117
Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ “ Der größte Schritt ist der durch die Tür.(Sprichwort aus Dänemark) Erstellt von: mag. clemens österreicher systemischer berater supervision (övs) | coaching | teamentwicklung | organisationsberatung | training wirtschaftspädagoge.erlebnispädagoge.outdoortrainer.hochseilgartentrainer tel.: +43/680/234-00-55 email: [email protected] praxis-nullfuenf: stolberggasse 23b/6, 1050 wien

Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt ... · Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 5 1.1 Konzeption und Vorgehensweise Die Methode

  • Upload
    others

  • View
    8

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt ... · Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 5 1.1 Konzeption und Vorgehensweise Die Methode

Fallbeispiel: „Die Produktlinienanalyse am

Beispielprodukt „Handy“ “

„Der größte Schritt ist der durch die Tür.“

(Sprichwort aus Dänemark)

Erstellt von:

mag. clemens österreicher

systemischer berater

supervision (övs) | coaching | teamentwicklung | organisationsberatung | training

wirtschaftspädagoge.erlebnispädagoge.outdoortrainer.hochseilgartentrainer

tel.: +43/680/234-00-55

email: [email protected]

praxis-nullfuenf: stolberggasse 23b/6, 1050 wien

Page 2: Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt ... · Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 5 1.1 Konzeption und Vorgehensweise Die Methode

Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 2

1. Die Produktlinienanalyse (PLA) - Theorie

Die hier dargestellte Theorie ist ein Konglomerat aus den bereits in dieser Arbeit

beschriebenen Konzepten und Inhalten und wird aus Gründen der Übersichtlichkeit und der

Lesbarkeit hier nicht noch einmal zitiert. Die in Kapitel A und B beschriebenen Ansätze

wurden für dieses Beispiel passend reduziert und transformiert.

Die grundliegende Idee der Produktlinienanalyse ist, ein Produkt oder Dienstleistung als

Ganzes zu betrachten:

„Die Produktlinienanalyse untersucht ein Produkt (od. Dienstleistung) bezogen auf die

Bedürfnisse die es befriedigt, entlang seines kompletten Lebensweges auf seine

Umweltverträglichkeit, seine Sozialverträglichkeit und seine Wirtschaftlichkeit und

liefert als Ergebnis Handlungsempfehlungen für die Zukunft.“

Die Produktlinienanalyse bilanziert also - anhand des gesamten Lebenszyklus - die Folgen

und Auswirkungen auf folgende drei Dimensionen:

Natur

Gesellschaft

Wirtschaft

Im Weiteren möchte die PLA deshalb einerseits die Entfremdung zwischen Mensch und

Natur und die damit verursachte Naturzerstörung sichtbar machen und andererseits helfen

diese, „verstörte“ Beziehungen wieder zu kitten.

Somit ist die PLA der Versuch, aus der Produktperspektive der ökologischen Krise - unter

Berücksichtigung der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Aspekte – entgegenzuwirken.

Oft werden bei Produkten nur die wirtschaftlichen Aspekte betrachtet, durch die PLA wird

versucht, die Betrachtung auf alle drei Dimensionen auszuweiten, denn die

Produktlinienanalyse soll als Instrument zur Erhebung und Bewertung der ökologischen,

gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und Folgen eingesetzt werden.

Die PLA soll nicht als neues starres Instrument gesehen werden. Es bildet eine von vielen

Sichtweisen ab und soll im Endeffekt Antworten auf folgende Fragen geben:

Wie wird was, wofür und mit welchen Folgen produziert und konsumiert?

Was verbirgt sich alles in dem Produkt?

Page 3: Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt ... · Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 5 1.1 Konzeption und Vorgehensweise Die Methode

Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 3

Welche Auswirkungen hat das Produkt auf mich, andere, die Umwelt und die

Wirtschaft?

Wie und welche Produkte konsumiert werden, hat maßgeblichen Einfluss auf die

Umweltbeeinträchtigung auf der Erde und auf die Produktion von Gütern. Dies lässt sich

deutlich an dem boomenden „Bio-Business“, dem weiterhin wachsenden Fair-Trade-Sektor

und der erhöhten Nachfrage an „Green-Jobs“ erkennen.

Die Unternehmen berücksichtigen im zunehmenden Maße ökologische Aspekte bei ihrer

Produktentwicklung aus unterschiedlichen Gründen (z.B. staatliche Rahmenbedingungen,

Kosteneinsparung, etc.). Allem voran ist es aber die wachsende Nachfrage der

Konsumenten/innen nach ökologisch ausgerichteten Produkten, die diese Entwicklung

fördert.

Bei der Erklärung der Produktlinienanalyse in dieser Theoriezusammenfassung liegt der

Fokus auf den Verbraucher/innen und wie die Methode als Reflexionsmethode des eigenen

Konsums verwendet werden kann.

Im Weiteren kann die PLA als „Landkarte“ für Produkte verwendet werden, denn die

Informationen über ein Produkt, die in die Produktlinienmatrix eingetragen werden,

ermöglichen einen kritischen Gesamtüberblick über das Produkt.

Bei mehrmaliger Anwendung der Methode der Produktlinienanalyse kann diese dazu

beitragen, das eigene Einkaufsverhalten zu reflektieren und somit nachhaltig zu verändern.

Dadurch entsteht die Möglichkeit, die Produktlinienanalyse als attraktives und effizientes

Hilfsmittel für eine Kaufentscheidung zu verwenden.

Es ist natürlich unmöglich, bei jeder Kaufentscheidung eine PLA durchzuführen, aber die

Kenntnis des Modells der PLA und deren Bezug zu den drei Dimensionen (Wirtschaft,

Gesellschaft und Umwelt) eröffnen dem Anwender eine wichtige Reflexions- und

Entscheidungshilfe für die Ausgestaltung eines ökonomisch vertretbaren sowie umwelt- und

sozialverträglichen Lebensstils.

Diese Punkte finden sich ebenfalls in der Werthaltung der PLA, denn diese orientiert sich

inhaltlich an folgenden ökologischen, politischen und philosophischen Hypothesen:

ökologische Werthaltungen:

o Energie und Rohstoffe sollen möglichst sparsam verwendet werden

o Ökosysteme funktionieren als Kreislaufsysteme und sollten eine große Vielfalt

und Stabilität aufweisen

Page 4: Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt ... · Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 5 1.1 Konzeption und Vorgehensweise Die Methode

Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 4

politische und philosophische Werthaltungen:

o „Der Mensch ist der Natur nicht übergeordnet, sondern in sie eingeordnet und

hat auf die natürliche Mitwelt um ihrer selbst Willen Rücksicht zu nehmen.“

o „Der Mensch wird als tätiges soziales Wesen betrachtet und nicht primär als

arbeitendes. Die entlohnte Arbeit wird dabei nicht als der zentrale Punkt

angesehen – weder für den Einzelnen noch für die Gesellschaft. Für die

Existenzsicherung wird aber weiterhin Einkommen nötig sein, allerdings muß

sich die Verteilung von Arbeit und Einkommen radikal verändern“

o „Selbstbestimmung des Menschen hinsichtlich der Gestaltung seines Lebens

wird als positiv angesehen, gleich, ob es sich um den Arbeitsplatz, die

Arbeitszeit oder die Familienrolle handelt. Hierbei besteht ein

Spannungsverhältnis zwischen dem Wunsch nach Selbstbestimmung und der

aus der Ökologie abgeleiteten Regel der Einordnung des Menschen in die

natürlichen Kreisläufe“

Page 5: Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt ... · Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 5 1.1 Konzeption und Vorgehensweise Die Methode

Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 5

1.1 Konzeption und Vorgehensweise

Die Methode der PLA ist keine eindeutig festgelegte Methode, sie weist zwar Richtlinien auf,

jedoch befindet sie sich in ständiger Weiterentwicklung seit ihrer Veröffentlichung im Jahre

1987.

Die hier verwendete Struktur – siehe Darstellung - wurde speziell für diesen didaktischen

Anwendungsfall aus den bereits bestehenden Theorien zusammengetragen und dann

miteinander verwoben:

Ziel einer Produktlinienanalyse ist es - ausgehend von einem bestimmten Bedürfnis -

verschiedene Alternativen bzw. Varianten zu untersuchen, die dieses Bedürfnis befriedigen

können, wobei auch das Bedürfnis selbst angesprochen werden sollte. Die Konsequenzen

dieser Alternativen für den Einzelnen und die Gesellschaft, für Natur und Wirtschaft werden

aufgezeigt, um eine umfassende Abwägung in ökologischer und sozialer Hinsicht zu

ermöglichen.

Die PLA legt ihren konzeptionellen Schwerpunkt auf die Wechselwirkung von Natur,

Gesellschaft und Wirtschaft zu einander und ist als Anleitung zur Untersuchung dieser

Beziehungen zu verstehen.

Abb. 1: Produktlinienanalyseablaufdiagramm

Page 6: Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt ... · Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 5 1.1 Konzeption und Vorgehensweise Die Methode

Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 6

Als Vorbemerkung sei hier noch festgehalten, dass die PLA eine prozessorientierte Methode

ist, bei der sich während der Untersuchung zwar immer wieder einzelne Faktoren (z.B.

Betrachtungszeitraum, Produktvarianten, etc.) ändern können, jedoch müssen diese

Veränderungen begründet und nachvollziehbar dokumentiert werden.

I. Die Vorbereitungsphase

(1) Auswahl des Produkts

In diesem didaktischen Anwendungsfall wird zuerst das Produkt ausgewählt, da ein/eine

Verbraucher/in meist von einem Produkt ausgeht und nicht von einem Bedürfnis.

Erst im nächsten Schritt erfolgt hier die Betrachtung der Bedürfnisse – siehe Punkt (2) –

danach könnte noch ein Produkt festgelegt werden, mit dem diese Bedürfnisse ebenfalls

befriedigt werden können, um diese dann anschließend zu vergleichen.

Bei diesem Beispiel geht es aber grundsätzlich um das Kennenlernen der Methode und aus

diesem Grund wird hier die Möglichkeit einer „Null-Alternative“ als Vergleichsvariante

herangezogen, d.h., zu welchem Ergebnis würde der/die Anwender/in gelangen, würde kein

Produkt oder Dienstleistung konsumiert.

Ist das Produkt ausgewählt und klar definiert - wie in unserem Fall das Handy - geht es weiter

mit der Analysephase.

II. Die Analysephase

(2) Bedürfnisanalyse - Welche Bedürfnisse stecken hinter diesem Produkt?

Im ersten Schritt soll bei der Bedürfnisanalyse herausgefunden werden, welches Bedürfnis

hinter dem Produkt oder der Dienstleistung, welche/s analysiert werden soll, steckt.

Bei der Betrachtung der Bedürfnisse geht es vor allem darum, sich bewusst zu machen,

warum man dieses Produkt verwendet.

Wenn die Bedürfnisse ermittelt worden sind, können andere Produkte, die ebenfalls diese

Bedürfnisse befriedigen können, gesucht werden. Diese Produkte nennt man

Alternativvarianten. Diese Varianten können ebenfalls untersucht werden und im Anschluss

miteinander und dem Ausgangsprodukt verglichen werden, um zu sehen welches dieser

Produkte die Bedürfnisse am „besten“ bzw. am umweltverträglichsten, am

sozialverträglichsten und am wirtschaftlichsten befriedigt.

Page 7: Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt ... · Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 5 1.1 Konzeption und Vorgehensweise Die Methode

Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 7

In diesem konkreten Beispiel „Handy“ werden keine anderen Produkte zum Vergleich

herangezogen und es bleibt einmal nur die „Null-Alternative“.

(3) Bedarfsanalyse - Wird dieses Produkt überhaupt benötigt?

In diesem Schritt setzt sich der/die Ersteller/in mit der Frage, ob dieses Produkt überhaupt

benötigt wird, auseinander. Dazu bedient sich das hier vorliegende didaktische Konzept einer

Bedarfsreflexion, bei der geklärt wird, ob und warum dieses Produkt überhaupt gebraucht

wird.

Betrachtet man das Produkt „Handy“, so ist es in unserer heutigen Gesellschaft in Europa und

damit auch in Österreich nur mehr schwer vorstellbar, dass es ein Leben ohne gegeben hat. Es

erfüllt gerade bei Jugendlichen viele Bedürfnisse (siehe Bedürfnisanalyse) und somit kann die

Frage nach dem „Ob das Handy gebraucht wird?“ eindeutig mit „Ja“ beantwortet werden. Es

geht bei diesem Beispiel nicht darum, den Jugendlichen ein Handy auszureden, sondern ihnen

aufzuzeigen, welche Hintergründe und Auswirkungen dieses Produkt, mit dem sie täglich

konfrontiert sind und es ständig benutzen, hat. Außerdem soll damit einerseits das vernetzte

Denken und andererseits ein bewusster Umgang mit dem Handy gefördert werden.

Da die Bedarfsreflexion ergeben hat, dass der Bedarf vorhanden ist, kann die Null-Alternative

ebenfalls gestrichen werden und es wird im Weiteren nur mehr das Ausgangsprodukt – das

Handy - betrachtet.

(4) Rekonstruktion des Produktlebenszyklus - Welche Prozesse durchläuft das Produkt

während seines „Lebens“?

Bei diesem Teil der PLA wird der Lebenszyklus rekonstruiert, wobei dieser bei der

Rohstofferschließung beginnt und über Produktion, Handel und Konsum bei der Beseitigung

endet. Der Transport und die Verpackung ist bei der Produktlinie ebenfalls zu

berücksichtigen. Diese werden für alle Lebenszyklusabschnitte gesammelt betrachtet, da diese

Punkte oft einfach vernachlässigt werden, es oft sinnlose Transportwege und sinnlose

Verpackungen gibt und diese gerade heutzutage einen großen Einfluss auf die Dimension

Umwelt haben.

Der Produktlebenszyklus kann individuell gestaltet werden und durch wichtige Punkte

ergänzt oder durch Zusammenfassung von Unterpunkten verkleinert werden – diese Auswahl

liegt immer im Auge des/der Betrachters/in und ist zu begründen.

Page 8: Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt ... · Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 5 1.1 Konzeption und Vorgehensweise Die Methode

Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 8

Hier soll aber ein für das Handy und die meisten anderen Produkte passender Lebenszyklus

vorgestellt werden, mit dem im Weitern auch dieses hier vorliegende Beispiel betrachtet wird.

Produktlebenszyklus:

Produktlebens-

zyklusabschnitt Unterabschnitte

(1) Anbau bzw.

Abbau von

Rohstoffen

Anbau und Gewinnung nachwachsender Rohstoffe (z.B. Reis,

Faserpflanzen, Fische, etc.)

Abbau nicht nachwachsender Rohstoffe (z.B. Kohle, Erdöl, Eisen, etc.)

Vorverarbeitung der Rohstoffe

(2) Produkt-

herstellung

Produktion von Hilfsstoffen und Zwischenprodukten

Produktherstellung

(3) Handel

Vertrieb

Handel

(4) Gebrauch

und Verbrauch

Gebrauch

Verbrauch

(5) Recycling und

Beseitigung

Recycling des Produkts und des Abfalls, der im Produktlebenszyklus

entsteht

Beseitigung des Produkts und des Abfalls, der im Produktlebenszyklus

entsteht

(A) Transport Summe aller Transportwege im Produktlebenszyklus

(B) Verpackung

An- und Abbau von Rohstoffen für die Verpackung

Produktion von Verpackungsmaterial

Verwendung der Verpackung

Beseitigung der Verpackung

Tab. 1: Produktlebenszyklusabschnitte mit Unterabschnitten

Page 9: Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt ... · Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 5 1.1 Konzeption und Vorgehensweise Die Methode

Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 9

(5) Auswahl der Untersuchungskriterien für die drei Bereiche Natur, Gesellschaft und

Wirtschaft - Auf welche Bereiche der Natur, Gesellschaft und Wirtschaft hat dieses

Produkt Einfluss?

Bei diesem Schritt werden jene Kriterien ausgewählt, mit der die Umweltverträglichkeit,

Sozialverträglichkeit und die Wirtschaftlichkeit des zu untersuchenden Produkts in den

einzelnen Lebenszyklusphasen beschrieben werden kann.

Jede einzelne Lebenszyklusphase wird dabei in die drei Bereiche Natur, Gesellschaft und

Wirtschaft unterteilt. Bei der PLA werden diese drei Dimensionen gleichwertig behandelt.

Die drei Dimensionen Natur, Gesellschaft und Wirtschaft sind - jede für sich - weiter

untergliedert und ermöglichen somit eine genauere Betrachtung der Auswirkungen der

einzelnen Schritte des Produktlebenszyklus auf eben diese Dimensionen.

Um das Verständnis und um eine nachhaltige Einsetzbarkeit zu ermöglichen, ist es sinnvoll,

allgemeingültige Kriterien für die Bereiche Natur, Gesellschaft und Wirtschaft zu definieren.

Dies soll aber nicht dazu führen, dass der/die Anwender/in nicht die Möglichkeit hat, weitere

für Ihn/Sie wichtige Kriterien hinzuzufügen bzw. die Wichtigkeit der Bewertungskriterien

subjektiv selbst zu bestimmen.

Bei der Reduktion des Kriterienkataloges auf eine überschaubare Informationsquelle muss

einem das Risiko bewusst sein, dass wichtige Kriterien ausgeblendet werden könnten, jedoch

auch ein vollständiger Kriterienkatalog bildet nicht hundert Prozent der Wirklichkeit ab.

Nichtsdestotrotz bietet die PLA die Möglichkeit, den Focus auf die „interessanten“

Informationen entlang des Produktlebenszyklus zu legen und das „Wie“ und das „Warum“

des Ausblendens nachvollziehbar zu machen.

Bei der Auswahl der Kriterien und der Zuordnung zu einer der drei Dimensionen kommt es

immer wieder zu Überschneidungen, dies lässt sich nur schwer vermeiden und würde dann

auch nicht unbedingt die vernetzten Zusammenhänge von Natur, Gesellschaft und Wirtschaft

darstellen. Welche Kriterien in die Produktlinienmatrix aufgenommen werden oder auch

nicht, ist hier eher sekundär, da es in diesem Beispiel viel mehr auf das Vermitteln der

vernetzten und vielschichtigen Zusammenhänge geht.

Page 10: Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt ... · Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 5 1.1 Konzeption und Vorgehensweise Die Methode

Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 10

Kriterien für die Dimensionen Natur, Gesellschaft und Wirtschaft

Die Dimension Natur beschäftigt sich mit den Folgen des Produktes auf die natürliche

Umwelt (Wasser, Luft, Steine, natürliche Landschaften, etc.). Die soziale Umwelt und die

kulturelle Umwelt werden teilweise in den beiden anderen Dimensionen betrachtet.

Kriterien Dimension Natur:

Dimension

Natur

N (1) Energie

und

Materialaufwand

1.1.Energieaufwand

1.2.Rohstoffverbrauch

1.3.Bodenverbrauch

1.4.Wasserverbrauch

N (2)

Schadstoffe in

Luft, Wasser

und Boden

2.1.Luftbelastung

2.2.Belastung von Grundwasser, Oberflächengewässern und

Meeren

2.3.Schadstoffeintrag in den Boden

N (3)

Wirkungen auf

Tiere, Pflanzen

und Landschaft

3.1.Dezimierung und Ausrottung von Pflanzen und Tieren

3.2.Beeinflussung von Biotopen und Ökosystemen

N (4) Einflüsse

auf die

Atmosphäre

4.1.Klimaveränderung, Gefährdung der Ozonschicht, Saurer

Regen

4.2.Radioaktivität und Strahlenbelastung u.a.

Tab. 2: Kriterien der Dimension Natur

Die Dimension Gesellschaft beschäftigt sich im Wesentlichen mit den Themen Gesundheit,

Arbeitsplatzbedingungen und der Sozialverträglichkeit, wobei der letzte der drei Begriffe am

schwierigsten zu definieren ist. Deshalb wird die Sozialverträglichkeit als „offenes System“

integriert, bei dem der/die Ersteller/in der PLA selbst aus einem Kriterienkatalog bis zu vier

Punkte auswählen kann. Diese Auswahl zeigt dem/der Benutzer/in die Möglichkeit der

flexiblen Gestaltung des subjektiven Kriterienkatalogs auf. Da diese subjektive Auswahl in

diesem Beispiel nur für einen Unterpunkt in der Dimension Gesellschaft gemacht wird, zeigt

es die Möglichkeiten auf, überfordert den Erstanwender aber auch nicht.

Page 11: Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt ... · Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 5 1.1 Konzeption und Vorgehensweise Die Methode

Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 11

Kriterien Dimension Gesellschaft:

Dimension

Gesellschaft

G (1)

Gesundheitsverträglichkeit

1.1.Gesundheitsverträglichkeit des

Produkts (absolute Giftigkeit,

schleichende Vergiftung,

allergieauslösend)

G (2) Arbeitsbedingungen

2.1.Arbeitsqualität

2.2.Arbeitszufriedenheit

2.3.Arbeitsunfälle

2.4.Schadstoffbelastung am Arbeitsplatz

G (3) Sozialverträglichkeit

3.1. … (Auswahl aus Kriterienkatalog)

3.2. … (Auswahl aus Kriterienkatalog)

3.3. … (Auswahl aus Kriterienkatalog)

3.4. … (Auswahl aus Kriterienkatalog)

Tab. 3: Kriterien der Dimension Gesellschaft

Kriterienkatalog für die Sozialverträglichkeit (subjektive Auswahl von 4 Kriterien)

Rechtlich sanktionierte Werte

Achtung der

Menschenwürde

Freie Entfaltung der

Persönlichkeit

Schutz des Lebens und

der körperlichen

Unversehrtheit

Freiheit der Person Freizügigkeit Freiheit von Arbeitszwang

Rechtsstaatlichkeit Gewaltenteilung Demokratie

Sozialstaatlichkeit Föderalistische

Staatsstruktur

Friedenssicherung

Selbstverwaltungsrecht

der Gemeinden

Schutz der natürlichen

Lebensgrundlagen

Der Mensch als Maß aller

Dinge

Chancenausgleich

Allgemeine soziale Werte

Betriebssicherheit Versorgungssicherheit Selbstbestimmung

Kostengünstigkeit ökologische

Umweltverträglichkeit

ästhetische

Umweltverträglichkeit

Quantitativer Fortschritt Qualitativer Fortschritt Verstehbarkeit des

Systems

Übersehbarkeit der

Voraussetzungen und

Folgen

Korrigierbarkeit Innenpolitischer Konsens

Außenpolitischer Konsens

Akzeptanz

Tab. 4: Kriterienkatalog für die Sozialverträglichkeit

Page 12: Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt ... · Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 5 1.1 Konzeption und Vorgehensweise Die Methode

Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 12

Bei der Dimension Wirtschaft steht der Blickwinkel des/der Verbrauchers/in im

Vordergrund und nimmt deshalb auf betriebswirtschaftliche und volkwirtschaftliche Faktoren

wenig Rücksicht. Die wichtigsten Kriterien für den/die Konsumenten/in sind der Preis und die

Qualität, welche wiederum durch die Werbung beeinflusst werden. Im Weiteren beschäftigt

sich die Dimension Wirtschaft mit der Gesamtheit an Kosten, die direkt oder indirekt mit dem

Produktkauf im Zusammenhang stehen.

Kriterien Dimension Wirtschaft:

Dimension

Wirtschaft

W (1) Preis und Qualität

1.1.Preis

1.2.Messbare Qualität

1.3.Subjektive Qualitätskriterien

W (2) Werbung und

Macht

2.1. Werbung

2.2. Macht – im Sinne von Marktmacht

W (3) Kosten und

Außenhandel

3.1. Individuelle Kosten

3.2. Externe Kosten (Folgekosten)

3.3. Wirtschaftliche Abhängigkeiten

3.4. Verteilungswirkung

Tab. 5: Kriterien der Dimension Wirtschaft

(6) Erstellen der Produktlinienmatrix - Zusammenführung des Produktlebenszyklus mit

den Untersuchungskriterien

Der nächste Arbeitsschritt beschäftigt sich mit der Erstellung der Produktlinienmatrix, diese

verbindet den Produktlebenszyklus mit den Dimensionen Natur, Gesellschaft und Wirtschaft

und beeinflusst das weitere Vorgehen.

