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FAHRBERICHT 44 yachtrevue.at 8|15 FAHRBERICHT FOTOS: WERFT/ROLAND DULLER (1) Von Roland Duller SOLARIS 50 TEST 874 SEGELBOOTE Flache Backskiste im vorderen Cockpitbereich Option: Badeplattform mit Dingi-Garage Zugang zu Dingi-Garage oder Stauraum Deck ohne Stolperfallen Der Steuermann sieht im Sitzen sowie Stehen perfekt ins Vorsegel und nach vorne

FAHRBERICHT TEST 874 - Mayer Yachten · 8|15 • yachtrevue.at 45 BRÜCKEN- . SCHLAG Breite Nische. Mit der Solaris 50 verbindet die italienische Nobel- Werft die Welten der anspruchsvollen

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(1)

Von Roland Duller

SOLARIS 50

TEST874

S E G E L B O O T E

Flache Backskiste im vorderen Cockpitbereich

Option: Badeplattform mit Dingi-Garage

Zugang zu Dingi-Garage oder Stauraum

Deck ohne Stolperfallen

Der Steuermann sieht im Sitzen sowie Stehen perfekt ins Vorsegel und nach vorne

8|15 • yachtrevue.at 45

BRÜCKEN-.SCHLAG

Breite Nische. Mit der Solaris 50 verbindet die italienische Nobel-

Werft die Welten der anspruchsvollen Regatta-, Solo- und Langfahrtsegler. Roland Duller, der die Baunummer 1

segelte, über einen ebenso unge- wöhnlichen wie gelungenen Spagat

Sprayhood-Garage mit Teak-Abdeckung

Schot- und Fallwinschen vor dem Rad und gut bedienbar

Serienmäßige Selbstwendefock. Optional gibt es eine 108-Prozent-Genua mit Schienen

Riesiger Segelstauraum hinter dem Ankerkasten mit Potenzial zur Mehrfachnutzung als Skipperkajüte oder strukturierter Stauraum in der Blauwasservariante

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Vor rund zehn Jahren war die auf Custom- und Semicustom-Modelle spezialisierte

Werft aus Aquileia nahe Grado nur Insidern ein Begriff; die Yachten wurden in homöo-pathischen Dosen an eine betuchte Klientel verkauft. 2006 begann man mit dem Aufbau einer Palette hochwertiger Serienyachten. Für diese Entscheidung waren auch handfeste wirtschaftliche Überlegungen ausschlag-gebend, schließlich ließen sich durch die höheren Stückzahlen vorhandene Ressour-cen effizienter nutzen. Den Auftakt machte die Solaris 48, eine von Megayacht-Designer Bill Tripp gezeichnete Beauty, die hinsicht-lich Optik, Segeleigenschaften und Verarbei-tung hervorstach und den Grundstein für das bis heute gültige Edel-Image von Solaris im Serienyachtbau legte.

Alte Werte, neuer StilNeun Jahre nach ihrem Stapellauf wird die 48 nun durch die Solaris 50 ersetzt. Manches ist gleich geblieben, vieles hat sich geändert. Neu ist beispielsweise der Designer: Statt Bill Tripp zeichnet seit Jahren der Argentinier Javier Soto-Acebal die Linien der Serien- Solaris. Seine Handschrift generierte einen unverkennbaren Stil, dessen Eigenständig-keit bei den beiden letzten Neuerscheinun-gen (Solaris 50 und 58) vom gemäßigten Wavepiercer-Bug zusätzlich unterstrichen wurde. Für den Argentinier, der seine Bröt-chen ursprünglich mit Rennyachten ver-diente, geht es dabei nicht um Effekthasche-rei. Im Gegenteil, sämtliche Maßnahmen im Zusammenhang mit der Rumpfentwicklung sollen vor allem die Segeleigenschaften verbessern und den Segelkomfort erhöhen.

Das lässt sich am Beispiel der Newcomerin anschaulich darstellen:

1. Die Solaris 50 misst im Vergleich zur 48 an der breitesten Stelle um 15 Zentimeter mehr, der Rumpf verjüngt sich nach achtern hin kaum. Das generiert eine Reihe von Vor-teilen. Das Platzangebot in den Achterkajü-ten ist besser, es gibt in der achteren Nass-zelle Platz für eine separate Dusche und, be-sonders wichtig, die Person am Rad hat eine fantastische Sicht nach vorne. Durch den frei-en Blick auf Windfäden und Wellen fällt das Steuern leicht. Vorbildlich: Egal, ob man hin-

ter dem Luv- oder Leerad steht oder auf den jeweiligen Sülls sitzt, man sieht aus jeder Position, was man sehen soll und will.

