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Ergonomie. Erfolgsfaktor für jedes Unternehmen

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Ergonomie.Erfolgsfaktor für jedes Unternehmen

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Ziel dieser Broschüre

Mit der vorliegenden Broschüre wollen wir Ihnen den Fachbereich Ergonomie näher bringen und durch ein konkretes Beispiel aus der Praxis aufzeigen, dass Ergonomie kein unnötiger Luxus ist, sondern menschlichen und insbesondere auch wirtschaftlichen Nutzen bringt.

Die Broschüre richtet sich an alle Personen, die sich mit dem Planen, Konstruieren, Beschaffen und Installieren von Arbeits- und Betriebsmitteln sowie mit dem Einrichten von Arbeitsplätzen befassen, also im weitesten Sinn mit der «Gestaltung von Arbeit» zu tun haben.

In der heutigen Zeit ist ein optimaler Einsatz der Ressourcen wichtiger denn je. Ergonomische Kenntnisse können dazu einen wertvollen Beitrag leisten.

SuvaSchweizerische UnfallversicherungsanstaltGesundheitsschutzPostfach, 6002 LuzernTelefon 041 419 51 11Fax 041 419 59 17 (für Bestellungen)Internet www.suva.ch

Ergonomie. Erfolgsfaktor für jedes Unternehmen

Verfasser: Dieter Schmitter, Suva, Bereich GrundlagenCartoons: Jals, Küssnacht am Rigi

Nachdruck mit Quellenangabe gestattet.1. Auflage – September 19966., überarbeitete Auflage – Dezember 2002, 42 000–54 000

Bestellnummer: 44061.d

Diese Publikation entstand in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. rer. nat. Dr. med. Helmut Krueger, ETH Zürich, sowie verschiedenen Fachleuten der Suva und wurde vom seco – Direktion für Arbeit (Arbeitsbedingungen) –eingesehen und ergänzt.

Wir danken den Firmen Waldmann, Atlas Copco, Gruse,GBP, Schindler, Mühlemann, SpanSet, Elesta, Piatti, Scagliaund 4B für die Zurverfügungstellung der Fotos.

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1 Ergonomie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4

1.1 Ergonomie – was ist das? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41.2 Ergonomie – was bringt sie? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41.3 Ergonomie – was kostet sie? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41.4 Ergonomie – wann wird sie angewendet? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51.5 Ergonomie – das richtige Mass . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61.6 Ergonomie – freiwillig oder Pflicht? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61.7 Normen – nützliche Hilfsmittel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6

2 Anwendungsbeispiel aus der Praxis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7

2.1 Schwachstellen im alten Fertigungsablauf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82.2 Zielsetzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82.3 Massnahmenplan . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92.4 Kalkulierte Kosten und Einsparungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92.5 Effektive Einsparungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9

3 Das «Ergo-Rad» . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10

4 Wichtige Faktoren in der Ergonomie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11

4.1 Der Mensch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11

4.2 Der Arbeitsplatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 134.2.1 Sitzen oder Stehen? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 4.2.2 Abmessungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 144.2.3 Bewegungsräume und Sicherheitsabstände . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 4.2.4 Zwangshaltungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 4.2.5 Heben von Lasten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 4.2.6 Überwachung und Instandhaltung von Anlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17

4.3 Die Arbeitsorganisation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 184.3.1 Arbeitsverfahren und Arbeitsmittel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 4.3.2 Arbeitsplan und Arbeitsinstruktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 184.3.3 Arbeitszeit- und Pausenregelung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 194.3.4 Arbeitsbewertung und Entlöhnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 4.3.5 Handlungs- und Entscheidungsspielraum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19

4.4 Der Arbeitsinhalt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 4.4.1 Unterforderung und Monotonie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 204.4.2 Überforderung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21

4.5 Das Arbeitsumfeld . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22

5 Gesetzliche Anforderungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25

6 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26

7 Weiterführende Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27

Inhalt

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1 Ergonomie

Aus dem Griechischen:Ergon = Arbeit (Tätigkeit, um ein Ziel zu erreichen)Nomos = Regel

Bild 1: Investitionen in ergonomische Arbeitsmittel sind eine Voraussetzung für Wohlbefinden und Motivation. Beides wirkt sich positiv auf die Qualität und Leistung aus.

1.2 Ergonomie – was bringt sie?

Weniger Erkrankungen und Unfälle

Schlecht gestaltete Arbeitsplätze könnenkörperliche Beschwerden verursachen. Dieses Problem ist in allen Branchen und anallen möglichen Arbeitsplätzen anzutreffen,sei es an Maschinen, im Büro, am Fliess-band, hinter der Ladentheke oder in derMontage. Körperliche Beschwerden be-einflussen in hohem Masse die Leistungs-fähigkeit der betroffenen Mitarbeiterinnenund Mitarbeiter und verursachen Ausfall-stunden. In Extremfällen kann eine schlechteArbeitsplatz- oder Arbeitsgestaltung zu Arbeitsunfähigkeit und Invalidität führen. Alldies belastet nicht nur die Erfolgsrechnungder einzelnen Unternehmen, sondern diegesamte Volkswirtschaft.

Es geht jedoch nicht nur um die Vermeidungvon körperlichen Beschwerden und vonÜberbeanspruchungen. An ergonomischgestalteten Arbeitsplätzen gibt es auch weniger Unfälle. Ganzheitliche Lösungenvon Arbeitssicherheitsproblemen sind nurunter Berücksichtigung der Ergonomiemöglich.

Verbesserung des Wohlbefindens und der Produktivität

Ergonomisch gestaltete Arbeitsplätze und Arbeitsabläufe sind Voraussetzungenfür das Wohlbefinden des Menschen am Arbeitsplatz. Wenn die Arbeitsgestaltungden Fähigkeiten und Bedürfnissen desMenschen entspricht, ist die körperliche Belastung kleiner und der Mensch ermüdetweniger schnell. Andererseits steigt die Motivation. Beides wirkt sich positiv aufQualität und Leistung sowie auf die Produktivität aus.

1.3 Ergonomie – was kostet sie?

Ergonomie schon bei der Planungberücksichtigen!

Wird die Ergonomie bereits bei der Planung und Neuinstallation von Arbeits-plätzen berücksichtigt, entstehen in der Regel keine oder nur sehr bescheideneMehrkosten. Müssen jedoch bestehendeArbeitsmittel und Arbeitsplätze wegen ergonomischer Mängel im Nachhinein verbessert werden, ist dies meist mit Kosten und Betriebsausfällen verbunden.Doch selbst in diesem Fall sind die er-forderlichen Investitionen meistens raschamortisiert. Denn die ergonomische Gestaltung der Arbeit bringt in der Regelbeträchtliche Einsparungen durch die erwähnte Reduktion der Krankheits- undUnfallzahlen sowie Leistungssteigerungendurch gesündere und motiviertere Mit-arbeiterinnen und Mitarbeiter.

1.1 Ergonomie – was ist das?

Die Ergonomie beschäftigt sich mit der Anpassung der Arbeitsbedingungen an die Fähigkeiten und Eigenschaften des arbeitenden Menschen und mit den Anpassungsmöglichkeiten des Menschenan seine Arbeitsaufgabe.

Ergonomie beinhaltet mehr als die An-passung von Arbeitsmitteln an die Körper-masse des Menschen. In der Ergonomiegeht es auch um eine menschengerechteOrganisation der Arbeit, um den Arbeits-inhalt und das gesamte Arbeitsumfeld.

