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Seite 1 Ethik Zusammenfassung JII.1 #1 Immanuel Kant der kategorische Imperativ Aufklärung Immanuel Kant wurde in der Zeit der Aufklärung geboren und war damals der „Vorzeigephilosoph“ der Bewegung. Von ihm stammt auch das bekannteste Zitat dieser Zeit: „Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit“. Unmündigkeit definiert er dabei als das „Unvermögen sich des eigenen Verstandes zu bedienen“ und selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit weil sich der Mensch nur auf die Meinung anderer verlassen hatte. So wurde es zum Motto der Aufklärung auf niemanden zu hören, sondern alles zu überprüfen. „Sapre aude!“ wurde der Leitspruch der jeden dazu aufforderte sich des eigenen Verstandes zu bedienen. Selbst dem Arzt, der einem eine Diagnose darlegt, darf man nicht trauen ohne darüber nachzudenken. Er teilte seine Philosophie in die vier Grundfragen auf der hier stehenden Abbildung auf, wobei die zweite momentan die interessanteste ist, da sie auf die Moral anspricht. Kants Menschenbild Kant sagt, man kann den Menschen von zwei Standpunkten aus beobachten und man erhält zwei verschiedene Menschenbilder. Der eine Teil ist die simple Existenz des Körpers als Materie. Auf dieser Ebene ist der Mensch dem Tier komplett gleich und hier ist der Ansatzpunkt für Wissenschaften, die Sinnesreize und anderes erforschen können. Der zweite Teil ist weniger greifbar, der „Gegenstand“ der Seele. Die Seele oder Moral ist kein Gegenstand der Wissenschaft, denn man kann wohl schlecht unterm Mikroskop erkennen ob eine Entscheidung gut oder schlecht war. Nach seiner Ansicht muss man die Gültigkeit von moralischen Normen also anders erklären. Er macht es sich dabei selbst schwierig, weil die Vernunft zwar Gegenstand seiner Forschung ist, er aber vorher sagt, dass sie kein Thema der Wissenschaft wäre. Sinnlichkeit äußere Sinneswelt tierisches Geschöpf Triebgesteuert Vernunft innere Verstandswelt Persönlichkeit Vernunftgesteuert

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Ethik Zusammenfassung JII.1 #1

Immanuel Kant – der kategorische Imperativ

Aufklärung Immanuel Kant wurde in der Zeit der Aufklärung geboren und war damals der „Vorzeigephilosoph“

der Bewegung. Von ihm stammt auch das bekannteste Zitat dieser Zeit: „Aufklärung ist der Ausgang

des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit“. Unmündigkeit definiert er dabei als

das „Unvermögen sich des eigenen Verstandes zu bedienen“ und selbstverschuldet ist diese

Unmündigkeit weil sich der Mensch nur auf die Meinung

anderer verlassen hatte.

So wurde es zum Motto der Aufklärung auf niemanden zu

hören, sondern alles zu überprüfen. „Sapre aude!“ wurde

der Leitspruch der jeden dazu aufforderte sich des eigenen

Verstandes zu bedienen. Selbst dem Arzt, der einem eine

Diagnose darlegt, darf man nicht trauen ohne darüber

nachzudenken. Er teilte seine Philosophie in die vier

Grundfragen auf der hier stehenden Abbildung auf, wobei

die zweite momentan die interessanteste ist, da sie auf die

Moral anspricht.

Kants Menschenbild Kant sagt, man kann den Menschen von

zwei Standpunkten aus beobachten und

man erhält zwei verschiedene

Menschenbilder. Der eine Teil ist die

simple Existenz des Körpers als Materie.

Auf dieser Ebene ist der Mensch dem Tier

komplett gleich und hier ist der

Ansatzpunkt für Wissenschaften, die

Sinnesreize und anderes erforschen

können.

Der zweite Teil ist weniger greifbar, der

„Gegenstand“ der Seele. Die Seele oder

Moral ist kein Gegenstand der

Wissenschaft, denn man kann wohl

schlecht unterm Mikroskop erkennen ob

eine Entscheidung gut oder schlecht war.

Nach seiner Ansicht muss man die Gültigkeit von moralischen Normen also anders erklären. Er macht

es sich dabei selbst schwierig, weil die Vernunft zwar Gegenstand seiner Forschung ist, er aber vorher

sagt, dass sie kein Thema der Wissenschaft wäre.

Sinnlichkeit

• äußere Sinneswelt

• tierisches Geschöpf

• Triebgesteuert

Vernunft

• innere Verstandswelt

• Persönlichkeit

• Vernunftgesteuert

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Moral in Abgrenzung zu Religion und Trieben Kant stellt drei Grundsätze zur Moralphilosophie auf, die

nebenbei andere Ansätze ausschließen. Der erste

beinhaltet, dass jedes moralisches Gesetz absolut

Notwendig sein muss, weil es auf Grund einer

Verbindlichkeit gelten soll. Weiterhin sagt er, dass der

Grund dafür dass etwas verbindlich ist in der Vernunft an

sich liegt. Diese reine Vernunft untersucht was ist und

formuliert diese Gesetze der Freiheit.

