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Erschöpfte Soziale Arbeit - Soziale Kommunalpolitik 10.04.14

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Familie als Leistungsträger

Personenbezogener WohlfahrtsproduktionKarin Böllert, Uni Münster

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Vier Fragestellungen

Was ist Familie? – Familienleben heute Was müssen Familien leisten? –

Herausforderungen familialer Lebenswelten Was erhalten Familien? – Ausbau

familienbezogener Leistungen Was bleibt zu tun? Konsequenzen für die

Soziale Arbeit

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Was ist Familie? Familie ist ein besonderes Kooperations- und

Solidaritätsverhältnis, das als sorgende Beziehung charakterisiert werden kann. Informelle

Sorgeleistungen der Familie sind durch das Zusammenleben von Menschen aus mindestens zwei

Generationen geprägt. Diese intergenerationalen Beziehungen sind u.a. darauf gerichtet, Kinder durch

gezielte (Erziehung) sowie beiläufig stattfindende (Sozialisation) Vermittlung von Kulturinhalten zu

psychisch und sozial erwachsenen, den Anforderungen der Gesellschaft eigenständig gewachsenen Menschen werden zu lassen (Uhlendorff/Euteneuer/Sabla 2013).

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Welche dieser Gruppen ist für Sie persönlich eine Familie? 2000/2012

4

Ehepaar mit Kindern

drei zusammenlebende Generationen

unverheiratetes Paar mit Kindern

Alleinerziehende

homosexuelles Paar mit Kindern

Ehepaar ohne Kinder

unverheiratetes Paar ohne Kinder

homosexuelles Paar ohne Kinder

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

97

68

53

40

30

12

8

97

82

71

58

42

40

17

12

Familienmonitor 2013

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Familienmonitor 2013 5

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2011 lebten 12,9 Millionen minderjährige Kinder in Deutschland, von denen 83 % mit zwei Eltern gemeinsam in einem Haushalt lebten.

29 % aller Familien haben einen Migrationshintergrund.

Die Ehe ist mit 71 % aller Familien die meistgelebte Familienform.

9 % der Familien mit minderjährigen Kindern sind nichteheliche Lebensgemeinschaften.

Alleinerziehende machen 20 % aller Familien aus.6

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Ein Viertel aller Kinder in Deutschland sind Einzelkinder, fast die Hälfte hat einen Bruder oder eine Schwester, jedes fünfte Kind lebt mit zwei Geschwistern in einer Familie.

Zwischen 10 und 14 % aller Familien sind Stieffamilien. Die Geburtenrate für 2011 beträgt 1,36 Kinder je Frau im

Alter von 15 und 49 Jahren. Die kohortenspezifische Geburtenrate der heute über 45-

jährigen Frauen liegt zwischen 1,53 und 1,6 Kinder pro Frau.

Die Kinderlosigkeit der Jahrgänge 1964-1968 beträgt 21,7 %.

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Zwischenfazit

Familiale Lebensformen haben sich pluralisiert, aber die klassische Zwei-Eltern-Geschwister-Familie

ist nach wie vor die am meisten angestrebte und auch gelebte Familienform.

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Familienleben heute

Für die meisten Menschen ist Familie von zentraler Bedeutung, für fast 80 % aller Menschen ist Familie wichtig zum glücklich sein.

85% der Menschen in Deutschland sehen es als sehr wichtig bzw. wichtig an, eigene Kinder zu haben.

Zentrale Bedingung für Elternschaft ist ökonomische Sicherheit.

Auf einer Skala von null bis zehn (ganz und gar zufrieden) wird die Zufriedenheit mit der Familie mit 7,6 Punkten bewertet.

68 % der Bevölkerung und 77 % der Eltern wünschen sich, dass Familie an Bedeutung zunimmt.

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30 % der Mütter sind nicht berufstätig, es dominiert die Idealvorstellung der mütterlichen Teilzeitbeschäftigung.

Für Kinder ist Familie der zentrale und wichtigste Ort des Aufwachsens, allerdings wünschen sie sich mehr Zeit mit ihren Eltern. Auch 73 % der Eltern wünschen sich mehr Zeit für die Familie.

Auch für Jugendliche ist Familie von enorm großer Bedeutung, die Balance von Fürsorge und Freiheit gelingt in den meisten Familien.

Der überwiegende Anteil von Pflegebedürftigen wird in Familien versorgt.

Leitbild der „guten Mutter“: erwerbstätig, unabhängig und nachmittags zu Hause.

Leitbild des „guten Vaters“: ein bisschen Ernährer, aber vor allem für seine Kinder stark präsent.

