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12 Grundwissen Maschinen Text und Fotos: Guido Henn Es gibt Maschinen, die einen immer wieder aufs Neue begeistern und verblüffen können. Die Oberfräse ist eine solche Maschine und man ist selbst als "hartgesottener" Holz-wer- ker immer wieder überrascht, was für ein Potenzial in diesem Elektro- werkzeug steckt. Wenn man be- denkt, dass es sich bei der Oberfräse eigentlich nur um einen Motor han- delt, den man über zwei Hubsäulen auf und ab bewegen kann, muss es neben dieser "Tauchfunktion" noch weitere Komponenten geben, die zu den vielen Einsatzmöglichkeiten bei- tragen. Zunächst sind hier natürlich die unzähligen, verschiedenen Frä- ser zu nennen, die man in die Werk- Tausendsassa Oberfräse Kein anderes Elektrowerkzeug bietet so viele Anwendungsmöglichkeiten wie die Oberfräse Kugellager: Holzkanten abrunden, fasen oder profilieren ist mit einem Kanten- fräser mit Kugellager ein Kinderspiel und gelingt auch dem Anfänger. Parallelanschlag: Bei Nut- und Profil- fräsern ohne Kugellager wird die Fräse mittels Parallelanschlag oder einer Führungsschiene "auf Kurs" gehalten. Führungsschiene: Im Gegensatz zum Parallelanschlag bietet sie eine freie Posi- tionierung auf dem Werkstück und eine zwangsgeführte Oberfräse. Kopierhülse: Geschweifte Schablonen können mit einer Kopierhülse "abgefah- ren" werden. Dadurch sind beliebig viele perfekte Kopien möglich. Zirkeleinrichtung: Runde oder auch halbrunde Tischplatten sind mit einer Zirkeleinrichtung in wenigen Minuten hergestellt. Anleimer bündig fräsen: Was sonst mit dem Handhobel vorsichtig bündig gehobelt werden muss, erledigt hier die Fräse sicher und absolut präzise. zeugaufnahme unterhalb des Motors einsetzen kann. Um diese Fräser mitsamt der Oberfräse exakt am Werkstück vorbei führen zu können, wird aber noch ein geeignetes "Führungsmittel" benötigt. Denn erst das Zusammenspiel aus Oberfräse, eingespanntem Fräser und passen- dem Führungsmittel sorgt für unzäh- lige Anwendungsmöglichkeiten. Die- se Vielseitigkeit, die der Profi an der Oberfräse so schätzt, ist aber auch der Grund, warum diese Maschine viele Einsteiger am Anfang überfor- dert. Nicht selten wandert die Fräse nach anfänglichen frustrierten Versu- chen wieder zurück in den Karton. Die wichtigsten Führungsmittel in der Praxis

Festool Håndfræser

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Grundwissen Maschinen Text und Fotos: Guido Henn

Es gibt Maschinen, die einen immerwieder aufs Neue begeistern undverblüffen können. Die Oberfräse isteine solche Maschine und man istselbst als "hartgesottener" Holz-wer-ker immer wieder überrascht, wasfür ein Potenzial in diesem Elektro-werkzeug steckt. Wenn man be-denkt, dass es sich bei der Oberfräseeigentlich nur um einen Motor han-delt, den man über zwei Hubsäulenauf und ab bewegen kann, muss esneben dieser "Tauchfunktion" nochweitere Komponenten geben, die zuden vielen Einsatzmöglichkeiten bei-tragen. Zunächst sind hier natürlichdie unzähligen, verschiedenen Frä-ser zu nennen, die man in die Werk-

Tausendsassa Oberfräse

Kein anderes Elektrowerkzeug bietet so viele Anwendungsmöglichkeiten wie die Oberfräse

Kugellager: Holzkanten abrunden, fasenoder profilieren ist mit einem Kanten-fräser mit Kugellager ein Kinderspielund gelingt auch dem Anfänger.

Parallelanschlag: Bei Nut- und Profil-fräsern ohne Kugellager wird die Fräsemittels Parallelanschlag oder einerFührungsschiene "auf Kurs" gehalten.

Führungsschiene: Im Gegensatz zumParallelanschlag bietet sie eine freie Posi-tionierung auf dem Werkstück und einezwangsgeführte Oberfräse.

Kopierhülse: Geschweifte Schablonenkönnen mit einer Kopierhülse "abgefah-ren" werden. Dadurch sind beliebig vieleperfekte Kopien möglich.

Zirkeleinrichtung: Runde oder auchhalbrunde Tischplatten sind mit einerZirkeleinrichtung in wenigen Minutenhergestellt.

