1
Aufgrund der geringen Korngröße ist der Anbau von Mohn eine technische Heraus- forderung. Es gilt, ziemlich genau 40 bis 60 Körner pro Quadratmeter auszusäen. Sommermohn wird bis Mitte April angebaut, Wintermohn bis zum 10. September. Die Mohnblüte hält an der Pflanze nur einen Tag. Noch kurzlebiger ist sie, wenn man sie gepflückt nach Hause mitnimmt. Aus den weißen, violetten, rosa oder auch rot-schwarzen Blüten entwickeln sich kleine aromatische Samen. Die Blüten fallen ab und die nunmehr grüne Kapsel beginnt ihre Kronenzacken aufzurichten und zu wachsen. Wegen ihres Reichtums von 1200 Samen pro Kapsel wurde Mohn lange als Sym- bol für Fruchtbarkeit und Glück verehrt. Die Erntemengen werden direkt vom Feld in die Außenstellen der „Saatbau Erntegut“ gebracht. Im Kräuter- und Gewürzecenter Kefer- markt erfolgt die Reinung. Von dort geht es dann zur VOG (siehe Interview unten). Geerntet wird, sobald die Kapseln dürr geworden sind und die Samen in den ge- schlossenen Kapseln beim Schütteln rasseln. Die Erntereife tritt bei Wintermohn ab Ende Juni und bei Sommermohn ab Ende Juli ein. Die Bodentemperatur sollte mindestens 3 °Celsius betragen, damit der Keimungs- prozess ungestört ablaufen kann. Nach sechs Wochen sind meist drei bis vier Blätter pro Pflanze zu sehen; der Boden ist damit bedeckt. Das Unternehmen „Saatbau Erntegut“ baut mit Vertragslandwirten Mohn in Ös- terreich an. Die Mohnblüte erfolgt von Mitte Mai bis Mitte Juli. Die weiß und rosa bis violett blühenden Mohnfelder verleihen der Landschaft ein einzigartiges Bild. FRISCH AUS DER KAPSEL Das Spektrum der Mohnsaaten reicht von weißen Samen bis zu blauen, grauen und schwarzblauen. In unseren Breiten wird meist Graumohn kultiviert, der sich beson- ders für Füllen eignet. Der Blaumohn wird zum Bestreuen von Gebäck verwendet. M ohn zählt zu den ersten euro- päischen Kulturpflanzen. In seiner Verwendung als Back- zutat ist der Speisemohn erst seit dem 16. Jahrhundert bei uns bekannt, wäh- rend seine Nutzung als Heilpflanze weit zurückreicht. Im Alpenraum wurde er nachweislich in der Jungsteinzeit ange- baut. Angeblich brachten Mönche den Mohn im Mittelalter ins Waldviertel, wo er in Klöstern kultiviert wurde. Er fand Verwendung als Heilmittel und lieferte wertvolles Mohnöl, das nicht nur die Menschen, sondern auch das „ewige Licht“ in den Kirchen nährte. Als wichtiger Wirtschaftsfaktor im gro- ßen Stil angebaut, war der Waldviertler Graumohn bis 1934 an der Londoner Börse notiert. Billigimporte aus dem Osten brachten den Mohnanbau bei- nahe zum Erliegen, bis in den 1980er- Jahren einige Landwirte diese Kultur- pflanze wieder für sich entdeckten. Blau und Grau: Von herb bis süß In Österreich sind morphinarme Grau- und Blaumohne die gängigsten Sorten, die in den heimischen Küchen und Backstuben gerne Verwendung finden. Der Geschmack von Mohnsamen reicht von mild bis leicht nussig und herb-bitter, kann aber durch Rösten oder Backen ein kräftiges Aroma entwickeln. Blaumohn eignet sich aufgrund seines etwas herberen und intensiveren Ge- schmacks besonders für pikante Mohn- speisen und wird – auch wegen seiner schönen Optik – gerne als Dekorgewürz auf Brot und