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F EUILLETON Donnerstag, 29. November 2018 31 Der Erste Advent birgt eine kleine Premiere in der katholischen Kir- che: Mit Beginn des neuen Kir- chenjahres kommt erstmals die neue, revidierte Einheitsüberset- zung der Bibel im Gottesdienst zum Einsatz. Die neuen Texte, die seit Dezember 2016 als Buch er- hältlich sind, finden sich jetzt auch im neuen Lektionar wieder, das die Schriftlesungen für die Sonn- und Feiertage enthält. Der für die Liturgie zuständige Weihbischof Anton Leichtfried be- tonte bei der Vorstellung, dass die neuen Übersetzungen nicht nur „auf neustem Stand der Bibelwis- senschaft, sachlich richtiger, kon- sequenter und achtsamer gegen- über dem Judentum“ sind, son- dern darüber hinaus auch eine „gut gelungene Aktualisierung“ des biblischen Textes in die Ge- genwart hinein. Er sprach auch von einer „wohltuenden Irritati- on“ gerade auch für geübte Leser: Man könne und solle über die neu und anders übersetzten Passagen stolpern und sich so erneut und intensiver damit befassen. Vielfältig statt geglättet „In fast jedem Text wurde etwas verändert“, sagt die Direktorin des Österreichischen Katholi- schen Bibelwerks, Elisabeth Birn- baum, im Gespräch mit der „Wie- ner Zeitung“. Manchmal sind es nur Kleinigkeiten, aber je poeti- scher ein Text ist, umso mehr wurde verändert. „Gerade bei den Psalmen und Prophetentexten sind jetzt oft ganze Sätze anders“, sagt Birnbaum. „Das hängt auch vom jeweiligen Übersetzer ab. Manche haben die von ihnen be- arbeiteten Texte stärker umge- schrieben als andere. Das merkt man beim Lesen, aber es hatten ja auch die Ausgangstexte verschie- dene Stile.“ Diese Vielfalt findet sie persönlich besser als die bis- herige, von einer Germanisten- kommission geglättete Einheits- übersetzung von 1980. „Das Auffälligste wird wohl sein, dass der Gottesname Jahwe nicht mehr vorkommt“, sagt Birn- baum. Statt aus „JHWH“ (in der hebräischen Transkription gibt es keine Vokale) wie davor im Wech- sel einmal „Jahwe“ und dann wie- der „Herr“ zu machen, steht jetzt konsequent überall „HERR“, und zwar auffällig in Kapitälchen. „Das hat zwei Gründe“, so die Theologin. „Erstens wird der Got- tesname im Judentum aus Ehr- furcht nicht ausgesprochen, und auch unsere alten Übersetzungen wie die lateinischen ‚Vulgata‘ ha- ben ihn mit ‚Herr‘ wiedergegeben. Zweitens kann man heute nicht mit Sicherheit sagen, wie diese vier Konsonanten tatsächlich aus- gesprochen wurden. Deshalb hat man ein Ersatzwort gesucht und dieses in Kapitälchen gesetzt, da- mit man das gleich sieht.“ Behutsam gegendert Ob das den Zuhörern im Gottes- dienst auffallen wird, bleibt abzu- warten. Eher schon die wesentli- che Änderung in der Einleitung zu den Paulus-Briefen. Dort steht im Lektionar statt zum Beispiel „an die Römer“ jetzt: „an die Ge- meinde von Rom“. Damit wurde hier behutsam gegendert. Und statt „Liebe Brüder“ heißt es jetzt: „Liebe Brüder und Schwestern“ – denn das griechische Wort „adel- phoi“ bedeutet zwar „Brüder“, er- läutert Birnbaum, „es schließt aber auch die Schwestern mit ein, die es in den angesprochenen Ge- meinden sicher auch