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KMU FORSCHUNG AUSTRIA Austrian Institute for SME Research Evaluierung der Wiener Ladenöffnungszeiten Wien 2003

Evaluierung der Wiener Ladenöffnungszeiten · 2007-02-02 · Im Hinblick auf eine etwaige Veränderung halten sich jene Konsumenten, die für eine weitere Liberalisierung eintreten

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KMU FORSCHUNG AUSTRIA Austrian Institute for SME Research

Evaluierung der Wiener Ladenöffnungszeiten

Wien 2003

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Diese Studie wurde im Auftrag der Magistratsabteilung 27 (EU-Strategie und Wirtschaftsentwicklung) der Stadt Wien durchgeführt.

KMU FORSCHUNG AUSTRIA Austrian Institute for SME Research

(Präsident: o. Univ.-Prof. Dr.Dr.h.c. J. Hanns Pichler, M.Sc.)

Für den Inhalt verantwortlich: Walter Bornett

Verfasser des Berichts: Peter Voithofer

Ernst Gittenberger Andrea Dorr

Layout: Susanne Fröhlich

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Evaluierung der Wiener Ladenöffnungszeiten I

Inhaltsverzeichnis

1 Executive Summary ......................................................................................................... 1

2 Vorbemerkung.................................................................................................................. 4

3 Ausgangssituation ............................................................................................................ 5 3.1 Juristische Rahmenbedingungen..................................................................................... 6 3.2 Wirtschaftliche Rahmenbedingungen .............................................................................. 7 3.2.1 Nationale Dimension ........................................................................................................ 8 3.2.2 Internationale Dimension.................................................................................................. 8

4 Methodik ........................................................................................................................... 9

5 Relevante themenbezogene Literatur ............................................................................ 11 5.1 Österreichische Studien ................................................................................................. 11 5.2 Internationale Studien .................................................................................................... 12

6 Sichtweise der Konsument/innen................................................................................... 14 6.1 Bekanntheit der Neuregelung der Wiener Öffnungszeiten ............................................ 14 6.2 Bisherige Nutzung der verlängerten Öffnungszeiten ..................................................... 15 6.3 Zufriedenheit mit den verlängerten Öffnungszeiten ....................................................... 20 6.4 Gewünschte Veränderungen.......................................................................................... 23 6.5 Zukünftige Nutzung der verlängerten Öffnungszeiten ................................................... 28

7 Sichtweise der Handelsangestellten .............................................................................. 31 7.1 Betroffenheit durch die verlängerten Öffnungszeitenverordnung .................................. 31 7.2 Allgemeine Beurteilung der verlängerten Öffnungszeiten.............................................. 32 7.3 Einfluss der verlängerten Öffnungszeiten ...................................................................... 33 7.4 Zufriedenheit mit den verlängerten Öffnungszeiten ....................................................... 36 7.5 Wunscharbeitszeiten ...................................................................................................... 37 7.6 Beurteilung einer weiteren Ausweitung der Öffnungszeiten .......................................... 38

8 Sichtweise der Unternehmen ......................................................................................... 39 8.1 Zufriedenheit mit der Öffnungszeitenverordnung........................................................... 40 8.2 Derzeitige Öffnungszeiten.............................................................................................. 41 8.3 Öffnungszeiten der Mitbewerber .................................................................................... 43 8.4 Auswirkungen der verlängerten Öffnungszeiten ............................................................ 44 8.5 Präferierte zukünftige Öffnungszeiten............................................................................ 45 8.5.1 Offenhaltedauer pro Woche ........................................................................................... 45 8.5.2 Öffnungszeiten Wochentag............................................................................................ 46 8.5.3 Öffnungszeiten Samstag................................................................................................ 47 8.5.4 Öffnungszeiten Sonntag................................................................................................. 47

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Evaluierung der Wiener Ladenöffnungszeiten II

9 Maßnahmenvorschläge.................................................................................................. 48 9.1 Erhöhung der Transparenz für die Konsument/innen .................................................... 48 9.2 Verfügbarkeit von ausreichenden Kinderbetreuungsplätzen ......................................... 48 9.3 Vorhandensein und Betrieb der öffentlichen Verkehrsmittel.......................................... 49 9.4 Diskussion von kollektivvertraglichen Regelungen ........................................................ 49 9.4.1 Einzelhandel ................................................................................................................... 49 9.4.2 Andere Wirtschaftssektoren ........................................................................................... 50 9.5 Verstärkte Berücksichtigung von Sicherheitsaspekten .................................................. 51 9.6 Schaffung einer Wettbewerbsgleichheit für Unternehmen an unterschiedlichen

Standorten ...................................................................................................................... 51

10 Literaturverzeichnis ........................................................................................................ 52

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1 Überblick über die Öffnungszeiten in den einzelnen Bundesländern an Werktagen, 2003 (Stand November 2003) ....................................................... 6

Tabelle 2 Öffnungszeiten von Einkaufszentren, Stand November 2003.......................... 7 Tabelle 3 Anzahl der befragten Unternehmen, nach Vertriebsform ............................... 39 Tabelle 4 Untersuchte Einzelhandelsbranchen .............................................................. 39 Tabelle 5 Öffnungszeiten von Kinderbetreuungseinrichtungen, Wien und

Niederösterreich.............................................................................................. 49 Tabelle 6 Übersicht der Zuschläge für Arbeiten im Sinne des Abschnitt VIII

des HandelsKV ............................................................................................... 50

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Evaluierung der Wiener Ladenöffnungszeiten III

Grafikverzeichnis

Grafik 1 Bekanntheitsgrad der neuen Regelung nach Haushaltsnettoeinkommen, in Prozent, 2003 .............................................................................................. 14

Grafik 2 Bekanntheit der wesentlichen Veränderungen der neuen Ladenöffnungszeitenverordnung, in Prozent .................................................. 15

Grafik 3 Anteil der bisherigen Nutzer der verlängerten Öffnungszeiten, nach Haushaltsgröße, in Prozent.................................................................... 16

Grafik 4 Anteil der bisherigen Nutzer der verlängerten Öffnungszeiten, nach Altersgruppen, in Prozent....................................................................... 16

Grafik 5 Einkaufsorte bei Nutzung der verlängerten Öffnungszeiten, in Prozent......... 17 Grafik 6 Top 4 Einkaufszentren zu den verlängerten Öffnungszeiten, in Prozent ....... 18 Grafik 7 Top 4 Einkaufsstraßen zu den verlängerten Öffnungszeiten, in Prozent ....... 18 Grafik 8 Top 10 Einzelhandelsbranchen zu den verlängerten Öffnungszeiten,

Käufer und Interessenten, in Prozent ............................................................. 19 Grafik 9 Generelle Zufriedenheit mit der neuen Öffnungszeitenverordnung,

in Prozent ........................................................................................................ 20 Grafik 10 Generelle Zufriedenheit mit der neuen Verordnung, nach Nutzung der

erweiterten Öffnungszeiten, in Prozent........................................................... 21 Grafik 11 Zufriedenheit mit verschiedenen Aspekten der verlängerten

Ladenöffnungszeiten, in Prozent .................................................................... 21 Grafik 12 Zufriedenheit mit dem Ausmaß der Regelung, nach Nutzung der

erweiterten Öffnungszeiten, in Prozent........................................................... 22 Grafik 13 Zufriedenheit mit den neuen Öffnungszeiten in Einkaufszentren und

in Einkaufstraßen, in Prozent .......................................................................... 23 Grafik 14 Gewünschte Veränderung der Ladenöffnungszeiten, in Prozent ................... 23 Grafik 15 Gewünschte Veränderung der Ladenöffnungszeiten, nach Altersgruppen,

in Prozent ........................................................................................................ 24 Grafik 16 Gewünschte Veränderung der Ladenöffnungszeiten, nach

Haushaltsnettoeinkommens-Klassen, in Prozent ........................................... 25 Grafik 17 Gewünschte Veränderung der Ladenöffnungszeiten, nach Wohnbezirken,

in Prozent ........................................................................................................ 26 Grafik 18 Gewünschte Veränderung der Ladenöffnungszeiten, nach Nutzung der

erweiterten Öffnungszeiten, in Prozent........................................................... 26 Grafik 19 Gewünschte Öffnungszeiten, in Prozent......................................................... 27 Grafik 20 Gewünschte Öffnungszeiten am Samstag, in Prozent ................................... 28 Grafik 21 Geplante Nutzung der verlängerten Öffnungszeiten, nach Altersgruppen,

in Prozent ........................................................................................................ 29 Grafik 22 Geplante Nutzung der verlängerten Öffnungszeiten, nach Nutzung der

erweiterten Öffnungszeiten, in Prozent........................................................... 30 Grafik 23 Generelle Betroffenheit durch die neuen Öffnungszeiten, in Prozent ............ 31 Grafik 24 Betroffenheit durch die verlängerten Ladenöffnungszeiten, in Prozent.......... 32 Grafik 25 Beurteilung der verlängerten Ladenöffnungszeiten, in Prozent...................... 33 Grafik 26 Einfluss der verlängerten Öffnungszeiten auf folgende Faktoren, in Prozent 34

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Evaluierung der Wiener Ladenöffnungszeiten IV

Grafik 27 Positive und negative Auswirkungen durch die Verlängerung der Ladenöffnungszeiten, in Prozent .................................................................... 35

Grafik 28 Zufriedenheit mit folgenden Faktoren, in Prozent........................................... 36 Grafik 29 Gewünschte Arbeitszeiten, in Prozent ............................................................ 37 Grafik 30 Beurteilung einer weiteren Ausdehnung der Ladenöffnungszeiten,

in Prozent ........................................................................................................ 38 Grafik 31 Zufriedenheit der Einzelhandelsbetriebe mit der neuen

Öffnungszeitenverordnung, nach Vertriebsform, in Prozent........................... 40 Grafik 32 Zufriedenheit der nicht filialisierten Einzelhandelsbetriebe mit der neuen

Öffnungszeitenverordnung, nach Standort, in Prozent................................... 41 Grafik 33 Durchschnittliche Offenhaltezeit pro Woche, nach Vertriebsform,

in Stunden ....................................................................................................... 42 Grafik 34 Öffnungszeiten der Mitbewerber der Einzelhandelsbetriebe, in Prozent........ 43 Grafik 35 Auswirkungen der veränderten Öffnungszeiten auf Umsatz, Ertrag und

Kosten, in Prozent........................................................................................... 44 Grafik 36 Auswirkungen der veränderten Öffnungszeiten auf Kundenzahl gesamt

und Kundenzahl Touristen, in Prozent............................................................ 45 Grafik 37 Schließzeiten wochentags nach 19 Uhr 30, in Prozent .................................. 46

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Evaluierung der Wiener Ladenöffnungszeiten 1

1 Executive Summary

Diese Studie stellt eine erste Evaluierung der Wiener Öffnungszeitenverordnung 2003 (Nr. 35/2003) dar, die per August 2003 in Kraft trat. Während der Projektlaufzeit (November 2003) wurde eine Änderung der Wiener Öffnungszeitenverordnung verlautbart (Nr. 50/2003); diese abermals geänderte Situation, die den Wiener Einzelhandelsunternehmen die Möglichkeit gibt, 2 mal pro Woche abends bis 21 Uhr die Geschäfte geöffnet zu lassen, konnte in der vor-liegenden Studie nicht mehr berücksichtigt werden, da die empirischen Erhebungen zum Zeit-punkt der Verlautbarung per 26. November 2003 bereits abgeschlossen waren.

Zeitgleich wurden im Rahmen dieses Projektes sowohl Konsument/innen und Handelsan-gestellte wie auch Einzelhandelsunternehmen befragt. Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass die Änderung der Öffnungszeiten den meisten Konsument/innen zwar bekannt sind, wenngleich viele über die Details der Regelung noch nicht Bescheid wissen. Sowohl die Handelsangestellten wie auch die Einzelhandelsunternehmen – vor allem die nicht filialisierten Unternehmen - stehen sowohl dem bereits erfolgten wie auch eventuell weiteren Liberali-sierungsschritten skeptisch gegenüber.

Zu den Hauptergebnissen der Studie:

Rd. drei Viertel der Wiener Konsument/innen haben von der Neuregelung der Öffnungszeiten bereits gehört, wenngleich die Mehrheit nicht die exakten Veränderungen nennen konnte. Knapp ein Viertel der Konsument/innen hat die erweiterten Öffnungszeiten in den ersten vier Monaten seit Inkrafttreten bereits genützt. Vor allem die jüngeren Konsument/innen sowie jene mit einem überdurchschnittlichen Haushaltseinkommen nutzen die liberaleren Öffnungszeiten. Der Lebensmittelhandel sowie die modischen Branchen sind jene Branchen, die abends bzw. samstags bis 18 Uhr häufig frequentiert werden.

Mit der Neuregelung sind die Konsument/innen insgesamt (sehr) zufrieden. Abermals sind die jüngeren Konsument/innen bzw. jene Wiener/innen, die in größeren Haushalten leben, über-durchschnittlich zufrieden. Eher reserviert stehen die Wiener Pensionist/innen der Neuregelung gegenüber.

Im Hinblick auf eine etwaige Veränderung halten sich jene Konsumenten, die für eine weitere Liberalisierung eintreten und jene, die restriktivere Öffnungszeiten wollen, in etwa die Waage. Selbst für jene Konsument/innen, die für eine weitere Liberalisierung eintreten, ist die Sonntags-öffnung kein Thema: Insgesamt nur 4 - 5 % der Wiener Konsument/innen würden gerne sonn-tags einkaufen gehen.

Unmittelbare Betroffenheit haben die geänderten Öffnungszeiten für insgesamt rd. die Hälfte der Angestellten im Einzelhandel – rd. 40 % sind davon bereits betroffen, knapp 10 % werden in naher Zukunft davon betroffen sein; etwas häufiger trifft dies auf Teilzeitkräfte und Mitarbeiter/innen in filialisierten Handelsbetrieben zu. Die geänderten Öffnungszeiten werden mehrheitlich negativ eingeschätzt. Aus der Befragung der Handelsangestellten geht klar hervor, dass fast alle Bereiche (z.B. Privatleben, Tagesablauf, Freizeit, Familiensituation, Kinder-betreuung) sehr stark von den geänderten Öffnungs- und damit Arbeitszeiten betroffen sind.

Positive Aspekte werden durch die längeren Öffnungszeiten kaum bzw. nur vereinzelt gesehen, negative Aspekte sehr häufig, u.a. hinsichtlich der Kinderbetreuung, der Arbeitszeiteinteilung der Entlohnung sowie hinsichtlich des Heimwegs. Knapp zwei Drittel der Handelsangestellten stehen einer weiteren Liberalisierung negativ gegenüber. In besonderem Maße trifft dies auf Frauen sowie Mitarbeiter/innen in filialisierten Einzelhandelsunternehmen zu.

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Hinsichtlich der Einzelhandelsunternehmen zeigt sich eine Polarisierung:

• Nicht filialisierte Unternehmen sind mit den derzeitigen Öffnungszeiten nicht zufrieden, weil die Regelungen zu liberal sind.

Rd. 80 % der nicht filialisierten Einzelhandelsbetriebe in Wien haben die Öffnungszeiten aufgrund der Öffnungszeitenverordnung Nr. 35/2003 nicht verändert. Als Gründe dafür werden mangelnder Bedarf (an verlängerten Öffnungszeiten), die erhöhten Kosten sowie mangelnde Personalressourcen angeführt.

Nur rd. 6 % der Wiener Einzelhandelsunternehmen, die ausschließlich ein Geschäft be-treiben, nutzen die Möglichkeit des Abendverkaufs bis 21 Uhr.

• Filialisierte Unternehmen zeigen sich ebenfalls nicht zufrieden (sogar in einem erhöhten Ausmaß). Als Grund der Unzufriedenheit werden jedoch mehrheitlich die aus der Sicht der Filialbetriebe zu restriktiven Öffnungszeiten angeführt.

Zwei Drittel der filialisierten Betriebe hat infolge der Öffnungszeitenverordnung Nr. 35/2003 die Öffnungszeiten geändert. Als Gründe dafür werden sowohl der Wunsch der Kunden sowie das Verhalten der anderen Marktteilnehmer angeführt.

Im Durchschnitt halten die nicht filialisierten Unternehmen die Geschäfte 48 Stunden / Woche geöffnet, die filialisierten Marktteilnehmer rd. 58 Stunden / Woche. Dieser große Unterschied ist auf mehrere Faktoren zurückzuführen: Fast ein Viertel der nicht filialisierten Unternehmen macht eine Mittagspause, d.h., schließt über Mittags das Geschäft; zudem haben filialisierte Unternehmen abends häufiger länger als 18 Uhr geöffnet im Gegensatz zu den Mitbewerbern.

Der am häufigsten genannte Grund für längere Öffnungszeiten ist das Verhalten der Mitbe-werber. Um keine Marktanteile an den Mitbewerb zu verlieren, werden die längeren Öffnungs-zeiten genützt. Die Erwartungshaltung, dass längere Öffnungszeiten zu höheren Umsätzen und Erträge führen, hat sich bislang nicht bestätigt. Tendenziell zeigt sich, dass positive Umsatz- und Ertragsauswirkungen bei filialisierten Einzelhandelsunternehmen festzustellen sind; selbst bei filialisierten Betrieben ist dies nicht bei der Mehrheit der Betriebe der Fall.

Nach den Plänen / Vorhaben hinsichtlich der Öffnungszeiten zeichnet sich ab, dass ein Teil der nicht filialisierten Unternehmen sowohl insgesamt als auch abends die Öffnungszeiten ver-längern dürfte. Die Frage der Sonntagsöffnung ist für die Unternehmer/innen ebenso wie die Konsument/innen kein Thema.

