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Kurze Originalmitteilungen Fetts~iurezusammensetzung von Kakaobutterproben der Ernten 1967/68 H. WOlDICH und H. G~Au~ Mitteilung aus dem Forschungsinstitu~ der Ern~hrungswirtschaft, Wien Eingegangen am 20. Januar 1970 Fatty Acid composition of cocoa butter samples from 1967/68 crops Summary. Gas-liquid-chromatography of cocoa butter samples from 1967/68 crops yield lower palmitic acid values than those taken from 1962 crop. It is assumed that this is due to the influence of worse climatic conditions during the last years. Zusammen/assung. Bei gaschromatographischer Untersuchung der Fetts~urezusammen- setzung yon Kakaobutterproben aus Bohnen der Ernten 1967/68 warden durchschnittlich niedrigere Palmitins~urewcrte gefunden als bei Mustern des Jahres 1962. Dies dfirfte auf eine VerKnderung der Wachstumsbedingungen in Zusammenhang mit den schleehten Witterungs- verh~ltnissen der letzten Jahre zurfickzufiihren sein. In einer frfiheren Arbeit (1) haben wir an 77 aus authentischem Kakaobohnenmaterial selbst gewonnenen l~Iustern die Fetts~urezusammensetzung der Kakaobutter und ihre Abh~ngig- keit yon Standort und Sorte untersucht. Die zur Sehokoladeerzeugung vorwiegend verwendeten westafrikanisehen Sorten Ghana, Nigeria und Elfenbeinkiiste zeigten Mittelwerte yon 27,9q~ ffir Palmitins~ure, 34,4% ffir Stearins~ure und 33,4% fiir 01s~ure; die untersuchten Proben entstammten haupts~chlich der Ernte des Jahres 1962. Im gleicheu Zeitraum erschien eine Arbeit yon Kleinert [2], in der iibereinstimmende Werte ffir die Fetts~urezusammensetzung yon Kakaobutter publiziert wurden. Die 1968 erschienene Arbeit yon Wijngaarden [3] vom Zentralinstitut ffir Ern~hrungs- forschung, Zeist, Holland, zeigt dagegen ein ver~ndertes Bild; besonders der Gehalt an Palmitin- s~ure liegt bei den erw~hnten westafrikanischen Sorten mit einem Mittel yon 25,8% um 2,1% (abs.) tiefer, w~hrend Stearin- und 01s~uregehalt ann~hernd glcichbleibend sind. Zur Aufkl~rung des Unterschiedes haben wir mit dem Zentralinstitut fiir Ern~hrungsforschung 4 Kakaobutter- proben ausgetauscht; 2 kamen aus dem Zeutralinstitut, w~hrend unsere 2 Muster noch aus der yon uns seinerzeit analysierten Serie stammten, l~Iit Abweichungen yon maximal ± 2% (rel.) zeigten die Werte im Rahmen der literaturbekannten Fehlergrenzen [4] volle T~bereinstimmung; die Differenzen sind demnach keinesfalls durch fehlerhafte Analyscn -- wie Hr. Wijngaarden ver- muter -- zu erkl~ren. Ein yon der Expertenkommission der AIFC I im Jahre 1967 durchge- ffib_rter Ringversuch, an dem auch wir teilnahmen, ffihrte gleichfalls zu iibereinstimmenden Ergebnissen. Von anderen Beispielen her ist bekannt, dab die Fetts~urezusammensetzung yon SpeiseSlen groBen Schwankungen unterwoffen ist. Wir selbst haben auf diese Tatsache im Rahmen unserer Untersuchungen an KiirbiskernSlen [5, 6] hingewiesen, wo Klimaschwankungen, Bodenbe- schaffenheit und Sortenunterschiede als beeinflussende Faktoren erw~hnt wurden. Auch im Falle der Kakaobutter wurde in unserem Institut festgestellt, dab ttandelsproben der letzten Jahre signifikant niedrigeren Palmitins~uregehalt aufwiesen. Bekarmflich waren diese Ernten in den ttauptanbaugebieten schlecht, w~hrend in den vorangegangenen Jahren, aus denen das Probenmaterial unserer ersten Arbeit stammte, besonders gute Ernten zu verzeichnen waren. Es ist naheliegend, dab die beobachteten Ver~nderungen der Fetts~iurezusammensetzung damit in Zusammenhang stehen. Auch die Tatsache, dab die beiden Proben Wijngaardens mit hSherem Palmitins~uregehalt aus Niederl~ndisch Guayana bzw. Java stammten, also Gebieten, in denen in diesen Jahren keine MiBernten auftra~en, spricht ffir diese Vermutung. 1 Association Internationale des Fabricants de Confiserie.