gab“. Man hätte es natürlich auch gleich mit „Liebe Geschwister“ übersetzen können, „aber die ‚Brüder‘ haben sich halt schon eingebürgert, und schon davor wurden vielerorts die Schwestern hinzugefügt“. Was auch auffällt: Gerade bei poetischen Texten wie den Psal- men wurde versucht, ein bisschen mehr die Originalsprache durch- klingen zu lassen. „Im Hebräi- schen gibt es sehr starke und schöne Metaphern, die man dies- mal nicht so einfach eindeutschen wollte“, sagt Birnbaum. So hieß es bisher im Psalm 23 („Der Herr ist mein Hirte“) an einer Stelle: „Er stillt mein Verlangen.“ Neu über- setzt lautet der Text nun: „Meine Lebenskraft bringt er zurück.“ Ei- ne Formulierung, die Birnbaum viel ausdrucksstärker findet. Und im Lukas-Evangelium steht statt „Maria dachte darüber nach“ jetzt wieder: „Maria erwog es in ihrem Herzen“, was näher am griechi- schen Original ist. „Man hat sich diesmal getraut, die manchmal et- was sperrigeren Formulierungen drinnen zu lassen“, sagt die Bibel- werk-Direktorin. Ein Aufreger war dabei, dass in der Genesis beim Sündenfall der Name „Adam“ nicht mehr vor- kommt, „weil man konsequent versucht hat, ein Originalwort im- mer mit demselben Begriff wie- derzugeben, und das ist bei ‚Adam‘ eben ‚Mensch‘“. Dass jetzt dort „der Mensch und seine Frau“ steht, sorgt freilich auch für Kri- tik. „Aber ich denke, ‚der Mensch‘ ist insofern richtig gewählt, weil der Begriff die Menschheit meint und nicht bloß irgendeinen Mann“, so Birnbaum. „Eine mo- derne Übersetzung wäre viel- leicht ‚der Mensch und sein Mit- mensch‘ gewesen, aber da hätte sich sicher wieder jemand ande- rer aufgeregt. Bei heiligen Texten ist das immer eine heikle Sache.“ Der deutsche Liturgie-Bischof Ste- phan Ackermanns attestiert der neuen Einheitsübersetzung, an der die Exegeten zehn Jahre lang gearbeitet haben, jedenfalls „eine noch größere Treue zum bibli- schen Urtext“. Optische Neugestaltung Das neue Lektionar wurde auch optisch erneuert. Den Einband hat der Wiener Künstler und De- signer Christof Cremer gestaltet. Auch das Layout wurde behutsam verändert, das neue Schriftbild zielt auf bessere Lesbarkeit ab. Die ersten 15.000 Exemplare sind schon in der Auslieferung – der Herder-Verlag hat allerdings be- reits rund 23.000 Bestellungen von Pfarren bekommen. Das be- deutet, dass das neue Lektionar am Ersten Advent nicht überall verfügbar sein wird. Die zweite Auflage ist aber schon in Druck und soll bis Weihnachten ausge- liefert sein. Die Rückkehr der Poesie in die Bibel Die neue Einheitsübersetzung des Alten und Neuen Testaments kommt ab jetzt auch in Gottesdiensten zum Einsatz. Von Mathias Ziegler „Gerade bei den Psalmen und Prophetentexten sind jetzt oft ganze Sätze anders.