Die Folge die Kant daraus zieht ist, dass jede andere

Vorschrift, die nicht absolut notwendig ist, sondern aus

Erfahrungen entstanden ist, kein moralisches Gesetz sein

kann.

Wenn er also sagt, dass moralische Gesetze aus der reinen Vernunft entstanden sind, so ist die

Vernunft autonom (sie macht also selbst Gesetze) und steht damit göttlichen Geboten und

natürlichen Trieben entgegen. Die göttlichen Gebote sind nicht durch die Vernunft einsehbar oder

begründbar und die natürlichen Triebe gründen nicht auf Vernunft, sondern auf der Sinnlichkeit

(siehe Menschenbild!). So hebt Kant den Menschen auch von der Menge der Tiere ab.

Maxime Tiere haben nach Kant Triebfedern. Natürliche Triebe wie Hunger, Durst,… die sie antreiben eine

bestimmte Handlung zu tätigen oder zu unterlassen. Der Mensch hat allerdings über die Triebfeder

hinaus noch Maximen. Maximen sind Handlungsregeln, die sich der Mensch selbst setzen kann. Diese

Maximen sind begründet in der Vernunft und deshalb haben die Tiere sie auch nicht.

Maximen sind selbstgesetzte Handlungsregeln

Ein Beispiel für eine Maxime wäre: „Ich möchte in meinem Leben möglichst viel Geld verdienen“.

Diese Maxime gründet nicht auf irgendeinem Impuls wie Hunger, sondern ist eine Entscheidung der

Vernunft. Nach dieser Entscheidungsregel würde also ein Mensch in jeder Situation handeln.

Der gute Wille Nach Kant strebt alles dem guten Willen zu. Dieser gute Wille ist ein unbedingtes Gut, das einzige

welches absolut und ohne jede Einschränkung gut ist.

Dies beweist Kant indem er überprüft, ob es andere Güter gibt die uneingeschränkt gut sein könnten.

Mut zum Beispiel wird im Allgemeinen als gut bezeichnet kann aber auch mit bösem Willen zu Raub

oder Mord führen, wofür man eben auch Mut braucht. Ebenso steht es mit den Glücksgaben wie

Macht, Reichtum oder Gesundheit. Reichtum gilt bei den meisten als erstrebenswert kann aber auch

zum übertriebenen Luxus führen. An der Gesundheit kann man einen Kritikpunkt der kantschen Ethik

festmachen, da es schwer vorstellbar ist, dass Gesundheit etwas schlechtes ist.

Hier kritisiert Kant die aristotelische Ethik indem er sagt, dass es keine Kardinaltugenden gibt, die

uneingeschränkt als gut gelten können. Der gute Wille ist seine Voraussetzung.

moralische Gesetze sind

absolut notwendig

aus der reinen Vernunft entstanden

nicht von Erfahrungen beeinflusst

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Die Konsequenz daraus ist, dass der gute Wille nicht nach seinen Folgen beurteilt werden darf. Er ist

an sich und von außen schlichtweg gut. Dabei stellt sich ein Problem auf. Ein guter Wille wäre auch

gut, wenn er nichts bewirkt.

Hier stellt sich Kant dem Utilitarismus entgegen, der eine Handlung nach den Folgen beurteilt. Selbst

wenn eine Handlung keine oder schlechte Folgen hat, kann sie als moralisch gut beurteilt werden,

wenn der Wille gut war. So kommt man von der Folgen- zur Sollensethik.

Der kategorische Imperativ

Formeln des kategorischen Imperativs

Kant hat zur Grundlegung seiner Ethik auch eine Regel formuliert, die den Menschen eine

Möglichkeit zur Entscheidung geben soll, ob eine bestimmte Handlung moralisch gut oder schlecht

ist. Dafür hat er den kategorischen Imperativ vorgesehen:

„Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst,

dass sie ein allgemeines Gesetz werde.“ - Immanuel Kant

Diese Grundformel des kategorischen Imperativs leitet sich aus zwei Unterformeln her. Die erste ist

die Formel des Naturgesetzes. Diese Formel zeigt die Unbedingtheit und absolute Notwendigkeit der

Grundformel. Sie bezieht den kategorischen Imperativ auf die gesamte Menschheit, sodass niemand

ausgelassen wird. Die Formel des Naturgesetzes lautet:

„Handle so, als ob die Maxime deiner Handlung durch deinen Willen zum

allgemeinen Naturgesetz werden solle.“ – Immanuel Kant

Der zweite Teil ist die Formel des Zweckes an sich selbst. Sie beschreibt wie eine Handlung

ausgeführt werden soll. Sie ist ein wenig kompliziert in der Handhabung und bedeutet etwa so viel,

dass du immer etwas für den Menschen erreichen sollst den du mit deiner Handlung beeinflusst. Die

Formel des Zweckes an sich selbst lautet:

„Handle so, dass du die Menschheit, sowohl in deiner Person, als in der Person

eines jeden andern, jederzeit zugleich als Zweck, niemals bloß als Mittel

brauchst.“ – Immanuel Kant

Der Moraltest

Der Moraltest liefert dem Menschen eine Möglichkeit bei bestimmten Situationen und moralischen

Fragestellungen zu entscheiden, ob er eine Handlung ausführen oder unterlassen soll, je nach dem

ob sie moralisch gut oder schlecht ist.