2. Besonders viel Entwicklungsarbeit steckt im Heck. Der breite Überwasser-bereich schafft jede Menge Lebensraum an Deck, die schmale Wasserlinie verringert die benetzte Fläche und die hoch ansetzenden Chines (seitliche Abrisskanten am Heck) er-zeugen bei wenig Lage und Wind keine Ver-wirbelungen im Wasser. Allesamt Maßnah-men, die auf gute Leichtwindeigenschaften abzielen. Die Chines entfalten ihre Wirkung erst bei mehr Wind und Lage, indem sie Stabilität sowie Spurtreue erhöhen.

3. Monohulls mit einem Wavepiercer Bug sind im Serienyachtbau die Ausnahme von der Regel. Soto-Acebal setzte dieses Konzept erstmals bei der Solaris 58 und nun auch bei der 50 um. Er argumentiert das mit besserem Rauwasserverhalten, da die Yacht weniger über die Wellen, als bis zu einem gewissen

Grad durch die Wellen segelt. Weitere Vortei-le sind die längere Wasserlinie und das höhe-re Volumen im Vorschiffsbereich, das letzt-endlich der Balance zuträglich ist.

Breite ZielgruppeDie Solaris 50 kann wie alle Modelle aus der Serienfertigung als Performance Cruiser, ORC/IRC optimierter Racer, Fahrtenyacht für Solosegler oder kleine Crews sowie Blau-wasseryacht geordert werden. Diese Variabi-lität ist ein Erfolgsgeheimnis der Werft. Ob-jektiv gesehen gibt es keinen Grund, weshalb ein Blauwasser- oder Solosegler keine flott segelnde Yacht kaufen sollte, und Eigner las-sen sich nun mal nicht schubladisieren. Bei Solaris hat man das erkannt und bietet des-halb ein Höchstmaß an Individualisierungs-möglichkeiten. Ein anschauliches Beispiel dafür liefert das Testschiff, zugleich die Bau nummer 1. Der Eigner, der vorzugs weise alleine oder zu zweit segelt, will zwar nicht

Funktion pur. Cool sind der Öl­

zeugkasten in Segeltuchoptik

und die Karbon­platte in der

Nasszelle. In der Eigner kajüte

gefallen die Sicht nach draußen und reichlich

Stauraum. Davon gibt es

auch in der Pantry genug.

Die Arbeits­fläche kann ver größert

werden

Variabel. In dieser Variante sitzt der Navigator mittschiffs. Alternativ

bietet man die klassische Variante mit Sitz position in Fahrtrichtung

an. Nachteil: Die Steuerbord­ Salonbank wird kürzer

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an Regatten teilnehmen, orderte die Yacht aber trotzdem mit Karbonmast, -baum so-wie Rodrigg. Andererseits begnügte er sich mit der serienmäßigen Selbstwendefock. Und warum keine optionale 108-Prozent-Ge-nua? Simple Antwort: Die Genuaschienen würden das schöne Deck verunstalten. Des Eigners Wille ist sein Himmelreich …

Apropos Deck: Die Solaris 50 bezieht ihre Coolness auch aus dem Deckslayout, das von jenem eines klassischen Performance-Crui-sers abweicht. Alle segelrelevanten Einrich-tungen befinden sich unmittelbar vor den Steuerrädern. Fallen, Schoten, Reffleinen und Strecker werden unsichtbar unter den seit-lichen Sülls zu den beiden achtern montier-ten Winschen geführt. Diese sind auf den an dieser Stelle verbreiterten Seitendecks so positioniert, dass der Trimmer dahinter stehen oder seitlich sitzen und mit Blick nach vorne die Segel gut trimmen kann. Die Leinen werden in dahinter befindlichen

textilen Säcken verstaut. Die Großschot setzt punk tuell am Boden in der Plicht an, führt via Baum zum Mast und beidseits zurück zur jeweils äußeren Winsch. Ein Traveller ist nicht vorgesehen. Seine Funktion über-nimmt bis zu einem gewissen Grad der Niederholer. Im Racingmodus bei Leicht-wind kann man den Großbaum auch mittels Hilfstalje weiter mittschiffs bringen.

