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Hintergrund Institut für Landschaftsökologie, Arbeitsgruppe Klimatologie und Biologische Station Rieselfelder Münster Nördlich des Stadtzentrums von Münster befindet sich ein knapp 450 ha großes Gebiet, in dem jahrzehntelang die Abwässer der Stadt verrieselt wurden. (Abb.1) Die Rieselfelder Münster sind heute ein Naherholungs- und Naturschutzgebiet, das sich besonders als Rastplatz für Zugvögel als ein europaweit bedeutendes Gebiet auszeichnet. Der Zustand der Rieselfelder wird heute u. A. durch künstliche Bewässerung mit geklärtem Abwasser erreicht. Kenntnisse über den Wasser- haushalt und die Verdunstung der Flächen sind schwierig zu erfassen und lagen bisher nicht vor. Besonders für die Bewirtschaftung von Schlammflächen zu den Vogelzugzeiten bringt eine Abschätzung der Verdunstung Planungssicherheit. Um die für das Bewässerungsmanagement relevanten Verdunstungsmengen zu quantifizieren, müssen sowohl wasserüberflutete, wie auch vegetations- bestandene Flächen berücksichtigt werden. Für die Berechnung der potentiellen Evaporation über Wasser- und Schlammflächen eignet sich in besonderem Maße das Penman-Verfahren. Zur Abschätzung der potentiellen Evapotranspiration wurde das Penman-Monteith-Verfahren benutzt. Beide Verfahren beinhalten die zu messenden Parameter Temperatur, Strahlungsbilanz, Bodenwärmestrom sowie die relative Luftfeuchtigkeit. In das Penman-Monteith-Verfahren gehen darüber hinaus, vegetationsabhängige Parameter ein. Methodik Für die Erfassung der benötigten Parameter wurden auf zwei besonders geeigneten Flächen der Rieselfelder Messtürme installiert. Auf diese Weise konnte das Penman-Verfahren auf zwei benachbarten, aber unterschiedlichen Standorten (Abb. 2 und 3) durchgeführt werden. Mit potenzieller Evaporation (ETpot); Steigung der Wasserdampfsättigungskurve (Δ); Psychrometerkonstante (γ); Strahlungsbilanz (Qs); Bodenwärmestrom (B); spezifischer Verdampfungswärme des Wassers (L); Funktion der Windgeschwindigkeit (f(U)) und Wasserdampfsättigungsdefizit (e*-e). Die für das Penman-Monteith-Verfahren benötigten vegetationsabhängigen Parameter wurden in einem Schilfgürtel aufgenommen. Dort wurden ebenfalls Strahlungsbilanz und Bodenwärmestrom aufgenommen. Die Verdunstungsraten betrugen auf den beiden Untersuchungsflächen im Hauptmesszeitraum (04.03. – 06.07.04) 279 l m-² bzw. 268 l m-². Der Unterschied zwischen den beiden Flächen ist mit 4 % nur geringfügig. Der Verlauf der Verdunstungsraten im genannten Zeitraum ist in Abb. 4 zu sehen. Die Verdunstung ist im Durchschnitt in den Sommermonaten am höchsten. Allerdings können bei günstigsten Wetterlagen auch im Frühjahr hohe Verdunstungsraten erreicht werden. Hohe Verdunstung tritt dann auf, wenn viel Energie von der Sonne bereit gestellt wird und gleichzeitig der Wasserdampf vom Wind gut abgeführt wird. Die dargestellten Ergebnisse des Verfahrens nach Penman wurden mit Daten der Messstation „Hüffergarten Instituts- dach“ (http://kli.uni-muenster.de/db84.html) verglichen (Abb. 5), um ein Modell zur Abschätzung der potenziellen Evaporation der Rieselfelder zu erstellen. Dieses Vorher- sagemodell wurde anschließend an einem unabhängigen Datensatz verifiziert. Das Modell überschätzt die Verhältnisse in den Rieselfeldern leicht, aber die Kurvenverläufe der Evaporation sind annähernd gleich. Die Korrelationen weisen die nötige Konfidenz auf. Das komplexe Modell liegt in digitaler Form vor. Abb. 3 Abb. 1: Lage der Hauptmessstürme in den Rieselfeldern Münster (Quelle: Geoserver NRW) Abb. 2 L e) * (e f(U) L B Q ET S pot - Δ + + - + Δ Δ = γ γ γ Ergebnisse Modellierung Evapotranspiration der Rieselfelder Studienprojekt „Wasserhaushalt“ 2003/2004 Betreuer: Otto Klemm und Thomas Wrzesinsky Bearbeiter: Nils Dick*, Björn Hidding*, Sebastian Knorr, Sebastian Schmidt, Mirco Sieg, Torsten Tritscher* und Veronika Wolff * Postergestaltung 06.03.2004 06.04.2004 06.05.2004 06.06.2004 06.07.2004 0 1 2 3 4 5 6 Verdunstung [l m -2 d -1 ] Zeit Tageswerte für 1. Fläche (25/A) Tageswerte für 2. Fläche (33/B) 0.00 0.02 0.04 0.06 0.08 0.10 0.12 0.00 0.02 0.04 0.06 0.08 0.10 0.12 pot. Evaporation in den Rieselfeldern [g m -2 s -1 ] pot. Evaporation Hüffergarten [g m -2 s -1 ] Abb. 5 Abb. 4

