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euro winds eurowinds.de Ausgabe 2 /2014 (März /April) · EUR 6,00 (DE) · E -14205 Deutschland EUR 6,00 · Österreich / Italien / Spanien / Benelux EUR 7,00 · Schweiz CHF 9,00 Bläsermusik in Europa Mit großem Länderteil PERFORMANCE Herausforderung WMC-Juror PRAXIS Saxophon spielen ohne Frust PORTRAIT Asya Fateyeva • Blasorchester »aulos« 92 Seiten Bläsermusik in Europa

eurowinds.de euro Ausgabe 2/2014 (März/April) · EUR 6,00 (DE) · … · 2015. 6. 21. · Neuheiten und Neuvorstellungen auf dem Musikmarkt 64Finanzen, Recht & Organisation •Steuererklärung

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Bläsermusik in Europa

Mit großem

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PERFORMANCEHerausforderung WMC-Juror

PRAXISSaxophon spielen ohne Frust

PORTRAITAsya Fateyeva • Blasorchester »aulos«

92 Seiten

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in Europa

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eurowinds · März/April 20144

18 Asya Fateyeva»Die Menschen haben die wahre Geschichte des Saxophons vergessen«

24 Sinfonisches Blasorchester »aulos« Herzensangelegenheitmit hohem Anspruch

28 Studium Blasorchester -leitung an HfM WürzburgGute Perspektiven in der Frankenmetropole

30 International Center for Wind Music ResearchEin eigenes Zentrum für die Blasmusikforschung

90 Ulrich TroeschWas macht eigentlich ... ?

Inhalt

März / April 20

14

01 TitelfotoAsya Fateyeva, Saxophon

03 Editorial

05 Impressum

06 Foto des Monats

08 Euro-News

09 Termine international

13 Termine Deutschland

84 Konzert-Highlights in Kürze

86 Termine Professionals

88 Termine Ausbildung

89 Inserentenverzeichnis

Standards

28

26

Portrait

32

32 »Nur was man hört, kannman auch bewerten«Jan Van der Roost im Interview über dieHerausforderung WMC-Juror zu sein

34 Abschied und NeuanfangDas LandesJugendBlasOrchester Rheinland-Pfalz hat Kunihiro Ochi verabschiedet. Neuer Mann am Dirigentenpult ist Stefan Barth

36 »Man kann’s doch lesen!«Die Internationalen Musiktage Vöcklabruck bieten neben einem Musik- auch einen Grafikwettbewerb

60 Eine geniale ErfindungVor 200 Jahren wurden die Ventile erfunden. Das Musikinstrumenten-Museum Berlin zeigt dazu die Ausstellung »Valve Brass Music«

Performance

46

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Internationaler Holzbläserwettbewerb

hülsta woodwinds26. bis 30. März 2014 | Münsterwww.huelsta-woodwinds.com

eurowinds · März/April 2014 5

40 Jupiter-Workshops (Teil 22)Tips gegen Frust beim Saxophonspiel

42 »Schrei vor Glück«Die Reihe »Wind Band Classics« des Labels Naxos umfaßt mehr als 40 exquisite Blasmusik-Tonträger

46 Highlights aus KerkradeWer den WMC 2013 verpaßt hat, auf den warten jetzt CDs und DVDs

48 Herzenssachen für KennerBläserphilharmonie Mozarteum Salzburg legt Marsch-CD vor

50 RezensionenCD-Besprechungen

54 BrancheNeuheiten und Neuvorstellungen auf dem Musikmarkt

64 Finanzen, Recht & Organisation• Steuererklärung für Vereine Pflicht?• Schneller an Gemeinnützigkeit• Qualitätsmanagement im Verein• Impressumspflicht in Facebook

Impressu

m

››› Impressum

eurowinds – Bläsermusik in EuropaAugust-Lämmle-Straße 50D-72658 Bempflingen

Verlagsadresse/Herausgebermedia team musik Verlags-GmbHAugust-Lämmle-Straße 50D-72658 BempflingenTel. 0 71 23 / 97 38 15-0Fax 0 71 23 / 97 38 15-15

RedaktionsleitungGerhard TenzerTel. 0 71 23 / 97 38 15-0Fax 0 71 23 / 97 38 15-15eMail: [email protected]

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Digitale AnzeigenübertragungeMail: [email protected]

Vertrieb und Sonstiges»eurowinds« erscheint 6 mal im Jahr alsDoppelausgabe und kostet im Jahres-abonnement: EUR 36,– (Inland), bzw. EUR42,– (Ausland), jeweils inkl. Versandkostenund USt. Mindestbezugsdauer: 1 Jahr.Abbestellungen spätestens zwei Monatevor Ablauf der Bezugszeit, sonst verlän-gert sich das Abonnement um ein Jahr.Kündigungen sowie Adressberichtigun-gen bedürfen der Schriftform.

