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This work has been digitalized and published in 2013 by Verlag Zeitschrift für Naturforschung in cooperation with the Max Planck Society for the Advancement of Science under a Creative Commons Attribution 4.0 International License. Dieses Werk wurde im Jahr 2013 vom Verlag Zeitschrift für Naturforschung in Zusammenarbeit mit der Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e.V. digitalisiert und unter folgender Lizenz veröffentlicht: Creative Commons Namensnennung 4.0 Lizenz. NOTIZEN 899 Zur Reaktionsweise des Cyclopropenon-Systems 3. Mitt.: Methylencyclopropene aus 1.3-Dicarbonyl-Verbindungen Theophil Eicher und Anna Löschner Institut für Organische Chemie der Universität Würzburg (Z. Naturforschg. 21 b, 899— 900 [1966] ; eingegangen am 5. Juli 1966) Derivate des 1.2-Diphenyl-methylencyclopropens (2), die am exocyclischen C-Atom elektronenanziehende Substituenten (X resp. Y) tragen, werden aus dem 1.2- Diphenyl-3-äthoxy-cyclopropenylium-tetrafluoroborat (1) durch Umsetzung mit den entsprechenden C — H-aciden Verbindungen X —CH2—Y in Gegenwart einer Hilfs base erhalten CgHs CfH 5 C6H5 s + C}H50H + [Bast H] BF^ Versuche, nach dieser Methodik auch 1.3-Diketone umzusetzen, ergaben jedoch nur geringe Mengen (ca. 10%) der Methylencyclopropen-Derivate (3) ; bei Um setzung der Na-Enolate mit (1) blieb die Bildung von Methylencyclopropenen völlig aus 2. CfHs CeHs I _ C=Q CfHs C6H5 >5 «• Cg# R ,C -Ö IQ Brachte man nun die Cu- oder Zn-Chelate von 1.3- Dicarbonyl-Verbindungen — /?-Diketonen, ^5-Ketoalde- hyden, jö-Ketoestern oder ,/?-Ketoamiden — mit (1) in CH2 C1 2 zur Reaktion, so erhielt man entweder direkt oder nach Abziehen des Solvens Cu- resp. Zn-Komplexe, deren Spaltung mit wäßrig-alkoholischer HCl zu den gewünschten Verbindungen (3) führte. Analyse und Spektren der Cu-(resp. Zn-)-Intermediate sind mit einer dikationischen Struktur (4) in Einklang. Da bekannt ist, daß Ubergangsmetall-Chelate von 1.3-Dicarbonyl-Verbindungen leicht elektrophilen Sub stitutions-Reaktionen zugänglich sind 3, dürfte das unten aufgeführte Schema den Reaktionsablauf wiedergeben. Sehr wahrscheinlich wird bei der Spaltung der Kom plexe (4) die protonierte Form (5) der Methylencyclo propene (3) durchlaufen, da bei der Behandlung von [(3), R = R/= COCH3] mit wasserfreier HBF4 im schwach basischen Solvens (Äthanol, Eisessig) das Kation (5) isoliert wird, in Gegenwart von Zinkionen jedoch der Komplex (4) (mit Zn als Zentralatom) ; erst die Zugabe von wäßriger Säure bewirkt Rückspal tung zu (3). Die so erhaltenen Methylencyclopropen-Derivate (3), für die jedoch die Nomenklatur als „2-(Diphenyl-cyclo- propenyliden) -1.3-dicarbonyl-Verbindungen“ zweckmä ßiger erscheint, stellen wohlkristallisierte gelbe Ver bindungen dar, deren Struktur aus den Spektren ein deutig hervorgeht. Die IR-Spektren enthalten neben der Absorption der Cyclopropen-Doppelbindung (1810 bis 1850 cm“ 1) intensive Banden der C = 0-Valenz- schwingung (1615 — 1690 cm-1), für die eine stark bathochrome Versetzung gegenüber den zugrunde lie genden 1.3-Dicarbonyl-Verbindungen charakteristisch ist. Dieser Effekt dürfte durch den Einbau in ein Reso nanzhybrid (3 a) -«—> (3) —>• (3 b) mit erheblicher „Cyclopropenylium-Enolat“-Anteiligkeit bedingt sein. Außerdem finden sich intensive Banden zwischen 1400 und 1500 cm-1, für die möglicherweise Schwingungs kopplungen innerhalb des obigen Resonanzsystems verantwortlich sind4; die Untersuchung dieser Frage ist jedoch noch nicht abgeschlossen. Audi die NMR-Spektren weisen auf eine starke Be teiligung der polaren Grenzstrukturen (3 a) resp. (3 b) am Grundzustand von (3) hin, da die o-Protonen der Phenylkerne am Cyclopropenring von den (m- + p-) Protonen um 0,4 —1,0 r-Einheiten nach niedrigeren Feldstärken abgesetzt sind; diese durch Positivierung des Dreirings bedingte Separation ist auch für andere Methylencyclopropene 5, Cyclopropenylium-Kationen 6 und Chinocyclopropene 7 bekannt. CfHs CsH j l 'C}Hs +HC.(e 'Cu. e}c c—d '6—<f e l k -2 CtHsOU c 6hs CsHs PsHs CgHs Z2 m l-c b t c( Hs (5) 1 Th. Eicher u. A. Löschner, Z. Naturforschg. 21 b, 295 [1966]. 2 Diese Umsetzungen wurden mit Dimedon und Acetyl- aceton durchgeführt. Die Versuche zur Aufklärung der Enolat-Reaktion sind noch nicht abgeschlossen. 3 J. P. Collman u. Mitarb., J. Amer. ehem. Soc. 83, 531 [1961]; J. org. Chemistry 28, 1449 [1963]; 29, 3216 [1964]. 4 Zum Problem der Schwingungskopplung im Cyclopropenon- System s. A. Krebs u. B. Schrader, Z. Naturforschg. 21 b, BF *6 + 1/2 Cu2® HjO 194 [1966]. Dennoch dürfte auch die kurzwellige Absorp tion von (3) durch Schwingungskopplung innerhalb des Methylencyclopropen-Systems bedingt sein, wie auch von anderer Seite vermutet wird (E. D. B ergmann u. I. A granat , Tetrahedron Letters [London] 1966, 2373). 5 S. A ndreades , J. Amer. chem. Soc. 87, 3941 [1965]. 8 R. Breslow, H. Höver u. H. W. Chang, J. Amer. chem. Soc. 84, 3168 [1962]. 7 A. S. K ende u. P. T. Izzo, J. Amer. chem. Soc. 86, 3587 [1964].