Eine Polarisierung zeigt sich ebenfalls bei den Einkaufsdestinationen: Alle größeren Einkaufs-zentren nutzen die neuen Möglichkeiten der Abendöffnung bzw. die eine zusätzliche Stunde am Samstag (fast alle nutzen auch die durch die geänderte Öffnungszeitenverordnung mögliche Öffnung an 2 Tagen / Woche zumindest in der Vorweihnachtszeit). Hinsichtlich der Einkaufs-strassen ist vor allem die Mariahilfer Strasse Publikumsmagnet Nummer 1. Grundvoraussetz-ung dafür, dass geänderte Öffnungszeiten von den Konsument/innen angenommen werden, ist, dass fast alle Geschäfte in einer Einkaufsdestination geöffnet haben. In Einkaufszentren ist dies aufgrund der in der Regel vertraglich vereinbarten Betriebspflicht zu den vom Betreiber – gegebenenfalls mit einem Mieterbeirat – beschlossenen Öffnungszeiten gegeben; in Einkaufs-strassen ist dies nur durch freiwillige Absprachen der Unternehmen möglich. Die Erfahrungen zeigen, dass derartige Absprachen hinsichtlich der Öffnungszeiten kaum eingehalten werden.

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Vor diesem Hintergrund dürfte die Konzentration im Einzelhandel – gemessen am Marktanteil der größten Unternehmen – weiter steigen, da

• die meisten filialisierten Betriebe die Öffnungszeiten adaptierten bzw. generell deutlich länger geöffnet haben als nicht filialisierte Einzelhandelsbetriebe.

• die Großunternehmen häufiger Geschäfte in den großen Einkaufsdestinationen haben.

• eine positive Umsatzentwicklung infolge der geänderten Öffnungszeiten bei größeren Unternehmen per Saldo häufiger festzustellen war als bei Kleineren.

Im Hinblick auf eine Verbesserung hinsichtlich der im Rahmen dieser Studie erkannten Herausforderungen scheinen folgende Maßnahmen geeignet. Zunächst wäre die Erhöhung der Transparenz für die Konsument/innen zweckmäßig – das Wissen der Kunden/innen über die Öffnungszeiten ist ja gleichsam Grundvoraussetzung für Umsatz- und Ertragsaspekte der Unternehmen.

Um auch weiterhin gute Mitarbeiter/innen für eine Tätigkeit im Handel begeistern zu können (das Bildungsniveau im Handel ist im Durchschnitt besser als im Durchschnitt der öster-reichischen Bevölkerung), sind – neben einer angemessenen Bezahlung - Faktoren wie die Verfügbarkeit und der Betrieb der öffentlichen Verkehrsmittel (z.B. für Pendler an Tagen mit der Abendöffnung bis 21 Uhr) Grundvoraussetzung. Auch die ausreichende Verfügbarkeit von Kinderbetreuungsplätzen ist ein zentraler Punkt – bislang hat kein öffentlicher Kindergarten / Hort in Wien und Niederösterreich am Samstag geöffnet, auch eine Betreuung wochentags bis länger als 18 Uhr ist derzeit noch die Ausnahme.

Im Hinblick auf die Kostenaspekte sollten einzelne Kollektivvertragsbestimmungen auf Sozial-partnerebene kritisch diskutiert und auf ihre Zweckmäßigkeit und Aktualität hinterfragt werden (Zuschläge); dies betrifft nicht ausschließlich den Bereich des Handels, sondern auch andere Branchen, die auf den Endverbraucher fokussiert sind.

Sowohl inner- wie auch überbetrieblich scheint eine verstärkte Betonung von Sicherheits-aspekten erforderlich. Angesichts der steigenden Zahl der Ladendiebstähle in den letzten Jahren sowie der Tatsache, dass zu Randzeiten erfahrungsgemäß weniger Personal in den Ge-schäften anwesend ist, erlangt dieser Bereich sicherlich an Bedeutung.

Abschließend sollte hinsichtlich der gesetzlich möglichen Öffnungszeiten eine Wettbewerbs-gleichheit für Unternehmen an unterschiedlichen Standorten hergestellt werden (z.B. Nieder-österreich / Wien).

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2 Vorbemerkung

Die Neuregelung der Einzelhandels-Ladenöffnungszeiten1 in Wien, die seit 1. August 2003 gültig ist, war zunächst bis zum Jahresende 2003 befristet. Als eine Entscheidungsgrundlage für die darauf folgenden Regelungen sollte diese empirische Evaluationsstudie durchgeführt werden.

Im Mittelpunkt der Studie steht die Erhebung der Zufriedenheit bzw. der Probleme mit den der-zeit geltenden Öffnungszeiten (vgl. Wiener Öffnungszeitenverordnung 2003) folgender Per-sonengruppen:

• Konsument/innen

• Geschäftsführer/innen

• Mitarbeiter/innen in Einzelhandelsunternehmen

Die Studie bezieht sich ausschließlich auf den Wiener stationären Einzelhandel. Folglich nicht berücksichtigt werden Cash & Carry Märkte, der Straßenhandel sowie die Ausnahmeregel-ungen (z.B. für Prater & Vorprater).

Basierend auf den im Zuge dieser Studie gewonnenen Erkenntnissen sollen mögliche Maß-nahmen unterbreitet werden, die zur Reduktion bestehender Probleme führen.

Vorauszuschicken ist, dass eine derart frühzeitige Evaluierung (der Erhebungszeitraum für die Primärerhebungen ist drei Monate nach Einführung der Neuregelung) nur einen Hinweis auf die aktuelle Einschätzung durch die unterschiedlichen Personengruppen geben kann. Keinesfalls möglich ist eine Darstellung von „nachhaltigen“ Auswirkungen; wie die Erfahrungen sowohl aus Österreich als auch aus anderen Ländern zeigen, steigt mit zunehmender Dauer der Regelung die Akzeptanz sowohl seitens der Konsument/innen als auch seitens der Unternehmen.

Hinzu kommt, dass während der – ohnehin kurzen Projektlaufzeit – eine Neuregelung der Öffnungszeiten ab 1. Dezember 2003 beschlossen wurde. Die Sozialpartner und die Stadt Wien haben sich darauf geeinigt, dass die Wiener Einzelhandelsbetriebe an 2 Tagen / Woche bis 21 Uhr offen halten können.

Nachdem diese Änderung nach Konzeption der Fragebögen bzw. Abschluss der Erheb-ungsphase publik wurde, konnte diese Änderung bei dieser Erhebung nicht mehr be-rücksichtigt werden.

Diese Studie wurde gemeinsam von der MARKANT Unternehmensberatung GmbH und der KMU FORSCHUNG AUSTRIA durchgeführt. Seitens MARKANT wurden die telefonischen Be-fragungen der Konsument/innen und Mitarbeiter/innen in Einzelhandelsunternehmen mittels CATI System durchgeführt; der KMU FORSCHUNG AUSTRIA oblag neben der Projektleitung die Befragung der Unternehmen sowie die Berichtslegung.

1 Wiener Öffnungszeitenverordnung 2003 (VO 35/2003)

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3 Ausgangssituation

Die Diskussion um die Ladenöffnungs- bzw. Ladenschlusszeiten wird seit Jahren intensiv und äußerst kontroversiell geführt. Überraschenderweise wird das Thema Öffnungszeiten vielfach auf den Bereich des stationären Einzelhandels fokussiert, obwohl – direkt wie auch indirekt – auch viele andere Branchen davon betroffen sind. Zunächst trifft dies jedenfalls einige Branchen des Gewerbes – sowohl aus dem Produktionsbereich (z.B. Bäcker) wie auch aus dem Dienstleistungsbereich (z.B. Friseure, Apotheken, etc.). Auch andere Dienstleistungs-branchen (z.B. Reisebüros, aber auch Banken) sind davon – zumindest teilweise – berührt.

Nach Tietz lassen sich folgende Faktoren nennen, die eher für eine Verlängerung der Öffnungs-zeiten sprechen:2

• die Veränderung der Zeitordnung der Verbraucher

• die Zunahme von Gleitzeitverfahren

• die hohe weibliche Erwerbstätigkeit

• der Einkauf mit dem PKW

• die Tendenz zum Familieneinkauf

• das Streben nach Ruhe beim Einkauf

• die Zunahme der Nachfrage je Haushalt

• komplizierter werdende Waren

• die zunehme Sortimentsfülle

• die wachsende Anzahl von Einzelhandelsbetriebstypen mit unterschiedlichen Leistungs-programmen

• die Zunahme der Aktivitäten, die der Konsument übernimmt, z.B. Selbstinformation oder Selbstbedienung

Mit dem Öffnungszeitengesetz 2003 wurden die Öffnungszeiten neu geregelt; den Befürwortern von liberaleren Öffnungszeiten ist die jüngste Veränderung nicht ausreichend, eine bundes-einheitliche Regelung sowie eine Verlängerung des Samstagsverkaufs werden gefordert3.

Klar muss jedoch festgehalten werden, dass eine Neuregelung keine „Öffnungspflicht“ be-deutet, sondern eine Regelung, innerhalb derer sich die Unternehmen – unter Bedachtnahme auf die Bedürfnisse der Kunden einerseits bzw. unter Berücksichtigung der Konkurrenzsituation, der Kostensituation sowie der Bedürfnisse der Mitarbeiter/innen andererseits - frei entscheiden können.

In diesem Kapitel werden die aktuelle gesetzliche Regelung (Öffnungszeitengesetz 2003) und die Ergebnisse von einschlägigen Studien dargestellt.

Wien betrifft das Thema „Ladenöffnungszeit“ mehrfach:

1. aufgrund der unterschiedlichen Regelung in Niederösterreich, und

2. durch die geografische Nähe zu Tschechien und Ungarn – zwei Länder, in denen es keine Einschränkungen hinsichtlich der Ladenöffnung gibt.

2 vgl. Tietz B.: Der Handelsbetrieb, S 480, 2. Auflage, München 1993 3 vgl. http://www.handelsverband.at: Herbstpressekonferenz des Handelsverbandes am 16. Oktober 2003

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3.1 Juristische Rahmenbedingungen

Mit dem Öffnungszeitengesetz 2003, das Ende Juli verlautbart wurde, wurden die Öffnungs-zeiten neu geregelt; die wichtigsten Bestimmungen sind4:

• Montag bis Freitag: grundsätzlich von 5:00 Uhr bis 21:00 Uhr, es sei denn, der Landes-hauptmann legt durch Verordnung andere Zeiten fest.

• Samstag: grundsätzlich von 05:00 Uhr bis 18:00 Uhr, es sei denn, der Landeshauptmann legt durch Verordnung andere Zeiten fest.

• Wöchentlicher Öffnungsrahmen: Die Geschäfte dürfen innerhalb der Öffnungszeiten von Montag 05:00 Uhr bis Samstag 18:00 Uhr (unabhängig davon, ob der jeweilige Landes-hauptmann eigene früheste Aufsperr- bzw. späteste Zusperrzeitpunkte verordnet) maximal 66 Stunden offen gehalten werden. Der Landeshauptmann hat die Möglichkeit, diesen Öffnungsrahmen auf maximal 72 Stunden zu erweitern. Für Verkaufsstellen von Bäcker-eibetrieben, Verkaufsstellen für Naturblumen, Verkaufsstellen für Süßwaren und Verkaufs-stellen für Obst kann der Landeshauptmann (auch) eine 72 Stunden übersteigende wöchentliche Gesamtoffenhaltezeit festlegen.

Für Wien von besonderer Relevanz sind die Unterschiede zu Niederösterreich. Nachdem in Niederösterreich keine Landesverordnung erlassen wurde, gilt subsidiär die Bundesregelung.

Tabelle 1 Überblick über die Öffnungszeiten in den einzelnen Bundesländern an Werktagen, 2003 (Stand November 2003)

Bundesland Montag bis Freitag Samstag Gesamtoffenhaltezeit pro Woche

Von bis von Bis

Wien 06:00 19:30, an einem Tag nach freier Wahl des Unter-nehmers bis 21:00

06:00 18:00 66 Stunden

Niederösterreich 05:00** 21:00** 05:00** 18:00** 66 Stunden

Oberösterreich 06:00 19:30 06:00 17:00 66 Stunden

Salzburg 06:00 19:30 06:00 17:00 66 Stunden

Vorarlberg 06:00 19:30, an einem Tag nach freier Wahl des Unter-nehmers bis 21:00

06:00 17:00 66 Stunden, in Kerngebieten 72 Stunden

Tirol 06:00 19:30 06:00 17:00 66 Stunden

Kärnten 06:00 19:30 06:00 17:00 66 Stunden

Steiermark 06:00 19:30 06:00 17:00 66 Stunden

Burgenland 06:00 (Familien-betriebe: 05:00)

19:30 (Familienbetriebe: 20:00), an einem Tag nach freier Wahl des Unter-nehmers bis 21:00

06:00 17:00 66 Stunden

Legende: * In Wien wurde vor wenigen Tagen eine neue Verordnung mit Wirksamkeit ab 1. Dezember 2003 erlassen. ** In Niederösterreich wurde keine Landesverordnung erlassen, weshalb dort die Zeitpunkte der (subsidiären)

Bundesregelung gelten. Quelle: http://wko.at/bshandel/Positionen/Oeffnungszeiten/OeZGUeberblick.htm

4 vgl. http://wko.at/bshandel/Positionen/Oeffnungszeiten/OeZGUeberblick.htm

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Evaluierung der Wiener Ladenöffnungszeiten 7

In Wien wurde am 26. November 2003 eine neue Verordnung verlautbart, wonach die Wiener Handelsbetriebe ab 1. Dezember 2003 wie folgt offen halten können:5

• Montag bis Freitag in der Zeit von 6 Uhr bis 19 Uhr 30, zusätzlich

• an zwei Werktagen von Montag – Freitag bis 21 Uhr

• Samstag in der Zeit von 6 Uhr bis 18 Uhr

• die Gesamtoffenhaltezeit darf 66 Stunden nicht überschreiten.

Wie aus der folgenden Aufstellung ersichtlich ist, haben einige Einkaufszentren auf diese neue Verordnung kurzfristig reagiert und die Öffnungszeiten zumindest für die für den Einzelhandel wichtige Zeit des Weihnachtsgeschäftes auf zwei lange Einkaufsabende verlängert (meist Donnerstag und Freitag).

Tabelle 2 Öffnungszeiten von Einkaufszentren, Stand November 2003

Mo - Di Mi Do Fr Sa Gültigkeit

SCS 09.00-19.00

09.00-19.00

09.30-21.00

09.30-21.00

09.00-18.00 01.11.03-31.12.03

SCN 09.00-19.00

09.00-19.00

09.00-21.00

09.00-21.00

09.00-18.00

01.12.2003-24.12.2003

Gasometer 10.00-19.00

10.00-21.00

10.00-19.00

10.00-19.00

10.00-18.00

ab 1. September 2003

Lugner City 09.00-19.00

09.00-19.00

09.00-21.00

09.00-21.00

09.00-18.00 29.11.03-20.12.03

Donauzentrum 09.00-19.00

09.00-19.00

09.00-21.00

09.00-21.00

09.00-18.00 05.12.03-09.01.04

Millenium City 09.00-19.00

09.00-19.00

09.00-21.00

09.00-21.00

09.00-18.00

ab 5.Dezember 2003

Auhof Center 09.00-19.00

09.00-19.00

09.00-21.00

09.00-21.00

09.00-18.00

1.12.2003-31.12.2003

Quelle: Homepages der einzelnen Einkaufszentren bzw. telefonische Auskunft vom 28.11.2003

3.2 Wirtschaftliche Rahmenbedingungen

Hinsichtlich der wirtschaftlichen Dimension sind neben den mikroökonomischen Aspekten (Kosten-/ Nutzenaspekte) auch die makroökonomischen Aspekte im Hinblick auf die Öffnungs-zeiten zu erwähnen (z.B. Sicherung bestehender bzw. Schaffung zusätzlicher Arbeitsplätze).

Anders formuliert geht es um Kaufkraftflüsse, entweder

• „innerhalb“ eines Unternehmens (z.B. durch Verschiebung der Umsätze)

• zwischen Unternehmen (durch Marktanteilsgewinne eines Unternehmens zulasten von anderen Unternehmen)

• zwischen Regionen (z.B. zwischen Wien und Niederösterreich) und Ländern (Österreich einerseits und Ungarn / Tschechien andererseits).

• durch Touristen

Bei den Effekten kann es sich einerseits um Kaufkraftzuflüsse handeln, andererseits aber auch um die Verhinderung / Reduzierung von Kaufkraftabflüssen.

5 vgl. http://www.gpa.at/esreicht/index8.htm

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Evaluierung der Wiener Ladenöffnungszeiten 8

3.2.1 Nationale Dimension

Für Wien könnte es durch unterschiedliche Öffnungszeiten im Vergleich zu Niederösterreich zu einem Kaufkraftabfluss kommen; Einkaufsdestinationen und –agglomerationen vor den Pforten Wiens (wie beispielsweise die SCS) könnten Umsatzgewinne zulasten Wiens verbuchen.

Die o.a. Neuregelung in Wien dürfte deshalb entstanden sein, da die SCS im November 2003 die Öffnungszeiten auf einen zweiten Abend bis 21 Uhr erweiterten und daher die Wiener Handelsunternehmen eine Freigabe aller Abende bis 21 Uhr forderten6.

3.2.2 Internationale Dimension

Im Hinblick auf die internationale Dimension sind jedenfalls folgende Punkte zu erwähnen:

Einige Studien legen eindeutig dar, dass es in den vergangenen Jahren einen Kaufkraftzufluss aus den Beitrittsländern, insbesondere Ungarn und Tschechien, nach Österreich und Wien ge-geben hat. Erst vor kurzem wurde eine Studie präsentiert, derzufolge eine große Dynamik hinsichtlich des Kaufkraftzuflusses aus den benachbarten Ländern zu beobachten war7.

Andererseits ist zu erwarten, dass es diesbezüglich (ab dem 1. Mai 2004) zu Veränderungen kommen dürfte:

• Nach dem EU-Beitritt fällt ein Vorteil für die Beitrittsländer zu Einkaufsfahrten nach Österreich weg – die Umsatzsteuerrefundierung.

• In den Beitrittsländern werden – nahe der österreichischen Grenze – neue Einzel-handelsagglomerationen errichtet wie beispielsweise das Factory Outlet Center Freeport. Diese Outletcenter wirbt – neben längeren Öffnungszeiten (9 Uhr – 22 Uhr) mit den für diesen Betriebstyp „aggressiven“ Preisen. Durch den angeschlossenen Entertainment-bereich wird ebenso um Kunden geworben wie durch ein Shuttle-Serice – täglich ab Wien.

