin Thomsen, woihrer Meinung nach das Glück am wahr -scheinlichsten und nachhaltigsten zufinden ist, antwortet sie: „Aus geogra-phischer Sicht noch wesentlich näher,nämlich direkt in uns selbst!“ Seit 2003bietet Karin Thomsen auf Yoga ausge-richtete Urlaube an, unter anderemauf den Nordseeinseln Sylt, Helgo-land, Amrum und eben in Eiderstedt.

    Unter dem allseits bekannten Mottoder nordfriesischen Abgeschiedenheit„kein Stress – keine Termine“ könnendie Teilnehmer erleben, wie die unge-störte Natur und Ruhe des Wattenmeersund das Erlernen von Meditation undEntspannung einander ergänzen. So be -steht auch das Ziel der Yogaübungenfür jeden einzelnen Teilnehmer darin,die Mitte von Körper und Geist zu fin-den. Der Erfolg ist groß. „Viele Men-schen können sich zunächst nicht vor-stellen, welche Wirkung Yoga auf ihreinnere Zufriedenheit haben kann“,

    sagt Karin Thomsen, für die Alltags-stress aus ihrer früheren Karriere alsMarketing-Expertin kein Fremdwortist. Ziel der Yoga-Kurse ist es keines-wegs sich von der Welt abzukehren,sondern die Natur im Einklang mitKörper und Seele zu erleben. Die soerlangten Techniken und Übungenlassen sich problemlos in den Alltagüberführen: So kann ein langer, tieferAtem in stressigen Situationen helfen,Ruhe zu bewahren. Und kurze Dehn-übungen für Hals und Rücken chroni-sche Verspannungen am Arbeitsplatzlösen. Auf Eiderstedt finden die Yoga-Kurseim Seminarhaus am Fuße des imJahr 1907 er bauten Leucht turmsstatt. „Den Teilnehmern fällt eshier im erholsamen Meereskli-ma sehr leicht den alltäglichenStress hinter sich zu lassenund wieder neue Kraft zuschöpfen“, weiß Karin Thom-sen und fügt mit einemLächeln an, „der ein oder ande-re muss sich jedoch erst einmalan die Stille und den fehlendenAutoverkehr gewöhnen“. www.yogaammeer.de

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    Egal, ob man das Meer, die Berge oder die idyllische Abgeschieden-heit der Provence oder der Heidelandschaft bevorzugt, Erholung aus den Zwängen des Alltags bieten diese Angebote für Körper und Geist allemal – mit dem schönen Zusatz, dass man die in derAbgeschiedenheit erworbenen Entspannungstipps und -programmeam Urlaubs ende einfach mit in den Alltag übernehmen kann.

    Rein in eine 1- bis 2wöchige Erholungs-phase nach Frankreich geht es mitHoliday-Yoga: Der kleine Ort Arlesin der Provence lädt mit seinem pit-toresken Stadtbild und seiner ent-spannten Atmosphäre regelrechtdazu ein, bei ayurvedischen Anwen-dungen, Meditation und einemYoga-Programm die Seele baumelnzu lassen: www.holidayyoga.de

    Eine Kombination aus imposanterBergkulisse und Yoga bietet Sivanan-da Yoga Europe in den österreichi-schen Alpen an. Das Seminarhausbefindet sich im Ort Reuth unweitvon Kitzbühel. Auch hier steht dieIntegration der Yoga-Techniken inden Alltag im Vordergrund. Darüberhinaus bleibt Zeit, die Berglandschaftzu erkunden: www.sivananda.eu

    Eine weitere Adresse ist das Seminar-haus ‚Kriwitzer Storchennest’ an derDeutschen Storchenstraße. BehaglicheKaminöfen, Erholung in der Natur,Entspannung und neue Kraft durchdie Yoga-Kurse in dem ehemaligenZollhaus mit großem Garten imWendland sorgen für einen angeneh-men Aufenthalt. Be sonderheit: einenTeil des Kurspreises kann man sichvon der Krankenkasse erstatten lassen.www.kriwitzer-storchennest.de

    Reisetipps

    Yoga-Urlaub:Reise zureigenen Mitte

    ÖKOLOGISCH REISEN

  • Das Erneuerbare-Energien-WärmegesetzNicht nur bei der Erzeugung von Strom kann man auf Erneuerbare Energien setzen.Auch der Wärmebedarf kann durch ihren Einsatz gedeckt werden. Dies soll nunnoch stärker gefördert werden. Deshalb wurde im letzten Jahr das EEWärmeG aufden Weg gebracht, das zum 1. Januar 2009 in Kraft getreten ist.

    Hintergründe beleuchtet

    Manfred Rauschen

    26

    BAUEN UND WOHNEN

    Deutschland soll seinen Wärmebe-darf bis 2020 zu 14% aus Erneu-erbaren Energien decken. Das hat dieBundesregierung in ihrem Integrier-ten Energie- und Klimaprogramm(IEKP) beschlossen. Daher hat siebereits im Juni 2008 das Erneuerbare-Energien-Wärme-Gesetz (EEWärmeG)beschlossen, das seit Anfang diesesJahres rechtskräftig geworden ist. FürBauherren neuer Gebäude heißt das,dass sie den gesetzlich gefordertenAnteil zur Wärmeerzeugung in ihremBauantrag nachweisen müssen. Jenach Energieträger sind hier unter-schiedliche Deckungsanteile zu erbrin-gen (siehe Tabelle rechts). Wenn einGebäude nicht sinnvoll mit Erneuer-baren Energien versorgt werden kannoder die Umsetzung finanziell nichtzumutbar ist, erlaubt das EEWärmeGauch Ersatzmaßnahmen. Zu diesemZweck kann die Abwärme durch Wär-merückgewinnung oder Wärmepum-pen genutzt werden. Auch effizienteAnlagen zur Kraft-Wärme-Kopplung(KWK) sowie Nah- oder Fernwärmeaus Erneuerbaren Energien oderKWK können hier zum Einsatz kom-men. Als vierte Möglichkeit bietet derGesetzgeber die Unterschreitung derNeubauanforderungen der jeweils gül-tigen EnEV um mindestens 15% an –zum Beispiel durch eine verstärkte

    Wärmedämmung. Ebenso er-laubt ereine Kombination der Ersatzmaßnah-men mit dem Einsatz ErneuerbarerEnergien.

    Obwohl sich die Investitionskostenfür den Einsatz Erneuerbarer Ener-gien zumeist in akzeptabler Zeit amor-tisieren, werden Gebäudeeigentümerbei der Umstellung der Haustechnikauch finanziell unterstützt: Mit demMarktanreizprogramm erhalten dieje-nigen eine Förderung, die freiwillig

    stärker als vorgeschrieben auf Erneuer-bare Energien setzen. Von 2009 bis2012 stehen allein in diesem Pro-gramm bis zu 500 Mio. Euro jährlichzur Verfügung – für alle Maßnahmen,die der Heizung, Warmwasserberei-tung oder Erzeugung von Kühl- undProzesswärme dienen.

    Gefördert werden einerseits Eigentü-mer von Neubauten, die über diegese