“ Elisabeth Birnbaum, Direktorin des Bibelwerks Das Lektionar wurde nicht nur inhaltlich überarbeitet, sondern auch optisch neu gestaltet. Foto: WZ Wien. (pat) Es war absehbar, dass Barbara Neubauer, die zehn Jahre an der Spitze des Bundesdenkmal- amts (BDA) war, abgelöst werden wird. Ihr Vertrag lief bereits Ende Juli aus und wurde nicht mehr ver- längert. Nun hat Minister Gernot Blümel (ÖVP) mit Erika Pieler eine Nachfolgerin ernannt. „Mir ist wichtig, diese Behörde für die Herausforderungen der heutigen Zeit fit zu machen und zu einer serviceorientierten Einrich- tung weiterzuentwickeln“, so Pie- ler in einer Aussendung. Pieler übernimmt mit 1. Jänner 2019 einen Posten, auf den ihr bis- heriger Karriereweg geradezu hin- zusteuern schien. So war die 41- jährige Wienerin seit Jänner 2014 Richterin am Bundesverwaltungs- gericht und dort betraut mit der Denkmalschutzmaterie. Zuvor war sie sieben Jahre lang im damals für Denkmalschutz zuständigen Bildungsministerium tätig. Ab 2008 war sie als stellvertretende Abteilungsleiterin etwa für Kul- turgüterschutz verantwortlich. Den Mittelweg zwischen ar- chäologischer Kenntnis und ju- ristischem Fachwissen hatte Pie- ler schon während des Studiums eingeschlagen. So studierte sie ab 1997 in Wien und Athen zu- nächst Klassische Archäologie, bevor sie 2001/2002 als wissen- schaftliche Hilfskraft am Deut- schen Archäologischen Institut in Athen arbeitete. 2003 nahm sie das Studium der Rechtswis- senschaften in Wien auf, das sie 2008 mit dem Doktorat ab- schloss. Neben ihrer Tätigkeit als Vortragende zu Rechtsfragen be- züglich Denkmal- und Kulturgü- terschutz veröffentlichte Pieler auch mehrere Publikationen zur Thematik. Noch-Präsidentin Barbara Neubauer begrüßt die Entschei- dung: „Mit ihr ist das Bundes- denkmalamt in guten Händen.“ Pieler bringe Erfahrung im Um- gang mit dem Denkmalschutz und dem Amt mit: „Es ist gut, wenn jemand den Job macht, der weiß, wovon er spricht.“ Modernisierer am Werk Pielers Vertrag läuft zunächst über fünf Jahre. Die neue Präsi- dentin wird wohl vor allem mit der Reform der mächtigen Behör- de beschäftigt sein. Im Bundesdenkmalamt gärt es bekanntlich seit längerem. Den Stein des Anstoßes lieferte ein Be- richt des Rechnungshofs, der auf gravierende Missstände hinwies. Auch ein Untersuchungsaus- schuss im Parlament ortete grobe personelle und strukturelle Prob- leme sowie finanzielle Misswirt- schaft. Daraufhin wurde die Bera- terfirma ICG beauftragt, die Orga- nisation zu durchleuchten. Von der Filetierung der Behörde bis zur Ausgliederung aus dem Bun- deskanzleramt waren viele Re- formvarianten im Gespräch. Im vergangenen Sommer wur- de schließlich eine Task-Force im Bundeskanzleramt errichtet, die unter der Führung von Sektions- chef Jürgen Meindl den Verände- rungsprozess in die Wege leiten soll. Auch im Regierungspro- gramm ist davon die Rede, das BDA neu aufzustellen. „Wir sind überzeugt, dass sich das BDA un- ter der Führung von Erika Pieler in die richtige Richtung weiterent- wickeln wird: hin zu mehr Ser- viceorientierung und einem schärferen Aufgabenprofil“, so Blümel in einer Aussendung. Nachsatz: „Es ist eine der wich- tigsten Institutionen zum Schutz unseres kulturellen Erbes, die nun mit neuem Schwung an die Bedürfnisse des 21. Jahrhunderts angepasst werden muss.“ Personalrochade an der Spitze des Denkmalschutzes Verwaltungsrichterin Erika Pieler wird ab 1. Jänner 2019 neue Chefin des Bundesdenkmalamts. Erika Pieler mit Minister Gernot Blümel. Auf die Präsidentin warten große Aufgaben: die Modernisierung der Behörde. Foto: apa/BKA/Hans Hofer