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This work has been digitalized and published in 2013 by Verlag Zeitschrift für Naturforschung in cooperation with the Max Planck Society for the Advancement of Science under a Creative Commons Attribution4.0 International License.

Dieses Werk wurde im Jahr 2013 vom Verlag Zeitschrift für Naturforschungin Zusammenarbeit mit der Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung derWissenschaften e.V. digitalisiert und unter folgender Lizenz veröffentlicht:Creative Commons Namensnennung 4.0 Lizenz.

NOTIZEN 899

Zur Reaktionsweise des Cyclopropenon-Systems

3. M itt.: Methylencyclopropene

aus 1.3-Dicarbonyl-Verbindungen

T h e o p h i l E i c h e r und A n n a L ö s c h n e r

Institut für Organische Chemie der Universität Würzburg(Z. Naturforschg. 21 b, 899— 900 [1966] ; eingegangen am 5. Ju li 1966)

Derivate des 1.2-Diphenyl-methylencyclopropens (2), die am exocyclischen C-Atom elektronenanziehende Substituenten (X resp. Y) tragen, werden aus dem 1.2- Diphenyl-3-äthoxy-cyclopropenylium-tetrafluoroborat (1) durch Umsetzung mit den entsprechenden C — H-aciden Verbindungen X —CH2 —Y in Gegenwart einer Hilfs­base erhalten

CgHs

C fH5

C6H5 s

+ C }H 5 0 H + [ B a s t H ] BF^

Versuche, nach dieser Methodik auch 1.3-Diketone umzusetzen, ergaben jedoch nur geringe Mengen (ca. 10%) der Methylencyclopropen-Derivate (3) ; bei Um­setzung der Na-Enolate mit (1) blieb die Bildung von Methylencyclopropenen völlig aus 2.