Abb. 2: Produktlinienmatrixschema

Page 13: Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt ... · Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 5 1.1 Konzeption und Vorgehensweise Die Methode

Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 13

Produktlinienmatrix „Handy“

Produktlebens-

zyklus

Transport &

Verpackung im

Produktlebenszyklus

1. Anbau bzw. Abbau von Rohstoffen

2. Produktherstellung

3. Handel

4. Gebrauch und Verbrauch

5. Recycling & Beseitigung

A. Transport

B. Verpackung

1 2 3 4 5 A B

Produktlinienmatrix

N (1) Energie und Materialaufwand

Dimension

Natur

N (2) Schadstoffe in Luft, Wasser und Boden

N (3) Wirkungen auf Tiere, Pflanzen &

Landschaft

N (4) Einflüsse auf die Atmosphäre

G (1) Gesundheitsverträglichkeit

Dimension

Gesellschaft G (2) Arbeitsbedingungen

G (3) Sozialverträglichkeit

W (1) Preis und Qualität

Dimension

Wirtschaft W (2) Werbung und Macht

W (3) Kosten und Außenhandel

Tab. 6: Produktlinienmatrix

Page 14: Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt ... · Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 5 1.1 Konzeption und Vorgehensweise Die Methode

Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 14

Die hier dargestellte Matrix ergibt sich aus den vorhergehenden Schritten, sie kann sowohl in

der vertikalen (Dimensionen und Kriterien) als auch in der horizontalen

(Produktlebenszyklus) Struktur verändert werden, damit sie auf das zu analysierende Produkt

abgestimmt ist. Die hier folgende Matrix ist auf das Produkt „Handy“ abgestimmt und ist eine

einfache Form, denn in der hier dargestellten Produktlinienmatrix ergeben sich 70 Felder (7

Abschnitte im Produktlebenszyklus und 10 Kriterien in allen drei Dimensionen) zum

Ausfüllen, jedoch hat nicht jeder Produktionsschritt auf alle Kriterien der Natur, Gesellschaft

und Wirtschaft Auswirkungen.

Es gibt noch ausführlichere PLA-Matrizen, die aus mehr als 300 Feldern bestehen.

(7) Auswahl der Produktlinienmatrixfelder, die untersucht werden sollen - Welche

Kriterien sollen in den einzelnen Lebenszyklusabschnitten untersucht werden? Welche

Auswirkungen könnten die einzelnen Lebenszyklusabschnitte auf die 3 Dimensionen –

Natur, Gesellschaft und Wirtschaft haben?

Bei der Produktlinienmatrix handelt es sich um ein mehrdimensionales System. Die

Produktlinienmatrix ist mit einem Netz vergleichbar, welches umso mehr Inhalte an die

Oberfläche befördert je mehr „Fischer/innen“ mitarbeiten, je dichter das „Netz“ ist und je

qualitativ hochwertiger die „Netzverarbeitung“ ist.

Im folgenden Arbeitsschritt werden die einzelnen „Knoten“ des „Netzes“ überprüft, d.h., es

wird für jeden Abschnitt des Produktlebenszyklus überprüft, ob dieser Produktionsschritt

Auswirkungen auf die einzelnen Kriterien hat. Kann man von einer Auswirkung auf ein

spezifisches Kriterium ausgehen, wird das Matrixfeld markiert. Diese Entscheidung ist wieder

eine subjektive Einschätzung und gibt in weiterer Folge die Rahmenparameter für die

Informationssuche vor. Die Auswahl der zu untersuchenden Felder birgt jedoch die Gefahr

der „subjektiven Manipulation“, d.h., es soll kurz begründet werden, warum Felder nicht

ausgewählt wurden.

(8) Recherche der benötigten Informationen - Welche Informationen brauche ich für

die Analyse?

Anschließend werden die markierten Felder als Rahmenbedingungen für die Recherche

herangezogen.

Page 15: Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt ... · Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 5 1.1 Konzeption und Vorgehensweise Die Methode

Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 15

Die Recherche kann ganz frei erfolgen, d.h., der Anwender versucht mittels mehrerer Medien

(z.B. Internet, Kontakt mit Produzenten, Fernsehen, Radio, Zeitung, etc.) an Informationen

heranzukommen.

In diesem konkreten Fallbeispiel „Handy“ sind die Informationen zur Bearbeitung schon

vorgegeben, können jedoch durch weitere passende Informationen jederzeit ergänzt werden.

Da die Felder wahrscheinlich zu wenig Platz für alle Informationen bereitstellen, ist es

sinnvoll, die Ergebnisse in einer fortlaufenden Form festzuhalten, d.h., beginnend mit dem

1.Abschnitt des Produktlebenszyklus – dem Rohstoffabbau – und dem ersten markierten

Kriterium, werden die gefundenen Informationen niedergeschrieben. Dann für das nächste

Kriterium und so weiter bis alle relevanten Matrixfelder beschrieben worden sind.

Rechercheablauf für eine freie Informationsfindung (Informationsfindungsfall):

Abb. 3: Rechercheablauf, wenn noch kein Informationsmaterial vorhanden ist

Page 16: Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt ... · Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 5 1.1 Konzeption und Vorgehensweise Die Methode

Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 16

Rechercheablauf für vorgegebene Informationsquellen (Informationsfindungsfall):

III. Zusammenfassungs- und Bewertungsphase

(9) Zusammenfassung und Bewertung der gefundenen bzw. nicht gefundenen

Informationen - Welchen Einfluss haben die gefundenen Informationen?

An diesem Punkt endet die Analyse der Informationen und geht über in die

Zusammenfassung und die Auswertung der Informationen aus der

Produktlinienanalysematrix, wobei bei der PLA die Aggregation der Informationen zu einer

einzigen Kennzahl nicht sinnvoll ist. Zuerst werden einmal die gesammelten Informationen

sinnvoll zusammengefasst. Ziel der PLA ist es, das vorhandene weite Spektrum an

Informationen nachvollziehbar und transparent darzustellen. Der weitere Weg zu einer

Abb. 4: Rechercheablauf, wenn das Informationsmaterial bereits vorgegeben ist

Page 17: Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt ... · Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 5 1.1 Konzeption und Vorgehensweise Die Methode

Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 17

qualitativen Bewertung ist bei der Produktlinienanalyse immer von dem/der Anwender/in

abhängig, da dieser den einzelnen Kriterien mehr oder weniger Bedeutung zuordnen kann und

so zu seinem individuellen Ergebnis gelangt. Ob bei der Auswertung eine für den/die

Anwender/in passende Methode zur Hilfe genommen wird, bleibt eben diesem/r überlassen.

Die Produktlinienanalyse ist kein echtes objektives Instrument, da die Themenfeldwahl, die

Produktvarianten und natürlich auch die Auswahl der Kriterien von dem/der Benutzer/in

geprägt werden. Aus diesem Grund heraus wird versucht, mit der Vorgabe der drei

Dimensionen Natur, Gesellschaft und Wirtschaft in der Produktlinienmatrix, auf die

vielschichtige Vernetzung der drei Dimensionen mit dem Menschen hinzuweisen.

IV. Umsetzungsphase

(10) Konsequenzen und Handlungsbedarf - Welche Konsequenz/en ziehe ich für mich

aus diesem Ergebnis? Welche Verbesserungen sind möglich?

Der Ausblick über die Konsequenzen und den Handlungsbedarf bilden den Abschluss der

PLA und gleichzeitig die Reflexion des Produktlinienanalyseprozesses.

Bei diesem letzten Schritt sollen sowohl allgemeine als auch persönliche Konsequenzen

herausgearbeitet werden bzw. welche Handlungen sollte die Gesellschaft setzen und welche

Handlungen kann ich persönlich setzen, dass sich die Situation verbessert. Außerdem sollte

darüber nachgedacht werden, welche Handlungen, die zu einer Verbesserung der Situation

beitragen, sind für jede/n Anwender/in schon selbstverständlich.

Dabei können im Weiteren auch Anmerkungen zu ungenügend vorhandenen Daten gemacht

werden und somit Kriterien aufgezeigt werden, bei denen noch nachgeforscht werden sollte.

Außerdem kann hier der Bedarf an ökologischen und sozialen Innovationen aufgezeigt

werden.

Am Ende der PLA wird ein Endbericht verfasst, der folgenden Inhalt aufweisen sollte:

Eine Produktlinienmatrix mit den markierten Feldern und den tatsächlich gefundenen

Informationen

Eine Zusammenfassung der PLA relevanten Informationen

Eine qualitative Bewertung der Informationen

Page 18: Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt ... · Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 5 1.1 Konzeption und Vorgehensweise Die Methode

Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 18

Schriftliche Beantwortung der Fragen zum Punkt 10 – Konsequenzen und

Handlungsbedarf – inklusive einer persönlichen Reflexion zu diesem Thema

Page 19: Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt ... · Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 5 1.1 Konzeption und Vorgehensweise Die Methode

Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 19

2. Didaktische Planung

2.1 Eingangsvoraussetzungen

2.1.2 Lehrplanbezug

Der Lehrplanbezug ist in Kapitel „B.5. Makroebene – PLA-Bezug im Rahmenlehrplan der

HAK“ dargestellt.

2.1.2 Lehrziele und zentrale Fragen

Lehrziele:

Die Methode der Produktlinienanalyse Step-by-Step kennenlernen, verstehen und mit

Hilfe der Unterlagen für einfache Beispiele anwenden können

Zusammenhänge zwischen dem Produktlebenszyklus und den drei Dimensionen der

Nachhaltigkeit (Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft) erkennen und verstehen lernen.

Erkennen, dass der eigene Konsum Auswirkungen auf andere, die Natur und die

Wirtschaft hat.

Vernetztes Denken fördern

Zentrale Fragen:

Welche Auswirkungen hat mein Konsum von Produkten auf mich, andere, die

Umwelt und die Wirtschaft?

Wie kann ich persönlich durch mein Handeln einen Beitrag zu einer nachhaltigen

Gesellschaft leisten?

Page 20: Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt ... · Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 5 1.1 Konzeption und Vorgehensweise Die Methode

Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 20

2.2 Unterrichtsablaufplan

Bei dieser didaktischen Planung wird von einer Gesamtunterrichtszeit von 4

Unterrichtsstunden ausgegangen, da die zur Verfügung stehende Unterrichtszeit für Inhalte

dieser Art oft sehr begrenzt ist. Das Konzept kann aber sehr leicht auch für mehr Stunden

adaptiert werden, um mehr in die Tiefe der Thematik einzutauchen.

1. Stunde

Ad 1

Austeilen der Folien 1-16. Um in das Thema einzusteigen ist es sinnvoll, mit der Bearbeitung

folgender Fragen zu starten und die bereits vorhandenen Kenntnisse zu aktivieren, abzuklären

und bereits auf die Bedürfnisse, die hinter dem Gebrauch eines Handys stehen, Bezug zu

nehmen. Außerdem wird hier schon auf die grundsätzlichen Fragen in der

Produktlinienanalyse eingegangen.

Nr. Aktivität Sozialform Funktionsträger Zeit

1 Einstieg in die Thematik „Handy“ Plenum L,S, Folien 1-5 10’

2 Einstieg in die Theorie der PLA Plenum L, Folien 6-9 10’

3 Step-by-Step – Theorie und

Anwendung – Teil 1

Vortrag,

Plenum

L,S, Folien 10-17 25’

4 Zusammenfassung der bisherigen

Theorie und Ausblick auf die nächste

Stunde

Vortrag L, Folie 7 5’

Tab. 7: Unterrichtsablaufplan für die 1. Stunde

Page 21: Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt ... · Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 5 1.1 Konzeption und Vorgehensweise Die Methode

Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 21

Was ist wichtig beim Kauf eines Handys? (Folie 1 – Schüler/innen-Version

vorhanden)

Im Plenum werden gemeinsam mit den Schüler/innen Antworten auf diese Frage

erarbeitet. Die auf der Folie abgebildeten Antworten sind nur eine Auswahl von

möglichen Antworten.

Wofür brauche ich mein Handy? (Folie 2 – Schüler/innen-Version vorhanden)

Im Plenum werden gemeinsam mit den Schüler/innen Antworten auf diese Frage

erarbeitet. Die auf der Folie abgebildeten Antworten sind nur eine Auswahl von

möglichen Antworten.

Welches Bedürfnis befriedigt mein Handy? (Folie 2 – Schüler/innen-Version

vorhanden)

Im Plenum werden gemeinsam mit den Schüler/innen Antworten auf diese Frage

erarbeitet. Die auf der Folie abgebildeten Antworten sind nur eine Auswahl von

möglichen Antworten.

Was verbirgt sich in meinem Handy? (Folie 3)

Die Folie wird den Schüler/innen vorgestellt und ihre Meinung dazu im Plenum

eingeholt. Dabei sollen sie sich überlegen was so alles in Ihrem Handy verborgen ist.

Die Auflösung der Frage ergibt sich aus der Erstellung der PLA.

Welche Auswirkungen hat ein Handy auf mich, andere, die Umwelt und die

Wirtschaft? (Folie 4)

Die Folie wird den Schüler/innen vorgestellt und ihre Meinung dazu im Plenum

eingeholt. Dabei sollen sie sich überlegen, welche Auswirkungen die Tatsache, dass

Handys produziert und benutzt werden, auf sie selbst, andere, die Umwelt und die

Wirtschaft hat. Hier wäre es sinnvoll, eine Diskussion in der Klasse über ihre Meinung

zu starten, es sollte aber auch die Zeit im Auge behalten werden. Die Auflösung der

Frage ergibt sich aus der Erstellung der PLA.

Die Folie 5 leitet auf die Produktlinienanalyse über

Page 22: Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt ... · Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 5 1.1 Konzeption und Vorgehensweise Die Methode

Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 22

Ad 2

Einführung der Lehrperson in das Thema mit der Definition (Folie 6), dem Ablaufüberblick

(Folie 7) und danach mit einer genaueren Betrachtung der einzelnen Schritte mit den

dazugehörigen Fragen (Folie 8+9).

Ad 3

I. Die Vorbereitungsphase: (1) Auswahl des Produkts (Folie 10)

Die Auswahl des Produkts oder der Dienstleistung ist in diesem Fall vorgegeben.

II. Die Analysephase – Überblick (Folie 11)

Noch einmal eine Übersicht, welche Teile zur Analysephase gehören.

(2) Bedürfnisanalyse (Folie 12 – Schüler/innen-Version vorhanden)

Die Bedürfnisse wurden schon auf der Folie 2 erarbeitet. Hier nochmals für den

Prozess als Wiederholung und als wichtiger Schritt in der PLA.

(3) Handys in unserer Gesellschaft I & II (Folie 13+14)

Karikaturen zum Thema Handy im Alltag und in unserer Gesellschaft, als

Vorbereitung zur Bedarfsanalyse.

(3) Bedarfsanalyse (Folie 15 – Schüler/innen-Version vorhanden)

Hier soll abgeklärt werden, ob sich die Schüler/innen vorstellen können, ohne Handy

zu leben. Ziel ist es aber nicht, sie von einem Leben ohne Handy zu überzeugen.

Eigentlich sollen sie hier zum Schluss kommen, dass es in unserer Gesellschaft und in

dem Umfeld, in dem sie leben, eigentlich sehr schwer ist, ohne Handy auszukommen

und dass dies auch in Ordnung ist. Ziel der PLA ist es, einen gesamten Überblick über

das Produkt zu bekommen und wenn der Bedarf - wie hier - vorhanden ist, mit dem

Produkt bewusster umzugehen anstatt es zu „verteufeln“.

Page 23: Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt ... · Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 5 1.1 Konzeption und Vorgehensweise Die Methode

Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 23

(4) Rekonstruktion des Produktlebenszyklus I (Folie 16 – Schüler/innen-Version

vorhanden)

Zuerst wird im Plenum gesammelt, welche Stationen es im „Leben“ des Produkts

Handy gibt (die SchülerInnenmeldungen können auf der Tafel festgehalten werden)

und danach wird von der Lehrperson - wenn notwendig - ergänzt bzw. durch Hinleiten

auf die wesentlichen Punkte – siehe Theorieunterlagen - reduziert und die

gesammelten Stationen sortiert und in die hier verwendete Reihenfolge gebracht. Der

Transport und die Verpackung werden zusammengefasst.

Austeilen der Folien 17

(4) Rekonstruktion des Produktlebenszyklus II (Folie 17)

Hier wird den Schülern/innen eine Übersicht gegeben, welche Unterabschnitte zu den

einzelnen Produktlebenszyklusabschnitten gehören.

Ad 4

Anhand der Folie 7 werden die bisherigen Schritte der PLA wiederholt und danach mit

der Folie 7 ein Ausblick auf die Inhalte der nächsten Stunde gegeben.

Page 24: Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt ... · Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 5 1.1 Konzeption und Vorgehensweise Die Methode

Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 24

2. Stunde

Ad 1

Produktlinienanalyseübersicht (Folie 7)

Mittels dieser Folie wird die letzte Stunde wiederholt und die Inhalte dieser Stunde im

Überblick vorgestellt.

Ad 2

Austeilen der Folien 18-32.

(5) Auswahl der Untersuchungskriterien für die drei Bereiche Natur,

Gesellschaft und Wirtschaft (Folie 18)

Nr. Aktivität Sozialform Funktionsträger Zeit

1 Einstieg durch Wiederholung anhand

der Folie 7

Plenum L,S, Folie 7 5’

2 Step-by-Step – Theorie und

Anwendung – Teil 2

Vortrag,

Plenum

L,S, Folien 18-31 35’

3 Zusammenfassung der PLA-Theorie

und Ausblick auf die Recherche-

tätigkeiten der nächsten Stunde

Vortrag L, Folie 23+24 5’

Tab. 8: Unterrichtsablaufplan für die 2. Stunde

Page 25: Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt ... · Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 5 1.1 Konzeption und Vorgehensweise Die Methode

Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 25

Um diesen Punkt einzuleiten, wird nochmals Bezug zu Folie 4 genommen. Danach

kann - wenn es die Zeit zulässt - noch darüber diskutiert werden, welche weiteren

Auswirkungen die Schüler/innen kennen bzw. sich vorstellen können. In diesem

Fallbeispiel werden - aus Zeitgründen - die Kriterien vorgegeben. Lediglich in der

Dimension Gesellschaft wird im Unterpunkt Sozialverträglichkeit eine exemplarische

Auswahl durchgeführt. Der Fokus liegt bei diesem Fallbeispiel auch nicht auf der

Auswahl der Kriterien, sondern auf dem Erkennen und Verstehen der vernetzten

Zusammenhänge von Produkten.

(5) Untersuchungskriterien für den Bereich Natur (Folie 19)

Die Auswahl an Kriterien, die in dieser PLA für die Dimension Natur verwendet

werden.

(5) Untersuchungskriterien für den Bereich Gesellschaft (Folie 20)

Die Auswahl an Kriterien, die in dieser PLA für die Dimension Gesellschaft

verwendet werden. Wobei der Unterpunkt Sozialverträglichkeit G(3) noch zu

definieren ist.

(5) Kriterienkatalog für die Sozialverträglichkeit (Folie 21)

Es sollen gemeinsam mit den Schüler/innen 4 Kriterien aus der Liste ausgewählt

werden.

Für die hier im Weiteren durchgeführte PLA wurden folgende 4 Kriterien ausgewählt,

es sind aber alle anderen auch möglich, jedoch könnten die Ergebnisse dann

voneinander abweichen:

o Achtung der Menschenwürde

o Schutz des Lebens und der körperlichen Unversehrtheit

o Friedenssicherung

o Versorgungssicherheit

(5) Untersuchungskriterien für den Bereich Wirtschaft (Folie 22)

Die Auswahl an Kriterien die in dieser PLA für die Dimension Wirtschaft verwendet

werden.

Page 26: Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt ... · Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 5 1.1 Konzeption und Vorgehensweise Die Methode

Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 26

(6) Erstellen der Produktlinienmatrix (Folie 23)

Durch erklären des nächsten Schrittes „Erstellen der Produktlinienmatrix“ wird die

bereits durchgearbeitete Theorie des Produktlebenszyklus und die Theorie der

Untersuchungskriterien zusammengefasst und leiten somit auf die Produktlinienmatrix

über.

(6) Produktlinienmatrix (Folie 24)

Austeilen und erklären der Produktlinienmatrix.

(7) Welche Auswirkungen haben Produkte auf die Natur, Gesellschaft und

Wirtschaft? (Folie 25)

Hier wird der Zusammenhang der Matrix aufgezeigt - d.h., welche Auswirkungen

erzeugen die einzelnen Produktlebenszyklusabschnitte auf die 3 Dimensionen. Es

können noch weitere Fragen durch die Schüler/innen oder die Lehrperson hinzugefügt

werden.

(7) Auswahl der Produktlinienmatrixfelder, die untersucht werden sollen

(Folie 26)

In diesem Schritt soll gemeinsam mit den Schüler/innen durchgegangen werden, bei

welchen Feldern es, ihrer Meinung nach, prinzipiell Sinn macht, Nachforschungen

anzustellen, d.h., es soll ein Produktlebenszyklusabschnitt nach dem anderen

betrachtet und überlegt werden, auf welche Kriterien dieser

Produktlebenszyklusabschnitt Einfluss haben könnte und diese Felder dann auf der

Produktlinienmatrix markiert werden (z.B. mit Leuchtstift). Wenn die Zeit nicht

reicht, können die Felder auch vorgegeben werden.

(8) Recherche der benötigten Informationen (Folie 27)

Sind die Felder ausgewählt, können Informationen recherchiert werden. Auf dieser

Folie sind einige Recherchemöglichkeiten aufgelistet.

(8) Recherche der benötigten Informationen, wenn kein Informationsmaterial

vorhanden ist (Folie 28)

Auf dieser Folie ist ein Flussdiagramm abgebildet, welches zur Anwendung kommt,

wenn bis jetzt kein Infomaterial zur Verfügung steht. In diesem Beispiel gibt es bereits

Infomaterial, deshalb ist für die Schüler/innen die Folie 29 interessanter. (Kann auch

weggelassen werden)

Page 27: Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt ... · Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 5 1.1 Konzeption und Vorgehensweise Die Methode

Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 27

(8) Recherche der benötigten Informationen, wenn Informationsmaterial

vorhanden ist (Folie 29)

Auf dieser Folie ist ein Flussdiagramm abgebildet, welches zur Anwendung kommt,

wenn Infomaterial bereits vorhanden ist.

(8) Zuordnung der recherchierten Informationen zur Produktlinienmatrix

(Folie 30)

Diese drei Schritte beschreiben den Umgang mit Informationen und wie sie

zugeordnet werden können.

(8) Festhalten der recherchierten Informationen zur Produktlinienmatrix

(Folie 31)

Da die Felder zu wenig Platz für alle Informationen bereitstellen, ist es sinnvoll, die

Ergebnisse in einer fortlaufenden Form festzuhalten, d.h., beginnend mit dem

1. Abschnitt des Produktlebenszyklus – dem Rohstoffabbau – und dem ersten

markierten Kriterium, werden die gefundenen Informationen niedergeschrieben. Dann

für das nächste Kriterium und so weiter, bis alle relevanten Matrixfelder beschrieben

worden sind. Werden Informationen außerhalb des markierten „Rahmens“ gefunden,

werden sie an dem dafür passenden Platz eingefügt.

Ad 3

Durch nochmalige Betrachtung der Folien 23 und 24 wird die Theorie der

Produktlinienanalyse wiederholt und mittels der Produktlinienmatrix auf der Folie 24

wird ein Ausblick auf den nächsten Schritt „(8) Recherche der benötigten

Informationen“ gegeben.

Page 28: Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt ... · Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 5 1.1 Konzeption und Vorgehensweise Die Methode

Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 28

3. Stunde

Ad 1

Mittels der Folie 24 wird der Theoriehintergrund wiederholt und danach kann die

Produktlinienmatrix als Überleitung auf den Rechercheteil genutzt werden.

Ad 2

Im folgenden Teil geht es um Sammeln und Festhalten von Informationen für die

Produktlinienanalyse.

Nr. Aktivität Sozialform Funktionsträger Zeit

1 Einstieg durch Wiederholung mittels

der Folie 24

Plenum L,S, Folie 24 5’

2 Recherche Plenum L,S, Folie 32

Videos

30’

3 Arbeitsauftrag – HÜ1 Vortrag L, Folie 33-35,

HÜ1

5’

4 Bearbeitung – HÜ1 S HÜ1 10’

Tab. 9: Unterrichtsablaufplan für die 3.Stunde

Page 29: Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt ... · Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 5 1.1 Konzeption und Vorgehensweise Die Methode

Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 29

(8) Informationen zu Rohstoffen (Folie 32)

Karikatur – soll Einblick in die Realität von Handyrohstoffen geben.