EUILLETON Die Rückkehr der Poesie in die Bibel...Herder-Verlag hat allerdings be-reits rund 23.000 Bestellungen von Pfarren bekommen. Das be- ... Die zweite Auflage ist aber schon

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Page 1: EUILLETON Die Rückkehr der Poesie in die Bibel...Herder-Verlag hat allerdings be-reits rund 23.000 Bestellungen von Pfarren bekommen. Das be- ... Die zweite Auflage ist aber schon

FEUILLETONDonnerstag, 29. November 2018 31

Der Erste Advent birgt eine kleinePremiere in der katholischen Kir-che: Mit Beginn des neuen Kir-chenjahres kommt erstmals dieneue, revidierte Einheitsüberset-zung der Bibel im Gottesdienstzum Einsatz. Die neuen Texte, dieseit Dezember 2016 als Buch er-hältlich sind, finden sich jetztauch im neuen Lektionar wieder,das die Schriftlesungen für dieSonn- und Feiertage enthält.

Der für die Liturgie zuständigeWeihbischof Anton Leichtfried be-tonte bei der Vorstellung, dass dieneuen Übersetzungen nicht nur„auf neustem Stand der Bibelwis-senschaft, sachlich richtiger, kon-sequenter und achtsamer gegen-über dem Judentum“ sind, son-dern darüber hinaus auch eine„gut gelungene Aktualisierung“des biblischen Textes in die Ge-genwart hinein. Er sprach auchvon einer „wohltuenden Irritati-on“ gerade auch für geübte Leser:Man könne und solle über die neuund anders übersetzten Passagenstolpern und sich so erneut undintensiver damit befassen.

Vielfältig statt geglättet

„In fast jedem Text wurde etwasverändert“, sagt die Direktorindes Österreichischen Katholi-schen Bibelwerks, Elisabeth Birn-baum, im Gespräch mit der „Wie-ner Zeitung“. Manchmal sind esnur Kleinigkeiten, aber je poeti-scher ein Text ist, umso mehrwurde verändert. „Gerade bei denPsalmen und Prophetentextensind jetzt oft ganze Sätze anders“,sagt Birnbaum. „Das hängt auchvom jeweiligen Übersetzer ab.Manche haben die von ihnen be-arbeiteten Texte stärker umge-schrieben als andere. Das merktman beim Lesen, aber es hatten jaauch die Ausgangstexte verschie-dene Stile.“ Diese Vielfalt findetsie persönlich besser als die bis-herige, von einer Germanisten-kommission geglättete Einheits-übersetzung von 1980.

„Das Auffälligste wird wohlsein, dass der Gottesname Jahwenicht mehr vorkommt“, sagt Birn-baum. Statt aus „JHWH“ (in derhebräischen Transkription gibt eskeine Vokale) wie davor im Wech-

sel einmal „Jahwe“ und dann wie-der „Herr“ zu machen, steht jetztkonsequent überall „HERR“, undzwar auffällig in Kapitälchen.„Das hat zwei Gründe“, so dieTheologin. „Erstens wird der Got-tesname im Judentum aus Ehr-

furcht nicht ausgesprochen, undauch unsere alten Übersetzungenwie die lateinischen ‚Vulgata‘ ha-ben ihn mit ‚Herr‘ wiedergegeben.Zweitens kann man heute nichtmit Sicherheit sagen, wie diesevier Konsonanten tatsächlich aus-gesprochen wurden. Deshalb hatman ein Ersatzwort gesucht unddieses in Kapitälchen gesetzt, da-mit man das gleich sieht.“

Behutsam gegendert

Ob das den Zuhörern im Gottes-dienst auffallen wird, bleibt abzu-warten. Eher schon die wesentli-che Änderung in der Einleitungzu den Paulus-Briefen. Dort stehtim Lektionar statt zum Beispiel„an die Römer“ jetzt: „an die Ge-meinde von Rom“. Damit wurdehier behutsam gegendert. Undstatt „Liebe Brüder“ heißt es jetzt:„Liebe Brüder und Schwestern“ –denn das griechische Wort „adel-phoi“ bedeutet zwar „Brüder“, er-

läutert Birnbaum, „es schließtaber auch die Schwestern mit ein,die es in den angesprochenen Ge-meinden sicher auch gab“. Manhätte es natürlich auch gleich mit„Liebe Geschwister“ übersetzenkönnen, „aber die ‚Brüder‘ habensich halt schon eingebürgert, undschon davor wurden vielerorts dieSchwestern hinzugefügt“.