RedaktionsschlußJeweils der 1. des Vormonats

Für unverlangt eingesandte Manuskripteund Bilder wird keine Haftung übernom-men. Nachdruck, auch auszugsweise, nurmit Genehmigung des Verlages. Die Mei-nung der einzelnen Verfasser muß nicht injedem Fall mit der Redaktion übereinstim-men. Einsender von Textmaterial zur Ver-öffentlichung erklären sich mit redaktio-neller Bearbeitung einverstanden. Bei Nichterscheinen infolge höherer Gewalt, Streik oder sonstigem wichtigenGrund besteht kein Anspruch auf Ent -schädigung. Bei Nichtveröffentlichungvon Anzeigen kein Schadensersatz. Veranstaltungstermine ohne Gewähr, Erfüllungsort und Gerichtsstand: Esslingen.

62 Sektion Deutschland• Wann ist Blasmusik sinfonisch?

WASBEMusik

Verein

68 Deutschland78 Österreich80 Schweiz82 Südtirol

Länderteil

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34

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18 eurowinds · März/April 2014

Asya Fateyeva

Portrait

»DIE MENSCHEN HABEN DIE

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eurowinds · März/April 2014 19

DPortra

it

TEXT Sandra SinschFOTOS Gela Megrelidze

Das Saxophon ist in Deutschland ein immernoch verkanntes Soloinstrument. Asya Fateye-va ist eine junge Künstlerin, die das Potentialdazu hat, dieses Image in den nächsten Jahrenzu durchbrechen. Daß das Saxophon alles vonHolz bis Blech und noch viele Nuancen mehrabdecken kann, hat sie unter anderem beimDeutschen Musikwettbewerb eindrucksvollunter Beweis gestellt. Seitdem ist sie ordentlichgebucht, als Kammermusikerin und als Solistinmit Orchester – und ein Ende dieser Entwick-lung ist nicht abzusehen.

Mein Vater kaufte sich ein Saxophon...

»Es war schon der Wunsch meiner Eltern, daßich Musikerin werde, vielleicht, weil sie selbstdiese große Liebe beruflich nicht realisierenkonnten«, sagt Asya Fateyeva. Geboren undaufgewachsen ist sie auf der Krim, in Kertsch/Ukraine. Dort erhielt sie mit sechs Jahren auchihren ersten Klavierunterricht. »Ich absolvierteerfolgreich ein paar Wettbewerbe und dachte,ich sei begabt. Doch als ich zehn war, ändertesich alles. Mein Vater, der eigentlich Profifuß-baller war, kaufte sich ein Saxophon, um seineralten Leidenschaft für Musik nachzugehen. Ichprobierte das aus und es war Liebe auf den er-sten Blick«, erinnert sich Fateyeva.

In Kertsch nahm sie dann den ersten Unter-richt, doch ein halbes Jahr später zog die Fami-lie um und sie wurde in die Saxophonklasseder Simferopol-Musikschule aufgenommen.»Frau Russanowa, meine Lehrerin, war ein ech-ter Glücksfall, einmal im Jahr sind wir nachFrankreich gefahren, was mir schon früh ande-re Aspekte der Saxophonwelt gezeigt hat«, er-klärt Asya Fateyeva. Drei Jahre später zog dieFamilie erneut um, diesmal nach Moskau, wosie die spezielle Berufsschule für Musik Gnes-sins besuchte. Doch das sollte nicht die Endsta-tion sein, denn die Familie siedelte nachDeutschland über. »Meine Eltern wollten einebessere Zukunft und auch für meine Entwick-

