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9/2009 NaturFoto 73 Praxistest 72 NaturFoto 9/2009 Sie ist klein, wirkt aber nicht zierlich und fasst sich auch mit großen Händen angenehm an. Bei der E-620 ist Olympus einmal mehr das Kunststück gelungen, trotz kompakter Abmessungen und der überwiegenden Verwendung von Kunststoff ein Kameragehäuse zu bauen, das sowohl gut in der Hand liegt als auch den Eindruck hoher Robustheit vermittelt – und das obwohl der Spiegelreflexzwerg ge- genüber der E-520 noch einmal rund 30 Gramm leichter und mit ei- ner Bautiefe von nur 60 mm, trotz Klappdisplay sogar 8 mm flacher wurde. Wer es dennoch gerne etwas üppiger hat, der kann sich zur E-620 den passenden Akku-Handgriff be- stellen. Der bringt auch die an sich kleine Olympus auf „semiprofes- sionelle“ Abmessungen und bietet zudem den Komfort eines zweiten Auslösers, der besonders bei Hoch- formataufnahmen von Vorteil ist. In der Hand Äußerlich unterscheidet sich die E-620, zumindest von vorne be- trachtet, auf den ersten Blick nur we- nig von der E-520. Der Handgriff geht etwas fließender ins Gehäuse über, sie ist geringfügig schmaler und ein wenig höher. Schaut man sich die Rückseite an, werden die Unterschiede aber deutlich. Die E-620 verfügt wie die E-3 und die E-30 über ein Klappdisplay, was – da dieses an der linken Kamerasei- te angebracht ist – eine etwas an- dere Anordnung der Funktionstas- ten erforderlich machte. Menü- und Infoknopf sind nach oben, links neben den Sucher, gewandert, der Wiedergabeknopf nimmt die Stelle des IS-Knopfes (Bildstabilisators) ein und der Löschknopf liegt jetzt rechts unten neben dem Display. Den Bildstabilisator-Knopf findet man nun – etwas „entlegen“ – rechts unter dem Vierwege-Taster. der E-520 (0,92-fach), aber wieder- um merklich kleiner und etwas we- niger hell als der Prismensucher der E-30 (1,02-fach). Er zeigt 95 Prozent des Bildausschnittes an. Den Ver- gleich mit den Suchern der meisten APS-C-Kameras ihrer Klasse braucht die E-620 gleichwohl nicht zu scheu- en. Zwar erscheint das Sucherbild etwas schmaler – was mit dem 4:3- Seitenformat des Sensors zusam- menhängt (APS-C-Sensoren haben ein Seitenverhältnis von 3:2) – weist aber in etwa dieselbe Höhe auf wie beispielsweise die Sucherbilder der EOS 500D oder der Nikon D5000. Manuelles Scharfstellen gelingt da- her auch mit der E-620 problemlos. Die Sucherinformationen werden nun unter dem Sucherbild und nicht mehr rechts daneben ange- zeigt, was den Überblick erleichtert. Mir fiel es trotz relativ starker Brille leicht, das Sucherbild im Blick zu halten und gleichzeitig die relevan- ten Informationen abzulesen. Mit der Einführung der Live- View-Funktion kommt dem Display neben der bisherigen Kontroll- und Einstellfunktion auch noch die Rol- le eines elektronischen Suchers zu. So richtig ausreizen lässt sich Live- View eigentlich erst, wenn das Dis- play in nahezu beliebige Positionen geklappt und gedreht werden kann. Genau das trifft auf das Display der E-620 zu. Da es, wie bei der E-3 und E-30, seitlich am Gehäuse ange- bracht ist, kann es, anders als etwa beim an der Gehäuseunterkante angebrachten Display der Nikon D5000, auch dann uneingeschränkt bewegt werden, wenn sich die Ka- mera auf dem Stativ befindet. Mit einer Diagonale von 2,7 Zoll ist es ausreichend groß. Die Auflösung beträgt, wie bei der E-520 und auch bei der E-30, „nur“ 230.000 Pixel. Das sind deutlich weniger als die mittlerweile 920.000 Pixel zahlrei- cher anderer