• Es ist wohl auch zu erwarten, dass sich weitere Unternehmen in den neuen EU-Ländern ansiedeln, die bislang noch nicht auf diesen Märkten präsent sind; dies könnte in der Folge bedeuten, dass die Produkte, derentwegen viele Konsument/innen aus den EU-Erweiterungsländern (wie z.B. Slowakei, Tschechen und Ungarn) nach Österreich einkaufen kommen, auch vor Ort eingekauft werden können (z.B. Markenware).

6 vgl. http://www.gpa.at/esreicht/index8.htm 7 vgl. Regioplan: Kaufkraftstromzuflüsse 2002, Import der Kaufkraft aus Ungarn, Tschechien, Slowakei und Polen,

Wien 2003

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Evaluierung der Wiener Ladenöffnungszeiten 9

4 Methodik

Dieser Studie liegt folgendes Forschungsmodell zugrunde:

Ziel:

Grund- gesamtheit:

Methode:

Ergebnis:

Analog zur Studie von C. Burger8 wird – zum selben Zeitpunkt – eine Primärerhebung von allen unmittelbar betroffenen Personengruppen durchgeführt: die Konsument/innen, die Mitarbeiter/-innen sowie die Unternehmer/innen von Einzelhandelsunternehmen.

Alle Primärerhebungen beziehen sich auf Wien. Hinsichtlich der Stichprobenziehung wurde folgende Vorgehensweise gewählt:

Konsument/innen

Die Grundgesamtheit bilden hier die Einwohner/innen von Wien (ab 15 Jahren; mit Telefonan-schluss). Diese Gruppe wird als Konsument/innen bezeichnet. Die Stichprobengröße gilt mit 1.000 Interviews für Wien als repräsentativ. Die Stichprobengröße ermöglicht eine Auswertung nach drei Gebieten in Wien (Innere Bezirke, Ost und West).

8 Burger C.: Auswirkungen der Liberalisierung der Ladenöffnungszeiten, Wien 1998

Erhebung Zufriedenheit / Probleme

Konsument/innen Mitarbeiter/innen Geschäftsführer/innen

Interview telefonisch

Befragung postalisch/online

Analyse / Interpretation der Daten

Desk-Research

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Evaluierung der Wiener Ladenöffnungszeiten 10

Um die Repräsentativität zu gewährleisten, wird die Brutto-Stichprobe durch eine zufällige Auswahl von Adressen aus dem amtlichen Telefonbuch ermittelt. Die Ziehung der Stichprobe erfolgt in einem zweistufigen Verfahren. In der ersten Phase wird eine Zufallsauswahl getroffen, die zweite Stufe stellt ein Quotensampling dar. Als Kriterien werden Geschlecht, Alter, höchste abgeschlossene Schulbildung und politischer Bezirk des Wohnortes herangezogen. Basis für die Quotenvorgaben bilden wiederum die Ergebnisse der österreichischen Volkszählung von 2001. Durch die Koppelung der Quotenmerkmale Geschlecht, Alter, höchste abgeschlossene Schulbildung und politischer Bezirk wird die Qualität der Stichprobe entscheidend erhöht. Dies sichert die Repräsentativität der Stichprobe.

Mitarbeiter/innen

Die Grundgesamtheit bilden die in Wien wohnhaften Mitarbeiter/innen von Einzelhandelsunter-nehmen, die im Verkauf arbeiten. Dies bedeutet, dass Mitarbeiter/innen, die einpendeln, nicht berücksichtigt wurden.

Die Ziehung der Stichprobe erfolgte in einem zweistufigen Verfahren. In der ersten Phase wird eine Zufallsauswahl getroffen, die zweite Stufe stellt ein Quotensampling dar. Als Kriterien werden Geschlecht und Beschäftigungsausmaß (Vollzeit-/Teilzeitbeschäftigung) herangezogen. Die Basis für die Quotenbildung nach Geschlecht bilden die aktuellen Daten des Haupt-verbandes der österreichischen Sozialversicherungsträger. Die Quote Teilzeit-/Vollzeitbeschäfti-gung basiert auf den offiziellen Daten der Statistik Austria.

Unternehmer/innen

Die Grundgesamtheit sind die Unternehmen, die in Wien mindestens ein Einzelhandelsgeschäft betreiben. Es wurden sowohl nicht filialisierte wie auch filialisierte Unternehmen einbezogen. D.h., es erfolgte keine Stichprobenziehung nach dem Unternehmensstandort, Kriterium ist der Filialstandort (allerdings wurden bei filialisierten Unternehmen die Unternehmenszentralen kontaktiert).

Die Festlegung der Grundgesamtheit nach den o.a. Kriterien erfolgte mittels Sonderauswertung der KMU FORSCHUNG AUSTRIA-Regionaldatenbank.

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Evaluierung der Wiener Ladenöffnungszeiten 11

5 Relevante themenbezogene Literatur

Im folgenden Berichtsteil wird – knapp gehalten – auf einzelne im Hinblick auf die gegen-ständliche Thematik – besonders relevante Studien eingegangen; dies bezieht sich sowohl auf Österreich als auch auf internationale Studien. Zudem wurde die relevante Literatur auf relativ „neue“ Studien beschränkt– ältere Studien wurden bewusst außer Acht gelassen, wenngleich zumindest Teile der damals gewonnenen Erkenntnisse nach wie vor Gültigkeit haben9.

Auch wird auf eine genaue Darstellung der Vielzahl von Befragungen, die in Österreich in den letzten Jahren zu diesem Thema durchgeführt wurden (sei es im Rahmen von Erhebungen von Interessensvertretungen bzw. auch von Marktforschungsinstituten, z.B. im Zuge einzelner Omnibusumfragen) verzichtet.

5.1 Österreichische Studien

In einer jüngst publizierten Studie10 kommt das IHS hinsichtlich der Thematik der Laden-öffnungszeiten zu folgenden Schlüssen:

• Es ist umstritten, ob generell längere Öffnungszeiten mehr Umsatz bringen.

• Es kommt jedoch zu einem erhöhten Nutzen für die Konsument/innen und wirkt zumindest von dieser Seite wohlfahrtsteigend; dies nicht zuletzt deshalb, da es immer mehr Single-haushalte gibt und in Familien immer öfter beide Partner berufstätig sind und daher die zusätzliche Einkaufszeit für die Lebensqualität förderlich erscheint.

• Für den Handel entstehen Probleme durch Überstunden als Folge von verlängerten Öff-nungszeiten. Eine Neuregelung der Arbeitszeitenregelung ist zu treffen, damit die Unter-nehmen nicht nur juristisch, sondern auch betriebswirtschaftlich in der Lage sind, längere Öffnungszeiten zu nutzen. Dies ist insofern notwendig, da es derzeit für viele Geschäfte nicht rentabel ist, die bisher existierenden Regelungen voll auszuschöpfen.

Bei der letzten „größeren“ Liberalisierung im Jahr 1997 (Möglichkeit des Einkaufs wochentags bis 19 Uhr 30 bzw. samstags nachmittags) wurde ebenfalls eine umfassende Studie durch-geführt.11 Auch hierbei wurden die Auswirkungen auf die Konsument/innen, die Unternehmen sowie die Arbeitnehmer/innen untersucht. Leider waren Touristen in das Untersuchungsdesign nicht einbezogen.

Folgende Hauptaussagen wurden bei der Studie getroffen:

• Konsument/innen

Die Abendöffnungszeiten werden stärker genützt als jene samstags nachmittags. Eine überdurchschnittliche hohe Nutzung der liberaleren Öffnungszeiten hat sich bei den jüngeren Konsument/innen sowie den Bewohner/innen von Wien ergeben. Zudem steigt die Nutzung der liberaleren Öffnungszeiten mit der Höhe des Einkommens.

Die Abendöffnung wird vor allem von Single- und Zweipersonenhaushalten genutzt, jene am Samstag von größeren Haushalten.

Primär zeigt sich eine Verschiebung der Einkaufszeiten.

9 vgl. FfH (Forschungsstelle für den Handel e.V.) (Hrsg.): Handelsforschung 1987, Schwerpunktthema: Ladenschluß 10 vgl. KFMA et al.: Perspektiven für den österreichischen Handel – Analysen, Fallstudien, Wirtschaftspolitische

Implikationen, Wien 2003 11 vgl. Burger C.: Auswirkungen der Liberalisierung der Ladenöffnungszeiten, Wien 1998

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Evaluierung der Wiener Ladenöffnungszeiten 12

• Unternehmen

Mehr als 1/3 der Unternehmer/innen nutzte die längeren Öffnungszeiten, vor allem Ge-schäfte in Einkaufszentren und –straßen stehen den liberaleren Öffnungszeiten am positivsten gegenüber; im Bekleidungs- und Lebensmittelhandel sowie bei Drogerien zeigte sich eine überdurchschnittliche Inanspruchnahme der „neuen“ Öffnungszeiten.

Wichtig im Hinblick auf die Entscheidung, länger die Geschäfte offen zu halten, ist das Ver-halten der Geschäfte im unmittelbaren Umfeld.

Primäre „Pro-Argumente“ waren Kundenwunsch und Service, „Con-Argumente“ vor allem die Kostensituation.

• Arbeitnehmer/innen

Rd. 40 % der Arbeitnehmer/innen waren von einer Veränderung der eigenen Arbeitszeit betroffen, insgesamt zeigte sich ein deutlicher Anstieg der Teilzeitbeschäftigung.

Insgesamt überwogen jene Arbeitnehmer/innen geringfügig (rd. 23 % gegenüber rd. 18 %), die die Veränderungen negativ gesehen haben; geringfügig Beschäftigte sehen die neuen Öffnungszeiten viel positiver als Teilzeitkräfte, am Ende des Rankings sind die Voll-zeitkräfte.

Probleme wurden vor allem bei der Kinderbetreuung und den öffentlichen Verkehrsmitteln gesehen.

Die finanzielle Situation hat sich bei den Mitarbeiter/innen in Einzelhandelsunternehmen nur geringfügig verändert (bei rd. 10 % der Mitarbeiter/innen), tendenziell aber verbessert.

5.2 Internationale Studien

Im 6. Bericht des europäischen Beobachtungsnetzes für KMU12 wurden die Auswirkungen der Liberalisierung der Öffnungszeiten im Einzelhandel, insbesondere im Hinblick auf KMU, unter-sucht. Insgesamt wurde festgehalten, dass

• in den meisten Ländern der Trend besteht, Öffnungszeiten auszuweiten (Deregulierung), sich aber in einigen Ländern, in denen die Öffnungszeiten bereits sehr liberal waren, der gegenläufige Trend zeigt (Regulierung);

• in beinahe allen Ländern, in denen die Öffnungszeiten an Wochentagen erweitert wurden, die Auswirkungen im Lebensmittelhandel am größten sind;

• der Anteil der Einzelhändler, die von den erweiterten Öffnungszeiten Gebrauch machen, mit der Betriebsgröße steigt;

• KMU negativ betroffen sind (z.B. aufgrund des sozialen Nachteils für kleine Einzelhändler und deren Familien, selbst länger arbeiten zu müssen).

Im Hinblick auf die gegenständliche Thematik scheint die ifo Studie13 „Effekte der Liberalisierung des deutschen Ladenschlussgesetzes auf den Einzelhandel und auf das Verbraucherverhalten“ aus dem Jahr 2000 besonders relevant; nicht zuletzt deshalb, da

1. diese Studie ähnliche gesetzliche Regelungen untersuchte wie die gegenständliche (Ver-längerung der Abendöffnungszeiten bzw. der Öffnungszeiten am Samstag)

2. mehrere relevante Personengruppen befragt wurden (Konsument/innen, Unternehmer/-innen).

12 vgl. Europäische Kommission: Das Europäische Beobachtungsnetz für KMU, 6. Bericht, Brüssel 2000 13 vgl. ifo Institut: Effekte der Liberalisierung des deutschen Ladenschlussgesetzes auf den Einzelhandel und auf das

Verbraucherverhalten, München 2000

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Evaluierung der Wiener Ladenöffnungszeiten 13

Diese Studie kommt zu folgenden Ergebnissen:

• Sicht der Konsument/innen

• Die Akzeptanz der „neuen“ Öffnungszeiten bei den Konsument/innen steigt, insbeson-dere bei den jüngeren Konsument/innen bzw. den Berufstätigen.

• Zentrale Standorte profitierten stark von den erweiterten Öffnungszeiten.

• Die Konsument/innen haben eine hohe Präferenz für Lebensmittelsupermärkte bei Ein-käufen am Abend bzw. Samstagnachmittag.

• Sicht der Unternehmen

• ¼ der Geschäfte nutzten die liberaleren Öffnungszeiten.14

• Vor allem größere Geschäfte und Geschäfte in zentralen Standortlagen nutzten die ver-längerten Öffnungszeiten.

• Insgesamt kam es zu einer Verlängerung der Ladenöffnung auf durchschnittlich 58 Stunden.

• Gute Verkehrsanbindung und günstige Parkplätze fördern aktives Öffnungsverhalten.

14 Die empirische Primärerhebung fand ca. 2,5 Jahre nach der Einführung der liberaleren Öffnungszeiten statt.

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Evaluierung der Wiener Ladenöffnungszeiten 14

6 Sichtweise der Konsument/innen

Die Ergebnisse basieren auf der repräsentativen, telefonischen Befragung von 1.000 Wiener/-innen (ab 15 Jahren). Die Erhebung wurde im November 2003 von Markant Unternehmens-beratung durchgeführt. Das heißt, dass zum Zeitpunkt der Befragung die Regelung der Laden-öffnungszeiten in Wien (Wiener Öffnungszeitenverordnung Nr. 35/2003) rd. drei Monate in Kraft war. Dies ist besonders im Hinblick auf die bisherige Nutzung der verlängerten Öffnungszeiten zu berücksichtigen.

Die Konsumentenbefragung wurde im Zeitraum 3. November bis 13. November 2003 durchgeführt, also zu einem Zeitpunkt, als die jüngste Verordnung (Wiener Öffnungs-zeitenvorordnung 2003, Änderung, Nr. 50/2003) noch nicht bekannt war.

In diesem Kapitel wird neben der Bekanntheit der Neuregelung (Wiener Öffnungszeiten-verordnung 2003 Nr. 35/2003) die Frage nach der bisherigen Nutzung sowie der Zufriedenheit der Konsument/innen mit der Regelung beantwortet. Schließlich werden noch gewünschte Veränderungen sowie die geplante zukünftige Nutzung aus Konsumentensicht behandelt.

6.1 Bekanntheit der Neuregelung der Wiener Öffnungszeiten

Die befragten Wiener/innen geben zu rd. 76 % an, über die Änderungen der Ladenöffnungs-zeiten im Wiener Einzelhandel informiert zu sein. Der Bekanntheitsgrad der neuen Verordnung zeigt keine signifikanten Unterschiede hinsichtlich der Altersstruktur der Befragten. Besser informiert als der Durchschnitt zeigen sich insbesondere Wienerinnen (rd. 80 %), und Einwohner/innen der inneren Bezirke (1.- 9. Bezirk) (rd. 82 %). Weiters steigt der Bekannt-heitsgrad tendenziell mit dem monatlichen Haushaltsnettoeinkommen.

Grafik 1 Bekanntheitsgrad der neuen Regelung nach Haushaltsnettoeinkommen, in Prozent, 2003

8473

7276

72

81

0

20

40

60

80

100

Durchschnitt keine Angabezum HH-

Einkommen

bis € 1.400 € 1.400 bis unter€ 2.000

€ 2.000 bis unter€ 2.900

€ 2.900 undmehr

%

Quelle: KMU FORSCHUNG AUSTRIA, Markant Unternehmensberatung

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Evaluierung der Wiener Ladenöffnungszeiten 15

Der Bekanntheitsgrad der neuen Ladenöffnungszeiten spiegelt sich jedoch nicht in hohem Maße im Wissen über die detaillierten Regelungen wider. Von jenen Konsumenten, denen die Änderung der Öffnungszeiten bekannt ist, können knapp 30 % beide wesentlichen Veränder-ungen zur bisherigen Verordnung (Samstag bis 18 Uhr und ein Wochentag bis 21 Uhr) nennen. Rd. 45 % der Befragten, die generell über eine Veränderung der Ladenöffnungszeiten informiert waren, wissen, dass an einem Wochentag bis 21 Uhr geöffnet werden darf und weitere rd. 3 %, dass samstags die gesetzlich mögliche Ladenöffnungszeit auf 18 Uhr verlängert wurde. Knapp einem Viertel der Konsumenten ist zwar bekannt, dass eine neue Verordnung zur Ladenöffnungszeit in Kraft getreten ist, kennen jedoch nicht die genauen Regelungen.

Grafik 2 Bekanntheit der wesentlichen Veränderungen der neuen Ladenöffnungszeiten-verordnung, in Prozent*

andere Angaben; 20%

Samstag bis 18 Uhr; 3%

ein Wochentag bis 21 Uhr; 45%

ein Wochentag bis 21 Uhr und Samstag bis

18 Uhr; 29%

* in Prozent der Befragten, denen zum Zeitpunkt der Erhebung bekannt war, dass in Wien die Ladenöffnungszeiten neu

geregelt wurden Anmerkung: nicht angeführte Prozentwerte auf 100 % beziehen sich auf die Antwortkategorie: keine Angabe Quelle: KMU FORSCHUNG AUSTRIA, Markant Unternehmensberatung

Dies zeigt, dass die Wiener/innen zwar wissen, dass die Ladenöffnungszeiten in Wien ver-längert worden sind, die genauen Bestimmungen jedoch vielfach zum Zeitpunkt der Befragung noch nicht bekannt waren.

Umgelegt auf die Grundgesamtheit (also alle Wienerinnen und Wiener) bedeutet dies, dass zum Zeitpunkt der Erhebung lediglich rd. 22 % der Wiener/innen über beide wesentlichen Änder-ungen der Ladenöffnungszeiten (Samstag bis 18 Uhr und ein Wochentag bis 21 Uhr) Bescheid wussten. In diesem Zusammenhang ist jedoch anzumerken, dass erfahrungsgemäß mit fortlaufender Dauer die Bekanntheit von derartigen Regelungen in der Bevölkerung steigt.