lung sollte das ein großer Glücksfall sein«,meint die Saxophonistin. In Köln wurde sie vonProf. David Gauthier als Jungstudentin ange-nommen. An der dortigen Musikhochschule istdie einzige Professur für klassisches Saxophonin Deutschland beheimatet – eine Talent-schmiede, die zahlreiche Wettbewerbspreisträ-ger und Solisten hervorgebracht hat und auchim internationalen Vergleich ganz an der Spitzesteht. Mit siebzehn Jahren nahm sie das Voll-studium auf, verbrachte im Rahmen des Eras-mus-Austauschprogramms Seminare am Con-servatoire Nationale Superièure de la Musiquein Paris, wo sie bei Prof. Claude Delangle stu-dierte, eine weitere Station war Lyon. 2012 leg-te sie ihren Abschluß ab, seitdem ist sie an derFolkwang Hochschule der Künste in Essen ein-geschrieben, wo sie ein Aufbaustudium Kam-mermusik bei Evgeni Sinaiski absolviert.

Das Saxophon und die klassische Musik

Nun sind das Saxophon und der klassische Mu-sikmarkt so eine Sache. »Das Saxophon wirdeinfach zu wenig als vollwertiges Konzert- undSoloinstrument wahrgenommen«, ist Fateyevaüberzeugt und liefert auch gleich den Grund:die Leute hätten die wahre Geschichte des In-strumentes vergessen, jeder assoziiere es zu-nächst mit Jazz und dann vielleicht irgend-wann mit Blasorchestern. »Beim Saxophondenkt jeder sofort an Amerika und Jazz, dabeiist es ein ureuropäisches Instrument. Sein Er-finder Adolphe Sax kommt aus Belgien«, er-klärt Fateyeva. Der hatte das Saxophon 1840erfunden und vier Jahre später zum Patent an-gemeldet. Als Begründung gab er im Patentan-trag an, daß es an gut klingenden Holzblasin-strumenten in der tiefen Lage fehlen würde.Das Instrument ging gleich in verschiedenenStimmungen als Familie an den Start: C und F-Stimmung sollten für den Gebrauch im Sinfo-nieorchester sein, B und Es hingegen für dieMilitärmusik. fi

WAHRE GESCHICHTE VERGESSEN«

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eurowinds · März/April 201420

n Egal wie stressig der Alltag ist und wie wenigZeit zum Üben bleibt: 15 bis 20 Minuten gründli-ches Einspielen sollte man sich gönnen. Das Aushal-ten von langen Tönen ist natürlich für alle Bläser einThema, manche beschäftigen sich aber nur ungerndamit, weil es Ihnen schnell zu langweilig wird. Ei-nen Kaltstart hinzulegen empfehle ich nicht, vordem Aushalten der langen Töne sollte man sich et-was eingespielt haben. Auch sollte man sich nichtsaufzwingen. Wenn die Luft eben nicht für die anvi-sierten acht Schläge reicht, gestaltet man eben nurvier Schläge lang seinen Ton. Das Erarbeiten vonNuancen ist ebenfalls ein Teil eines Saxophon-Ein-spielprogrammes, denn eine schöne und flexibleTongestaltung auf dem Saxophon hat es in sich. Füreinen guten Klang muß man daher die Luftströ-mung im Mund kontrollieren und den Druck gege-benenfalls anpassen.

Luftkontrolle und Luftgeschwindigkeit

Ebenfalls Teil des Trainingsprogrammes sollte essein, den Luftstrom im crescendo und decrescendozu kontrollieren. Piano spielen bedeutet nicht, mitder Luftkontrolle und Luftgeschwindigkeit aufzuhö-ren. Das auszutarieren erfordert ein bißchen Diszi-

plin, wird aber mit vielfältigen Klangnuancen be-lohnt. Auch eine Kontrolle des Ansatzes gehört indiesen Block, denn die Spannung des Ansatzs wirdden Nuancen und dem Register sehr subtil ange-paßt. Mit dieser Arbeit korrigiert sich auch die Into-nation, ebenfalls ein großes Thema für Bläser. DasStimmgerät ist nur ein Teil der Arbeit. Das Ziel ist dieFähigkeit zu entwickeln, alles mit den »Ohren« zumachen. Das heißt, sich »von außen« zu hören unddie eigene Klangvorstellung zu realisieren.