Anleimer bündig fräsen: Was sonstmit dem Handhobel vorsichtig bündiggehobelt werden muss, erledigt hier dieFräse sicher und absolut präzise.

zeugaufnahme unterhalb des Motorseinsetzen kann. Um diese Fräsermitsamt der Oberfräse exakt amWerkstück vorbei führen zu können,wird aber noch ein geeignetes"Führungsmittel" benötigt. Denn erstdas Zusammenspiel aus Oberfräse,eingespanntem Fräser und passen-dem Führungsmittel sorgt für unzäh-lige Anwendungsmöglichkeiten. Die-se Vielseitigkeit, die der Profi an derOberfräse so schätzt, ist aber auchder Grund, warum diese Maschineviele Einsteiger am Anfang überfor-dert. Nicht selten wandert die Fräsenach anfänglichen frustrierten Versu-chen wieder zurück in den Karton.

Die wichtigsten Führungsmittel in der Praxis

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Das liegt aber vor allem auch daran,dass es neben der obligatorischenBedienungsanleitung quasi keinevernünftige Einführung in den Um-gang mit der Oberfräse gibt. Dabeigibt es eine ganz einfache und sehrsichere Methode, sich mit der Fräsevertraut zu machen.

Aller Anfang ist leicht!Dazu spannen Sieeinfach einen Ab-rundfräser mit ei-nem darunter lau-fenden Kugellagerein. Das Kugella-ger dient dabeials Führung und"tastet" beim Frä-sen die Holzkante

ab. Es muss daher kein weiteresFührungsmittel mehr an die Ober-fräse montiert werden.

Den Fräser lassenSie dann so weitaus der Fußplatteder Oberfräse her-aus schauen, bisdie abgerundeteSchneide in etwa

auf dem Niveau der Fußplatte aus-läuft.

Spannen Sie das Werkstück aufjeden Fall bei der Bearbeitung mitZwingen oder anderen geeignetenSpannmitteln fest und führen Siedie Fräse immer mit beiden Hän-den. Denn die meisten Unfälle mitder Oberfräse passieren, weil dasWerkstück nicht mit Zwingen fix-iert, sondern mit der Hand festge-halten wurde. Setzen Sie die Fräsealso mit beiden Händen auf die lin-ke vordere Werkstückkante auf undachten Sie darauf, dass der Fräsernoch nicht die Werkstückkanteberührt. Jetzt schalten Sie die Fräseein und führen den Fräser langsamgegen die Holzkante bis dasKugellager dort anliegt. SchiebenSie die laufende Maschine von linksnach rechts an der gesamtenHolzkante vorbei. Schneller undgleichmäßiger kann man einHolzkante nicht "entschärfen".

Ganz entscheidend beim Einsatzeiner Oberfräse ist, dass sie immergegen die Laufrichtung des Fräsersgeführt wird. Sonst wird dieOberfräse nicht mehr durch dieFliehkraft des Fräsers automatischan die Werkstückkante gezogen,sondern weggedrückt. Je nachGröße des eingesetzten Fräserskann es dabei zu erheblichen"Rückschlägen" kommen, die vorallen Dingen dann sehr gefährlichsind, wenn das Werkstück nichtfestgespannt oder die Fräse nurmit einer Hand geführt wurde,während die andere das Werkstückfesthält. Die Grafik oben rechtszeigt nicht nur die Führungs-richtung an der Außen- bzw. In-nenkante des Werkstücks, sonderndie nummerierten Pfeile weisenauch darauf hin, welche Kante manzuerst bearbeiten muss und wel-che zum Schluss. Das bedeutet,dass man beginnend mit derStirnseite alle weiteren Seitengegen den Uhrzeigersinn bearbei-tet. Denn der fast unvermeidlicheAusriss am Kantenende der Stirn-holzfläche wird dann beim anschlie-ßenden Fräsen der Längskantenwieder sauber weggefräst.

