5
1 Erfahrungsbericht Koç Üniversitesi, Istanbul Wintersemester 2014 - Sommersemester 2015 Von September 2014 bis Juni 2015 durfte ich die großartige Erfahrung machen, für zwei Semester in Istanbul an der Koç Üniversitesi zu studieren. Mein Dank gilt zu allererst dem IEK, dem Akademischen Auslandsamt und dem OIP von der Koç Üniversitesi. Sie ermöglichten mir zwei wunderbare Semester in Istanbul. Nachdem ihr angefangen habt, meinen Erfahrungsbericht zu lesen, komme ich zu dem Schluss, dass auch ihr mit dem Gedanken spielt, in Istanbul zu studieren. Ich kann es euch nur wärmstens empfehlen. Istanbul ist das historische und kulturelle Zentrum der Türkei und ein wichtiger Bestandteil sowohl der Kunstgeschichte als auch der Archäologie. Ihr werdet total begeistert sein von den Menschen und der Stadt. Über die Koç Üniversitesi: Die Universität ist eine private EliteUniversität, in der sämtliche Unterrichtseinheiten auf Englisch unterrichtet werden. Sie wurde im Jahr 1993 gegründet und ist seither eine der teuersten Universitäten in Istanbul. Die Koç liegt nördlich von der Innenstadt, im Stadtteil Sarıyer. Der Campus liegt in einem Waldgebiet. Auf dem Campus befinden sich Wohngelegenheiten, ein Pool, ein Tennisplatz, ein Fitnessbereich, ein Supermarkt, verschiedene Restaurants und Cafés, sowie ein Buchladen und eine Bibliothek zum Studieren. Es gibt auch ein Theater, welches im Sommer oft von Studenten genutzt wird. Die meisten Fakultätsgebäude sind unterirdisch miteinander verbunden, wodurch man bei Schnee oder extremer Hitze nicht draußen laufen muss. Da der Campus in einem Waldgebiet liegt und abseits der Stadt, ist es sehr ruhig und idyllisch. Der Ausblick von der Universität wird leider etwas durch den momentanen Bau einer dritten Brücke über den Bosporus gestört. Die Studenten leben stärker miteinander und helfen sich bei jeder Gelegenheit. Man hat das Gefühl, dass alle Teil einer Familie sind. Vor der Abreise: Sobald ihr von der Koç als Erasmus Student angenommen wurdet, erhaltet ihr einen Acceptance Letter. Dieses Schreiben ist wichtig, um ein Visum zu beantragen. Auf das Visum komme ich später zurück. Weitere Informationen erhaltet ihr von Mert Şanivar und Murat Ayvacı im International Office. Einen guten Überblick findet ihr auf der Website https://oip.ku.edu.tr/incoming/home. Ungefähr einen Monat vor eurer Ankunft in Istanbul werdet ihr von eurem Mentor kontaktiert. Die Koç teilt euch einen ihrer türkischen Studenten als Mentor zu. Diesen Mentor könnt ihr alles, vor und während eures Aufenthalts fragen. Sie unterstützen euch dabei, euch in Istanbul und auf dem Campus zurecht zu finden. Wohnen in Istanbul: Man hat die Möglichkeit, als ErasmusStudent auf dem Campus der Universität zu wohnen. Es gibt den WestCampus, der etwa 10 Minuten von der Universität entfernt ist. Zwischen der Universität und dem WestCampus fahren regelmäßig kostenfreie Busse. Auf der Website https://ogs.ku.edu.tr/west findet ihr die Abfahrtszeiten der Shuttles. Der MainCampus hingegen liegt direkt auf dem Gelände der Universität und ist nur wenige Gehminuten von den Fakultäten entfernt. Es werden verschiedene Räume angeboten (Einzelräume, Mehrpersonenräume). Eine ausführliche Liste der verschiedenen Räume und deren Kosten pro Semester findet ihr auf http://dorm.ku.edu.tr/. Je nach Raum und Lage kostet es zwischen 10002900 Euro. Diese Summe muss zusammen mit der Kaution im Voraus bezahlt werden. Wenn ihr in der Stadt wohnen wollt, empfehle ich euch die Website http://istanbul.de.craigslist.com.tr/roo/. Ich selbst habe in der Nähe vom TaksimPlatz in einer WG gewohnt. Dort zahlte ich monatlich 600 Lira Miete (dies waren je nach Umrechnungskurs etwa 200/220 Euro) und 400 Lira Kaution. Es ist nicht üblich, dass Männer und Frauen in WGs zusammen wohnen.

