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Konzertprogramm, deutsch LUCERNE FESTIVAL ALUMNI 23. August 2020 | 11.00 Uhr | KKL Luzern, Konzertsaal Ensemble der LUCERNE FESTIVAL ALUMNI | Baldur Brönnimann | Valentine Michaud

Ensemble der LUCERNE FESTIVAL ALUMNI Baldur …...boren. Er studierte Komposition bei Bruno Zanolini am Conservatorio di Musica «Giuseppe Verdi» in Mailand sowie an-schliessend bei

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Konzertprogramm, deutsch

LUCERNE FESTIVAL ALUMNI23. August 2020 | 11.00 Uhr | KKL Luzern, Konzertsaal

Ensemble der LUCERNE FESTIVAL ALUMNI | Baldur Brönnimann | Valentine Michaud

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Info: lucernefestival.ch

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Sonntag, 23. August 2020 | 11.00 Uhr | KKL Luzern, Konzertsaal Ensemble der LUCERNE FESTIVAL ALUMNI | Baldur Brönnimann | Valentine Michaud

5 Programm und Konzerteinführung17 Interpreten

LIFE IS LIVE14. – 23. August 2020

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Erhältlich auf lucernefestival.ch/shop

Clara Haskil | Robert Casadesus − Mozart, Beethoven

Isaac Stern − Tschaikowsky, Bartók

George Szell − Dvořák, Brahms

Claudio Abbado − Schubert, Beethoven, Wagner

Rafael Kubelík − Bartók

Wilhelm Furtwängler − Beethoven

Pierre Fournier − Dvořák, Saint-Saëns, Casals

Annie Fischer | Leon Fleisher − Schumann, Beethoven

Paul Kletzki − Schubert, Brahms, Beethoven

Wolfgang Schneiderhan − Mozart, Henze, Martin

Carl Schuricht – Mozart, Brahms

Wilhelm Furtwängler – Schumann, Beethoven

Nathan Milstein – Mendelssohn, Dvořák

Edith Mathis – Mozart, Bartók, Brahms, Schumann, Strauss

HISTORIC PERFORMANCES

NEUArmin Jordan

dirigiert

Debussy, Roussel

und Chausson

Herausragende Konzerte legendärer Künstler − eine klingende Festspielgeschichte!

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6 Programm 9 Konzerteinführung

Programm und Konzerteinführung

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Ensemble der LUCERNE FESTIVAL ALUMNI:Matteo Cesari Flöte | Frauke Elsen Oboe | Shuyue Zhao Klarinette | Rui Lopes Fagott | Silke Strahl Saxophon | Chloë Abbott Trompete | Stephen Menotti Posaune | Sarah Saviet Violine | Alfonso Noriega Fernández Viola | Karolina Öhman Violoncello | Louis Siracusa Kontrabass | Aurélien Gignoux und Alice Ricochon Schlagzeug | Helga Karen Klavier | Stefanie Mirwald Akkordeon

Baldur Brönnimann DirigentValentine Michaud Saxophon

LUCERNE FESTIVAL ALUMNISonntag, 23. August 2020 | 11.00 Uhr |KKL Luzern, Konzertsaal

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Barblina Meierhans (*1981)Auf Distanz für Bassflöte und kleines Ensemble (2020)UraufführungAuftragswerk von LUCERNE FESTIVAL

I. schnalzenII. kichernIII./IV. lauschen und singenV. atmen

Nadir Vassena (*1970)materia oscura für Saxophon und Ensemble (2006)

Oscar Bianchi (*1975)Contingency für Ensemble (2017)

| Keine Pause

Mit freundlicher Unterstützung von

Partner LUCERNE FESTIVAL ALUMNI

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Kontingenz- und Distanzerfahrungen, musikalisch reflektiert Zur Matinee der LUCERNE FESTIVAL ALUMNI