Filme zu Rohstoffen – es ist Zeit genug, sie doppelt anzusehen

o Der blutige Kampf um Coltan-ZDF.umwelt (Rohstoffe) (Video-01-II)-

4 min. 20 sek.

Quelle vom 28.03.2011 http://www.youtube.com/watch?v=tjDxZQ5Warw

o Handy Schrott... (Rohstoffe) (Video-01-III)- 6 min. 30 sek. (Gesamtlänge

29 min. 30 sek. – Infos über Rohstoffe beginnen bei Minute 3 und 20

Sekunden)

Quelle vom 28.03.2011 http://www.youtube.com/watch?v=m-kv99sZ4co

Gemeinsames Besprechen der Videos und der darin enthaltenen Informationen für die

Produktlinienmatrix und die PLA im Allgemeinen.

Ad 3

Austeilen und besprechen des Arbeitsauftrages als Hausübung. Es sind 3 Gruppen, die

einerseits gleiches Material (die Videos) bearbeiten und andererseits Informationen, die nur

die eine Gruppe hat (die unterschiedlichen Zeitungsartikel). Diese sollen möglichst sinnvoll

zusammengefasst werden, damit am Anfang der nächsten Stunde diese Informationen

miteinander verglichen und vernetzt werden können.

Ad 4

Die Schüler/innen haben den Rest der Unterrichtseinheit Zeit, schon mit der HÜ1 anzufangen.

Page 30: Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt ... · Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 5 1.1 Konzeption und Vorgehensweise Die Methode

Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 30

4. Stunde

Ad 1

Die Ergebnisse der Hausübung werden zusammengeführt und besprochen. Dabei sollten die

noch nicht bekannten Infos mitgeschrieben werden.

Ad 2

Mittels der Folie 36 wird erklärt, wie Informationen zusammengefasst und dann bewertet

werden.

Tab. 10: Unterrichtsablaufplan für die 4. Stunde

Nr. Aktivität Sozialform Funktionsträger Zeit

1 Recherchehausübung vergleichen Plenum L,S 15’

2 Zusammenfassungs- &

Bewertungsphase - Input

Plenum L,S, Folie 36 5’

3 Zusammenfassungs- &

Bewertungsphase

3er

Gruppen

S 15’

4 Besprechen der Ergebnisse Plenum L,S 10’

5 Input – Handlungsempfehlungen und

Hausübung

Vortrag L, Folie 37 – 38,

HÜ2

5’

Page 31: Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt ... · Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 5 1.1 Konzeption und Vorgehensweise Die Methode

Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 31

Ad 3

Die Schüler/innen fassen die Informationen in 3er-Gruppen zusammen, am besten aus jeder

Hausaufgabengruppe eine/r, damit alle Informationsquellen in jeder Gruppe vorhanden sind.

Anschließend sollen sie sich überlegen, wie sie die Zusammenfassung bewerten (es soll auf

alle Fälle eine qualitative, also schriftliche Bewertung sein) wollen und diese dann

durchführen. Werden sie in der Zeit nicht fertig, ist es auch nicht tragisch, da sie einen

Endbericht, bei dem ein Teil die Bewertung ist, als Hausübung erstellen sollen.

Ad 4

Einige Bewertungen werden im Plenum vorgestellt und durchbesprochen, abhängig von der

noch zur Verfügung stehenden Zeit.

Ad 5

Die Lehrperson stellt mit Hilfe der Folie 37 den letzten Schritt in der PLA vor, welcher als

Hausübung bearbeitet werden soll.

Austeilen der Hausübung 2. Die Schüler/innen sollen als Hausübung einen Endbericht

verfassen (siehe auch Folie 38) und diesen nächste Stunde abgeben oder wenn es die Zeit

erlaubt, den Endbericht in der nächsten Stunde im Plenum reflektieren. Es kann jeder für sich

einen Endbericht verfassen oder es wird einer pro Gruppe abgegeben, wobei es dann

vorteilhaft wäre, die gleiche Einteilung wie bei der Gruppenarbeit vorzunehmen.

Page 32: Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt ... · Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 5 1.1 Konzeption und Vorgehensweise Die Methode

Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 32

2.3 Foliensatz

Page 33: Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt ... · Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 5 1.1 Konzeption und Vorgehensweise Die Methode

Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 33

Page 34: Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt ... · Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 5 1.1 Konzeption und Vorgehensweise Die Methode

Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 34

Page 35: Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt ... · Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 5 1.1 Konzeption und Vorgehensweise Die Methode

Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 35

Page 36: Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt ... · Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 5 1.1 Konzeption und Vorgehensweise Die Methode

Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 36

Page 37: Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt ... · Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 5 1.1 Konzeption und Vorgehensweise Die Methode

Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 37

Page 38: Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt ... · Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 5 1.1 Konzeption und Vorgehensweise Die Methode

Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 38

Page 39: Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt ... · Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 5 1.1 Konzeption und Vorgehensweise Die Methode

Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 39

Page 40: Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt ... · Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 5 1.1 Konzeption und Vorgehensweise Die Methode

Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 40

Page 41: Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt ... · Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 5 1.1 Konzeption und Vorgehensweise Die Methode

Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 41

Page 42: Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt ... · Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 5 1.1 Konzeption und Vorgehensweise Die Methode

Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 42

Page 43: Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt ... · Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 5 1.1 Konzeption und Vorgehensweise Die Methode

Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 43

Page 44: Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt ... · Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 5 1.1 Konzeption und Vorgehensweise Die Methode

Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 44

Page 45: Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt ... · Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 5 1.1 Konzeption und Vorgehensweise Die Methode

Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 45

Page 46: Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt ... · Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 5 1.1 Konzeption und Vorgehensweise Die Methode

Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 46

Page 47: Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt ... · Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 5 1.1 Konzeption und Vorgehensweise Die Methode

Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 47

Page 48: Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt ... · Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 5 1.1 Konzeption und Vorgehensweise Die Methode

Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 48

Page 49: Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt ... · Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 5 1.1 Konzeption und Vorgehensweise Die Methode

Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 49

Page 50: Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt ... · Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 5 1.1 Konzeption und Vorgehensweise Die Methode

Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 50

2.4 Lösungsansätze und Lösungsmöglichkeiten

Die hier vorgestellten Lösungsansätze und Lösungsmöglichkeiten bilden nur eine von vielen

subjektiven „Wahrheiten“ ab und es kann bzw. wird mit ziemlicher Sicherheit so sein, dass

jede Gruppe, die mit diesem Fallbeispiel arbeitet, zu einem eigenen Ergebnis gelangt. Die hier

dargestellte Lösungsvariante ist die Variante des Autors.

2.4.1 Auswahlmöglichkeit und Begründung der zu untersuchenden Felder

Die hier in dieser Produktlinienmatrix markierten Felder stellen eine Möglichkeit von vielen

dar und die hier getroffene Auswahl kann durch folgende Hypothesen wie folgt begründet

werden:

1. Anbau bzw. Abbau von Rohstoffen:

N(1): Elektronikprodukte bestehen aus vielen Rohstoffen und der Rohstoffabbau

könnte bei einigen Rohstoffen sehr viel Energie und/oder viel Wasser benötigen.

N(2): Durch verschiedene Arten Rohstoffe abzubauen, könnten Verfahren angewendet

werden, bei denen Abgase entstehen oder Schadstoffe in den Boden gelangen.

N(3): Durch den Rohstoffabbau könnte der Lebensraum von seltenen Tieren und

Pflanzen bedroht sein.

G(2): Gerade im Bergbau passieren immer wieder Unfälle.

G(3): Es könnte sein dass die Abbaufirmen nicht auf die Menschenwürde der

beteiligten Menschen achten.

W(1): Der Preis für Rohstoffe könnte durch die hohe Nachfrage von Handys steigen

W(2): Es könnte sein, dass gewisse Rohstoffe, die für die Handyproduktion gebraucht

werden, nur an einem oder wenigen Orten zu finden ist.

W(3): Durch den Abbau und eventuelle Zerstörungen könnten Folgekosten entstehen

für die Umwelt und/oder die Bewohner.

Page 51: Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt ... · Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 5 1.1 Konzeption und Vorgehensweise Die Methode

Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 51

2. Produktherstellung:

N(1): Die Produktion könnte ineffizient sein und zu viel Rohstoffe, Energie und

Wasser verbrauchen.

N(2): Bei der Produktion könnten giftige Gase in die Luft gelangen und die Abwässer

könnten das Grundwasser und später den Boden vergiften.

G(2): Die Arbeiter/innen könnten giftigen Stoffen ausgesetzt sein.

G(3): Die Bezahlung könnte so gering sein, dass die Arbeiter/innen zu wenig

verdienen um sich selbst und ihre Familien versorgen zu können.

W(1): Die Qualität der Produktion könnte durch zu lange Arbeitszeiten beeinträchtig

sein.

3. Handel:

W(1): Nachdem viele Mobilfunknetzbetreiber Handys sehr billig anbieten, könnte der

Verkaufspreis nicht dem Produktwert entsprechen.

W(2): Die Werbung, die im Bereich des Mobilfunks gemacht wird, könnte die

Käufer/innen dahingehend beeinflussen, sich schneller wieder ein Handy zu kaufen als

notwendig und somit den Absatz steigern.

4. Gebrauch und Verbrauch:

N(1): Das Handy könnte durch unnötige Einschaltzeiten mehr Energie verbrauchen als

notwendig.

N(4): Die Handystrahlung könnte die Umgebung mit Strahlung belasten und noch

nicht abschätzbare Folgen verursachen.

G(1): Zu langes Telefonieren könnte Einfluss auf die Gesundheit haben.

Page 52: Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt ... · Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 5 1.1 Konzeption und Vorgehensweise Die Methode

Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 52

1. Anbau bzw. Abbau von Rohstoffen

2. Produktherstellung

3. Handel

4. Gebrauch und Verbrauch

5. Recycling & Beseitigung

A. Transport

B. Verpackung

1 2 3 4 5 A B Produktlinienmatrix

N (1) Energie und

Materialaufwand

1.1.Energieaufwand

Dim

ensi

on

Natu

r

1.2.Rohstoffverbrauch

1.3.Bodenverbrauch

1.4.Wasserverbrauch

N (2) Schadstoffe in Luft, Wasser

und Boden

2.1.Luftbelastung

2.2.Belastung von Grundwasser,

Oberflächengewässern und Meeren

2.3.Schadstoffeintrag in den Boden

N (3) Wirkungen auf Tiere,

Pflanzen und Landschaft

3.1.Dezimierung und Ausrottung von Pflanzen

und Tieren

3.2.Beeinflussung von Biotopen und

Ökosystemen

N (4) Einflüsse auf die

Atmosphäre

4.1.Klimaveränderung, Gefährdung der

Ozonschicht, Saurer Regen

4.2.Radioaktivität und Strahlenbelastung

G (1) Gesundheitsverträglichkeit

1.1.Gesundheitsverträglichkeit (absolute

Giftigkeit, schleichende Vergiftung,

allergieauslösend)

Dim

ensi

on

Ges

ells

chaft

G (2) Arbeitsbedingungen

2.1.Arbeitsqualität

2.2.Arbeitszufriedenheit

2.3.Arbeitsunfälle

2.4.Schadstoffbelastung am Arbeitsplatz

G (3) Sozialverträglichkeit

3.1. Achtung der Menschenwürde

(aus Kriterienkatalog)

3.2. Schutz des Lebens und der körperlichen

Unversehrtheit (aus Kriterienkatalog)

3.3. Friedenssicherung (aus Kriterienkatalog)

3.4. Versorgungssicherheit

(aus Kriterienkatalog)

W (1) Preis und Qualität

1.1.Preis

Dim

ensi

on

Wir

tsch

aft

1.2.Messbare Qualität

1.3.Subjektive Qualitätskriterien

W (2) Werbung und Macht

2.1. Werbung

2.2. Macht – im Sinne von Marktmacht

W (3) Kosten und Außenhandel

3.1. Individuelle Kosten

3.2. Externe Kosten (Folgekosten)

3.3. Wirtschaftliche Abhängigkeiten

Page 53: Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt ... · Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 5 1.1 Konzeption und Vorgehensweise Die Methode

Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 53

5. Recycling & Beseitigung:

N(1): Da ein Handy aus vielen Teilen besteht, könnte beim Recyceln sehr viel Energie

aufgewendet werden müssen, um es wieder zu trennen.

N(2): Wenn die Althandys einfach irgendwo abgelagert werden, könnte das

Grundwasser und der Boden dadurch verunreinigt werden.

N(3): Wenn die Althandys einfach irgendwo abgelagert werden, könnte das dazu

führen, dass das Ökosystem dort beeinträchtigt wird.

G(1): Es könnte sein, dass durch Ablagern von Althandys giftige Stoffe die

Gesundheit der Menschen in der Umgebung beeinträchtigen.

G(2): Es könnte sein, dass beim Recyclingprozess Schadstoffe entstehen, die die

Arbeiter/innen gefährden.

W(3): Die Kosten des Recyclingprozesses könnten unwirtschaftlich sein.

A. Transport:

N(1): Es könnte sein, dass die Transportwege nicht sinnvoll geplant wurden.

N(2): Durch unnötige Transportwege wird die Luft zusätzlich belastet.

N(4): Der Transport fördert die Ausweitung des Ozonlochs.

W(1): Der Preis für den Transport könnte zu viel Anteil am Gesamtpreis haben.

B. Verpackung:

N(1): Die Verpackung könnte viel zu viel Energie und Rohstoffe bei der Herstellung

verbrauchen.

N(2): In der Verpackung enthaltene Stoffe könnten das Grundwasser belasten.

G(2): Bei der Herstellung der Verpackung könnten Schadstoffe entstehen und die

3.4. Verteilungswirkung

Tab. 11: Produktlinienmatrix mit für die Analyse ausgewählten Felder (violett hinterlegt)

Page 54: Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt ... · Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 5 1.1 Konzeption und Vorgehensweise Die Methode

Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 54

Arbeiter/innen gefährden.

W(1): Der Preis für die Verpackung könnte einen zu hohen Anteil am Gesamtpreis

haben.

2.4.2 Zusammenfassung der Informationen aus den Videos mit Bezug zur

Produktlinienmatrix

Video: Der blutige Kampf um Coltan-ZDF.umwelt (Rohstoffe) (Video-01)

enthält Informationen für folgende Matrixfelder: 4 / W(2) 1 / G(2) 1 / G(3)

Inhaltszusammenfassung:

offiziell Frieden im Kongo, aber weiterhin Kampf um die Rohstoffe

Nachfrage bestimmt das Angebot und es werden immer mehr kleinere und leichtere

Elektronikartikel (z.B. Handy) nachgefragt – Coltan bzw. Tantal ermöglicht die

Produktion solcher Hightech-Artikel

Coltanminen im Kongo – oft wird das Erz durch Kinder und Jugendliche händisch

abgebaut

Minen zum Großteil unter der Kontrolle der Rebellen, der Gewinn wird für Krieg und

Waffen verwendet, wohingegen die Arbeiter/innen nur sehr geringe Löhne bekommen

– es ist aber oft die einzige Chance, Geld zu verdienen

Die Transport- und Handelswege sind oft undurchsichtig und können nicht

zurückverfolgt werden Forderung nach Belegen die beweisen, dass das Coltan aus

legalen Minen kommt

Die deutsche Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe hat eine

Analysemethode für die Herkunft von Coltan entwickelt

3/W(2) Nachfrage bestimmt das Angebot und es werden immer mehr kleinere und

leichtere Elektronikartikel (z.B. Handy) nachgefragt

1/G(2) Coltanminen im Kongo – oft wird das Erz durch Kinder und Jugendliche

händisch abgebaut

Page 55: Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt ... · Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 5 1.1 Konzeption und Vorgehensweise Die Methode

Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 55

1/G(3) Arbeiter erhalten nur sehr niedrige Löhne

Page 56: Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt ... · Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 5 1.1 Konzeption und Vorgehensweise Die Methode

Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 56

Video: Handy Schrott... (Rohstoffe) (Video-2)

enthält Informationen für folgende Matrixfelder: 1 / G(2) 1 / G(3) 1 / W(1) 1 / W(3)

Inhaltszusammenfassung:

Kongo drittgrößter Staat in Afrika

Im Handy befinden sich verschiedene Metalle und Edelmetalle, ohne die es nicht

funktionieren würde

Im Kongo gibt es unzählige Kupfer- und Kobaltminen

Kobalt wird für die Herstellung von Handybatterien verwendet

Arbeiter müssen jeden Tag 2 Stunden zur Miene gehen, haben keine

Schutzausrüstung, die Stollen sind nicht gesichert und obwohl es offiziell verboten ist

,arbeiten immer wieder Kinder in den Minen

Preise der Rohstoffe viel zu niedrig, Lohn der Arbeiter unter € 1, wenn die Arbeiter

kein Erz in den Minen finden, werden sie auch nicht bezahlt, für 100 kg Kobalt

können die Arbeiter einen Sack Mehl kaufen

Bevölkerung profitiert überhaupt nicht vom Rohstoffreichtum, es profitieren die

Industriestaaten durch die Ausbeutung

1/G(2) Arbeiter müssen jeden Tag 2 Stunden zur Mine gehen, haben keine

Schutzausrüstung, die Stollen sind nicht gesichert und obwohl es offiziell

verboten ist arbeiten immer wieder Kinder in den Minen

1/G(3) Lohn der Arbeiter unter € 1, wenn die Arbeiter kein Erz in den Minen

finden werden sie auch nicht bezahlt, für 100 kg Kobalt können die Arbeiter

einen Sack Mehl kaufen

1/W(1) Preise der Rohstoffe viel zu niedrig

1/W(3) Bevölkerung profitiert überhaupt nicht vom Rohstoffreichtum, es profitieren

die Industriestaaten durch die Ausbeutung

Page 57: Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt ... · Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 5 1.1 Konzeption und Vorgehensweise Die Methode

Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 57

2.4.3 Zusammenfassung der Infomaterialien aus der 1. Hausübung aller 3 Gruppen mit

Bezug zur Produktlinienmatrix

Zeitungsartikel: Ausbeutung für Nokia, Samsung, Motorola, LG, Sony Ericsson und

Apples iPhone (ZA-01)

enthält Informationen für folgende Matrixfelder: 2 / G(1) 2 / G(2) 2 / W(2)

Inhaltszusammenfassung:

In China und auf den Philippinen arbeiten die Arbeiter oft mit Chemikalien ohne

Schutzausrüstung

Die Arbeiter/innen leisten oft massive Überstunden, da sie sonst nicht mit dem Lohn

auskommen und werden dann aber für Fehler mit Lohnabzug bestraft

Die vorherrschenden Arbeitsbedingungen verstoßen gegen nationales sowie

internationales Gesetz

Handyfirmen (die Abnehmer) üben großen Druck auf die Lieferbetriebe aus, da sie

immer billigere Zulieferteile wollen

2/G(1) In China und auf den Philippinen arbeiten die Arbeiter oft mit Chemikalien

ohne Schutzausrüstung

2/G(2) Die Arbeiter/innen leisten oft massive Überstunden, da sie sonst nicht mit

dem Lohn auskommen und werden dann aber für Fehler mit Lohnabzug

bestraft. Die vorherrschenden Arbeitsbedingungen verstoßen gegen nationales

sowie internationales Gesetz

2/W(2) Handyfirmen (die Abnehmer) üben großen Druck auf die Lieferbetriebe aus,

da sie immer billigere Zulieferteile wollen - Marktmacht

Page 58: Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt ... · Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 5 1.1 Konzeption und Vorgehensweise Die Methode

Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 58

Zeitungsartikel: Suizid-Serie bei taiwanesischem iPhone-Hersteller (ZA-02)

enthält Informationen für folgende Matrixfelder: 2 / G(2) 2 / G(3)

Inhaltszusammenfassung:

Beschäftigte beklagen lange Arbeitszeiten, hohen Druck, niedrige Löhne, schlechte

Behandlung durch Vorgesetzte und strenge Disziplin

Immer wieder Selbstmorde wenn der Druck zu hoch wird

Arbeiter wohnen oft in Wohnhäusern in sozialer Isolation, wenig Kontakt

untereinander

2/G(2) Beschäftigte beklagen lange Arbeitszeiten, hohen Druck, niedrige Löhne,

schlechte Behandlung durch Vorgesetzte und strenge Disziplin, Immer wieder

Selbstmorde wenn der Druck zu hoch wird

2/G(3) Arbeiter wohnen oft in Wohnhäusern in sozialer Isolation, wenig Kontakt

untereinander

Zeitungsartikel: Cebit - Hersteller und Händler in der Verantwortung

Arbeitsbedingungen in der Handy-Produktion verurteilt (ZA-03)

enthält Informationen für folgende Matrixfelder: 2 / W(2) 2 / G(2) 3 / W(1) 3 / W(2)

Inhaltszusammenfassung:

Produzenten und Händler (oft die Mobilnetzbetreiber) sollten mehr Verantwortung im

Bereich Soziales und Umwelt übernehmen

Öffentliche Hand kann einen Beitrag zur Förderung fairer IT leisten

Handys werden immer billiger und das auf Kosten der Arbeiter/innen in den

Entwicklungsländern

2/W(2) Produzenten übernehmen zu wenig Verantwortung für ihr Handeln

3/W(2) Händler übernehmen zu wenig Verantwortung für ihr Handeln und …

Page 59: Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt ... · Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 5 1.1 Konzeption und Vorgehensweise Die Methode

Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 59

2/G(2) … fördern somit die schlechten Arbeitsbedingungen in den Fabriken

3/W(1) Handypreise sind extrem niedrig – entsprechen nicht dem Produktwert

Zeitungsartikel: Handy-Sucht (ZA-04)

enthält Informationen für folgende Matrixfelder: 4 / G(1)

Inhaltszusammenfassung:

Ob es möglich ist „handysüchtig“ zu werden ist noch nicht ausreichend erforscht

Die erhöhte Handynutzung kann aber zu einem ernsthaften Problem werden

Oft stecken andere Süchte hinter der intensiven Nutzung von Handy oder Internet

Handyfreie Zeiten sind empfehlenswert

4/G(1) Keine eindeutige Aussage ob Handys süchtig machen können

Zeitungsartikel: Schuldenfalle Handy (ZA-05)

enthält Informationen für folgende Matrixfelder: 4 / W(3)

Inhaltszusammenfassung:

Immer mehr Jugendliche verschulden sich, vor allem durch Handynutzung und

Internetgeschäfte

Mehr Aufklärung im Umgang mit finanziellen Belastungen wird gefordert

4/W(3) Individuelle Kosten werden oft falsch eingeschätzt bzw. nicht beachtet,

bezahlen mit dem Handy ist einfach und führt dann oft zu hohen Belastungen

Page 60: Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt ... · Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 5 1.1 Konzeption und Vorgehensweise Die Methode

Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 60

Zeitungsartikel: Rohstoffknappheit - Deutsche sollen Handys länger nutzen (ZA-06)

enthält Informationen für folgende Matrixfelder: 1 / N(1) 2 / N(1) 3 / W(2)

Inhaltszusammenfassung:

Handys sollen länger verwendet werden, damit Nachfrage an Rohstoffen eingedämmt

wird

Rohstoffe wurden seit Wirtschaftskrise immer teurer

Mobilfunkanbieter fördern durch ihre Aktionen und Werbung die kurze Verwendung

von Handys. Besser wäre es, andere Anreize zu schaffen

Alle sollten Interesse am Handyrecycling haben, da es sinnvoller, ist die Rohstoffe aus

den Altgeräten herauszuholen, als sie teuer am Weltmarkt einzukaufen

2/N(1) Längerer Gebrauch des Handys senkt den Bedarf an Rohstoffen für die

Produktion neuer Geräte

1/N(1) Recycling des Handys senkt den Bedarf an Rohstoffen aus den Minen für

die Produktion

3/W(2) Mobilfunkanbieter (Händler) fördern mit Ihrer Werbung und den

Vertragsverlängerungsangeboten den kurzen Gebrauch von Handys

Zeitungsartikel: 60 verschiedene Rohstoffe in einem Handy (ZA-07)

enthält Informationen für folgende Matrixfelder: 5 / N(1) 1 / N(1) 5 / W(1)

Inhaltszusammenfassung:

In 41 Handys befindet sich die gleiche Menge an Gold wie in 1.000 kg Golderz und

viele weitere Stoffe – Insgesamt bis zu 60 verschiedene Rohstoffe

Rückgewinnung von Rohstoffen aus Altgeräten ist ein wichtiger Schritt zu einem

nachhaltigen Umgang mit Materialien

Das Recycling von Sekundärrohstoffen verbraucht oft weniger Energie als die

Gewinnung von Primärrohstoffen und ist meist günstiger

Page 61: Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt ... · Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 5 1.1 Konzeption und Vorgehensweise Die Methode

Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 61

Starker Anstieg des zu entsorgendem Elektroschrotts

5/N(1) Rückgewinnung von Rohstoffen verbraucht weniger Energie als

Gewinnung von Primärrohstoffen;

1/N(1) Rückgewinnung von Rohstoffen aus Altgeräten ist ein wichtiger Schritt zu

einem nachhaltigen Umgang mit Materialien und es sinkt die Nachfrage an

Primärrohstoffen

5/W(1) Rückgewinnung von Rohstoffen ist meist günstiger als Primärgewinnung

Zeitungsartikel: Computer-Friedhöfe in Afrika (ZA-08)

enthält Informationen für folgende Matrixfelder: 5 / N(2) 5 / G(1) 5 / W(3)

Inhaltszusammenfassung:

50 Millionen Tonnen Elektroschrott entstehen jährlich

Menge an nicht mehr gebrauchten Elektrogeräten wächst ebenso wie der Konsum von

neuen Elektrogeräten

In Europa und USA veraltete Geräte erzielen in Afrika oft noch hohe Preise

Eine große Menge an Elektroschrott landet in Afrika auf Müllhalden, die wenn sie zu

groß werden einfach angezündet werden, dadurch entstehen giftige Dämpfe

Diese Mülldeponien haben erhöhte Bleiwerte im Blut der Bewohner im Umland zur

Folge und diese verursachen eine große Bandbreite an Krankheiten

Verschiffung des Elektroschrotts kostet weniger als die fachgerechte Entsorgung

Funktionierende alte PCs werden aber als sinnvoller Export gesehen und können in

Afrika noch gute Dienste leisten - z.B. in Schulen

5/N(2) Durch Verbrennen des Elektroschrotts entstehen giftige Dämpfe

5/W(3) Durch das Verschiffen des Elektroschrotts nach Afrika fallen für die

„Beseitiger“ geringere Kosten an als bei einer fachgerechten Entsorgung

Page 62: Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt ... · Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 5 1.1 Konzeption und Vorgehensweise Die Methode

Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 62

5/G(1) Diese Mülldeponien haben erhöhte Bleiwerte im Blut der Bewohner im

Umland zur Folge und diese verursachen eine große Bandbreite an

Krankheiten

Zeitungsartikel: Elektroschrott in Afrika - Die Kehrseite von Handy, Laptop und

TV (ZA-09)

enthält Informationen für folgende Matrixfelder: 3 / W(2) 5 / N(2)

Inhaltszusammenfassung:

Medien bombardieren die Leute mit der Botschaft: „Nur das neueste Handy ist gut

genug“

Entwicklungsländer werden als Müllhalden verwendet

Der Elektroschrott wird verbrannt und erzeugt giftige Dämpfe

Giftige Stoffe aus dem Elektroschrott verseuchen die Erde und das Trinkwasser im

Bereich der Müllhalden

3/W(2) Die Werbung macht uns glauben, dass wir immer die neuesten Handys

brauchen und somit werden die Handys öfter als notwendig getauscht

5/N(2) Der Elektroschrott wird verbrannt und erzeugt giftige Dämpfe, Giftige

Stoffe aus dem Elektroschrott verseuchen die Erde und das Trinkwasser im

Bereich der Müllhalden

Zeitungsartikel: Interview mit Dr. Christian Hagelüken (ZA-10)

enthält Informationen für folgende Matrixfelder: 5 / W(3) 5 / N(2) 1 / N(1) 1 / N(3)

Inhaltszusammenfassung:

Große Elektroschrott-Recycling-Werke können wirtschaftlicher geführt werden

Umicore kann Handys ohne weitere Vorbehandlung sehr effizient und unter hohen

Umweltstandards stofflich recyceln

Urban Mining = die Gewinnung von Rohstoffen aus den weltweit in Verkehr

gebrachten Produkten am Ende von deren Lebensdauer

Page 63: Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt ... · Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 5 1.1 Konzeption und Vorgehensweise Die Methode

Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 63

Recycling führt zur Schonung der natürlichen Lagerstätten und der mit dem Abbau

verbundenen Umweltauswirkungen (Regenwaldabholzung, Ausrottung der

Menschenaffen, etc.)

Edelmetalle können zu 95% aus Handys recycelt werden

Es sollten Anreizsysteme für die Rückgabe alter Handys entwickelt werden

Elektroschrott in Afrika verursacht Umweltverschmutzung und die Recyclingquote in

diesen Ländern liegt lediglich bei 25%

Was Sie schon immer zu Handys, Coltan und Gorillas/Schimpansen sagen

wollten… Auf den ersten Blick sieht man da ja gar keine Zusammenhänge, auf den

zweiten aber schon. Und das unterstreicht, in was für einer eng vernetzten Welt wir

heute wohnen. Fast alles, was wir an einem Ort tun, hat noch Auswirkungen in ganz

anderen Ecken des Planeten. Das Schöne am Handy ist, dass es ein so bekannter und

verbreiteter Gegenstand ist, dass hieran gut diese Zusammenhänge aufgezeigt werden

können.

5/W(3) Große Elektroschrott-Recycling-Werke können wirtschaftlicher geführt

werden – geringere Kosten

5/N(2) Umicore kann Handys ohne weitere Vorbehandlung sehr effizient und unter

hohen Umweltstandards stofflich recyceln – im Vergleich dazu: Elektroschrott

in Afrika verursacht Umweltverschmutzung und die Recyclingquote der

Edelmetalle in diesen Ländern liegt lediglich bei 25%, bei Umicore bei 95%

1/N(1) Recycling führt zur Schonung der natürlichen Lagerstätten

1/N(3) Recycling führt zur Schonung der mit dem Rohstoffabbau verbundenen

Umweltauswirkungen (Regenwaldabholzung, Ausrottung der Menschenaffen,

etc.)

Zeitungsartikel: 75 Prozent Handy Produktion aus China (ZA-11)

enthält Informationen für folgende Matrixfelder: 2 / W(2) 2 / W(3) 2 / G(2)

Inhaltszusammenfassung:

China beherrscht im Bereich der Produktion von Elektroartikeln den Weltmarkt

die Lohnkosten in China sind niedrig

75% aller produzierten Handys werden komplett in China gefertigt

Page 64: Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt ... · Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 5 1.1 Konzeption und Vorgehensweise Die Methode

Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 64

ein Großteil des Handyzubehörs wird auch in China gefertigt

Chinesen haben dadurch zwar Arbeit, aber führen diese meist unter

menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen durch

die Käufer in den Industriestaaten machen sich oft keine Gedanken wie ihr Handy

produziert wurde

2/W(2) China beherrscht im Bereich der Produktion von Elektroartikeln den

Weltmarkt

2/W(3) die Lohnkosten in China sind niedrig

2/G(2) Chinesen haben dadurch zwar Arbeit, aber führen diese meist unter

menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen durch

Arbeitsblatt: Transportwege eines Handys (AB-01)

Dieses Arbeitsblatt muss mit den anderen Informationen aus den Videos und Zeitungsartikeln

betrachtet werden, um ein vollständiges Bild der Transportwege zu bekommen.

enthält Informationen für folgende Matrixfelder: A / N(1) A / N(4)

Inhaltszusammenfassung:

Enthält als Information die Anatomie eines Handys in Bezug auf die darin enthaltenen

Metalle und deren Herkunft

Eine politische Weltkarte zum Eintragen

A/N(1) Es müssen sehr viele Materialien nach China gebracht werden, um

dort damit ein Handy herzustellen, die fertigen Handys werden nach

z.B. Europa zum Verkauf und Gebrauch transportiert und Altgeräte

werden als Seconhandware oder Elektroschrott oft in

Entwicklungsländer abgeschoben - folglich werden große Mengen an

Erdöl für den Transport benötigt

A/N(4) Die Verwendung von Erdöl zum Transport erzeugt Abgase

Page 65: Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt ... · Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 5 1.1 Konzeption und Vorgehensweise Die Methode

Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 65

Video: Gnadenlos billig 2&3 (Video-03)

enthält Informationen für folgende Matrixfelder: 2 / G(2) 2 / G(1) 2 / W(2) 2 / W(3)

3 / W(1) 3 / W(2) 5 / N(2)

Inhaltszusammenfassung:

In Indien werden viele Mobiltelefone hergestellt

Firmen, die neue Werke bauen, zahlen 10 Jahre keine Steuern und bekommen Strom

und Wasser zum halben Preis hohe Profite

Unternehmen können machen was sie wollen

Nokia hat Jahresgewinn von € 5 Mrd. und zahlt keine fairen Löhne

Arbeitsbedingungen:

o 6 Tage Arbeit in der Woche

o Arbeitslöhne noch niedriger als in China - € 2 / Tag reicht nur für Essen für

eine Person, bei ständig steigenden Lebensmittelpreisen (damit eine Familie

ernährt werden könnte müsste der Mindestlohn bei € 3,60/Tag liegen)

o es darf nicht gestreikt werden und keiner traut sich, eine Gewerkschaft zu

gründen

o Leiharbeiter werden noch stärker ausgebeutet als Fixangestellte

o Arbeiter atmen bei der Produktion oft giftige und krebserregende Dämpfe ein

o bei Krankheit gibt es Lohnabzug bzw. wird man gleich entlassen

7 Arbeiter wohnen auf 10 m2 zusammen

440 Mio. Inder leben unter der absoluten Armutsgrenze

Deutschland: durchschnittlich werden hier 30 Mio. Stück pro Jahr verkauft, 1 Mrd.

Stück pro Jahr auf der ganzen Welt

das Handy hat sich vom Luxusartikel zum Wegwerfartikel gewandelt

Page 66: Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt ... · Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 5 1.1 Konzeption und Vorgehensweise Die Methode

Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 66

Die Kampagne „makeITfair“ macht auf die schlechte Situation in der IT-Branche

aufmerksam und nimmt vor allem die Handyhersteller unter die Lupe – Ziel ist es,

faire Arbeitsbedingungen zu erreichen und dass die Hersteller sich um das Recycling

kümmern

aber damit sich etwas ändert, müssen auch die Konsumenten umdenken

Althandys landen oft in Ghana oder Indien auf Schrottplätzen und verseuchen durch

die in den Handys enthaltenen Schwermetalle die Umwelt

2/G(2) Arbeitsbedingungen: 6 Tage Arbeit in der Woche; Arbeitslöhne noch

niedriger als in China - € 2 / Tag reicht nur für Essen für eine Person, bei

ständig steigenden Lebensmittelpreisen (damit eine Familie ernährt werden

könnte müsste der Mindestlohn bei € 3,60/Tag liegen); es darf nicht gestreikt

werden und keiner traut sich eine Gewerkschaft zu gründen; Leiharbeiter

werden noch stärker ausgebeutet als Fixangestellte; bei Krankheit gibt es

Lohnabzug bzw. wird man gleich entlassen

2/G(1) Arbeiter atmen bei der Produktion oft giftige und krebserregende Dämpfe

ein

2/W(2) Unternehmen können machen was sie wollen

2/W(3) Firmen, die neue Werke bauen, zahlen 10 Jahre keine Steuern und

bekommen Strom und Wasser zum halben Preis hohe Profite

3/W(1) das Handy hat sich vom Luxusartikel zum Wegwerfartikel gewandelt

3/W(2) 1 Mrd. Stück pro Jahr auf der ganzen Welt

5/N(2) Althandys landen oft in Ghana oder Indien auf Schrottplätzen und

verseuchen durch die in den Handys enthaltenen Schwermetalle die Umwelt

Page 67: Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt ... · Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 5 1.1 Konzeption und Vorgehensweise Die Methode

Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 67

2.4.4 Zusammenfassung der Informationen

Die hinterlegten Felder sind die Felder, die im Vorfeld der Recherche markiert wurden. Bei

den Feldern die mit einem „X“ markiert sind, wurden passende Informationen gefunden.

Tab. 12: Produktlinienmatrix mit dem Vergleich zwischen zu untersuchenden Feldern und gefundenen

Informationen

1. Anbau bzw. Abbau von Rohstoffen

2. Produktherstellung

3. Handel

4. Gebrauch und Verbrauch

5. Recycling & Beseitigung

A. Transport

B. Verpackung

1 2 3 4 5 A B

X X

X X

N (1) Energie und

Materialaufwand

1.1. Energieaufwand

Dim

ensi

on

Natu

r

1.2. Rohstoffverbrauch

1.3. Bodenverbrauch

1.4. Wasserverbrauch

X

N (2) Schadstoffe in Luft, Wasser

und Boden

2.1. Luftbelastung

2.2. Belastung von Grundwasser,

Oberflächengewässern und Meeren

2.3. Schadstoffeintrag in den Boden

X

N (3) Wirkungen auf Tiere,

Pflanzen und Landschaft

3.1. Dezimierung und Ausrottung von Pflanzen

und Tieren

3.2. Beeinflussung von Biotopen & Ökosystemen

X

N (4) Einflüsse auf die

Atmosphäre

4.1. Klimaveränderung, Gefährdung der

Ozonschicht, Saurer Regen

4.2. Radioaktivität und Strahlenbelastung

X

X X

G (1) Gesundheitsverträglichkeit

1.1. Gesundheitsverträglichkeit (absolute oder

schleichende Vergiftung, allergieauslösend)

Dim

ensi

on

Ges

ells

chaft

X X

G (2) Arbeitsbedingungen

2.1. Arbeitsqualität

2.2. Arbeitszufriedenheit

2.3. Arbeitsunfälle

2.4. Schadstoffbelastung am Arbeitsplatz

X X

G (3) Sozialverträglichkeit

3.1. Achtung der Menschenwürde

(aus Kriterienkatalog)

3.2. Schutz des Lebens und der körperlichen

Unversehrtheit (aus Kriterienkatalog)

3.3. Friedenssicherung (aus Kriterienkatalog)

3.4. Versorgungssicherheit

(aus Kriterienkatalog)

X

X

X

W (1) Preis und Qualität

1.1. Preis

Dim

ensi

on

Wir

tsch

aft

1.2. Messbare Qualität

1.3. Subjektive Qualitätskriterien

X X X

W (2) Werbung und Macht 2.1. Werbung

2.2. Macht – im Sinne von Marktmacht

X X

X X

W (3) Kosten und Außenhandel

3.1. Individuelle Kosten

3.2. Externe Kosten (Folgekosten)

3.3. Wirtschaftliche Abhängigkeiten

3.4. Verteilungswirkung

Page 68: Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt ... · Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 5 1.1 Konzeption und Vorgehensweise Die Methode

Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 68

1. Anbau bzw. Abbau von Rohstoffen:

N(1) Energie und Materialaufwand:

Recycling alter Handys senkt den Bedarf an Primärrohstoffen aus dem Bergbau

(ZA-06), führt damit zur Schonung der natürlichen Lagerstätten (ZA-10) und ist ein

wichtiger Schritt zu einem nachhaltigen Umgang mit Materialien (ZA-07)

N(3) Wirkungen auf Tiere, Pflanzen und Landschaft:

Recycling führt zur Schonung der mit dem Rohstoffabbau verbundenen

Umweltauswirkungen (Regenwaldabholzung, Ausrottung der Menschenaffen, etc.)

(ZA-10)

G(2) Arbeitsbedingungen:

In den Coltanminen im Kongo arbeiten oft Kinder und Jugendliche und bauen das Erz

händisch ab (Video-01).

Die Arbeiter in den Kobaltminen im Kongo müssen jeden Tag 2 Stunden zur Miene

gehen. Sie haben keine Schutzausrüstung und die Stollen sind nicht gesichert. (Video-

02)

G(3) Sozialverträglichkeit:

Arbeiter erhalten für ihre schwere Arbeit in den Minen nur sehr niedrige Löhne

(Video-01), diese betragen unter € 1 pro Tag, wenn die Arbeiter kein Erz in den

Minen finden werden sie auch nicht bezahlt. Für 100 kg Kobalt können die Arbeiter

einen Sack Mehl kaufen (Video-02).

W(1) Preis und Qualität:

Die Preise der Rohstoffe sind viel zu niedrig für die Arbeit, die die Menschen für den

Abbau auf sich nehmen (Video-02).

W(2) Werbung und Macht:

Produzenten übernehmen zu wenig Verantwortung für ihr Handeln und das was in den

Produktionsstätten passiert (ZA-03)

Page 69: Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt ... · Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 5 1.1 Konzeption und Vorgehensweise Die Methode

Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 69

W(3) Kosten und Außenhandel:

Die Menschen im Land, in denen die wichtigen Rohstoffe abgebaut werden,

profitieren überhaupt nicht vom Rohstoffreichtum, es profitieren die Industriestaaten

durch die Ausbeutung (Video-02).

Sonstige Zusammenhänge konnten aus den vorliegenden Informationen nicht herausgelesen

werden.

2. Produktherstellung:

N(1) Energie und Materialaufwand:

Längerer Gebrauch der Handys senkt den Bedarf an Rohstoffen und Energie für die

Produktion neuer Geräte, da die Nachfrage zurückgeht (ZA-06).

G(1) Gesundheitsverträglichkeit:

In China und auf den Philippinen arbeiten die Arbeiter/innen oft mit Chemikalien ohne

Schutzausrüstung (ZA-01) oder es entstehen giftige und krebserregende Dämpfe, die

sie dann einatmen (Video-03).

G(2) Arbeitsbedingungen:

Die Arbeiter/innen in China leisten oft massive Überstunden, da sie sonst nicht mit

dem zu geringen Lohn auskommen würden und werden dann aber für Fehler, die

durch die langen Arbeitszeiten entstehen, mit Lohnabzug bestraft. Die

vorherrschenden Arbeitsbedingungen verstoßen gegen nationales sowie internationales

Gesetz (ZA-01). Außerdem klagen die Beschäftigten oft über hohen Druck, niedrige

Löhne, schlechte Behandlung durch Vorgesetzte und zu strenge Disziplin. Dies alles

führt immer wieder zu Selbstmorden, da die Arbeiter/innen nicht mehr mit dem Druck

umgehen können (ZA-02). Zusammengefasst haben die Menschen in China zwar

Arbeit, aber führen diese meist unter menschenunwürdigen Bedingungen durch

(ZA-11).

Die Arbeiter/innen in der indischen Handyindustrie arbeiten 6 Tage in der Woche und

bekommen noch niedrigere Arbeitslöhne als in China (€ 2 / Tag). Das reicht gerade

für das Essen einer Person, bei ständig steigenden Lebensmittelpreisen. Damit eine

Familie ernährt werden könnte, müsste der Mindestlohn bei € 3,60/Tag liegen.

Außerdem darf nicht gestreikt werden und keiner wagt es, eine Gewerkschaft zu

gründen. Noch stärker werden Leiharbeiter ausgebeutet. Bei Krankheit gibt es

Lohnabzug bzw. wird man gleich entlassen (Video-03).

Page 70: Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt ... · Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 5 1.1 Konzeption und Vorgehensweise Die Methode

Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 70

G(3) Sozialverträglichkeit:

Die Arbeiter/innen wohnen oft in Wohnhäusern in sozialer Isolation, wenig Kontakt

untereinander (ZA-02).

W(2) Werbung und Macht:

Die Handyfirmen (Abnehmer) üben großen Druck auf die Lieferbetriebe aus, da sie

immer billigere Zulieferteile wollen und spielen so ihre Marktmacht gezielt aus (ZA-

01). Andererseits beherrscht China im Bereich der Produktion von Elektroartikeln den

Weltmarkt (ZA-11).

In Indien können Unternehmen, die sich dort ansiedeln machen was sie wollen, da der

Politik einfach nur wichtig ist, neue Arbeitsplätze zu schaffen, aber keine Rücksicht

auf die Arbeitsbedingungen nimmt (Video-03).

W(3) Kosten und Außenhandel:

Die Löhne in China sind zu gering um die Leute zu ernähren (ZA-11).

In Indien zahlen Firmen, die neue Werke bauen, 10 Jahre keine Steuern und

bekommen Strom und Wasser zum halben Preis und können somit hohe Profite

erwirtschaften (Video-03).

Sonstige Zusammenhänge konnten aus den vorliegenden Informationen nicht herausgelesen

werden.

3. Handel:

W(1) Preis und Qualität:

Die Preise, die für Handys am Markt verlangt werden, sind oft extrem niedrig und

entsprechen nicht dem Produktwert (ZA-03). Das Handy hat sich vom Luxusartikel

zum Wegwerfartikel gewandelt (Video-03).

W(2) Werbung und Macht:

1 Mrd. Stück Handy werden pro Jahr auf der ganzen Welt verkauft (Video-03). Die

Nachfrage bestimmt das Angebot und es werden immer mehr kleinere und leichtere

Elektronikartikel (z.B. Handy) nachgefragt (Video-01). Die Werbung macht uns

glauben, dass wir immer die neuesten Handys brauchen und somit werden die Handys

Page 71: Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt ... · Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 5 1.1 Konzeption und Vorgehensweise Die Methode

Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 71

öfter als notwendig getauscht (ZA-09) und die Mobilfunkanbieter (Händler) fördern

außerdem mit ihren Vertragsverlängerungsangeboten den kurzen Gebrauch von

Handys (ZA-06). Die Händler übernehmen zu wenig Verantwortung für ihr Handeln

und fördern somit die schlechten Arbeitsbedingungen in den Fabriken (ZA-03).

Sonstige Zusammenhänge konnten aus den vorliegenden Informationen nicht herausgelesen

werden.

4. Gebrauch und Verbrauch:

G(1) Gesundheitsverträglichkeit:

Es wird viel diskutiert, aber im Moment gibt es keine eindeutige Aussage, ob Handys

süchtig machen können oder nicht (ZA-04).

W(3) Kosten und Außenhandel:

Die Kosten, die in Verbindung mit dem Handy entstehen, werden oft falsch

eingeschätzt bzw. nicht beachtet, bezahlen mit dem Handy ist einfach und führt dann

oft zu hohen Belastungen und damit zu Schulden (ZA-05).

Sonstige Zusammenhänge konnten aus den vorliegenden Informationen nicht herausgelesen

werden.

5. Recycling & Beseitigung:

N(1) Energie und Materialaufwand:

Die Rückgewinnung von Rohstoffen aus alten Handys verbraucht weniger Energie als

die Gewinnung von Primärrohstoffen aus den Minen (ZA-07)

N(2) Schadstoffe in Luft, Wasser und Boden:

Durch das Verbrennen von Elektroschrott in den Entwicklungsländern entstehen

giftige Dämpfe (ZA-08). Außerdem verseuchen giftige Stoffe aus dem Elektroschrott

die Erde und das Trinkwasser im Bereich der Müllhalden (ZA-09). Vor allem die in

den Handys enthaltenen Schwermetalle belasten die Umwelt stark (Video-03).

Umicore kann Handys ohne weitere Vorbehandlung sehr effizient und unter hohen

Umweltstandards stofflich recyceln. Im Vergleich dazu: Elektroschrott in Afrika

Page 72: Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt ... · Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 5 1.1 Konzeption und Vorgehensweise Die Methode

Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 72

verursacht Umweltverschmutzung und die Recyclingquote der Edelmetalle in diesen

Ländern liegt lediglich bei 25%, bei Umicore bei 95% (ZA-10).

G(1) Gesundheitsverträglichkeit:

Die Endlagerung von Althandys auf Mülldeponien verursacht bei den Menschen, die

im Umland um die Deponien leben, erhöhte Bleiwerte im Blut und diese verursachen

eine große Bandbreite an Krankheiten (ZA-08).

W(1) Preis und Qualität:

Rückgewinnung von Rohstoffen aus Althandys ist meist günstiger als

Primärgewinnung aus Minen (ZA-07).

W(3) Kosten und Außenhandel:

Durch das Verschiffen des Elektroschrotts nach Afrika fallen für die „Beseitiger“

geringere Kosten an als bei einer fachgerechten Entsorgung (ZA-08).

Große Elektroschrott-Recycling-Werke können wirtschaftlicher geführt werden –

Economies of Scale (ZA-10).

Sonstige Zusammenhänge konnten aus den vorliegenden Informationen nicht herausgelesen

werden.