Fettsäurezusammensetzung von Kakaobutterproben der Ernten 1967/68

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Kurze Originalmitteilungen

Fetts~iurezusammensetzung von Kakaobutterproben der Ernten 1967/68

H. WOlDICH u n d H. G ~ A u ~

Mitteilung aus dem Forschungsinstitu~ der Ern~hrungswirtschaft, Wien

Eingegangen am 20. Januar 1970

F a t t y Acid composit ion of cocoa bu t t e r samples from 1967/68 crops

Summary. Gas-liquid-chromatography of cocoa butter samples from 1967/68 crops yield lower palmitic acid values than those taken from 1962 crop. I t is assumed that this is due to the influence of worse climatic conditions during the last years.

Zusammen/assung. Bei gaschromatographischer Untersuchung der Fetts~urezusammen- setzung yon Kakaobutterproben aus Bohnen der Ernten 1967/68 warden durchschnittlich niedrigere Palmitins~urewcrte gefunden als bei Mustern des Jahres 1962. Dies dfirfte auf eine VerKnderung der Wachstumsbedingungen in Zusammenhang mit den schleehten Witterungs- verh~ltnissen der letzten Jahre zurfickzufiihren sein.

In einer frfiheren Arbeit (1) haben wir an 77 aus authentischem Kakaobohnenmaterial selbst gewonnenen l~Iustern die Fetts~urezusammensetzung der Kakaobutter und ihre Abh~ngig- keit yon Standort und Sorte untersucht. Die zur Sehokoladeerzeugung vorwiegend verwendeten westafrikanisehen Sorten Ghana, Nigeria und Elfenbeinkiiste zeigten Mittelwerte yon 27,9q~ ffir Palmitins~ure, 34,4% ffir Stearins~ure und 33,4% fiir 01s~ure; die untersuchten Proben entstammten haupts~chlich der Ernte des Jahres 1962. Im gleicheu Zeitraum erschien eine Arbeit yon Kleinert [2], in der iibereinstimmende Werte ffir die Fetts~urezusammensetzung yon Kakaobutter publiziert wurden.

Die 1968 erschienene Arbeit yon Wijngaarden [3] vom Zentralinstitut ffir Ern~hrungs- forschung, Zeist, Holland, zeigt dagegen ein ver~ndertes Bild; besonders der Gehalt an Palmitin- s~ure liegt bei den erw~hnten westafrikanischen Sorten mit einem Mittel yon 25,8% um 2,1% (abs.) tiefer, w~hrend Stearin- und 01s~uregehalt ann~hernd glcichbleibend sind. Zur Aufkl~rung des Unterschiedes haben wir mit dem Zentralinstitut fiir Ern~hrungsforschung 4 Kakaobutter- proben ausgetauscht; 2 kamen aus dem Zeutralinstitut, w~hrend unsere 2 Muster noch aus der yon uns seinerzeit analysierten Serie stammten, l~Iit Abweichungen yon maximal ± 2% (rel.) zeigten die Werte im Rahmen der literaturbekannten Fehlergrenzen [4] volle T~bereinstimmung; die Differenzen sind demnach keinesfalls durch fehlerhafte Analyscn - - wie Hr. Wijngaarden ver- muter - - zu erkl~ren. Ein yon der Expertenkommission der AIFC I im Jahre 1967 durchge- ffib_rter Ringversuch, an dem auch wir teilnahmen, ffihrte gleichfalls zu iibereinstimmenden Ergebnissen.

Von anderen Beispielen her ist bekannt, dab die Fetts~urezusammensetzung yon SpeiseSlen groBen Schwankungen unterwoffen ist. Wir selbst haben auf diese Tatsache im Rahmen unserer Untersuchungen an KiirbiskernSlen [5, 6] hingewiesen, wo Klimaschwankungen, Bodenbe- schaffenheit und Sortenunterschiede als beeinflussende Faktoren erw~hnt wurden. Auch im Falle der Kakaobutter wurde in unserem Institut festgestellt, dab ttandelsproben der letzten Jahre signifikant niedrigeren Palmitins~uregehalt aufwiesen. Bekarmflich waren diese Ernten in den ttauptanbaugebieten schlecht, w~hrend in den vorangegangenen Jahren, aus denen das Probenmaterial unserer ersten Arbeit stammte, besonders gute Ernten zu verzeichnen waren. Es ist naheliegend, dab die beobachteten Ver~nderungen der Fetts~iurezusammensetzung damit in Zusammenhang stehen. Auch die Tatsache, dab die beiden Proben Wijngaardens mit hSherem Palmitins~uregehalt aus Niederl~ndisch Guayana bzw. Java stammten, also Gebieten, in denen in diesen Jahren keine MiBernten auftra~en, spricht ffir diese Vermutung.