CfHs

CeHs

I _ C = Q

C fHs

C6H5

> 5«• Cg#

R

, C - Ö I Q

Brachte man nun die Cu- oder Zn-Chelate von 1.3- Dicarbonyl-Verbindungen — /?-Diketonen, 5̂-Ketoalde- hyden, jö-Ketoestern oder ,/?-Ketoamiden — mit (1) in CH2C12 zur Reaktion, so erhielt man entweder direkt oder nach Abziehen des Solvens Cu- resp. Zn-Komplexe, deren Spaltung mit wäßrig-alkoholischer HCl zu den gewünschten Verbindungen (3) führte. Analyse und Spektren der Cu-(resp. Zn-)-Intermediate sind mit einer dikationischen Struktur (4) in Einklang.

Da bekannt ist, daß Ubergangsmetall-Chelate von 1.3-Dicarbonyl-Verbindungen leicht elektrophilen Sub­stitutions-Reaktionen zugänglich sind 3, dürfte das unten aufgeführte Schema den Reaktionsablauf wiedergeben.

Sehr wahrscheinlich wird bei der Spaltung der Kom­plexe (4) die protonierte Form (5) der Methylencyclo­propene (3) durchlaufen, da bei der Behandlung von [(3), R = R/ = COCH3] mit wasserfreier HBF4 im schwach basischen Solvens (Äthanol, Eisessig) das Kation (5) isoliert wird, in Gegenwart von Zinkionen jedoch der Komplex (4) (mit Zn als Zentralatom) ; erst die Zugabe von wäßriger Säure bewirkt Rückspal­tung zu (3).

Die so erhaltenen Methylencyclopropen-Derivate (3), für die jedoch die Nomenklatur als „2-(Diphenyl-cyclo- propenyliden) -1.3-dicarbonyl-Verbindungen“ zweckmä­ßiger erscheint, stellen wohlkristallisierte gelbe Ver­bindungen dar, deren Struktur aus den Spektren ein­deutig hervorgeht. Die IR-Spektren enthalten neben der Absorption der Cyclopropen-Doppelbindung (1810 bis 1850 cm“ 1) intensive Banden der C = 0-Valenz- schwingung (1615 — 1690 cm-1), für die eine stark bathochrome Versetzung gegenüber den zugrunde lie­genden 1.3-Dicarbonyl-Verbindungen charakteristisch ist. Dieser Effekt dürfte durch den Einbau in ein Reso­nanzhybrid (3 a) -«—> (3) —>• (3 b) mit erheblicher „Cyclopropenylium-Enolat“-Anteiligkeit bedingt sein. Außerdem finden sich intensive Banden zwischen 1400 und 1500 cm-1, für die möglicherweise Schwingungs­kopplungen innerhalb des obigen Resonanzsystems verantwortlich sind4; die Untersuchung dieser Frage ist jedoch noch nicht abgeschlossen.

Audi die NMR-Spektren weisen auf eine starke Be­teiligung der polaren Grenzstrukturen (3 a) resp. (3 b) am Grundzustand von (3) hin, da die o-Protonen der Phenylkerne am Cyclopropenring von den (m- + p-) Protonen um 0,4 —1,0 r-Einheiten nach niedrigeren Feldstärken abgesetzt sind; diese durch Positivierung des Dreirings bedingte Separation ist auch für andere Methylencyclopropene 5, Cyclopropenylium-Kationen 6 und Chinocyclopropene 7 bekannt.

CfHs

CsHj

l'C}Hs +HC.(e 'Cu. e}c

c—d '6—<f e l k

-2 CtHsOU

c 6h s

Cs Hs

PsHs

CgHs

Z2 ml - c

b tc ( Hs (5 )

1 Th. E ic h e r u. A. L ö s c h n e r , Z. Naturforschg. 21 b, 295[1966].

2 Diese Umsetzungen wurden mit Dimedon und Acetyl- aceton durchgeführt. Die Versuche zur Aufklärung der Enolat-Reaktion sind noch nicht abgeschlossen.

3 J. P. C o l lm a n u . Mitarb., J. Amer. ehem. Soc. 83, 531[1961]; J. org. Chemistry 28, 1449 [1963]; 29, 3216[1964].

4 Zum Problem der Schwingungskopplung im Cyclopropenon-System s. A. K r e b s u . B. S c h r a d e r , Z. Naturforschg. 21 b,

BF*6+ 1/2 Cu2®

HjO

194 [1966]. Dennoch dürfte auch die kurzwellige Absorp­tion von (3) durch Schwingungskopplung innerhalb des Methylencyclopropen-Systems bedingt sein, wie auch von anderer Seite vermutet wird (E. D. B e r g m a n n u. I. A g r a n a t ,

Tetrahedron Letters [London] 1966, 2373).5 S. A n d r e a d e s , J. Amer. chem. Soc. 87, 3941 [1965].8 R. B r e s lo w , H . H ö v e r u. H . W. C h a n g , J. Amer. chem.