A. Transport:

N(1) Energie und Materialaufwand:

Es müssen sehr viele Materialien nach China oder Indien gebracht werden, um dort

damit ein Handy herzustellen, die fertigen Handys werden nach z.B. Europa zum

Verkauf und Gebrauch transportiert und Altgeräte werden als Secondhandware oder

Elektroschrott oft in Entwicklungsländer abgeschoben - folglich werden große

Mengen an Erdöl für den Transport benötigt (AB-01).

N(4) Einflüsse auf die Atmosphäre:

Die Verwendung von Erdöl zum Transport erzeugt Abgase und führt folglich zu einer

Vergrößerung des Ozonloches (AB-01).

Sonstige Zusammenhänge konnten aus den vorliegenden Informationen nicht herausgelesen

werden.

Page 73: Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt ... · Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 5 1.1 Konzeption und Vorgehensweise Die Methode

Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 73

B. Verpackung:

Für diesen Lebenszyklusabschnitt konnten keine Zusammenhänge aus den vorliegenden

Informationen herausgelesen werden.

Zu einigen Feldern in der Produktlinienmatrix, die im Vorfeld markiert worden sind, wurden

keine Zusammenhänge in dem vorliegenden Material gefunden. Dafür wurden

Zusammenhänge für andere Felder gefunden. Es könnte noch mittels weiterer Recherche

versucht werden, die „fehlenden“ Informationen zu finden.

2.4.5 Bewertung

Die qualitative Bewertung der zusammengefassten Ergebnisse ist nach eigenem Ermessen

des/der Anwender/in durchzuführen und wird hier beispielhaft nach den moralischen

Vorstellungen des Autors durchgeführt.

1. Anbau bzw. Abbau von Rohstoffen:

Es ist verantwortungslos von den Firmen und Gruppen, beim Primärrohstoffabbau immer

wieder den Lebensraum von Tieren und Pflanzen zu zerstören und für den Abbau Kinder und

Jugendliche einzusetzen. Außerdem ist es fahrlässig, dass die Arbeiter ohne Schutzausrüstung

in nicht gesicherten Stollen arbeiten.

Die Firmen beachten die Menschenrechte nicht und übernehmen keine Verantwortung, dass

sie die Arbeiter/innen ausbeuten und diese mit der mühsamen Arbeit nicht genug verdienen,

um sich selbst und ihre Familien zu ernähren. Der Preis für die Rohstoffe steht in keiner

Relation zu der Arbeit, die zum Abbau erbracht wurde.

2. Produktherstellung:

Auch in der Handyproduktion werden die Arbeiter nicht einmal im Ansatz fair bezahlt bzw.

behandelt. Die riesigen Handymarkenfirmen vergeben die Produktionsaufträge für ihre Geräte

immer an die billigsten Produktionsstätten und fördern somit die katastrophalen Zustände (zu

Page 74: Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt ... · Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 5 1.1 Konzeption und Vorgehensweise Die Methode

Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 74

geringe Löhne, zu lange Schichten, massive Überstunden über dem gesetzlichen Limit, hoher

Druck von den Vorgesetzten, Entlassungen wenn man krank wird, etc.) in den Fabriken.

3. Handel:

Die unnötig kurze Verwendungsdauer von Handys im Alltag wird durch den hart umkämpften

Mobilfunkanbietermarkt und der damit zusammenhängenden Werbung stark beeinflusst. Die

Mobilfunkanbieter bieten den Kunden zur Vertragsverlängerung neue Handys an, obwohl das

„Altgerät“ noch funktioniert und erst kurz verwendet worden ist. Diese Dumpingpreise für

Handys führen einerseits dazu, dass die Leute den Wert der Geräte nicht mehr richtig

wahrnehmen und das Handy sich vom Luxusartikel zum Wegwerfprodukt entwickelt hat.

Andererseits führt dieses „Geiz ist Geil“-Denken zu einer weiteren Verschlechterung für die

Arbeiter/innen in der Rohstoffgewinnung und der Produktion.

4. Gebrauch und Verbrauch:

Die Gesundheitsgefährdung durch die Verwendung von Handys ist noch nicht geklärt und es

ist oft viel zu einfach, mit dem Handy Geld auszugeben.

5. Recycling & Beseitigung:

Die Beseitigung von Althandys in Entwicklungsländern ist verantwortungslos und verursacht

großen Schaden bei Mensch und Umwelt (z.B. Schwermetalle im Boden und Grundwasser).

Das „Recycling“ von Althandys in Entwicklungsländern ist ineffizient (Recyclingquote 25%)

und hat negative Auswirkungen auf die Gesundheit (z.B. erhöhte Bleiwerte im Blut, giftige

Dämpfe, etc.) der Arbeiter/innen und der Menschen, die in der Umgebung leben.

Hingegen ist das fachgerechte Recycling in großen Werken wirtschaftlich,

umweltverträglicher und sehr effizient (Recyclingquote 95%). Außerdem verbraucht es

weniger Energie, die Rohstoffe aus Althandys herauszubekommen, als aus der Erde (z.B.

Minen).

Page 75: Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt ... · Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 5 1.1 Konzeption und Vorgehensweise Die Methode

Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 75

A. Transport:

Die Bestandteile eines Handys stammen aus der ganzen Welt, die fertigen Handys werden

wieder in die ganze Welt ausgeliefert und haben somit viele Transportwege hinter sich. Diese

immensen Transportwege tragen einerseits zu einem schnelleren Verbrauch der noch

vorhandenen Erdölmengen und andererseits zu einer erhöhten C-O2 Belastung bei.

B. Verpackung:

Hier wurden keine Informationen gefunden, deshalb kann auch keine Bewertung durchgeführt

werden.

2.4.6 Handlungskonsequenzen

Die Antworten auf diese Fragen sind subjektiv und können nicht falsch sein. Jeder/e

Anwender/in einer PLA sieht andere Handlungskonsequenzen und Forderungen an die

Gesellschaft. Natürlich werden sich die meisten Ergebnisse überschneiden, aber es geht

darum, dass die Schüler/innen ihre eigene Meinung vertreten und nicht die der Lehrperson.

Hier wiederum eine Möglichkeit - und zwar aus der Sicht des Autors - diese Fragen zu

beantworten:

Welche Konsequenz/en ziehe ich für mich aus diesem Ergebnis?

Dass ich mich über Produkte im Vorfeld mehr informiere und versuche darauf zu achten,

welche Auswirkungen Produkte auf mich und meine Umwelt haben. Außerdem werde ich

beim nächsten Kauf eines neuen Handys darauf achten, ob es schon ein Fairtrade-Handy gibt

oder welche Firmen sich am meisten für ein „faires Handy“ einsetzen.

Welche Handlungen sollte die Gesellschaft setzen, damit sich die Situation verbessert?

Es sind eine Reihe von Verbesserungen möglich, vor allem im Bereich der Behandlung von

Menschen im Rohstoffabbau und der Produktion. Auch beim Recycling gibt es noch viel zu

verbessern.

Page 76: Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt ... · Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 5 1.1 Konzeption und Vorgehensweise Die Methode

Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 76

4 Ergänzende Fragen:

Welche Handlungen kann ich persönlich setzen, damit sich die Situation verbessert?

Ich werde mein Handy in Zukunft länger verwenden und es im Anschluss nicht einfach

wegwerfen oder irgendwo liegen lassen, sondern zu einer Althandy-Sammelstelle bringen. Ich

werde mich auch in Zukunft besser informieren, bevor ich Elektrogeräte kaufe.

Welche Handlungen, die zu einer Verbesserung der Situation beitragen, sind für mich schon

selbstverständlich?

Ich interessiere mich für das Thema „Fairtrade“ und achte beim Einkauf allgemein darauf,

faire Produkte zu kaufen.

Welche Kriterien sind noch ungenügend untersucht und sollten deshalb besser erforscht

werden?

Meiner Meinung nach sollte das Kriterium „N(2) Schadstoffe in Luft, Wasser und Boden“ im

Bereich des Rohstoffabbaus und der Produktion untersucht werden, da ich überzeugt bin, dass

hier der Umwelt geschadet wird und es sicher einige Möglichkeiten zur Verbesserung geben

wird.

Spannend wäre es auch zu erforschen, wie viel Energie Handys im Gebrauch benötigen und

wie viel davon unnötig verschwendet wird – z.B. wenn es in der Nacht im lautlosen Modus in

einem anderen Zimmer herumliegt.

Für die Bereiche Transport und Verpackung wurden sehr wenig bis gar keine Informationen

gefunden und gerade diese beiden Bereiche haben oft einen großen Einfluss auf die Natur,

Gesellschaft und Wirtschaft.

Welche ökologischen und sozialen Innovationen lassen sich aus diesen Ergebnissen ableiten?

Es ist an der Zeit, ein „grünes Fairtrade Handy“ zu entwickeln, welches einerseits zum

Großteil auf Recyclingrohstoffe bei der Produktion zurückgreift und bei dessen Produktion

die Arbeiter/innen fair bezahlt werden und auch anständig behandelt werden.

Page 77: Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt ... · Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 5 1.1 Konzeption und Vorgehensweise Die Methode

Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 77

Die Mobilfunkanbieter sollten auf Geräte setzen, die länger halten und nicht jedes Jahr

ausgetauscht werden müssen. Außerdem sollten sie ein Pfand auf die Geräte einführen oder

den Kunden/innen eine Gutschrift für ihr altes Handy geben, um so die Leute zu einer

Rückgabe der wichtigen Rohstoffquelle zu bewegen.

Wichtig wäre auch, dieser „Alles muss möglichst billig sein“-Mentalität entgegenzuwirken

und den Menschen klarer zu vermitteln, welcher Wert hinter einem Produkt steht.

3. Schülerunterlagen

Die Schüler bekommen folgende Unterlagen:

Foliensatz – teilweise gibt es eigene SchülerInnenversionen der Folien zum ausfüllen

und mitschreiben

Produktlinienmatrix

Hausübung 1

o Aufgabenstellung – passend für die Gruppe

o Informationsmaterial – passend für die Gruppe

Hausübung 2 – Vorgaben, welche Inhalte der Endbericht haben soll

Page 78: Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt ... · Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 5 1.1 Konzeption und Vorgehensweise Die Methode

Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 78

3.1 SchülerInnenversionen der Folien zum ausfüllen und mitschreiben

Was ist wichtig beim Kauf eines Handys?

Quelle: www.apple.com

1

Welches Bedürfnis befriedigt mein Handy?

Wofür brauche ich mein Handy?

Quelle: www.apple.com

2

Page 79: Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt ... · Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 5 1.1 Konzeption und Vorgehensweise Die Methode

Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 79

Pro

du

ktl

inie

nan

aly

se –

Ste

p-b

y-S

tep

am

Bsp

. H

an

dy

(2) Bedürfnisanalyse

Welche Bedürfnisse stecken hinter

diesem Produkt?

12

2

Quelle:

www.sonyericsson.com

Pro

du

ktl

inie

nan

aly

se –

Ste

p-b

y-S

tep

am

Bsp

. H

an

dy

?

(3) Bedarfsanalyse

Wird dieses Produkt überhaupt

benötigt?

15

3

JA ?NEIN

Pro

du

ktl

inie

nan

aly

se –

Ste

p-b

y-S

tep

am

Bsp

. H

an

dy

(4) Rekonstruktion des Produktlebenszyklus I

16

4

Welche Prozesse durchläuft das

Produkt während seines „Lebens“?

Page 80: Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt ... · Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 5 1.1 Konzeption und Vorgehensweise Die Methode

Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 80

Page 81: Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt ... · Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 5 1.1 Konzeption und Vorgehensweise Die Methode

Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 81

3.2 Produktlinienmatrix

1. Anbau bzw. Abbau von Rohstoffen

2. Produktherstellung

3. Handel

4. Gebrauch und Verbrauch

5. Recycling & Beseitigung

A. Transport

B. Verpackung

1 2 3 4 5 A B Produktlinienmatrix

N (1) Energie und

Materialaufwand

1.1. Energieaufwand

Dim

ensi

on

Natu

r

1.2. Rohstoffverbrauch

1.3. Bodenverbrauch

1.4. Wasserverbrauch

N (2) Schadstoffe in Luft,

Wasser und Boden

2.1.Luftbelastung

2.2. Belastung von Grundwasser,

Oberflächengewässern und Meeren

2.3. Schadstoffeintrag in den Boden

N (3) Wirkungen auf Tiere,

Pflanzen und Landschaft

3.1. Dezimierung und Ausrottung von Pflanzen und

Tieren

3.2. Beeinflussung von Biotopen und Ökosystemen

N (4) Einflüsse auf die

Atmosphäre

4.1. Klimaveränderung, Gefährdung der Ozonschicht,

Saurer Regen

4.2. Radioaktivität und Strahlenbelastung

G (1)

Gesundheitsverträglichkeit

1.1. Gesundheitsverträglichkeit (absolute Giftigkeit,

schleichende Vergiftung, allergieauslösend)

Dim

ensi

on

Ges

ells

chaft

G (2) Arbeitsbedingungen

2.1. Arbeitsqualität

2.2. Arbeitszufriedenheit

2.3. Arbeitsunfälle

2.4. Schadstoffbelastung am Arbeitsplatz

G (3) Sozialverträglichkeit

3.1. …

3.2. …

3.3. …

3.4. …

W (1) Preis und Qualität

1.1. Preis

Dim

ensi

on

Wir

tsch

aft

1.2. Messbare Qualität

1.3. Subjektive Qualitätskriterien

W (2) Werbung und Macht

2.1. Werbung

2.2. Macht – im Sinne von Marktmacht

W (3) Kosten und

Außenhandel

3.1. Individuelle Kosten

3.2. Externe Kosten (Folgekosten)

3.3. Wirtschaftliche Abhängigkeiten

3.4. Verteilungswirkung

Page 82: Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt ... · Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 5 1.1 Konzeption und Vorgehensweise Die Methode

Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 82

3.3 Hausübung 1

3.3.1 Hausübung - Gruppe 1

Lesen Sie sich bitte die unten aufgelisteten Zeitungsartikel durch!

Halten Sie bitte jene Informationen daraus schriftlich fest, die sich in die

Produktlinienmatrixfelder einordnen lassen!

Zeitungsartikel:

Ausbeutung für Nokia, Samsung, Motorola, LG, Sony Ericsson und Apples

iPhone (ZA-01)

Schuldenfalle Handy (ZA-05)

60 verschiedene Rohstoffe in einem Handy (ZA-07)

Computer-Friedhöfe in Afrika (ZA-08)

Schauen Sie sich bitte die unten aufgelisteten Videos an!

Halten Sie bitte jene Informationen daraus schriftlich fest, die sich in die

Produktlinienmatrixfelder einordnen lassen!

Videos:

Gnadenlos billig 2/3

http://www.youtube.com/watch?v=NcpZ99nFZFk&feature=related

Gnadenlos billig 3/3

http://www.youtube.com/watch?v=nWw1Q1Ofhcw&feature=related

Page 83: Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt ... · Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 5 1.1 Konzeption und Vorgehensweise Die Methode

Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 83

Ausbeutung für Nokia, Samsung, Motorola, LG, Sony Ericsson und Apples iPhone (ZA-01)

Quelle vom 14.04.2011

http://unsdiewelt.com/2008/09/ausbeutung-fur-fur-nokia-samsung-motorola-lg-sony-ericsson-und-apples-

iphone/

Berlin, 24. September 2008: Eine heute veröffentlichte Studie der

europäischen makeITfair-Kampagne kratzt am glänzenden Image

der Elektronikindustrie. Die Studie enthüllt erschreckende

Arbeitsbedingungen in asiatischen Handyfabriken: Junge Arbeiter

hantieren ohne Schutzkleidung mit Chemikalien, leisten exzessive

Überstunden, um ihre Grundbedürfnisse zu decken, und werden für

fehlerhafte Produktion bestraft. In den Exportproduktionszonen in

einigen Ländern Asiens, wo die Firmen angesiedelt sind, werden

Proteste oft brutal unterdrückt. Die untersuchten Firmen liefern

ihre Produkte an alle großen Handy-Firmen.

“Die Fabrikarbeiter in China und den Philippinen müssen einen hohen Preis dafür zahlen,

dass wir Handys immer billiger kaufen können. Den zumeist jungen Frauen in den asiatischen

Fabriken werden ihre Grundrechte vorenthalten. Oft haben sie kaum eine Chance, ihre

Situation zu verbessern, da unabhängige Gewerkschaften zumeist verboten sind”, sagt

Cornelia Heydenreich von Germanwatch, einer der beiden deutschen Trägerorganisationen

von makeITfair.

makeITfair hat Arbeitsbedingungen in sechs Zulieferfabriken in China und den Philippinen

untersucht, die Bauteile für Nokia, Samsung, Motorola, LG, Sony Ericsson und Apples

iPhone herstellen. Die Studie deckt auf, dass die vorgefundenen Arbeitsbedingungen

nationale Gesetze sowie Konventionen der Internationalen Arbeitsorganisation (IAO/ILO)

verletzen. Ebenso verstoßen sie gegen die eigenen Verhaltenskodizes der

Elektronikunternehmen - zum Beispiel bei den Arbeitszeiten und dem Umgang mit

gefährlichen Chemikalien.

Die im Bericht erwähnten Unternehmen erhielten die Möglichkeit, zu den Ergebnissen von

makeITfair Stellung zu nehmen. Keine der Firmen hat das niedrige Lohnniveau in den

Zulieferfirmen bestritten. Die makeITfair-Studie zeigt, dass die niedrigen Löhne einen Teil

der anderen Probleme erklären, die die Markenfirmen laut ihren Verhaltenskodizes eigentlich

lösen wollen. So bedeuten niedrige Löhne für eine Vollzeitbeschäftigung, dass die Arbeiter

unvertretbar viele Überstunden leisten müssen, um über die Runden zu kommen. Manche von

ihnen schlafen bei der Arbeit ein, weil sie einfach zu erschöpft sind, und machen dadurch

Fehler. Dies führt dann dazu, dass ihr Lohn gekürzt wird und sie noch weniger verdienen.

Aufgrund des geforderten hohen Arbeitstempos arbeiten manche Beschäftigte lieber ohne ihre

Schutzkleidung, auch wenn die Anwendung von Chemikalien ihre Gesundheit schädigen

Page 84: Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt ... · Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 5 1.1 Konzeption und Vorgehensweise Die Methode

Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 84

könnte. Meistens werden sie auch nicht ausreichend darüber aufgeklärt, warum

Schutzkleidung so wichtig ist.

“Gesundheitsschutz und Sicherheit am Arbeitsplatz bedeuten nicht nur, die richtige

Schutzkleidung zur Verfügung zu stellen. Es ist ebenso wichtig, dass die Arbeiter auch die

Möglichkeit haben, diese Schutzvorrichtungen zu nutzen. Die Arbeiter, die wir für die Studie

befragt haben, zeigen typische Symptome einer falschen Anwendung von Chemikalien.

Schulungen und ein angemessenes Arbeitstempo sind unbedingt erforderlich, wenn ihre

Gesundheit geschont werden soll”, sagt Jenny Chan von der Nichtregierungsorganisation

SACOM aus Hong Kong, die die Recherchen in China koordiniert hat.

Die Zulieferfirmen, die von makeITfair befragt wurden, beschweren sich über die kaum zu

erfüllenden Anforderungen der Handy-Firmen. Einerseits sollen die Zulieferer die

Herstellungskosten reduzieren. Andererseits sollen sie die Arbeitsbedingungen und

Umweltstandards bei der Produktion verbessern, aber diese Investitionen kosten Geld.

Größere Zulieferer können diesen Anforderungen genügen, wenn sie denn wollen, aber

kleinere Zulieferfirmen sind dazu häufig nicht in der Lage.

“Die Handy-Firmen müssen wirkliche Anreize für soziale und ökologische Investitionen in

Asien schaffen, statt diese Einkaufspraktiken weiterzuführen. VerbraucherInnen sollten

gegenüber den Herstellern faire Produktionsmethoden einfordern, zum Beispiel über die

Postkartenaktion von makeITfair“, sagt Volkmar Lübke von der Verbraucher-Initiative, die

ebenfalls Träger der Kampagne makeITfair ist.

Schuldenfalle Handy (ZA-05)

Quelle vom 21.04.2011 http://oesterreich.orf.at/noe/stories/198100/

SPÖ und AK NÖ warnen vor der steigenden Verschuldung Jugendlicher. Immer mehr junge

Menschen würden durch Handy und Internet die Kontrolle über ihre Finanzen verlieren.

Mehr Aufklärung wird verlangt.

Immer mehr Jugendliche tappen in die Schuldenfalle, sagte Konsumentenschutz-Landesrat

Emil Schabl (SPÖ) am Mittwoch. Mehr als 430 junge Menschen haben letztes Jahr Hilfe bei

der Schuldnerberatung gesucht, sie waren im Durchschnitt mit fast 24.000 Euro überschuldet.

Schabl verlangt, dass es schon in der Schule mehr Aufklärung über richtiges

Konsumverhalten geben müsse.

Page 85: Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt ... · Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 5 1.1 Konzeption und Vorgehensweise Die Methode

Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 85

Schabl: „Schulden sind nicht cool“

„Unser Ziel ist auch zu sagen, dass Schulden machen nicht cool ist, sondern dass man, bevor

man einen Vertrag eingeht, zuerst einmal schauen muss, ob man in der Lage ist, das auch

finanziell abzudecken", erklärte Konsumentenschutz-Landesrat Emil Schabl.

Schärfere Kontrollen gefordert

Junge Menschen verschulden sich hauptsächlich durch hohe Handyrechnungen und

Internetgeschäfte. Schuldnerberatung und Arbeiterkammer fordern im Sinne des

Jugendschutzes vor allem bei Geschäften, die über Computer abgewickelt werden können,

noch schärfere Kontrollen.

60 verschiedene Rohstoffe in einem Handy (ZA-07)

Quelle vom 24.03.2011 http://www.pressebox.de/pressemeldungen/messe-muenchen-gmbh/boxid/368220

In Elektroschrott stecken millionenfach Kleinstmengen an Rohstoffen / IFAT

ENTSORGA in München zeigt neue Technologien zum Recycling von Elektroschrott /

Die effizientesten Technologien kommen aus Deutschland

(PresseBox) München, 25.08.2010. Es ist die ergiebigste Goldader der Welt: In nur 41

Handys steckt die gleiche Menge des Edelmetalls wie in einer ganzen Tonne Golderz. Man

muss also keine tiefen Stollen graben, Berge sprengen oder aufwendig im Sand schürfen, um

diesen Schatz zu heben. Wie es technisch funktioniert, Gold und andere wertvolle

Rohmaterialien aus Elektronik-Schrott zurückzugewinnen, zeigen Aussteller der diesjährigen

IFAT ENTSORGA, der Weltleitmesse für Wasser-, Abwasser-, Abfall- und

Rohstoffwirtschaft, vom 13. bis 17. September in München. Der Aufwand lohnt sich in jedem

Fall: Viele der verbauten Materialien sind entweder extrem teuer, nur in begrenzter Menge

verfügbar - oder beides.

Goldmine Elektroschrott

Laut einer aktuellen Studie des Umweltbundesamtes fallen allein in Deutschland 600.000

Tonnen Elektroschrott jährlich an. Das sind insgesamt gut 7,5 Kilo pro Kopf. Darin stecken

auch Edelmetalle wie Gold, Silber und Palladium. Besonders viel davon ist in Mobiltelefonen

und Computern verbaut. Die IT-Industrie "verbraucht" schon jetzt 15 Prozent der weltweiten

Kobalt-Jahresproduktion, 13 Prozent des geförderten Palladiums und drei Prozent der jährlich

abgebauten Gold- und Silbervorkommen. Allein in Computern landeten im Jahr 2008 Gold,

Silber, Kupfer, Palladium und Kobalt im Wert von gut 2,7 Milliarden Euro.

Page 86: Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt ... · Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 5 1.1 Konzeption und Vorgehensweise Die Methode

Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 86

Am Ende steht der Elektroschrott - und der hat es in sich: Eine Tonne Computer-Leitplatten

etwa enthält 250 Gramm Gold. Zum Vergleich: Eine Tonne Erzgestein einer sehr ergiebigen

Goldmine enthält gerade einmal fünf Gramm des Edelmetalls. Die Rückgewinnung des

eingesetzten Goldes - sowie der anderen verbauten Rohstoffe - ist damit ein wichtiger Schritt

hin zu einem nachhaltigen Umgang mit Materialien, die auf der Erde nur begrenzt vorhanden

sind. Sie leistet darüber hinaus einen wichtigen Beitrag, um gefährliche Preisschwankungen

auf dem Weltmarkt abzufedern.