Erfahrungsbericht Koç Üniversitesi, Istanbul ... · PDF fileWeihnachten nach Hause zu fliegen. Dadurch erlebte ich Schnee in Istanbul. Da etwa 5cm Schnee an einem Tag gefallen war,

  • Upload
    lephuc

  • View
    213

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

1  

Erfahrungsbericht Koç Üniversitesi, Istanbul Wintersemester 2014 - Sommersemester 2015

Von  September  2014  bis  Juni  2015  durfte  ich  die  großartige  Erfahrung machen, für zwei Semester in Istanbul an der Koç Üniversitesi zu studieren.  Mein Dank gilt zu allererst dem  IEK, dem Akademischen Auslandsamt und dem OIP von der Koç Üniversitesi. Sie ermöglichten mir zwei wunderbare Semester in Istanbul.  Nachdem ihr angefangen habt, meinen Erfahrungsbericht zu lesen, komme ich zu dem Schluss, dass auch  ihr mit dem Gedanken spielt,  in  Istanbul zu studieren.  Ich  kann  es  euch  nur  wärmstens  empfehlen.  Istanbul  ist  das historische und kulturelle Zentrum der Türkei und ein wichtiger Bestandteil sowohl  der  Kunstgeschichte  als  auch  der  Archäologie.  Ihr  werdet  total begeistert sein von den Menschen und der Stadt.  Über die  Koç Üniversitesi: Die  Universität  ist  eine  private  Elite‐Universität,  in  der  sämtliche Unterrichtseinheiten  auf  Englisch unterrichtet werden.  Sie wurde  im  Jahr 1993 gegründet und ist seither eine der teuersten Universitäten in Istanbul. Die Koç liegt nördlich von der Innenstadt, im Stadtteil Sarıyer. Der Campus liegt in einem Waldgebiet.  Auf  dem  Campus  befinden  sich  Wohngelegenheiten,  ein  Pool,  ein Tennisplatz, ein Fitnessbereich, ein Supermarkt, verschiedene Restaurants und Cafés, sowie ein Buchladen und eine Bibliothek zum Studieren. Es gibt auch ein Theater, welches im Sommer oft von Studenten genutzt wird. Die meisten  Fakultätsgebäude  sind  unterirdisch  miteinander  verbunden, wodurch man bei Schnee oder extremer Hitze nicht draußen  laufen muss. Da der Campus in einem Waldgebiet liegt und abseits der Stadt, ist es sehr ruhig und idyllisch. Der Ausblick von der Universität wird leider etwas durch den momentanen Bau einer dritten Brücke über den Bosporus gestört. Die Studenten leben stärker miteinander und helfen sich bei jeder Gelegenheit. Man hat das Gefühl, dass alle Teil einer Familie sind.  