Andererseits dürften sich die Auswirkungen der geänderten Öffnungszeiten auf die Unter-nehmen15 (z.B. hinsichtlich Umsatzentwicklung) aufgrund der nicht exakten Kenntnis der Regel-ung bei den Konsument/innen in Grenzen halten; dies insbesondere dort, wo Unternehmen von der Allgemeinheit abweichende Regelungen haben (also beispielsweise nicht den Donnerstag als jenen Tag mit einer Öffnung bis 21 Uhr gewählt haben).

6.2 Bisherige Nutzung der verlängerten Öffnungszeiten

In den ersten rd. vier Monaten seit Inkrafttreten der neuen Verordnung haben rd. 22 % der Wiener/innen die verlängerten Öffnungszeiten für einen Einkauf genutzt. Im Vergleich zu einer

15 Siehe Kapitel 8.4 Auswirkungen der verlängerten Öffnungszeiten (aus Sicht der Unternehmen)

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Evaluierung der Wiener Ladenöffnungszeiten 16

ähnlichen Umfrage, die von der Markant Unternehmensberatung im Oktober 2003 durchgeführt wurde, hat sich der Anteil der Konsument/innen, die die neuen Öffnungszeiten nutzen, deutlich erhöht: Während bei der Befragung in den ersten beiden Oktoberwochen rd. 17 % der Wiener/innen abends nach 19 Uhr 30 bzw. samstags bis 18 Uhr einkaufen war, ist dieser Anteil auf rd. 22 % bis Mitte November gestiegen.

Die Möglichkeit später als bisher Einkaufen zu gehen, ergriffen vor allem Schüler/Studenten (rd. 37 %), und Befragte mit einem monatlichen Haushaltsnettoeinkommen von € 2.900,- und darüber (rd. 33 %). Der Anteil der bisherigen Nutzer steigt mit zunehmender Haushaltsgröße.

Grafik 3 Anteil der bisherigen Nutzer der verlängerten Öffnungszeiten, nach Haushaltsgröße, in Prozent

3028

221917

0

10

20

30

40

Durchschnitt 1 Person 2 Personen 3 Personen 4 und mehrPersonen

%

Quelle: KMU FORSCHUNG AUSTRIA, Markant Unternehmensberatung

Interessanterweise nutzten Wiener/innen mit Kinder die längeren Öffnungszeiten häufiger (rd. 31 %) im Vergleich zu Haushalten ohne Kinder (rd. 19 %). Die bisherige Nutzung der ver-längerten Öffnungszeiten sinkt tendenziell mit steigendem Alter. Lediglich rd. 9 % der Pen-sionist/innen nutzten die Möglichkeiten samstags zwischen 17 und 18 Uhr oder wochentags nach 19 Uhr 30 Einkaufen zu gehen.

Grafik 4 Anteil der bisherigen Nutzer der verlängerten Öffnungszeiten, nach Altersgruppen, in Prozent

2220

9

2726

34

0

10

20

30

40

Durchschnitt 15 - 29 Jahre 30 - 39 Jahre 40 - 49 Jahre 50 - 59 Jahre 60 Jahre undälter

%

Quelle: KMU FORSCHUNG AUSTRIA, Markant Unternehmensberatung

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Evaluierung der Wiener Ladenöffnungszeiten 17

Hochgerechnet auf die Einwohner/innen von Wien nutzten bereits rd. 300.000 Wiener/innen (über 15 Jahren) ein oder mehrmals die verlängerten Öffnungszeiten innerhalb der ersten vier Monate seit Inkrafttreten der neuen Verordnung. Genutzt haben sie diese am häufigsten am „langen Donnerstag“ (rd. 51 % der Nennungen), gefolgt von Samstag (rd. 42 %) und Freitag (rd. 21 %) (Mehrfachnennungen möglich).

Anders formuliert bedeutet dies, dass die lange Abendöffnung – nach Angaben der Kon-sument/innen - häufiger genutzt wird als die zusätzliche Stunde am Samstag. Dass die Abend-öffnung am Donnerstag häufiger genutzt wird als am Freitag ist primär darauf zurückzuführen, dass die meisten Einkaufsdestinationen (z.B. Einkaufszentren) am Donnerstag bis 21 Uhr geöffnet haben.

Die Berufstätigen nutzten vorzugsweise den „langen Donnerstag“ (rd. 56 %), während die nicht berufstätigen Wiener/innen bevorzugt am Samstag nach 17 Uhr Einkaufen gingen (rd. 52 %).

Sofern die erweiterten Öffnungszeiten von den Konsument/innen bislang genutzt wurden, gingen rd. 35 % der Befragten im Nahbereich des Wohnortes, rd. 33 % im Wohnbezirk und rd. 47 % außerhalb ihres Wohnbezirks einkaufen (Mehrfachnennungen möglich). Außerhalb des Nahbereichs des Wohnsitzes werden vor allem Einkaufszentren aufgesucht.

Grafik 5 Einkaufsorte bei Nutzung der verlängerten Öffnungszeiten, in Prozent

im Nahbereich d. Wohnortes im Wohnbezirk außerhalb des Wohnbezirks 35 % 33 % 47 %

30

25

49 48

21

46

27 28

14

37

0

20

40

60

Einkaufs-zentrum

Wien

Einkaufs-straße

Streulage Einkaufs-zentrum

Wien

Einkaufs-straße

Streulage Einkaufs-zentrum

Wien

Einkaufs-zentrum

Einkaufs-straße

Streulage

%

Mehrfachnennungen möglich Quelle: KMU FORSCHUNG AUSTRIA, Markant Unternehmensberatung

Die Wiener/innen, die bereits zu den verlängerten Öffnungszeiten ein Einkaufszentrum be-suchten, waren vor allem in der Lugner City bzw. im Donauzentrum einkaufen.

Dieses Ranking wird maßgeblich durch die unterschiedliche Höhe der Werbeetats beeinflusst, die die Einkaufszentrenbetreiber für die Bewerbung der neuen Öffnungszeiten bereitgestellt haben; zur Vermeidung von Missverständnissen sei angeführt, dass diese Darstellung nicht als Ranking der (Wiener) Einkaufszentren verstanden werden darf.

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Evaluierung der Wiener Ladenöffnungszeiten 18

Grafik 6 Top 4 Einkaufszentren zu den verlängerten Öffnungszeiten, in Prozent

17

18

23

27

0 5 10 15 20 25 30

SCS

SCN

Donauzentrum

Lugner City

%

Mehrfachnennungen möglich Lesebeispiel: Von jenen Wiener Konsumentinnen, die im Zeitraum August – November 2003 zu den verlängerten Einkaufszeiten in einem Einkaufszentrum bereits zumindest einmal aufgesucht haben, waren rd. 27 % (zumindest 1 x) in der Lugner City. Quelle: KMU FORSCHUNG AUSTRIA, Markant Unternehmensberatung

Die beliebteste Wiener Einkaufstraße, um die neuen Ladenöffnungszeiten auszunutzen, ist in Wien die Mariahilfer Straße (rd. 71 %).

Grafik 7 Top 4 Einkaufsstraßen zu den verlängerten Öffnungszeiten, in Prozent

7

12

20

71

0 10 20 30 40 50 60 70 80

Meidlinger Hptstr.

Favoritner Hptstr.

Kärntner Str.

Mariahilfer Str.

%

Mehrfachnennungen möglich Lesebeispiel: Von jenen Wiener Konsumentinnen, die im Zeitraum August – November 2003 zu den verlängerten Einkaufszeiten in einer Einkaufsstraße bereits zumindest einmal eingekauft haben, waren rd. 71 % in der Mariahilfer Straße. Quelle: KMU FORSCHUNG AUSTRIA, Markant Unternehmensberatung

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Evaluierung der Wiener Ladenöffnungszeiten 19

Infolge der liberaleren Öffnungszeiten dürfte es zu einer weiteren Polarisierung der Standorte kommen. Grundvoraussetzung für einen betriebswirtschaftlichen Erfolg (für die Handelsbe-triebe) durch Erweiterung der Öffnungszeiten ist, dass 1. die Konsument/innen über die Öffnungszeiten Bescheid wissen 2. die meisten Einzelhandelsgeschäfte zu denselben Zeiten geöffnet haben.

Die diesbezüglich notwendige Kommunikation/Information der Kund/innen gelingt den Einkaufs-zentren sowie der Mariahilfer Strasse leichter als kleineren, weniger frequentierten Einkaufs-strassen. Eine Einigung der Kaufmannschaft in Einkaufsstrassen hinsichtlich einer Abend-öffnung ist, wie die Erfahrung zeigt, eine große Herausforderung; im Hinblick darauf, dass die Standortqualität im Vergleich zu anderen Einkaufsdestinationen nicht leidet, werden Ab-sprachen über „einheitliche“ Öffnungszeiten16 auch die Abend- und Samstagsöffnung umfassen müssen, und nicht nur „Kernöffnungszeiten“.

Am häufigsten werden neben dem Lebensmittelhandel die Geschäfte der modischen Branchen zu den erweiterten Öffnungszeiten aufgesucht. Rd. 67 % der Befragten, die bereits die verlän-gerten Öffnungszeiten nutzten, besuchten ein Geschäft im Lebensmittelhandel. Einkäufe im Lebensmittelhandel zu den verlängerten Öffnungszeiten tätigten rd. 64 %.

Häufig besucht wurden auch Geschäfte im Bekleidungshandel (rd. 55 %) und im Schuhhandel (rd. 36 %). Eingekauft haben zu den verlängerten Öffnungszeiten im Schuhhandel allerdings nur rd. 18 %. D.h., „nur“ rd. jeder Zweite, der ein Schuhhandelsgeschäft zu den verlängerten Öffnungszeiten aufsuchte, tätigte auch einen Einkauf.

Grafik 8 Top 10 Einzelhandelsbranchen zu den verlängerten Öffnungszeiten, Käufer und Interessenten, in Prozent

8

10

11

13

14

17

17

42

11

12

14

16

20

24

25

36

55

67

18

64

0 10 20 30 40 50 60 70 80

Spielw arenhandel

Trafiken

Möbelhandel

Baumärkte

Sportartikelhandel

Drogerien

Elektrohandel

Schuhhandel

Bekleidungshandel

Lebensmittelhandel

%

Interessent (potenzieller Käufer)

Käufer

Mehrfachnennungen möglich Quelle: KMU FORSCHUNG AUSTRIA, Markant Unternehmensberatung

16 Es versteht sich von selbst, dass einige Branchen (z.B. Bäcker) zu anderen Zeiten die Geschäfte aufsperren

werden (z.B. in der Früh).

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Evaluierung der Wiener Ladenöffnungszeiten 20

6.3 Zufriedenheit mit den verlängerten Öffnungszeiten

Es besteht eine große Zufriedenheit der Konsument/innen mit den neuen Öffnungszeiten. Rd. die Hälfte der befragten Wiener/innen ist mit den neuen Regelungen der Ladenöffnungszeiten (Samstag bis 18 Uhr und ein Wochentag bis 21 Uhr) sehr zufrieden bzw. zufrieden. Rd. 19 % gaben hingegen an, wenig bzw. nicht zufrieden zu sein.

Grafik 9 Generelle Zufriedenheit mit der neuen Öffnungszeitenverordnung, in Prozent

sehr zufrieden / zufrieden; 52%

indifferent; 24%

wenig zufrieden / nicht zufrieden;

19%

k.A.; 5%

k.A.: keine Angabe Quelle: KMU FORSCHUNG AUSTRIA, Markant Unternehmensberatung

Die Analyse nach Altersgruppen zeigt signifikante Unterschiede: Der Anteil der Befragten, die sehr bzw. zufrieden sind, nimmt mit zunehmendem Alter ab, die Unzufriedenheit steigt mit zu-nehmendem Alter. Während rd. 64 % der Befragten in der Altersgruppe 15 – 29 Jahre sehr bzw. zufrieden sind, liegt dieser Anteil in der Altersgruppe 50 - 59 Jahre und 60 Jahre und älter lediglich bei jeweils rd. 46 %.

Diese Tendenz bestätigt sich auch im Vergleich der Gruppen Schüler/Studenten und Pen-sionist/innen. Während rd. 73 % der befragten Schüler/Studenten generell mit den neuen Re-gelungen der Ladenöffnungszeiten sehr bzw. zufrieden sind, ist dieser Anteil bei den Pension-ist/innen deutlich geringer (rd. 42 %).

Zufriedener zeigen sich tendenziell die Wiener/innen, die in Haushalten mit 4 oder mehr Per-sonen leben. Besonders Familien mit Kindern schätzen die längeren Öffnungszeiten. Hier liegt der Anteil der befragten Personen, die sehr bzw. zufrieden sind bei rd. 60 %.

Signifikante Unterschiede in der Zufriedenheit mit den verlängerten Öffnungszeiten zeigen sich erwartungsgemäß zwischen den Befragten, die die verlängerten Öffnungszeiten bereits genutzt, bzw. jenen, bei denen dies bislang nicht der Fall ist. Rd. 81 % der Wiener/innen, die bereits zu den verlängerten Öffnungszeiten Einkaufen gingen, zeigen sich generell sehr bzw. zufrieden, während dies nur auf rd. 44 % der Befragten zutrifft, die die längeren Öffnungszeiten (noch) nicht nutzten.

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Evaluierung der Wiener Ladenöffnungszeiten 21

Grafik 10 Generelle Zufriedenheit mit der neuen Verordnung, nach Nutzung der erweiterten Öffnungszeiten, in Prozent

44

81

28

12

22

6

1

1

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%

bisher keine Nutzung der"neuen" Öffnungszeiten

Nutzung der "neuen"Öffnungszeiten bereits

erfolgt

sehr zufrieden /zufrieden indifferent w enig zufrieden / nicht zufrieden k.A.

k.A.: keine Angabe Quelle: KMU FORSCHUNG AUSTRIA, Markant Unternehmensberatung

Rd. die Hälfte der befragten Wiener/innen zeigt sich generell zufrieden mit den verlängerten Öffnungszeiten. Weniger zufrieden sind die Wiener/innen mit den Auswirkungen auf die öster-reichische Wirtschaft und das soziale Leben in Zusammenhang mit den verlängerten Öffnungs-zeiten. Die Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt beurteilen rd. ein Viertel der Befragten als wenig bis nicht zufrieden stellend.

Grafik 11 Zufriedenheit mit verschiedenen Aspekten der verlängerten Ladenöffnungszeiten, in Prozent

29

42

35

38

52

29

29

24

24

24

17

25

25

20

19

25

4

16

18

5

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%

Soziales Leben

Ausmaß der Regelung

Arbeitsmarkt

ÖsterreichischeWirtschaft

Generell

sehr zufrieden / zufrieden indifferent w enig zufrieden / nicht zufrieden k.A.

k.A.: keine Angabe Quelle: KMU FORSCHUNG AUSTRIA, Markant Unternehmensberatung

Mit dem Ausmaß der Verlängerung der Öffnungszeiten zeigen sich 42 % der befragten Wiener/-innen sehr bzw. zufrieden. Diesen steht ein Viertel der Wiener Konsument/innen gegenüber, die diesbezüglich unzufrieden sind.

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Evaluierung der Wiener Ladenöffnungszeiten 22

Mit dem Ausmaß der neuen Regelungen zeigen sich die Befragten, die die verlängerten Öff-nungszeiten bereits nutzten, deutlich zufriedener. Im Gegensatz dazu sind nur rd. 37 % der Befragten, die die längeren Öffnungszeiten nicht nutzten, sehr bzw. zufrieden mit dem Ausmaß der Regelungen.

Grafik 12 Zufriedenheit mit dem Ausmaß der Regelung, nach Nutzung der erweiterten Öffnungszeiten, in Prozent

37

56

29

28

27

16

7

0

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%

bisher keine Nutzung der"neuen" Öffnungszeiten

Nutzung der "neuen"Öffnungszeiten bereits

erfolgt

sehr zufrieden / zufrieden indifferent w enig / nicht zufrieden k.A.

k.A.: keine Angabe Quelle: KMU FORSCHUNG AUSTRIA, Markant Unternehmensberatung

Die Zufriedenheit der Konsument/innen hinsichtlich der erweiterten Öffnungszeiten ist in den Einkaufszentren höher als in den Einkaufsstraßen.

Aufgrund der Tatsache, dass in den meisten Einkaufszentren eine Betriebspflicht zu den vom Einkaufszentrenbetreiber – gegebenenfalls mit einem Mieterbeirat – festgelegten Öffnungs-zeiten besteht, entspricht dieses Ergebnis den Erwartungen. Aus der Betriebspflicht leitet sich ab, dass (nahezu) alle Geschäfte in den Einkaufszentren zu denselben Zeiten geöffnet haben.

Gänzlich anders stellt sich diesbezüglich die Situation in den Einkaufsstraßen dar: Hier gibt es bestenfalls ein Commitment der betroffenen Unternehmen, ihr Geschäft zu bestimmten Zeiten geöffnet zu halten.

Die insgesamt hohe Zufriedenheit in den Einkaufsstraßen ist im Zusammenhang mit den bislang gewählten Einkaufsdestinationen zu den erweiterten Öffnungszeiten zu sehen (siehe oben: rd. 71 % der Konsument/innen waren bereits zu diesen Zeiten in der Mariahilfer Straße). Auf alle Wiener Einkaufsstraßen kann dieses Ergebnis nicht „umgelegt“ werden; nicht zuletzt deshalb, da viele Geschäfte in den Einkaufsstraßen die erweiterten Möglichkeiten der Ladenöffnung nicht nutzen.

Sehr bzw. zufrieden zeigen sich rd. 39 % der Wiener/innen mit der neuen Verordnung der Ladenöffnungszeiten in Zusammenhang mit der Umsetzung in den Einkaufsstraßen. Wenig oder nicht zufrieden mit den Regelungen in Einkaufsstraßen sind rd. 18 %.

Die Befragten, die bereits die verlängerten Öffnungszeiten nutzten, sind zu rd. 52 % mit den Regelungen in Einkaufsstraßen sehr bzw. zufrieden. Unzufrieden sind rd. 10 %.