Bei besonders seltenen Materialien ist Recycling heute schon unverzichtbar: Bei Gallium

etwa, das in LED-Leuchten, Mikrochips und in der Dünnschicht-Photovoltaik Verwendung

findet. Bis zum Jahr 2030, so die Prognose, wird sich der jetzige Jahresbedarf noch einmal

versechsfachen. Gallium ist relativ selten und kommt nur gebunden vor, was die Gewinnung

aufwendig und teuer macht. Recycling ist in diesem Fall die deutlich effizientere Alternative:

Die Wiedergewinnung benötigt nur einen Bruchteil der Energie, die für Abbau und

Verhüttung notwendig wären. Dabei ist die Methode ungleich kostengünstiger. So wurden im

Jahr 2008 bereits 135 Tonnen Gallium durch Wiederverwertung gewonnen, während nur 95

Tonnen auf herkömmlichem Weg produziert wurden - nur ein Beispiel für die wachsende

Bedeutung des IT-Recyclings. Gleichzeitig steigt die Menge des auszubeutenden

Elektroschrotts dramatisch weiter: Bis 2020 werde sich die Menge in China und Südafrika im

Vergleich zu 2007 vervierfachen, in Indien verfünffachen.

Deutsche Unternehmen sind Innovationsmotoren des IT-Recycling

Deutschland verfügt zwar praktisch über keine Primärrohstoffe, ist aber Weltmeister in der

Gewinnung von Sekundärrohstoffen. Das liegt nicht nur am System der Mülltrennung,

sondern auch an den Unternehmen, die in der Recycling-Technologie führend sind. Auf der

IFAT ENTSORGA stellen sich unter anderem die Recycling-Unternehmen mit neuen

Technologien und Lösungen der internationalen Konkurrenz.

Drei Erfolgsbeispiele deutscher Unternehmen

Die gesamte Bandbreite des Themas Recycling deckt die ALBA Group ab: Mit einem

jährlichen Umsatzvolumen von über 2,2 Milliarden Euro und rund 9.000 Mitarbeitern ist die

ALBA Group einer der führenden europäischen Umweltdienstleister und Rohstoffanbieter.

Das Unternehmen wird auf der IFAT ENTSORGA vor allem mit neuen Lösungen im Bereich

"Urban Mining", der Rückgewinnung anthropogener, also von Menschen erzeugter, Rohstoffe

in Städten vertreten sein. Ebenfalls auf der IFAT ENTSORGA vertreten ist MeWa Recycling.

In diesem Jahr hat das badenwürttembergische Unternehmen unter anderem eine

Page 87: Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt ... · Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 5 1.1 Konzeption und Vorgehensweise Die Methode

Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 87

hochmoderne Recyclinganlage im englischen St. Helens in Betrieb genommen. Diese kann

bis zu 40.000 Tonnen Elektroschrott im Jahr verarbeiten.

Auch die mittelständische hamos GmbH aus dem oberbayerischen Penzberg hat sich zu einem

weltweit führenden Anbieter von Separationsanlagen für das Elektronik-Recycling entwickelt.

Die dort entwickelten Anlagen sind heute schon in der Lage, gebrauchte Leiterplatten aus

Computern, Laptops oder Handys automatisch zu hochwertigen, sortenreinen Metallen weiter

zu verarbeiten.

Noch hat sich das Elektroschrott-Recycling nicht überall durchgesetzt. Ein großer Teil der

Metalle wird noch nicht ins System zurückgeführt: Pro Jahr gehen laut UN-Umweltprogramm

UNEP so mehr als fünf Milliarden Euro verloren. Ein Viertel des deutschen Elektromülls

wandert laut Umweltbundesamt sogar illegal ins Ausland, wo er ohne jegliche Rücksicht auf

Mensch und Umwelt weiterverarbeitet wird - ein weiterer Grund, dem Thema Elektroschrott-

Recycling in Zukunft noch mehr Aufmerksamkeit zu widmen.

Informationen - Schatzkiste Handy

Jedes Mobiltelefon enthält 60 Rohstoffe, darunter kleine und kleinste Mengen der begehrten

Metalle Gold, Silber, Kupfer, Kobalt und Palladium. Doch die Summe macht's: 2008 etwa

wurden weltweit 1,3 Milliarden Handys verkauft - allein der Wert des darin enthaltenen

Goldes belief sich auf 1,1 Milliarden US-Dollar.

Rohstoff pro Handy: Kupfer 9 Gramm, Kobalt 3,6 Gramm, Silber 250 Milligramm, Gold

24 Milligramm, Palladium 9 Milligramm

Computer-Friedhöfe in Afrika (ZA-08)

Quelle vom 25.03.2011 http://www.welt-sichten.org/artikel/art-04-008/computer-friedhoefe-in-afrika.html

Immer mehr Elektroschrott landet in Entwicklungsländern - Von Marc Engelhardt

Was gestern noch ein Rechner war, ist heute schlicht Elektroschrott. 50 Millionen

Tonnen davon entstehen jährlich weltweit. Weil die vorgeschriebene fachgerechte

Entsorgung teuer ist, umgehen findige Händler die Ausfuhrverbote in Länder des

Südens: Sie deklarieren den Sondermüll als Handelsware. Allerdings ist nicht jeder

Export von ausgedienten Computern schädlich. So werden ältere, aber funktionsfähige

Rechner in Kenia im Schulunterricht eingesetzt.

Page 88: Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt ... · Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 5 1.1 Konzeption und Vorgehensweise Die Methode

Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 88

„Computer, Monitore, Mobiltelefone!“ Aus vollem Hals preisen die Händler auf dem

Elektronikmarkt von Ikeja im Norden von Nigerias Millionenmetropole Lagos ihre Produkte

an. Was in Europa und den USA längst veraltet und unverkäuflich ist, erzielt hier noch einen

Preis: Ein Pentium III-Computer bringt mehr als 100 Euro, ein alter Röhrenfernseher

immerhin die Hälfte. 500 Schiffscontainer mit gebrauchter Elektronik, so die Umweltschützer

vom „Basel Aktions-Netzwerk“, landen jeden Monat allein im Hafen von Lagos. „Drei

Viertel davon ist Schrott, mit dem sich nichts mehr anfangen lässt“, so die Bilanz des

Verbandes der Computerhändler in Nigeria.

Dieser Elektroschrott landet auf Deponien, nicht weit vom bunten Treiben des Marktes in

Ikeja entfernt. Dort erheben sich auf einem ehemaligen Feuchtgebiet die rauchenden

Überreste des digitalen Equipments so weit das Auge reicht. Jim Puckett, dem Direktor des

„Basel Aktions-Netzwerks“, haben sich die Bilder förmlich eingebrannt: „Immer wenn ein

Müllberg zu hoch wird, zünden die Leute ihn an. Kinder laufen barfuß auf der Suche nach

Verwertbarem durch die schwelende Masse und atmen Dämpfe aus Dioxinen und Furanen

ein.“ Organisierte „Rohstoffküchen“ wie in Asien, wo vor allem Frauen ungeschützt giftigste

Stoffe aus Computerbestandteilen herauskochen, gibt es in Nigeria nicht. In Zukunft,

befürchtet Puckett, könnte sich das ändern.

Denn die Müllmenge, die nach Afrika verschifft wird, wächst. Jedes Jahr, so schätzt das UN-

Umweltprogramm (UNEP), fallen weltweit bis zu 50 Millionen Tonnen des mit Blei,

Cadmium, Barium, Quecksilber, Chrom und anderen Giftstoffen beladenen Elektroschrotts

an. Das sind gut fünf Prozent des gesamten Müllaufkommens. Besonders gefährlich sind die

alten Elektrogeräte, weil sie aus einer komplexen Mixtur unterschiedlicher Materialien

bestehen. Ein durchschnittliches Mobiltelefon weist 500 bis 1000 Komponenten auf. Viele

davon enthalten giftige Schwermetalle, Chemikalien und PVC. Zwar verbietet die 1989

verabschiedete Basler Konvention den Export von Giftmüll in Entwicklungsländer. Doch

dieses Verbot umgehen findige Händler: Sie deklarieren den Müll, der in Europa für viel Geld

fachgerecht entsorgt werden müsste, als Recyclinggut oder Handelsware.

Das illegale Geschäft lohnt sich, weil das Wachstum grenzenlos scheint. Allein im Jahr 2006

wurden weltweit eine Milliarde neue Mobiltelefone verkauft, ein Anstieg gegenüber dem

Vorjahr um mehr als ein Fünftel. Die Halbwertzeit der Geräte ist kurz, ebenso wie bei

Computern, MP3-Playern und vielen anderen Geräten. Einer der Gründer des Chip-

Herstellers Intel stellte schon vor 40 Jahren fest, dass die Prozessorengeschwindigkeit von

Rechnern sich im Schnitt alle zwei Jahre verdoppelt. Ein heute gekaufter Rechner ist nach

einigen Jahren schon deshalb schrottreif, weil Softwarehersteller mit ständig neuen

Programmversionen „alte“ Rechner überfordern. Von 30 bis 40 Millionen ausgemusterten

PCs jährlich allein in den USA geht die US-Umweltbehörde EPA aus. „Der Berg obsoleter

Elektronikgeräte wächst ebenso rapide wie unser Konsum an Neuheiten“, so Greenpeace-

Kampagnenleiter Martin Hojsik.

Page 89: Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt ... · Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 5 1.1 Konzeption und Vorgehensweise Die Methode

Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 89

Hojsik ist Co-Autor eines im Februar 2008 veröffentlichten Berichtes, der vor dem

gigantischen „hidden flow“, einem unsichtbaren Strom von nicht fachgerecht entsorgtem

Elektronikschrott, warnt. Selbst in der Europäischen Union, die mit den umfangreichsten

Sammlungs- und Wiederverwertungssystemen der Welt aufwarten kann, schätzen die

Umweltschützer den „hidden flow“ auf 6,6 Millionen Tonnen jährlich, drei Viertel der

jährlich anfallenden Menge; in den USA liegt er mit 80 Prozent noch höher. Noch düsterer

sehen die Zahlen aus, wenn man nur Computer betrachtet: Lediglich zehn Prozent aller

Rechner werden fachgerecht entsorgt, bei Fernsehern sind es gerade mal 14 Prozent. „Was

mit den Geräten passiert, die einmal dem Wiederverwertungskreislauf entzogen sind, kann

man nicht mit Gewissheit sagen“, so Hojsik. Immer mehr landen jedenfalls in Asien oder

Afrika.

An den alten Kais des Hamburger Hafens, wo fern des Containerterminals noch Stückgut auf

verrostete Hochseedampfer geladen wird, warten nicht nur Schrottautos, die in Deutschland

unverkäuflich sind, sondern auch ganze Ladungen von Röhrenmonitoren und anderen

Elektrogeräten in zweifelhaftem Zustand auf den Abtransport. Bei einem Ortstermin war

Jürgen Resch, Geschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe, entsetzt: „Dass Hamburgs

Umweltsenator behauptet, der Inhalt sei funktionstüchtige Handelsware, ist ein schlechter

Witz.“ Auf Reschs Fotos sind Monitore zu sehen, die lieblos übereinander gestapelt sind:

Verkäuflich wirken sie nicht.

Nach Recherchen der Umwelthilfe kaufen skrupellose Schrotthändler selbst FCKW-haltige

Kühlschränke und Gefriertruhen auf, deren Export generell verboten ist. Weil die Entsorgung

elektronischer Geräte Geld kostet, geben viele ihre Altgeräte gerne für einen Spottpreis ab –

sparen tun sie sowieso. Andere Geräte, so Jim Puckett vom „Basel Aktions-Netzwerk“,

werden sogar in gutem Glauben gegeben: Regierungsagenturen, Schulen oder andere

Institutionen verschenken ihre gebrauchten Rechner nichtsahnend an „bedürftige Afrikaner“.

Etwa 800 Computer, weiß der nigerianische Umweltschützer Olayemi Adesanya, passen im

Schnitt in einen Schiffscontainer. „So einen Container von den USA nach Lagos zu

verschiffen, kostet etwa 4.000 Euro.“ Beim derzeitigen Verkaufspreis heißt das, dass bereits

40 Pentium III-Rechner die Transportkosten wieder wettmachen. „Und dann kommen

skrupellose Händler aus den Industrieländern und machen ihren Geschäftspartnern in Nigeria

das Angebot: 400 gute Rechner kannst Du haben, wenn Du auch 400 Schrottgeräte nimmst.“

Ein Geschäft, das sich angesichts des Fehlens einer Umweltgesetzgebung und von Kontrollen

in Nigeria lohnt. Der überzählige Schrott landet allenfalls für ein Handgeld auf einer

Müllkippe wie der von Ikeja. Unerfahrene Händler, so Adesanya, setzen manchmal auch auf

so genannte „Überraschungscontainer“: „Das sind Container, in denen wild

zusammengewürfelter Schrott ist: Manchmal befindet sich darunter etwas besonders

Wertvolles, dann hat man Glück gehabt.“ Doch generell gelte, dass die Verkäufer in den

Industrieländern den Käufern in Afrika überlegen sind. In Asien, wo sich das Blatt inzwischen

Page 90: Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt ... · Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 5 1.1 Konzeption und Vorgehensweise Die Methode

Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 90

gewendet hat, kommen hingegen immer weniger Schrottgeräte an. Im Gegenteil: Auch

asiatische Exporteure verschiffen ihren Schrott immer häufiger nach Afrika.

Dabei sind nicht alle Exporte von Altgeräten schlecht. Jim Lynch, der in San Francisco die

Hilfsorganisation „CompuMentor“ leitet, verurteilt diejenigen, die Computerschrott nach

Afrika verschiffen, als „gewissenlose Müll-Cowboys“. Seine Organisation, so Lynch, testet

jeden Rechner, bevor er grünes Licht zur Verschiffung nach Afrika bekommt. Auch Norman

Mutunga von der kenianischen Organisation „Computer für Schulen“ verteidigt den Import

alter Rechner: „Wir haben klare Regeln für die Spender, kein Rechner darf älter als sechs

Jahre sein.“ Mit entsprechender Betreuung, so Mutungas Erfahrung, hält ein Rechner dann

noch weitere vier Jahre durch. Vier Jahre, in denen Schüler in Kenia lernen können, mit dem

Computer zu arbeiten. „Wenn die Geräte endgültig kaputt sind, nehmen wir sie auseinander –

einen Teil recyceln wir hier, einen Teil schicken wir zurück, auf Kosten der Spender.“

Tatsächlich ist die Öko-Bilanz dieses Recyclings oft gut. In Entwicklungsländern werden

viele Einzelteile, etwa Röhren, noch als Ersatz- oder Bauteile benutzt, die in Industrieländern

nicht mehr lohnend recycelt werden können. Nicht umsonst plant der Druckerhersteller

Hewlard-Packard mit „Computer für Schulen“ derzeit ein Pilotprojekt.

Das Hauptproblem ist aus Sicht der Experten die Grauzone, in der sich der Handel mit

gebrauchten Elektrogeräten derzeit abspielt. Besonders gilt das für die USA, außer Haiti und

Afghanistan das einzige Land, das die Basler Konvention bis heute nicht ratifiziert hat.

Halbseidene Müllhändler können dort praktisch folgenlos Gifte nach Afrika exportieren.

Doch auch in anderen Staaten stellt sich das Problem der Kontrolle. „Was wir brauchen, ist

ein einheitliches Label, das Computern und anderen alten Elektronikgeräten die Tauglichkeit

bescheinigt“, fordert die Direktorin der Basler Konvention, Sachiko Kuwabara-Yamamoto.

Greenpeace-Experte Hojsik sieht die Verantwortung bei den Produzenten: „Geräte müssen

von vornherein ohne schädliche Substanzen gebaut und auf freiwilliger Basis vom Hersteller

zurückgenommen werden.“

Wie tödlich Wohlstandsmüll tatsächlich ist, zeigt eine Untersuchung des UN-

Umweltprogramms (UNEP) in Dandora, der einzigen Müllkippe von Kenias Hauptstadt

Nairobi. Wo ursprünglich mit Weltbankgeldern eine Modellsiedlung entstehen sollte, ist

inzwischen jeder freie Meter mit stinkendem, rauchendem Müll aufgefüllt. Viele Hütten der

Bewohner von Dandora, die zu den Ärmsten der Stadt gehören, werden Stück für Stück von

den Abfallmassen eingeschlossen. Wer hier lebt, stirbt früh. Blutproben bei 328 Kindern und

Jugendlichen zwischen zwei und achtzehn Jahren brachten erschreckende Ergebnisse: Bei der

Hälfte der Kinder liegt die Bleikonzentration im Blut über den Grenzwerten.

Die Folge: Niedrige Hämoglobinwerte und Blutarmut, die bei fast allen betroffenen Kindern

festgestellt wurde. Hohe Bleiwerte im Blut werden zudem für andere Krankheiten, darunter

Krebs und Hirnschäden, verantwortlich gemacht. Gut die Hälfte aller untersuchten Kinder litt

Page 91: Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt ... · Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 5 1.1 Konzeption und Vorgehensweise Die Methode

Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 91

zudem an Asthma, Bronchitis oder anderen Atemwegserkrankungen sowie an Darm- und

Hautbeschwerden. „Die Lage in Dandora spiegelt die Lage auf Müllplätzen in vielen Teilen

Afrikas wieder“, bilanziert UNEP-Chef Achim Steiner. Denn woher die Krankheiten kommen

ist klar: Proben des Bodens ergaben zehn Mal höhere Bleiwerte als erlaubt, und auch Wasser

und Luft sind nach UNEP-Erkenntnissen infolge der Müllablagerung vergiftet.

Page 92: Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt ... · Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 5 1.1 Konzeption und Vorgehensweise Die Methode

Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 92

3.3.2 Hausübung - Gruppe 2

Lesen Sie sich bitte die unten aufgelisteten Zeitungsartikel durch!

Halten Sie bitte jene Informationen daraus schriftlich fest, die sich in die

Produktlinienmatrixfelder einordnen lassen!

Zeitungsartikel:

Suizid-Serie bei taiwanesischem iPhone-Hersteller (ZA-02)

Handy-Sucht (ZA-04)

Elektroschrott in Afrika - Die Kehrseite von Handy, Laptop und TV

(ZA-09)

Interview mit Dr. Christian Hagelüken (ZA-10)

Schauen Sie sich bitte die unten aufgelisteten Videos an!

Halten Sie bitte jene Informationen daraus schriftlich fest, die sich in die

Produktlinienmatrixfelder einordnen lassen!

Videos

Gnadenlos billig 2/3

http://www.youtube.com/watch?v=NcpZ99nFZFk&feature=related

Gnadenlos billig 3/3

http://www.youtube.com/watch?v=nWw1Q1Ofhcw&feature=related

Page 93: Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt ... · Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 5 1.1 Konzeption und Vorgehensweise Die Methode

Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 93

Suizid-Serie bei taiwanesischem iPhone-Hersteller (ZA-02)

Quelle vom 20.042011 http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2010-05/china-foxconn-suizide

Seit Januar haben sich neun Beschäftigte des Elektronikkonzerns Foxconn in den Tod

gestürzt. Die Arbeitsbedingungen sollen miserabel sein, was das Unternehmen bestreitet.

Der weltgrößte Elektronikproduzent Foxconn sieht sich mit einer Serie von Selbsttötungen in

seiner Belegschaft konfrontiert. Am Dienstag starb ein Arbeiter, nachdem er sich vom Dach

einer Fabrik im südchinesischen Shenzhen gestürzt hatte, wie die amtliche

Nachrichtenagentur Xinhua meldete. Es war der neunte Todesfall dieser Art bei Foxconn seit

Anfang des Jahres. Der letzte datiert auf den vergangenen Freitag. Zwei weitere Angestellte

wurden infolge versuchter Suizide schwer verletzt.

Die Selbsttötungen lösten eine heftige Diskussion über die Arbeitsbedingungen bei dem

taiwanesischen Hersteller aus, der für Konzerne wie Apple, Hewlett-Packard, Dell, Sony oder

Nokia produziert. Die Beschäftigten beklagen lange Arbeitszeiten, hohen Druck, niedrige

Bezahlung, strenge Disziplin sowie schlechte Behandlung durch Vorgesetzte. "Wir sind

extrem müde, haben ungeheuren Druck", zitierte die in New York ansässige Organisation

China Labor Watch aus Interviews mit Foxconn-Arbeitern. "Wir beenden einen

Arbeitsvorgang alle sieben Sekunden." Dafür sei Konzentration nötig. "In jeder Schicht (zehn

Stunden) fertigen wir 4000 Dell-Computer – alles im Stehen." 17 der 25 interviewten Arbeiter

führten die Suizide auf den hohen Arbeitsdruck zurück, wie China Labor Watch berichtete.

In einem offenen Brief verwiesen neun chinesische Sozialwissenschaftler zudem auf die

Isolation vieler Wanderarbeiter vom Lande, die auch bei Focxonn beschäftigt sind. Sie sähen

keine andere Option, als in den Städten nach Jobs zu suchen, die aber schlecht bezahlt und

ohne Aussicht auf eine Zukunft seien. "In dem Moment, wo sie wenig Möglichkeiten sehen,

durch harte Arbeit in den Städten ein Zuhause zu bauen, bricht die Bedeutung ihrer Arbeit in

sich zusammen", heißt es. "Der Weg nach vorne ist blockiert, der Rückzug versperrt."

In dem Werk Shenzhen arbeiten allein 300.000 Menschen. Insgesamt beschäftigt Foxconn in

China 800.000 Mitarbeiter. Die Arbeiter wohnen zumeist in Wohnheimen auf dem

Fabrikgelände und leben ohne soziales Netz. Kontakte untereinander gibt es kaum. Eine

Arbeiterin sagte der Zeitung China Daily: "Wir verbringen die Freizeit meist mit Schlafen

und Surfen im Internet - wir gehen selten raus."

Der Vorsitzende der Hon-Hai-Gruppe, zu der Foxconn gehört, bestritt die Vorwürfe gegen

sein Unternehmen. "Foxconn ist kein Ausbeuterbetrieb", sagte Terry Kuo am Montagabend.

Man versuche aktiv, Selbsttötungen vorzubeugen. Details nannte er nicht. Kuo hob hervor,

dass die breite Berichterstattung über die Fälle möglicherweise zur Nachahmung angeregt

haben könnte.

Page 94: Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt ... · Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 5 1.1 Konzeption und Vorgehensweise Die Methode

Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 94

Die Organisation „Studenten und Lehrer gegen schlechte Unternehmensführung“ in

Hongkong forderte Foxconn auf, die Gründe für die Suizide zu untersuchen. Die Todesrate sei

"nicht normal". Zudem kündigte die Organisation einen Aufruf zum weltweiten Boykott des

iPhone von Apple an.

Handy-Sucht (ZA-04)

Quelle vom 14.04.2011 http://www.spiegel.de/netzwelt/mobil/0,1518,461212,00.html

MAIDS - Krankheit oder Mode-Syndrom?

Wenn man sieht, wie zwanghaft einige Zeitgenossen mit ihrem Mobiltelefon umgehen,

scheint die Diagnose Handy-Sucht nicht abwegig. Das Phänomen ist wenig erforscht.

Klar ist aber bereits, dass Mobiltelefone neue Sucht-Symptome entstehen lassen.

In einer aktuellen Mitteilung warnen Mediziner der University of Florida vor dem

Suchtpotential von Mobiltelefonen: "Die Handy-Nutzung wird für einige Menschen zu einem

ernsthaften Problem", heißt das alarmierende Fazit. Und zunächst leuchtet der Befund auch

ein, schließlich werden viele Menschen schon nervös, wenn sie ihr Handy einmal zu Hause

vergessen haben. Andere müssen permanent an ihrem Telefon herumfummeln, und

beispielsweise ständig kontrollieren, ob eine neue Nachricht eingegangen ist - auch wenn der

entsprechende Warnton eigentlich nicht zu überhören ist.

Therapiegruppe an einem Hospital in Peking: In China sind

Neu-Medien-Süchte wie Internet- oder PC-Spielsucht längst als

Krankheit anerkannt.

Handys scheinen also durchaus das Potential für Suchtverhalten

mitzubringen. Andererseits ist bei der Entdeckung neuer

psychischer Krankheiten in jedem Fall Vorsicht angebracht:

Auch Wissenschaftler sind vor Moden und Hypes nicht gefeit,

und neu entdeckte Syndrome bringen es manchmal auch ohne

gesicherte Erkenntnisse zu großer Popularität, wenn nur der Name und die Story stimmen.