Mit anderen gemeinsam zu musizieren hilft auchdie richtige Intonation zu finden. Es ist oft sehr rela-tiv und da es nicht temperiert ist, weiß jeder waszum Beispiel eine Dur-Terz für einen Unterschied anIntonation verlangt. Auch sollte man jede Gelegen-heit nutzen, um mit Klavierbegleitung zu spielen. Esist eine gute Grundlage, entsprechend der Harmo-nien den Klang zu gestalten. Ob man Klang oder In-tonation trainieren möchte: Man sollte immer ver-suchen, was man spielen will im voraus zu hören.

Tonleitern sind für viele Musiker ein ungeliebterAspekt des Übens. Man sollte diesen Bereich nichteinfach unter dem Motto »Hauptsache, die Fingerschnell bewegen« abhaken, denn auch hier bietetes sich an, Virtuosität und Klang zu kombinieren.Daher empfehle ich auch immer Etüden, die Klang-

schönheit und Geläufigkeit miteinander kombinie-ren. Gerne bediene ich mich auch bei anderen In-strumenten, zum Beispiel der Oboe, denn da gibtes für uns sehr passende Etüden, ebenso Capricenund Etüden für Streicher. Auch Transkriptionen vonBachs Werken sind für den Ton empfehlenswert. Esgibt meiner Meinung nach keinen Instrumentali-sten, der ohne diese Literatur auskommt, man fin-det einen schönen Klang, hört harmonisch und ver-sucht, die noch existierenden technischen Mängelder Musik entsprechend zu beheben.

Für Saxophonisten gibt es eine große Auswahl anMundstücken. Das Wichtigste dabei ist, daß der Wi-derstand zwischen Blatt und Mundstück stimmt, ersollte nicht zu leicht sein. Bei den klassischen Saxo-phonisten gibt eine Tendenz zu den eher geschlos-senen Mundstücken und der Kombination mit ei-nem etwas härteren Blatt. Asya Fateyeva

Literaturempfehlungen

z  Ferling: 48 Etuden op. 31z  Londeix: Exercices Mecaniquesz  Nouvelles Etudes Variees dans tous les Tons

d’apres Blumenstengel, Dont, Gavinies, Kreutzer,Paganini, Rode

Portrait

Asya Fateyeva

››› Übetips von Asya Fateyeva • Klang und Geläufigkeit kombinieren

In der Blasmusik konnte es recht schnell Fußfassen, 1844 prophezeite der Komponist undMusikjournalist Héctor Berlioz dem Instrumenteine große Zukunft, und in der Tat sollte imBlasorchester bald nichts mehr ohne das ge-schmeidige Bindeglied zwischen Holz- undBlechbläsern gehen. Im Sinfonieorchester tatsich das Saxophon schwerer. Sein Einsatz imOrchester blieb die Ausnahme, Georges Bizet,Maurice Ravel, Alban Berg und nur wenige an-dere haben es eingesetzt. »Während des Drit-ten Reiches galt das Saxophon zudem als Sym-bol »entarteter Kunst«, was die Situation natür-lich weiter erschwert hat«, weiß Asya Fateyeva.

In der Neuen Musik geschätztes Instrument

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts machte sicheine US-Amerikanerin immerhin für die Förde-rung des Solo-Repertoires stark. Elisa Hall hattemit 47 Jahren begonnen, Saxophon zu lernenund bei Komponisten wie Claude Debussy undVincent d’Indy Solowerke in Auftrag zu geben.Auf diese Weise entstand auch Debussys be-rühmte Rhapsodie, mit der sich der Komponistaber schwer tat. Denn Elisa Hall hatte zwar ge-nug Geld, war aber mit musikalischem Talentweniger gesegnet.

In der Neuen Musik ist das Saxophon hingegenmittlerweile ein gerne genommenes Instru-ment, Komponisten schätzen hier seine vielfäl-tigen Spieltechniken wie Multiphonics, Flageo-lett, Glissando, Klappengeräusche und Tremo-lo. Auch die klangliche Flexibilität ist größer alsbei manch anderem Blasinstrument. Kurz ge-sagt, ein Saxophon kann nicht nur Holz undBlech, sondern sogar noch Geige und Cello.Auch Konzerte mit Orchester entstanden inden letzten zwei Jahrzehnten, gerne wird dasSaxophon auch in der Kammermusik genutzt.