    Vor der Abreise: Sobald ihr von der Koç als Erasmus Student angenommen wurdet, erhaltet ihr einen Acceptance Letter. Dieses Schreiben  ist wichtig, um ein Visum zu beantragen.  Auf  das  Visum  komme  ich  später  zurück.  Weitere  Informationen  erhaltet  ihr  von  Mert  Şanivar  und  Murat  Ayvacı  im International  Office.  Einen  guten  Überblick  findet  ihr  auf  der  Website https://oip.ku.edu.tr/incoming/home.  Ungefähr einen Monat vor eurer Ankunft in Istanbul werdet ihr von eurem Mentor kontaktiert. Die Koç teilt euch einen ihrer türkischen Studenten als Mentor  zu.  Diesen  Mentor  könnt  ihr  alles,  vor  und  während  eures Aufenthalts  fragen. Sie unterstützen euch dabei, euch  in  Istanbul und auf dem Campus zurecht zu finden.  Wohnen in Istanbul: Man  hat  die  Möglichkeit,  als  Erasmus‐Student  auf  dem  Campus  der Universität zu wohnen. Es gibt den West‐Campus, der etwa 10 Minuten von der  Universität  entfernt  ist.  Zwischen  der  Universität  und  dem  West‐Campus  fahren  regelmäßig  kostenfreie  Busse.  Auf  der  Website https://ogs.ku.edu.tr/west  findet  ihr  die  Abfahrtszeiten  der  Shuttles.  Der Main‐Campus hingegen liegt direkt auf dem Gelände der Universität und ist nur  wenige  Gehminuten  von  den  Fakultäten  entfernt.  Es  werden verschiedene Räume angeboten  (Einzelräume, Mehrpersonenräume). Eine ausführliche  Liste  der  verschiedenen  Räume  und  deren  Kosten  pro Semester  findet  ihr  auf  http://dorm.ku.edu.tr/.  Je  nach  Raum  und  Lage kostet es zwischen 1000‐2900 Euro. Diese Summe muss zusammen mit der Kaution im Voraus bezahlt werden. Wenn  ihr  in  der  Stadt  wohnen  wollt,  empfehle  ich  euch  die  Website http://istanbul.de.craigslist.com.tr/roo/.  Ich  selbst  habe  in  der Nähe  vom Taksim‐Platz in einer WG gewohnt. Dort zahlte ich monatlich 600 Lira Miete (dies waren  je  nach Umrechnungskurs  etwa  200/220  Euro)  und  400  Lira Kaution.  Es  ist  nicht  üblich,  dass Männer  und  Frauen  in WGs  zusammen wohnen.  

2  

Ihr könnt damit rechnen,  in einer WG monatlich  im Schnitt zwischen 200‐300 Euro zu  zahlen.  Ihr  solltet nach einer Wohnung  suchen, die nahe der grünen Metrolinie  ist,  die  zwischen  Yenikapı  und Haciosman  verkehrt.  In Haciosman  könnt  ihr  in  einen  Bus  mit  der  Nummer  150  oder  154 umsteigen. Diese Busse  fahren direkt  zur Koç.  Ich habe etwa eine Stunde vom  Taksim‐Platz  zur  Koç  gebraucht.  Viele  Studenten  wohnten  auch  in Mecidiyeköy.  Visum: Es  gibt  ein  Erasmus‐Visum,  welches  im  Türkischen  Konsulat  beantragt werden  kann.  Dieses  wird  sofort  ausgedruckt,  wodurch  eventuelle Wartezeiten  vermieden werden. Das Visum  kostet 60 Euro. Ein Visum  ist nötig, um  in der Türkei  eine Aufenthaltserlaubnis  zu erhalten. Ohne eine Aufenthaltserlaubnis  werdet  ihr  kein  Transcript  of  Records  von  der  Koç erhalten.  Falls man  kein  Visum  in  Deutschland  beantragen möchte  oder kann,  erhält  man  ein  Visum  in  der  Türkei.  Allerdings  belaufen  sich  die Kosten auf ca. 350 Lira.  Ihr solltet darauf achten, welches Konsulat ihr aufsucht. Wenn ihr in Baden wohnt,  solltet  ihr  ein  Konsulat  in  Baden  suchen,  dasselbe  gilt  für Württemberg.  Der  Grund,  weshalb  ich  darauf  eingehe,  ist,  dass  die Konsulate  Baden  und  Württemberg  immer  noch  getrennte Zuständigkeitsbereiche haben. Mir war anfangs nur das Generalkonsulat in Stuttgart bekannt. Man hat meinen Antrag dort unter anderem abgelehnt, da ich in Baden wohnte, aber das Konsulat nur für Württemberg zuständig ist.  Die benötigten Unterlagen für ein Visum variieren  je nach Konsulat. Daher solltet ihr am Besten das Konsulat anschreiben, welche Unterlagen benötigt werden,  um  das  Visum  ausstellen  zu  können.  Ich  musste  eine Mitgliedsbescheinigung der Krankenkasse, den Acceptance  Letter der Koç und  ein Dokument der Heidelberg Universität, welches  euch  als  Erasmus Student  ausweist  und  die  Höhe  der monatlichen  Raten  darlegt.  Ich  rate euch  zudem  eine Bürgschaft  eurer  Eltern  beizulegen,  in  der  sie  erklären, 