Modelle. Dank des mit 170° Grad recht breiten Be- trachtungswinkels, der hohen Bril- lanz und der anpassbaren Helligkeit und Farbabstimmung erfüllt es aber seinen Zweck zufriedenstellend. Auch in heller Umgebung bleibt es gut ablesbar. Bei bodennahem Foto- grafieren kleiner Tierchen oder Blümchen ersetzt es durchaus einen Winkelsucher und bei statischen Motiven erlaubt LiveView dank der möglichen 5- oder 7-fachen Vergrö- ßerung äußerst präzises Scharf- Auffälligste Neuerung bezüg- lich der Funktionstasten ist weniger die gegenüber den Vorgängermo- dellen etwas modifizierte Anord- nung sondern vielmehr ihre Be- leuchtung. Das sieht nett aus und ist praktisch. Die herkömmlichen Beschriftungen sind schon bei Tage nicht immer gut ablesbar, die Beleuchtung sorgt hingegen unter allen Umständen für gute Erkenn- barkeit. Sucher und Display Der Spiegelsucher der E-620 ist mit einer Vergrößerung von 0,96- fach zwar merklich größer als bei Auch im unmittelbaren Nahbereich schlägt sich das 50-200 mm-Zoom beachtlich – auch mit 1,4fach- Konverter. Auffällig und dem B ild- eindruck in der Regel sehr zuträglich: die Reflexe bleiben trotz Blende 8 praktisch kreisrund. Die 9 B lenden- lamellen führen hier also tatsächlich zu einer runden Blendenöffnung. Olympus E-620, Zuiko digital ED 2,8-3,2/ 50-200 mm SWD, 1,4fach-Konverter bei 283 mm, Bl. 8, 1/1.000 Sek., ISO 400, +1 LW, Bildstabilisator Trotz erheblich erweiterter Ausstattung ist die E-620 sogar noch etwas leichter geraten, als die Vorgängerin E-520. Fast scheint es, als hätte man das Innenleben einer E-30 in das kleine Gehäuse einer E-420 verpflanzt. Ein paar Unterschiede haben wir allerdings doch entdeckt. Die Olympus E-620 im Praxistest Handliches Leichtgewicht Olympus E-620 Bildsensor: Live MOS (17,3 x 11 mm), 4.032 x 3.024 Pixel, Auf l ösung (effektiv) 12,3 Millionen Pixel, Beschnittfaktor 2 ISO: 100 - 3.200 Dateiformate: Raw (12 Bit), JPEG LC-Display: 3 Zoll, 230.000 Bildpunkte Sucher: 95 Prozent, Sucherbild - vergrößerung 0,96-fach Serienbilder: ca. 3,5 Bilder/Sek., bis zu 6 Raws/11 JPGs in Folge (mit Sandisk Ducati Edition 8 GB) Blitz: Integrierter Klappblitz (LZ 12/100 ISO) Speichermedien: CF-Card, xD-Picture Card Weitere Merkmale: Staubreduktionssystem, Live-View, Bildstabilisator im Gehäuse (Sensor- Shift) Abmessungen: ca. 94 (H) x 130 (B) x 60 mm (T) Gewicht (betriebsbereit, mit Akku und SD-Karte): ca. 520 Gramm Preis Geh. (Straßenpreis): ca. 660 Auch mit 1,4fach-Konverter liefert das 50-200 mm-Zoom überzeugende Resultate. Die tendenziell eher knappe Belichtung der E-620 führt wie auch in diesem Beispiel oft dazu, dass man die Kameraeinstellung korrigieren muss, um optimal belich- tete Bilder zu erhalten. Hier war eine Korrektur um + 1 LW erorderlich. Olympus E-620, Zuiko digital ED 2,8-3,2/ 50-200 mm SWD, 1,4fach-Konverter, 239 mm, Bl. 8, 1/40 Sek., ISO 100, +1 LW, Spiegel- vorauslösung, Stativ Der Sensor der E-620 vermag es insbe- sondere in den dunklen Bildbereichen erstaunlich viele Details zu erhalten. Fotografiert man im Raw-Modus, kann man dieses Potenzial auch wirk- lich ausreizen. Weniger Reserven sind hingegen in den Lichtern verfügbar. Hier zeigt sich, dass es Olympus gelingt die JPGs bereits in der Kamera so gut aufzubereiten, dass sich den Dateien im Vergleich zu den Raw- Bildern meist nur unwesentlich mehr Details entlocken lassen. Olympus E-620, Zuiko digital ED 2,8-3,2/ 50-200 mm SWD bei 174 mm, Bl. 10, 1/30 Sek., ISO 100, +1 LW, Spiegelvorauslösung, Stativ