Mit der Umsetzung der neuen Öffnungszeiten in Einkaufszentren sind rd. 44 % der Wiener/-innen sehr bzw. zufrieden, rd. 17 % hingegen wenig bzw. nicht zufrieden. Rd. 63 % der bis-herigen Nutzer der verlängerten Öffnungszeiten zeigen sich mit den Regelungen in Einkaufs-straßen sehr bzw. zufrieden, rd. 7 % sind unzufrieden.

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Evaluierung der Wiener Ladenöffnungszeiten 23

Grafik 13 Zufriedenheit mit den neuen Öffnungszeiten in Einkaufszentren und in Einkaufstraßen, in Prozent

44

39

26

30

17

18

13

13

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%

Einkaufszentrum

Einkaufsstraße

sehr zufrieden / zufrieden indifferent w enig zufrieden / nicht zufrieden k.A.

k.A.: keine Angabe Quelle: KMU FORSCHUNG AUSTRIA, Markant Unternehmensberatung

6.4 Gewünschte Veränderungen

Knapp die Hälfte (rd. 44 %) der befragten Wiener/innen spricht sich für eine Beibehaltung der Regelungen gemäß der Wiener Öffnungszeitenverordnung Nr. 35/2003 aus. Rd. 26 % wün-schen eine weitere Ausdehnung und rd. 24 % würden eingeschränktere Öffnungszeiten be-grüßen.

Grafik 14 Gewünschte Veränderung* der Ladenöffnungszeiten, in Prozent

Liberalisierung; 26% Einschränkung;

24%

Beibehaltung; 44%

k.A.; 6%

* Liberalisierung / Beibehaltung / Einschränkung der derzeitigen Öffnungszeitenregelung (Wiener

Öffnungszeitenverordnung 2003, Nr. 35) k.A.: keine Angabe Quelle: KMU FORSCHUNG AUSTRIA, Markant Unternehmensberatung

Für eine weitere Ausdehnung der Öffnungszeiten spricht sich mehr als ein Drittel der 15 - 29 jährigen Wiener/innen aus (rd. 36 %). Der Wunsch nach liberaleren Öffnungszeiten in Wien sinkt signifikant mit zunehmendem Alter. Dies zeigt sich auch im Vergleich der Gruppen Schüler/Studenten und Pensionist/innen. Während rd. 40 % der Schüler/Studenten eine weitere Ausdehnung der Regelungen wünschen, befürworten dies nur rd. 13 % der Pensionist/innen.

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Evaluierung der Wiener Ladenöffnungszeiten 24

Grafik 15 Gewünschte Veränderung* der Ladenöffnungszeiten, nach Altersgruppen, in Prozent

15

25

25

32

36

55

38

41

41

44

23

30

27

26

17

7

7

7

1

3

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%

60 Jahre und älter

50 - 59 Jahre

40 - 49 Jahre

30 - 39 Jahre

15 - 29 Jahre

Liberalisierung Beibehaltung Einschränkung k.A.

* Liberalisierung / Beibehaltung / Einschränkung der derzeitigen Öffnungszeitenregelung (Wiener

Öffnungszeitenverordnung 2003, Nr. 35) k.A.: keine Angabe Quelle: KMU FORSCHUNG AUSTRIA, Markant Unternehmensberatung

Ein weiterer Zusammenhang besteht zwischen dem Wunsch nach einer Ausweitung der Öff-nungszeiten und der Schulbildung. Während die Wiener/innen mit Pflichtschul- und Lehrab-schluss nur zu rd. 15 % bzw. rd. 14 % eine weitere Liberalisierung wünschen, sprechen sich rd. 39 % der Befragten mit Matura bzw. rd. 42 % mit Kolleg-/FH-/Universitätsabschluss dafür aus. Lediglich rd. 14 % der Wiener/innen mit höherem Ausbildungsniveau möchten in Zukunft eingeschränktere Öffnungszeiten, im Gegensatz zu rd. einem Drittel der Befragten mit Pflicht-schul- bzw. Lehrabschluss.

Im Vergleich der Haushaltsnettoeinkommens-Klassen zeigt sich, dass tendenziell der Wunsch nach liberaleren Öffnungszeiten mit zunehmendem Einkommen steigt. Für eine weitere Aus-dehnung der Öffnungszeiten sprechen sich rd. 41 % der Befragten mit einem monatlichen Haushaltsnettoeinkommen über € 2.900,- aus, während dies nur rd. 19 % in der Einkommens-kategorie unter € 1.400,- tun. Mehr als die Hälfte der Wiener/innen dieser Haushaltsein-kommensgruppe sind für eine Beibehaltungen der Regelungen.

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Evaluierung der Wiener Ladenöffnungszeiten 25

Grafik 16 Gewünschte Veränderung* der Ladenöffnungszeiten, nach Haushaltsnetto-einkommens-Klassen, in Prozent

41

22

26

19

31

45

43

57

23

27

27

20

5

6

4

4

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%

€ 2.900 und mehr

€ 2.000 bis unter € 2.900

€ 1.400 bis unter € 2.000

bis € 1.400

Liberalisierung Beibehaltung Einschränkung der Öffnungszeitenregelung k.A.

* Liberalisierung / Beibehaltung / Einschränkung der derzeitigen Öffnungszeitenregelung (Wiener Öffnungszeitenverordnung 2003, Nr. 35)

k.A.: keine Angabe Quelle: KMU FORSCHUNG AUSTRIA, Markant Unternehmensberatung

Der Anteil der Wiener/innen, die eine weitere Ausweitung der Öffnungszeiten wünschen, ist in den inneren Wiener Gemeindebezirken (1.-9. Bezirk) mit rd. 32 % deutlich höher im Vergleich zu Bewohner/innen der anderen Wiener Regionen. So gesehen könnten sich – nach Ansicht der Konsument/innen die inneren Bezirke verstärkt als Einkaufsdestination gegenüber „neuen“ Standorten profilieren.

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Evaluierung der Wiener Ladenöffnungszeiten 26

Grafik 17 Gewünschte Veränderung* der Ladenöffnungszeiten, nach Wohnbezirken, in Prozent

23

24

32

49

43

41

23

26

23

5

7

4

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%

Ost (17.-22. Bez.)

West (10.-16., 23. Bez.)

Zentrum (1.-9. Bez.)

Liberalisierung Beibehaltung Einschränkung k.A.

* Liberalisierung / Beibehaltung / Einschränkung der derzeitigen Öffnungszeitenregelung (Wiener Öffnungszeitenverordnung 2003, Nr. 35)

k.A.: keine Angabe Quelle: KMU FORSCHUNG AUSTRIA, Markant Unternehmensberatung

Fast die Hälfte der Wiener/innen, die bereits die längeren Öffnungszeiten genutzt haben, wünscht sich eine weitere Liberalisierung. Für rd. 41 % der bisherigen Nutzer sollten die Öff-nungszeiten beibehalten werden.

Grafik 18 Gewünschte Veränderung* der Ladenöffnungszeiten, nach Nutzung der er-weiterten Öffnungszeiten, in Prozent

20

48

46

41

29

9

5

2

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%

bisher keine Nutzung der"neuen" Öffnungszeiten

Nutzung der "neuen"Öffnungszeiten bereits

erfolgt

Liberalisierung Beibehaltung Einschränkung k.A.

* Liberalisierung / Beibehaltung / Einschränkung der derzeitigen Öffnungszeitenregelung (Wiener Öffnungszeitenverordnung 2003, Nr. 35)

k.A.: keine Angabe Quelle: KMU FORSCHUNG AUSTRIA, Markant Unternehmensberatung

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Evaluierung der Wiener Ladenöffnungszeiten 27

In einem weiteren Schritt wurden alle Befragten, die sich Veränderungen der Ladenöffnungs-zeiten wünschen (das sind rd. 50 % aller befragten Wiener/innen) zu Ihren Präferenzen befragt. Die folgenden Auswertungen zur gewünschten Öffnungszeit (wochentags, samstags und sonn-tags) beziehen sich ausschließlich auf diese Gruppe der Befragten, da rd. die Hälfte der Wiener/ innen mit der „derzeitigen“ Öffnungszeitenregelung (Wiener Öffnungszeitenverordnung 2003, Nr. 35 - Samstag bis 18 Uhr und ein Wochentag bis 21 Uhr) ohnedies zufrieden ist. Dies ist bei den folgenden Darstellungen zu berücksichtigen.

Diesbezüglich gab es Konsumenten, die für eine weitere Liberalisierung eintraten wie Kon-sument/innen, die sich restriktivere Öffnungszeiten wünschten. In den folgenden Darstellungen werden die Vorstellungen der Kund/innen wiedergegeben, ohne dass jeweils auf die Frage ein-gegangen wird, ob diese Anregungen im Rahmen der derzeitigen gesetzlichen Regelung ohnehin möglich wäre oder nicht.

Die Mehrheit der Wiener/innen, die Veränderungen der Öffnungszeiten wünschen, bevorzugt Öffnungszeiten im Wiener Einzelhandel täglich ab 8 Uhr morgens, rd. 3 % bevorzugen Einkaufsmöglichkeiten bereits ab 6 Uhr. Wochentags wünschen sich rd. 25 % Öffnungszeiten bis 19 Uhr, rd. 5 % bis 22 Uhr.

Grafik 19 Gewünschte Öffnungszeiten, in Prozent*

Aufsperrzeiten

5

11

23

8

3

19

13

13

52

0 10 20 30 40 50 60 70 80

bis 22 Uhr

bis 21 Uhr

bis 20 Uhr

bis 19 Uhr

bis 18 Uhr

ab 9 Uhr

ab 8 Uhr

ab 7 Uhr

ab 6 Uhr

Schließzeiten wochentags

%

* in Prozent der befragten Wiener/innen, die Veränderungen der Öffnungszeiten wünschen (rd. 50 % der befragten

Wiener/innen sind mit den Öffnungszeiten gemäß Wiener Öffnungszeitenverordnung 2003, Nr. 35 zufrieden) Anmerkung: nicht angeführte Prozentwerte auf 100 % beziehen sich auf die Antwortkategorie: keine Angabe Quelle: KMU FORSCHUNG AUSTRIA, Markant Unternehmensberatung

Etwas mehr als ein Viertel der Konsument/innen wünscht sich eine Öffnung am Samstag, die über den bisherigen Zeitraum (18 Uhr) hinausgeht. Rd. 5 % präferieren Öffnungszeiten bis 22 Uhr.

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Evaluierung der Wiener Ladenöffnungszeiten 28

Grafik 20 Gewünschte Öffnungszeiten am Samstag, in Prozent*

0%

20%

40%

60%

80%

100%

bis 12h bis 13h bis 14h bis 15h bis 16h bis 17h bis 18h bis 19h bis 20h bis 21h bis 22h

* in Prozent der befragten Wiener/innen, die Veränderungen der Öffnungszeiten wünschen Lesebeispiel: Rd. 75 % der Wiener/innen, die sich „andere“ Öffnungszeiten wünschen, möchten, dass die Wiener Einzel-handelsgeschäfte am Samstag mindestens bis 15 Uhr geöffnet haben. Bis 18 Uhr wünschen dies nur mehr rd. 45 %. Anmerkung: Antwortkategorien wurden auf 100 % hochgerechnet; dh. keine Berücksichtigung fehlender Angaben. Quelle: KMU FORSCHUNG AUSTRIA, Markant Unternehmensberatung

Die Möglichkeit, am Sonntag Einkaufen zu gehen, wünschen rd. 9 %. Diese Konsument/innen gaben auch als Präferenz eine völlige Liberalisierung der Öffnungszeiten an und bevorzugen die Möglichkeit 24 Stunden am Tag Einkaufen gehen zu können. Umgelegt auf die Wiener Be-völkerung (ab 15 Jahren) bedeutet dies, dass rd. 4-5 % der Wiener/innen am Sonntag Ein-kaufen möchten. D.h., aus Konsumentensicht stellt sich die Frage nach der Sonntagsöffnung der Einzelhandelsgeschäfte nicht.

6.5 Zukünftige Nutzung der verlängerten Öffnungszeiten

Hinsichtlich der geplanten zukünftigen Nutzung der liberaleren Öffnungszeiten sind die folgen-den Ergebnisse der Konsumentenbefragung mit der gebotenen kritischen Betrachtungsweise zu interpretieren.

Die verlängerten Öffnungszeiten (Samstag bis 18 Uhr, ein Wochentag bis 21 Uhr) zu nutzen, planen rd. 52 % der Wiener/innen, rd. 46 % werden diese nicht in Anspruch nehmen (und rd. 2 % konnten dazu keine Angabe machen). Hochgerechnet auf die Wohnbevölkerung in Wien (ab 15 Jahre) bedeutet das, dass rd. 688.000 Wiener/innen in Zukunft die verlängerten Öffnungszeiten nutzen werden oder zumindest planen diese in Anspruch zu nehmen.

Die zukünftige Nutzung der verlängerten Öffnungszeiten sinkt anteilsmäßig mit steigendem Alter. Während rd. 74 % der 15 - 29-Jährigen planen samstags bis 18 Uhr und wochentags bis 21 Uhr Einkaufen zu gehen, haben dies nur rd. 33 % der Altersgruppe 60 Jahre und älter vor. In dieser Altersgruppe werden voraussichtlich rd. zwei Drittel die verlängerten Öffnungszeiten nicht in Anspruch nehmen.

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Evaluierung der Wiener Ladenöffnungszeiten 29

Grafik 21 Geplante Nutzung der verlängerten Öffnungszeiten, nach Altersgruppen, in Prozent

33

45

53

58

74

66

52

45

39

25

1

3

2

3

1

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%

60 Jahre und älter

50 - 59 Jahre

40 - 49 Jahre

30 - 39 Jahre

15 - 29 Jahre

zukünftige Nutzung der "neuen" Öffnungszeiten keine zukünftige Nutzung der "neuen" Öffnungszeiten

k.A.

k.A.: keine Angabe Quelle: KMU FORSCHUNG AUSTRIA, Markant Unternehmensberatung

Rd. 88 % der Wiener/innen, die bereits zu den verlängerten Öffnungszeiten Einkaufen gingen, planen dies auch in Zukunft tun; rd. 10 % hingegen, die die Möglichkeit des Abendeinkaufs unter der Woche bzw. die 1 Stunde länger am Samstag bereits genutzt haben, wollen diese in Zukunft nicht mehr nutzen.

Hinsichtlich jener Konsument/innen, die bislang die liberaleren Öffnungszeiten nicht nutzten, sieht die Situation wie folgt aus: rd. 42 % planen, die erweiterten Möglichkeiten abends bzw. samstags zu nutzen; die Mehrheit von rd. 57 % dieser Gruppe wird auch in Zukunft nicht zu diesen Zeiten in die Geschäfte einkaufen gehen.

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Evaluierung der Wiener Ladenöffnungszeiten 30

Grafik 22 Geplante Nutzung der verlängerten Öffnungszeiten, nach Nutzung der erweiterten Öffnungszeiten, in Prozent

42

88

57

10

1

2

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%

bisher keine Nutzung der"neuen" Öffnungszeiten

Nutzung der "neuen"Öffnungszeiten bereits

erfolgt

zukünftige Nutzung der "neuen" Öffnungszeitenkeine zukünftige Nutzung der "neuen" Öffnungszeitenk.A.

k.A.: keine Angabe Quelle: KMU FORSCHUNG AUSTRIA, Markant Unternehmensberatung

Dies bedeutet, dass sich die neuen Öffnungszeiten einer steigenden Beliebtheit und Akzeptanz unter den Konsument/innen erfreuen.

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Evaluierung der Wiener Ladenöffnungszeiten 31

7 Sichtweise der Handelsangestellten

Die Ergebnisse basieren auf der telefonischen Befragung von 300 Wiener Handelsangestellten, die im Verkauf tätig sind. Die Erhebung wurde vom 3. November 2003 bis zum 20. November 2003 von Markant Unternehmensberatung durchgeführt. Die Repräsentativität der Stichproben-zusammensetzung wurde mittels Quotenverfahren gewährleistet. Die Quote der befragten Verkäufer/innen entspricht dem Verhältnis der Wiener Handelsangestellten nach Geschlecht (rd. 68 % weiblich / rd. 32 % männlich) und Vollzeit-/Teilzeitbeschäftigung (rd. 59 % Vollzeit / rd. 41 % Teilzeit) auf Basis von Daten des Hauptverbandes der österreichischen Sozial-versicherungsträger bzw. der Statistik Austria.

Zum Zeitpunkt der Befragung war die Regelung der Ladenöffnungszeiten in Wien (Wiener Öffnungszeitenverordnung Nr. 35/2003) rd. vier Monate in Kraft. Dies ist besonders im Hinblick auf die Betroffenheit bzw. den Einfluss durch die verlängerten Öffnungszeiten zu berück-sichtigen.

Im folgenden wird die Betroffenheit der Wiener Handelsangestellten mit den verlängerten Öffnungszeiten ermittelt und darauf aufbauend der Einfluss auf verschiedene Bereiche, wie z.B. Privatleben, Freizeit, Kinderbetreuung, etc. dargestellt. Zudem folgen eine Analyse der Zu-friedenheit mit den neuen Öffnungszeiten sowie eine Beurteilung einer weiteren Ausweitung der Öffnungszeiten aus Sicht der Handelsangestellten.

7.1 Betroffenheit durch die verlängerten Öffnungszeitenverordnung17

Rd. die Hälfte der befragten Handelsangestellten, die im Verkauf tätig sind, ist derzeit bzw. in naher Zukunft von der Neuregelung der Wiener Ladenöffnungszeiten betroffen.