euch während  eures Aufenthalts  in  der  Türkei  finanziell  zu  unterstützen. Dies erleichtert den Erhalt eines Visums.  Mit  einem  Erasmus‐Visum  könnt  ihr  nur  einmal  in  die  Türkei  einreisen. Danach müsst  ihr auf eure Aufenthaltserlaubnis warten. Auf diese komme ich  gleich  zurück.  Falls  ihr  die  Türkei  ohne  Aufenthaltserlaubnis  verlasst, benötigt ihr ein neues Visum.   Die ersten Wochen: Eine Woche  vor  dem  Start  des Unterrichts,  gibt  es  für  die  ausländischen Studenten eine Orientation Week. Es herrscht Anwesenheitspflicht! Es  ist durchaus sinnvoll dort zu erscheinen. Euch wird die Universität gezeigt, und ihr macht  viele Ausflüge  zusammen.  Einen  gesamten  Tag  erkundeten wir die Altstadt gemeinsam mit einem Reiseführer. Die Koç übernimmt hierbei sämtliche  Kosten. Neben  den  Partys  (z.B.  Poolparty), müsst  ihr  euch  um eure Unterlagen für die Aufenthaltserlaubnis kümmern. Die Koç regelt das meiste,  um  es  euch  angenehm  zu  gestalten.  Doch  in  dieser  Orientation Week müsst  ihr  hierfür  5  Passbilder,  zusammen mit  den Unterlagen  der Krankenversicherung und 55 Lira abgeben.  Nebenbei  erhaltet  ihr  auch  ein Welcome  Pack.  Dort  findet  ihr  wichtige Informationen über die Koç, die wichtigsten Telefonnummern der OIP und euren  Studentenausweis  vor.  Den  Studentenausweis  benötigt  ihr  fast immer und überall auf dem Campus.  Aufenthaltserlaubnis: Neben den Unterlagen, die ihr in der Orientation Week der Koç übergeben müsst, braucht ihr einen Termin bei der Ausländerpolizei. Sobald ihr in der Türkei  seid, habt  ihr 30 Tage, um dort einen Termin  zu vereinbaren. Dies übernimmt die Koç  für euch. Bei eurem Termin werden euch ein bis zwei Mentoren dorthin begleiten. Sie fungieren als Übersetzer für euch, da man selbst  auf der Ausländerpolizei  kein  Englisch  spricht.  Sofern  ihr nicht des Türkischen mächtig seid, ist dies sehr hilfreich.  Ein  Rat meinerseits  bezieht  sich  auf  eure  Krankenkasse.  Ihr  solltet  euch informieren, ob eure Krankenkasse ein  internes Abkommen mit der Türkei 