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9/2009 NaturFoto 73

Praxistest

72 NaturFoto 9/2009

Sie ist klein, wirkt aber nicht zierlichund fasst sich auch mit großenHänden angenehm an. Bei der E-620 ist Olympus einmal mehrdas Kunststück gelungen, trotzkompakter Abmessungen und derüberwiegenden Verwendung vonKunststoff ein Kameragehäuse zubauen, das sowohl gut in der Handliegt als auch den Eindruck hoherRobustheit vermittelt – und dasobwohl der Spiegelreflexzwerg ge-genüber der E-520 noch einmalrund 30 Gramm leichter und mit ei-ner Bautiefe von nur 60 mm, trotzKlappdisplay sogar 8 mm flacherwurde. Wer es dennoch gerne etwas

üppiger hat, der kann sich zur E-620den passenden Akku-Handgriff be-stellen. Der bringt auch die an sichkleine Olympus auf „semiprofes-sionelle“ Abmessungen und bietetzudem den Komfort eines zweitenAuslösers, der besonders bei Hoch-formataufnahmen von Vorteil ist.

In der HandÄußerlich unterscheidet sich die E-620, zumindest von vorne be-trachtet, auf den ersten Blick nur we-nig von der E-520. Der Handgriffgeht etwas fließender ins Gehäuseüber, sie ist geringfügig schmalerund ein wenig höher. Schaut man

sich die Rückseite an, werden dieUnterschiede aber deutlich. Die E-620 verfügt wie die E-3 und die E-30 über ein Klappdisplay, was –da dieses an der linken Kamerasei-te angebracht ist – eine etwas an-dere Anordnung der Funktionstas-ten erforderlich machte. Menü- und Infoknopf sind nach oben, linksneben den Sucher, gewandert, derWiedergabeknopf nimmt die Stelledes IS-Knopfes (Bildstabilisators)ein und der Löschknopf liegt jetztrechts unten neben dem Display.Den Bildstabilisator-Knopf findetman nun – etwas „entlegen“ –rechts unter dem Vierwege-Taster.

der E-520 (0,92-fach), aber wieder-um merklich kleiner und etwas we-niger hell als der Prismensucher derE-30 (1,02-fach). Er zeigt 95 Prozentdes Bildausschnittes an. Den Ver-gleich mit den Suchern der meistenAPS-C-Kameras ihrer Klasse brauchtdie E-620 gleichwohl nicht zu scheu-en. Zwar erscheint das Sucherbildetwas schmaler – was mit dem 4:3-Seitenformat des Sensors zusam-menhängt (APS-C-Sensoren habenein Seitenverhältnis von 3:2) – weistaber in etwa dieselbe Höhe auf wiebeispielsweise die Sucherbilder derEOS 500D oder der Nikon D5000.Manuelles Scharfstellen gelingt da-her auch mit der E-620 problemlos.Die Sucherinformationen werdennun unter dem Sucherbild undnicht mehr rechts daneben ange-zeigt, was den Überblick erleichtert.Mir fiel es trotz relativ starker Brilleleicht, das Sucherbild im Blick zuhalten und gleichzeitig die relevan-ten Informationen abzulesen.

Mit der Einführung der Live-View-Funktion kommt dem Displayneben der bisherigen Kontroll- undEinstellfunktion auch noch die Rol-le eines elektronischen Suchers zu.So richtig ausreizen lässt sich Live-View eigentlich erst, wenn das Dis-play in nahezu beliebige Positionengeklappt und gedreht werden kann.Genau das trifft auf das Display derE-620 zu. Da es, wie bei der E-3 undE-30, seitlich am Gehäuse ange-bracht ist, kann es, anders als etwabeim an der Gehäuseunterkanteangebrachten Display der NikonD5000, auch dann uneingeschränktbewegt werden, wenn sich die Ka-mera auf dem Stativ befindet. Miteiner Diagonale von 2,7 Zoll ist esausreichend groß. Die Auflösungbeträgt, wie bei der E-520 und auchbei der E-30, „nur“ 230.000 Pixel.Das sind deutlich weniger als diemittlerweile 920.000 Pixel zahlrei-cher anderer Modelle. Dank desmit 170° Grad recht breiten Be-trachtungswinkels, der hohen Bril-lanz und der anpassbaren Helligkeitund Farbabstimmung erfüllt es aberseinen Zweck zufriedenstellend.Auch in heller Umgebung bleibt esgut ablesbar. Bei bodennahem Foto -grafieren kleiner Tierchen oderBlümchen ersetzt es durchaus einenWinkelsucher und bei statischenMotiven erlaubt LiveView dank dermöglichen 5- oder 7-fachen Vergrö-ßerung äußerst präzises Scharf-

Auffälligste Neuerung bezüg-lich der Funktionstasten ist wenigerdie gegenüber den Vorgängermo-dellen etwas modifizierte Anord-nung sondern vielmehr ihre Be-leuchtung. Das sieht nett aus undist praktisch. Die herkömmlichenBeschriftungen sind schon bei Tagenicht immer gut ablesbar, die Beleuchtung sorgt hingegen unterallen Umständen für gute Erkenn-barkeit.