Was auch auffällt: Gerade beipoetischen Texten wie den Psal-men wurde versucht, ein bisschenmehr die Originalsprache durch-klingen zu lassen. „Im Hebräi-schen gibt es sehr starke undschöne Metaphern, die man dies-mal nicht so einfach eindeutschenwollte“, sagt Birnbaum. So hieß esbisher im Psalm 23 („Der Herr istmein Hirte“) an einer Stelle: „Erstillt mein Verlangen.“ Neu über-setzt lautet der Text nun: „MeineLebenskraft bringt er zurück.“ Ei-ne Formulierung, die Birnbaumviel ausdrucksstärker findet. Und

im Lukas-Evangelium steht statt„Maria dachte darüber nach“ jetztwieder: „Maria erwog es in ihremHerzen“, was näher am griechi-schen Original ist. „Man hat sichdiesmal getraut, die manchmal et-was sperrigeren Formulierungendrinnen zu lassen“, sagt die Bibel-werk-Direktorin.

Ein Aufreger war dabei, dass inder Genesis beim Sündenfall derName „Adam“ nicht mehr vor-kommt, „weil man konsequentversucht hat, ein Originalwort im-mer mit demselben Begriff wie-derzugeben, und das ist bei‚Adam‘ eben ‚Mensch‘“. Dass jetztdort „der Mensch und seine Frau“steht, sorgt freilich auch für Kri-tik. „Aber ich denke, ‚der Mensch‘ist insofern richtig gewählt, weilder Begriff die Menschheit meintund nicht bloß irgendeinenMann“, so Birnbaum. „Eine mo-derne Übersetzung wäre viel-leicht ‚der Mensch und sein Mit-mensch‘ gewesen, aber da hättesich sicher wieder jemand ande-rer aufgeregt. Bei heiligen Textenist das immer eine heikle Sache.“Der deutsche Liturgie-Bischof Ste-phan Ackermanns attestiert derneuen Einheitsübersetzung, ander die Exegeten zehn Jahre langgearbeitet haben, jedenfalls „einenoch größere Treue zum bibli-schen Urtext“.

Optische Neugestaltung

Das neue Lektionar wurde auchoptisch erneuert. Den Einbandhat der Wiener Künstler und De-signer Christof Cremer gestaltet.Auch das Layout wurde behutsamverändert, das neue Schriftbildzielt auf bessere Lesbarkeit ab.Die ersten 15.000 Exemplare sindschon in der Auslieferung – derHerder-Verlag hat allerdings be-reits rund 23.000 Bestellungenvon Pfarren bekommen. Das be-deutet, dass das neue Lektionaram Ersten Advent nicht überallverfügbar sein wird. Die zweiteAuflage ist aber schon in Druckund soll bis Weihnachten ausge-liefert sein. ■

Die Rückkehr der Poesie in die BibelDie neue Einheitsübersetzung des Alten und Neuen Testaments kommt ab jetzt auch in Gottesdiensten zum Einsatz.

Von Mathias Ziegler

„Gerade bei denPsalmen und

Prophetentextensind jetzt oft ganze

Sätze anders.“Elisabeth Birnbaum,

Direktorin des Bibelwerks

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Wien. (pat) Es war absehbar, dassBarbara Neubauer, die zehn Jahrean der Spitze des Bundesdenkmal-amts (BDA) war, abgelöst werdenwird. Ihr Vertrag lief bereits EndeJuli aus und wurde nicht mehr ver-längert. Nun hat Minister GernotBlümel (ÖVP) mit Erika Pieler eineNachfolgerin ernannt.