Salzgebäck gestreut. Er schmeckt auch zu Gemüse- und Curry- gerichten und eignet sich, gemahlen und in Wasser eingeweicht, zum An- dicken von Soßen. Milder und feiner im Aroma sind die Samen des Grau- mohns. Er findet in Süßspeisen seine bevorzugte Verwendung. Die in Mohn enthaltene Linolsäure ist eine zweifach ungesättigte Fettsäure der Familie der Omega-6-Fettsäuren, die der menschliche Organismus nicht selbst produzieren kann. Darüber hin- aus warten die runden Samen mit einer überraschenden Menge an Kalzium, Kalium und Magnesium sowie den Spu- renelementen Eisen, Zink, Kupfer, Jod und Mangan auf. Auch die Gruppe der B-Vitamine sind im Mohn vertreten. Daneben haben die Samen auch eine interessante Eiweißzusammensetzung mit den Aminosäuren Leucin und Lysin. Heilmittel und Glückssymbol Als Heilmittel ist Mohn der Mensch- heit schon lange bekannt. In Keilschrif- ten um 4000 vor Christus wurde die medizinische Anwendung mit Opium, dem Extrakt aus dem Milchsaft des Schlafmohns, beschrieben. Morphin wird aus Opium gewonnen und findet heute vorwiegend in der Schmerzthe- rapie Verwendung. Wegen ihres Samen- reichtums wurden Mohnkapseln bereits in Kulturen des Altertums als Symbol der Fruchtbarkeit, des Glücks und Reich- tums verehrt. Auch heute noch über- schüttet man in manchen Gegenden Hochzeitspaare mit Mohnblumen. Im Dienst für das Schöne ist Mohnöl auch Basis für die Herstellung von Sei- fen und Farben. Das Mohnöl in der Seife wirkt rückfettend und vergrößert die Elastizität der Haut. Ebenso findet es als Grundstoff zur Herstellung von Malerfarbe sowie als Pflegemittel für Holz und Leder Verwendung. Mohn: Lebensmittel, das „süchtig“ macht ERNÄHRUNG – „Morphin“ ist zwar in der heimischen Pflanze durch Züchtung fast nicht mehr vorhanden, als Backzutat für schmackhafte Gerichte macht Mohn dennoch Lust auf mehr. FOTO: FOTOLIA - PHOTOCREW Die Mohnkapsel ist auch ein beliebtes Dekorationselemt. FOTO: FOTOLIA - ADRAGAN Die „VOG AG“ mit Sitz in Linz ver- treibt Lebensmittel in Österreich und den Nachbarländern. Im Betrieb in Mautern werden jährlich 8000 Tonnen Trockenfrüchte gerieben, geröstet oder gemischt und in Haushaltsgrößen ab- gepackt. Der Mohn gelangt von der Aufbereitung in Kefermarkt zur Wei- terverarbeitung nach Mautern. Stefan Amerstorfer ist VOG-Abteilungsleiter für Trockenfrüchte. Seit vielen Jahren bietet die VOG unter den Marken „Back mit“ und „Goldpack“ feinste Backfüllungen für eine zeitsparende Herstellung von Backwaren an. Im Sortiment finden sich auch Grau- und Blaumohn. Wo- her beziehen Sie die Rohstoffe? Für unser Top-Premiumprodukt „GoldPack Frisch“ wird ausschließlich österreichischer Graumohn in Öster- reich vermahlen und in unserem Betrieb in Mautern abgepackt. Mit der Saatbau Erntegut werden jährlich 350 Hek- tar Graumohn der Sorte „Florian“ an- gebaut. Das ergibt etwa 200.000 Kilo- gramm Mohn. 2017 wurde erstmals ein Kontrakt über 25.000 Kilogramm Bio-Blaumohn abgeschlossen, der in den österreichischen Lebensmittelein- zelhandel geliefert wird. Weiters bezie- hen wir unseren Blaumohn aus An- baugebieten der EU, vorwiegend aus Tschechien. Welche Qualitätskriterien sind für Sie beim Einkauf