Sucher und DisplayDer Spiegelsucher der E-620 istmit einer Vergrößerung von 0,96-fach zwar merklich größer als bei

Auch im unmittelbaren Nahbereichschlägt sich das 50-200 mm-Zoombeachtlich – auch mit 1,4fach-Konverter. Auffällig und dem Bild -eindruck in der Regel sehr zuträglich:die Reflexe bleiben trotz Blende 8praktisch kreisrund. Die 9 Blenden -lamellen führen hier also tatsächlichzu einer runden Blendenöffnung. Olympus E-620, Zuiko digital ED 2,8-3,2/

50-200 mm SWD, 1,4fach-Konverter bei

283 mm, Bl. 8, 1/1.000 Sek., ISO 400, +1 LW,

Bildstabilisator

Trotz erheblich erweiterter Ausstattung ist die E-620 sogar noch etwasleichter geraten, als die Vorgängerin E-520. Fast scheint es, als hätte mandas Innenleben einer E-30 in das kleine Gehäuse einer E-420 verpflanzt.Ein paar Unterschiede haben wir allerdings doch entdeckt.

Die Olympus E-620 im Praxistest

Handliches LeichtgewichtOlympus E-620Bildsensor: Live MOS (17,3 x 11 mm),4.032 x 3.024 Pixel, Auf lösung (effektiv) 12,3 Millionen Pixel, Beschnittfaktor 2

ISO: 100 - 3.200

Dateiformate: Raw (12 Bit), JPEG

LC-Display: 3 Zoll, 230.000 Bildpunkte

Sucher: 95 Prozent, Sucherbild -vergrößerung 0,96-fach

Serienbilder: ca. 3,5 Bilder/Sek., bis zu 6 Raws/11 JPGs in Folge (mit Sandisk Ducati Edition 8 GB)

Blitz: Integrierter Klappblitz (LZ 12/100 ISO)

Speichermedien: CF-Card, xD-Picture Card

Weitere Merkmale: Staubreduktionssystem, Live-View,Bildstabilisator im Gehäuse (Sensor-Shift)

Abmessungen:ca. 94 (H) x 130 (B) x 60 mm (T)

Gewicht (betriebsbereit, mit Akku und SD-Karte): ca. 520 Gramm

Preis Geh. (Straßenpreis): ca. 660 €

Auch mit 1,4fach-Konverter liefert das 50-200 mm-Zoom überzeugendeResultate. Die tendenziell eher knappe Belichtung der E-620 führtwie auch in diesem Beispiel oft dazu,dass man die Kameraeinstellung korrigieren muss, um optimal belich-tete Bilder zu erhalten. Hier war eine Korrektur um + 1 LW erorderlich. Olympus E-620, Zuiko digital ED 2,8-3,2/

50-200 mm SWD, 1,4fach-Konverter, 239 mm,

Bl. 8, 1/40 Sek., ISO 100, +1 LW, Spiegel -

vorauslösung, Stativ

Der Sensor der E-620 vermag es insbe-sondere in den dunklen Bildbereichenerstaunlich viele Details zu erhalten.Fotografiert man im Raw-Modus, kann man dieses Potenzial auch wirk-lich ausreizen. Weniger Reserven sindhingegen in den Lichtern verfügbar.Hier zeigt sich, dass es Olympus gelingt die JPGs bereits in der Kameraso gut aufzubereiten, dass sich denDateien im Vergleich zu den Raw-Bildern meist nur unwesentlich mehrDetails entlocken lassen. Olympus E-620, Zuiko digital ED 2,8-3,2/

50-200 mm SWD bei 174 mm, Bl. 10, 1/30 Sek.,

ISO 100, +1 LW, Spiegelvorauslösung, Stativ

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Praxistest

den. So lässt sich beispielweise dieMF-Funktion direkt anwählen, wo-durch man blitzschnell zwischen AFund MF umschalten kann. Möchteman die vielfältigen Möglichkeitender Individualisierung nutzen, lohntes, sich anfangs intensiv mit demHandbuch auseinanderzusetzen.Ist die Kamera einmal eingestellt,kann man sich aber ganz aufs Fo-tografieren konzentrieren. Es ist al-lerdings wichtig zu betonen, dassman auch ohne diese individuellenEinstellungen mit der Kamera zu an-sehnlichen Resultaten kommt. Raw-Modus, Zeitautomatik, die Beach-tung der Histogrammanzeige undgegebenenfalls der Einsatz der Be-lichtungskorrekturtaste sind fürmich bei jeder Digitalkamera dieGrundlage für zumindest technischoptimale Bilder.