3  

hat.  Dies  erleichtert  euch  vieles  bei  der  Beantragung  der Aufenthaltserlaubnis.  Die  Deutsch‐türkischen  Abkommen  über  soziale Sicherheit sind gekennzeichnet durch ein T/A und müssen im Original (!) zur Ausländerpolizei gebracht werden. Da meine Krankenkasse ein Abkommen mit  der  Türkei  hatte,  wurde  mir  dadurch  eine  Menge  Ärger  erspart. Studenten mit einer privaten Krankenversicherung hatten hingegen einen sehr anstrengenden  Start in der Türkei. Im  Sommer  2014  hat  die  Türkei  die  Richtlinien  für  die  ausländischen privaten  Krankenversicherungen  für  Erasmus‐Studenten  geändert.  Die privaten  Krankenversicherungen,  die  einige  Studenten  in  ihrem  Land abgeschlossen  hatten, wurden  von  der  türkischen  Regierung  für  ungültig erklärt.  Daher  mussten  die  betroffenen  Studenten  eine  private Krankenversicherung  in  der  Türkei  beantragen.  Es  gab  hierbei  nur  eine einzige Option, die  von den  Studenten genommen werden musste. Ohne gültige Krankenversicherung ist es unmöglich, eine Aufenthaltserlaubnis zu erhalten.  Aber  auch  in  diesem  Fall  könnt  ihr  auch  auf  die  Hilfe  der  OIP verlassen. Als  ich  in der Türkei ankam, hat diese kurzfristige Änderung der privaten Krankenversicherung durch die Türkische Regierung ein  richtiges Chaos  hervorgerufen.  Vor  allem  hat  es  für  gewissen  Unmut  gesorgt,  da viele  Studenten  eine  private  Krankenversicherung  in  ihrem  Heimatland abgeschlossen  hatten,  und  dann  in  der  Türkei  nochmals  eine  bezahlen mussten.  Aber  am  Ende  bekam  jeder  seine  Aufenthaltsgenehmigung. Informiert euch am besten  immer bei der OIP, da es  in der Türkei oftmals zu kurzfristigen Änderungen kommen kann.   Kurswahl: In  der  Regel  werden  die  Kurse  etwa  zwei Wochen  vor  Semesterbeginn gewählt. Die Koç nutzt hierzu das KUSIS‐System  (https://kusis.ku.edu.tr/). Dieses System wurde im Wintersemester 2014 eingeführt. Zu Beginn gab es einige  Schwierigkeiten,  die  allerdings  größtenteils  behoben  werden konnten. Falls man Fragen zur Verwendung von KUSIS hat, kann man seinen Mentor  oder  Yasemin  Anatola  von  der  OIP  fragen.  Sie  stehen  einem jederzeit zur Verfügung.  

Die Kurse für Archäologie und Kunstgeschichte haben die Abkürzung ARHA. Wenn  ihr  Bachelorstudent  seid,  könnt  ihr  Kurse  mit  den  Nummern zwischen 100‐499 wählen. Alle Kursnummern zwischen 500‐599 sind Kurse des Masterstudienganges. Je höher die Nummer  ist, desto anspruchsvoller ist der Kurs. Die Nummern 400‐499 werden grundsätzlich von den Senior Studenten  belegt,  daher  sind  diese  Kurse  anspruchsvoller  als  Kurse zwischen 100‐199, welches Einführungskurse sind. In der ersten regulären Unterrichtswoche kann man seinen Kurs abwählen, oder  weitere  Kurse  hinzu  wählen.  Daher  erhält  man  zu  Beginn  oftmals einen Infobogen über den Aufbau des Kurses von den Dozenten, die einem die Entscheidung erleichtern den Kurs abzuwählen, zu behalten oder dazu zu nehmen.  Alle  Kurse  an  der  Koç  werden  auf  Englisch  gehalten.  Falls  ihr  keine Türkischkenntnisse habt, könnt  ihr einen Türkischkurs an der Koç wählen. Es werden sehr viele Anfängerkurse angeboten, da die Nachfrage bei den Erasmus‐Studenten  sehr  hoch  ist.  Durch  die  hohe  Nachfrage  sind  diese Kurse  in der Regel  schnell belegt.  In meinem ersten  Semester  konnte  ich keinen Türkischkurs belegen, da ich etwas zu langsam bei meiner Kurswahl war.  Unterricht: Da  ich  diesen  Austausch  innerhalb meines Masterstudiengangs  gemacht habe, war ich in der Lage auch Kurse für den Master an der Koç zu belegen. Allerdings gab es keine sehr große Auswahl an Masterkursen, wodurch  ich hauptsächlich  Kurse  des  Bachelorstudiengangs  belegt  habe.  In  meinem ersten Semester wählte  ich  fünf Kurse: einen Masterkurs  (Islamic Art and Architecture),  einen  Sprachkurs  (Arabisch  I)  und  drei  Bachelorkurse (Ottoman  State  1299‐1566,  Rome,  Roman  Cities  and  Countryside  und Cultural  Heritage  Managment  I).  Es  war  ein  sehr  anstrengendes  und anspruchsvolles Semester. In  meinem  zweiten  Semester  wählte  ich  nur  noch  vier  Kurse,  da  viele Dozenten  auswärts  beschäftigt  waren  und  weniger  Kurse  angeboten wurden. Am Ende wählte  ich zwei Sprachkurse  (Arabisch  II und Türkisch  I) 