In diesem Sommer ist alles anders. Normalerweise nämlich wird Luzern im August und September von zahlreichen jungen Musikerinnen und Musikern bevölkert. Aus aller Welt reisen sie an den Vierwaldstättersee, um sich hier der Musik des 20. und 21. Jahrhunderts zu widmen – als Teilnehmer der LU-CERNE FESTIVAL ACADEMY oder als Mitglieder der LUCERNE FESTIVAL ALUMNI, des Netzwerks ehemaliger Akademisten. In täglichen Proben und Workshops erarbeiten sie ausgewählte Schlüsselwerke der Moderne und brandneue, oft eigens für ihre Auftritte entstandene Partituren. Sie entwi-ckeln innovative Aufführungsformen und bescheren dem Festspielpublikum unkonventionelle Programme voller überraschender Hörerfahrungen. All das kann angesichts der Corona-Pandemie in diesem Sommer nicht statt-finden. Umso schöner, dass sich LUCERNE FESTIVAL ALUMNI aus der Schweiz und dem nahen Ausland zusammengetan haben, um Musik von drei Vertre-tern einer neuen Schweizer Komponistengeneration zu präsentieren. Barbli-na Meierhans steuert eine Uraufführung bei: Auf Distanz reflektiert das Gebot des Abstandhaltens, das die vergangenen Monate prägte – mit einer Raum-musik, die dem Ensemble einen Solo-Bläser gegenüberstellt. Um das Ver-hältnis von Individuum und Kollektiv geht es auch in Nadir Vassenas materia oscura von 2006: Hier tun sich die Alumni mit der Saxophonistin Valentine Michaud zusammen, der Gewinnerin des «Credit Suisse Young Artist Award» 2020. Und Oscar Bianchi setzt sich mit einem Konzept auseinander, das in Zeiten von Corona neue Aktualität erhalten hat – konnten wir doch alle erle-ben, dass unser Leben nicht lückenlos planbar ist, sondern von Unvorherge-sehenem und Zufälligem bestimmt wird. Soziologen und Philosophen spre-chen in diesem Zusammenhang gerne von Kontingenz. Bei Bianchi wird sie zum produktiven Prinzip: Unerwartete Volten und plötzliche Störungen prä-gen sein Ensemblestück Contingency aus dem Jahr 2017.

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Barblina Meierhans, geboren 1981 in Bur-gau/St. Gallen, studierte Komposition, Vio- line, Viola, experimentelles Musiktheater und Transdisziplinarität in Zürich und Bern sowie an der Dresdner Musikhochschule. Wichtige Impulse für ihr Schaffen erhielt sie u.  a. von Mark Andre, Manos Tsangaris, Franz Martin Olbrisch, Françoise Rival-land, Daniel Weissberg und Xavier Dayer. Ihre Arbeiten in den Bereichen instru-mentale Komposition, experimentelles Mu-siktheater und Installation mit einer Vor-liebe für Orte und Räumliches wurden in ganz Europa, insbesondere in Deutsch-land und der Schweiz, aber auch in Süd-

korea und Argentinien aufgeführt und er-klangen bei Festivals wie Ultraschall Ber- lin, den Wittener Tagen für neue Kammer-musik, dem Genfer Archipel-Festival, dem SPOR-Festival in Kopenhagen oder bei Kammer Klang in London. Meierhans, die sich auch im Bereich der Lehre engagiert und Workshops im In- und Ausland gibt, wurde u. a. mit dem BEST-Trächselstipen-dium des Kantons Bern sowie mit Atelier-stipendien für Berlin, Rom, Bangalore und Neu-Delhi ausgezeichnet und war «artist-in-residence» des Zentrums für Gegen-wartskunst Nairs.

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Barblina MeierhansAuf Distanz für Bassflöte und kleines Ensemble

Entstehung: Barblina Meierhans’ neues Ensemblewerk Auf Distanz entstand 2020 im Auftrag von LUCERNE FESTIVAL für das «Life Is Live»-Festival.Uraufführung im heutigen Konzert.Spieldauer ca. 10 Minuten.