Eine besondere Besetzung haben sich dieSaxophonisten bei den Streichern abgeschaut,so hat die Formation Saxophonquartett beiKennern und Liebhabern durchaus eine gewis-se Popularität im Konzertsaal erreicht. Eines da-von ist das Alliage Quintett, das mit vier Saxo-phonen und Klavier daherkommt. Ins Lebengerufen wurde die presigekrönte Formationvon Asya Fateyevas Professor David Gauthier.Seit kurzem ist sie selbst mit von der Partie imEnsemble und wird als festes Mitglied Konzertein aller Welt spielen und CDs bei renommiertenLabels wie Sony aufnehmen.

Trotz allem: Sich als Saxophonsolist zu eta-blieren, bedeutet, Überzeugungsarbeit leistenzu müssen. In jungen Jahren war das Asya Fa-

teyevas noch nicht so bewußt. »Ich war als KindStipendiatin der Spirakov-Stiftung, mit mir gabes noch andere, Geiger, Cellisten. Ich dachte,ich werde die gleiche Zukunft haben wie sie,viele Werke großer Komponisten spielen, vieleKonzerte«, sagt sie. Fateyeva weiß auch, daßman sich gut organisieren und am Ball bleibenmuß. Sie wird von einer Agentur vertreten,aber auch da kommt das Feedback, es seischwer, die Veranstalter zu überzeugen. Kon-zertiert sie dann, entweder als Kammermusike-rin oder Solistin, sind die Leute begeistert.»Selbst Profimusiker in den Orchestern sind er-staunt, was das Instrument alles kann. In Frank-reich hat das Saxophon einen anderen Status,wird anders wahrgenommen. In Deutschlandmuß noch viel Aufbauarbeit geleistet werden«,meint sie.

Vom Denken in Schulen möchte sie sich di-stanziert sehen. »Es gibt eine deutsche Saxo-phonschule, genauso wie es eine französischegibt. Aber wenn man sein Instrument wirklichbeherrscht, darf es keine Grenzen geben, keinSchubladendenken, da zählt nur die Musik«, er-klärt sie. So ist es dann auch Asya FateyevasTraum, eines Tages an einer Musikhoch- fi

Fortsetzung auf Seite 22

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eurowinds · März/April 2014

n Seit 2014 ganz frisch dabei ist Asya Fateyeva im Alliage Quintett,einer ebenso ungewöhnlichen wie brillanten und renommiertenFormation in der Welt der Bläserkammermusikwelt. Gegründet wur-de das unter anderem mit einem ECHO Klassik ausgezeichnete En-semble, das in der Besetzung vier Saxophone und Klavier musiziert,vom Kanadier David Gauthier, Professor für Saxophon an der Musik-hochschule in Köln, dem einzigen Lehrstuhl für dieses Instrument inDeutschland. Als Primarius am Sopransaxophon hat er um sich diebesten Saxophonsolisten aus dem In- und Ausland geschart sowiedie koreanische Pianistin Jang Eun Bae.Zwar ist das Alliage Quintett ein Kam-mermusikensemble, doch werden hierTräume von orchestraler Klangprachtwahr, was mit intimen Momenten desSpiels in kleiner Gruppe ein ebenso in-teressantes wie neues Spannungsfelderzeugt.

Im Repertoire finden sich Meister-werke aller Epochen; sind Bearbeitun-gen notwendig, werden sie dem En-semble auf den Leib geschneidert. Al-liage arbeitet mit Arrangeuren undKomponisten wie Jun Nagao, Wijnand van Klaveren, Reiner Schott-städt oder Hendrik Schnöke zusammen, auch Ensemblemitglied Se-bastian Pottmeier hat schon Arrangements für das Ensemble beige-steuert. Zuhause ist das Ensemble in allen großen Konzertsälen in

Europa, Asien und Nordamerika sowie bei renommierten Festivalswie dem Rheingau Musikfestival und dem Lucerne Festival. Nebenzahlreichen Rundfunk- und TV-Aufnahmen, unter anderem bei derARTE Lounge, haben die Musiker mittlerweile fünf CDs mit speziellfür sie arrangierten Werken von Mendelssohn, Schumann, Mozart,Rossini und Puccini veröffentlicht. Für die erste CD »Una Voce PocoFa« hat das Alliage Quintett 2005 den begehrten »ECHO Klassik« er-halten. Sein Debüt bei »Sony Classical« hat das Alliage Quintett 2008mit einer Rekomposition der »Vier Jahreszeiten« von Antonio Vivaldi

und einigen Arrangements von Jo-hann Sebastian Bach unter dem Titel»Masquerade« vorgelegt.