der Rohstoffe ent- scheidend? Die Reinheit, ein geringer Morphin- gehalt und natürlich geschmackliche Eigenschaften. Wo punktet der österreichische Mohn gegenüber Billigimportware? Die Sorte Florian unterscheidet sich im Wesentlichen durch seinen äu- ßerst geringen Morphingehalt im Ver- gleich zu Billigimportware. Außerdem wird durch die Anbauverträge im- mer ein fairer Preis an die Landwirte bezahlt. Welche Rolle spielt Regionalität? Werden heimische Produkte von den Konsumenten geschätzt? Die VOG AG sieht sich seit jeher als Partner der österreichischen Landwirt- schaft und es ist erfreulich, wenn Pro- dukten aus österreichischer Produktion der Vorzug gegeben wird. Unser Grund- satz in diesem Zusammenhang ist: Wo Österreich draufsteht, muss Österreich drin sein. Warum setzten Sie gerade auf die Saatbau Linz als Partner für den Kon- traktanbau bei Mohn? Der Mohn der Firma Saatbau Erntegut zeichnet sich durchbesondere Reinheit aus, die durch einen modernen Verarbei- tungsbetrieb sichergestellt ist. Laufende Untersuchungen von staatlich anerkann- ten Lebensmittellabors bestätigen die hohe Qualität und garantieren Produkt- sicherheit. Die Mohnsorte „Florian“ – wunderschön aufgeblüht vor dem Stift St. Florian. Mohn im „Goldpack“: Österreichischer Graumohn mit dem Namen Florian INTERVIEW – Zwischen „Saatbau Erntegut“ und „VOG AG“ besteht seit vielen Jahren ein Vertrags- anbau für Graumohn. Stefan Amerstorfer spricht über die Vorteile des österreichischen Produkts. FOTO: FOTOLIA - IRINAYURCHENKO Österreichischer Mohn im Regal FOTO: VOG GESICHERTE HERKUNFT, DIE SCHMECKT Das Unternehmen „Saatbau Ernte- gut“ produziert seit 20 Jahren Kräuter, Gewürze und Backsaaten. Dabei setzt das Unternehmen ver- stärkt auf Rohstoffe aus heimischem Anbau mit standardisierten Quali- tätseigenschaften. Heuer wurden im fachlich begleiteten, lückenlos nachvollziehbaren Kontraktanbau auf rund 850 Hektar Mohn sowohl in bio- als auch in konventioneller Qualität produziert. Von der Aussaat bis zur Ernte überprüfen Beratungs- teams regelmäßig die Qualität sowie die Entwicklung der Bestände und stehen den Landwirten bera- tend zur Seite. Das Resultat ist Qualität, die man schmeckt! MOHN IM REGAL In den Einkaufsregalen finden sich nur etwa zehn Prozent österreichischer Mohn. Daher ist es für die Konsumenten umso wichtiger, genau zu schauen, woher das Produkt kommt. Wer zu österreichi- schem Mohn greift, hält damit nicht nur ein qualitativ hoch- wertiges Produkt mit kurzen Transportwegen in den Händen, sondern unterstützt auch die heimische Landwirt- schaft. GEPRESST ZU ÖL Mohnöl verfeinert Salate und Rohkost und verleiht Getreide- und Nudelgerichten eine besondere Geschmacksnote. Für die Ölgewinnung werden die geernteten Mohnsamen, die einen Ölgehalt bis zu 50 Prozent aufweisen, gerei- nigt und kaltgepresst. Durch die Kaltpressung bleiben alle wertvollen Inhaltsstoffe, die ursprünglich hellgelbe Farbe und der gute Geschmack er- halten. Für die Produktion von einem Liter Mohnöl braucht man mehr als drei Kilogramm Samen. Wegen seines hohen Gehalts an Linolsäure darf Mohnöl nicht über 170 °Cel- sius erhitzt werden. Apfel-Mohnkäsekuchen Zutaten: MÜRBTEIG: 180 g weiche Butter (70 g davon geschmolzen), 320 g Mehl, 150 g Staubzucker, 1 Ei, 1 Pkg. Vanillezucker | FÜLLE: 1/2 l Milch, 250 g fertige Mohnfüllung, 2 EL Kristallzucker, 1 Pkg. Karamellpudding | KÄSE- CREME: 100 ml Schlagobers, 400 ml Doppelrahmfrischkäse, 120 g Staub- zucker, 3 Eier, 600 g Äpfel, 1 Pkg. Vanillepuddingpulver, 1 Pkg. Vanillezucker Zubereitung: Für den Mürbteig die 70 g Butter schmelzen. Dann alle anderen Zutaten mit der geschmolzenen Butter rasch zu einem glatten Teig verarbeiten und 1 Stunde kühlen. Für die Mohnfüllung das Karamellpuddingpulver mit etwas Milch und Zucker verrühren und in die kochende Milch einrühren. Aufkochen, abkühlen und die Mohnmasse mit dem Pudding verrühren. Den Mürbteig dünn (2 bis 3 mm) ausrollen, auf das mit Backpapier ausgelegte Backblech legen und einen 2,5 cm hohen Rand hochziehen. Mit einer Gabel den Teig mehrmals einstechen. Die Karamell-Mohnmasse gleichmäßig auf den Teig streichen. Äpfel schälen und in kleine Würfel schneiden. Für die Käsecreme Eier mit Zucker und Vanillezucker schaumig schlagen und das Vanillepud- dingpulver in die Masse einrühren. Dann Frischkäse, Schlagobers und Ap- felstücke unterrühren. Diese Masse dann auf die Mohnmasse streichen und im vorgeheizten Backofen bei 180 °C zwischen 45 bis 50 Minuten lang backen. REZEPT: AMA-BROSCHÜRE „MILCH“, ZUM DOWNLOAD AUF AMA-MARKETING.AT, FOTO: AMA-MARKETING Topfen-Mohn-Birne im Glas Zutaten für ca. vier Portionen: 100 g Butter, 90 Zucker, Zitronenschale unbehandelt, 1 Prise Salz, 90 g gemahlener Mohn, 4 Stk. Eier, 125 g Topfen, 2 EL Semmelbrösel, 1 EL Stärkemehl, 1 Stk. reife Birne Zubereitung: Butter mit Zucker und Prise Salz schaumig rühren. Mohn beigeben und die Eier nach und nach unter- rühren. Nun Topfen, Brösel und Stärkemehl eben- falls unterrühren. Zuletzt die vorbereitete Birne unter- mischen. Geeignete Gläser mit Butter ausfetten und mit Brösel oder Mohn ausstreuen. Die Kuchenmasse am besten mit einem Spritzsack in die Gläser füllen. Achtung! Maximal zu 2/3, besser gut zur Hälfte mit Teig ausfüllen. Im vorgeheizten Rohr bei ca. 160 °C 25 bis 30 Minuten backen. Nadelprobe machen! Die fertigen Kuchengläser aus dem Rohr nehmen und mit dem Deckel (inkl. Gummiringe) und den Klammern verschließen. Dieser Kuchen hält durch das sofortige heiße Verschließen problemlos 2 Wochen. QUELLE: LK OÖ/BROSCHÜRE JAUSENHITS, FOTO: LK OÖ/EVELYN PUCHNER, WWW.REGIONALE-REZEPTE.AT Mürbe Mohnkekse Zutaten: 650 g Mehl, 450 g Butter, 200g Staubzucker, 3 Eidotter, 1 ganzes Ei, 150 g Graumohn gerieben, 2 Vanillezucker, Himbeermarmelade Zubereitung: Für den Teig Mehl, Butter, Staubzucker und Ei rasch zu einem Mürbteig verkneten. Dann die Eidotter dazugeben und fertigkneten. Teig ein paar Stunden rasten lassen. Das Backrohr auf 170 ºC Heißluft vorheizen. Den Teig auf einer mit Mehl bestreuten Ar- beitsfläche auswalken. Kekse ausstechen, die Hälfte mit Löchern. Ca. 12 Minuten bei 170 Grad backen lassen. Volle Keksscheiben mit Marmelade bestreichen. Gelochte Scheiben mit Staubzucker bestreuen und auf die Keksscheiben kleben. REZEPT UND FOTO: ELKE SCHOSTAL FOTOS (11): SAATBAU FOTO: SAATBAU FOTO: NOCH OFFEN ANZEIGE