„Mir ist wichtig, diese Behördefür die Herausforderungen derheutigen Zeit fit zu machen und zueiner serviceorientierten Einrich-tung weiterzuentwickeln“, so Pie-ler in einer Aussendung.

Pieler übernimmt mit 1. Jänner2019 einen Posten, auf den ihr bis-heriger Karriereweg geradezu hin-zusteuern schien. So war die 41-jährige Wienerin seit Jänner 2014Richterin am Bundesverwaltungs-gericht und dort betraut mit derDenkmalschutzmaterie. Zuvor warsie sieben Jahre lang im damalsfür Denkmalschutz zuständigenBildungsministerium tätig. Ab2008 war sie als stellvertretendeAbteilungsleiterin etwa für Kul-turgüterschutz verantwortlich.

Den Mittelweg zwischen ar-chäologischer Kenntnis und ju-ristischem Fachwissen hatte Pie-ler schon während des Studiumseingeschlagen. So studierte sieab 1997 in Wien und Athen zu-nächst Klassische Archäologie,bevor sie 2001/2002 als wissen-

schaftliche Hilfskraft am Deut-schen Archäologischen Institutin Athen arbeitete. 2003 nahmsie das Studium der Rechtswis-senschaften in Wien auf, das sie2008 mit dem Doktorat ab-schloss. Neben ihrer Tätigkeit alsVortragende zu Rechtsfragen be-

züglich Denkmal- und Kulturgü-terschutz veröffentlichte Pielerauch mehrere Publikationen zurThematik.

Noch-Präsidentin BarbaraNeubauer begrüßt die Entschei-dung: „Mit ihr ist das Bundes-denkmalamt in guten Händen.“Pieler bringe Erfahrung im Um-gang mit dem Denkmalschutzund dem Amt mit: „Es ist gut,wenn jemand den Job macht, derweiß, wovon er spricht.“

Modernisierer am Werk

Pielers Vertrag läuft zunächstüber fünf Jahre. Die neue Präsi-dentin wird wohl vor allem mitder Reform der mächtigen Behör-de beschäftigt sein.

Im Bundesdenkmalamt gärt esbekanntlich seit längerem. DenStein des Anstoßes lieferte ein Be-richt des Rechnungshofs, der aufgravierende Missstände hinwies.Auch ein Untersuchungsaus-schuss im Parlament ortete grobepersonelle und strukturelle Prob-leme sowie finanzielle Misswirt-

schaft. Daraufhin wurde die Bera-terfirma ICG beauftragt, die Orga-nisation zu durchleuchten. Vonder Filetierung der Behörde biszur Ausgliederung aus dem Bun-deskanzleramt waren viele Re-formvarianten im Gespräch.

Im vergangenen Sommer wur-de schließlich eine Task-Force imBundeskanzleramt errichtet, dieunter der Führung von Sektions-chef Jürgen Meindl den Verände-rungsprozess in die Wege leitensoll. Auch im Regierungspro-gramm ist davon die Rede, dasBDA neu aufzustellen. „Wir sindüberzeugt, dass sich das BDA un-ter der Führung von Erika Pielerin die richtige Richtung weiterent-wickeln wird: hin zu mehr Ser-viceorientierung und einemschärferen Aufgabenprofil“, soBlümel in einer Aussendung.Nachsatz: „Es ist eine der wich-tigsten Institutionen zum Schutzunseres kulturellen Erbes, dienun mit neuem Schwung an dieBedürfnisse des 21. Jahrhundertsangepasst werden muss.“ ■

Personalrochade an der Spitze des DenkmalschutzesVerwaltungsrichterin Erika Pieler wird ab 1. Jänner 2019 neue Chefin des Bundesdenkmalamts.

Erika Pieler mit Minister Gernot Blümel. Auf die Präsidentin wartengroße Aufgaben: die Modernisierung der Behörde. Foto: apa/BKA/Hans Hofer