Evapotranspiration der Rieselfelder · Evaporation über Wasser-und Schlammflächen eignet sich in besonderem Maße das Penman-Verfahren. Zur Abschätzung der potentiellen Evapotranspiration

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Page 1: Evapotranspiration der Rieselfelder · Evaporation über Wasser-und Schlammflächen eignet sich in besonderem Maße das Penman-Verfahren. Zur Abschätzung der potentiellen Evapotranspiration

Hintergrund

Institut für Landschaftsökologie, Arbeitsgruppe Klimatologieund

Biologische Station Rieselfelder Münster

Nördlich des Stadtzentrums von Münster befindet sich ein knapp 450 ha großes

Gebiet, in dem jahrzehntelang die Abwässer der Stadt verrieselt wurden. (Abb.1)

Die Rieselfelder Münster sind heute ein Naherholungs- und Naturschutzgebiet, das

sich besonders als Rastplatz für Zugvögel als ein europaweit bedeutendes Gebiet

auszeichnet. Der Zustand der Rieselfelder wird heute u. A. durch künstliche

Bewässerung mit geklärtem Abwasser erreicht. Kenntnisse über den Wasser-

haushalt und die Verdunstung der Flächen sind schwierig zu erfassen und lagen

bisher nicht vor. Besonders für die Bewirtschaftung von Schlammflächen zu den

Vogelzugzeiten bringt eine Abschätzung der Verdunstung Planungssicherheit.

Um die für das Bewässerungsmanagement relevanten Verdunstungsmengen zu quantifizieren, müssen sowohl wasserüberflutete, wie auch vegetations-bestandene Flächen berücksichtigt werden. Für die Berechnung der potentiellen Evaporation über Wasser- und Schlammflächen eignet sich in besonderem Maße das Penman-Verfahren. Zur Abschätzung der potentiellen Evapotranspiration wurde das Penman-Monteith-Verfahren benutzt. Beide Verfahren beinhalten die zu messenden Parameter Temperatur, Strahlungsbilanz, Bodenwärmestrom sowie die relative Luftfeuchtigkeit. In das Penman-Monteith-Verfahren gehen darüber hinaus, vegetationsabhängige Parameter ein.

Methodik

Für die Erfassung der benötigten Parameter wurden auf zwei besonders geeigneten Flächen der Rieselfelder Messtürme installiert. Auf diese Weise konnte das Penman-Verfahren auf zwei benachbarten, aber unterschiedlichen Standorten (Abb. 2 und 3) durchgeführt werden.

Mit potenzieller Evaporation (ETpot); Steigung der Wasserdampfsättigungskurve (∆); Psychrometerkonstante (γ); Strahlungsbilanz (Qs); Bodenwärmestrom (B); spezifischer Verdampfungswärme des Wassers (L); Funktion der Windgeschwindigkeit (f(U)) und Wasserdampfsättigungsdefizit (e*-e).

Die für das Penman-Monteith-Verfahren benötigten vegetationsabhängigen Parameter wurden in einem Schilfgürtel aufgenommen. Dort wurden ebenfalls Strahlungsbilanz und Bodenwärmestrom aufgenommen.

Die Verdunstungsraten betrugen auf den beiden Untersuchungsflächen im Hauptmesszeitraum (04.03. – 06.07.04) 279 l m-² bzw. 268 l m-². Der Unterschied zwischen den beiden Flächen ist mit 4 % nur geringfügig. Der Verlauf der Verdunstungsraten im genannten Zeitraum ist in Abb. 4 zu sehen. Die Verdunstung ist im Durchschnitt in den Sommermonaten am höchsten. Allerdings können bei günstigsten Wetterlagen auch im Frühjahr hohe Verdunstungsraten erreicht werden. Hohe Verdunstung tritt dann auf, wenn viel Energie von der Sonne bereit gestellt wird und gleichzeitig der Wasserdampf vom Wind gut abgeführt wird.

Die dargestellten Ergebnisse des Verfahrens nach Penman wurden mit Daten der Messstation „Hüffergarten Instituts-dach“ (http://kli.uni-muenster.de/db84.html) verglichen (Abb. 5), um ein Modell zur Abschätzung der potenziellen Evaporation der Rieselfelder zu erstellen. Dieses Vorher-sagemodell wurde anschließend an einem unabhängigen Datensatz verifiziert. Das Modell überschätzt die Verhältnisse in den Rieselfeldern leicht, aber die Kurvenverläufe der Evaporation sind annähernd gleich. Die Korrelationen weisen die nötige Konfidenz auf. Das komplexe Modell liegt in digitaler Form vor.

Abb. 3

Abb. 1: Lage der Hauptmessstürme in den Rieselfeldern Münster(Quelle: Geoserver NRW)

Abb. 2

L

e)*(e f(U)

L

BQET S

pot

−⋅⋅

∆++

−⋅

+∆

∆=

γ

γ

γ

Ergebnisse

Modellierung

Evapotranspiration der RieselfelderStudienprojekt „Wasserhaushalt“ 2003/2004

Betreuer: Otto Klemm und Thomas Wrzesinsky

Bearbeiter: Nils Dick*, Björn Hidding*, Sebastian Knorr, Sebastian Schmidt, Mirco Sieg, Torsten Tritscher* und Veronika Wolff

* Postergestaltung

06.03.2004 06.04.2004 06.05.2004 06.06.2004 06.07.20040

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Abb. 5

Abb. 4