Der richtige Vorschub

mit dem Daumen gegen die Füh-rungskante (Schablonenkante).Der Zeigefinger zeigt jetzt auto-matiosch in die Richtung, in dieSie die Oberfräse schieben müs-sen. Dieser Trick funktioniertauch, wenn die Fräse im Frästischmontiert ist. Dann muss nur dieHand gedreht werden und derHandrücken zur Tischfläche zeigen(Handrücken = Position derOberfräse)

So einfach be-stimmen Siedie Führungs-richtung derOberfräse:nehmen sie dierechte Handund zeigen Sie

Die optimale Drehzahl

Neben einwandfreien und scharfenQualitätsfräsern ist vor allen Dingenein gleichmäßiger und stetigerVorschub der Oberfräse besonderswichtig. Wird die Maschine bei-spielsweise zu langsam an derHolzkante vorbei geführt, könnenaufgrund der entstehenden Reibungs-hitze nicht nur hässliche Brand-spuren am Werkstück entstehen,sondern auch die Fräserschneidenüberhitzen und stumpf werden. Beidiesen Fräsern lohnt dann auch dasNachschärfen nicht mehr und mankann sie getrost mit dem Alteisenentsorgen. Ein zu geringer Vorschubist neben verschmutzten und mitSpänen verklebten Fräsern übrigensdie häufigste Ursache für stumpfeSchneiden. Wer hier aufpasst, derkann die Lebensdauer seiner Fräserum einiges erhöhen.

einer zu geringen Schnittgeschwin-digkeit kann es zu erheblichen Rück-schlägen kommen und ist sie zuhoch, laufen die Schneiden heiß undstumpfen sehr schnell ab. DieSchnittgeschwindigkeit wird durchden Fräserdurchmesser und die ein-gestellte Drehzahl beeinflußt. Damitgroße Fräser keine zu hohe Schnitt-geschwindigkeit entwickeln, dürfenSie nicht mit der vollen Drehzahlbetrieben werden (s. Tabelle). Aufkeinen Fall darf die auf den Fräser-schaft gedruckte max. Drehzahlüberschritten werden.

Die Fräse richtig führen

Für ein perfektesFräsergebnis istaber auch dierichtige Schnitt-geschwindigkeitentscheidend. Bei

30 oder weniger 24.00030 - 50 24.000 - 18.00050 - 63 18.000 - 16.00063 - 73 16.000 - 12.000mehr als 73 12.000 - 10.0000

Ø Fräser in mm Drehzahl (n-max.)

Drücken

Schieben

Titelthema: Oberfräse

Tipp!

Page 3: Festool Håndfræser

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Grundwissen Maschinen

Sie unterscheiden sich neben derSchaftgröße (s. Kasten rechts) vorallen Dingen im Material (HS oderHW) und der Form der Schneide.Fräser aus Hochleistungsschnell-schnittstahl (HS) sind besonders beider Bearbeitung von Weichhölzernzu empfehlen. Sobald Sie aber auchHarthölzer, Plattenwerkstoffe oderauch Kunststoffe bearbeiten möch-ten, sollten Sie unbedingt die we-sentlich robusteren mit Hartmetallbestückten HW-Fräser einsetzen.Diese Fräser sind zwar doppelt soteuer wie HS-Fräser, dafür garantie-ren die aufgelöteten Hartmetall-plättchen aus einer Wolfram-Carbid-Verbindung eine mindestens 20 malso hohe Standzeit. Bei Qualitätsfrä-sern zeichnet sich das Hartmetallzusätzlich durch eine hohe Mikro-kornqualität und - dichte aus, waszum einen die Standzeit nochmalserhöht und zum anderen die Mög-lichkeit bietet, die Schneiden nochfeiner und schärfer herzustellen.Leider lässt sich die Hartmetallqua-

lität nicht mit bloßem Auge feststel-len, so dass man hier zunächst demHersteller vertrauen muss. Erstwenn die Fräser eingesetzt werden,offenbart sich deren wahre Qualität. Leichter fällt da die Beurteilung deräußeren Form des Fräsers. Nebendem bereits gezeigten Abrundfräsermit Kugellager gibt es unzählige wei-tere Profilvarianten, einige von ihnensowohl mit, als auch ohne Kugella-ger. Die Fräser, die über ein Kugel-lager verfügen, können zwar ohnezusätzliche Führungsmittel benutztwerden, sind aber ausschließlich ander Holzkante einsetzbar. Soll abermitten in der Holzfläche ein Profiloder eine Nut gefräst werden, müs-sen Sie zu einem stirnschneidendenFräser greifen. Diese Fräser könnenins Holz eintauchen und sind in derRegel nur mit einem zusätzlichenFührungsmittel, wie beispielsweiseeinem Paralellanschlag oder einerFührungsschiene einsetzbar.

Die Fräser - das wichtige Zubehör!

Nutfräser gibtes in den Durch-messern 2 mmbis ca. 25 mm alsSpiralnutfräser(li.) oder als gera-der Nutfräser(re.) mit aufgelö-teten Schneiden.Spiralnutfräserhaben durch ihreForm einen bes-

Scheiben-nutfräser sindideal zum Nutenvon schmalenHolzkanten. DieScheiben werdendazu auf einenAufnahmedornmontiert und sindin Nutbreiten von2 - 6 mm erhält-lich. Der Aufnah-

Stirnschneidende Fräser zum Nuten, Falzen,Graten und Profilieren

seren Spänetransport und ein sehr sau-beres Fräsbild. Wichtig ist auch eineausreichende Schneidenlänge, die jenach Durchmesser bis zu 50 mm Längebetragen kann.