Auf Distanz mit der Umgebung. Social Distancing war in aller Munde. Nicht ausschliesslich negativ beeinflusste mich die neu gepflegte Distanz zwischen Menschen, dieser erweiterte, körperliche Raum jedes Einzelnen, der unter-dessen bereits wieder in Frage gestellt wird. Er ermöglichte mir, nebst uns zu schützen, gelegentlich besser zu atmen, freier zu denken und auf eine feine Art respektvoll gegenüber mir Unbekannten zu sein. Gravierend indes die Auswirkungen auf die ganze Musikausübung: Da die konzertante Realisie-rung von Musik gänzlich auf Eis gelegt war, blieb der eigentliche Kern der Sache, um die es geht – die Mimesis –, nur indirekt und virtuell in Kraft; live ist sie ganz konkret in ihrer performativen Existenz bedroht. Trotzdem sitze ich da, an meinem Schreibtisch, Tag für Tag. Noch immer zau-bert einem das langfristige Denken nicht unbedingt Glanzlichter in die Au-gen. Die Scheinwerfer sind eingestellt. Ich verlasse gedanklich für einen Mo-ment das Drama und konzentriere mich auf die Blätter vor mir. Die Mimesis (im Sinne von Aristoteles’ Poetik), für gewöhnlich beim Komponieren ohne-hin eine virtuelle Komponente, beschäftigt mich interessanterweise gerade jetzt umso intensiver. Was mir live zum Experimentieren zur Verfügung steht, bin ich, an Klangmaterial ist es meine Stimme. Unmittelbar. In der Feedback-schlaufe meiner selbst versuche ich mich an der Unmöglichkeit, fiktiv mei-nen Mund zu verdoppeln und ihn einmal als Klangquelle in unmittelbarer Nähe, einmal als Resonanzkörper massiv vergrössert auf einer imaginierten Bühne vor mir zu denken. Utopie als Flucht vor dem Moment? Vielmehr ist es die Hingabe und Notwendigkeit zum Musikschaffen an sich, die mich dazu drängte, nach einer Übersetzung dieser fiktiven und humorvollen Klangsitu-ation ins Instrumentale zu suchen. Entstanden sind fünf Skizzen für Bassflöte und ein kleines Ensemble, Kornett ad libitum.

Barblina Meierhans

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Nadir Vassena wurde 1970 in Lugano ge-boren. Er studierte Komposition bei Bruno Zanolini am Conservatorio di Musica «Giuseppe Verdi» in Mailand sowie an-schliessend bei Johannes Schöllhorn an der Hochschule für Musik in Freiburg/Br. und nahm 1993 an den von Brian Ferney-hough geleiteten Kompositionskursen in Royaumont teil. Vassena erhielt zahlrei-che Auszeichnungen, darunter der Preis der Christoph-Delz-Stiftung, Komposi- tionspreise des Westdeutschen Rund-funks und beim Internationalen Mozart-wettbewerb in Salzburg sowie Stipendien der Akademie Schloss Solitude in Stutt-

gart oder der Stiftung Landis & Gyr. 2015 war er für den Schweizer Musikpreis no-miniert. Als Professor für Komposition lehrt er am Conservatorio della Svizzera Italiana in Lugano. Seit 1993 gehört Vasse-na dem Vorstand von OGGImusica an, von 2004 bis 2012 leitete er gemeinsam mit Mats Scheidegger die Tage für Neue Musik Zürich.

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Nadir Vassenamateria oscura für Saxophon und Ensemble

Entstehung: Nadir Vassena komponierte materia oscura im Jahr 2006 für den Saxophonisten Marcus Weiss und das ensemble recherche, die am 8. Mai 2007 im Konzerthaus in Freiburg/Br. die Uraufführung und am 24. Mai 2007 im Basler Gare du Nord auch die Schweizer Erstaufführung gestalteten. Spieldauer ca. 19 Minuten.

In der Kosmologie meint der Begriff der «dunklen Materie» die unsichtbare und immer noch geheimnisvolle Substanz, die wesentlich sein soll für die Masse des Universums. Nur kurze Zeit nach der Komposition meines Stücks im Jahr 2006 sind mögliche direkte Beweise für ihre Existenz aufgetaucht.Die Annäherung an das Saxophon, die ich in meinem Stück unternehme, ist sich bewusst, dass der «Klang» des Instruments von seinem eigenen Idiom aus und in ihm gedacht werden muss, und versucht sogar eine Neudefinition des Territoriums (auch im Verhältnis zum Ensemble). Der «dunkle» Teil ist in dieser Perspektive überhaupt nicht geheimnisvoll, man kann ihn einfach nur nicht sehen (aber man hört ihn!).