4  

und  zwei  Bachelorkurse  (Data Management  in  Architectural  History,  Art and  Archaeology  und  Turkish  Culture  and  History).  Verglichen  zu  dem Semester davor, war es sehr viel angenehmer und  ich hatte mehr Zeit  für meine Hausarbeiten. Die Kurse selbst sind oftmals reine Vorlesungen. Diskussionen im Unterricht sind eher selten. Die Veranstaltungen finden zweimal wöchentlich statt und dauern  etwa  75  Minuten.  Ein  weiterer  Unterschied  ist  die Prüfungsordnung.  Es  gibt  in  der  Regel  einen  oder  zwei  Midterm (Zwischenprüfungen) und die Finals  (Endprüfung) am Ende des Semesters. Meistens müsst  ihr  trotzdem  zusätzlich Hausarbeiten  schreiben und/oder Referate halten. Die Ansprüche variieren je nach Kurs und Dozent. Im Wintersemester fallen die Finals oft zusammen mit Weihnachten. Da die meisten Erasmus‐Studenten deswegen früher nach Hause fliegen, bietet die Koç Early Finals an. Diese müssen von euch frühzeitig angemeldet werden. Da  ich zwei Semester an der Koç studierte, entschied  ich mich, nicht über Weihnachten  nach  Hause  zu  fliegen.  Dadurch  erlebte  ich  Schnee  in Istanbul.  Da  etwa  5cm  Schnee  an  einem  Tag  gefallen  war,  wurden  die regulären  Finals  verschoben  und  die  Koç  wurde  geschlossen.  Auch  zu Beginn des zweiten Semesters hat es geschneit und sämtliche Universitäten wurden  für  einige  Tage  geschlossen.  Es  war  wirklich  ein  einzigartiges Erlebnis ein schneebedecktes Istanbul zu erleben.  Verkehrsmittel: In Istanbul gibt es verschiedene Transportmittel, die man alle nutzen kann. Das  Taxi  ist  eines  der  teuersten. Man  sollte  ein  Taxi  auch mit  Vorsicht nutzen  und  auch  nicht  allein.  Es  ist  empfehlenswert,  sich  immer  nur  als Gruppe ein Taxi zu gönnen.  Es gibt zudem noch Minibusse.  Innerhalb  ihrer Strecke können sie überall halten, je nach Wunsch der Fahrgäste. Diese bezahlt man ebenfalls bar. Für  die  anderen  öffentlichen  Verkehrsmittel  benötigt  man  eine Istanbulkart. Eure Mentoren helfen euch eine Istanbulkart für Studenten zu beschaffen.  Hierfür  benötigt  ihr  nur  ein  Passbild,  10  Lira  und  einen Studentenbescheinigung der Universität. Mit der Istanbulkart für Studenten 