Grat- und Zin-kenfräser wer-den in der Regelausschließlichzum HerstellentraditionellerHolzverbindungen(Gratnut und -feder oder Zinken-Schwalbenschwanzverbindungen) ein-gesetzt. Es gibt

sie in verschiedenen Schrägen von 7ºbis 15º. Einige besitzen an den Spitzenherausstehende Vorschneider, die beieinem gezinkten Schubkasten abereher störend wirken.

medorn ist sowohl mit als auch ohneKugellager erhältlich. Aufgrund der hö-heren Schnittgeschwindigkeit sollte die-ser Fräser dem geraden Nutfräser immervorgezogen werden.

Profilfräser die ins Holz eintauchenkönnen gibt es in vielen Ausführungen.Die wichtigsten sind ein Hohlkehlfräser(li. Radius = 6 mm) und ein V-Nut- bzw.Schriftenfräser (re. Schneidenwinkel =45º). Beide können sowohl an derHolzkante, als auch in der Holzflächeeingesetzt werden.

Fräseraufnahme

In Deutschland werden 6, 8, und 12 mm Schaftfräser angeboten.Zu jeder dieser Schaftgrößen gibtes auch die passende mehrfachgeschlitzte und konisch zulaufen-de Spannzange, in die der Fräsereingesteckt und mittels einer Über-wurfmutter festgespannt wird. Beieinigen Systemen rastet die

Spannzange hör-bar in die Über-wurfmutter ein.Darauf muss un-bedingt geachtetwerden, sonst wird

Schaft für dieOberfräsen dermittleren Leis-tungsklasse an-geboten. Starkmotorisierte Frä-sen (ab ca. 1400Watt) könnenauch die längerenund größeren 12mm Schaft-fräseraufnemen.

die Spannzange beim Lösen derÜberwurfmutter nicht mit herausgezogen und steckt in derMaschinenspindel fest. Dann hilftmeist nur brachiale Gewalt, umden Fräser wieder zu lösen. Diemeisten Fräser werden mit 8 mm

Wichtiger Sicherheitshinweis!

Wie tief der Fräser in die Spann-zange gesteckt werden muss,können Sie hier sehr deutlichsehen. Als Faustregel gilt: so tiefwie möglich, aber mindestens sotief, dass der Schaft des Fräsers,die gesamte Länge der Spann-zange ausfüllt (mind. 3/4 der

Schaftlänge). Nurdann ist ein vib-rationsfreier, ex-akter Rundlaufdes Fräsers gar-antiert, ohne dieSpannzange zubeschädigen. Imschlimmsten Fall,kann sich sogarder Fräser lösen.

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Klick!

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Fräser mit Kugellager zur Bearbeitung der Holzkanten

Abrundfräser oder auch Viertelstabfrä-ser genannt, werden in der Regel miteinem vormontierten Kugellager ange-boten. Damit können dann die Profile 1(Abrundung) und 2 (Abrundung +Kante oben) gefräst werden. Wird dasKugellager durch ein kleineres ausge-tauscht, ergibt sich zusätzlich ein Absatzan der Holzkante (3 + 4). Einige Her-steller liefern zu Ihren Abrundfräserngleich das zweite Kugellager zumWechseln mit. Bei anderen muss es als

Ersatzteil extra ge-kauft werden. Pas-send zum Radius desAbrundfräsers sollteman in jedem Fallauch einen Hohlkehl-fräser mit Kugellagerkaufen (li.).

Bündigfräser werden mit oben (mi.)oder am Schaft (re.) liegendem Kugel-lager angeboten. Mit beiden Fräsern las-sen sich exakte 1:1 Kopien mittels einerSperrholzschablone herstellen. Dabeigleitet das Kugellager an der Schablo-nenkante vorbei, während die Schneidenden Überstand genau bündig abfräsen.Mit diesen Fräsern können auch überste-hende Anleimer bündig zur Plattenober-fläche gefräst werden. Werden dieseFräser allerdings nachgschärft sindSchneiden - und Kugellagerdurchmessernicht mehr gleich und es entsteht einkleiner Absatz. Dieses Problem gibt esbei Fräsern mit Wechselschneiden (li.)nicht. Sind die Schneiden stumpf, könnensie einmal gedreht und anschließenddurch neue ersetzt werden.