Grafik 23 Generelle Betroffenheit durch die neuen Öffnungszeiten, in Prozent

NEIN; 49%

noch nicht, aber in naher Zukunft; 9%

JA; 40%

Anmerkung: nicht angeführte Prozentwerte auf 100 % beziehen sich auf die Antwortkategorie: keine Angabe Quelle: KMU FORSCHUNG AUSTRIA, Markant Unternehmensberatung

17 Verordnung Nr. 35: Wiener Öffnungszeitenverordnung 2003

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Evaluierung der Wiener Ladenöffnungszeiten 32

Von der Verlängerung der Ladenöffnungszeiten sind insbesondere Teilzeitkräfte (rd. 51 %) und Handelsangestellte in filialisierten Einzelhandelsbetrieben (rd. 54 %) betroffen. Auf Verkäufer/-innen in nicht filialisierten Einzelhandelsbetrieben hat die neue Öffnungszeitenverordnung etwas geringere Auswirkung, da derzeit bzw. in naher Zukunft „nur“ rd. 42 % der Handelsange-stellten von einer Verlängerung der Öffnungszeiten betroffen ist.

Grafik 24 Betroffenheit durch die verlängerten Ladenöffnungszeiten, in Prozent

36

42

38

41

40

6

12

13

6

9

0 10 20 30 40 50 60

selbstständigerEinzelhandelsbetrieb

filialisierterEinzelhandelsbetrieb

Teilzeit

Vollzeit

Durchschnitt

bereits betroffen in Zukunft betroffen

Quelle: KMU FORSCHUNG AUSTRIA, Markant Unternehmensberatung

7.2 Allgemeine Beurteilung der verlängerten Öffnungszeiten

Die Beurteilung der Ladenöffnungszeiten erfolgt nur auf Basis jener Handelsangestellten, die von den verlängerten Öffnungszeiten bereits betroffen sind oder dies in naher Zukunft sein werden. (Dies entspricht rd. 49 % der befragten Verkäufer/innen).

Nur rd. 17 % der Verkäufer/innen schätzen die Verlängerung der Ladenöffnungszeiten sehr gut bzw. gut ein, während rd. 51 % diese schlecht oder sehr schlecht beurteilen. Vollzeitkräfte stufen die verlängerten Öffnungszeiten deutlich negativer ein als Teilzeitkräfte; dies wohl des-halb, da nun auch Vollzeitkräfte verstärkt mit anderen Arbeitszeiten konfrontiert sind, die für Teilzeitkräfte bereits gewohnte Realität sind. Handelsangestellte in nicht filialisierten Einzel-handelsbetrieben beurteilen die Verlängerung der Ladenöffnungszeiten besser als Verkäufer/-innen in filialisierten Unternehmen.

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Evaluierung der Wiener Ladenöffnungszeiten 33

Grafik 25 Beurteilung der verlängerten Ladenöffnungszeiten, in Prozent*

24

13

15

18

17

29

27

36

23

28

46

57

44

56

51

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%

selbstständigerEinzelhandelsbetrieb

filialisierterEinzelhandelsbetrieb

Teilzeit

Vollzeit

Durchschnitt

sehr gut / gut mittelmäßig schlecht / sehr schlecht

* in Prozent der Handelsangestellten, die von der neuen Öffnungszeitenverordnung betroffen sind Anmerkung: nicht angeführte Prozentwerte auf 100 % beziehen sich auf die Antwortkategorie: keine Angabe Quelle: KMU FORSCHUNG AUSTRIA, Markant Unternehmensberatung

7.3 Einfluss der verlängerten Öffnungszeiten

Die Verlängerung der Ladenöffnungszeiten beeinflusst vor allem das Privatleben und die per-sönliche Situation (jeweils rd. 92 %) der betroffenen Wiener Handelsangestellten sowie deren soziale Kontakte und ihren Tagesablauf (jeweils rd. 87 %).

Die Handelsangestellten mit Kindern sehen zu rd. zwei Drittel einen Einfluss der verlängerten Öffnungszeiten auf die Kinderbetreuung. Rd. die Hälfte empfindet den Einfluss als sehr bzw. stark.

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Evaluierung der Wiener Ladenöffnungszeiten 34

Grafik 26 Einfluss der verlängerten Öffnungszeiten auf folgende Faktoren, in Prozent*

49

38

59

55

47

50

61

62

14

36

25

30

40

37

31

30

0 20 40 60 80 100

Kinderbetreuung**

Betriebsklima

Freizeit

Familiensituation

Tagesablauf

Soziale Kontakte

Persönliche Situation

Privatleben

%

sehr starker/starker Einfluss mittlerer/leichter Einfluss

* in Prozent der Handelsangestellten, die von der neuen Öffnungszeitenverordnung betroffen sind ** in Prozent der betroffenen Handelsangestellten mit Kindern Quelle: KMU FORSCHUNG AUSTRIA, Markant Unternehmensberatung

Rd. 92 % der betroffenen Handelangestellten vermuten eine Auswirkung der neuen Öffnungs-zeiten auf ihr Privatleben, wobei davon rd. 6 % von positiven Veränderungen ausgehen und rd. 36 % negative Auswirkungen befürchten. Rd. 58 % sehen sich sowohl mit positiven als auch negativen Aspekten konfrontiert.

Ebenfalls rd. 92 % der betroffenen Verkäufer/innen nehmen einen Einfluss der verlängerten Ladenöffnungszeiten auf ihre persönliche Situation wahr. Davon empfinden rd. 11 % die Ver-änderungen als positiv, rd. 37 % als negativ. Insbesondere sehen sich Handelangestellte in nicht filialisierten Einzelhandelsbetrieben mit negativen Auswirkungen der verlängerten Öff-nungszeiten auf ihre persönliche Situation (rd. 46 %) und ihr Privatleben (rd. 42 %) konfrontiert.

Rd. 87 % der betroffenen Befragten nehmen einen Einfluss der verlängerten Öffnungszeiten auf ihre sozialen Kontakte wahr, wobei davon rd. 7 % von positiven Veränderungen ausgehen und sich rd. 42 % mit negativen Aspekten in Zusammenhang mit der Pflege von sozialen Kontakten konfrontiert sehen. Beispielsweise befürchten rd. 49 % der Teilzeitangestellten negative Ver-änderungen ihres sozialen Kontaktverhaltens.

Mit einem Einfluss der neuen Ladenöffnungszeiten auf ihr Freizeitverhalten rechnen rd. 84 % der betroffenen Handelsangestellten. Lediglich rd. 4 % empfinden diese Veränderung als positiv, rd. 36 % als negativ und rd. 60 % nehmen sowohl positive als auch negative Auswirk-ungen auf ihre Freizeitgestaltung wahr. Besonders häufig empfinden Handelsangestellte in nicht filialisierten Einzelhandelsbetrieben (rd. 44 %) die Veränderungen durch die Ausdehnung der Ladenöffnungszeiten als negativ.

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Evaluierung der Wiener Ladenöffnungszeiten 35

Rd. 85 % der von den neuen Ladenöffnungszeiten betroffenen Handelsangestellten gehen von einem Einfluss der Öffnungszeitenverlängerung auf ihre Familiensituation aus, wobei rd. 43 % negative Auswirkungen befürchten bzw. damit konfrontiert sind. Wiederum empfinden beson-ders Angestellte im nicht filialisierten Einzelhandel (rd. 52 %) die Veränderungen als negativ.

Rd. 63 % der betroffenen Handelsangestellten mit Kindern nehmen einen Einfluss der ver-längerten Ladenöffnungszeiten auf die Kinderbetreuung wahr, wobei rd. 37 % diesen negativ beurteilen. Rd. 61 % sehen sich diesbezüglich sowohl mit positiven als auch mit negativen As-pekten konfrontiert.

Einen Einfluss der verlängerten Ladenöffnungszeiten auf das Betriebsklima empfinden rd. 74 % der betroffenen Verkäufer/innen. Rd. 14 % nehmen positive Veränderungen wahr und rd. 52 % empfinden die Auswirkungen auf das betriebsinterne Klima als negativ. Positive Aus-wirkungen nehmen insbesondere Teilzeitbeschäftigte und Angestellte ohne Kinder wahr (jeweils rd. 17 %).

Rd. 87 % gehen auch von Veränderungen des Tagesablaufs auf Grund der verlängerten Ladenöffnungszeiten aus, davon sehen sich rd. 45 % mit negativen Veränderungen konfrontiert und rd. 48 % nehmen sowohl positive als auch negative Veränderungen wahr. Vor allem männ-liche Angestellte und Verkäufer/innen in nicht filialisierten Einzelhandelsbetrieben empfinden negative Auswirkungen der verlängerten Öffnungszeiten auf ihren Tagesablauf (rd. 48 % bzw. rd. 49 %).

Grafik 27 Positive und negative Auswirkungen durch die Verlängerung der Laden-öffnungszeiten, in Prozent*

4

6

3

11

7

3

5

14

60

58

61

52

51

54

48

34

36

36

37

37

42

43

45

52

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%

Freizeit

Privatleben

Kinderbetreuung**

Persönliche Situation

Soziale Kontakte

Familiensituation

Tagesablauf

Betriebsklima

positiv positiv als auch negativ negativ

* in Prozent der betroffenen Handelsangestellten, die einen Einfluss durch die verlängerten Öffnungszeiten sehen ** in Prozent der betroffenen Handelsangestellten mit Kindern Anmerkung: nicht angeführte Prozentwerte auf 100 % beziehen sich auf die Antwortkategorie: keine Angabe Quelle: KMU FORSCHUNG AUSTRIA, Markant Unternehmensberatung

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Evaluierung der Wiener Ladenöffnungszeiten 36

7.4 Zufriedenheit mit den verlängerten Öffnungszeiten

Wie die folgende Grafik zeigt, besteht insgesamt große Unzufriedenheit der Handelsange-stellten mit den verlängerten Öffnungszeiten. Sehr problematisch werden die Faktoren Kinder-betreuung bzw. Entlohnung und Arbeitszeitregelung eingestuft.

Dass die Entlohnung trotz der kollektivvertraglich vorgesehenen Zuschläge (bei den Abendöff-nungszeiten bzw. samstags nachmittags) Anlass zur Unzufriedenheit ist, dürfte wohl als genereller Wunsch der Handelsangestellten zu einer Verbesserung des individuellen Ein-kommens verstanden werden. In diesem Zusammenhang ist anzumerken, dass in vielen Branchen die Handelsangestellten zusätzlich zum kollektivvertraglichen Mindestgehalt Pro-visionen beziehen.

Erforderliche Änderungen in den Arbeitszeitregelungen sind ebenfalls ein großer Unzufrieden-heitsfaktor, vor allem bei den Vollzeitmitarbeiter/innen.

Grafik 28 Zufriedenheit mit folgenden Faktoren, in Prozent*

28

25

27

12

29

25

22

15

37

48

48

51

6

2

3

22

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%

Heimw eg

Arbeitszeitregelung

Entlohnung

Kinderbetreuung**

sehr zufrieden / zufrieden indifferent w enig / nicht zufrieden k.A.

* in Prozent der Handelsangestellten, die von der neuen Öffnungszeitenverordnung betroffen sind ** in Prozent der betroffenen Handelsangestellten mit Kindern k.A.: keine Angabe Quelle: KMU FORSCHUNG AUSTRIA, Markant Unternehmensberatung

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Evaluierung der Wiener Ladenöffnungszeiten 37

7.5 Wunscharbeitszeiten

Rd. 38 % der von der neuen Ladenöffnungszeit betroffenen Handelsangestellten präferieren jeweils ganztags zu arbeiten und rd. 36 % würden gerne überwiegend vormittags arbeiten. Ar-beitszeiten am Vormittag werden insbesondere von Teilzeitbeschäftigten (rd. 49 %), Filial-angestellten (rd. 47 %) und Personen mit Kindern (rd. 46 %) bevorzugt. Rd. 11 % der befragten Betroffenen ist es gleichgültig, wann sie arbeiten.

In der betrieblichen Praxis sind diese aus der Sicht der Handelsangestellten verständlichen Wünsche und Vorstellungen kaum realisierbar. In vielen Einzelhandelsbranchen ist die Kunden-frequenz beispielsweise vormittags relativ gering.

Grafik 29 Gewünschte Arbeitszeiten, in Prozent*

3

5

8

10

11

12

36

38

14

0 5 10 15 20 25 30 35 40

mehrere Abende/Woche**

ganze Tage inkl. Abend**

Nachmittag inkl. Abend**

samstags

gleichgültiig

nachmittags

ein Abend/Woche

vormittags

ganze Tage

%

* in Prozent der Handelsangestellten, die von der neuen Öffnungszeitenverordnung betroffen sind ** Aufgrund der geringen Prozentwerte (unter 10 %) zeigen diese Angaben unter Berücksichtigung der

Stichprobengröße lediglich Tendenzen auf. Mehrfachnennungen möglich Quelle: KMU FORSCHUNG AUSTRIA, Markant Unternehmensberatung

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Evaluierung der Wiener Ladenöffnungszeiten 38

7.6 Beurteilung einer weiteren Ausweitung der Öffnungszeiten

Eine weitere Ausdehnung der Ladenöffnungszeiten wird nur von rd. 15 % der bereits be-troffenen bzw. in Zukunft betroffenen Handelsangestellten mit gut bzw. sehr gut beurteilt, währ-end rd. 63 % dieser negativ gegenüber stehen. Insbesondere Handelsangestellte in filialisierten Unternehmen stufen eine zusätzliche Erweiterung der Öffnungszeiten als sehr bzw. schlecht ein (rd. 72 %), während dies rd. 59 % der Verkäufer/innen in nicht filialisierten Einzelhandels-betrieben angaben. Besonders negativ beurteilten die weiblichen Handelsangestellten eine weitere Ausdehnung der Öffnungszeiten (rd. 70 %).

Grafik 30 Beurteilung einer weiteren Ausdehnung der Ladenöffnungszeiten, in Prozent

22

9

19

11

12

16

15

14

17

23

16

22

16

18

59

72

52

70

62

63

63

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%

selbstständigerEinzelhandelsbetrieb

filialisierterEinzelhandelsbetrieb

männlich

w eiblich

Teilzeit

Vollzeit

Durchschnitt

sehr gut / gut mittelmäßig schlecht / sehr schlecht

* in Prozent der Handelsangestellten, die von der neuen Öffnungszeitenverordnung betroffen sind Anmerkung: nicht angeführte Prozentwerte auf 100 % beziehen sich auf die Antwortkategorie: keine Angabe Quelle: KMU FORSCHUNG AUSTRIA, Markant Unternehmensberatung

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Evaluierung der Wiener Ladenöffnungszeiten 39

8 Sichtweise der Unternehmen

Die Ergebnisse basieren auf der Befragung von 364 Unternehmen, die in Wien mindestens ein Einzelhandelsgeschäft betreiben. Die Erhebung wurde mittels standardisiertem Fragebogen im Zeitraum von 3. bis 21. November 2003 von der KMU FORSCHUNG AUSTRIA durchgeführt. Die Aussendung der Fragebögen erfolgte zweimalig an eine Stichprobe von rd. 1.600 Handels-betrieben. Von den retournierten Fragebögen konnten 364 ausgewertet werden. Zusätzlich zur Aussendung von Fragebögen wurde eine Online-Datenbank eingerichtet, die von rd. der Hälfte der filialisierten Unternehmen zur Beantwortung des Fragebogens genutzt wurde. Nach Ver-triebsform gliedern sich die befragten Unternehmen wie folgt:

Tabelle 3 Anzahl der befragten Unternehmen, nach Vertriebsform

Vertriebsform Anzahl der befragten

Unternehmen

Anzahl der Einzelhandels-

geschäfte

nicht filialisierte Einzelhandelsbetriebe gesamt* 340 340 davon:

Selbstständiger Einzelhandelsbetrieb ohne Verbund 271 271

Selbstständiger Einzelhandelsbetrieb mit Verbund Franchisenehmer

45

10

45

10

filialisierte Einzelhandelsbetriebe 24 746

Summe 364 1.086 * Anmerkung: einige nicht filialisierte Einzelhandelsbetriebe machten keine Angabe zur Vertriebsform Quelle: KMU FORSCHUNG AUSTRIA

Die Zahl der Geschäfte, die in die Untersuchung eingingen, entspricht rd. 10 % der Geschäfte im stationären Wiener Einzelhandel. Folgende Branchen des stationären Einzelhandels wurden in die Untersuchung mit einbezogen:

Tabelle 4 Untersuchte Einzelhandelsbranchen

Branche ÖNACE – Klassifizierung

Lebensmittelhandel Einzelhandel mit verschiedenen Waren: Schwerpunkt Nahrung/Getränke/Tabakwaren

Drogerien / Parfümerien Einzelhandel mit kosmetischen Artikeln und Körperpflegemitteln Bekleidungshandel Einzelhandel mit Bekleidung Schuh- und Lederwarenhandel Einzelhandel mit Schuhen und Lederwaren

Möbelhandel Einzelhandel mit Möbeln, Einrichtungsgegenständen und Hausrat Elektrohandel Einzelhandel mit Haushalts-/Rundfunk-/Fernsehgeräten + Musikinstrumenten Baumärkte Einzelhandel mit Metallwaren, Anstrichmittel, Bau- und Heimwerkerbedarf

Papier- und Buchhandel Computerhandel

Einzelhandel mit Büchern, Zeitschriften und Zeitungen, mit Schreibwaren und Bürobedarf Einzelhandel mit Computern und Standardsoftware

Fotohandel Einzelhandel mit Fotoartikeln, optischen und feinmechanischen Artikeln Uhren- und Schmuckhandel Einzelhandel mit Uhren und Schmuck

Sportartikelhandel Spielwarenhandel

Einzelhandel mit Fahrrädern, Sport- und Campingartikel Einzelhandel mit Spielwaren

Quelle: KMU FORSCHUNG AUSTRIA

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Evaluierung der Wiener Ladenöffnungszeiten 40

In diesem Kapitel werden neben der Zufriedenheit der Unternehmen mit der Neuregelung der Ladenöffnungszeiten die derzeitigen Öffnungszeiten dargestellt und den in Zukunft präferierten Öffnungszeiten gegenübergestellt. Weiters wird auf bisherige Erfahrungen und Auswirkungen der verlängerten Öffnungszeiten eingegangen.