Nadir Vassena

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Oscar Bianchi, Jahrgang 1975, studierte Komposition, Chorleitung und elektroni-sche Musik am Conservatorio di Musica «Giuseppe Verdi» in seiner Geburtsstadt Mailand. Weitere Studien führten ihn ans Pariser IRCAM und an die New Yorker Co-lumbia University, wo er bei Tristan Mu-rail promovierte. Seine erste Oper Thanks to My Eyes, uraufgeführt 2011 beim Festival d’Aix-en-Provence, stiess auf begeisterte Resonanz. Seither wurden seine Werke von so renommierten Klangkörpern wie dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, dem Leipziger Gewandhaus-orchester, dem Ensemble Modern oder

dem Klangforum Wien aufgeführt. Bianchi war Gast des Berliner Künstlerprogramms des DAAD, der Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia in Warschau und in Johan-nesburg sowie des Atlantic Center for the Arts in Florida und wurde u.  a. mit dem Gaudeamus-Preis (2005), dem «Preis der deutschen Schallplattenkritik» (2013) und dem «International Rostrum of Compo-ser’s Prize» (2016) ausgezeichnet. Er ist künstlerischer Leiter der Internationalen Akademie für junge Komponisten von Tici-no Musica und gehört dem Vorstand des St. Petersburger «reMusik»-Festivals an.

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Oscar Bianchi Contingency für Ensemble

Entstehung: Oscar Bianchi schuf sein Ensemblestück Contingency im Jahr 2017 im Auftrag des Collegium Novum Zürich.Uraufführung am 27. März 2017 in der Zürcher Tonhalle mit dem Collegium Novum Zürich unter der Leitung von Emilio Pomàrico, denen die Partitur auch gewidmet ist.Spieldauer ca. 20 Minuten.

«Zeit» Laut Aristoteles ist Geschichtsschreibung Bericht, Fiktion dagegen die Darstellung des Möglichen. Der Dichter, der Künstler, sei daher im Ver-gleich zu den Geschichtsschreibern, den Herstellern von Berichten, «grossar-tiger», weil die Fiktion alles umfasse, was möglich ist. All diese Möglichkeiten führen unweigerlich zum Problem einer Vorstellung von Zeit. Die Antwort der Griechen auf die Zeit bzw. auf die tatsächliche Nichtexistenz der Zeit war der Mythos. Sie etablierten das Erzählen als einen Raum im Chaos; Erzählen soll die Zeit bezeugen, während «Ressourcen ausgeraubt werden, um eine homogene Zeitrechnung zu erstellen» (Julian Barbour, The End of Time, 1999). Daher – und unabhängig davon, welche Art von Sprache verwendet wird, sei es die Musik, sei es eine andere zeitbezogene Kunstform – ist das Erzählen die conditio sine qua non, um eine notwendigerweise fiktive Beziehung zur Zeit zu etablieren. Das Erzählen, die Dramaturgie, ist somit eine formale Strate-gie, um einen wahrnehmbaren Zusammenhang mit einer gewählten Zeitvor-stellung herzustellen. Wie ein formendes Wesen ist das Erzählen, die Drama-turgie, der deus ex machina jeder Zeit. Sich auf das Erzählen einzulassen, führt zu Spekulationen über die Relativität von Gewissheit, über Kausalität im kre-ativen Prozess.

«Kontingenz» Nichts ist sicher, nur der Zufall ist real. Fasst man Quentin Meillassoux’ Theorie der Kontingenz (Après la finitude, 2006) zusammen und vulgarisiert sie, könnte man sich fragen: Übertragen wir die Unmöglichkeit von Gewissheit, wenn wir uns mit den Mitteln der Kunst auf den Zufall einlas-sen? Liesse sich ein solcher Übertragungsvorgang als greifbare Darstellung des «spekulativen Realismus» ansehen, in dem die Hegel’schen Geister von heute der Negativität der Kontingenz begegnen, sie bewohnen und sie hof-fentlich durch die Erzählung der Kunst transzendieren?

Oscar Bianchi

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Info: lucernefestival.ch

20. – 22. November 2020

B E E T H O V E N F A R E W E L Lmit Patricia Kopatchinskaja und Igor Levit

Werke von Leoš Janáček, Charles Ives, György Kurtág … und natürlich von Ludwig van Beethoven

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Interpreten

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19 Ensemble der LUCERNE FESTIVAL ALUMNI21 Baldur Brönnimann23 Valentine Michaud