Falzfräsermit austausch-baren Kugel-lagern sindunverzichtbarund gehörenin jede Fräser-sammlung.Vor allen Din-gen wenn esdarum gehtgeschwungene

Rahmenformen mit einem Falz zu ver-sehen, sind Fräser mit Kugellager einegroße Hilfe.

Profilfräser mit Kugellager gibt es inzahlreichen Profilvarianten. Neben demAbrund- und Hohlkehlfräser gehört vorallen Dingen der Fasefräser (li.) zurGrundausstattung. Und wer es etwas"üppiger" mag, der sollte sich zusätz-lich noch den sogenannten Karnisfräserals Ergänzung zulegen.

Mit zwei oder mehrunterschiedlichenFräsern kann manauf einfachste Weisewieder neue Profil-kombinationen er-zeugen. Beispielswei-se kann man einenNutfräser zum"Abplatten" einer

Füllung einsetzen, während ein Hohl-kehlfräser ein ansprechendes Profil andie Falzkante fräst. So spart man sichdie Anschaffung eines teuren Spezial-fräsers.

Alle Fräserdaten auf dem Schaft

Mindesteinspann-markierung

HW (Hartmetall) = Material14,3 mm = Ø-Schneide16 mm = Nutzlänge-Schneide 8 mm = Schaftdurchmesser10º = Schneidenschrägen-max. 27000 = max.DrehzahlMAN = Manueller Vorschub

bzw. Handvorschub

Hersteller + Best.Nr.

Fräser reinigen Fräser schärfen

Ein mit Harz und Spänen verklebterFräser wird zum Reinigen einfach inein Petroleumbad gelegt. Nacheiner kurzen Einwirkzeit kann derSchmutz mit einem Pinsel entferntwerden. Kugellager unbedingt vor-her entfernen, da sich beim Kontaktmit dem Petroleum das Lagerfettauflöst. Eine andere Möglichkeit istdas Einsprühen des Fräsers mitBackofenspray. Nach einer zehnmi-

nütigen Ein-wirkzeit lässtsich selbsthartnäckiger Schmutz mü-helos mit ei-nem Lappenentfernen.

Stumpf gewordene Fräser könnenmit einem Diamatschärfstein, aufden man etwas Wasser gibt, leichtwieder "aufgefrischt" werden. Esdarf aber nur in der flachen "Zahn-brust" geschliffen werden und kei-nesfalls auf der Schneidenschräge,da sonst u. U. der Schnittwinkelverändert wird. Dieses so genannte"Abziehen" der Hartmetallschneideersetzt aber keinen guten und pro-fessionellen Schärfdienst. Den soll-ten Sie unbedingt in Anspruch neh-men, wenn der Fräser größereKerben aufweist. Je nach Fräser-größe liegen die Schärfkosten zwi-schen 10 und 20 Euro. Qualitäts-fräser sind danach aber wieder wieneu, so dass sich diese Investitionauf jeden Fall lohnt.

Tipp!

Titelthema: Oberfräse

Page 5: Festool Håndfræser

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Grundwissen Maschinen

Die Führung des Parallelanschlags lässtsich wesentlich verbessern, wenn mandie bestehenden Kunststoffbacken gegendurchgehende oder geteilte Holzleistenoder Brettchen aus Multiplex austauscht.Mit breiten Führungsflächen kann dieFräse sogar über schmale Holzkantengeführt werden, ohne dass sie zur Seitekippt. Noch besser ist ein zweiter Paral-lelanschlag, der das Werkstück quasi"einklemmt". So ist weder ein Kippender Fräse noch ein Verrutschen desWerkstücks möglich.

Tipps und Tricks

Das steht in keiner Bedienungsanleitung

Parallelanschlag:Führung verbessern

Kreisschablone für 2 Euro Materialkosten

Oberfräse: der bestemobile Bohrständer!

ZwangsgeführteOberfräse

Wer keine Führungschiene besitzt, kanndie Oberfräse auch mit der Kopierhülsegenau auf Kurs halten. Dazu läuft sieeinfach spielfrei zwischen zwei 150 mmbreiten und 9 mm dicken Multiplexplat-ten. An den Enden werden die Multiplex-flächen einfach mit je einer Holzleisteund Spaxschrauben auf die nötige Dis-tanz (= Kopierhülsendurchmesser) ge-halten. Wer den Zwischenraum nicht pa-rallel, sondern leicht konisch gestaltet,der kann nach dieser Methode perfekte,konisch verlaufende Gratnuten herstellen.