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1.4 Ergonomie – wann wird sie angewendet?

Es leuchtet ein, dass die Fähigkeiten, Eigen-schaften und Bedürfnisse der Menschenbereits bei der Planung der Arbeitsmittelund Arbeitsmethoden berücksichtigt wer-den müssen. Die Planer dürfen sich nichtauf die Lösung der technischen Problemebeschränken, ob es sich nun um Hand-arbeitsplätze handelt oder um halb- odervollautomatische Maschinen. Immer sindauch ergonomische Gesichtspunkte zuberücksichtigen. Bei Arbeitsplätzen mitHandarbeit steht meist die ergonomischeGestaltung der Bedienungselemente imVordergrund, bei vollautomatischen Anlagenist es eher die Überwachung der Prozesseund die reibungslose und rasche Wartung.Was nützen beispielsweise Einsparungenvon Zehntelssekunden beim Produktions-prozess, wenn die Wartung schlecht zu-gänglicher Anlagenteile immer wieder einenlängeren Produktionsstillstand verursacht?

Wenn Systeme unwirtschaftlich sind oder nicht zufriedenstellend laufen, kann ein ergonomischer Check-up vorhandene Mängel aufdecken und Lösungswege aufzeigen.

Nachfolgend sind Situationen aufgelistet,bei denen die Anwendung der Ergonomieentweder vorgeschrieben, dringend zuempfehlen oder sinnvoll ist:

Die Ergonomie ist vorgeschrieben beider Planung, Gestaltung und Installation

neuer Arbeitsmittelneuer Arbeitsmethodenneuer Fertigungseinrichtungen und generellneuer Arbeitsplätze

Der Einbezug der Ergonomie ist dringend zu empfehlen, wenn

die Arbeitssicherheit verbessert werden solldie krankheitsbedingten Ausfallstundenhoch sindeine Verbesserung der Arbeitsmotivationangestrebt wirddas Wohlbefinden der Mitarbeitendenverbessert werden soll

Die Überprüfung der ergonomischen Verhältnisse kann sinnvoll und hilfreichsein, wenn Probleme bestehen mit

zu hohen Fertigungskostenzu hohen Unterhalts- oder Reparatur-kostenunbefriedigender Fertigungsqualitätder Zuverlässigkeit von Produktions-mitteln (zu viele Störungen)der Termineinhaltungder Kundenzufriedenheithoher Fluktuation

Bild 2: Mit solch höhenverstellbaren Podestenkonnte sowohl die Ergonomie verbessert als auchdie Produktivität um 10% gesteigert werden.

1.5 Ergonomie – das richtige Mass

Die Erfahrung zeigt, dass sich der Einbezugder Ergonomie bei der Herstellung von Arbeitsmitteln und der Installation von Arbeitsplätzen auszahlt. Doch wo liegt dasrichtige Mass? Wichtig ist, die anstehendenAufgaben nicht einseitig unter dem Blick-winkel des schnellen Gewinns oder desgrösstmöglichen Komforts für die Arbeit-nehmenden zu betrachten.

Verfolgen wir nur das Ziel des schnellen Gewinns, wird mit grosser Wahrscheinlich-keit die Arbeitszufriedenheit der Beschäftig-ten darunter leiden. Dies hat längerfristig eine Beeinträchtigung der Produktivität undWirtschaftlichkeit zur Folge. Andererseitskann auch die Überbewertung des Aspektsder Arbeitszufriedenheit die Wirtschaftlich-keit beeinträchtigen und die Basis für men-schengerechte Arbeitsplätze schwächen.

Grundsätzlich sollte immer der folgendeLeitsatz angewendet werden:

Bild 3: Ausgewogenheit entscheidet.

1.6 Ergonomie – freiwillig oderPflicht?

Der Einbezug der Ergonomie bei der Planung und Gestaltung von Arbeits-mitteln und Arbeitsplätzen ist nicht – wieoft angenommen wird – freiwillig oder eine nette Geste gegenüber den Arbeit-nehmenden, sondern ein Muss. Im Arbeitsgesetz (ArG) und der dazuge-hörigen Verordnung 3 sowie in der Verordnung über die Verhütung vonUnfällen und Berufskrankheiten (VUV)sind die Anforderungen in Bezug auf Ergonomie und Gesundheitsschutz amArbeitsplatz klar geregelt.

Des Weiteren dürfen gemäss Bundes-gesetz über die Sicherheit von techni-schen Einrichtungen und Geräten(STEG) nur Maschinen in Verkehr ge-bracht werden, die den grundlegendenSicherheits- und Gesundheitsanforde-rungen der EG-Maschinenrichtlinie(98/37/EG) entsprechen. Diese Anforde-rungen werden in verschiedenen «Ergonomie-Normen» konkretisiert.

1.7 Normen – nützliche Hilfsmittel

Für das Planen und Gestalten von Maschi-nen, Anlagen, Geräten und Arbeitsplätzensteht eine Vielzahl von Hilfsmitteln zur Ver-fügung. Neben der einschlägigen Fach-literatur (siehe Kapitel 7) gibt es zu ver-schiedenen Themen der Ergonomie Richt-linien und Normen. Viele Informationen und Hinweise enthält beispielsweise die SN EN 614-1: «Sicherheit von Maschinen.Ergonomische Gestaltungsgrundsätze. Begriffe und allgemeine Leitsätze». In diesem Dokument finden Sie auch zahl-reiche Hinweise auf weitere Ergonomie-Normen.

Normen haben nicht den gleichen Stellen-wert wie Verordnungen und Gesetze, siezeigen aber Wege und Möglichkeiten zurEinhaltung der gesetzlichen Anforderungenauf. Wenn Konstrukteure und Planer sich an die Normen halten, kann man davonausgehen, dass in der Regel die gesetz-lichen Anforderungen erfüllt sind.

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Das Ergebnis der Bemühungen soll dazu führen, dass der Mensch seine Fähigkeiten bei der Arbeit möglichst gut entfalten kann und ein Optimum an Leistung, Zufriedenheit sowie Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz erreicht wird.

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100%

Abteilung 1Pressen2-Schicht-Betrieb

Abteilung 2Tempern

Verputzen(Heimarbeit)

Abteilung 3Kontrolle1-Schicht-BetriebKontrollplätze

Durchlaufzeit bis und mit Kontrolle: 2.5 Wochen Anzahl Teile im Prozess: 225'000

100% 100%91%

Ofen

24 h/Charge

Presse1

Presse2

Presse3

Gutteile

9%

AusschussWerkstück-

mengeWerkstück-

mengeWerkstück-

menge

Bild 4: Fertigungsablauf vor der Optimierung.

Durchlaufzeit bis und mit Kontrolle: 24 h

20% 20%

77.5% 97.5%

Presse1

Presse2

Qualitäts-rückmeldung Kontroll-

platz

Werkstück-menge

Werkstückmenge

Werkstück-menge

Presse3 Gutteile

Jobrotation

Fertigungssegment 2-Schicht-Betrieb

Verputzen(Heimarbeit)

Abteilung 2Tempern

Ofen

24 h/Charge

Ausschuss

2.5%

Bild 5: Fertigungsablauf nach der Optimierung.

2 Anwendungsbeispiel aus der Praxis

Der Stellenwert der Ergonomie bei der Gestaltung der Arbeit lässt sich am ein-fachsten anhand eines Beispiels erläutern.Das gewählte Beispiel stammt aus der Praxis eines mittelgrossen Produktions-betriebes, der als Zulieferer Präzisions-Dichtungsteile herstellt.