Die Konzentration der Segeltechnik um die Steuerstände schafft ein flaches und von Stolperfallen befreites Deck, das durch den flachen Kajütaufbau mit integrierter Spray-hood-Garage, Flushluken und Teak mit hellgrauen Fugen (Testschiff) elegant wirkt und sich nebenbei als sehr funktionell erweist. Das wenige Wochen alte, leicht ausgebleichte Teak mit hellen Fugen heiz-te sich trotz extremer Hitze so gut wie gar nicht auf, sodass man sich darauf problem-los barfuß bewegen konnte.

Ein wesentlicher Punkt auf Yachten dieser Liga ist der Stauraum, nehmen doch allein die Fender ordentlich Platz ein. Die Anzahl der Stauräume auf der 50 ist gering, deren Fassungsvermögen hingegen groß. Ein Traum ist der Stauraum hinter dem Anker-kasten. Regattasegler können in diesem Be-reich diverse Segel unterbringen, Langfahrt-segler ihn zu einem Multifunktionsraum mit Fächern und Ablagen umgestalten. Im Cock-pit befinden sich eine flache Backskiste, ein Schapp für eine Gasflasche und ein weiteres für Kleinigkeiten wie Sonnencreme, Handy & Co. Viel Platz gibt’s auch unter dem Cock-pitboden, der von der Plicht aus zugänglich ist. Alternativ kann dieser Bereich auch mit

klappbarer Badeplattform inklusive Dingi- Garage geordert werden, Letztere bietet Platz für ein Semirigid-Dingi ohne Luft und Mo-tor. Ein unverzichtbares Extra, zumindest für verwöhnte Mitsegler, sind die Cockpitpöls-ter, die hervorragend zum Styling der gesam-ten Yacht passen. In der Blauwasserversion gibt’s hinter den Rädern je eine Sitzbank mit Stauraum und die Option auf eine Art Decks-haus fürs Segeln in kalten Gewässern.

Flink im WindDie Marina Punta Faro in Lignano ist für Yachten mit einem Tiefgang von 2,80 m kein guter Boden. Auffrischender Wind und die damit verbundenen hohen Wellen hinderten uns das freie Wasser zu erreichen. Also muss-te der Test in den Dalbenstraßen stattfinden. Gar nicht schlecht, denn der fiktive Up-and-Down-Kurs war wie maßgeschneidert für die mit Selbstwendefock bestückte Solaris. Es wehte mit 11 bis 15 Knoten, unkonstant mit teils kräftigen Böen, Tendenz auffrischend. Die Kombination aus engem Raum und he-rannahenden Sturmböen ließen uns ein Reff ins Groß einbinden. Eine gute Entscheidung: Die Solaris fühlte sich wohl und schon nach den ersten Schlägen zeigten sich deutliche Unterschiede zum Seegangsverhalten der Vorgängerin. Die Solaris 48 hatte sich bereits bei wenig Wind abrupt zur Seite gelegt, ehe sie stabil mit Lage dahinsegelte. Bei der So-laris 50 geht dieser Prozess aufgrund der et-was höheren Formsta bilität behutsamer vor sich. Alles andere als behutsam ist das Be-schleunigungsverhalten: Böen werden vehe-ment in Vortrieb umgesetzt, der beharrliche Vorwärtsdrang scheint überhaupt das Grund-bewegungsmuster dieser Yacht zu sein. Sie fordert förmlich zum aktiven Segeln auf, wo-bei das Steuern trotz des sportlichen Kiels mit fast senkrechter Vorderkante erstaunlich unproblematisch ist. Ein wenig Druck ist im-mer spürbar, in Böen nimmt dieser sachte zu und somit ist man als Steuermann jederzeit über die Befindlichkeit der Yacht im Bilde. Auch wenn der Großschottrimmer einmal schläft, sprich in einer Hammerböe aufs Fie-ren vergisst, pfeift die Solaris wie auf Schie-nen weiter. Sie schiebt zwar mehr Lage und ist nicht so schnell wie sie sein könnte, fährt

Reizvoll. Das Ambiente lebt von dem ele ganten Styling und der Haptik des Mobiliars. Nicht sichtbar aber nicht minder wichtig ist die hohe Qualität der Sandwich­Schapps und ­Türen