Symptomwandel

Es ist bezeichnend für das Zeitgeist-Leiden Handy-Abhängigkeit, dass es bereits einen

wichtig tönenden Namen erhalten hat, aber der Stand der Forschung zum "Mobile and

Internet Dependency Syndrome" (MAIDS) ziemlich dürftig ist. Dass unbestritten nicht

wenige Menschen eine zwanghafte Beziehung zu ihrer mobilen Kommunikationstechnik

Page 95: Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt ... · Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 5 1.1 Konzeption und Vorgehensweise Die Methode

Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 95

pflegen, ist längst noch kein Beweis dafür, dass nur mehr geforscht werden müsste, um die

Existenz von MAIDS nachzuweisen.

Möglicherweise könnten die neuesten Erkenntnisse zur etwas früher entdeckten Internet-

Sucht analog ja auch für Handy-Junkies gelten: "Unsere Daten sprechen dafür, dass sich

hinter pathologischer Internetnutzung bekannte psychische Störungen verbergen, die mit der

Übersetzung in die virtuelle Welt einen Symptomwandel erfahren", erklärte unlängst die

Abteilung Klinische Psychiatrie und Psychotherapie der Medizinischen Hochschule

Hannover. Internet und Handy wären demnach nur neue Spielwiesen für vorhandenes

Suchtverhalten, nicht aber die Ursachen für neue Abhängigkeiten.

Neue Ticks

Jenseits der unklaren Absicherung eines vermuteten, eigenständigen Mobilfunk-

Suchtsyndroms kann die Handy-Nutzung natürlich trotzdem Suchtmustern folgen, und die

neuen Symptome alter Leiden können natürlich auch Eigendynamiken entwickeln, die

Betroffene vor wirklich neue Probleme stellen: "Der zwanghafte Drang zum ständigen

Telefonieren scheint weniger verbreitet, als das übersteigerte Bedürfnis, jederzeit erreichbar

zu sein", beschreibt Lisa Merlo von der medizinischen Fakultät der University of Florida ein

Ergebnis ihrer jüngsten Forschungen zum Thema.

Merlo weist zudem darauf hin, dass problematisches Handy-Verhalten schwer zu erkennen

sei, da Mobiltelefone für die meisten Menschen längst zum ständigen Begleiter geworden sind

- nur weil man permanent eine Armbanduhr trägt, ist man schließlich noch lange kein

Uhrzeit-Junkie. Wenn sich automatisch starke Nervosität einstellt, nur weil das Handy im

Kino oder im Flugzeug für eine kurze Zeit abgestellt werden muss, könnte laut Merlo

allerdings wirklich ein Problem vorliegen. Mobiltelefone "sind in vielen Situationen sehr

nützlich, täglich etwas Handy-freie Zeit ist aber auf jeden Fall anzuraten", erklärt Merlo

weiter: "Einfach ab und zu abstellen und nicht mehr ans Telefon denken."

Elektroschrott in Afrika - Die Kehrseite von Handy, Laptop & TV (ZA-09)

Quelle vom 25.03.2011 http://www.utopia.de/blog/f-e-e-l-i-n-g-s/elektroschrott-in-afrika-die-kehrseite

Für viele Menschen muss es immer das neuste Handy bzw. inzwischen Smartphone sein, in

der Wohnung muss mindestens ein LCD- oder LED-Fernseher hängen und auch die

Lebensdauer anderer elektronischer Produkte nimmt immer weiter ab. Dabei liegt es häufig

nicht daran, dass die Geräte nicht mehr funktionieren, sondern schlicht an der Tatsache, dass

Page 96: Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt ... · Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 5 1.1 Konzeption und Vorgehensweise Die Methode

Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 96

die veralteten Modelle einfach keine geeigneten Statussymbole mehr sind. Darüber hinaus

wird man auch tagtäglich in allen Medien mit der Botschaft bombardiert, dass man das neuste

Handy braucht und kaufen sollte oder der neue LCD-TV ein echtes Schnäppchen ist.

Während sich Hersteller und Elektronikhändler so eine goldene Nase verdienen und dieser

Trend von Börse und Medien nicht kritisch hinterfragt wird, sondern die gestiegenen Umsatz-

und Absatzzahlen von Herstellern wie Nokia, Apple & Co. gefeiert werden, hat dieser

hemmungslose Konsum natürlich auch eine Kehrseite.

Und zwar den giftigen Elektroschrott, der in Afrika die Gesundheit von Menschen und die

Umwelt vergiftet.

Denn leider ist es heute für die Elektronikhersteller immer noch billiger, die benötigten

Rohstoffe wie z.B. Kupfer in Minen abbauen zu lassen, als die Ressourcen aus den alten

Geräten zu recyceln und in den neuen Geräten wieder zu verwerten. Da die

Umweltschutzbedingungen in Entwicklungsländern wie Ghana nicht so hoch oder kaum

vorhanden sind, nutzen die Industrienationen sie als Müllhalden für giftige oder schwer

entsorgbare Materialien wie eben Computer oder Handys. Die “Entsorgung” erzeugt in diesen

Ländern dadurch deutlich weniger Kosten, weshalb tonnenweise Elektroschrott aus Europa,

den USA und Japan in Afrika landet.

Diese riesigen und ungesicherten Müllhalden voll giftigem Müll aus den reichen Ländern

verseuchen aber nicht nur die Umwelt, sie sind auch das Territorium der ärmsten Menschen

dieser Länder. Männer, Frauen und Kinder, die auf ihnen nach verwertbaren Gegenständen

suchen und die Elektrogeräte verbrennen, um an die Kabel und Metallteile darin zu gelangen.

Dabei atmen sie den gesundheitsschädlichen Rauch ein und kommen unaufhörlich mit

hochgiftigem Blei, Quecksilber oder Flammschutzmitteln in Berührung. Die verbrannten und

nicht verwertbaren Reste landen einfach auf der Erde oder im Fluss, wo sie dann zu allem

Überfluss auch noch das Grund- bzw. Trinkwasser vieler Dörfer verseuchen.

Dabei gibt es eigentlich ein weltweites Exportverbot für Elektroschrott, das von dubiosen

Geschäftemachern aber einfach umgangen wird, indem der Schrott als Second-Hand-Ware

gekennzeichnet wird. Greenpeace fordert deshalb bereits seit langem den Aufbau eines

globalen Rücknahmesystems von den Herstellern von Unterhaltungselektronik. Nur so könnte

die Entsorgung auf Kosten der Ärmsten und der Umwelt ein Ende finden. Allerdings würden

die Kosten der umweltgerechten Wiederverwertung dann vielleicht auch die

Schnäppchenpreise von Elektronikgeräten beenden. Vielleicht wird es aber auch ohnehin

wieder Zeit, Produkte wieder länger als bis zur nächsten Modellgeneration zu nutzen.

Page 97: Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt ... · Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 5 1.1 Konzeption und Vorgehensweise Die Methode

Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 97

Interview mit Dr. Christian Hagelüken (ZA-10)

Quelle vom 21.04.2011

http://www.janegoodall.at/sites/default/files/files/projekte/handyrecycling-

kampagne/interview-hagel%C3%BCken.pdf

Michael Buchner (JGI-Austria) führte mit Dr. Christian Hagelüken

von der Firma Umicore ein Interview zum Thema Recycling von

Mobiltelefonen. Umicore ist eine Materialtechnik-Gruppe. Die

Aktivitäten konzentrieren sich auf vier Geschäftssegmente: Catalysis,

Energy Materials, Performance Materials und Recycling. Umicore fokussiert sich auf

Anwendungsbereiche, in denen das Know-how in Werkstoffkunde, Chemie und Metallurgie

einen Wettbewerbsvorteil bietet, sei es für Produkte des täglichen Lebens oder für neue

technologische Entwicklungen. Vorrangiges Ziel von Umicore ist die Schaffung nachhaltiger

Werte für unsere Kunden und Materialien in einer Weise zu konzipieren, zu produzieren und

zu recyceln, die dem Anspruch "Materials for a better life" gerecht werden.

Welche Produkte recycelt Umicore?

Umicore ist als Materialtechnologie-Unternehmen ein führender Hersteller von Produkten der

Umwelttechnologie und anderen High-Tech Anwendungen. Dazu gehören Autokatalysatoren,

Brennstoffzellen sowie viele weitere edelmetallhaltige Produkte, aber auch Sondermetall-

Werkstoffe für wieder aufladbare Batterien oder Photovoltaikanwendungen.

Grundphilosophie von Umicore ist es, für unsere Produkte auch die Kreisläufe wieder zu

schließen und somit leistungsfähige Recyclinglösungen anzubieten. Mit unserem

Geschäftsbereich Precious Metals Refining sind wir der weltgrößte Recycler von komplexen,

edelmetallhaltigen Materialien. In unserem integrierten metallurgischen Komplex in Hoboken

bei Antwerpen verarbeiten wir entsprechend eine sehr große Bandbreite von Materialien,

darunter fallen Autokatalysatoren und Katalysatoren aus der chemischen Industrie,

edelmetallhaltige Rückstände aus vielen Produktionsprozessen sowie aus Seitenströmen von

NE-Metallhütten, Leiterplatten und andere edelmetallhaltige Elektronikfraktionen sowie eben

auch Handys und Lithium-Ionen Batterien. Insgesamt sind das über 200 unterschiedliche

Materialien.

Wie groß muss man sich so eine metallurgische Anlage vorstellen?

Am Recycling-Standort in Hoboken arbeiten 1250 Beschäftigte, das Gelände hat eine Fläche

von rund 120 Hektar und alleine in den letzen 15 Jahren wurden hier über 400 Millionen Euro

investiert. Wenn man ein solches Werk heute neu errichten würde, dann läge die erforderliche

Gesamtinvestition bei deutlich über 1 Milliarde Euro. Im Jahr verarbeiten wir insgesamt über

300 000 Tonnen Material, oder rund 1000 Tonnen pro Tag. Wir beziehen unser „Futter“ aus

der ganzen Welt, als Beispiel erhalten wir Autokats oder Leiterplatten sogar aus Australien,

Page 98: Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt ... · Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 5 1.1 Konzeption und Vorgehensweise Die Methode

Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 98

die meisten Handys kommen derzeit aus Nordamerika. Daraus gewinnen wir insgesamt 18

Metalle zurück, alle Edelmetalle (Gold, Silber, Platin, Palladium, Rhodium, Ruthen, Iridium)

aber auch eine Reihe von Basismetallen (Kupfer, Nickel, Blei) und Sondermetallen (Antimon,

Arsen, Gallium, Indium, Selen, Tellur, Wismut und Zinn). Die meisten dieser Metalle

schleusen wir als hochreine Feinmetalle in den Markt und Produktkreislauf zurück, einige

Metalle wie Zinn bringen wir als marktfähiges Zwischenprodukt aus, das dann bei

Spezialunternehmen zu Feinmetall raffiniert wird. Der Wert der zurück gewonnenen Metalle

liegt jährlich bei rund 3 Milliarden Euro, den Löwenanteil davon erhalten allerdings unsere

Kunden, d.h. die Lieferanten von Recyclingmaterial. Aus den Zahlen wird klar, warum hier

die weltweiten Materialströme Sinn machen. High-Tech Recyclingprozesse, technische und

personelle Infrastruktur sowie die berühmten „Economies of Scale“ sind hier

ausschlaggebend für den Erfolg, mit kleinen lokalen Anlagen kriegt man das nicht hin. Und

da Leiterplatten oder Katalysatoren ja nur ein kleiner Massenanteil der Altprodukte wie

Computer oder Autos sind, erfolgt die Vorbehandlung bei den Produkten lokal. Transportiert

werden also nur geringe aber komplexe und hochwertige Teilmengen, so dass – vor allem

beim weltweiten Schiffstransport zum Hafen in Antwerpen – die Belastung durch den

Transport deutlich durch die hohe Verfahrenseffizienz überkompensiert wird. Zusätzlich

betreibt Umicore an verschiedenen Standorten spezialisierte Verfahren zum Recycling von

Zink, Germanium und von Lithium-Ionen und Nickel-Metallhydrid Batterien. Aus den Akkus

gewinnen wir Kobalt, Nickel und Kupfer zurück, im F&E Stadium beschäftigen wir uns

darüber hinaus mit dem Lithium-Recycling.

Was macht die Firma Umicore in Bezug auf Handyrecycling so besonders?

Der große Vorteil ist, dass wir Handys ohne weitere Vorbehandlung sehr effizient und unter

hohen Umweltstandards stofflich recyceln können, es müssen lediglich die Batterien entfernt

und als gesonderter Posten angeliefert werden. Dadurch ergeben sich sowohl hinsichtlich der

Transparenz des Recyclingweges als auch der Wirtschaftlichkeit und Umweltverträglich

optimale Resultate. Durch die zuvor beschriebene spezialisierte Prozesstechnik können wir

darüber hinaus eine sehr große Bandbreite an Wertstoffen zurückgewinnen, sowohl aus den

Handys als auch aus den Akkus.

Was versteht man unter dem Begriff „urban mining“?

Wir verstehen darunter die Gewinnung von Rohstoffen aus den weltweit in Verkehr

gebrachten Produkten am Ende von deren Lebensdauer. Dabei interpretieren wir den Begriff

umfassend, es geht nicht nur um Infrastruktur, sondern vor allem auch um Konsumgüter.

Handys sind in diesem Zusammenhang ein interessantes Beispiel: Für die rund 1,3 Mrd.

Handys und 300 Mio. Computer die in 2009 weltweit verkauft worden, werden jeweils 3-4%

der jährlichen Minenproduktion an Gold und Silber, gut 15% der Palladiumproduktion und

über 20% der Kobaltproduktion benötigt. Durch Abbau dieser „übertägigen Lagerstätte“ am

Lebensende der Produkte, d.h. durch gutes Recycling könnten diese Metalle erneut genutzt

Page 99: Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt ... · Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 5 1.1 Konzeption und Vorgehensweise Die Methode

Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 99

werden. Findet aber kein Recycling statt, dann gehen sie verloren. Gutes Urban Mining hat

eine Reihe von Vorteilen, dazu zählt die Schonung der natürlichen Lagerstätten und die

Erhaltung der langfristigen Versorgungssicherheit, aber auch die Reduzierung der mit dem

Bergbau verbundenen Umweltauswirkungen, denken Sie z.B. an Bergbau in ökologisch

sensiblen Gebieten wie dem Regenwald. Und nicht zuletzt trägt gutes Recycling auch

erheblich zur Reduzierung von Treibhausgasen bei. Da z.B. die Goldkonzentration in Handys

um den Faktor 60 höher ist als in natürlichen Lagerstätten ist der Energiebedarf für die

Goldgewinnung entsprechend geringer – und damit auch der CO2 Ausstoß. Voraussetzung ist

allerdings, dass für das Recycling moderne und hocheffiziente Prozesse eingesetzt werden,

mit „Hinterhofpraktiken“ verkehren sich die Vorteile ganz schnell ins Gegenteil.

Können Handys zu 100% recycelt werden bzw. welchen Anteil der Metalle eines Handys

oder eines Computers können Sie zurückgewinnen?

Kein Material kann im engeren Sinn zu 100% recycelt werden, das widerspricht den

Naturgesetzen (und wäre vergleichbar mit einem Perpetuum Mobile). Trotzdem wird dies von

gewissen Marktteilnehmern immer mal wieder gerne behauptet, das kann man dann getrost

als Marketing-Propaganda verbuchen. Gewisse Verluste sind gerade bei komplexen

Materialien unvermeidbar, aber mit modernen Verfahren können diese Verluste minimiert

werden. Bei Handys gelingt es Umicore aber die Edelmetalle und Kupfer mit Ausbeuten von

über 95% zurück zu gewinnen, bei den meisten anderen der zuvor genannten Metalle liegen

die Ausbeuten bei über 90%. Weitere Metalle wie Eisen oder Aluminium werden bei dem

Prozess oxidiert und in eine Schlacke überführt, diese wird zwar als Produkt (Baustoff)

genutzt, aber ein Metallrecycling im engeren Sinne ist das nicht. Trotzdem ist das bei Handys

unproblematisch, da der Anteil an Eisen und Aluminium relativ gering ist und diese Metalle

im Gegensatz zu den Edelmetallen und vielen Sondermetallen kein knappes Gut sind. Würde

man versuchen bei den Handys vorher Eisen und Alu abzutrennen, dann würde das erheblich

die Edelmetallverluste und die Kosten in die Höhe treiben. Anders ist dies bei Computern,

dort erhalten wir aus der Vorkette i.d.R. nur die edelmetallhaltigen Fraktionen, das sind vor

allem die Leiterplatten, die von unseren Lieferanten ausgebaut werden. Der verbleibende

Computer wird dann weiter zerlegt oder geshreddert, wodurch dann auch andere

Metallfraktionen abgetrennt werden.

Warum liegt Ihrer Meinung nach die Rücklaufquote von Handys unter fünf Prozent?

Wahrscheinlich ist die Antwort ganz banal – Handys sind zu klein und alte Handys sind zu

wenig wert. Mit einem kaputten Kühlschrank will sich keiner den Keller voll stellen, der muss

weg. Ein Handy legen viele erst mal in die Schublade. Alles was noch dort liegt, hat aber

zumindest das Potential, eines Tages in den Recyclingkreislauf zu gelangen. Aber wenn die

Handys in die Mülltonne gelangen – und dort passen sie im Gegensatz zum Kühlschrank auch

leicht und „unauffällig“ rein – dann sind sie für jedes Recycling verloren. Hier kommt jetzt

Page 100: Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt ... · Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 5 1.1 Konzeption und Vorgehensweise Die Methode

Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 100

der Wertaspekt ins Spiel – es gibt keine finanziellen Anreize für das Recycling, also werden

sie gelagert oder halt einfach weggeschmissen.

Welche Schritte seitens der Elektronikindustrie und seitens der Politik sind erforderlich,

damit der Recyclinganteil erhöht wird?

Es ist sicherlich nicht zielführend, Handys im Kontext der Frage zuvor in Kühlschrankgröße

zu bauen oder mit einem Goldgehäuse zu versehen. Aber man könnte sie für den Kunden

trotzdem wertvoller machen, z.B. in dem bei Rückgabe eines Handys ein Pfand oder ein

deutlicher Nachlass auf ein Neugerät gewährt würde. Oder über Leasingmodelle oder andere

kreative Geschäftsansätze. Und natürlich helfen auch Kampagnen wie JGI sie gerade

durchführt, um beim Konsumenten das Bewusstsein für das Recycling zu fördern. Die Politik

muss vor allem die richtigen Rahmenbedingungen für das Recycling schaffen. Mit der

bestehenden Elektroaltgeräteverordnung gibt es hier bereits eine Basis, aber erhebliche

Schwachstellen bestehen noch in der Durchsetzung, und in der Kontrolle der Recyclingwege.

Auch vieles von dem was heute gesammelt wird, gelangt leider nicht in die dafür optimale

Recyclingkette. Politik und Hersteller müssen ein viel größeres Interesse daran entwickeln, zu

überprüfen was in der Recyclingkette wirklich passiert – und zwar bis hinunter zum letzten

Glied, d.h. wirkliche Transparenz schaffen. Darüber hinaus ist die bestehende

Recyclinggesetzgebung stark Massen bezogen. Das hilft wieder dem Kühlschrankrecycling,

Handys fallen da durch die Maschen. Allerdings ist das Handy- Recycling im Hinblick auf

Versorgung mit kritischen Rohstoffen weitaus wichtiger.

Welche Probleme sehen sie, wenn gebrauchte Elektronikgüter in Entwicklungsländern

illegal als Schrott landen?

Das sind in der Tat ein Riesenproblem und ein gutes Beispiel für den zuvor erwähnten

mangelnden Vollzug der Gesetzgebung. Denn obwohl der Export nicht funktionsfähiger

Geräte klar gegen Gesetze verstößt finden solche Exporte in einem ungeheuren Ausmaß statt.

Im Empfängerland wird dann meist mit primitivsten Methoden ein Recycling versucht, mit

verheerenden Auswirkungen auf die Gesundheit der lokalen Bevölkerung und das Ökosystem,

die Bilder sind Ihnen sicherlich aus den Medien bekannt. So werden giftige Schwermetalle

und Dioxine freigesetzt, und häufig gelangt zusätzlich Zyanid oder Quecksilber als

„Recyclinghilfsmittel“ ungeschützt in die Umwelt. Abgesehen davon ist diese Praxis aber

auch unter Ressourcen-Gesichtspunkten eine Katastrophe, da im Vergleich zu modernen

industriellen Anlagen riesige Metallverluste auftreten. So konnten wir in einer gemeinsamen

Studie mit der ETH Zürich und der schweizerischen EMPA nachweisen, dass selbst beim

Zielmetall Gold die Ausbeuten in den Hinterhofbetrieben nur bei 25% liegen – verglichen mit

deutlich über 95% bei Umicore. Neben den dramatischen Umweltauswirkungen sind also

diese Hinterhofbetriebe auch in Punkto Ressourceneffizienz eine Katastrophe. Es ist aber zu

einfach gedacht, dafür die involvierte arme Bevölkerung an den Pranger zu stellen. Die

Hauptverantwortlichen sind skrupellose Akteure und Händler in unseren Ländern, die des

Page 101: Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt ... · Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 5 1.1 Konzeption und Vorgehensweise Die Methode

Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 101

reinen Profits willen oft sehr trickreich diese Praktiken erst anfachen. Was wir mittelfristig

brauchen ist eine globale Recyclingwirtschaft. Diese schafft dann auch saubere Arbeitsplätze

in den Entwicklungsländern, wenn nach fachkundiger Ausbildung lokal generierte Altgeräte

gesammelt, repariert und demontiert werden. Auch in den Entwicklungsländern direkt fallen

nämlich in zunehmendem Maße Altgräte an. Das Recycling des darin enthaltenen geringen

Anteils von komplexen kritischen Fraktionen wie Leiterplatten oder Akkus sollte dann nach

wie vor in industriellen Anlage vom Typ Umicore stattfinden, die daraus erzielte

Wertschöpfung kann dann in die Entwicklungsländer zurückfließen. Export von gebrauchten

Geräten aus Europa hinaus darf aber nur erlaubt werden, wenn ihre Funktionsfähigkeit

eindeutig nachgewiesen werden kann.

Was wünschen Sie sich vom Konsumenten?

Das er möglichst bald alte Handys und andere Elektroaltgeräte genauso selbstverständlich in

effiziente Recyclingsysteme gibt, wie er das heute in unseren Ländern schon z.B. bei Papier

und Glas handhabt. Und das er ein Bewusstsein dafür entwickelt, warum dies wichtig ist,

auch wenn er dafür keinen Obolus erhält (aber den gibt’s ja bei Altglas auch nicht).

Was Sie schon immer zu Handys, Coltan und Gorillas/Schimpansen sagen wollten…

Auf den ersten Blick sieht man da ja gar keine Zusammenhänge, auf den zweiten aber schon.

Und das unterstreicht, in was für einer eng vernetzten Welt wir heute wohnen. Fast alles, was

wir an einem Ort tun, hat noch Auswirkungen in ganz anderen Ecken des Planeten. Das

Schöne am Handy ist, dass es ein so bekannter und verbreiteter Gegenstand ist, dass hieran

gut diese Zusammenhänge aufgezeigt werden können. Und vielleicht noch eine

Schlussbemerkung: Coltan ist kein Metall wie oft fälschlicherweise dargestellt wird – es ist

der Name eines wichtigen Minerals, aus dem die Metalle Niob und Tantal gewonnen werden

– und letzteres ist ein wichtiger Elektronikrohstoff, auch in für Handys.

Page 102: Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt ... · Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 5 1.1 Konzeption und Vorgehensweise Die Methode

Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 102

3.3.3 Hausübung - Gruppe 3

Lesen Sie sich bitte die unten aufgelisteten Zeitungsartikel und das Arbeitsblatt durch!

Halten Sie bitte jene Informationen daraus schriftlich fest, die sich in die

Produktlinienmatrixfelder einordnen lassen!

Zeitungsartikel

Cebit - HerstellerHändler (ZA-03)

Rohstoffknappheit - Deutsche sollen Handys länger nutzen (ZA-06)

75 Prozent Handy Produktion aus China (ZA-11)

Arbeitsblatt

Transportwege eines Handys (AB-01)

Schauen Sie sich bitte die unten aufgelisteten Videos an!