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Seit ihrer Gründung im Jahr 2003 haben mehr als 1.200 Instrumentalisten, Di-rigenten und Komponisten aus über 60 Ländern das Ausbildungsangebot der LUCERNE FESTIVAL ACADEMY durchlaufen. Darunter finden sich so renom-mierte Künstler wie das JACK und das Mivos Quartet oder die Dirigenten Pablo Heras-Casado und Kevin John Edusei, aber auch viele Musikerinnen und Mu-siker, die heute Mitglieder international arrivierter Orchester sind, im Bereich der Kammermusik und experimenteller Projekte auftreten oder an Hoch-schulen lehren. Ein Grossteil von ihnen bleibt den Festspielen eng verbunden: Als LUCERNE FESTIVAL ALUMNI kehren ausgewählte ehemalige Akademisten regelmässig nach Luzern zurück, bereichern das Programm mit Auftritten im Bereich der zeitgenössischen Musik, in der Reihe «40min» oder in «Young»-Produktionen, dem Festival-Angebot für junge Hörer, und stehen den aktuel-len Academy-Studierenden mit Rat und Tat zur Seite. Unterstützt durch die Alumni-Plattform, bleiben sie zudem untereinander in Kontakt, um gemein-sam weltweit eigene Projekte zu realisieren. So ist ein einzigartiges interna-tionales Netzwerk junger Musikerinnen und Musiker entstanden. Als erstes Projekt präsentierten die Alumni 2013/14 unter dem Motto «Music at Risk» in New York, London, Peking, Zürich und Luzern vier Uraufführungen. Zu den Höhepunkten der vergangenen Jahre zählte u. a. die dreiteilige Konzertreihe Ligeti Forward, mit der sie 2016 unter der Leitung von Alan Gilbert bei der «NY Phil Biennial» gastierten. 2017 tourten sie mit dem Schweizer Jazzsänger An-dreas Schaerer und seiner Band Hildegard Lernt Fliegen durch Deutschland und die Schweiz (The Big Wig). Im März 2018 gastierten sie gemeinsam mit dem Ensemble intercontemporain und Messiaens Des canyons aux étoiles in Paris, Brüssel und Luxemburg sowie beim Luzerner Oster-Festival, im Sep-tember 2019 dann mit Riccardo Chailly in der Hamburger Elbphilharmonie.

Erster Auftritt bei LUCERNE FESTIVAL am 3. September 2014 mit dem Pro-jekt Music at Risk. Zuletzt hier zu erleben im Sommer 2019 mit einer Piaz-zolla-Late Night unter Mariano Chiacchiarini sowie mit Werken von Mos-solow, Schönberg, Maderna und Rihm, die Riccardo Chailly dirigierte.

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Baldur Brönnimann, geboren 1968, studierte an der Musik-Akademie seiner Geburtsstadt Basel sowie am Royal Northern College of Music in Manchester und hat sich weltweit als einer der führenden Dirigenten zeitgenössischer Musik etabliert. Er arbeitete mit Komponisten wie John Adams, Kaija Saa-riaho, Harrison Birtwistle, Unsuk Chin, Helmut Lachenmann, Magnus Lind-berg und Georg Friedrich Haas zusammen und wurde zu Festivals wie den BBC Proms, Wien Modern, den Darmstädter Ferienkursen oder Mostly Mozart im New Yorker Lincoln Center eingeladen. Von 2008 bis 2012 leitete er das Orquesta Sinfónica Nacional de Colombia, von 2011 bis 2015 das norwegische Ensemble BIT20. Seit 2015 ist er Chefdirigent des Orquestra Sinfónica do Porto Casa da Música, seit 2016 auch der Basel Sinfonietta. Regelmässig ist Brönni-mann bei Neue-Musik-Ensembles wie dem Klangforum Wien oder dem En-semble intercontemporain zu Gast, mit dem er 2016 bei den BBC Proms ein Konzert zu Ehren von Pierre Boulez gestaltete. Als Operndirigent war er u. a. mit Ligetis Le Grand Macabre an der Komischen Oper Berlin, der English Na-tional Opera und am Teatro Colón in Buenos Aires zu erleben, wo er auch Helmut Lachenmanns Das Mädchen mit den Schwefelhölzern und Bernd Alois Zimmer-manns Die Soldaten dirigierte. Beim Bergen International Festival und an der Norwegischen Oper leitete er Kaija Saariahos L’amour de loin, am Theater an der Wien Fausto Romitellis Index of Metals. Wichtig ist Brönnimann die inno-vative Vermittlung von Musik, nicht zuletzt durch ungewöhnliche Program-me, mit denen er die traditionellen Grenzen der klassischen Musik hinter-fragt. Zu den Höhepunkten der vergangenen Spielzeit zählten seine Rückkehr zum hr-Sinfonieorchester Frankfurt und zum Radio-Symphonieorchester Wien, mit dem er im Musikverein Dieter Schnebels Sinfonie X zur Aufführung brachte, sowie sein Debut beim Orquesta de la Comunidad de Madrid.

