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Agrar- und Ernährungswissenschaftliche Fakultät Christian-Albrechts-Universität Institut für Tierzucht und Tierhaltung Entwicklung von Zuchtprogrammen beim Steinbutt J. Tetens 1 , S. Oesau 1 , C. Schulz 2 , G. Thaller 1 1 Institut für Tierzucht und Tierhaltung, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel 2 Gesellschaft für Marine Aquakultur, Büsum

Entwicklung von Zuchtprogrammen beim Steinbutt · Fazit und Ausblick • Die umfassende und individuelle Datenerhebung an fast 6.000 Fischen stellt eine einzigartige Datengrundlage

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Page 1: Entwicklung von Zuchtprogrammen beim Steinbutt · Fazit und Ausblick • Die umfassende und individuelle Datenerhebung an fast 6.000 Fischen stellt eine einzigartige Datengrundlage

Agrar- und Ernährungswissenschaftliche

Fakultät Christian-Albrechts-UniversitätInstitut für Tierzucht und Tierhaltung

Entwicklung von Zuchtprogrammen

beim Steinbutt

J. Tetens1, S. Oesau1, C. Schulz2, G. Thaller1

1 Institut für Tierzucht und Tierhaltung,

Christian-Albrechts-Universität zu Kiel2 Gesellschaft für Marine Aquakultur, Büsum

Page 2: Entwicklung von Zuchtprogrammen beim Steinbutt · Fazit und Ausblick • Die umfassende und individuelle Datenerhebung an fast 6.000 Fischen stellt eine einzigartige Datengrundlage

Einleitung

• 1970 Beginn der Farmhaltung in Schottland

• Hauptproduzenten in Europa: Spanien, Frankreich und Portugal

• Europäische Gesamtproduktion derzeit: ~9.500 t (FAO, 2008)

Seit Mitte der 90er hat

sich die europäische

Produktion mehr als

verzehnfacht

• Weltweit: China und

Chile von Bedeutung

• Hochpreisiger Fisch:

Filetpreis ~ 120,-€/kg

Rahmenbedingungen

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Zielsetzung

Entwicklung von Zuchtprogrammen

• Zuchtziele: hohe Tageszunahmen, homogenes Wachstum,

optimale Futterverwertung, Robustheit

• Stand der züchterischen Bearbeitung?

Bisher meist Massenselektion

Inzuchtproblematik?

Komplexe Merkmale mit niedriger Erblichkeit?

• Die Kenntnis genetischer Parameter (Erblichkeiten,

genetische Korrelationen) ist notwendig für die Entwicklung

fortschrittlicher Zuchtprogramme!

Projektziel: Bestimmung der essentiellen Kenngrößen

und Entwicklung von Zuchtstrategien

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Zielsetzung

Schätzung genetischer Parameter

♀♂ ♂ ♀

Getrennte Haltung von Nachkommengruppen: Beckeneffekt!

Vollständige Durchmischung: Markierung notwendig!

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Zur Schätzung genetischer Parameter sind also notwendig:

Individuelle Leistungsdaten

Abstammungsinformationen

Zufällige Durchmischung aller Fische bei

annähernd gleicher Besatzdichte zum

Ausschluss von Beckeneffekten

Oder kurz:

Die Tiere müssen individuell markiert sein und

eine Abstammungskontrolle muss möglich sein !

Zielsetzung

Schätzung genetischer Parameter

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~ 6000 Besatzfische

aus 2 Herkünften

DNA-Proben (Finnclips)

der potentiellen Elterntiere

Abstammungskontrolle

(Genetische Marker)

DNADNAIndividuelle Markierung

(PIT Tags) und homogene

Durchmischung

Datenerfassung

(alle 6 Wochen):

Gewicht, Körpermaße

Erfassung von Schlacht-

körperdaten, Bestimmung

des gonadalen Geschlechts

Schätzung genetischer

Parameter, Zuchtwertschätzung

Individuelle

Leistungsdaten

Abstammung

Aufzeichnung aller

Umweltparameter

Arbeitsplan

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Besatz und Haltung

• Besatz: 5.986 Fische aus einer norwegischen

(N=3.423) und einer isländischen (N=2.563)