Halten Sie bitte jene Informationen daraus schriftlich fest, die sich in die

Produktlinienmatrixfelder einordnen lassen!

Videos

Gnadenlos billig 2/3

http://www.youtube.com/watch?v=NcpZ99nFZFk&feature=related

Gnadenlos billig 3/3

http://www.youtube.com/watch?v=nWw1Q1Ofhcw&feature=related

Page 103: Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt ... · Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 5 1.1 Konzeption und Vorgehensweise Die Methode

Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 103

Cebit: Hersteller und Händler in der Verantwortung -Arbeitsbedingungen in der Handy-Produktion verurteilt (ZA-03)

Quelle vom 25.03.2011 http://www.inside-handy.de/news/17621-arbeitsbedingungen-in-der-handy-

produktion-verurteilt

Nachdem der kalifornische Computerriese Apple gestern eingeräumt hatte, dass bei der

Herstellung des iPhones in einigen Fabriken Fälle von Kinderarbeit festgestellt worden

sind, verurteilten Entwicklungs- und Umweltorganisationen heute zum Auftakt der

Cebit einmal mehr die Arbeitsbedingungen in der IT-Branche. Germanwatch, WEED

und die Christliche Initiative Romero riefen die Cebit-Aussteller dazu auf, weltweit faire

Verhältnisse zu schaffen.

Den Organisationen zufolge gibt es bisher "noch keine sozial gerechten und wirklich grünen

IT-Geräte". Für unwürdige Bedingungen etwa in der Handyproduktion sind jedoch auch die

Mobilfunkbetreiber mitverantwortlich, wie Cornelia Heydenreich, Koordinatorin des NGO-

Netzwerks makeITfair und Referentin für Unternehmensverantwortung bei Germanwatch,

betont. Nicht nur die Hersteller, die ihre Produktneuheiten bei der Cebit präsentieren werden,

müssten Verantwortung übernehmen, sondern auch diejenigen, die sie vertreiben.

Öffentliche Hand und Verbraucher in der Pflicht

"Die immer günstigeren Preise für Geräte einer vernetzten Welt dürfen nicht auf Kosten der

Arbeiterinnen in den Entwicklungsländern gehen", meint Heydenreich. Arbeitsbedingungen

bei Zulieferern namhafter Konzerne verletzen häufig nationale Gesetze, Konventionen der

internationalen Arbeitsorganisation und selbst die eigenen Verhaltenskodizes der

Produzenten. "Durch Preisdruck bewirkte exzessive Überstunden und

Menschenrechtsverletzungen dürfen weder Hersteller noch Verbraucher in Europa in Kauf

nehmen", unterstreicht Heydenreich.

WEED will die öffentliche Hand in die Pflicht nehmen, da Bund, Länder und Kommunen

rund ein Fünftel der Hard- und Software einkaufen. Dabei herrsche jedoch das Prinzip "Geiz

ist geil". "Der öffentliche Einkauf könnte ein wichtiges Steuerungsinstrument sein, um

Umweltstandards und Arbeitsrechte in der globalen IT-Produktion zu stärken", so Sarah

Bormann von WEED. Die Christliche Initiative Romero fordert zudem mehr Transparenz, um

es Kunden zu ermöglichen, Informationen über die Folgen der IT-Produktion auf Umwelt und

betroffene Menschen zu erhalten.

Page 104: Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt ... · Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 5 1.1 Konzeption und Vorgehensweise Die Methode

Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 104

Rohstoffknappheit - Deutsche sollen Handys länger nutzen (ZA-06)

Quelle vom 24.03.2011

http://www.focus.de/digital/handy/rohstoffknappheit-deutsche-sollen-handys-laenger-nutzen_aid_607258.html

Jeder soll sein Handy gut pflegen und so lange nutzen,

wie es nur gehe. Mit dem Hinweis auf knapper werdende

Rohstoffe fordert das Umweltbundesamt die Verbraucher

auf, ihre Mobiltelefone länger zu verwenden.

Umweltbundesamtpräsident Jochen Flasbarth begründete

seine Forderung gegenüber dem „Hamburger

Abendblatt“ vom Donnerstag mit dem deutlichen Anstieg der Rohstoffpreise.

Allein Kupfer sei seit dem Ende der letzten Wirtschaftskrise doppelt so teuer geworden. Auch

Edelmetalle wie Gold, Silber und Palladium steckten in jedem Handy. Seine Behörde schätzt

den Materialwert der mehreren Millionen aussortierten Mobiltelefone in deutschen

Haushalten auf mindestens 65 Millionen Euro. Diese verstaubten ungenutzt in deutschen

Haushalten – und mit ihnen wertvolle Rohstoffe, so Flasbarth.

Handys recyceln

Sony Ericsson „Green Heart“ nennt Sony Ericsson seine Serie mit

Mobiltelefonen aus umweltfreundlicher Produktion, bei der zum

Beispiel recycelte Kunststoffe verwendet werden – hier das Sony

Ericsson Naite (Bild rechts)

Den Mobilfunkanbietern warf Flasbarth vor, mit ihrer Tarifstruktur

die Kunden zu einer ständigen Neuanschaffung von Handys zu

drängen: „Innovativ und ressourcenschonend wäre es, statt bei

Vertragsverlängerung immer ein neues Gerät zu subventionieren, dem

Kunden eine kostenlose Dienstleistung zu schenken.“ Der Umwelt

könne es auch nützen, wenn die Anbieter die Rückgabe alter Handys etwa mit Gutschriften

auf ein Neues belohnten.

Flasbarth forderte die Mobilfunkindustrie auf, alte Handys wieder aufzubereiten. „Als Handy-

Hersteller sollte ich ein natürliches Interesse haben, möglichst viele alte Handys zu recyceln,

anstatt die Rohstoffe für jedes neue Gerät teuer auf dem Weltmarkt einzukaufen“, sagte er.

Das Umweltbundesamt (UBA) forderte zugleich die Politik zum Handeln auf: So könnten

etwa angelehnt an die Öko-Design-Richtlinie der EU nur noch Handys zugelassen werden, die

einen bestimmten Anteil an recycelten Materialien aufweisen, sagte der UBA-Chef.

Page 105: Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt ... · Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 5 1.1 Konzeption und Vorgehensweise Die Methode

Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 105

Page 106: Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt ... · Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 5 1.1 Konzeption und Vorgehensweise Die Methode

Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 106

75 Prozent Handy-Produktion aus China (ZA-11)

Quelle vom 25.03.2011 http://www.sudanembassychina.com/?p=340

Eigentlich weiß jeder, der sich ein wenig mit wirtschaftlichen Belangen befasst, dass China

auf dem Sektor der Produktion von Elektronik Artikeln den Weltmarkt beherrscht.

Chinesische Firmen, aber auch ausländische Konzerne sind auf dem chinesischen Festland

zugegen, um die Standortbedingungen auszunutzen. Allen voran ist das natürlich der günstige

Lohn der Mitarbeiter. Von Digitimes, einer in Taiwan beheimateten IT Tageszeitung, wurden

nun Zahlen veröffentlicht, die zeigen, welches Ausmaß diese Fakten wirklich haben.

Mehr als 75 Prozent der Handy Produktion ist in China ansässig. Das betrifft nun aber nur die

komplett in der Volksrepublik gefertigten Geräte. Rechnet man hier noch den Anteil der

Teileproduktion dazu, wird der Anteil noch höher. Auch Hersteller, die im eigenen Land oder

zumindest nicht in China produzieren lassen, nutzen für Touchscreens, Akkus, Netzteile,

Autoladegeräte und vieles andere mehr die Lieferungen aus China. Auch die Peripheriegeräte

vom Handy, wie zum Beispiel Freisprecheinrichtungen, Headsets sind Teil der chinesischen

Produktion. Auch bei anderen Herstellern von elektronischen Geräten, wie zum Beispiel den

Produktionsfirmen von Fernsehern, PCs und Notebooks, Monitoren und Druckern ist die

Neigung erkennbar, sich der günstigen Produktionskonditionen in China zu bedienen und die

Herstellung in das fernöstliche Land zu verlegen.

Für viele Chinesen bedeutet dies, wenigstens Arbeit zu haben, auch wenn über zum Teil

unmenschliche Arbeitsbedingungen immer wieder berichtet wird. Die Nutzer all dieser immer

günstiger werdenden Geräte interessiert das „wie“ nicht – sie kaufen vor allem für das

nahende Weihnachtsfest, was das Konto hergibt. Das bedeutet aber auch, dass unter 3 von 4

deutschen Christbäumen, unter denen ein hübsch verpacktes Handy als Geschenk liegt, dieses

den Weg von China nach Europa hinter sich hat.

Page 107: Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt ... · Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 5 1.1 Konzeption und Vorgehensweise Die Methode

Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 107

Arbeitsblatt: Transportwege eines Handys (AB-01)

Aufgabe:

1. Tragen Sie mittels der Informationen unterhalb und der Informationen, die Ihnen sonst

noch zur Verfügung stehen, die Transportwege, die während des Lebenszyklus eines Handys

zurückgelegt werden, in die nachfolgende Weltkarte ein.

Page 108: Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt ... · Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 5 1.1 Konzeption und Vorgehensweise Die Methode

Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 108

Quelle vom 28.04.2011:

http://www.janegoodall.at/sites/default/files/files/projekte/handyrec

ycling-kampagne/anatomie-eines-handys.pdf

AB-01

Page 109: Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt ... · Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 5 1.1 Konzeption und Vorgehensweise Die Methode

Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 109

Quelle vom 28.04.2011

http://www.mygeo.info/karten/politische_weltkarte_cia_2007.png

AB-01

Page 110: Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt ... · Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 5 1.1 Konzeption und Vorgehensweise Die Methode

Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 110

3.4 Hausübung 2

Verfassen Sie einen PLA - Endbericht mit folgendem Inhalt:

• Eine Produktlinienmatrix aus der hervorgeht, welche Felder im Vorfeld für die

Untersuchung ausgewählt wurden und zu welchen Feldern Informationen

gefunden wurden.

• Eine Zusammenfassung der gefundenen und PLA-relevanten Informationen

• Eine qualitative Bewertung der Informationen

• Schriftliche Beantwortung der Fragen zum Punkt 10 – Konsequenzen und

Handlungsbedarf – inklusive einer persönlichen Reflexion zu diesem Thema:

• Welche Konsequenz/en ziehe ich für mich aus diesem Ergebnis?

• Welche Handlungen sollte die Gesellschaft setzen, damit sich die Situation

verbessert?

• Welche Handlungen kann ich persönlich setzten, dass sich die Situation

verbessert?

• Welche Handlungen die zu einer Verbesserung der Situation beitragen,

sind für mich schon selbstverständlich?

• Welche Kriterien sind noch ungenügend untersucht und sollten deshalb

besser erforscht werden?

• Welche ökologischen und sozialen Innovationen lassen sich aus diesen

Ergebnissen ableiten?

Page 111: Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt ... · Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 5 1.1 Konzeption und Vorgehensweise Die Methode

Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 111

D. Schlussbetrachtungen (Fazit)

Aus dem Kapitel „A. Theorie der Produktlinienanalyse (PLA)“ lässt sich zusammenfassend

sagen, dass die Produktlinienanalyse eine Methode ist, die einerseits einen klaren Rahmen

vorgibt und andererseits in eben diesem Rahmen sehr viele Freiheiten zulässt. Genau diese

Tatsache macht die PLA zwar sehr flexibel und für den Gebrauch spannend, aber es lassen

sich die persönlichen Ergebnisse verschiedener Anwender/innen nur schwer miteinander

vergleichen.

Daher hat sich diese Methode in ihrer ursprünglichen Form in der Wirtschaft nicht besonders

stark verbreitet und wurde letztlich auch dahin weiterentwickelt, dass dem/der Anwender/in

vermehrt Werkzeuge und klarere Strukturen vorgegeben wurden (vgl. Kapitel A – 3.3

PROSA – Product Sustainability Assessment).

Für den Bereich der Wirtschaftsdidaktik wiederum bieten genau diese Eigenschaften - die

PLA als Methode mit klarem Rahmen und den darin enthaltenen Freiräumen - ein ideales

Lernfeld für vernetztes globales Denken.

Das Kapitel „B. Didaktische Betrachtung der Produktlinienanalyse“ zeigt, dass der Einsatz

der PLA im Unterricht einerseits ermöglicht, die bereits vorhandenen Informationen der

Lernenden in eine Struktur zu bringen. Andererseits erlaubt diese Methode, neue

Informationen dazu passend einzuordnen und herauszufinden, nach welchen Informationen

gezielt gesucht werden sollte. Im Weiteren weist die PLA sowohl einen deutlichen BWL-

Bezug, als auch einen VWL-Bezug auf und eignet sich nicht nur deshalb auch als ein

ausgezeichnetes Werkzeug für fächerübergreifende Informationsverknüpfung.

Außerdem eröffnet die Individualität der Methode ein weitreichendes Feld für die

Persönlichkeitsentwicklung der Anwender/innen und ermöglicht den Lernenden, einen Schritt

Richtung „mündigen Staatsbürger“ zu tun und für sein „Konsumverhalten“ Verantwortung zu

übernehmen.

Das Beispielprodukt „Handy“ wurde so gewählt, dass es in der Lebenswelt der Schüler/innen

angesiedelt ist. Somit ist gesichert, dass einerseits schon ein Grundfachwissen vorhanden ist

und andererseits es ein Produkt ist, mit dem sie tagtäglich zu tun haben. Diese Tatsachen

ermöglichen außerdem einen sinnvollen Transfer in den „Alltag“ der Schüler/innen.

Im praktischen Teil dieser Arbeit - Kapitel C. Fallbeispiel: „Die Produktlinienanalyse am

Beispielprodukt „Handy“ – wurde die Theorie aus Kapitel A mit der erarbeiteten didaktischen

Sichtweise in Kapitel B verbunden und in ein anwendbares Konzept verpackt.

Aus den für dieses Unterrichtskonzept recherchierten Materialien (Zeitungsartikel, Interviews,

Videos, etc.) zeigt sich deutlich, dass es im Internet-Zeitalter eine enorme Anzahl an

Page 112: Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt ... · Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 5 1.1 Konzeption und Vorgehensweise Die Methode

Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 112

Informationen über die verschiedensten Themen gibt und es dabei schwer ist, ohne Rahmen

und Strukturen über diese Themen sinnvolle und zusammenhängende Schlüsse zu ziehen.

Die in diesem Konzept verwendete Theoriegrundlage mit der dazugehörigen didaktischen

Anleitung ermöglicht eine sinnvolle und einfache Einordung dieser „Bruchstücke“ in die

Produktlinienmatrix. Im Folgenden wird die Produktlinienmatrix noch qualitativ und nach

den subjektiven persönlichen Gesichtspunkten jedes/r Anwenders/in verdichtet. Die dadurch

entstehenden Ergebnisse sind demnach einzigartig und ergeben auf den Werten der/s

durchführenden Person basierte Handlungsempfehlungen.

Das System der PLA ermöglicht es ebenfalls, neu erworbene Informationen jederzeit in die

Matrix zu integrieren und dadurch die persönlich gezogenen Schlüsse gegebenenfalls zu

verändern, um zu einem neuen Ergebnis zu gelangen.

Gerade in einer Zeit, in der von den Lehrern/innen eine ständige Aktualisierung der

Unterrichtsmaterialien abverlangt wird, bietet die Produktlinienanalyse die Möglichkeit,

gefundene Informationen schnell und einfach in das Konzept zu integrieren.

Zusammenfassend kann davon ausgegangen werden, dass der Einsatz der Methode PLA im

Unterricht sinnvoll bzw. zu empfehlen ist und die Verwendung der Produktlinienanalyse mit

dem dazugehörigen Theoriebackground (z.B. Nachhaltigkeit) eine hohe thematische

Aktualität aufweist.

Abschließend sei noch anzumerken, dass dieses Konzept einfach und unkompliziert auch auf

andere Produkte und Dienstleistungen übertragbar ist und somit sehr gut für einen modernen

und aktuellen Unterricht geeignet ist.

Page 113: Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt ... · Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 5 1.1 Konzeption und Vorgehensweise Die Methode

Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 113

Literaturverzeichnis

Aff, J. (1997). Die Wirtschaftsdidaktik im Spiegel unterschiedlicher betriebswirtschaftlicher

Ansätze. In J. Aff, & M. Wagner (Hrsg.), Methodische Bausteine der Wirtschaftsdidaktik.

Wien: Manz.

Aff, J. (2005/06). Wege (méthodos) zu mehr Unterrichtsqualität. Wissenplus , 4-05/06, 12-15.

Aff, J. (2004). Wirtschaftsdidaktik zwischen ökonomischer Rationalität und pädagogischem

Anspruch. ZBW Heft 1/2004 , S. 26-42.

Bendel, R., & Färber, R. (1993). Produkte machen Probleme. Essen: Westarp-Wiss. .

Bunke, D. (1998). Von der Ökobilanz zur Produktlinienanalyse Status und Perspektiven. In C.

Wächter (Hrsg.), Technik Gestalten (Bd. 31, S. 367). Wien, München.

Dubs, R. (2009). Die Unternehmung und ihre Umwelten - Einleitung und Übersicht. In R.

Dubs, D. Euler, J. Rüegg-Stürm, & C. E. Wyss, Einführung in die Managementlehre. Bern &

Wien: Haupt.

Eberle, U., & Bunke, D. (1996). Ökobilanzen und Produktlinienanalysen. (U. Eberle, & R.

Grießhammer, Hrsg.) Freiburg: Öko-Inst.

Fink, H. (1994). Produktlinienanalyse am Beispiel des Fleischkonsums . Linz: Univ., Dipl.-

Arb.

Grassinger, D., & Salhofer, S. (1999). Methoden zur Bewertung abfallwirtschaftlicher

Maßnahmen . Wien: Magistratsabt. 22 - Umweltschutz .

Grießhammer, R. (1993). Produktlinienanalyse und Ökobilanz aus umweltpolitischer und

betrieblicher Sicht (Bde. 2. Freiburger Kongress - Produktlinienanalyse und Ökobilanzen).

(R. Grießhammer, & R. Pfeifer, Hrsg.) Freiburg: Verl. Öko-Inst.

Grießhammer, R., & u.v.m. (2007). PROSA – Product Sustainability Assessment

(Endbericht). (I. f. Ökologie, Hrsg.) Freiburg.

Grießhammer, R., & u.v.m. (2007). Prosa – Product Sustainability Assessment (Leitfaden). (I.

f. Ökologie, Hrsg.) Freiburg.

Gupfinger, H., Mraz, G., & Werner-Lobo, K. (2000). Prost Mahlzeit! Essen und Trinken mit

gutem Gewissen [mit Öko-Rankings!]. Wien: Deuticke.

Page 114: Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt ... · Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 5 1.1 Konzeption und Vorgehensweise Die Methode

Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 114

Häußler, G. (1994). Das Vorsorge-/Präventionsprinzip in der umweltpolitischen Praxis -

unter besonderer Berücksichtigung der Produktlinienanalyse . Frankfurt am Main; Wien

[u.a.]: Lang.

Hopfenbeck, W. (2000). Allgemeine Betriebswirtschafts- und Managementlehre. Landsberg

am Lech : Verl. Moderne Industrie .

Leitner, H. (2010). Die Entwicklung des St. Galler Management-Konzepts. Wien:

Diplomarbeit.

Osnowski, R., & Rubik, F. (1987). Produktlinienanalyse: Bedürfnisse, Produkte und ihre

Folgen. Köln: Kölner Volksblatt Verlag.

Rabl, V. (2009). Das Konzept von slowUp im Lichte der Nachhaltigkeit . Graz: Univ. Master-

Arb.

Retzmann, T. (2006). Didaktik der berufsmoralischen Bildung in Wirtschaft und Verwaltung -

eine fachdidaktische Studie zur Innovation der kaufmännischen Berufsbildung. Norderstedt:

Books on Demand GmbH.

Retzmann, T. (2007). Die Produktlinienanalyse. In T. Retzmann, Methodentraining für den

Ökonomieunterricht . Schwalbach/Ts. : Wochenschau Verlag.

Retzmann, T. (1997). Theorie und Praxis der Produktlinienanalyse als Methode beruflich-

ökonomischen Lernens. In J. Aff, & M. Wagner (Hrsg.), Methodische Bausteine der

Wirtschaftsdidaktik. Wien: Manz.

Rogall, H. (2009). Nachhaltige Ökonomie - ökonomische Theorie und Praxis einer

nachhaltigen Entwicklung. Marburg: Metropolis-Verlag.

Rogall, H. (2004). Ökonomie der Nachhaltigkeit - Handlungsfelder für Politik und Wirtschaft

. Wiesbaden: Verl. für Sozialwiss. .

Rubik, F. (1991). Produktlinienanalyse und unternehmerische Produktpolitik . Berlin: IÖW-

Diskussionspapier.

Rubik, F., & Teichert, V. (1997). Ökologische Produktpolitik . Stuttgart: Schäffer-Poeschel .

Rüegg-Stürm, J. (2009). Das St. Galler Management-Verständnis. In R. Dubs, D. Euler, J.

Rüegg-Stürm, C. E. Wyss, R. Dubs, D. Euler, & u.v.m. (Hrsg.), Einführung in die

Managementlehre. Bern & Wien: Haupt.

Page 115: Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt ... · Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 5 1.1 Konzeption und Vorgehensweise Die Methode

Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 115

Schwaninger, M. (2009). Was ist ein Modell? In R. Dubs, D. Euler, J. Rüegg-Stürm, & C. E.

Wyss, Einführung in die Managementlehre. Bern & Wien: Haupt.

Stiftung SchweizMobil - Geschäftsstelle slowUp. (kein Datum). www.slowUp.ch. Abgerufen

am 23. 12 2010 von http://www.slowup.ch/docs/Manual_slowUp_09.pdf

Umweltschutzabteilung Wien. (kein Datum). Gemeinde Wien - Umweltschutzabteilung

(MA22). Abgerufen am 7. Jänner 2011 von

http://www.wien.gv.at/umweltschutz/oekokauf/beschaffung.html

Weinbrenner, P. (1995). Joghurt ist nicht gleich Joghurt. Bielefeld: Univ., Fak. für

Wirtschaftswiss.

Weinbrenner, P. (1996). Wege zu einem globalen umwelt- und sozialverträglichen Konsum.

(S. Verbraucherinstitut, Hrsg.) Berlin: Stiftung Verbraucherinstitut.

Page 116: Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt ... · Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 5 1.1 Konzeption und Vorgehensweise Die Methode

Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 116

Verzeichnis der sekundär zitierten Quellen

Bast, W. A. & Diehl, S. (1990). Produktlinienanalyse Babywindeln, Darmstadt, Selbstverlag

Baumgartner, T., Rubik, F. & Teichert,V. (1989). Die gegenwärtige Produktpolitik und ihre

Umgestaltung mit Hilfe der Produktlinienanalyse, Freiburg

Grießhammer, R., & Schmincke, E. (1991). Produktbewertungs und Produktlinienanalyse,

Freiburg

Hauff, V. (1987) Unsere gemeinsame Zukunft : [der Brundtland-Bericht] / Weltkommission

für Umwelt und Entwicklung. [Hrsg.: Volker Hauff], Eggenkamp

Schmidt-Bleek, F. (1994) Wie viel Umwelt braucht der Mensch? MIPS – das Maß für

ökologisches Wirtschaften, Berlin, Basel, Boston

Schmidt-Bleek, F. (2004) Der ökologische Rucksack – Wirtschaft für eine Zukunft mit

Zukunft, Stuttgart, Leipzig

Ulrich, H. (1995) Von der Betriebswirtschaftslehre zur Systemorientierten Managementlehre.

In: Wunderer, R. (Hrsg.): Betriebswirtschaftlehre als Management- und Führungslehre.

3.Aufl. Stuttgart, S. 161-178

Page 117: Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt ... · Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 5 1.1 Konzeption und Vorgehensweise Die Methode

Fallbeispiel: Die Produktlinienanalyse am Beispielprodukt „Handy“ 117

Verzeichnis der sonstigen Quellen

BGBl. II Nr. 291/2004 – im Internet unter

http://www.ris.bka.gv.at/Dokumente/BgblAuth/BGBLA_2004_II_291/COO_2026_100_2_11

4934.pdf (abgerufen am 21.03.2011)

Stiftung SchweizMobil - Geschäftsstelle slowUp im Internet unter www.slowup.ch

(abgerufen am 23.12.2010)