könnt  ihr  die  öffentlichen  Verkehrsmittel  billiger  nutzen,  als  mit  einer normalen Istanbulkart.  Eines  der  schnellsten  Fortbewegungsmittel  ist  der Metrobus. Dies  ist  ein sehr  schneller Bus,  der  seine  eigene  Fahrbahn  auf  der  Schnellstraße  hat. Dadurch  sind  diese  Busse  nie  durch  den  Verkehr  behindert  und  können ungehindert  fahren. Sie sind etwas teurer als die Metro  (1,10 Lira mit der Studentenkarte).  Die Metro wird in Istanbul immer weiter ausgebaut. Sie ist sehr zuverlässig und schnell. In der Rush‐Hour kann es allerdings etwas voll werden. Neben der  Metro  gibt  es  noch  die  Straßenbahn.  Es  gibt  allerdings  keinen Unterschied  zu  unseren  Straßenbahnen.  Ansonsten  gibt  es  noch  die normalen Busse.  Man kann zwischen der asiatischen und europäischen Seite Istanbuls neben der Marmaray‐Metro auch mit Booten verkehren. Diese  sind nicht  teurer als eine normale Metro oder Bus.   Freizeit in Istanbul: Sofern ihr nicht durch den Unterricht ausgelastet seid, könnt ihr in Istanbul viel erleben.     1.) Sultanahmet‐Areal Das  Sultanahmet‐Areal  ist  ein  Traum  für  jeden  Archäologen  und Kunsthistoriker.  In  diesem Gebiet  liegen  sämtliche  historisch  bedeutende Sehenswürdigkeiten. Neben der Hagia Sophia, Chora Kirche und der Blauen Moschee,  könnt  ihr  euch  auf  dem  Großen  Basar  verzaubern  lassen.  In Eminönü könnt  ihr nicht nur das Goldene Horn bewundern, sondern euch von den orientalischen Gerüchen auf dem Gewürzbasar hinreißen  lassen. Ansonsten  solltet  ihr  euch  sämtliche  kulinarische  Gerichte  wie  Mantı, Gözleme, Börek, Turkish Delight und Baklava nicht entgehen  lassen. In der Altstadt  ist es etwas  teurer als außerhalb der Stadtmauern, aber dennoch sehr lecker mit einer wunderbaren Kulisse.   

5  

  2.) Galataturm und Taksim Der Turm  ist  in der unmittelbaren Nähe der Istiklal Caddesi  in Taksim. Von dort hat man einen atemberaubenden Ausblick auf die Altstadt.  Ich hatte das  Glück  auf  der  Aussichtsplattform  zu  sein,  als  die  Imame  durch  die Lautsprecher zum Gebet riefen. Der Klang vieler Moscheen zusammen mit der Aussicht war ein unvergleichliches Erlebnis für mich.  Die erwähnte Istiklal Caddesi  ist ein wunderschöner Ort zum Shoppen und um  etwas  zu  trinken. Die Nargile  (Wasserpfeife)  sind  allerdings besser  in der Nähe der Blauen Moschee.    3.) Ortaköy In Ortaköy gibt es einen kleinen Platz nahe der Bosporus Brücke. Dort kann man  eine  große  Portion  Kumpir  (eine  Art  gefüllte  Kartoffel)  oder  eine leckere Waffel mit Obst essen kann. Zugleich hat man einen wunderbaren Ausblick auf die Bosporus Brücke. Hierzu nimmt man einfach einen Bus  in Richtung Ortaköy von der Straßenbahnstation Kabataş aus.    4.) Princes' Islands Mit einer Fähre gelangt man zu den Princes'  Islands. Auf der größten  Insel kann man auf den höchsten Punkt wandern. Dort steht eine kleine Kirche, die  jährlich von vielen Pilgern besucht wird. Außerdem genießt man einen wunderschönen Ausblick auf Istanbul.     5.) Maiden Tower Der Maiden Tower  ist auf einer kleinen Erhebung  innerhalb des Goldenen Horns erbaut worden. Man genießt auch hier einen wunderbaren Ausblick. Es  ist  ein  romantischer Ort,  der  sehr  beliebt  ist  bei  jungen  Paaren. Viele türkische Paare verloben sich an diesem Ort.  Während  eines  langen  Wochenendes  bin  ich  nach  Antalya,  Izmir  oder Ankara geflogen. Die Koç bietet auch kleine Ausflüge an. Der beliebteste ist hierbei ein Ausflug nach Kappadokien, den ich durchaus empfehlen kann.   

Rückblick: Rückblickend kann  ich behaupten, dass die Zeit an der Koç und  in  Istanbul die beste Zeit meines Lebens war.  Ich würde diese Erfahrung nicht missen wollen. Es war ein unglaubliches Erlebnis und ich hatte sehr viel Spaß. Es ist eine  einmalige Gelegenheit,  die  ich  euch  nur  ans Herz  legen  kann.  Traut euch und geht nach Istanbul. Ihr werdet es nicht bereuen.  Falls ihr weitere Fragen habt, dann könnt ihr euch jederzeit bei mir melden. Ich werde alle Fragen gerne beantworten.