Herkunft

• Haltung: Seewasserkreislaufsystem, 50m3

Haltungsvolumen, 20 zylindrische Becken

• Umweltparameter: O2 ~8,2 mg/l, NH4+ ~0,3mg/l,

NO2- ~2,5 mg/l, Salinität ~29 ‰, Temp. ~18,5 °C

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• PIT-Tags der Fa. HallPrint (AUS): 12 x 2,1 mm, Glaskapsel

• Implantation in die Bauchhöhle nach vorheriger Betäubung

und Stichinzision

• Schnittposition: einen fingerbreit diagonal unter dem Punkt

an dem Wirbelsäule und Kopf zusammentreffen

Individuelle Markierung

Implantation der Tags

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Individuelle Markierung

• Die Markierungsprozedur haben alle

Fische überlebt

• Mortalität innerhalb von 4 Wochen nach

der Implantation: < 0.2 %

• Zweimalige röntgenologische Kontrolle

der Transponderposition in den ersten

4 Monaten nach der Implantation (N=24)

• Keine Lageveränderungen während

dieser Zeit

Verlaufskontrolle

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Individuelle Markierung

verkapselt zwischen

den Eingeweiden

verkapselt an der

Bauchhöhlenwand

verkapselt auf der

Leber liegend

verkapselt auf den

Eingeweiden liegend

n = 672 (84%) n = 81 (10,1%) n = 39 (4,9%) n = 8 (1%)

Verlaufskontrolle

• Ermittlung der endgültigen Position zum Schlachtzeitpunkt

bei 800 Tieren

• Alle Tags waren verkapselt, überwiegend unter der Leber

zwischen den Eingeweiden

• Es wurden keine Verluste von Transpondern registriert

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• Zu Beginn

Anomalien, Besonderheiten

• Regelmäßig alle 4-6 Wochen, insgesamt an 10 Terminen

Gewicht

Länge, Breite, Fläche (Bildanalyse)

Dicke (Bildanalyse, lasergestützt)

Datenerfassung

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Zu Beginn

Anomalien, Besonderheiten

Regelmäßig alle 6 Wochen

Gewicht

Länge, Breite, Fläche (Bildanalyse)

Dicke (Bildanalyse, lasergestützt)

Bei Schlachtung zusätzlich

Ausschlachtung (Kopf, Innereien)

Lebergewicht (HSI)

Filetanteil (Stichprobe ?)

mit Waage

Datenerfassung

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Datenerfassung

(Tiere > 250g und < ca. 1.700g)Erfassung von Schlacktkörperdaten

Filet

Kopf

Leber

Schlachtabfälle (Kontrolle)

Darmkonvolut

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0 100 200 300

200

400

600

800

Tage

Mittle

res G

ew

ich

t [g

]Erste Analysen

Island

Norwegen

Gewichtsentwicklung

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Erste Analysen

Gewicht und Filetgewicht ~ Körpermaße

Lebendgewicht Lebendgewicht

FiletgewichtFiletgewicht

Flä

ch

e [

cm

2]

* D

ick

e [

mm

]F

läc

he [

cm

2]

* D

ick

e [

mm

]

Flä

ch

e [

cm

2]

Flä

ch

e [

cm

2]

R2=0.86 R2=0.90

R2=0.81 R2=0.84

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Fazit und Ausblick

• Die umfassende und individuelle Datenerhebung an fast

6.000 Fischen stellt eine einzigartige Datengrundlage für

die Etablierung fortschrittlicher Zuchtstrategien dar.

• Die intraabdominale Transpondermarkierung hat sich als

problemlos und zuverlässig erwiesen.

• Ein genetischer Markersatz wurde etabliert und an mehreren

Hundert Tieren validiert; DNA wurde von allen Tieren

gewonnen und die Pedigreerekonstruktion wird derzeit

durchgeführt.

• Nach Abschluss der Bildanalysen werden genetische

Parameter geschätzt.

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Unser Dank gilt…

… Markus Griese und dem gesamten Team der GMA

… allen fleißigen Helfern aus dem Institut für

Tierzucht und Tierhaltung

… Aller Aqua

… dem Zukunftsprogramm Wirtschaft

… Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit!

Dank

Christian-Albrechts-UniversitätInstitut für Tierzucht und Tierhaltung