Bohren Sie mit dem Bohrständer in eine150 mm breite und 9 mm dicke Multiplex-platte ein Durchgangsloch, das genaudem Durchmesser ihrer Kopierhülse ent-spricht. Schlagen Sie einen Nagel imAbstand des gewünschten Radius in dieSchablone und das Werkstück und stec-ken Sie dann die Oberfräse mit der Ko-pierhülse in das gebohrte Führungsloch.Jetzt können Sie die Oberfräse mit derSchablone zusammen um die Nagelach-se drehen und neben sehr kleinen Kreisen(z. B. für Kinderspielzeug) auch problem-los große Tische kreisrund fräsen. DieMultiplexplatte ist so stabil, dass sieselbst bei großen Radien nicht nachgibt.

Viele ältere Oberfräsen besitzen leiderkeine komfortable und genau einstell-bare Tiefenjustierung mit Nullfunktion.Mit einem kleinen Trick sind aber auchbei diesen Maschinen bestimmte Fräs-tiefen schnell und präzise eingestellt.Dazu wird der eingespannte Fräserzunächst soweit nach unten auf dasWerkstück gedrückt, bis die Fräserspitzedie Werkstückoberfläche berührt. Jetztwird einfach ein Bohrer im Duchmes-ser der gewünschten Frästiefe zwischenRevolveranschlag und Tiefenstoppgelegt. Auch Möbelbeschläge (Schar-niere, Bettbeschläge etc.) können aufdiese Weise bündig zur Holzoberflächeeingelassen werden.

Wenn die richtigen Bohrer in die Ober-fräse gespannt werden, dann entpupptsich die Fräse als bester mobiler Bohr-ständer, den es gibt. Da normale Holz-bohrer nur für eine max. Drehzahl von3.000 U/min zugelassen sind, dürfen sieauf keinen Fall in eine Oberfräse, diemit ca. 24.000 U/min zu Werke geht,eingespannt werden. Hierzu gibt es spe-zielle für die Oberfräse zugelasseneBeschlag- und Dübelbohrer in den wich-tigsten Durchmessern von 3 bis max.35 mm (Bild 1). Mit dem 35er Beschlag-bohrer lassen sich beispielsweise inwenigen Minuten perfekte Löcher zurAufnahme von Topfscharnieren bohren.Besonders bei großen Türen ist dieseMethode vorteilhafter, weil man die Türsicher auf der Werkbank festspannenkann und nicht wie sonst üblich aufeinem kleinen Auflagetisch der Ständer-bohrmaschine herum wackelt. Die Posi-tionierung der Oberfräse übernimmtentweder der Parallelanschlag (Bild 2)oder die Führungsschiene. Noch bessereignet sich die Kopierhülse, da die Fräsebei dieser Methode keinen Millimeterverrutschen kann (Bild 3). Dazu ist aber- neben einer 40 mm Kopierhülse - dieHerstellung einer Bohrschablone erfor-derlich (Bild 4). Für den, der öfterTopfscharniere einsetzt, macht sich derAufwand aber schnell bezahlt, dennsicherer und präziser kann man dieseScharniere nicht einbohren.

Tipp!

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Holzgewinde fräsen mit dem Wood Threaderder Firma Beall

Mit dem - leider nur in den USA erhält-lichen - Gewindeschneidapparat für dieOberfräse, können Gewindestäbe mit1/2 (12,7 mm), 3/4 (19,05 mm) und 1 Zoll(25,4 mm) Durchmesser hergestelltwerden. Die Einsatzmöglichkeiten reichenvom Nussknacker über Holzzwingen bishin zur Herstellung von Holzspielzeug. InHartholz sind die Ergebnisse sehr über-zeugend und man kann das Gerät mit

1. Spannen Sie das Gerät samt Ge-windeeinsatz fest in die Hobelbankoder einen Spanntisch ein.

2. Zentrierhülse aus Alu auf den Fräserstecken und in die Zentrierbohrung desGewindeeinsatzes einstecken.

3. Oberfräse mit den Befestigungskral-len auf der Metallplatte fixieren undZentrierhülse wieder entfernen.

4. Die Frästiefe so einstellen, dass dieSpitze des Fräsers knapp 1 mm in dieGewindebohrung hinein ragt.

5. Oberfräse einschalten und 19 mmRundstab in die Öffnung stecken. Dannden Stab im Uhrzeigersinn durch denGewindeeinsatz drehen.

6. Für das Innengewinde zunächst indie Mutter ein 16 mm Loch bohren.Mutter einspannen und Schneideisenmit Hilfe eines Windeisens (Selbstbauaus Holz!) durch die Bohrung drehen.