Die Firma hatte jahrelang mit hohen Herstellungskosten und auch mit hohenKontroll- und Ausschusskosten zu kämpfen. Mittlerweile hat sie ihre Fertigung mit Erfolg vollständig neu gestaltet. DieGründe für die Neugestaltung waren in

diesem Fall also eindeutig wirtschaftlicherNatur. Das Beispiel zeigt aber, dass ein direkter Zusammenhang zwischen Ergo-nomie und Produktivität besteht.

Im Folgenden wird zuerst der alte und danach der neue, verbesserte Fertigungs-ablauf dargestellt (Bild 4 und 5).

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Wie kam man zu dem neuen Fertigungsablauf?

Zunächst wurden die Schwachstellen ermittelt und analysiert. Danach formulierte man die Ziele, erstellte einen Massnahmenplan und kalkulierte die erforderlichen Investitionen.

Eine Vergleichsrechnung ergab, dass mit relativ bescheidenem Einsatz grosse Einsparungen möglich waren.

2.1 Schwachstellen im alten Fertigungsablauf

2.2 Zielsetzung

Aufgrund von Erfahrungswerten aus ver-gleichbaren Produktionsbereichen wurdenzur Verbesserung des Produktionsablaufsfolgende Ziele formuliert:

Senkung der Ausschussquote von 9 auf 3%Reduzierung der Stückkosten um 25%Steigerung der Produktion um 25%

Schwachstellen Ursachenbereich

technisch organisatorisch personell

Hohe Ausschussquote von 9% x x

Niedriger Pressennutzungsgrad von 65% x x x

Lange Werkstückdurchlaufzeit von 2,5 Wochen, entsprechend grosse Anzahl Teile (225 000) im Systemablauf x

Hoher administrativer Aufwand x

Hoher Logistikaufwand x

Lärm, Rauch und Geruch im Arbeitsumfeld x x

Ungeeignete Stühle im Kontrollbereich x

Ungenügende Lichtverhältnisse im Kontrollbereich x

Häufiges Auftreten von Handgelenkentzündungen beimKontrollpersonal. 5 Ausfalltage/Monat x

35 Minuten Sonderpausen (zur Augenerholung im Kontrollbereich pro Person und Tag) x

Monotone, einseitige Tätigkeiten in allen betroffenen Arbeitsbereichen. Fehlender Leistungsanreiz x

Anzahl Nennungen 4 9 2

Diese Ziele sollten unter Berücksichtigungdes Firmenleitbildes realisiert werden:

TQM (Total Quality Management)Möglichst viel Verantwortung bei denAusführenden Der Mensch ist Mittelpunkt (im Vergleich zu früher: «Mensch ist Mittel. – Punkt!»)

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2.3 Massnahmenplan

Zusammenlegung von Fertigung (Pressen) und Kontrolle zu einem so genannten Fertigungssegment mit Ergebnisverantwortung. Das heisst: Zusammenlegen von allen Arbeits-plätzen, die die Fertigungs- und Qualitätskosten direkt beeinflussen.Verschieben des die Qualität nicht beeinflussenden Temperns an das Ende des Fertigungsablaufs.Verlegen des Fertigungssegmentes in einen Produktionsbereich mit sauberemUmfeld.Beschaffen von Einlegevorrichtungen für 3 Pressen.Einrichten von ergonomischen Arbeits-plätzen an Pressen und Kontrolltischenunter Berücksichtigung der Maschinen-Produktionsleistung.Einführen der Jobrotation (Aufgaben-wechsel) für Fertigungssegment.Visualisieren der Fertigungskenndaten.

2.4 Kalkulierte Kosten und Einsparungen

Einmalige Kosten aller Massnahmen Fr. 59 000.– Jährliche Einsparungen Fr. 240 000.– Rückfluss des investierten Kapitals in ca. 3 Monaten

2.5 Effektive Einsparungen

Aus ergonomischer und arbeitsphysiolo-gischer Sicht sind die durch Jobrotation erzielte Bereicherung des Arbeitsinhaltessowie der Wegfall der monotonen und einseitigen Kontrolltätigkeit in Zwangs-haltung die grössten Gewinne.

Ein weiterer Erfolg ist, dass die Sonder-pausen zur Augenerholung abgeschafftwerden konnten und die Klagen über Kopfschmerzen, Unwohlsein und Rücken-probleme abnahmen. Die Folge war einRückgang der Ausfalltage.

Das Ergebnis aus Unternehmersicht:

Die umgesetzten Massnahmen führten einJahr nach der Optimierung zu jährlichenEinsparungen von insgesamt Fr. 440 000.–.Die Einsparungen waren also fast doppeltso hoch wie ursprünglich kalkuliert.

Aufgrund der Verbesserung der Ferti-gungsqualität erteilte der Kunde weitereAufträge für andere Präzisionsteile. Das frei gewordene Personal konnte in die neu geschaffenen Produktelinien integriertwerden.

Die Verbesserungen in unserem Beispielsind stark geprägt von der Umsetzung ergonomischer Erkenntnisse. Eine ganz-heitliche Betrachtungsweise des Problems– wie wir sie bereits in Kapitel 1.5 erläuterthaben – war ausschlaggebend für das gute Ergebnis.

Hier nochmals die in der Systemanalyse beanstandeten Punkte, die anschliessendverbessert wurden:

Arbeitsinhalt:Unterforderung, zu wenig Verantwortung,zu monoton

Arbeitsorganisation:zu stark aufgeteilt, zu aufwändig, zu risikoreich (Ausschuss)

Arbeitsumfeld:Rauch, Lärm, schlechtes Licht

Arbeitsplatz:Mobiliar, Geräte und Hilfsmittel nicht optimal

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■ ■

Mensch

Arbeits-platz

Arbeits-organisation

Arbeits-inhalt

Arbeits-umfeldMensch/

Aufgabe

Wohlbefindenam Arbeitsplatz

GutesGeschäftsergebnis

AktionskreisReaktionskreis

Bild 6: Das «Ergo-Rad».

3 Das «Ergo-Rad»

Die Funktion der Ergonomie lässt sich anhand einer vereinfachenden Darstellungveranschaulichen.

Das Ergo-Rad ist unterteilt in die drei Bereiche Zentrum, Aktionskreis und Reaktionskreis.

Im Zentrum stehen Mensch und Aufgabe.Einerseits muss die Arbeit den Fähigkeitenund Eigenschaften des Menschen ange-passt werden, andererseits hat auch derMensch gewisse Möglichkeiten, sich derAufgabe anzupassen. Aus diesem Grundfinden wir den Menschen nochmals im Aktionskreis – dem Ergonomiebereich –,zusammen mit den Faktoren Arbeitsplatz,Arbeitsorganisation, Arbeitsumfeld und Arbeitsinhalt. Alle Faktoren auf dem Akti-onskreis beeinflussen die Bereiche des Reaktionskreises. Ein ausgewogener undstarker Reaktionskreis ist Voraussetzungfür das Wohlbefinden am Arbeitsplatzund ein gutes Geschäftsergebnis. Diese beiden Begriffe sind untrennbar miteinanderverbunden, wenn wir auch morgen noch Erfolg haben wollen.