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Mütter sollten nachmittags Zeit haben, um ihren Kindern beim Lernen zu helfen

Mütter sollten einem Beruf nachgehen, um unabhängig vom Mann zu sein

Eine Mutter, die nur zu Hause ist und sich um ihre Kinder kümmert, wird irgendwann unzufrieden

60 65 70 75 80 85 90

83

84

76

71

73

72

MännerFrauen

Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung 2013 11

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Ein Mann muss seine Familie allein ernähren können

Väter sollten für ihre Kinder beruflich kürzer treten

Für ein Kind ist es nicht gut, wenn der Vater die Erziehung allein der Mutter überlässt

0 102030405060708090

22

52

74

36

64

77

MännerFrauen

Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung 2013 12

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Zwischenfazit

Familie hat für die meisten Menschen nach wie vor einen sehr hohen Stellenwert, das Familienleben ist unverzichtbarer und

wertgeschätzter Bestandteil des Aufwachsens von Kindern und Jugendlichen.

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Was müssen Familien leisten? Familie ist die einflussreichste Institution für das Aufwachsen

junger Menschen. In ihr erfolgen die wichtigsten Entwicklungen für das Aufwachsen der jungen Generation.

Familien spielen für den Verlauf der Bildungsbiographien eine entscheidende Rolle und dies nicht nur in Hinblick auf die frühe Kindheit sondern bezogen auf das gesamte Kindheits- und Jugendalter.

Die Anforderungen an Eltern haben sich verändert - erziehende Eltern müssen verstärkt in Außenbeziehungen agieren.

Familiär geprägten Lebensmustern stehen Milieus anderer Lebenswelten gegenüber; Kinder und Jugendliche wachsen stärker generationenspezifisch auf.

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3. Kinder- und Jugendhilfekongress M-V 30./31.5.2013 15

Sektoren der Wohlfahrtsproduktion Typ der Verantwortung

StaatAkteure: Parlamente, Verwaltung, Justiz auf den förderalen EbenenFunktionslogik: Legalität, Umverteilung, Gewaltmonopol, Hierarchie, Gesamtver-antwortung, Gewährleitungs-verpflichtungZentralwert: Beachtung von Gleichheitsgrundsätzen, Sicherheit, Gerechtigkeit

Öffentliche Verantwortung

MarktAkteure: Unternehmen, BetriebeFunktionslogik: Äquivalenten-Tausch, Wettbewerb, Konkurrenz, Profit- bzw. NutzenmaximierungZentralwert: Freiheit, Wohlstand

Dritter Sektor / ZivilgesellschaftAkteure: Kirchen, Wohlfahrts-verbände, bürgerschaftliche Initiativen. Vereine, (Bürger-)Stiftungen etc .Funktionslogik: Mitgliedschaft, Interessenaushandlung, -vertretungZentralwert: Solidarität, freiwilliges Engagement

PrivateVerantwortung im öffentlichen Raum

GemeinschaftenAkteure: Familie, Verwandtschaftsnetzwerke, Freundeskreis, SelbsthilfegruppenFunktionslogik: askriptive Zugehörigkeit, Kooperation, normative Hilfe- und DankesverpflichtungZentralwert: Reziprozität

PrivateVerantwortung

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Herausforderungen familialer Lebenswelten Familie ist zu einem öffentlichen Thema geworden, vielfach

erscheint sie als Leistungserbringer, der die Potenziale des Nachwuchses optimal fördern muss.

Für die Chancen von Kindern und Jugendlichen ist es zentral, mit welchem sozialen, ökonomischen und kulturellen Kapital ihre Familie ausgestattet ist.

Größerer Teil von Kindern und Jugendlichen wächst sorgenfrei und gesichert auf, aber fast jeder dritte junge Mensch ist von einer Risikolage betroffen, was wiederum auf junge Menschen aus Familien mit Migrationshintergrund und in Alleinerziehenden Familien in besonderer Weise zutrifft.

Je früher und je länger ein Kind Armutserfahrungen macht, desto gravierender sind die Folgen für seine aktuelle und zukünftige Lebenssituation.

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In Deutschland hängen familiäre Lebensverhältnisse, Bildungsbeteiligung und Kompetenzerwerb besonders eng zusammen:• In bildungsfernen Elternhäusern hat kein Elternteil einen

Bildungsabschluss des Sekundarbereiches II oder einen entsprechenden beruflichen Abschluss (Anteil ist mit 12 % aller Kinder rückläufig).

• Eine soziale Risikolage wird angenommen, wenn kein Elternteil erwerbstätig ist (10 % aller Kinder verfügen über entsprechend geringe Teilhaberessourcen).

• Eine finanzielle Risikolage ist gegeben, wenn das Einkommen unter der Armutsgefährdungsgrenze (60 % des Durchschnittsäquivalenz-einkommens) liegt (18 % aller Kinder, 38 % der Kinder Alleinerziehender und 30 % bei Kindern mit Migrationshintergrund).

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Hilfen zur Erziehung

Die Inanspruchnahme der Hilfen zur Erziehung ist in den letzten 15 Jahren um rund 60 Prozent gestiegen.

Hilfen werden von rund einer Millionen junger Menschen genutzt (Anfang der 90er Jahre 218.000), was einem Anteil von 6,3 % entspricht.

2012 begann für 517.000 junge Menschen eine Hilfe zur Erziehung (-0,5 %).

In einem wachsenden Umfang sind Familien selbst die Initiatoren der Hilfen.