es dann zur VOG (siehe Interview unten). Mohn ... · Graumohn bis 1934 an der Londoner Börse notiert. Billigimporte aus dem Osten brachten den Mohnanbau bei nahe zum Erliegen, bis

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: es dann zur VOG (siehe Interview unten). Mohn ... · Graumohn bis 1934 an der Londoner Börse notiert. Billigimporte aus dem Osten brachten den Mohnanbau bei nahe zum Erliegen, bis

Aufgrund der geringen Korngröße ist der Anbau von Mohn eine technische Heraus-forderung. Es gilt, ziemlich genau 40 bis 60 Körner pro Quadratmeter auszusäen. Sommermohn wird bis Mitte April angebaut, Wintermohn bis zum 10. September.

Die Mohnblüte hält an der Pflanze nur einen Tag. Noch kurzlebiger ist sie, wenn man sie gepflückt nach Hause mitnimmt.

Aus den weißen, violetten, rosa oder auch rot-schwarzen Blüten entwickeln sich kleine aromatische Samen.

Die Blüten fallen ab und die nunmehr grüne Kapsel beginnt ihre Kronenzacken aufzurichten und zu wachsen.

Wegen ihres Reichtums von 1200 Samen pro Kapsel wurde Mohn lange als Sym-bol für Fruchtbarkeit und Glück verehrt.

Die Erntemengen werden direkt vom Feld in die Außenstellen der „Saatbau Erntegut“ gebracht.

Im Kräuter- und Gewürzecenter Kefer-markt erfolgt die Reinung. Von dort geht es dann zur VOG (siehe Interview unten).

Geerntet wird, sobald die Kapseln dürr geworden sind und die Samen in den ge-schlossenen Kapseln beim Schütteln rasseln. Die Erntereife tritt bei Wintermohn ab Ende Juni und bei Sommermohn ab Ende Juli ein.

Die Bodentemperatur sollte mindestens 3 °Celsius betragen, damit der Keimungs-prozess ungestört ablaufen kann.

Nach sechs Wochen sind meist drei bis vier Blätter pro Pflanze zu sehen; der Boden ist damit bedeckt.

Das Unternehmen „Saatbau Erntegut“ baut mit Vertragslandwirten Mohn in Ös-terreich an. Die Mohnblüte erfolgt von Mitte Mai bis Mitte Juli. Die weiß und rosa bis violett blühenden Mohnfelder verleihen der Landschaft ein einzigartiges Bild.

FRIS

CH A

US

DER

KAPS

EL

Das Spektrum der Mohnsaaten reicht von weißen Samen bis zu blauen, grauen und schwarzblauen. In unseren Breiten wird meist Graumohn kultiviert, der sich beson-ders für Füllen eignet. Der Blaumohn wird zum Bestreuen von Gebäck verwendet.

Mohn zählt zu den ersten euro­päischen Kulturpflanzen. In seiner Verwendung als Back­

zutat ist der Speisemohn erst seit dem 16. Jahrhundert bei uns bekannt, wäh­rend seine Nutzung als Heilpflanze weit zurückreicht. Im Alpenraum wurde er nachweislich in der Jungsteinzeit ange­baut. Angeblich brachten Mönche den Mohn im Mittelalter ins Waldviertel, wo er in Klöstern kultiviert wurde. Er fand Verwendung als Heilmittel und lieferte wertvolles Mohnöl, das nicht nur die Menschen, sondern auch das „ewige Licht“ in den Kirchen nährte. Als wichtiger Wirtschaftsfaktor im gro­ßen Stil angebaut, war der Waldviertler Graumohn bis 1934 an der Londoner Börse notiert. Billigimporte aus dem Osten brachten den Mohnanbau bei­ nahe zum Erliegen, bis in den 1980er­ Jahren einige Landwirte diese Kultur­pflanze wieder für sich entdeckten.

Blau und Grau: Von herb bis süß

In Österreich sind morphinarme Grau­ und Blaumohne die gängigsten Sorten, die in den heimischen Küchen und Backstuben gerne Verwendung finden. Der Geschmack von Mohnsamen reicht von mild bis leicht nussig und herb­bitter, kann aber durch Rösten oder Backen ein kräftiges Aroma entwickeln.

Blaumohn eignet sich aufgrund seines etwas herberen und intensiveren Ge­schmacks besonders für pikante Mohn­speisen und wird – auch wegen seiner schönen Optik – gerne als Dekorgewürz auf Brot und Salzgebäck gestreut. Er schmeckt auch zu Gemüse­ und Curry­gerichten und eignet sich, gemahlen und in Wasser eingeweicht, zum An­ dicken von Soßen. Milder und feiner im Aroma sind die Samen des Grau­

mohns. Er findet in Süßspeisen seine bevorzugte Verwendung.