Der Aktionskreis ist vergleichbar mit demSchmierfilm eines Lagers. Reisst der Filman einer Stelle, entstehen Reibung und Hitze. Ohne Nachschub des richtigenSchmiermittels wird das Lager Schadennehmen. Analog verhält es sich mit der Arbeitswelt. Mit der Anwendung der Ergonomie wollen wir das Lager schmierenund das Rad bewegen, so dass es ohnegrössere Reibungsverluste vorwärtsrollt.

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4 Wichtige Faktoren in der Ergonomie

Dieses Kapitel behandelt die fünf Be-reiche des Aktionskreises. Es will Denk-anstösse vermitteln und zu einer ganz-heitlichen Beurteilung der Arbeitsplätzeanregen. Falls Sie zu einem der ange-sprochenen Themen mehr Informationenwünschen, verweisen wir Sie auf dieLiteraturangaben in Kapitel 7.

4.1 Der Mensch

Wir unterscheiden zwischen vorgegebenen,nicht oder nur schwer veränderbarenMerkmalen wie:

GeschlechtAlterKörpermasse (Anthropometrie)Konstitutionkörperliche Beschaffenheit und Funktiondes Organismus (Physiologie)

und mehr oder weniger veränderbarenMerkmalen wie:

AusbildungsstandGeschicklichkeitErfahrungVerfassung

Die vorgegebenen Merkmale sind inner-halb unseres Ergo-Rades dem Zentrum zuzuordnen, die veränderbaren Merkmaleeher dem Aktionskreis.

Ein ganz wichtiges Element bei den vor-gegebenen, nicht veränderbaren Merk-malen ist die Anthropometrie (menschlicheKörpermasse). Sie hat den oberstenStellenwert bei der Konstruktion von Maschinen, Geräten, Werkzeugen, Verkehrsmitteln und Mobiliar sowie bei der Auslegung von Arbeitsplätzen generell(siehe auch Kap. 4.2.2 Seite 14).

Ähnliche Bedeutung hat in diesem Zu-sammenhang die menschliche Physiologie(Muskulatur, Skelettbau, Bewegungsappa-rat, Energieverbrauch, Biorhythmus).

Beide Themen sind für Konstrukteure, Architekten, Designer und Ingenieure vongrosser Bedeutung. Leistungsfähigkeit, Ermüdung und Abnützung werden ganzwesentlich von der körper- und menschen-gerechten Auslegung der Arbeitsmittel und -verfahren bestimmt.

MenschMensch

Arbeits-platz

Aufgabe

Arbeits-organisation

Arbeits-inhalt

Arbeits-umfeld

Bild 7: «Menschliche» Merkmale.

hat vorgegebeneMerkmale wie:

GeschlechtAlterKörpermasseKonstitutionPhysiologie

hat veränderbareMerkmale wie:

AusbildungsstandGeschicklichkeitErfahrungVerfassung

beeinflussbar durch:Training/ÜbungSchulungInstruktionEinarbeitung in die Aufgabe

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Bild 8: Bei Arbeiten in grosser Höhe sind Schwindelfreiheit und ein guter Gleichgewichtssinn unerlässlich.

Arbeiten, die an den körperlichen Kräftenzehren, sind über die gesamte Arbeitsdauergenau zu planen und richtig zu dosieren.

Auf der andern Seite ist der Mensch inmancher Hinsicht sehr flexibel und anpas-sungsfähig. Oft kommt es vor, dass einMensch zu Beginn einer Tätigkeit nur zumTeil den Anforderungen der Arbeitsaufgabegenügt. Wenn aber die wesentlichen Vor-aussetzungen für eine erfolgreiche Aus-übung der Tätigkeit erfüllt sind und dieFähigkeit, der Wille sowie die Gelegenheitfür eine gezielte Schulung und Einarbeitungvorhanden sind, wird sich der Mensch nacheiniger Zeit den Anforderungen der Arbeits-aufgabe angepasst haben, ohne dass es zu einer Überforderung kommt.

Es gibt allerdings unzählige Arbeitsaufga-ben, die bestimmte körperliche, geistigeoder kreative Eigenschaften, Fähigkeitenund Talente verlangen, die sich durch Schulung und Training kaum beeinflussenlassen (Bild 8). In solchen Fällen mussnatürlich der für die Aufgabe geeigneteMensch gesucht werden.

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Bild 9: Kriterien für die menschengerechte Gestaltung des Arbeitsplatzes.

Arbeits-umfeld

Arbeits-organisation

Arbeits-inhalt

Arbeits-platz Mensch /

Aufgabe

Mensch

zu berücksichtigen:

Sitzen, StehenAbmessungenBewegungsräumeSicherheitsabständeZwangshaltungenHeben, TragenBlickwinkelAnzeigen, Stellteile, GriffeInstandhaltung

4.2 Der Arbeitsplatz

Im Folgenden möchten wir auf einige wichtige Aspekte der Arbeitsplatzgestaltungaufmerksam machen.

Bild 10 und 11: Wie hier in der Feinmontage sollten die Arbeitsplätze so gestaltet werden, dass abwechslungsweise im Sitzen oder Stehen gearbeitet werden kann.

4.2.1 Sitzen oder Stehen?

Diese Frage ist für die Arbeitsplatzgestal-tung von zentraler Bedeutung. SitzendeTätigkeiten finden wir überwiegend im Bürobereich und in der Kleinteile- oder Feinmontage, stehende Tätigkeiten im industriellen Bereich und im Verkauf.

Ideal, weil gesund für Kreislauf, Muskulaturund Bewegungsapparat, sind Arbeits-plätze, wo man sitzen oder stehen kann.Ein kombinierter Sitz-Steh-Arbeitsplatz leistet einen wesentlichen Beitrag zumWohlbefinden der Beschäftigten. Der Wechsel zwischen sitzender und stehenderHaltung (Arbeit) verhindert Belastungen, die durch einseitige Körperhaltungen ent-stehen. Im Stehen und Sitzen werden jeweils andere Muskelgruppen belastet.

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Körpermasse des Menschen (Männer) Perzentilstehend 5. 50. 95.

a) Körperhöhe 165,2 175,3 186,7

b) Schulterhöhe 137,3 146,5 156,2

c) Schritthöhe 75,5 82,7 90,1

d) Reichweite nach vorn zur Griffachse der Hand 67,6 72,3 76,7

e) Augenhöhe 152,8 163,4 174,6

f) Reichweite nach oben, beidarmig zur Griffachse der Hände 194,8 208,3 224,8

g) Hüftbreite, stehend 31,3 33,6 35,5

h) Höhe der Griffachse der Hand über der Standfläche 74,3 78,6 84,3

Körpermasse des Menschen (Frauen) Perzentilstehend 5. 50. 95.

a) Körperhöhe 156,7 166,0 175,4

b) Schulterhöhe 127,4 135,5 144,1

c) Schritthöhe *)

d) Reichweite nach vorn zur Griffachse der Hand *)

e) Augenhöhe 144,8 154,2 164,0

f) Reichweite nach oben, beidarmig zur Griffachse der Hände *)

g) Hüftbreite, stehend 31,0 34,1 40,6

h) Höhe der Griffachse der Hand über der Standfläche *)

*) Aussagefähige Messwerte liegen nicht vor

Bild 12: Körpermasse stehender Personen (nach DIN 33402). Siehe auch die «Anthropometrischen Anforderungen an die Gestaltung von Maschinenarbeitsplätzen» (nach prEN ISO 14738).