Aktuelle CD »Dancing Paris«

2011 machte sich das Quintett auf einemärchenhafte Reise auf nach Rußland,unter anderem mit Bearbeitungen vonTschaikowskys Nußknacker-Suite und»Scheherazade« von Rimski-Korsakow.Auf der aktuellen CD »Dancing Paris«hat sich das Alliage Quintett mit dem

Gypsy-Geiger József Lendvay zusammengeschlossen und sich insFrankreich der Jahrhundertwende aufgemacht.

n www.alliage-quintett.com

»Alliage Quintett« • Seit 2014 mit Asya Fateyeva

21

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Foto

s: Gela M

egre

lidze

eurowinds · März/April 201422

Wie viele Stunden in der Woche beschäftigenSie sich mit Musik?Pro Tag etwa sechs bis sieben Stunden, das bein-haltet nicht nur das Üben, sondern alles rund umdie Musik.

Was spielen Sie am liebsten?Sehr gerne Transkriptionen. Auf diese Weisekann ich auch den großen Komponisten, dienicht für mein Instrument geschrieben haben,sehr nahe kommen und das Glück haben, ihreMeisterwerke selber zu interpretieren.

Was hören Sie am liebsten?Das ist ganz unterschiedlich, aber Saxophon istnicht immer dabei. Viel Klassik, zum Abschaltengerne auch Jazz oder Fusion.

Welches war Ihr positivstes, welches Ihr negativstes musikalisches Erlebnis?

Wenn man im Konzert völlig in der Mu-sik aufgeht und der Interpret dabei

sogar vergessen wird. Es passiertnicht immer und dauert nur einigeMomente , aber in diesen Momen-

ten erlebt man etwas Besonderes.Negativ wäre ein Leben ohne Musik.

Was zeichnet einen guten Dirigenten aus?Er ist ein guter und aufmerksamer Zuhörer undist für alle Ideen und unterschiedliche Meinun-gen offen. Als Solistin ist mir auch ein lebhafter

Austausch mit dem Dirigenten sehr wichtig.

Welche Instrumente spielen Sie?Saxophone und Klavier.

Wie oft kaufen Sie ein neues Instrument?Nicht so oft. Mein Altsaxophon von Yamaha spie-le ich seit fünf Jahren, nun ist ein neues Sopran-saxophon demnächst fällig, das ebenfalls von Ya-maha sein wird.

Geben Sie Ihr Wissen in Form von Workshopsund Seminaren weiter?Noch nicht oft, aber ich würde in diesem Bereichin Zukunft gerne präsenter sein.

Was wäre aus Ihnen wohl geworden, wenn nicht Musiker?Irgendetwas mit Sprachen.

Was machen Sie in Ihrer Freizeit?Lesen, Tanzen, zum Beispiel Flamenco. Meine In-teressen wechseln schnell. Mit Sprachen be-schäftige ich mich auch, ich spreche Russisch,Deutsch, Englisch, Französisch und Ukrainisch.Die spanische Kultur ist schon immer meine Lei-denschaft gewesen, deshalb lerne ich gerade dieSprache.

Ihre Zukunftspläne?Meiner Konzerttätigkeit weiter nachgehen undeine eigene Saxophonklasse aufbauen. z

››› Kurzinterview

fi schule eine eigene Klasse zu leiten, das In-strument populärer zu machen. Auf einem sichimmer mehr verknappenden Kulturmarkt müs-sen doch auch oder gerade Nischeninstrumen-te wie das Saxophon einen großen Konkur-renzkampf führen. Wie geht man damit um?»Ich sehe das nicht als Konkurrenzkampf, jederhat seine Stärken, macht sein Ding«, sagt Fa-teyeva. Der Deutsche Musikwettbewerb hatder Karriere der jungen Saxophonistin jeden-falls tüchtig Auftrieb gegeben. Zwanzig Jahrelang gab es überhaupt keine Preisträger imFach Saxophon, bei der letzten Runde gleichzwei, darunter Asya Fateyeva. Der DeutscheMusikwettbewerb, neben dem ARD-Wettbe-werb der zweite große deutsche Musikwettbe-werb, ist jedoch weitaus mehr. Wer aufs Podeststeigt, kann sich einer umfangreichen An-schlußförderung sicher sein. Die Bundesaus-