Yachttests zum Download: www.yachtrevue.at

EXTRAS (AUSWAHL):Innenausbau Burma Teak: 15.600,–Teakstabdeck: 28.500,–Bimini: 2.900,–Sprayhood/Teakabdeckung: 4.300,–Gangway/Karbon: 2.900,–2 Springklampen: 1.100,–Genuaschienen (106 %): 4.600,–Steuerräder aus Karbon: 3.500,–Karbonmast/Switch-Schiene: 68.000,–Rodrigg: 5.500,–Gennakerausrüstung: 1.900,–Spiausrüstung/Karbonbaum: 6.700,–Lazyjacks: 900,–Hydraulischer Niederholer: 3.600,–Stagsegelvorrichtung: 4.600,–Cockpittisch (Teak/Niro): 2.900,–2. Kühlschrank mit 2 Schubladen: 2.900,–

BAUWEISERumpf und Deck Sandwich aus E-Glasfaser- matten im Vakuuminfusionsverfahren (Kern: Airex Schaum mit verschiedenen Dichten), belastete Zonen mit bi- und unidirektionalen Karbonmatten verstärkt; mit Epoxyharz anlaminierte Composit-Rüsteisen, anlami-nierte Schotten aus Marinesperrholz, Haupt- und Kollisionsschott aus Sandwich, anlaminierte Bodengruppe, Kielsohle aus einlaminierter Stahlkonstruktion. Kiel: Stahl-finne mit Blei-Antimon-Bombe, Ruder: freistehendes, balanciertes GFK-Ruder mit Niroschaft

SERIENAUSSTATTUNGAm Kiel stehender 3-Salings-Alumast mit verjüngtem Topp, Vorsegelrollreff mit ver-senkter Trommel, trimmbares Achterstag, starrer Niederholder mit Sechsfachüber-setzung, Groß- und Genuafall aus Dyneema, Bordbatterien (360 Ah/12 V), AGM-Starter-batterien (75 Ah/12 V), LED-Navigations-lichter, Innenausbau aus Eiche, Bodenbret-ter aus Teak (20 mm), Lärmisoliermatten im Motorraum aus Bootsbausperrholz und Bleiplatten, bündige Seeventile, elektr. Ankerwinsch, Kette (75 m), Deltaanker. Ausstattung Testschiff: Karbonrigg mit Rod von Hall Spars, Segel von OneSails, Winschen von Harken, Luken von Solimar, Beschläge von Harken, Spinlock, Seasmart, Radsteuerung von Jefa, Rollreff von Harken MKIV, Ankerwinsch von Italwinsch, WC von Planus

TESTBEDINGUNGEN: Windstärke 10–15 Knoten, Seegang: 1, Dauer: 1 Tag, Ort: Lignano

KONSTRUKTION Javier Soto-Acebal; Solaris Design Team

WERFT Solaris Yachts www.solarisyachts.com

PREIS: € 480.000,–Basispreis, ab Werft (exkl. MwSt.)

AUF DEM PRÜFSTAND

stabile Rumpfkonstruktion mit anlaminierter Bodengruppe

anlaminierte Schotten, teilweise in Sandwich

Verarbeitung und Materialien

AUF DEM WASSER

sehr gutes Steuerverhalten, gute Beschleunigung

Deckslayout für Regattasegler und kleine Crew geeignet

Cockpit in Segel- und Relax-Bereich getrennt

Gelungene Ergonomie für Steuermann und Crew

Spärliche Ablagemöglichkeiten in der Plicht

UNTER DECK

Exzellente Verarbeitung, stimmiges Design

Schapp- und Kajüttüren aus Sandwich (= sehr leicht)

Achterkajüte wahlweise mit 2 Single- oder Doppelkojen

Schallisolierung im Motorraum

Aufpreis für 2. Decksluke im Salon, Kästen ohne Licht

VERTRIEBSolaris Yachts Custom, Tel.: 0041/91/641 71 02, E-Mail: [email protected], www.solarisyachts.com Mayer Yachten, Eva Mayrhofer, Tel.: 0664/10 100 99, E-Mail: office@mayer- yachten.com, www.mayer-yachten.com

DATEN UND MASSERumpflänge: 15,40 mLänge Wl.: 14,25 mBreite: 4,55 mVerdrängung: 14.200 kgBallastanteil: 4.900 kg Großsegel: 85 m2

