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1 Englischlernen im elektronischen Spinnennetz Hermann Olberding Es ist in aller Munde. Die Medien sind voll davon. Die Schülerinnen und Schüler fragen uns Lehrer nach unserer E-Mail Adresse. Sie wollen uns eine Mail schicken oder fragen nach interessanten Internetadressen zu einem Thema, was gerade im Unterricht behandelt wird. Viele Kolleginnen und Kollegen werden noch keine Antworten geben können. Wer blickt da schon durch? Die Rede ist vom neuesten Medium, dem Internet, welches jetzt auch die Schule erobert. Alle an Schule Beteiligten stehen vor gewaltigen Herausforderungen. Wenn wir sie positiv angehen und lernen, uns sinnvoll im elektronischen Spinnennetz zu bewegen, ergeben sich für uns als Englischlehrer und -lehrerinnen ganz neue und faszinierende Möglichkeiten für unsere Arbeit. Die Mühe, viel Neues zu lernen, lohnt. Hardware-Voraussetzungen Für die Nutzung des Netzes der Netze braucht man einen Computer, ein Modem oder eine ISDN-Karte, einen Telefonanschluß und einen sogenannten Provider. Welchen Computer man an das Internet anschließt, ist gleichgültig. Da allerdings heute immer größere Datenmengen über die Leitungen geschickt werden, ist es sinnvoll, einen relativ leistungsstarken Computer einzusetzen. Ähnlich wie beim Computer gibt es auch bei den Modems unterschiedliche Leistungsklassen. Nach dem heutigen Stand der Technik sollte dieses Gerät, welches zwischen den Computer und die Telefonleitung geschaltet wird, eine Übertragungsrate von 28.800 Bits pro Sekunde haben. Das ist die Geschwindigkeit, mit der die Daten transportiert werden. Bei langsameren Modems dauert es sehr lange, bis eine Grafik oder eine Filmsequenz auf dem Bildschirm erscheint. Wer noch schneller und auch noch komfortabler arbeiten möchte, braucht einen ISDN- Anschluß. Solch einen Anschluß kann man sich z.B. von der Telekom legen lassen. Die Anschaffung ist zwar relativ kostspielig, dennoch bietet diese Alternative eindeutig Vorteile. Bei der Übertragung von Daten kann man Geschwindigkeiten bis zu 64.000 Bits pro Sekunde erreichen. Anders als bei Modembetrieb, kann man mit einem ISDN-Anschluß auch gleichzeitig telefonieren. Die Leitung wird also nicht blockiert, solange man im Internet surft. Alle Daten im Internet werden über Telefonleitungen übertragen.

Englischlernen im elektronischen Spinnennetz

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Eine erste Einführung in "Schule und Internet"

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Englischlernen im elektronischen Spinnennetz

Hermann Olberding

Es ist in aller Munde. Die Medien sind voll davon. Die Schülerinnen und Schüler fragen uns

Lehrer nach unserer E-Mail Adresse. Sie wollen uns eine Mail schicken oder fragen nach

interessanten Internetadressen zu einem Thema, was gerade im Unterricht behandelt wird.

Viele Kolleginnen und Kollegen werden noch keine Antworten geben können. Wer blickt da

schon durch? Die Rede ist vom neuesten Medium, dem Internet, welches jetzt auch die Schule

erobert. Alle an Schule Beteiligten stehen vor gewaltigen Herausforderungen. Wenn wir sie

positiv angehen und lernen, uns sinnvoll im elektronischen Spinnennetz zu bewegen, ergeben

sich für uns als Englischlehrer und -lehrerinnen ganz neue und faszinierende Möglichkeiten

für unsere Arbeit. Die Mühe, viel Neues zu lernen, lohnt.

Hardware-Voraussetzungen

Für die Nutzung des Netzes der Netze braucht man einen Computer, ein Modem oder eine

ISDN-Karte, einen Telefonanschluß und einen sogenannten Provider. Welchen Computer

man an das Internet anschließt, ist gleichgültig. Da allerdings heute immer größere

Datenmengen über die Leitungen geschickt werden, ist es sinnvoll, einen relativ

leistungsstarken Computer einzusetzen.

Ähnlich wie beim Computer gibt es auch bei den Modems unterschiedliche Leistungsklassen.

Nach dem heutigen Stand der Technik sollte dieses Gerät, welches zwischen den Computer

und die Telefonleitung geschaltet wird, eine Übertragungsrate von 28.800 Bits pro Sekunde

haben. Das ist die Geschwindigkeit, mit der die Daten transportiert werden. Bei langsameren

Modems dauert es sehr lange, bis eine Grafik oder eine Filmsequenz auf dem Bildschirm

erscheint.