Ungewöhnlich für eine Kameradieser Klasse ist das Vorhandenseinvon zwei Speicherkartenfächern.Bei Olympus allerdings hat dasTradition, denn vor Jahren versuch-te man gemeinsam mit Fujifilm dieso genannte xD Picture Card alsStandard zu etablieren. Das hataber nicht so recht funktioniert unddaher baute man den Spiegelre-flexkameras zusätzlich ein CF-Kar-tenfach ein, behielt aber, aus Tradi-tionsbewusstsein oder um nichtzugeben zu müssen, eine Sackgas-se beschritten zu haben, das xD-Fach bei. Mittlerweile aber ist die xD-Karte hoffnungslos veraltet. Sie istextrem langsam und nur mit maxi-mal 2 GB Kapazität zu bekommen.Das Formatieren einer 1 GB-xD Kar-te dauert fast 30 Sekunden undentsprechend sind auch die Da-tentransferraten. Fujifilm hat sichmit gutem Grund von diesem Reliktverabschiedet, bei Olympus magman den Schritt (noch?) nicht ge-hen. Stattdessen gibt man der E-620 eine eigentlich ganz brauch-bare, in Verbindung mit der Olym-pus Master Software nutzbare Pa-norama-Funktion mit auf den Weg,die (wie bei der E-30) das Vorhan-densein einer schnarchlangsamenoriginal Olympus xD-Picture Carderfordert (es darf nicht mal eine vonFujifilm sein!). Das muss man nichtwirklich verstehen. Warum, liebeOlympus-Techniker, tauscht ihr nichtendlich dieses meist ohnehin leerexD-Kartenfach einfach aus und bautstattdessen ein modernes, kaum

größeres SD-Fach ein? Zusammenmit einem intelligenten Speicher-management hätte eine Kamerawie die E-620 eine Speicheraus-stattung, die sonst nur wenige deut-lich teurere Profimodelle bieten.

FotografierenMan kann mit der E-620 bis zu vierBilder pro Sekunde aufnehmen.Das klingt ganz gut. Nicht so gutist, dass das selbst mit sehr schnel-len CF-Karten nur für eine Sequenzvon maximal 6 Raw- beziehungs-weise 10 JPG-Fein-Bildern funktio-niert, danach geht’s beschaulichmit etwa 1,5 Bildern pro Sekundeweiter. Reduziert man die Bildfre-quenz auf etwa 3 Bilder pro Sekun-de, kann man zumindest feine JPGsschießen bis die Karte voll ist, beiRaws ist auch hier nach 7 BildernSchluss mit flott. Ein größerer Puf-ferspeicher wäre also schon schön.Allerdings sollte man dabei nichtvergessen, dass Olympus ja mitder E-30 eine Kamera im Angebothat, die es immerhin auf etwa 12 Bil-der in Folge bringt.

Hinsichtlich der Belichtung soll-te man beachten, dass die Kameradazu tendiert, die Motive rechtknapp zu belichten. Das hat zwardurchaus seine Berechtigung, wennman davon ausgeht, dass die meis-ten Fotografen ihre Bilder im JPG-Format aufzeichnen und daher be-züglich der Lichterzeichnung aufNummer sicher gehen sollten. Foto -grafiert man hingegen im Raw-For-mat, empfiehlt es sich tendenzielleher reichlich zu belichten und somusste ich bei den meisten Auf-nahmen mindestens um + 1LWkorrigieren, oft sogar noch bedeu-tend mehr. Aus ISO 100 wird so inder Praxis also meist ISO 50. Da dieinterne JPG-Verarbeitung der Ka-mera sehr effektiv ist, bleibt, andersals bei vielen anderen Kameras,bei der E-620 wenig Spielraum inden Raw-Dateien gegenüber denJPGs. Kann man ansonsten meistdavon ausgehen, dass man ausden Raw-Daten gegenüber den JPGsim Lichterbereich mindestens einenvollen Lichtwert an Reserve zur Ver-fügung hat, wird man bei der E-620feststellen, dass JPG- und Raw-Bildsich weitgehend gleichen. Das isteine gute Nachricht für Raw-Muffel.Stellt man die JPG-Optionen hin-sichtlich Farbwiedergabe, Kontrast

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stellen. Auch in der Landschaftsfo-to grafie bringt das Klappdisplaymitunter entscheidende Vorteile;nämlich immer dann, wenn dasStativ nicht hoch, oder man selbstnicht groß genug ist. Mithilfe desKlappdisplays kann man die Ka-mera so weit die Arme reichenüber Kopf halten.