wahl Konzerte Junger Künstler (BAJK) grup-piert die Preisträger teilweise zu neuen Kombi-nationen wie in Fateyevas Fall Duo mit Klavierund vermittelt den talentierten Nachwuchs anKonzertveranstalter im ganzen Land. Gleichzei-tig werden die jungen Musiker auch als Soli-sten an Profiorchester vom Musikrat vermittelt.Die Maßnahme geht über zwei Jahre, einewertvolle Chance, sich zu präsentieren undKontakte für die Zukunft zu knüpfen. So warFateyeva kürzlich erst beim PhilharmonischenOrchester Trier zu Gast, wo sie von Heitor Villa-Lobos die »Fantasia« spielte und Jaques IbertsKonzert für Saxophon und Orchester. »Die Mi-schung aus Kammermusik im Quintett und mitKlavier oder gemischtem Ensemble, Solower-ken und auch Uraufführungen ist für Asya Fa-teyeva stimmig und das möchte sie auch in Zu-kunft so beibehalten.

Im Sommer legt die junge Saxophonistinnach und spielt ihre erste CD mit den Branden-burgischen Symphonikern sowie Werke mit

Klavierbegleitung ein, unterstützt vom Deut-schen Musikrat. Bei der Repertoireauswahl fürihre Soloprogramme überschreitet sie gerneGrenzen. »Ich spiele die ganze Saxophonfami-lie, das ist mittlerweile üblich geworden, undich erarbeite nicht nur Werke, die eigens für Sa-xophon geschrieben wurden. Ich liebe Barock-musik, Bach zum Beispiel. Das bietet tolle Mög-lichkeiten fürs Saxophon«, schwärmt sie. Ver-langt die Partitur ein Saxophon, spielt sie auchsehr gerne im Orchester. Saxophonisten müs-sen leider oft die Erfahrung machen, daß gera-de in kleineren Orchestern mal eben der Klari-nettist die Partie auf dem Saxophon über-nimmt. »Das Saxophon ist ein eigenständigesInstrument, mit ganz eigenen Anforderungen«,meint sie hierzu.

»Es gibt da tolles Repertoire«

Bezüglich der Instrumentenwahl geht Asya Fa-teyeva ihren ureigenen Weg. Nur weil in derSzene alle ein bestimmtes Modell spielen, be-deutet das noch lange nicht, daß sie es ebensomacht. »Ich habe vor einigen Jahren den Yama-ha Sax Contest gewonnen und hatte Gelegen-heit, die Instrumente auszuprobieren. Ich dach-te nur, wow, das hätte ich so nicht erwartet,und ich bin fortan der Marke treugeblieben«,sagt Asya Fateyeva. Seit kurzem ist sie auch of-fizielle Künstlerin der japanischen Firma.

Vor der Musikerin liegt eine vielversprechen-de Karriere und auf diesem Weg gibt es die ei-ne oder andere Erfahrung noch zu machen.Obwohl das Saxophon fest im Blasorchesterverwurzelt ist, hatte Asya Fateyeva bislangkaum ein »Heimspiel«. Ein Projekt hat sie mitder Bläserphilharmonie in Norderstedt ge-spielt. »Ich kann mir vorstellen, meine Aktivitä-ten mit Blasorchester in Zukunft auszuweiten,es gibt da tolles Repertoire«, meint sie ab-schließend. Eine gute Idee und sicher ein wei-terer Baustein auf der Karriereleiter.

Saxophonklasse an Hochschule Münster

Nach Redaktionsschluß erreicht uns die Mel-dung, daß Asya Fateyeva an der Musikhoch-schule Münster bereits ab dem Sommerseme-ster 2014 die Saxophonklasse übernimmt. Werdie nächste Aufnahmeprüfung besteht, kannalso bereits in Kürze bei Asya Fateyeva ein Sa-xophon-Studium beginnen. Manchmal werdenTräume wahr...

n www.asyafateyeva.com

Portrait

Asya Fateyeva

Fortsetzung von Seite 20

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