Genua (106 %): 75 m2

Selbstwendefock: 60 m2

Tiefgang: 2,80/2,60/2,40 m Treibstofftank (Niro): 300 lWassertank (Niro): 500 l

Kojen in Metern; Länge/Breite Kopfbereich/Breite nach 1,90 m Vorschiff: 2,00/1,50/1,29 mAchterkajüte (Stb.): 2,00/1,71/1,47 mAchterk. (Bb.): 0,78/1,97/0,76; 0,67/1,97/0,82 mSalon (Bb.): 2,04/0,61/0,61 m (Doppel: 1,46 m)Salon (Stb.): 1,87/0,71/0,71 m

Stehhöhen Salon bei Niedergang, ansonsten MittelwerteSalon: 1,98 mAchterkajüte: 1,98 mVorschiff: 1,99 m

MOTORSerie: Volvo Penta D2-55, 4 Zyl., 2.200 cm3, 53 PS bei 3.000 U/min

Testschiff: Volvo Penta D2-75, 4 Zyl., 2.200 cm3, 72 PS bei 2.700–3.000 U/min, Saildrive, Gori-3-Blatt

FAHRLEISTUNGEN

Drehzahl in U/min

123456789

2000

7,5

1700

6,3

1400

5,2

2900

Vollg

asdr

ehza

hl

9,2Fahrt in Knoten

2300

8,0

2600

8,9

Lärmpegel (gemessen bei 2.300 U/min) Salon 69 dB, Achterkajüte 73 dB

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aber wunderbar aus balanciert auf der Lee-Chine dahin. Regattasegler wird diese Ei-genschaft weniger tangieren, für Otto-Nor-malverbraucher, der üblicherweise keinen permanent arbeitenden, ambitionierten Mitsegler an der Winsch sitzen hat, ist dieses Talent Gold wert. Ein besonderes Vergnügen auf derart engem Raum war auch das Kreu-zen unter Selbstwendefock. Wie eine Jolle ließ sich die Solaris radikal manövrieren, nahm auf dem neuen Bug sofort wieder Fahrt auf – und dabei musste kein Crewmitglied einen Finger krumm machen. Die Wende-winkel lagen um 80 Grad, was einer Höhe von 40 Grad am wahren Wind entspricht. Die Ge-schwindigkeit an der Kreuz pendelte zwi-schen 7,5 und 8 Knoten. Gefühlvolles Abfal-len in den Böen brachte 9,5 Knoten, und das ohne mithelfende Welle und mit Selbstwen-defock. Schade nur, dass der Gennaker ange-sichts der Enge des zur Verfügung stehenden Raums im Sack bleiben musste.

Einen wesentlichen Beitrag zur Ent-spanntheit an Bord liefert die Cockpitergo-nomie. Der Trimmer sitzt direkt neben der elektrischen Großschotwinsch, der Steuer-mann sieht aus jeder Position perfekt in die Segel und die Mitsegler fühlen sich im vor-deren Bereich des Cockpits wie in Abrahams Schoß. Teakleisten am Boden hinter dem Rad fehlten auf der Testyacht übrigens noch. Die werden bei Solaris nämlich erst montiert, wenn sich der Eigner darüber im Klaren ist, wo genau er sie haben will.

InnenlebenDas Styling im Inneren ist eine reine Augen-weide. Keine Überraschung, denn dafür sind

die Italiener im Allgemeinen und Solaris im Besonderen bekannt. Genauere Betrachtung verdient die Qualität des Innenausbaus: Haupt- und Kollisionsschott bestehen jeweils aus Composit-Sandwich mit einem Kern aus Airex-Schaum, die übrigen Schotten aus hochwertigem Bootsbausperrholz. Alle sind an Rumpf und Deck anlaminiert und nicht, wie man das vielfach kennt, nur angeklebt. Sämtliche Kajüt- und Schapptüren sind in Sandwich gebaut. Das sieht man zwar nicht, weil sie mit hochwertiger, echter Furnier be-zogen sind, aber man spürt deren Leichtig-keit beim Handling. Gewichtssparende Bau-weise ist entscheidend für gute Segeleigen-schaften, gediegene Eleganz entscheidend für das Ambiente, das man von einer Solaris erwartet. Der Kompromiss, den die Solaris 50 in dieser Hinsicht zu bieten hat, ist abso-lut gelungen, und zwar unabhängig davon, ob das Mobiliar aus heller Eiche (Testschiff) oder Burma Teak besteht.