Titelthema: Oberfräse

den drei Gewindeeinsätzen und den dazupassenden drei Schneideisen uneing-schränkt empfehlen. Auch der notwendi-ge Fräser ist gleich im Set enthalten,allerdings nur mit 1/4 Zoll Schaft. DieOberfräse muss daher zuerst mit einerpassenden Spannzange ausgerüstetwerden - bei Markenfräsen ist das aberkein Problem.

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Literaturempfehlung

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Grundwissen Maschinen

Samstag halb zehn im Baumarkt: Esist schon verlockend, da gibt es tat-sächlich 12 Hartmetall bestückteFräser übersichtlich in einer Holz-kassette für nicht einmal 20 Euro.Dafür gibt es bei den Markenher-stellern gerade mal einen Fräser.Also ab in den Einkaufswagen mitdem kleinen "Schmuckkästchen",denn bei 20 Euro kann man ja ei-gentlich überhaupt nichts falschmachen und wenn einer der Fräsermal wirklich den Geist aufgibt, nadann kauft man sich halt wiedereinen neuen Satz. Und im übrigen,für die zwei Fräsungen im Jahr istdie Qualität sicher ausreichend.Leider gibt es immer mehr Holzwer-ker, die so denken, und man kannihnen nicht mal einen Vorwurfmachen. Woher sollten sie dennauch die Qualitätsunterschiede ken-nen, wenn selbst die Einkäufer dergroßen Baumarkt- und Discounter-ketten hier anscheinend völlig ah-nungslos zum Teil lebensgefährlicheProdukte in ihre Regale stellen. Die

Am falschen Ende gespart

Nicht nur das Werkstück “leidet” bei schlechten Fräsern - einige sindsogar lebensgefährlich

Ein Sicherheitsrisiko... Nicht nur sicherer...

Die Verarbeitung

...stellen diese weitüberstehenden Hart-metallplättchen dar,die schon bei der ge-ringsten Belastungabbrechen können.Damit nicht genug,sind sie einfach nur als komplette Plattesenkrecht eingelötetund mit einem mini-malen Schneiden-win-kel angeschliffen wor-den. Bei diesen Frä-sern fehlt jeglicherAchswinkel, der einensauberen ziehendenSchnitt erzeugenwürde. Und aufgrundder völlig fehlendenSpandickenbegrenzungbesteht eine erhöhteRückschlaggefahr!

...sondern aufgrundder zwei schräg ein-gesetzten Schneiden(Achswinkel) auch einsehr sauberer ziehen-der Schnitt. Bei die-sem Fräser bilden alsozwei perfekt auf denGrundkörper gelöteteHartmetallschneidendas Hohlkehlprofil.Dabei stehen dieSchneiden nur maxi-mal 3 mm über denGrundkörper herausund sind somit fürden Handvorschubgeeignet und dürfendas Zeichen MAN aufdem Schaft tragen.Solche Aufdruckesucht man bei Billig-fräsern vergebens.

Schlecht aufgelöteteHartmetallschneiden,die bei extremer Be-lastung abbrechenkönnen. Die beidenSpitzen (Pfeile) stehenzu weit über demGrundkörper herausund werden garantiertschon nach wenigenMetern abbrechen!

So offensichtlich prä-sentieren sich schlech-te und angelaufeneLötstellen nur selten.Meistens werden siemit einem dickenschwarzen Farbauftragkaschiert. Sie bleibendann aber immer nochals dicke "Wülste"sichtbar.

Die Schneide stehtviel zu weit über demGrundkörper heraus.Das Hartmetallplätt-chen kann bei Hart-hölzern leicht abbre-chen und aufgrundder fehlenden Span-dickenbegrenzungbesteht erhöhte Rück-schlaggefahr!

BeimDiscounter findet

man gleich neben derBilligFräse auch den “pas-

senden” Fräsersatz - ambesten macht man um bei-des einen großen Bogen!

Folgen einesmöglichenUnfalls mitmangelhaftenFräsern werden hierwahrscheinlich auf Kos-ten des schnellen Ge-schäfts völlig verdrängt odergar in Kauf genommen. DieEinkaufspreise dieser meist ausChina kommenden Fräserkästchenliegen bei nicht mal 5 Euro. Also eingutes Geschäft für den Handel, aberleider nicht für den Kunden!Das war für uns Grund genug einmaleines dieser vermeintlichen Schnäp-pchen etwas genauer unter die Lupezu nehmen, damit Sie, liebe Leser, inZukunft wissen was Sie sich selbstund Ihrer Oberfräse zumuten. Undwenn man weiß worauf man achtenmuss, kann man Billig-Fräser soforterkennen. Vielleicht sehen Sie da-nach den Preis eines Qualitätsfräsersaber auch mit anderen Augen.