4.2.2 Abmessungen

Soweit das Arbeitsverfahren oder der Produktionsprozess hinsichtlich der Ab-messungen nicht zwingend bestimmte Vorgaben machen, richten sich die Gestal-tung von Arbeitsmitteln und die Auslegungvon Arbeitsplätzen nach den Gesetzen derAnthropometrie und Physiologie.

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Menschen haben unterschiedliche Körper-masse, und es ist meistens nicht möglich,Arbeitsplätze zu schaffen, die sowohl denAnsprüchen sehr kleiner als auch sehr grosser Menschen voll gerecht werden. Bei Konstruktionen sollen nach Möglichkeitdie Körpermasse von rund 95% aller Männerund Frauen berücksichtigt werden. Den gewählten Bereich nennt man Vertrauens-bereich und die prozentualen Grenzwerte«Perzentile». Insgesamt gilt es, einen

Körpergrössenanteil vom 5. Perzentil derFrauen (nur 5% der Frauen sind kleiner) bis zum 95. Perzentil der Männer (nur 5%der Männer sind grösser) abzudecken. Für Menschen, die nicht in diesen Grössen-bereich fallen, sind Sonderlösungen er-forderlich.

Wo immer möglich sollen Arbeitsmittel eingesetzt werden, die verstellbar sind und der Körpergrösse und Tätigkeit angepasst werden können. Im Büro-bereich ist diese Forderung an vielenArbeitsplätzen zumindest teilweise erfüllt(verstellbare Stühle, Tische, Bildschirmeetc.). Wesentlich ist, dass das Mobiliar auch richtig eingestellt wird.

Produktionsanlagen und Maschinen lassen sich leider nur in den seltensten Fällen auf unterschiedliche Körpermasseeinstellen. Bestehen Einstellungsmöglich-keiten, handelt es sich meist um die Höhen von Arbeitsflächen, Sitzflächen und Montageeinrichtungen oder um Positionen von Kontrollgeräten, Anzeige-und Bedienungselementen.

Die Checkliste «Richtige Körperhaltung bei der Arbeit» (Suva-Best.-Nr. 67090) hilft beim Aufdecken und Beheben vonSchwachstellen (siehe Kap. 7).

Bild 14, 15 und 16: Bei dieser Hobelbank kann je nach Arbeitsaufgabe eine andere Arbeitshöhe eingestellt werden.

Bild 13: Unterschiedlich grosse Menschen brauchen unterschiedliche oder verstellbare Arbeitsplätze und Arbeitsmittel.

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Bild 17 und 18: An diesen Maschinen gibt es zu wenig Bewegungsraumfür die Beine.

4.2.3 Bewegungsräume und Sicherheitsabstände

Maschinen und Geräte sind so zu gestalten,dass ihre Bedienung, Überwachung und Instandhaltung leicht auszuführen sind. Der menschengerecht gestaltete Arbeits-platz bietet ausreichend Bewegungsraumund weist die erforderlichen Sicherheits-abstände auf. Ein Punkt, der oft vernach-lässigt wird, betrifft die ausreichende Bein-freiheit unter Arbeitstischen, Fliessbändernoder Kleinmaschinen.

1) Durch den Arbeitsplatz erzwungene ungünstige Körperhaltungen. Keine Abwechslung in der Körper-haltung, keine Körperbewegungen möglich.

Bild 19: Behälterneiger. Bild 20: Magnetgriff für Stahlplatten. Bild 21: Fasswagen.

4.2.4 Zwangshaltungen 1

Zwangshaltungen sollten wenn immer möglich vermieden werden. Bei längeremArbeiten am gleichen Platz muss ge-eignetes Mobiliar die Änderung der Körper-haltung erlauben. Anzustreben ist derWechsel zwischen Sitzen und Stehen.Gelegentliche Dehn- oder Lockerungs-übungen während der Arbeit sollten nichtnur geduldet, sondern gefördert werden.

4.2.5 Heben von Lasten

Der Mensch eignet sich nicht als Hebe-oder Transportmittel. Häufiges Heben von Lasten muss durch Teil- oder Vollauto-matisierung des Transportvorganges ersetzt oder durch geeignete Hebehilfs-mittel erleichtert werden. Durch gute Konstruktion und Materialwahl können Lasten leichter gemacht werden. Mehrere geeignete Griffstellen an einer Last ermöglichen das Tragen durch mehrere Personen.

Für die meisten gebräuchlichen Gebindegibt es Transportmittel und für viele Last-formen geeignete Hebehilfsmittel oder Tragehilfen (Bild 19 bis 21).

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Die von Industrie, Handel und Gewerbehäufig gewünschten allgemein gültigenGewichts- oder Hebegrenzwerte existie-ren leider nicht. Sie können auch nicht existieren, da jeder Hebe- und Tragevor-gang durch vielfältige Gegebenheiten undEinflüsse einzigartig ist. Die nebenstehendeRichtwerttabelle, die 1995 vom seco in der Wegleitung zu den Verordnungen 3 und4 zum Arbeitsgesetz übernommen wurde,hat nach wie vor ihre Gültigkeit. Die Anga-ben gelten für gesunde «Durchschnitts-menschen», die nicht speziell trainiert sind,jedoch über eine normale Geschicklichkeitverfügen. Die Angaben setzen zudem vor-aus, dass die Last möglichst körpernah getragen werden kann. Die Werte müssenin der Praxis aufgrund von Lastkriterien wieForm, Volumen, Schwerpunkt, Stabilität,Greifbarkeit und Griffigkeit sowie Situations-kriterien wie Hubweg, Transportdistanz,Wegbeschaffenheit, Häufigkeit, Hilfsmittelund Klima entsprechend reduziert werden.

Zumutbare Lastgewichte bei gelegentlichem Heben ohne besondere Hebetechnik

Alter Männer Frauen

16 bis 18 Jahre 19 kg 12 kg

18 bis 20 Jahre 23 kg 14 kg

20 bis 35 Jahre 25 kg 15 kg

35 bis 50 Jahre 21 kg 13 kg

über 50 Jahre 16 kg 10 kg

Bild 22: Gewichtsbalancer ermöglichen das Bewegen von Lasten ohne grosse Kraftaufwendung.

Ein gutes und einfaches Hilfsmittel zur Bewertung von Hebe- und Tragevorgängenist die so genannte «Leitmerkmalmethode».Mit Hilfe dieser Methode kann man heraus-finden, ob eine körperliche Überbeanspru-chung vorliegt und ob Massnahmen er-forderlich sind (siehe dazu Literaturangabenim Kapitel 7).

4.2.6 Überwachung und Instandhaltungvon Anlagen

Einfluss auf die Produktivität einer Anlagehaben neben einer leichten und klaren Bedienbarkeit auch die Überwachung undder Unterhalt. Bei der Überwachung geht es vor allem um geeignete Darstellung vonBetriebszuständen (Anzeigen), funktions-gerechte Ausführung von Steuerelementen(Stellteile, Griffe) und um deren übersicht-liche und bedienergerechte Anordnung im System.

Die Instandhaltung beeinflusst in hohemMasse die Verfügbarkeit einer Anlage. Deshalb ist es wichtig, dass die Anlagen für Instandhaltungsarbeiten leicht zu-gänglich sind und genügend Platz fürs Personal vorgesehen wird. Entscheidend ist auch die Verfügbarkeit von Hebehilfen,Transportmitteln, Werkzeugen, Kontroll-geräten und Teilen, die ausgewechselt werden müssen.

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Bild 23: Kriterien für die menschengerechte Gestaltung der Arbeitsorganisation.