8.1 Zufriedenheit mit der Öffnungszeitenverordnung18

Rd. ein Drittel der befragten nicht filialisierten Einzelhandelsbetriebe ist mit der neuen Öffnungszeitenverordnung sehr bzw. zufrieden. Fast die Hälfte dieser Betriebe zeigte sich je-doch wenig bis nicht zufrieden. Der Grund für die Unzufriedenheit ist für den Großteil (rd. 83 % der wenig bis nicht zufrieden Betriebe) die zu liberalen Öffnungszeiten, während für rd. 17 % die Regelungen zu wenig liberal ausfielen. Im Vergleich der Vertriebsformen im nicht filialisierten Einzelhandel zeigen sich die Franchisenehmer deutlich unzufriedener als die selbstständigen Einzelhändler ohne Verbund.

Die filialisierten Einzelhandelsbetriebe zeigen sich deutlich weniger zufrieden mit der neuen Öffnungszeitenverordnung. Rd. drei Viertel der befragten Filialunternehmen zeigen sich wenig bis nicht zufrieden mit den verlängerten Öffnungszeiten. Bei näherer Betrachtungsweise zeigt sich ein indifferentes Bild. Während deutlich mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen als Grund für die Unzufriedenheit die zu wenig liberalen Öffnungszeiten angibt, ist für die weiteren Betriebe die neue Regelung zu liberal ausgefallen.

Grafik 31 Zufriedenheit der Einzelhandelsbetriebe mit der neuen Öffnungszeitenverordnung, nach Vertriebsform, in Prozent

21

20

34

32

34

4

0

2

12

10

75

60

61

44

48

0

20

3

12

8

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%

filialisierterEinzelhandelsbetrieb

Franchisenehmer*

selbstständigerEinzelhändler mit Verbund

selbstständigerEinzelhändler ohne

Verbund

nicht f ilialisierterEinzelhandelsbetrieb

Durchschnitt

sehr zufrieden / zufrieden indifferent w enig zufrieden / nicht zufrieden k.A.

k.A.: keine Angabe * Unter Berücksichtigung der Stichprobengröße und der missing values können hier lediglich Tendenzen aufgezeigt

werden. Quelle: KMU FORSCHUNG AUSTRIA

18 Verordnung Nr. 35: Wiener Öffnungszeitenverordnung 2003

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Evaluierung der Wiener Ladenöffnungszeiten 41

Tendenziell unzufriedener zeigen sich die nicht filialisierten Einzelhandelsbetriebe in Ein-kaufs- bzw. Fachmarktzentren. In diesem Zusammenhang ist darauf hinzuweisen, dass in den meisten Einkaufszentren die Öffnungszeiten vom Einkaufszentrenbetreiber – gegebenenfalls mit einem Mieterbeirat – festgelegt werden. Während die wenig bis nicht zufriedenen Betriebe mit Standort Einkaufs- bzw. Fachmarktzentren als Grund zu fast zwei Drittel die zu wenig liberalen Regelungen anführen, ist der Grund für die Unzufriedenheit der Betriebe in Einkaufsstraßen fast ausschließlich die zu liberalen Öffnungszeiten.

Grafik 32 Zufriedenheit der nicht filialisierten Einzelhandelsbetriebe mit der neuen Öffnungszeitenverordnung, nach Standort, in Prozent

36

29

22

34

13

8

7

10

41

50

67

48

10

13

4

8

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%

sonstige Lage

Einkaufsstraße

Einkaufs- u.Fachmarktzentrum

nicht f ilialisierterEinzelhandelsbetrieb

Durchschnitt

sehr zufrieden / zufrieden indifferent w enig zufrieden / nicht zufrieden k.A.

k.A.: keine Angabe Quelle: KMU FORSCHUNG AUSTRIA

8.2 Derzeitige Öffnungszeiten

Die Mehrheit (rd. 80 %) der nicht filialisierten Einzelhandelsbetriebe in Wien hat aufgrund der neuen Verordnung ihre Öffnungszeiten zum Zeitpunkt der Erhebung nicht verändert. Als Grund gaben diese Betriebe zu rd. 59 % an, dass kein Bedarf für verlängerte Öffnungszeiten bestehe. Für rd. die Hälfte wären die Kosten für verlängerte Öffnungszeiten zu hoch und rd. 27 % sehen aufgrund der Personalressourcen keine Möglichkeit ihre Öffnungszeiten zu ver-längern (Mehrfachnennungen möglich).

Rd. 20 % der nicht filialisierten Einzelhandelsbetriebe haben ihre Öffnungszeiten verändert. Der Hauptgrund (rd. 62 % der Nennungen) für die Änderung sind die geänderten Öffnungszeiten der Mitbewerber. Rd. 36 % erwarten sich eine Umsatzsteigerung und rd. 29 % eine höhere Kundenfrequenz (Mehrfachnennungen möglich).

Zwei Drittel der befragten Filialisten hat die neue Verordnung für eine Veränderung ihrer Öffnungszeiten genutzt. Hier spielen vor allem die Kundenwünsche aus Sicht der Unternehmen und die Mitbewerber eine große Rolle. Ein Drittel hat die Öffnungszeiten nicht geändert. Als Hauptgrund werden die damit verbundenen hohen Kosten angeführt.

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Evaluierung der Wiener Ladenöffnungszeiten 42

Die durchschnittliche wöchentliche Offenhaltezeit der befragten nicht filialisierten Einzel-handelsbetriebe liegt in Wien bei rd. 48 Stunden.19 Unter 1 % der befragten Betriebe nutzte zum Zeitpunkt der Erhebung die in der Öffnungszeitenverordnung20 festgelegte maximale Ge-samtoffenhaltezeit von 66 Stunden pro Woche. Betriebe, die am Samstag geöffnet haben, weisen im Durchschnitt eine Offenhaltezeit von rd. 49 Stunden pro Kalenderwoche auf. Be-triebe, die am Samstag nicht geöffnet haben - das sind rd. 10 % der befragten Betriebe - öffnen im Durchschnitt rd. 37 Stunden. Diese hohe Differenz ist u.a. auch darauf zurückzuführen, dass diese Betriebe häufiger in den Mittagsstunden zusperren.

Nicht filialisierte Betriebe, die aufgrund der neuen Öffnungszeitenverordnung ihre Öffnungs-zeiten verändert haben, weisen eine durchschnittliche wöchentliche Offenhaltezeit von rd. 54 Stunden auf, gegenüber rd. 46 Stunden der Betriebe, die keine Veränderungen vorgenommen haben. Das zeigt, dass Betriebe, die ihre Öffnungszeiten verändert haben, bereits vor der neuen Regelung überdurchschnittlich lange geöffnet hatten.

Länger geöffnet haben im Durchschnitt mit rd. 58 Stunden pro Kalenderwoche die filialisierten Einzelhandelsbetriebe. Die maximale Gesamtoffenhaltezeit von 66 Stunden pro Woche wird im filialisierten Lebensmitteleinzelhandel genutzt.

Grafik 33 Durchschnittliche Offenhaltezeit pro Woche, nach Vertriebsform, in Stunden

48

51

55

58

47

0 10 20 30 40 50 60

filialisierterEinzelhandelsbetrieb

Franchisenehmer

selbstständigerEinzelhändler mit

Verbund

selbstständigerEinzelhändler ohne

Verbund

nicht f ilialisierterEinzelhandelsbetrieb

Durchschnitt

66 Stunden

Anmerkung: Werte auf ganze Stunden gerundet Quelle: KMU FORSCHUNG AUSTRIA

Der überwiegende Teil der nicht filialisierten Betriebe öffnet wochentags um 9 Uhr morgens und schließt um 18 Uhr. Rd. 23 % halten ihre Geschäfte mittags im Durchschnitt rd. 1h 40 min. geschlossen. Den langen Einkaufstag21 (bis 21 Uhr) nutzen lediglich rd. 6 % der befragten Betriebe.

19 Werte auf ganze Stunden gerundet 20 Verordnung Nr. 35: Wiener Öffnungszeitenverordnung 2003 21 Anmerkung: zum Zeitpunkt der Erhebung war dies meist der Donnerstag

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Evaluierung der Wiener Ladenöffnungszeiten 43

Rd. ein Drittel der befragten Filialbetriebe nutzt die Möglichkeit die Mehrheit ihrer Wiener Filialen am langen Einkaufstag bis 21 Uhr zu öffnen. Weitere Filialbetriebe öffnen teilweise ein-zelne Filialen an bestimmten Standorten, wie z.B. in Einkaufszentren oder im 1. Wiener Ge-meindebezirk wochentags bis 21 Uhr.

Rd. 90 % der nicht filialisierten Betriebe haben am Samstag geöffnet, im Durchschnitt rd. 5,5 Stunden. Von den Betrieben, die samstags geöffnet haben, nutzen rd. 22 % die Möglichkeit bis 18 Uhr zu öffnen. Dieser Anteil ist bei nicht filialisierten Betrieben in Einkaufs- bzw. Fach-marktzentren deutlich höher (rd. 59 %). Hier sei darauf verwiesen, dass vielfach in Ein-kaufszentren eine Betriebspflicht zu den vom Betreiber festgelegten Öffnungszeiten besteht. Während in den Einkaufstraßen rd. 27 % am Samstag bis um 18 Uhr öffnen, sind es in den „sonstigen Lagen“ lediglich rd. 8 %.

Die Möglichkeit am Samstag bis 18 Uhr zu öffnen, wird vom überwiegenden Teil der Franchise-betriebe wahrgenommen (rd. 80 %), während dies lediglich rd. 19 % der selbstständigen Einzel-handelsbetriebe ohne Verbund nutzen. Rd. zwei Drittel der befragten Filialbetriebe schließen die Mehrheit ihrer Wiener Filialen am Samstag erst um 18 Uhr.

8.3 Öffnungszeiten der Mitbewerber

Als Hauptgrund die Öffnungszeiten zu ändern, gaben vielfach sowohl die nicht filialisierten als auch die filialisierten Betriebe die geänderten Öffnungszeiten der Mitbewerber an. Die nicht filialisierten Betriebe gaben zu über einem Drittel an, dass die Öffnungszeiten der Mitbewerber gleich lang sind. Der Anteil der Filialbetriebe, die gleich lange Öffnungszeiten im Vergleich zu ihren Mitbewerbern haben, liegt bei rd. zwei Drittel.

Grafik 34 Öffnungszeiten der Mitbewerber der Einzelhandelsbetriebe, in Prozent

9

20

65

39

0

9

9

18

17

14

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%

filialisierterEinzelhandelsbetrieb

nicht f ilialisierterEinzelhandelsbetrieb

länger gleich lang kürzer w eiß nicht k.A.

k.A.: keine Angabe Quelle: KMU FORSCHUNG AUSTRIA

In Einkaufs- und Fachmarktzentren sind die Öffnungszeiten der Mitbewerber de facto immer gleich lang, im Unterschied zu den Einkaufsstraßen und sonstigen Lagen. Hier sei nochmals darauf hingewiesen, dass in den meisten Einkaufszentren eine Betriebspflicht zu den vom Ein-kaufszentrenbetreiber festgelegten Öffnungszeiten besteht. Aus der Betriebspflicht leitet sich ab, dass (nahezu) alle Geschäfte in den Einkaufszentren zu denselben Zeiten geöffnet haben.

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Evaluierung der Wiener Ladenöffnungszeiten 44

8.4 Auswirkungen der verlängerten Öffnungszeiten22

Rd. 20 % der nicht filialisierten und rd. zwei Drittel der filialisierten Einzelhandelsbetriebe haben ihre Öffnungszeiten aufgrund der neuen Verordnung verändert. Die Erfahrungen dieser Be-triebe mit den verlängerten Öffnungszeiten werden im Folgenden dargestellt. Hier sei darauf hingewiesen, dass unter Berücksichtigung der Stichprobengröße und des Antwortverhaltens (hohe Werte in der Antwortkategorie: keine Angabe / missing values) der teilnehmenden Betriebe die Werte lediglich Tendenzen aufzeigen.

Rd. 36 % der nicht filialisierten Betriebe erwarteten sich durch ihre Veränderung der Öff-nungszeiten eine Umsatzsteigerung. Die tatsächlichen Erfahrungen zum Zeitpunkt der Erhebung23 zeigen jedoch ein anderes Bild. Sowohl die erwarteten Umsatz- als auch die Er-tragssteigerungen blieben größtenteils aus.

Die befragten Filialbetriebe, die ihre Öffnungszeiten aufgrund der neuen Verordnung verändert haben, konnten zum Zeitpunkt der Erhebung zu rd. zwei Drittel bzw. zu rd. der Hälfte, noch keine Umsatz- oder Ertragsveränderungen feststellen. Lediglich rd. 6 % konnten sowohl eine Umsatz- als auch Ertragssteigerung verbuchen (Rd. 31 % bzw. rd. 38 % machten hierzu keine Angaben).

Grafik 35 Auswirkungen* der veränderten Öffnungszeiten auf Umsatz, Ertrag und Kosten, in Prozent

50

38

6

0

6

11

6

32

56

56

63

68

0

0

9

6

44

30

38

35

31

15

0

0

0% 20% 40% 60% 80% 100%

filialisierterEinzelhandelsbetrieb

nicht filialisierterEinzelhandelsbetrieb

filialisierterEinzelhandelsbetrieb

nicht filialisierterEinzelhandelsbetrieb

filialisierterEinzelhandelsbetrieb

nicht filialisierterEinzelhandelsbetrieb

gestiegen gleich gesunken k.A.

Umsatz

Ertrag

Kosten

k.A.: keine Angabe * Unter Berücksichtigung der Stichprobengröße und der missing values können hier lediglich Tendenzen aufgezeigt

werden. Quelle: KMU FORSCHUNG AUSTRIA

22 gemäß Verordnung Nr. 35: Wiener Öffnungszeitenverordnung 2003 23 3. November bis 21. November 2003

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Evaluierung der Wiener Ladenöffnungszeiten 45

Rd. 29 % der nicht filialisierten Einzelhandelsbetriebe gaben in der Befragung an, eine höhere Kundenfrequenz aufgrund ihrer verlängerten Öffnungszeiten zu erwarten. Zu einer ge-stiegenen Kundenanzahl kam es bis zum Zeitpunkt der Erhebung jedoch lediglich in rd. 14 % der Betriebe. Die Mehrheit der Betriebe verzeichnete eine gleich hohe Kundenanzahl.

Eine gleich bleibende Kundenfrequenz verzeichneten zum überwiegenden Teil auch die be-fragten filialisierten Einzelhandelsbetriebe.

Grafik 36 Auswirkungen* der veränderten Öffnungszeiten auf Kundenzahl gesamt und Kundenzahl Touristen, in Prozent

7

8

7

14

57

58

50

61

2

14

5

36

32

29

20

0

0% 20% 40% 60% 80% 100%

filialisierterEinzelhandelsbetrieb

nicht f ilialisierterEinzelhandelsbetrieb

filialisierterEinzelhandelsbetrieb

nicht f ilialisierterEinzelhandelsbetrieb

gestiegen gleich gesunken k.A.

Kundenzahl Touristen

Kundenzahl gesamt

k.A.: keine Angabe * Unter Berücksichtigung der Stichprobengröße und der missing values können hier lediglich Tendenzen aufgezeigt

werden. Quelle: KMU FORSCHUNG AUSTRIA

8.5 Präferierte zukünftige Öffnungszeiten

Zur Analyse der gewünschten Veränderungen für zukünftige Öffnungszeiten wurden die der-zeitigen Öffnungszeiten mit den in Zukunft präferierten Öffnungszeiten verglichen und so die Präferenz nach Ausweitung, Verkürzung oder Beibehaltung der derzeitigen Öffnungszeiten er-mittelt. Veränderungen werden ab einem Umfang von einer halben Stunde (wöchentliche Offen-haltedauer) dargestellt.

8.5.1 Offenhaltedauer pro Woche

Rd. 49 % der nicht filialisierten Einzelhandelsbetriebe würden in Zukunft ausgedehntere Öff-nungszeiten für ihr Geschäft präferieren. Die angegebene Ausweitung der wöchentlichen Öffnungszeit beträgt im Durchschnitt rd. neuneinhalb Stunden. Eine Ausdehnung der Gesamt-offenhaltezeit auf über 66 Stunden24 ist für lediglich rd. 1 % ein Thema.

24 gemäß Verordnung Nr. 35: Wiener Öffnungszeitenverordnung 2003 darf die Gesamtoffenhaltezeit innerhalb einer

Kalenderwoche 66 Stunden nicht überschreiten

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Evaluierung der Wiener Ladenöffnungszeiten 46

Angesichts der Tatsache, dass viele Geschäfte bei weitem nicht den gesetzlich möglichen Rahmen von 66 Stunden ausschöpfen, stellt sich die Frage, warum diese Geschäfte, die für die Zukunft längere Öffnungszeiten planen, dies in der Vergangenheit nicht bereits umgesetzt haben. Hier dürfte einerseits wieder auf die Kostenaspekte zu verweisen sein (kollektivver-tragliche Zuschläge) bzw. andererseits auch auf das Verhalten von Mitbewerbern, die zu-nehmend die Geschäfte länger offen halten.

Die wöchentlichen Öffnungszeiten im Durchschnitt um rd. neun Stunden zu verkürzen, würden rd. 48 % der nicht filialisierten Betriebe präferieren. In vielen Fällen handelt es sich hier um Kleinstbetriebe, in denen die Unternehmer/innen auch selbst im Verkauf tätig sind und eine insgesamt große Arbeitsbelastung haben. Lediglich rd. 3 % möchten in Zukunft ihre derzeitigen Öffnungszeiten exakt beibehalten.

Eine weitere Ausdehnung der wöchentlichen Offenhaltedauer in Zukunft wünscht rd. ein Drittel der befragten Filialunternehmen, wohingegen die Hälfte eingeschränktere Öffnungszeiten prä-ferieren würde. Eine Ausdehnung der Gesamtoffenhaltezeit von derzeit 66 Stunden auf zukünf-tig mindestens 72 Stunden ist für den filialisierten Lebensmitteleinzelhandel ein (prioritäres) Thema.

8.5.2 Öffnungszeiten Wochentag

Insgesamt möchten in Zukunft rd. 9 % der nicht filialisierten Einzelhandelsbetriebe zumin-dest einmal an einem Wochentag länger als 19 Uhr 30 offen halten. Rd. ein Viertel der be-fragten Filialbetriebe präferiert in Zukunft wochentags ein- oder mehrmals nach 19 Uhr 30 die Wiener Filialen offen zu halten.