Bisher ein Auftritt bei LUCERNE FESTIVAL: Am 20. August 2011 dirigierte Baldur Brönnimann ein Konzert des Ensembles HELIX, das Werke von Georg Friedrich Haas mit Gedichten Friedrich Hölderlins kombinierte.

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Die französische Saxophonistin Valentine Michaud, Gewinnerin des «Credit Suisse Young Artist Award» 2020, wurde 1993 in Paris geboren und wuchs in Nantes auf. Den ersten Unterricht auf ihrem Instrument erhielt sie im Alter von acht Jahren bei Slava Kazykin. Mit sechzehn nahm sie dann das Studium bei Pierre-Stéphane Meugé an der Musikhochschule in Lausanne auf, von 2015 bis 2018 studierte sie in der Meisterklasse von Lars Mlekusch an der Zür-cher Hochschule der Künste. Ausserdem absolvierte Valentine Michaud ein Studium der Musikwissenschaften an der Pariser Sorbonne, das sie 2013 als Bachelor abschloss; 2015 folgte das Master’s Degree im Fach Musikpädago-gik. Valentine Michaud hat zahlreiche Wettbewerbe gewonnen, darunter 2016 die renommierte «Andrejs Jurjāns International Woodwind Competition» in Riga und 2017 den «Prix Credit Suisse Jeunes Solistes», der ihr auch ein Debutkonzert bei LUCERNE FESTIVAL einbrachte. Im Duo «Akmi» mit der litaui-schen Pianistin Akvilė Šileikaitė wurde sie ebenfalls mehrfach ausgezeichnet, zuletzt 2019 mit dem «Swiss Ambassador’s Award». Valentine Michaud inte-ressiert sich besonders für spartenübergreifende Projekte: Gemeinsam mit einem Maler, zwei Tänzern, einem Performer und weiteren Saxophonisten kreierte sie die Trilogie Waiting for Amon, für die ihr 2018 das Nico-Kaufmann-Stipendium der Stadt Zürich verliehen wurde. Konzerte mit einem Repertoire vom Barock bis zur Moderne führten sie in die Londoner Wigmore Hall, ins Wiener Konzerthaus, in die Zürcher Tonhalle und die Genfer Victoria Hall so-wie nach New York, Moskau und St. Petersburg. Sie konzertierte mit dem Mariinsky Orchestra unter Valery Gergiev und dem Orchestre des Continents unter Thierry Fischer. Besonderen Wert legt Michaud auf die Zusammenar-beit mit zeitgenössischen Komponisten, denn sie möchte das Repertoire für ihr Instrument stetig bereichern.

Bislang zwei Auftritte bei LUCERNE FESTIVAL: am 17. August 2017 im Rahmen der «Debut»-Reihe sowie am 20. August 2020 in einem Rezital mit Werken von Prokofjew, Glasunow, Juillerat, Poulenc und Denissow.

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D A N K ELUCERNE FESTIVAL sagt

all unseren Sponsoren, Förderstiftungen,Mäzenen, Freunden und den zahlreichenTicket-Spendern für die Solidarität,die Treue zum Festival und die Unterstützungin diesen aussergewöhnlichen Zeiten!

Wir freuen uns, wieder live on stagefür Sie da zu sein!

H E R Z L I C H E ND A N K !

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Partner All unseren Partnern, Freunden und Förderern gilt in diesem aussergewöhnlichen Festivaljahr ein ganz besonderer Dank. Ihr Zuspruch und ihre bedingungslose Unterstützung helfen uns, nach vorne zu blicken und es möglich zu machen, in gemeinschaftlichen Konzerterlebnissen die Musik zu feiern – getreu dem Motto «Life Is Live»!