1 Association Internationale des Fabricants de Confiserie.

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FeLts~urezusammensetzung yon Kakaobutferproben der Emten 1967/68 105

Eine neuerliche Untersuchung, diesmal yon aufllentischen Kakaobohnenmustern der leLzten 3 gahre, konnte unsere VermuLung erh~rten. Wir besehafften uns 13 Proben aus vorwiegend westafrikanischen Anbaugebieten. Nach Entfernung yon Schalen und Keimlingen wurde das FeLt dureh Extraktion mit J~ther gewonnen. Auf die Tatsache, dab rail ALher bzw. Petrol~ther exLrahiertes KakaofetL in der Fetts~urezusammensetzung rail PreBbutter fibereinstimmt, ha- ben wir bereits 1964 hingewiesen; dieses Ergebnis wurde spKter yon Wijngaarden best~tigt.

Die Umesterung erfolgte durch Erhitzen mit methanoliseher Salzs~ure [7]. Nach Entfernen der Reagentien im Vakuum bei Zimmertemperatur kann das Methylestergemiseh direkL zur Gasehromatographie verwendet werden. Unter diesen Bedingungen sind die Methylester der FeLts~uren ab C1~ nieht flfichtig. Die yon Hadorn [8] beobaehteten Verluste an CI~ diirfLen auf Erhitzen w~hrend des Abdampfens im Vakuum zuriiekzuffihren sein.

Tabelle. Fettsdurezusammensetzung von Kakaobutterproben der Ernten 1967/68

Pro- Herkunft be

~r.

1 Ghana 2 Ghana 3 Ghana 4 Ghana 5 Ghana 6 Ghana 7 Ghana 8 Lagos 9 Lagos

10 Fernando Poe

11 Fernando Poe

12 Neu Guinea 13 Neu Guinea

GehalL an Fetts~uren c1~ cl, cl. c17 c . c18 c;;7 c ~ c~7 c~0 C~o c~ % % % % % % % % % % % %

- - Sp 25,9 0,31 Sp 34,8 36,7 2,25 - - Sp - - 0,13 26,7 0,27 0,20 35,4 34,6 2,02 - - 1,00 Sp 0,13 26,4 0,26 Sp 34,1 36,0 2,65 - - 0,69 Sp 0,14 26,4 0,15 0 ,21 34 ,1 36,4 1,79 u 0,98 - - 0,13 27,3 0,12 0,23 33,7 35,8 1,57 Sp 1,28 - - 0,12 27,0 0,10 0 ,11 35,3 34,3 2,17 - - 1,17 - - 0,09 25,5 0,13 0,20 34,7 35,7 2,96 - - 0,93 - - Sp 26,3 0,23 - - 35,7 35 ,1 2,67 - - Sp - - 0,09 26,4 0,16 0,13 34,8 34,7 2,93 - - 0,96 - - Sp 27,2 0,34 Sp 35,0 34 ,1 3,34 - - Sp

- - O, l l 25,0 0,09 Sp 32,9 37,3 2,98 - - 0,84

- - 0,13 26 ,1 0,25 Sp 34,6 35,4 2,84 - - 0,75 Sp 0,09 26,8 Sp 0,20 35,4 34,6 2,23 - - 0,98

Sp Sp - - Sp - - S p

- - S p

Die Ergebnisse (Tabelle) zeigen, dab der Gehalt an Palmitins~ure tats~ch]ich niedriger liegt als bei don friiher untersuchten Proben. Eine jahrgangsweise Ver~nderung der Fetts~urezu- sammensetzung ist somit auch bei Kakaobutter tats~chlich gegeben. Bei der Beurteilung yon Kakaobutterproben sind daher auch die geographisch und klimatisch bedingten Schwankungen zu beriicksiehtigen.

Literatur 1. Woidich, H., Gnauer, H., Riedl, 0., Galinovsky, E. : Diese Z. 125, 91 (1964). 2. Kleinert, J.: Gordian 62 (1490), 17 (1962). 3. Wijngaarden, D. van: Diese Z. 137, 171 (1968). 4. Hadorn, H., Ziircher, K. : Mitt. Leb. Hyg. 58, 209 (1967). 5. Woidieh, H., Galinovsky, E., Gnauer, H. : Dtsch. LebensmiLtel-Rdseh. 58, 220 (1962). 6. Woidieh, H., Galinovsky, E., Gnauer, H. : DLseh. Lebensmittel-Rdseh. 6 0 , 69 (1964). 7. Woidieh, H.: Diese Z. 129, 4 (1966). 8. Hadorn, H., Zfireher, K.: Mitt. Leb. Hyg. 58, 236 (1967).

Dr. H. Woidieh Dozent fiir Lebensmittelehemie und -teehnologie an der UniversiL~t Wien ForschungsinstiLut der Ern~hrungswirtsehaft A-1190 Wien, BlaasstraBe 29