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Titelthema: Oberfräse

Achtung Handvorschub

Alle Qualitätsunterschiede auf einen Blick!Achten Sie auf lange, saubere und unbeschädigte Schäfte, auf denen nebendem Hersteller alle weiteren wichtigen Fräserdaten und das Zeichen fürHandvorschub (s. Kasten unten) aufgedruckt sind. Wichtig ist auch derAufdruck für die Mindesteinspanntiefe des Schaftes in die Spannzange.

Qualitätsfräser besitzen dickere Hartmetallplättchen, die zudem auch schrägzur Fräserachse (= ziehender Schnitt) perfekt aufgelötet sind. Die Schneide steht gleichmäßig und nur max. 3 mm über den Grundkörperheraus und die Spanlücke ist enger als bei den meisten Billigfräsern.

Hochwertige Fräser besitzen in der Regel auch größere Kugellager, die sehrleicht und gleichmäßig laufen. Dafür sorgen vor allen Dingen eine U-Scheibeunter dem Kugellager und eine Aufspann-schraube mit extra breitem Kopf.Ein größeres Kugellager kann zu-dem durch ein kleineres ausgetauscht wer-den, um so eine weitere Profilvariante zu erzeugen.

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Auch darauf sollten Sie unbedingt achten!

Das Eintauchen mitten ins Werk-stück ist mit dem rechten Fräserunmöglich, da er keine angeschliffe-ne Stirnfläche besitzt wie der lin-keFräser. In besonders hochwertigenFräsern wird zur Verbesserung derEintauchqualität noch eine zu-sätzli-che Hartmetallschneide in dieStirnfläche eingelötet.

In unserem "Billig-Fräserkasten"gibt es den Bündigfräser nur mit12,7 mm langen und extrem dün-nen Schneiden. Damit lässt sichbestenfalls ein Furnierüberstandentfernen. Massivanleimer bündigfräsen oder ein 18 mm Leimholz-brett nach einer Schablone zu ko-pieren, ist nur mit den dickeren unddoppelt so langen Schneiden deslinken Qualitätsfräsers möglich.

Die meisten billigen Grat- und Zin-kenfräser überstehen in Hartholznicht mal die ersten paar Zentime-ter. Der auf fast 4 mm abgedrehte"Hals" (Pfeil) des rechten Fräsers istquasi eine Sollbruchstelle. Man maggar nicht dran denken, wo solcheBruchstücke überall hin fliegen kön-nen. Am besten spannt man soeinen Fräser erst gar nicht in dieOberfräse!

Üblicherweise wird die Oberfräse mit der Hand nach vorne geschoben. Wird dieMaschine stationär im Frästisch benutzt, wird das Werkstück von der Hand amAnschlag vorbei geschoben. Da es vor allen Dingen bei Tischfräsen immer wieder zuschlimmen Unfällen kam, wurde von der Holzberufsgenossenschaft 1955 eine stren-ge Sicherheitsnorm für Fräswerkzeuge entwickelt. Diese Norm besagt, dass alleFräswerkzeuge für den Handvorschub neben dem Aufdruck des Herstellers, derDrehzahl und der Vorschubart folgende Eigenschaften erfüllen müssen:

- weitgehend kreisrunde Form- eng begrenzte Spanlückenweite- rückschlagarmes Verhalten- Spandickenbegrenzung max. 1,1 mm

Diese Spandickenbegrenzung bedeutet, dass die Schneide eines Fräsers bei jederUmdrehung nicht tiefer als 1,1 mm ins Holz eindringen kann. Damit ist auch dieDicke des Spans auf max. 1,1 mm begrenzt. Alle Fräser, die diese Norm erfüllenund zusätzlich von der Holz BG geprüft wurden, dürfen das Prüfzeichen "BG-Test"tragen. Fräser mit der Aufschrift "MAN" für manuellen Vorschub. bzw.Handvorschub, dürfen nach der europäischen Norm EN-847-1 einen maximalenSchneidenüberstand von 3 mm aufweisen. Alle anderen oben genannten Kriteriengelten aber auch für diese Fräser. Setzen Sie daher ausschließlich Fräser ein, aufderen Schaft eine dieser Normen zusammen mit dem Hersteller aufgedruckt ist. DenSchneidenüberstand können Sie sehr leicht mit einem Messschieber überprüfen.Zuerst den Grundkörper und anschließend die Schneiden messen.