Der kantsche Moraltest gründet dabei auf der Grundformel des kategorischen Imperativs und lässt

sich in fünf Schritte aufteilen:

Beschreiben des Dilemmas

zweck-rationale

Maxime bilden

Überprüfen über Verall-

gemeinerung

entweder denkbar oder

undenkbar

Fazit für die Anwendung

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Beispiel

Den kantschen Moraltest stelle ich nun an einem Beispiel einmal vor.

1. Beschreiben des moralischen Dilemmas (Tipp: Problem in der ich-Perspektive formulieren)

Ich gehe in einen Supermarkt und möchte mich mit Essen versorgen. Als mir auffällt, dass ich

nicht genug Geld habe, entschließe ich mich dazu das Essen zu stehlen. Wenn ich aber mein

Essen nicht bekomme muss ich stark Hungern oder sterben.

2. Formulieren einer Zweckrationalen Maxime (Tipp: Immer wenn…., dann…)

Immer wenn ich nicht genügend Geld dabei habe, werde ich stehlen.

3. Verallgemeinerungstest

Wie wäre es, wenn jeder stehlen würde, wenn er nicht genügend Geld hätte. Wenn jeder sofort

stehlen würde, wären jegliche Preise sinnlos und niemand würde mehr auf ein hohes Einkommen

abzielen, weil es ihm doch eh nur gestohlen werden würde. So würde die gesamte Menschheit

ohne Eigentum sein.

4. Ergeben einer Denkmöglichkeit oder Denkunmöglichkeit

Wenn alle stehlen würden, gäb es irgendwann kein Eigentum mehr zum stehlen. Von daher ist

irgendwann stehlen schlichtweg nicht mehr möglich. Es ergibt sich eine Denkunmöglichkeit

5. Fazit für die Anwendung

Ich darf das Essen nicht stehlen, wenn ich nicht genügend Geld dabei habe.

Kritik und Probleme am kategorischen Imperativ

Der kategorische Imperativ bietet viele Ansatzpunkte um Kritik zu üben. Einer der deutlichsten ist das

Problem der Verallgemeinerung. Die Frage ist, wie weit man eine Verallgemeinerung treiben kann

oder darf. Das gerade im Beispiel beschriebene Problem könnte ich auch so verallgemeinern: Immer

wenn ich Essen klauen kann statt zu sterben, klaue ich das Essen. Und hier könnte man aus

moralischer Sicht zu einem anderen Urteil kommen. Würden alle sterben statt Essen zu klauen, gäb

es irgendwann keine Menschen mehr. Folge: Denkunmöglichkeit und moralische Richtigkeit des

Diebstahls.

Weiterhin kann es auch Situationen geben, in denen Kants Handlungsregeln Probleme bekommen.

So das Beispiel aus dem Unterricht mit dem Freund der vor einem Verbrecher flieht und dich fragt,

ob er sich bei dir verstecken kann. Was mache ich nun, wenn der Verfolger klopft und fragt, wo mein

Freund ist. Darf ich nun lügen oder nicht? Nach Kant nicht, da sich dann eine Denkunmöglichkeit

ergeben würde.

Die Denkunmöglichkeit oder Denkmöglichkeit stellt nebenbei noch einen sehr paradoxen und

schlecht vorstellbaren Begriff dar. Darüber hinaus braucht auch die Entscheidungsfindung sehr lange.

Zeit die man manchmal einfach nicht hat.

Die menschliche Würde Immanuel Kant schreibt den Menschen eine Würde zu. Diese Würde hat für ihn keinen preislichen

Wert, sondern ist sozusagen unbezahlbar und hat ihren Wert an sich selbst.

Begründet wird dies darüber, dass jedem Gegenstand auf der Welt ein Äquivalent gesetzt werden

kann. So kann ein Apfel einen bestimmten Geldbetrag wert sein, oder ein Haus einen bestimmten

anderen. Dem Menschen kann allerdings kein Äquivalent gesetzt werden, dass seinen Preis angeben

würde. Da der Mensch keinen Marktpreis hat, hat er also eine unantastbare Würde.

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Ich hab mich diesmal ein wenig kürzer gefasst und ich hoffe mal ich hab das wesentlichste auf den vier Seiten zusammengefasst. Der ein oder andere Anhang wird noch kommen – also betrachtet das Ganze mal als „Vorabversion“. Bei Fragen/Fehlern/eigenen Zusammenfassungen/… könnt ihr mir wieder eine Mail schreiben ([email protected]). Ansonsten eine schöne Adventszeit und viel Glück bei den kommenden Klausuren, besonders natürlich bei Ethik am Mittwoch. Gruß, Florian