Die in Mohn enthaltene Linolsäure ist eine zweifach ungesättigte Fettsäure der Familie der Omega­6­Fettsäuren, die der menschliche Organismus nicht selbst produzieren kann. Darüber hin­aus warten die runden Samen mit einer

überraschenden Menge an Kalzium, Kalium und Magnesium sowie den Spu­renelementen Eisen, Zink, Kupfer, Jod und Mangan auf. Auch die Gruppe der B­Vitamine sind im Mohn vertreten. Daneben haben die Samen auch eine interessante Eiweißzusammensetzung mit den Aminosäuren Leucin und Lysin.

Heilmittel und Glückssymbol

Als Heilmittel ist Mohn der Mensch­heit schon lange bekannt. In Keilschrif­ten um 4000 vor Christus wurde die medizinische Anwendung mit Opium, dem Extrakt aus dem Milchsaft des Schlafmohns, beschrieben. Morphin wird aus Opium gewonnen und findet heute vorwiegend in der Schmerzthe­rapie Verwendung. Wegen ihres Samen­reichtums wurden Mohnkapseln bereits in Kulturen des Altertums als Symbol der Fruchtbarkeit, des Glücks und Reich­tums verehrt. Auch heute noch über­schüttet man in manchen Gegenden Hochzeitspaare mit Mohnblumen.

Im Dienst für das Schöne ist Mohnöl auch Basis für die Herstellung von Sei­fen und Farben. Das Mohnöl in der Seife wirkt rückfettend und vergrößert die Elastizität der Haut. Ebenso findet es als Grundstoff zur Herstellung von Malerfarbe sowie als Pflegemittel für Holz und Leder Verwendung.

Mohn: Lebensmittel, das „süchtig“ machtERNÄHRUNG – „Morphin“ ist zwar in der heimischen Pflanze durch Züchtung fast nicht mehr vorhanden, als Backzutat für schmackhafte Gerichte macht Mohn dennoch Lust auf mehr.

FOTO

: FOT

OLIA

- PH

OTOC

REW

Die Mohnkapsel ist auch ein beliebtes Dekorationselemt.

FOTO

: FOT

OLIA

- AD

RAGA

N Die „VOG AG“ mit Sitz in Linz ver­treibt Lebensmittel in Österreich und den Nachbarländern. Im Betrieb in Mautern werden jährlich 8000 Tonnen Trockenfrüchte gerieben, geröstet oder gemischt und in Haushaltsgrößen ab­gepackt. Der Mohn gelangt von der Aufbereitung in Kefermarkt zur Wei­terverarbeitung nach Mautern. Stefan Amerstorfer ist VOG­Abteilungsleiter für Trockenfrüchte.

Seit vielen Jahren bietet die VOG unter den Marken „Back mit“ und „Goldpack“ feinste Backfüllungen für eine zeitsparende Herstellung von Backwaren an. Im Sortiment finden sich auch Grau- und Blaumohn. Wo-her beziehen Sie die Rohstoffe?

Für unser Top­Premiumprodukt „GoldPack Frisch“ wird ausschließlich österreichischer Graumohn in Öster­reich vermahlen und in unserem Betrieb in Mautern abgepackt. Mit der Saatbau Erntegut werden jährlich 350 Hek­ tar Graumohn der Sorte „Florian“ an­gebaut. Das ergibt etwa 200.000 Kilo­gramm Mohn. 2017 wurde erstmals ein Kontrakt über 25.000 Kilogramm

Bio­Blaumohn abgeschlossen, der in den österreichischen Lebensmittelein­zelhandel geliefert wird. Weiters bezie­hen wir unseren Blaumohn aus An­ baugebieten der EU, vorwiegend aus Tschechien.

Welche Qualitätskriterien sind für Sie beim Einkauf der Rohstoffe ent-scheidend?

Die Reinheit, ein geringer Morphin­gehalt und natürlich geschmackliche Eigenschaften.

Wo punktet der österreichische Mohn gegenüber Billigimportware?