Arbeits-umfeld

Arbeits-inhalt

Arbeits-platz Mensch /

Aufgabe

Mensch

Arbeits-organisation

Hierzu gehören:

– Arbeitsverfahren und Arbeitsmittel

– Arbeitsplan und Arbeitsinstruktion

– Arbeitszeit und Pausenregelung

– Arbeitsbewertung und Entlöhnung

– Handlungs- und Entscheidungsspielraum

Bild 24 und 25: Der Einsatz geeigneter Arbeitsmittel lässt weniger schnell ermüden und wirkt sich positiv auf Leistungund Absenzen aus.

4.3 Die Arbeitsorganisation

Die situations- und menschengerechte Organisation der Arbeit hat erheblichen Einfluss auf das Betriebsklima, die Leistungsfähigkeit der Beschäftigten und auf die Wirtschaftlichkeit des Arbeits-prozesses. Was zu dieser Organisationgehört, zeigt Bild 23.

4.3.1 Arbeitsverfahren und Arbeitsmittel

Die Auswahl geeigneter Arbeitsverfahrenund Arbeitsmittel ist Voraussetzung für eine wirtschaftliche Fertigung. Das Arbeits-verfahren und die Arbeitsmittel haben insbesondere einen grossen Einfluss aufden Grad und die Geschwindigkeit der Ermüdung (Bild 24 und 25).

Arbeitsverfahren, die eine häufige repetitiveKraftaufwendung erfordern, sollten nachMöglichkeit mechanisiert und automatisiertwerden. Grosse körperliche Anstrengungenüber längere Zeit verursachen Ermüdungsowie Konzentrations- und Leistungsabfall.Direkte Folgen sind negative Auswirkungenauf die Wirtschaftlichkeit, Qualität, Sicher-heit und Gesundheit.

4.3.2 Arbeitsplan und Arbeitsinstruktion

Für effizientes und sicheres Arbeiten ohneUnfallrisiko ist eine gute Arbeitsinstruktionunabdingbar. Ebenso wichtig wie Anwei-sungen und Erläuterungen zur produktions-,qualitäts- und termingerechten Ausführungder Arbeit sind die Aufklärung bezüglich Risiken und Gefahren sowie Anweisungenzum sicherheitsgerechten Umgang mit denArbeitsmitteln. Bei neuem Personal, neuen Maschinen oder neuen Methoden muss

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die Arbeitsinstruktion besonders gründlichund gewissenhaft erfolgen (s. Informations-schrift «Neu am Arbeitsplatz», Kap. 7). In jedem Fall sollte sie von Zeit zu Zeit wieder-holt und ihre Befolgung überprüft werden.

4.3.3 Arbeitszeit- und Pausenregelung

Die gleitende Arbeitszeit gewährt einen gewissen Spielraum für die Anpassung der Arbeitszeit an die individuellen Bedürfnisse.Aus organisatorischen, technischen oderwirtschaftlichen Gründen lässt sie sich jedoch nicht immer realisieren.

Von grosser Bedeutung sind der wirtschaft-liche Einsatz und die Nutzungszeit von Produktionsmitteln. Voraussetzung für denrentablen Einsatz einer Maschine ist oftmalsein 2- oder 3-Schicht-Betrieb. Wir wissenheute, dass es auch nach mehreren WochenNachtschicht nicht zu einer Anpassung derbiologischen Rhythmen kommt. D. h. derdurch Nachtschicht bedingte Tagschlaf erreicht nicht die Qualität und die Quantitätdes normalen Nachtschlafes. Wo Nacht-schicht nicht vermieden werden kann, sollten die gleichen Personen nicht überlängere Zeit ununterbrochen eingesetztwerden, d. h. die Schichtarbeit ist in kürze-ren Zyklen zu wechseln.

Pausen dienen der Erholung, der Ent-spannung, der Nahrungsaufnahme unddem Wiedererlangen der geistigen und kör-perlichen Leistungsfähigkeit. Die Pausensollten der Art der Tätigkeit angepasst seinund eingeschaltet werden, bevor das Leistungsvermögen nachlässt.

Arbeitsphysiologische Untersuchungen haben gezeigt, dass die Ermüdung nichtgeradlinig zunimmt, sondern um so stärker,je länger bei vorhandener Müdigkeit weiter-gearbeitet wird. Ebenso ist die Erholung zu Beginn der Pause am grössten, nach-her wird der Zuwachs an Erholung mit derPausenlänge immer kleiner. Daraus folgt:mehrere kurze Erholungspausen habeneinen grösseren Erholungswert und verhindern eine fortschreitende Zunahmeder Ermüdung besser als wenige längerePausen gleicher Gesamtlänge.

4.3.4 Arbeitsbewertung und Entlöhnung

Eine durchschaubare und definierte Arbeitsbewertung und eine der Leistungentsprechende Entlöhnung sind neben Lob, Anerkennung und Wertschätzung der Person die Voraussetzungen für Wohlbefinden, Motivation und Leistungs-bereitschaft. Auch in Krisenzeiten habensich diese Führungsinstrumente besser bewährt als Druck und lautstarke Kritik.

4.3.5 Handlungs- und Entscheidungsspielraum

Um die Kreativität und das Verantwortungs-bewusstsein nicht durch übertriebene Organisation zu beeinträchtigen, sollten alle Zwänge, die nicht unbedingt erforder-lich sind, abgebaut und durch Entschei-dungsmöglichkeiten ersetzt werden. DerMensch sollte die Möglichkeit haben, denAblauf der Arbeit im Rahmen seiner Mittelund Fähigkeiten selbst zu bestimmen, sofern dadurch nicht andere Produktions-stellen, die Qualität oder Termine negativbeeinflusst werden.

In vielen Fällen ist das Zusammenlegen von planenden, ausführenden und kontrol-lierenden Arbeiten eine Bereicherung mitpositiver Auswirkung auf den Produktions-prozess (siehe Praxisbeispiel in Kapitel 2).Das Ausführen verschiedener Tätigkeitendurch periodisches Zirkulieren innerhalb einer Gruppe bringt mehr Arbeitsinhalt und fördert Gemeinschaftssinn und Kooperation.

Bild 26: Über die Risiken und Gefahren am Arbeitsplatz sollte regelmässig gesprochen werden.

20

Bild 27: Kriterien für die menschengerechteGestaltung des Arbeitsinhaltes.

Arbeits-umfeld

Arbeits-inhalt

Arbeits-platz Mensch /

Aufgabe

Mensch

Arbeits-organisation

zu vermeiden:

– Unterforderung und Monotonie

– Überforderung

Bild 28: Monotonie.

4.4.1 Unterforderung und Monotonie

Durch Unterforderung nehmen Motivationund Arbeitszufriedenheit ab. Unterforderun-gen kennen wir in erster Linie bei mono-tonen, reizarmen Tätigkeiten mit geringenAnforderungen. Solche Tätigkeiten sind oft-mals Produkte extremer Aufgabenteilung (Taylorismus), die die Tendenz hat, komple-xe Arbeitsaufgaben in viele kleine Schrittezu unterteilen (z. B. Fliessbandarbeit).

Monotonie führt zu schneller Abstumpfungund zu einer Abnahme der Aufmerksamkeit.Beide Faktoren haben einen negativen Ein-fluss sowohl auf das Sicherheitsverhaltenals auch auf die Arbeitsleistung.