Dank dem recht effektiven Bild-stabilisator der E-620 gelingen soauch mit eigentlich unmöglichenVerschlusszeiten noch Bilder, dieanders kaum denkbar wären. Ge-rade in solch etwas schwierigenSituationen ist es zudem hilfreich,dass man ein Gitterraster ins Display einblenden kann. Damitkann man das Bild auch unter er-schwerten Bedingungen noch ziem-lich präzise gestalten und erspartsich nachträgliches Zurechtschnei-den und Geraderücken des Hori-zontes.

HandhabungDie E-620 hat wie die übrigen Olym-pus-E-Kameras reichlich Tasten (17habe ich gezählt) und gestattet soden direkten Zugriff auf die wich-tigsten Funktionen, wie beispiels-weise Bildstabilisator, ISO, Weiß-abgleich, Reihenaufnahme/Selbst-auslöser oder AF-Feldanwahl. DieTastenbeleuchtung der E-620 er-leichtert es besonders am Anfang,die jeweils benötigte Funktion auchzu finden. Das Bedienkonzept un-terscheidet sich insgesamt nichtvon dem der anderen E-Systemka-meras. So lässt sich die E-620 ne-ben der direkten Ansteuerung überspezifische Tasten auch mithilfeder OK- und der Vierwegetaste so-wie des Displays äußerst schnell be-dienen. OK-Taste drücken, mit derVierwegetaste die gewünschte Funk-tion auf dem Display anwählen unddann mit dem Einstellrad einstellen.So kann man den Farbraum und die

Farbabstimmung ändern, die Blitz-funktion, die Art der Belichtungs-messung, den Weißabgleich undvieles mehr. Ins Menü muss manda nur noch selten eintauchen, wasallerdings auch deshalb gut ist, weilman sich hier durchaus ein etwasschlankeres und übersichtlicheresDesign wünschen könnte. Was michin dem Zusammenhang besondersirritierte, war die Verlegung der beiOlympus „Anti-Shock“ genanntenSpiegelvorauslösung aus dem Auf-nahmemenü heraus in die Indivi-dualfunktionen und zwar im Un-termenü „Belichtung/Messmetho-den/ISO“ – da muss man erst maldrauf kommen.

Abgesehen von diesen für man-che vielleicht lässlichen Kleinigkei-ten, gibt die Bedienung der E-620keine Rätsel auf und sowohl Ein-steiger als auch ambitionierte Fotografen sollten mit der Kameragut klar kommen. Für die Einsteigergibt es reichlich Motivprogrammeund Automatikfunktionen. Die fort-geschrittenen Bildermacher kön-nen sich die Kamera in einem Maßeauf ihre Bedürfnisse zurechtpro-grammieren, wie man das in dieserKlasse allenfalls von der Nikon

D5000 kennt. So erlaubt die Kame-ra unter anderem die Feinjustie-rung des Autofokus und der Be-lichtung. Die insgesamt fünf zur Ver-fügung stehenden Bildmodi lassensich hinsichtlich Kontrast, Schärfeund Sättigung den persönlichenVorlieben anpassen. Es stehen inden einzelnen JPG-Qualitätsstufenmehrere Kompressionsstufen zurVerfügung. Die höchste JPG-Quali-tät „Super Fine“, die Dateigrößenvon durchschnittlich etwa 8 MB er-zeugt und ohne Bilder sichtbareArtefakte aufzeichnet, muss aller-dings erst über eine Einstellung inden Individualfunktionen aktiviertwerden, ehe man sie einstellenkann. Eine automatische Reihen-funktion gibt es für die Belichtung,den Weißabgleich, den Blitz undden ISO-Wert. Die Kamera ist in derLage, Mehrfachbelichtungen zu ma-chen und dabei kann man sowohldirekt nacheinander gemachte Auf-nahmen kombinieren als auch eineaktuelle mit einer längere Zeit zuvorentstandenen. Auf das Einstellradkann man zum Beispiel die Belich-tungskorrektur legen und die Fn-Tas-te kann mit einer von neun unter-schiedlichen Funktionen belegt wer-