Hauptsponsoren

Themensponsor

SponsorenAndermatt Swiss Alps AG | Artemis Group / Franke Group | B. Braun Medical AG | Bucherer AG | die Mobiliar | Dr. Christoph M. Müller und Sibylla M. Müller | Dr. Dolf Stockhausen | Familie Goer | Glencore | KPMG AG | Nestlé AG | Schindler Aufzüge AG | Swiss Life | Swiss Re | Viking | Zuger Kantonalbank

StiftungenArthur Waser Stiftung | Bernard van Leer Stiftung Luzern | Cleven-Stiftung | Else v. Sick Stiftung | Ernst Göhner Stiftung | Ernst von Siemens Musikstiftung | Fondation Suisa | Fritz-Gerber-Stiftung | Geert und Lore Blanken-Schlemper-Stiftung | Gemeinnützige Stiftung Accentus | Hilti Foundation | Josef Müller Stiftung Muri | Karitative Stiftung Dr. Gerber-ten Bosch | Kunststiftung NRW | Landis & Gyr Stiftung | Pro Helvetia, Schweizer Kulturstiftung | René und Susanne Braginsky Stiftung | RHL Foundation | Stiftung Melinda Esterházy de Galantha Zürich | Strebi-Stiftung Luzern | walter haefner stiftung

SubventionsgeberKanton Luzern | Stadt Luzern

FreundeLUCERNE FESTIVAL dankt allen rund 500 Freundinnen und Freunden für ihr grosszügiges Engagement.Ein besonderer Dank gebührt:

Thomas Abegg | Nachlass Ernest I. Ascher | Baloise Holding AG | Regula Bibus-Waser | Dr. Christian Casal und Katja Biella Casal | Marco Corvi | Projekt Villa Serdang | Oswald J. Grübel | Yann und Sabine Guyonvarc’h | Berthold Herrmann und Dr. Mariann Grawe-Gerber | André und Rosalie Hoffmann | Dr. Rudolf W. Hug | Dr. Klaus Jenny | Dr. Christoph M. Müller und Sibylla M. Müller |Makoto Nakao | Dr. Lutz und Christiane Peters | Dr. Annemarie S. Reynolds | Charlotte Scheidegger-Vonlanthen | Carla Schwöbel-Braun | Monique und Thomas Staehelin-Bonnard | Dr. Dolf Stockhausen I Margrit Wullschleger-Schmidlin

Auch danken wir jenen Freunden und Förderern, die namentlich nicht genannt werden möchten.

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Impressum

HerausgeberStiftung LUCERNE FESTIVAL | Intendant: Michael Haefliger Hirschmattstrasse 13 | Postfach | CH–6002 Luzern t +41 (0)41 226 44 00 | f +41 (0)41 226 44 60 [email protected] | lucernefestival.ch

RedaktionSusanne Stähr (verantwortlich) und Malte Lohmann | Satz & Realisation: Denise Fankhauser

Inserate: Patricia Thérisod

Textnachweise Oscar Bianchis Einführung zu Contingency erschien im Februar 2017 in der Zeitschrift Die Tonkunst und wurde ebenso wie Nadir Vassenas Werkkommentar von Malte Lohmann ins Deutsche übertragen. Der Text von Barblina Meierhans entstand für dieses Programmheft.

BildnachweiseS. 8: Stefan Deuber/LUCERNE FESTIVAL – S. 10: Ona Pinkus – S. 12: Julien Gremaud – S. 18: Patrick Hürlimann/LUCERNE FESTIVAL – S. 20: Jorgo Tsolakidis – S. 22: valentinemichaud.com

© 2020 by LUCERNE FESTIVAL

Unterstützende Unternehmen

Official Airline

LUCERNE FESTIVAL ist Mitglied von

AMAG Audi Center Luzern, Car Partner | Confiserie Sprüngli, Chocolate Partner | Egon Zehnder | KKL Luzern, Veranstaltungspartner | Luzern Tourismus | MetaDesign, Partner in Communication | Radio SRF Kultur, Medienpartner |Ringier AG, Medienpartner

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lucernefestival.ch/museen

ERLEBEN SIE LUZERN!Mit der Konzertkarte ins Museum

Mit Ihrer Konzertkarte haben Sie freien Eintritt ins Kunstmuseum Luzern und in die Sammlung Rosengart oder können im Hans Erni Museum an kostenlosen Führungen teilnehmen.* Und das nicht nur am Tag Ihres Konzertbesuchs, sondern auch am Tag davor und danach: Einfach die Konzertkarte an der Museumskasse vorweisen.

* Details zur Anmeldung finden Sie unter lucernefestival.ch/museen

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