Die Sorte Florian unterscheidet sich im Wesentlichen durch seinen äu­ßerst geringen Morphingehalt im Ver­gleich zu Billigimportware. Außerdem wird durch die Anbauverträge im­ mer ein fairer Preis an die Landwirte bezahlt.

Welche Rolle spielt Regionalität? Werden heimische Produkte von den Konsumenten geschätzt?

Die VOG AG sieht sich seit jeher als Partner der österreichischen Landwirt­schaft und es ist erfreulich, wenn Pro­dukten aus österreichischer Produktion der Vorzug gegeben wird. Unser Grund­satz in diesem Zusammenhang ist: Wo Österreich draufsteht, muss Österreich drin sein.

Warum setzten Sie gerade auf die

Saatbau Linz als Partner für den Kon-traktanbau bei Mohn?

Der Mohn der Firma Saatbau Erntegut zeichnet sich durchbesondere Reinheit aus, die durch einen modernen Verarbei­tungsbetrieb sichergestellt ist. Laufen de Untersuchungen von staatlich anerkann­ten Lebensmittellabors bestätigen die hohe Qualität und garantieren Produkt­sicherheit.

Die Mohnsorte „Florian“ – wunderschön aufgeblüht vor dem Stift St. Florian.

Mohn im „Goldpack“: Österreichischer Graumohn mit dem Namen FlorianINTERVIEW – Zwischen „Saatbau Erntegut“ und „VOG AG“ besteht seit vielen Jahren ein Vertrags­ anbau für Graumohn. Stefan Amerstorfer spricht über die Vorteile des österreichischen Produkts.

FOTO

: FOT

OLIA

- IR

INAY

URCH

ENKO

Österreichischer Mohn im Regal

FOTO

: VOG

GESICHERTE HERKUNFT, DIE SCHMECKT

Das Unternehmen „Saatbau Ernte- gut“ produziert seit 20 Jahren Kräuter, Gewürze und Backsaaten. Dabei setzt das Unternehmen ver- stärkt auf Rohstoffe aus heimischem Anbau mit standardisierten Quali-tätseigenschaften. Heuer wurden im fachlich begleiteten, lückenlos nachvollziehbaren Kontraktanbau auf rund 850 Hektar Mohn sowohl in bio- als auch in konventioneller Qualität produziert. Von der Aussaat bis zur Ernte überprüfen Beratungs-teams regelmäßig die Qualität sowie die Entwicklung der Bestände und stehen den Landwirten bera- tend zur Seite. Das Resultat ist Qualität, die man schmeckt!

MOHN IM REGAL

In den Einkaufsregalen finden sich nur etwa zehn Prozent österreichischer Mohn. Daher ist es für die Konsumenten umso wichtiger, genau zu schauen, woher das Produkt kommt. Wer zu österreichi-schem Mohn greift, hält damit nicht nur ein qualitativ hoch-wertiges Produkt mit kurzen Transportwegen in den Händen, sondern unterstützt auch die heimische Landwirt-schaft.

GEPRESST ZU ÖL

Mohnöl verfeinert Salate und Rohkost und verleiht Getreide- und Nudelgerichten eine besondere Geschmacksnote. Für die Ölgewinnung werden die geernteten Mohnsamen, die einen Ölgehalt bis zu 50 Prozent aufweisen, gerei- nigt und kaltgepresst. Durch die Kaltpressung bleiben alle wertvollen Inhaltsstoffe, die ursprünglich hellgelbe Farbe und der gute Geschmack er- halten. Für die Produktion von einem Liter Mohnöl braucht man mehr als drei Kilogramm Samen. Wegen seines hohen Gehalts an Linolsäure darf Mohnöl nicht über 170 °Cel- sius erhitzt werden.