Grafik 37 Schließzeiten wochentags nach 19 Uhr 30, in Prozent

9 %

13

1

6

5

6

3

0 5 10 15 20 25 30

filialisierterEinzelhandelsbetrieb

nicht f ilialisierterEinzelhandelsbetrieb

25 %

%

Donnerstag oder Freitag (1x) Donnerstag und Freitag (2x) Montag bis Freitag (5x)

Quelle: KMU FORSCHUNG AUSTRIA

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Evaluierung der Wiener Ladenöffnungszeiten 47

8.5.3 Öffnungszeiten Samstag

Rd. 10 % der nicht filialisierten Einzelhändler präferieren in Zukunft am Samstag nicht offen zu halten. Dies sind vor allem selbstständige Einzelhandelsbetriebe ohne Verbund. Rd. 47 % möchten ihre derzeitige Offenhaltedauer am Samstag um durchschnittlich rd. 3 Stunden er-höhen. Rd. ein Drittel würde eine Verkürzung ihrer derzeitigen Öffnungszeiten am Samstag um durchschnittlich rd. 3 Stunden bevorzugen, während rd. 9 % die Offenhaltedauer am Samstag exakt gleich behalten will.

Im Durchschnitt präferieren die nicht filialisierten Einzelhändler eine Offenhaltedauer von knapp 6 Stunden am Samstag. Rd. 17 % möchten in Zukunft die Möglichkeit am Samstag bis 18 Uhr zu öffnen nutzen und weitere 10 % wünschen, ihr Geschäft auch nach 18 Uhr offen halten zu dürfen.

Die präferierte, zukünftige Offenhaltedauer der befragten Filialunternehmen am Samstag be-trägt im Durchschnitt rd. achteinhalb Stunden. Rd. 62 % möchten in Zukunft bis 18 Uhr offen halten, weitere rd. 6 % auch länger. Die weiteren Filialbetriebe (rd. 32 %) bevorzugen Öffnungs-zeiten am Samstag bis 17 Uhr.

8.5.4 Öffnungszeiten Sonntag

Lediglich rd. 3 % der nicht filialisierten Einzelhandelsbetriebe präferieren am Sonntag zu öffnen. Die angegebene, gewünschte Offenhaltedauer beträgt im Durchschnitt rd. sechseinhalb Stunden. Ebenfalls nur zu einem geringen Prozentsatz (rd. 6 %) ist die Sonntagsöffnung für die Filialbetriebe ein Thema.

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Evaluierung der Wiener Ladenöffnungszeiten 48

9 Maßnahmenvorschläge

Die Bandbreite möglicher Maßnahmenvorschläge ist eine äußerst Große – das Thema Öff-nungszeiten betrifft u.a. sozial- wie auch gesellschafts- und familienpolitische Aspekte, ebenso wie Fragen der Sicherheits- und Verkehrspolitik sowie des Wettbewerbsrechts.

Wie die vorangegangen Ausführungen gezeigt haben, werden die neuen Öffnungszeiten in zunehmenden Ausmaß von den Konsument/innen in Anspruch genommen; die Handelsange-stellten sehen sie Liberalisierung primär negativ, wohingegen bei den Unternehmen eine Polarisierung festzustellen ist: Die filialisierten Unternehmen (nicht nur aus dem Lebensmittel-handel) streben eine weitere Liberalisierung an, während die Mehrheit der nicht filialisierten Unternehmen restriktivere Öffnungszeiten wünscht.

Ein zentrales Ziel des Handels ist die bestmögliche Befriedigung der Wünsche der Konsument/-innen, diese umfasst auch die Öffnungszeiten. Daher sollte es im Hinblick auf Maßnahmen-vorschläge darum gehen, die georteten negativen Aspekte zu minimieren.

Nach Ansicht der Verfasser wären folgende Aspekte zu bedenken:

9.1 Erhöhung der Transparenz für die Konsument/innen

Ziel führend wäre sicherlich, zumindest auf lokaler Ebene (z.B. in einer Einkaufsstraße) eine Einigung auf einheitliche Regelungen25 hinsichtlich der Öffnungszeiten, wobei dies insbesondere auch die Abendöffnung bzw. die Öffnung samstags nachmittags umfassen sollte. Diese Öff-nungszeiten müssen infolge entsprechend kommuniziert werden.

Dies würde zu einer größeren Transparenz führen und dazu beitragen, dass die Konsument/-innen sich sicher sein können, dass zu bestimmten Zeiten alle (oder zumindest die meisten) Geschäfte in einer Einkaufsdestination geöffnet haben. Die Erfahrung zeigt, dass alle bis-herigen Bemühungen um Koordinierung nicht von Erfolg gekrönt waren. Diesbezüglich sind insbesondere auch Einkaufsstrassen gefordert.

9.2 Verfügbarkeit von ausreichenden Kinderbetreuungsplätzen

Rd. zwei Drittel der Beschäftigten im Einzelhandel sind Frauen; angesichts der steigenden Er-werbsquote der Frauen und der Tatsache, dass nach wie vor die Kinderbetreuung überwiegend bis fast ausschließlich von Frauen übernommen wird, gewinnt die Verfügbarkeit von ent-sprechenden Betreuungsplätzen an Bedeutung, nicht nur für allein erziehende Mütter.

Laut einer aktuellen Studie sind im Handel überdurchschnittlich viel Alleinerzieher/innen (verstanden als Haushalt, in dem 1 Erwachsene/r mit Kind/ern bis 15 Jahre wohnt) beschäftigt; insgesamt sind rd. 4,5 % der Wiener Handelsangestellten Alleinerzieher/innen26.

Nur in den wenigsten Fällen sind Kinderbetreuungsplätze unter der Woche nach 18 Uhr ver-fügbar:

• Nur 5 von 362 städtischen Kindergärten in Wien haben bis 20 Uhr offen

• Von 1.023 Kindergärten in Niederösterreich schließen nur 10 erst zwischen 18 und 19 Uhr

Samstags sind alle Kindergärten und Horte in Wien und Niederösterreich geschlossen.

25 Zur Vermeidung von Missverständnissen sei angeführt, dass darunter nicht verstanden wird, dass beispielsweise

der Bäcker erst später, (z.B. um 09h00) das Geschäft aufsperrt. 26 Quelle: IFES, Leben in Wien, 2003 (im Auftrag der MA 18)

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Evaluierung der Wiener Ladenöffnungszeiten 49

Tabelle 5 Öffnungszeiten von Kinderbetreuungseinrichtungen, Wien und Niederösterreich

Montag-Freitag Samstag

Wien Kindergärten & Krippen generell 06h00-18h00 geschlossen Ausnahmen 06h00-20h00 geschlossen Horte (für Volksschule) generell 11h00-18h00 geschlossen Niederösterreich

Kindergärten & Krippen

generell

07h30-13h00 (mindestens, längstens bis 19h00)*

geschlossen

Horte (für Volksschule)

generell

Nach Schulschluss – 15h00 (mindestens; längstens bis 19h00)*

geschlossen

* ab dem Wunsch von 3 „Gemeindeeltern“ werden die Öffnungszeiten angepasst. Quelle: Amt der Niederösterreichischen Landesregierung; Magistratsabteilung 11 A der Stadt Wien

Eine Anpassung der Öffnungszeiten der Kinderbetreuungsplätze wäre vor diesem Hintergrund angebracht; die Frage der gegebenenfalls erforderlichen Finanzierung dieser Maßnahme wäre gesondert zu klären.

9.3 Vorhandensein und Betrieb der öffentlichen Verkehrsmittel

Veränderte Öffnungszeiten bedingen ebenso den Betrieb der öffentlichen Verkehrsmittel. Dies betrifft Mitarbeiter/innen aus Wien gleichermaßen wie die nach Wien einpendelnden Mit-arbeiter/innen. Wiewohl noch keine rezenten Daten hinsichtlich der Entwicklung der Pendler vorliegen, dürfte sich der Anteil der Pendler in den letzten Jahren erhöht haben.

Öffnungszeiten bis 21 Uhr bedeuten vielfach, dass die Mitarbeiter/innen zwischen 21 Uhr 15 und 22 Uhr zum entsprechenden Bahnhof gelangen, um die Heimreise anzutreten. Um diese Zeiten sind die Intervalle der öffentlichen Verkehrsmittel bereits wesentlich länger, sofern über-haupt noch Züge in „entlegenere“ bzw. weiter entfernte Städte und Orte in Niederösterreich und dem Burgenland verkehren.

9.4 Diskussion von kollektivvertraglichen Regelungen

9.4.1 Einzelhandel

Wie die im Rahmen dieser Studie durchgeführten empirischen Erhebungen zeigen, erfreuen sich die neuen Abendöffnungszeiten zunehmender Beliebtheit bei den Konsument/innen.

Laut Kollektivvertrag sind für alle „neuen Öffnungszeiten“, aber auch z.B. für Samstag nach-mittags Zuschläge zu bezahlen. In Zeiten, in denen sich der Tagesablauf von vielen Öster-reicher/innen geändert hat, stellt sich die Frage, warum zu bestimmten Arbeitszeiten Zuschläge geleistet werden müssen.

In diesem Zusammenhang ist zu bedenken, dass Handelsunternehmen zur Motivation Ihrer Mitarbeiter/innen Provisionsschemata eingeführt haben. Derartige Provisionsschemata haben insofern motivierenden Charakter, als die Handelsangestellten meist dann im Geschäft sein wollen, wenn eine gute Kundenfrequenz herrscht.

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Tabelle 6 Übersicht der Zuschläge für Arbeiten im Sinne des Abschnitt VIII des HandelsKV

Abgeltung in einzelnen Stunden oder in Geld

Abgeltung in ganzen Tagen

Abgeltung in ganzen Tagen in Zusammenhang mit dem Wochenende oder Feiertagen

Überstunden

Montag bis Freitag, 18:30-19:30 70 % (=42 Min) 50 % (=30 Min) 30 % (=18 Min) 70 %

Montag bis Freitag, 19:30-21:00 100%

Samstag, 13:00-17:00 50 % (=30 Min) 50 % (=30 Min) 30 % (=18 Min) 70 %

Samstag, 17:00-18:00 keine Regelung

Gültigkeit im Jahr 2003 Quelle: http://www.flexaz.at/pdf/Arbeitszeit_Übersicht_der_Zuschläge.pdf

Im Rahmen der KV-Verhandlungen für das Jahr 2004 wurden folgende diesbezüglich relevante Punkte vereinbart:

• Die am Samstag gebührenden Zuschläge gelten rückwirkend zum 1.08.2003 von 13 Uhr bis 18 Uhr, wenn das Dienstverhältnis nicht vor dem 1.1.2004 schon beendet ist.

• Die von Montag bis Freitag ab 18 Uhr 30 geltenden Zuschlagssätze gelten bis 20 Uhr.

• Der Zuschlag von 100 % gilt von Montag bis Freitag von 20 Uhr bis 21 Uhr zuzüglich danach anschließender Abschlussarbeiten

• Angestellte, mit denen eine Arbeitsleistung ausschließlich an Samstagen vereinbart ist, werden von den Öffnungszeitenzuschlägen ausgenommen.

Gerade in einem hoch kompetitiven Markt – wie im Einzelhandel – stellt sich die Frage, ob das derzeit bestehende Zuschlagsystem noch den aktuellen Anforderungen entspricht. Nicht zuletzt durch gesellschaftliche Veränderungen hat sich vielerorts der gesamte zeitliche Ablauf bzw. die Einteilung zwischen Arbeits- und Freizeit verändert; diesen Veränderungen sollte auch bei den Entlohnungsschemata Rechnung getragen werden.

9.4.2 Andere Wirtschaftssektoren

Wie auch oben bereits angeführt wurde, ist für die Akzeptanz seitens der Konsument/innen eine weitgehend einheitliche Regelung bei einer Einkaufsdestination (z.B. Einkaufsstraße oder Einkaufszentrum) notwendig. D.h., hiervon sind naturgemäß auch andere Branchen als der Einzelhandel betroffen.

Zur Verdeutlichung werden einige der oftmals betroffenen Branchen angeführt:

• Apotheken

• Reisebüros

Auch für die Unternehmen dieser Branchen wäre die Möglichkeit zweckmäßig, abends bzw. samstags länger öffnen zu können.

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9.5 Verstärkte Berücksichtigung von Sicherheitsaspekten

Hinsichtlich der Berücksichtigung von Sicherheitsaspekten sind sowohl die Unternehmen selbst wie auch die öffentliche Hand als Adressaten zu nennen. Die Bandbreite der Aspekte geht vom Ladendiebstahl über den Einwurf der Tageslosung in den Nachttresor bis hin zum „allgemeinen Sicherheitsgefühl“ der Bevölkerung (und hier der Mitarbeiter/innen im besonderen):

• Ein Teil dieser verstärkten Berücksichtigung von Sicherheitsaspekten könnte in einem geänderten Ablauf (z.B. Einwurf der Losung während und nicht nach der Betriebszeiten bzw. Outsourcing an eine Sicherheitsfirma) liegen; je nach Branche unterschiedlich verliert dieser Aspekt durch die steigende Bedeutung des bargeldlosen Zahlungsverkehrs an Bedeutung.

• Hinsichtlich des Ladendiebstahls ist – neben der adäquaten Sicherung der Ware bzw. entsprechenden Sicherungssystemen – auch eine angemessene Personalausstattung zu erwähnen; die Erfahrung zeigt, dass zu „Randzeiten“ nicht mehr der „übliche“ Personal-stand anwesend ist. Ausschlaggebend für die Personaleinteilung in den Unternehmen ist – neben der Kundenfrequenz – auch die Höhe der Personalkosten (inklusive etwaiger Zuschläge).

Laut Kriminalitätsbericht 2002 des Bundesministeriums für Inneres steigen die strafbaren Handlungen gegen fremdes Vermögen an. In Wien war der Anstieg im Jahresvergleich 2001 - 2002 höher als im Bundesdurchschnitt (+ 20,8 % gegenüber + 16,1 %) bei gleichzeitig – entge-gen dem Bundestrend – sinkender Aufklärungsquote (Wien: 17,1 %; Österreich 25,8 %). In diesen Bereich der Handlungen gegen fremdes Vermögen fällt der Diebstahl – und damit auch der Ladendiebstahl (§ 127).

Laut der Kriminalstatistik Österreichs steigt die Anzahl der bekannt gewordenen Ladendieb-stähle im langfristigen Vergleich deutlich an – und dies bei sukzessiv sinkender Aufklärungs-quote. Besonders hoch ist in Relation zur Einwohnerzahl die Anzahl der Ladendiebstähle in Wien.27

9.6 Schaffung einer Wettbewerbsgleichheit für Unternehmen an unterschiedlichen Standorten

Einkaufsdestinationen und –agglomerationen28 im Umfeld von Wien halten teilweise bereits derzeit an zwei Tagen pro Woche die Geschäfte länger (als 19 Uhr 30) geöffnet, die Möglichkeit besteht, an 5 Tagen geöffnet zu halten. In Wien besteht derzeit – durch die jüngste Verordnung - die Möglichkeit an 2 Tagen / Woche die Geschäfte nach 19 Uhr 30 geöffnet zu halten.

In der Vorweihnachtszeit 2003 haben nun die großen Einkaufszentren sowohl in Wien wie auch in Niederösterreich 2 Tage pro Woche abends geöffnet. Nach dem Jahreswechsel 2003/04 werden voraussichtlich die Öffnungszeiten wieder reduziert; nicht zuletzt stellt sich die Frage, ob tatsächlich jeweils bis 21h00 geöffnet bleibt oder die Öffnungszeit z.B. auf 20 Uhr oder 20 Uhr 30 zurückgenommen wird (aber dafür mehrere Tage/Woche).

Zur Vermeidung von Wettbewerbsverzerrungen wäre ein akkordiertes Vorgehen der Bundes-länder Wien, Niederösterreich und Burgenland zweckmäßig. Ein Schritt im Hinblick auf eine Harmonisierung wurde seitens Wien, durch die Möglichkeit an einem zweiten Wochentag bis 21 Uhr offen zu halten, gemacht.

27 Quelle: Bundesministerium für Inneres, Bundeskriminalamt: Polizeiliche Kriminalstatistik Österreichs, Diebstahl und

Entwendung in Selbstbedienungsläden oder Kaufhäusern durch Kunden, 2003 28 Die SCS hält von November 2003 – Mitte Jänner 2004 zusätzlich zum langen Donnerstag „als Weihnachtsge-

schenk“ an die Kunden auch am Freitag die Geschäfte bis 21 Uhr offen. (Quelle: http://www.scs.at/index1.php?cat=1)

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10 Literaturverzeichnis

Burger C.: Auswirkungen der Liberalisierung der Ladenöffnungszeiten, Wien 1998

Europäische Kommission: Das Europäische Beobachtungsnetz für KMU, 6. Bericht, Brüssel 2000

FfH (Forschungsstelle für den Handel e.V.) (Hrsg.): Handelsforschung 1987, Schwerpunktthema: Ladenschluss

IFES: Leben in Wien, Studie im Auftrag der MA 18 der Stadt Wien (erscheint in Kürze)

ifo Institut: Effekte der Liberalisierung des deutschen Ladenschlussgesetzes auf den Einzelhandel und auf das Verbraucherverhalten, München 2000

Ifo Institut: Das deutsche Ladenschlussgesetz auf dem Prüfstand – Binnenhandels- und wettbewerbspolitische sowie beschäftigungspolitische und arbeitsrechtliche Überlegungen, Berlin/München 1995

KMU FORSCHUNG AUSTRIA: Kosten-, Ertrags- und Finanzlage im österreichischen Handel, Wien 2003

KMU FORSCHUNG AUSTRIA et. al.: Perspektiven für den österreichischen Handel – Analysen, Fallstudien, Wirtschaftspolitische Implikationen, Wien 2003

Regioplan: Kaufkraftstromzuflüsse 2002, Import der Kaufkraft aus Ungarn, Tschechien, Slowakei und Polen, Wien 2003

Tietz B.: Der Handelsbetrieb, 2. Auflage, München 1993