Wer noch schneller und auch noch komfortabler arbeiten möchte, braucht einen ISDN-

Anschluß. Solch einen Anschluß kann man sich z.B. von der Telekom legen lassen. Die

Anschaffung ist zwar relativ kostspielig, dennoch bietet diese Alternative eindeutig Vorteile.

Bei der Übertragung von Daten kann man Geschwindigkeiten bis zu 64.000 Bits pro Sekunde

erreichen. Anders als bei Modembetrieb, kann man mit einem ISDN-Anschluß auch

gleichzeitig telefonieren. Die Leitung wird also nicht blockiert, solange man im Internet surft.

Alle Daten im Internet werden über Telefonleitungen übertragen.

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Das ist zwar insgesamt eine Menge Technik, die einem da ins Haus steht, und man sollte sie

auch souverän bedienen können, damit man sich im Unterricht im wesentlichen mit

inhaltlichen und nicht mit scheinbar unlösbaren technischen Problemen beschäftigen muß.

Schließlich soll der Computer mit seinen tollen Angeboten ja dazu dienen, Unterricht zu

verbessern. Wir setzen ihn nicht um seiner selbst willen ein, um damit dann Edutainment zu

betreiben. Und noch etwas zu den technischen Voraussetzungen: Meine Erfahrung mit dem

Einsatz Neuer Medien im Englischunterricht hat gezeigt, daß eine sinnvolle Nutzung nur

möglich ist, wenn man zu Hause über eine EDV-Ausstattung verfügt, die vergleichbar ist mit

der in der Schule. Die Voraussetzungen zur Beherrschung der Technik eines Sprachlabors

sind schnell gelernt. Beim Computer ist das, wenn wir ehrlich sind, ganz anders. Vieles muß

durch trial and error erlernt werden. Es gibt kaum ausreichend organisierte Fortbildungen für

die Lehrerinnen und Lehrer. Wir sind weitgehend auf uns selbst gestellt - können nur in

begrenztem Maße auf Hilfe von außen hoffen.

Wie kommt man ins Internet?

Nachdem die Hardwarevoraussetzungen erfüllt sind, braucht man als nächstes jemanden, der

einem die Einwahl ins Internet ermöglicht. Das ist ein sog. Provider oder Netzanbieter,

welcher einen großen Rechner (Server) betreibt. Diesen Provider erreicht man mit einer

speziellen Software, die von dem entsprechenden Anbieter zur Verfügung gestellt wird. Sehr

bekannte kommerzielle Provider sind T-online, AOL (America Online), und CompuServe.

Auch Universitäten und lokale Netzanbieter wie Zeitungsverlage und eigens dafür gegründete

Vereine bieten zunehmend ihre Dienste an. Es lohnt sich auf jeden Fall, Preise und

Dienstleitungsumfang der unterschiedlichen Anbieter miteinander zu vergleichen, bevor man

sich entscheidet. Der Löwenanteil der Kosten entsteht bei der Nutzung der Telefonleitung.

Wer also z.B. ein Ferngespräch führen muß, um seinen Provider zu erreichen, zahlt wesentlich

mehr als jemand, der seinen Anbieter im lokalen Telefonbereich hat.

Die großen kommerziellen Anbieter berechnen die Kosten nach der Aufenthaltsdauer im Netz.

Das ist bei kleineren Anbietern häufig nicht der Fall. Bei Ihnen zahlt man zwar eine höhere

monatliche Grundgebühr; dafür kann man dann allerdings so lange surfen, wie man will. Es

enstehen lediglich Telefonkosten, denen man unter Ausnutzung des City-Plus-Tarifs der

Telekom allerdings auch ein Schnippchen schlagen kann. Unter diesem Namen bietet die

Telekom tagsüber Tarife an, die nur die Hälfte kosten.

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Was tun im Spinnennetz?

Nachdem alle Vorbereitungen und Voraussetzungen für den Start erledigt sind, kann es

losgehen mit der Arbeit im elektronischen Spinnennetz. Was ist jetzt zu tun? Wie findet man

sich in diesem Riesenangebot zurecht?

Vorbereitung einer Studienreise nach London

Angenommen, Lehrer und Schüler planen eine Studienfahrt nach London. Von der britischen

Zentrale für Touristik in Frankfurt haben sie schon Material erhalten, was allen Beteiligten zur

Information aber auch zur Einstimmung auf die Fahrt dient.

Vielleicht will der Lehrer mit seinen Schülern eine Theater- oder Musicalaufführung in

London besuchen. Ebenfalls geplant ist ein Besuch im Buckingham Palace1. Aktuelle

innenpolitische Nachrichten, wie zum Beispiel die Ergebnisse der letzten Wahlen zum

britischen Unterhaus und welche weiteren politischen Entwicklungen aufgrund des landslide-

victory der Labour Party mit Tony Blair auf Großbritannien zukommen, sollen mit der Klasse

oder dem Kurs untersucht werden. Da bietet sich jetzt ein Blick ins World Wide Web an.