Apfel-Mohnkäsekuchen

Zutaten:MÜRBTEIG: 180 g weiche Butter (70 g davon geschmolzen), 320 g Mehl, 150 g Staub zucker, 1 Ei, 1 Pkg. Vanillezucker | FÜLLE: 1/2 l Milch, 250 g fertige Mohnfüllung, 2 EL Kristallzucker, 1 Pkg. Karamellpudding | KÄSE­CREME: 100 ml Schlagobers, 400 ml Doppelrahmfrischkäse, 120 g Staub­zucker, 3 Eier, 600 g Äpfel, 1 Pkg. Vanillepuddingpulver, 1 Pkg. Vanillezucker

Zubereitung:Für den Mürbteig die 70 g Butter schmelzen. Dann alle anderen Zutaten mit der geschmolzenen Butter rasch zu einem glatten Teig verarbeiten und 1 Stunde kühlen. Für die Mohnfüllung das Karamellpuddingpulver mit etwas Milch und Zucker verrühren und in die kochende Milch einrühren. Aufkochen, abkühlen und die Mohnmasse mit dem Pudding verrühren. Den Mürbteig dünn (2 bis 3 mm) ausrollen, auf das mit Backpapier ausgelegte Backblech legen und einen 2,5 cm hohen Rand hochziehen. Mit einer Gabel den Teig mehrmals einstechen. Die Karamell-Mohnmasse gleichmäßig auf den Teig streichen. Äpfel schälen und in kleine Würfel schneiden. Für die Käsecreme Eier mit Zucker und Vanillezucker schaumig schlagen und das Vanillepud-dingpulver in die Masse einrühren. Dann Frischkäse, Schlagobers und Ap-felstücke unterrühren. Diese Masse dann auf die Mohnmasse streichen und im vorgeheizten Backofen bei 180 °C zwischen 45 bis 50 Minuten lang backen.

REZEPT: AMA-BROSCHÜRE „MILCH“, ZUM DOWNLOAD AUF AMA-MARKETING.AT, FOTO: AMA-MARKETING

Topfen-Mohn-Birne im Glas

Zutaten für ca. vier Portionen:100 g Butter, 90 Zucker, Zitronenschale unbehandelt, 1 Prise Salz, 90 g gemahlener Mohn, 4 Stk. Eier, 125 g Topfen, 2 EL Semmelbrösel, 1 EL Stärkemehl, 1 Stk. reife Birne

Zubereitung:Butter mit Zucker und Prise Salz schaumig rühren. Mohn beigeben und die Eier nach und nach unter- rühren. Nun Topfen, Brösel und Stärkemehl eben- falls unterrühren. Zuletzt die vorbereitete Birne unter-mischen. Geeignete Gläser mit Butter ausfetten und mit Brösel oder Mohn ausstreuen. Die Kuchenmasse am besten mit einem Spritzsack in die Gläser füllen. Achtung! Maximal zu 2/3, besser gut zur Hälfte mit Teig ausfüllen. Im vorgeheizten Rohr bei ca. 160 °C 25 bis 30 Minuten backen. Nadelprobe machen! Die fertigen Kuchengläser aus dem Rohr nehmen und mit dem Deckel (inkl. Gummiringe) und den Klammern verschließen. Dieser Kuchen hält durch das sofortige heiße Verschließen problemlos 2 Wochen.

QUELLE: LK OÖ/BROSCHÜRE JAUSENHITS, FOTO: LK OÖ/EVELYN PUCHNER, WWW.REGIONALE-REZEPTE.AT

Mürbe Mohnkekse

Zutaten:650 g Mehl, 450 g Butter, 200g Staubzucker, 3 Eidotter, 1 ganzes Ei, 150 g Graumohn gerieben, 2 Vanillezucker, Himbeermarmelade

Zubereitung:Für den Teig Mehl, Butter, Staubzucker und Ei rasch zu einem Mürbteig verkneten. Dann die Eidotter dazugeben und fertigkneten. Teig ein paar Stunden rasten lassen. Das Backrohr auf 170 ºC Heißluft vorheizen. Den Teig auf einer mit Mehl bestreuten Ar- beitsfläche auswalken. Kekse ausstechen, die Hälfte mit Löchern. Ca. 12 Minuten bei 170 Grad backen lassen. Volle Keksscheiben mit Marmelade bestreichen. Gelochte Scheiben mit Staubzucker bestreuen und auf die Keksscheiben kleben.

REZEPT UND FOTO: ELKE SCHOSTAL

FOTO

S (1

1): S

AAT

BAU

FOTO

: SA

ATBA

U

FOTO

: NOC

H OF

FEN

AN

ZEIG

E