Unterforderung und Monotonie könnendurch

Aufgabenwechsel (Jobrotation) undAufgabenerweiterung (Jobenlargement)

abgebaut werden. Die positiven Auswirkun-gen dieser Massnahmen wurden bereits imPraxisbeispiel in Kapitel 2 beschrieben.

Das Thema Arbeitsinhalt gehört eigentlichzum Kapitel Arbeitsorganisation. Es gewinntaber immer mehr an Bedeutung. Eine separate und detailliertere Behandlung istdeshalb gerechtfertigt.

Der Arbeitsinhalt kann sowohl zu klein als auch zu gross sein. Dies kann zu einerUnterforderung oder zu einer Überforderunghinsichtlich Arbeitsqualität oder Arbeits-quantität führen.

Ideal ist, wenn der Mensch möglichst viele seiner Fähigkeiten und Talente bei der Erledigung der Arbeitsaufgabe einbringen kann.

4.4 Der Arbeitsinhalt

21

Bild 29: Überforderung.

4.4.2 Überforderung

Die Übergänge von der Unterforderung über die gesunde Herausforderung zuStress und Überforderung sind individuellsehr verschieden. Was für den einen Menschen eine interessante Lebens-bereicherung darstellt, bedeutet für den anderen bereits krankmachenden Stress.

Neben den beruflichen Stressoren sindauch die des privaten Lebensbereichs zuberücksichtigen (Familie, Vereinsleben,Sport, Strassenverkehr usw.). Alle Stresso-ren zusammen dürfen die individuell unter-schiedliche Grenze zum ungesunden Stress nicht überschreiten.

Von ungesundem Arbeitsstress sprechenwir, wenn die Arbeitsanforderungen ständighöher sind als das Vermögen, sie zu be-wältigen. Diesen Zustand erkennen wir anEmpfindungen wie Angst, Ärger, Müdigkeit,Mattigkeit, Unlust, Kopf- und Rücken-schmerzen.

Regelmässige Mitarbeitergespräche dienenunter anderem dazu, eventuelle Differenzenzwischen Anforderungen und Fähigkeitenaufzudecken und zu beheben.

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Bild 30: Kriterien des Arbeitsumfeldes.

Arbeits-platz Mensch /

Aufgabe

Mensch

Arbeits-organisation

Arbeits-inhalt

Arbeits-umfeld

Der Mensch benötigt:

– der Arbeitsaufgabe ange-passtes Klima und Licht

– Farbe als Ordnungsmittel,Warnmittel, Gefühlsmerkmal

– ordentliche hygienische Verhältnisse

– gutes soziales Klima

Durch die Arbeitsmittel und die Arbeit entstehen:

– Wärme– Luftbewegung Klima– Luftfeuchtigkeit– Blendung– Lärm– Vibration– Strahlen– Gefahrenstoffe– Geruch– Schmutz– Staub

Diese Faktoren haben sowohl Einfluss auf den Verursacher als auch auf benachbarte Arbeitsplätze.

}

4.5 Das Arbeitsumfeld

Das Arbeitsumfeld prägt zu einem wesentlichen Teil die Arbeitsbedingungenund ist mitbestimmend für Wohlbefinden, Ermüdung, Arbeitssicherheit, Arbeits-zufriedenheit, Gesundheit und nicht zuletzt für die Arbeitsleistung.

Das Arbeitsumfeld besteht aus:

Bedingungen, die als Grundvoraus-setzungen zur Arbeitsverrichtung bezeichnet werden können,Bedingungen, die erst durch eine Arbeitsverrichtung entstehen oder sichdurch diese verändern, undBedingungen, die von «aussen» her kommen, d. h. von benachbartenArbeitsplätzen ausgehen.

Grundvoraussetzungen

Zu diesen gehören insbesondere das derTätigkeit angepasste menschengerechteKlima sowie die richtige Beleuchtung.

Das Klima wird bestimmt von der Luft-temperatur, Luftbewegung, Luftfeuchtigkeitund Oberflächentemperatur von Räumenund Anlagen. Das so genannte «Behaglich-keitsklima» hängt auch ab vom Grad derKörperbewegung und der Muskelarbeit. Es differiert je nach Alter, Geschlecht, Konstitution, Gesundheit, Ernährung undKleidung.

Beleuchtungsart, Beleuchtungsstärke und Lichteinfall müssen der Sehaufgabe angepasst sein.

Mit Farben können Temperatur- und Distanzempfinden sowie die Stimmungslagebeeinflusst werden.

An dieser Stelle sei noch ein Zusatz zu den Grundvoraussetzungen erlaubt.Sauberkeit und Ordnung im Arbeitsumfeld färben ab auf Sauberkeit und Ordnung am Arbeitsplatz und tragen in hohem Masse bei zu Arbeitsqualität, Arbeits-leistung, Sicherheit und Gesundheit.

Wir möchten es nicht unterlassen, an dieser Stelle auch auf die Bedeutung von psychologischen Faktoren und der Betriebskultur hinzuweisen. Das Thema ist jedoch zu komplex, um es in diesemRahmen gebührend behandeln zu können.

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Bild 31: Eine gute Beleuchtung und die Vergrösserung des Arbeitsgegenstandes sind für diese Arbeit unerlässlich.

Bild 32: Direkte Sonneneinstrahlung erfordert einen Blendschutz.

Weitere Umfeldfaktoren

Gute Bedingungen an einem Arbeitsplatzkönnen sich durch Änderungen im weiterenArbeitsumfeld plötzlich verschlechtern, z. B. durch neue Maschinen, neue Ver-fahren, Maschinenumstellungen oder Um-bauten. Damit dies nicht geschieht, müssenbereits bei der Planung von neuen Arbeits-plätzen deren Auswirkungen auf die be-nachbarten Bereiche überprüft werden. Es ist einfacher und billiger, von Anfang an richtig zu planen, als im Nachhinein mitKorrektur- oder Schutzmassnahmen einemangelhafte Situation zu verbessern.

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Beurteilung der Umfeldfaktoren

Nachfolgend eine Auflistung der Umfeldfaktoren mit dazugehörigen Beurteilungsmerkmalen.

x diese Faktoren müssen der Arbeitsaufgabe angepasst sein

❋ vor diesen Faktoren muss der Mensch geschützt werden

Umfeldfaktor Beurteilungsmerkmale

Klima x LufttemperaturLuftbewegungLuftfeuchtigkeitOberflächentemperatur von Wänden, Böden, Decken und Anlagen

Licht x natürliche Beleuchtung (Tageslicht)BeleuchtungsniveauLeuchtdichteverteilungBegrenzung der BlendungLichtrichtung und SchattenwurfLichtfarbe und Farbwiedergabe

Farbe x DistanzwirkungTemperaturwirkungpsychische StimmungSicherheitsfunktion

Ordnung/Sauberkeit x individuelles Empfindenarbeitsrelevante AnforderungenSicherheit

Lärm (Schall) ❋ FrequenzSchalldruckpegelEinwirkdauerzeitlicher Verlauf

Vibrationen ❋ Schwingungsamplitude(mechanische Schwingungen) Schwingungsfrequenz

zeitlicher Verlauf (periodische und nicht periodische Schwingungen)SchwingungsrichtungEinwirkdauer

Schadstoffe ❋ Stoffart(Staub, Rauch, Nebel, Gase, PartikelgrösseDämpfe, Flüssigkeiten, spezifische SchadstoffwirkungFeststoffe) max. Arbeitsplatzkonzentration (MAK)

Expositionsdauer

Strahlen ❋ ionisierendenichtionisierendeStärkeDosisBelastungsdauer

Die vier letztgenannten (❋ ) Faktoren können bei Überschreitung der zulässigenGrenzwerte gesundheitliche Schäden oder Berufskrankheiten verursachen. Um dies zu verhindern, müssen in jedemFall die geeigneten Massnahmen ergriffenund die erforderlichen Mittel zur Verfügunggestellt werden. Im Vordergrund stehentechnische Lösungen, die unabhängig von organisatorischen Massnahmen undmenschlichem Verhalten sind. Wenn sichmit angemessenem Aufwand technischeLösungen nicht realisieren lassen, kommenorganisatorische oder verhaltensbezogene

Massnahmen zum Zuge. (Bei Fragen in diesem Zusammenhang wenden Sie sichbitte an die Suva.)