Mit Hilfe des Internet-Browsers Netscape, kann die Suche gleich losgehen, nachdem man sich

per Modem oder ISDN-Karte beim Provider eingewählt hat.

Suchmaschinen bringen Ordnung in das Informationschaos

Wie findet man denn jetzt ganz konkret die Adressen, die für die Recherche gebraucht

werden? Hier helfen die sogenannten Suchmaschinen, die Ordnung in das vermeintliche

Chaos bringen. Suchmaschinen wie Yahoo2, Lycos

3 oder Webcrawler

4 durchsuchen in

wenigen Sekunden das gesamte Internet nach vorher eingegebenen Stichwörtern und melden

dann das Suchergebnis. Diese Suchwerkzeuge sind mit Hilfe des Internetbrowsers Netscape

zu aktivieren. Wenn man sie einmal benutzt hat, ist es sinnvoll, ihre Internetadresse mit einem

Lesezeichen (bookmark) zu versehen. Beim nächsten Mal kann man dann aus den angelegten

1 http://www.number-10.gov.uk/

2 http://www.yahoo.com/

3 http://www.lycoss.com/

4 http://www.webcrawler.com/

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Lesezeichen das Passende einfach anklicken. Die erneute Eingabe in das Adressfeld wird

automatisch erledigt.

Zu Gast in 10 Downing Steet5 und Buckingham Palace

Auf der Suche nach nützlichen Adressen stoßen wir u.a. auf eine sog. sensitive Landkarte mit

dem Titel UK Guide - The Uk and Ireland - an active map6. Es erscheint eine

bildschirmfüllende Landkarte mit einer großen Anzahl von Städten, die mit schwarzen

Punkten gekennzeichnet sind und Regionen, die mit gelben Punkten dargestellt werden. All

diese Punkte auf der Karte erweisen sich als sog. Hotspots. Man klickt sie an und schon

erscheinen vielerlei Informationen zu dem entprechenden Ort. Der Mausklick auf London

beschert uns The London Guide, einen virtuellen Reiseführer für die britische Hauptstadt.

Unter den Überschriften wie Photographs, Food and Drink, Hotels, Entertainment (mit

Museums, Theatre Guide, Ticket Agents), Travel und Miscellaneous finden sich viele

nützliche Dinge, die für die Vorbereitung gut zu gebrauchen sind. Photos und Stadtpläne

runden das Angebot ab.

Auch die Queen ist seit kurzer Zeit mit einer für die Schule ganz interessanten homepage im

Netz vertreten. Sie gewährt den virtuellen Besuchern einen Einblick in das Alltagsleben der

britischen Königsfamilie.

Damit die Politik nicht zu kurz kommt, besuchen wir vor der eigentlichen Reise auch noch

den Prime Minister in 10 Downing Street. Ein “Welcome to the London home and office of

the Prime Minister“ eröffnet die sehr interessante und ergiebige homepage der Londoner

Regierungszentrale. Vor der berühmten Tür mit der Nummer 10 steht ein typischer britischer

Bobby. Mit einer Tour of 10 Downing Street mit Texten und Bildern kann es losgehen. Es

gibt nähere Informationen zu früheren Premierministern, sowie zu weiteren Mitgliedern der

Regierung.

Wer mehr wissen möchte, geht zu den Government Departments.7 Hinter diesem Angebot

verbirgt sich neben den hompages aller Ministerien eine große Anzahl weiterer

gesellschaftspoltisch sehr interessanter Angebote. Besonders gut und ausführlich: Die

homepage des Außenministeriums. Auch zu den Mitgliederstaaten des Commonwealth finden

sich viele Informationen. Die homepage ist insgesamt für den fortgeschrittenen

5 http://www.number-10.gov.uk/

6 http://www-mice.cs.ucl.ac.uk/misc/uk/activemap.html

7 http://www.number-10.gov.uk/depts/index.html

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Englischunterricht bestens geeignet. Für viele landeskundlich relevante Bereiche hält sie ein

großes Reservoir an Informationen und Einblicken bereit.

All die Texte, Grahiken und Photos, auf die wir während des Surfens durch London gestoßen

sind, können im Computer gespeichert werden. Man kann sie natürlich auch ausdrucken, um

sie für unterrichtliche Zwecke zu verwenden. Ein Farbdrucker produziert gestochen scharfe

Bilder, die an einer Pinnwand im Kurs- oder Klassenraum schon einmal die Vorfreude auf die

herannahende Studienfahrt anregen können.