Soc. 84, 3168 [1962].7 A. S. K e n d e u. P. T. Izzo, J. Amer. chem. Soc. 86, 3587

[1964].

Page 2: zfn.mpdl.mpg.dezfn.mpdl.mpg.de/data/Reihe_B/21/ZNB-1966-21b-0899_n.pdf · hbb = b $! - . - $ - gx 2 )l +)%,2 jz l 9@ #+% :6 b si ]e d+* , , c/9!#!- : t2j%-l l5i^a 93:9s_s 3: hi 3o53h

900 NOTIZEN

VerbindungAusbeute [% d. Th]

Schmp.[°C]

IR (KBr, cm“1)

VC = 0 1 ’̂Cyclopropen

UV (CH2C1o)

Max.[mu] £-10~4

(3) (R = R' = COCH3) 80 a 137-138 1660 1830 308 2,141620 263 2,43

(3) (R = COCH3, R' = COC6H5) 63 180-181 1640 1830 323 2,191620 270 (Schulter)

246 2,74

(3) (R = COOC2H5, R' = COC6H5) 62 104-105 1685 1840 317 2,281635 265 (Schulter)

248 3,09

(3) (R = COCHs , R' = CONHC6H5) 78 202-203 1655 1830 306 3,44258 2,80

(3) (R = COC6H5, R' = CONHC8H5) 79 186-188 1655 1830 315 2,30270 3,16248 3,04

(3) (R = CHO, R' = COC6H5) 74 128-129 1660 1830 333 2,541615 255 2,65

245 2,48

(3) (R = R' = COOC2H5) 10 b 95- 96 1670 1830 350 0,86294 2,62270 (Schulter)241 1,94

Tab. 1. Verbindungen vom Typ (3). a Bei Darstellung über Zn-Chelat 58 Prozent, b Darstellung nach der Diisopropyläthyl-amin-Methode.

VerbindungAusbeute [% d. Th.]

Schmp.[°C]

IR (KBr, cm"1)

^C = 0 ’̂Cyclopropen

UV (CHoCl,)

Max. [mit] £-10~4

(6) 22 a 198-199 1660 1825 327 1,341615 270 (Schulter)

253 1,28244 1,34

(7) 43 234-235 1685 1840 335 1,25315 3,14265 1,35

(8) 40 340-344 1720 i 1845 319 4,25(Zers.) 1650 260 1,47

225 3,94

Tab. 2. Verbindungen (6) — (8). a Mit BF3-Ätherat als Katalysator.

Tab. 1 enthält einige Vertreter von (3) nebst ihren wichtigsten physikalischen Daten, die — wenn nicht anders vermerkt — nach der Cu-Chelat-Methode dar­gestellt wurden.

Auch cyclische 1.3-Dicarbonyl-Verbindungen wie Di- medon, Meldrum-Säure und Diphenyl-barbitursäure konnten mit dem Kation (I) in Gegenwart einer Hilfsbase8 zur Reaktion gebracht werden. Die resul­tierenden Methylencyclopropen-Derivate (6) — (8) sind jedoch im Gegensatz zu den ringoffenen Typen (3) nur noch schwach gelb gefärbt (6) resp. farblos [(7), (8)]. Charakteristisch ist ihre schon bei Tages­licht wahrnehmbare, grünliche bis hellblaue Fluores-

8 Diisopropyläthylamin, S. H ünig u . M. K ie s s e l , Chem. Ber.91, 380 [1958].

,CSH5 C«H5 .C6 H5

CHj CHj

(7 )

r VCeHü'^Y^CfHs

0te>

zenz, die bei Verbindungen (3) erst bei UV-Einstrah- lung in Erscheinung tritt. Ihre IR-, UV- und besonders NMR-spektroskopischen Eigenschaften sind denen von (3) ähnlich; Tab. 2 faßt die wichtigsten Kriterien zu-

Wir danken Herrn Dipl.-Chem. H.-F. K l e in , Institut für Anorganische Chemie der Universität Würzburg, für die Aufnahme der Kemresonanzspektren.