Neben diesen klassischen Umfeldfaktorender Ergonomie sind bei der Gestaltung desUmfelds natürlich auch die Unfallgefahrenzu berücksichtigen: Sturz- und Stolper-stellen, Klemmstellen, Absturzgefahr,herumfliegende Gegenstände usw.

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5 Gesetzliche Anforderungen

Wie bereits unter 1.6 erwähnt, ist die Anwendung ergonomischer Prinzipien beim Planen und Gestalten von Arbeitsmitteln und Arbeitsplätzen eine Pflicht. Nachfolgend eine Auflistung der massgeblichen Verordnungstexte:

Verordnung 3 zum Arbeitsgesetz (ArGV 3):

Art. 2 GrundsatzArt. 10 Pflichten der ArbeitnehmerArt. 12 LuftraumArt. 15 LichtArt. 16 RaumklimaArt. 17 LüftungArt. 20 Sonneneinwirkung und WärmestrahlungArt. 21 Arbeit in ungeheizten Räumen oder im FreienArt. 22 Lärm und ErschütterungenArt. 23 Allgemeine AnforderungenArt. 24 Besondere Anforderungen Art. 25 Lasten

Verordnung über die Verhütung von Unfällen und Berufskrankheiten (VUV):

Art. 24 GrundsatzArt. 27 ZugänglichkeitArt. 30 Steuer- und SchalteinrichtungenArt. 32a Verwendung von ArbeitsmittelnArt. 33 LüftungArt. 34 Lärm und VibrationenArt. 35 BeleuchtungArt. 41 Transport und Lagerung

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Bild 33: Um gute ergonomische Lösungen zu finden, müssen alle Beteiligtenmiteinbezogen werden.

6 Zusammenfassung

Das Einbeziehen ergonomischer Grund-sätze beim Planen, Gestalten und Instal-lieren von Arbeitsmitteln und Arbeitsplätzenist einerseits gesetzlich vorgeschrieben, es ist aber auch für jeden wirtschaftlich denkenden Betrieb unabdingbar.

Die Ergonomie beschränkt sich nicht auf die Berücksichtigung der menschlichenKörpermasse bei der Konstruktion von Maschinen, Geräten und Mobiliar. Sie stelltauch Anforderungen an die Arbeitsorgani-sation, die Arbeitsinhalte und das Arbeits-umfeld. Ergonomisches Denken und Handeln bedingt eine ganzheitliche Betrachtung der Beziehungen zwischendem Menschen und seiner Arbeit unter den Aspekten

möglichst kleines Unfall- und Gesund-heitsrisikogrösstmögliche Arbeitszufriedenheitgrösstmöglicher wirtschaftlicher Nutzen

Beispiele aus der Praxis zeigen, dass durch eine optimale Umsetzung ergono-mischer Erkenntnisse die Arbeitsbedin-gungen menschengerechter und die Produktionsabläufe zugleich kosten-günstiger gestaltet werden können. Die Ergonomie steht also nicht in einem Gegen-satz zur Wirtschaftlichkeit. Im Gegenteil:Durch ergonomisch gestaltete Arbeitsplätzeund Arbeitsabläufe lassen sich die Moti-vation der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiterverbessern und namhafte Leistungs-steigerungen erzielen.

Auch die Arbeitssicherheit und der Gesund-heitsschutz profitieren. An ergonomisch gestalteten Arbeitsplätzen gibt es wenigerUnfälle und Erkrankungen, und damit weniger Ausfalltage.

Diese Publikation gibt in Kapitel 4 in knapper Form einen Überblick über diewichtigsten ergonomischen Faktoren, die es beim Einrichten und Überprüfen von Arbeitsplätzen zu berücksichtigen gilt.Ausserdem enthält sie nützliche Hinweiseauf weiterführende Literatur.

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7 Weiterführende Literatur

Standardwerke

Grandjean, Etienne: Physiologische Arbeitsgestaltung. Ott-Verlag Thun 1991, 388 SeitenLaurig, Wolfgang: Grundzüge der Ergonomie. Beuth Verlag Köln 1992, 305 Seiten

Informationsmittel der Suva zu einzelnen Themen der Ergonomie

Hebe richtig – trage richtig!,Merkblatt, 8 Seiten, Suva-Bestell-Nr. 44018.dErmittlung der körperlichen Belastung beim Heben und Tragen von Lasten:«Die Leitmerkmalmethode».Anleitung, 4 Seiten, Suva-Bestell-Nr. 88190.dCheckliste «Lastentransport von Hand». 4 Seiten, Suva-Bestell-Nr. 67089.dCheckliste «Richtige Körperhaltung bei der Arbeit».4 Seiten, Suva-Bestell-Nr. 67090.dDie Arbeit am Bildschirm. Ausführliche Informationen für Fachleute und Interessierte. 110 Seiten, Suva-Bestell-Nr. 44022.dBildschirmarbeit. Wichtige Informationen für Ihr Wohlbefinden. 24 Seiten, Suva-Bestell-Nr. 44034.dGefahr im Griff. Basiskurs Arbeitssicherheit. Ein Lernprogramm auf CD-ROM.Teil 2 mit dem Thema Arbeitsgestaltung und Wohlbefinden.Suva-Bestell-Nr. 99052.dGehörgefährdender Lärm am Arbeitsplatz.95 Seiten, Suva-Bestell-Nr. 44057.dBelästigender Lärm am Arbeitsplatz.52 Seiten, Suva-Bestell-Nr. 66058.dGrenzwerte am Arbeitsplatz: MAK-Werte, BAT-Werte, Grenzwerte für physikalische Einwirkungen.148 Seiten, Suva-Bestell-Nr. 1903.dArbeitsmedizinische Aspekte bei Schädigungen durch Vibrationen.32 Seiten, Suva-Bestell-Nr. 2869/16.dNeu am Arbeitsplatz. Hinweise für Vorgesetzte zur Einführung und Instruktion neuer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.8 Seiten, Suva-Bestell-Nr. 66094.d

Informationsmittel des seco

Arbeit und GesundheitWegleitung zu den Verordnungen 3 und 4 zum Arbeitsgesetz. Bezugsquelle: BBL, Bundesamt für Bauten und Logistik,Vertrieb Publikationen, 3003 Bern, Telefon 031 325 50 50, Bestell-Nr. 710.250.d

ErgonomieMerkblatt für Arbeitgeber sowie Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen.Bezugsquelle: seco-Direktion für Arbeit (Arbeitsbedingungen),Gurtengasse 3, 3003 Bern, Telefon 031 322 29 48, Bestell-Nr. 710.067.d

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