Die E-620 verfügt über ein Klappdisplay, was eine im Vergleich zur E-520 etwas andere Anordnung der Tasten erforderlich machte. Menü- und Infoknopf sind nachoben, links neben den Sucher, gewandert, der Wiedergabeknopf nimmt die Stelle desIS-Knopfes (Bildstabilisators) ein und der Löschknopf liegt jetzt rechts unten neben dem Display. Den IS-Knopf findet man nun rechts unter dem Vierwege-Taster.

und Sättigung den eigenen Bedürf-nissen entsprechend ein, erhältman JPGs, die qualitativ den Raw-Bildern praktisch nicht nachstehen.Nur wenn man die Bilder dannnachträglich noch modifiziert, pro-fitiert man von der höheren Farbtiefeder Raw-Bilder. Wer überwiegendoder ausschließlich im Raw-For-mat aufzeichnet, kann aber die Be-lichtung über die entsprechendeIndividualfunktion sehr präzise andie eigenen Bedürfnisse anpassen.

FokussierenDie E-620 verfügt über sieben AF-Sensoren, von denen fünf als Kreuz-sensoren ausgelegt sind. Der AFfunktioniert damit insgesamt flottund genau, insbesondere in Ver-bindung mit den Ultraschall-Ob-jektiven (SWD). Allerdings wird erbei sehr wenig Licht durchaus merk-lich langsamer. Man kann ihm dannmit dem eingebauten Blitz, der alsAF-Hilfslicht dient, auf die Sprüngehelfen. In der Naturfotografie, ins-besondere wenn frei lebende Tierevor der Linse stehen, dürfte das abernur selten eine wirklich brauchbareOption sein. Ein dezenteres AF-Hilfslicht, wie an der Nikon D5000,ist hier besser geeignet, wenn auchaufgrund des viel schwächerenLichts weniger effektiv. Natürlichlassen sich die einzelnen AF-Felderanwählen und zudem lässt sich, wieschon bei der E-3, ihre Empfind-lichkeit auf Kosten der wirksamenAF-Sensor-Fläche anheben.

Für den Test stand mir das 2,8-3,2/50-200 mm SWD-Zoom sowieder 1,4fach-Konverter zur Verfü-gung. Mit diesem Objektiv reagier-te der AF sehr schnell und fand in

der Regel auf Anhieb sein Ziel. InKombination mit dem Konverternahm die Geschwindigkeit des AFnur geringfügig ab und auch dieSchärfeleistung des Objektivs wur-de allenfalls im extremen Nahbe-reich sichtbar etwas schwächer.Steht der AF auf C wie Continuous(Nachführ-AF) fällt leider die maxi-male Aufnahmefrequenz von vierBildern pro Sekunde auf knapp dreiBilder pro Sekunde ab. Genau dann,wenn man die schnelle Bildfre-quenz eigentlich benötigt, steht siealso nicht zur Verfügung.

Auch bei Benutzung der Live-View-Option muss man auf Auto-fokus nicht verzichten. Mit denneuesten Objektiven kann man,wie bei der E-30, den Kontrast-AF-nutzen, der direktes Fokussierenüber den Bildsensor erlaubt, wo-durch das ansonsten immer erfor-derliche Auf- und Abklappen desSpiegels unterbleibt. Abgesehen da-von, dass diese Option derzeit nurmit wenigen Objektiven nutzbarist, kann die Fokussiergeschwin-digkeit derzeit noch nicht überzeu-gen. Bewegte Motive sind so kaumbefriedigend zu fotografieren. Beimkonventionellen LiveView-AF klapptder Spiegel zum Fokussieren kurzherunter und dann wieder hoch, umden Blick aufs Motiv zu ermögli-chen. Insgesamt ergibt sich durchdieses „Geklapper“ und die damitletztendlich effektiv ergebende Aus-löseverzögerung aber auch eine er-hebliche Einschränkung beim Foto -grafieren bewegter Motive im Live-View. So bleiben in der Naturfoto-grafie vor allem die Makro- undLandschaftsfotografie als Anwen-dungsbereiche für LiveView. Hier

Ein effektiver Bildstabilisator, die hohe Lichtstärke des 50-200 mm Zooms sowie dessen hohe Abbildungsleistung bei offener Blende gestatten solche Bilder auch unter relativ schlechten Lichtbedingungen. Olympus E-620, Zuiko digital ED 2,8-3,2/

50-200 mm SWD, Bl. 3,5, 1/160 Sek., ISO 400, +0,7 LW, Bildstabilisator

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76 NaturFoto 9/2009

Praxistest

aber hat die Funktion durchaus be-achtliche Vorteile in vielen Situatio-nen – insbesondere eben mit demsehr beweglichen Display.