Die Raumaufteilung sieht drei Kajüten mit zwei Nasszellen vor, wobei beide Nass-zellen über eine getrennte Dusche verfügen. Die Achterkajüten gibt’s wahlweise mit Dop-pelkoje oder zwei separat angeordneten brei-ten Einzelkojen. Im Eigner-Compartment hat man die Wahl zwischen Inselbett oder seitlichem Bett plus gegenüber liegendem Sofa. Die L-Pantry spielt alle Stücke, den Sa-lontisch gibt’s in einer absenkbaren Version und der Naviplatz kann konventionell, also für das Navigieren in Fahrtrichtung geordert werden oder, wie beim Testschiff, unmittel-bar an der Nasszelle mit mittschiffs positio-niertem Hocker.

Solidität ist das bestimmende Merkmal an Bord und zwar vom Boden bis zur Decke. So sind die Bodenbretter (Eiche oder Teak) mit seitlichen Abstandshaltern und Gummiplättchen versehen, Letztere liegen auf der Bodengruppe auf und verhindern jegliches Knarrgeräusch. Weitere Kleinig-keiten, auf die es ankommt, sind der schim-melresistente Überzug der Deckenpanee-le und deren Fixierung mit Velcro. So kann man die Paneele problemlos abnehmen, wenn man die dahinter liegenden Installa-tionen inspizieren will.

ResümeeDie Solaris 50 bewegt sich preislich in dün-ner Luft. Trotzdem wurden seit der Erstprä-sentation im Jänner auf der boot in Düssel-dorf neun Modelle verkauft. Ein beachtlicher Erfolg, der auch darauf beruht, dass die Yacht für jeden anspruchsvollen Eigner in Frage kommt, egal, ob er lieber Up-and-Down-Kurse oder um die Welt segelt. ■

GRAND SOLEIL 50

Elegantes Design mit typisch italienischem Chic, Flushdeck, stylischem Interieur und einem in mehreren Ausbauvarianten er-hältlichen Eignercompartment im Vorschiff

Rumpflänge: 15,15 m, Breite: 4,58 m, Großsegel: 77 m2, Genua: 62 m2, Tiefgang: 2,90/2,20/2,60 m, Gewicht: 13,5 t, Ballast: 4,55 t, Konstrukteur: Botin & Carkeek

PREIS (exkl. MwSt.): € 455.000,–

MYLIUS 50

Was nicht aus Holz ist, ist aus Karbon, sogar Teile des Interieurs. Das sieht man aber nicht, weil die Flächen weiß lackiert sind. Vorteil: geringes Gewicht. Nachteil: Karbon verstärkt Lärm

Rumpflänge: 15,25 m, Breite: 4,42 m, Großsegel: 85 m2, Genua: 63 m2, Tiefgang: 3,0 m, Gewicht: 9,9 t, Ballast: 3,8 t, Konstrukteur: Alberto Simeone

PREIS (exkl. MwSt.): € 680.000,–

POG0 50

Sehr sportlicher, extrem leichter Performance Cruiser. Reduzierter Innenausbau mit drei Kajüten, we-niger spartanisch als die kleineren Modelle, radikales Rumpfdesign mit Doppelruderanlage

Rumpflänge: 15,20 m, Breite: 5,15 m, Großsegel: 88 m2, Genua: 63 m2, Gennaker: 120–200 m2, Tiefgang: 1,50 – 3,50 m, Gewicht: 8,9 t, Konstrukteur: Finot-Conq

PREIS (exkl. MwSt.): € 492.500,–

XP 50

Bekannte Yacht mit bekannten Stärken. Die da wären: feine Segel-eigenschaften, gutes Rating, saubere Verarbeitung, zeitloses Styling. Rigg wahlweise aus Alu oder Karbon

Rumpflänge: 14,99 m, Breite: 4,43 m, Großsegel: 87,6/89 m2, Genua: 64 m2, Tiefgang: 3,0 m, Gewicht: 11,6 t, Ballast: 5,1 t, Konstrukteur: Niels Jeppesen

PREIS (exkl. MwSt.): € 544.500,–

DIE AKTUELLE KONKURRENZ

Zeitgemäß. Entscheidend bei dieser Anordnung der Winschen sind der Abstand zum Rad und die Ergonomie. Auf der 50 stimmt beides