Alleinerziehende sind überproportional vertreten (52 % SPFH, 57 % Vollzeitpflege).

60 % der Familien der HzE sind im Transfergeldbezug (Alleinerziehende 72 %).

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Unzureichende Förderung/Betreuung/Versorgung junger Menschen/Gefährdung des Kindeswohls

Familiäre Problemlagen: eingeschränkte Erziehungskompetenz, Problemlagen der Eltern, familiäre Konflikte

Individuelle Problemlagen: Auffälligkeiten im sozialen Verhalten, Entwicklungsauffälligkeiten, schulische/berufliche Probleme

Monitor Hilfen zur Erziehung 2012 19

Erfassung der Gründe für die Hilfege-währung

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Hauptgründe für Hilfegewährung (begonnene Hilfen 2011)

unter 6 J. 6 bis 12 J. 12 bis unter 18 J.

18 J. und älter0%

10%20%30%40%50%60%70%80%90%

100%

64

35.1 25.1 19.1

31.8

31.935.4

27

4.1

22.2 30.344.5

10.8 9.2 9.4

unzureichende Förderung familiäre Problemlagen individuelle Problemlagen schulische /berufliche Probleme

Monitor Hilfen zur Erziehung 2012 20

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Zwischenfazit(Kommunale) Familienpolitik muss auf der einen

Seite Politik für alle Familien sein, auf der anderen Seite muss sie aber auch einen Beitrag

zum Abbau von Chancenungleichheit benachteiligter Familien leisten.

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Was erhalten Familien? - Ausbau familienbezogener Leistungen

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Fördern und Fordern

Ausbau der Kinder- und Jugendhilfe und anderer Leistungsbereiche mit dem Ziel der Unterstützung und Förderung der Eltern und der Stärkung elterlicher Erziehungskompetenzen und Entlastung von Familien

Zugleich werden private Erziehungsleistungen kontrolliert (Vorsorge, Sprachstandserhebungen, Kinderschutz)

Forderung an Eltern, Kinder als „öffentliches Gut“ möglichst optimal zu fördern

Das doppelte Steigerungsverhältnis I: Neue Balance von Verantwortungsübernahme (öffentliche Verantwortung) und Verantwortlichmachen (private Verantwortung)!

Das doppelte Steigerungsverhältnis II: Parallelität von Aufgabenzuwächsen (Kostenexpansion) und Erweiterung der Bedarfslagen (Normalisierung der Kinder- und Jugendhilfe)!

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Ambivalenzen

„Auf der einen Seite erweist sich die Familie als Anlass einer sich verstärkenden, herkunftsbedingten sozialen Ungleichheit, also, wenn man so will, als Quelle der Bildungsbenachteiligung. Auf der anderen Seite wird (…) auf ihre Bedeutung als eigenständige Bildungswelt, als Ausgangspunkt elementarer Bildungsprozesse hingewiesen“ (Rauschenbach 2009:123). „In Sachen Bildung fängt in der Familie alles an“ (ebd., S. 131).

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Was bleibt zu tun?Konsequenzen für die Soziale Arbeit mit Familien:

Trotz der Vielfalt familialer Lebensformen bedarf es einer Mindestvorstellung davon, was Familie ist und was sie leisten muss.

Erst hierüber werden sozialpädagogische Interventionen begründbar. Gleichzeitig ist die Reflexion eigener Familienvorstellungen

unverzichtbar. Zentral ist die Differenzierung strukturell verursachter

Familienprobleme auf der einen Seite und eingeschränkter Erziehungskompetenzen aufgrund elterlicher Defizite auf der anderen Seite als konzeptionelle Rahmung von Angeboten.

Angesichts der prekären Situation der (kommunalen) Haushalte bei gleichzeitiger Ausgabensteigerung ist eine wirkungsorientierte Legitimation der Leistungen zwingend erforderlich.

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Fazit

Wer Teilhabe und Wahlmöglichkeiten für alle Familien will,

der muss sich familienpolitisch positionieren und sozialpädagogisch verantwortete

Unterstützungsleistungen wirkungsorientiert als familienorientierte soziale Infrastruktur

umsetzen!25

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Literatur

Autorengruppe Bildungsberichterstattung 2012: Bildung in Deutschland 2012, GüterslohBundesinstitut für Bevölkerungsforschung, 2013: Familienleitbilder. Vorstellungen. Meinungen. Erwartungen, WiesbadenBMFSFJ, 2012: Bildungsbegleitung in der Eltern- und Familienbildung, BerlinBMFSFJ, 2012: Familienreport 2012, BerlinBMFSFJ, 2013: Familienmonitor 2013, BerlinBMFSFJ, 2013: 14. Kinder- und Jugendbericht, BerlinRauschenbach, Thomas (2009): Zukunftschance Bildung. Familie, Jugendhilfe und Schule in neuer Allianz. Weinheim und MünchenUhlendorff, Uwe/Euteneuer, Matthias/Sabla, Kim-Patrick 2013: Soziale Arbeit mit Familien, München Basel

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