BildqualitätDie Bildqualität der E-620 über-zeugt in vieler Hinsicht. Bis ISO 800bleibt das Rauschen insgesamt sehrmoderat und erst bei höheren ISO-Werten zeigt sich ein, wenn auchnicht sehr großer Unterschied zu

vergleichbaren Kameras mit demetwa doppelt so großen APS-C-Sen-sor. Optimale Belichtung vor ausge-setzt, was, wie oben erwähnt, ofteine Korrektur von +1 LW und mehrbedeutet, lassen sich selbst bei ISO1.600 und sogar bei ISO 3.200noch brauchbare Ergebnisse erzie-len. Zwar nimmt ab ISO 800 dasFarbrauschen merklich zu, dieseskann man aber ohne gravierendeDetailverluste recht gut nachträglich

entfernen. Allerdings gilt dies dannvor allem bei relativ kontrastarmenMotiven. Bei Motiven mit hohemKontrastumfang droht bei ISO-Ein-stellungen über 800 ein Zulaufender Schatten oder Ausfressen derLichter, da das Kontrastbewälti-gungsvermögen des Sensors beihoher Empfindlichkeit spürbar nach-lässt.

Wer seine Bilder im JPG-Formataufzeichnet, hat die Möglichkeit,

die Rauschunterdrückung in vierStufen anzupassen. Ich fand dieEinstellung „niedrig“ in den meistenFällen angemessen. Das Rauschenwird dann recht moderat unter-drückt und die Details bleiben weit-gehend erhalten. Schön wäre es,wenn Olympus bei der Rauschun-terdrückung dem störenden Farb-rauschen ab ISO 1.600 mehr Auf-merksamkeit widmen würde undstattdessen lieber etwas mehr Hel-ligkeitsrauschen zuließe. So wirktendie Bilder zwar vielleicht etwas „kör-niger“ aber auch schärfer und de-tailreicher.

Die Auflösung von 12 Megapi-xeln genügt den allermeisten An-sprüchen und überfordert auch diesehr guten Olympus-Optiken kei-neswegs. So lässt sich selbst mitdem der Kamera meist beiliegendenKit-Objektiv, dem 3,5-5,6/14-42 mm-Standardzoom, moderat abgeblen-det, das Potenzial des Sensors weit-gehend ausnutzen.

FazitDie E-620 bietet im Olympus E-Sys-tem derzeit das mit Abstand bestePreis-Leistungs-Verhältnis. Hin-sichtlich der Ausstattung und Funk-tionsmerkmale entspricht sie weit-gehend der eine Klasse höher an-gesiedelten E-30. Dabei ist sie er-heblich kleiner und leichter. Derkleinere, etwas dunklere Sucher,die etwas geringere maximale Bild-frequenz und der kleinere Puffer-speicher sowie der etwas wenigerleistungsfähige Autofokus sind diein der Praxis wohl bedeutendstenUnterscheidungsmerkmale. DenBildern aber, sind sie einmal ge-macht, sieht man es garantiert nichtan, ob sie mit der E-30 oder mit derE-620 entstanden. So eignet sich dieE-620 bestens für Fotografen, dievielleicht nicht in erster Linie denganz schnellen AF und die ganz flot-te Bildfrequenz benötigen, ansons-ten aber hohe Bildqualität erwarten.Mehr Ausstattung und mehr indi-viduelle Konfigurationsmöglichkei-ten gibt es in keiner anderen Ka-mera vergleichbarer Größe. Ledig-lich auf eine Videofunktion mussman bei der E-620 verzichten. Obdas für Fotografen entscheidendist, darf derzeit noch bezweifeltwerden. Hans-Peter Schaub

Bis ISO 800 bleibt das Bildrauschen beim 12 Megapixel FourThirds-Sensor der E-620 sehr dezent. Erst ab 1.600 ISO wird insbesondere das Farbrauschen deutlicher erkennbar. Ein beachtlicher Vorzug des FourThirds-Systems für Besitzer älterer, manu-eller Spiegelreflexkamera ist, dass sich sehr viele manuelle Objektive über preiswerte Adapter verwenden lassen – und zwar unter Beibehaltung der Bildstabilisator-Funktion. Olympus E-620, Tamron SP 2,5/90 mm, Bl. 4, 1/200 Sek., ISO 800, +1,3 LW, Bildstabilisator